Full text of "Werke"
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The Gift of
COOL. BENJAMIN LOEING.
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Muldreich Zwinglis
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Erfie vollftändige Ausgabe
durch
Melchior Schuler un Job. Scehultbess
Erſter Band
Der deutteben Schriften
erſter Theil
&tbr- unb Schutzſchriften
sum Behufe des ueberſchrittes
in die evangeliſche Wahrheit und Freyheit
| von 1522 Hi Mär; 1524.
Zürich, bey Friedrich Schultheß.
1828.
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QE | fHortvort bet Berausgeber
onc. anfangt Willens je Ave Bände bei Werkes zuſammen
and Licht zu Heilen; allein bad von mehrern Geiten geäußerte Ver⸗
fangen, batd eine Probe bed Ganzen zu (een, nebſt einigen bey der
Ankündigung ‚nicht geahneten Vorfaͤllen, bewegt und jegt den erſten
Band hier allein erfcheinen zu laffen, mit bem Wunfche vornehmlich ,
das Befinden be$ an dem Werke theilnehmenden Publikums über.
Baupt.. und insbefondere das einläffige Urtheil ſachverſtaͤndiger Männer
aufs ehefte darüber zu vernehmen, um barnad) uns im Derfolge der
Arbeit zu richten und aud) Ergänzungen ober Berichtigungen, wenn
und welche zugehen, nachzubringen; wobey wir getrof „erwarten
bürfen , man werde die gefliffene fBenutunà aller Hülfämittel , welche
der varerländifch » Titterarifche und Hiftorifche Fleiß der Hottinger,
Füßli, Cimmler, Heffe, Ugeri dargereicht, (don an dieſem
Bande wahrnehmen , wozu zwar einige der folgenden, größern Theile
Anecdota begreifenden, Bände mehr Anlaß geben werden, als
ber vorliegende ,. der außer wenigen kleinern Titeln oder Zugaben [ag
tee (don gedruckte, in ber Lirfprache iod vereinzelte, zum Theil
(6r felten gewordene Stüde- enthält.
-Die Herausgabe der erſten Abteilung, die in zwey ober drey
Bänden die urfpünglich teutfchen Schriften unb bie in der unveraͤn⸗
derten Mundart geben fol, geht aus dem gedoppelten Grunde envad
langfamer von Gtatten, weil wegen ber großen Verfchiedenheit der
Sprache von bem Hochteutfchen unſeres Jahrhunderts bie erforberliche
Correktur ſehr viel Zeit unb Mühe koſtet; anderſeits weil jeder Band
diefer Abtheilung in gedoppelter Ausgabe , teutſch, wie Zwingli ſelbſt
geſchrieben, umb. ind Latiniſche zum Theil neu überfegt, zweymal fo
viel Arbeit erheifcht,, ald die urſpruͤnglich Intinifchen Schriften beiíelben,
‚deren Bände bann auch fo viel unverweilter gefertigt werden können,
Die Einrichtung bed ganzen Werles wird faut. unſerer vorlaͤu⸗
figen Anzeigen folgende ſeyn: bie. eve Abtheilung begreift alle bie
urſpruͤnglich teutſchen Schriften; A. die homiletifchen,
bibaftifden unb apologetifden, a) betreffend den Ueber⸗
feitt aud bem aptum zur evongelifden SBabrbeit und Frey⸗
$t; b) betreffend bie Taͤufe rey unb die freitige Abend mabis-
Lehre. B. Die übrigen teutſchen Schriften vermifchtes JInhaltes, a) Die
poetifchen ,' b) bie padagogiſchen, c) die politiſchen. — Die Ctüde.
jedes Jachet werden dieonelogiídy zuſammengeordnet.
lv ^X. Süormort der Herausgeber.
Als Anhang 1) Sybiotifon ber Wortbildung und der Syntax, fo
viel befien, zum Verftändniffe der Zwingliichen Schriften erforderlich,
mehr eine foitematifche LWeberficht deutlich machen Tann, als verein«
seite Anmerkungen an jeder Stelle, wo ettead dergleichen au(tbót ; auch
Rechenſchaft zugleich von den Regeln, nach denen man bey der Correktur
verfahren if. 2) Alphabetifche Sammlung der Worterklaͤrungen durch
die bezeichnenditen hochteutſchen modernen Ausdrüde, was befon«
ders reich an etumologifchen Hinweifungen ausfallen wird. .
Diejelbe Abtheilung wird aber auch in dee gelehrten Syrache
parallel herausgegeben, fo wie laͤngſt von Zeitgenoſſen und Freunden
bed Reformatorz, von geo Sub, Megander unb Gwalter,
bie gedachten Schriften überfegt worden. Was biefe übrig liefen. "
unb die Heinern ober größeren güden, bie bey genauer Vergleichung
fid) zeigen, werden die Herausgeber aud) als Ueberſetzer, (o aut fie
koͤnnen ergaͤnzen.
Zur zweyten Abtheilung gehoͤren bie urſpruͤ aglich (atis
nifden Schriften. A. die gleidjartigen Schriften in berfelben
Ordnung , wie bie teutfchen, ihrem Gegenflanb unb 3wede ned.
B. die eyegetifden über bad Alte und das Neue Tefament.
C. die Briefe. -
9$ Anhang die laliniſchen Sefammt- „Regißer , D der Sachen
unb Perſonen, 2) bet uͤberſetzten und erklaͤrten Schriftſtellen, 3) bee.
Anführungen eud den Kirchenväteen unb Klaſſikern. 4) Snpeltiven
zeichniß des ganzen Werkes.
Wir haben ung bemuͤhet, wie ber Augenſchein zeigen mag, durch
bie Einleitungen zu den einzelnen GStuͤcken, bie durchgaͤngigen hiſtori⸗
(den unb litterariſchen Notizen, bie Ergänzungen aus ſpaͤtern, etwas
vermehrten Ausgaben, unb bie Anfuͤhrungen aus Gegenſchriften, den
Inhalt aufs beſte zu beleuchten unb auch den hiſtoriſchen Zuſammen⸗
bang der Schriften zu zeigen, fo wie mit Erklaͤrung der unverſtaͤnd.
lichſten Wörter und Redensarten dad Verſtaͤndniß von Seite der Soprache
zu erleichtern; unb überall burd) bie Sorgfalt und Treue, bie man
einem Elafjifchen Werke fchuldig if, das geſchenkte Zutrauen zu recht»
fertigen. Das erfie Hineinlefen in bie teutichen Schriften Zwingli’s
wird zwar nothwendig nicht bloß ben hochteutſchen Leſern, fondern
Tandem, bem. die fchweizerifchen Mundarten unſers Jahrhunderts
wohl betannt find, etwas Mühe foften. Denn fo viele'veraltete ober. in
Ber Bedeutung veränderte Wörter, Redensarten , Verbindung⸗ ı legen: .
Mem ſchnellen Verſiehen manchen Anſtoß in den Weg. ber man
lajie lich ja nicht obfäreden gen der Genuß, nachdem etliche -
Vorwort der feranfacber. ow
Bogen durchſtudirt find, lohnt die Anſtrengung reichlich. Ber mit
den igenthümlichkeiten diefee Mundarten, wie fie der Anhang zu
der erſten S(bibeilung in einem kurzen Inbegriff vorlegen wird, fid
befannt gemacht, wird bey etwas wifienfchaftlicher Bildung ſolche Schwie⸗
rigkeiten bald überwinden und an ben zuerſt abfchredenden Härten
keinen Auſtoß nehmen, fondern Kraft und Nachdrud darin finden;
ja manchen Vortheil, ben die gebunbuere Schulgerechtigkeit der Schrift-
fprache heutzutage nicht einraͤumt. Das befte Hülfgmittel aber it die
Benutzung der Iatinifchen Leberfehungen von Zwingli's Zeitgenoffen
und Freunden. .Diefe enticheidet, wo man immer über den Sinn
und Verſtand einer Stelle zweifeln möchte. Der Gebrauch dieſes
Huͤlfemittels kann daher nicht genug empfohlen werben.
Was wir durften in Ruͤckſicht auf Orthographie unb Interpunction,
um das Leſen zu erleichtern, iſt bey der Correktur geſchehen. Hierin
find ſogar die Original⸗Ausgaben der einzelnen Schriſten ſich ſelbſ
ſehr s ind, ; manchmal fómmt ein unb eben basfelbe Wort auf einer
Seite in mehrfacher Schreibart vot , z. B. Froͤd, Fedid, Froͤwd,
Sreuwb, Freud. Cine. Ungleichheit, bie zum Theil ben
Setzern mag beygemeſſen werden, denen das Orthographiſche, ſcheint
e$, begnabe ganz überlafien war. Demnach aefchab wohl ber
Gupbonie, der Eadenz, bem mehrern oder mindern Nachdruck man
ded zu liebe; unb in der Schrift ſowohl ald im mündlichen Vor⸗
teage bediente man fich je der Ausſprache oder Wortform, welche
eben am befien der Zunge fid) fügte, ober zum Affeete bei Redners
am meiſten paßte. |
. Sit alemannifche Sprache noch im Anfange te 16iem Jahe
hunderts möchten wie deßhalb mit der griechiſchen im Homeriſchen
Zeitalter vergleichen, bevor bie verſchiedenen Mundarten völlig abge:
zirkelt waren unb fichend geworden , unb am Ende fich eine gemeine ,
ganz geregelte Schriftfprache ausgebildet hatte. Wir führten folche Dinge
in den Zwinglifchen Schriften auf das Gebräuchtichkte unb Vorher
ſchende in denfelben zuruͤck, weil den heutigen Leſern ein folchee Wech⸗
ſel allzu anßoͤßig wäre. Die Sntecpunction, die ebenfalls ungleich
befb nach der Suntar, bald nach dem Rede⸗Aceent beftimmt , oft:
mald vegelloß ericheint, ja dem Verſtaͤndniſſe mehr zum Hinderniſſe,
als beförderlich , führten wir immermehr auf die Syntax zuruͤck. Mo⸗
bernifiek aber haben wie nichts; wir ließen dem Schriftitellee dad An⸗
Life feinee Sprache, bie im Grunde nicht feine Sache id, (onbem
die feined Volkes unb feiner Zeiten. — Denn wie haben und überzeugt,
daß er nichts weniger wollte ald Reformator auch der Sprache wee
a Vorwort der Herausgeber.
ben; was mit dem einzigen Zwecke, feinem naͤchſten heimifchen oubli»
fum aufs Teichtefte verfändlich zu werden, fid) übel vertragen hätte:
Veberhaupt muß befonderd bey ben teutichen Schriften Zwingi?’d , um
(9n billig zu beurtheilen, fein unerhörter Gefchäftsbrang in Anſchlag
gebracht ‚werden, bie Unmuße, tworunter feine Feder kaͤmpfte, unb bie
Hof, womit er feine Schriften and Licht gab. Zum Ueberleſen, qe
ſchweige zum ileberarbeiteh und Diundiren fand er feine Zeit, wie
er bie und da ſelbſt klagt. 3.9. ©. 631. diefed Bandes. Der Tert
hätte allerdings mit Teichterer Arbeit moderniſirt und ausgeglättet werden .
fónnen ; aber wie viel Kräftiged und Gemütolidyes, voie viel Scherzhaftes,
Ironiſches, Naives in Wendungen unb Ausdrüden wäre dadurch ver⸗
wifcht worden, was nun in feiner Originalität den Leſer häufig an»
genehm überrafcht,, in einem andern Kleid aber fein Salz und Schmalz
verlieren würde. Dieß ift ber eine Vortheil, ben. die Beybehaltung
der unveränderten Mundart gewährt; der andere if ber Gewinn, ben
wir an gründlicherer Kenntniß unferer Mutterſprache, ihrer Bildung, -
ihrer Etymologie, ihrer zum Theik vernachläfiigten Fülle und Man⸗
nigfaltigkeit an Ausdrüden, Verbindungen, Wendungen und an
einer gerechtern Würdigung der alemannifchen Mundart maden —
ein Gewinn, ben nicht bío ber gelchtte Sprachforicher und jeder
Lehrer dee Mutterſprache, fondern jeder gebildete Teutfche wird zu
fhägen wien.
Das Nahmensverzeichniß der Perſonen, welche durch ihre Un⸗
verfcheift ſolches Denkmahl Zwingli's ausführber machen unb fein An-
denken ehren wollten, ſammt dem Bildniſſe deſſelben wird am fuͤg⸗
lichſten bem erſten Bande ber urſpruͤnglich latiniſchen Schriften bey-
gegeben werden, als welcher ben beiderley Ausgaben gemeinſam (en
wird. Bloß die auidruͤckliche Willensmeinung hochachtbarer Perſonen,
z. B. des Herrn Dr. Schuderoff, konnte bie Herausgeber beſtim⸗
men, fid) auf bem Titelblatte su. nennen. Sonſt wird man von ihrer
Perſonlichkeit, ihren Anfichten unb Meinungen , in bem ganzen Werke
nichts vernehmen, voobued) dem Urtheile der Leſer auf irgend eine
Weiſe vorgegriffen wäre, oder woran irgend eine Sinnes ⸗ ns Ge.
muͤthtart fid) ſtoben fónntt. .
Zürich, 1. Herbſtmongt 1828.
Die Herausgeber.
I.
2
Inhalts⸗Verzeichniß des erften Bandes.
Bon erfiefen und fenpeit der foufen. Von drgernuß unb
verböferung. Ob man gwalt hab die foyfen 3d etlichen
zyten verbieten. Meinung Huli-ychen Zwinglis zu Zürich
geprediget 1522. .
Ein frünb(id) bitt unb ermanung etlichen prie(ter der eid⸗
genofienfchaft, daß man das heilig evangelium predigen
nit abfchlahe , noch unwillen barob empfach, ob die pre
bigenben Argernuß zu vermyden (id) eelich vermächlind.
Bon Harheit und gemü(fe oder unbetrogliche des worte
gottes, von Huldrychen Zwingli ein predig getbon und
befchriben zu Zürich 1522.
Ein predig von der ewig reinen magd Maria, der müter
Jeſu Chriſti, unfers erlöfers, zu Zürich getbon bon Huld-
rychen Sming(i 1522.
Handlung der verfammling in ber Löblichen ftatt Zürich
uf den 29. tag jenners bon wegen des heiligen ebangetit
zjwüfchend ber eerfamen treffenlichen bot(djaft von Cofteng
. und Huldruchen Zwingli, prediger des evangelii Gbrifti ,
fammt gemeinee priefterfchaft des ganzen gebiets der eege⸗
nannten ftatt Zürich, bor gefeßnem vat. befchehen 1523.
. Uslegen und gründ der fchlußreden oder artikfen durch
Huldrychen Suingli. Zürich uf ben 19. tag jennere 1523
usgangen.
VII
Seite
30.
52.
83.
105.
169.
VEHI
=
Xx
Bon göttlicher und menſchlicher gerechtigheit, wie ble sem»
men fehind und ſtandind. Ein predge Huldrych Zwinglis
an fant Johannes töufers tag gethon 1523.
Acta oder afchicht, wie e£ uf dem gefvräch der tagen 26,
27 und 28 wunmonats in der chriftenlichen ftatt Zürich
tor eim eerfamen gefeßnen großen und Kleinen rat, vuch
in bufon mee dann 500 prieſteren und vil anderer bibere
ber Lüten ergangen ift andetreffend bie götzen unb die
meß 1523.
Ein kurze chriſtenliche ynleitung, bie ein rat der
ftatt Zürich den ſeelſorgern unb prädicanten in jren ſtätten,
landen unb gebieten wonhaft zuͤgeſandt habend, damit fo
bie evangeliſche warheit einhellig füvobin verkündind und
jren underthonen predigind. Usgangen uf den 17. tag
nobembris 1523.
Ratſchlag von den bildern und der meß.
Chriſtenlich antwurt burgermeifters und rates zuͤ Zürich
dem hochwürdigen sc. herren Hugen, biſchofen zuͤ Coſtenz /
über die underricht beider artiklen der bilder und meß
inen zügefchicht. Alſo in göttlicher warheit gegrünbt, daß
menglich erſehen mag, was davon under chriftenem vol
billich (le gehalten werden. 1524.
Dee hist, wie man bie waren chriftenlichen hirten und
widerum bie falfchen erfennen, ouch mie man fi. mit
inen Halten ſoͤlle, durch Huldrych Zwingli befchriben. 1524,
Geite
631.
,Uon erkiefen : und frobeit der fppfen
on Ärgernugs und berböferung
&b man gewalt hab die fppfen sü etlichen
spten verbieten
Meinung Huldrychen Zwinglis
zuͤ Zürich geprediget im MDXXII. jar.
—————— TEE
Chriſtus Matthai XI. 28.
Kummend zu mir alle bie arbeitend unb beladen find,
unb ich will dd tüm machen.
Dep walt Gott!
P d
; Vorbericht des Herausgebers.
Von diefer erſten Drudichrift Zwinglis Hat man vier Ausgaben: zivey
find fid) gleich; bie dritte weicht in der Orthographie etwas ab; die
vierte it ſpaͤter, unb bat einige Zufäge. Uſteri Titerarifcher Anhang
zu Zwinglid Qebenäbefchreibung , von J. €. Heß. ©. 307 ff. Audolf
Gwalter pat fie ind Latinifche überfegt in Opp. Zwinglii Tom. IL
fol. 324, a— 339, b. Nachdem Zwingli in einer Predigt erwiefen
batte, bag bad Verboth gewifler Speifen in der Faftenzeit feinen Grund
in der Schrift habe: machten einige Bürger Gebrauch von dieſer chriſt⸗
lichen Freyheit, wurden aber ald Verletzer bed Kirchengeboths bey bem
9tatbe von Zürich angeflagt.. Eine Gefandtichaft des Biſchofs von
Konftanz fam nach Zürich, um vor folhen Neuerungen zu. warnen.
Zwingli vertheidigte biefe Freyheit erft vor Probſt und Kapitel, dann
vot dem großen State zu Zürich, (8. unb 9. April 1522.) Dieſer
fordert den Bifchof auf, die Streitfäche ind Klare zu bringen; verboth
aber bid auf weitere Verfügung die Verlegung des Faſtengebothes.
(Fuͤßli Beytraͤge zur Erläuterung der Schweiz. Ref. Gefdy. I, 25.
II, 5. IV, 125.) Zwingli fab fid) nun gendthigt, feine Predigt, die
er über diefen Gegenftand gehalten hatte, durch den Druc bekannt zu
machen (16. Apr. 1522.) Groß war der Eindrud, den fie hervor
3) Auswählen.
Zroingli’s ſammtl. Schriften I. $5b, 1
2 Bon frgfeit der fpyien.
brachte. Der Bifchof ließ hingegen einen Hirtenbrief an Geiftliche und
Laien ergeben, worin er vor folchen Neuerungen warnt und davon
abmabnt (2. Day), ben bann Sebaftian Meyer und 2Setcbtolb
Haller zu Bern mit widerlegenden Anmerkungen druden und verbreiten
liegen. (3wingli ad Erasmum Fabricium bey Uſteri in den Nach-
teägen zu Zwinglid Lebensbeſchreibung 19 Heft. €. 53 — 67. Zw.
ad Myconium. Herm. Buschius Zwinglio. In der Faflen.
Allen frommen Ehriftenmenfchen zu Zürich
wünfh id) Huldrych Zwingli
ein einfaltiger verfünder des Evangelii Chriſti Jeſu
gottes gnad, barmherzigkeit und friden.
Nachdem jr allerliebften in gott, jet im vierten a) jar dag Evangeliums
und der heiligen boten leer fo durftig gehört, bie der allmächtig gott durch
mich Hleinfügen * fid) begnadet hat ? üd) ze offen: ift dee meerteil
ümer treffenlich ? entzündt (darum foe gott dank) ín der licbe gottes und
d:8 nächften; habend ouch angehebt die Evangelifch (eec und fryheit trüwlich
umfaben und 3ü jid) bruden, * bag üch, nachdem jr die füße des himme⸗
dye brots, darin der menfch lebt, verfücht und empfunden habend,
dhein ahbre ſpys fürhin hat mwellen fchmeden. Und wie die Einder
Sfeaels je an der erſte, do fo us; Egypten gefürt, mod) unlndig *
und ungewon des fchweren reifens, etwann unmillig fid) widerum in
Egypten münfchtend, zu den verlaßnen fonfen, ale Enoblouch, böllen, 9
louch, báfen mit flei(d), habend (y bod) fólidyer Elag gar vergeffen als fy in
das verheißen (anb. kommen und der lieblichen früchten innen worden find.
Alfo oud) etíid) under ung am erften anftechen unzüchtig gumpet 7 und
afprungen (als rod) etlich tbünb, bie fid) mie ein pferd von dem fporn
des Evangelii nit mógenb nod) dörfend entfchütten): (inb (9 bod) mit bee
3ot fo zam worden unb gewon des Coangelifd)en falzes und güter früchten,
fo fp darin fo ruchlich findend, bag fy bie vordrigen ® finfterniffen, arbeit,
fon$ und jed) Egypti nit nur fhühend, funder ouch verbunnend ? allen
brüberen, das ift Ehriftenmenfchen, mo fo fid) nit bürenb 1% frylich 11 -
Chriſtlicher fryheit gebtudyen. # Und fölichs anzüzeigen, babenb jr eid)
tütfche b) gedicht laſſen usgon; etliche fründlichen uf ſtuben und
1) kleinfügigen, geringen. 2) fid) gnaͤdig erwieſen bat. 3) fehr. 5) zu Kerzen neh⸗
men. 5) ungeduldig. 6) Zwiebeln. 7) ungeberdig fid) aufgerworfen. 9) vorigen, frübern.
9) mikadnnen, mit Unmillenjeben, (bier in gutem inne. — 19) fd) erlühnen. 11) frey.
13) bebienen.
a) Seit Neujahr 1519. b) Teutſche Gedichte: „Ein Turz Gedicht, fo näwlich ein
tuvgoreiícer bur, dem Martin Luter und finer leer ziı Ehrifti (ob und finen roibermárs
tigen sit (pott gemacht hat,“ — bon Martin Sänger aus Bünden. Zwingli ließ es
durch ben Glockengießer Hans Füfli herausgeben. (Wirz, neuere Helv. K. G. 1.203 f.)
Bon fenheit ber ſpyſen. 3
by gefellfchaften difputiert und geredt; etliche a) je zum lezten in bifte
faften; (als fg gemeint habend, es mög fid) nieman meer verböſren)
in jeen hüferen, und fo ſy by einander gſyn find, fleifch geeffen unb
ever, käs und ander ſpyſen, fo bishar ungebrucht find in ber faften; weliche
aber meinung ein andren weg, denn fo gemeint, usgefchlagen ift: dann
ein teil fid) daran übel verböferet unb bas us güter einfaltiger meinung.
Dee ander teil nit ud liebe gottes noch finer geboten (als ze beforgen ift),
funder daß ſy möchtend niderlegen das, fo den gemeinen menfchen (eect und
verhuͤt, bag fy nit mithelfen * mellend jren anfchlägen, babend gethon ale ^—
ob (n verletzt ſyend oder verböfret, damit fü bie unruͤw meertind. Der dritt
teil der gincheneren eins falfdyen geifts bat ouch derglychen gethon, unb
heimtich zügefchürt, bag der gemalt föliche nit wellte nod) füllte (a(fen Ligen,
e$ wurde die faften abtilgen, glych als ob ft nimme faften fónntinb, menn
Der notdurftig arbeiter der in difer zyt des glenzes? am ſchwerſten bie burde
und hitz des tages tragen mug, zu ufenthalt? des lybs und der arbeit fülich
(vofen effe. — Ja dife alle Habend bie fad) alfo befchwert und verüblet, daß
ein eerſamer vat unfer. ftatt gendt worden ift barinnen zu handlen. Und ale
Die vorberürten Evangelifch geleerten fid) empfunden habend geftraft mellen
werden, ^ ift je meinung afyn fich mit der gefchrift ze befchiemen, bero. aber
fi) nit ein jeblicher des rat$ bat wellen undernemmen 3d. verſton oder die
verwerfen oder halten. 5.— Was follt ich thün denen das uffehen der feelen und
Evangelium empfolen ,. anders weder bie gefchrift eigentlich erſuͤchen 6 unb die
als ein Licht in difen finftren irvfal tragen, damit nieman us unmüffenheit .
oder unerfanntnig den andren verlegend und angepfenb, möchte in grofen rüs
wen fallen, namlich fo bie e(fenben nit mütmwiller oder geil poffen, 7 funber
eerfame [üt und güter confcieng? find; deßhalb mir gar übel geftanden, baf
ich als ein unfrütiger ? Hirt unb der nur ben nu& anficht um lieſſe kummen
Die fchaf fo miner trüm empfolen find, daB ich bie blöden nit ftärkte und
die ftarken nit bebüte. Hab alfo ein predig getbon von erkiefen oder under
fcheid der fpufen, in bero nüt bann das heilig Evangelium harfür zogen,
unb der boten (eer, weliches den gröften teil treffenlich erfreumt und fry ges
madt. Aber bero gmüt unb confcieng unfuber ift, als Paulus fagt, bat
e$ nur wild gemacht. Sytmal aber id) nüt anders denn borgemeldte ges
ſchrift barfür bracht, und daruf (9 nüt deß minder unbilfich ſchryend, fo
(ut buf man anderswo jr gefchrey oud) bórt, unb die bórenben us einfuls
tigkeit und unmüflen der (ad) verböferet werdend, dunkt mich not fon bie
fach us der gefchrift zu erklären, damit ein jeder fid) an die göttlichen gen
fdyrift Laflende möge enthalten? wider bie foenb dev gefchrift. Darum leſend
unb berftonb, thuͤnd uf bie ougén unb oten des herzens unb Lofenb t! unb ſe⸗
benb was uns der greift gottes fag!
1) beyſtimmen, beypflichten. 7) Frühlings. >) Unterhaltung. *) fid) im Falle faite
ben (faben), bafí man fie befirafen wellte. 5) ob bie Schrift bieräber zu verwerfen cder
geltend ::t machen fen (zu handhaben ale Belek.) 9) genau erforfchen. T) leichtfertige
Foſſenreißer. 9) gewiſſenhafte Leute 9) fahrlaͤſſiger. 19) erhalten, behaupten. 11) horchet.
a) Unter andern Frofchauer, der Buchdruder und Buchhändler, Hauptmann
Bunthelm und der fchwärmerifch heftige Wilhelm Roubli (Mic. Kundichaften
in Simml. Sammlg.)
J
^a Bon fryheit der fppfem.
Zum erften fpriót Gbriftus Matth. am XV. 17. Das ba rigat in den
mund, bermasget * den menfchen nit :c,. Us den worten merkt ein jeder
wol daß fein (pps. fo (9 mit mag und Dankbarkeit genommen wirt, ben meme
fchen vermasgen mag. Daß aber big die meinung hab, zeigt an, baf bie
Phariſäer ab dem mort, als darnach flat, übel verböfret und erzürnt wur⸗
dend , barum, daß fo nad) Füdifcher ordnung bil hieltend bon dem erkieſen
der (pofen und abbruch, das aber alles Ehriftus bat wellen im nümen tefta»
ment abgethon ſyn. Dife wort Ehrifti redt Marcus am VII. 15. noch Härer:
Nüt ift uflerhalb des menfchen das in jn fummenbe in möge bermasgen.
€ id) aber die meinung Gbrifti (9n, daß alle ſpyſen glych find der vermas-
gung halb, und ganz unb gar nit mógenb vermasgen.
Sum andren, als in den gefchichten der boten gefchruben (tat am X. 10. do
Petrus’ in Syoppen (die man jet Cyapbet nennet) was, ift er an einem tag
um die fechste (tunb ze obre(t ins bud ufbin gangen, bat da wellen beten,
und ift hungrig worden begerend eſſen; und indem das gſind zürüft, ift
ce verzuckt worden, unb ficht den himmel ufgetbon unb ein bereitfchaft? batab
fummen, glych ale wär es ein groß Iynin tüch mit den bier zöpfen ? sente
men bunden unb nidergelafien uf dag erdrych, in welichem tüch allerley
vierfüffige thier und wilde und krüchende und flügende in dem luft- warend.
Do bat ein flimm zu im gefprochen: Stand uf Petre, mesg? und i.
Aber Petrus bat geantwurtet: Herr niemermee! bann. ich verboten oder
unteine ſpys nie geefien hab. Do bat die ftimm miberum zu im geſprochen:
Was gott gereiniget hat, follt bu nit verboten oder unrein achten sc. Nun
bat gott alle ding rein gemacht und uns nüt verboten zu eflen, als fine
nächften wort eigentlich bemärend. Warum befchiwerend wir uns mütwillig
mit verbot der (pn$? Hie möcht aber ein gegenwurf gfchehen alfo: Difes
wunder, Petro erzeigt, bat nun bedüt, daß er die Heiden nit fchuhe, funbee
fo ouch zu dee gnab des Evangelii berüfte, und darum mag es nit ber»
ftanben werden von den Inblichen foyfen. Antwurt: Alle ding, die gott jewunders
barlich bat gethon, wie wol fo bebütenb, habend fo doch einen mefentlichen
verbruch und handel ghan.? Als bag Moyſes mit der cüten hat den felfen
berürt der davon waſſer gab, ift ein bedütniß geweſen des waren felfen Chrifti ,
us dem ung alle abwafchung der fünden , unb gnab himmelfcher gaben ges
floſſen find und ewiglich flüſſend, nüt deß minder ift der fels warlich an der
gſchicht beruͤrt und hat waſſer geben. Alſo ouch hie, wie wol diß wunder
bedütet hat, ſind doch die wort der ſtimm gottes heiter: Das gott gereiniget
hat ſollt du nit unrein (dien. Bis mir ber worten yngedenk, ich wird
ſy mee bruchen.
Sum brítten fchrybt Paulus zun Corinthiern 1J. Cap. VI. 12. Mir zim⸗
mend alle ding , find aber nit alle nütz, mir zimmend alle ding, body wird
id) mich under dheines gwalt laflen zwingen, bie (pps bem buch, und der
buch der (pps, aber gott wirt die und den abthün. Das i(t, mir find alle
Ding ftn, mie wol etlichg wäger ift vermitten, wo e$ den nächften zu vit
verböfret (bon der verböfrung wird id) darnach funderlich (agen). "Und dar-
1) verumreinigt,. befledt. 2) Gefäß. - >) Zipfeln. ) ſchlachte. 5) waren ſie doch
wirkliche Begebenheiten und Handlungen.
Bon fryheit der ſpyſen. $
um mag mid) nienten von miner fryheit under ſinen gwalt bringen. Spys
wirt genommen in den buch als ein ghalter zuͤ ufenthalt des lebens. So
nun der buch und die ſpys abgethon und ſterben werdend, lit nüt dran was
einer eſſe oder womit er das zerbrüchlich leben näre.
Zum vierten ſpricht aber Paulus am VIII. 8. der vorgenannten Epiſtel:
Die ſpys macht ung gott nit wert: dann mani wir ſchon eſſend, find wie
nüt deß fürnemer; und fo mit nit e(fenb, babenb wie nüt finber. * Diſe mort
tbt Paulus von den fpyfen bie ‚den abgötten wurdend geopfret, nit nun von
täglicher one. Merk aber zu luterem verftand. Zu den guten Paulus
die Epiftel gefchriben bat, find noch bit ungtöubige gſyn, ja meer, al$ mid)
beduntet , denn Chriften: die felben babenb nad) jrem bruch jren abgötten thier,
als fálbee, ſchaf, oder ander fung ufgeopfert, im (eben. ufopfren aber, gab
man ein groſſen teil, etwann gar wider zu eflen den opfrenden, Und als
unglöubig und Chriften durch einander wandletend, murdend die Gbriften
Bid geladen über fleifch oder foyg, bie ben abgötten zu eeren ufaeonferet
ward. Da warend etlich Ehriften bee meinung, es zimmte nit ber ſpys eflen;
eid) aber meintend , fo fg bec abgötten ſpys díjenb, bod) dheinen glouben
hättind in bie abgött, möchte inen bie ſpys nit fchaden,. und meintend, ſy
wärind fefter im glouben die fülichs fry bóvftenb tbün, denn die us kleinmuͤ⸗
. tige und zagheit nit dörftend eſſen alle (pos. Difen zwitracht zit entfcheiden,
redt Paulus die erzäften wort: Dheinerley ſpys wertet ung gott. Ob einer
fon der abgötten (pos iflet , i(t er gott nüt beg werter, oder nüt beſſer,
bann einer Ders nit iffet, unb. welicher fchon nit ißt, iſt nüt beg böfer. Sich
das wirt Bid) teeffenlich wunder bunfen, daß nit nun das fleifch nit verbo⸗
ten ift, funder ob es fchon den abgötten geopferet mas, dorfts ein Chrift
eſſen.
Sum fünften ſpricht Paulus in der Epiſtel 1. Gov. X. 25. Alles fo in der
weg verfouft wirt, eflends, nüt gmyfienbe von ber gwüßne wegen! Dife
wort find klar, bór(enb Feines uslegeng ; dann daß (5 under andren morten
ftonb der verböferung von der abgótten fpyd. Das laß aber dich nit irren!
id) will de fcandalo von verböferung gnüg fagen, und fo klarlich als nillycht
nit gehört baft.
Sum fechsten eben ber Paulus zun Go(offert am II. 16. Nieman foll tid)
urteilen in ſpys ober tranf oder bon forens wegen. Hörſt aber, daß bu nie
man bon ſpys oder tranf wegen güt urteilen follt oder-bös, er effe was ec
welle. Will einer gern, fo eife er fat. ie foll allweg verfianden werden bag
wir nit redend bon der maß, funder allein von der geftalt: nach dem gefchlecht
und geftalt? der ſpyſen dörfend mit alle ſpyſen effen zu notdurft bes lebens,
nit mit unmaß des überfüllene.
Zum fibenten aber Paulus 1. Zimoth. IV.1. Der geift gottes ſagt user⸗
fheidenlich ,? bag in ben nachfolgenden zyten, werdend etlich wychen pon bem
glouben unb lofen ben verfürenden geiften und ben leeren der tüflen, die
in glychsnery lugen redend, verbrennt * und bermasget in jren confeienzen
die verbietend (id) zu verheiraten oder vercen, abbrechend bie (pp? die gott gſchaf⸗
1) nichts weniger, feinen Nachtheil. 2) der Gattung und Beſchaßſenheit. A aus-
btüdlid). *) gebrandmarft. |
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6 Bon fryheit der ſpyſen.
fen hat zu nleffen oder bruchen mit banfbarfrit den gldubigen, und denen
fo die warheit erfennt babend , namlich ba alle gefchöpfte t gottes gut, unb
nit zuͤ verwerfen ift: fo fü nun mit banffagung genommen oder geeffen wirt:
bann es mitt geheiliget durch das mort gottes und gebe. Die find allg
wort Pauli. Eich an, mas mag heiterers geredt werden! er fügt, daß der
geift gotted ae fürfehen ? ſoͤlichs geredt hab; barnad) daß fid) deß werden une
derfton , die nit ein rechten feften glouben habend, die nit all jren teoft, ali»
verficht, und vertrumen in gott, funder in jre werk, bie (9 inen. felber ete
fifenb als adt, haben werdend. Darnach bag jnen füliche wirt von irrfä-
liget gei(ten, ja von den tülen ungeben , die fid) finffend den menfchen mit
der glychsnery, das ift mit einer uswendigen geftatt? abfüren von den vers
trumen in gott, zu dem vertrumen (n (id) felbe. Und werdend doch bie fel»
ben in jnen ſelbs allweg mol erkennen, bag fo uneerlich wider gott banblenb,
und den (tid) allweg empfinden , und wüſſen jre fo fchandliche untrüm, daß
fü nun jren nu& oder begird und qot* des herzens anſehend; melfenb body
fid) verfoufen, als ob ſy dag nit um jrer, funder um gottes willen thuind:
ba? ift ein baggenbrennte 5 confeienz haben. Darnach zält er an, was fü
für bös werdend den menfchen verbieten: man füllt bie ee nit mit einandern
beziehen oder heiraten. Sich hie, daß bie ſchandlich gehalten teinigfeit je
verbot vom tüfel uefprünglich hat, welichs gröffer Lafter in der welt gebracht,
weder dhein effen dheiner fons; doch ift hie nit ftatt davon zu fagen. Item
verbieten, man (offe bife und jene ſpys nit effen, mweliche aber gott zuͤ gutem
den menfchen, und ufenthalt gfchaften hat. — Cid) bie, was fagt Paulus?
daß bie füticd) fryheit den Ehriften mit jrem gebot verfchlieffend, yngeſpro⸗
chen mwerdend fun vom tüfel. Thät ich das! (prad) der wolf, bo der rapp ©
uf der fum fag. Nun bat gott den menfchen am erften der gefchövft uns
derworfen alle ding zu dienen, bag der menfch jm allein diene. Und ob
fion im alten teftament etlich ſpyſen verboten afyn : find fü bod) im nümen,
fry widerum alle erloubet, als die vorgemeldten wort SDtarci am VII. 13. hei⸗
ter anzeigend im erften artikel angezogen, und Lucä am XVI. 15.: Das die
mienfchen bod) bunfet, barob bat gott ein groß migfallen. Das gefak und
Propheten find nun ein bebütnuf gmefen, oder habend nun gewärt bie uf
Johannſen. Höreft bu, daß mag die menfchen ein groß ding bunft, von gott tref⸗
fentid) geſchohen? (ift das wort abominatio) und das afats, fo vil es ceremos
nifch und gerichtehändlig, abgethon ift. Darnach bóreft du nit ſchädlich den
menfchen fon mögen , effe mas er well, fo es mit Dankbarkeit genofien wirt.
Merk rechte banfbarfeit fon, bag ein meníd) feitiglich gloubt alf. unfer
narung und leben allein von gott befcheiden und ufenthalten werden (dann
wir find je mee und merter by gott, bann bie büge( des lufts bie ec foyst,
uns on zwyfel vilmee) und barnad) jm darum dank faat. Doch ift die
. geöft dankfagung gwüßlich erkennen, von jm all unfer notdurft ung gegeben
werden. Bon difen morten nit meer.
Zum achten, nad) dem Paulus Zito am I. Gap. 10. angezeigt bat, bag
vil ungehorfam wärend, vil Inchtferige gſchwätzes unb verfürer, bie müßte
. 01) Schöpfung. 2) sur Borficht, bafi man fid) vorfebe, 7) Schein. *) Geiz. 5) ge⸗
brandmarfte auf den Baden. 9) Nabe. 7) geicheut, verabſcheut.
Don fryheit der fpofen. 7
man überwinden: Thuͤt ee danach Bing: Den reinen (inb affe ding rein,
aber den vermasgeten und unglöubigen ift nüt rein, funder jr amüt unb
gewüßne find vermasget. Hie fichft du aber, den Jüdiſchen fomen* fine tüd
nit haben melíen laſſen, das Barlich anzeigend die nächften mort davor,
da er ſpricht: Darum bericht oder ſtraf fy fcharf, (verftand allein mit
morten) bag. ſy ganz und gerecht fgenb. im alouben, nit uflofend Jüdiſchen
fablen und menfchlichen geboten , die bie warheit verfeerend , funder ſy habend
die nümen Ehriften melfen in je verbot der fonfen ziehen, fürgebenb, es
ſyend etfich fonfen unrein, die nit zimme 3d. eflen: die bat aber Paulus an
gezeigt irren, und gefagt, bag denen, die eins reinen gloubens find, alle
ding rein find, aber den unglöubigen foe nüt rein. Urfach: je gmüt und
eonfeienz (ne befledt. Unglöubig find bie, fo bie erlöfung, gnad unb frobeit
Ehrifti nit fo aroß und mot gloubend (9n, ale fie aber ift, der geftalt Chri⸗
ftu felbs fine jünger befchalkt,? bag fy fleinglóubig warend, Mattb.am XVI. 8.
und am VI. 30., an mwelichen orten wir gwuͤßlich geleert werdend, baf wir nit
nun von jm täglich gefpnfet, funder ouch von im trüwlich und väterlich
geregiert und gemifen , fo wir ung allein in fine wort und geheiß vertröſtend
und laſſend; deßhalb (id) ein jeder Gorift mit ganzem herzen und glouben
allein an in berlaffen, unb (inen morten gänzlich ungefchwanfet perteumen
fol. Sich, fo bu das thüft, fo gloubft bu ouch dhein ſyys möge den men-
fchen vernmasgen, und fo du das gwüßlich gloubft, ift es amüßlich alfo:
bann fine wort mögend nit betriegen. Feb find dir nad) bifem artikel alle
ding rein, warum? Du bift glóubig, bir ſyend alfe (poen rein. Der uns
glöubig aber, ift unrein, warum? er hat ein zwyflend gmüt, das die gröfle
und fruheit dee anaden gottes eintweders nit gloubt oder nit fo groß fun al
fo (inb, deßhalb er: zwyflet, und fe. bald er zwuflet, fo fünbet cr al Stóm:
am XIV. 23.
Sum nünten, sun Hebräern (orids aber Paulus am XTII. 9.: Ir fotfenb
üch nit laflen abfüren mit andren unb andren oder frómben leeren. Dann
allerbeſt ift, das herz mit grad gefeftet werden, nit mit (pofen bie nüt nüß
find geweſen, denen fo darin gewandlet. Cyn difen worten hör zum erften,
dag wie mit mengerley leeren nit folfend ab oder umgefürt werden, fo ift
‚such on zwyfel ein gwüſſe leer, bero wir beetróft und on zwyfel mögend
und fólfenb anfangen, on allen argmon das heilig Evangelium. Dar⸗
nach foe alferbe(t das herz mit qnab befeftet werden. Nun ift das Evan⸗
gelium nit anders bann die güt botfchaft der gnaden gottes; uf das fül-
(mb wir unfer herz legen, bas ift bie Evangeliſch anab alfo amüß und bes
reit wüſſen, und vertruwen, daß wir in dheiner [ter anders unfer herz bes
feſtind, und nit bertrumen in ſpyſen, bas ift in e(fen und abbruch (dann
alfo verftat ouch Chryſoſtomus dife mort) difer oder jener (pps: bann fütich
uffeben ber (pps unb erfiefen (pe nüt nütz geweſen denen, fo fid) bero ges
nitet? babinb, ift Mar gnuͤg.
Dero kundſchaften bunft mid) gnuͤg fon, us der gefchrift zu bewären,
daß alle foyfen eim Ehriftglöubigen menfchen zimme zü efin. Dod) müß
ih denen ein Heidifch argument fürwerfen , die gelserter find im Ariftotele,
1) Saamen. 2) befchilt. 3) daran feft gehalten.
8 Bon fryheit der fpofen.
bann Evangelio oder Paulo. Sagend an weders meinend jr notdurftiger
fon dem menfchen , gelt oder fons? Mein ich wol, je werdind fagen, tof
die ſpys notdurftiger foe bann dag gelt, funft welltend wir üch mit bem gelt
wol hungers töden, als Midas, der jm ſelbs als bie Poeten fagen, cts
wünfcht , daß alles fo von jm berürt, ati gold berfeert murde; alfo bat müffen
verderben. Je fo ligt die (pod näher an, das leben zu enthalten dann das
qct: bann gelcht bat man der fpps, ee bas gelt ecbacbt ward. Run fagt
Ariſtoteles, Das gelt (oe inbiffeten?, das i(t für fid) ſelbs meder bös nod) güt;
t$ werde aber gut oder bög mit den bruch, obs einer recht oder unrecht
bruch. Noch bil mee die ſpys ift an ir felbs weder aut nod) bös (das aber
ich nur jeß nachlaß) funder notburftig und befhalb meer gut, unb mag nie
mer bög werden, bann fo fo mit einer unmaß gebrucht wirt: bann bit 3t
mag f) nit böften, aber der mißbruchend menſch, fo ev fo mit unma oder
ungloubnuß brucht.
Und wie wol den vorgezälten Bundfchaften ein jeder Gbri(t nit mag wis
derreden , ec welle dann (id) mit bertóugnen der gfchrift bſchirmen; er dit
aber bann dhein Grit meer, fo er der Ehriftlichen leer nit gloubt. Sind
bod) etlich, Die dargegen ugzug nemenb,* oder mit den zyten, oder mit bem
faften, oder mit dem gebot der menfchen, oder mit der ärgernuß; denen ich
allen hernach gütlich us der gfchrift antwurt geben will mit gott.
Und alfo aü dem erften werfend fü bie apt entgegen: ob (dyon alle ding
rein (inb unb fro, ift das doch nit 3t allen zyten, als, in der faften, fron⸗
faften , früzmochen , bannen? faftabend,, frptag unb famstag , zimmt (id) nit
fleifch eſſen, in der fa(ten darzuͤ nit eyer und milch unb was von mild) fummt.
Antwurt. Ich ſtryt nit, daß e$ bon menfchen nit verboten foe: wir fehend
und hörend das täglich gefchehen; funder all mine arbeit kämpft darum,
ob wir ug göttlichen afab an und under dife und jene zyt gebunden ſyend;
fafte jeder, fo dick in der geift eins rechten gloubeng manen wirt. Daß aber
wir us dem gſatz Chrifti alle zyt ftn ſyend, fo merk:
Zum erften, Marci II. 3. Als Chriſtus uf ein zyt am fabbat burd)
fornäcer gieng, bübenb fine jünger an die äher abbrechen (und e(fen).
Aber die Pharifäce fprachend zu, im: Sich, was tbünb bine jünger? das (id)
nit zimmt am fabbat? Und Ehriftus fprach ad inen: Habend je nit ges
liefen, was David gethon bat, bo jn die not zwang, do in und die by jm
warend, hungret; mie er in ber apt des oberften prieſters Abiathar in das
bus gotte$ gangen ift, und bat geeflen das brot, das gott ufgeopferet ward,
welichs nieman zimmt -effen, dann allein prieftern, unb gab e$ ouch denen,
die bo im warend, und fprach zu jnen: der (abbat it von des menfchen me
gen gemacht, unb ber menfch nit bon des fabbats wegen. Und barum iit
der fun des menfchen ouch ein herr über den fabbat. Hie merkend je wol,
baf bie notdurft nit nun menfchlich, funder göttlich gfab übertrifft und bricht!
dann den fabbat halten, ift ein göttlich afa; noch bat der hunger der jün«
ger on fchuld ben (abbat nit gehalten. Aber merfend je, dag bbein flatt
wider die notburft it, daß David dorft in notdurft in tempel gon. Aber
merkend jc wol, daß die perfon ín notburft oudy nit irrt! denn David und
3) Einwendung machen, 2) gebannte.
Bon fryheit der (pyfen. 9
bic finen warend nit prie(ter, aflend aber bie (pps, die allein ben priefteen
zimmt eſſen. Diß zeig ich nun an, daß je lernend, was von einem ums
fand geredet, werde in der gſchrift gemeiniglih von allen umftänden
verftanden, fo ed an umftänd gebenft. oder von umftänden gezogen wirt.
Umſtänd find wo, mie, mann, unb perfon, oder gegen wen. Alſo Gris
fus fpricht Matth. XXIV. 3. Wenn zur felben zyt etwar zu üch wurd
fpeechen , nemenb war! hie ift Chriftus oder dort, follend jr jm nit glous
ben. Sich, das ift der umftand mo, oder ort; der meinung, daß nit an
einem ort mec fölle gott anzeigt funden werden , denn an dem andren. Ya
wenn das bie falfehen Propheten werdind reden, fülle man jnen nit glouben.
Glych der geftalt follt bu oud) verfton den umſtand der aot und ander ums
ftänd, bag nit mee zu einer apt dann zu der andren, fol gott barmherzig oder
zornig angezeigt werden, funder zu aller zyt alych; oder aber ex wäre bey
aut, bie wir erwält hättind, unbermorfen, ober er wär verwandelbarlich,
der aber dhein änderung Inden mag. Alſo oud) von der perfon. Denn gott
i nit bereitet oder ufgethoner einer fürnemen perfon, denn einer fchlechten
in gnad und barmbersigfeit, als der heilig Paulus fpricht act. am X. 34. In
der warheit hab ich funden, daß gott nit ein anfeher ift der perfonen 2c.
Kun bedörfend wir difer bewärniß bie nit, da wir wellend bewären, alle aut
den menfchen (ey fon: denn die wort Chriſti find von jnen felbs heiter gnüg,
indem er fpricht: Der fabbat ift von des menfchen wegen gmacht, und der
menfch nit bon des (abbat? megen, bag ift, der (abbat ift in dem gwalt des
menfchen, unb der meníd) nit in dem gwalt des ſabbats. Cumma, der
fabbat und alle aut, find an den menfchen gebunden, und der meníd) nit
an den (abbat. Iſt nun ba? mar, daß ber (abbat foll ung underworfen fun, ben
gott ſelbs ufgfeht; noch bil mee bie aot, bie ung bie menfchen hand ufge⸗
legt, ja nit nun die zyt, funder oud) bie perfonen, fo bie aot habend alfo
gebunden und ufgelegt, follend nüt anders fon, dann diener Ehrifti und zuͤ⸗
Diener der heimlichen Dingen gottes, bie den menfchen nit offenbar find. Es
föllend oud) den Ehriften, bie felben zuͤdiener nit obligen, als balsberren
gebietend , funder allein bereit fun der dienftbarkeit und guͤtem der Chriſten⸗
menfhen. Darum forid)t Paulus 1. Cor. VII. 6.: Das fag ich dd) zu gis
tem, nit daß ich üch ein fteich well anlegen, das ift, nit daß id) dd) mit
cim gebot fahen oder zwingen well. Widerum fpricht er da felben- am
Cay. III. 21.: Alle ding find Uwer, ed foe Paulus, Apollo oder Petrus, bie
welt, bae leben oder der tob, gegenwürtigs ober fünftigs. Hie fichft du Klare
lid) alle Ding under den menfchen oder zu dienft dem menfchen, nit zu eince
bſchwerd ben menfchen verordnet fun, ja die Apoftel felbs den menfchen ate
eignet, und nit die menfchen den Apoftien. O überflüffender brunn der gna»
den gottes! mie wol fpricht Paulus, daß dife ding nit eefennt merbinb , denn
durch den geift gottes. Darum habend mir nit empfangen den geift bifee melt,
funber den geift der us gott i(t, daß wir erfennend mic groffe ding ung von
fett geben (penb. Es erkennend leider je fryheit wenig. Urſach: bie falfchen
Propheten machends inen. nit Eund, fürend fü vit lieber wie ein gehemmte (um
am (trid, und möchtend aber wir armen fünder dheinen meg ee in die liche
gottes gefürt merben , denn fo mir gefcert wurdind den geift gottes in ung zu
berufen, daß wir erfenntind die groffen ding bit ung von gott geben find.
Denn mec möcht dem nit dankbar fon, bem fo gütigen gott, unb in ein wun⸗
10 Son fryheit der ſpyſen.
derbarliche liebe ſin gezogen werden. Hie vermerk ouch, daß nit die mei⸗
nung Chriſti ſye, daß man den ſabbat nit halten ſoͤlle (uns Chriſten iſt der
ſonntag für den: fabbat geordnet) ſunder wo unfer bruch ober notdurft ein
anders heifche, foll der (abbat felbs, nit nun die ander ant ung undermworfen
fon. Du follt oud) die (esten notdurft bie nit verfton, bo man kummen ſye
in die nähe des todes, als die ierenden Theologi troumend, funder ben tdg»
lichen notdurftigen bruch. Dann die jünger Ehrifti, ale fy am fabbat bie
äher abbrodyen, babenb fy nit die (esten not erlitten, ober aber ſy hättind Chriſto
nit warlich geantwurtet, als er fy fragt Ruck am XXII. 35.: Do id) üch
gefendt hab on fa oder täfchen, hat üd) etwas gebroften? *. 9Introurtenb
bie jünger: nüt. Us welichem eigentlich verftanden mirt, Chriftum fine
jünger nie gelaflen haben in (ótid)e not fallen, funder die not, die (5 an
dem fabbat erlittend, was nüt anders, bann ein täglich gebruchter ? hun⸗
ger, als ouch das wort notburft, in unferm bruch nit den legte. ar»
‚titel der not bedütet, funder erfordreten bruch, ale wann einer fpricht,
ich bab min notburft, meint er nit nun den (esten oder gröſten breften 3
zu erſetzen, funder ein gnügfame deß, das der täglich bruch erheifcht. Alſo
ift der zyt nach ouch fry bie notburft und bruch alfee ſpyſen, bag, welche
foys der kommlich täglich brud) heiſchet, mógenb mir 3d allen tagen und
zyten gebruchen, bann bie aot uns dienen foll.
Sum andren fpricht Ehriftus, Lueä am XVII. 20: Das rod) gottes fummt
nit mit erfpähen oud) merbenb fp nit fagen (id) hie, fid) da. Diß wort ers
fpähen, latinifch obferbatio, hat bife bebütung, als ba einer finflig uffehen
bat uf ein ding das fin 39t und ougenblic hat, und nimmt ers nit in bem-
felben ougenblick, vergat e$, als bie fifcher und vogler gemont find, bann bie
ſiſch und vögel habend ihe gewüſſe zut, und find nit alle zut fähig.“ Mit
alfo das rod) gotted, bann eg wirt nit fummen mit erfpähen des zytes oder
flätten und orten. Sytmal nun die irrenden Theologi fagend, mir verdie⸗
nenb bon ung fe(bà das rych gottes mit unferen merfen, die mir us fryem
willen erwälend und nad) unferen kräften verendend: 5 fo gebend antwurt daruf
bife wort Chrifti, der nit lügen mag: fummt bas vod) gottes nit mit er-
fpähen oder uffehen (berftanb des zyts oder ftatt und aller umftänden, mie
ba oben im nächften artikel bewärt ift) und ift aber zu etlicher zyt abbrud)
gebieten der ſpys bie gott (r9 bat gelaflen, nüt anders denn ein erfpähen, fo
wirt oud) das rod) gottes nit bereit mit abbrud) der foufen. Jetz müg der
abbruch je nüt mögen bringen des zyts halb, und vernimm allmeg baf uns
fer meinung nit ift von der maß hie zu reden, funder allein von der aftaít,
such nit von den zyten die gott geboten hat, funder von denen bie mienfchen.
Sum deitten fd)rpbt Paulus sun Galatern am IV. 9. Aber jet nachdem
jt gott erkennt $abenb, ja von gott erkennt find, marum feerend jr (d)
widerum zu den fchwachen‘ und armen elementen, denen je bon nüwem
dienen wellend? Ihr habend ein uffeben, oder haltend bie tag und monat,
zyt, unb jar. Hie bóreft bu den zorn Pauli über die Galater, baf fn,
nachdem fü gott erlernet und erkennt hättind (welichs lernen aber und erfen-
nen nüt anders foe denn von gott erkennt dag ift erlücht fun), babinb ft
1) gemangelt. *) erfahrener. 9) Gebrechen 59) fangbar. 5) vollenden.
Von fryheit der foyfen. | 41
fif doch miberumfeert zuͤ den elementen , die er. Goloff. am II. cap. 20, eigenli⸗
cher beſchrybt, bod) fo wir diefelben mort harnach oud) müflend cigent(idyer
bruchen und erklären, Laffenb. wir fy je fallen, unb wellend uns vermügen
bic zu wüllen was die blöden element fyend, Iatinifch und griechifch, werdend
die büchftaben elementa genennt, darum, wie alle Ding zemmen werdend ge»
feßt und gmacht us bm elementen, alfo ouch ein jedliche mort us den buͤch⸗
ftaben. Nun habend die Juden und Heiden treffenlich allweg dem buchfta-
ben der geſatz angehanget, der aber treffenlich befchwert, ja tödet, als Pau⸗
[us fpricht, unb das nit num im alten teftament, funder in dem nüwen bes
(divert er oud) nod) Hüt zum tag. Iſt das nit ein fchwer wort Matthät
am V. 22. Aber ich faglüch das, welcher zornig wirt über (inem brüder, der
it gerichts würdig, fo es nad) bem büchftaben eeme(fen wirt, ja ung blöden
menfhen unmüglich zü halten? Und darum hat es Ehriftus geben, daß wir
daran unſeren breften erlernetind, und demnach allein zu im flubenb, der
unſren breften barmherziglich begnabete, als er ruft Matth. XI. 28. Kummend
zu mir alle die arbeitend und beladen oder befchwert find, und ich will Gd)
rum geben. Der aber difen ringen weg 3d der gnad gottes durch Chriſtum
nit weißt ober wüſſen will, der undernimmt (id) mit finen eignen Träften
das afa zu erfüllen, der ficht ouch allein den büchftaben an, und will bert
gwaltiglich erfüllen, und fchrybt jm ſelbs für bife und andre fd(tiqung 1 und
abbruch des zytes, fätten, und andrer um(tdnben, und nach dem allem er»
füllet er dennoch das gíat mit, funber, je meer er fid) ſelbs ſchätzt das
gfag erfülft Haben, je minder erg erfüllt bat, dann in bem finem floff wirt
er nun in jm felbs Boffirtig, wie der Pharifäer der (id) ouch- bed elemente
tümt, das ift, ber merken die er buͤchſtablich erfüllt: ich fag dir banf
9 gott, daß ich nit bin mie die andren menfchen, ich faft sc. Sich bie
Hüge frommkeit die fi von (tunb an über ander menfchen erhebt, us dheiner
andren urfad), dann baf er nad) finem vat oder meinung und feádften fid)
ſoͤlichs erfüllt haben vertrumt, unb dagegen fid) oud) den Publicanen in
dhein ander ding hoffen, denn in die enchen barmperzigkeit gottes und nüt
finer güten werfen erzälen, funder allein fprechen: O gott bis barmherzig
mir fünbigen menfdyen: Sft aber bemnad) der Publican gerechter by gott
erkennt denn der Pharifäerr. Us dem allem vernimmft bu die blöden ? ele⸗
ment nüt anders (9n, weder ein menfchlichen vat und anfchlag der feligheit,
da der menfd) eintweders vermeint das afatg nach dem büchftaben (id) wel⸗
len und mögen halten, ober. aber fürfchruybt im felbs etliche wert zu thün,
die aber gott nit geboten, funder fry gelaffen hat, und will bemnad) für
gwüß halten bag fin erfunden werk foe. im ein ftür 3d der feligheit, unb
hanget alfo finem finn. fchädlichen an, bef fid) Paulus bie klagt von den
Oalatern, taf ſy fid), nachdem f$ gott gnädiglich erlücht, in bie erfannt-
nif (inet gnaben und waren gloubens gfürt, widerum feertind zu jeem eig⸗
nen rat und verteumen, das ift zu den blöden elementen, bero fid die Ju⸗
den und Heyden bieltend, unb hättind nit fo ein ftarfen glouben in gott, daß
fü allein jm vertrumtind, und allein in ihn bofftinb, allein (inem gebot
und willen lofetind , funder torlichen fid) widerum an menfchlichen anfchlag
1) Kaſteyung, Süffng. >) bloßen.
13 | Don fryheit der ſpyſen.
keertind, der da glych ale ob er bad fo bon gott verfumt fye beſſeren well,
im felbs für gibt bíg tags, big monate, difer aot willt du difen ober jenen
abbruch halten (dag ich nit will gefchoften haben, fo e$ fry gefchicht den
Inchnam * zu meiſtern, und fein verteumen barpn gefekt, nod) hochfart barus
funber num demütigheit entforingt) und macht barnad) jm felbs ein gebot
barus, und berebt (id) fel62, fo er eg nit halt, fo fünde ee. Eich bas it
fin eigen confcienz mütmillig brennen, vermasgen , und itt ein ware abgöttery
füren und als David fpridót am LX XXI. pfaim 9.: Wandlen in finen erfindun»
sen. Das aber gott im felben Pfalm durch den mund Davids hat mwellen
verfehen ?, fprechend alfo: Hör, o min bolf, ich erman dich treffenlich
Iſrael (das ift, der gott ficht unb fo ami vertrumet, daß er fich fin gwaltig?
. weißt) hört bu mich, fo wirt in bir frin nüwer gott, und wirft dhein
ftómben gott anbetet, dann id) bin bin here gott der bid) us Egupten ges
fürt Bab, tbü uf dinen mund, fo will id) dir den erfättigen oder füllen;
und min bolf fat min (timm nit gehört, und Iſrael (das ift, der Iſrael
- fon foliit) bat mir nit ufgemerft, und ich han fn gelaffen nach jres herzeng
begirden, f& merdend wandlen in jren erfindungen. O rechtglöubiger
Ehriftenmenfch, ermiß dife mort mof, befich (9 bid, fo fichft bag gott will
jm allein gelofet werden. Wellend ächt wir fin gewaltig fun, fo merbe in
ung dhein nüwer gott, nit ein menfch für gott angenommen, nit das eigen
erfinden für ein gott gefchäßt. Aber fo wir bie trüwen ermanungen got
teg nit hörend, werde er ung laffen wandlen nach der begird unfers Herzens
unb nad) unfeen erfindungen. Sehend wir nit jeß in menfchlichen erfin-
dungen meer trofts, dann by gott gefücht, durftiger + geftraft werden bie, (o
der menfchen gebot übertreten, weder die gotts gebot nit nun übertretend, fun»
der verachtend und verfchupfend? Sich bas find bie nümen abgótt, bie mit
in unfere herzen gegofleri und usgeftochen 5 habend. ‚Bon difen worten Pauli
ift nun gnüg geredt, es ift ouch funb(djaft gnüg zu bewärcn daß ung die
apt als wenig nad) göttlichen gſatz verboten i(t, al die gefchlecht oder ge⸗
ftalten ber. ſpyſen.
Jetz werfend f) abet die faften obe alfe fafttag entgegen, man werde
nimme faften fo man fleifch effen bórfe. Antwurt. Haft bu dann vorhin
nun darum gefaftet ba. du nig bórfte(t Heifch eſſen, glych ale bie böfen kind ?
will man inen nit fleifch geben, fo mwellend f das müs 9 oud) nit efie?
Welicher faften will, bat er nit ale mol den gwalt, fo bie arbeitenden (cid)
eflend, als fo fy mit dem muͤſſi igen gezwungen werdend abbruch zü halten,
, und deß minder vermögend jrer arbeit gnuͤg thuͤn und erharren. umma,
bag ichs kurz mac), willt bu gern faften, tbü cd; willt bu gern das fleifch
nit eſſen, iß es nit, laß aber mir daby den Chriſtenmenſchen fry. Du biſt
ein muͤſſiggänger, ſollt vil faſten, vil abbrechen die ſpyſen die dich geil ma⸗
chend, bem arbeiter vergat der gammel? wol am karſt, im pfluͤg, im feld.
Sprichſt, ed werdend aber die muͤſſigen on not ouch fleiſch eſſen. Antwurt.
Eben die ſelben füllend ſich mit noch luſtbarlicheren ſpyſen, die noch vil mee
entzündend, als die faſt geſalznen, gepüloreten. ° Und menn fid) bie klagend
1) Leib. 2) vorſehen, verhüten. 9) feiner mächtig, theilhaftig. *) ſchaͤrfer, eifriger.
5) ausgemeifielt. 9) Vrey. 7) Muthwille, Leckerey. 9) gewürzten.
." 8om gebot ber menfchen. | . 13.
des bruchs abgang , ift es nüt dann ein berbunn(t *, fo fehend ungern dem ges
meinen menfcyen zimmen bad fg an jnen felb3 wol erfehen mögend -on bes
ſchwerd Oder abgang des (nb, ja mit wolluft; denn fid) eſſen ift gar nach
in aller weit ein wolluſt. Sprichſt aber e$ find vil die fófid) frybeit nit
ns berbunnft, funber us gottesforcht nit mögend Inden. Antwuik O je
fürwitigen glychener, meinend jr daß etwas ſchadens oder gfarlichheit fog
in dem das gott bat (ty gelaflen, ftünb ein gefärd ber feel darin, gott hätt
té unverboten nit gelaflen. Item haft du fo groß forg über einen anderen,
nun mag er nit e(fen. fölle, wann milít du fin armüt erfaren und der felben
zu hilf fummen? Willt bu ein chrifttich gmüt haben, thuͤ jm alfo. Leert
bid) der geiſt dines gloubens, fo faft, günn aber baby bim nddyften bag er
fi möge cheiftlicher fryheit gebruchen , unb förcht gott übel mo bu fine ge=
bot überteeten haft, mach oud) nit gröſſer vor gott bad die menfchen erdacht
hand, weder das gott geheiffen hat, oder aber ich will ein giychener us die
drehen, wenn du ein fölichee maſer bift, nun in dich felbs verwunden unb
in din erfindung berteumend.
Dom gebot der menfchen.
Hie wills erft übel gon, wann man zu denen fpricht, die alfo kla⸗
gend, ſoll man dag gebot der frommen väter ab (affen gon? Wo hand
t$ die väter oder concilia geboten, daß man in der faften nit fölle fleifd)
eflen, fo fónnenb fg dhein concilium anzeigen, funder fo fummenb mit
der faften Sarfür, de con bi v. 40. Soll man die faften nit halten?
Antwurt. Wer redt oder leert das? Haft du nit gnüg an der falten, faſt
die faſtnacht darzü, ja ich faq gar ein’ gut ding fon einen menfchen faften,
der da faftet wie der fafttag bon Ehrifto geleert wirt, Matth. VI. 16. und von
Efaia LVIII. 6. Zeig aber mir an daß einer bt leifch nit fónne faften ,. us bee
hiligen afchrift; unb ob das fchon wär, das aber nit gefunden wirt, fo weiſt
du tod) wol, daß die arbeitenden des fafteng jod), nad) binen rechten erlaffen ?
find. Hie erfordere ich dich, zeig mir an mo ift dem der nit fchufdig ift
zu faften, das flei(d) verboten? fo minbenb fü (id) be obfervatione jeiunio-
tum, und zum [egten kummend (8 all an das Cap.: Denique di 4. und
da du ein rollmagen begerft, bütend ſy bir cin hackmeſſer. Das Cap. Des
nique gebüt nieman daß man den [agen (ólfe gebieten nit fleifch zu effer, es
zeigt mol an, daß zü den felben zyten bie layen an den fonntagen in der faften
(id) mee fülltend mit fleifch dann zu andren tagen. Hörſt, mee dann 3d. andren
tagen, fo affenbà an andren tagen hör ich mol ouch fleifch, aber baf fp e8 an
fonntagen bis zu mitternacht trybend, das müct? Gregorium, a) nod) fprichter man
fölle fy nit von jr getwonheit dringen, baf fo nit unberftünben böfere. Aber die
Writer und Diaconos ermant et zu abbruch bed fleiſchs, eyer und fde,
(i$ ed wol unb mit urteil, fo findeft du ce das wider bid) i(t denn für
bid. Demnach fummenb fo mit dem Thoma b) glych als ob ein einiger
beitelmünch gewalt hab gefatg vor zu ſchryben allem Chriftenvoft. Zum
1) Mifgunf. 2) entlaffen. 3) mühet, macht Mühe.
9 «Bapt Gregor der Große. b) Thomas von Aquino.
14 | Vom gebot der menfchen.
festen müffend fh fid) der gewonheit behelfen, und den abbruch der fonfen
ein gewonheit laflen fun. Wie alt aber die gewonheit (ge mögend wir nit
eigenlich wüflen, funber von dem fleifch, aber des abbruchs der eneren,
fann nit funder alt ſyn, bann etlich nationen nod) büt zum tag on Römifdy
erloubnuß ener e(ienb, als in öfterrnch unb andersmo.a) Das mulchen t it in
einer Eydgenoßſchaft ert in den hundert jaren fünd worden, und wider
vergeben. Und fo ich body daryn gefallen bin, mug ich bie ein hübfch ftüdli
zeigen , damit bu dich vor dem gut dee geiftlich gewaltigen befchirmen maaft
alfo. Unſer lieben Eydgenoflen Hand erft inner hundert jaren das mulchen et
fouft von dem Bifchof zu Rom, probo, bann die brief ligend darum zit
Lucern. Jetz fchlüf under diſen briefen hinderbin bas, und qebenf mas
unfer borbren bor der nachlaffung geeſſen habend, fann(t nit (pred)en daß
f» öl geeſſen beiginb, denn in der bull wiet flagt man hab in unfren (ans
den nit gemwonet ÖL ze effe, je fo band fo bie Iandbrüchigen ſpys, mild,
ziger, käs, anfen ? geefien. Iſt nun bas fünd gewefen, warum babend dann
bie Römischen Bifchöfe fo futf(id) ? gewachet, daß fü es 14 hundert jar hand
laffen efien? Iſt es nit fünd (als e$ nit ift) warum band fg acit darum
erforderet ® bag es möge nachgelaflen werden. Sieber fprich at(o, ich fid)
taf es Luft i(t, und fi baf die Römifchen Bifchöfe angezeigt habend es
ſye fünb, nun bag jnen gelt wurd, probo, fo bald fo es für fünb amzeigt,
habend fü es von (tunb an widerum um gelt verfouft, unb habend alfe
unfer. einfaltigbeit mißbrucht, da aber mir bilfich folltend gefehen han, wäre
e$ fünb us dem geſatz gotteg, möchte es dhein menfch nachlaflen,, dann daß
man jeman töden möge, das ein göttlich verbot ift, mag bbein menfch nad
Laffen, wie wol in difem uneerbarlich ouch gefreflet wirt. Us denen anzüs
gen allen merkſt du ouch daß fleifch nit eflen ein langer bruch ift, der aber
darnach durch (rebel 5 etlicher geiftlichen angehebt ift. geboten werten.. &o
aber der bruch nit bös noch uneerbar i(t, foll. man in billich halten, fo
(ang unb vil fich der gröfler teil der men(d)en ärgeren möchte am übertecten.
Antwurt. Diß will länger wyl haben, barum will ich je von ärgernuß
oder werböferung fagen. |
Bon Ärgernuß ober verböferung.
Yergernuß oder verböferung, griechifch, feandalon, mitt in zween meg
verſtanden. Eineft da einer andre menfchen ärgret, daß fo (id) verfündend
mit richten oder urteilen, oder böſer werdend, unb bon bero wellend mit
zum erften fagen. Sum andren wirt degernuf , mie wol nit in der afchrift,
doch bie von uns genommen, ba ein menfch in im (eb fündlicher ober bó:
fer oder ein ganze gemeind in ein böferen ftand mit mütmillen ® gefürt wirt.
Zum erften erfordeet Chriftenliche Lieber bag fid) ein jeder huͤte vor
1) Meilen, Milchſpeiſe. 2) Butter. ?) faul, träge. *) gefordert. 5) freche An«
mafung. $) vorfäglich.
s) G. Zfchudi Chron. Helv, ad a. 1456. II. 582. sq. Hott. Helv. f. G. III.
429. 437. Die Bulle fagt wirklich: Die Schweizer baben jeit undenflichen Seiten üt
der Faſten Milchſpeiſen geeſſen und haben nun zur Befriedigung ihrer Gewiſſen Sif«
Benin verlangt. Der Bapft beauftragt den Biichof, (id) von dem Sachverhalt zu
verſichern.
Bon aͤrgernuß oder verböferung. 15
im, das (inm nächſten menfchen verböferen oder argeren mag, fo fer
bod) daß dem glouben nit gefchadt werde , verfiand es alfo. So man in
diien jaren das Evangelium finflig geprediget bat, find bil barab beffer und
gottsförchtiger worden, bil aber batgegen böfer. Und fot baf bil tiber
gangen wirt jren böfen meinungen und anfchlägen, fcheltend (5 das (Evan
gelium , bad aber die güten nit erlyden mógenb, funder wider ſy firytend.
Us welichem widerum bie böfen fchryend, ich wellte, daß das Evangelium
nit geprediget wurde , es macht ung einanderen widermwärtig. Sie foll man
darum nit rogd)en, funder hart * vor augen haben das Chriftug fpricht Matth.
am X. 32: Ein jeder der mich vergicht ? vor ben menfchen , den wird ouch ich
berjdóen vor minem bater der in den himmlen dt, welicher aber minen löug⸗
nen? wirt vor den menfchen , deß wird oud) id) löugnen bor minem vater
der in den himmlen ift. Ir föllend nit meinen bag ich kummen (oe feiden
uf die erden zu fenden (verftand baby den friden mit den gottlofen oder fün»
deren). Sd) bin nit fummen friben ze ſenden, funder das fchwert, dann
id bin fummen den menfchen ac fcheiden wider finen vater, und die tochter
wider je müter , und die fchnuren wider jr fchwiger und mwerdend des mene
fen fuend, fin eigen gefind. In den morten ftärkt uns Chriftus, daß wie
nit anfehind ben unwillen dero , bie fid) die mwarheit nit wellend (a(fen bes .
ten, unb ob fy ſchon unfer aller nächften und liebften fyind, fölle uns nit
befümmren, ob ft fich von uns teilind, als er fpricht darnach, unb Nuck
am XIV, 26: Welicher vater unb müter licher hat denn mich , der ift min nit
würdig, und welicher (inen (un oder tochter (Lieber. bat weder mich, ber ift
min nit würdig, und melicher nit fin früg nimmt und mir nachfolgt, ber
it min nit würdig. Eich mo e$ die teer gotted, den alouben, das hoffen
in gott anteifit, (ól[enb mir ee alle ding Inden ce wir ung Laffinb barbon
dringen. Wo aber ein ding dem glouben nit fchaden mag, und berböferet
aber den nächſten, ob es fchon nit fünd ift, fol! man bod) des nächften ſcho⸗
nen daß man jn nit verleße; als fleiſch e(fen ift u$ dheinem göttlichen geſatz
berboten zu bbeiner apt, mo aber das den nächften verletzt oder ärgeret,
fell man das on urfach nit e(fen, man foll ben Eleinglöubigen vor feft im
glouben machen. Wo aber (zum dritten) einer fid) die göttlichen marbeit
und gfchrift nit wellte Laffen wyſen als da einer fpricht, id) aloub feftiglich
dad Chriſtus mir dhein ſpys verboten hat zü bbeinet jut , unb der kleinglöu⸗
dig will das nit nachlaffen oder glouben, wie wol man jm die gfchrift darum
zeigt: ba foll dee den glouben der fenheit bat, jm bas nit nachlaſſen, mie
wol er jm foll bad nachgeben bag er nit fleifch e(fe vor jm, jn zwinge denn
urſach; funder der gſchrift (tart anfangen, und das füß jod) Cheifi unb (pdj«
im burde nit laſſen berbitteen , damit e$ den menfchen nit erleide * oder mins
der aefalfe, unb baby anzeigen daß e$ ein menfchlich, unb nit göttlich ber»
bet ſye. Glych als ba ein burgermeifter ein antwurt gibt in des vate namen,
und nad) der antwurt etwas ruchs oder harte hinzüthut, das jm ein rat
nit befolen Hat nod) fin meinung ift gſyn, fpricht ee, das red ich von min
felb8 wegen , ein rat hat mirs nit befolen. Alſo fotlenb oucy alle die in bem
namen gottes leerend, ite gebot, fagungen und befchwerd nit für gotted ges
bot verfoufen, damit finer gnaden joch widerwärtig möchte jeman werden,
0000000001111
1) genau. 2) zu mir fid) befennt. ?) mich verlaugnen. *) zuwider werde.
|
16 Von Argernuß oder verböferung.
funter ft laſſen. Das bewär id) durch die meinung Chrifti Matth.
om XXIV. 49, und Lucd am XII. 45., da er nit will daß einer
ſinen mitfnet, das ift, mitchriften beſchwer, forechend: Wenn aber der
knecht böshaftiglich wurd reden in finem herzen: min herr fumt fid) lang ze
fummen, und huͤbe alfo an ze ſchlahen fine mitfnecht, und frefjen und fu.
fen mit fülleren*, fo wirt der here des knechts kummen an eint tag ba ere
nit gewartet hätt, unb einer ftund deren erg nit weißt, und wirt in von
einander in zween teil zerſchnyden, "unb des böfen knechts teil zu den Pha⸗
riſäern thün. Hie thuͤ die ougen uf, und fid) ob nit der knecht dem emfo⸗
(en ift bie ſchäfli Ehrifti 3e weiden [ange zyt har fine mitlnecht, mitchriften
gefchlagen , und ee aber gefoften und praffet mit den trunfnen hab, und gindh
als ob dhein aott wäre, gemuͤtwillet und mit geofien -burbinen die Chriftens.
menfchen befchwert (id) red von ben bófen Bifchöfen und pfaffen, nimm
dich be£ nit an frommer mann) alfo ſeer, bag das füß jod) Chriſti alfen
Chriſten ein bitter frut geweſen ift. — € id) oud) dargegen mie der bere mit
(inem (iet fumnten, und bie welt mit bem Evangelio er(üdytet, bag fy iv
fruheit ecfennenbe, hinder den ofen und in die finfterniß fid) ninime wellend
füren laflen, darus ein zweyung fommen, daß wir eigenlich fehend, day
gott die Pharifäer oder aluchsner geoffnet und ein befundren teil gemacht
hat. Ya in dem fall alſo gebae ich wol heiffen ftrnten wider bie das
ſchwer joch der ginchsneren Lieber wellend behalten weder das fug Chrifti
uf fid nemen, und baby aber fid) finfien nieman zu verböferen , ſunder fo
bil an jnen it, wie Paulus foricht, frib mit allen menfchen haben. Welche
aber nit ein jeder Tann, meißt oud) nit mie [ang er borgeben ? oder fid)
Ehriftlicher fryheit gebruchen (all, darum wellend wir die meinung Pauli
hören von der ärgernuß.
Zum andren (cert. Paulus in der Epiftel zu den Römeren am XIV.
und XV. cap.: wie man fid hüten fülle vor ärgernuß, beg mort ich mee
nach bem (inn, weder nad) dem büchftaben bie in tütfch Leeren und zälen ?
will. Dem (fpridt er) der in dem glouben b(ób ift dem heifend, aber nit
fürend jn in mee forg des zwyfels. Einer gloubt jm zimme alle ding ad
e(fen, der ander aber 6(ób im glouben iffet nun krut. Welicher nun bertrumt
alle ding iffet, foll nit verachten den ber ſoͤlichs nit gedar (verftand us Heine
des gloubens): und ber nit gedar alle dinge e(fen, foll. den e(fenben nit urtei⸗
"len, bann gott bat jn angenommen unb vertröfl. Du ſchwacher wer biſt
du daß du eim andren ſinen knecht urteileſt? Er wirt ſinem eignen herrn
ufrecht blyben oder fallen, doch wirt er befeſtet oder ufrecht binden , denn
gott bermag- in wol ftellen oder feſten. Einer entfcheidet einen tag von
dem andren, ein andrer aber (didt alle tag glych. Ein jeder ſye in der
eignen meinung wol bericht, alſo daß der einen tag für den andren wer⸗
tet, das ſelb gott zuͤ ecc thuͤe, unb welicher nit erkiesſt einen tag vor dem
andren, bas ſelb ouch gott zu eeren thuͤe (verſtand bag er ein fo feſten
glouben hab, daß er gewüß vertruwe ſich an dhein zyt us gottes geheiß
gebunden ſyn, dann die gröſte eer gottes iſt jn recht erkennen, und was uns
bon jm geben ſye. Joh. XVII. 3. unb 1. Gor. II. 12.) ouch daß der allerley
fonfen ift, bem herren das felb thüe bag er gott dankbar fog, unb ders
1) Eäufern. 9) nachgeben. ?) erzählen.
Bon Ärgernuß oder verbbjerung. 17
' >
nit ift, thüt.das oud) in der eer gottes, und ift gott ouch dankbar, dann
dheiner under ung (ebt jm (ebd, und dheiner ftirbt jm ſelbs. Es (og bag
wir lebend, fo laſſend und dem herren (eben, oder daß mir (terbenb, laf;
fend ung dem herren ftierben; und barum wir lebind oder fterbind, fo
find wir des herren. Denn uf das ift Gbri(tus geftorben und erftanden
. tiber lebendig worden, daß er Jcbender und todter ein herr ſye. Aber,
bu blöder, marum: urteilft dinen brüber? oder bu (tarfer effender, marum
verachteſt dinen brüder? fotmal wir doch all (ton merdend vor dem gericht
Chriſti. Denn es ftat gefchriben Efaj. am XLV. 23.: ch eb, foricht der ,
herr. Mir mwerdend (id) buden alle Enüm, unb alle zungen werdend mir, |.
der gott bi, berjdben. * Darum wirt unfer jedlicher rechnung geben gott.
Hierum laſſend uns nit aífo einandren urteilen, funder das fye unfer)
urteilen, daß dheiner finem brüder widerwärtige thü oder ärgernuß geb.
Cd) weiß unb bin gänzlich bericht in dem herren Jeſu, daß dhein ding
von ſiner natur unrein iſt, usgenommen, daß es unrein iſt dem, ders un⸗
rein ſchätzt. Wenn aber bin bruͤder von ber ſpys wegen truret oder” ver⸗
letzt wirt, ſo wandleſt du nit nach der liebe (verſtand, daß du der ſpys
nit abſtaſt, die dinen bruͤder verletzt ee er wol bericht werde). Lieber,
verböfer oder verderb dinen bruͤder nit mit ber ſpys, für den Chriſtus
geſtorben iſt; dargegen (oll ouch üwer guͤtes (daß jr alle ding im glouben
thuͤnd, jr eſſind, fyrind oder nit) nit geſchmächt werden. Denn das rych
gottes ift nit fpyg oder tranf, ſunder frommkeit, friden und freud in dem
heiligen geift. Welicher in denen dingen Chriſto bienet, der i(t gott gefällig
und bewärt vor den menfchen. Darum laflend ung erfolgen? die ding, bie fid)
zu friden zühbend; unb bag wir einander erbumind (bad ift recht underwyſind)
mad) das merk gottes (verftiand frommfeit, friden und freud mie obftat)
nit 4e nüte von ſpyys wegen. Alle ding find rein, aber bös i(t8, bag ein menfth
mit verlegen und ärgernuß efie. Es ift fommlid) und güt, daß einer nit
fleiſch efc, noch mon trinfe, ja nüt e(fe darinne din brüder verlekt wirt,
berärgeret oder darin er Frank if. aft du ftarfer den glouben, bab jn by
dir vor gott. Celia ift, ber in jm fel6s nit zwyflet an bem, bas er für ges
wüß erfennet; wmwelicher aber zwyflet, unb darüber die ſpys i(fet, von deren
er zwyfel hat, der ift verurteilt, darum daß ers nit ud glouben geeſſen bat;
bann maé nit us bem glouben gefchicht, das ift fünd. Noch fo füllend mir,
die ftarf im glouben find, bie blödinen der fchwachen dulden, und nit uns
ſelbs wolgefallen , funder allein jeder under ung finem nächften wolgefalfen
zu gütem zu erbumen oder befrung; denn Chriftus. hat nit im felbs wolge⸗
fallen, funder als gefchriben ift: Die ſchmachen bero, die bid) fdmdbenb, find
uf mich gefallen. Dis find alles mort Pauli, us denen bu furstid) brü
ding ermeflen follt. Sum erften, daß der, fo feftiglich gloubt, jm zimme alle
ding ze effen zu allen zyten, ein ftarfer genennet wirt; und zum anderen,
dag, ber ben glouben nit bat, ein blöder oder ſchwacher; zum dritten, bag
der feft den blöden nit félfe ewiglich Laffen blöd fon, funder jn annemen
und underwyſen , daß er ouch feít werd, unb im felben dem blöden faft vore
1) bezeugen, befennen. ?) nachtrachten den Dingen. |
einalí$ ſaͤmmtl. Cchriften I. Bd.
18 Von Argernuß ober verböferung.
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geben ,. und in frefenlich nit verböferen. Wie lang im aber vorgegeben foe,
wirft du hören.
Zum dritten faat Paulus von verböferung 1. Cor. VII. 1. zü denen, die
fid) bartbatenb, fo bór(tinb wol von bem, bas den abgötten geopfert wurde,
een, us der urfach: fp wüßtind mot, baf fp nüt uf die abgótt báttinb , und
darum möchtind fo on beflefung der confeienz ſoͤlich ſpyſen eſſen, unge⸗
achtet bero. fo (id) darab übel verärgretend; ja zu denen ſpricht er alſo:
Wir wüſſend wol, daß wir all kunſt oder wüſſen habend von den ſpyſen, die
den abgötten ufgeopfret werdend. Die kunſt macht ufblaſen oder hoffärtig,
aber die liebe buwt. Hie meint aber Paulus, ob du feſter ſchon weiſt bid)
nit ſünden, ſo du der abgötten ſpys iſſeſt, haſt aber dinen nächſten lieb, ſollt
du billich ſinen ſchonen, daß du jn nit verärgereſt, und ſo er mit der zyt bas
bericht, wirt er treffenlich erbuwen, fo er bin Chriſtliche Liebe anſicht, jm in
ſinem unwüſſen ſo gnädiglich überſehen han. Fürder folget, nachdem nun
Paulus gemeldet, daß die wolberichten im glouben wol wüſſind, daß dhein
abgott nit ſye, ſunder nun ein warer gott und ein herr Jeſus Chriſtus,
foe bod) nit jederman fo mol bericht ale bie erſtgenannten; dann etlich eſſind
der abgötten ſpys dergeftalt, bag fo noch etwas uf ft baltenb , ouch fo mache
ung die (pps gott nit mert (mie ba oben im erften teil am 4. artikel anzeigt
ift). Ja nad) dem alfem fpricht er wyter: Luͤgend, bag üwer gemalt oder fry»
brit bie btóben nicht verärgre, denn fo deren einer ficht bid) mwüflenden zu
tifdy fißen, da man ift der abgötten ſpys, mirt nit fin gervüigne gebumen * oder
ungefurt der abgötten ſpys zu effen, unb verdirbt din blöder bruͤ—
der in diner kunſt oder miü(fen, für den Chriftug geftorben ift. €id, mie
ſtark verficht Paulus, dag mit dem blöden nit gefreflet werde. Wyter folgt
hernach: So jr aber alfo wider ümeren breüber (ünbenb, erfdyredenbe unb
fchlahende jr blöden confeienz , fo fündend je in Chriftum; barum, mann
ſpys minen brüder verärgret, will ich ee dhein fleifch eſſen im die emigbeit ,
bag ich minen brüber nit verböfere. oie merk, bag, mie mo( die potbrigen
wort bon der abgótten ſpys geredt find, zeigend fo ung bod) ein flare form
an, wie wir ung fólfenb halten in difem fall der ſpyſen, namlich, tag wir
ung in allmeg huͤtind bor verböferung , unb daß der nit on fünd ift, bet
wider (inen bruder tut, denn er thüt ouch wider Chriftum, beg brüber
ein jeder Chriſt iſt. Sprichft aber , (o (id) aber min brüber us eigenrichtige?
überall nit will ta(fen leeren, funder emiglid) blób fun? Untwurt wirt
im (esten teil hernach fummen.
Sum vierten fhrybt aber Paulus in der eegenannten epiftel 1. Gor. X. 23.
Alle ding zimmend mir, bringend aber nit alle nut ober gütes. Alle ding
zimmend mir, aber (9 buwend nit alle. Nieman ſuͤche das fin, fun-
der ein jeder füche (das i(t (pe flyffig) des andren nutz. Eſſend alles, das
in der mezg berfouft wirt, nit zwyflend von der confcienz wegen; denn des
herren ift das erdrych (ale e im X XIV. pfalm 1. (tat) umb alle fülle ber erden,
oder alles, das in ber erden iſt. Ob aber üch ein unglóubiger (abet, unb ir
wellend 3d jm gon, (o efiend alles, das üch fürgeftellt wirt (ber(tanb nach
der geftalt, fuft wär er ein untrümer frag, menn er allg äße), nit zwyflende
bon der confeienz wegen. Wenn aber einer zu üch fprechen wurde: Dag
1) erbaut, getärkt. 2) Eigeniinn.
Bon Ärgernuß oder verboͤſerung. 19
ift von dem opfer dee abgötten, fo effend ed nit, von deß wegen, der üchs
jeigt bat, und von bee confcienz megen. Ich fag nit von Diner confciens wes
gen, funder von eins andren confcienz wegen. Dann warum wirt min fen
brit geurteilet von einer andren conſcienz, fo ich mit banfbargbeit miti?
warum wird ich geſchmächt um beg willen, um das ich dankbar bin? Dars
um, je effind ober teinfind, oder etwas thüind, thuͤnd e$ alles zü der eet got»
tes, find unber(eglid) * Juden und Heiden unb dem Eilchen gottes, glych als
ih mich fin& alter menſchen ze gefallen nüt achtende des minen, funder
der vile; ? bag (t behalten mwerdind, find mine nachfolger , alpd) mie ich ein
nachfolgee Chrifti bin. Hie fichft bu zum erften, daß wir um bes nächften
willen myden föllend, das uns fuft zimmte; zum andren, daß unge zimmt
alles ze effen, das in der mesa. berfouft wirt, om beſchwerd der confcienz;
jum dritten, wie man fid) halten foll mit effert verbotner ſpyſen, nad) der
geftalt von ben abgötterfpufen fülrgefchriden; dann ob glych un(e fürne⸗
men und das hie in Dauto nit allenthalb alych , ift bod) ein güt form darus
zu eringen; zum bierten, daß bu, ob alych bin frpbeit von einer andren con»
feienz nit mag acurteilt werden, noch du gefchmächt, dennoch allmeg die eet
gettes anfehen follt, weliche eer aber. beg. gröſſer wirt by ben menídyen,
menn fü fehend dich diner fryheit nit gebruchen um iren willen und gottee;
zum fünften, daß alle ding gott zu eeren aefchehen mógenb, ja täglicher
bruch eſſen und trinfen, ja arbeiten, handlen, bie ee beziehen; mann ein
menfch in allem (inem tbün an gott hangt, und berteumt fid) zu dem werk von
gott gezogen und verordnet fun. Und [af dich bie nit befümmeren den ges
genwurf, fo dir möcht gefchehen; fo milf ich gott (dfiren, fpilen, eebrechen ,*
ander übels begon, und gedenken, id) foe von gott dazu gezogen; denn der
menfch fo alfo in gott beetrumt ift, mag im nüt (olds (affen gefallen. Der
boum i(t je güt, fiyffe fid nun güter früchten, und lebt der menfch nit in
im ſelbs, finder Chriſtus lebt in im alfo (tact, bag, ob im fchon ein un
tuf ? empfallet, bat er von (tunb an leid daran, ſchämt fid finer lychtfertig⸗
fit. Aber, die alfo fpredyenb, find gottlos, unb fchmähend mit fölichen re=
den gott unb die, ſo den geift gottes habend. - Ein grob bufpil hör: Dhein
eerfame feomme ecftomo, bie ein ge(dyidften eemann hat, mag (porn, bag man
offenlich vebe, das uneerbar fye jrem gmahel, oder la(fen verargmonen einer
miffethat , die fo mol weißt int mißfallen. Alſo bee menfch, in dem gott
bertíbet , ob er fchon blöd ift, mag er bod) nit Inden, bag im fchmächlich
zu und miber (inen willen geredt werd. Aber ein hür hört gern jrs eemanns
(hand unb das wider jn ift. Alſo oud), die alfo vebenb, find gottlos, fuft
haͤttind ſy gott im herzen, möchtind (o fólid) fchandwort nit hören.
Sum fünften bat Paulus Timotheum (affen bſchnyden, mie mol die be.
(fnpbung nüt nüß was, nod daß er bie Juden nit verböferete, die zur fel-
ben zyt noch meintenb, "man müßte das alt teffament mit (inem ceremonien
neben dem nüwen halten , lich ers gefchehen als Act. X VIL 3. geichriben ftat.
Sum fechsten hat Ehriftus ſelbs nit wellen jeman verböferen, denn als 3d Ca⸗
pernaum Petrus gefraget ward Matth. X VII. 24: ob fin.meifter nit den golf
gäbe, antwurt Petrus: ja. Und nachdem fo ins hus kommen, (ürfam* Chriftus
1) verleget, ärgert nicht. 2) Menge. ?) simi, Untugend. *) fam Gbriflus
dem Petrus zuvor.
20 Von. Ärgernuß oder verböferung..
Petrum (der in on zwyfel fragen wollt etwas von dem zoll) fprechend:
Simon, was bunft dich, nemend die Künig difer welt zöll und ftür von
jren finden oder von den frömden? Antwurt jm Petrus: von den frömden.
So hat Jeſus zu jm gfprochen: fo find jre Einder (rg. Aber baf wir (y
- mit Herärgrind, fo gang zum meer, und wirf gn den angel, und ben erften
ſiſch, fo ufher fummt, nimm, und fo bu fin mul wirft ufthon ban, wirſt ein
ftater finden (ift ein pfennig gſyn, der für fü beed bezalen mocht, doch vil
mee golten, dann by ung die perfonlichen zollpfennig, dannenhar ich gebent,
e$ foe ein tribut afun, dag man von Chrifto ynzogen bat) denfelben nimm
und gib in für mic) und bid) Alſo bat Ehriftus ein obergheit nit wellen
' ergürnen, ſunder ee thün, deß er. fid hätt mögen entfagen. Difen artikel
hätt id) nit hinzügfekt, wenn nit mine widerwärtigen in fpiegletind: Chri⸗
ftus, forechend fy, hat ſelbs ärgernuß wellen myden; denn difer artikel it
mee wider denn für fy, alfo: Sind jr fleifchlich geiftlichen fo geneigt alle
Ärgernuß ze verhuͤten, warum belfend je denn nit oud) bie gemeinen burdis
nen tragen , fo je febenb, baf die gmeind übel fid) daran verärgert, ja ſchryt:
Cit gond müffig us unferer arbeit, warum helfend je une nit bie burbinen
tragen, hörend uch baby, bag Chriftus den fdjatpfennig geben hat, baf er
nieman zu univillen bewegte. Thü den fnopf* uf. Noch find mee ort im
Evangelio , darin dag mort fcanbalon gfchriben ift; es bebüt aber dafelben
eintweders ſchmach, oder fo es ärgernuß bedüt, wirt es harfür bracht in nadı-
folgender meinung. Schmach bebüt eg und verachtung , Matth. am XVIII. 7:
ce der welt von ärgernuß regen, bag i(t, mee der welt von ſchmach unb.
verachtung, "da einer den einfaltigen (der aber gottes a(8 mol ift al8 bet
höchſt) verachtet oder perfd)upft und bermirft, bas denn die nachfolgenden
wort klarlich bewärend, da er fpricht: Goumenb ? üch, bag je deren Eleinen
dheinen verachtind. Alfo twirts ouch genommen qucd am XVII. 1. bad oud)
far ift us dem, das da znächft Davor (tat vom ruchen mann, der bem armen
Razaro nit ließ bie brodmen aufummen, alfo oud) Marci am IX. 42. Aber
fcanbalon oder ärgernuß alfo. genommen betrifft unfer meinung bie hit,
darum hab id)$ eon anfang nit wellen teilen in.drü glider.
. Bon abthüm der Ärgernuß.
Us den vorgezälten Eundfchaften mag man eigenlich ‚erlernen, daß man
fid) treffentid) hüten (oll. vor ärgernuß. Noch fo mill mich bunfen, bafi,
sie man dem blöden fülle vorgeben, alfo fülle man jn ouch im vorgeben
leeren und ftacf machen, und nit ewiglich nun mit milch ſpyſen, funder ouch
zu fefter pod menden, dann Chrifius (pridyt Matth. XTIT. 41.: Der fun des
menfchen wirt fine engel (das ift boten) ugfchicken , die werdend us (inem vod
zemmen lefen alfe ärgernuß, und die, fo ungottsförchtig find und böſes wür⸗
fenb, unb merbenb fy werfen in das famin des fürs. Werdend das fin engel
tbün? ja. So iftje wäger,? mic thuind ed felbs , fo wirt ed von gott nit ges
tbon unb fo rud) geftraft, als ung Paulus leert 1. Gor. XI. 31. : Wenn wir un
ſelbs urteiltind, fo wurdind wir von gott nit geurteilet; nemenb wir ſelbs
- 1) Knoten. 2) hütet, >) beſſer.
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Ron abtfjün der aͤrgernuß. 21
bin die beebüferung, müßt f nit mit bem urteil gotteg hingenommen werden,
zu dem nun der heilig Paulus ung teizet.
Zum erften fpricht Matth. V. 29. Gbri(tus: Wenn din rechts oug dich ver:
böferet, grab e$ us und mirf es bon dir, bann es ift wäger, daß eins Diner
gliden umfómm , bann der ganz (96 ind ewig für geworfen werde. Und wenn
bid) bin recht hand verböfret, how fi ab und mirf fi von bir, es ift dir mde
ger sc. wie ba oben gefagt. Derginchen redt er ouch am XVIII. cap. 8., denn
daß er dafelben den füß ouch hinzüthut. Wer ift nun das oug, hand, fü, das
ung verböferend bin foll geworfen werden. Ein oug ift ein jeder Biſchof
oder pfarrer , ein jeder obrer, bie nüt anders find weder ufmerker, und ift
das wort Epifcopus griechifch by uns ein uffeber, baruf bie wort des helgen
Maulidienend Act. X X. 28. ba er fpricht zu ben Bifchofen us Ephefo: Goumenb
üwer unb der ganzen (fat, in weicher üch der heilig geift gfeßt hat Biſchofe
(das ift uffeher unb hirten) taf je bütinb und fppfinb bie verfammtung gotteg,
die er gmunnen bat mit finem eignen blüt. Hie hörſt kurzlich jr amt fon,
ufiehen zu ben fchafen, ſy foyfen, nit fchinden, fchaben, und mit untragli-
chen burdinen beladen, bas nüt anders ift bann nerböferung geben, fünd zeigen,
da nit (ünb ift, damit aber bie blöden confcienzen befchwert und in verzmuflung
gefürt werdend, das ift bie. Eleinen gottes Läfteen und verärgren Matth. am
XVIII. 6. Uber dus fichft diefelben nach dem wort Efaj. LVI. 10. blind
uffeher worden fon, alf unwüſſend ftumm hund, die nit bellen mógenb, geleert
liederlicher bingen, fulenb und fchlafend, unb teoumenb, ja’ troum lieber has
bend bann bie warheit, aller unverfchamteft hund, bie nit mögend erfättiget
werden , bieten, bie dhein vernunft habend, jeder finem reg oder mütmillen .
nadjgat, all gytig vom höchften bis zu den nidreften , fprechend: Laſſend ung
güten wyn trinfen und voll werden, und wie mir büt tounb, wellend quit
eud) morn thün, ja nod) bil mer. Das find alle wort Efaiä, wenig Binzu
thon. Sichft du bie nit, bag ſoͤliche ougen bie menfchen übel verböäferend ,
unb wie wol ung Gbri(tus beißt fy udgraben, bulbenb mir ft nfitbigtitb.
Hand unb fü verftand, die bir fo nad) verwandt find, als bin eigen gb, ja
ob fy bit als notwendig find zuͤ ufentbalt unb fefte, als cin hand oder füß,
nod) foll man fü abfeken, wenn fo jr fürneme ! mißbruchend. Und iſt diſer
artikel nun von mir geſetzt ze bewären, daß ärgernuß ſoll abthon werden,
unb man fu nit ſoll ewiglich dulden, bas aber alles mit zytlichem ? vat und
bernunft, nit mit dheines einigen vermeflenheit und frefel gefchehen foll.
Thuͤnd bie das nit, denen es zuftat, föllend mir erkennen unfer fünb, ſoölichs
um gott verdient haben, daß uns folche blinde ougen blind verfüurtind und
beherrfchtind. Nchem. am IX, 30. Du baft ſy ermanet in binem geift durch
bine Propheten, und fy band nit afolget, und du haft fo geben in die händ
der völferen des erdeuchs, das ift, in den gmalt der unglóubigen. Und
Efaj. am IH. 4.: Ich wird inen Linder zu fürften geben (merk hie wol),
und baben ? werdend ſy beherrſchen.
Zum andren ſind wol anzeſehen die wort Pauli Röm. XIV. da oben im
2. artikel ber. verböferung zält am anfang, da er ſpricht: Den, der im glou⸗
ben blöd ijt, ben berichtend, nit zuͤ meererem £95 * und zwyfel. Sichſt, den
3) Vornehmheit. ?) zeitgemäßen. — 3) unver(tdnbige Weiber. 4) Streit.
22 Bon abthün der Argeenuf.
; 8
b(óben fof man nit b(ób [affe blyben, funder der morbeit berichten,
nit mit fpißfündige, dadurch man noch zwyfelhaftiger wirt, funder mit der
lutren einfaltigen warheit, damit jm aller zwüufel genommen werde. Dar
um id) wol möchte lyden, bag die, fo die fefteren und ftärkeren im glouben
geſchätzt merbenb, die Ehriftenmenfchen oud) unberftünbinb ftark ze machen
im glouben, und inen eigenlich ze verfton gäbind, was jnen von gott geben
und nadygela(fen (9e; fo tbünb fg grab bas widerfpil, ift etwas ftarfe, fo
wellend f bas fe(b wider blöd machen und erfchreden. Wee inen, ale Chris
ſtus zu den Phariſäeren ſprach Matth. XXIII. 13.: baf fo das rych gottes den
menfchen verfchlieflend, unb ſy nit hinyn gond, noch ander (üt binon laß
fend gen. Us grund difer worten Gbriftt und Pauli will id) mid) bie
entfchuldiget han des zuͤmeſſens, mie durch etlich glychsner gefchehen, bag
id) bon fryheit ber fonfen geprediget bab am dritten funntag bifer faften, ba
(6 gemeint babenb, ich füllte e$ nit aet6ort han. Warum das? Gollt id) des
nen, fofíd)ber gfchrift hieltend, bie ich felbs geprediget hab jren firm u$
den händen roffen, unb die gfchrift widerrüfen und heiflen lügen? und den
fchlüflel der wysheit gottes, wie Chriſtus fpricht Lueä am XI. 52. in den hän-
den haben und nit uftbün den unmüflenden, funber ouch den wüſſenden vor
jeen ougen befchlüffen? Bſchyß * bid) nit, bag bu mich beg beredeft, du üppiger
alychener ; ich will vil lieber forg haben miner feel, bie ich fuft gnuͤg mit
untüflen beladen, unb fy nit er(t mit verſchwygen der warheit gar ermürden.
Sum dritten ift war, Daulus hat Timotheum Laflen bfchnyden Wet. X VI. 3,
Er hat aber dargegen Zitum nit laſſen bſchnyden, ale er fagt Gal. II. 3.:
Situs, ber by mit mag, bat nit mögen 3d der bſchnydung zwungen werden.
Hat die gſtalt habt: Es find falſch brüder unverfehenlich ung under»
fchlöuft worden, die under ung kummen find zu erfpähen unfer feyheit, bie
wir habend in Ehrifto Jeſu, bag fg ung widrum knecht und underwürflich
machtind, bero gwalt wir dhein fund nie gewichen find, darum daß bie
warheit des Evangelii dd) b(pbe. Di mwerfend die, fo fryheit des Evangelii
bídjitmenb, den ceremonieren für glych als ein fchilt oder bollwerk: Habe
Paulus ſchon Zimotbeum bfehnitten, habe er bod) dargegen Zitum nit laß
fen bſchnyden, und ob jm fdyon vil uffaes ? darum gefchehen foe. Wie ift
jm zu tbün? Iſt Paulus jm felbs widerwärtig? Nein. &o er Timotheum
bat laffen bfehnyden, bat er jn nit mögen davor verhüten on groffe unruͤw
der Juden, die Chriften warend. Uber darnach find die, fo von ben Juden
Ehriften find worden, bas bericht, bag er Titum hat mögen erretten und per»
hüten on groſſe uftüt, und wie mol etliche begertend fin bfehnydung, und
(o die nit bfchach , fid) darab übel verböfretend, noch hat er mec bie warheit
unb chriftliche fryheit angefeben, weder etlicher fob, bie fid) us böfem gmuͤt
widerleitend ?. Merk oud) in difen worten Pauli, wie allmeg die falfchen
brüber fid) undernommen den Ehriften jr fenheit abzeſtricken.
Sum vierten fchrybt Paulus Galat. im eegenannten IT. cap. 12.: daß
Petrus mit den Chriften , bie us der Heidenfchaft zum glouben fummen wa⸗
rend, aß, ja mit den Heiden. So aber etliche von Hierufalem ouch gen
Antiochiam kamend, die oud) Ehriften, aber us der Judenſchaft befeert was
2). betrüge, 2) Vorwurf. 3) dawider legten,
Bon abthün ber drgemuf. 23
rend, flod) er von den Heiden, Damit fid) bie Juden nit verärgretind. Das
bat im Paulus nit wellen nachlaffen, funder in darum gefcholten mit bifen
morten: Du leerft die Heiden üdelen, barum bag bu von geburt ein Jud
bift, das i(t, fo bu von der Cyuben wegen von den Heiden flüchſt, macht:
bu den Heiden ein argwon, fp fyind nit recht Gbriften, oder fy muͤſſind on
zwyfel abbrusch der menfchen und fpofen halten mie die Juden, oder aber
fo fündind. Und darum fpricht er: So id) fach, bag er nit recht mwandlet,
bin ich jm ins angficht widerftanden. Us difem ort finbeft du Paulum,
dee Anflich leert nit verböferen , nit achten, ob wenig fid) welltind perbóferen ,
fo er die.größren vile möcht behalten unverleht und unargwönig. Denn je
die Yuden, von bero wegen Petrus floch von den Heiden, fid) verärgretend,
nod) bat Paulus ir dhein acht gehabt, barum daß die SHeidenchriften (alfo
nenn id) bie, fo us ber heidenfchaft glöubig worden find) (ry möchtind biy-
ben, und nit wurdind von ben Syubendyriften under bie beſchwerd des geſatzes
jegen. | )
Sum fünften. Als Chriftus 9Dtattb. am XV. 11. gefprochen Bat zü den
Pharifüeren: Das yngat in den mund bed menfchen, bermasget jn nit.
Redtend bie jünger zu jm: Weift bu, bag die Phariſäer, (o fy bae mort ge»
hört, (id) verböferet hHabend und verüblet. Antwurtet jnen Chriſtus: Laſſend
fo foren; fo find blind und blinden fürer. Schend bie bie meinung Chriſti
fon (ale mid) mill brbunfen), daß die jünger bie Phariſäer lieffend faren,
und f) nach jrer fryheit und bruch lebtind bero. ungeachtet; dann fp mede
rind blind, fdbinb die warheit nit von fryheit, wärind oud) fürer bero, fo
glychſam als fy iertind. Sytmal wir nun in den vorberuͤrten zweyen artik⸗
(m ber verböferung und des hinnemens oder abthüng der verböferung
gnügfamlich geredt, will mich güt dunken, alles, fo verärgernuß antriftt, in
kurze artikel zemmen ziehen, daß ein jeder wüfle, mo er fölle wychen ober nit.
I. Was (uter die göttlichen warheit antrifit, als den glouben und bie
heiß gotted, ba foll nieman wychen, gott geb man ärgere fid) oder nit,
pim CXLV. 18. 1. Gor, II. 2. Matth. V. 10. Selig'ſind, die duräch⸗
tung* Indend bon ber gerechtigleit willen. 2. Gor. XIII. 8. Wie mögend
nüt wider bie marbeit, aber für oder zu der marbheit.
II. Die froheiten, fo von gott den menfchen geben find, anteeffend das
gſatz der fpnfen ıihd andrer derginchen Ding, follend gegen gott bedacht wer⸗
den und gegen menfchen.
II. &o man von der jeß genannten feyheit redt, wir foenb bon allen
féldóen burdinen von gott fro erlöst, fol man der marbeit und gloubens
bald nit wychen, man verböfre (id) oder nit. Denn Paulus fpriht: Mir
zimmend alle ding.
IV. ber fo der brud) der fryheit dinen nächften böferet, (olft du ju
nit verüblen nod) verböferen on urfach; denn fo er die ficht, verböſeret er fid)
nümme, er welle bann mütmillig bös fon, als bo fid) die Juden überein
böferetend ab dem eſſen der jüngeren mit ungewäfchnen händen und am
(abbat. Marci am II. 24.
V. Sunder du folít in fründlich berichten des gloubens, wie im alle
3) Verfoigung.
24. | Von abthuͤn der aͤrgernuß.
: ding zimmind ze effen und fe find. Röm. XV. 1.: Wir, die ftärker im
glouben find, (ólfenb die blöden annemen, das ift tröften und berichten.
VI. Nachdem aber dhein vorgeben nüt hilft, tbi, wie Chriftus (prad)
Matth. am XV. 14.: Laſſend fy faren.
. VH. Und gebrud) bid) diner frybeit, ja menn das on often untüm
geichehen mag, wie Paulus Zitum nit hat Laflen befchnyden Gat. IL 3.
VIII. &o es aber offen uftüre bringen mag, gebrud) dich je nit,
wie Paulus Timotheum bat faffen befchnyden Act. XVI. 3.
IX. Stet aber für und für mit aller tugend! die ſchwachen, bie f bes
richt werdend, daß die 3a( ber ftarfen fo groß mitt, bag (id) nieman mee
verärgren mag oder bod) wenig; bann gwüßlich werdend fo fid) laflen (ees
ven, fo ftark ift das wort gottes, es biybt ntt on frucht Efaj. am LV. 10.
X. Alſo verftiond in andren dingen, die mittel find, mie fleifch eflen ,
als werfen am fortag, nachdem man das gottswort gehört unb gott at»
noſſen? und derglychen.
Von aͤrger werden an guͤten ſitten.
Us dem allem klagend ſich ſeer die, ſo das zuͤnemen der tugenden us
dem Ariſtotele a, und nit us Chriſto gelernet habend: by der wys werde das
aüt werk nit fleifch eſſen, foren, unb andre, ber ich jet gſchwyg, abgon.
Denen ich der gſtalt antwurt gib: Vil wirt geirrt mit bem erkieſen güter
werten, fo wir doch mol bürenb, dag der heilig Jacob I. cap. 17. fagt, taf all
güt gaben und ſchenkinen von oben herab kummend von bem vater der liech⸗
teren. Us welchem wir wol erkennen möchtend daß alles gut, fo gott gefäl-
(ig folf fon; von jm kummen müß; bann mo es anderswo har käme, wärend
je zween oder meer brunnen bed qüten, der aber nun einer tft Jeremiä II. 3.
Sy babenb mid) verlaffen den brunnen des lebendigen waſſers, und habend
jnen felbs graben zerbeochen (ób, bie waſſer nit halten mögend. Sich einen
brunnen, (id) zerriffen fób. Item Chriftus fpricht zu dem jüngling, der
jn adt nannt, jm damit ze ougenbienem: Der einig gott ift güt. So
nun der allein gut i(t, mag on zwyfel dhein gute frucht jenenhar fummen,
bann von bem boum, der allein güt ift. Dann ſichſt du an die engel, fin-
deft bu, von (tunb an, fo fo etwas uf fid) bieltend , fielend (9, derglychen den
menfchen, von (tunb an, als er etwas bon jm felbe hielt, fiel er in dag
jamer, das ung noch nad)gat. Sich bas find bie böjen falfchen zerbroch-
nen fob, die nun von den menfchen ergraben und ufgerorfen find, nit recht
natürlich brunnen. Darum fg gemeint babenb, gott werde aut dunken und
gefallen, das fg angefchlagen hattend , bas jenen zuͤ eim groffen nachteil kum⸗
men iſt, us dhein andrer urfad), als ich mein, denn bag fp fid) des guten
oder rechten babenb ze veriton angenommen, und nit allein gott angehanget
nod) in in allein vertrumt. Nit Daß ich fagen well, bag ber abbrud) der
ſpyſen bós foc, ja mo es fummt von dem leiten und unfprechen Des geifte
1) Sorafalt und Fleiß. 2) Abendmahl gehalten.
a) Ariſtoteles — durch die Scholaftifer gemifibraucht.
Bon Ärger werden an güten fitten. 25
gottes, i(t es ungezwyflet güt; to ed aber kummt allein us ber forcht des
menfthlichen gebots, unb für tin göttlich gebot gſchätzt wirt, oder baron
vertruwt, und dee menfch jm felbs anbebt darus ze gefallen, ift nit nun
nit güt, funder oud) fchädlich, bu leereft denn mich us "der gichrift,
daß unfee erfindungen müflind gott gefällig fon. Sch mirb oud) bie nit
darnider Ligen, wenn du wider mid) reden wirft: Nun mag doch ein gemein
lid) verſammlete kilch fakungen machen, bie in dem himmel ouch ghalten
werdend. Matth. am XVI. 19. u. X VILI. 18: Warlich fag id) üch, was jr bin».
den werdend uf bem erdrych, wirt gebunden in dem himmel, unb alfe ding, bie
je entledigen werdend uf der erden, werdend ouch in dem himmel entle⸗
diget fon. Iſt war, diſer abbruch i(t aber pon der gemeind der Chriſten⸗
heit nit geboten, ja nun von befundren Bifchofen, bie fid) ein zyt har uns
derftanden nad) jeem millen den Chriften afa ufjelegen unerfragt das
gmein voll. Oud) fo bu fagen wurdeſt, bas ſtillſchwygen darzü hat ein
gftalt des verwilligens, antwurt ich: Die fromm einfaltigheit der Ehriften
bat zu bil Dingen gefchwigen us forcht, und daß jinen jr frobeit us bent
Evangelio nieman hat verfündet, byfpil. Wen hat je gefallen, bag bet
Papft alle pfrünben verlihen hat finen dieneren? ja ein jeder frommer hat
allmeg gefprochen, ich aloub nit, daß es recht ſye. Noch bat man darzü ge⸗
fhwigen mit groffem fchmerzen, bis daß bie Evangeliſch warheit gelüchtet
bat, do ift jm erft das böggenantlit * abgezogen. Alfo ouch bie babenb die geift-
lichen, rad) dem (5 das willig folgen der Ehriften afehen, hand angehebt
alle ding ze gebieten, warum? man forcht ung darus, oder müßt ung gelt ge=
ben , welcher bas bot übergieng. Noch hätt es alles abein fürgang ababt,
wenn fölch befchmwerden nit für göttliche gebot geben wärind. Darfür band
wie fp berfouft, unb mo dergeftalt fchon verwilliget wär, nachdem die
warheit an tag kummt, ſo ſichſt du denn, wie man verwilliget hat. Wir
wellend aber hören, was Paulus ſage von den werken, die von unſer wysheit
angſehen werdend.
Er ſchrybt zun Coloſſern am II. cap. 16. das id) da oben verheiſſen hab,
alfo: 9tieman urteilte dd) in ſpys unb tranf, oder von fyrens wegen, bes
nümen mons oder fabbaten, weliche ding nun ein fchatten geweſen find der
fünftigen dingen, aber der (9b ift Ehrifti. Laſſend dd) nit fürloufen, ob
einer in glychsneter demütigheit und geiftliche der englen fagend, das er nie
geſehen hat, ftolz unhar treten murd, umfuft ufblafen oder hoffärtig us bem
tat oder ungeben fines. fleifches, (id) nit haltend des houpts, bon welchem der
ganz [ob Durch die gleich? und semmenfnüpfen ernärt oder zugedienet und
ufentbalten, zemmentrungen machst in dem zünemen gottes.? Gind jr
nun mit Gbrifto gftorben von ben elementen difee welt? warum machend jr
fagungen , als o6 je noch in der welt lebtind? Beruͤr nit, ig nit, gryf nit,
weliche ding alle zu zerfiören dienend mit dem mifbrud), us den geboten
und leeren der menfchen, habend mol etwas aftalt der wysheit in eigenrichti-
ger geiftliche ?.und bemüt und unfvaren 5 bed lybs, nüts wert, fo bu fo be-
benfeft nad) dem bruch des lybs oder fleifches. Diß find alles wort Pauli im.
Y) Busenlarve. 3) Belenfe. 3) durch Vermehrung, Wachsthum von Gott. 4 eigen⸗
faniger, rechthaberiſcher Geiſtlichleit. 5) Mangel an Schonung.
ei
26 Von Ärger werben an güten fitten.
Latin a ganz unverftändtich, im Gricchifchen etwas Härer. Darum aber die
ein jedlicher mol ber(ton mög, will ich fo furstíd) Paranhrafticos uslegen. '
Nieman fot dd) verwerfen oder güt fchäken won dheinerlen fonien mec»
gen, nod) von fyrens, ir forinb oder nit (nimm aber allweq den funntag
us, bie mari dag gotts wort gehört bat, unb das himmelbrot geeffen). Laſſend
ouch fallen bie nümmönlichen fe(t und fabbat; denn die ding find nun ein be
büten gweſen eins Chriftlichen fores, ba man der finden foren und abbres
chen foll, ouch daß wir je ruͤwig von fölichen werfen allein in der anad
qottes felig werdind, und fo Gbriftus kummen ift, find bie fchatten und bes
bütungen on zwyfel abthon. Noch eins merk von der zyt: Mich will duns
Ten, daß bie zyt dngftiatid) halten ein ſchad und verderben foe. einer ftäten
und ewigen gerechtigkeit, alfo; das einfaltig bolf meint, es ſye alles fchlccht, '
wenn eg nun bie faften buchte, fafte, gott geniefle, und ift bemnad) das ganz
jat verlaflen; fo man doch 1 aller aot. folft gott beridben, frommklich le⸗
ben und anders thuͤn, das wir meinend nun in der faſten gnuͤg fon, unb
fprichtaber Gori(tus Matth. X X V. 13: Darum madyenb, denn jr wüſſend weder
tag noch ſtund.
Fürer ermant er ſy, ſy ſoͤllend fid) nit laſſen fürloufen die, fo demuͤ⸗
tigheit glychenend. Was iſt fürloufen anders, weder die einfaltigen meinung
gottes ligen laſſen, unb ein andren kürzeren weg zu der ſeligheit wellen fin
den oder anzeigen den einfaltigen, und aber damit rychtag ſuͤchen oder na⸗
men unb lümden eine geiſtlichen menſchen. Darum verhuͤt ſoͤlichs Paulus
und warnet ung, wir ſoͤllend ung nit laſſen fürloufen, das ift nit laſſen betriegen.
Denn dieſelben glychsner werdend lugenhaftig fürgeben, mie bie engel mit jnen
geredt, und jnen etwas geoffnet habind, und fid) darnach us ſoͤlichem er»
heben. Hör, wie er jnen je eigen farb fo trüwlich anſtrycht, nod) wellend
wir fn. nit erkennen. Was troumt dir hie von denen leeren und örden, bie
täglich in den Elöfteen an der kanzel plappet? werdend ? und von den kräen,
bie je etlichen in die oven byſſend? Hört du bie nit, daß ſoͤlichs alls un.
geben wirt von dem fleifd), nit von dem geift? denn diefelben hangend nit
an dem houpt Chrifto, von mwelichem houpt alle andre aliber ardenlich ges
ftaltet , vergigchet und zemmendrungen jr narung oder züdienen des himme⸗
lifden lebens nemend, und mwachfend in einem zunemen, das gott gefällig
' fne. Merk bie in dem geiftlichen züunemen und wachfen ein andre ordnung
weder in dem Inblichen. Im Iyblichen nemend alle glider zu us zuͤdienen
Des buche, im geiftlichen aber von dem houpt Chrifto. Bſich ie& bit
menfchlichen leeren; find fü bee meinung des houpts ginch, fo find (o
vom houpt züdienet, find fo im mit ginch, fo fummenb fo von dem Buch.
O ventres, o jr büh. Sind mir aber mit Chrifto geftorben‘ den elemen-
ten, das ift, wie Chriſtus mit (inem tob ung (ty gemacht von allen fünden
unb beíd)rerben ; alfo find wir ouch im touf, das ift im glouben von allen
Jüdiſchen ober menfchlich erdachten ceremonien und erfiesten werfen erlöst,
bie er elementa nennet. So wir nun den elemehten geftorben find, marum
befhwerend wir uns mit erdichten menfchlichen fa&ungen? glych als ob
gott nit gnüg bfinnet noch bedacht, uns nit gnügfame leer und weg zu der
1) recht. 2) geplappert.
a) Der Vulgate.
Bon Ärger werden an güten fitten. 27
feligleit anzeigt bab, unb machend ung felbe gebot, die uns beſchwerend,
forechende , berür das nit, ig bag nit, handel bas nit; welchs aber berüren
oder e(fen zuͤ ſchaden der feel und zerftören nit diente, denn allein barum es die
falíd) leerenden menfchen habend fchädlich fun anzeigt; mie wol ſy vor den eins
faltigen menfchen ein gftalt habend, als ob fo wyslich und göttlich ſyind an⸗
geſehen, ja by denen, die jnen felbs eigenrichtige geiftliche fürſchrybend, bie
da fagenb: Iſt aber fölicher abbruch und käftigung des Inbs nit ein aut
ding? i(t es nit ein gut ding, daB man mit güten fabungen verhätet das
fünden. Hör, wie bil Paulus uf fófid)em tanb bab. Er fpricht, bie ding
baben nun ein gftalt des guten. Hand fo nun ein gftalt, fo find (o felbs by
gott nit güt, bann fo fummenb us Exbelothriffeia. Iſt ein Bricchifches wort,
unb heißt ein gotteseer oder gottesforcht , bie einer im felbs usermált bat,
und bero barnad) eigenrichtiglich anhangt, als, menger will am frutag nit
bart fcheren, und meint, er enbicte gott groffe eec damit, und mo ec eg über»
trät, (o fündete er treftenlich, und haltet das fin erdacht werk fo ftark, baf ee
ee drümal die ce brád), ee er wider fin fo fig anfehen thäte. Ja bſchyß
bid) nit, bap es by gott darum alfo fge, als bu bid) felbs überredr haft,
das ift ein mare fuperftitio, eigenrichtig erfiedter geiſt. Miß hie ouch by
den worten Pauli den meerern teil der örden, fa&ungen, fo mirbe(t bu hübfch
ding finden. Alſo find oud) bee meer teil der menfchlichen fagungen, von
denen aber Chriftus (agt Math. XV. 9.: Sy eerend mich um(uft, fo fu
leerend leeren und faßungen- der menfchen. Er fpricht matin griechifch Heißt
unmöglidy, umfuft, vergeben, das vebt bie warheit felbs. Folgt hernach:
Aber nüt find fy wert, fo du fh bedenkft nad) dem bruch und notdurft des
Inbs. Alle ſpyſen find bem menfchen ze ufenthalt gefchaften; fo bil nun ben
Inblichen brud) antrifft, it. es nüt befunders, du eſſeſt bife oder jene fons.
Lieber gang wider binuf zu ben [uteren worten Pauli, unb (i$ fy nod)
eineft, fo werdend fy dir bil Harer, oud) mürbiger * in binem herzen.
Dig find, fromme diener Chrifti, die meinungen, bie ich us der afchrift
fid) geptebiget bie mibrum zufammen bracht hab us ahein anbree urfach,
denn daß bie unwüſſenden der gfchrift mit der nafen über fy gezogen mer»
dind, und wie Chriftus heißt, fü eer erfüchind, unb je unb üwer po(f bef
minder by denfelben gefchältt wurdind. Denn minenhalb i(t$ mir ganz
wider gſyn bon ben dingen ſchryben, urfad) bad, wenn id) (don mit bee
gſchrift ecobren, als ichs on zwyfel erobren will mit gott, ban ich bod) nüt
gewunnen, weder daß nach göttlichen gſatz dem mienfchen zu gheiner aut
Pbrinerley ſpyſen verboten ſyind. Wiewol by den rechten demütig bant»
baren big. min ſchryben gro(fe freud gebirt in jren confcienzen, in denen
fa (id) freumend der fryheit, und ob fy fchon fleifch nimmer. eſſen werdend
zu verbotner zu. Und müß bemnad) wirſch? zut ban bit ärger-
nig ze berbüten, weder hätt id) bie melt im mon glaffen, e8 wäre ein gött⸗
(id) gſatz, das id) aber nit hab fónnen tbün. Cyr wüſſend, daß der meinungen
bad Evangelium Matthäi, bie gfchicht der boten, die epiftlen zum Zimotheo, -
jun Galatern, unb beed Petri, bie jr alle von mir gehört prebigen, voll find a)
1) der Annahme würdiger. 2) bdfe.
a) Bemerkenswerth, über welche Schriften bed N. T. Zwingli m Neujahr 1519
geprediget Hatte.
98 Ban Ärger werden an güten fitten.
Aber man muß dem -Lieblihen angeficht Chrifti föliche mafen ? und
uingeftalten und fat menfchlifcher befchwerden abhelfen und führen, fo wirt
er uns mibrum lieh, fo wir bie ſuͤſſe fines jochs und Inchte finer butbe redyt
empfindend. : Gott walte (inet leere! Amen.
Was vorgefchreiben ift, entbüt ich mich vor gott und allen creaturen
rechnung und antwurt darüber ze geben, bger ouch, alle fo fid) der
gſchrift oev(tonb, mo ich die afchrift mißbrucht Hätte, mir diefelbigen miß-
brüd) anzezeigen, es ſye mundlich oder fchriftlich, unb nit hinderwärt
" mit unverſchämtem geböch die mwarheit fchmähind, das uneerbar und un⸗
mannlich if. Will ich mich mit der afchrift des nümen und alten tefta=
ments allweg laffen wyſen. Aber das barnad) folget, will ich nun für»
gelegt haben, bod) mit bemärnuß der afchrift, unb ein jeden Laffen by im
ſelbs heimlich, urteilen.
Ob jeman die fonfen gwalt hab 4e verbieten.
I. Die allgemein verfammlung der Chriften mag jr ſelbs fa(ttag und
abbruch der ſpyſen annemen, bod) nit für ein gemein ewig gſatz uflegen.
| JI. Denn gott fpricht Deut. am IV. 2.: Ir merbenb nüt zu dem mort
thün, bas ich üch (ag, noch darvon, und daſelbs am XII. 32: Thu allein
Das id) dir gebüt, und toi nüt darzuͤ und minder nüt.
III. Hat: man zu dem alten teftament nüt mögen noch föllen hinzu
thün, vil niinder zu dem nüwen.
IV. Denn das alt it abgangen und nie anderft geben , denn daß es
füllte zu finer aot abgon; aber dag nüw ift ewig, das nimmer meer mag
abthon werden.
V. Das zeigt ouch an das heligen? beeder teftamenten. Das alt ift mit
vihiſchem biüt befprengt und geheliget; aber das nüm mit dem blüt beg
ewigen gottes, denn Chriſtus (prad) alfo: Das i(t der feld) mines bluͤts
eins nümen und ewigen teftaments 1c.
VI. &o es nun ein teftament ift, und Paulus zu den Galatern alfo
fagt III. cap. 15.: Eins menfchen teftament oder gemächt, ? fo es beftät ift,
überordnet ^ nieman nod) berachtet.
VII. Wie gedar denn ein menfch zu dem teftament gottes hinzu thüny
alych als ob ers begren welle?
VIII. Paulus verflücht Gat. I. 9. dag über dag Evangelium anderft
geleert wirt, alfo: Wo üch etwar wirt predigen über und anderft, denn jr
gehört hand, das (og ein fluͤch.
IX. Spricht Paulus Röm. XIII. 8.: Ir (ólfenb nieman nüt ſchuldig
^ fon, denn daß jr einander lieb babenb.
X. Widrum aun Salatern V.1: Stond in der (rubet, bero üch Chri⸗
ftus erlöst hat, und laffend üch nimmer underwerfen dem joch der fnecbt-
beit oder eigenfchaft 5.
XI. Soll es ein flüch fun, welcher über das leert, das Paulus geleert
1) Fleden. 2) heiligen, weihen. 3) Vermaͤchtniß. *) fügt niemand etwas hinzu.
5) Leibeigenſchaft. |
*
-
Ob jeman die (pofen gwalt hab ze verbieten. 29
hat, und. hat aber nienen geleert das erkiefen der ſpyſen, fo muͤß je, der eg
gebieten dar, Hüchswürdig fon.
XII. Und find wie under kein gfak verbunden, denn dag afa ber
liebe, und fryheit der fppíen (abl der Liebe beg nächften nüt, fo fn recht ge»
(eet und erfennt wirt; fo find mir demfelben gebot oder gſatz nüt fchuldig.
XII. Heißt ung Paulus in der (rpbeit Cheifti biyben, warum heiffeft
bu mich barbon gon, ja du willt mid) mit gwalt darvon bringen.
XIV. &o Chriſtus sun jüngern fprach, ich hab dd) nod) vif ze fa-
gen, bat er nit geſprochen, ich milf did) nod) pil leeren, wie jr den menfchen
félfenb gebot uflegen, funder bat er gereds von den Dingen, bie er jnen zur
feiben apt fürbielt, bie fy aber ſchwerlich verftündend. Wenn aber der geift
der warheit kummen wirt, dee wirt üch alle warheit leeren, dab fy alle
ding wurdind nad) der erlüchtung des heligen geifts verfton, bas, fo f denn»
zemal nit verftündind oder us unmüflenheit oder us fummer und forcht.
XV. Denn wo ed von fölchen geboten föllte verftanden werden, fo
hättind doch die jünger gefündet, ba f es nit geboten hättind foren, - nit
fleifch effent, 3d den heligen rennen, kutten antragen.
XVI. Cumma, gott ſprach zu Petro Act. X. 15: Das gott gereiniget
bat, folltdu nit unrein nennen, unb ift der fabbat unfer underwürftg, wir aber
nit bes fabbatà, wie obftat.
Dife Enüpf habend mich zwungen zu gedenken, daß die geiftlichen obren
nit nun nit gemalt babínb füliche ding ze gebieten, funder fo fü e8 gebietend,
fo fündind fg bärlich; * denn je der in eint vegiment ift, und bandlet mee,
bann im empfolen mirt, ift es ſträflich. Was erft, mann er das übertritt,
das jm verboten ift, unb Chriftus hat den Bifchofen verboten, fo ſöllind
jre mitknecht nit (dlaben. Iſt nun das nit afchlagen, ba man eim ganzen
volk ein verbot unleit, daryn aber die allgemeinfame mit vermilliget . bat?
Darum laß id) in difen anzügen jedem fin urteilt fry; will bod) denen, fo
nach Chriftlicher feyheit dürftend, gern fölichs haben angezeigt unbeforget
den unwillen, der mir darus erwachfet. Es find die, denen ber (pig? milf ab»
brünnen. Sy fórditenb, fo das fleifcheflen abgang, es ryſſe mee hinnach,
das bishar zum luft wol gedient hat. Darum tobenb ſy alfo under
ben einfaltigen, denen ich wünſch, daß fy in Ehrifto Jeſu fry und fromnt
werdind. Gott fye mit uns allen. Amen. Ich hab bif alles ylends ges
fchriben; darum vernem ced ein jeder im beften. Geben zu Zürich im
MDXXII. jat am 16. tag Aprils. j
1) (dyvetlid), 2) Bratſpieß.
nn
-
30 | m
Ein frinblid) bitt und ermanung
etlicher Prieſter der Eidgenoſſenſchaft,
daß man das heilig Evangelium predigen nit abſchlahe, noch unwillen
darob empfach, ob die predigenden ärgernuß zuͤ vermyden
ſich eelich vermächlind.
Zwingli mit zehen andern Freunden aus dem Prieſterſtande wandte
ſich zu gleicher Zeit in einer latiniſchen Bittſchrift an den Biſchof von
Conſtanz und in einer deutſchen an die Obrigkeiten der Eidgenoſſen⸗
ſchaft um Genehmigung zweyer Bitten von der hoͤchſten Wichtigkeit:
Freyheit, das Evangelium zu predigen, und Geſtattung der Ehe fuͤr
Geiſtliche. Sene an den Biſchof ward zu Einſiedeln den 2. July 1522
mit der Unterſchrift Zwinglis und ſeiner Freunde ausgefertigt; dieſe
am 13. des naͤmlichen Monats aber ohne Unterſchrift.
Bon dieſer Bittſchrift an die Eidgenoͤſſiſchen Obrigkeiten erſchien
die erſte Ausgabe in Zurich auf 5 Bogen in 4.; eine zweyte Ausgabe
lieg Prutinger zu Augsburg druden, 34 C. 4. Gwalters fat. Ueber⸗
fe&ung findet (id) in Zw. Opp. 140 a.— 119 b; hataber die Schlußars
titel nicht, welche das teutfche Original enthält, ( Iahrtafel im Auszug
aus Zw. Schriften J. 30. Uſteri litterar. Anhang to. 4. ©. 330,) *
"Obwohl bey ben durch die Gegner der beginnenden Reformation
meiſt feindfelig geftimmten Regierungen bieje Bittfchrift wenig Eindruck
zu machen fchien, und der am Ende Mans erlafiene Beſchluß vor der
zu Luzern verſammelten Tagfagung , die „ Unruhe ftiftenben Predigten
betreffend“ womit man Zwinglis und feiner Freunde veformirende Predigten
bezeichnete, nicht zurückgenommen ward: fo wirkte fie defto mehr auf bie
Geiſtlichkeit bed Zücchercapiteld, welche auf einer Verſammlung den 15.
Augftm. dieſes Jahres einhellig befchloß: Nichts gu predigen, af was ín Got⸗
te8 Wort enthalten ey. (Wirz: Neuere Helv. Kirchgeich. 1.303.314. 315.)
9) Die Bittfteller waren ohne Zweifel die nämlichen , welche die Bittfchrift an bem
Bifchof Anterzeichnet hatten und auch andere, welche, aus den oben jchon. bemerften
Gründen, ſich nicht Offentlicy erflären durften, Die in der Bittichrift an den Biſchef
Benamiten waren außer Zwingli: Balthafar Trachſel, Pfarrer zu Art; Georg
Gt&belín (Ehalybeus) Pfarrer zu Weiningen, bisher Zwinglis Helfer; Bern er
Steiner, von Zug; Leo Jud, Pfarrer zu Cinfcbeln; Erasmus Schmid
(Fabricius) Cborberr zu Zürich; Simon Stumpf, Pfarrer zu Höngg; Joſt Kilch⸗
mtber, Chorherr zu Luzern; Ulrich Pfiſter, Cpiforius), Pfarrer zu Ufer; Cas-
Jar Grofmann, (Megander) Spitalprediger zu Zürich; Johannes Schmid
(Faber) Caplan zu Zürich. Zwingli fanbte beide Bittſchriſten mit einander gen Luzern
an Mykonius unb gen Zug an Steiner.
31
Erlaͤuternde Briefe. Zwingli ſchickt beybe Bittichriften 19. July
an Mykonius zu Luzern zur Verbreitung, wohin ev ed gut finde unb
äußert qute Hoffnung, daß fie von wirkſamem Einfluß feyn werden.
Mylonius meldet am 22. den Empfang unb ben 28. berichtet er:
»Die Minderzahl gebe biefen Bittfchriften zu Luzern Beyfall. anche
äußern weder Lob nod) Tadel. Sie fagen: Ihr verfuchet eine Sache,
die Ihr nicht zum erwünfchten Zwed bringen werdet. Der Biſchof,
ja der Papft kann Eure Bitte nicht bewilligen; nur ein Concilium
fönnte e8 thun. Die PVriefter murren. Des Volkes Sinn kenne ich
nicht. — Aber man will nichtd vom Evangelium willen; nur um
den Krieg kümmert man fid, und das Himmlifche it diefen Leuten
eine gleichgültige Sache, bey den Helvetiern ift für dag, was Chriſtus
Ehre mehren folíte, wenig zu wirken; fie kannten ihn nie. — Was
wolt Ihr, wenn affe Welt Euch widerfpricht und widerſteht?“ —
Auch an Werner Steiner hatte Zwingli die Bittfchriften gefchicht, ber
fie dem Pfarrer Treachfel zu Art fandte. (Steiner ad Zw. 20. Syufy)
Johannes Zimmermann ( Zylotectug) zu Luzern entfchuldigte (id)
bey Zwingli (Luz. 30. Juny), daß er bie Bittfchrift nicht unterzeichne.
Er füme, fammt feiner Braut, dadurch in Lebensgefahr und würde
ber Cade in Luzern damit wohl fehaden aber nicht nüten koͤnnen. —
Bartholome Stocer und Werner Steiner in Zug (an Zwingli 5. July)
gaben den Kath, die Bekanntmachung nod) für einige Zeit aufzufchie-
ben. Am 7. Suly theilte Zimmermann eine für bie Bittfchrift an die
Eidgenofien brauchbare Notiz von einem Scandal, das ein Seiftlicher
fo eben verurfachte, und bat Zwingli, bem Pfarrer Bodler zu Luzern,
der wider die Priefterehe predige , ein Exemplar der Bittfchrift zu fen-
den. — 3winali (an Mykonius den 19. July) billige, bag Zimmer-
mann nicht unterjchreibe. Er wünfche auch, bag alled allmählig
unb mit Ruhe behandelt werde und Zimmermann wie Gamaliel fich
äußere. — Endlich fchreibt Jodokus CSyoft) Kilchmeyer aus Luzern
an Zwingli (13. Aug.), daß er, fo wie Bernhardin CHelfer zu Cham
am Zugerſee) wegen ihrer Eheverlöbniffe in Lebensgefahr ſtehen und fid)
zur Auswanderung bereit madyen müffen.
Johannes Bozheim zu Eonftanz meldet an Vadian .in €t. Gallen
(30. Zuly), wie Zwingli nebſt der Bittichrift an ben Biſchof auch diejenige
an bie Eidgenoſſen bem Bifchofeingefandt unb Leo Sud die Schrift Luthers
„von den Mönchdgelübden“ überfegt babe, worüber alles Volt in Erſtau⸗
nen ſey (mirabilem omni populo).
32 Ein fründlich bitt unb ermanung.
Den frommen fürfichtigen, eerfamen, wyſen herren Eidgenoſſen von
ftätten, landen und zugewandten, unferen gnädigen, günftigen, lieben herren
enbietend unfer etlich prie(ter und berfünber des Evangelii Jeſu unſer a6
horfame gütmillige dienft und underthänigheit in dem herren Jeſu
Chriſto, unferem erlöfer.
Bevor, frommen fürfichtigen sc. i(t unfer demuͤtig bitt, üwer wysheit
welle nit einen unmillen von ftunb an empfahen ab der fad), die wir für
üch tragend als zu unferen väteren, ob fy üch (don zum erften feltfam
‚oder unbillich dunken wurde. Wir find ber hoffnung, fo jt fy binden und
bor mol erfennenb nad) unferem erfcheinen?, werdind je mit gnädigem willen
darinnen banb[en, binban gefeßt alles vermundren oder unimilfen , glych als
ouch dem heiligen Paulo beſchach Uct. X VII. 17. 9((8 er zu Athen anbüb
predigen von unferem herren Chriſto Jeſu und von der urftände? der todten,
berlachtend fü in zu dem erften, aber nachdem fo der fad) gänzlich bericht,
wurdend jr bil zum Chriftenglouben feert, und infunderheit der obreften vid
teren einer genannt Dionyſius, und ein fürneme from Damaris. Alfo hof -
fend wir ouch, fo die fad) gänzlich verhört, werdind jro alle vernünftige bete
zen gün(tig. Und ift bie fach, damit fo nit länger verhalten werde: mit
band vernommen, wie etliche us unferen herren der Gibano(fenfdyaft fid
habind laffen unrichtig machen? a, daß man das heilig Evangelium, fo je
in aller Gbriftenbeit harfür gat, predige, glych als ob e$ etwas nüwes un:
gehörte * wäre, beg ſchuld aber villucht bero ift, die fülich himmliſch (eer nit
zu dem kommlichften® hand fónnen darthün, ober darunder vermifcht hand
etwas, das nit darzu gehört. Sunſt wüſſend wis mol, bap in einer Loblichen
Eidgnoffenfchaft nieman ift, ber fid) wider das mort gottes underfunde \
unzelegen. Dephalb wir uns angenommen mit difer gfchrift männiglich ze
berichten eins kurzen inhalts des Evangeliums, damit fi) daran nieman
ſchädlich verletze*, und beſchicht das zuͤ guͤtem einer gemeinen Eidgnoſſen⸗
(haft unb zu troft aller ſorgfältigen confeienzen 7.
j Nun ift das Evangelium, als Paulus ſchrybt Röm. I. 16, nüt anders
denn die kraft gottes zuͤ guͤtem oder heil einem jeden, der gloubt, er ſye us
den Juden oder Heyden, wie wol den Juden von je welten har zum erſten
geoffnet *. Er ſpricht, es ſye die kraft gottes, ſoll alſo verſtanden werden:
So ein jeder menſch des guͤten und frölichen lebens, das nach diſem leben
geoffenbart wirt, begirig iſt (denn das laſſend ouch nad) bie Philoſophi,
unb empfinbt es ein jeder men(d) in jm felbs, bag er bil angft unb forg
bat, mie es jm nach biftt apt gon werde, unb aber daby durch fid) ſelbs
weder den, der feligheit gibt, noch den meg zu jm erlernen mag): ift jm je
not, daß er hilf habe von einem, der gröffer, ftärker, wyſer und gewüſſer
bann er foc. Weliche not und gebreften? der allmächtig gott von je wel⸗
1) beleudyten, Mar machen. 2) Auferfiehung. 3) als unrecht vorftellen. ?) un⸗
erhörtes, 5) am zwectmäfiigften. ©) fchädlichen, verderblichen Anſtoß nehme. 7) bes
forgten aͤngſtlichen Geniff en. 5) geoffenbart. 9) Gebredyen.
. a) „esse quosdam in Helv. civitate principes viros, qui Ev. praedicatio-
nem iniquius tulerint), Der Beſchluß wider bie „Unruhe ftiftenben Predigten“ burd)
Swinglie Feinde verurjacht, war eben gegen dieſen gerichtet.
Ein frünMid) bitt und ermanung. 33
ten bat gnädigtich bedacht und erſetzt hat, in dem, bag er (id) ung allweg
in alfee güte geoffner und befannt gemacht bat, darum daß wir in der bes
gib und wunder! ber künftigen aot nad) bifem leben nit irrig oder ber»
zwyflet wurdind; hat oud) allweg denen, fo jm alfo geoffnet, | angenonte
men, unb jt zuberſi icht in jn gſetzt hand, ſin kraft und gegenwürtigheit erzeigt
fo ſchynbarlich,? bag man (id) ab (inen gnaden nimmer anüg verwundren
mag. Er bat mit Adamen anädiglich gebanbiet nad) afta(t der fach, Abel
den grechten gerochen, Enoch us diſer apt verwandlet, ? Noe vor dem
fünbfluf gwarnet und berbütet, Abraham, Iſaac, Cyacob, Monfen, Das
sib, unb ander unjalbarlidy (o offenlich gemifen * unb lieb gehabt, daß
je nam und gedächtnig nod) hüt by tag das anzeiget, daß alles nüt anders
ift, dann ein gnábig offenbaren fin felbs uns armen menfchen zu autem,
und dag wirt genennet das Evangelium, ift als bil als ein güte bot(dyaft im
türfcher fprach: denn mas möchte beffers dem armen menfchlichen afchlecht
emhoten® werden, fo es in dem unmüflen® gottes und der feligbeit irret,
weder fo fich gott im funbbar^ macht, fürt und felig machet? Iſt das nit -
die fvaft gottes, nit eins menfchen Eraft? Iſt bas nit bie Eraft die ung ft»
(íabeit gebiet, unb nit der menfch jm felbs ? Darum er fid den menfchen
mit güte zum erften erzeigt, baf fy jn by der güte lernetind erkennen als
einen Yater. Darum uns ouch Chriſtus geleert bat, baf wir jn einen batet
nennind vor allen Dingen, ee wie funft üts an jn begerend, fo wir (predyenb:
vater unfer, by welchem mort wir gefichret?® merbenb, bag mir all unfer troft
unb jüberfidót ficher in in feßen mögend: kummt doch alls us finer kraft.
So nun der allmächtig gott durch dag alt teftament hat durch fin
kraft (id) den menfchen bid? geoffnet durch mitreden, wunderwerk, und
andre ftud, damit die menfchen allzyt der fraft und gnad aotte innen wur⸗
binb, und aber fo durch jren inütmillen und härte des herzens (id von jut
qcügret ° hand, hat er zulezten durch finen eignen fun mit dem menfchlichen
geſchlecht wellen handlen Hebräer I. 1. der ouch mit den mwunderzeichen
als 3tifobemus redt oh. III. 3. und marbafte** der leer gewüßlich anzeigt
bat, daß er ein fun gottes ift, damit fin überflieſſende gnad den menſchen
noch bil rychlicher ufgethon'? wurde. Dann wie er vormals fid) nun dem
Cyübi(cben gefchlecht gelicbet „1° alfo bat er durch finen fun alles menſchlich
gſchlecht melíen bud; güte 3d jm ziehen und an fi) bringen, das uns
Harer wirt, fo wir bie fürnemen ſtuck der thaten Chriſti erzätend. Iſt
das nit ein grofles kräftiges! (tud gelaffenheit ze leeren, daß der (un gottes,
funft finem vater alleweg alych, fid) genibret hat big zu annemen der
menfchlichen blödigkeit!° Philiver II. 6. darum daß mir allen bodymüt
verlieffind unb zu gott füminb? Daß er drmlich in einer Eripp geboren
und bemnad) hart mit arbeiten erzogen ift, leert das nit gut verachten, narung
mit der händen arbeit, nit mit gwalt oder wücheren aemünnen? Ephefer
III. 28. Daß ct die kranken allenthalb gfunb gemacht bat, fo ſy jr vet»
teuwen zů im faßtend, leert das nit, bag wir all unfer zünerficht ouch ze
jm baben föllend, unb je einer des andren notdurft ze hilf fummen?
1) Staunen über — ?) offenbar. ?) verjest. 5) klar gewielen, geführt. 3) aner⸗
boten. 6) Unerfenntnifi. 7) offenbar. 8) veriichert. 9) oft, 19) entrernt. 1) Wahre
Baftigfeit, 12) eröffnet. 1) mit Liebe zugewandt. 1%) wirkſames. 15) Schwäche,
Zringli's (ammt(, Schriften I. Bd. 3
v
/
34 , Ein fruͤndlich bitt und ermanung.
Galat. VI. 10. Daß er für uns den ſchmächlichen tod gelitten, damit er ung
us dem gwalt bed todes und rod) beg rüfels unb der fünden erlöste, bat das
nit alle menfchliche güte übertroffen? Daß einer villycht, als Paulus ſchrybt,
zuͤ 9tóm V. 7. für einen gerechten menfdyen. ftirbt, fo er; der gerecht ift, für
“ung fünder und ungerechten, ben tob gelitten hat, leert ung bas nit uf unfer
gerechtigkeit nit buwen, funder in fin rechtmachen, ertófen, begnaden allein,
fo wir bod) alle fünder find? Daß er am früg inmitten alles (dymersené
unb lydens für bie mörder (ined lebens finen himmlifchen vater anrüft:
Vergib jnen! fo mü(fenb nit, was fo thuͤnd, leert ung. bad nit unrächlidy!
fon on baf, on widerred? Und bee ftuden nod) treffenlich? bil, bie man täg-
lichen hört us dem heiligen Cbangelio. Nun mwellend mir fin leer ouch ets
licher, zal? verhören. Leert er ung nit, daß wir nüt bon ung ſelbs vermö⸗
gind noch ſyind ja ouch in den dingen, ſo den lyb antreffend, on jn, fo et
Matth. VI. 27. (pridyt: Nieman mag zü finer lybsram“ ein ein thün ; zwar
daß wir verſtandind: ſo wir zum lyb nüt thuͤn mógenb, zu bem wir aber
allermeift vermögen "meinenb, daß wie on zmwufel in allen dingen allein an
im bangen müflind. Leert er ung nit in narung des Iybs und im zemmen⸗
fammíen der rychtagen nit forafältig fun mit der Lieblichen glychnuß ber
blumen uf der beide unb der bóglen des Lufts, bie er fo fchön befleidt unb
ſpyst? Leert er ung nit wol alle ding, fo uns not find zu feel und (96
furslid) von jm begeren mit dem vater unfer? Leert er ung nit wol das
göttlich mar(id) anbeten, das jm aller gefälkigeft fye Cyob. IV. 14: Die mas
. zen anbeter mwerdend den vater im geift und in dee marbeit anbeten ?. Leert
er uns nit teümlid) imalíem anligen, fummer, und trübfal, wir föllend zu
jm fumme Mattb. XI. 29: Kummend zu mir alle, die arbeitend und be-
laden find, und ich will tid) rum geben? Leert er ung nit den weg ber. ge=
rechtigfeit unb der warheit, fo er fpricbt Matth. V. 37: Umer red foe.
ja ja, nein nein. Was über das hinzu thon wirt, ift von dem böfen?
feert er und den veg ber warheit nit teülich, fo er fpricht: Ich bin der
‚weg, die warheit und bad [eben Joh. XIV. 6, und bag wer burd) m
ungat, der wirt weid finden Cyob. X. 9? tert ex ung nit gwüß das ewig
. [eben erobren,° da er-fpricht Johannis VI. 40.: Warlich, warlich fag ich
üd), welicher in mich gloubt, der ‚hat das ewig leben? Leert er ung nit,
wie vertrumt wir ung dörend uf fine wort laſſen, fo er foricht, nit ein
tüttel noch büchftab werde pon (inen worten und des gefakes hingen, bis
baf alle ding darin begriffen erfüllt werdind Matth. am V. 18 unb XXLV. 35?
Sind aber dife alle und noch bil meer nit. gewüſſe tud ber güten botſchaft,
da fidy die fraft gottes ufthuͤt ber menfchlichen blödigheit? 7
Wie nun ee gemeldt, iſt die gnad gottes nie rycher ufgethon dann durch
den herren Jeſum Chriſtum unſeren erlöſer, und das barum, ba mir bom
bero. finer. überflüſſigheit allſammen nemind Joh. I. 16. die fo groß tft,
ba ſy alle menſchen die jetz gſyn find, bie jetz ſind, und immer werdend,
rych in gott, unſchuldig, unb (tig machet Hebr. X. Dann fein andrer
nam ift under der ſunnen, in bent wie mögend felig werden Act. IV. 12,
- denn in dem namen Jeſu Ehrifti; ba man aber nit allein bie filben ober
büchftaben des morte Cyefu verfton ſoll, funder felig werden in finer kraft, in
1). Une Rache. 2) überaus. 3) einige Theile. *) Leibsgeitalt. 5) erlangen.
\
Ein frünbíid) bitt unb ermanung. 35
fine qnab, us finem Inden, alfo baf man ben namen Jeſu verftande
altes fin wäſen unb handel, in mweliches wir verteumende und gloubende fe
lig werdend: bann er uf big erdrych fummen ift die fünder felig und gfund
se machen , die et ouch fo fründlich heimgefücht bat; daß man jm darum
übel erdt, bad er aber alfo verantwurt bat: Die afunben bürfenb des arzets
nit, funder die franfen; fürnemende,! daß die barmherzigheit gottes bereit
foc die fünder zu allen zyten begnaden, und (id) darum in bie melt fummen
(on, hag er das verkündte und gewüßlich bewärte. Sich, ob bas ein güte
botfchaft foe oder nit, bag fid) gott finer gnaben une fo barmherziglich ent»
boten hat on allen unferen verdient; ja bo mir bon natur finber des
zorns warend Ephef. II. 3. Obglych wir alle menfchen, hat er die ryche?
finee qnaben und liebe, mit bero er ung hat lich gehabt, Über ung erzeigt,
und wiewol wir in fünden tob warend, bat er ung lebendig gemacht durch
den tod Chriſti, mibrum uferweckt, unb den himmel ze befiken verordnet in
Chriſto Cyefu, damit er den künftigen menfchen offnete die überflieffenden
rode finer gnaben, bie er fo fanftmütiglich über ung hat (a(fen gon durch
Ehriftum Jeſum. — Gnábiglid) und vergebens? find wir gfund gemacht oder
behalten * durch bad vertruwen und glouben (berftanb, daß gott ſoͤlichs mit
uns anädiglich gemürfet babe) unb das nit us uns: es iſt ein gab gotteg,
nit us unferen werfen, damit fid nieman rümen fónnt. Denn wir find
fin gemächt, in Ehrifto Jeſu gefchaften zu güten werfen, zu denen ung gott
verordnet bat, daß wie darin wandlind. Sehend hie den fchönen finn us
dem heiligen Paulo, vergenfende® alle handel® gottes mit uns armen
fünderen , verhandlet durch finen einigen fun unferen herren und erlöfer Je⸗
fum Ehriftum. Das alles nüt anders ift dann das Evangelium, tas ift
die gute botfchaft und verfündung der gnaden gottes, bero wir alle notdurfs
tig find; unb wie mol er fpricht: Die gfunben dörfind des arzets nit, unb
ich bin nit fummen die gerechten ze berüfen, funder die fünder 3d befferung
unb rümen: ift bod) nit bie meinung, daß jeman aredyt foe; aber wol etlich
(djabtenb fid) gerecht. Diefelden (als Auguftinus fpricht) marenb von ftunb
an ungerecht, nnb wo (ion dhein andre urfach wäre, bie f unrecht machte,
wäre bod) bad übernemen eignet grechtigkeit ein anüg groſſe fünb, als
wol anzeigt der Pharifäer, der ba vorn im tentpe[ fid) bod) rümt mas er
thäte 9ucd XVIII. 14. Darum folltend dife vorgezälten mort 9Dault- von
allen denen, fo das Evangelium fid) ruͤmend prebigen, flyßlich usgelegt wer⸗
den dem voll, damit ein jeder recht verftunde desfelben inhalt und fraft.
Dife ding alfo nad) der fürze anzeigt, geben uns ein Meine geftalt 7
bed Evangeliums, weliche aber Earlicher und volffummner in den brunnen
erfunden wirt, meber in den büßen® oder lachen. Die brunnen find, bie
wort und that Chrifti Jeſu burd) die Evangeliften Matthäum, Joannem,
Lucam unb Marcum zum teil befchriben,, fo bil einem jeden menfchen aur
feligheit not ift. Dann als ber heilig Joannes anzeigt, mát e$ ein unmöglich
arbeit alle wort und werk, die Chriſtus gethon hat, anfchruben? Fo. XXI. 25.
Demnach find die brunnen, das uspredigen und brüch der heiligen boten l
€—————————O ]————— ——— ————— — — — vr t ———
1) anzeigend, ?) den Neichthum. 9 umfonft. *) erhalten, gerettet, 5) begreip
fend. 5) Wert. 7) Darſtellung. 3) Biüzen. 9) beichreiben.
36 | Ein feünbíid) bitt und ermanung.
und der Propheten vorfag, und Patriarchen gíoub. Dero aber, fo zü dien
zyten das Evangelium predigend oder mit gefchrift leerend, iſt ein groſſer
underfcheid: dann etlich us den waren brunnen felbs trinfenb, | unb andren
ouch fchentend; etlich aber vermögend über die brumnen nit ze kummen,
funder gond nun an die bächli, fo barus gefloffen find, die aber allweg etwas
berntifchtes habend unb unfuberers weder die brunnen felbs; und find dem⸗
nad) geneigt das aller unnüteft,* ob «8 glych mar, ift e$ doch zum mindften
$c achten, uszepredigen, dee geftalt aber übel verleßt ? bie jungen ober
Heinen in Gori(te. Darum jnen gar flpf(id) ze (eben aü(tat, weliches das
aller notmwendigeft fpe 3 dem heil der feelen und ruͤw unfer armen menfchen;
und mo fy ſoͤlichs nit us inen felbs ermeſſen mögend, füllend fp rat han
bero, fo bee brunnen genietet? find, nit der irrig geleerten by den forfcheren
und zanggeren, die nun in ein gröfferen zwyfel fürend, funder bero, (o bed
rechten Evangelifchen brunnens bericht find. Wo das von anfang befchehen
wäre, ift mol 30 gedenken, daß nieman kein unmilfen daran gehabt hätte,
oder bod) gar wenig. Weliche aber die foinb, die die rechten brunnen fchös
pfend, mag nit ein jeder verfton oder wüſſen. Darum ift not ein bildnuß
fürzefchenben , * damit der einfaltig (id) anhebe baruf verfisn. Welicher pres
diger alle arbeit dahin zücht, bag der will, leer, meinung, unb eer gottes
geüfnet und fürbracht werd, und die fündigen menfchen ze rüwen, und die
verfümmeeten 5 confeienzen getröſt, hindangefeßt je ver, nut, und würde,
unb das thuͤnd mit den vorgezälten 9 brunnen ; find als (id) wol ze verfchen
ift, der meinung, bero Chriſtus gſyn ift, der nit finen nuß, funder unſer
heit gefücbt hat. Weliche aber nüt denn ze gericht mit jren fchäflin gonb,
nun prebigen bon jrem zügang beg opfers, ber zinfen , ber gehenden, alle
tag einen nümen heiligen findend, bem man opferen fölle, pil. ab(ag hochtra⸗
gend und uslegend, von jrem gemalt und würde alle predigen fpidfenb, ?
wie groß ba (ge bed Pabſts gemalt, bie, als ze beforgen ift, find mee forge
. fältig um zytlich güt weder um gottes eer oder frommkeit der confcienzen.
Stit ba man mit opfer, gehenden und andren ein eerfame notdurftige Prie
fterfchaft nit fólfe ufenthalten, ® funder bag allein uf dem Ligen ein gut
mill anzeigen. |
Darum , eerfamen wyſen sc. andbige Lieben. herren ! ob üch etti, die
nit mögend Inden, daß jrem mütwillen narung entzogen werde, unber(tünbinb
zu verhärten oder verüblen, ja man fólfe das Evangelium verbieten ze pre
digen , ober bod) alfo ze predigen, daB es ung nit fchade, noch unfer lafter
enbede, fo lofend jnem nit, ober jr wurdind in ungnad gottes gewüßlich
fallen. Es ift gar ein bös vermeffen ding, wenn fid) ein üppiger ? meníd
nit will wyſen laffen durch einen andren menfchen. Wie bil. fchädlicher if
es, fo der menfch gott nit will lofen, damit er bewärt, 1° bag er nit us
gott ift. Welichen hochmuͤt und gebreften der heilig Prophet Efajas gar mol
anzeigt am XXX. 9: Es ift ein bolf, das mich nun 3d zorn reist (der
Prophet redet in der perfon gottes). Sy fprechend zu denen, die Tünftige
1) geringfte. 2) fchweren Anftofi giebt den. — 3) feft verfichert. *) in einem
Gleichniß zu beichreiben. —5) befümmerten. 5) vorgemeldten. 7) anfüllen. 8) erhalten.
9) anmaßender, hochmüthiger. 19) beweist.
Ein fruͤndlich bitt und ermanung. 37
ding febend: fehend uns nit, unb ben anfchouenden : fchoumd uns nüt an,
das recht iſt, redend Ding , die ung gefallend, fürfebenb * ung iretum, thuͤnd
von ung den weg unb den ynleitenden füßweg, der heilig gott Iſrael höre
by ung uf geprediget werden! O mie übel ift fülichs getbon, als mir wol
merken mögend us dem Propheten, fo er hernach fpricht: Darum, ba je
das wort (ift on zwyfel bas gotteswort) berfchupft? hand und üwer trumen *
in lugenen und unruͤw gefeßt, Darum wirt üch bife bosheit glych als ein
bruch in einer mur, bie (9 zum fall bringt fchnell und unverfehen. Wars
lid) dag wort gottes ift nie on groſſe (traf. über(tben; ed ift ouch alímeg nütz⸗
lid) gſyn, fo e$ gehört und folg hat achabt, welichs Chriftus felbs gar
teütich anzeigt bat Lucä VI. 11: In weliche ftatt je fummen metbenb,
und man üch nit annimmt (verſtand die heligen boten und die dag Evans
gelium Chrifti predigend); gend mwiderum an die ſtraß und fprechend: Den
ſtoub, ber an ung by dd) gebanget ift, erfchltten * wir über dd; bod)
wäflend,, daß üch das vod) der himmlen genahet was! ouch fag ich dd,
baf e$ GSodomen Iychter gon wirt, denn der ſtatt; verſtand, die mich jro
genrediget nit hat wellen annemen. Duch fpricht der heilig Petrus 2. Petri
]I.?0: So einer den vermasgungen der welt enteunnen ift in erfannt-
nuß unfers erlöfers des herren Jeſu Chrifti und fid) denfelbigen widerum
ynwicklende 5 überwunden mirt, ift es nad)bin böfer bann vor. On zwyfel
ift nüt (ddb(id)ers des menfchen feel, dann von dem nüt wellen hören, ine
dem er erldst ift, Chriftus Jeſus.
Es (olf uns ouch in dem handel leeren das, fo mit den jüngeren tere
bandlet tft in dem anfang jred predigens, do inen bie Juden verbotend gar
nüt ze prebigen von Jeſu; darüber (y aber antiwurt gabend: man müßte mee
gott geborfam fon bann den menfchen Act. V. 29. und darüber für und fiir
predigtend, bis bag man iut rat ganz über (o berüblet 5 ward. So (tnb
ein frommer, mofer mann uf, mit namen Gamat(ie(, hieß bie Apoftel, das
(t boten, usfton, und redt alfo: Hütend oder fürfebenb dd) wol, mas ir mit
difen menfchen handlind. Es habend in vergangner apt Theudas und ouch
Judas ein anfang inen ſelbs zuͤzogen, der ift aber zerfiört und alle, fo mit
jnen verhelfet” band. Und darum gond bon dem volk und berfa(fenba ! denn
it e$ von gott angefehen,® fo mögend jrs nit verbieten.noch abftellen. Denn
je mögend gott nit üÜberftegten; ift es aber ein menfchlich erfundner an»
ſchlag, fo wirt ed zerrütt. — Alſo ift ouch dich ze gedenken, andbigen herren!
fo man heiter (it, daß ber allmächtig gott mit erzeigen fined angefichts
durch fin leer, das ift das heilig Evangelium, bie fo übel verbösreten melt
beimfücht unb 30 befferung berufen milf, zimmt ung nit ze miber(teeben.
Denn iſt e$ u$ gott, möÖgend mir es nit wenden; ift es aber allein ein
menfchlicher anfchlag , wirt ev ton jm felbs zergen. Paulus ward in y»
fria verfteiniget, bag man in für tob Ließ Ligen ; nod), bo ev wider zu im
fíb$ fam, gieng et miberum in bie (tatt, unb ward demnach die ftott zuͤ
Chrifto befeert Act. X TV. 19: Derglychen ward er outh in Korinth durchächtet, ?
noch ließ er nit nach, bis er die ftatt zu Chriſto befeert, und was ex gegen⸗
t) weisfaget. 2) verworfen. ?) vertrauen. 5). fchätteln. 5) in — Veneidelub.
6) eezärnt. 7) zufammengebalten. 5) angeordnet. 9) verfolgt.
38 Ein fruͤndlich bitt unb ermanung.
wärtig nit thün mochte , thät er mit gefchrift. Denn gott (prad) zu im nadie.
- $n ftärkende At X VIII. 9: Du follt dir nit fürchten , funder red unb ſchwyg
nit! dann ich bin mit dir. Alſo it e oud) in Ephefus gangen: mart ein
ufruͤr in der ganzen ftatt, alfo baf man Gajum und Ariftarchum die gfellen
Pauli fing, unb fo in mitten im wuͤtenden vol hielt, das fic flaat, die
eet der groffen göttinn Diana melíte abgon. Und ward Paulus verhüt,
daß er nit under dag vo(f fam, mie wol er Darunder begert Act XIX. 30,
. Ge bod) zum (esten. ift. die eer der abgöttinn Diana und andrer abgötten
abgangen , und bie eec des waren gottes uf. Dann bie ganz (tatt bald dar»
nach zum Chriftenglouben befeert ift; unb ift da mit aroflen eeren begraben
der heilig bot und €bangelift Joannes. Dife byfpil zeigend wir üwer wys⸗
-heit an, daß bie daran erferne, bag nad) den morten Gamaliels ben fürgang
- des Evangelii nieman bindren mag, wo er us gott i(t; unb barum mit nie
man geylt werde. Dann ift es nit ug gott, wirt e$ bon jm ſelbs zerrütt.
Nun ift unfer fürnemen, frommen , fürfichtigen wyſen! dag heilig Evan⸗
gelium mit trüwen ze predigen nad) dem Lütre(ten fo ung müglid) ift, zu
gütem gemeiner CibgenoBfd)aft. Dann als jet bie fachen (tonb, bedarf man
wol, daß der allmächtig gott ung zu einem befleren feommeren leben ziehe
durch fin leer: fuft. ift. zuͤ beſorgen, füllte man für und für in fölichem
wefen biyben, ed wurde zum legten. von gott nit erlitten. * Und ob man
ung und andren ſchon das Evangelium predigen verbieten murde, wirt e$
nit beg minder ein fürgang han: denn wir mögend fprechen, mie die jünger
fprachend, bo man jnen ze Hierufalem verbot von Jeſu 3e predigen Act. V.32:
Man müß gott mee. geborfam for denn. ben menfchen. Wir fehend, daß
et(id) groffe fürften und herren, Bifchof unb prälaten, wie wol fy dem Evan-
gelio, als (y mwellend gefehen werden, nit widerftandind, machend fü bod) die
fad) widerwärtig und verdacht, fo fo allen, fo das Evangelium predigend,
häffig ? namen zülegend , fp fyind Uutherifch oder Huffifch oder feter; fo doch
der geleerten allenthalb fo bil ift, die ug den waren brunnen fchönfende uns
' bie himmelifchen [eee harfürteagend, daß man dheiner Huffen oder Qutberen
darf. Hat der Ruther da geteunfen, da wir getrunken habend, fo bat er mit
uns gemein die Evangelifch leer. Und (idt man aber wol, daß dhein ver⸗
bieten hilft. Es machst die warheit ber Epangelifchen leer je mee und mtt.
Alfo zeigend wir ümer wysheit an, daß wir mwarlich nüt gemeine habend
weder mit dem uter noch mit dheinem andren, dag Chriftenlicher leer und
rum üzit fchaden mög, ja gar dhein gemeinſame. Wir trinfenb nad) un-
ferem vermögen die Enangelifch leer us den waren brunnen, on bie nieman
mag felig werden, daß mir diefelben under dem bolf der frommen Eidge⸗
nofienfd)aft mit aller 3ud)t und trüm usfprechind den hungerigen feelen, da⸗
mit jr muslofen ? confcienzen getröft und befeftet werdind. Dann die nic
man fo wol tröften mag als das mort gottes, als David anzeigt im LXXVII.
pfatmen, b. 3, 4. Min feel bat (id) nit mwellen tröften laſſen, und ich ges
dacht an gott: da ban ich Luft funden. Ouch Chriftus ſelbs Matth. IV. 4.
Der .menfch lebt in einem jeden mort, das us bem mund gottes kummt; und
, batum wäre abfchlahen das gotteswort nüt anders bann den-feelen jren troft
1) gebulbet, 3) gehäffige, verhaßte. 9) rathloſen.
Cin feünbíid) bit und ermanung. 39
abſchlahen; das aber ümer meinung gar nit i(t, als wir wol wüſſend. Wo
aber -jeman ungeídyifter in dem verfünden des Evangelii fun wurde meber
recht; a) ift wol zu gedenken, daß nit unrecht ift, wo man bem felbigen ſchwy⸗
gen debüt; das aber wir (ob gott mill) gar nit thün meífenb, funder mit
aller trüm und flyß 3d gutem der Cheiftglöubigen menfchen das Evangelium
berfünden, dem aber nüt mee fchaden mag, daß im nit gefolget wirt, dann
die unzucht oder faftec, unb bor allen lafteen bie unluterfeit; * darum wir
jeg Um. wysheit von der felbigen oud) fagen wellend für den andren
teil. Umer eerſam wysheit hat bie har gefeben das uneerbar fchandlich
(eben, das wir leider bishar gefürt habend (mir melfenb allein von uns
ſelbs gerebt haben) mit frowen, damit mie männiglich übel verärgret und
verbösret habend; mie wol bie ſchuld zu eim teil dee jugend, bie nieman
ganz meiftren mag, zum andren bero ift, bie nie habend melfen die falfch-
giychsneten ? reinigheit ufhören gebieten, wie mol fü gefehen habend die nit
gehalten werden, ja ſelbs gehalten als gott wol weyßt. Und hättind aber
die felbigen dag gebot wol mögen nachlaflen: denn es ift nun ein menfchlich
erfunden , nit ein göttlich gebot; ja fu folltend es nachgelaffen haben, für
daß fp fahend, daß es nienan gehalten ward; unb aber fo acoffe fchand und
ärgernuß dem heiligen Evangelio darus erwuͤchs. Daß e$ aber nit gefche-
ben, ift ze beforgen, e8 foe dahar fummen, daß es fo groſſen nuß jro etli⸗
hen gebracht bat: denn. bo man um ein abfolus 2, 3 oder 4 gulden
geben müß, mas groffer ſumm gelts meinend ir das eins jar bringen? Es
erwachst oud) hie gar ein groffer argwon ber falſchglychsneten reinigheit, daß
fn mec um gelte willen weder um gottes willen foe angefehen: denn bu den
alten: Ehriften ward dheiner ein priefter gemacht, bis baf er über 30 jar
lam, unb zimmt inen dozemal offenlich wyber haben. Demnach aber hat
man dem alter abgenommen und 24 jar gemacht unb. baby wyhben vers
boten. Gehe ein jeder, wie (id) das semmen rome oder wie wyslich e8 ans
geſehen foe, baf dem alter abgenommen ift, unb. in mitten aller fleifchlichen
anfed)tung, bie um die 24 jac am gröften iſt, geboten mit ze oben, on
allen geund der heiligen gefchrift, bie ben priefteren bie ee nienen berbüt,
funder etwann gebüt, als wir Um. W. kurzlich wellend anzeigen , damit die
(be, worin unfer fürnemen gegründt (pe ber ee halb, die wie annemen ?
willens find b) bod) on üwer verletzen und unmillen. |
Sum erften fpricht Cheiftus Jeſus unfer erlöfer, bon ber reinigheit Matth.
2) Zuchtlofigleit. 2) tinveinigfeif, Unfeufchbeit. 3) heuchleriſche. *) ſchließen.
a) „qui Ev. importunius — — annuntiant*), Dief geichab aber auch wirklich.
bon zwey der Bittftelleen: Zrachfel zu Art, über den Mykonius bei Zwingli Flagt,
wie mit feiner Unbeſonnenheit bey der Heirath und in Predigten, er bas golf gegen
fd) aufgebracht babe; (4. Aug. 1522) und Stumpf zu Höngg, ben der Rath zu Zürich
im Dec. 1523 des Landes verwies wegen feiner Predigten, 9teben und andern Sachen;
beionders weil er feinen Bauern fagte: fie feyen Zinfen und Sebenten wicht mehr zu
geben fchuldig (S. Füßli's Beytr. zur Schr. 9t. G. II. 43. IV. 100 — 135.)
b) „studium matrimonii nos coepit*). Trachſel batte fchon 1521 im Stillen
die Ehe geſchloſſen; (Myf. an Zw. 2. Jul. 1521) aud) Zimmermann unb feildymeper
" Engern lebten in geheimer Ehe. Zylot. an Zw. 30. Jun. Kilchm. an Zw. 4. 3Xc.
22.) . . ' . . '
40 Ein frünblid) bitt umb ermanung,
XIX. 10. Es ift nit ein jeder fähig des worts, bas ift ber reinigheit,
funder allein bie, denen e$ gabet* ift von gott. Hie hört ein jeder, daß
teinigbeit nit an uns ligt ze halten, (unber an gott, Wie kann nun der menſch
gebieten bad, fo allein an gott ligt? glychſam einer uf eins andren (edel zeeren
wellte; es wäre fin will oder nit. Gott bat on zwyfel bie bimmelifchen tus
aend der reinigkeit alfo in (inem gemalt behalten wellen, bag dee meníd) (id
bero nit möcht überheben nod) rümen; funder erfannte fy allein gottes (n.
Denn gott ift nüt mee widerwärtig dann ein hochfärtiger ? gei, ber aber
gar Inchflich verfürt die, fo reinigheit haltend, in dem daß fy inen felbs anhe⸗
bend gefallen der geftalt: ach wie bift bod) bu fo felig, bag bu nit bift wie
die, fo on föliche werk nit mágenb [eben ! wie bift du fo bil reiner unb befler
bann bie felben! Mag aber daby nieman müffen, wie rein das herz inwen-
dig it. Dann bie mol mir den brefthaften Inchnam? an ung teagend, if
gewüß, bag er ung vilfáltiglid anficht, ja «8 wirt oft von denen , bie man
ganz rein (d)dgt, gar vil fchnöders heimlich Leider begangen, dann wo fy
fid) vermannet * oder gewybet hättind. Wir melfenb ouch bie nit angerürt ®
ban die feommen reinen, die us gab gottes rein find, und bas mit dans
barkeit an in erkennend; mir Hagend aber unfer hartfeligheit,® daß, fotmal
ung gott rein ze [eben nit verlihen hat, bie menfchen fo unmild gegen und
find, daß ſy ung in unferem breften,, 7 den wir mit inen gemein hand, erft
mit den uneeren befchwerend, bag uns nit fälle zimmen, dag einem jeden
zimmet.
Zum andren ſpricht aber Chriſtus eben ba ſelbs Matth. XIX. 123 Weli—-
cher die reinigheit halten mög, der halte fu. Hie macht exe (ro, ſo er ſpricht:
mwelicher fü halten mög, ber halte (o. Alſo, mag ers halten, fo halte (9; mag
ers nit halten, fo vermähle fid). So nun bas halten nit an unfrem ver
mögen (tat, funder an gott, wie fpricht er bann: ders halten mög , der halts?
Iſt der verftand, das mögen foll man nit verfion, ale ob ed von ung fumme,
finder daß c8 von gott geben wirt, und bat den finn: melid)em von gott
geben wirt, daß ers halten mag, der halte (5! wirt e$ jm bon gott nit ges
ben, ift ers nit fchuldia zů halten. Wie habend dann die menſchen ſy dören
gebieten, fo fo gott von jr ſchwere wegen nit bat wellen gebieten? ſunder
geben, wen er wollt; unb mem ers geb, der wurde ſchuldig fon ze halten.
elichem e$ nun geben wirt, empfindt es wol; ed darf nit fubtiler frag:
wie mag ich mwüflen, ob e$ mir geben fog ober nit? Alfo nun ift die fumm
bif artikels ober worten Chrifti: melid)em e$ bon gott geben ift, bag ers bal»
ten möge; der halte es! unb find bie, denen e$ nit geben wirt, nit fehuldig
at halten ug dheinem göttlichen gſatz.
Sum dritten fpricht aber Ehriftus am eegenannten cap. b. 4. zü den
Phariſäern: Hand je. mit gelefen, bag der dag menfchlich gefchlecht anfäng⸗
líd) gemacht, mann und mob. gefchaffen bat, und bat gefprochen, baf von
deß wegen der menfch verlaflen werde vater unb müter und mirt angebeft *
fon finer eefrowen, unb mwerdend zwey cin Iyb, alfo bag barnad) nit zwey
werdend (on, funber ein fleifd) oder Ind. Das nun gott zemmen gewetten ?
1) geichenft. 2) hochmüthiger. 9) gebrechlichen Leib. *) gemannet, einen Mann
genommen. 5 berübrt, angegriffen. 6) Müpfeligfeit. 7) Schwäche. 5) vereint. 9) verbunden,
Ein fründlich bitt unb ermanung. 44
Bat, foff bee menfch nit von einander fcheiden. Hie hörend je 3d bem er⸗
fien, bag bie ee fo bod) geachtet ift by gott, daß das natürlich afa jr wicht,
indem taf er fpricht : e$ werde eüf eemenfch vater und müter verfa(fen unb finem
gmahel * anfangen. Maq nun ein menfch vater und müter verlaffen, bas
aber das natürfid) und göttlich afa nit nad) lich, dann allein in dem fall;
vil minder mag bbein mienfchlich gfat bie ee verbieten, ba fo nit bezogen ?
werde, noch fo fü bezogen ift, zertrennen. Dann mie wäre bag einge, bag das
göttlich afa ber ec wyche, und das menfchlich melíte je nit wuchen? Dann
zu dem fpricht er: Das gott zemmen gewetten hab, das fälle der menfch
nit fcheiden. Stimmt nun der Priefter ein vob, fo it e$ ein zemmen ge=
wettne ee by gott. Dann mad) göttlichem afafg mag er wol eemyben. So
ſoll ouch dhein menfch nod) mag die felben ee zertrennen.
Zum vierten fpricht Paulus 1. Kor. VII, 2.: Bon unküfchheit wegen
fol ein jeder ein eigen wyb haben, und ein jedes wyb einen eignen mann!
us welichen worten difer eigenlicher (imn ermeflen wirt, daß ein jeder menſch,
nieman usgenommen (denn welicher fpricht, ein jeder, laßt nüt ud), fo ee
empfindet (id) der unfüfchheit nit mögen emberen ,? einen eignen amabel ba»
ben (oif unb fid) des einigen vernuͤgen. Welichs ung billich leeren follt, bag
ein jeder bater zu finen fünen redete: Lieben fün, lebend reiniglich; unb fo je
je empfindend, bag üd) der muͤtwill überringen? welle, fagens mir; fo
will id) üch eiane wyber geben. Deralych oud) jede muͤter zu jren tochte⸗
ten. Wo das befchähe, wurdend vil minder hüren werden, bil minder batte
farten ; 5 und fo man fid) vereet, ® vil minder eebruchs. Suſt gfchicht oft,
daß unfre find inen eigen bülen userkiefend; und fo fo nit nad) jrem willen
vermählet werdend, fehend inen jre finn und dent?” zuͤ jren gmahlen glych
als die büuptet uf einem kaiſers krüzer zeumen fehend. Wo aber bie eege⸗
nonnt * ordnung gehalten wurde, könnten fy nit widerbäfzen ? nod) werren,
denn man hätte (5 von kindsweſen uf alfo gehalten, daß fo ir anligen wol
dörftind fagen, Wirt nun der Priefter oud) angefochten mit untüfchheit, fe
heißt in Paulus oud) ein eigen eewyb nemen: dann er bat nieman usge⸗
nommen.
Sum fünften foricht eben dafelbe Paulus v. 8.: Ich fag aber den un⸗
yermiähleten und witwen: Es ift inen kommlich rümig ober güt, ob (y alfo
bípbenb als ouch id); mo fy aber (id nit perbaltenb, 1% (o beziehind die ce?
bann e$ i(t wäger mannen oder wyben meder brünftig fon. Us ben wore
ten Sauli mögend wir wol merken, daß die eenit beziehen unb reiniglich leben
ein rümig fommlid) ding ift. Wir verbünnend ouch bie felbigen tugenb
nieman, funder alle die alfo biyben mögend , ſchätzend wir bil werter weder
uns; wir begerend aber baby das: fotmal wir leider erfaren hand, daß wir ung
mit behalten mögend , barum daß es und gott nit geben bat, bag oud) ung
nit verfchlagen!! werde die ee, Dann Paulus zücht bie dhein andre urfach
baryn , darum man (id) verhüren fälle bann allein die inbrunft. Die beken⸗
wend wir feiber. an ung fon ; wann mir find von jren wegen in ſchand kum⸗
*) Oemab(, Batten. 9) vollzogen. M enthalten. *) überwinden. — 5) Hurlinder.
vereblicht. 7) Gedanfen. ®) vorgenannten. — 9) widerbäffen, bellen, widerſprechen.
“) enthalten. — 1!) verhindert, veríagt.
42 : Ein fruͤndlich bitt unb. ermanung.
men. Man ſoll ouch bie bie inbrunſt verſton, fo der menſch durch die an⸗
fechtung des fleiſchs alfo entzündt wirt, bag er num nad) bem luſt bes fleiſchs ^
ringt. Dem ift mäger, ec vermähle fid), damitdag gemüt feyer werde, und -
nit alfo nun in fölichen gedanken mwüte,
Sum fecheten aber daſelbs 1. Cor. VII. 25. Don der jungfrowſchaft |
bab id) dhein gfat bed herren sc. Merkend hie den heiligen Paulum luter
erkennen, daß er nit gebieten möge dDheinem menfchen die jungfromfcaft
barum daß gott darin nüt geboten hab. O hättind das ond) thon, die weder
mit Funft * noch tugend dem heiligen Paulo nie glych nd worden, daß, wo
gott ein ding nit geboten hat, fg oud) dhein gebot yngeleit hättind. Dann
Pauli meinung ift, (ptmal gott reinigheit nit geboten, habe er mit gwalt bie
felbigen ze gebieten; und mas aber gefragei von den Korinthieren, zu denen —
er bife wort ſchrybt bon der reinigheit wegen, der geftalt, ob fid) zimmte rein
zu b(gben, ober ob jeman füllte zwungen werden rein ze binben. iſt (in ante
wurt burd) das ganz capitel: reinigheit halten fpe nit nun gott gefällig, funder
ouch kommlich: ? dann in ber ce fye vil muͤ, verftand der (org des wybs
oder manng, der finder und andrer anrürenden? gafchäften. Darum rate er,
fye jeman die reinigheit verlihen von gott ze halten, bag er bie hafte! Aber
dhein gebot bóre er ynlegen. Denn gott hab fg felber nit geboten, und
darum verficht er zwier im felben capitel, finen- rat fülle man nit ein ges
bot fchäßen, er gebe oud) den rat nit, daß er jnen ein (trid melle anlegen.
By den morten Pauli vermerkt man ouch, daß er oud) die mort Eheifti, in
den zweyen erften artiklen harfür bracht, glych mie wir verftanden hat.
Sum fibenten fchrybt er 4. Zimoth. III. 1: Das ift gwüß, welicher
eit pfarr, kilchhöre, ober varoche begert, der begert ein eerlich amt. Darum
fo müß ein Bifchof (bas ift ein uffeber oder pfarrer, kilchherr oder lütprie⸗
fter , die allefammen nach griechifcher (prad) Epiſcopi, das ift Bifchof ober
uffeber- genennet werdend) unvergruflich * (or, ein eemann nun eines mobs ic.
Hierin lernend mir, daß alle pfarrer Bifchof find. Der meinung oud) if
ber heilig Hieronymus. Ouch bag fin amt ift uffehen , und ift Bifchofamt
nit ein hohe würde, als fü jet prachtend,5 funder ein amt dag on rüm ver⸗
forgt- will fon. Denn füllte ein uffeher uf einee wacht oder turn fich felbs
für einen groffen herren ſchätzen und nit flpffid) wachen, wurde jm nit ge
ftattet, funder man bedarf finen nüt, denn allein ze wachen. — Alſo ouch darf
man -dheiner Bifchofen, bas ift uffeheren, baf fg num junkherren fyind,
funder on underlaß wachind, mie mol fy gar blind worden find Efaia LVI. 10.
Darnach [eenenb wir, daß er fromms züchtige lebens fun foll, bag man jn
nit Inchtlich eins fchnöden 9 Lebens vergenfen 7 ober fchelten möge. Darnach,
baf er nit bif, funder nun ein eewyb haben foll; da heißt Paulus den
uffeher ein eewyb haben. Bedenk aber ein jedlicher vernünftiger menſch,
mas böfen dings es ift ein unvermähleter pfarrer, der aber nit rei=
stiglich Lebt, ja ein gefarlich Ding, barbon aber wir hie nit mee fagen wel⸗
Iend -in hoffnung, der allmächtig gott werde fin volk erlüchten, daß fü
nach eec. jeer eignen Bifchofen dringen mwerdind, fo fp börind bem heiligen
Paulum gebieten, bag ein Bifchof ein wyb haben foll, bod) nun cing
1) Kenntnif. 2) zuträglich. >) vorfommenben. ^) untadelhaft. 5) damit Pracht
treiben. ©) fchändlichen. 7) anflagen.
LED
Ein. fruͤndlich bitt und ermanung. , 43
Zum achten 1. Zim. ITI. 12., eben ba bie vordrig kundſchaft fiat: «Diaconi
(fpricht Paulus) das ift Diener der Bifchofen föllend eemann fon eines wybs
ouch jren finden mol porleben* und jren gefinden. Diaconi find alle, fo den
Bifchöfen heifend in bienftbarfeit der geiftlichen dingen , bie man je& nennet —
belfer; Ja die heißt der heilig Paulus oud) wyber haben, damit gröffere
tafter, eebruch und jungfromen ſchwächen unb huͤry vermitten blyb. Es iit
gar ein forglich ? thier ein junger, pfaff, ber zügang haben mag von (ine
amté wegen zu jungem volf, ed fyind wyber oder jungfrowen, Strom vom
für! Gäbman jm ein mob, wurd er mie ein anderer biderber man gemiütet?
mit der forg des husgfinds, wybs, finberen, und andrer dingen, damit jus
tit biben der böfen anfechtungen genommen murbinb.
Zum nünten tunsfagt Paulus 1. Timoth. IV. 1: Der geift redt user»
fcheidenlich, * bag in den nachkummenden zyten etlicd von dem glouben wychen
werdind, uflofende den verfürenden geiften, und den (ceren ber tüflen, die
in ginchsnery Inginen angeben werdind, unb doch in iren conftienzen ſchand⸗
fid) gebrennt find, bie da verbieten werdend vermächlung ze. Hie fidt man‘
Eazlich, bag Paulus den groffen ſchaden der feel vorhin, ec er käme, ermeſ⸗
fen, ‚bat wellen verſehen daß er nit käme; ouch ſicht man, daß ſölicher ſchad
vom tüfel yngeſprochen worden ift, nun bie ſeelen ze verfuͤren mit einer
guͤten gſtalt, namlich daß es ein anſehen hat, ſo man ſpricht: Iſt es nit ein
hübſch ding um reinigheit? Ja, wo iſt ſy? wie wirt ſy gehalten? Darum
hat der tüfel mit ſoͤlicher gſtalt bie menſchen wellen blenden, ba fo (id) der
reinigheit undernemind, und darnach mit ſoͤlicher ſchand darvon ſielind,
da nit ſy allein geſchändt, ſunder ouch die, mit denen ſy ſich vergond. Ja
frylich bat der tüfel wie in allem ſinem anfechten ein geſchwind? ſtuck
brucht. Dann wir ſind ſo närriſch, ſo man uns nun ein hübſchen ſpiegel
fürhalt oder muſter, fo wänend wir, ed fog als fchlecht,® unb wellend es
(ty mögen balten, und wußt der tüfel wol, bag es bem gemeinen menſchen
wol gefallen wurde, menn man fpräche: Ja frylich föllend bie priefter, bie
gott bebenb und legend, reinlich leben. Er wußt oud) darby, bag (n nüt be
minder menfchen blybind, fiet und b(üt, brefihaft?” im allen tugenben, und
würde das fleifch darum (ine tüd nit verlaften, funder fo fällen in gröffere
fhand. _ Summa, dag verbot der ee den geiftlichen ungelegt, ift vom tüfel
und nit von gott, man hört wol die wort Pauli bie. Darzu ſpricht ouch
Ehriſtus Matth. XV. 13: Ein jedliche pflanzen, das min himmelifcher vater
nit gepflanzet hat, bas wirt usgerütet. Nun ift das gebot der veiniabeit
von gott nit geheiffen noch geben, und find aber nit mee denn zween pflan⸗
ser, gott unb der tüfel. So ed nun von aott nit ift, fo müß ed je vom
tüfel fon. Und redend bie allweg von dem gebot allein: reinigheit ift on
zwyfel gar ein Elüge gab unb tugenb; dem fo gegeben wirt, bem frolodend
wir größlich; wie f(agenb aber, daß bie menfchen ung mütmillig ae ſchan⸗
den bringend, beg ſy ahein anzug® noch recht hand us göttlicher gefchrift;
ja das in EConcilien vormals angefehen ift mit wyſer betrachtung, habend
fo dannen gethon , barbon mir oud) bie reden wellend.
1) vorſtehen. 2) gefährlich. 3) bemüht. *) beftimmt, 5) liſtiges. 9) vecht. 7) "mans .
edbaft. 3) Zeugniß.
4 | Ein fruͤndlich bitt und ermanung.
Es habend die alten väter im Gangrenſi concito verſehen von eewyben
der pricteren, und (tonb bie wort des urteil$ nod) büt bt) tag in ben Päbſt⸗
lichen rechten di. XXVIII. €, Si quis. alfo: Ob jeman leerte, daß ein
' ptit(tet von deßwegen, bag er geifttich wär, füllte ev fin eewyb verlaflen, bee
foe verlücht. Item mibrum. €. fi quis difcernit. ibib. Ob jeman einen
vermähleten priefter ſündrete oder fchupfte, glych als ob ee um befivillen
baf er ein eewyb hätte, nit füllte meß halten und in darum ſchuhe, der (pe
verflücht! Hie ftrotenb. wir alfo mit jren waffen. Iſt das Gangrenfifch
Consilium im heiligen geift verfammlet, als ed ouch ift, denn es bot dem
Evangelio und Apoftolifchen leex glych gebanblet: warum habend dann die
nachkummenden dasfelbig nit laflen biyben, bie aber dag geſatz on urfach
der gíd)rift bannen gethon habınd. Wyter, Wirt es ud dem tüfel yngeſpro⸗
chen, bag man bie ee verbüte us den porgesá(tert mworten Pauli, und die
nachfummenden habends on ftärfe der güttlichen gfchrift verboten: fo hand
fo e$ je us dem tüfel ungefprochen gethon, und bat das tüfelifch gebot die
göttlichen fryheit vertreiben. Wol geleerter vater, voll und fatter, tóünb den
ſyllogiſmum uf, oder aber der fut buf mitt barniber ligen. Wyter, foll man nit
eim jeden geift glouben, funder bewären, ob ft us gott fyind 1. Sob. IV. 1.
unb das gefag im Bangrenfi concilio ift bem nachlaffen Chriſti Matth. XIX. 11.
und Pauli wie obftat und bie, allenthalb glych; fo ift eg us dem waren
geift gottes. Wyter, bat nun jnen zimmt das göttlich mit menfchlichen ab»
thün, marum follt eim jeden Chriften nit zimmen fid) des göttlichen hal⸗
ten, namlich) fo das menfchlich [uter (trot und mwidermärtig ift dem göttli⸗
. den. Denn reinigheit von gott fry gelaflen fon, und bon menfchen gebo«
, ten, firytend ganz und gar wider einander. Item es hilft ouch nit die ynred,
ba fg fagenb: Es ftat aber in der nächften diftincetion darnach, bap bie
fabungen im Gangtenfi concilio mit eehafter urfach fyind abgetbon, bann
Darüber mag man alfo antwurten: Wer bat aber jeman gmwalt geben, bag
das, fo von gott ftp gelaffen ift, Töllte von menfchen angebunden werden,
ouch bad ein ganz concilium. recht angefehen bat, füllte einer und der arme
der Papft abthuͤn? oder fo zwey concilia wider einander urteilend, tbünb fg
das nüt beg minder im heiligen geit? Iſt er alfo jm felbs widerwärtig
worden oder vergeßlich, bag er hüt eins, morn ein anders ynfpricht? So
nun das nit fon mag, fo muß man je fagen, daß füliche us breften ber Con⸗
cilien befchech, diefelben foll man aber nad) demfelben probieren, nad) der ſchnur
der gichrift, wie obſtat. Eo man nun das concilium Gangrenfe alfo probiert,
mag e$ die prob erlyden. Denn es bat fid) der göttlichen nachlaffung glych⸗
fórmig gemacht; darum eg billich befton fol, nnd das dem göttlichen willen
nit glychförmig i(t, foll on zwyfel dhein bftand han. Darzuͤ habend bie
priefter lang batnad) dem Gangren(t concilio glebt, und nit dero faBunga ,
fo die priefter zu reinigheit hand melfen zwingen, Der heilig Hilarius, zu
ſiner zyt ein liecht der Chriftenheit, bat eelich wyb und kind, diewyl er ein
Biſchof zu Pictavi gſyn i(t, gehabt, Es find bis uf fibenhundert jac nad)
Chriſtus geburt etlich priefterfün Päpſt worden ale bi. LVI. gefchriben tft:
Hofius ift €tepbani (ubbiaconi fun gfor und ein Pabſt. Bonifaeius Papft
ift eins priefters fun gſyn, hat Jucundus gheiffen; Agapetus ein fun Gor»
bíani, priefters; Theodorus ein fun Theodori Bifchofs zu Syerufatem; Silve«
vius cin fun Silverii, Bifchofs zu Rom; Deusdedit cin fun Jucundi, prie
Ein feündlich bitt unb ermanung. 45
ſters; Felix bee ITI, Felieis prieſters fun bürtig von Roms Gelaſius ein
Afer, fun Valerii bifchofs; Agapetus von Rom büttig, Gordiani eins
wiftees fun, alle Päpſt zu Rom gewefen. Wie wol die Canoni(ten bie
fagen wellend, fü ſyend unte(id) geborn, thünd (y ed nun darum, daß fo die
üppigen veinigheit befeften móginb; und bie, fo on zwyfel eelich geborn (inb,
gſchaͤnden fo erft nad) jrem tob. Dann bife Päpft find alle noch fo vor
alten zyten gſyn, ba frommfeit unb eer vil mee folg achabt bat denn zu uns
feren aote; alfo bag man nit fo Iychtlich, bie fo fd)nób* geborn wärend, zu
fölicher fürneme hätte [affer fummen. Dannenhar mol 3€ gedenken ift,
fo foenb nit fo fchnöd geboren. Dann fchlechtlich bie ee der vpriefterfchaft
it noch zu denfelben zyten beüchig afün. Denn Nicolaus, der erft des
namens , i(t Papſt worden nad) geburt Ehrifti 859 jar, unb bat die et
der priefteen heiffen dulden. Die Bulgaren (ftoffend an Ungerland), die
in forfchetend ,? wie fo fid) halten fülltind mit jren priefteren, die (id)
vermählet hattend, der meinung fo ze vertenben; denen er antwurt bi.
XXVIII. Conſulendum. Wie wol fü begeuflich? oder freflich gehandfet
babend, fülle man fo bod) nad) dem bufpit Jeſu Chrifti dulden, dee die
böfen under den guten bufbe sc. Auguſtinus, der heilig leerer, fo man
in recht beficht Confe(fionum libro ferto cap. XVI. ift fin Mag, daß er
die borbtigen fromwen, bie ec widrum in Africam hat Laffen ziehen, by dero
ee ein fun gehabt, fo lieb hat ghan, bag er nit ein cemyb genommen, fune
der bie ganzen zyt jr$ abweſens allweg gehofft, fo käme mibrum zu im,
unb darum gheine mwellen zu der ee nemen, funder bie ungebulb der Liebe
erfeßt mit einer andren fromen , deß er fid) vor gott Hagt, und meint un«
recht gethon haben: dann e8 wäre zwar wäger gſyn fíd) vermählet haben, als
. et felbe glych barbor cap. VII. anzeigt, bo er Alipium überwunden hat
und beredt, daß er fprach, er wellte fid) vermählen, das ee bod) nie müt
hätte ghabt, bod) nun von deßwegen, daß jm Auguſtinus die ee ſo treffen⸗
(id) gliebt* hätte. Us welichem eigenlich vermerkt wirt, zuͤ Auguſtini zyten,
der nach geburt Chriſti 433 gelebt hat, gar dhein widerred der ee der
prieſtren gſyn iſt, ja daß Auguſtinus die zwey wyber, die er nach ein⸗
andren ghabt, anſtatt eewyberen gehabt hat nach bem beſchluß in Toletino
concilio befchehen bi. XXXIV. Is aui. Welcher nit ein eewyb hat,
funber für bie ein ſchlafwyb,“ den foll man nit von bem altar. ober ge⸗
meinfame beg faeraments vertryben; ja menn er (id) vernügen [aft eins
wybs, er nenne die ein eewyb, oder fchlafunb. Dann Auguſtinus ffagt ſich
ſiner blóbigfeit, bag er nit bat mögen warten, bis daß die us Africa wider»
fäme (tie wol ſy nie fam), bod) habe er fid) einer andren einig bernügt.
Derglychen bemärnuffen 5 möchtend wir mot ein aroffe zal sefammen brin-
gen. Denn enblid von der fach ze reden, man (ege? yn mie bil gebot man
welle, fo laßt fid) die natur nit fo Inchtlich dämmen; ed muß die fraft qot.
tes reinigheit halten, nit unfer vermögen. Wie gdar man dann ein gebot
gníegen, fo es dem menfchen unmüglich ift 3€ halten nach finer fraft, Ya
e$ ift nüt anders dann ein glychsnery (doch unanberürt ® die, fo fülich
7) unebrlich. 2) (d bey ihm erfundigten. 3) ahndenswerth. *) beliebt, — 5) Bei⸗
ihläferinn. 5) Beweiſen. 7) gebe. 3) unangefod,ten.
s 46 c . Ein fruͤndlich bitt und ermanung.
... gnad von gott hand). Dann reinigheit nit halten ift ben.alten (commen
.; bätern oud) angebanget, fü warend ouch men(den. Wie mol. zu unferen
., .goten reinigkeit ein zyt von etlichen hübfchlich glyßnet wirt; aber bald fum;
mwmenb fp darnady fev(ür, babenb kinder by bafen gmacht, eebrochen , jung»
feowen verfällg,? barus bid groffe jamer entfpeungen find, todfchläg, ans
"ders übel. umma: Staturam erpellas furca, tamen usque recurrit, ift:
- Cyag(t bie natur ſchon mit einem ftedden us, fummt fy bod) wider. Unver⸗
mydenlich breften ? muͤß man nit wellen überftryten;* funder an(eben, 5 wie
man fy zum fommlichften 9 dulden möge.
Set zehnten fchrnbt aber Paulus an Zit. I. 5.: Don deßwegen hab
ich vid) in Greta (ift ein infel, die man jetz Ganbia nennet, barus man den
Malvaſier bringt) gelaffen, bag du das übrig recht anfchickeft, und in jeder
ftatt eerfam alte männer verordneft, mie ich dir empfolen bab, fo einer uns
wWér(ümbet ift und nun ein wyb bat, ouch trüme und glöubige kind, von
denen man fid) nit flagen. möge, taf (9 mutmilfiglid) lebinb, nod)
ungeborfam fyind: denn ein Biſchof foll. at(o fon, bag man nüt ab jm
. Hagen möge. Dife mort Pauli find nod) klärer bann die ba oben im
VII. artikel, wie wol die meinung giych ift, bod) find qüte (tud? derin⸗
nen ae merken; bag erft, daß. man alte eerfame mannen in einer Jeden ftatt
zu Bifchofen, Pas ift pfarrern oder [ütoriefteren, machen fol. Dan mug
fy nit von Rom befchichen, bannen fy uns kein göttliche leer Dringend, fume
der wie güt dee wyn Gued 5 fpe unb mie hübſch Putanenꝰ uf Campo flore.
Das ander, ba big mort, nun ein mob, alfo verfianden foll werden, daß ct
nit mee bann ein eewyb babe zemal, und nit nad) Yüdifchen oder Heidi⸗
(den. fitten mee dann ein eewyb unber(tünbe ze Haben. Das dritt, daß die
Biſchof lügind,1 daß jre Eind güchtiger erzogen werdind dann gemeinlicdy der
bruch foe. Das viert, daß je hörend ein Biſchof nüt anders fun dann ein
pfarrer, und [affenb (id) nit befümmeren, daß er fpricht in jeder ſtatt; er
verftat durch das mort ftatt ein jedlich kilchhöre. Denn zu Ephefus in ci»
ner ftatt waren vit Bifchof Uct. X X. 17, bae ift pfarrer. €un(t, füllte man
Bifchof verfton nad) der geftalt der jefjigen Bifchofen, dürft einer wol zehn
Evhefen. Das fünft, foll ein Bifchsf für andre menfchen fromms wandels
fon. Wie fann aber er güts wandels fun, fo jm nit zimmt ein cempb ze
haben und mag bod) nit reinlich (eben. Wie menger priefter ijt. ein from⸗
mer, mol geleerter trüwer Biſchof oder uffeher, bem man nit zu mochte
meſſen einerley (after, usgenemmen bag man (prit, er lebt nit vemlicdh,
ober er ift ein hürenpfaff. chend, das einig lafter nimmt jm alfen atou-
ben vor den menfchen, er Hab gott wie lieb er welle, et Leere wie teülich ct
welle, fo fallt e8 alles ze ruggen,!! wenn man hört, ec [eb nit frommklich
der untuterfeit halb. Was groffen (habens aber das bringe, mag ein jeder
vernünftiger menfch mof ermeflen. Ach mie blind ift man doch, dag man
die fchand nit hinnimmt, fo bod) gott darzü günnet!? und alle vernunft?
Sum eilften fdyrpbt Paulus zu ben Hebr. XIII. 4: Die ee ift ein fürus
1) ſchon geheuchelt. 2) sw Fall gebracht. 3) Fehler. 4) überwinden. 5) zuſchen.
6) füglid)ft. 7) Dinge. 5) Wein aus Eorfica. ?) Hurem. 19) feben, fchauen. 1!) zu
Boden. 12) willig.
Ein fruͤndlich bitt und ermanung. 47
koſtbarlich ding, ouch ein unvermasget? beit, aber bie unkünſchler unb ee⸗
brecher wirt gott richten. Diß wort Pauli habend allweg die von der Grie⸗
chiſchen verſammlung? entgegen geworfen den Römifchen fürmünderen? der
alycheneten reinigkeit: bie ee foe ein eerfam fofibar ding. Zum erften (oe
fo nit von eim goufler, ſunder von gott ufgefegt; ^ barnad) fo fye ſy ein
arg) des (afteré das uns anerborn ift, und on de anfechtung nieman i(t,
diewyl er lebt. Und bat jren grund in dem gſatz gottes: Du wirft dinen
ebenmenfchen als Lieb han als bid) fe(b$. Dann der allmächtig gott, ein
eetenner unb erbarmer unfer breiten bamit et denen je hilf käme, hat er
bie ec mit dem glouben und trüm verwictet, 5 alfo, bag melicher glouben
unb trüm haltet in der ee, dem find die eelichen wert unfchädlich, darum
tag gott den glouben, den mie dem nächften haltend, ung verrechnet® als
wär er jm gehalten; ja er ift jm gehalten. Darum fpricht bie Paulus:
und ein unvermasget bett. Dann ma einer finem. nächften thüt, thüt ex
gott. Fa gott ſchätzt fid) nit lieb gehalten werden; der nächft men(dy werde
dann oud) Lieb gehalten. Darum beißt er die gab, fo man ufopfren. melfte,
uf dem altar Ligen laflen, bis man (id) mit dem ebenmenſchen vereinbart
fab, unb (et fin eer nach dem güten unfers ebenmenfchen. Ducy- hat die
ec einen grund in dem natürlichen gíag: Was du dir nit willt gefchehen ,
das tbii eim andren oud) nit! Willt bu, daß bin gmahel die einig bfybe,
laß eim andren (inen oud) unbefümmret, alfo von andren perfonen, tochte⸗
ren, bienftmágben ze reden. Und deßhalb habend fid) die Griechen nit wellen
laffen zwingen under die glycheneten reinigfeit; find bod) fo ‚güt Chriſten
hüt by tag als wir ja beſſer, in dem daß ſy ſich vernuͤgend einiger gemah⸗
len, und wir muͤtwillend, wie es uns geliebt, und mögend die hohen Bi⸗
ſchof das, als ze beſorgen, ift wol erlyden: es gibt (ped. in die roßwürſt, uns
bedacht, daß es ſo groſſe verärgernuß gebirt dor den ebenmenſchen, die aber
ſy vor allen dingen verhuͤten ſolltend nach der meinung Chriſti Matth.
XVIII. 7: Wee dem, durch den verärgernuß kummt. Nun kummt die
jetzig verärgernuß von nieman denn von den hohen Biſchofen. Dann von
gott iſt reinigkeit, noch von den heiligen boten nit geboten, ſunder von
den Biſchofen. Es mag ouch bie nit geſprochen werden, die jetzig prieſter⸗
ſchaft foc fo üppig worden; vot zyten habind die prieſter reinlich gelebt.
Wir ſprechen nein. Denn fo man das Decret. (ift ein Päpſtlich recht) erliſet,
findet man, daß bie Diaconi und Hypodiaconi allweg ˖ſind widerfpänig- afyn
diſem gebot, derglychen ouch die prieſter: denn der heilig Hilarius, zuͤ ſiner
zyt ein liecht aller Chriſten, eelich wyb unb kind gehabt bat. Noch ein
übels gſchicht, das gott ganz widrig iſt in ben ſchnöden unkünſchen? der prie⸗
ſterſchaft, namíid) bag bie kinder fo davon geborn werden, lafterbaft, uns
eerlich und vermiürfling * gefchäßt werdend gemeintid). Wannen fummt eg?
Da dannen , daß bie menfdyen, Das ift bie hohen Bifchof, davor find geftan-
den,? bag fy nit hand’ mögen eelid) geborn werden; und find bie, fo von gott
recht aefchaffen , erft vor den menfchen gefchändt worden durch dag gebot der
menfchen,, das aber Chriſtus treffenlich ' berbüt Matth. X VIII. 10, 6.
1) unbefledtes. 2) Kirche, Kirchengemeinfchaft. 9) Fürivrechen. — *) eingefest.
5) verbunden. 5) an⸗, zurechnet. 7) Unfeufchheiten. 8) Ausroürflinge. 9) gebindert
baben, 19) ernſtlich.
48 | Ein fruͤndlich bitt und -eemanung.
Huͤtend dd, daß je feinen der Beinen, die in* mich gloubend, gefchändind:
bann welicher einen deren geichändt oder fchmächt (denn alfo verftat an dem
ort der heilig Chryſoſtomus oud) das wort (canbalon) dem wäre wäger,
man bdnfte jm ein müll(tein an hals und verfenkte jn in die tiefe des mer»
res. Ja die fchand-, denen armen finden von den menfchen angeleit, gebirt
bid vil arges: bann iſts ein tochter, wirts nit bald zuͤ den eeren bracht,
funder oft verzwuflend an den eeren hebt ſy an liederlich Leben, und biybt
“alle je tag ein für zu einer degeenug aller menfchen. Wellend doch denen
nit an je eer gerebt ban, fo frommflich lebend, ob ſy ſchon pfaffenkinder
find, deren ob gott will ein geofle sal ift, funber angezeigt daß big gefchän-
ben? ein groſſe urfach ift der (aftren, be aber bie geborenen Linder nüt ver
mögend, und jnen bon gott nit funder ‘von den menfchen zugefügt wirt,
bie um jrs gyts willen bie gefchöpft gottes gefchänden; für bie fy aber, (o
(o fid) felbs geſchändt hättind, bilfich fürmünden? folltend, daß jnen
die fchand abgenommen wurde vor gott und den menfchen. Iſts aber
ein mann, fo (apt man in an etlichen orten zu gheinem eerlichen handwerk
kummen , bannen ec gezwungen wirt, daß ee ein unnüßer bolz * wirt. Oud
brittat ſoliche verzwyflung dick ein hinläſſigheit an vater und muͤter, die ge⸗
denkend: bu magſts bod) nit zu den eeren bringen 2c. Summa, eerlich if
bie ee unb ein Eoftlich ding, pud) im alten teftament, bas pil. härter gſyn
(ft denn das nüm, der priefterfchaft nie verboten. Uber fo die mitigat?
Biſchof, die witziger habend wellen fun denn. gott felbs, ber ed mol hätt
können verbieten, fo ers hätte nußbarlich und eerlich fun erkennt, die band
- fo. ein Tlobliche reinigkeit fürbrad)t;9 bod wellend wir ſy das laſſen by
gott verantwurten, wirt on zwyfel ſchlechtlich zugon. Dann Chriſtus ſpricht
Matth. XV. 9: Sy eerend mich vergebens und umſunſt/ ſo ſy leerend
leeren und gebot der menſchen.
Diſe und vil ander gründ der geſchrift habend uns bewegt, o eerenfeſte,
eerfame, wyſe herren, üwer wysheit anzelangen? von der ee wegen, bie wir üt
willen find ze besieben, ja etlich under ung bie bezognen ze offnen, wo bag üwer
wysheit nit treffenlich wider fon wirt, angeſehen die groſſen ſchand, fo wir
bishar unverfchamt? über ung habend laſſen gon, angefehen die geoffen ptt
ärgernuß allen menſchen damit geben, angefehen unfer verwundten eonſcien⸗
zen, mit denen wir täglich bie göttlichen verwaltungen des gottsworts und
‚anderer facramenten verhandlet, doch alfmeg unfer unabläßliche blödiahtit
erkennt, und rum nie gehabt. Darum ermanend wir ümer wysheit alg un»
fete väter (dann wir all us einer Ioblichen Eidgnoffenfchaft erborn, unb die
ümeren und ber ümeren find) by gott unferem fchöpfer, ber ung alle bon
einem erdfchollen gemacht hat, baf wir einandren erfanntind als brüder, by
dem blüt Chriſti Sefu , das er für ung alle glych vergoffen bat, damit jm
felbs nieman mee zuͤzuge denn eim andren, by bem geift gottes, der gott iff,
und in allem (inem erlüchten und unfprechen der priefterfchaft nie bat die ce
verboten ja geheiflen: Erbarmend dd) über ung, ümere trüwen und gütiwillis
gen diener, bero etlich mie erft gemeldt willens find fid) vermählen , etlich
1) an. 2) Schänden, 3) fürfergen. 5) Tropf. 5) klugen. 5) hervorgebracht. 7) an —
au gelangen, uns zu wenden. 3) obne Scham.
Ein fründlich bitt unb ermanung. 49
beemáblete dasfelb ofmen, vergunnend! ung dasfelb, damit bad, fo une vor.
gott nit (ünblid) ift, oud) bor ben menfchen nit fchändlich foe. And fo mit
ung ümer eeren all unfer tag an bee frómbe und ba beim zum trülichſten
gefliffen hand, günnend ung, daß wir bon difer fchund der unfünfchheit erlöst,
duch eerlich by dd) leben mögind. Denn das wär je unfründlich, daß die,
bero ecc wir gmeert hättind, zu aller 39t ung eeren verbünnen welltind , nit
nun feünden und heimfchen,? funder frömden. Wir find ouch, die nit nun
in einer not, es foe tob? oder krieg gſyn, mit üch Lieb und leid erlitten, a)
und uns allmeg als redlich biderb (üt gehalten habend. Namlich, fo e$ nit us
mütwillen, funder us liebe der ceren frommer eelicher reinigkeit von uns an
ü. 38. anbracht wirt. Denn fo ed us muͤtwillen gefchäbe, möcht unferem
mütwillen bil bad dienen, fo mie ghein eewyber hättind. Wir mü(ftnb mol,
was müb, fora, unb arbeit in ber ce find, mie müffenb ouch mol, wie wir
gar Inchtlicy möchtind alf tag ber(affen bie mobee, beto wir ung leider bits
bat atnictet* band; barum e$ nit us mütwillen, funder us fcham und liebe
dee fetten, fo und empfolen find, diefelben nit ewiglich ae verbögren geſchicht.
Wir habend der meerteil die tindſchub zerrennt und find des meeren teils 40 ja»
ven näher dann 30. Ye wellind vuch nit hören, bie fo unbillich darwider
ſchryen werdend mit mengerlen gegenwürfen: 5 Wie gedörend (n wyber nemen.
Nun hand fü doch reinigheit gefchworen. Hie hörend zu, gnädigen herren! _
feiner. hat reinigheit mit andren worten denn mie hernach (tat. verheifien:
So der Bifchof, der ze priefter wyhen will, fragt ob fy rein foinb, ant»
wurt der fürfpeech: ja fo bil menfchliche biödigheit ertragen Oder Inden
mag. Sehend, gnädigen herren, mit diſem geding babent. mie und nit
anderft aefdymoren. Das wellend wir bezügen met den herren Bifchofen
feb, tie wol ed de nit darf: (d löugnet als wir hoffend def nieman.
&o wir nun leider gnüg (inb innen worden, daB wir us blóbigfeit dich gefals
[en find, unb ung deßhalb weder eib noch gheiß® binbt, duch daß der heilig
Paulus [prit : t$ foe wäger, man vermähle fit mie obftat im 5. artikel:
fo Laffend üch bewegen big unfer offenlich verjähen!, bas mir vor lich thuͤnd,
und mo begird der ceren nit fo groß wäre, mir bdttinb warlich unfer (anb
tut alfo endedt. Ir wellend ouch nit hören, die da ſchryen merdend: mer wollt
jnen die kinder erzichen , fo wurdind bie ee brechen, man müßte jre wyber
für gnabíromen ban, fg murbinb uns mit jren Einderen beberrfden , und
ander deralychen flagen. Wir mellenb. in den und Andren dingen ung
halten, wie zum lezten mit artif(en hierinnen begriffen wirt, nad) der erma⸗
nung. 8 Hörend oud) nit die fo fprechend: wirt dag nit ein fchandlich ding
nachts by einem vob Ligen und morndeß meß han? Antwurt: Mag reiner
nit glych dasfelb oud) tbün, fo er mit einer hüren fus hat? b) Hättind
wir nit ander conſcienzen, denn daß wir gotts und unſer ſo gar vergeſſend zuͤ
1) gonnet, geſtattet. 2) Verwandten und Einheimiſchen. 9 Sterbend, Peſt.
5) an die wir uns gehalten. 5) Einwendungen. 9) Gebot. 7) Bekennen. 5) in den
bier, nad) der Crmabnung, zuſammen gefaften Artikeln.
a) „in variis bellorum . . . . operam praestitimus) vorzüglich Zwinqli in
den Italianiſchen Kriegen. b) „ut concubinam habeat propriam) G. Hottinge:#
beiv. Kirchengeich. III, 856. .
Swingli's fammtl. Schriften 1. Bd. 4
50 Ein frünbíid) bitt und ermanung.
fétid)em untat geneigt wärind, fo dörftind * wir bif ermanens nit an üwer
wysheit. Es gefchicht, bag unfer confeienzen tümig werdind, daß wir on fchand
unb berböferung des gemeinen menfchen eelich bywonen mögind; bie (org der
confciengen mag nit er(oben, daß man (ólid) lafter begang. Und darum ers
. manend wir dd) mie obftat ale unfer väter: bergunnend ung eerlich by uns
feren frommen Cibgnoffen ze leben! und ob es fchon ghein grund in der
aſchrift nienen hätte, verfehend mir ung doch, jr überfähend oder nachlieflend
uns die ee. Es müß doch ein jeder bater finem fun etmann ein (tud nad»
(affen unb überfehen. Nun (inb mit doch nun bie üweren, üwers geblüts und
. bobeng, trüw unb herzens und ift unfer bbeinee mit feinen weltlich gemeinten
uneeren * nie befledit worden. Und fo wir von der leer dörftind on üppig eec?
reden, welltend wir ung noch mec bóren befelen, ? doch (pe ung genüg, baf
wir alle fo geleert (inb und fo beredt von den qnaben gottes, daß wir die heil«
famen (eec unfers herren Jeſu Ehrifti zimmlich kommlich usfprechen? fónnenb,
Wo aber bif alles, gnädigen lieben herren, nit helfen möchte, als wir
nit verhoffend : fo bittend wir üch doch bemütiglid), je mellend ung vor gewalt
behüten des Papſtes von Rom und aller geiftlihen. So wellend wir ung
felbs befchiemen mit troft und züflucht der gfchrift, alfo bag, mo mir mit
der gſchrift ung nit befchiemtind , desfelben entgelten melltind mie billich wär.
Und man welle offenlich mit und von der fach difputieren oder mit gefchrift
wider ung handlen: mwellend mir mit gotts hilf alle widerredenden warlich
unb mannlich mit der afchrift überwinden. Erfchred nun nieman barab, ob
fhon der miberrebenben ein geofle bile ift! dag mort gottes und fryheit unb
gunft finer gnaden (tat uf unfer ſyten. Wir meinend ouch (bad wir aber on
allen hochmuͤt redend) je ſyind ung ſoͤlichen ſchirm ſchuldig: wir ſind die
üweren, und hand alle unſre vordren von je welten har allweg byſtand thon
denen, ſo wider recht geſchehen wollt; dannen har einer Eidgnoſſenſchaft ein
hoher ruͤm in allen landen ufgewachſen iſt. Wie vil mee ſoͤlltend jr uns
ouch ſchirm wider die, ſo mit uns gwalt bruchen welltind, nit abſchlahen?
deß wir ung gänzlich mit vertrumten herzen zu did) verſehend, namlich fo in
mengen orten der Eidgnofienfchaft von alter har der bruch it gſyn, daß bie
biderben [üt, fo ein priefter annemen molltenb, sm andingeten, er füllte ein
eigen wyb haben, und inen die jren unbefchiffen 5. (affen , bas bid von etli⸗
chen närrifch © gefchäßt ift morden; aber fg hand maríid) wyslich thon, wo
fo nun dag hinzu hättind tbon, bag fg inen hättind yngebunden? föliche wy⸗
ber zu der ee ze nemen ; funft hand fo nit gar fründlich an jnen gefaren,
dag fy inen nachgelaffen hand in bem [after ze blyben. Gott geb üd) felis
ches in (inn. Denn marlich unb by dem lebendigen gott ſchwörend mir, by
dem heil unferer feelen, bag es dd) göttlich und eerlich, ung eerlich und heile
fam fon wirt: wir wellend oud) mit fo getrümwen (fof. ümer wysheit zu aller
jot dienftig® fon, daß bie flarlidy (eben mug nit übel gefaren fon. Gott fye
mit dd)! Amen.
Die find erbietungen, dero wir ung begebend zu gütem fryds und ruͤwen,
die mir feftiglich halten wellend mit gott.
1) bedürften. 2) mit nichts, bas vor der Melt nnebrlid) if. 7) Jubmiucbt.
*) empfehlen. 5) angemefien prebigen, verfünbigen, 9) unbefledt. 7) thöricht. 9) zur
Pflicht gemacht. 9) dienftbereitwillig.
Ein fruͤndlich bitt und ermanung. 51
tem daß weder umfer wyb nod) Eind üwer wusheit rechten nod) greche
gleiten föllend enzogen fon, funder nad) laylichem ! brud) red)t geben und
nemen, mic eins jeden bibermanné gfind ze thin prlegt.
Item wo unfer einer erfunden wurde wie recht if, bie ee gebrochen ha⸗
ben, wellend wir un jeß ergeben und entzogen haben, daß wir om alle wider»
red wychen telfenb , ob man uns bon bet pfrünb ftoft.
Item wie wellend niemer mee anfechten ;? daß wir bie pfründen, fo wie
befigend , unferen finden übergebind, noch bbeineclen eignind, dag der pfrüns
den oder kilchen eigen füge.
Item wir wellend oud), ob jeman in andren bingen mit unfer ee fi
vermeinte befchwert fon oder werden, uns gen einer oberfeit vernünftig bee
vict laſſen wofen alfo daß fo nieman ſchadlich noch nachteilig foc.
Citem wir wellend ouch bie nieman vorgefochten ban,? funder daß ein
jeder priefter, fo (id) gern vermählete, mit artiklen vor mit (inen herren ftelle,
daran (9 wol kummen mögind.
Hie, eerfamen wyſen herren, babenb wir willen ghabt, unfer nam underfchrn-
ben , unb doch nit gethon von bil. urfachen megen, die wir aber zu finer iot
offnen und harfür tragen wellend. Dann in dem büdhli bil. gefchriben fat,
das die namen will erforderen. Nit mee dann gotte willen gefchebe uf eben
wie in bem bimmel !
Geben am 13, tag Höumonats MDX XII.
1) ber Laien. .?) Anſpruch machen. 4?) vorgegriffen.
52
Bon Klarheit und getoliffe * oder unbe-
troglide " beg tvortg gottes,
von Huldrychen Zwingli |
ein Predig getbon und befchriben 3d. Zürich im MDXXII. jat.
0 Gbrifus Matthai XI. 28,
Summenb zu mir alle, die arbeitend und beladen find,
unb id) will dd) rüm machen.
Don dieſer Schrift Tennt man zwey Ausgaben. Die erfte mit dem
Datum vom 6. Sept. 1522 erfihien in zwey Abdrüden, welche (id)
durch Verſchiedenheit in der Verzierung bed Titelblarted unterjcheis
den. Die zwente Ausgabe ward 1524 bey Frofchauer gebrudt und
enthält eine Zufchrift an die Kloſterfrauen im Oetenbach, welche
von derjenigen bey der erfien Ausgabe ganz verfchieden if. Die Tas
tinifche Ueberſetzung Gwalthers in opp. I. 160 — 175. fat bie Zuſchrift
von ber zwenten Ausgabe.
Die Urfache ber Herausgabe diefee Schrift war der harte
Kampf, den Zwingli im Sommer 1522 mit den Mönchen in Zürich
zu befiehen hatte. Diele hatten bei bem Rathe das Verbot audae:
wirft, bag nicht mehr wider die Mönche gepredigt und der Streit
zoifchen den Leutprieftern und den Lefemeiftern der Kiöfter von
Propſt und Kapitel entfchieden werden folle. Zwingli aber erklärte:
Nicht den Diönchen, fondern ihm fen die Seelforge anvertraut und
ein Eid verbinde ihn für diefelbe. Gen feine Lehre dem Evangelium
zuwider, fo faje er fid) nicht nur vom Kapitel , fondern von jedem
Bürger weifen und von feiner Oberfeit firafen; aber er fep aud
verpflichtet, zu widerfprechen, wenn die Mönche Unwahrheit prebigen.
Run erging der Befehl an die Mönche, nichts zu predigen, ali
was mit Gotted Wort erwiefen werden könne. Den XWeltgeiftlichen
aber ward erlaubt, aud) in ben Klofterkicchen zu predigen. Died
that dann Zwingli auf Befehl des Rathes, erſt im Bernhardiner⸗
Frauenkloſter Selnau, wo er von Chriftus, dem guten Hirten
prebigte, und bann im Dominikaner » Srauenflofler am Detenbad,
wo bisher nur bie Dominitanermönche die Kanzel betraten. Hier
1) Gewißheit. 9?) Unbetrüglichkeit.
Von fíarbeit und gewuͤſſe bed worts gottes. 3
bieft nun Zwingli die Predigt: „Über die Klarheit und Gewißheit
bed göttlichen Wortes." Don den Dominikanern wider Zwingli
eingenommen wollte ein Theil der Klofterfrauen deſſen Predigt nicht
anhören. Zwingli übergab diefelbe mit Erweiterung dem Drud und
eignete fie den Kloſterfrauen daſelbſt zu, und in ber Zufchrift qur
zweyten Ausgabe empfiehlt er ihnen nochmals, daß fie diefe Schrift
doch leſen mögen. (Uſteris Titerar. Anhang €. 353 — 354. Jahr
tafel in dem Auszug aus Zwinglis Schriften I, 31. 32.)
Erläuternde Briefe: Mykonius an Zwingli 22 und 28. Jul,
1522 beudt die Zuverficht aud, ba Zwingli auch bey biefem vierten
Angriff fiegen werde; aber viele werden noch folgen und er fehe ihr
Ende nicht ab; doch werde man (eben, daß Chriſtus nur feines Wortes
jum Schug bedürfe. Wenn aber alle Welt Zwingli widerfpreche , was er
bann thun wolle? Doch babe er Gnade, daß er die Menſcheu nicht
fürchte. — Balthaſar Stapfer, Landfchreiber zu Schwyz, bezeugt
Zwingli feine Sreude über diefe Schrift unb bittet ihn auch ferner
ibm folche evangelifche Schriften zuzufchiden. 19. Oct. — Zwingli
fandte diefelbe aud an Hammelberg zu Ravensburg unb
bieer dann an feine und Zwinglid Freunde zu Augsburg,
die Adelmann von Adelmannsfelden. (Hummelberg an
3w. 4. Nov. 1522.
Den eerfamen feommen geiftlichen frowen priorinn und ganzen
convent am Oedenbach a) in der loblichen ſtatt Zuͤrich
wünſcht Huldrych Zwingli genad, barmherzigheit und frid gottes
durch unſeren herren Jeſum Chriſtum.
Frommen andächtigen ſchwöſteren und glider Jeſu Chriſti! als mine
herren ein eerſamer wyſer rat unſer ſtatt Zürich ermeſſen hat, daß dhein
ſchädlicherer hunger ift denn ber hunger be gottsworts, daran nit der lychnam,
ſunder die ſeele ſtirbt; darby aber geſehen, daß die himmeliſch leer des
Evangelii allenthaib fo ſchön dahar wachst, unb bag ir allein in jrer ſtatt,
us vrofeſſion predigerordens yngeſchloſſen, zu hören bad war luter gottswort
nit band mögen kummen: hand fo ſoͤlichen ümeren hunger nümmen wellen
a) Detenbady. 4233 ward im Seefeld bey Zürich ein Augufinerfrauenflofter
geftiftet ; 1314 ward dasielbe in die Fleine Stadt veriest und fpäter in kin Dominica
merfeauenf(ofer umgewandelt. Die Nonnen waren gewohnlich aus den vornehmſten
Zürcherhäufern. (H. Hotting, Speculum tigur. p. 302 seq. J. J. Hottingers help. Kix«
dyengeidy. 2, 37.) 1525 ward das Kloster aufgehoben; den Nonnen ward frey geſtellt
pu heirathen, oder allein zu leben. Die Kloftergebäude wurden zu einem Waiſenhauſe
und die Klofterliche S. Maria zur Kirche dieſer Anitalt beſtimmt.
$4 — ' 88en arheit und gewuͤſe des tor golf
Inden. Und wie wol e$ by üh nit brüchig iſt bishar geweſen, daß Lay⸗
prieſter dd) prebiginb, babend (9 bod) arordnet, baf,. mo mans an mir
möge Ban, ſoͤlle ich in üwrem tempe predigen, das id) nun us bitt eerſamer
Ehriften wyb unb mann getbon, unb die folgenden predige geprediget als
ein fundament, baruf alles gebüw foll gebumen werden, das ift uf das
wort gottes. Dann Paulus fpricht: Rieman mag ein ander fundament legen
weder bas, fo (don gleit ift Chriftus efus. So aber etlid) ungelcerte ges
leerten , bero nam ich jekmal verſchwyg, üwer einen teil gematnet, je
föllend nit an bie predige fummen, hand doch nit gewüßt, was mid gott
topfen wurde zü predigen. Daß alſo allen menfthen das fo ich geprediget
bab funb wurd, Han id) bie predige wie wol etwas wyter usgezogen laſſen
wégon, doch üwer eerſamkeit zu eeren zügefchriben , ba mit jr minen wilfen
gegen üch fpütinb. Dann üwer aller einigheit in Ehrifto Jeſu mär die
geöft feucht, bie mid) von üch erfreuen möcht; die felbe mag uns aber
nienan bas gegnen weder in dem, dee darum ift in bife welt kummen, daß er
uns alle mit gott verfünte, einig machte in im. Das felb aber fin fürnemen
mag je nienen ringer gelernet werden, weder in denen morte, Die er ſelbe
vormal oud) darzu gebrucht bat: die find mar unbetroglich, darum wir
vertruwt uf fg mógenb buwen. Dife urfadó hat dem büchlin den namen
geben, daß ahein wort nody leer fo Elar und gmüß ift als bie mort und leer
gottes. Darum empfahends unb leſends im beiten , und geb der geift gottes
baf wir in jm eins merbinb in Chrifto Syefu ! Amen. Geben zum groffen
münftee Zürich am 6. tag bed erſten herbfimonate a) MDXXII.
Den eerfamen frommen geiftlichen frowen priorinn unb ganzen ament.
am Dedenbach zu Zürich
wünfcht Huldrych Zwingli geneb, barmherzigheit und frib gottes
. durch unferen herren Sye(um Chriſtum.
Frommen andachtigen und lieben ſchwöſtren in gott! üch it wol zü
” wüſſen, wie d) gott fin mort erſtlich hat durch mich geöffnet, deß finn ich
dozemal verfaffet * und üch zügefchriben bab in hoffnung , jr murdind e$
nach ‚fiyffigem hören und erlefen ? annemen. Run ift es nit alfo gegangen
"ud ber urfach, bag gott üd) nit gezogen hat, one den alles ſchryen und
rufen nüts if. Darum ift voran mir ernftlich bitt, jv mellinb den allmäch⸗
tigen gott teümlich anrufen, bag er üch fin wort offnen und gelieben wolle,
damit. je fines Heiligen millens bericht und kinder gottes geborn metbinb.
Dann je bie warheit felb$ vedt: Welcher u$ gott ift, ber hört das wort
gottes. Hörend jr das nit, fo find jr ficher nit us gott. Stun it je das
. ein often ? urteil gottes, unb fo jr nebend dd) ſehend üwren ſchwöſtren
treffenlich aünemen ‚in erfanntnuß gottes, im glouben unb allem guten ,
bero ſich etlich beferhrend von jrem irrfal nit anders gezogen fun, denn daß
(5 tif buͤchli oder predige von der klarheit und gwüſſe des worts gottes
21) zuſammengeſaßt. 3) betrachten. ?) oſſenbaret.
^ a) Der erſte Herbſtmonat ir ber September, der zweyte Herbſtmonat iſt ber October.
Bon Flarheit und gewuͤſſe des worte gotts. 55
gelefen. habind, welche jr bekeerung warlich nit diſer gſchrift, ſunder ber
göttlichen gnad ift, bie mit bem gſechnen mort geloffen, inwendig erwegt
unb gezogen hat. So ſoͤllte bod üch billich wundren, wie e$ zuͤgienge, daß
die menſchen, die wys und vernünftig ja gemeinlich wyſer denn die wider⸗
ſtrytenden (inb, fo gach? umkeert und von menſchentand zu gottes wort
bekeert wurdind, bem fo darnach fo ſtyf anhangend, daß ſy davon nieman
dringen mag. Und ſoͤlltind alſo us ſoͤlchem wunder? doch begeren ze tefen
das ſy geleſen hand; bin ich gwüſſer hoffnung, gott wurde ouch üch die
übrigen an ſich ziehen, glych wie er jene gezogen hat. So nun das erſt
das zu bem glouben bringt, das verkündet mort iſt als Paulus 9tóm. X. 14.
ſpricht: Wie werdend ſy bem glouben, den fu nit gehört hand? Wie werdend
ſy aber hören one den prebigenben ? fo it je not, bag man das mort
gottes recht erkenne, mas e$. für ein mort foe, ob e$ ouch wankelbar (pe als
bes menfchen mort, als leider etlich reden gdörend nit achtende, bafí e$ ewig
und ungeändert b(yben muß ale Sy(aj. XL. 8. anzeigt: Das wort gottes
biybet in ‚die ewigheit. Ob e$. us eigner berftändnuß der menfchen möge
vernommen werden, als die redend, bie ben menfchen zu eim richter darüber
fegen wellend nit gebenfenbe, daß e$ allein dem glöubigen menfchen ber(tánbs
lid) ift, ben der heilig Paulus einen geiftlichen. nennet, fo fer ec recht in
gott vertrumt ift. 1. Gor. II. 14: Der vibif) menfch nimmt bie Ding, fo des
arifts gottes find, nit an, denn es tft im ein torbeit unb mag e$ nit verfton,
harum daß geiftlich geurteilt wirt. Welcher aber geifttich ift; der urteilt alle
Bing sc. Hierum hat mich dozemal gut beducht üd) die eigenfchaft des
göttlichen wortes ze ofinen, namlich daß e$ fo Hell und klar i(t by ben
rechtglöubigen, bag fo es heiter und Incht verftond, defhalb es allein von
gott müß gelernet werden: denn der meníd) mag nit glöubig machen, fo
mag er oud) in gheinem menfchen mit finem wort erobren,* daß cr bag
mort gottes verſtand. Daß e$ fo 6elig, ſtark und gwüß ift, daß gheine men:
ſchenwort im nit eben, 5 nit zu noch nad) gerechnet füllend werden. Denn
alle menfchen find Iugenhaft. Und ift in den fünen der menfchen ahein heil:
Pal. CXVI. 11. CXLVI.3. Und fo jr erlernetind den allergwüfleften
glouben dem mort gotted ze geben fon, wurdind darnach alle blindheiten
ber menfchenlecren von üwren ougen fallen , nachdem jt denn bas höchfte güt
gott mit heiteren ougen des gloubens anfehen und in Liebe fin möchtind ynge⸗
fürt werden. Wie nun etlich unter üd) fóld) min arbeit nit band mellen.
anfehen, wäre wol min anfechtung afyn , fo man bif büchli im 24ften jar
tviberum druckt, ümeen namen barud ze tbün. &o ich aber in hoffnung
bin, je werdind ouch von gott ob glych ſpäter gezogen und demnach in aller
tugend den vor aldubigen berglodbet; 5 ift um üwers beiles willen min bitt
an üch, je mellind mit ernft unb ſtyß bif büchlin lefen in hoffnung, «8 werde
üd) nit gerüwen. Sind biemit der genade gottes befolen. Geben Zürich
MDXXIV. jar. 3. tag jenners.
Don Harheit und groü(ft ober frat be8 worts gottes.
Do der allmächtig gott in anfang der afdiópft jm fürnam bie munder-
barlicyen creatur den menfchen ze fchaffen, erwag er (id) mit bifen morten ,
1) bewogen, erweckt. 3) plöslich. ?) Wißbegierde. *) erzwingen. °) gleich. 9) ähnlich
$6 Bon Marheit unb gewuͤſſe bed worte gottes.
Gen. I. 26: Laſſend uns machen den menfchen nach unferer bitbnug unb
ginchnuß, der foe über die fifth des meers, vogel bed (ufté, unb bid) , unb
x alles erdrych, und alles bad uf bem erd krücht. Und hat gott den menfchen
aefchaften nad) finer bildnuß, er bat in gefchaften nach der bildnuß gottes.
Hie vernemend mir durch das wort: Qaffenb, daß gott mec denn von einer
perfon redt, wie mol bod) nun von jm felbs: bann fo er nun von einer
perfon geredt, hätt ee gefprochen: Syd) will machen sc. &o er aber fpridht:
Qaffenb uns machen , redet er on allen zwyfel von den heiligen dry perfonen,
bit aber ein roefen find, ale ouch eigentlich (ine nachfolgende wort anzeigend,
(o er fpricht: Nach unfer bildnuß; und bald barnad): Mach der bilbnug
gottes, unb nit nad) unferen bildnuffen, dadurch bil weſen oder götte ?
báttinb mögen verftanden werden, Doch wellend wir hie nit mre von einigheit
eines gotts und drye der perfonen reden. Dann wir ein anders bor. ung
babenb, namlich das harnach folget in denn worten, die gott ſelbs geredt hat,
tag der menfch gefchaften foe nach der bildnuß und glychnuß aottes. Hie
ift aber anzefehen, ob wir mögind erfinden, nad) welicher natur wir ein
bildnuß gottes foenb, ob nad) dem (gd)nam, oder ob nad) der feel. So
wir nun ein bilbnug gottes wärind nach dem Inchnam, müßte je gott ouch
einen lychnam us glideren zemmengefeßt haben, nach bem wir gemacht
wärind; unb fo mir bad nachlieflind, 2 wurde nachfolgen, daß gott ein
semmengefeßt ding wäre und daß er widerum möchte entfügt ? werden, das
alles ganz unb gar wider bie fefte des göttlichen weſens ift, darzuͤ unchriftenlich,
irrfälig und gotteläftrig, Dann als im Evangelio Job. I. 18. (tat: Gott hat
nie nieman geſehen. So nun gott nienieman gefehen hat, wie dörfte dann
jeman fagen, daß er alfo oder alfo geftaltet wäre, mie der irrig Melitus
feefenlid) Hat gedören veden und die Anthropomorphiten: daß gott habe
ein menfchliche geftalt, Darinnen on zwyfel fid) felbs verfürt, daß in der
gſchrift gott tmerbenb ougen, oren, mund, anaeficht, bänd und fuͤſſe
sügefchriben,, durch weliche glider aber die gafchrift nüt anders will bann
bie mürfungen gottes bedüten, Die wir je allerlütreft verftond, fo wir bon
jnen redend der geftalt, als fu jren bruch by den menfchen hbabend. Mit
ben ougen fehend wir, alfo (egt die afchrift gott ougen au, fo fo fin unbe
troglich wüflen und anfeben aller Dingen will bedüten, Oren legt fo im zu,
daß er alles, fo wir bittend oder Läfteend oder hinder jm ratſchlahend, bört
und vernimmt mit finer allgegenwürtigheit, Mund, darum daß er finen
willen ung mit (inem. wort offenbar macht. Angeſicht, damit fp bebüt fin
züfeeren und abwenden der genaden. Händ, damit ſy fin yollmächtige ;®
Fuß, damit fo fin yl und fehnelfe die ungüten zu erlangen bedüte, Weli⸗
ches alles (ang wäre us der gefchrift 31. bewären, namlich fo unfer fürnemen
nit dahin (anget, Fa difer bruch der afcheift nit recht ermeflen, bat Melitum
in die irrtum bracht, daß er gott gebildet hat nach menfchlicher gfialt, das
aber irefälig ift; bann Moyſes fpricht zu den Einden Iſrael Deut. IV. 15. baf
er (in geftalt jnen darum nit erzeigt bab, daß fg jn nit mit einerley
bildnuß usbruftinb oder perbilbetinb , nit mit der bildnuß eines manns nod)
eines wybs nod) andrer thieren , damit nit fin glychnuß oder bildnuß ange
€) Otter, 7?) zugäben, 9) getrennt. 9) Bollmächtigfeit.
9
Bon fíatfeit und gewuͤſſe bei worte gottes. 57
nommen und geeret wurde, dann das wäre cbgöttery. Es foricht ouch
Chriſtus ſelbs Joh. V. 37: Ir hand ſin geſtalt nit geſehen. Hie wellend wir
aber usgenommen haben die menſchheit Jeſu Chriſti, der alſo warlich
menſchliche natur und blödigkeit, usgenommen den breſten der ſünde, hat
an jm gehebt als ein jeder andrer menſch. Die it aber nit ein gſtalt gſyn
der gottheit funder ber. menfchheit, weliche er nit bon emigheit an int
aehebt, funder erft nach langer aot von der reinen magd Maria empfangen, '
geboren an fid) genommen. — -
Alfo wirt überb(nben, daß wir nach dem amüt oder nach der feel find
atbildet uf den fchlag! gottes. Wie aber bie bildnuß fne, i(t ung nit ze
wüflen, denn fchlechtlich ? daß die feel die fubftanz it, in bie die bildnuß
gottes fürnemlich yngedruckt ift. Wie mol Auguftinus und die alten (terere
wellend (agen, daß dile dry ding, verfiändnuß, will und gedächtnuß, bie
underfcheiden. under jnen fe(68 doch ein feel find, ein bildnuß des einigen
gottes nad) dem weſen und brpen an perfonen fyind, bas id) inen. gern
nachlaſſen will ſo fü durch die drü ding nit abgefürt werdend ze gedenken,
in gott (9e ouch ein willfpännige? mie, in uns, funder gebenfenb, bag by
jm nüt zwiträchtigg, nüt widerredens fpe, tie aber in ung ift, da unfer
anfechtung des fleifchs, bie wir ouch ein willen nennenb, dem willen
Des gemüts und der feel widerfirebt als Paulus 9tóm. VII. 20. leeret.
Noch fo mir gott an im felbs nad) finer geftalt nie gefeben habend, mögend
wir je nit wüflen, wie unfer feel im glych (oe der fubftanz und jres weſens
halb: bann die feel fid) felb8 nad) der fubftanz und mefen gar nit erkennt.
Und wirt alfo zum (esten usgeſetzt,“ bag bie würkungen oder frádft der feel,
will, verfländnuß und gedächtnuß nüt anders find weder zeichen der
wefenlichen bildnuß , bie wie erft werbend fehen, wenn wir gott an jm ſelbs
und uns in jm recht erfehen werdend. 1. Cor. XIII. 12. Wir fehend jeß
durch sin fpiegel und im einer räterfchen, 5 aber dann angeficht gegen
angeficht, jen erkennen ich zum teil, aber dann mirt ich erkennen, ale ouch
id erkennt bin. 1, Joh. III. 2: Wir müflend taf, fe ec uns offenbar wirt,
wir jm inch werdend, dann wir werdend jn (eben wie er if. Ermeſſe cin
jeder die wort oannis wol. Sd weiß oud) mol, bag wie Athanafius
fpricht in Symbolo Quicunque, bag wie bie vernünftig feel und das fleifch
ein menfd) iit, alfo oud) gott unb menfch ein Chriftus ift, big ift aber nun
ein glychnuß, nit ein ebenbi(b. Wir redend bie von gott, als er menfchliche
natur -noch nie an fid genommen und bannod) den menfchen nach finer
galt erbumen hat, da richtig ze merken ift, bag der menſch nit nad) bent
Inb ein bildnuß gottes it, dann gott hat dozemal dheinen Iyb an (id)
genommen, funbee nach der feel.
Run empfindend wir in ung die bildnuß gottes fon mit etwas dingen
bil eigentlicher dann mit den denen, verftändnuß, willen und gedächtnuß,
darum ich die meinung Auguftini zwar nit vermwirf; ich mein aber, daß nod)
mee ftuden fyind, damit man der bildnuß gottes in und innen werde, weder
bie er zält für die fürnemeften, Die felben (tud find, uffehen uf in unb
fine mort, das find gewüfle (tud, daß etwas fründfchaft, glychnuß unb
1) die Art, 2) ſchlechthin, einfach, 3) Willensktreit, *) beftimmt, usgemacht.
5) Rathſel. .
$8 Bon klarheit unb gewuͤſſe des worts gottes.
bildung gottes in uns ift, das wir mit diſer glychnuß zum erſten erklären
wellend, darnach mit ber gſchrift. So mir ben menſchen mit den pflanzen
und böumen alod)nenb,! findend wir, daß bie pflanzen uf den menfehen gar
ghein acht babenb noch uf fine wort; it ba bannen, bap. fo ſo fer von der
: mature. dee menfchen find ,. bag fo gar ghein fründfchaft, ? teilfame, nod
gemeinfchaft habend mit den menſchen. Aber die unvernünftigen thier
achtend bee menfchen, wie wol. wenig bod) etwas, darum daß fo des lybs
und lebens halb etwas näher find der menfchen natur. Alfo oudy der
menſch , der nit allein das mit gott gemein hat, bag er vernünftig i(t; funder
ouch baf. er fin uffehen hat uf gott und fin mort, zeigt ec klarlich an, baf
er nad) finee natur etwas gott näher anerborn, etmas mee. nad(di(dat,
etwas 303ug$ ? zu im bat, das alles on zwyfel allein barus flüßt, daß er
nad) der bildnuß gottes gefchaften ift. Dife meinung zeigt der heilig Paul
9ict. XVII. 28: Wir find fines gſchlechts. Und bald darnach: Gutmat wir
nun fines afchlechts find sc. Aber zeigt fp an der geift gottes Palm
. LXXXII.6. fpechend: Ich habs gerede: je find gött, und allefammten fün
des allerhöchften. Aber durch Efajam XIX. 3: Dein erbteit ift Iſrael.
Mir Chriſten find bie rechten Iſraeliten, bie fin erb find. Derglychen find
bil (prüd)en mee in pfalmen und propheten. So wir nun fin erb find,
muͤß je dasſelb vom gefchlecht har fummen, Andre Eundichaften Chrifti,
Pauli, Petri, die uns flartid) fün gottes ecfennenb, wellend wir fparen
bis harnach. Dife dey mit fammt bem wort aotted am anfang .hartragen,
tbünb ung hie gnüg ze ermeflen, bag die begird nad) gott, die ein jeder
menſch in im empfindt, und anerborn ift, indem daß wir nad) der bildnuß
gottes gefchaffen unb ſiner art und gefchlechts find, wie ouch pfalm IV. 7.
fat: Herr das liecht dines angefichts ift. über ung bezeichnet. Us dem
grund fummt, daß wir mwiderum zu gott begerend-, unb (inem mort ob. allen
Dingen glouben gebend. Dann wir febenb je, daß alle menfchen begirig find
nad) difem elend ewige freud ze befipen, weliche begird, fo fp uns nit
anerboren wäre , büttenb wir nit mee forg darnach dann ein ander bid) oder
pflan3. Daß aber etlid) bid), Sardanapali, Nerones, SHeliogabali, und
derglychen ſüw verdacht* werdend , fp babinb ghein (org noch begird der
feligheit, bann ſy gloubind, daß feligheit nit (pe nach diſem aot, ift nit.
Dann warlich, habend fu (jon dhein not nad) der (eligbeit, band fü bod)
forcht des ewigen leides. Dann je des menfchen gemüt ift fürfichtig uf
ewige freub , und forchtfam des ewigen leide, inb begert 3e fummen in
(inen urfpeung wie alle andere ding , als Salomon anzeigt Ecckef. I. 6: Der
geift oder wind gat ringswys um, erduret-alle ding, und keert (id) wider
um in fin ring. Alle flüß gond ins meer unb das meer übergüßt nit, und
bie flüß feerenb miberum an bie (tatt, bannen ſy fummen find. Darum fo
fo nad) ber feligheit dhein arbeit hand, ift gewüß bag föliches us berzwuflung
befchicht und vertiefung des flei($ und vichifchen anfed)tungm, in denen
(o trunfen worden find, daß f nüt bon inen felbs wüflend, Efai. LI. 21. Dann
der vihiſch menfch ift nit fähig der birigen bie des geiftes find. 1. Gor. II. 14.
Ouch bat Judas (der (tomm, den man Lebbäum nennt, nit der gottsverräter)
vorgefeit, daß fólid) verfpotter fummen wurdind in ben [esten zyten, bie in
1) vergleichen. 2) Verwandtſchaft. 5) Verwandiſchaft. 4) geachtet.
Bon klarheit und gewuͤſſe bed worta gottes. 69
jren anfechtungen unb in jrer gottloſe wandlen wurdind, unb ſich bon
andren ſündren, fleifchlich fon, ben geiſt nit halten.“ Alſo ſehend wir
an jren thaten wol, bag fo die forcht der verdammnuß wol band, ob fü
fon hoffnung der ſäligheit gae nit hand; bann fo grüwlich wütend, (dynób ?
lebend , unverſchamt mütmülenb, frefentich durächtend, zu jnen ſelbs
enflend und fappenb ? alles, das fo rouben, ftefen, ziehen und tragen mögend.
Das alles zeichen find ter gottlofe, der verzwyflung, und habend bod) bie
verdanmmnuß gegenmwürtig in jeen herzen, ab bero ſy (jrem vater dem tüfel
glych) allen andren menfchen ruͤw unb (rib unb troft der fäligheit verbunnend ;
berachtend ouch hiemit alle warnung, alles fo fo bon irrung ziehen möcht
und zu teoft bringen, wie Salomon anzeigt; Prob. X VIII. 3: Dee gottlos
nachdem er in bie tiefe der fünden kummen tft, verachtet, verwirfet er (verſtand
gott und alle creaturen); aber ſchand unb laſter folgt im nach. Alſo bag on
zwyfel der gerecht richter gott, nachdem ſy nüt daruf haltend, daß ſy gott
in jrem wüſſen heigind Rom. I. 28: und je hungerige feel mit der ſuͤſſen hoff⸗
nung in gott nit ſpyſend: jr herz mit jamer, forcht und ſchrecken der ewigen
ponen erfüllet, daß ſy, nad) bem fg das ewig (eben hie nit mit ruͤwiger
hoffnung wellend anheben, die ewigen Fümmernuß bie anhebind empfinden
unb dört ewiglich bollfteedinb. Alfo , hand ft nit (org der ewigen feligheit,
habend fy bod) forg des ewigen elends. Und foe uns hie gnüg, daß (o in
inen felbs forg der ewigheit empfindind ; ed ſye forg der ewigen verdammnuß
oder fotg zuͤ ewiger feligheit.
Und nad) dem wir je bericht find, daß die begird der feligheit ung von
natur anligt, nit ton natur des fleifchg ober anfechtungen , funder von der
bildnuß bar, bie uns ber merfmei(ter gott yngedrudt bat. Dann twarlid)
der geift des lebens, ben gott in das angeficht Adams geblafen oder geatmet
bat, ift nit ein fo Eraftlofer unb blöder atem gſyn als eins menfchen atem.
Gen. U. 7. (tat alfo: Und fat ber here gott den menfchen ‚geftaltet us
dem Lätt-* oder ftoub der erden, und hat in fin angeficht geatmet den atem
oder [uft des lebens. Difer atem des lebens tom ewigen gott in Adamen
gekuchet, 5 bat im on zwyfel bie begied nit nun Inbliches, funder ewigen
lebens ungeben und anerboren , bag er allweg nad) dem füfze, der jm zum
erften das Leben. unb atem ungeluchet hat. Dann find alle kräft der himmlen,
wie Salm. XXXIII. 6. ftat, mit bem atem bes munbé gottes gefeftet, bil
niet i(t mit dem ynkuchen des leblichen 6 atems ein. unabgängliche 7 begicb
des lebens Adamen ouch ynkuchet. Und verftand al(meg burd) den atem,
luft oder bíaft ® den geift gottes, ber darum in der gfchrift ein atem und
derglychen genennt wirt, daß mie mir mit anfid)nemen des lufts lebend,
. alfo der geift gottes das war leben ift, in dem alle ding‘ lebend unb von im
das (eben habend. Dann das latinifch wort (piraculum ein atumge? tütfch,
it bu den Griechen pnoe, tütfch ein blaft, luft oder wind. Ouch folget
Gen. II. 7. nad) den cegezälten worten: Und (ft der menfch zu einer Ichendigen
feel gemacht, welchs heiter anzeigt, "dab der menfch zu ewigem leben
geſchaffen it. Dann mo er als die vid) gar fturbe mit [56 und feel, wär nit
not geſyn bat wort, der lebendigen feel, hinzu ze thbün; dann ba por, bo er bon
1) haben. 9) ruchlos. ?) aufammenfchleppen. 4) Lehm, 9) gehaucht. ©) beleben⸗
den. L undergängliche, 8) Blafen. 9 Athmung. 207
60 Bon klarheit und gewuͤſſe bed worts aottes.
ofchöpft der vihen redt, fpricht er nit: ſy find worden 3d einer Ichendigen
feel, er fpricbt oud) nit, daB gott inen bas leben hab geben mit ynkuchen
ſines atem, er fpricht oud) nit, daß gott das erdrych genommen hab und
bie thiet darus erbumen, als er aber in der gefchönft des menfchen fpricht
(nad) der Griechen LXX. uslegen choun labon tes ges) [under alfo: Darzü
bat gott gefprochen, bad erdruch trag harfür ein feel, bie ba lebe nach jrem
gſchlecht, arbeitfame , * früd)enbe und milde thier nad) jren geftalten, unb
es ift alfo gefchehen ze. Hie hörend wir zum erften , bag gott dem erdrych
geboten Bat, die pit) herfür zu ſchicken, aber in bee gefchönft bed menfchen,
bag er felb des erdrychd genommen und dag erbumen bat zü eim menfchen.
SDarnad) fo er foricht: ein feel, bie da lebe nad) jrem gſchlecht, gibt er st
ber(ton, daß die fert der biben je. leben ift, aber nun nach irem. gfchlecht
oder natur, die aber abgänglich und tödlich i(t. "Zum festen fpricht ev. nit
von ben vihen, daß fy in ein lebende feel foinb gemacht, als er aber von
Dem menfchen vebt, (utet und alles mindren hindan aefest; alfo daß er. nit
foricht, in finem afchlecht, bad wäre ale bit, als ob er ſpräch: ber menfch
ift ouch zu einer lebenden feel gefchaften, aber nun nad) finer art glych als
ouch die vich nach jrer art lebend, Tunder, fpricht er, zu einer lebenden feef
on alles züthun, damit man ben. menfchen permerfe on alle fürwort ?
gefchaffen und arzält fort in die art unb natur der gefchöpften, die wefenlich
unb Inblicy Iebend und niemer fterben mögend. Doc, foc bif unfer Quffig
ermeflen der gfchrift nüt, mo mir nit alle bife meinung der bildnuß gotteg
in uns eud) mit warer gefchrift bewärtind; verftand, bag wir, nachdem
" wir ein bildnuß gottes find, oud) ein funder begird nad) gott habind.
Paulus fdyrgbt zun Cofoffern III. 9: Lügend einandren nit. Sübenb .
us den alten menfchen mit finem werten und legend an den nümwen, der
ernümeret wiet in erkanntnuß nad) der bildnuß (ines ſchöpfers. Der alt
menſch ift, der nach Adams art und natur brefthaft (id) laßt bie anfechtungen
füren und meifteren, das aber jm gefchicht ug der ftärke des flei()s. Wer
aber der nüm foe, leerend die wort Pauli felbs, namlich der, fo bon ben
wüften ? anfechtungen des fleiſchs entfchüttet * ie mee unb mee zunimmt ín
der erfanntnuß gottes, welches bie bildnuß bes fd)ópferd je mee unb mee
berfür bringt, fübret und Har macht, oder a(8 warlich die griechifch ſprach
inhalt. MWelicher nüm Menfch us dem grund ober anzug , bag er ein bild»
nuß gottes ift, je mee und mee arbeitet in erfanntnuß kummen (zwar des,
der jn aefchaften und jm die bildnuß yngedeudt), damit er nüw gmacht
“wirt. Denn ber alt menfd) oder Adam verbleicht 5 und verfinftret ben
nümen menfchen, mwelicher nit barum der nüm genennt wirt, daß er minder
alt harkummen (oae, funber darum , daß er allweg fchön ift, unbefledt von -
den fehädlichen breften bed Inbs, oud) bag er zu der emigfeit ze befiken
geordnet ift, in deren man nit altet, nit brefthaft wirt. Weliche meinung
pud Paulus Ephef. IV. 22. anzeigt: Legend bin üwren borbrigen mandel, das
it, den alten menfchen., dee da zerbrochen 6 iſt nach den begirden ber
derung. ^ Werdend aber nüm nad) dem geift üwres gemüts, unb legend an
den nümen menfchen, der nach gott gefchaffen ift im gerechtigkeit und heilige der
1) zur Arbeit taugliche. 2) einfach, ohne weiteres. >?) häßlichen. *) entladen.)
befrept. 9 macht bleich, unfichtbar. 9) verdorben. 7) Irrthum.
Bon fíerfeit und gewuͤſſe bed worts gottes. 6t
watbeit. Darum legend hin ben beteug ober falfch, unb rede ein jeder bie
warheit mit (inem nächften, denn wir find einer des andren glider. Sehend,
taf der menfch, fo nach gott .gefchaften ift, ein nümer ntenfd) genennet wirt,
darum bafi er (id) ber frommkeit und warheit flyfle, bie nimmer alten mögend,
dann gott ift ſelbs bie gerechtigheit und warheit.
Hiemit meinend wir genügfamlich harfür bracht, bag mir ein bildnuß
gottes find, und daß die felbig bilbnug in ung darzu erborn ift, daß fo zum
nächften jrem bilder unb fchönfer zügefügt werde, und wo der alt menfch,
das ift der menfch, ber nit nun altet, funder gar abgat und fulet, nit fo
ſtark wäre mit finen anfechtungen, fo wurde der inner oder nüm menfch oit
treffenlicher nach gott ringen und vil göttlicher leben, fuft mag ec fum tt
etwas zuten uns fo bil gemaltíamen, * daß wir nach dem finnind und arbeis
tind, nach dep bildnuß mir geſchaffen ſind. Und beſchicht das allermeiſt wenn
der lychnam am kränkeſten iſt, wie Paulus redt 2. Gor. XII. 10: Wenn id)
krank bin, fo bin id) ſtark. So er tranf am (nb, ift er ſtark nach der feet '
die fich rüftet tad) gott nachzefolgen bon natur der bilbnuf, mag bod nit»
nan binfummen bor bem befchwerenden Inchnam. Darum freumt (id) mi
derum Paulus, wenn der alte oder uswendig menfch genidret ? oder zerbrochen
witt, damit der inner fin geftalt widerum gewünne. 2. Cor. IV.16: Ob (don
unfer uswendiger menfch gebrochen wirt, fo wirt ‚doch ber inner bon tag ze
tag ernümweret. Sehend, mad man ernümeret, müß je bormal aefchaffen, ge⸗
macht oder erbuwen ſyn, und demnach, ſo es abgangen oder breſthaft wor⸗
den iſt, widerum zuͤ ſiner urſprünglichen erſte bracht werden, darin wir
abermals bie erſten ſchöpfung der bildnuß gottes ſindend. Desglychen ſpricht
er zuͤ den Römeren am VII. 18: Syd) weiß, bag in mir (das iſt in mi»
nem fleifch) nüt guͤts wonet, bann ber will (it mir wol an, aber dag guͤt
verbringen? find ich nit: bann ich t6d nit dag güt, bas ich milf, funder id)
thuͤ das bög, bas ich nit will. So ich nun bag tbü, bas ich nit will, tbi
nit ich bag feld; funder die fünd, bie in mir wonet. Alſo find ich das gſatz,
fo id) das güt will thin, dag mir dag bós inlit, dann ich hab luft an bent
afag gottes nad) dem inneren menſchen; id) fid) aber ein ander a(a in mis
nen afiberen, das da widerfirntet dem afak mined. gemüts, unb (eit mich
afangen dem afak der fünde, welichs ift in minen glideren. Dis find alles
wort Pauli, us denen wir unfer fürnemen gar f(arfid) bringen mögend.
Denn er fagt heiter, daß unfer inner menfch (zwar dee nach der bilbnuf aote
tes gefchaffen ift) neigung hat nad) dem gſatz und willen gottes zu leben,
aber der uswendig menfch (pe barmiber, in deß glideren (bas ift in welichem)
die fünd mone, bas ift der fündlich breiten; bann hie wirt bie fünd bum
Paulo genommen , der bedütnuß wir nemend die brefthafte * 3e fünden. Es
fol! ouch nieman bie us dem Vaulo irrlich wellen ermeſſen, als die Sophi⸗
fien fagend: fehend jr, baf mir etwas bermógenb bon eigner natur? Mein,
dann faq mir, was haft bu von eigner natur? Iſt die bildnuß bin, fo bift
bu ein bildnuß bin fe(bs. Iſt fn bann ton gott, wie gebatfft bu fo dann
din eigen nennen? Schend wie gar. wir niit foinb, und vor bem fleifch
fo nüt mögind. Darum fchryt der heilig Paulus nach den vorigen worten,
1) über uns Gewalt üben. 2) erniedrigt, niedergefchlagen. 3) vollbringen. *) Siret»
baftigfeit, Bebrechlichkeit.
'€62 Bon klarheit unb. gewuͤſſe des wortß gottef.
mit denen er ſich klagt bon ber fünd gefangen gefuͤrt werden?e O ich unſeliger
men(dy, wer wirt mich erlöfen von dem lychnam bes tods? Meint die gt
fängnuß des inneren menfchen einen tod fon. Und alody frifter * ev. fich mi»
berum alfo: Ich faa gott dank durch Jeſum Chriftum , das ift daß er durch
den herren Icſum Ehriftum bon dem ſchaden der fünd erlöst wirt, alfo bag
(o ins nit verdammlich ift. Darum fpricht er wyter: Darum dienen id)
der felbig Paulus mit dem geurüt dem afa gottes, aber mit dem fleifch
dem gfaß der fünd. foie merk efft jeder, baf fid) Paulus ecfennct ein knecht gottes
fon unb ein fnedyt bet find. Wie mag aber das by einander (9n ? Alſo: format wie
nimmer on fünd find 1. Joh. J. 83 ja die fünd mie obftat alímeg in ung mo»
net, wie wol ſy aemelfteret und gefangen iftdurch Ehriftum Hebr. IX. 28. Röm.
V1. 14: Die (dnb wirt did) nit beherefchen 5; unb aber baby ſchuldig find nach
‚dem willen gottes 3e leben, den. wir aber nienan mögend erfüllen; müflend
wir feng mit dem heiligen Paulo ſchryen: Syd) unfeligee menfch, wer wirt
mid) evtöfen von dem fórper des tods, und uns felbs antwurten: Die gnab
gattes burd den herren Jeſum Ehriftum. Und mie mol der uswendig menfch
dem afatz (das ift dem breiten) der fünd allweg unbermorfen ift, fóllenb wir
bed fehen , baf ber inner men(d mit bem ufren nit überherefchet werde,
daß wir dem flcifch dienind nach (inen begirden 1c. on ber meinung hand
wir: bie nit (tatt gnüg ze fagen. So vil am fürgon. ?
So mir nun den inneren menfchen alfo, wie obftat, erfunden hand, ber finen
(ut bat mit dem gſatz gotte ud dem grund, daß er ein bilbnuf aotted dar«
zu aefchönft ? it, bag er jut zugefügt werde , müß je folgen, daß den inne
‚ven menfchen dhein afa noch mort alfo er(u(tet * als das mort gotted. Dann
nach dem mort Iſaj. X XVIII. 20: i(t bag bett 3e eng, daß der ecbrecher bare
neben fallen müß, unb der mantel 3e ſchmal, daß er zween nit dedien mag,
das ift, gott ift ein amabe( und mann ber menfchlichen feet; die will ee uns
geebrechet han, nit Iyden, bag jeman neben im lieb gehabt werde (ber(tanb
als wert und thür al$ er). Er will oud) nit, bag der menfch jenan teoft fide
dann by jm, und daß (id) bie feel dhein mort tröften Laffe bann fine. Glych⸗
fam ein eemann will, bag fin ecfrom fid) gar (inen falte, alles antigen jm
fürteag , fid) niemans troft dann fine verfehe. Dann gott ift, als Iſajas
fpricht, zelotes ein ſtarker pfree der (teen 5 doch darf bas nit bil alter Lund»
fdyaften. Cbhriſtus ſpricht ſelbs Matth. XXI. 37: Du wirft dinen herren
gott lieb haben in ganzem dinem herzen in ganzer diner ſeel, in ganzem
dinem gmuͤt. Marc. XII. 30: Und mit aller diner kraft. So wir in num
fólid)et geſtalt lieb habend, mag uns je dhein mort fo mol unb. gwüß er⸗
freumen und tröften als find, bann er unfer. fdyópfer unb vater if. Nun
freumet , tröft und ſchreckt doch den menfchen dhein mort ſtärker dann fines
vaters, den er lieb bat; das oud) Ehriftug dem tüfel ze antwurt gab Matth.
IV. 4: Dee menfch lebt nit allein in dem brot, (unber an eim jeden mort,
das von dem mund gotte$ gat. So leblich unb ftark ift e$, bag ed die (eel des
menfchen &drft, und ufenthalt, a(nd) als das Inblidy brot den (ob, ia bif
meer und anderfl. Dann welicher dag wort oder ‚die reb. gottes behalt, der
‚wirt den tod in die ewigkeit nit fehen. So mir nun alle vorgesälten mei⸗
nung babin gezogen band, daß man us dem, daß mit ein bilbnug gottes
1) erfriſcht, berubigt , tröfter:, 9) im Vorbepgang. 3) geichaffen. *) beinkigt, erfreut.
Bon bet gewuͤſſe ober kraft des worti-gottei, 6
foinb, ermeſſe, bof die feel nüt bas. mög erfreuwen, gewüß machen oder
tróften, dann das wort jes fchöpfers und bilberé, Wellend wir nun dahin
fece, dab man die Placbeit und unbetrogliche des worts gottes per(tanb.
Und zum erfien. Ä
Von ber gewüffe oder Eraft beà worts gottes.
Das wert gottes ift ſo gewüß und (tarf, daß, wie gott will, alfo ges
ſchehend alle ding ven (tunb an, fo er fin wort fpricht; dann e$ i(t (o le⸗
benbia, fo Eräftig, bag alle joch unvernünftig "ding (id) von fund an jnt
alpdyfórmig * machend, oder daß ich rechter red, baf alle ding, fy ſyind ver»
nünftig-oder unvernünftig von im geftaltet, gefchicht und gezwungen wer⸗
dend nad) finem fürnemen. Kundfchaft, Gen. I. 3. Und bat gott geredt: Es
werde ein liecht, und e$ ift ein liecht worden. € id), wie lebendig und flarf
ift cd, taf es nit nun gwaltiget alle ding, funder oud) us nüt harfür bringt,
was ($ will. Noch bil tee Lundfchaften finbe(t bu bafe(bs, die wir hie von
kürze wegen uslaſſend. Das erdrych ift gbeiffen geünen, die maffer die ſiſch
aebären und erziehen, unb es befchicht noch büt by tag. So (tarf ift e$, bag
es ewiglich Eräftiget. Item Gen. III. 16. bat gott zu dem wyb Eva geſpro⸗
chen: Sd) wird din arbeitfelige? vilfaltigen unb bine empfdngnu(ien, bu wirft
mit ſchmerzen bine kind gebären, und wirft under bed mannes gwalt fon und
er wirt bid) beherrfchen. Dif alles dem mob angefagt, bangt noch büt by
tag an unb wirt jm nit abgon, diewyls den. Inchnam treit. Daby redt ee
oud) zit Adamen: Verflücht fye das erdruch, fo du es arbeiteft, in arbeit müft
bit bie fpp$ von im eſſen alle dine tag, dörn und biftel wirt es bir gebären,
in dem ſchweiß bined angefichts wirft du bag brot eflen, bis daß bu widerkee⸗
re(t in das erdrych, bannen bu fummen bift. Sich bie die arbeit, den tod
us dem kräftigen wort gotte den menfchen anligen unabgdnglid). Item
nachdem (id) bie menfchen mee gebösret, bat jnen gott jr leben. kürzerer uf
120 jar. Gen. VI. 3. Und es befkat alfo big zu end der weit. Item
er forach 30 Adamen und Coa, fo bald (o bie verbotenen feucht d(jenb,
tvutbenb fü des tobeg fterben. Und es ift ine gegnet gwüß, mie gott 18
jnen gefprochen hat Gen. III. 16. tem er hieß 9toen fid) mit der Arch
verfeben, dann er wurde regnen 40 tag und 40 nádyt, und alles, das ba
(ebt, vertilgen. Gen. VII. 4. Und es ift alles gwüßlich befchehen, atfo, bag
Die Heiden ouch von dem fündfluß geichriben, mie wol (9 Noen mit bem
namen Deucaleon genennet band. Item er bat durch fine engel gefprochen,
wie er € obomam, Gomorram und die andren ftätt vertilgen wurde , unb e$
hat nit gefelt. Gen. XIX.4 — 235. tem Lot ward mit (inem afind gbeiffen
mit binder fid) ze lügen, unb Lote mob was ungehorfem, dei ward fy ist
ein (alsftub ? berfeert, XIX. 26. Item er bat gefprochen zu Abrabamen
Gm. X VIII. 10: Ich wird.der zyt widerum zu bir fummen, und wirt din
busfeow Sara einen fun haben 1c., das aber Sara unglöublidh; bant fg
nad) 65 80 jaren alt mas, noch ift es befchehen. Gen. XXI. 2.
Die gfchrift des alten teftamente it voll der gwüſſe des morte gotte$, bann
die vorgezälten fu habend mir nun us einem büd) Geneſis genommen,
doch nun ein Heinen teil. Dann fo ich die geoffen wunder , bie gott Moyſi
1) jenem Willen gleich. 2) Dlüpieligleit. 3) Salzläule.
a
64 Bon der gewuͤſſe oder fraft bed worts gottes.
verheiften hat in Egypten und mit ben Eindern Iſraels se mürfen unb dem⸗
nad) gwüßlich gethon bat, erzälen mellte, mag er mit Syofua, Gebeon, Syepbta,
andren, was mit Samuel, Saul, Daviden, Salomon, andren möcht id
e$ zu dheiner apt berenben; (efe die ding ein jeder felbs oder höre unb er»
meſſe (o, fo man prediget. Darum wellend wir je zum nümen teftament
gon, und darin die (tdrfe, gwüſſe und Eraft des morts gottes ermeſſen.
- Sadjariam bunft unglóub(id) (9n das, fo jm gott durch den engel Ga⸗
briel embot, darum daB fin husfrow Eliſabet allweg unfruchtbar afon,
darzu ſy je beide alt warend. Und darum er dem mort. gottes nit gloubt,
ward jm die red genommen, nod) bſchach das, fo in unmöglich düdht, fo
ftavf, gwüß und lebendig was das mort gottes, unb gebaren den frommen
gottesvorgänger und töufeer TFoannem. Die rein junaftom Maria erfchrat,
bo jr der engel die geburt Jeſu Chriſti verfündt und ufleit, bann fg bbrinen
mann erfennet bat, noch was das wort gottes fo lebendig, fo gwüß, bafi e$
in jeen ermenfchet * unb erwüchs , und on alle fchwächung der reinigfeit von
jren zu heil ber welt geboren ward. Alſo fehend wir, daß bie natur ee jren
louf verlaßt, ee das mort gottes nit erfüllet werde unb feit blybe Yucä I. 32.
Item der engel fprach in der perfon gottes zu je: Er wirt groß, meint Chri⸗
ftum. Sich, wer i(t je gröſſer worden jod) in der welt bann Gbriftus ? Alexan⸗
ber, Julius Cäſar find groß geweſen, noch habend (o den umkreis der welt
entweder halb under jm gehebt, ober doch der ein fum halb, und zu Chriſto
find fummen bon ufgang und nidergang der fonnen, die in in gloubt hand,
ja die ganz mote der welt bat in in gloubt und in ein fun des höchften ge»
rümt und erfennt, und ift fin euch on end. Dann weliches herren regiment
und gewalt ift fo alt, als der gloub Ehrifti, der nit abgon wirt, und ob er
ſchon by wenigen biybt. Diß ja vorfagen gottes fehend wir täglich erfüllet
: werden. Als nun EChriftus uferwachfen angehebt hat ze leeren und wunder
würken, find alle ding jm gehorſam gſyn unb fid) geftaltet nad) finem mort.
Er bat zu dem funderfiechen , ? ber zu im ſprach: Willt bu, fo magſt mich
rein machen, geredt: Sd) will, bis rein! unb von (tunb an ift fin usfäßige
rein worden us dem, daß gott das gewellen, und dag wort: bie rein! das
vermögen bat Matth. VIII. 2. Er fat zu: dem hunderter gfprochen:: Gang
bin und wie dus gegloubt haft , alfo gfchehe bir, unb ift fin Diener afund mors
den zur felben ftund Matth. VIII. 13. Merk bie die gwüſſe der gfundheit
angtbenfet fun dem glouben des hunderters, damit wie lernind gwüß in gott
und fin mort vertruwen. Er bat zum Regulo gefprochen: Din fun lebt!
und es ift alfo afyn Joh. IV. 50, wie wol er nienan ba was, damit
man lerne , daß bem mort gottes nüt unmüglich noch zu fer ſye. Er bat sd
bem, der blind, ghörlos unb tumm mas, gefprochen: Effatha , dag ift, wird
ufgethon! Mare. VII. 34. 35., und die band find alle ufaelöst. Er hat
zum blinden gefprochen: Erfich , ? bin gloub bat dich gfund gemacht, unb
et bat von ftund an geſehen Qucd. X VIII. 42. Er bat zu Matthäo geſpro⸗
(ben: (olg mir nach! unb er bat im von (tunb an nachgefolget Matth. IX. 9.
Er bat zü dem betteifen ^ geſprochen: Die mwerdend nachaelaflen din fünb.
Und dag man mit dem uswendigen zeichen gwüß wurde ber inneren reinig«
fet, hat ee zu jm gefprochen: Stand uf, nimm din bett und gang in bin
1) Dienich geroorden. 2) Ausſatzigen. ?) fepe wieder. *) Bettlägerigen.
Bon ber gewuͤſſe ober fraft bed. wort gottes. 65
bus! und e iſt ufgeftanden unb hingangen Dlatth. IX. 6. Er hat zu dem
ertrummeten wyb geſprochen: 289b, bu bift Diner Erankheit erlaffen (mit ufle-
gen der händen zu gwüſſerem zeichen oder fin fründliche ito zu erzeigen), unb
fo it von flund an ufgericht Luecä XIII. 11. 12. €t hat gütes über das brot
und &íd) geiprochen unb find gevilet, * daß vil. tufend menfchen Davon ges
(post find, unb vif meer überbliben, bann zum erfien an der fubftanz was,
iu allen €bangeliten. Er hat den tüfel befcholten, unb er hat von ftunb
an den menfchen verlaften , ben et bſaß Matth. X VIL 18. Er hat die jün«
act. geheiſſen, ſy ſollind zu der rechten hand gruverfen , (o metbinb ſy faben,
und (9 hand von (tunb an groſſer ſiſchen 133 gefangen Joh. XXI.
6 —11. Er bat Petrum geheiſſen zu im kummen uf das waſſer, unb ef
hat Petrum von (tunb an getragen Matth. XIV. 29. Er bat vom himmel
herab 3d Ananiam gefprochen, Pautus werde jm ein, ugerwältes gfchier, daß
€t (inen namen trage für künig und fürften der erden und für die kinder Iſraelt
Act. IX. 15, und er ifts worden. Er hat zu Paulo gefprochen, als er gen
Rom gefürt ward, und der fchiffbruch inen ge handen ging , ? es werde nie
man umfummen , bann alleindasfchiff, unb esift alfo gangen Act. XX VII. 22.
Difer orten des Evangelii foe gnüg anzezeigen, baf bas mort gottes fo Lebens
bg, fo kräftig und ſtark i(t, daß jm müffend alle ding achorfam fon, unb
das fo did und zus mwelicher ant ec will. Es foll fid) oud) nieman annemen
goider in ze bäfzen, ? wie befchach qun zuten Ezechielis XII. 22, do die gott⸗
ofen ſprachend, e$ verzuge fid) lang, mas gott burd) ben. Propheten redt:
denn das beiten gottes it mit ein hinläffigkeit, funder ein faren 5 vechter
zut, bero er nit darf (inen halb ze faren, funder bfchicht das ung zu gutem;
bonn das zut by im nüt mag, darum dab er jm ganz nit ift underwor-
ftn, und das wir lang meinend (pn, ift by jut ewiglich gegenmürtig, ja .
e$ heißt by im nit vergangen oder künftig, funder alle ding find nackend⸗
unb Iuter vot (inem ougen, leenet nit mit ber apt, bergißt nit mit der zyt,
funder (ibt er alle ding eines gwüſſen wüſſens und anfchens gegenwürtiglich
in die ewigkeit; aber by uns, die zytlich (inb, bat [ang oder kurz (inen finn
und maß lach ber zyt. Alſo ob uns ein ding fchon lang bunft, ift es by
gott nit (ang, ſunder gegenwürtig. Bedunkt bid), gott melle bid ein men»
fchen oder ein bós wolf nit ſtrafen, und vertrag 5 jnen jren muͤtwillen vit
ze lang, bift nit recht daran. Dierk, ſy mögend im nit enteünnen, alle
sonte ber welt ift (inet. aficht, 7 wo mwellend fy (idy vor jm verbergen? er
ſindt fy wol Pf. CXXXIX. 7; unb wenn bu wäneft, er ftrafe oder helfe
nit nad) finem wort, irreſt du zu allen ſtraſſen. Sin Wort mag nit ume
gethon fon, e$ mag nit pernütet werden noch gehinderet: denn mo das wär,
(o wär er bod) nit allmächtig ı wenn er fine wort nit alle möcht vollenden,
oder ein andrer wäre flärker dann er, der jm fin mort möchte hinderftellig
machen , funder e$ muß allweg aefchehen; fo es aber nit grad beſchicht, wenn
bu es gern fäheft, ift nit ein brefthafte finee macht, funder ein feye finee
willens ; bann müßte er ein ding glych nach binem willen tbün , wäreft Doch -
bu gwaltiger bann er, unb müßte er uf bid) (cen. Was möchte närrifcher
geredt werden? Er wirt fin wort nimmer fraftlos laſſen Ezech. XTI. 25, 28.
1) vervielfacht. 2) zußieh. 3) murren, reden. *) Warten. 5) Handeln. ©) dulde.
7) überficht er, ligt in (einem Geſichtekreis,
Ringes ſammtl. Schriften I. Bd. 5
66 vWon der arbeit bed worts ette
D ie wiberbäfzends afinb, ich wird ein wort reden, and wird ouch dasſelb
verbringen: Bald barnad): Das wort, bas ich reden wird, das wirt ouch
erfültet: Die gang Evangeliſch leer ift nüt anders dann ein: gwüß bewären,
was gott je berheiflen hab, werde gwüß geleiftet. Dann das Evangelium ift
nüt anders dann ein gegenwürtige leiftung ; denn der den bäteren , ja allem
menfchlichen gefchlecht verheiffen , ift ung geleiftet und mit im all unfer off»
nung gmüß gemacht, als Simeon fprad) Lucä II. 30— 32. Dann mas ‚möcht er
ung abfchlahen, fo er ſir inen eignen fun für ung geben hat, oder wie hat er
uns nit alle ding mit jm gegeben? Röm. VIII. 32. Damit nit mee von
der fraft oder gwüſſe des gottémorts. Jetz folgt:
Bon der Marheit des worts gottes.
Ce tit anhebend von ber Harheit des gottsworts reden, wellend wit
fürfummen, * bag nit die fnend finer Harheit harnach widerredind fprechende:
MWie flat i(t ed dann? warum redt er durch giychnuffen und rväterfchen,
will er, daß fin wort verfianden werde? Antwurt. Sum erſten vernimm,
daß ich bir nit darum antwurt geben underftand, daß ich meine, daß. man
dinen frefenen? fragen muͤſſe antwurten , oder daß die göttlichen ratfchläg
verantwurtens bórfenb, oder bag ein menfch möge wüſſen urfachen aller
thaten gottes; finder fo vil ich mit wüflenhafter ? gfchrift vermag, will ich
die an dem ort dinen mund ‚verfchlüffen , damit du Ierneft nit gott Läfteen
1. Zim. 1:19,20. - Daß gott von je welten bar etliche leeren bat durch glychnuſſen
unb jeß in den lezten zyten durch den herren Jeſum Chriſtum allermeiſt für⸗
'geleit, ift ein anzeigen, daß gott fin meinung den menſchen bat wellen Lies
ben: unb ſuͤßlich fürgeben; bann mas durch glychnuſſen, fürmort * unb tds
teefchen wirt fürgelegt, hat die natur, daß es den ber(tanb des menfchen (us
'ftet und reizt zü erfaenuß , ja meeret jn trefienlich. Sirach. XX XIX.3; Der
154 menfch wirt usermefien die heimlichen ding der. fürmorten , unb wirt (id) ge
mein machen in den verborgnen dingen der gluchnuffen. Dann fo uns dag
fürmort ober glychnuß gereizet hat, das ze erfaren, das darinnen verborgen
ligt, ſo es erfunden wirt, ſchätzend wir es vil werter und thürer, dann ſo es
nun einfaltiglich wäre fürgelegt. Alſo hat die himmeliſch göttliche wysheit,
wie foy Pſalm. XLIX. 4 redet: Min mund wirt wysheit reden, unb die übung
"mins herzens fürfichtigleit. Syd) wird min or wenden zü der glychnuß unb
in füffe der harpfen fürlegen mir räterfchen — den menfchen wellen (inen milfen
"fürlegen mit lieblichen glychnuſſen, daß die, fo fuft träg und unluftig má»
rind, ze hören gereizt, und bie erfunden marbeit deß feiter angenommen unb
lieb gehabt wurde, ouch daß der göttlich fint deß länger im verſtand des
menſchen erbeert® unb gehandlet fine wurzen deß tüfer usſtreckte in ſin herz.
Byſpil: Wer hätte fónnen" bie unglyche frucht des worts gottes ſchöner us»
ſtrychen, dann Chriſtus Matth. XIII. 3 — 23. mit der glychnuß des
ſäjers und ſomens gethon bat? Noch bat diſe glychnuß bie jünger Chriſti
gereizt in ze fragen und bag darinnen lag ouch ſinden: aber bie gottlofen
bat ſy ſchüch? gemacht, nit daß bie glychnuß das actbon bab, funder jr
3) zuvorfommen. 2) frefentlichen. — 3) gemifitr. *) Sprichwörter, proverbia.
5) 6efannt, 5) durchgearbeitet. 7) (deu, | - ec
Von bet Marheit bed worte gottes. 61
serfovít* amüt, das (id) nit hat wellen Laffen berichten ja nit reisen eini⸗
aem berichten 3e lofen, wie das der propbet Jeſajas hat vorgefagt VI. 9 — 12:
Hörend jr bie bórenb, je ſöllends aber nit verfion. Und fehend bedütende
afichten oder erfchunungen , je föllends aber nit erkennen. Verblend das
herz des bolfé, und befchwer fine oren, unb thü fine ougen 3d, daß fy mit
den ougen nit fehind, und mit ben oret hörind unb herzen verfiandind, und
ſich befeerind, bag ich (o mü(fe gfund machen. And ich ban gefprochen (ver⸗
&anb ich Jeſajas): Herr, mie lang? Und der here hat geantwurtet: Bis
baf die (tdtt vereinddet on unwoner werdend (gn, und die hüſer on menfchen,
und das erdrych wuͤſt. Dann gott wirt die menfchen fer bintvegt&ün. We
fid)e wort Jeſajä oud) Ehriftus am eegenannten ort brucht und leert, daß die
gröffe der (ünben und frefel gott ze widerſtryten fy verblendt, und gott erzürnt
bab, tag das, fo allen menídyen ze heil geredt ward und billich ein jeden reis
zen follt ze wüſſen, jnen von jrer fünden wegen fchädlich, aber den glou⸗
benden nu&lid) zu der feligheit fon wurde, das er felbs redet bald bat»
tad) Matth. XIII. 12: Eim jeden, der da bat, bem wirt geben; der aber
nit bat, dem wirt genommen, Das er bat. Iſt bie meinung. Gin jeder,
fo begird bimmeli(d)r leer und des gottsworte bat, dem wirt es geben,
oder Härer: cin jeder, der 3d bem mort gottes fummt und bringt mit jnt
nit (inem eignen verftand (als Hilarius fpricht), funder fat das gemüt, daß
et som wort gottes will geleert werden , der bat etwas, das i(t: nüt halten
uf (id) ſelbs, (unber fich allein an gott und fin unfprechen laſſen. Meineft
bu nit, Daß der etwas bab? Dem alfo gefinnten wirt geben. Der aber nüt
Bat, das i(t, ber finen (inm und fürwitz treit, die gfchrift nach bem ze zwin⸗
gen, meinft bu, eb ber etwashab? Heiner I dem wirt finn und verftändnuß
gnommen, die er fid meint haben, alfo bag jn mie Sap. II.2Lf. (tat: fin
bosheit verblenden wirt, daß er nit annimmt bie ding, ſo des geifts gottes (inb.
D frommen Chriften, wie fer meinend je (9n unfer ein groflen teil von der
ungnad gottes? Wir fehend bie unverſchamte der fünden, bag es alles nüt if
bann ein got, nüt bann ein mütwill, alle grechtigheit nun ein glychsnert
und gfallen der menfchen. So man uns aber um dife mißthaten mit bet
. ebangelifchen leer, die ift das wort gotteg, ftvafet, must unb befret, wellend
wirs nit hören, wir befchlüffend bie oren barbor, unb das uns ze guten boit
gott zuͤgeſchickt wirt, vermwerfend wir fo lang und did, bis die (Iva ouch Her
nach folgen wird. 2. Baralip. X X XVI. 15—20. findeft btt, daß gott die kinder
Iſraels ouch bid gmanet und unzebefferet zum (esten. laffen us dem land
fängklich ſchleipfen. Alſo aber gott der herr jrer päteren (didt zu inem. im
gwalt finer boten fy frü und täglich matnenbe, dann er überfach jnen, ond
‚der felgen. flatt. Aber (y verlachtend und ſchänzletend? die boten gottes unb
achtetend Hein fin veb und verfpottetend die propbeten fo (ang, bid der zorn
'gottes 3ünam über das bolf, und half ghein arzny mee. Dann er hat den
‚haldäifchen füng über (y gfürt und hat jre jungen mann mit dem (dert
erfchlagen im tempel, er bat bein erbärmbd gebebt weder mit den knaben
noch mit den tochteren nod) mit den alten noch mit denen, die am (teen
gonb, funder bat f alle hingegeben in bie dnb des chafbäifchen küngs. Der
Bat alle bereitfchaft des bus$ gottes und .alle (didis gen Babylon afürt, und
1) veriodt. 9) nedten.
68 Bon ber fíarpeit bed worts gottes.
band die (geb das bus gotts anzündt , und bie mur Hierufalem zerriſſen,
alle türen verbrennt, und was koſtlich war zerſtört. Cid) mel ein jamer
stachfolget, fo man das wort gottes veracht und verſchupft. Sich oud) baby,
daß dem wort gottes nit glouben geben ein gwüß zeichen ift, daß die rad)
uns gar bald betreten wirt. Alſo ift das wort gottes und beg. becfünber ein
guͤter geſchmack oder cud) * 2. Cor. LI. 15, 16; bod) gebirt er etlichen das (eben,
etlichen ben tod. Byſpil: Nimm ein guten ſtarken wyn! der (dymedt dem
afunben wol, macht jn frölich , ſtärkt in, erwärmt jm alles blüt; der uber
an einer fucht oder fieber franf tit, mag jn nit ſchmecken, will gídywtgta
teinfen , wunberet (i), bag in bie afunden trinken mögend. Das bichicht nit
u$ breften des wyns aber us beeften der krankheit. Alſo ift das gottswort
ganz gerecht ? an jm felbs unb zu guten. dem menfchen geoffnet; wers aber
nit erlyden mag, nit verſton, nit annemen mill, ift krank. So bil fne
geantwurt denen , die feefenlich redend, gott melle in finen worten nit vere
ſtanden werden, alud) «ls ob er uns gfären begere. Wo wir jn nit berftond,
find wir je in (inen ungnaben, und wie cin fun (id) befennt noch in der
bulde (ined. vaters (9n, fo et mit jm jod) ruch und fträflich redt, aber uſſer⸗
halb aller gnaben, fo er nüt mit jm redt, jm nüt (eeret, nüt wyſet: alſo ift
e$ die jämerlicheft fEraf unb ein gwüfle gegenmwürtigheit groffer üblem, teoft-
(os (9n des morts gottes. Jetz nachend wir der Elarheit und bem liecht, gott
fne [ob, und gebe rechte red in unferen mund, daß wir die heiter berfür brin»
gen mögend, Amen.
‚Das wort gottes fo bald e$ anſchynet die verftändnuß des menfchen,
erlüchtet t$ fü, bag fo es verftat, befennet, und gwüß wirt. Die ift David
innen werden und fpricht Pſalm. CXIX. 130: Erklärung diner worten
(0 herr) erlüchtet und gibt verfiändnuß ben feinen, (verftanb) bie by inen
felbé nüt find, funder als das Find, das Jeſus demütigheit ze leeren in mite
ten under die jünger ftellt Matth. X VIII. 3. unb ſprach: Es fpe dann baf je
bekeert und als bif finbli werdend, mögend je nit nngon in bad tud) ber
bimmten. Dife mitloufende oder fürfummenbe f(arbeit ift bedüret in ber
geburt Chrifti, als die Hirten umfchinen hat die flarbeit, unb darnach erft der en⸗
gel bat angehebt mit jnen ge reden Luc. II. 10—12, dei worten biebicten aegloubt,
funden habend alle ding, wie jnen der engel gfeit hat. Nun wellend wir aunt
erften us dem alten teftament fin Harbeit mit etlichen gſchichten bewären, bars
nach us dem nümen. Daß Moe gott, der in hieß bie arch bumen, gloubt,
ia er wurde alles erdeych mit der fündgiefle ? vertilgen , ift nit eins menſch⸗
lichen liechts geroefen, oder aber die bile, die (id) daran nüt feert, funder für
unb für bumt, peemablet, * Luftet, hätt jn einigen (pit mögen zwyfelhaftig
machen bdergeftalt: Ach bas zü dir gefprodyen, ift nun cin betrug on zwufch
von cim afpenft bir (ürgemorfen. Sichſt bu, bag '$ wort gottes fin eigen
liecht hat mit im bracht, durch das Noe erkennt hat, daß ed gottes (u(t nies
mans gefon ift. Gen. VI. 13—22. Daß Abraham bie ftimm, die in hieß finen fun
Iſaae ufopfren, gloubt gottes fon, was nit menſchlichs (ied)t$ oder verftande,
bann Abrahamen ward bas heil in Iſaacs gfchlecht verheiflen Gene. X XI. 12.
Run hieß in gott eben benfelben finen (un Iſaac, den er lieb hatt, ufopferen.
Gen. XXII. 2. Das müßt je in Abrahamen dife gebächtnuß machen nad)
1) Geruch. 9) recht. ?) Suudfluty. *) vermählt.
Bon der Marheit bed worte gottes. 69
menfchlichem ermeſſen: Die (timm ift nit gerecht, nit von gott. Dann er fat
dir zu eim funderen fründſtuck diefen fun Iſaac von diner lieben husfrowen
Sara gegeben, unb baby verheiffen, daß us (inem gfchlecht der heiland aller
menfchen fölle geboren werden; fo du jn aber töden muͤßteſt, wär alles bere
beiffen nüt, es wäre ouch wider fin gab: bann was hätt er dir jn melle
geben, fo er jn bie bat welfen, ginch fo bu fin am gröften anhebft gefreuwet
werden, miberum nemen. Nüt, bie ſtimm mag nit von gott fon, fy muß bit et
bom tüfel fon bid) ae verfüren und um dinen allerliebften fun bringen. Daß
et (id) aber fölich anligende anaft und not nit bat laflen irren, finem eignen
zatfchlag ouch nit aloubt bat, i(t niemans anders dann gottes , der jn. mit
(inert wort alfo erfüchtet, bag ev wol erkennt hat, bag e$. gottes tvad, wie wol
et in hieß, das den vordrigen glübden ganz wider was. Hie regtend fid) alle
adren, bein und Eräft des gloubens. Sin gedankt mocht bas heiffen aette? nit
erlyden, aber bee aloub mwiderftreit forechende, 9tónt. IV. 2I: Ey, der dir dem
fun vorhin bat verheiffen und geben, der mag dir in oud) wol mibrum ufer⸗
Biden * oder den heiland von jm verheiffen etlichen andren meg der welt leiften;
er ift (tact unb rych gnuͤg das ze leiften, das er geredt hat. Und bat alfo der
gíoub Überhand gnommen, vermerfeft wol, bag es von bem liecht gottesworts/,
Das e$ mit jut felbs gebracht, befdyeben if: Daß Moyſes nit verzwyflet iſt,
als er bie kinder Iſraels binaefürt, zwüſchen vof. und wand (dis man fpricht),
das ift zwüſchen ben bera (als Joſephus fagt) und meer und fyend gebracht bat;
bo aber fy anflengend murren wider jn mit mülichen ? worten, Erod. XIV. 11:
Warend in Egupten nit gräber, darinnen wir bdttinb mögen erfchlagen vers
‚graben werden? Habend wir dir das nit vorgefeit ? funder f troftlich befes
ftet: Fürchtend üch nit, gott wirt für dd) (roten und mwerdend jr ruͤwen;
und dis er heimlich im herzen zuͤ gott gefchrumen, unb gott jm geantivurtet
Hat: Nimm die rüten unb red bin hand uf das meer und zerteil es, daß die
kinder Iſraels trucken mitts durbin ganaind. Ja daß er da nit verzwyſtet
(t gebenfenb, wo aber die ftimm nit gottes wäre, funder ein bettug, (o wä⸗
reft um,? funder gwüß die (timm gottes erkennt, ift des liechts bes worte
gottes, das mit fölichem ſchyn unb gmü(fe fumnit, bag man es bekennt unb
im gloubt, unb nit des verſtands Moyſis, wie wol er in allee fun(t unb
wusheit der Egypteren mol bericht was. Daß Jacob wußt, bd die ftímnt
deß, der oben an der leitren ftünd und forach: Ich bin der herr gott Abra⸗
hams dines vaters und Iſaaes 1€. gottes was, und fo nit für ein lychtferi⸗
gen trount hielt, mas nit fines verftanbé: bann wo hat er gott je vor gefehen
oder fin ſtimm gehört, ba er fp hätte mögen lernen erfennen, funder dag
wort gottes macht jn fo klar verftändig , daß er dDheinen zwyfel hat, e$ wäre
bie ftimm gottes, und darum fprach er nachdem er erwachet: Warfich bee
bere ift an dem ort, und ban’iche nit gewüßt. Gag an bu wyſer mant,
mweliches coneilium oder urteiler hand erkennt, bag ek das mort gottes füffte
für war han und glouben, daß ed gottes wäre? Sehend je zangger, baf bas
wort gottes fin eigen klarheit unb erlüchtung mit im gebracht, darinnen er
arfehen bat, daß e$ gottes was unb hat im feftiglich gegloubet und alfem, fo
jm ba verheiffen ward Gen. am X X VIII. 13—16. Daß Micheas die erſchynung
von gott jut funb gethon und die wort darin geredt, erfennt Bat gottes fun, -
3) auferweden. 3) Mühe machenden. — 9) bin, verloren. |
70 Uu Bon der Harheit dei wort) gottel.
und nit ein phantaſy geſchaätzt, ift nottes, mit eines menfden. 1. Reg. XXI -
17—23. Namlich fo 400 Propheten wider in ſtuͤndend/ unb wider Michtam
zedtend, torus Sedechias, der in an den baggen fchlüg unb ſprach: Hat mich
ber geift gottes verlaffen unb mit bie geredt? follt do nit die vile ber thürger
achteten Propheten und amalt beider fünigem Achabs und Joſaphats Micheam
gewendt haben ze gedenken: dus möchteft nit recht dran (on, nit recht verſtan⸗
den haben, nit recht gſehen. Ja wo er kein ander liecht hätt ghabt dann
fin verftändnuß, wäre jm bee zwyfel Inchtlich sügefallen ; aber das wort
gottes bat fid) jm felbs ufgethon ud fin Harheit mit jm gebracht, das im
fin verfiändnuß gefangen und befeftet hat, daß ee (tof uf der-fag unb aficht
bliben if. Sag aber an, wyſer mann (in binem finn), wie wär e$ der att»
lichen warheit agangen , hätte man dife geficht und mort gettes an die bile
der Propheten aelafien? Oder welicher menfch bat darüber geurteilet, daß
Michens nit irrt, als er nit irret? Dann die andren bil Propheten verhieſſend
ben beiden Künigen den fig, Micheas feit jnen, fy lugind und wurd jnen
ghein ſig; alſo beſchach das, das der einig ſeit von gott bericht on alles
menſchlich hinzuͤthuͤn, und log die ander ganz vile. Daß Hieremias die wort
gottes jm befolen unerſchrocken fürgefuͤrt, wie wol man jn barum gfangen
underſtuͤnd umbringen, iſt dannen, kummen, daß er bem wort gottes feſten
glouben gab, unb verſtuͤnd ud gott fon. foierem, XXVI. 4—6.. Daß Helias
butd) bas wort aotte 1. Reg. X VIII. 1: Gang und erzeig bid) Achab, daß uf
zegen gebe uf bas ecbend), ber(tanben hat den ganzen handel mit den abgött-
priefteren vollbracht , ift nit fines verftands funder gottes erlüchtung afon, u$
bero ee wol bericht alle Ding on alles urteil der menfchen (denn ee fid ganz
unb gar allein (didit fun 1. Reg. XIX. 10. unb 9tóm. XI. 2, 3.) ver-
endet hat. Difer fiben funt(daften us dem alten tefiament wellend mie
uns benügen zu bemären, ba das mort gotte bom menfchen wol berftanden
mag werden on alles wyſen einiges menfchen; nit bag der verftand bed mens
fen foe, funber des liechts und aeifté gottes, der in finen worten alfo er⸗
lüchtet und atmet, daß man das liecht finer meinung fidit in finem Liecbt,
wie im Palm XXXVI. 10. (tat: By dir herr it der brunn des lebens, unb
in dinem liecht mwerdend wir das liecht feben, glych ats ob. I. 4. (tat.
Und damit wellend wir gon zu den Eundfchaften des nümen teftaments.
ob. I. 9. ftat: daß das mort aotted oder fun mas das war liecht, das
ein jeden menfchen, der in big welt kummt, erlüchte. So num bas liecht
ein jeden menfchen erlächter, ift es on zwyfel bie Harheit ſelbs: dann nüt
mag alle menfchen er(üchten, ſyge wie liecht und flae e$ melíe, e$ füge dann
Die klarheit felbs; bie mig oud) emig fon, damit ft allmeg wärende alle mens
fchen erlüchte. Dann alles, das flar it, müfi je von ber Harheit Har fon.
Hörend jr zangger , die der afdyrift dheinen glouben gebend, daß das wort
gottes, das gott ſelbsdiſt, erlüchtet atíe menfchen. Darum gonb hin mit
ümwerm licht, das je mit üweren richteren mwellend dem mort gottes geben.
Johannes der täufer fpricht Job. III. 27: Der menfch mag nüt empfaben nod)
begryfen, es werde jm bann von oben harab gegeben. Muß nun von oben
herab fummen, daß wir mögend üts empfahen oder begryfen, fo mag mir
je dasfelb dhein menſch leiften. Alſo kummt begriff und verftand der göttli⸗
chen Leer von oben herab, nit von üweren richteren, bero ein jeder als wol
deren mag u$. (inen anfechtungen als Balsam. Lis 2..Petri II. 15, 16.
Bon der Harheit bed worts gottes. 71
Das ſamaritiſch wyb iſt fo witzig, daß ed zu Chrifto ſpricht ob. IV. 23:
Sch weiß, daß der Meſſias fumimt, der genennt wirt Chriſtus. Wann nun
der gekummen, wirt ee uns alle biria omen oder verkünden. Und unfer Theo⸗
logi wüflend das noch nit, funder fragteft (9, ob ſy dife wort verftandind:
Ehriftus eft caput ecc(e(id, dag ift, Ehriftus i(t ein houpt finee verſammlung
oder kilchen, bie fin (9b i(t; (predyenb fo, ja fo bee(tanbinb e$ wol, fy gdö⸗
sind e$ aber on urteil der menfchen nit alfo verfton. Los mas armer lüten!
ee fü fid) Die warheit wellend Laffen beftenten,* ee wellend fü fich felbs menfchen
serlöugnen fon, afi als ob f nümnte vernunft habind, nümmen mijfenb,
was caput heiß; bag fü alles nun darum thuͤnd, bag fy ben Cajaphaſſen unb
Annaſſen die göttlichen mwarheit underwerfind als rechten richteren, unb gilt
by jen nüt, was Chriftus vedt, |
der Joh. VI. 45. (prit: Sy werdend all von gott geleert werden,
als Jeſaias LIV. 13. fpricht: Werdend nun alle Ehriften von gort geleert,
warum willt du jnen jre leer nit gwüß und ft faffen nad) bem berftanb,
ben fy gott geleert hat? Daß aber gott der glöubigen herzen leerer foe, ler⸗
nenb mit bon Ehrifto in den nächften worten darnach, als er fpricht Job. VI. 45.
. Ein jeder, ders bom vater gehört und geleenet hat, der fummt zu mir.
. Riemann fummt zum herren Chriſto Jeſu, denn der in gelernet hat erkennen
vom bater. Hörend jr, wie der fchülmeifter heißt, nit doctores, nit patres,
nit Päpft, nit ftül, nit concilia; er heißt der vater Jeſu Cbrifti. Qv mö⸗—
gend ouch nit fprechen: Mag aber einer e$ nit von einem menichen oud)
lernen? Rein. Er fpeicht alych barbor: Nieman fummt zu mir, min him⸗
melfcher vater bab in dann zogen. Und mo bu ja bom einem Apoſtel das
Evangelium Ehrifti Jeſu bórtift, wurdeſt du jnt nit gefölgig,? bee himmelifch
vater leere dich dann durch finen geift und zühe bi. Die wort (inb f(ar, die
feet gotts fü klar erlücht, leert, macht gwüß on aller menfchlichen wysheit jd
fub. ?. Werdend fy nun pon gott geleert, (o werdend fy je flarlid) gwüß
und wol geleert; dann müßtind fo erft von ben menfchen befcheiden und gewüß
gemacht werden, fo bie(finb ſy billicher von menfchen weder bon gott geleert.
Aber foricht Ehriftus Joh. VI. 44: Darum hab id) (id) gſeit, baS& nie⸗
man zu mir fummen mag, ed foc Im dann bon Minem bater ‘gegeben.
Höreſt bu, baf der water gibt, mié obftat, mas willt bu eines anderen leerers⸗
fürers .oder richters? Als Petrus für alle jünger bald barnad) fprach, bo fy
Epriftus frage: Wellend nit jr ouch bon mir wychen? antwurt Petrus in
aller perfon: Serre, zu mem wolltind mir aon, bu haft die mort des Icbene,
und wir gloubends und erfennends , bag du Ehriftus bift, ein fun gottes.
Hör , fo mwüflend dhein andren leerer, beg fo fid) tröften mögend, daß er (m
bie mort des lebens mög leeren; .unb du willt mich zwingen, ich berfiande
fine wort nit, fólfe fo erfi by einem menfchen lernen. Hörſt du, baf die
Apoſtel nit zwufelhaftig (inb, funder bon gott nit von menfchen gleert (pres
dyend: das gloubend wir und habends erkennt. Ya, fprächift gern, wenn
mich gott geleert. Hätte, Antwurt. Ich bör, bag dich gott nit geleert hat:
bann hätte dich gett geleert, fo tvüfte(t bu, mie Die jünger, gwüß dich geleert
fon, ja die wort wurdind es felb anzeigen. Dann ber vom erdrych ift, der
tebt von der erd, der bon oben herab, der ift über alle. Joh. ITI. 31. Frageſt
1) hefiegen. 2) folgiam. >) Zuthat.
72 Von ber klarheit bed worts aottef.
wyter, wie ſoll id) darzuͤ kummen, daß ct mich oud) leer, daß ich quif
wüfft, daß bift oder jene meinung fined willens fye; nit anders antioutt:
begers an jn, fo wirt ers dir geben, fügt? e$ dir. Dann er weißt bat, was
dir füget, dann du felbs, bann er fpricht: Ein jeder, der begert, empfacht ic.
Matt. VII. 8. Hie reg die abren des gloubens, der foll fo groß fun, als
das fenflorn kraft hat. Matth. X VII. 20. Uber ich fürcht, dir mögind euch
die wort Ehrifti zügfprochen werden, bie hernach folgend. Joh. VI. 64; €
find etlich under dd), bie nit gloubenb.
Chriſtus banfíagt gott (inem himmelfchen vater Matth. XI. 95 ſpre⸗
chend: Sd) fag bit dank, o vater, herr himmels unb ber. erben, daß bu
dife ding verborgen haft vor ben mofe und fürfichtigen,, unb haft fo den
Heinen geofinet, bann es hat dir alfo gefallen. KHörend jr, daß Gbriftus
gott batum banf fagt, daß er die bimmel(cben wusheit den wyſen difer melt
verborgen hat, und barum wellend je bie herzen von gott geleert an blts
felben weltwyſen wideum wyſen? Er offnets den f(einen, ben niberträchtigen,
er mag uf bie hohen vof nit ufhin gefchegen. Dann er wirt nit fchruen, ale
Jeſajas fagt: Sin (timm ift bemütig. Sy mögend ın oud) nit hören vor
jeem pracht der pferben, der dieneren, der mufif, und Yo triumphe. Spre⸗
chend ir, (9 find wys ben gott unb bewärends gar mit einem fchönen byſpil
Cajapbd, ja ob fy Ihon bós fninb, verkünde gott nüt dei minder ſin mei-
nung burd) (n. Gag an, mas fagenb ſy von gott? Syd hör f nüt von gott
(agen, aber wol anftimmen die helgen väter, borfaren, unb bon cim Auf
Petri fagen, von dem weder im Evangelio noch in der felbs (eee Perri? nüt
gefchriben fat. Arch was näbends barum, bag der ftul im Evangelio ftünbe!
(o rumplend allentbalb mit, noch mögend fo jn mit der enangelifchen leer
nienen unberíegen, baf ec (tof fand, €umma, ich fidy anzeichen nit, daB -
fn von gott gſchickt ſyind. Un ber leer hör ich, bag fo den wrannen nach
gefründt? find. Ir merbenb ſy mol an jren früchten erkennen. Ex hate den
Heinen felbs geoffnet.
Er fpricht widrum Joh. VI. 48: Syd) bin das Brot des lebens. Weli⸗
eher zu mie kummt, den wirt nit bungeren, und ber in mich afoubt, den
wirt nimmer bürften. Nie ift gwüß, daß Chriſtus von der ſpys der (eer
redet; die findet man by jm, er fpricbt nit: gang zu ben gehübten, * purperten.
Diefelben machend ben menfchen nit gemilg, aber den gott gwüß macht, wirt
geſpyst und getránft, daß er hunger nod) durft nimmer mec Inden wirt. War⸗
„um will du dann jn bereden, er fülle von der ſpys wegen zü den bäteren
gon, fo er fchon von gott geſpyst i(t? |
Namlich, fo der Heilig Paulus nach der meinung Chrifti Joh. VI. 45.
anzogen: Sy werdend all von gott geleert, ouch heryn zücht die prophezy
Hieremiä XXXI. 33. in der epiftel zun Hebräern VIII. 10. unb. X. 16,
in bero gott alfo redt: Ich wird mine gfal in jet herzen geben, und in jte
amüt ſchryben, unb wird jrer fünden unb fchaltheiten 5 nimmer mec. geden-
fen. Hörend je, daß er fin gſatz felb in unfere herzen ſchryben mill, dann
er foricht wyter: Und ed wirt einer nit finer nächften oder brüder muͤſſen
leeren. Ja erkenn den herren: dann ſy werdend mid) alle erkennen con bent
1) nägt. ^9) Lehre Petri fetoft, 3) nahe verwandt. °) gebüubten. mit” anf.
5) Bosheiten.
Bon der klarheit des worts aottef. 73
mindften bis zu bem meiſten. fbrenb, daß gott fo gwüß (reet, daß bem men»
fchen nieman mec nachfragt: bann er bericht felbs bes menídym herz, dab cd
fuft niemans mee gdarf.
Paulus ſchrybt mee 1. Gor. II. 12: Wir hand aber nit den geift difer
welt empfangen p» (unter den geift, der us gott ift, daß wie wüſſind bie Ding,
fo uns von gott ggabet (inb, die wir usfprechend nit mit geleerten morte
menfchlicher mosbeit, funber mit worten, bie im heiligen geift geleert find.
Sehend und hörend, bag die gebnen gaben gottes us dem geift gottes erkeunt
werdind, nit mit kluͤgem pracht menfchlicher worten und wysheit, das ift
der geift difer welt. Sprichſt dur aber , ich mein, daß die verſammlung ber
Bilchofen out) den-geift gette$ habend. foórít bu nit, fü find ihm z'hoch
geachtet, ze fer anbin,* er laßt (id) nit erfennen vom geift bifet weit, er offnet
fich den Heinen. Wie dörfte der fchlecht zimmermann zu ſoͤlichen fürften
(Cunz fptad) bettelfürfteny fummen ? Der fürftlihen gnaden maß mit ba
fon, damit man (id) gegen finer gnad neige, bann bie titel find won der
weit, nit u$ gott. Gott ofmet fid) durch (inem geift felbs, und wirt von jm
nüt gelernet on finengeift- Der thbüt (id) (elb weslingen* eim jeben uf, fo mit
binmerfen fin felbs zu int fummt, ja er ladet ung zu fummen Job. VII. 37:
Ob jeman dürfte, der fumm zu mir und teinlese. Weiß nüt beg minder wol
daß fo gott erlüchten wirt als andre menfchen, ja mo fg mit bemüt erlüch-
tung begerend.
Das Paulus von Jeſu Chrifto nidergworfen Actorum IX. 4. und bfchols
ten: Saule, Saule, warum durchächteft mid ? und demnach er fragt:
er bift du herr? ahört: Syd bin Jeſus, ben bu dDurchächteft, die ſtimm
erkennt hat Jeſu Gbrifti fgn, it nit (ined. verftande noch ermeſſens, funder
des liechts gottes afon, das in oudy mit eim fichtbaren ſchyn umgeben hat:
bann er fuft wütet (inem namen und eer ze vertilgen, dadurch er nit zuͤge⸗
taffen wär bie (timm erkennen noch jro folgen.
Johannes (prict 1. Joh. IT. 27 : Ye dörfend nit, daß ddy jeman leer, funbee
wie üch bie falbung leert von allen dingen, affo ift e$ war und an int
ſelbs, unb if ghein (ug noch falfch, unb wie did) die feb geleert Gat, alfo
bipbenb in dem fo üd) geleert hat. Vernimm aum erſten, bie falbung nüt
anders fon dann die erlüchtung und begabung gottes des heiligen geift#;
demnach fihft du, daß, nachdem uns gott mit finem (alb, das ift, mit (inent
geift geleert hat, wir nüntmen niemans dörfend, der ung (eec, denn da ift bbeht
fatfd) mee, funbee die Iuter warheit, darin man ouch verharren foll. Sie
foricht aber bie vorgenannte rott: Wie weiß aber id), ob die meinung , bero
ich bin, vom geift gottes (ge, e$ werde dann burd) bie, denen ed zuftat,
erfennt und geurteilet , bag e$ us gott ſye oder gotte$ meinung foe. Ani⸗
wurt. Ich will die eine antwurt geben wie Ehriftus den juden, bo fo jw
ftagtenb, in tas gewalt er die wunder würkte, bo cr fü mit einer gegenfrag
widerfchlüg ; darin aber verftand der meinung innen lag, forechend: Sé der
-touf Joannis von gott geſyn oder von ben menfchen? Ich mill. fo oud)
alfo widerum fragen: Du telfe cett, (ag an, fo der buf der leifchlich geiſt⸗
lichen, bie du väter unb-bifd)ef nenneft, jet erfennet bie meinung, barum
der zwyfel ift, füge alfo oder alfo: werdend je demnach erlüchtet und gwüß
1) zu fern hinan, hinweg, zu weit entfernt. 9) weſentlich, eigentlich.
24 Rom bec Marheit des works gottes.
gemacht , daß es ſicher alfo ſyg? Uwer antwurt on zwyfel: Ja. D je den
närrifchen Galateren glych. Wer bat dd berzouberet, daß jt den betro⸗
genlichen menfchen gloubend , und ben worten gottes; bie die marbeit felbs,
find, nit gloubend? Wie wellend je die üwre terftopfte * immer mee beſſe⸗
ten, ba jr dem geift gottes, bee dd) die warheit für die tür. treit, nit glou⸗
bend; und dem brefihaften menfchen , der on bie gnab und geift gottes nüt
mag , güteagenb unb befchiemend ir mißbrüch, gebend jr glouben? Se
gloubend, bag je gfichret: merdend von den menfchen, das aber nüt ift,
und vermeinend, gott vermög dd) nit fichren. Wüllend je nit; daß aller
gedankt und verftändnuß in bie gborfame und dienftbarkeit gottes gefangen‘
foll werden, nit der menfchen gefungner fon ? Aber ich fid), was dd) gebrift ; *
darum. will ich dd) im namen gotte$ das anzeigen. Ye wüſſend nit, wie
ott ben menfchen leert; und fo er in gleert hat, wüffenb je nit, wie der
menfch def innen wirt und gwüß. . Dann jr wüflend nit, was das ebangelium
ift. Darum; der oren Bat, der hör. Das wort ebangelitum heißt als vil ale
ein güt botfchaft oder berichtung , bie dem menfchen von gott funtmt in dem,
fo er unmüflend oder zwyfelhaftig iſt. Byſpil: Go ber menſch bur& hat
nad) dem.beil finer feel, fragt er ein Earthüfer: Lieber, wie foll ich felig wer⸗
den? antwurt er jm on zwyfel: Nimm unferen orden an dich, darin wirft bu
gwüß (rig, bann er ift der firengeft. Fragſt ein- Benedicter, ſpricht e: Es
it güt ze merken, daß in unferem orden alferring(t ? it felig ze werden,
dann er ift der Alteft. Gragft du den Prediger, forscht ee: In unferem orden
it t$ gwüß, bann er ift von unfer frowen vom himmel herab kummen.
Fragſt bu den SSarfü(fer, fpricht er: LUnfer.orden ift der gröſt und ärmſt in
der welt; rechen? bu jeb, ob ienen ringer feligheit funden mög werden.
Fragſt du den Papft, fpricht er: Mit ablaß gats am ringften zü. Fragft bie
in Eompoftell, fo fprechend (n: Welicher fant Jaeoben by uns fücht,. der mag
niemar ber(orn, niemar arm werden. Sich, da zeiget ein jeder ein befundre
art an, unb ſtryt jeder fireng, fin meinung fye gerecht. Hie furicht aber bie
durſtig feel: Ach welichem foll ich folgen, e$ thüt jeder (inen meg fo hübfchlich
bat, dag ich nit meiß, mie jm ze thin i(t? und zum lezten gbar ſy wol zu gott
(oufen und ängftiglich rufen: Ach gott zeig mir, welicher under denen örden
oder wegen der gmüfleft foe. Zur tor, baft bu die zuflucht zu gott, baf ex
bir ein underfcheid zwüſchend der menſchen weg könne geben, und rafeſt in
nit an, daß er dir den weg zeige zuͤ der ſeligheit, der jm gfall und jn gewüß
dunkt. Sich, wie kummſt du nun by gott ze feſten, das dir die menſchen
fürgebend? warum: fprichft du nit als mär; Ach gott, diſe find uneins, bu
bift das einig unberborgene güt, zeig. mit an ben weg der feligheit. Hie hör
Das cbangelium, ein gwüſſe botfchaft,. antwurt oder ſichrung! So ftat Chris
fué für bid) mit offnen armen bid) ladend und forechend. Mat. XI, 281
Kummend zu mit je alle, die arbeitend und beladen find und ich will üd)
ruͤwig machen. O ber frölichen botfchaft!-- denn fo bringt mit jr ein liecht,
daß wir das wort war erfennend unb. gloubend , wie da oben vilfaltiglich
bewart ift, dann der e$. geredet hat ift ein Liecht dee melt, ec ift der weg .. bie
warheit unb bas leben. So mögend wir je in finem mort nit irren, mir
mögend nit abgon, nit gefälfcht, nit getödet noch ermürdet werden in (inem
1) Verhärtung. — 9) gebricht., >). am leichteſten. *) rechne.
Bon der klarheit dei. wortd gottes. ons
wort. Meint du nit jeß, bie feel wirt geſichret (hör die ficherheit bee worte qottet),
— fe wirt bericht und erlüchtet (hör bie fíarbeit) , daß ſy verſtat alf jt heil, all je
grechtigheit oder frommmerden in Chriſto Jeſu verfchloflen * (oit; ja gewüßlich
getröft, bag je niit by im abgefchlagen möge werden, ſo er fo von jm ſelbs fe gnä⸗
diglich (abt unb beruͤft. Und fo bu ſy ba dannen willt füren und fprechen: hie iit
Chriſtus oder dört, ſpricht ſy mit der liebhabenden feel Cin canticis) : Ich Bab jn
ergriffen , id) mill jn nit verlaffen: bann ſy je den beften teil mit Magdalenen
erwälet hat, den herren felbs, deß wort fy einig erfreumt und tröftl. Gond
alle órben fchlafen mit jrem närrifchen ja hochmütigen rüm: wir find Mariä.
Magdalenä fün, wir firend das fchoufich ? eben. Es fag von dem tand, mer
welle, ift bie meinung Chrifti die afon. Chriftus bruch ift afon , von jeden
lyblichen bingen abzeziehen in ein nußliche leer des geifts. Byſpil: So man
zu jm ſprach, bin müter und brüder find da uſſen, begerende mit Die ze reden
Mat. XII. 49. 50, zücht er von der Inblichen fründfchaft zu der fründfchaft
gottes und ſtreckt fine bánb us under die jünger unb (prit: Sich min mütee
unb mine brüber, Ein jeder, der den willen mined bater? ‚tüt, der in den
bimmlen ift, bre ift min bruͤder, min ſchwöſter und min müter. Derglychen
‚ als das afunb worden wyb fprad): Selig ift der lychnam, der bid) getragen,
und die brü(t, bie bu gfogen haft, [cert er ein geiftliche gottsbürtige fhmwängre :?
Selig find, die das gottswort bórenb und haltend. Mit daß er fin müter
unwert hätte, funder daß er jren handel ufthäte,* mas er bebüte. Gy bat
bom wort gottes empfangen; alfo empfadyt den geift gottes, der fin wort hört.
Sy hat jn ein reine magb geboren; alfo der das gottswort bhalt und in ing
felbs übt und närt, gibt wunderbärliche feucht. Glych alfo hat er hie by den
zwey ſchwöſteren, bero. jedwedre recht tdt, ein ynzug genommen by Maria
Magdalena, daß die ben rechten teil, der nimmer mee felen mag, erwälind,
die in überkummind und ſuͤchind: denn bon im fölfe fid) nieman laſſen
ſchränzen.“ Darum ſporach er zu Martha: Du bekümmreſt dich mit eif geſchäf⸗
ten, Cjet adt et zu bent ber(tanb des einigen güte, bad er ift) und ift bod) num
ein notwendige zum heit, das fat Magdalena funden, halt es (tof. Hörend
aber jt das einig; das zu dem heil notwendig ift? Ya wer ift das einig? .
Ehriftus. Ir hand recht geurteilet,, bhaltend jn und verlaſſend in ni.
Meinend aber jr in den klöſteren unb Eutten, daß Chriftum nieman finden
mög dann jr, oder baf fin wort nieman höre weder je? Ja nieman hört
minder fin leer weder jr. Ir hand ander und ander ergriffen, .die jr fteeng
haltend unb in jnen bertróft find. Es (tat von Magdalena, fu hört (im
wort. Das was bee beft teil, ben ſy erwält bat. Ya alfo ift einer jeden feet:
für bag fu von gott erlüchter i(t, fo mag fo keins menfchen wort tee. (iren,
tröften , erfreumen als dag mort gotts, und fpricht mie die jünger zum
herren Jo. VI. 68: Herr zü wem wollt id) gon? du haft das mort des
Lebens, das i(t, bin mort erfidt, 6 widerbringt, macht lebendig, daß bie feel
Davon vertröft unb perbeft? wirt an dich, daß fp feim andren wort mec
vertrumen mag dann binem.
So du nun bon gott beruft wirft, fprid)(t bu: Wie folf ich mich bereiten.
baf id fin anad gwüß erlange. Antwurte ich: Geh alf. din troſt in den
1) gelegt, reposita. 2) beſchauliche. ?) Schwangerſchaft. 9) mas ſich mit ibt
begab, auftlarte. ©) abreißen. 6) erquickt, ermwedt. 7) angeheſtet.
16 füon ber klarheit bed. worts gottes.
herzen Chriſſum Jeſum! bag. ift, bit gwüß, dab er, fo er für ung glitten hat,
die vesfünung ift für uns vor gott in die ewigkeit. 1. Go. II. 2. So bald
du das gloubft, wif dich je gezogen fun bon dem bater, und das bu meinft
din arbeit fon, ift des geifts gottes, ber heimlich in dir mürft. ‘Denn nie
man fummt zu mir, foricht Chriftus, Job. VI. 44, e$ zühe jn dann
win vater , der in ben himmlen iſt. Hörſt du bef , fo bu n fudit, findft,
balte , bu vom vater sogen bit, und fuft hätteft nit mögen zu jm kummen.
che ich mich aber in difer bewärnuß fo (ang fum, ift die urfah: Es
fore bie beſchirmer der menfchlichen leeren: Es ift war, man fol( bie
evangelifch leer, das ift bit bon. gott yngeſprochen unb geleet ift, für alle
leeren achten (fo fer (inb fy fummen, gott ſyg (05); aber mir per(tonb das
evangelium unglych. Nun fo ein fpan zwüfchen binem unb minem veritand
id, müß je einer fon, der uns entfcheide und gemalt hab den under ung
irrenden ze fchweigen. * Dif tbünb fü alles, bag (9 ben verftand des worts
gettes den menfchen undermerfind, damit ein jeder, fo das ebangetium prebis
get, von Cajapfa und Anna mög Täftiget und umbar gfürt werden, und gluch
- wider das, fo Paulus feit: daß alle verftändnuß und gedanken und erfinden
fölle nach dem willen und dienſt gottes gefangen werden, wellend fü bie
meinung gottes in der menfchen urteil gefangen legen. Nun merfenb. hie
ein antwurt. Zum erften verſtand das enangelium nit allein bae Matthäus,
Marcus, Lucas und Joannes gefchriben hand, funder mie vor gfeit ift alles,
das von gott ben menfchen je i(t kund gethen, das fp bericht und ficher
macht bat des willens gottes. Der nun. einig it, und ift cin geift ber
einigheit, nit der gwitrachten, Darus man mettt, baf ein warer natürlicher
finn in finen mworten ftedt, gott geb wie wir bie bin und har zichind. Hie
bitt ich Aber bid), baf bu um gotts willen nüt zürneſt, fo mill id) bir ein
beeften fagen, den gar vil geleert hand. Iſt der: Der meerteil bero, fo zu
difen guten das enangelium widerfechtend, (mie mol fy das nit gdörend offen»
(id) verjähen , tbünb (o doch heimlich alles, das dahin langt. Hör jre wort,
fy fprechend: Es ftat nit alles im evangelio, e ift vil güts, das im ebangelio
nie gedacht ift. D je luren!)? die find im evangelio gar nit bericht noch
erlefen, ? und nemenb bie „wort harus unangefehen, was darvor oder nad)
ftat, unb wellend danach” die felben wort zwingen nad) item muͤtwillen.
6nd) als wellte einer von einen blümli, bad on alle wurzen ift abbrochen,
ein blümgarten pflanzen , fo foll man nüt; er mf den wafenfchollen * mit dem
mwurzen pflanzen. Qo müf man dem mort gottes fin eigen natur laſſen,
fo gebirt es in dir und mir einen finn. Und find bie alfo irrenden gar
lychtlich zu überwinden mit dem , daß man fo nun 3d dem urfprung fürt,
wie wol (y nit gern dahin kummen. Demnach find etlich fo tüf in bie
efelshut vernät, bag, wenn jnen der natürlich finn wirt ufgetbon, daß fü
darwider nüt reden fónnenb, forechend fo: fo gdörend den (inn nit alfo
verfton, e$ erfenninb dann die väter, man fölle in alfo verfton: denn je müffe
fon, daß vile rechter ein Ding ver(tanbinb, weder einer oder wenig. Antwurt:
Wär das war, fo müßte Chriftus unwar for, bann die bite der prieſterſchaft
meint ein anders, unb was er aber allein. Das fpe fer von uns. Ober bit
avoftlen wärind nit recht dran gſyn, bann ganze (anb und (ttt warend
1) ſchweigen zu maden. 9) Schalle. 9) beleſen. 9 NRaſenſchollen.
Bon der klarheit bed worts gottef. EE ri
wider (9. Ouch üt it der unglónbiaen zehenmal mee bann der albubigm.
Söllte darum jt meinung grecht und unfere umgrecht fon, daß jro mee if
bann unfer ? Rein. Xd dich nebend (id , bie bile macht nit die. warheit.
Wie i jm nun ze tbün?.9tun. (inb. wir in unferem zwiteacht noch nit
bericht. Ya ich ecfenn, bag päbſt unb concilia bid! geirrt habend, torus
Anaftafius, Liberius in der irrung Arrii. Erkennſt bu bas? Ja! fo it der
(ad) der hats ab. Denn bu müft je berjdben, dab fo fü vormal geirret hand,
ze fürchten foe, fo werdind wyter irren, es (oe oud) jnen nit gwüß fid) ber»
truwt 3c verlaffen. So wir bas funden hand (denn, omnis bomo mendar,
alle menſchen find (ugenbaftig, mögend betriegen und betrogen werden): fo
findend wir je zum lesten nieman dann gott, der ung der marbeit berichten
mög fo gwüß unb ficher, bag wir fein zwyfel mögend han. Sprichſt abet,
wo find ich jn? Antwurt: Sud) in in binem fümmerlin Mat. VI. 6. und
bit in da heimlich, er ficht dich mol! bag er bir (inte warheit verftand
welle geben. Dann je, wie in den bordrigen bewärnufien Mar bezügt ift,
mögend wir, was die meinung der morten gottes foe, von nieman gwilfier
erlernen weder von jm felbe, von bem fo fummen find, der allein warbaft
i, ja die marbeit felbs. Das bewärend die wort 1. Yo. II. 27, vor ouch
anzeigt: Ir bórfenb nit, tag üch jeman leere. Hörſt bu, wir börfend nit
der menfchlichen urteileren, fundee mie fin falbung die iſt fin geift, (teet von
allen Dingen (hörft von allen bingen), alfo it es war on allen (ug. Hie fprechend
(9 wyter, ich han in alfo gebeten; nedy bin ich immerdar des vorigen bere
ftanbs. Welltend je nit zürnen, ich weilte reden, je tüginb, das ift, ich (af
nach, bu habeft in gebeten, aber nit als du ſollteſt. Wie (olt ich jm thün
oder wie follt ich in beten? Alfo. Sunt erften lag allen dinen verftand ligen,
den bu von dir felbs millt der gſchrift anthün, benn der foll ganz nüt, das
will ich bir flattid anzeigen. Ich weiß, bu wirft erkennen, baf du nun
über die heilgen afchrift gangen bift, bag bu mort fundeft, bie dir din meis
nung befeftind. (O mre, ba ban ich den eiffen! aller menfchleereren beruͤrt)
Eich, das ift, fin meinung wellen mit der gichrift befeften unb fin meinung
zu dee gfchrift tragen, unb wo ein mort in der gfchrift ftat, das wir mögend
” uf unfer meinung ziehen, wie wol ed bie natur gar nit bat, fo thuͤnd mire,
und wellend mie alfo die gfchrift zwingen baf fy das rede, das wir jren
zuͤmuͤtend. Byſpil: Wir Hand gmeinlich unfer leeren und urteil vor in der
hand , glych als einer, der (inen. nachburen fnit der ar bitt, das iſt als sil,
tóü(t du es nit, fo wirt die ar reden. Alſo fummen wir herzu. Die päpft
unb närrifchen Laifer und fünig (erloubend mir, lieben herren, bie warheit ze
reden) hand den meerteil bifchofen im tütfchland 3e fürften gmacht (Gin
nennt fü bettelfürften). Damit (inb f) gwaltig worden, hand das ſchwert in
bduben. Sich, je treten fo. mit dem ſchwert zur gfchrift und (predyenb
1. Pet. II. 9: Regale (acetbotium, die füniglidy priefterfchaft. Nun mu
Petrus zwungen ‚werben mit dem fchmwert, ev habs dahin geredt, ba die
bifchof oder pfaffen fürften mögind fon und nad) der welt herrichen. Das
vermag die ar in der hand; ift doch die meinung Petri, daß alle chriften-
menfchen zu Lüniglicher eer umb. veiefterfchaft bued) den herren Jeſum
Chriſtum erwält fyend, darum bag fg keins ufopfrenden priefters mee dör⸗
1) das Geſchwür.
"o Won er Harheit-ded worts gottes.
fenb, der für (n opfre: denn ein jeder foe felbe ein vrieſter, daB er geiftlich
gaben ufopfre, das iſt all fin gmüt gott eiane, Ja fehend je, alfo müg man
nit zu der gfcheift fummen. Wie bann? Alfo: Wille bu von. einem ding
reden obey wüſſen, gedenk al(o: Ce ich üts in bem Ding urteilen, oder
von den menfchen lernen welle, fo. wilf ich zu bem erften hören, was die
meinung des.geifts gottes füge, Palm: LXXXV.9: Ich will hören, was
in mir der here gott reden weile. Demnach beruf mit andacht die gnab
gottes über dich, daß er dir finen geift und finn gebe, daß bu nit din,
funder fin meinung in dich fafleft. Und hab ein gwüß vertrumwen, ec werde
bit rechtes ber(tanbs bericht thün, bann je alle wysheit ift bon gott dem
herren. Und gang uf das: zuͤ ber. gſchrift des Evangelij. Hie werfend (o
bie nafen uf und hand dheinen glouben, daß warn fo (don gott antüfinb,
daß er jnen ein andren verfiand geb, oder (inen. verftand , funder habend (t
ſo vil uf icem eignen oder menfchlichen veeftand, daß fn meinend gwüß fun,
“es dörf dheins andren. Hörend jr jeß, wie (etg ^ je jagend. Ir müflend
tóeobibacti, das i(t bon gott nit bon menfchen geleert werden: das hat bie
warheit felbs geredt Cyob. VI. 45, die mag nit lügen. Hand jr den
glouben nit, unb gloubend oud) nit feftiglich, bag, menn je verlaffend allen
menſchlichen tano, üch allein an das berichten gottes Laffind, fo Band ir
den rechten glouben nit. Und (ft big nit min tand, funder der heilig Hila⸗
tiud ift gar in der meinung. Doch bórfenb wir fin nüt. Chriftus, Petrus,
Paulus, Foannes find ouch der meinung. Hie falle bin alle fun(t, bie us
‚den »bilofopbis gſogen i(t, theologia fcofaftica genennet: dann die felb nüt
anders i(t bann ein menfchlich ermeßner bericht, unb fo der felb das gmüt
- bed menfchen inhalt, fo meint. er, ble himmeliſch Leer. fölle nad) der gewüſſen
(eer, bie er von menfchen hat, gericht und budet ? werden. Das höre man
an dem wort, das fy fprechend: Da ein philofophus ufhört, da hebt cin
ıheologus an. Iſt on zwyfel bie meinung: wenn er in menfchlicher (eet. mol
bericht fye, möge er deß bag in der göttlichen urteilen, glych als ob unfer
liecht möge die göttlichen klarheit überfchunen ober erlüchten, und fpricht
aber Chriftus: Ich nimm fein arbeit von den menfchen Jo. V. 41, 42;
aber ich fenn üch, bag je bie liebe gottes in üch nit hand. Denn hättend fü
die liche gottes in inert, a(oubtenb f keinem mort als (inem, denn er ift das
Jiecht, bas ein jeden menfchen erlücht, der in big melt kummt, und bie
»hilofophy i(t nit ein ſoͤlich liecht. Bewärnuß: Welcher philofophus bat
tie jünger geleert? funder gott bat ſy als die einfaltigen und torechten
erwält fin [cec udsctünben, daß, ale Paulus 1. Cor. I. 20. redt, bafi er bie
wyſen diſer welt darnider (eite und gichändte. ? Alſo werdend noch büt by
tag bit weltlich oder menfchlich wyſen won denen, fo bie (ee von gott mit
‚innigee begird und glouben erlangt Sabenb, gefchändt und überwunden.
eh fehend wir, daß bie einfaltige* der jüngeren bon gott geleert ift on
zwyfel ung au cim borbilb, bag wie berge(talt bie kunft der Leer gottes by
jm allein füchind. Die meinung qotted mag 'nienan lüteree dann by fnt,
bann in. finen worten gfchöpft werden. Ja ich gdar fagen, baf die fo -inen
ſelbse, das ift ben menfchen zuͤziehend, ſy fólfenb in der gfchrift urteilen,
und verfpottend das vertruren in ben geift gottes mit dem jrem anfchlag
1) unrecht. 2) gebogen. >) fchändete, beichämte. 9) Einfalt.
Son bet Harheit des worts gottes. 79
ober. fürgeben, fid) ſelbe jetz argwönig ‚gemacht hund, dab fy die gſchrift
nach jrem grinb * bucken wellind und zwingen. Ein jeder, fo fic darbüt
ze richten ober kundſchaft ze fagen, macht etwas argwons. Hie nod) bif
mee, namlid) (o wir einen hand, der ung heißt zu im kummen, unb eben
der ift,-von dem. bag mort fummt, darum wir zanggen , nit us-brefthafte
fines worts, aber us gefängnuß ? der anfechtungen, bie ung berfürend und
das wort gottes nach jrem mütwillen zwingen begerend.
Daß du aber ſprichſt, man muͤſſe ein. richter haben, der urteife und den
überwundnen zwinge , fag ich nüt fon: dann nimm ein menfchen, wie gleert
du mwillt, fo mag er irren, e$ fog bann, daß jn gott für. Iſt er nun nit
gwüß , gott wyſe dann jn, fo mag doch. idy ouch zu demfelben fchülmeifter
und wyſer fummen, der mwiet mid) ouch ficher leeren. Sprichft du, wie
magft du wüflen, ober bid) leeren wirt ober nit? Antwurt: Ich weiß e$
zum erften us finem eignen wort Matth. XXI. 22. Marc. XI. 24: Alles, das
fe in üwrem gebett, gott geb was das (oe (ber(tanb, das bent gerechten gott
geben zimme), begeren mwerdend mit. vertruwen, bag wirt dd) gegnen. Darnad),
taf der heilig Jacob I. 5. 6. mich (cert um wysheit zu gott loufen fpre-
chende: Hat üwer einer mangel an mäsheit, fo beger (9 an gott, der gibt
allen menfchen überflüflig on verwufen: fo wirts im gegeben... Ex begere
aber mit ſoͤlichem glouben, daß er nit zwonfle. Hörend jr, bag uns Jacob
zu gott unb nit jun menfchen most. Sprichſt bu, nun prebigemb ung bod)
such nun bie menfchen, follt ich denn nit. den predigenden, ben. leerenden
fragen? Autwurt: Welicher menfch bid) leert us finem finn, fit us dem
finm und meinung gotteg, leert dich falſch, ex "foe, wer er welle; fo er aber
dich allein nad) dem mort gottes leert, leert nit er bid), funder gott in. Denn
was find wir, fpricht Paulus, denn diener Chriſtt und usteiler oder huswirt
. der heimlichen bingen gottes. : Zum andren weiß ich gwüß, daß mich gott
(eeet, denn ich han (in? empfunden; body bag jr. mir dag mort nit ufrupfind,*
verftand min meinung, moie ich weiß, daß mich gott leer. Syd) hab wol alg
: bif. zugenommen in minen jungen tagen in menfchlicher leer als etlich mines
alters, und als ich vor ie fiben oder acht jar vergangen, a) mich anhüb®
ganz an die heiligen afchrift Laffen, wollt mir die philofophy unb theologo
ber zanggeren immerdar ynwerfen. Do fam ich zum lezten dahin, daß id
gedacht (doch mit afcheift und mort gottes yngfürt): Du müft bas alles laſſen
ligen und bie meinung gottes (uter us finem eignen einfaltigen wort lernen.
Do hüb ich an gott ze bitten um fin liecht, unb fleng mir an die gſchrift
bil lychter werden, mie mof ich (5 bloß las, denn hätte id) bil comment unb
usleger gelefen. Sehend ir! bas ift je ein gwüß zeichen , das gott ftürt, *
denn nad) kleine mines.verftands hätt ich dahin nienen kummen mögen.
eb ber(tonb. jr, min meinung nit us übernemen 7 funder us bintvecfen min
fummen. Go jr aber fchon erginnet ® hand ze reden, will ich dd) fürkum—
-men. Ge molltend gforochen han: das ift die gróft irrung, da einer (id)
meint ein ding unbetrogenfid) verfton. und will fich. nit Lafien wufen. Ant⸗
wurt: Ja. wenn er in (inem. verftand. ligt. Derley Lüten find jr, bie bon
1) Kopf, Eigenfinn. 2) Zwang. ?)bin feiner innegeworden. *) zum Boſen aueleget,
anfübret. 5) anfing. 6). zuführt. 7) Uebermuth. 3) ben Mund aufgethan,
a) 1507 bis 41515, als Zwingli noch Pfarrer zu Glarus wir. . |
80 Bm txt klarheit dei worts gottes.
wmenfchlichem verſtand nit wychend, daß je ee den göttlichen batnad) zwingen
wellend (doch mit urloub*). Hörend Paulo zul. Gor. II. 14. 15. 16: Der vi⸗
bid) menſch nimmt nit an die ding, fo des geifts gottes find: denn bat dunkt
in ein torheit, unb mags nit beefton, darum bag es nach bem geift ermeſſen
wirt. Aber der geiftlich, der ermißt oder urteilet alle ding, aber er wirt von
Rieman geurteilt. Dann wer weißt bas gemüt des herren, oder wer wirt jn
meiſtren oder leeren ? Dife wort Pauli find über alles gold, das uf und in
dem erdrych ift. Der vihiſch meníd) ift, dee (inen eignen (inn. bringt; Mt
acid) aber, der dheinem (inn. berteumet bann. bem , ben gott ongibt; bet
ift luter, einfaltig, ftinft nit nad) üppiget eet, nit nad) apt, nit nad) des vihi⸗
fehen anfechtungen. Der alfo geiftlicdy urteilet alle ding, das ift, er ſchmecket
alych, ob bie leere allein (uter. von gott füge. Er wirt aber von nieman
geurteilet, das i(t, ob er (don geurteilet wirt (bann darvor fann er nit fon)
fo laßt «t fid) da dannen nit rufien, nit abmwufen und beb man im für, mie
hohe wysheit man melle, von den menſchen, fo fpricht er: wer hat bie das
gmüt gottes afeit, fo bu harfür bringft , das gott nit geredt hat, das ift: bu
furichft, tu habeft es von gott, und lügſt in an, ober er wäre im felbs wider»
wärtig , dann er fpricht ba oder bórt ein anders. Du willt aber gott meifteen
und nad) binem mütwillen zwingen 2c. Byſpil: Gott hat den bann Matth.
XVIII. 6—9. ufgefetst, daß man bie fünder, bie unverfchamt fündend und den
nebendmenfchen verbögrend , von den andren menfchen usfchliefle, glych ale
fo man ein „erdorbnnen aft oder glid bon eim boum oder menfchen abhouwt.
ffBenn nut die bifchof anbebend eint jeden mwücherer fin fchuld ynziehen, und
danınend ? barum die armen Ehriften, fo gloub ich nit, bafi fu bt gott bun⸗
den oder banbet foinb. Warum? Gott bat gefprochen: wenn din brüder
fünbet, nit wenn din brüder etwas fchuldig ift, ſoͤlleſt in banden. Jetz bin
ich gwüß, bag die meinung gotts die ift, mie obftat, unb trag du demnach
herfür alles das lügen und dichten , das die juriften fónnenb, alle giychenery
ber fappenftiben, ? allen zorn der hochbläftigen * prälaten, und alles gift
von Rom, und alles für vom 9fetna oder us der belle, fo wirft mid) feiner
‚andren meinung machen. Und ob mir gott fin gnab enzuge, daß ich mit dem
mund us forcht des todes anderft redte, dennoch weiß ich wol, daß der mif»
bruch gott nit gefällig ift, und nit Eraft hat nach dem uffa& * gottes. Aber
los, wie fchön blümend * fy. je that! fy ſprechend, man bandet nieman um
die ſchuld, aber um die ungchorſame, glych als ob einer ſine ſchulden mög
bezalen, wenns jn der banner heiſſe. Doch iſt das nit ein antwurt, aber diß:
Wannen har iſt dir der chriſt in dem fall ſchuldig ghorſam ze ſyn? Hat
gott üch biſchoſen gheiſſen der welt je ſchuld ynziehen? Ir wellend ſprechen:
Obedite präpoſitis veſtris, find ghorſam üwren fuͤreren. Heißt taf, bannend die
menſchen um geltſchuld? Alſo in andren dingen, ſo der menſch allein dem
verſtand des geiſts ufficht, ? mag er nit felen, und die das nit thuͤnd, ſunder
allen fiyß dahin keerend, daß fo in der gſchrift jrer meinungen feſtung findend,
unb ob je ſchon mee iſt bann loub unb gras, fo fele fi allſammen. Gott
will allein ſelbs der (d)ilmeiftet fon. Don dem will such ich gericht fon,
nit von ben menfchen, verftand der leer halb: den mißthaten und unghorfame
1) Erlaubniß. 2) verdammen. ?) Prieſter oder Monche. *) aufgeblafenen. 5) 9fite
ordnung, Geiles. ,9 verblümen. 7) auf den — set.
Bon der tlarheit bed worts gottes. 81
halb will ich allen menſchen underworfen ſyn. Aber die gſchrift und göttli⸗
chen warheit ſoͤllend ſy nit urteilen, ſunder gott darmit verfchaffen laſſen,
dann man die allein us gott lernet. Will wol daby gern rechnung mines
verſtands der gſchrift geben; doch daß er die nit welle nach ſinem muͤtwillen
ziehen oder zwingen, ſunder fid) laſſen bie. gſchrift meiſtren: das mill ouch
id) thuͤn. Paulus ſpricht 1. Cor. IV. 3. 4: Ich achte deß am allerminb(ten,
ba ich von dd) geurteilet werde, oder von einem menfchlichen (ied)t. Dann
id) urteile mich felbs nit, batum bag ich nüt uf mid) felbs weiß, aber bas
mit bin id) nit grecht gmacht, ber aber mich urteilet, i(t der herr. Der
bere, der Paulum ja alle Apoſtel und alle, bie fin warheit predigend, ynge⸗
ſprochen hat und geleert, foll oud) ir aller vidyter fon, Die gfchrift, von
bero wir redend, ift von gott nit pon menfchen barfummen. 2. Petri. I. 21.
Wie fann dann der men(d) darüber urteilen? Paulus nennt fy Sheopneufton,
das i(t, von gott gngfutbet oder afprochen 2. Zim. III. 16. Er (aft ouch
nad), bag der fchlechteft möge zu der gfchrift reden, wenn bie borfigenben
propheten (das ift leerenden) bie marheit nit troffen babinb, ja wenn ed jum
von gott wirt ungefprochen. 1. Gor. XIV.5, 6. Möchteft bie oud) reden, wer
will mir fagen, ob er von gott erlüchtet fog oder nit. Eben der gott, ber ju
erlüchtet, dee wirt ouch bir ze bet(ton geben, daß fin red von gott Fummt.
Sprichft , id) empfind aber def nit, fo verwig? dich, bag du deren (peft,
die oren habend und nit hörend, mie. EChriftus anzeigt ud Iſaja Matth.
XIII. 14,13. Und fo dich gott in binem finn und faber (apt biyben unerlücht,
brucht er dich nüt beg. minder zu gütem. Wie? Alfo, Paulus foricht 1. .
(Got. XI. 19: Es müffenb rotten oder teilungen?- under üch fon, bag bir,
(o bewärt und (tof find, offenbar merbinb. Mit binent zangg wirt oft harfür⸗
bracht, das fuft nit by gott gfücht noch erbeten murde. Endlich damit wir
ufhörind mellen eint jeden uf alle gegenwürf bie antwurt geben, ift dag unfer
meinung, bag das mort aottes von uns foll in höchften eeren gehalten werden
(mort gottes verftand allein bas vom geift gottes fummt) unb abeinem mort
fölicher gloub gegeben al8 dem. Dann das ift gemüß, mag nit felen , es ift
heiter, laßt nit in der finfteeniß irren, es leert (id) felbe, thüt fich. (elb uf
und befchynt die menfchlichen feel mit allem heit und gnaden, macht fy it
gott vertröft, demütiget fo, Daß fo (id) feb verlürt ja verwirft und faffet
gott in fich, in dem lebt fp, barnad) ſicht fo, verzwyflet an allem teoft aller
-ceeaturen und ift allein gott je. teoft und züperficht; on den hat fo nit rum,
in dem rumt fy einig. Pal. LX XVIT. 3,4: Min feel hat nit wellen geteóft
werden; bo han id) an.aott gedacht und bin erfreumt. Ya es hebt die (elige
feit bie noch in bifem zyt an nit nach der mefenlichen gſtalt, ſunder in der
groüfle der troftlichen hoffnung; bie meífe gott in ung meeren und nimmer
laſſen abfälfig werden , Amen.
Hieby hat mich guͤt duͤcht, anzezeigen ein kurzen bericht wie ſy (öllind
und mögind zu verſtand kummen des worts gottes , oud) wie fp an jnen
felbs empfinden mögind, bag fü gott geleert hab, und fotmal fy in der
gídrift nit belefen find, wie fy móginb merken, ob der leerend priefter bie
warheit Iuter, ungemengt mit (inen eignen anfechtungen darthüge.
1) darüber walten. ?) halte dich dafür. >) Parteyen.
Zwingli's ſammtl. Schriften I. Bd.
42 Ron der klarheit des worte gottes.
Zum erften foll ein jebee gott inniglichen anrufen, daß er in fm töden
welle den alten menfchen, ber uf (in wysheit und fónnen vit haltet.
Sum andren, unb fo der getóbt und uegelert fye, daß gott fid) jm un
welle gieflen anädiglich fo rychlich, bag ce jm allein gloub und verteum.
Sum dritten, fo das befchicht, ift qmüg, daß er größlich er(teumt unb
getröſt wirt. Dann foll er vll bag wort des Propheten ſprechen: Herr gott befeft
bae, fo bu in ung gewürkt haſt. Dann welcher (tat, (ig, bag cr nit fall,
fagt Daulus,
Sum vierten überficht das mort gotts nieman, und alfeeminbft den als
(ecatóíten. Denn do gott Paulum beüft Gat, fprach er zu Ananian: Er
wirt min userwält gſchir, bag er minem nam teag für bie fürften unb küng
der erden. Er fpricht ond) zun jüngeren Matth. X. 18: Ye werdend für
die fünig unb vögt gefürt, bag jr bor jnen von mir bezügind.
Sum fünften ift fin natur bie bodymütig gmaltigen ze nidren unb glych
machen den bemütigen. Alfo fingt die rein Maria: Er hat die gwaltis
gen bom (tü( ent(c&t, unb die bemutigen erhöcht. Alſo bat Joannes gepres
diget von Gbri(to Sucd III. 5: Es werdend die bühel! durch jn genidret
‚und die tal usgefüllet 1c.
Sum fechsten zücht das gottswort al(meg die armen herfür, hilft inen,
und tróft die teoftlofen und verzwyfleten, unb bie fid) felbs verhoffend, be⸗
firytet es. Züg Chriftus.
Zum fibenten fücht es finen eignen nuß nit; darum hieß Ehriftus fine
jünger weder (ad? nod) fedtl mit inen tragen.
Zum achten, funder fücht'es nun, daß gott den menfchen fund merbe,
taf jn die halsſtarken? fürchtind, und die bemütigen in gott getröft. Welche
dergftalt peedigend, find on zwyfel grecht. Weliche um jren nut hübfch-
lich ſtrychend wie ein tab um ein bey, mee die menfchlichen leeren bfchir-
menb, dann der leer gottes anbangenb oder üfnend,? find falfch Propheten.
Kenn fp by dem wort. Gy fchryendtrefienlich: Die feommen väter! Soll es
dann nüt fon, das die menfchen machend ? und derglychen; aber daß fy ernſt⸗
lid) flaginb, daß man das Evangelium Ehrifti (am prebiget, flagenb fo nit.
Sum nünten, empfindft bu, daß gotts wort bid) ernümeret, daß bir gott
anbebt lieben mee dann vormals, bo bu men(dyenteeren hörteſt, fe big ges
wüß, daß gott föliches in dir gewürkt bat.
. Sum schenten, empfindft du, daß e$ bid) gewüß macht der anaden got⸗
tes und ewigen heils, fo ift e$ von gott. —
Zum einliften, emprindft bu, ba e$ bid) minderet und vernätet, aber
groß madyt in dir, fo ift ein würkung gottes.
Sum zwölften, empfindft bu, daß bid) bie forcht gotteg mee anhebt
freumen weder trurig machen, ift. ein gewüfle wirkung gotted morts. und
geiftes. Den welle ung gott geben! Amen.
1) Hügel, 2) Halsftarrigen. ?) aufnen.
| 83°
ein predig von der ewigreinen mago: Maria
der müter Jesu Christi unsers erlögerg
su Zürich gethon von Huldrychen Zwingli
im MDXXII. jar.
. Chrifus Matthäi XI. 28:
^ Kummend zü mir alle, die arbeitend und beladen find,
⸗ und »Á will dd) rum geben.
Vorbericht.
Zwingli giebt ſelbſt in der Vorrede zu dieſer Predigt die Urſachen
an, welche ihn bewogen hatten, dieſelbe zu halten und herauszugeben.
Wie er uͤberall, wo er die Lehre des Evangeliums durch Aberglauben
entſtellt fand, ſolche zu reinigen (id) bemühte, fo that er dies aud)
in Hinſicht der aberglaͤubiſchen Verehrung der Mutter Jeſus. Dies
benutzten ſeine Gegner zur Beſchuldigung, daß er derſelben die ihr
gebuͤhrende Ehre raube und fie gering fchäge, ja ſchmaͤhe. Schon in
der Bittſchrift an die Eidgenoͤſſiſchen Oberkeiten fíagte ev über dieſe
Verleumdung. Dit diefer Predigt wollte ee nun theild lehren, wie
die Mutter Jeſus wahrhaft zu ehren fen, theild bie Beſchuldigungen
feiner Gegner widerlegen. Died that er aud) in fpäteren Schrif⸗
ten, 3. D. in der Auslegung der Schlußreden zu Art. 19u.20 u, a,
unb in der erſten Zuͤrcherdiſputation. |
Uſteri (liL. Anhang G. 345) verzeichnet drey Ausgaben. Die
eefte von 5 Quartbogen; die zweyte, verichieden. in dee Orthographie, -
41, Dogen in 4.5 bie dritte, von Hager in Zürich 1524 gedruckt,
auch: mit veränderter Orthographie, 5 Bogen 4. — Gwalters latin.
Ueberſetzung ſteht Opp. I, fol. 340, a— 351, b.
!) Jungfrau.
ET E Epiftel,
Den feommen Heini , Claufen, Sanfen , Wolfgangen, Bartholome,
Sminglinen a) mün(dt Huldrych Ziwingli (inem eelichen gebrudern gnab,
batmbersigfeit und (rib gottes durch den herren Jeſum Ehriftum.
ficb(ten brüder! id) vernimm, mic üwer herzen unruͤwig von minetwe⸗
gen ſyend, von lychtfertiger loufender red wegen, die uf mich wol als falſch,
als ſtark ſy iſt, gelegt wirt; dero jr doch us bruͤderlicher liebe ungern glou⸗
bend, unb vertruwend mir beſſers, begerend ouch darby mid) ſelbs ze hören,
und find unmuͤtig, bap ich mich nit zu dd) fchich ? rechnung, ze geben oder
antwurt der dingen. Wüffend alfo zum erften, taf id) nimmer bin, b) ich
wüſſe, mie e$ um üch ftande: fo flpflig frag ich üch nach; und fo bid ich
vernimm, je lebind mit arbeit ümerer händen, mie je bartummen"find, fo
bin ich fro unb fid, baf je den abe(, von dem je geborn find (von Adamen)
. wol ufemba(tenb. 2 So bid ich aber vernimm, daß üwer etlih um gelts
willen friegenb, bari üwer [nb zu tob gfchlagen unb die feel vom tüfel in
ewige arfängnuß gefürt möcht werden, fo trur ich (eer, daß jr us dem from⸗
men gefchlecht der buren und atbeiteren. ſchlahend, und aidenb ? uf röubery
und todfchlag; denn mas ift eim frómben herren dienen zu friegen um gelt
anders, weder ein roub unb groffer todfchlag. Darum by mir fein noth it
üd) ze hören, ich weiß mof, mas ich üch bertrumen foll. SU denen, fo bas
beim jr find vermaltenb, * verfich id) mich aller eeren unb guͤtes; zu denen
fo in krieg (oufenb , jamers und verdammnuß jrer freien. Gott wöll jmen ein
recht gemüt aeben, damit ſy föliche nimmer mee tbügenb, als fy oud) bets
bei(fenb. Alſo follend je üch ouch zu mir verfehen, daß ich bie arbeit, darzuͤ
mid) gott beruft bat, cb gott will, teülich verhandlen mil, unangefehen die
groffen unüberwindlichen ding und menfchen difer melt, die fi d das beilfam
wort gottes nimmer laffend biegen nod) demütigen; gange mir baby, mic.
gott well. Ich mei wol, was min G. Herr von Viſchingen, unſer vetter
meint, c) ja id) ſoͤlle zam* faten, fuft möchte mir ein geoffe widerwärtigkeit
zuͤſton.“ Gott dank (inem güten willen trülich.” Ex bat mid) allwegen als
lieb, als fin eigen kind schedt , daran ich wol verfion ud Iuteren trümen fin
warnen fommen. Aber jr föllend wüſſen, bag der forglichen ? dingen gheins
iſt, das ich vprhin nit ouch bedacht hab. Ich weiß wol, daß min einig
vermögen nüt iſt, ich weiß ouch glych als mol, mie ſtark dargegen die find,
wider bie ich mit ber leer gottes ſtryten. Ich vermag alle ding (als Paulus
ouch redt) in Gorifto, der mid) ftärkt: denn was wär min red, wie möchte
1) wende. 2) erhaltet — aufrecht erhaltet. >) zielet. +) Geſind, Hausgenoffen
beforgen. 5) gemach. 9) zuftoßen. 7) herzlich. 3) zu beforgenden.
a) Heini und Klaus waren die Altern Brüder, Huldreich, ber dritte im Alter, Hans,
Holfgang und Bartholome noch lebende jüngere Brüder; die zwey jüngſten, Faklob und
Andreas, waren um dieſe Seit fchon geftorben; jener 1517, dieſer 1520. Auch batte
Zwingli zwey Schweſtern: Anna, Battinn bes Qienbarb Sremp, Rathsherrn unb Spi⸗
talmeuters zu Bern, ber eifriger Befdrderer ber 9teformation war, und eine andere,
zu Glarus verbeirathet, deren Mame nicht genannt wird. (S. Schuler Zwingli's
Bildungsaeih. ©. 4 — 3. 282. 284.) b) Zwingli's Briefe werden zeigen, wie er
aufs moͤglichſte für bie Bildung feiner jüngern Brüder beforgt war. .c) Johannes Meili
war Abt zu Filchingen von 4510 — 4523. (Schuler Bildungsgeſch. Zw. S. 1. u. 284.)
Y
Epiſtel. 85
(9 jeman uf den weg gottes bringen , wo nit der geift unb fraft gottes alle
ding würktind? Und ob ich (bon nit redte, wurde ein anderer das muͤſſen
thuͤn, das mich gott machet thün, und wurd ich ale der. falfch fun, der zum
bater. fprad) Matth. X XI. 30: Ich will in wyngarten gan und thät e$ aber
nit ,. übel von gott geftraft werden. Gott will die böfen welt befferen durch
fin eigen wort, als er zu allen zuten je und je tbon bat. Do Sodoma,
Ninive, bie ganz welt zu Noes 3pten, die Einder Iſraels am böften marenb,
fanbt er inen propheten und fin mort zu; und welche fid) begretenb, blibend,
welche fin wort verachtetend, murdend jämerlich bertilget oder gefangen.
Echend wir nit zu unferen anten. die welt fo bös fun in allen landen und
ftänden bag uns barab grufet. Daß aber das mort gottes (id jetz ufthuͤt
in mitten aller bosheit, febenb mir nit, daß ed ber handel? gottes ift, der
fin gſchöpft, fo er fouft und bezalt mit (inem eignen blüt, nit will fo jämer«
lid unb hufächtig? verloren werden? Setzend je die groffen fchalkheit? und
das mat wort gottes gegen einander, fo findend jr, daß die fchalkheit unan⸗
- gerürt will fon. Soll nun der, bem das mort gottes befolcht it, mpdyen,
fo wirt ee müflen rechnung geben für bie, fo verloren werdend; darum baf
et das fchwert bat (ale Hieremias feit) afeben Eummen, und bat nit gewar⸗
net. So er aber dem pracht* difer welt miber(tat, müß ec von der welt
verfchunft, gefchändt, unb verachtet, ja getödt werden. Welches gefiel dd)
je? Daß id) ſchwyge unb das übel, fo ich weeren foll, lieſſe fürqon, und
wurde von zytlicher ruͤw unb namens wegen des tüfe(g? Weiß ich wol, jt
werdend fprechen: Nein; aber firaf mit maß! Hörend, bunfenb üch die jebi-
gen (after fo Hein fon, bag mine mort ze ruch“— fyend? Ir irrtind, wenn
jr der meinung wärind. Sy find fo groß, daß bie rüchften mort der pro»
pheten und des zorns gottes nit gnüg befchälten mögend, ja Jonas mort:
9tinibe wirt inner. vierzig tagen umfeeret, (tat unferen lafteren allerbaft an.
Darum find ruͤwig, ich fürcht gott vil wirfcher, * bag ich zu wenig geredt
bab, meder zu bif. Oder wellend jr mögen Inden, bag ich zu behaltung _
viler ftelen und frommen menfchen minen namen, fdja, (nb, unb (eben .
verliere, damit bie feel von gott gnädiglich werde felig gemacht? Sprechend
je: Ya! follteft aber getödt oder verbrennt werden, wäre ung ein fchand, ob
wir (don wol wüßtind, bag dir unrecht beſchähe. Antwurt: Chriftus, beg
reiſer? ich bin, fpricht alfo Luc. VI. 22: Selig find je, fo üch bie men:
ſchen Baffenb und üch usfcheidend oder fchmähend, und ümren namen ale
bös verwerfend von den fung des menfchen wegen. Freuwend üch zur felben
zyt, und fpringend uf! bann, nemenb war, ümer (on ift bil oder groß in
den himmlen. Hörend jr, bag je fchmächlicher min nam mwirt bor den men»
ſchen geachtet um gottswillen, je eerlicher er fon wirt by gott. Alſo foll
üch ouch fon, ob (chon üwer nam von gotts wegen verfchunft ® wurde, fo
föllend je wüſſen, daß jr vil be eerlicher 9 by gott find. Darum wer zu
gott fommen will, müß nun anfehen, mas er will, nit was die menfchen ,
bie jn nit (c(ig, funder verdammt mögend machen. Sy mögend eim den Inch-
nam töden aber die feel nit; unb alle, fo einen Inchnam tödend um gotts
1) Werl. 3) Haufenmweife. 3) Bosheit, Verderbniß. * Stolz. 5) rauch. ©) mehr.
7) Kriegemann. 5) verachtet. 9) geehrter, .?
\
86 | = Epiſtel.
willen, bie tübenb fid) ſelbe, ſy ſyind, mer fo wellind, Küng, Kaiſer, Papſt,
Biſchof oder ander. Das Evangelium Chriſti (das iſt das gnädig wort, das
gott durch ſinen ſun den menſchen emboten und verhandlet) hat die natur
vom bluͤt Chriſti har, daß es mit der durchächtung zum meiſten zuͤnimmt.
Chriſtus hat fin bluͤt um unſers heils willen vergoſſen. Ictz ift ein unfruͤ⸗
tiger reiſer, der um ſines herren und houptmanns willen nit mag ſin bluͤt
vergieſſen, und flücht hinden ab, da ſin herr vorhin den tod für und vor
jm gelitten hat. Recht ſtryter Chriſti find, bie fid) nit ſchämend, ob jnen
der kopf secfnüt(d)et? wirt um jrs herren willen. Denn welcher fid) Chrifti
ſchämt und fines namens bot den menfchen, bef wirt fid) ouch Chriftus
ſchämen vor finem bimmlifdben vater. Darum je allerliebften brüder, ob
man etwas uf mid) feit, bef ir dd) meinend zu ſchämen, fo bebenfenb, us
was geund und herzen e8 fumme. Seit man üdy, ich fünb mit boffart,
freffen, unlutetfeit, gloubend es Inchtlich, denn ich den und andren laftren
leider underworfen bin; fo man did) aber fagen würd, ich möllte um gelts
willen unrecht (ceren, das aloubenb nit, man ſchwöre, wie thür man melf,
denn ich bbeinem herren uf erdrych jetzmal verbunden bin um einen ballet.
Was aber id mit dem Papft von Rom ze haften han ghebt, ift vor jaren
bin gſyn. Syd han gemeintein 3pt, es zimme mir, vom Papft gelt nemen, a)
es gimme mir fin meinung befchiemen , bo aber die erfanntnuß der fünb in
mir (als Paulus fagt) worden ift, ban ich jm alle ding abfünbt. Darum
Fabenb fine anmwalten ? mir die ſchalkheit getbon, ba fo us unanab? des ab»
fagens mir zu argen hand wellen me(fen bag, fo fi allen menfchen fürgebend,
es fo gott nedienet. Gott vergeb inen und und allen unfer fünd. Wurde
man üch aber fagen, ich fehmächte gott, bie junafrom Marien, oder ich
fälfchte* bie leer gottes, das gloubend nit! denn all min arbeitund untüm ſtreckt
fidy dahin, dag alle menfchen recht erlernind, was groſſer gnaden und heile
der fun gotteg, us der reinen magd Maria geborn, uns geben hab, daß alle
zuflucht zu gott werd ghebt durch das. thür heilig Inden Gbrifti, daß (in Iter
herfürgezogen, und der menfchen binber fid) gethon werde, daß die unver-
masget unvermifcht Iuter blyb. Ob aber in mitten fölcher [eee mir ze bane
den gieng, bag jr dd) befümmeen Lieffind, wirt mich nit irren. Ir find
a
1) zerfniricht,, zerfchlagen. 2) Anwalde. — 9) Haf. *) verfäliche. 5) Eorge.
a) Er hatte eine jährliche Penſion von 50 fl. (Schul, Bildgeg. Zw. €. 58. 195.) ram Zink
meldet (Einfied. Sinft. nad) Affumt. Mar. 1521) bem 9tatbe von Zürich, Zwingli hätte obne
tiefe Benfion zu Zürich (ehe ev die Cborberenftelfe erhalten hatte) nicht befteben fónnen ; befi-
wegen babe er darauf gedacht, wieder nach Einfiedeln zurücdzufchren, was Zink ibm
aber abgerathen hätte. Linter der Bedingung, des Bapfles Abſichten in der Cibgenojs
' fenichaft zu befördern, bot man Zreingli eine Benfion von 400 Bulden und Domherrn⸗
pfeünben zu Bafel und Ehur an, die er ausichlug und bem Legaten Puceci rund erflärte:
um des Geldes willen, (affe er fid) nicht hindern, die Wahrheit zu Ichren; er felle
ibm frep , bie bisherige Penſton ferner zu bezahlen oder nicht. Mucci beroilligte ibm num
Diefelde ferner, ohne Beding, und als Bentrag zu feinem Unterhalt und zu Anfchaffung
von Büchern. ber diefe Penſton drückte 3reingli immer, wie er es auch feinem Freunde
Sinf Flagte, Die großmüthige Abtretung der Stiftepfründe von Geite Engelbards bes
fete Zwingli endlich von der dlonomiſchen Verlegenheit und nun that er auf die Pen⸗
fon Verzicht, (Veral. Auslegung der Echlupreden Art. 57. Glareanus ad Zwingli
Lutet, 20. Sept. 4521.) | '
Epiſtel. 47
mine beüber von bater unb müter; fo je aber in der meinung gottes nit
mine brüder murbenb fon, wär mir leid: denn ich müßte üch ber(a(fen, ja
vater und müter felbs Lodt unvergraben laſſen ligen, mo fg mich von gott
wölltind ziehen. Und müjfenb, bag die fchmahen! der jungfeom Marien, fo
mir ufgeteochen „? falfch find zügeredt, ch halt von jro, als ein Chriftenmann
halten foll, unb fo vil mee von jeo, bap uch nit eim jeden märfager? gloub,
was er uf fo lügt unb (cit, und ouch uf fo nit Higen will, noch fagen mee
denn mid) bie gefchrift des heiligen Evangelii pst. ‚Uber bie mid) fo bös⸗
lid) nermärend,* brudt nit bie eer gokted ober Marien, funder das tort, dos
gott durch mich redt (bann er durch ein jeden redt, ber jn prebiget, nit fid)
nod) menfchentand), bag firgtet mit jrem pracht, gut, fchalkheit, bübery. 5
Und fo es die harfür zuͤcht, mögend f das liccht nit erinden. Und (o der
mein. menfch ein flofflg uffehen® bat zu der reinen magd Marien, meinend
fy mich bemfelben damit ze ber(eiben, damit dem wort gottes, durch mich
usgefprochen, beg minder gegloubt werd. Darum (aft fo fun, es find bin»
den und blindenfürer, Ir werdend in difer predig mol hören, was id) von
der müter gottes halt. Demnach befümmerenb dd) nüts von (otis tante
wegen, und wiſſend, bag ec mich ouch nit abwenden mag. . Was gott damit
endlich handlen werd, will ich guͤtwillig warten. Chriſtus fetbg, unfer houpt
und heiland, iſt getödt worden. Lügend je zum erften, bop je bem mort
gottes feften alouben gebind, und verftond das wert goticé nit eins jeden
pfaffen tand fon, funder das allein, das er ſelbs geredt und ungefprochen ?
bat. Zum andren verfehend üch alles güten unb notdurft® zu jm. Zum
Dritten füchend üwer feligkeit allein by jm. Zum vierten wüſſend big leben
ein elend fon nit ein (eligfeit, Zum fünften fog üch nit fchwer mit e&nten
und armen arm wellen fon. Zum fechsten Gutenb üch als vor gift, daß jr
nieman befchwerind mit 3infen, wücher oder übsrnieffen. * Sum fibenten
bedenfend, aller bingen, bie gott gefallend, üch ein bildung '* vorgetragen fon
durch den. herren Chriftum Jeſum. Zuͤ dem achten, barum, mas jr thin
oder la(fen mwellend, fo fehend , mie jm Chriftus geihon hab. Wie man jm
anderft tbüt, ift es le und fünd: denn er it der weg. Sum nünten, und
fo je dd) brefthaft '! findend , fo Eagends im, unb nufend jn an um hilf,
gnad und bersuhung. Zum zehenten werde er üwerem herzen fo brüberlid)
zugefügt und gelicht, daß je dd) mit jm gedörind erfprachen 1? und under
reden, als jt under einander, denn das ift bad mat gebet. Jetz find gott
befofen, ber dé mes, unb leer! Amen. üwer ewiger bruͤder blyb ich, wenn
jt bruder Chriſti find, Ylends geben Zürich 17. tag erſt herbſts. MDXXII.
Ein predig von der reinen gottsgebaͤrerinn Maria.
Die geleerten, die anzeigt habend, wie barmherzig gott ſye, ſo ſye er
doch ſo gerecht darneben, und das mit der gſchrift bewärt, habend jm recht
gethon; welche aber nad) * bem find abgegangen, daß fi geleert hand, ber
1) Schmähungen. ?) aufgebilrdet. 3) TFabler. *) verläumden. — 5) Reichtfertigfeit.
6) in großer Ehre, Achtung bat die — ?) eingegeben. 5) Hilfe. 9 übervortbeifen.
10) Bild, Vorbild gegeben. 1) mangelbar, bedürftig. *2) beiprechen. 13) Herbſtmo⸗
nat$, (zweyter Herbft wäre der Weinmonat.) 1°) von.
85 Predig von der reinen gottögebärerinn Maria.
gerechtigkeit gottes müfle oder möge bee menfch mit finen eignen merfen anüg
‘thin, und hand demnach (id) felbs richter gſetzt über bie fünd , wie groß $9
fee unb mie lang ſy käſtiget werden müfle, unb baby die fáftigung by jnen
felbs Laffen um gelt abfoufen, unb. glatt bälg * damit, fchön frowen unb
feißte zelter ? erzogen, bie hand ganz im nebel geiert; warum urteilend ſy
' ben. fnecht, fo eins andren tft? ce fat oder fallet by finem herren, Rom.
XIV. 4; bann fy es u$ jren füpfen nit us bericht der afchrift gethon
habend. Doch i(t fidh darab nit zü verwundern: denn fobatb man dem
gwalt des fleiſchs underworfen mirt, fo ficht man nümmen an, was gott,
funber was bie böfen begirden heiffind oder leerind. So nun bem alfo i(t,
als wyt unb lang möcht. bewärt werden, das wir aber bie undermegen laſſen
wellend (urfach mir ylend zu eim. andren), müffend wir bennod) befehen ,
womit ‚der gerechtigkeit- gottes gnüg bfichehen mög , bero je gnüg befchehen
müß: dann das wirt warlich und recht. geredt, gott ift glych als wol gerecht
als-barmherzig. Wenn wir nun alle. menfchen betrachtend , findend mir je,
baf feiner überall fo grecht ift in der ganzen menge, der nun für fid) ſelbs
gnüg möchte der gerechtigkeit gottes thuͤn, dann wir ſind all lugenhaftig,
Pſal. CXVI. 11. und iſt nit einer, der bad guͤt thuͤge. Wir habend uns
all abgewendt und ſind all unnütz worden Pſal. XIV. 3. Wir hand all
geſündet und manglend der eec, das iſt der hilf gottes. Rom. III. 23. Co
wir alí nun den breften und mafen an ung habend, mögend mir je gott hit
enüg thün, denn wir find all feld fchuldner , fächer ? und ftrafwürdig. Da⸗
rum hat gott us ber tiefe finer wysheit angefehen unfer. elend und breiten
zu erfeßen; und-fo er under ung feinen fand, der finer grechtigkcit möchte
für fid) und ander gnüg thün, bat er finen fun ein hoftien * und bezalung
für unfer fünd verordnet, daß er in bem, als cr ein warer menfch und uns
fer brüber it, unfer gerechtigkeit, unfer anädigung 5 in die emigfeit vor gott
für ung fre; darum, daß er gerecht und unfchuldig all unfer fchuld hat an
(id) genommen und die bor gott gebefret und qebüfjet. Sich, ^as i(t ein
anädiger handel gottes, ein feünb(idhe fröliche botfchaft, ein gwüſſe fichrung.
der treoftlofen feel, bag bie funben hat den, durch ben fy gott verfünt wurde,
durch den ſy allmeg ein zugang zu gott hätte; das aber alles init bil gefchrift
Inchtlich aber ftark. bewärt möcht merben, wo mir nit uf cin anders gienaind,
nämlich uf das (ob der ewig reinen magd Mariä, die uns diſen heiland
Ehriftum geborn bat.
Als nun bie iot erfüllet ift bed göttlichen ratfchlags, bat gott finem
boten Gabriel. gefchicket zu der magd Marien, bie dem frommen mann
Joſeph vermählet mar. Darin aber die göttlich wysheit erfchynt, nämlich,
baf mit dem. vermählten Joſeph gott nit hat mellen den eelichen bruch amis
(den inen befchehen , damit kinder geboren murbinb, funder bag die tochter
Maria, nachdem fy (danger erfunden, nit berfteiniget wurde nach jüdie
ſchem geſatz, welche gebot verfteinigen bie, fo on ein eemann geboren hätt;
(o aber Fofeph je mann gfchäßt ward, befchirmte er fi vor bem geſatz. Ouch
ift fo jm darum vermählet, daß fy unb bas kind allweg ein befchirmer unb
verwarer hättind. Denn ed ein weerlos bLöd ding ift um ein einigs wyb; zu
1) glatte ute, Wohlbeleibtheit. 7) Pferde, welche den Zeit oder Pafı geben.
3) Thaͤter. 5) Dpfer, 5) Segnabéígung.
Predig von ber reinen gottsgebaͤrerinn Maria. 89
geſchickter hilf ift aber Joſeph jr zuͤgegeben unb vermählet, daß warn fy
fliehen oder ziehen geheiſſen ward, Joſeph alle ding kommlich anſchickte: f
mußt in Egypten fliehen, wiederum us Egypto ing Jüdiſch land, us dem
Südifchen land ins Batiläifch gen Nazareth ziehen, Matth. II. 19—22, darzi
Joſeph gar fommtid) gemefen if. So bil kürzlich von der beemáblung
Oyofepb$. Hieby merfenb aber wir die groffen gnab, fo gott Marid gethon
bat, indem er ſy für alle wyber und tochtren der ganzen welt ugertefen bat
zu einer müter fines fung, nit angefehen, bag fg fchlecht geboren, nit. ein
großgeachte meib* mas. Wie wol fg us dem gefchlecht Davids, mas ft
ted) dem und gat nüts fürnem nach menfchlichem pradyt, 2 ale (y felber
finat: Gott hat die fchlechte ? finee dienerinn angefehben. Und mie mol das
gefchlecht Davids by gott und den menfchen eerlich geachtet, was e$ bod) denn
zumal nit in hohem ftand oder würd nach weltlichem gemalt: denn keiner vom
ftammen Davids dozemal herrfchet.: Glych als. wir nod) hüt by tag. bero nit
vil achtend leider, bie bon gütem ſtammen harkommen find, fp fyind mie
fromm ſy wellind, fo fy nit gut oder gemalt habend. Ouch ift (9 beffalb
groß, baf die prophete. bom geift gottes ungfudbet* bor alten zyten har
von jro geredt hand. Iſaias fpricht VII. 14: Nimm mar, ein tochter oder
magd wirt empfahen und gebären einen fun, und fin nam wird genamt
Emanuel (das ift gott mit uns). Ya frylich, gott mit ung, daß er menfch-
liche nature von der reinen Maria bat an fid) genommen und unfer brüder
pud) ein bezatend opfer für uns worden ift. Es (prit eben derfelb propbet
am XI. 1: Es wirt ein fchoß oder rüt ermachfen von der wurzen oder ſtam⸗
men Jeſſe (ber ift Davids vater afyn), unb ein biüm oder blüft’ wirt ufer-
ſton von finer wurzen. Difes fchoß ift bie belig Maria, diefes blüft it Chri⸗
ftus. Andre prophetien und bebütnu(fen 6 Laflend wir jch fon. Ouch ift
bieby 3e merken die eer jrer lutren veiniafeit, die fo groß ift gſyn, als der
Evangelift Lucas ouch Matthäus die je zügebend. Dann fy ein reine ure
verfeerte magd tor der geburt, in und nach der geburt, ja in emigfeit biybh
das aber by den menfchen nit möglich ift, bag eine cin müter (ye und ein
tochter; by gott aber find alle ding möglich, ja fo möglich, daß alle gt»
ſchöpft finem mort müflend gehorfam fort, ob es fd)on nad) irem vermögen
jim unmüglich it. Es foll uns ouch nit irren bas, fo Helvidius ein irri⸗
act kämpfer? falfch us den mworten Matth. I. 24, 25. gezogen hat dahin, daß
Maria nach der geburt babe (id) mit Joſephen eelichen vermifchet. Die mort
Matthäi find: Joſeph Bat fin wyb zu im genommen und hat (9 nit erfennt,
bis bag fy geboren bat jren fun den erftgebornen. Us den mworten bat. Hels
bibius affo fdmpft * (das ich nitfür mich genommen hätte ze erklären, mo
ich nit täglich (die die einfaltigen Chriften das Evangelium Chrifti (efen,
und an bem ort fchühen und zupfen,? ja bid bin ich von geleerten und uns
geleerten gefragt difen knopf ufgetbün). Ya alfo hat Helvidius kämpft: Hat
fo jn nit erkennt, bie bag fg jren erfigebornen fun geborn bat, fo müß je
folgen, bag er (5. demnach erkennt bab (denn der fpricht bis oder ung, der
feßt ein zit, nach welchem die dnbrung folget.) Difer Helvidius Bat gethon
X
1) vornehme Tochter. 2) Ehre. 3) Miedrigkeit, niedern Stand. *) eingehaucht,
* 5) Bluthe. 6) Andeutungen. 7) Beſtreiter. 5) behauptet, 9) ſtaunen und
zweifeln. | |
90 Predig von ber reinen gottsgebaͤrerinn Maria.
tole alle, die -frefenlich us einem einen erfaren * der gefcheift urteilen qdö«
rend, was jnen in (inn kummt, unangefeben, mie die wort an andren orten
der gichrift gebrucht werdind. Diß mwörtli bonec oder Sriechifch heos beißt
(uf brit?) big ober ale lang. Iſt mar, aber in der gfchrift bat es nit allmeg
bie fraft glych als oudy im tütfch. Denn im CX. Palm. fpricht gott (als
ouch Chriſtus hat angezeigt Matth. XXII. 44.) der vater zuͤ gott dem ſun: Sitz
gu miner rechten hand, bis (donec, heos) daß ich bine fyend ſetze zuͤ einen
ſchemmel diner fuͤſſen. Hie bedüt bas wörtli bis oder una nit, tag, nachdem.
(ine fyend alſo jm underworfen ſyind, ein ändrung demnach kommen ſölle,
daß ee darnach nümmen ſolle zu grechter hand gottes fien, funder daß er
in ewiger würde gottes by der gerechten hand ſines vaters ſinen fyenden mot:
erwarten wirt, bis daß ſy zuͤ eim ſchemmel ſiner fuͤſſen gemacht werdend;
und hat das big fin kraft gelegt uf bie (penb, unb nit uf Chriſtum, als ob
gſprochen wäre, dine fyend find dir noch nit all underworfen (verftand das
nad) menfchlicher natur), aber (p werdend die noch mol underworfen, bu
magſt jren mol erwarten , du fißeft bie wyl zü der grechten hand gottes (denn
er allmeg da fißt in die emigbeit), bis bap ſy die unbermorfen mwerdend ,
daß (9 demnach dinen füllen underworfen fyend, die jegmol nit underwor⸗
fen find, Alſo heißt bie bis, nit unz uf ein dnbrung in Chriſto, funber
bis uf ein dnbrung bero, fo jm noch nit mit jwer gfchändung 3 und berure
teilung underworfen warend. Deßglychen hand wir ein geftalt ze reden
im tütſch. Es fpricht -einer, fo er binmeg aat kon den (inen: Nun bebüt
(id) gott, bis ich widerum fumm. Iſt nit fin meinung, daß gott nach (ine
widerfart * die (inen nümmen ſoͤlle bebüten, funder alle aut; aber das wort
bis leinet 5 (id) nun uf den bingehenden, daß gott fy befüt, bis er ſy unver»
bóst? widerum finde. Alſo ouch bie, fo der Evangelift fpricht: Und Joſeph
bat fy nit erkennt, bis daß fy jren erfigebornen fun bracht bat, (eint fid) bag
wörtli bis nit uf Syofepben , nit uf Mariam, funder uf Chriftum und Mas
tiam, alfo bag die ändrung an Diaria und Gbrifto lit: dann fy matb ein
miter an der geburt Ehrifti und er fam in big melt, in bero ec Inblich nie
gſyn was. Aber: Zofenh (tat. (tof. unverwandlet; wie er fy vormals nie
erkennt bat, alfo hat ee fy demnach nod) vil minder erfennt, fo er gfehen
bat fo ein bus -unb ynwonung des fung gottes fun, denn fer ſye von ung
gedenken, taf Syofepb fölichs je jm fürgenommen hab; nach fo pil kundſchaf⸗
ten im gethon, daran er fad) alle ding von gott verbanblet werden. Und
ber meinung bat oud) fid) der heilig Matthäus laffen vernuͤgen, taf er
anüg (gn meint, gewüß anzeigt fun, dab Joſeph zuͤ der geburt nüts berbanbs
(et, dann er fy nit erkennt oder beeürt hab; damit aber eim jeden gedankt ?
wol vertrumt , er ber(tanbe wol, daß er fy demnach nod) bil minder berüren
wurd. . Und je minder argwons by Matthäo afyn ift, je by mindern unb
fchlechteren worten hat ers laflen biyben. Daß aber Chriftus ein erftgeborner
fun Mariä genamt wirt, ift nit die meinung, daß fu mee fün nad) im
geborn hab, funder, ſytmal ein erftgeborner fun vil fürling * bat by den
Cyuben, ward nit nun Chriftus ein erfigeborner fun, funder einer jeden
1) Kenntnig. 7) in Erwartung. 2) Schande, *) MWiederfehr. 5) (ent, bezieht -
fi). 5) unberlegt, 7) zu benfen zugetraut. 3) Vorzüge.
Predig yon der reinen gottögebäreriun Maria. 91
andren frowen fun, fo er einig von ito geborn ward, genennet der erſtgebo⸗
ven, wie wol ec der (et oud) was; aber der [egt fon bracht nüt fürnems,
funder der erft fon. Die ort 9Dtattbdi Bab ich darum mit fófd)em finß
erflärt,, bag bie, fo mir allentbatb fürmimtend ,? und falfch und uncerlich 3
uf mich vebenb, id) babe geprediget, Maria fpe ein torecht wyb gſyn, mie
ein andre trüll,“ ober bab fo an jrer reinigfeit gefchmükt * und gefchünzelet, 5
das aber ungüt(id) über mich erdacht i(t: dann ich thür und hoch dörfte
ſchwören, dag mir all mine tag fülche fd)nóbe bon der würdigen müter
gette$ in minen finn. nie ift kommen. Duch bat mich fein red, was jod)
mine fyend uf mic) rebenb, nie ſchmerzlicher gemtiet , 5 denn bo ich allenthalb har
vernommen hab, mie man fóld) ſchnöd üppigfeit teuglich und für gewüß uf
mid) reb. Und mie ftark id) mit hab fürgefegt nüt ze antwurten denen, fo
uf mid) ecbenfen, wie vil ich finden in bifem jar geborn unb wie bil gelte
bon ‚fürften und herren empfangen, hab ich doch nie mögen zulaffen, bag
Die ſchandlich Läfterung über mid) gloubt würde. Rede ein jeder uf mine
fitten, was ec melle, foe jm verzigen, aber fein gottsläfterung will ich inv
mer’ Inden. a)
Demnach fo meert es ouch das (ob Mariä, dab ber fun gotted, ber
gewellen bat on den gemeinen breften, den wir alle von Adamen har mite
ziehend Röm. V. 18, 19, die menfchlichen fünb unb blödigkeit uf (id) nemende,
mit folcher unfchuld von ber reinen. mayd Maria wellen geboren werben,
mit brro er all unfer fchuld bezalte. Das von anfang der welt feinem wyb
nie gſchehen ift, daß fo ein find gebär, das ghein fünd uf im hätte ober
Das (9 on (ünb empfangen hätte. Syd) geſchwyg, daß keine nie kein ſun ge⸗
boren hat, der allem menſchlichen geſchlecht ein gemeinen joch kleinen nutz
gebracht habe; denn des guͤten halb, fo uns Chriſtus gethon, mag jm nit
nun nüts verglycht werden, ſunder nüts erdacht werden, das ſich ſiner güt⸗
that möchte nun anbilden.® Ya e$ mag fein menſch us ſiner kraft (in guͤt⸗
that erkennen, es werde jm denn von dem geiſt gottes geben 1. Cor. II. 12:
Wir hand nit empfangen den geiſt diſer welt, ſunder den geiſt der us gott
iſt, daß wir erkennind die ding, ſo uns von gott geben ſind. Als ouch
Chriſtus fpricht Yoannis VI. 44: Warlich fag id) üch, es kummt nieman
zu mir (das iſt, nieman erkennt nod) nimmt an das heil, bad jm in mie
behalten wirt), e$. hab jn denn min vater, ber mich gefendet hat, gezogen.
Iſt das nit über menfchlichen verftand, daß der, fo fünd nie gethon hat,
unb falfch in finem munb nie erfunden, ift für unſer fünd ein bezalend
opfer worden? Als der heilig Paulus 2. Gor. V. 21. anzeigt: Gott hat
den, fo fünd nie gethon bat, für ung ein opfer für bie fünd gemacht, daß
1) poit mir — vorgeben. 2) ehrverletzend. ?) Dirne? — 5) befleckt. ©) geſpottet.
6) gefränft. 7) je. 9) nachbilden.
a) Ein folcher Berleumder war vorzüglich Zunftmeifter Jakob Stapfer, der ältere,
ein Neisläufer, der in diefem abr bas Yürgerrecht zu Zürich aufgab, und Ct. Gat»
liſcher ganbesbofmeifter ward. Er läfterte zu Cbur über Zwingli: er ſey Vater Dreyer
Kinder; ſchwarme Nachts auf der Straße ; babe nicht nur bom Papſt, fondern auch
von Franfreich Benfionen empfangen, nnd in einer Predigt gefagt: Ave Maria fey fo
viel als „Bott gräß bid). Gretlin.“ (Salandronius zu Chur an 31. 26. Aug. 1522,
' bet im nebft andern Freunden vertheidigte. Wirz Neuere Helv. Kirchengeſch. I, 330.).
92 . Predig von der reinen gottsgebaͤrerinn Maria.
wir bie gerechtigkeit gottes werdind in im. Wer nun das gloubt feitiglich,;
der ift jeß pon gott gezogen. Ouch mig das je ein überfchwängliche unſchuld
fon, die andren menfchen je fchuld abnimmt, darum fy nieman hat mögen
haben dann der einig fun gottee. Daß er aber mit fölcher unſchuld von der
heiligen Diaria geboren, ift nit der flein(t, ja ber qróft rum under allen
jren eeren und [oben ; denn die gröften eeren, die fo bat, hat fü bon jeem fun;
diefelben freumend ouch fy am meiften, als fy felbs fpricht in jrem lob⸗
sfang Magnificat: Min geift ift ufgefprungen bor freuden in gott minent
beiland. Sy trüg jn in jrem Inchnam dozemal, und mas aber er jr freud.
So von dem, daß ſy vermählet und dennoch ein magd bliben iſt in die
ewigkeit.
Als nun der Engel zuͤ jro hinyn kommen iſt, hat er ſy gruͤzt mit diſen
worten: Gott gruͤz dich, du volle gnaden! der herr iſt mit dir, hochgelobt
biſt du über all frowen. Hie iſt zuͤ merken, daß diß wort, voll gnaden, us
griechiſch feeet* iſt von dem wort kecharitomene, das iſt als vil als, du ge⸗
liebte oder mit gnaden erfüllte oder du begnadete, daran wir verſtond, daß
das wort voll gnaden nit verſtanden ſoll werden, daß ſy von jro ſelbs voll
gnaden ſye, ſunder daß alle gnad, mit dero ſy rych und voll, von gott kom⸗
men iſt, bann voll gnaden (on iſt nüt anders denn bon gott zum höch⸗
ſten lieb gehebt, wert gemacht, für alle wyber userwält ſyn. Dann gnad iſt
allein der gunſt gottes, und wenn ich ſprich: gott hat dem menſchen vil
gnad geben, iſt nüt anders denn: gott hat dem menſchen vil gegünnet, jm
vil liebliche angethon. Alſo iſt die rein Maria voll gnaden von gott, als ſy
ſelbs ſingt: Er hat mir groſſe ding gethon. Sy ſpricht nit: ich bin groß von
minen eignen gnaden, ſunder der allmächtig hat mir groſſe ding gethon.
Denn zum nächſten davor ſpricht ſy derglychen: Er hat angeſehen die
ſchlechte ſiner dienerinn, und nimm mar, fürhin werdend mich ſelig ſprechen
alle geburten? oder geſchlecht. Sichſt du ſy zuͤ den eeren, ab denen ſich
alle geburten oder geſchlecht verwundren werdend und ſy ſelig zälen, von
gott beruͤft fun, der jr niderträchtige? mit gunſt unb gnad hat angefehen.
Hie, weiß ich mol, werdend die geleerten fprechen: wer weißt das nit felbe
wol, daß alle anab von gott fummt? Antwurt. Ye bad man das weißt‘,
je liebers mir ift. Ich fürcht aber, es find etlich fo einfaltig, bag fg ben
fpruch Jacobs nit mol mü(fenb, bag er fpricht: Alle gaben und gnaben
find von oben herab von dem vater der liechteren. Und fo mde nit verge⸗
bene dasfelb hie anzeigt.
Demnach ba wir fprechend: gefegnet bift über alfe frowen, damit nit
gezwyflet werde, was das mort, gefegnet, bedüte , bab ich gefprochen: body.
gelobt bi(t bu über alle fromen; darum daß das griechifch mort eulogumene
vil ee heiffet ein hochgelobte weder ein gefegnete; bod) mill ich das mort ges
fegnet darum nit verwerfen, doch baf man , gefegnet bift, verſtande für hoch⸗
gelobt biſt du. Jetz hört der engliſch gruͤz uf, das iſt, der Engel hat in
ſinem gruͤz nit wyter geſprochen denn: Gott gruͤz dich du volle gnaden, der
herr iſt mit dir, du biſt geſegnet über alle frowen. Das aber hernach fol⸗
get, iſt ein teil von der frommen Eliſabeth hinzuͤgethon, ein teil von den
andächtigen Chriſten. Eliſabeth hat hinzuͤthon: Und geſegnet (verſtand aber
1) aberſetzt. ?) Nachlommen. 9) Niedrigkeit.
Predig von der reinen ‚goktögebärerinn Maria. 93
hochgelobt) iſt bie Frucht dines lIybs. Der andächtig menfd bat zühingethon:
Jeſus Ehriftus, Amen. Und ift aber das, gefegnet ift die frucht bines Iybe,
darum nüt deß (d)nóbee,* daß der engel felbs nit geredt hat. Dann die wort
find ouch vom heiligen geift ungefprochen, als Lucas klärlich vebt, (prechend:
Und Clifabeth ift vom heiligen geift erfüllt und hat mit groſſer ſtimm ge
ſchruwen und gefprochen: Gefegnet bift bu über alle (tomen, und gefegnet
ift bie feucht bínd (55s. Jeſus Ehriftus, Amen, ift ouch vom heiligen geift
zuthon.? Denn es fpricht nieman: der here Jeſus, denn allein int heili⸗
‚gen geift. 1. Cor. XII. 3. Doch ift dag abein wunder, denn bie Griechen
tbünb noch fo bi hinzu nad) dem, gſegnet ift bie frucht bins Inbs: Dann
bu baft geboren den Heiland unferer feelen.
, Hieby nemend die ufrürigen aber ein anzug ze Hagen. Eich, fy tei;
lend ung dag Une Maria. Antwurt. Sch teile nit, der warbaft Evangeliſt
Lucas teilt ed; lis dag erft capitel Sucd, darus ed anommen ift. Uber fo
man fpricht,. e$ hab der.engel es nit alles geredt zu Marien, ift e$ darum
nit be& Iychter,? e$ foll nüt deß minder mit einandren gefprochen werden.
Und ift darum nit unrecht, bag mang: den engelifchen gruͤz nennet: dann
bet anfang. unb der meerteil ift des engels. Jetz muͤß ich ein Iycht* gefchicht
zälen, das aber (cert, was bösgünftige? vermög. Es hat fid) begeben, daß
4d) in eim mwirtshus mit eerbaren lüten bad mal genommen hab. Syn dem
ift man betens 3 reb worden, und aeredt: wie fónnte einer zu fant. Gertru⸗
ten fprechen? vater un(ee, nun ift. ſy doch nit unfer vater, Und nad) vit
worten hat mich ein nerfon gefragt: Soll man aber unfer frowen nit bae
Ave Maria beten? Gab ich antwurt: Das Ave Maria ift nit ein gebet;
funder ein grüz und ein (065 bod) bebenfenb die wort felbs, fo findend jr
nit, daß man darin üts begere, funder nun Mariam grüze unb (obe. Ein
:gebet heißt nach dem tütfd), barinnen man bittet. ie innen im Ave Maria
bittet man nüts, funder wie ouch ein menfch den andren grüßte mit (ob,
alfo ift oud) das Ave Maria, a(8 menn einer zu einer frommen frowen.
‚die Anna oder Gret hieß, fpräch: Bott grüz bid) Anna oder Gret (es fye,
wedern namen id) genennet bab, fo find es bod) beed Ehriftlich namen).
Du bift ein fone from oder derglychen. Sich hie, was fann ber bös mill.
Das ich allein zu eim byſpil hab gegeben, daß man erfannte, was under»
ſcheids zwüfchend beten und grüsen wäre, hat ee darus gemachet, ich hab
„geredt: fo einer ein Ave Maria bet, fog es nüt be(fer, denn fo einer fpräche:
. Gott gruͤz bid, mee. 5 Und ban aber ich nun ein gluchnuß geben, nit ein alych«
‚wägen.?.. Berftandes alfo: Glychnen ift, ba man etwas giychgeftalts oder glych⸗
förmigs zwüſchend zweyen dingen findt, ba aber im gefchlecht oder wert dhein
glychwägen it, ale fo ich (prid: uf eim baken flat ein rechts früs, mie uf
einer fronen ; unb das beiftlatinifd) comparatio oder fimilitudo. Us dem mag
nieman fprechen, bag id) geredt hab: ein bagen gelt als vil als ein kronen.
Aber ein glychwägen ift, da man amen ding gegen einander glych wert oder
tbür (hät, als wenn einer fpricht: ein kronen gilt ale vil ale ein kammer
dukat, und das heißt im Latin dquiparatio, ein glychwägen. Jetz gange
herfür ber böswillig und begüge uf mich, daß id) das Ave Maria gerebt
, . 3) geringer, fchlechter. 2) Binzugethan. 3) geringer. *) unwichtige. 9) Boewil⸗
ligkeit. 5) Hurchen. 7) gleichgelten.
\
9À Predig von der reinen gottégebaͤrerinn Maria.
Habe nit beffer fon, denn fo einer foräche: Gott geiz dich, mee. ch ban
aber ein glychnuß geben, daß die fragend perſon verftund, das Ave Diaria
einen geiz nit ein bitt (pn. Ja han ich daruf gefprochen, man fann fuft
zu dheinem helgen ſprechen: Gott geiz bid) Maria, denn fpöttlich wär eg
zu ſanct Chriſtofel forechen: Gott grüz dich Maria. Es mag oud) ein
jeder felbg wol merken, mie recht das wäre, baf ich einigem helgen , ja bet
reinen jungfrowen Agneſen die wort züleite: Geſegnet ift bie drucht dines
(bs Jeſus Chriftus, bag ich us jren ein muͤter gottes wiachte, und das
allein der ewig reinen magd Marien zugehört, unb je befunder und höch⸗
ftes [ob ift, namlich daß (9 ung Jeſum den gefundmacher geboren fat , einer
andren ereatur oud) zufpräch. Sech ein jeder, was hinderred vermóg ! denk
das ich allein wol zu leeren gredt Bab, ift in gar ein (ee meinung verfeert,
bie id) nie gedacht bab, denn all min (lof und arbeit (redit fid) dahin,
ba man die göttlichen wort nit achten mwelle a(8 bee menfchen wort, und
bas der ‚Heiligen Diarien befunder eigen lob i(t, gheiner andren creatur wurde
gügelegt.
As num die Fün(d) züchtig Maria den engel gefehen hat, iſt fu erſchrocken
ab finee red, und gedacht, was grüzes das wäre. Die engel gottes find
allweg in fehöner mannlicher geftalt erfchinen , alfo ouch der engel Gabriel
Marien erfchinen ift; barab fy erſchrocken, dann fy mit feinem mann nod
jüngling einerley gmeinfame hatte, darus ee ienen heimlich follte zu je,
tummen; darum ift fü ab der fchönen gftalt Gabriele und fründlichem qni
er(dyroden, ba (9 nüt bülerifches wüßt noch erfannt , unb erfchein bod) jro
(o ein hübſcher jüngling. Darum bedacht fp (id), mas das für ein qvi
wär, fy wüßt nüt von feines manns gfellfchaft nod) anzug * und hört bod)
von eim mann (als fü am erfien gedacht) ein fründlichen gruͤz. Das alles
ein. gwüſſe Eundfchaft ift des reinen unbeflechten gmüts Mariä, das mebee
büler» nod) mehengefchäft erfannt, ja fo frömd von allem muütmillen oder
geile, bag fy (ale Ambrofius fprid)t) oud) ab bem gris des engels erſchrak.
Aber der bimmelifch vater hat fy nüt irrſäligs (a(fen gedenken, funder fü
von ftund an durch den engel wyter bericht: Maria bis unerfchroden , gott
bat fin gnab dir geoffnet. Nimm war, du wirft empfahen in dinem Indy»
nam, und wirft ouch gebären ein fun. Dem wirft bu den namen geben
Jeſus. Der wirt geoß und wirt ein fun des böchften gottes genamt werden,
unb wirt jm der herr gott yngeben den (ig oder eod) Davids fired. vaters,
unb wirt herrſchen im bus oder gfchlecht Jacobs emiglid), und wirt (inc$
rychs dhein end. Sich, mas groffen handele hebt der allmächtig gott mit
dee ſchlechten Marien an? Meinſt bu nit, wo der aeift gottes fü nit erlüch⸗
tet hatt zu verfton und glouben, fo hätte fü us jrem eignen gmuͤt dem engel
nit mögen glouben, ſunder hätt fo fin red für ein betrug gehebt oder für
ein ſchimpf, indem bag fy fi di felbe nit darfür gefchäßt hätt, bag fy bes fo
groſſen fürnemen ſuns ſoͤllte ein muͤter ſyn, denn die geoflen geheiß warend
on zwuyfel über je ſchlechte. Us welchem wir aber lernend, daß der verſtand
der worten gottes und der gloub, den wir jnen gebend, mit menfchliche vere
ftande nod) vermögens ift, finder der beanadung gottes, die uns erlüchtet
und güdt. Darum fpricht billid) Maria: Er bat mir aroffe ding gethon
1) Zuneigung.
=
Predig von der reinen gottégebürerinn. Static. . 9
dee mächtis. Ja froid) große ding, daß ex mich fchlechten dienerinn, die
nüt fölichs gedacht nod) fürgenommen hab, fo anädiglidh, vor und ee er üts
mit mir handlete, wol geleert und bericht hat; oud) min herz an (id) zogen,
bo ich jm gloubt hab, unb demnac, über allen (ouf der natur ein magb
und müter (ined fund gemacht, des herren aller dingen und erlöferg aller
menfchen; daß er den barmherzigen handel mit dem menfchlichen gefchlecht
fürgenommen nit mit des kaiſers, füng Herodeſſen oder obreften priefters
tochter, funbee mit mir fchlechten einfaltigen meid verendet hat. Die vor der
welt nüt gefchäßt was, die bat er fo bod) erhebt, bag ab minen ceren unb
gütem, mir von jm getbon, (id) alle menfchen verwundern, und mid) felig -
zälen werdend, bag ich, ein gemahl gottes himmeliſchen vaters und ein fchloß
oder fammer des beligen aceite, den in dife welt geboren hab zum heil allen
menfchen on ein Inblichen vater, der in dem himmel von ewigkeit har geborn -
wirt von dem bimmelifchen vater nad) der gottheit on ein müter. O der
unusfprechlichen wysheit und gnad gottes, bie ung armen menfchen fo wys⸗
lich und gnädiglich hat bedacht, daß wir jm durch jn vereint murbinb, und
zu anbab t der dingen id) ein gemahl gottes gemacht bin, damit die him⸗
melifch zucht * unb geburt beg fichrer die menfchen machte der göttlichen
anaden, bie et mit mir nit nad) minem verdienft, funder nad) finer gnab
.givürft bat. Daran alle welt fehe, was neigung der gnaden gott zu ung
hätte, fo et von jm felbs mit uns, bo mit in finer ungnad warend, fründs
fchaft machen hat angebebt. Daß aber Jeſu der ftül oder gwalt Davids
9ngeben foe, foll nit (96lidb, funder bon dem rych des gloubens berftanden
werden ; durch welchen jm die ganz welt ift underworfen worden. Das ift,
daß durch den glouben alle menfchen erlangt habend. bie barmherzigkeit gote
„tes (0 groß, gwüß unb trüm als fy Daviden je erzeigt ift. David bat ein
groß morb an dem frommen .Uria begangen, nod) bat jims gott. verzigen,
verheiften, ec. melle ein bund mit menfchlichem gefchlecht machen nach der
barmherzigkeit, Daviden erzeiat. | 1. Jeſ. LV. 3: Ich will mit dd) einen
ewigen bund tre(fen, bie gewüflen barmherzigkeiten Davids; das i(t: Ich
wird mit did) ein trüwen bund machen, namlich ürren fünben barmhberzig
fon, als id) ouch Daviden gfyn bin. Und. wie David ein gheiß von gott
hat, e$ wurd einer von (inem gfchlecht allweg finen (tü( oder rych befigen,
alfo ift es im in Chriſto Jeſu trülich geleiftet, nit Iublich, funder himme⸗
lí): dann burd) den herren Jefum find alle gichlecht der menfchen glüd-
felig worden, als ouch Abrahamen verheiflen was, und ift er ein ewiger
füng und vater bero, fo zu jm zuͤflucht hand um nachlaſſung der fünb, als
David gethon hat. Im gſind Jacob herrfchen hat oud) den finn, Hieby
fólfenb aber wir von Maria den unſchwankenden glouben lernen, daß fo an
den mortem des engeíé nie gezwyflet, wiewol fo jren fun nie fad) zu dent
irdifchen rod) fummen, ia ſy fad) in ſchmächlich abtbün und töden, mod)
bat fy dheinen meg gezwyflet an den mworten gottes. Der fy größlich eeren
welle, folge nach jrem glouben, und falle nienen vom berren Chriſto Jeſu!
Ob er fchon fid)t fin (ter verfchupft, usgetriben , durchächtet werden, (ag er
fid) das nit befümmeren, funder gebenf, daß die kraft (ined worts erft wyt
usgefpreit, fo es durchächtet wirt.
1) Anfang. ) Erzeugniß.
96: ‚Bredig von ber reinen gottgebärerinn Marin.
Demnach als die helig Maria den worten gottes durch den engel ver⸗
kündt wol gegloubt, bat fg bod) erfaren wellen, wie die geburt zügerüft
‘müßt werden, ſytmal fy dheinen mann erkannt, das ift, mit gheinem föli-
her geftalt gemeinfame hätte. Hat jr der engel geantwurt: Der helig geift
wirt von oben herab in bid) fummen, und die kraft des höchften (aottes)
wirt bid) übeefd)atten : darum mitt das helig, fo von bir geboren wirt,
genennet werden der fun "gottes. Iſt bie meinung des engels: Maria , ich
verfünde die sin nüwe art der geburt, bie.nüt gemeins haben wirt mit der
menfchen fündlicher geburt. Das, fo von dir empfangen, wirt vom heligen
grt fummen, der bid) fruchtbare wirt machen; oud) wirt (id) bie kraft
gottes über dich laffen und üben, * daß das helig, fo von dir geboren, wirt
genennet dee fun gottes. Darum Babenb jn nit nun die menſchen, glöubig
und unglöubig, funder ouch die tüfel usfünbet einen fun gottes (yn. Wyter
macht er fy gwüß mit. einee anderen unmöglichen geburt nach [ouf bet
natur und (eit jto, daß ir bad Eisbet, die all ir tag nie geboren hat, ba»
rum man fp die unfruchtbare namt, je in jrem alter einen fun empfatte
gen bat, den (p je im fechsten monat ſchwanger trüg; baby follte Maria
ermeſſen, daß gott nüt unmüglich fye zu thun; denn dem gheiß (mes worte
müflend alle ding gehorfam fon, ob es fchon wider je natur und bruch ift.
Denn der [ouf der natur mag gott den fchöpfer und ordner aller bingen nit
zwingen, daß er nad) jro müfle wirken, funder bie natur, bie jten gang
und brud) von gott bat, mug (id) jren herren gott laflen zwingen und füs
ren; ouch (obet fy nüt nnbilliche, menn jr [ouf hinderftellig? wirt gemacht
oder geändret, nit. mee. denn fo ein gwüſſer arbeiter in einem husgeſind fin
‚arbeit thin anderft und gefchickter geheiffen mirt vom husbater. Das heißt
aber by uns ein miraculum, das ift wunder; aber an jm felbs, das ift
nach der wirkung gotted, i(t es beim wunder. Denn mie obftat, gott ift nüt
unmöglich ; in finee band ftonb alle ding, mit denen mag er fchaffen und
:gebieten, bag ft nit werdend fprechen: Warum haft du mid) alfo gemacht,
als Paulus anzeigt. Röm. IX. 20. |
Uf big gewüßmachen des engels Hat fid) die unbefleckt magd ergeben,
wol berfid)ret, daß gott nüt vebt noch verheift, das nit befchehe, unb bat
‚zum engel ae(predyen : Ecce ancitía bomini, das ift: fid), ich bin ein bít»
nerinn des herren, mie bfchehe nad) binem mort! Maria namt fich ein
dienerinn des herren bon flund an, ſo ſy den worten des engels gloubt bat:
‘fo mädhtig find fy, bag fp den menfchen recht berichtend, Daß er jnen
feftialid) gloubt unb fid) inen gefölgig und underworfen madyt, on allen
pracht? oder zutlich verheiflen , at(o bag fid der menfd) fry laflet an das
[uter ‚wort und gnad gottes. Das Maria bie gar heiter anzeigt, indem baf
fg nit nad) dem brud) der mannenden * wyben oder -tochtren gott anmütet *
dife oder jene gab, oder wie fy demnach füllte gehalten werden, funber ergibt
.(p fid) mit demütigen worten und gmüt, unb nennet fid) ſelbs nüt anders
denn ein dienerinn des herren, unb begert, daß gott mit iren handle nad)
dem wort des engels. Hieby föllend wir aber von jren lernen ein recht in
gott gelaffen gmüt haben, alfa daß wir im fyind alfo ergeben, dag wir nit wyter
fragind, mas er ung zu Ion. geben werde, um bif ober das wert; funder mit
1) wirfen. 2) gehindert. 3) Ehrbegierde. *) heirathenden. 5) zumuthet.
Predig von der reinen gottögebärerinn. Marin, 97
der recht dertruwten Marten forechind: Herr ich ergib mich dir 3d einem
Diener, handle nun binfüe mit mie nach dinem gefallen! din will werde
erfüllt , nit miner! wir [ebinb oder fteebind, herr, fo find wir bin. Ob ich
(don grofle ding bon die begerte, märe das felb bilfocbt nun ein torheit:
denn wir begerend bid glych als die fün Sebebdi. Uber bin geift, der für
uns 69 bir redt und fürmündet, befret, das wie us unmüflenheit minder
thund. Darum verlych mir fölchen glouben, daß ich mich allein an din
gnad fe und verhängt? [affe, und dich ein [on mie laſſe ftimmen? nad
dinem göttlichen gefallen. Aber vit find leider, ja der geöft teil bero, bie
man geiſtlich nämt, bie nüt tbunb om den bar zalten (on. Verſtand e$
alfo: Wenn fy almüfen gebend, wellend fy vorhin wüſſen, mie vil e$ gelte,
wie bil es fünd abnem; und wirt jnen nit vil long verheiſſen, (mb fo
ttág, üts ze thuͤn. Alſo in andren Dingen ouch; betend (5 nun ein batet
un(e, melfenb fy von (tunb an mwüflen, mie bil es inen gelten werde. Und
bat das einfaltig volk fölchen gyl ouch von uns gelernet. Ya wir habend fy
fölich iertum geleert, indem bag wie mit dem ablaß (mit eim rechten beräms
ten hutli)? jnen alle güten werk hand feil geboten und anzeigt, wie bil. ein
jebliche gelt ; ift body allweg das beden, fübel oder kiſten darneben gftanden.
Demnady hand f nümmen nachhin aftaget, was der will gottes ſye, ſunder
nun wie (9 bie begangnen fünd Idfen und besalen möchtind, bis e$ dahin
ift fummen, daß ein jeder toller fantaft um die fünd, höll und himmelrych
gemärzlet * bat, als um ein roß, fum, ober rind; hat aber baby dheiner
geachtet, daß er fid) zu der gnädigen barmherzigkeit gottes keerte und fid)
bero verlieſſe nach jrem göttlichen gefallen , darus im entfpringt forcht gottes
und verachten fin ſelbs; funder alfe fine fünd uf den fouf gerüft alfo: Eya,
tbü nun bife (ünb, fti nun, roud nun, ermörd nun, (dad) nun ze tob,
bu wirfts wol mit bi(em gebet, ablaßgelt, oder wallfartrennen wider eben
machen. 5 O des jämerlichen. morbe der feelen! Warum hand wir nit
geleert, daß man fid) gewüß verlaffen fülle an die gnad gottes, unfee werk
nit ſelbs beſchätzen: bann fo nit unfer, fo fy atit, fünder aottes find. Denn
fo das werk güt wäre us dem urteil des menfchen, fo wölltend wir unſre
. wert wol fo thüe anſchlahen, baf uns die nieman miberaeften 6 möchte.
Darum foll unfer fchlechte von Maria lernen, (id) gott ganz unb gar
underwerfen, daß, menn gott ein wort rede , wir uns demfelben underwer⸗
find unb fefiglid) gloubind, ob es ſchon nad) unferem verftand ung nit
möglich bunft, und mit je fpteden: Here min anfchlag ift fchlccht ; mat
aber bu redſt, muß befchehen, id) bin das, din Diener; mir befchehe nad)
binem wort?! Jetz wirt närriſch und gytig fragen hinfallen, ba ein jeder
wüſſen milf, vor unb ec er üts gütes tbüje (alfo nennend wirs güt), wie bil es
jm nüß foe, und mwerdend und mit vertrumten gmüt unverdingt ^ an die.
qnab gottes [affen, der weißt was uns not ift, ee wir üt$ begerend Matth.
VI. 8. er weißt ouch, was ung füglich® ift se geben bas denn wir Luc. XI. 13.
| Mas demnach Maria bu jr bafen Elsbethen gehandlet, das alles voll
ift des himmeliſchen geifts gottes, laſſend mir bie fallen von der kürze wegen,
1) oßne Rückhalt, zügelfrey. 2) beſtimmen. 9 glängenden , täufchenden Vorwand.
— gemaritet, 5) gutmachen, ausgleichen. 9) bezahlen. 7) unbedingt. 5) zu⸗
9 ta). "
Zwinglis ſammil. Schriften 1. $5, | 7
98 Predig von ter reinen gottsgebaͤrerinn Marin.
ouch das (ob Magnificat genennet, dag Maria usgeſprochen hat, unb wellend
ung leeren gegen der heilfamen geburt, die und den heiland unferer feelen in
bije welt gebracht hat. Difg geburt iit Marien fo fchlechtlich unb arm zuͤ⸗
geftanden, bag nieman ärmlicher geborn mag werden , denn Chriftus geborn
it. Es (tat alfo uc. II. 7: Sy bat nit ftatt an der herberg. Run mag
je nieman elender geborn werden, denn (o er nit mag herberg han in der
geburt. Us welcher aemüt wir zum erften lernen föllend, bag ber allmächtig
gott die, fo er am liebften bat, nit begabet mit zergänglichen hoben oder
geoffen dingen, funder je glouben unb boffnung für unb für bemdrt mit
hartfäligheit in bifem aot. Denn mer hätte je gott mögen lieber werden,
bann die einig magd Maria? noch wirt fy in jrer geburt fo ärmlich beraten,
baf alle menfchen zu iten mögend fprechen wie Elifabeth: Selig bift du, daß
bu gegloubt ba(t; fo wir fo fehend armuͤt und elend lydende ſtyf unab⸗
gewendt anfangen jrem nad) ber zyt fo armen fun. Sum andren ſöllend
wir erwägen die tiefen barmherzigkeit gottes, daß er ſinen ſun in der zärte
ſiner jugend jeg hat gewellen armuͤt um unſer willen lyden, daß mie von
kindsweſen uf von unſeren eltren gelcert wurdind ſchlechte unb armuͤt frofich
tragen, fo unfer here unb erlöſer mit ſiner reinen muͤter vom anfang har
finer geburt bis in den tob armüt unb elend getragen hat, bag er und die
himmelifchen rychtag, die nit hinfällig noch vermandelbarlich find, gewunnen
mit finer armüt, ale Paulus fagt 2. Gor. VIII. 9: Ir wü(fenb bie gnad
unfers herren Jeſu Chrifti, daß er von ümertwilfen arm ift afon, wie wol
er to was, uf daß jr us finer armüt euch wurdind. Er ift oud) gleit in
den baren! oder feipp, ein kräftige (pos ber vernünftigen , bas ift, alöubigen
menfchen , barud wir lernetind in füchen nit in groſſen rychtagen, ſtolzen
gebüwen, nit in hohem vracht oder ſchyn, funder in der fripp, darzuͤ wir
ung bemütigenbe unb niderlaflende jn finden merbenb. — Gott it nüt wider⸗
wärtigers an eim glöubigen menfchen, weder ein hochtragen ? gmüt ı ale
Petrus fagt 1. V. 5: Gott widerftat den bodyfártigen, aber’ den demuͤtigen
gibt er anad. AU fin leben it nüt anders, denn ein nidertracht ? und
' bemüt; und gedörend aber mie. nichtigen * fünder ung ruͤmen, wir ſyind
Chriſten, ſo doch unſer leben nüt anders anzeigt, weder die üppigen ſtinkenden
hochfart Lucifers, bed. verfuͤrenden tüfels. Und wenn mir ung tüfeliſch nam⸗
tinb, als mir wellend Chriſten genämt ſyn, fo könnte ung der tüfel nach
finem. gefallen nit anderſt wünſchen, denn uns laſſen glych wie wir find.
Sich an allen geiſtlichen ſtand, ob bu je üts anders ſindeſt weder den ast;
hochfart, falſchheit und glychsnery: ſich demnach ber ganzen Chriſtenwelt
ſitten an, (nbeft du nüt anders denn ein tóube 5 unb unſinnigkeit. Wie
wüſſend nümmen ob wir menfchen find, id) geſchwyg, bag wir Chriften
find. Alſo hand wir alle ben füflen herren Jeſum ritum binder fid)
geftellt und fchend in nit an, mir leenend nüt von jm, mir fchöpfend alf
unfer [eec und bofpil ug etwas bußen 95 und von alucheneren, unb Cbriftum,
bie ewigen göttlichen mwarheit unb unbetrogen 7 vorbild, febenb mir nit an.
Mir nämend® jn mol mit bem mund, aber das berg ift nienen da. Iſt
es uns fleifchlichen, (id) bab mißredt) geiftlichen, um rychtagꝰ au thin, fo
1) Futtertrog. 9) hochmütbiges. 3) Niedrigkeit. *) nichtswurdigen. 5) Tollheit.
€) gafnadtemasfen, Larven. 7) unbetrügliches. 5) nennen. — 9) Reichthum.
Bredig von ter einen gottsgebärerinn Maria. 99
ſprechend wir gar bhende es ift nit unfer, ed ift gotteding, unb fürmólbenb *
gott unferem qot, beg (un (oid) armuͤt im yngang in Die melt gelitten hat.
Iſt bas nit ein geoffer falfch und ein hinwerfen Chrifti? Spricht man zu dem
layen: dus follteft binen nächften nit alfo übernieilen, underdruden, ſchädigen;
du folítet ‚über niemang bluͤt noch tob gelt nämen, bil minder über Chris
ſtenbluͤt; bann Chriſtus iſt arm gewefen, und bat fin b(üt vergoflen um
unſers lebens willen, und find allbrüder in Chrifto; fo antwurt ec gíd)minb:
was gat mich Ehriftus an? unb ob ers (don nit redt, ‚zeigt ee bod) mit ben
werken an, daß te des gute ift. D bes groſſen jameré, daß. wir ben
edlen namen des fung gottes überfummen band, und haltend in doch fo
ſchnöd, bag wir entweders unfre (after mit jm befchiemend, glych ale ob er
des wechfels, roubs, diebftals und ruchtagen ein gott foe wie Mercurius;
oder wir mwerfend in hin, daß fin (eer und that by uns nüt gilt, und foll«
tenb jn aber billich nod) hören meinen in der fripp us elend unb armuͤt,
die er um unfertwillen uf fich geladen Dat.
Das ift -ouch ein gwüß ſtuck des feſten gloubens, den fü zu gott hat
gehabt, daß ſy das gruſam wort Simeonis nit erſchreckt bat, bas kindli
Jeſum zu verlaſſen, als ec zu je ſprach: Ein ſchwert wirt din, eigen feet
durchdringen, daß die gedanken geoffnet werdind u$ viler herzen, damit
Gimeon gemeint bat, fy werde das jamer des ſchandlichen tods des krüzes
an jrem kind ſehen, das werde je herz ſo ſchmerzlich verwunden, als der
tod ſelbs, ja ſy werde den tod jrs kinds in jro ſelbs empfinden; und werde
jren ſchmerzen meeren, daß die, ſo vor ein gſtalt truͤgend, glych als ob ſy
Chriſto trüwlich oder anhangetind oder gunnetind, von im wychen, in
verlaſſen, ja etlich ſchälken? und ſchmähen wurdind. Als denn von den
lychtfärigen menſchen beſchicht, bie do mithellend und ſchmeichlend denen,
fo die warheit luter leerend, alldiewyl es jnen ufrecht? gat, damit man fg
ouch für frumm halt. So bald aber der leerer der warheit ſy für und für
fo ſtark herfür zücht, daß ber menſchen falſchheit und finfternuß nümmen
erlyden mag, und daruf anhebt die leerenden durchächten: ſo werdend der⸗
ſelben Inchtfärigen herzen geoffnet. Denn ſy von ſtund an fliehend unb
ſchmähend, bie f bor wol fürgehebt * hand, ſoͤlcher gſtalt: Es mißfallt mie
ouch fin leer; mid) wundret, daß man jms fo lang vertragen 5. hat. Hie
merke aber an eim. fürgon ein jeder, fo meint ein weiblicher 5. reifer
Chrifti fon, bag er vor allen bingen fin herz alfo in gott gefeftet babe, bag
jn dhein ber(affen nod) durchächten möge ableinen 7 von dem berjähen ber
warheit und heils: denn. ficher wirt jnen gegnen alle anfechtung. Der jünger
iſt nit über den meifter. Iſt nun Chriftus alfo verlaffen und: durchächtet;
vil mee werdend fine boten , unb diener von allen menfchen verlaffen. Und
darum bat ers jnen vorgefeit zu .güter givarfame Luc. XXI. 16 — 19:
Fe werdend hingegeben oder verraten von batee unb müter, brüderen, frün«
den und gunnern , und wirt man üd) töden; unb werdend verhaßt werden
on allen menfchen von minetwegen ; doch werdend je in üwer geduld üwer
ſeelen befi ien, das ift bhalten. Matth. XXIV. 13: Welcher aber verhar-
‚ren wirt bis ing end, der wirt fei. *. Mir f nd all manníid) mie Petrus, .
13) zum Vorwand brauchen für — 2) fchelten. ?) gerade, glücklich. | «) geehrt.
5) geduldet, nachgeſehen. ©) waderer, 7) abwendig machen. ®) ſelig. -
L2
100 Predig von der veinen gottägebärerinn Maria,
diewyl wir das bloß fchmert, den mütenben richten, bie tobenben fchar der
figenden gottes nit fehend; aber fo der gewalt der finfteenug kummen wirt
fo grufamlich, bann wirt es erft gelten. Darum follend fo mit feftem
glouben fid für unb für in.gott vertiefen, bag (p nieman mög bon jm ryſſen.
Denn der geift ift. gerüft, aber das (rid) blób. Darum i(t es nit unfecy
" beemógené fölchen miberftanb zu verachten, funder allein der gnad gottes,
an die wir uns (a(fen müſſend, ale Chriftus felbs leert Joh. XVI. 33:
Fe werdend drang oder widerdrieß * Inden in der welt, aber bertrumenb!
id) hab die welt überwunden. Wellend nun wir die melt überwinden , müß
es je befchehen in dem, der fg aum erften hat geleert überwinden. Wer
wollt aber 3ag ? fun an gott, der vor jm ficht gan das mannlich herz der
unvermasgeten Marien, bie nach verlaffen aller menfchen irem. fun nachges
folget it bis an das krüz; nit mit flchem hülen unb ungeftalt, ? als jro
die ndrri(d) leerenden mit. eim Erdichten büch Anshelmi zügelegt habend:
denn menn fo fo jämerlich (id) gehalten, wäre iro blóbigfeit zu vil afon
under dag fedg fummen, funder der inner gloub, ben in jrem herzen bet
geift gottes handhabet, hat in je nit laflen den zwyfel oder abfall erwachfen.
Dannen har fp. mannlich, bod) feer fchmerzlich, hat angefehen irs eignen
finde tob, om alles abfallen oder wychen bom glouben, ob fo fchon alle
menfchen fach wider jn müten. |
tem daß (9 alle ding, fo mit Chriſto in der jugend verhandlet wurdend,
in fo yngedenkem herzen geübt bat, ift ein gewüß zeichen bes gar bertrumten
herzen in gott, bag allweg wol gewüßt bat, daß alles Leben und thün
Ehrifti, und ein bufpil bieten fol. Darum wol gegloubt wirt, daß die jün-
ger alle ding der kindheit Chrifti us jrem mund erlernet Gabinb. Es hat
such fü nie befümmeet, ob jto Ehriftus fchon eben rud) geantiwurt hat zu
etmas malen. Als do fy fprach: Sd) unb tun vater hand dich berfümmret*
gſuͤcht Luc. II. 49: antwurt.ee jr]: Was iſt e$, bag jr mich füchtend? wuß⸗
tend ir nit, daß id) in den gefchäften fo mined vaters find fon müß? Das
wort ja bat fo nit bfümmret, dann es Ehriftus nit' geredet zu ſchmach finer
muͤter, funder ung zu einer leer, daß unfer anfechtung oder ratichlag fólf
wochen der meinung gottes. Sy hat us müterlicher forg und lieb geredt
im fürwendende ben kummer, fo fp beide um finetwillen gehabt hattend. Von
dem menfchlichen kummer zücht Cbri(tus (mic allweg) höher uf, daß man,
den nüt ſchätzen foll, funder anfehen. was das gfchäft gottes erheufcht;5 um
deg- willen fülle man alle ja natürliche anfechtungen laffen Ligen. Und find
elfo wir in Maria geleert, nit us unferen anfechtungen uns befchirmen oder
üsig handlen, funber nad) dem millen gottes unfer banb(ungen fchiden. *
Alfo och, do fy «m hochzyt zu Sana fprad) zu Jeſu: Sy hand ghein min,
unb der antwurt: Wyob, mas han ich mit dir zü fchaften? er bat ſy nit erzürnt
noch per(ebt." Dann ft allmeg wol mußt, daß je anfchlag nit follt vor dem
vat jres (uns vorgan, funder je willen nachfolgen dem göttlichen. Chri-
(tue hat aber uns in jro geleert, daß, wenn gott ein ding nit glych thüt, fo
“wie begerend, oder wie wir begerend und billich meinend fon, wir darum
gott nit (óllimb urteilen, als ob ers nit vermög oder finen worten nit welle
————————————————————
1) Widerwärtigfeit. 9) zaghaft. 7) Ungeberbigfeit. 9) Fummervoll. 5) exfordere,
6) einrichten, 7) beleidigt. J e.
*
Predig von der reinen gottägebärerinm Marie. — ^ 101
teo geben , mit denen er verheiſſen bat, unfer bitt ge gewären ſunder gebene
fm, bag er alle ding weißt, ee wir fumminb zu f(agen, unb us finer aóttli»
den wysheit ein jeblid) bing tbüt, wie ers weißt am beiten got und ordenlich
fon; darum ſöllind mie jn nit leeren. Alſo ouch, bo ec uf ein aot im
einem gmach (eet und man int. feit, fin müter unb fine brüder (das ift
frünb) märind vor bee thür unb begertind mit jm 3e reden Matth. XII. 47:
hat Maria nit zürnt, daß er nüt wyter mit jro ghandles nod) hinyn gfürt
bat. Dann fy mol wußt, fo erg nit thät, daß er nt deß minder das aller⸗
wyſeſt und göttlicheſt thät. Dann er ſtreckt fin hand us under die jünger,
ung durch (9 leerend und allweg von tobtidyen Dingen zu geiftlichen ziehend;
und fotad : : Echend, min müter und mine breüder ! Ein jeder, fo ben
willen thüt mines baterd der in den himmelen ift, der ift min brüder, min.
ſchwöſter unb min müte. Damit bat uns Cbriftus gelernt, baf wir. das
wort gotte$ bon vater und muͤter wegen nit verlaffen fólfinb, jo tigenlich 1
wenn có das. mort gottes ift, nit ein mort des menſchen: dann hate unb
müter ghorſam fon ift oud) ein werk gottes, aber fin mort it met, Hieby
meint Chryſoſtomus, Maria hab etwas menfchlicher bloͤdigkeit erlitten, in
bent daß fo zuͤ Chriſto binon gefochten? bab. Deß meinung aber mir nit
gefallet: denn er meint, fü babe wellen gefehen fon, dag mid gnuͤg fecftt*
bunft. Worum hat er nit alsbalb gedacht, fü ‚habe us moͤterlicher tiche
oder vil mee us begird dag himmeliſch mort zu hören 36 im gefochten.
Merk aber hie: mas vermag der bös mill der nachredenden menfchen? Ga
ich die meinung Chryſoſtomi nun erzält unb baby gefeit hab, ſy gefalle mix
nit, habend bie bösmwilligen von mir usgeben, ich babe offentlich geredt:
Marig foe ein fünderinn glych als such ein ander nunfch. Und hab ich nun
bit wort Chryſoſtomi erzält, bec da meint, fir Babe etwas menfchlichs ectit«
ten, daß (9 gern hätte wellen gefehen (un ein müter Jeſu; ouch baby geredt,
ich laſſe ſin meinung fun; und demnach nod) luterer geredt, fin meinung
afatfe mir nit, warum ec nit als mär* uf die bordrigen meinung gefallen
fye, Nun vergeb inen. gott und ung allen unfer fünb und erlichte ung mit
finem fiet der anaden, daß wir allein. fin (eee und willen nach finem gefal⸗
len erfennind. Amen.
Dann ich nüt uneerbare, ſuͤndlichs, (handliche noch böfes uf bie reinen
magd. Marien, bie gebärerinn unfers heils nie gedacht hab; ich will ge.
ſchwygen, offen(id) glecrt oder geredt. Daß aber fülche ding fo frefenlich
von fürnemen (üten uf mich geredt merdend, hat ein andren cater; die möch⸗
tind wol mit den Kaifee Auguſto den fchüch fürhar heben und fprechen: 906
mend war! der ſchuͤch druckt mich unb uͤwer dheiner weißt, we ec mich druckt.
Das (af id) jetzmal fon, will mich benügen taffen den frummen einfaltigen -
chriſten fürgelegt haben min [utere meinung kon der muͤter gotted. Daß
ich fo feſtiglich gloub nad) den worten des heiligen Evangelii ein reine
magd uns geboren haben den ſun gottes und in der geburt und ouch darnach
in die ewigkeit ein reine unverſeerte magd blyben. ch vertruw ouch feſtig⸗
lich fn von gott erhöcht (on über alfe gſchöpften der ſeligen menſchen, oder
englen in der ewigen freud. Ich bin aber baby der meinung, daß mie jt
1) in ber That. 2) hineindringen wollte. 9) kühn. 9 eben ſowohl.
102 Predig von der reinen gottigebärerinn Maria.
fun Chriſtus ſpricht Matth. VII. 21: Rit ein jeder ſo zuͤ mir ſpricht: herr;
bere! mirt yngan in das euch der himmelen; funder ber do thuͤt den willen
mines vaters, der wirt yngon in das rych der himmelen: alſo ouch nit ein
jeder, fo nun mit bem mund und athem fpricht, joch zu hundert tuſend mae
len: gegruͤßt ſyeſt, Maria! gegruͤßt ſyeſt, Maria! wirt yngan in das rych der
himmelen, ſunder der den handel alſo bedenkt, ſo er ein Ave Maria ſpre⸗
chen will. Sich die groſſen barmherzigkeit gottes, die ſich dem menſchlichen
gſchlecht fo gnädiglich geoffnet bat, bag (y uns heimgfücht in unferem gröften
breſten, nit mit einem engel ober einer erentur, funder mit finem eignen fun,
den fo für unfer fünd ein opfer und bezalung gmacht hat. Und daß das
göttlich wert beg mee aloubens unb eec hätte, hat er ton der reinen magd
Marien mwellen geboren werden und ware menfchliche blödigkeit an fid) nt»
men, bod) on alle fünd; daran wir [uter erleenetind, bag die jungfröwlich
geburt, und von gott dem heiligen geift empfangen, on allen zwyfel bezalen
möchte für alle unfer fdyutb die gerechtigkeit gottes. Und ſich, das ift der
anhab gſyn alles unfers Geil, daß der engel von gott aefendt Sftariam bit tei»
nen magd alfo angeredt und grüßt: Gott grüß bid), Maria! bu bift von gott
gnaden erfüllt, bu bift hochgerumt über alle fromen, und hochgeruͤmt oder
gefegnet i(t bie feucht bines (95g sc. Dder derginchen. Und ob demnach den
menfchen der andacht mec reizt derglychen gedenken und reden, hör ich gern;
es ift aber fetíam,* bag ein luterer? andacht an einer meinung allein ein
lange zyt hange; funber des menfchen qmüt (tdt für, ? wyter zu bedenken
alfe leer, armüt, werk, Inden, fterben Chrifti, und das ift dag allerbeſt gebet,
das der menfch tbün fann. Denn ift das gebet, al8 Auguſtinus fpricht, ein
uferheben des gemütes in ^ gott: fo hör ich mof, wenn das gmüt, wie bots
befchriben ift, fid) in dem gnädigen handel gottes bedenkt, er(uftet unb teöft,
alfo daß er das alles feftíalid) gloybt gott um finetwillen. beftanben 5 haben,
fo betet. er warlih. Und ift der andacht alfo gftaltet, bag bie mort mitlou-
fend: mec mollt das mweeren? Aber, als bie irrenden leerend, ja ein fölche
zal der worten Ave Maria gebladret, 5 babe es fo bil ober fo vil ablaß erlan«
get, fag ich ein geoffen fchädlichen irrtum fun: denn die einfaltigen band
baby gelernet, uf ir eigen gebet, bag allein mit morten befchehen ift, verteumen,
unb das inner war gebet, das nüt anders ift denn ein ewig uffeben zu gott,
das reiniget den menfchen von tag zu tag, hand fo verlaffen. Denn met
möchte nit täglich gebefleret werden, der body täglich bedächte die tiefen unab⸗
läßtichen gnad gottes, mit ung armen fünderen frünblid)er und beſſer gethon,
denn wir felbs hättind mögen ecbenfen.
Hierum fo müffe ein jeder, daß bif die höchft cec ift, bie man Maria
mag tfhün, daß man die gütthat jres fund, ung armen fünderen bemifen,
recht erkenne, recht eere, zu im loufe um alle gnad. Denn gott bat in
acfet ein gnábigung für unfer (ünb durch fin eigen b(üt, ja fo mir fülichen
glouben zu jm habend Rom. III. 25. Denn er ein einiger mittlere ift zwü⸗
ſchen gott und den menfchen, in dem, daß ec fid) ein ranzung * ober losgelt
usgeben hat für alle menfchen 1. Zim. II. 5. Ja, der die züverficht und
1) felten. 2) wahre. >) fudit porzubringen, *) zu. 5) gethan. ©) geplappert.
7) zu einer Begnadigung. ©) Nanzion. )
Predig von der reinen gottägebärerinn Maria. 103
vertruwen 3ü dem fun Mariä Bat, der hat fg am höchften geeeret: denn- all
je eer ift jr fun; und fo id) jeman fragte: was ift dag geöft ding an Ma⸗
tía? weiß ich wol, er müßte antwurten, bag (9 uns den fun gotted, der
und erlöst, geboren hat. St nun jr gröfte eec ir (un, fo ift ouch ir geöfte
et, bag man den recht erfenne, in ob allen Dingen lieh Bab, jm emiglich
dankbar fye, um die gütthat ung bewiſen. Dann je mee-die eec und liche
Cheifti Jeſu wachst under den menfchen, je mee das wert und eee Mariä
wachet, dab fo ung ben fo groſſen, bod) gnädigen herren und erlöfer ge
boren hat. Willt du aber Mariam befunderlich eeren: fo folg nad) jrer
zeinigkeit, unfchuld, und feitem glouben; und fo bu ein Ave Maria beteft,
und bedacht haft zum erften den fürnemen handel unferer erlöfung, wie
obftat : gebenf darnach, daß die, fo groffer gnaden unb teren von gott be
gabet, ift nüt beg minder arm gſyn, hat durchächtung, fehmerzen, und c(enb
müffen Inden; in ben. Dingen fg aber allen unabgemwendt bliben ift. Und
troͤſt barnad) bin armüt und widermwärtigkeit mit jro, bag föliche jamer
fo gewüß den menfchen gegnen müffenb, bag bie heiligeft müter bor ! nit
verhuͤt ift. Oder bift du rud) unb alüdbaftig: fo wirft bu us anfehen jro
und betrachten genidret, forchtfam und baby aber frölich, e$ foe in usteilen der
ruchtagen oder in bero abgang. ? Denn bu mut je dick gedenken: bat dag
die müter gottes gelitten , wer bift denn du, daß du darüber ? wollteft fon?
— Und by jrem glouben föllend alle eod) und arm gefeftet werden. Der ges
* ftalt bat das jungfrömlich herz fo feften glouben gehebt alſo, daß es bbein
jamer, armüt, noch verwerfen jres fung, das fü aber täglich anfach, nit
bat mögen abmwendig machen , daß fn jenen von im wiche oder zwyflete: fo
willt oud) bu gott trülich anrufen, bag er dich niemer verlaflen melle, ſun⸗
der dir den glouben meeren, damit du von jm nienen wicheſt, obfchon bie
ganz weit wider in ftünde. Denn , welche uf den bütigen tag der leer Ehrifti
widerftrebend , hand bbeinen underfcheid gegen denen, bie am anfang jro mi»
derftanden find. Aber unſer ierfal ift leider dahin kommen (doch allein us
itetum der falfchleerenden das einfaltig voll Chrifti), bag wir ung ſelbs übers
redt hand, unfer gut, eebruch, hochmüt, falfch, todtfchlag, verrätery und
fafter fyend tobt und ab, fo wir etlich roſenkränz gemurmlet habend; glych
als ob Maria ein behüterinn foe aller laſtren, unb an inen ein welgefalfen
bab, alfo bag wir alle fchuld der grufamen böfen werten allein binlegind
mit den unbedachten worten: Gegrüzt fneft, Maria sc. UF welche wort aber
ung gott nit verheiffen hat nachlaflung der fünd; funder fo mir andren mene
fien jr fchuld, die fy wider ung gethon, nachlieflind, würde ouch unfer
himmelifcher vater uns unfer fchuld nadjla(fen. Darum find die heiligen
gottes, Miaria, Joannes, Petrus, Stephan, glych als zügen, bie uns besde
gend, daß (t alfo gott nachfolgende zu im kummen Hebr. XII. 1, damit wir
ouch den meg, den (9 gangind, unb by inen als. zügen gwüß werdind, daß,
bangind mit gott an, ala such fo gethon hand, fumminb mir zu jm als
fg. Und macht nüt gröffere fründfchaft, denn glyche der fitten: alfo mwerdend
Oud) wir dheinen weg gwüſſer fründ der heillgen gottes, denn fo wir zu aller
ut ein uffehen hand an den hirten und wächter unferer feelen, Ehriftum Jeſum,
1) davor. 2) Verlust. 3) über fie.
104 — Predig von der reinen gottögebärerinn Marin.
unb unfer leben nach jm richtend oder geftaltend. Denn fy habend im oud
alfo aetbon, und find in jm felig worden. Ya das ift die geöft ser, bie fg
allermeift freumt, daß wir ung laffind bewegen , jr Inden in difem apt ae tea»
gen, damit fg allen menfchen kundbar machtind, wie feften glouben (9 in '
das gut hättind, fo f den tob um finetwillen trügind, bag wir ouch um bete
ſelben gütg willen glychſam jnen tbüginb, fo werdind oud) mit gewüß jrer
‚gefelffchaft unb emwiger freund. Die welle ung verlyhen der ewig gott bater
durch finen (un. mit bem beiligen geift. Amen.
105
Bandlung der berfammlung
in der loͤblichen (tatt Zürich uf den XXIX. tag jenners
von wegen bed heiligen Evangelii
wiſchen ber eerſamen treffenlichen? botfchaft von Coſtenz
und
Huldrychen Zwingli, prediger des Ebangrlii Chriſti, fammt gemeiner pricfter-
ſchaft des ganzen gebiets der eegenannten? ſtatt Zürich, vor geſeßnem tat.
beſchehen im MDXXIII jar
Erſte Diſputation.
Schon ftit einiger Zeit hatten Zwingli's kraftvolle Predigten unb
deſſen Grundſatz, daß der Chriſtenglaube einzig auf Schriftlehre ge⸗
gruͤndet ſeyn und aus derſelben gebildet werden muͤſſe, immer ge⸗
ſpannter die Aufmerkſamkeit auf ihn gerichtet und die Rachrichten von
Luthers gleichzeitig begonnener Reformation aud eben derſelben Grund⸗
idee verfärkten die dadurch erzeugte allgemeine Bewegung der Ges
müther. Der öffentliche Angriff, ben der Bifchof von Eonftanz durch
feine Gefandtfchaft nach Zürich, im Frühjahr 1522, auf 3wingfii
Lehre machte; Zwingli's Vertheidigung dagegen; der feindliche Hir⸗
tenbrief des Bifchofd unb bie demfelben entfprechenden Beſchluͤſſe der
Tagfagung gegen bie reformirenden Predigten Zwingli's und feiner
Freunde; der entgegengefente Schluß bed Zürichiee-Kapiteld, nur Schrift-
— lefre zu prebigen, unb die fcharfe Kritik des Hirtenbriefd zu Bern;
die darauf folgenden Erklärungen Zwingli's in Druckſchriften, worin
einem Theile des biöherigen Kirchenglaubend und Cultus dffentlich
widerforochen ward und bie immer allgemeiner werdende Bekannt⸗
(daft mit Luther's Schriften und Handlungen — dies alles hatte den
Kampf zwifchen den Anhängern bed bisherigen Kirchenglaubens unb
bed reinen Schriftglaubend in dem groͤßern ‚Theile der Schweiz im:
mer ernfter gemacht, und einander feindlich gegenüber ſtehende Par⸗
teien gebildet. — Bullinger ?) giebt ums folgende kurze gefchichtliche
Einleitung zu bem von Zwingli geforderten und ihm bewilligten
Öffentlichen Gefpräch: „Zu anfang bed 1523 jard und auch in dem
1) anfehnlichen. 2) vorgenannten.
9) In der Neformationsgefcdyichte. Mſer.
106 Erſte Disputation.
vorgehnden jar hat ſich ſo vil Scheltens und Schmaͤchens, des Zwinglins
predigens halber, zuͤgetragen, daß er fuͤrohin anderſt nit meer konnte,
denn keeren fuͤr Rat und Burger, und da ſich des unbills zu erklagen,
mit hoͤchſter begird und vermanen, das er auch an der kanzel ernſt⸗
lich trieb, daß man jm halten wollte ein geſpraͤch, unb daß er
ſiner leer rechenſchaft moͤchte geben, offenlich vor den anwaͤlten
bed Biſchofs von Conſtanz unb allen gelehrten und ungelehrten; wo
er denn unrecht haͤtte, woͤlle er ſich nit nun wyſen, ſondern auch ſtra⸗
fen laſſen. Haͤtte er dann recht, daß man das recht nicht als das
unrecht ſchelten laſſe, ſondern ſich ſchirme und fuͤrdere, mit vil an⸗
dern derglychen worten mehr; und nach erwaͤgung diſes ſchweren
handels ward man eines in Raͤten und Burgern ein Diſputation
uszuſchreiben. — Es lie auch Zwingli nach bem Usſchryben der Dis
fputation usgan die hauptartikel haltender Difputation durch beu
druck, daß fid) männiglich barnad) halten fbnnte.
Und uf ben tag bee Difputation erfchien ein große anzahl, bie
man fchägt auf 600 perfonen gelehrter und fürnemer Tüten zu
Zürich in ber ftatt uf bem rathus. Erſtlich was da Herr Syris
‚von Anwyl des Biſchofs von Gonftany Hofmeifter , famt dem Vicario
bed Biſchofs, Dr. Joh. Fabri, und Dr. Heyerhanfen (Vergenhans).
$59 jnen war Dr. Martin Blanfch von Tübingen u. a. gelehrten unb
fürneme. Item alle Pfarrer, Predilanten und geiftlich genannten
yerfonen der (tatt und Tandfchaft Zürich und funft andere geiftliche
unb weltliche Herren, Prälaten, Doctores, Magiſter und Gelehrten
u$ allerley LUniverfitäten und feren orten, diſer Difputation ze
lofen: bann ed was in meerteild Tüten ein groß verwundern, was
doch u$ difer fach werben wöllte. Don den orten der Eidgenoßſchaft
was niemand ba, (bod) Schafhaufen hatte Sebaftian Hofmeifter ges
fanbt) (onber Datlenb den ren verboten bobin ze fommen. Als man
nun verfammlet was uf dem rathus, Düb die Difputation an, tes
licher Acta und Handlung im brud vergriffen if. In aller vet»
fammlung fland Herr Mare Roͤuſt Burgermeifter uf und zeigt die
urfache an, worum dife Difputation (9g usgefchriben und Me. Ulrich
Zwingli bereit fge merklich finer lehr vechenfchaft zu geben und zu
antworten; darum wer neißwas! anligens an jn habe, möge
ſoͤmliches frey anzeigen und on alle entgeltnuß.” Dankt aud) ben
1) irgend ein. 9) Nachtheil.
; Erſte Disputation. 107
ſanden, daß ſy uf eines €. Rats anmutung* erſwienen warend,
inſonders aber danket er der Botſchaft von Conſtanz.“
Den Verfolg beſchrieben nun die folgenden von Mr. Erhard
Hegenwald in den. Druck gegebenen Verhandlungen der Diſputation.
Kaum waren dieſe Verhandlungen, deren Zuſchrift vom 3. Maͤrz
1523 datirt iſt, erſchienen, als der Conſtanziſche Generalvikar Faber
in der größten Eile, eine ſchon am 10. März datirte *) Gegenſchrift
herausgab, unter dem Titel: „Ein warlich Underrichtung wie es zu
Zuͤrich auf den 29. Tag des Monats Januarii naͤchſt verſchinen
ergangen foe, unb Theobald Abbt zu Luͤtzel zueignete (7 Bogen 4.)“
In der Zuſchrift bemerkt er: Der Biſchof mit ſeinem Rathe habe
gefunden — daß fid) nach bem Ausſpruch ber heiligen Lehrer nich
gezieme, an allen Enden und Orten offentlich vor. unb von einem
jeden zu bifputiren von Gott und den heimlichen göttlichen. Dingen:
denn Jeſajas aud) gefchrieben, dag er wahrlich ber verborgene Gott
feo. Alexander der Große babe auch verboten, bag ihn niemand malen
ſollte ald Apelled, und alfo zieme fich nicht von einem jeden und an
allen Stätten von Chriſtus zu reden. Chriſtus habe felbft bey der
Schaar bed Volks in Parabel, bey den Süngern aber ohne Parabel
geredet, denen gegeben fen zu ecfennen die Heimlichkeit des Reichs
Gotted. — — Der Bifchof Babe vier Gefanbte zu diefer Difputation
abgeſchickt, nicht zu bifputiren, fondern al Zuhörer, Rathgeber und
Schiedleute. Sie hätten erwartet, über Behandlung diefer Sache im
Vertrauen befragt zu werden; allein fie feyen faſt ald eine Partie ge⸗
halten worden, die fie bod) nicht feyn wollten. Auch habe der Brief
. bed Raths von Zürich nicht gefagt, daß fie diſputiren, fondern aus
bören folfen. Gegen: fein Erwarten habe Hegenwald biefe Handlun-
gen im Drud ausgehen faffen und in viel hundert Eremplaren ver
breitet; er Babe ihn F. verächtlich darin behandelt, er finde ihn par
teyifch unb (ey baburd) genöthigt worden, anzuzeigen, wie H. geirrt,
was er feinetfalb unterlaffen und daß er Zwingli’d Reden verbefiert
babe. Wenn fihon er nicht gen Zürich gefommen, um zu diſputi⸗
ren, fo babe er doch mit Zwingli über die Artikel difputiren wollen
auf bie zwei Bedingungen: bag, was geredet werde, aufgefchrieben und
bann die Sache vor einen Richter zum Cntfcheid gebracht werden
ſollte. Hegenwald handelte parteyifch, bag er diefe zwey Vorfchläge
1) Wunſch.
*) Märe der Monatstag nicht. mit dem Morte in beiden Zuſchriften benannt,
fo möchte man einen Druckfehler bie oder dort vermutben.
4108 ^ — Erſte Disputation.
und wie die Sache ergangen, nicht beſchrieben hat, obwohl ſie repetirt
worden. Zwey oder drey geſchworene Notarien haͤtten aufzeichnen ſollen.
Man erinnere ſich an die 2 ſteinernen Tafeln, worauf Gott ſelbſt die Ge⸗
bote geſchrieben und an die 12 Tafeln der Roͤmer. Er habe geahnet,
man würde ben Wein’ mit Waſſer miſchen, ba (te ſonſt das Wort
Gottes adulteriren, unb fie würden ihr eigen. Lob vor dem Gig ſin⸗
gen. Auch habe er bezeugt, daß wenn-man nicht aufſchreiben wolle,
ſo fen ihm nicht gelegen zu difputiren: denn er habe beſorgt, fie moͤch⸗
ten ihm aus einem Engel einen Satan machen und vielleicht gar, daß
er Chriſtus verläugnet hätte: „Meine Reden wären dann nicht fo
kindiſch als Hegenwald ſie machte.“ Er habe ihm auch ſeine rechten
Fundamente ausgelaſſen und Zwinglis Reden mit vielen Allegationen
ausgeſtrichen, bie demſelben damals nicht in den Sinn gekommen wa⸗
. Ten; aud) die Reden bed Herren von Anwyl habe er nicht wahrhaft
geſchrieben.
Zur Widerlegung Fabers vereinigten ſich ſieben Zuͤrcher, deren
Gegenſchrift den Titel Bat: „Das Gyrenrupfen. Halt in, wie Jo⸗
bans Schmid Vicarge ze Coſtentz, mit dem Büchle, darin er verheißt
ein waren Bericht, wie ed uf den 29. Tag Jenners 1523 ze Zürich
gangen foe, fid) über(eben hat. Iſt vol fchimpfs' unb ernſtes. Im
eriten Herbfimonat 1523.* ,Cyeber von und, fagen fie, Dat einen
Theil feined Kügenbüchleind genommen, e8 zu verantworten, damit
Faber die Schneider und Schuhmacher zu Zürich lerne kennen, die
ex verachtete und fprach: ob er vor Schneidern und Schuhmachern
folite bifputiten. ^ — Sie Hagen Faber an: Ex fchreibe fich ſelbſt zu,
was andere geredet Haben. Er Füge oft, das wollen fie ihm nicht
mit zwey oder drey, fondern mit zwey oder drey hundert Zeugen be
weiten. Er brauche die Schrift faf an feinem Ort, wie ihre eigner
Sinn ſey. Cr ziehe die Herren won Zürich und ihre Stadt handlich
unb Iugenhaft an, $4. DB. wenn er fage: e8 habe zu Zürich niemand
dürfen reden, ba man doch ihm (Faber) ſelbſt, die Worte, bie er
zugibt geredet zu haben, nicht zu Argem aemeffen habe. — Man habe
eigentlich nicht difputiren , fondern im Frieden von Gotted Wort reden
wollen. Auch habe Zwingli nie abgeichlagen, in die Feder zu reden.
Sie fragen: warum Faber und Blanſch gefagt: die Artikel wären nicht
in evangelifcher Lehre gegründet, da fie doch feinen. namentlich mit der
Schrift vornahmen? Auf den Vorwurf: Hegenwald habe bie Verhand-
lungen nicht vonftändig befchrieben , antworten fie: Wer möchte eines
1) Scherzes.
Erfie Dieputation. 409
ganzen Tages Rede und Widerrede bey einem Wort beſchreiben? Sollte
man alle Reden Fabers aufgeſchrieben haben, fo hätte man wohl zwey
Kuhhaͤute haben müffen ; fo babe er fich mit langen Reden und ſophiſti⸗
(ben Fragen ausgezogen. Ald man ihn fragte: mit mad Schrift er den
Heren von Fislifpach überwunden habe, zog er allerley Närrifches her⸗
ein, daß er nicht darauf antworten müßte. — Cie haben Zwingli nicht
wollen ihm Antwort geben laffen, wiewohl er ibm ben Kuzenhut wohl
erftaubet Hätte. „Wir Bauern und Handwerker zu Zürich wollen den
Krieg auf und nehmen und dir Kampfes genug geben; bedarfit feine
Gelehrten. Wenn fid) Faber vübme, ba er die hebräifche unb gries
chiſche Bibel von Eonftanz mitgebracht habe, fo habe man doch wenig
von feiner Bekanntſchaft mit derfelben verfpürt. Und darüber, daß
ec die Enticheidung an ein Eoncilium weifen wollte, bemerfen fie: EE
daß jegt nicht mur zu Zürich, fonbern im ganzen Deutfchland Contis -
lium gehalten werde, dad Papſt und Biſchoͤfe nicht aufheben können —
„man verachtet euere Gebote und Verbote, Bann und Scheiterhaufen! =
Endlich fragen fie Faber: warum er noch nicht wider Zwingli gefchrie-
ben, wie er doch verheißen habe? Leber Hegenwalds Bericht bemerken
fie: „Es möge ſeyn, daß er ausgefaffen habe, getheilt was zufammen -
gehörte, Namen für Namen geíegt; daran liege aber wenig, fo ec nur
niemand zu viel Webeld zugemeſſen habe. — Es iſt wahrhaft ergangen,
fait wie er gefchrieben hat. Er fat niemand geunbillet.“ Weber bieie
Schrift, die freylich manche rohe Ausdrüde enthält, befchwerte fid)
Faber in einer 3ufdjrift vom 16. Nov. an den Rath zu Zürich. Ob,
oder wie der Rath darauf geantwortet, ift nicht bekannt.
Was zur Vervolfländigung der Verhandlungen felbft in diefen -
beiden Schriften enthalten if, ift bier in Noten bey den Stellen bei
Textes, worauf diefe Zugaben fich beziehen, angegeben.
Aus Hegenwaldd Bericht verfertigte Johannes Salat, Gerichtd«
fchreibee zu Luzern, „eine hiſtoriſche Nachricht“ von diefem Geſpraͤch,
die aber nichts anders ald eine parteyiſche Verſtuͤmmlung und Entſtellung
jenes Berichtes ift. Bemerkenswerth ift. aber noch, was Chorherr Hof
mann, Zwinglis. veblichee Gegner, (pter von diefer Difputation ute
theilte. (Fuͤßlis Beytraͤge que Ref. Gefdy. IT, 80 fl. und III, 83 fi.)
Er lobte das Diandat des Raths, nur bem Wort Gottes gemäß zu lehren;
aber er habe nicht die rechten Mittel angewandt. Mit dem Ausichrei-
ben der Difputation hätten die Artikel angegeben werden unb es hätte
eine längere Zeit angefegt werden follen, um darüber zu Tefen, zu
reden und zu diſputiren. (Es waren 3 ochen Zeit gegeben); 3 beibet
110 Erſte Disputation.
Parteien Meinungen Den, zum Urtheil und Entfcheid an Urtheilsfaͤ⸗
bige , wie bie Difputaklon zu Leipzig nach Paris, gefchicht werden follen.
Man follte feine Lehre auf Behauptung eines fühnen geídyidten Mannes
hin, ber andere zum Schweigen bringe, annehmen.
Srläuternde Briefe. Zwingli meldet den 14. Januar 1523 dem
Oekolampad dert Rathsbeſchluß wegen der Difputation unb ald Gerücht,
dag der Generafoifar von Conſtanz auf diefelbe fonımen werde. „Möge
er doch durch nichts jurüdgefalten werden, um nicht — fpottet er —
der. getohnfen Teiumphe beraubt zu werden. Diefe Nachricht meldet
. bann wieder Oekolampad feinem Freund Hedio, 21. San. „VUnſer
Held, 3wingli, wird einen Kampf bey feinen Zuͤrchern beftehen , weil
- man ipt bin und wieder auf den Kanzeln als Ketzer ausſchreyt.
Bloße Genugthunng (Ehrenerklaͤrung) würde mir aer beſſer gefallen:
denn was erzeugt diſputiren? Zank, dieſer Haß; und wo Haß iſt, wie
kann da bie Wahrheit Statt ſinden? Zwingli antwortete er.den 17. Ian.
Er lobt ihn, bag er von feiner Lehre Rechenſchaft geben wolle; aber aus
früherer Erfahrung halte er nicht viel von Difputationen. Je mehr
man mit Worten ſtritt, je mehr verfor man von der Wahrheit. Gut
ſey's, dag er mit Sanftmuth feinem Gegnern begegnen wolle; wuͤrde er
nur uns be8 Streitend willen bifputiren, fo würde er ibm mißfallen;
mit Sanftmuth werde er fiegen; und am 21. ermahnt ee Zwingli
gleich febr zu Muth unb Maͤßigung; er ſolle ſich von den vornehmen
Geiſtlichen nicht imponiren laſſen. Der Rath werde wohl dafuͤr ſorgen,
daß deutſch diſputirt und alles Schmaͤhen verhuͤtet werde. Auch Gla-
‚rein (20 Jan.) ſtaͤrkt 3tvingli'é Muth unb lobt den Entfchluß bed Rathes.
zu Dafel zürnten Einige, daß eine folche Sache zuerft in Zürich unb
nicht in Bafel, wo doch eine ganze Univerfität wäre, verpanbeft wer⸗
ben folle; bod) ret man bavon , jemand von der Univerfität nach Zürich
zu fchiden. Er vàtb: Thomas Wyttenbach, Hofmeifter und Geb.
Meyer zur Difputation zu berufen. Oekolampad habe Neigung gezeigt
zu fommen Eraſmus hoffe alied Gute von Zwingli. Am 26.
meldet "er ihm, wie Gebwiler fdmábe, nue Buben, wie Zwingli
einer (egy, geben auf die Diiputation. Zwingli fof. ihn vor's Recht
nehmen and bey der Difputation Faber oder Cd nach Verdienen behan⸗
deln. Einen Monat fpäter that G. S(bbitte bey dem Rathe und Zwingli.
Hedio Hofft an der Zärcherdifputation ein guted Beyſpiel für Deutichland
zu ſehen unb bittet um Leberiendung der Verhandlungen. Delolampab
wünfht am 16. Hornung Zwingli Gluͤck zum Erfolg; nur der vere
fpätdte Brief Zwingli's (ey Urſache geweſen, dag ex vidit hinaekommen
Erſte Dieputation. 411
(ti. „Doch die Gegner waren fo ſchwach, ba Zwingli nicht einmal
Gelegenheit hatte, feine Kraft zu zeigen!“ Abbt Ruflinger zu Pfaͤfers
(didt Zwingli ein Dankichreiben und Hegenwald ein Gefbae(dyent für
die Verhandlungen zu. Eben fo.banfen ihm mehre deutfche Freunde
dafür. Gummelberg (an Vadian 17 Sen.) bedauert, daß Faber nun
ganz anders benfe, ald ehemald. Zwingli's Schlugreden wolle er, fo
wie er fie erhalte, nach Augsburg fchiden, um fie daſelbſt, wie er
mit den bisherigen Echriften Zwingli’d gethan, drucken zu laſſen. (Gv
meint wohl die Auslegung der Schlußreden.) Philipp Engentinug
meldet den 18. Sul. , Saber. ſchwoͤre, es ſey in der Difputation nicht
fo zugegangen, wie die Zürcher fagen. In Eonftanz ſchadete dieſe
Difputation Faberd Anfehen gar fefe: Wanner, Blarer fchreiben mit
Verachtung von ihm. Ceporin fehreibt aus Baſel an Zwingli: Faber
warne jedermann vor Zwingli, er jen an Leib und Seele ausſaͤtzig.
Aler. Brafficanus zu Conſtanz wollte noch, aber vergeblich, zwifchen Faber
und Zwingli Frieden vermitteln. Bald nad) der Difputation wollte Faber
etwas gegen Zwingli zu Baſel druden laſſen, aber alle Buchdrucker
gaben ihm Abſchlag; bann verfuchte er e zu Straßburg. — Als Zwingli
dies vernahm , fchrieb er an Defofampab: (19. Apr.) Er wünfife,
dag feine Gegner ihn Öffentlich angreifen; fie werden fehen, wie ihn
Chriſtus ſchuͤtze. Schmähungen find bie letzten Waffen folcher Leute,
Und an Steiner den 14. April: bie heimlichen Anfchläge beg Legaten
und bed DBifchofd erwarte er auch ohne Furcht. Der Biſchof aber
erließ durch Faber am 3. Zul. ein heftiged Schreiben an die Landgeifl«
lichkeit von Zürich gegen die Folgen der Difputation. - Der Rath aber
ließ dasfelbe nicht befannt machen und antwortete dem Bifchof, ee
möge ed bey ihm anzeigen, wenn gegen dad Evangelium gepredigt und
fegeriich gelehrt werde; fo werde er dann nach Gebühr handeln. In⸗
defien arbeitete Zwingli an der Vertheidigung feiner Schlußreden.
Ausgaben diefer Verhandlungen werden von Uſteri (fit. Anhang
©. 356 — 363) fünfangeführt. a. Diejenige, welche hier abgedruckt
wird; 10 Bogen 4., beren Titelverzierung dad Wappen der Stadt
Zürich mit bem Keichdadler enthält. b Eine ber erften ganz gleiche
40%, Bogen & c. Eine mit verfchiedener Orthographie in Hallers
Bibl. dee Schweizergefchichte III. N°. 170 angeführt. 87 ©. 4.
d. Eine zu Augsburg durch Silvan. Ottmar gebrudt, 91/7 Bogen 4.
e. Eine mit dem Druderzeichen Wolfg. Stöfeld zu Leipzig bemerkte
Ausgabe 24 Blaͤtter 4. Gwalters Iatinifche Ueberſetzung ſteht in
112 Erſte Disputation.
Opp. Zwinglü I. fol. 607 — 623 mit einem Vorbericht aus Sulingers
Steformationsgefdyidte. —
Nach bem Ausfchreiben ber Difputation fie Zwingli bie 67 Schluß⸗
füge erſcheinen, welche er zu erweiſen verfprach. Sie wurden aber auch
theild mit den Verhandlungen , theild abgefondert, und fpäter zugleich
mit ihrer Vertheidigung und Auslegung, mehrmald gedrudt. Zwey
diefee Ausgaben (inb befonderd audzuzeichnen. Eine erfchien unter bem
Titel: „Verwaͤnung'! der Difputaz gu Zuͤrch von Maiſter Huldegch
Zwingli Predicant zu Zürch.“ Hierauf folgt der gewöhnliche Titel:
„Dis nachbeftimmten Artikel“ u. (. v. Unter bem Holzflich heißt ed
dann ‚ferner : „Ein kurzer Begriff, wie die fürfichtigen und wys
Herren von eim E. Rat von 3ürd) habend wellen von wegen der
göttlichen warheit ein beyſtand thün. Aber die wort mögend nit
undergon. Den fpruch band bie feummen Cheiften gefaßt. Sy werbend
jnen's nieman zuden lan.““ Es folgt bann eine Nachricht von der
Difputation, welche etwas Eigenthümliches , aber auch Unrichtigkeiten
enthält. „Auf Mittwoch vor Marid Lichtmeß feyen erfchienen zu Zürich
eine merkliche Anzahl der Prieſter und gelehrter Leute, ob A bià 500
Perfonen. Donftagd habe der große Rat von Zürich fid) verfammelt,
biefe Difputation zu Hören „und find follidyà zu verhören ob 180 Mann
geſeſſen. Und iff dem genannten Zwinglin in Mittel derfelben ringe
ein Tifch geitellt worden, darbey er allein gefeflen, mit feinem Buch
bg jm habende. Alſo ift er mit fammt allen Benfigern und time
Benben denfelben ganzen Tag gefeflen,, mit offner unverfperrter Thür
wartende; ald nun gar nieman erfihinen und fid) gegen jm unge»
lan Bat, iit männiglich ufgeflanden und zu $ui gangen. Nach⸗
malen uf fregtag ift ein eerbarer vat, der maß zu fiten und warten
mit fammt dem Zwingli wider ‚nider gefeffen, und widerum gear:
tet, ob jeman zuͤ difputieren fich gegen jm yngeben wol. And
alfo wie vor den ganzen tag geharret. Iſt aber nieman da erfchi-
men fid anzuzeigen; ed ift oud) bed Biſchofs von Coſtenz Vicari
und Hofmeifter oud) dabey gefeflen, aber nit von difputivend wegen
fid) erzeigen wollen , befonder angezeigt allein. von Zuͤhoͤrens wegen
ba zu (fon. Und fo uf follichd nieman erſchynen hat wellen, dt ein
tat ufgeftanden und weg wellen gon, unb hieby dem Zwingli erlaubt
tenter zuͤ prebigen , alles das er mit göttlichen gefchrift beivären mög,
unb daby männiglichem verboten jn fürohin im feinen Dingen zu
1) Yermeldung. 9) fie werben (id denſelben durch niemand entziehen laffen.
| Erſte Didputation. 113
ſchmaͤhen unb Hinderreden, by ſtraf ꝛe. Alſo iſt mánnigfid abge
fcheiden.” Faber hielt died für Hegenwalds Erzählung, vermuthlich
weil er biefe Bogen fammt jenen Verhandlungen erhalten und überjah,
ba6 in den Verhandlungen das Richtige, das bie Difputation nur
Einen Tag dauerte, (id) wirklich finde Die Drtbograpbie diejer Aus⸗
gabe deutet auf einen Schwäbifchen Schreiber, der in der Einleitung
nur von Hörenfagen mag berichtet haben. Auch muß fie vor Hegen-
walds Verhandlungen erichtenen feyn: denn bie Güte entfalten einige,
meiſt überfläffige, Worte, bie bann in feiner fpätern Ausgabe mehr.
vorfommen. — Cine andere Ausgabe giebt außer den Schlußſaͤtzen, noch
das Ausfchreiben ded Raths, ben Abfcheid und Beſchluß desfelben nach
dem Gefpräh unb am Schluſſe bie etwas. verfdjiebene, unrichtige
Angabe der Hifchöflichen Deputirten: „Hr. Teig von Amwyler, Ritter,
Vogt zu Biſchofzell; Joh. Fabri Dr. beider Rechte, Vicarius; Fon
diim, Kanzler biichöfl. Hofes; Dr. Konrad Lemp, Pfarrherr, Predikant
zu Tübingen.“ Ferner: „der umftebenben Geiftlichen, Pfaffen unb
Mönche — ohne den großen Rath und der zulaufenden Burgerfchaft
und Fremden, feinen 580 gezählt worden.“ „Iſt niemand der Thuͤr⸗
ftigteit (Dreiftigkeit) erfchienen, dem Wort Gottes wider zu fenn. Damit
Chriſtus triumphiert, fein Diener U. Zwingli beym Evangelium beftan-
den unb die Wahrheit fich felbft erleuchter hat. Deß fen Gott Lob,
Breis und Ehre. Amen. Wer wollt bem Geift Gottes wiberfireben ?“
Diefe Bogen hatte Faber bei feinee Gegenfchrift auch vor Augen, wo
et bemerkt, dag ein „anderer Hiſtorikus“ geirrt Babe, ba er Vergen⸗
hans und Dr. Martin auslaffe und einen Dr. Lemp dagegen melde,
von dem Niemand wife.“ Diefe Ausgabe muß zu Zürich unbefannt
geweſen feyn, ba bie Verfaſſer bed Geirenrupfens Faber widerfprechen,
daß jemand anders, ald Hegenmwald, von den Verhandlungen der Diſpu⸗
tation geſchrieben habe.
Swingll'€ ſammil. Schriften I. Bd. 8
114 - Handlung der verfammlung in ber loblichen ſtatt Zürich.
Dem würdigen geiſtlichen herren und vater herren Johann Jacob
Ruffinger, Abbt zu Pfäfers, a) finem gnädigen herren embüt Meifter Erhart
Hegenwald b) fin willig dienft unb frid in Chriſto.
Wüurdiger, geiftlicher here upb vater! Ich vernimm wie üwer mürb
und gnab, us chriftlichem gemüt die epangelifd) leer und warbeit gottes
zu hören, zu (efen und zu fürdern geneigt foe, welche ich under anderm ug
dem thün erme(fen, daß fid) üwer gnad uf den tag, fo durch Burgermeifter
und rat der (tatt Zürich, bon megen zwitrachts und zweyung , der leeren
oder prebigen ‚halben in jc ftatt (id) erhebt, angeíebt, ze kommen underſtan⸗
den! bat; doch us gefchäften und funder? zufälligen urfachen üwer würd
gewendet? und verhindert. Und wiewol zu fölichem löblichem tag mit fammt
allen pfartern, lütprieftern, feelforgern, fo in der von Zürich vorgemeldt
landfchaft unb: gebieten verpfrundt, erfordert und befchriben, ouch vil ander
| fremder edel und unedel, Prälaten, Doctores, Magiftei, weltlich unb geift-
Gd) herren, desglychen bie lobwürdig botſchaft von Coſtenz darzuͤ geſandt,
bor geſeßnem rat zuͤ Zürich erſchinen, habend bann nod) (bór ich fagen)
etlich mißgünner evangelifcher warheit ein ſpott darus gmacht, fürgeben und
geſprochen, es werd zuͤ Zürich nur ein keßlertag, und kummen nüt dann
keßler zuͤſammen. Sölichs mich geurſacht unb bewegt, allen handel, reb
unb widerred, in fölicher löblicher verſammlung der geleerten redlichen
frummen mannen, geiftlich unb weltlich herren beſchehen, zu beſchryben, uf
daß männiglich ſech unb wüß, ob fófid) handlung unb reden von keßlern
oder pfannenbletzern usgericht, gehandelt und tractiert fgg, ouch ob bie
fvibetpart) (fo fid) bie fachen bbouptet Haben ufferhalb ^ berümt) bie mare
‚heit fürgibt ober: (ugen. Dann id) felbft baby unb mit ‚gefeflen , gehört und
verfaßt, alles, (o da geredt, eigentlich behalten, nad) dem in miner herbera bag
ufgefchriben, die anderen ouch, fo gegenmürtig der fachen geweſen, erfunbt ®
unb geftaget, wo ich vermeint midy® nit recht haben verftanden; darf ouch
das mit warer kundſchaft unb zügnuß aller deren, fo darby. unb mit gewe⸗
(emn, mit fechshunderten oder meer erhalten, bag ich nit bil ander, meniger
noch minder: wort (fo bi bie fubftan3? betreffend), denn mie die ber(offen
und befcheben (inb, thün beſchryben. Schi und ſchryb das zu uͤwern gna»
den; bitt üwer gnab wol ſölichs gütmwillig und gnädig zu Dienft annemen;
erman ouch (als ein mitbruͤder in Ehrifto) üwer gnab wol fürbin, mie fn
angefangen bat, feftiglid) by der evangelifchen marbeit biyben, flpffig im
Evangelio und Paulo, oud) andeen göttlichen gefchriften (mie man dann
1) unternommen. 3) befondern. ?) abgehalten, *) anderswo. ©) ausgeforſcht.
6) das Weſentliche.
a) Fohann Jakob Ruſſinger, von Ruſſtkon im Zürichgebiete gebürtig, war
Abbt zu Pfaͤfers, ſtand in Briefwechſel mit Zwingli, beforderte die Reformation
in Sargans unb Bünden. (Wirz N. Helv. KGeſch. 1, 531, 570. 2, 443.) Nach der
Schlacht bey Kappe [1531 trat er wieder zum Katholicismus zurück. b) Mr. Erhard
Hegenwald war Schullehrer geweſen (Faber Unterrichtung), gelehrt (Geirenrupfen),
ſchrieb die Verhandlungen dieſer Disputation ohne Zweifel auf erhaltene Aufforderung.
Später hielt er Grebel von einem dfientlichen Kampf ab mit Burgauer, bem noch et⸗
was Fatholifivenden PBredifanten zu St. Ballen, (Wirz it. 2. 401.)
Handlung der verfammlung in der Toblichen ftatt Zuͤrich. 115
das von üwern gnaben ruͤmt) üben und (een, demfeldigen ouch (nad) allem
fmerm vermögen) glychfoͤrmig und hriftlich leben und den andern, fo üwer
gnad in fründfchaft oder funft in cheiftlicher gefellfchaft verwandt, al8 dem
würdigen und geiftlichen herren sc. Abbt zu Difentis, a) föliche handlung zu
‚Zürich, uf bem tag befchehen, ouch zu ſchicken zu leſen, uf daß bic warheit
erkannt, das Evangelium gefürdert, bie chriftlich Lieb gemeert, die menfchen
mit dem mort gottes geſpyst, unfee will unb geift mit Gbrifto durch fin
wort bereiniget, in frid, fecub und einhelligkeit, bie zytlich und dort in
. ewigfeit biybe. Amen. Geben in der Löblichen ftatt Zürich uf den dritten
tag des monate März im jac MDX XIII.
M( das münnigfid) bed handeld bad bericht mag werden, hab ich deren
von Zürich manbat, fo in aller jro landfchaft und gebieten vorhin usgan«
gen, zu eim Argument (obgemeldter verfammlung urfachen anzeigend)
borangeftellt und verfchriben. ?
Wir, der DBurgermeifter, vat und der groß rat, fo man nämt die
zweyhundert der ftatt Zürich, verfündend allen und jeden Lütpriefteen, pfar«
rern, feelforgern und prädicanten, fo in unfern ftätten, graffchaften, herr»
(haften, hohen und nidern gerichten und gebieten berpfrünbt und wonhaft
find, unfern grüß, günftigen und geneigten willen, und thünd dd) zu müffen:
Alsdann je ein guͤte zyt har bil. zwirracht und zweyung fid) erhebt zwüſchen
denen , fo an der fansel das gotteswort dem gemeinen menfchen verfündend,
etlich vermeinend dag Evangelium trümlidy und ganz geprediget haben;
‘andere fcheltende, als ob ſy nit gefchicht und förmlich handlind. Dargegen
oud) die andern miberum die ale irefäjer, verfürer und etwann feier nens
'nend; b) die aber alfmeg mit göttlicher gefcheift einem jeden beg. begerenden
rechnung und befcheid zü geben fid) erbietend hierum im allerbeften, und
vorus um gottes cer, friden und chriftenlicher einigfeit willen. So ift un»
fer befeld, will und meinung: Daß. je pfarrer, feelforger, prädicanten ges
meinlich und jeder infunder, oder ob funft funberig? priefter Hierzu ze reden
willens wärend, in unfer ftatt Zürich oder ufferbalb in unfern gebieten wie -
obftat berpfrünbt, fo bann vermeinend den andern teil zu fchelten, ober
anders zUü underrichten, uf den nächften tag, nad) kaiſer Karolus tag,
das i(t der nün und zwänzigft tag des monate Syenner zu fruͤjer ratszyt üt
unfer flatt Zürich unb bafelbs in unferm rathus vor uns erfchunind,
und das, fo je widerfechtend, mit mwarhafter göttlicher gefchrift in tütfcher
sungen und ſprach anzeigind. Da mir mit allem (98 mit etlichen geleerten,
ob e$ ung güt bedunkt, ufmerfenb unb nad) dem mit göttlicher gefchrift und
warheit (id) erfindt, werdend wir ein jeden heim (idem mit befelch, fürze⸗
1) befchrieben. 2) befondere. =
a) Andreas von Balära, feit 4512 Abbt. Er Hatte das verbrannte Kloſter
wieder erbaut. — (Sprecher Rhaͤt. Ehron. 250.) b) Yon diefer wechielfeitigen Befeh⸗
dung fiche bey Wir; 2, 16 ff.
116 Handlung ber verfommlung in der Toblichen (tatt Zürich.
faren oder abzeſton; darnach nit für unb für ein jeder alles, das in aut
beduntt, on grund ber rechten göttlichen gfchrift an der kanzel prebige.
Wir metbenb ouch unferm andbigen herren von Goftenz fólid)$ anzeigen,
Damit je gnab oder bero anmwalt (ob fg mwellend) ouch darby fun móginb.
Db aber jeman dannethin? widerwärtig (9n wurde und nit rechte, göttliche ges
fchrift erfcheinte ,? mit bem wurden wir nad) unfer erfanntnuß wyter hands»
(en dag, beg wir lieber. entladen fon wöllend. Wir find ouch güter hoff
nung 3d gott dem allmächtigen, ee werde bie, fo bas liecht der marbtit alſo
ernftlich fuchend , mit demfelben andbiglid) erlüchten, und daß wir bannetbin
in dem Liedyt als (ün des liechts wandlind. Datum und zu urfunb mit .
unfer ftatt fecret hieryn gedrucktem infigel bewaret, famftag nach der bſchny⸗
dung Chrifti und nad) finer geburt im drü unb zwänzigſten jar der mins
dern aat.
Als num alle fütpriefter, prädicanten und feelforger in der von Zurich
- gebiet als gehorfame uf aut unb tag vorgemeldt erfchinen, find. alfo in bet
groſſen ratftuben zu Zürich mere dann fechshundert mit (ammt unheimifchen
und frömden verſammlet mit der Loblichen botfchaft von Co(ten;, nf der
ton Zürich anbringen darzuͤ gefanbt, unb als zu feier ratszyt jedermann
gefeflen mae, fleng ber Burgermeifter bon. Zürich an zu reden,
wie barnad) folget.
Hochgeleerten würdigen, edlen, fe(ten, eerfamen, wyſen geiftlichen Bets
ten und feünd! Nachdem fid) ein zyt har in miner herren (tatt von Zürich
und jren Inndfchaften oft zwitracht und mwiderfpän? erhoben von wegen
etlicher predigen und leeren, durch meifter Ulrich Zwinglin unferen prädi-
canten hie 34 Zürich uf der Tanzel dem volk fürgehalten , deßhalben er bon
etlichen ein berfürer, bon den andern ein Teer gefcholten und hinderredet,
darus erwachfen, daß nit allein in unfer ftatt Zürich, funder ouch allenthalb
uf dem land in miner. herren gebieten föliche uneinigkeiten under den prie⸗
fteren, ouch under den layen fid) meerend , und täglich Elag defhalben für
mine herren fummen; bat oud) fölich nachredens und ſchmützens fein end
fon mellen. Derbalben meifter Ulrich Zwingli fid) uf ofiner kanzel oft
erboten tor. jedermann finer prebigen und leeren, bie zu Zürich befchehen, ute
fad) und grunb 3ü geben, mo jm ein offenlich bifputag vor männiglicd)
geiftlich und weltlich zu halten tergónnt wurd. Uf fölichs meifter Ulrichs
begeben? hat ein eerfamer rat 3d. Zürich vermwillget, groß unrüm unb zwi⸗
tracht abzeftellen, im dergunnt,* ein offentlich bi(putation in tütfcher ſprach
vor dem groſſen rat zu Zürich, fo man ndmt die zweyhundert, zehalten,
zu welicher ein eerſamer wyſer Rat alle irer landfchaften Lütprieftee und
feelforger bat. thün berüfen; ouch den hochwürdigen herren und fürften 1c.
bifchof von Cofteng darum begrüßt,® welicher finee gnaben loblich botfchaft
hiezuͤ gegenwürtig gefandt, beg (inen gnaden ein: eerfanter rat von Zürich
1) fürbin. 3) zum. Beweis hervorbrachte. 3) Streit. *) Erbieten. 5) geſtattet.
€) angeſucht.
Handlung der verfammlung in der loblichen ſtatt Zuͤrich. 117
groſſen infunberd dank (aget. Darum ob jeman bie wäre, der etwas mifi»
fallens oder zwyfels an meifter Ulriche predigen oder leeren (bie zu Zürich
uf der kanzel gethon) hätte, wöllte oud) ober wüßte etwas zun fachen ze
teben, alfo bag fülich prebigen unb (eere nit als marbaftig, funder verfürifch
oder feperi(d) wärend unb fon folltind, bet mag hie vor minen herren ben
oft gemeldten meiſter Ulrichen der unwarheit bewufen , und in bit gegen»
würtig fins terfals Durch göttliche gefchrift entrichten ,? fry ficher und on
alle entgeltmiß,? damit mine herren füchin täglicher Hagen, fo von ſoͤlicher
zwitracht und uneinigleiten entfpringend, überbebt fyind. Dann mine ber»
zen find füliche klagens, fo fid) für unb für von beiden geiftlich unb weltlich
fütig meeret, müb worden.
uf fölich veb unb anbringen. antwurt here Frik von Anwyl vittee, hofmeiſter
bifchofs von Eoftenz a) und was fin red der meinung:
Sochgeleerten, würdigen, edlen, fürfichtigen wufen sc. Der body
würdig herr unb fürft, here Hug,b) von gotts gnaden bifchof bon Coften;,
min gnädiger Herr, weißt wol unb ift zu gutem teil finer fürftlichen gnab mot
Bund, daß jet allenthalben in finer $. ©. bistum vilerley unb mengerley wider-
ſpän, zwitracht ber leexen oder predigen halben (diee * an allen orten erftond;°
unb wie wol fin $. ©. je und je des gemüts , des willens gewefen ift, oud)
fürbin (ob gott will) fon wirt, in allem bem, bag zu (rib, zu einigkeit für
deren mag, fid) in allweg gndbig, gütig und willig (affen finden: bot bod)
fin S. ©. uf funders begeren und anbringen eines eerfamen und wyſen rate
von Zürich (ba nun etlicher maß miber(pan oder uneinigfeit der prebigen
und leeren halben oud) i(t erwachſen) je anmatten- botfchaft biezu gegen»
mwürtig die würdigen herren bere. doctor Vergenhans dumherr, finer gnaden
bicarium c), herr doctor Martin d) von Zübingen, mit fammt mir
(iner F. ©. biener; biehar. verordnet, ae lofen und ze hören ſoͤlichs zwi⸗
1) überweiſen. 2) widerlegen. 9?) Sorge, e$ entgelten, büßen zu müſſen. °) oci» -
nahe. 5) entſtehen.
a) Er war auch Vogt bes Biſchofs zu Biſchofszell und begünſtigte fpäter ſelbſt bie
Heformation bieíes Ortes. Er fchrieb 1527 eine Turze Beichreibung des Thurgaus und
verfertigte einige geifliche Lieder. (Simmiers Urfunden Bd. 4. 25 2. ©. 420.424,
ett. Schw. Gel. 1, 448.) b) Hugo von &anbenberg, geboren auf dem Schloß⸗
fein Hegi bey Wiefendangen (K. Zirich). Note von Werner Steiner. Mſer. Er farb
1532, c) Johannes Heigerlin, befien Vater ein Schmid, daher er (id) auch
. Schmid (Faber) nannte, war zu Leutkirch, einer Fleinen Reichſsſtadt in Schwaben;
oeboren, ert Vikar, bann Pfarrer zu Lindau, Doctor der Rechte auf der Lini»
verität Freyburg, Beneralvifar zu Conflanz und Befiger vieler Pfründen, und endlich
Biſchof zu Wien, wo er ftatb. In früherer Zeit begünftigte er die auflebende itera»
Iur, die befjere Predigtart, wie er in diefen Verhandlungen alfo von fid) ſelbſt
zeugt: „Ich Tann mich nit berämen bil der fprachen; bas weiß id) aber wol. daß ich
bon dem gelcerteiten, fo man in der Hebräifchen (prad) finden mag, gehört die fünf
bücher Moſis, vier Tünigbüder, Danielem, Efajam, Hieremiam, die mindern prophe⸗
ten, ond) andere. Go bab ich gehört (gott wollt, bafi ichs behalten!) Homerum,
Arikophanem, Luciani etliche » Gopbecem gar; Piutarchum unb. Demosthenis opera
etliche und anders. Das muß ich bir (Hegenmwald) num anzeigen, bof bu mein demätige
rede, (o id) getbon, nit folle dermafien annemen, als ob ich‘ wäre gegen denen fpra-
de, wie der ejel gen der leyren.“ (gabers Unterrichtung.) €v beförderte die Sil»
118 Handlung der verfammlung in der Ioblichen flatt Zürich,
teachts urfachen; bat oud) darby fin fürftlich gnab und nüt andere denn
guͤtig in fólid)en fachen ze handlen empfolen, das beft fo wir. immer mögend
darzü reden, was zu eeren, zu friden unb einigfeit einem eerfamen rat von
Zürich, desglychen einer würdigen priefterfchaft möcht erfchieffen.t Darum,
hochgeleerten, würdigen, eerfanien, wyſen herren und güte fründ, red ich: Ob
jeman bie zügegen wäre, ber etwas ynred oder befchuldigung , der leeren
und predigen halben fo bie gefchehen , wollt fürbringen, melfenb wir us bes
felch mine ©. H. von Eoftenz als finer F. G. gefandte willig umb gern zuͤ⸗
hören, ouch um frids unb einigfeit willen, fo fer unfer vermögen ift, amio
tracht (fo etwas entftanden wäre oder entfton füllte) helfen richten, uf daß
frid und fründfchaft zmwifchen .einer würdigen priefterfchaft blybe, bis (id)
win G. H. unb fürft mit (ammt finer gnaden geleerten und prälaten bifee
fachen halben wyters thät underreden unb bedenten, Das was fumma finee
ganzen reden, '
Daruf vedt meifter Ulrich Zwingli und mas fin red alfo anfänglich. -
Ir frummen brüber in Gbrifto! der allmächtig gott "bat je und je
von anfang der welt finer görtlihen gnaden willen und gunft dem menfch-
lichen gfchlecht erzeiget, gütig als ein allmächtiger getrümwer vater, wie wie
bann (e(enb und erfennend us allen göttlichen afchriften, alfo bag der ewig
barmherzig gott fin göttliche wort, finen willen, dem menfchen zu troft
allweg bar mitgeteilt, Und wiewol er zu etlichen zut das felbig wort, das
fiecht dee warheit von wegen der fünbigen und gottlofen der arbeit wider-
firebenden bat verhalten, und die men(den, fo ſy jrem eignen willen und
-böfer natur anleitung nachfolgtend , laſſen in iretum fallen, als wir beg
ware kundſchaft findend in allen biblifchen Hiftorien: fo hat er doch allıweg
‚barwiderum die finen mit dem Tiecht fined. ewigen wortes erlüchtet und
getröſt, bag, fo fo oud) in fünb und irrfa( find gefallen, widerum durch
fin göttliche gnad uferbaben, * unb die felbigen nie gar verlaffen und von
finex göttlichen erfanntnuß Laffen fommen. Das red ich darum, lieben brü-
der! dé) ift zuͤ wüſſen, bag je zu unſern zyten glych wie oud) borbar
manche: jar. das heiter , [utet unb klar liecht, bad mort gottes, mit menſch⸗
lichen uffäßen ? und leeren fo. gar berb(enbt, * vermiſcht und verblichen® ift,
taf ouch der meerteil, fo fid) je Chriften mit Dem mund befennend, nüt
1) gereichen. ?) aufrecht erhalten. 3) Satzungen. € verdunfelt. #) verbleicht.
bung junger Männer zu Gelehrten, batte Achtung für Glarean, Vadian, und beſon⸗
ders große auch für Swingli (ep. ad Zwingli 17. Decbr. 4519), war Gegner des
Ablafibandels (ad Zw. 7. Jan. 1519), verbot bem Samſon die Kirchen zu Dffnen und
fand des Papfts Benehmen bey biefem Handel felbft unerträglich, Er lobte erít Luther,
äußerte bann. bald Beſorgniſſe, durch befien Angriffe auf den Priefterftand ward er all»
mäblig Gegner, und von einer Neife nad) Rom fam er als erflärter Feind der 9tefote
mation nach Hauie (1521). Er verfor nun bie Achtung Blarean’s; handelte als ent»
ſchiedener Gegner Zwingli's bey der erſten bifchöflichen Befandtichaft nach Zürich im
April 1522, nod) feindlicher bep dieler Sisputation gegen „der neuen Luther unter
einem raubern golfe, * — Geine Erbitterung gegen die Steformation fteigerte (id) big
zu graufamer Verfolgung ihrer Anhänger. — (Vergl. Wirz und Hottinger.) d) Mar-
tin Oianfd. Er polemiírte ipäter zu Conſtanz gegen bie reformirten Prediger, .
bejonbcre 2Banner, (Voͤgelin, Geſch. b. Eonft. 9tef. in Füßlis Beitr. IV. 215. 246.)
Handlung der verfammlung in der fobfidjen ftatt Zuͤrich. 119
wenigers wüflend denn den göttlichen willen, funber durch je eigen erdachte
gottsdienſt, heiligkeit, uswendige geiſtliche anſchowung, ton menſchen
harkummen und ufgeſetzt, irrgangen, deß ouch von denen, die. man geleert
und als fürer der andren achtet, überrebt, daß bie andern einfältigen bets
meinend fölchen üfferlichen erdachten geiftlichen ſchyn und felbft ufgelegten
gottesdienft zu der feligkeit dienend als notwendig, fo doch warlich all unfer
feligkeit, troft und heil nit in unferm verdienen, Huch nit in ſoͤlichen üſſer⸗
lichen ſchynenden werten ſtat; jg nur allein in Chriſto Jeſu unſerm ſelig⸗
macher, bem der himmliſch vater ſelbs zügnuß geben hat, daß wir in als
ſinen geliebten ſun ſollind hören. Welichs willen und rechten dienſt wir
allein eigentlich us ſinem warhaftigen wort der heiligen Evangelia, und
ſiner zwölf boten wüſſiglichen! geſchriften erkennen mögind und lernen, ſunſt
us keinen menſchlichen geſatzen oder ſtatuten. Sölichs ſo nun durch die
gnad und ynſprechung gottes heiligen geiſtes etlich frumme herzen underſtond
ze predigen und dem volk fürhalten, thüt man die ſelbigen nit als Chriſten,
ſunder als durchächter chriſtlicher kilchen ja als ketzer beſchuldigen und ſchelten,
deren ich ouch einer, von vilen geiſtlichen und weltlichen alfenthalben in
der. eidgnoffenfchaft geachtet wird. Und wiewol ich weiß mich nüt in diſer
(tat Zürich geprediget haben nun ſchier fünf jac, a) denn das warhaftig,
luter und heiter gotteswort, das heilig Evangelion, die frölich botſchaft
Chriſti, die göttlich gſchrift, nit durch menſchen ſunder durch den heligen
geiſt geredet und usgeſprochen: jedoch hat mich das alles nit mögen helfen,
ſunder bin von manchem ein ketzer, ein lugnet, ein verfuͤrer, ein, ungehors
famer chriftlicher Eilchen gefcholten, das minen herren von Zürich wol
wüflend ift. Söliche Han ich mid) vor jun, als minen bereen, ecftagt ,.fü
an offnee kanzel ‚gebeten unb vil ermant, mir zuͤ vergönnen, miner predigen
und leeren, fo in je ftatt gethon, bot allen menfchen, geleerten oder unge»
keerten , geiftlichen oder weltlichen, ouch vor. unferm gnädigen herren bifchof
von Coftenz oder (inert anmwalten, rechnung ze geben, beg ich mid) ouch zu
thün erbüt zu Coſtenz in der ftatt, mo mir ein (ry ficher geleit zügefeit und
gehalten wurd, wie bann je ouch hie denen von Coſtenz. Uf fülichg min
erbieten habend je, mine herren, villycht us göttlichen willen , mir vergönnt
bie vor einem gefegnen rat ein bifputation in tütíd) ae halten, deß ich üch,
als minen herren, infunder großen dank fag; hab alfo aller miner reden
und predigen zu Zürich gethon meinung und inhalt in etlich befchlußreden ?
verfaßt, die felbigen burd)ben druck zu tütfch Laffen usgon, uf dag männiglich (ce
und müf, mas min leer unb predig zu Zürich gſyn tft und fürhin ſyn wirt,
wo ich. nit eins andren bericht wird; berboff unb bertrum (ja weiß, ouch).
dag min prebig unb leer nüt anders-ift, denn das heilig, warhaftig, kuter
Evangelium, das gott durch mid) mit anfudyen oder. unfvrechung fines
geiftes hat mwellen reden. Aber us mas meinung und willens gott der alls
mächtig ſoͤmlichs durch mich (ale finen unmwürdigen Diener) hat mellen beſche⸗
ben, .mag ich nit wüflen ; dann er allein erkennt und weißt bie heimligkeit
ſiner gerichten.? Darum erbüt id) mich bie cim jedlichen, ber vermeint min
1) geroi(fen, zuverläffigen. 9) Säbe, Schlußſaͤtze. ?) Ratpicntäe,
a) feit 1519,
/
120 Handlung ber verſammlung in der Ioblichen ftatt Zürich.
predigen und (eer gethon unchriftenlich ober Teberifch ze fun, urfachen , teb
unb antwurt ze geben , gütig und on allen zorn. Nun wol bar in dem namen
gottes! hie bin ich.
Uf ſolich red meifter Ulrichs (imb uf Wicarius zů Coſtenz 3d antwurten
wie barnad) folget.
MWolgeleerten , würdigen, edlen, feften , günftigen , wyſen ze. Min gütee
mitbrüder und here meifter Ulrich zücht an und beklaget fib, mit er allweg
das heilig Evangelium bie zü Zürich offenlich geprediget bab, das warlich by
mir kein zwyfel iſt; denn welicher wollt nit das heilig Evangelium und den
helgen Paulum (fo in gott zu einem prädicanten berfchen * hätte) trüwlich
und warhaftig thuͤn verkünden. Dann ich ouch cin ſeelſorger oder pfarret
bin, villycht unwürdig; hab doch den minen, mir zuͤ underwyſen in dem
tort gottes befolen,? (funder ? fo id) by jnen bin) nüt denn das warhaftig
Evangelium fürgehalten und geleert, weliches ich oud) mit mater Eundfchaft
möcht bewufen, und fürhin (mo mid) gott nit mit andren gefchäften a)
mind ©. H. von Eoftenz in dienft verfaflet *) das felb zu prebigen in feinem
weg wollt fparen. Denn das heilig Evangelium ift ein kraft gottes, ale
der Heilig Saulus ſchrybet zu den Römern I. 16. eim jeglichen, der daran
gloubet. Nun aber fo meifter Ulrich anzücht und beklagt fid), mie jn ettid)
befchuldigend, ale 0b er nit die matbeit geredt und geprediget follt haben,
bed) (fid) erbüt und erboten hat, finer reden und predigen vor jedermann
auch zu Eoftenz antwurt ze geben; fag ich darzuͤ, lieben herren! mo meifter
Ulrich, min güter bert und frünb, zu mir gen Eoftenz käme, wollt ich jm,
als minem güten (rünb und herren, alle feündfchaft unb eer fo vif in minem
vermögen ift bereofen , jn ouch mo bas jm geliebt in minem bushaben, ®
nit allein ale ein guͤten fründ, ſunder ouch als ein bruͤder tractieren; deß
ſoll er ſich warlich zuͤ mir verſehen. Wyters fag ich, bag ich nit kummen
bin evangeliſche oder apoſtoliſche leeren ze widerfechten, ſunder die, ſo
wider die leer des heiligen Evangelii redend oder geredt hättend, ze hören und
guͤtiglich (ſo etwas uneinigkeit entſtuͤnd, oder entſtanden wäre) helfen ent⸗
ſcheiden, wo bad immer geſyn möcht, uf frid unb einigkeit, nit zu ufrür,
fölich ding helfen richten. Dann Evangelium und der göttlich Paulus
leerend allein, mas zu gnad und frid, nitmat zu ufrür und unfrid dienet. ")
Aber fo man wider alte löbliche gebrüch und langer zyten harkummen umb
gemwonheiten wollt fechten oder bifputiten, reb. id), als ein gefandter unb
Diener mind ©. H. von Eoftenz, mich in fülichem fall hie zu Zürich nüt
davon zu Ddifputieren underwinden. Denn mind bedunfens wärend
fömlich fachen under einer ganzen chriftlichen verfammlung aller nation,
oder vor cim concilio der bifchofen unb andrer geleerten, fo man findt uf
den hohen fchülen , glychwie oud) bor zyten by den heligen apoftlen zuͤ Hie⸗
ruſalem befchach, uszerichten, mie wir dann lefend actorum XV. Dann ob
man fölich fad), den gemeinen alten harkummenden bruch [oblic)ee ges
1) verordnet, 2) anbefohlen. ?) befonbers, *) verpflichtet. 5) Hausweſen.
a) Das Generalvifavíat,
*) Die Stellen mit *) bezeichnet fee in den Juſaͤtzen am Schlufle dieſes Artilels.
Handlung der verfammlung in ber loblichen flat Zürich. 121
wonheiten betreffend, bie wurde bifputieren, unb ouch etwas: barmiber bes
ſchlieſſen: fo wär es villucht ben andren Ehriftglöubigen, fo an anderen: orten
und enden wonend, nit gefällig; würdend on zwyfel fürwenden, fu hättend nit
in unfer:meinung vermwilliget. Dann was murbenb die in Hifpania , bie im
Gtatia , item bie in Srancia, item die in Septentrione darzü fagen? man
müßt wearlich, fag id), mie vormals (fide fachen vor einem gemeinen
concio (follt das anders Eraft haben) betätigen und erhalten. Darum,
lieben herem, red ich jebunb für min verfon; als ein chriftliche glid unb
Brüder in Chriſto bitt und erman fölich fachen wol zu betrachten , damit -
nit harnach wyters und gröſſer unfeid und fchaden möchte erwachſen. Deß⸗
Halb wär min trüwlicher rat, uneinigleit oder zwitracht fo under dd) erftan-
den (meliche päpſtlich oder funft, geiftlich conftitutiones? mand) hundert jar
langwirig? betreffend) anfton (affen, und funft on difputieren verrichten ?
unb. ufziehen , * ob man in mittler 5 zyt fürderlicher und glimpflicher 5 davon
moͤcht handlen. Denn min gnábiger herr von Coftenz ift deß bericht, bag
zu Nürnberg don ben ftänden des rychs i(t befchloflen, daß ein gemein
concilium in tütfcher nation in jars frift fog angefchlagen, 7 in melidyem
Uaß id) mir fagen) der halb teil weltlich der ander teil geiftlich richter ber»
ordnet merdend, bie bon ben fachen (damit jets fchier bie ganz welt verieret (t)
urteilen follend und walten. Wo bann fótids beichäch, möcht man vor ben
felbigen (als bie autorität oder gemalt hättend) ſöliche anligende fachen für⸗
menden. *. Demnad) ift mins gnädigen herren flp(fig ? begeren, mo ‚dag
immer aefon mag, ſolich zwitracht geiftligkeit betreffend fründlich üd) unb
allen Chriſten zu gütem laſſen richten? on difputieren. Dann ob man glych
wider lich langhar kommend conftitutiones, fabung und gemonheiten durch
gefchrift wurd reden und mwiderreden: mer wollte bod) in den Bingen richter
(on? Ming beduntens follt man ſoͤlche ſachen, fo man je difputieren wöllt,
anbringen vor ben hohen ſchuͤlen, als bo ift Paris, Cölln oder Löwen.
[Hie lachend alle menfchen; denn Zwingli fiel in bie red, fpredyenb: mie
wär aber Erdfurt? fotít Wittenberg nüt? fprad) Vicarius: nein! bee Qutee
wär zuͤ nahen. Duch fprach er: ab aquilone panditur omne malum.] Da
ſelb fund 12 man bi der gefchrift bericht 9 bie fölich groß fachen zu handlen
etwas feaft hättend. — Nit veb ich das borunt, bag ich jeman zu nachteil ſiner
eeren oder kunſt geredt will haben; ſunder ich meld ſoͤlichs als ein chriſtlichs
glid und us guͤtem gemuͤt. Doch ſo fer min amt und befelch erfordert,
fab ich vormals erzält, 9 mich nit anders, denn züzehören und nit zu diſpu⸗
tieren geſandt (gt...)
Daruf redt meiſter Ulrich Zwingli alſo:
Frummen bruͤder in Chriſto! der würdig bere Vicarius ſuͤcht vil uszüg **
unb yntrags, ** damit vermeint üwer einfältigkeit bon ſoͤlichem üwerem fürne⸗
men zu wenden mit künſtlichen, rhetoriſchen, uszügigene worten.”*) Denn
fo ec. fürhält und ſpricht, fid) nit wellen wider alte lobliche gewonheiten oder
1) Satzungen. 7) dauernd. 3) beylegen. 5) verſchieben. 5) während ber — 5) an⸗
gemeſſener. 7) angeſetzt. 5) Angelegenheiten vorbringen. 9) dringend. 19) beplegen.
1*) fande. 12) Berichtete — Schriftgelehrte. 1?) gemeldet. 15) Ausflüchte, 15) Einwen⸗
dung. 16) ausweichenden.
*
123 . Handlung der verfammlung in bee Toblichen fat} Zürich.
wider [ang harkummen brüch (geiftlich conftitutioned betreffend) difputieren,
. fag ich, baf wir bie nit nach bem (tagenb, wie lang Das oder jens int brud)
oder gwonheit gſyn iſt. Wir wöllend reden von der warheit, ob us göttlichem
gſatz ein menſch ſchutdis ſye ze halten, das durch langen bruch von den men⸗
ſchen us ufſatze geboten wirt. Denn wir vermeinend ſchlecht? (als ouch
des papſts eigen decret inhalt ?), gewonheit ſoll der warheit wychen. Daß er
ober fürgibt, ſölich ſachen fülltend usgericht werden vor einer ganzen chriſtlichen
verſammlung aller nation, oder vor einem concilio der biſchofen 1c., red id) dar⸗
zu alſo: daß hie in dieſer ſtuben on zwyfel ift ein chriftliche verfammlung. ")
Deun ich hoff, es (9g bie under ung ber meerteil, bie us göttlichen willen unb
Lieb die marbeit begerend ze hören, ze fürdern unb zü wüſſen; ; welches der all⸗
mächtig gott ung nit wirt abſchlahen, mo wir das jm zu eeren mit rechtem glou⸗
ben und herzen ſind begerende. Denn der herr ſpricht: wo zween oder dry in
minem namen verſammlet ſind, bin id) mitten under jnen. Ouch find bor
zyten nit bifdyof (glych ben weltlichen fürften) in conciliis züfammen kum⸗
men; wie bann wir jet fürgebend und vermeinend, daß bie frummen väter
bot zyten in chriftlichem handel verfammiet; find on zwyfel nit fómlid) gewalt⸗
herrſchig prälaten und bifchof geſyn wie je, als fo fprechend, fon müflen;
als fid) bas warhaftig erfindt us glöubigen gefchriften der alten. Und bezügt
das ouch eigentlich dag wörtlin Epifcopus, welches, fo mans redyt vertütfcht,
nüt andere heißt, bann ein wächter oder uffeber; der ufmerken unb acht. bas
ben fol uf fin voll, jm zu underwyſen im göttlichen glouben und willen befo⸗
len, das ift uf gut tütfch ein pfarrer. Co nun bie in difer verfammlung
ſo mand) frummer vedlicher chriftglöubiger menfch nit allein innerhalb miner
herren von Zürich gebiet, funder ouch andersmohar bürtig , oud) fo mancher .
geleerter, gottsförchtiger bifchof und pfarrer, on zwyfel die warheit gottes ze
fürbern, die göttlich warheit zu Hören unb ze wüſſen, hie zuͤgegenwürtig fißet:
ift aber gar fein mangel befbalben , bag man nit.folf , wie min bere Vicarius
fpricht, von ſoͤlichen fachen bifputieren, die warheit reden und befchlieflen.
Daß man aber fpricht: die andren nation wurdend nit daryn verwilligen; fag
id), das ift bod), das man täglich f(agt, mie bie groffen hanſen, bifchof und
prälaten, das heiter unb (uter Evangelium, die göttlich gfchrift bem gemeinen
mann underftond vorgehalten. * Denn ft gebend für, es gebür fid) nieman
Die gefchrift uslegen, denn inen; ginch ale ob die andren frummen menfchen
nit oud) chriften, unb mit dem geift gottes nüt ze fchaffen hättend, oder on era
fanntnuf góttlidys morts fun müftenb. Und find ouch jr etlich, die dörfend fagen:
e$ gesimm (id) nit, die beimfigfeit der göttlichen gefchrift ze offenbaren. **)
Denn by mir ift fein zwyſel, menn by denen vorgenteldten völferen oder nation
bic [utet warheit Ehrifti’allein, nit mit menfchengefaßen vermifcht, geprebiget
wurd, und nit durch päpftlich, Eaiferlich und bifchofs mandaten hinderges
fchlagen,? ſy murbinb als frumme chriftliche herzen die marbeit annemen,
gewonheit ober conftitutiones , von menfchen entfprungen , faren laflen, mit
den andren, durch das mort gottes erlüchtet, einhellig fun und verwilligen. 5
Aber des coneiliums halben, fo man fpricht, wie das zu Nürnberg in jars⸗
(ftit angefehen, bebunft mich fülichg fürgehalten (gr, allein den armen mann,
NNNM
1) Satzung. 2) ſchlechterdings. ) enthält. *) vorzuenthalten. 5) hinterhalten. 6) ein⸗
willigen.
⸗
Handlung der verfammlung in der loblichen ftatt Zuͤrich 123
der gotteé worte begirig, ufzüzichen. * Denn ich fag lich, lieben herven, daß
mir kurzlich by dryen tagen brief züugefchriben von Stürnberg, bie id) auch;
wo das not erfordert, zeigen möcht, in welchen wol etwas bon eim concilio
gemeldt wirt, aber ich vernimm nüt, daß davon etwas eigentlich fye befchloffen. a)
Denn papft, bifdyof; prälaten und greoffe hanfen mögend fein. concitium,
borin göttlich gefchrift (uter und klar fürgehalten wurd, erfuden. Ouch ift
wol (don, ? daß big jars nüt darus mag werden, ob ouch der gmein chrift
mit ernſt dorzü thäte, us der urfach: man möcht nit gnuͤgſam proviant in
ſolicher kurzen aot zu fölicher groffer verfammlung berorbnen. ? Ich gibe
oud) zu, daß ein concilium mit ber zyt wurd angefeben. Wie will man in
mittler zyt mit denen handlen, die irrige * confeienzen bishar gewunnen, ®
bod) der warheit begirig ze wüflen? Will man diefelbigen dürftigen ſeelen bee
warheit berouben , im zwyfel Laffen bangen, durch menfchengebot erfchreden
unb alfo der warheit ungewüß leben Laflen oder fterben? Fürwar, je frummen
brüder, es i(t nit ein. klein ding! gott wirt nit von uns erfordern, was
papft, bifchof, concilium ftatuirt hab und geboten; ouch nit, wie lang big
oder jenes in loblichem alten gebruch afon iſt; funder ee wirt forfchen, mo
fin göttlicher will, fin mort, fin gebot (og gehalten. " Nun zum Testen
fo fürgemwendt wirt ber richter halben, bie min bere Viearius ufferhafb der
hohen fchülen nit vermeint ze finden, fag ich: wir haben hie unfelig® unb un»
partyiſch richter, namlich) göttliche afchrift, bie nit fann lügen noch teügen.
Die felbigen habend mir segegen in Bebedifdyer, ‚geiechifcher und latinifdyet
zungen; die welfend mir. zu beider foten baben zu einem glychen und gerech⸗
ten richter. ) Oud) Babenb mir hie in unfer (tatt Zürich (gott fyg (ob) fo
manchen geleerten afellen, 7 in ben dryen vorgmeldten forachen anügfam erfa⸗
ren, als uf keiner der hohen fchülen, fo erft von dem herren Vicario gendmt
und angezeigt! Ich red aber von denen, die gmmeldte hohe fchülen vegierenb
als obre(te und höupter: id) mein nit Erafmum von Rotterdam und andre
meer , die fic zu zyten als gäſt und feenibe uf ben fchülen enthalten.” Ouch
fi&enb bie in difer ftuben doctores der göttlichen gfchrift, Doctores im geiftlichen
rechten , vil geleerter us mancherley univerfitäten. Die felbigen füllend bie
, 3) binzubalten. 2) offenbar. ?) sufammenbringen, für — forgen konnen. *) bero
wirrte. 5) befommen. °) unfehlbare. 7) Mitarbeiter. 3) aufhalten.
a) Hummelberg an Zwingli 2. Nov. (%. non. Nov.) Man fagt: der Kardinal
von Salzburg und der Pegat wenden alles an gegen Luther. Der Legat fagte vor Fer⸗
Dbinanb: der Bapft babe bier Dinge vor — Vereinigung des Caſars und bes Pompejus
(des Kaifers und des Königs von TFranfreich); bie Vertilgung bes Lutherthums; Die
Heformatton der Kirche unb den Krieg gegen die Türken — und ber Berg wird eine
Maus gebären! (Hott. H. Eccl, VI. 565. 566.) Die Briefe aber, auf die fid
Zwingli beruft, finden fid nicht mebr, Ehe Karl V. 1522 fid) aus Deutfchland nach
Spanien begab, berief er einen 9teidstag nad) Nürnberg, vorzüglich zur Berathung
wegen bes Türlenkriegs. Im Nov. ſchrieb Papſt Adrian den Ständen, daß fie durch
gütliche oder ſcharfe Mittel die Lutheriſche Ketzerey vertilgen ſollten, wozu er ihnen
das Verfahren bes Conciliums zu Conſtanz gegen gobann Huf unb Hieronymus von
Prag zum Muſter empfiehlt! Die Stände äußern in ihrer Antwort ben Wunfch, baf
ein Concilium. in einer deutichen Stadt im Kaufe des Jahres angefangen werde und
geden die berühmten hundert Beichwerdpunfte ein, (Sleidan, ad a. 1522, 1523.)
124 Handlung bee verfammlung in der Foblichen (tatt Zurich.
. geſchrift, ſo angezogen wirt, hören unb laſſen vorlefen, ob dem alfo foe; das
man zu bemären mit göttlicher gſchrift thuͤt probieren und fürwenden.“ Und
ob das alles nüt wäre, (b find in diſer verſammlung fo vil chriſtlicher herzen
on zwuyfel durch den heligen geiſt geleert fo redliches verſtands, daß fo
Inchtlich nach dem geiſt gottes mögend urteilen und erkennen, welche party
bie gfchrift uf je meinung, vecht oder unrecht, darthuͤt oder funft mit gewalt
(wider rechten verftand) thut zwingen. Deßhalben i(t bie aber nüt, damit
man fid) entfchuldigen möchte.a) Darum , lieben feünb, lond? üdy bie reden,
fo fürgehalten (inb, nit erfchreden. Und infunber je von Zürich follt das
. für ein groffe gnad und berüfung gottes achten, bag füliche in üwer ftatt, gott
und der marbeit zu (ob unb eeren, ift fürgenummen, uf daß nit fürbin wie
bishar die frummen underthonen üwerer gebieten und landfchaften in zwy⸗
ft und uneinigkeit Hangind. Ruͤfend gott an mit demütigem herzen! ber .
wirt üd) fin göttliche erfanntnug (als ein epiftel fanct Jacobs berfpricht,
wo jt das in warem glouben bittend) nit verfagen, und (onb üch keinerley
wys mit glatten wolfchunenden worten abreden und hinderftellen.
UF fómiid) red meiftee Ulrichs ſchweig jedermann ftill ein güte wyl und
wollt nieman meer daruf reden, alfo bid ber burgermeifter von Zürich ufftünb,
ecmant: ob etwar da wäre, ber etwas bara reden. wollt oder wüßte, bee
follt harfür treten. Aber do mag nieman.
Da alfo jedermann (tilf. ſchweig unb feiner wider meifter Wlrichen ; dee
vormals von manchem hinderruggs ein ketzer gefcholten, ze reden burftig
was, ftünb erfigemeldter meifter Ulrich uf, redt alfo:
..— Cd) erman und bitt um chriftlicher Tieb und warheit willen alle, fo mie
von wegen miner predigen zügeredt habend, herfür ze treten, und mich ba
um gótted willen der marbeit underrichten vor fo pil geleecten und frummen
mannen. So fer fy aber ſoͤlichs nit thin, follend fg wüſſen, bag ich fy und
jeden infunders (derem ich vil bie zuͤgegenwürtig weiß) will offenlich mit bem
namen zuͤhar rüfen. Doch bon wegen brüderlicher lieb will id) fp vorhin
vermant haben, daß ſy unberüft von mir, funder von jnen felbft ufftanbinb und
mid) einen feber zu (9n bewufind. *) Aber ba was feiner, der harfür mollt
treten ober. etwas wider in reden.
Indem fchrey gütfchentel, b) (tnb vornen by der thür, macht ein lächer-
Jichen poffe, forechend überlut:
Wo find nun die aro(fen hanfen, bie uf der gaflen fo tapfet wochend, -
tretend nun harfür! bie ift der mann; jr könnt all wol hinder bem mon
zeden , aber bie will fid) Zeiner regen. Deß lachtend alle menfchen.
Alſo ſtuͤnd meiſter Ulrich widerum uf, ermant unb bat zum andren wie
vormals alle fo jn ſiner predigen halben gſchmützt ober geſcholten hättend,
harfür zu treten, und jn. ein ketzer zuͤ ſyn bewyſen. So fer ſy das nit thä⸗
tind und ſelbſt ungenannt harfür kamind/ wollt er f» zum brittemmat offentid)
berufen sc. wie obftat.
3) verfuchen und vorgeben. ?) (aft.
a) Zum Beyſpiel dienen bie fieben Bürger und Handwerker, welche Faber's Ge⸗
genſchrift im Geirenrupfen widerlegten. b) Ein Narr (Luftigmacher, Gaufler) von
Bern. Werner Steiners Note, U
Handlung der verſammlung in ber loblidyen ſtatt Zuͤrich. 125
v Als: nun jedermann ſchweig uf das anziehen unb erforderung meiſter
Ulricht Fand. uf ein priefter mit nante bere Jacob Wagner; pfaerer 3d
Neftenbach, alfo redend: a)
Wolgelcerten, geiftlichen, eerfamen , wyſen, ſunder günſtigen herren und
fründ! Sytmal nieman iſt, der uf das vilfaltig erfordern meiſter Ulrichs
zum ſachen reden will, muͤß ich, als der ungeſchickteſt, etwas darzü fagen.
üch minen herren ift allen nod) wol zu wüſſen, wie daß in bifem jar unfer
gnädiger here von Coſtenz ein mandat bat laſſen usgon, b) baby geboten
bag man blybe und hielte traditiones &umanas, bis bie durch ein gemein
concilium abgeftellt und verändert würdind. Nun aber je& zumal nieman
wider meifter Ulrichs artikel, die wider conftitutiones humanas (utenb , reden
will, (ag id) mins teils, hoff und vermein, mir follind bas felbig mandat
fürhin 3d Halten nit fchuldig fun, funder allein das mort gottes [uter und
ar on menfchengefakung predigen. Ouch müffenb ir, Lieben herren,
wie man ben pfarrer von Fislisbach c) nady inhalt ſoͤlichs mandats hat ans
genummen, gen Baden für die eidgnoflen bracht, nachdem eim bifchof bon
Eoftenz (ibrrantmurt, zum (esten in gefängnuß geleit. Sollend wir nun nad)
inhalt des mandats predigen und leeren, müffenb. meiſter Ulrichs reden nit
kräftig fun. So aber nieman hie zugegen iſt, der wider die etwas darf
reden, unb die felbigen als unmarhaftig befchuldigen , ift zu beforgen, dem
herren von Fislisbach afchech zu kurz. Das red id) darum; der güt
bere und pfarrer von Fißlisbach ift unfer brüder, und wollt ouch gern ein
bericht ban, mie ich mich fürhin uf fótid)$ mandat des bifchofs haften folft.
Uf ſolichs anbringen ftünb widerum uf Vicarius zu Coſtenz und redte alfe:
Lieben herren, dife veb will zu eim teil min gnädigen herren don Coo
ftenz , zum andren mid), als finer gnaden vicarium , betreffen; darum mie
gebären will darzuͤ ze reden. Es hat der güt here (id) weiß warlich nit wer
der ift) er(t alfo geredt: Wie in difem jar ein mandat , von unferem gnädie
gen herren von Coftenz usgangen, inbaltenb, daß man by den conftitutioneg
a) Ein Dorf im Zürichgebiet. b) Diefe Mandate fiehe in Füpli’s Beiträgen IV.
425 — 129.) c) Zisliipach i(t ein Pfarrdorf zwiſchen Baden unb Mellingen. Urban
Wei, Pfarrer daſelbſt, hatte nach feiner 9tüdfebe von der Verſammlung des Zürich«
feefapitels 15. Aug. 4522, auf welcher man einbellig befchloflen batte, nichts anders zit .
lehren, als was in Gottes Wort enthalten (ey, feiner Gemeinde von der Kanzel erflärt:
Sie follen nur Gott, und weder die Syungfrau Maria noch die Heiligen um Hilfe ane
rufen. Auch babe er (id) mit einem Mädchen verlobt und werde dasielbe, fobald den
Prieſtern bie Ehe aeftattet werde, ebelichen. ‚Der Biichof klagte darüber bey ber Tag⸗
fagung zu Baden mit der Forderung, ibm feine Angehörigen im Gehorſam erhalten
zu belfen. Die Tagſatzung wollte Weiß afsbalb gefangen nad) Eonftanz liefern; aber
einige Priefter und feine Gemeinde gaben eine Bürgichaft von 400 Gulden für ihn;
dennoch ward er von der folgenden Tagſatzung im Nov. gefangen nad) Eonftanz gebracht
und den Landvögten in den gemeinen Herrichaften ward befohlen, diejenigen, welche,
wie Weih, gegen den Gíauben handeln und reden, anzuzeigen. Weiß ward in feiner
Gefangenfdaft fo bearbeitet, daß er Widerruf that. Nach einiger Seit ward er freyge⸗
laſſen. Faber ſollte nun auf der Disputation die Schriftgründe angeben, womit er
Weiß zum Widerruf gebracht habe, Es zeigte (i), dab man Brände und air ane
derer Art angewandt hatte,
426 Handlung der verfammlung in bee loblichen ftatt Zuͤrich.
humanas (das iſt by menſchlichen ſatzungen oder löblichen gewonheiten)
binbe sc. Sag ich darzuͤ, lieben herren: Es find warlich vit unbillicher ,
ungétt(idyer, unchriftlicher meinung und irrfal vorhanden, welche oft unb
vil durch ungefchichte priefter, nit funder allein in der Eidgnoſſenſchafte, ja
such. anderswo in mind G. $9. von Coſtenz bistum, dem volk geprediget unb
fürgehalten werdend, welches, lieben herren, meer zu ungehorfame , meer zu
ufruͤr, meer zu unfriben, bann zu förderung chriftlicher einigkeit will
dienen. Denn man will ung je abdringen loblichen alten harkummenden
brud) und gewonheit, von ben alten frummen chriftlichen bätern ufgeſetzt
vor mand) hundert jaren. Sölichs angefehen hat villycht min G. H. um
frids unb einigkeit willen in ſiner gnaden bistum ein mandat laſſen usgon;
was das ſelbig eigentlich inhält, iſt mir nit gründlich ze wüſſen; denn ich
bin der ſelben zyt, als männiglich kund iſt, nit im land und ynheimiſch gewe⸗
ſen. a) Deßhalben, fo vil das ſelbig mandat betrifft, will id) nüt wyters
verantwurt haben. Aber diewyl der guͤt frumm herr (ich weiß nit, wo er
ſitzt; denn ich kann jn nit geſehen) am lezten anzogen hat dei gefananen
priefter zu Goftens, erfordert (ólidb? min amt baruf ze reden. Ir wüſſend atf,
ficben ‚herren, mie der felbig prieftee minem ©. fo. von Coſtenz von gemei⸗
nen Eidgnoffen uf dem tag zu Baden als ein fträflich mann überantwurt
ift. Demnach hat min G. H. den felbigen gefangenen priefter durch ſiner
‚gnaden. darzü verordnete laſſen eraminieren und perbóren ift der felbig
‚gefunden warlich als ein unmüflender und irrender göttlicher gfchriften, unb
ich mich oud) felbft finer ungeſchickten reden han oft erbarmet. Denn ich darf
das by glouben ſagen, daß ich jn ſelb gefragt, us chriſtlicher lieb bin zu
ám fommen, jm etlich geſchrift us dem heiligen Paulo hab fürgehalten; bat
£t mie (mag ſoll ich ſagen) ganz unbeſcheidlich geantwurt. Ach, lieben bee
ren, was ſoll ich ſagen von bem guͤten einfältigen menſchen? er iſt warlich
ungeleert und iſt noch kein grammatieus. Dann id) bab im fürgewendt
Amb erzält etlich geſchrift in chriſtlicher bruͤderlicher meinung guͤtig unb
. .oit. allen zorn, als ouch bag der edel Paulus ermant zu ſinem Timotheo
ſprechend: pietas ad omnia utilis, guͤtigkeit und ſanftmuͤtigkeit iſt guͤt in
allen dingen; hat er mir ſo kindiſch, ouch ſo unchriſtlich geantwurt, daß
ſölichs nit zimmlich in einer eidgnoſſenſchaft zuͤ ſagen unb zuͤ melden máre.
Damit jr aber, lieben herren, eigentlich wüſſind, fo hab ich mit jm geredt
von fürbittung unb anrüfung der lieben heiligen unb der müter gottes; bab
ich jn in dem fo ungeſchickt und unchriftlich erfunden, daß ich mid) fines
irefalg thün erbarmen. Er will mir je us den todten lebendige machen, fo
. body die gefchrift uswust, daß oud) vor der geburt Chriſti bie lieben heiligen
für bie andren gebeten und angerüft find worden, als ich in am (esten de
durch geſchrift nambaft von dem Genefi, Exodo, Ezechiel und Baruch übers
must hab und überwunden, ouch dahin bracht , daß er fin iertum widerruͤft
bat; will ouch widerrüfen alles, das er von der müter gottes unb ton den
Lieben heiligen Hat geirrt. Ich bof ouch, er werd mir groß dank darum
fagen. und. bald wider u$? kummen. Darum, lichen herren , des gefangnen
3) vorgeſtellt. 2) los.
a) zu Rom.
Handlung der vefammtung in der loblichen ſtatt Zürich. 127
vrieſtere halben iſt warlich nüt, darum man min G. H. von Coſtenz ober
finer gnaden anwalt möchte in bem fall beſchuldigen. Denn ba ift nüt
abundelt anders , denn was zimmtich bilfich und gebürlich ift. _
Daruf antwurt meifter Ulrich Smingli alfo:
Lieben brüder in Chriſto, e8 ift on zwyfel nit on funder geſchick unb
willen gottes befchehen, daß min herr Bicari eben von der anrüfung ober
fürbittung der heiligen und der müter gottes. thüt reden. Denn das ift nit
Det geringften artitein einer under den andern, fo won mie usgangen, ba»
von ich ouch etwann geprediget bab , daran fid) vil der einfältigen menfchen
befchwerend, und glych als bor einer unchriftlichen reden erfchredend. Denn
i finb und weiß oud) das warhaftig us der göttlichen gefchrift,, daß Chri⸗
ftus Jeſus allein ift unfer. feligmacher, welcher allein ift ‚die gerechtigkeit, als
Paulus ſpricht, aller menfchen, ber um unfer fünd gnüg gethon hat, und
daß der felbig, unfer heil unb erlöfer, allein das mittel iſt zwiſchen gott
firiem himmliſchen vater für ung alóubigen menfchen ze bitten , als dag fanct
Paulus zu den Hebräeen Märlich thüt erzälen, wie jr von Zürich oud) von
mir gehört hand, bo ich üwer lieb bie epiftel zu den Hebräern vergangener
zyt geprediget hab. Nun, fo min herr Vicari fürgibt unb (id) beg berüntt
offenlich, mie er bab ben gefananen priefter zu Gofteng, pfarrer von Fig-
lisbach mit göttlicher gefchrift überwunden , indem, daß man folle die lichen
Heiligen und die müter gottes anrufen, alfo bag die unfer fürbitter ver gott
ſyend, beger ich von jm um gotted willen unb um cheiftlicher lieb; bie ort
unb end, oud) die wort der gefchrift anzüzeigen , wo doch gefchriben ftat,
taf man die heiligen folle ale fürbittee anrufen, uf daß, ob ich villycht
geirrt hätte und irrete., eins beſſeren underwyst wurde, fo doch hie gügen ,
“die biblia in Hebräifcher, griechifcher und Latinifcher furachen ‚ligend. Die
wellend mir beſehen laffen durch bie, fo hie zuͤgegenwürtig gnügfam in den
vorgemeldten deyen forachen underricht. Darum beger ich nit meer, denn
die capitel (an welchen ſoͤlichs, mie min here Vicarius fürgibt, gefchriben
(tat) anzezeigen; fo wellend wir dag füchen und hören (affen, ob ſoͤlichs us
der gefchrift mag eigentlich verftanden werden, daß man foll die heiligen als
fürbitter anrufen. Wo bann dem al(o ift, unb fid) das warhaftig erfindt
(wie Bicarius ouch fürgibt, den gefangnen priefter überwunden haben), will
id) mid) ouch, wo id) geirrt: hab, als ein unmüflenden gütiglicy Laffen
'underrichten.
Antwurt Bicari uf die red meifter Ulrichs.
Lieben Herren, id) fid) wol, das fpil wirt über mid) hinus gon. Ich
hab vormals gefeit, ich fog nit hie als ob id) bifputieren wölle, fünber als
ein gefandter mins anädigen herren gütiglich je reden, ob etwas uneinigfeit
hie: sägegen der bifputation halben ent(tünb. So fid id wol, mit
beſchicht, wie ber wys mann vebt: der torechtig. wirt Inchtlich in finer reden
gefangen; aber es it bilfgdyt miner torfeit (d)u(b, bag id) mid) als ein un»
wofee ze reden undernummen bab. Diewpyl ich aber zuͤ antwurten durch
meiſter Wleichen angezogen wird, fag íd): lieben Herren! Es hat (id) begeben
vor etlich hundert jaren,. bag ketzery und uneinigkeit in der kilchen find er⸗
ftanden, welcher urfächer und anfänger waren Novatiani, Montanitä , Sa⸗
belliani, Gbionitd, Marcionitd sc. under welcher falfchen leermeinung und
128 Handlung der verfammlung in der Toblichen ftatt Zürich.
irrſal ouch vil artikel glych wie jetz by unſern zyten widerum ernüwert,
in die menſchen gepflanzt und durch jr leeren vil glöubiger menſchen ver⸗
irrt. Under welchen ouch etlich fürgabend, wie daß fürbittung unb anrüfung.
der lieben heiligen, ja ouch der muͤter gottes, ouch das fegfür nüt wäre,
funder erdacht und derglychen. &öliche verflrifche weg und irrſal abze⸗
ftelfen find bit. frummer bifdyof und väter an manchen orten, jetz in Afia,
bann in Africa, batnad) etwann in Grácia, zufammen fumme, concitia
und ſynodos ze halten, fölichen und derglychen und bil ketzeryen ze weeren
und abzeftellen; darüber ouch harnach bon den heiligen väteren und päp⸗
ftem conftitutiones (das (inb fa&ung und befchlüß) gemacht, verfchriben und
geboten, fülichs (als bon ber chriftlichen Eilchen verworfen) nit ze haften.
Und wiewol bag vor langen zyten burd) bie decveta der päpft und biſchofen
feftiglich und unmiderrüflich beftätiget, unb im ber chriftlichen kilchen als
ierifch erhalten: find bod) in mittlere aot fchismata, abfünderung oder ſecten
. in Europa erfianden als mit namen die Böhmen und Pilharder, weiche
durch falfche ketzer als burd) Wiklef und Huſſen verfürt, wider der heili⸗
gen päpften deereta und fatgungen lebend, wider die ordnung der chriftlis
chen kitchen handlend und nüt uf fürbitt der heiligen, oud) wenig uf$ feg=
für thuͤnd halten. Und wiewol föliche und derginchen feiern und irrung
von allen chriftglöubigen menfchen ſythar verworfen, ouch die jenen, fo in
ſoͤlichem irrfal lebend und noch binbend, bon den heiligen Concilia als abe
gefünderte glibee der muͤter chriftlicher kilchen, geacht, erkennt und verrüft
find; dennoch finbt man jeb, bie uf ein nüws füliches wider ruremd,? erſt
widerum underftond in zwyfel ze bringen, das bor bil jaren durch päpft
und bifchof als mrig und unmatbaftig erkannt ift und befchloflen; under
ftonb ung von alten gewonheiten zu tryben, bie num (diee fibenhundert jae
löblich und eerlich gewärt hand und geftanden, vermeinend alle ding untze-
keeren und umzeftoflen. Denn am erften find fy kummen an vapſt, carbindl
und bifchof; nachdem habend fy alle münchen- unb nunnenfté(ter durchrump⸗
[et; barnad) in das fegfür gefallen. Und als (9 das erdruch verlaffen, find
ſy zum (esten. in himmel geftigen, an bie heiligen unb groflen diener gottes,
fant Petern mit (inen. fchlüffeln, geraten, ja ouch unfer liebe from, bie muͤter
gottes, bat nit bon jnen ungefchändt mögen biyben. Nun weiß ich ouch (dou
etlid) ort, ba es bis an Ehriftum ift fummen. Soll e$ nun alfo stigon;
dag man nit allein die oberfeit und geiftlichen uf erden, funder ouch gott
und bie userwälten im himmel will (trafen: fo ift es ein erbärmlich ding.
Soll denn das alles nüt fon oder nüt gelten, mas die feommen, heiligen
väder, im heiligen geift gotted verfammlet, gemacht fabenb und einhellig be»
ſchloſſen; fo ift nit on, ed muß zu groffem (daben und fpott der ganzem
chriſtenheit erwachſen. Denn die Heiligen väter und all unfer borfarenden
muͤſſend geiret bar, und ouch bie chriftenheit nun (dier vierzehnhundert jar
in irrſal verfürt und regiert fon, welches unchriftlich wäre zu gedenken, ich
will gefchwygen zu fagen. Nun ift je durch pdp(t, bifchof, väter unb
concitia fürbitt der Lieben heiligen als nüb unb notmendig beftätiget, unb
fnt der zyt bed ‚heiligen papft Gregorii a) im bruch der ganzen chriftenheit
1) regen.
a) Der zweyte biefes Namens, zu Anfang des achten Jahrhunderts, ber Die Verehrung
dev Heiligen ſehr beforberte,
Handlung ber verſammlung in ber Tößlichen ſtatt Zürich. 129
bliben; bedunkt mich das gar fremd, fo man erft wider bic hriftliche ord⸗
nung fölchs für unrecht und einem irrfal glych wöllt adytem, fo doch-mwenig
menichen find ‚ die nit bilf der müter gottes unb ber lieben heiligen tbünb
empfinden, nit allein under uns chriften, ja ouch under etlichen unglöubi⸗
gen briben. Solltend wir nun bie zu Zürich wider fölichen in aller welt
beuch, und funder by den chriften fo lange zyt gewärt, fechten und reden:
gedenk ein jeder 65 jm felbft, wie wurde das denen in Drient, denen in
Deeident, bon ufgang bie zu nidergang der fonnen, item denen In Hibernia,
in Mauritania, in Syria, in Sappadocia, oder in Inſulis Eycladibus ges
fallen, ich mill gefhmygen der anfiöffee nabenb* unfeen landen gelegen.
Marlich , lieben herren, es wär mol zu betrachten vorhin, mas gefärligkeit
und ſpan der chriftenheit us dem erwachſen möcht, fo man in fétiden bine
gen mit ber ganzen gmein nit einhellig und glychförmig fon würde. Denn
jt fehend (als oud) ein Heid mit namen Gatfuftius in Jugurta bezügt),
bag durch einigkeit Feine ding erwachſend, aber durch uneinigfeit groffe ding
zergond und abnemenb. Deßhalben wär min. vat, fo under einer kleinen
und befunderen berfammlung nit bon denen fachen, ganze communion? bes
teeffend , 315 banb(en, funder uf ein gemein concilium 3e fparen, unb wies
wol meifter Ulrich (id) uf die gefchrift ber biblia in hebraäifcher, geiechifcher.
und Latinifchee fprachen zücht? und vertröft, welche ouch die, fo hie zuͤ⸗
grgenwürtig fißend, genügfam der dryen fprachen bericht, befehen, unb ge»
(drift, fo angezogen würde, urteilen follend unb ermeflen: fag ich bod) zum
erften, daß fölichs nit ein. Eleine gab von gott ift, bie fprachen fo erft ato
meldt uszuͤlegen, deren ich mid) zu haben nit darf berümen. Denn dag
find befunder gaben von gott, ale ouch der edel Paulus (prit zu bem
Gorintbern XII. 7 — 10: Unicuique batur manifeftatio fpiritug ab utilitatem ;
eim jedlichen ift geben die offenbarung beg geifts zu nut, bem der aloub,
dem andren die molredenheit, bifem uslegung dee fprachen ꝛe. Welcher
gnaden oder gaben ich mich Feiner berumen barf, fo ich in Hebräifcher
fotady nit erfaren, in griechifcher nit wol bericht, Latin zimmlich verftand,
Denn id) bin fein orator oder porta, gib mich oud) nit darfür us. Sum
festen fag id: daß evangelifch und apoftolif) a(drift nit ftat in ben kluͤ⸗
gen berümten * oder aeb(ümten, glatten worten, funder, a oua | fpricht,
in der kraft gottes. 1. Corinther II. a. Deßhalben beduntt mich wie vore
mals, nit gnüg zu (on, baf man gefchrift fürwenden und dartbün wölle;
ſunder es gehört oud) bargü, ob man die gefchrift recht verſtand. Das
angefehen, follt man villycht uf-den hohen fchülen (ale da ift Paris, Coln,
oder Löwen 1c.) (ölich ding usrichten, mie vormals ouch erzält ift.
Antwurt meiftee Ulrichs.
Herr Vicari e$ bedarf nit fölichen wyter usſchweifen und glatter worten.
Ich beger allein von üch zuͤ antwurten uf bas, mit welcher geſchrift jr ben
‚gefangnen priefter 3d. Goftens, pfarrer von Fislisbach, als ein unchrifilichen
‚überwunden und zü miberrüfung fined irrfals bracht hand. Das ift das
crecht fchußzil, baruf man begert dier antwurt gütig zü hören. Zeigend uns
N
. 3) nahe bey. 9) Kieshengemieinfchaft. 2) bezieht. *) glänzenden,
Zwinglis fammi, Screiften I, vd. 9
130 Handlung der verfammlung im der Töblichen ftatt Zürich.
nit meer denn an, mo bod) gefchriben (tat (in den bücheren vormals von
(id) eitirt) von fürbittung und anrüfung der heiligen , baf (9 unfer fürbitter
fyend! Das-begerend wir bon üch ze wüflen; darum tbünb bas, ich bitt did)
um cheiftlicher lieb willen, mit heiter luter offentlicher göttlicher gefchrift,
wie je bann üd) bem gefangnen vpriefter zu Coftenz gethon berümt hand.
geigend an die capitel und gebend antwurt ad foieffum * mit einfältigen
usgebrudten worten, fored)enb: ba oder da ifts aefchriben; fo mwöllend mie
dasfelbig füchen, ob dem alfo fgg, unb mo wir dann bef überwyst unb
eigentlich beredt merbenb, möllend wir uns qutialidy (a(fen wyſen. Es bedarf
nit bil langer reden; denn ſoͤlichs üwers lange fürgeben und citieren mancher
(ey gefchriften der alten wirt meer geacht, daß jr (ob unb prys von den ad»
börern begerind, dann die mwarheit.zu fürderen. Ich könnt ouch wol vif
gefchichten und uffäß der alten ynher ziehen, es will aber nüt zu der fad)
dienen. Wie wüflend wol, daß vil unb mancherley durch die väter vor anten
in conciliis ift befchloffen uf ein zyt, das harnach die anderen, ouch bermeint
im geift gottes verfammlet, widerum abgethon babenb und nüt (affen gelten, _
als das ſchynbar? i(t und fid) erfindt im concilio Niceno und Ganarenfí, ba
das ein ben priefteren die ee erloubt, und alle fo bartviber redtind verflücht,
das ander aber aod) das widerfpil ? tbát befchlieflen. Es erfindt fid) oudy,
dag manchmal conftitutiones bon den alten oudy in conciliis usgangen unb
geordnet, welche bie nachlummenden gar nit achtend. Eremplum: Daß die
müter gottes on erbfünd fne empfangen, ift offenttid) befchloffen im concilio
zu Bafel, unb ift denneft* fein. prebigermünd) fo torecht, 5 er darf bars
wider reden. Ouch findt man bil. conftitutiones oder fagungen der alten,
bie barnad) und funder by unfern apte verändert, und funft nit gehalten,
ja oft durch gelt erfouft, bag fölichs erloubt wirt, das funft von den vätern
eigentlich ift verboten. Darus zuͤ ermeſſen ift, bag concilia nit alfmeg burd)
' hen heiligen geift in jrer verfammlung gehandelt, funder nach menfchlicher
anmutiafeit? unb guͤtgedunken etwann ufgefeßt, 7 welches doch die göttlich
gefchrift verbüt. "Dann der heilig geift redt nit hüt eins, morn ein anders,
funder fin fabung und red müß ewig und unverwandelt biyben. Defhalben
die feummen väter (fo mir heilig nämen) nüt an jr frummfeit oder heiligkeit
gefchmächt oder gefcholten find. Dann jnen iſt nüt Inchtlicher, oder us att
geborner fchmäche der menfchheit gemáffer, denn irren; funder, wo fo fi
us blödigkeit oder gefchwindigkeit ® ber vernunft uf je felbfimeinung, und nit
uf bad richtſchyt göttliche mortes hand verlaflen. Deß alles gibt uns fund»
(daft, daß oud) bie fülen unb ftüben bil der bätern, als Auguſtinus unb
Hieronymus, t jrem ſchryben ‚wider einander (inb; baf oft der ein-nit allein
ein anders 3. fun vermeint, (unber ganz das widerfpil etwann mit gefcheift
(toic fid) diefelbige vümen mag) befchiemet. Daß man aber fpricht, eq wär
ein Eläglich ding, folltenb wir chriften, und funder unfer vorfarende, fo lang
in irrtum gelebt haben, fo bod) fot der zut Gregorii fürbittung der heiligen
und anräfung in der chriftenheit, beftätiget unb bewärt it, fag ich zum erften
daß wir hie nit fragend, mann es hab üt der kilchen angefangen? Wir wüſſend
1) an ben Spieß, auf die voraelegte Frage. 2) offenbar. 3) Begentheil. *) bett»
noch. 5) thöricht. 9) Willlür. 7) angeordnet. ®) Liebereilung.
Handlung der verſammlung in der loͤblichen ſtatt Zuͤrich 131
wol, daß die litany by ber zyt Gregorii ufgeſatzt iſt und bishar gehalten;
{under wie begerend allein geſchrift zu hören, wie min bere Vicari (id) beruͤmt
bat, daß man die heiligen foll. anrufen. Dann, bat (ó(dyer bruch erſt ange⸗
fangen by ber zut Gregorii, fo ift er je vorhin nit geweſen. Und fo bie men-
(den bor fölcher zyt chriften geſyn und felig worden, bie nit uf fürbitt der
heiligen. gehalten, ouch viliycht menig davon gwußt hand: wirt folgen, daß
die nit fündigend, die allein uf Ehriftum Jeſum unb nüt uf fürbitt der eis
ligen achtend. Denn das wüſſend mir eigentlich us der göttlichen gefchrift,
beg Chriftus Jeſus allein ift der mıittler zwiſchen uns und gott, finem himm⸗
fifhen vater, wie vormals gefeit it. Sum andern red ich, daß manchmal
“wider die conftitutiones, und funder wider der geiftlichen (bie man nämt)
unnützen überflüffigen brüch, groſſen gemalt, tyrannifch pracht von vil geleer⸗
ten geredt und gefochten iſt; aber die groſſen hanſen, päpſt, biſchof, mün⸗
chen und prälaten, habend ſoͤlichs anruren der eiſſen nit lyden mögen, allein
dem ungeleerten hufen fürgebende, jrs regiments urſprung ſyg von gott ufge⸗
ſatzt und alſo zuͤ herrſchen geheiſſen; von deßwegen alle die, ſo darwider ge⸗
redt, ja ouch nur' gedacht habend, nit allein als ketzer, und uſſerhalb der
chriſtenheit abgefünderte glider , ſunder als verfluͤchte und bem tüfel eigen
ergeben menſchen, verbannt, verächt,! Verſchriben? und zislezt etlich zum für
verurteilt und verbrennt find morben. Darum, lieben bruder, ob man üch
fürfielt und fpricht, villycht üwer lieb zu erfchreden, wie unfer feummen
elteen und vorfarende alfo geirrt hättind und in fölichem mißglouben der (elige
Jeit beroubt: fag id), die urteil und gericht gottes find uns menfchen bere
borgen und unbegruflich; nieman fol fich darum frefenlich befümmeren.
Gott weißt uns allefammt breftenhaftig unb fünber, erfeßt durch fin barm⸗
berzigkeit, das uns oud) zu thin manalet, ja ouch etwann nit möglich us
unſeren kräften zu tbün ift. Deßhalben zimmt e$ (id) gar nit, ba wir in
fétidyen dingen die heimligkeit gottes urteilen wellend und richten. Er weißt
mol, wo er foll nachlaffen und verzyhen, wir bórfenb jm nüt in (inen vat
und barmherzigfeit reden, mie ers mit inen gebandelt oder gemacht bat.
Mir boffenb zu im als zu unferem ewigen gütigen vater , der die finem als
Petrus II. 2: 9. foricht, wol behuten fann und die gottlofen der ewigen pyn
behalten. Es hilft ouch nüt, daß man foricht, es fyend wenig menfchen, Die
nit durch fürbitt der heiligen troft empfinbinb. Ich (aq: mo (lid) hilf von
gott befchicht, fo melfenb mir das nit urteilen, marum gott dasſelbig alfo Laßt
befchehen unb dem menfcyen , mie ec begert, tbüt alfo helfen. Beſchicht es aber
us gfvenft ? ted tüfels butd) verbángni& gottes, bon wegen des mißglöubigen
menſchen: mas wolltend wir denn fagen ? Ir müfenb wol, was (id) manchmat
burd) den tüfel an vi( orten erhoben hat, und wo es nit gewendt, wie e$
zu groſſem betrug und befchiß* aller chriſtenheit wäre erwachſen. Ouch idt
das ein (chíedyte onreb, fo man ſpricht: die andern nation wurdend ung.
nit als chriften achten, menn mie ung nit nach den conftitutionen (das ii
nach den geſatzen der alten) bieftinb; mie denn das durch bie pänftlichen
deeret verfchriben ift und fürgeben. Denn es ift vil in den fagungen bet rà»
mifchen bifchofen oder pápfien, deß oud) bie borgemeldten nation gar nüt
Yin die Acht getoan, — 9) proferibirt, vogelfrey genudt. 3) Verbienpung,
*) Schaden. | |
132 Handlung der verſammlung in der Löblichen ſtatt Zuͤrich.
achtend, und ſind doch nit deſt minder chriſtenmenſchen. Deß will ich ein kleine
glychnuß fagen: Alle geiſtliche guͤter find, als fie ſprechend, in des römiſchen
papſts gewalt, unb mag er dieſelbigen veriyhen unb günnen, mem er will.
Nun ſchow einer, wie fyn das die in Hiſpania oder die in Gallia haltend; ſy
verlyhend je feinem. uſſerthalb jrs Lands ſoͤliche geiſtliche pfründen oder güter,
gott, geb was der papſt darzuͤ ſag. Aber wir torechten tütſchen muͤſſend ly⸗
den, daß man uns ſtallmiſter unb eſeltryber herus von des papſts hof thuͤt
ſchicken, unſer pfruͤnd und pfarren zuͤ beſitzen, und unſer ſeelſorger ſyn muͤſ⸗
ſend, bie nüt in ber geſchrift wüſſend unb könnend, unb mo tir bag nit lit»
sind, fo wärind wir ungborfame der chriftlichen fien. Aber bie vorgemeld⸗
ten nation achtend des gebots nüt und find on zwyfel oud) frumme cheiften.
Darum; herr Bicari, wöllt ich, daß je üch fülicher usfchweifender reden, bie
nit uf min frag borgethon bienenb, nit gebruchtind, funber mie ich vorhin
gebeten bab, fehlechtlicy anzeigtind, wo bod) gefchriben ftat in der aöttlichen
gefchrift von der heiligen anrüfung oder fürbitt dee müter gottes, wie jt üch
bermefien ‚band us dem Crobo, Baruch sc. Das begerend mir zu hören.
Darum fo antmurtenb ab fyieflum. Wir fragend nit, was in dem oder in bis
(rm concilio usgericht oder befchloffen ift. Das dient alles nit zu den fachen,
die man dd) fraget: wir wölltend (ufft wol ein monat bavon reden 1c.
Vicarius.
Lieben herren! man gibt mir die ſchuld, ich tryb vil umſchweifender
eben, nüt zu den fachen dienend: (d) hab mich vorhin ‚begeben, id) könn
mit fóftid) reden: ich hab bod) dd) (meifter Ulrich) ouch zügehört. [ie
forad) meiſter Ulrich: Es bedarf nit fo vil Sdnfelné!] Daß je aber mich
bſchuldiget, ich füd) min eigen (ob. meer dann die marbeit zu (órberen, wolan
das mif ich fan befchehen: id) wollt geen die fachen heffen zu frid und zum
beften richten. Aber fo meifter Wleich fürgibt und furicht, e$ fog vil unb
mancherlen vor jyten etwann durch concitia befchloffen, das barnad) durch
die nadfummenben verändert ift: fag ich, baf zweyerley concilia. gendmt
nb. Etlich heiffend concilia univerfalia (das find gemeine oder ganze ber»
fammlungen, dorin vile der bifchof ober ber hriftlichen böupter züfammen
Iummend, als dann in vier fürnemften conciliis, mie ba ift Synodos Nie
ema, Conftantinopolitana, Ephefina, Cbalcebonenfie, oud) andere meer. Was
in den felbigen gemacht unb befchloffen, iſt nie durch die andren ganz ber
ändert, (unter giych den ebangeliid bishar gehalten. Etlich beiffenb concilia
, patticularia, deren vil gemwest find, nit allee gemeiner landfchaften väter,
Tunber etlicher, als ouch afon ift concilium gangtenfe und andre meer bete
giuchen. In denfelbigen ift wol zuͤ zyten gehandelt, bad barnad) villycht nit
on merklich urfach anderft ftatuiert it morden. Uber ed i(t nie gweſen, daß
ben vrieſtern eewyber erloubt ſind. Und wiewol das die Orientiſch kilch, be⸗
ſunder in Gräcia, als für gerecht haben wollt, band die frummen väter bec
andern nation föliche nit wöllen befchehen, ſunder abſtellen laſſen, us groſſen
ürfachen ermeſſend: daß bie ec ber prieſter - ait nachteil der kilchen *) unb
nit fürbertich sum dienft gottes ſyn möchte, als das ouch der heilig Paulus
3) Neckens.
Handlung der verſammlung in bec loblichen ftat Zürsch.- 133
anzeigt, bo er ſchrybt zu den Cor. I. 7:34. fprechend: Qui fine urore eftıc.
Welcher on ein eefrowen ift, der bekümmer fid) mit denen bingen, bie bem
herren. zügcehörend. Item v. 27: Solutus e$ abic. Biſt du (big, füch fein
eefrowen! Da rebt er von denen, die bem evangelio bienenb, als bie pricfter.
Item 5. 20: Ein jeblicher in der berüfung, in welcher er beruft ift, ba blyb
er! Söliche und ander manche urfächen habend die heiligen väter bwegt,
die ee den priefteen nit zuͤ erlouben und geftatten. Es möcht oud) nit gefchee
ben on zerteilung der güter in der kilchen.
| | Zwingli. |
Die verbotne ee der priefter i(t nit allweg geſyn, mie man fürgibt, fume
der durdy die menfchen wider göttlich unb billich geſatz ufgelegt. Das erfindt
ſich zum erſten durch ſant Paulum, alfo zu den Gor. 1. VII. 2. ſchrybend:
Von wegen der huͤrery ſoll ein jedlicher haben ſin eewyb und ein jedliche
frow jren eemann. So er nun ſpricht: ein jedlicher, will er on zwyfel die
prieſter nit usgeſchloſſen haben. Denn er beſtätiget und zeigt an die ee der
pricfter inſunderheit, indem fo er ſchrybt zu finem Timotheo 1. HII. 2: Es
ſoli ein bifchef (das ift ein pfatter) unftedflid) fon, ein mann einer feomen,
witzig,! züchtig, geleert sc. der underthänige, güchtige? finder hab und der
fin dus wol regiere. Deßglychen redt er oud) b. 8 bon ben diaconis, bie
wir nennend evangelier. Und zum Zite I. &, 6. fchrybt Pautus ouch alfo:
Don deßwegen hab ich, dich in Creta gelaflen , daB du die breftbaftige ding beſ⸗
ferft oder (trafe(t und feßeft durch alfe ftätt prefbuteros (bie beifienb mir prit»
flet oder die älteſten), wie id) bir verordnet oder befolen bab, menn einer
8 on laſter, einer eelichen frowen mann, ber da glöubige kinder hat 1€.
On zwyfel der göttlich Paulus, durch ben heiligen geiſt geleert, fat vot ets
meſſen unfer unvermögen und blödigkeit, bag reinigkeit zuͤ halten nit ftat
in. menfchlihem willen, funder in bee gnaben gottes. Dann wiewol ex
fpricht an vorgemeldtem ovt 1. Cor. I. 7: 7: Ich möllte, daß fy all wärind
wie ich, unb v. 1: Es wäre güt einem menfchen alfo 3d fon, denneft thüt
Paulus dv. 7. zubin unb feit: Aber ein jedlicher bat ein befunber gab von
gott, einer alfo, der ander alfo. Deßhalben (et Paulus fein verbot uf die ee bee
priefter , ja er ſchrybt mit usgedruckten morten : Ein bifchof (das ift ein pfarrer)
und ein biacon folfend züchtige eewyber und wolgezogne Einder haben; mie mol ee
ouch funft bie ee allen menfchen fry (ett und ſpricht 1. Gor. VII. 28,7: Nimmſt
bu ein vob, bu haft nit gefündet. — Aber jedlicher hat ein eigne gab von gott tc.
Us bem wirt wol ermeilen, bag die ee den pric(tern durch das götflich gefak
nit ift verboten, und reinigkeit gu halten nit in unſerm fürfegen, ſunder
us der gnaden gottes entftat und gehalten mag merden.. Das bezüget ung
euch Chriftus, bit rechte warheit und musheit gottes vaters Matth. XIX.
10, 12. Da die jünger zu jm ſprachend: Gat es alſo zu mit bem myb, fo
gesimmt e$ fid) nit zu Germaähelen; antwurt jnen der herr, ſprechend: Mit
alle begryfend (ober nemenb an) dife reden, funder die, denen e& geben oder
verlihen tft. Denn es find etlich, bie (id) felbft befchnydend von megen des
himmelrychs (das ift bon wegen der evangelifchen leer). Welcher aber das
begryfen (oder annemen) mag, ber nem ed an! Mörend jr hie, dag Chri«
*) verfünbig. 7) wohlgezogen.
134 -Sanbfung bee verſammlung in ber (öbfichen fatt Zürich.
ftus fpricht, reinigkeit foe nit allen menfchen. möglich: zu halten, funder .
allein denen, fo von gott gegeben wirt. Deßbalben ſchlächt! er ouch nit
ab den zwölfboten zuͤ der ce zuͤ gryfen. Gott bat ouch nit vergebens dem
Adam 3d einen gehilfen ein wyb gſchaffen; er hätt im ſunſt wol ein mana
zu einem helfer mögen ſetzen, wenn er hätte gewollen in reinigkeit halten.
Er ſprach aber: Grefcite. et multiplicamini! Und wiewol bas alles män⸗
niglich zuͤ wüſſen if, denneſt darf der papſt durch fin geſatz reinigkeit
unb on ce zu fon ‚von einem jedlichen prieftee oder funft geiſtlich genamt,
wider bie nachlaffung gottes erfordern, unb bie armen confeienzen in fünden
und fchanden gefangen beſchweren; ouch offenlich ärgernuß -und [a(ter wider
das heiter und [uter gefag gottes dulden. Sch (prid, daß ich fem gröffer ärger»
nuß in der chriftenheit weiß , denn bag man den prieftern bie ce tut verbieten
(ich red von den pfarrern: die andern lünind wie fo dem thügind) und man
laßt inen funft nad) oflenlich huͤrery, wenn fo nur gett gebend. Ey gebend -
für, wenn die prieſter wyber hättend, bie güter ber kilchen würdend zerteilt
und zergon. Ach gott! was ift bad für ein urſach? verthiind mir funft nite
mer ber Eilchen guter unnüßlich ? wie vermachend doch funft all unfer att und
farende bab den uneelichen (comen und kindern, -fo wir babenb, wider ben
willen gotted. Was möcht das der pfrund fchaden, obglych ein prieftee
ein licbe eefrow und ztichtige kinder hätte, zu gottes dienſt von der pfruͤnd
erzogen? es möcht doch allweg die pfruͤnd an jrer zuͤgehörde, ligenden guͤ⸗
tern unb gülten, fo ſy hätte, unverruckt btoben, fo bie priefter doch (unit
zu zyten übel hushaltend. Es ift je nit allweg geſyn, daß man den prieftern
die ee hab verboten. Das erfindet fid) oud) us dem Pelayius, als jt das
band in des papſts deereten (Diff. XXXI. cap. ante trien.) ftatuiert, bag
die ſubdiaconi Eiciliä bon jren wyben, bie (p bor ſölicher fakung zu bee
se genummen, abftundind unb fid) nit mit jnen vermifchtind. Welches (tatut
barnad) Gregorius, der er(te des namens, widerum abaeftellt. Iſt nun vor
zyten den pric(teen keine wyber ze han durch Pelagium ufgefaßt und harnach
durch Gregorium. vorgemeldt widerum abgetbon: fo muͤß das je nit al(meg
wie jeunb gemefen fon, funder ufgefeßt durch die menfchen, das von gott
mie erfordert i(t ze halten.
i icarius.
Es ift nit gefon fot der aut Zertulliani, ouf) fot bem concilio Sticmo,
nun bot zwölfhundert jaren perfofien, daß bie priefter eewyber gehebt habend,
oder baf Men eefrowen zu haben nachgelaflen (n.
Daruf antwurt einer des vate zu Zürich, fprad): Uber büren hat man
wol erloubt.
Dep erftunet Vicarius ein wyl, redt bod) woters alſo: War iſts, daß
den ſubdiaconis eewyber zu ban, fo fb vorhin genummen hattend wider ben
bruch der römifchen kilchen, in Kicilia durch Gregorium vorgemeldt ward -
nachgelaffen. Aber fo fer, bag man fürbin feinen meer wyhen follt, er
verbünd? fid) denn on cewub zu (on unb reinigfeit zu halten. Ale oud)
das in concilio Garthaginenfi (tatuiert ward, bag fid fein biſchof, vpriefter,
nod) diacon mit wybern vermifchen, funber on eewyber rein follt biyben.
1) ichlägt. 9) verpflichte.
Handlung bee verſammlung in der loͤblichen flatt Zuͤrich. 135 |
Darum fag ich, daß man nit Inchtlich wirt bewufen, tag den prieftern je
bie ce foe nachgelaflen. *)
wingli.
Und ob je oud) (pred)enb, fot der zyt der apoſtlen: fo ift dennoch bie
et den priefteen us dem göttlichen afat nit. verboten, ia erloubt und nad’
gelaſſen, als ich vorhin bewyst Hab. Das die priefter vormals eewyber
gehebt, ift gnuͤgſam anzeigung , daß bil vrieftersfün päpſt unb bifchof vor
zyten find worden; welches nit befchehen wär, wenn ſy nit in eelichem ftat!
wärid geboren. Was ifts, daß man immer menfchlich (agung, menfchentand
fürhält, und ſtetigs? traditiones humanas dem göttlichen willen fürfeßet? ?
fo (id) bod) erfindt, bag oud) bie väter wider bil. faßungen felbft geredt; als
jr wüflend, mie der frumm mann Paphnutius a) fo heftig wider fülich (tatut
redte, und nit wollte in die 'verbotne ee ber priefter bermilfigen. Ouch
ſchrybt Euſebius, . daß etlich apofteln jre eewyber by jnen gehebt ‚hand,
. welches alles gnuͤgſame anzeigungen find, daß ſoͤlichs durch bie menſchen mitte
ler 3pt angefangen, bod) us dem gefaß gottes nieman, weder [agr noch —
priefteen, verboten ift. Und ob glych im concilio 9ticeno, ale je forechend,
on eewyber zu fun den prieſtern ufgelegt ift: was ift ba8 meer? Es mas
bod) ouch vor zyten ber touf, befchehen von ben ketzeren, lange aot gerecht unb.
als tüglid)* von bi( väteren gefchähet, ne Cyprianus ſchrybt; aber harnach
im concilio Sartbaginenfi ward bag untüglich erfennt und abgeſtellt.
Uf ſoͤmlichs pilfá(tigd fürbringen meifter Ulrichs thät Vicarius anders
nüt anfechten unb bereden, denn der feier touf, unb das us der urfachen:
meifter Ulrich hat gefeit, mic ber touf der Peer már von etlichen als tüglich
geſchätzt, bezücht fid) beB uf Eyprianum. Uber Vicarius begert, man follt
bie wort meifter Ulrichs ufzeichnen; vermeint jn alfo in Eleinem zu faben;
denn meiftee (vid) möcht mol in (inert mworten mißgeredt han. Deßhatben
beaert er oud) felb(t, man follt einen Cyprianum bringen; fo wurd man beg
kriege entfcheiden. Aber Vicarius fprach: mie, menn es (tünb in Cypriano,
wie id) (ag; unb nit mie jt meinend ? Und ward alfo ein 3anf, der nüt 3d
der fragen, darum Vicarius oft zuͤ antwurten ermant mag, dDienet. Darum
hab ich de& nit groß acht genummen zit behalten oder zu fehruben. Doch,
hab ich das recht verftanden, (o hattend fo beid recht. Denn Zwingli redt
von denen, fo bon den ketzern getouft: die folltend, mie Cyprianus fpricht,
widerum in der kilchen getouft werden, welches etlich vermeintend, nit not
zu fon. Vicarius aber tebt von denen, die vormals bon hriften getouft,
barnad) erft in ketzery ſielend, fo diefelbigen widerum zu der chriſtlichen fils
chen begertind: bedörftind ſy keiner touf meer, allein der pönitenz durch
uflegung ber Händen ꝛc. Darwider ouch etlich warend, mie bann das alles
Cyprianus in epiftola ad Pompejum, item ab Quintinum thuͤt bſchryben.
Als fid nun ig difer materi bil. der reden battend verloffen, ftünb uf
doctor Sebaftian hofmann von fchaffhufen ,. barfüfferordeng , b) alfo redend:
1) Stand. 9 ſtets. 3) vorzieht. 4) tauglich, zureichend.
a) Ein SSiídyof in Thebais, einer ägyptifchen Provinz, der ſelbſt in heenger Cnt»
Baltfamfeit lebte. b) Er hieß eigentlid) Gebaftian Wagner, latinifiet, Eresentariug
unb gewöhnlich Hofmeifter unb Deconomus genannt. Er wird 1476 zu Schaff»
hauſen geboren; teat ſruͤhe in ben Barfüſſerorden; 1375 — 1520 (cote er in einem Kloter
136 Handlung der verfammlung in der loͤblichen ftatt Zürich.
: Wolgeleerten ; geiftlichen, eerſamen, wyſen aünftigen, gnädigen , lieben
herren! Es erfordert not, daß ich ouch .müß zu den fachen reden. Syd) bin
in bergangnem jar zu Luzern legmeifter gſyn, dafelbft nad) minem böchften
“vermögen und ſiyß geprediget, als.ich hoff unb weiß, nüt anders denn das
wort gotted der göttlichen geſchrift under welthen minen prebigen , zu Luzern
gethon, hab ich oft gemeldt, wie ouch ander meer vil unnützer gewonheiten,
von fürbittung oder anruͤfung der heiligen und muͤter gottes; Gab babon at»
redt nad) inbalt unb leer göttlichen gefchriften. Von wegen ſoͤlicher minec
predigen, zu Luzern vorgemeldt aetbon, find mie etlich artikel ufgezeichnet
worden, gen Coſtenz gefchicht, under welchen oud) der von anrüfung der
heiligen einer it, mich als ein ketzer verklagt, oud) alfo gefchoften und. zum
lesten oud) darum von Quzern vertreiben. Diewyl nun bie min bere Vicarius
vormals angezogen hat und geredt, daß fütbittung unb anrüfung ber heili»
gen in der göttlichen gefchrift gegründet fyg und im alten teftament gedacht:
(o bitt ich bie um gottes willen, biefelbige gefchrift, damit fid) Vicarius
ben prieſter, zuͤ Coſtenz gefangen, überwunden haben beruͤmt, anzuͤzeigen,
wie vormals oft von jm erfordert iſt; fo ich bod) ouch bon wegen des artikels
als ein fcher bor minem gnädigen herren bon Eoftenz, befchuldiget bin: will
ich das jü hohem bant annemen und mich laffen gütiglich leeren, ob ich
villycht in minem. predigen geirrt, bie matbeit nit gefeit, ober die gefchrift
nit vecht gelefen und verſtanden hätte.
Smingli.
So mit doch us dem alten und nüwen teftament göttlich worte nit
meer denn allein ein troft, ein heil, ein feligmacher, ein mittler, ein fürs
ſprecher vor gott wüſſend, Jeſum Chriftum, in dem und durch welchen mie
allein gnab, bilf und feligfeit mögend erlangen und funft pon keiner creatur
im himmel noch uf erben.
Vicarius lachend:
Cid) weiß wol, daß Chriftus Jeſus allein ift alfee menfchen teoft , Heil
und ſeligkeit, ein fürfprech unb mittler zwifchen ung unb gott, (inem himm⸗
zu Paris, wo er mit ber griechifchen Literatur Bekanntſchaft machte, und Doctor der
Theologie ward; 4520 fam er als Profeſſor derfelben nad) Zürich, roo er Zwingli's
Freund ward; bald erhielt er den Nuf zum Profefior ber Theologie nad) Conſtanz,
fübrte mit Zwingi Briefwechſel und warnte dieſen ver allzuheftigen Ausdrücken; im
gleichen Jahr begab er fid) in feine Vaterſtadt, wo er die Reformation durch feine Vre⸗
digten beforderte; 1522 kam er als Lesmeiſter ins Barfüſſerkloſter zu Luzern, wo er in
Zwingli's Geiſt predigte, und deßwegen auch die Stadt verlaſſen mußte. Nun ging er
wieder in feine Vaterſtadt zurück; im Detober 1343 war er einer ber drey Praſidenten
bey der zwepten= Zürcher Dieputation ; 4525 verdrängien ihn die Feinde ber Neformation
aus Schaffgaufen und er ward Pradilant am Frauenmünfter zu Zürich; 1528 Profeſſor
zu Bern und bald darauf Pfarrer zu Zofingen; er farb 1533. Bon ibm ift Die, qt»
meiniglih Zwingli (aud) von Uſteri liter. Anh. Nro. 14. ©. 396 ff.) zugefchriebene
Schrift: „Ermahnung an die Eidsgenoflen, fid) nicht wider die Lehre Chriſti zu ſetzen.“
Er war einer der eifrigtten wirkſamſten DVerbreiter der Neformation in Zürich, Cons
fan, Schaffhaufen, Luzern, Gt. Ballen, Bänden und Bern. (Vergl. defien Leben
son Kirchhofer 1503.)
Handlung der verfammfung in der Köblichen (att Zuͤrich. 127
Gfchen dater, bie höchſte ftaffel,* durch melche allein der zuͤgang ift 3t bent
thron gäftlicher gnaden und barmherzigkeit, aün febr. IV. 16. Mit deft
minder mag einer wol durch bie nidern flaffel oud) wol zum höchften tum:
men. *) Darum bebunft mich , die Lieben heiligen und die muͤter gottes
find nit zü verachten ,. fo doch wenig find, die nit fürbitt der müter gottes
und der heiligen hand empfunden. Gott geb, was jedermann fag oder
" gteub* ib hab ein leiter an himmel gftellt; gloub feftiglich an das fürbitten
Der Himmlifchen hochgelobten füniginn, ber müter gottes; unb ein ander
mag glouben oder halten was er will.
Zwingli.
Das wär bod) wol ein torechtigs ſtuck; fo einer zu dem oberſten ſtaffel
on die niderſten und on arbeit möchte kummen, oder ſunſt daruf wäre, daß
et erſt am niderſten anfleng. Herr Vicari, wir diſputierend bie nit, wie
man ſoll die heiligen anruͤfen, oder was gloubens jr habend. Wir begerend
allein die geſchrift anzuͤzeigen, wie man das vormals oft von üch begert
hat und gebeten.
Uf ſoͤlichs ſtuͤnd uf meiſter Leo Jud unb redt alfo:
Gnädigen, fürſichtigen, eerſamen, wyſen, günſtigen, lieben herren.
Ich bin nun von üch, minen herren, ie zu Zürich angenummen, villycht
ungeſchickt, zuͤ eim lüwrieſter unb pfarrer, a) üch das wort gottes, bas
evangelion Chriſti, zuͤ verkünden; deß ich mich, ſo fer mir die gnad gottes
' bhitäich (on, unb der geiſt gottes byſtand thuͤn wirt, zuͤ thuͤn in allweg
Ayfligen will nad) minem beſten bermögen, Nun aber fo bishar vil bem
menfchen gefaß , us langer gemonbeit in der Eilchen gehalten, mit dem evan⸗
adio fid) vermifchend , daß fy oft bem evangelio glych ze halten geprediget:
mérbenb unb geboten: fag ich ichund, bag ich fölcher menfchlicher ftatuten
wenig wird achten; allein üwer lieb das heiter und Iuter evangelium, und
was ich mit göttlicher gefchrift warhaftig darbringen mag , fürhalten wird
und leeren, unangefehen menfchlich gebot oder langer zyt gewonheit; fe doch
fölih menſchlich fa&ung, von päpſten oder bifchof geboten, hie zugegen
durch meifter Ulrichs usgangne bfchlußreden dem enangelio unb der warheit
ganz mwiderwärtig zu (n erkannt und überwysſst werdend , unb doch oud)
nieman bie ift, der etwas mwarhaftige oder gründliche darzuͤ reden will oder
1) Stufe.
a) „Leo ward Sonntag nad Pfngſten 4522 von ber ganzen Kirchhöre zu Et.
Veter zu einem eutprieiter angenommen (dabey war ich mit andern), body daß er ert
auf die nächfie Lichtmeß follte angehen. Das geſchah alfo und fam alfo auf biefe Dispu⸗
tation ber auch zu bleiben unb ging alfo an.“ (Werner Steiner Mifer.) Lea war
1432 zu Rappoltsweiler im Elfe geboren; 1505 (tubirte er nebft Zwingli zu Baſel;
da begann ihre unmandelbare Freumdichaft. Kurze Zeit war er Brädifant zu St. 3pilt
im Elſaß, dann Diakon bey Et. Theodor zu Bafel. Auf Zroingli's Verwendung ward
er 1518 zum Prediger nad) Einfiedeln berufen, als Zwingli nad) Zürich ging, und 1532
zum Pfarrer an St. Peter; 1523 heirathete er eine Nonne. Er ift vorzüglich der
Meberieger der Bibel in's Deutfche und Lateinifche; aud) überlebte er mande Schriften
von Zwingli, Luther und Erasmus, befonders des (epterm Paraphraſen und fchrieb dem
erſten Zürcherichen Katechism. Er ftarb 19. Sun. 1543. (Beben Leo Quia von (cis
uem Sohn Johann in Misc. Tig. II. 4 ff.)
138 Handlung bet verfammíang in Der Löblidhen fatt Zürich
weißt. Deßglychen ouch bie min here Vicarius fich vermeffen , anruͤfung
und fürbitt der heiligen durch göttlich gefchrift zu bewären und anzlizeigen.
aber ſoͤlichs nod) nit, wie wol oft ermant , ift beſchehen. Deßhalb bitt ich ouch,
das felbig von jm zu hören und zu wüflen, mo gefchriben flat in vorge⸗
meldten biblifchen bücheren von anrüfung oder fürbittung der heiligen:
Denn das wirt villycht oud) bon mir burd) mine vredig, fo mir gott qncb
verlycht, angezogen werden und gemeldt, bag man allein Gbri(tum Syefum
enrüfen foll, (id) alles troſts, aller Hilf, gnab unb feligkeit allein -zu jut
verfehen; das felbig funft von feiner ereatur gefücht und begert foll werden.
Darum herr Vicari beaer ich, jr wöllt mich te, ob ich irrte, befcheiden
und der gefchrift berichten, anzeigen ort und end, mo gefehriben it, daß bie
heiligen von ung anzürüfen find, oder fürbitter fyend. Sölichs will id) zu
groſſem dank annemen und mich von dd) gern laffen underwyſen.
Vicarius.
Me Hercules quidem contra duos. Soll ich wider zween fechten? das
iſt doch dem ſtarken Hereuli (als by den alten ein ſprichwort was) zuͤ ſchwer
zu (9n geſchätzt worden. Lieber herr, id) bab nüt mit üch zu ſchaffen.
Leo: ſo hab ich aber mit üch zuͤ ſchaffen.
Vicarius: ich weiß nit wer jr ſind.
Leo: id) will gern üwer guͤter fründ fun, fo fer did) das zu dank tft
Vicarius: das fchlag id) nit us: denn ich bin nit bie, mit jeman uns
fründfchaft zu machen. Sind je denn min güter fründ, mie je fagend, fo
geſchicht ung glych wie Socrati und Coloni, *) die oud) durch bifputation
güt fründ wurdend. |
Leo: &o hand jr doch eins fründs meer denn vorhin.
Sölichen und andern fpäßlin 3ü weeren, fing meifter Ulrich an 3d reden:
Mollt gott, bag der fpruch: Ne Hercules quibem sc. fo Inchtlich von
manchem verftanden wurd und gehalten, als gemein er funft ift im brud)
zu citieren. Herr Vicari! wie begerend gfchrift ze hören von anrufung und
fürbitt der Heiligen, nit fölichee unnüßen reden und tandmären. *
Vicarius:
Wir habend das im bruch und gewonheit chriſtlicher kilchen, und wirt
von allen chriſtenmenſchen alſo gehalten, mit der litany beſtätiget und canone
miſſä, daß wir die muͤter gottes und die heiligen anruͤfend für uns zuͤ
bitten. Deß gibt uns die muͤter gottes ſelbſt kundſchaft, da ſy ſpricht, als
der ebangeli(t Lucas bezüget: Er hoc beatam me dicent; felig werdend mid)
ſprechen alle geſchlecht, und je müm Eliſabeth bat ſy fründlich angeredt,
fprechend: Unde mifi hoc 1c. von wannen kummt mir bas, daß bie muͤter bed
herren zu mir fummt? Item: felig bift dus under den fromen ıc. Das
bezügt ung ouch das feömlin im evangelio, ſchryend: Selig i(t ber (pb, der
bid) getragen hat, und felig find bie brüft, bie du gefogen haſt. [Zwiſchen⸗
rede von Zwingli: Man fragt nit von der heiligkeit und würdigkeit Mariä,
funder von anrüfung unb fürbitt.] Item mir (ingenb tdalid): Gentiunt
omnes tuum (ebamen. Es empfindind alle die din Hilf, bie ba eerend bin
gedächtniß.) Doch, fo min reb unnüg unb ein tanb fon foll, will id) doch
wol ſchwygen.
1) unnäse Plaudereyen.
Handlung der verfammlung in bee loͤblichen flalt Zürich. 139
Alſo ſchweig Vicarius ſtill unb fag nider; ſtuͤnd harnach uf bertee
Martin von Tübingen, atfo zu ben fachen redend:
Lieben herren! es ift bie bil. geredet wider den bruch unb fagung dee
chriftlichen fildhen, fo von den heiligen conciliié unb bäteen , im heiligen
geift verſammlet, gefeßt und geordnet ift, welche oud) in löblichem bruch
und langer gewonheit bishar unſträflich gehalten. Das ſelbig zuͤ widerreden
unb zuͤ fchelten,- ét ein frefenlich ſach: denn, was durch bie heiligen
concilia unb väter, nämlich in ben IV eonciliis ufgeſatzt und beſchloſſen
it, das fell man in der chriftlichen- kilchen glych den evangeliis halten,
als wir gefchriben hand, Dill. XV. Dann bie fild) durch bie concilia int
heiligen geift verfammlet , mag nit irren. Deßhalben gebürt fid) nieman
wider decreta und jre fa&ung ze reden, als das im heiligen ebangelio Gbris
ftus bezüget, bo er fpricht: Qui vos audit, me audit. Welcher dd) hört,
der hört mich; und welcher üch verachtet, der verachtet mich. Da redt Chri⸗
ſtus zuͤ ſinen jüngern, und zuͤ denen, die an der zwölf boten ſtatt (als bi⸗
ſchof und päpſt) die chriſtliche kilchen regierend, wie dann die römiſch kilch
nun vil hundert jar ein muͤter aller andren iſt, und durch die wort
Chriſti Matth. X VI. 18, 19 beſtätiget, als ung das beſchriben wirt Diſſ. X.
et XII. cap. in nova et cap. auamvis. Über das wirt hie geredt unb qe
fochten , wider das anrufen der Lieben. heiligen , giych ale ob ſoölicher eerlicher
and göttlicher bruch, in der chriftenheit manch hundert jar gehalten, nit
arünb us der gefchrift hätte , fo bod) der heilig Hieronymus ad Jovinianum
vil bon fürbittung der heiligen ſchrybet, umb bas felbig uns fürderlich zuͤ
fon bewärt mit heiteren göttlichen gefchriften. Deß wir ond) mwarbaftige
kundſchaft nemen. us dem canon der göttlichen mef bon den alten pdpften,
bifhofen gemacht und Durch die Litang von Gregorio ufgeſetzt, in allee
hriftenheit gefungen , überwyst, bag fürbittung und ancüfung der lieben
beiligen und der müter gortes nit vergebens ift angefeben. Ouch (cbenb mie
bas us täglicher erfarnuß der mwunderzeichen, fo befchehend allenthalben.
Darum bebunft mich unbillicy, (ólid)$ als unnüg und wider die gefchrift
ze fom adyten unb ſchätzen 1c. |
Zwingli.
Der guͤt bere. vermiſcht fid) ouch * ze reden, wendt bie für vil der ſatzung
‚und brüch der kilchen, von ben vätern unb conciliis, durch den heiligen geiſt
verſammlet, geordnet; vermeint: man ſollt darwider nit reden ıc. Sprich
ich, er wirt noch lang nit bewyſen, daß die concilia alle im heiligen geiſt
zu allen ſatzungen, durch fo beſchcehen, verſammlet find, als vormals erwyst
iſt, daß ſy oft wider einander ſtatuiert haben, und hüt eins, morn ein an⸗
ders beſchloſſen, gemacht und widerum abgethon, und aber der heilig geiſt
jm allenthalben ſelbſt glych iſt, nit wider ſin wort, ein mal geboten, thuͤt
eben. Daß tr aber fpricht: mas durch die concilia unb väter befchloflen ift,
fell man den evangelüis glych halten: fag ich, mas der edangelifchen mate
beit glychmäſſig ift, und nad) dem geift gottes, nit nad) menfchlichenm ges
bunfen gefaßt, ift man ſchuldig das felb zu halten; was aber über das,
by einer todfünd ze halten, durch pdpft oder concilia geboten ift, wellend
wir nit fchuldig (9n, das felbig bem ebangelio glych zu leiften, wir wellend .
3) miſcht fid) auch ein.
140 Handlung der verſammlung in he loͤblichen ſiatt Zuͤrich.
m in bem fon, unfee confeienzen damit nit zuͤ beſchweren Erempli gra⸗
: Wenn der vapſt oder concilium ung gebüt by einer todtſünd ad faften,
ober fein eger , fein entm, fein fleifch zuͤ effer, das uns bod) gett nit zu
thün geboten fat, Luc. X. 7. Kot, IE. 16, 21. funder erloubt und frg
geſetzt: mellenb. mir barum gr glouben, baf föliche und andre meer ſatzung,
fo von den coneciliis befchehen, us dem heiligen geift fuend unb aluch bem
‘ebangelio zu halten. Wie kummend wir darzu, baf fa ung wolltend aebicten,
kein käs, kein eyer, kein milch, ſunder ſtinkends öl zuͤ eſſen, damit ſy kum
zuͤ Rom jre ſchuͤch thuͤnd ſalben, ſunſt huͤner unb capunen eſſend. Spricht
man aber, e (tat alfo verſchriben in ben geiftlichen rechten , und habend bae
alfo gſetzt bie väter: fag ich, ed flat anberft gefchriben im Paulo, unb hat
uns vil ein anders.und Inchters gefak geben Chriſtus. Nun ſind wir je
gott oder dem heiligen geiſt meer ſchuldig gehorſam zuͤ ſyn, dann den men⸗
ſchen? act. V. 32. Daß er aber fürwendt, bie fid) bat füliche geboten;
bie mag nit irren: frag ich, was heißt die kilch? meint man den papft zu
Stem mit groffem herriſchem gemalt unb pomp der cardinäl und bifchofen
über all kaiſer und fürften; fo fag ich, daß bie felbig Pil) oft irrt und
geirrt bat, als das männiglich weißt; wyl fy land unb (üt verberbend , | ftátt
verbrennend und das chrifttich volf verheerend, und bon wegen jrs zytlichen
prachts zuͤ tod fchlahend, on zwyfel nit ugs befelch Chrifti unb finer apofteín.
Aber es ift ein ander Eilch, bie wellend die papiften nüt ta(fen gelten; bie
felbige ift nüt anders, denn bie zal aller recht chriftgläubigen, in dem geift
and willen gotteg berfammlet, welche oudy ein feiten glouben und ein unge⸗
zwyfelte boffnung dm gott jren gefpong * feet. Die felbig kilch vegiet nit
nach dem’ fleifch gewaltig uf erdrych, herrfcht oud) nit us jrem eignen mute
Willen, funder hangt und biybt allein an dem wort unb willen gottes, fücht
nit sot(id) eee, groß land unb Lüt under fid) ze drucken unb den andren
hriften ze herrfchen. Die fild) mag nit irren. Urfach: (9 tbüt nüt ug jrem
- mütwillen oder mad fy güts bedunkt; ja fücht allein, mad ber geift gottes
heißt, erfordert und gebütet, Das i(t bie rechte fil, ein unbefledte brut
Jeſu Chriſti, burd) den geift gottes regiert und erquickt. Aber die kilch, bie
von den papiften wirt fo bod) geworfen, irrt fo fat und fo grob, bag cd oud)
die heiden, Türken und Zartaren wol mü(fenb. Daß er aber ynhar zücht ben
ſpruch Gbrifti Luc. X. 16. Welcher üch Hört, der Hört mich, und welcher
tid) verachtet, ber. veracht mich; bütet dann uf papſt, bifchof, regenten rö⸗
mifcher kilchen: (ag ich, daß ſoͤlichs nit der finn ift Jeſu Gbrifti,. bag wie
in-allem dem, fo fy ung gebietend, jnen ghorfam fun follend. Dann Chriftus
ber here wußt mol, daß fölich groß banfen uf dem (tü( Moyſis murbenb
fi igen, die dem armen unträgliche oder ſchwere bürden uf den bale legtind, bie
fo mit bem finger felbft nit aneurtind. Darum wirt difer fpruch: welcher did)
hört, der hört oud) mich sc. nit dahin dienen, mie jn die papiften und
fopbiften tbünb büten; funder das ift der recht verftand, mie oud) das us
bem das vorftat und nachfolget erfennt wirt: Do Chriftus fine jünger us⸗
fandt das ebangelium zu predigen in bie (anb und ftätt, fprach ev; Gonb
bin und prebigenb, fprechende: das rych gottes nähet fid) sc. Und Barnad)
ferad) Chriftus: Welcher üd) Hört oder .üch ufnimmt wie Matth. X. 40.
1) Brautigam.
Handlung der verſaiamlaug in der IAOblichen att Zürich... 141
fpricht, der hört mich sc. Vermeint: fy ſollend fin wort predigen und bent,
wol? fürbalten , nit menfchen tand und gefatz. Denn man dient dem berren
vergebens , fo man menfchenleeer und gebot fürwendet. Nun laßt fid) der
güt herr ouch merken, mic Hieronymus von ancüfung und fürbittung bee
heiligen ad Jovinianum ſchrybe, das er bod) nit recht befehen bat. Denn
e$ (tat ad Vigilantium; doch wie Hieronymus die gefchrift von dnrüfung
oder fürbitt der heiligen büget,t wie, er dann funft oft thüt, das ift allen
denen ze wüflen, die. Hieronymum mit gütem urteil [efenb. *) Zum lezten
bon bem canon, der in ber mef mitt gelefen, darin anrüfung unb fürbitt
bre Heiligen anzeigt ift, fag ich: man ficht wol, daß der canon nit von einem
allein gemacht, funber von vilen zefammen gefeht ift. Dann «8 find bif
übriger wort darin, als häc bona, bác munera ꝛc.; us welchem ermeſſen
wirt, daß er nit bon eim geleerten gemacht ift. Es Babenb je die apofteln
nit alfo mef gehalten; oud) finbt man, daß an etlichen orten der canon nit
wie by. ung im brauch ift, das ich, ob gott will, anzeigen und in kurzem
will bewyſen. Don den mwunderzeichen, fo von den heiligen befchehen, iſt
vorhin gefeit. Wer weißt, von mem ober warum gott dag berbüngt?**) Wie
follend das nit fo Inchtlich den heiligen zümeffen durch unſern mißglouben,
fo wir an Cbri(to verzagend und zu der creatur loufend um hilf zu begeren.
Das alles zeigt an ein ſchwachen glouben und Heine hoffnung zu Chrifto
Su, bem wir nit recht unb ganz tbünb vertrumen. Warum fliebenb mit
bon jm unb füchend hilf von ben heiligen? (o wir doch nit gwüß us ber
geſchrift erkennend, daß ſy unſer fürſprecher ſind.
Nachdem ſtuͤnd uf boctor Sebaſtianus von Schaffhuſen, Barfuͤſſer⸗
ordens ſieng an ein geſeßnen rat zuͤ ermanen, daß ſy handhaben und beſchir⸗
men wolltend evangelifche (eee. fürhin wie bishar; fo bod) nieman ba wäre,
der etwas gründlicher geſchrift, uf manchs erfordern, dar möchte bringen.
Aber er kunnt nit usreden, Vicarius fiel jm in fin red und ſprach:
Doctor Sebaftian! jr ſolltend ſchwygen unb nit.alfo reden. Ir wüſſend
wol, was jr minem gnädigen herren vercheiffen band; e£ gebürt fid nit eint
mann .alfo beweglich ze fun, wie ein vor vom wind fid) laßt bewegen: je
hand das bormald nit verheiſſen.
Antwurt vorgemeldter doctor Sebaftian:
Lieben herren! mag ich dem bifchof verbeiffen hab, bas felb han ich
trüwlich und vedlich gehalten; aber mir ift von den (inen nit gehalten unb
geleiftet, das fo mir hand berbeiffen; bas bezüg id) mid) bie offentlid) ge»
tebt ban.
Uf fómtid) red (tünb uf ein ander doctor, lesmeifter und prdbicant zuͤ
Bern, barfüflerordeng; a) ermant ein wyſen rat von Zürich, alfo rebenb :
* - . v
1) biegt.
a) „Sebafian Meyer, der bemnad bes Papſts Jahrmarkt gemacht und über
die Difenbarung Johannes gefchrieben hat.“ (Werner Steiner fer.) Er war 1165
zu Neuenburg am Rhein im Elſaß geboren; fudirte erft zu Bafel, bann an mehreren
Orten in Deutichland und ward Doctor der Theologie, trat in ben Barfüflerorden, ward
Peemeiftee in ben Klöftern zu Straßburg und Bern. Er war einer der erften, eifrigften
Freunde der Reformation; 4522 widerlegte ex mit Zroingli’s Freunden zu Bern ben
hirtendriet des Biſchofs von Conſtanz; zu dieſer Schrift machte Sivingli Sujdge, die
142 Handlung der verſammlung in der üblichen flatt Zürich.
Eerſamen, fürfichtigen, wyſen, anädigen, günftigen herren von Zürich ®
Ümer fürnemen und meinung, fo von (d) durch offne brief, bem evangelio
zu hilf, in all üwer Iandfchaft usgangen, gefällt mie wol, umb ob gott, daß
jt hit find, die bas wort gottes fürderend unb nit verhindernd ; bitt oud) gott,
baf er üwer wysheit von fülichem göttlichem fürnemen nit well wenden
und fallen laffen, und daß ec dd) fraft und macht , (tárf unb troft geb und
verlych, daß jr ab feinem melttlichen gemalt, papſts, bifdyofs ober kaiſers
erſchreckind ſunder in der ſachen handlind, daß gott zuvorab unb üch ju
tivigem Lob werd gemeflen! Und achtend nit, def ümer ein kleiner huf unb wenig
ſyend! nit red ich dag üch zur berachtung , funder ich meins alfo, daß jr nit ein
ganz künigrych vermógenb, unb 3d rechen gegen fo bil. völkeren, ein Heine zal
gefchäßt. Gebenfenb, daß gott allweg durch die fleinen und fchwächften fin gött-
liches mort und willen bat laflen in die welt fummen, dag felbig verborgen bor
den groffen wufen difer welt. Darum fürchtend nit, bie ben (nb mógenb ver»
derben , den feelen fónnen fy nüts fchaden ! achtend nit, bag miber die change»
lifdye warheit jetz find bifchof, panft unb fopbiften! Alſo ift das von gott anas
fehen, bag er bie wyſen bifee welt unmüflend machte, und die marbeit durch bie
einfältigen würd geofinet. Darum bitt ich üwer wysheit, beftändig in dem
wort gottes zu biyben , das ich oud) minen herren von Bern, deren prädicant
id) bin, nit im münfter, funder zu den barfüflern ein lector, trüwlich milf
tümen, üwer eer und [ob pryſen. Alſo (ag ev miberum niter.
Nach dem ermant ein burgermeiſter von Zürich abermals, ob jeman
meer wollt zuͤ ben ſachen reden: der möchte das thün! Mine herren, ſprach
er, ſind muͤd zuͤ ſi itzen. Es wär ouch bald zyt zuͤ morgen zuͤ eſſen.
Do ſtuͤnd uf ein chorherr von Zürich mit namen meiſter Jacob Edi»
bad), a) alfo forechend:
Nun loſend, lieben herren! min güter fründ und mitbruͤder, meiſter
Ulrich, hat vorhin ermant by chriftlicher lieb alle bie, fo wider in etwas
hättend zu reden. Nun bin ich etwann mit jm im fpan gefon, von wegen etli⸗
dr fachen und reden; ift aber bag felbig sülest durch uns beid an em
capitel: afebt, da feibft darin aebanbtet, daß id) vermeint, ed wär überbin und
follt von nieman meer angezogen werden. Nun aber, fo meifter Ulrich ſo
oft durch gott ermant, die wider in geredt habend, herfür zu treten, bab ich
gedacht, er möcht mich ouch meinen. Darum ſag ich: will meiſter Utrich
das ſelbig, fo zwiſchen mir und jm gehandelt, by der erkanntnuß miner
herren vom capitel laſſen blyben, bin ich zuͤfriden, will bag wyter nit anzie⸗
hen. Dann die ſach iſt ſchlecht und nüt; ich weiß ouch nüt von meiſter
Ulrichen, denn als von einem guͤten fründ und capitelbruͤder. So fer er aber
das nit will und mich ermant, ſo will ich das hie vor üch minen herren an⸗
ziehen. Dann ſy ſtond da hinden, reizend unb ſpottend, man dörf nüt reden.
fid) nicht mehr unterſcheiden laſſen. Wirz N. Helv. K. Geſch. I. 260 ff.) Zwingli war
ſelbſt im Fall, feinen. zu großen Eifer zu maſſigen. 1523 mußte er mit bem eben fo
eifrigen Fatholiichen Prediger Heim Bern Friedens wegen verlaffen, und ging ale
Trediger nach Ctrafibueg und Aucsburg. 1536 ward er wieder nad Seen berufen. Im
Abendmahlsſireit neigte er fid) auf bie lutheriſche Eeite; Tam in Streit mit feinen mte.
beüdeen und banfte 451 ab, ging nach Straßburg und flarb nun 1535 in hohem Als
ter: (Scheurers Bern. Maufoleum I. 319 fi.)
a) 1532 ward ex Propſt ju Zurzach. (293. Steiner.)
Handlung. der verfammlung in der loͤblichen ftat Zürich... 143
Smingl :
Richen herren! ich hatt mir ernftlich fürgefetst, alle bie zum britist maf
mit namen harzü zü rüfen, die mid) ein ketzer und derglychen befchuldiget
Babend; aber id) Hatte marlid) be& nun bvergeflen, umb. wär mir ouch der
guet herz, meifter Jacob Cblibad, nie zit (inn kummen. Es ift nit minders:
ich bab etwas mit jm vor minen berren dem propft und capitel gehandlet,
das id) vermeint nit not zu fon, oud) nimmer meer gedacht hätte, hie für⸗
zewenden. Diewyl er aber ſelbſt unberuͤft ufftat unb ſolichs hie will anzie⸗
hen und usrichten, bin ich wol zuͤfriden.
Meiſter Jacob:
Die ſach iſt nüt; id) bin zu meiſter Ulrichen kummen in fin bus, bat
er mich befcheiden, * wiewol nit ganz, doch bin ich wol zufriden. Ich
weig nüt von jnt, denn alles gütd; ec ift mir ein güter bere und mitbrüber;
deßhalben will ee ſoͤlichs [affen biyben, mie e$ dann bor minem herren propft
unb capitel gemacht, bin ich mol benügig. ?
Zwingli.
Ir mögend das wol hie anziehen; es iſt mir wol gefällig, und iſt mir
Fieber bie bor minen herren, diewyl je das ſelbſt thuͤnd melden.
Dod) warend etlich ba, villycht meiſter Jacobs vorgemeldt verwandten, redtend
und vermeintend, meiſter Ulrich thät mol hübſchlicher; diewyl man meiſter Jacob
fum? ze reden gereist hätte. Verantwurt dag meiſter Ulrich, er hätt des
ergenannten meiſter Jacobs nie gedacht, wär jm ouch nit zu (inr. kummen,
ba6 er follt davon reden sc. Alſo ward ein fpan; etlich der ratsherren
wolltend, man follt dag vor den capitel usrichten,, do e$ angefangen hätte;
bie andern vermeintend, man follt das in gegenwürt ber geleerten und herren
verhören; bod) ward zuͤlezt der fach nit meer gedacht und alfo geftillt ,
villycht für capitel behalten und blib je affo unangezogen. Das meld id)
darum (mie wol nit bi( zu der fachen dienend), baf man nit möcht fprechen
unb mich befchuldigen: Ich Hätte nit alle red und widerred, da zumal
befchehen , anzeiget oder begriffen. 7) -
Nach dem erloubt ein burgermeifter von Zürich jedermann , fo nit des
rats wäre, an fin berberg zu aon, zu morgen zu effen, big uf wyter erfor
derung. Dann es was nachend mittentag. Aber ben ratsherren gebot vor⸗
gemeldter burgermeiſter ze blyben, villycht wyters darin fid) zu beraten. *”)
Alſo fund man uf und gieng männiglich bon den fremden an fin herbers.
€ vil iſt vor mittag gehandelt.
Als nun jedermann geſſen hat, ward verkündt, widerum ufs rathus ze fum
men, ben abfcheid, von eim wyſen rat von Zürich befchloffen, ae hören. ***) Und
da männiglich fich verſammlet, ward vor rat offentlid) gelefen mie harnach ftat.
Als je bann im namen des herren und uf die befchrubung eins bur⸗
germeifters , rates und bed. groſſen rat$ der flatt Zurich, und us den ute
fachen, in denfelben üch zugefandten briefen begriffen, als gehorfam erſchi⸗
nen 2c. und aber, gar nad) ein jar verlaufen‘, unfers gnädigen herren von
Goften; eerwürdig botfchafta) ſoͤlicher fachen halb, wie je uf büt gehört, allhie
1) befe'ebigt, belehrt. 2) vergnägt. ?) Taum.
a) Sie beftanb au bem Weihbilchof Vattli, Zohan Wanne, Somprebiace zu Cette
. fani (dad batauf9tefeemator daſelbſt) und D. Brendli. (Wir; IT. 36. unb I, 220 — 236.)
4 Handlung bee verſammlung in der Töblichen ſtatt Zürich.
in der (tatt Zürich bor einem burgermeifter, Bein unb groflen räten gewe⸗
fen, ;nb hierum alterley geredt worden ift, bann zemal verabfcheidet: Daß
unfer gnädiger herr von Coſtenz daran fon wollte, in (inem bietum bie geleer⸗
tm, darzuͤ an ben anſtoſſenden biſstumen und prälaturen bie prädicanten ati
berüfen, taten , helfen und mit denfelben handlen, darmit einhelliger beſchluß
beídyebe und männglich fich wüßte ze halten; fo aber bishar von unferem
gnábigen herren von Coſtenz villycht us merklichen ‚urfachen deshalb nüt
defunders vollendet ift und die widerwärtigkeit (id) für unb für under geif-
lid) und weltlichen. erhebt; daruf habend abermal ein burgermeifter, rat
und der groß vat. der flatt Zürich, in bem namen gotte, um friden unb
chriftlicher einhelligkeit willen, bifer tag angefegt, unb zu bem unfers anä=
digen herren von Gofteng lobwürdig botfd)aft vermögen (be& fo jren anaden
hohen nnd fiyffigen dank fagend) , oud) biezu alle lütprieſter, prädicanten ,
feelforger gemeinlich und jeden infunders durch je offne brief wie obftat us
aller jvo landfchaft in jr ftatt fürt fy befchriben, beruft und befchicht, um
die, fo einandern befchuldigend und Leer gefcholten, gegen einandern zu
perhören. Diewyl aber meifter Ulrich Smingli, zu dem grofien münfter in
der ftatt Zürich chorbere und prábicant, vorhar bil hinderredet und finexr
[ect gſchuldiget worden; fo bat fid) uf fin erbieten und offnen 2 ſiner fürge⸗
haltnen artikeln nieman wider jn erhebt, ober mit der göttlichen gefchrift jst
underftanden zu überwinden; als er ouch die, fo ym ein feet gefchuldiger,
zu meerem mal harfür ze gon. erfordert, und aber nieman einicherien ketzery
(inet leer bewyst: habend daruf bie obgemeldten burgermeifter, rat und der
groß tat difer ftatt Zürich, unrüm und zwitracht abzeftellen, nach. jrem
hierüber gehabten verdankt ? und ratfchlag fich erkennt, entfchloffen und dit
jr ernfilicy meinung: Daß meifter Ulrich Zwingli fürfaren und hinfür wie
bishar das heilig evangelium unb die recht adttlich gefchrift nad) dem geift qot»
tes, fines vermögen verfünde fo (ang unb bil bis er eins beffern bericht werde.
Es föllend ouch all andre jre Lütpriefter, feelforger und prädicanten in jeo
ftatt und landfchaften und berefchaften anders nüt fürnemen nod) vrebigen
dann was fy mit dem heiligen ebangelion. und funft rechter göttlicher ge⸗
Schrift bewären mógenb ; deßglychen föllend (5 ein anderen binfür feiner. geſtalt
ſchmützen, fe&erer nod) andere fchmachwort züreden. Dann welche hierin
widermwärtig erfchinend und dem nit gnüg thätend, diefelben wurde man ber
maffen halten, daß fo fehen und befinden mußtind unrecht gethan baben.
Actum donftag nad) Caroti, in der ftatt Zürich uf den 29. tag januarii
anno MDXXIII.
Uf fölichs ſtuͤnd uf meifter Ulrich Zwingli, ) redtalfo- Gott fyg (06 und
bant, der fin heiliges wort in himmel und erden will berefchen! Und üch,
minen herren von Zürich, wirt on zwyfel der allmächtig ewig gott in andrem
such kraft und macht verlyhen, daß jr die warheit gottes, das heilig evan⸗
gelium, in üwer landſchaft handhabind, unb zu prebigen fürbrinb. Hand
beB fein. zwyfel, der allmächtig gott wirt tid) deß in anbrem erfeßen unb
belonung geben. Amen!
Ob dem DVicario von Coſtenz ſoͤlicher abſcheid geleſen geſiel oder mit,
weiß id) nit eigentlidy. "") Dann cr ſprach alſo: Lieben herren! ed ift hüt bif
) vor. 2) eröffnen, 7) Bedenfen.
-,
Handlung ber verſammlung in der ldblichen fatt 3inid. — 146
der heiligen väpſten unb väter, welcher conftitutioned unb gefchriften in der
ganzen chriftenheit ‚warbaftig, gerecht und unfträflich bishar gehalten. *)
€ ólidhé zu befchirmen und erhalten, hab ich mid) erboten, vor den hoben
ſchuͤlen. Run aber, fo ich erft büt meifter Ulrichs artikel, fürgebalten, übers
fehen (dann. ich fü nächftdem nit geleſen bab); bebunft mich marlid), daß
Diefelben ganz und gar wider bie ceremoniae (das tft wider bie löblichen herr⸗
ligfeit oder pracht der kilchen, gott zuͤ [ob unb eeren befchehen und gefaßt)
fechtend und ſtrytend, zu nachteil der göttlichen leer Chrifi. Das will ich
bewyſen. | '
= Zwingli.
Herr Vicari! das thuͤnd! das wellend wir gern hören.
Vicarius.
Es (tat geſchriben Lue. IX, 40: Qui non eft adverſum vos ꝛc. Welcher
nit wider üch iſt, bee ift für üch oder mit üh. Nun find ie ſoöliche löbliche
gottsdienſt oder herrligkeiten der kilchen von den heiligen vätern (als da iſt
faſten, bychten, hochzytliche! tag begon, fingen, leſen, mobert , ") meßleſen
und ander glychen) ufgeſatzt und geboten nit wider gott, ſunder beſchehen allein
zuͤ lob und eere gott dem allmächtigen; will mich gar fremd und unrecht
bebunfen, dasſelb ſogar, glych mie unrecht, verachten unb. verwerfen.
Zwingli.
So min herr Viearius fürwendt unb ſpricht ud bem evangelio: wel⸗
cher nit wider dd) iſt, dee iſt mit did, fag ich: bas iſt war. Nun find bie
brüd) unb fakung ber kilchen, durch bie menfchen geboten und ufgefelt, nit
wider gott sc, Herr Vicari, das thund bemufen. Denn Chriſtus verachtet
de menfchlich fakung und gebot, als wir das babenb Matth. XV. 1-9. Do
die Juden und pharifäer den herren beraffletend ? und ftcaftenb, warum fine
jünger nit hieltend die leer und (agung der alten; ſprach Ehriftus zu jnen:
warum überteetend je bag gebot gottes von wegen üÜmer leeren unb. faßungen sc.
und redt der here wyters: Wol hat von dd) betrügnern der propbet. €faja£
gfeit: Das volf eeret mich. mit den lefzen oder mit, dem mund, aber je herz
ift mot bon mir. Dann f) cerend mich vergebens, fo fo leerend menfchens
(eec und gebot. Hie hört man, daß gott unfer faung und (eer, fo nit von
jm fummt, nit will haben, verachtets, ſpricht: mie bieninb jm vergebens,
welches uns ouch anzeigt der heilig Paulus, bo er alfo ſchrybt: Lieben bruͤ⸗:
der, (ügenb daß üd) nieman verfuͤr durch menfchlich mosbeit und beteug
nad) der leer oder fa&ung der menfchen, nach ben leexen difer welt und nit
sad) dem Ehrifte. Rieman foll üch bereden oder urteilen in der fons oder -
im tranf oder in den hochzytlichen? feften oder fortagen! die ding find nun
ein (chatten se. Kol. 2: 16. f. Gott will allein haben von uns fin gefati,
(nen willen, nit unfer gütgebunten. Gott dem herren ift meer gelegen an
der gehorfame finer worten (mie wol f das mwörtli gehorfam uf bie menſch⸗
lich gehorſamkeit ziehend) , denn an allen unfern opfern und felberdachten kilch⸗
1) feftliche. 2) tadelten. ) hoben.
Sminglis ſammtl. Schriften 1. $55, 10
⁊
geredt wider bic Löblichen langhar kummenden brüch, gewonheit unb ſatzung
146, Handlung der berfommlung in der loͤblichen (att Zürich.
brüchen, als wir das hand in aller göttlichen afchrift bee propheten, zmölfe
boten und heiligen. Die gröfte und rechte ecc, gott zu erbieten, ift, fo
wan haltet fi fin wort, lebt nad (mem willen, nit nad) unfeen gefaben unb
guͤter meinung.
Vicarius.
Chriſtus ſprach Joannis XVI. 12: Ich bab üd) nod) vil ding zuͤ
ſagen, bie jr ieh nit all mögend tragen oder behalten; menn. aber fummt
der geift dee arbeit, der wirt (id) alles leeren. Es ift bil dinge: von ben
heiligen vätern durch den heiligen geift usgefeßt,! unb infunders die faften ,
. Gud) der famftag- burd) die zwölf boten, dag bod) im evangelio nit ift bt.
ſchriben; weliches (9 on zwyfel u^ heilig geift geleert und underwyst bat. ")
wingli.
Herr Vicari, das bewärend mit göttlichen gefchriften, ba den ſamſtag unb
bie faften die zwölfboten usgefeßt habend. Chriſtus (prad) am erfigemeldten ort:
der geift gottes wirt fo alle warheit leeren, on zwufel nit menfchentand.
Dann er (prad) Syoannie XIV. 26: Der Heilig geift, welchen ber vater fendt
in minem namen, derfelb wirt üch (bermeint die zwölf boten) alle ding
leeren, und wirt üd) ungeben (raten oder erinnern) alle ding, bie ich dd
wird fagen. Als ob er (pred) on zwyfel, nit was üch güt bunft,.
funder mas der geiſt did) leert in minem namen, nad) der warbeit, nit. tad)
menfchlichem gedunten. Nun habend ie die heiligen apoſteln nüt andere gt».
leert, ufgefeßt, geheifien und geboten, denn was jnen Chriſtus im evange⸗
(io bat empfohlen. Dann Chriſtus ſprach zu jnen: jr find mine fründ,
wenn je toünb die ding , die id) bab geheiffen oder geboten. Dasfelb habend
such die lichen jünger eenftlid) gehalten, unb nüt anders ung geleert, denn
toit fü der recht meifter 3d leeren usgefandt hat und underwiſen. Weliches fid)
eefindt durch fant Pauls und Peters epifteln. Deßhalben Töliche üwer
argument mögend nüt berfaffen.? Dann ich darf bas mit der warheit ſagen,
daß ich deren ob die ſechzig wüßt zuͤ nämen in diſer ſtuben von minen
herren, layen, der geſchrift nit geleert, die all üwer argument, bishar für⸗
gwendt, fónntenb umſtoſſen und mi bem Fr niderlegen oder (olbieren. ? a)
icarius
Wolan meiſter Ulrich! gebend jr das zu, daß man allein ſoll Halten ,
was im evangelio ift verſchriben funf nüts? wollt je mir das nady(an?
wingl
Herr Vicari, je erbarmeend mid), daß jr fo mit ſophiſtiſchen, ſpitzfündi⸗
gen oder nachgültigen“ reden kommend. Ich fónnt ouch mol ſoͤlich obliga⸗
tiones machen, ich habe oud) mol bor zyten in der ſophiſtery geleſen;
darum will id) nit mit ſoͤlichen gefchmindigkeiten® oder ſtricken gefangen
werden. Antwurtend und fechtend mit (uter. gefchrift, fprechend: da ftate
gefchriben. Das ghört eim geleerten zu, mit gefchrift fin fad) zu bemdren.
Dicarius.
Ir band us dem heiligen Paulo, daß er trabitioned , underwyſung ges
ben hat und geleert, das. nit vorhin gefchriben im evangelio. "") [Redt.
doryn Smingli: das mellend wir hören.] Dann, do er by den Gorintheen
| 1) eingelegt. ?) verfangen. ?) Idien. 9) eiteln. 5) £iften.
a) Siehe das Beirenrupfen.
- Sandlung der verfammiung in bey löblichen ftat Zuͤrich. ut |
Ben Bruch des facrantenté, wie er bon bem Herren empfangen Batte, ynſatzt,
ſprach er under anderem: Cetera, cum vehero, difponam. Cor. XI. 34.
Die andern ding, fo ich fumm, will ich vrrordnen. Da zeigt fant Paulus
an, bag er ſy wyters bie eere und beuch bes facraments underrichten wollte.
Daß aber ſoͤlichs war fog, unb die zmölfbogn underwyſungen, die durch das
ebangelium nit verfaßt find, per teaditiones fürgeben babenb, milf ich ug bem
heiligen Paulo bewyſen, zu den Theflalonichern. Redt doryn meifter Ulrich,
fraget: wo (taté. gefchriben? Antwurt Viearius: jr findend das am andern
capite. Sprach Zwingli: wir wellend’s beſehen. ‚Doch, es (tat nit ba; wir
wellends füchen in der (esten epiftel. un wolan, farend für. Antwurt
Bicarius: alfo fpriht (ant Paulus: Nos autem bebemus gratias agere ꝛc.
2. Theſſal. II. I3—15. Wir föllend aber gott dank fagen allweg für ch,
lieben. brüber sc., daß er did) ermält bat zu der feligkeit 1€., in dem alouben
der mwarheit, im welchem er dd) berüft bat burd) unfer ebangelium ac.
Darum , jt brüber! biybend ftandhaftig und behaltend bie trabitioned (das
find undermwyfungen), bie jt geleenet hand, es (ge durch bie red oder durch un.
ft epiſtel! [Hie ſprach meiſter Ulrid): er thüt der gefchrift zuͤ kurz; bos
will ich bewyſen.]) Sie (pridyt (ant Paulus, bag man binben foll und hal⸗
ten traditiones, durch die reden oder durch fin epiftel usgegangen. Syit ein
geichen,, bag er geleert und underwyst bat, das vorhin nit gefchriben, klär⸗
lich und offenlich erfunden iſt. Ä
Zwingli.
Zum erſten, ſo er ſpricht, ſant Paulus hab traditiones denen von Co⸗
rinth geben, die vorhin nit verſchriben, ſag ich: Rein! denn er ſpricht am
ſelbigen ort: ich hab das vom herren empfangen oder verſtanden, das ich
üdy geleert oder underwyst hab. Daß er aber ſpricht: Die andern ding,
fo id) fumm, will ich verordnnen, bienet nit dahin,. wie bas Vicarius fürs
gibt; funder er ftraft die Korinthiee bon megen bes mifbruchs unb irte
false in nemung und nieffung des hochwürdigen facramente. Dann bie‘
rodyn, fo fo vom wegen des facraments in der kilchen zufammen famenb,
überaftend fich ein teil und wurdend voll, die andren armen lüten zu zyten
hungernd hattend nüt zuͤ eſſen. Dep fteaft fo (ant Paulus, ſchrybend: hand ir
nit daheim hüfer, zu effen und zu füllen? * als ober fpräch: bas facrament ift
nit zü notdurft des (958, funder zu einer ſpys der feelen. Darum befdolügt
fant Paulus: die andren ding, fo ich fumm, will ich verordnen. Mit daß er
etwas anders wöll leeren , dann im Chriftus befolen bab, ſunder jren mißbruch
abzeftellen und 3d befferen, fpricht er das, weliches anzeigt das wörtlin:
tradidi bobis 1c. | )J
Zu dem andern, fo min herr Vicariug fürgibt, bie menfchlichen gefaly
und underwyſung find 3d halten, ouch nit im evangelio verfchriben: bezügt
fid) das uf fant Paulum, zu den Theffalonichern fhrybend: Darum, jt lie
ben bruͤder, biybend ftanbbaftig unb behaltend die undermyfung, die je gt»
feenet hand durch die red oder durch unfer. epiftel! Sag ich: Paulus hat
nüt anders geredt, geleert, geſchriben noch underwyst, denn was jm bee
herr befolen hat. Denn er bezünt fid) allenthalben, erfindt fid) oud), jn
nüt anders gefchriben noch geprebiget haben, bann das evangelium Jeſu
3) zu trinfen.
148 Handlung der verfammlung in ber Löblichen ftatt Zürich. _
€6rifti, weliches gott vorhin durch die Propheten in der heiligen geſchrift
von (inem fun verheiſſen bat. ”)
Vicarius.
Meiſter Ulrich! jr ſprechend in üwern conelufionen, die meß (gà kein
opfer. Nun will ich bewären, daß bon bierzehnhundert jaren har miſſa für
ein facrikcium gehalten ift oder ein opfer genannt. Dann mi(ja if ein .
bebräifch wort, heißt by uns facrificium, ouch habend die npofteln miffant
ſacrificium geheiſſen. | |
Swing(i. Herr Vicari, das bewyſend? Vicarius. Hüt redt id
als ein Vicarius, ich red ich ale ein Foannee. Zwingli. En hattend je
dann büt vor (ang das vicarifch hütlin abgezogen, e$ mdr dd) hit by
zyten wol angeftanden: fo hätt man mit üd) ale mit einem Johannes fón«
nen reden. **) Ich fprich alfo, baf je follt bewyſen us der gefchrift, bag
die mef ein opfet ſyg, fo doch Thriftus nit meer dann einmal, als Paulus
fpricht Hebr. IX. 12, 25, 26, ufgeopfert ift, nit durch fremdes, ſunder
durch ſin eigen blut einmal yngangen in Die hHeiligkeiten? sc, uf daß er ſich
felbft nit oft müßte ufopferen, glych wie der oberft prieſter im alten teftament
für die fünd des volks tbün mußt; Chriftus müßt (unft oud) oft fterben.
Item, der bat nit meer, fpricht Paulus $t. X. 12, 14, bann ein
opfer in ewigkeit ufgeben,? figt nun zu der gerechten fines vaters. Sytem,
mit einem opfer hat ber erfüllt? die geheiligten im emigfeit, Stem, fo vil
übertrifft big opfer die ufopferung im ‚Alten teftament, durch den oberften
priefter beſchehen, fo bil bas kräftiger zu fun angezeigt wirt, indem fo es
einmal für die fünd allee menfchen gaügfam gewefen ift, Hebr. VII. 22—27,
Welcher ift fo unverftanden,* der nit merken kann, bag man Ehrikum nim.
mer als ein opfer um unfer fünb in der meg. ufopferen foll, menn ec hört,
baf der heilig geift fpeicht us der gefchrift, ee fog nit meer denn (femel) ein
mal durch ein ufopferung yngangen in die heiligleit: ee müßte funft eft
ſterben sc. Noch iſt es dahin kummen, daß bit papiſten us der meg habend
ein opfer gemacht für bie lebendigen unb für bie todten wider bie heiter ges
ſchrift gottes; möllend .ouch das befchirmen, uf daß ſy jren geleerten namen
oder, ayz mögind bedecken. Wir wüſſend oud) wol, daß miſſa nit von hebräis
ſcher ‚oder bon griechiſcher ſprach — aber jr thuͤnd kein geſchrift dar.
icarius.
Ich will das thuͤn und bewären vor den hohen ſchuͤlen ba geleert vid»
ter fient. Und ermwälend ddy ein ort, es foe zuͤ Paris, zu Cótn oder jd
Fryburg, weliches üch geliebt: fo will ich die artikel, fo vom üch vorge⸗
halten, umſtoſſen und unrecht zuͤ ſyn bewyſen.
Zwingli.
Ich bin bereit wo jr wöllt, ouch wie ich hüt mich erboten Bab, zů
Coſtenz antwurt zuͤ geben; mo mir ein ſicher geleit (mie did) bie) verſprochen
wirt und gehalten. Aber keinen richter will ich anders haben, denn die
göttlich gefchrift, mie bie ift durch den geift gottes geredet unb gefprochen ,
feinen men(dyen, er fog mer ex well; unb et je mir einen artikel umftoflend,
ee müß bas erdrych brechen: dann fü find das wort gottes.
- 4) das Allerheiligſte. 2) dargegeben. ?) vollendet, vollfommen gemacht, *) une
verſtandig.
Handlung der verſammlung in der loͤblichen ſtatt Zürich,
Vicarius.
Das ift ein fektfams ding! menn nun zween m ein acker oder um ein
matten zankend ; fo wyet man fg für ein rider, Denfelben nemend fo
euch an, unb jr meerenb! üd, der fachen uf die vidter zu fummen, ie
wär dem? menn ich dd) mine herren von Zitrich zuͤ richtern fürfchlüge ?
wolltend je dieſelbigen euch nit annemen und laſſen urteilen?
Zwingli.
Cin weltlichen ſachen und händlen weiß id) mot, baf man der wider
waͤrtigkeit hatben folf für die vidtee fumme, und ich oud) mine herren
von Zürich gern, ale bie bep billigkeit buftond, zuͤ richtern erwälen molft unb
haben. Aber in denen ſachen, die göttliche wysheit und warheit betreffend,
will id) nieman bann bie gütt(i geſchrift, ben geiſt gottes us ber. geſchrift
velis zu richter unb 3ü zügen annenen,
Vicarius
Wie wenn fr. ein richten erwältind unb ich ouch ein beid unpartegifch,
08 wär denn hie oder anderswo, wölltind jr nit züfriden fon, toad biefelbigen
gween erfanntinb unb als warhaftig urteil ſpraͤchind?
. Mf fülids redt here Fritz von Anwil, hofmeiftee bifchofs von Eoftenz :
Müffend bann wir all denfelbigen zweyen glouben unb nüt anders halten,
denn was fy erfanntenb? Dee ward ein glächter, alfo taf Vicarius verſtu⸗
net und redt nuͤt darzuͤ.
Da es aber widerum geſtillet ward, thaͤt Vicarius alſo reden. Ehriſtus
im evangelio *) ſpricht Matth. X XVIII. 20. Er wöll by uns blyben bie zuͤ
end der welt, An eim andren ort X XVI. 1, ſpricht er: Die armen werdend
je allweg by dd) baben, aber mid) werdend jr nit allweg haben, Wenn
nun nieman wäre, der und thät us denen fprüchen entfcheiden, twelcher möchte
wilſſen, mie man bie zween forüch, fo wider einander , verſten ſellt? Run
muͤß mon ie hahen cin richten,
Zwingli.
Der geiſt gottes us bet, geſchrift urteilt fett, daß ber Bere bon mweyerley
gegenwürtigkeit thuͤt reden don der lyblichen und geiſtlichen. Die geſchrift
námt offenlich die lyblichen gegenwürtigkeit oder das Inhlich byweſen? Cheifti,
zeigt an, daß Chriftus fgg geftorben, begraben, am dritten tag erſtanden, uf⸗
gefahren 3d den himmlen fihend zu der gerechten find vaters. Darum ntecft
man Inchtlich us der gefchrift, wie man bos verfton foll, fo der bere foricbt:
Mich werdend jr nit allweg by üch haben. Deßglychen fo er ſpricht, ex wölle
by uns binben big zu end ber melt, [tert bie gefchrift, bag Chriſtus (oe bas
wort gotteé , die wysheit, der will (inet himmtlifchen vaters, bie marbeit, bee
tota, das kiecht, das Ichen aller gldubigen menſchen. Darus man eigentlich
bericht nimmt ,? daß ex by uns b(gbet geiftlich big zu end ber welt. Darum
bedarf man keins anderen befcheiders , * denn bie göttlich geſchrift; allein ift
der mangel, daß wir die nit mit ganzem ernſt erforſchend unb ducchiefend, **)
Daruf redt boctor Martin non Zilbingen, forechend:
Cyr verftond bie afebrift affo nad) ümerem finn, ein ander veritate ein
1) weigert. 3) Veyſeyn. 3) vernimmt. 4) Veurtheilers
|
(
.
150 Handlung ber verfainmiung in ber lbbtidyen fratt Juͤrich.
!
andern weg; nun muͤß manlie (üt haben, die ſoͤlichs entſcheidend unb ben
rechten verſtand der geſchrift hefprechend, als das figuriert ift durch die räder
Ezechielis. | MEC
| I Smingli. ^
Cyd) verfton die gefcheift nit anders, dann wie fy fich ſelbſt durch ben
atit gottes usltgt: bedarf keins menfchlichen urteilé. ") Wir wüſſend, das
geſatz gottes ift geiftlich Röm. VII. 14, will nit von fleifchlicher menfchlicher
bernunft usgeleat (on. Dann der Inblich ober fleiſchlich menſch verftat nit
die ding, die des geifts gottes; find. 1. Gor. II. 14. Darum will id) feinen
menfchen zu einem richter über bie gefchrift haben noch zulaffen..
|i. fBicarius. '
Arrius und Sabellius giengind nod) uf eb, oder heerfchtind nod) em⸗
per, wenn man die fadyen nit uf bie richter (tellen foHt.
| Sming(t. |
Ich will thün glych wie die bäter, bie oud) mit göttlicher gefchrift, nit
durch menfchlich urteil überwunden habend. *) Dann ba fy mit bem Arrio
bifputitetenb, habend fy nit bie menfchen, funber die afchrift zit richter ange⸗
nummen, als fid) bas erfindt. Da Arrius fprach, bewärend ouch bag us der
gefchrift, wie ev bermeint, der gottes fun wär minder dann der vater Joh,
XIV. 28: füchtend die lieben väter die gefchrift, lieſſend die urteilen, zeigtend
an das gefchriben (tat Syob. X. 30: Syd) unb der vater find ein ding. Stem
XIV. 9, 10: Welicher mich ficht, der fiht oudy den vater. Gloubſt du nit,
bag id) im vater unb der vater in mir ift. Item, der vater in mir biybend,
der tbüt bie wert. Söliche Eundfchaft der afchrift bieltenb die lieben väter
für, zeigtend an, daß in Chrifto zweyerley natur menfchlich und göttlich wär,
bewystend us der gefchrift, nit nad) urteil der menfchen, daß der fpruch,
den Arrius fürmenbt: Der vater it meer denn ich, nach der menfchheit
Cbrifti verftanden , und die nadjfummenben (prid) von der gottheit, durch
bie gefchrift felbft usgelegt, gefprochen warend, und legt gefchrift bie gefchrift
us, unb nit die väter bie gefchrift. Alſo überwindet Auguftinus bie Arria⸗
ret, Manichdersc. Hieronymus die Cyobinianer, Velagianer, Cyprianus fine
widerfächer und ketzer, zuͤ derfelben zyt mit fürgelegten büchern, angezeigter
gſchrift, alfo tag die gfchrift, nit fy, vichter warend. Die göttlich gfcheift
ift jt ſelbſt alfentbalben fo alych , der geift gottes flüßt (o rychlich, ſpaziert
in je fo luſtlich, daß ein ieglicher Aiyfliger (efer, fo fer er baron fummt
mit bemütigem herzen , entfcheiden wirt durch gefchrift, von bem geift gottes
in die geſchrift gewyst, bis er fummt zu der matbeit. Denn Chriſtus fo oft
er mit den geleerten Juden und phariſäern bifputiert, zücht er fich-uf bie
gſchrift, foricht: erforfchend bie gefchrift Joh. V. 39. Item, was ift ges
ſchriben im gefag ? Luc. X.26. und dergiuchen. Darum (prid) ich, die fad)
bedarf nit menfchlicher richter. Daß aber vor etlichen zyten fólid) fachen
gemeinlich, für menfchlich richter unb für bie hohen fehülen geftellt, ift urſach
daß bit prieſter nit meer habend wellen ftudieren , gröſſer Aug uf wolluft, zü
zyten ufs bretfpil geleit, denn uf bie Biblia zu leſen. Darus erwachfen,
baf man. die, fo nun ein (yn oder namen der wosbeit an fid) gesogen,
weichen fie zuͤ zyten ouch erfouft habend, geleert gefchägt und zu richten
Handlung der verfammlung in ber loͤblichen alt Zürich. — 151
erwält bat, die nüt minder denn bom rechten geift gottes ober bon göttlichee
gefchrift gewüßt band. Aber ietzund if durch die gnaben gottté das heilig
evangelium und güttiid) gefchrift durch ben druck, (bfunder zu Baſel) a) in bie
welt und an bas liecht fummen, bag man das in latin und tütfch findt;
darus fid) ein iedlicher frummer chriftenmenfch, der leſen oder Latin kann,
Inchtlich berihten mag unb den willen gottes erlernen. Cy darzıı fumme,
gott foe Lob! daß ieh ein prieſter, der ipf will haben, in zwey ober dryen
jaren mol fo bi( in der göttlichen gefchrift mag bericht werden unb müffen,
als vorhin mancher in zehen oder funfzehen jaren. Deßhalb will ich ermant
haben alle die prieftee, fo under minen herren von Zürich oder in jro
Iandfchaft verpfrundt find, daß ein iedlicher (id) Ayß und arbeit, die göttlich
gefchrift zu leſen und inſunder die, ſo prediger und ſeelſorger ſind! kouf ein
ieder ein. nüw teſtament in latin oder in tütſch, mo er das latin nit recht
verftund oder uslegen möchte! Dann ich mich oudy nit fchäm das tütfch
zu zyten ae lefen von wegen Inchtlicher dargebung. Fach einer an ze leſen
am erfien das ebangelium Matthäi, infunderse dag V., VI. und VII.
capitel! Darnach (ed er bie andern ebangeli(ten, daß er doch weißt, wovon
fo (d)rgbenb oder fagend. Nachdem nem er für (id) acta. apoftolorum! Dar»
nad) eriftolas Pauli, funber am eríten ad Galatas! Nach bem fant Petere
epiftel, und ander göttliche gefchrift! fo mag er Iychtlich ein rechts chrift-
(ide leben in fid) bitten, gefchicfter werden bie ander oud deß bas zu leeren.
Darnad) (didt (id) einer in das alt teftament, in bie propbeten und ander
bücher der bibel vergriffen, welche, als ich vernimm, bald durch den druck
latin und tütfch usgon foll.b) Sölich bücher fouf einer und Laß der andren
fophiften oder leerer gfchrift, oud) das decret und papiſtenwerk unbermegen,
fag und predige dem volk das heilig evangelium , durch bie bier evangeliſten
ünb apofteln verfchriben; fo wirt das volk def geneigter und gefchichter, ein
fridſams chriſtliche leben zu füren. Denn es ift darzuͤ kummen, bag ouch
bie. layen und wyber meer von der göttlichen gefchrift wüſſend, denn etlich
priefter und pfaffen.
Daruf redt ein priefter, becan von Glattfelden.
Soll man aber Gregorium oder Ambeofium nit [efen, oder uf der kan⸗
zel jr gefchrift citieren, nun allein euangelion ?
Zwingli.
Ja jr mögend fo leſen. Und menn jr etwas darin verſchriben findend,
das dem evangelio glych oder us dem evangelio fürgeben iſt, ſo bedarf
man weder Gregorium noch Ambroſium nemen, ſunder man geb am erſten
Chriſto die eere und ſprech: das zeigt uns an das heilig evangelium oder
bie göttlich geſchrift. Und ift bad nit allein min verſtand, ſunder diſer mei⸗
nung iſt ouch Gregorius oder Ambroſius. Dann die lieben väter bewärend
jt gſchrift ſelber durch das evangelium unb mit göttlicher geſchrift, und me
(9 uf jrem eigen bedunken blybend, fo irrend ſy gern und gemeinlich.
Fraget ein ander prieſter mit namen herr Hans von Schlieren.
Wie ſoll aber einer thin, der ein kleine pfruͤnd fat unb nit ſo bil, bag
a) Ausgaben der Bibel, ber Kirchenväter, von Luthers unb des Erasmus Schriften.
d) 1525 erichienen bie Bücher Mofis,
152 Handlung der verſammlung in der Täblichen (tatt Zürich.
et füliche bücher, das teftament, mag foufen. Ich hab ein drmes pfruͤnd⸗
(in; e$ tpüt mir ouch not zu reden.
Zwingli.
Es ift, ob gott will, fein. prieſter fo arm, wenn er funft gern lernen
will, ec mag ein teſtament koufen. Ewwo findt er cin frummen burger und
ander menfchen, der jm ein bibel fou(t, ober (unt gelt fürfekt, * bag er eine
mag bezolen.
Nachdem fing Vicarius tud) an zu reden, ſprach alfe :
Wolan meifter Ulrich! id) (ag, bag ümer bfd)lufreben, ‚wie bonn dies
felbigen verfchriben ftonb, miber das evangelium. und wider den Paulum
(nb, oud) der warheit nit glychförmig. Das erbüt ich mich zu bewyſen
geſchriftlich oder mundlich, wo jr wöllt. Erwälend üch richter in der ſachen,
darin zuͤ urteilen, an welchem ort üch das gelegen iſt; ſo will ich üch bewy⸗
fen geſchriftlich oder mundlich, ümer concluſiones usgangen durch den druck,
unwarhaftig unb wider bad ehyangelium zuͤ ſyn.
Zwingli.
Das thuͤnd, wenn unb mo jr wöllt, und ie ſchneller und «, de licher
und gefälliger mir das iſt. Schrybend wider mine concluſion oder beſchluß⸗
reden, wenn jr wöllt, oder disputiert darwider, mo es üch geliebt! Warum
thuͤnd je dag nit ietz ouch hie? gryfend bod) eine minec reden an, fo je
bod) ſprechend, fb ſygend wider das evangelium unb Paulum, vermeſſend üch
bit ſelbigen unrecht und fälſchlich fon au bewyſen. Sag ich, Vicari! wenn
je das thuͤnd unb cine miner conclufionen falfch machend mit dem evangelio
und göttlichen gefchriften; fo milf ich dd) ein bäfenen fd4d ſchenken. Nun
lond hören! ich wills erwarten. .
Micariug,
Ein häfenen käs, was ift das? Ich bedarf feine fée, Es ftat eudy.nit
alí$ im evangelio verfchriben, mas unrecht und wider Chriftum ift; *) wo
findend jc im evangelio, baf einer nit fin techter fol( haben oder ſchweſtertochter?
Zwingli.
Es ftat ouch nit, daß ein eardinal 30 pfruͤnd haben ſoll.
Meiſter Eraſmus von Stein, chorherr zuͤ Zürich, ſprach: Ss ſtat in
[ebitico unb iſt verboten. Antwurt Vicarius, ſprach: Erafme, je ſindend
nit, menn je glych es lang ſuͤchend. Man möcht dannoch fründlich, fride
fam und tugendlich (eben, wenn glych kein evangelium. wäre. *)
Zwingli.
Ir finbenb- Levitiei am XVIII., daß verboten ift magſchaft? unb wi»
' fet ushin denn bie ſchweſter. Iſt nun bad ferer unb. üſſerlicher alib in ber
finpfchaft oder Inblichen frünbfd)aft verboten, (o ift vil meer das nächſt
verboten und nit nadjgela(fen, mie je bas lefend Lev. XVIII. 17. Ir
erbarmend mid), baf jr fo mit torechtigen oder unfruchtbaren unberfagten
ecden kommend und machend alfo ein ärgernuß under dem voll. Das heißt
ein rechts fcanbalon, ärgernuß geben dem nächlten. Das bdttinb jr mot
1) vorftredt, leiht. 9) Senvanbtidjaft durch Schwägerichaft.
Handlung der verfammlung in bee loͤblichen (tatt Zürich. 153
- gefchwigen , unb battind mit ander gſchrift wider mich afochten! wär üch
"Bas angeftanden,
Anden (tünb dedermann uf, ward wyters nit meer dozemal geredt;
gieng ieder, da er batte ze ſchaffen. ”)
€4 ward ouch geredt bon eim burgermeifter ton Zürich, wie barnad)
ftat: Das (dert, damit der pfarrer von Fisligbach, zu Coftenz gfangen,
erftochen ift, will nit harfür. Vermeint vorgemeldter burgermeifter ; Vica⸗
tius bätt nod) fein afcheift anzeiat, mit mwelicher er fid) berümt, vorgemeld⸗
ten herren von Giellébad) überwunden haben.
. &s ret oui der würdig herr N. ze. abbt von Cappe( a) forechend:
Wo (inb nun die, bie uns wellend verbrennen unb balz zuͤtragen; warum
tretend (9 iet nit bacfüc ?
Das ift fumma unb inhalt alfee handlung unb reden uf bent tag 4d
Zürich 1. vor gefeßnem rat, durch bie lobmürbig botfchaft bifchofs von
Eoftenz, und meifter Ulrichen Zwingli, chorhere und prádbicant im geoflen
Tünftee 34 Zürich, guch anbee boctored unb herren da zügegenwürtig,
befchchen uf zyt und tag wie vorftat im MDX XIII. jat, des 29. tags Januarii.
Dife nachbeftimmten artitel unb meinungen befenn ich Huldrych 3ivingli
Tid) in der loblichen ftatt Zürich geprediget haben us grund der gefchrift,
bie theopneuſtos (bas i(t bon gott ungefprochen) heißt, und embüt mich
mit bero genannte artikel 3d. befchiemen und erobren, und mo ich ieh berücte
gefchrift nit recht verſtuͤnd, mich befiers verſtands, bod us eegedachter
gefchräft, berichten Laffen.
Y. 9f(fe fa vedend, das evangelium ſye nüt on die bewärnuß der Til»
hen, irrend und fchmähend gott.
. Summa des evangeliums ift, daß unfer Bere Ehriftus Jeſus, warer
gottes fun, ung ben willen fines himmlifchen vaters fund getbon , und mit
finer unfchuld vom tob erlöst und gott nerfünt hat,
III. Dannen bar! der einig meg zur feligfeit Chriſtus ift aller, die de
warend, find und werdend.
IV. Welcher ein andre tüde fücht ober zeigt, der iret, ja iſt ein mörder
der (celer und ein dieb,
- . V, Darum alle, fo ander leeren dem ebangelie glych ober höher mef-
ſend, irrend, mü(fenb nit mas ebangelion ift.
VI, Dann Chriftus Cyefus iſt der wegfuͤrer und Boupimann, allen
menſchlichem aefchlecht von gott verheiffen und ouch aeleiftet,
VII. Daß er ein ewig beit und houpt foc aller glóubigen, bie fin lych⸗
sam find , der aber tobt ift und nüt vermag on ju.
1) babet.
a) „Wolfgang 9toupti, (JFoner) Tem 4531 zu Cappel um, ^. (93. Steiner.)
Sein Vater war Schultheifl zu Frauenfeld. Er reformirte fein Klofter und die Um.
gegend; berief Sullinger, den Gobn, von Bremgarten an bie bon ihm gefiftete Klo⸗
#erfchule,, mo die Klaſſiler unb die Theologie zugleich ſtudirt wurden.
154 Handlung bet verfammlung in der loͤblichen flatt Zuͤrich.
VIII. Us bem folgt zuͤ eim, daß alle, ſo in dem houpt lebend, glider
und kinder gottes ſind; und das iſt die kilch oder gemeinſame der heiligen,
ein husfrow Chriſti. Eeclefia catholica.
LX. Zum andren, daß wie die lyblichen glider on verwalten des houpts
nüt vermögend, alſo in dem Iyb Chriſti nieman üzid vermag on fin houpt
Chriſtum.
X. Wie der menſch toub iſt, fo bie glider etwas on das houpt wür⸗
En. ryffend, wundend, ſchädigend ſich ſelbs: alſo, wenn die glider Chriſti
etwas on je houpt Chriſtum underſtond, find ſy toub, ſchlahend unb beſchwe⸗
rend ſich ſelbs mit unwyſen geſatzen.
XI. Dannen har wir ſehend der geiſtlichen (genennet) fagungen, bon
jrem pracht , ruchtagen, ftänden, titlen, ae(agen, ein urfad) aller unfinnige
Zeit fun: bann. fy dem houpt nit mithellend.
XII. Alſo tobend ſy noch, nit von des houpts wegen (denn das flpft
man fid) us gnaden gottes zu difen zyten harfür ze bringen) , funder daß
man (5 nummen will laflen toben, aber dem houpt einig Lofen.
XIII. Wo dem gelofet wirt, erlernet man (uter unb klarlich den willen
gottes, unb wirt der men(d) burd) (inm geift zu jm gezogen unb in jn
verwandlet.
XIV. Darum alle chriftenmenfchen jren höchften fiyß ankeeren föllend,
bag evangelion Ehrifti einig geprebiget werde allenthalb. i
XV. Dann in bef glouben ftat unfer heil; unb ín deß unglouben unfer ber»
bammnuf: bann alle warheit ift Har in jm.
XVI. Im evangelio lernet man, daß menfchenleere unb faungen
zu der feligfeit nüt nüßend.
mon papſt.
XVII. Daß Chriſtus ein einiger ewiger obreſter prieſter iſt, darus er⸗
meſſen wirt, daß die ſich obreſt prieſter usgeben hand, der eer und gewalt
edi wibderfteebend, ja verfchupfend.
fon ber mef.
xvin. Daß Chriftus, (id) felbft eineft ufgeonfert, in bie ewigheit ein
wärend unb bezalend opfer iſt, für aller glöubigen ſünd; darus ermeſſen
wirt, die meß nit ein opfer, ſunder des opfers ein widergedächtnuß ſyn, und
ſichrung der erlöfung, die Ehriftus uns bemifen hat.
XIX. Das Ehriftus ein einiger mittler ift zwüſchend gott und uns,
Bon der fürbitt der heiligen.
XX. Das ung gott alle ding will in (inem namen geben; barus ent»
fpringt / daß mit uſſerthalb diſer zyt keines mittlers dörfend denn ſin.
XXI. Daß, ſo wir für einander uf erden bittend, das in der geſtalt
thuͤind, daß wir allein durch Chriſtum uns alle ding gegeben werden vertruwend.
Von den güten werken.
XXII. Daß Chriſtus unſer gerechtigkeit iſt, darus wir ermeſſend, daß
unſer werk ſo vil guͤt, ſo vil ſy Chriſti; ſo vil fü aber unſer, nit recht,
nit güt find.
Vom gut ber geiſtlichen. |
XXIII. Daß Chriſtus bie bab wu unb pracht bifet welt verwirft darus
| 4) toll.
Sandfung der: verſammlung in bee loͤblichen hatt Zürich. 155
ermeflen, daß, die ruchtag zu. jnen ziehend in finem namen, in aröflich
fhmäbend, fo (o in ein deckmantel jrs gyts und mütwillens madent. :.
Som ſpysverbot. |
XXIV. Daß ein icber drift zu den werfen, die gott nit geboten hat,
unverbunden ift; gedar alle’ aot alle ſpys eflen; barus erlernet wirt, käs⸗ und
antenbrief ein römiſche gefchwindigkeit fon.
. Bon fyrtag und wallfart.
XXV. Daß zyt und ftatt den chriftenmenfchen underworfen find, unb
ber menfd) nit inen; darus gelernet, daß die, fo apt und (tatt anbinbenb,
bit chriſten jrer fryheit beroubend.
Bon kutten, kleidung, zeichen.
XXVI. Daß gott nüt mißffälliger iſt, weder glychsnen; dannen har
erlernet, daß alles, ſo ſich ſchönt vor den menſchen, ein ſchwere glychsnery
unb verruͤchte iſt. Hie fallend kutten, zeichen, platten 3c.
Von orden und ſeeten.
XXVII. Daß alle chriſtenmenſchen bruͤder Chriſti und ſy under ein⸗
ander find, feinen pater ufblaſen föllend uf erden. Da fallend bin örden,
fecten , rotten ic.
Bon der geiftlihen ec.
XXVIII. Daß alles, fo gott erloubt oder nit verboten hat, recht iit.
bannen har bie ee allen menfchen zimmen erlernet wirt.
XXIX. Daß alle, die man geiftlich nennt, fünbenb, wenn fy, nad»
bem (9 innen worden (inb, daß inen gott reinigfeit halten abgefchlagen bat,
fid) nit mit der «c verhütend.
Vom glübd der reinigkeit.
XXX. Daß die, fo reinigkeit verheiffend, (id) närrifch oder finbtid) se
dit übernemend; darus erlernet, daß, die föliche glübd pnnemenb, frefenlich
an den. frummen menfchen farend.
Don bem bann.
XXXI. Daß den bann fein befunder menfch ieman uflegen mag,
finder die Eilch, das ift gemeinfame bero, under denen ber bannwürdig wonet,
mit ſammt bem wächter, das ift pfarrer.
XXXII Daß man allein den bannen mag, der offenlich verärgert.
Bon untcdtfertigem güt.
XXXIII. Daß unfertig ? güt nit templen, flófteen, münchen, pfaffen,
nonnen, ſunder den dürftigen, geben ſoll werden, ſo es dem rechten beſitzer
nit widerkeert werden mag.
Von oberkeit.
XXXIV. Der geiſtlich (genämt) gwalt bat ſines prachts feinen. grund
us der leer Chriſti.
XXXV. Aber der weltlich hat kraft und befeſtigung us der leer und
that Chriſti.
XXXVI. Alles, ſo der geiſtlich genämt ſtaat jm zůgehören rechtes
und rechtesſchirms halb fürgibt, gehört ben weltlichen zu, ob ſy dem
fon wellend.
1) Derruchtbeit. 2) ungerechte,
156 Handlung der verſammlung in bee loͤblichen ftatt Zürich.
, XXXVIL Inen find eud) fehuldig alle chriſten ghorſam au fum,
niemen usgenummen,
XXXVIII. So fer fo nüt gebietend, das wider aett ift.
XXXIX. Darum füllend all jre geía dem göttlichen willen glych⸗
förmig fun, alfo daß fo ben befchwerten beſchirmend, ob er fchon nüt flaate.
XL, € mögend allein mit recht tbben, ouch allein die, fo effentid)
verärgrend (gott unersürnt, der heifle denn ein anders).
XLI. Wenn fy vecht rat und hilf züdienend denen, für die fü reds
nung geben werdend vor gott, fo fi nd Qud) dife inen fchuldig Iyblich hand»
reichung ze thün.
XLII. So fy aber untrüwlich und ufler der fchnür Ehrifti faren murs
binb, mögend fn mit gott entfeßt werden.
XLIH. Summa, def rych iſt allerbeſt und fefteft, bet allein mit gott
herrſchet, und beg allerböfeft und unftätelt, der us ſinem gemüt,
Bon gebet. -
XLIV, Ware anbeter xüfend doit im geift unb warlich an, en all
geſchrey nor den menfchen,
XLV. Glyßner tóünb jre werk, baf fo won bem menfchen gefchen
werdind; nemenb ouch ben (on in diſem aot pn.
XLVI. So müß ie folgen , daß tempelgeſang obey gſchrey on andacht
unb nun um (on, eintweders ruͤm ſuͤcht von ben menſchen oder gewuͤnn.
Bon Ärgernuß.
XLVII. Lyblichen tob ſoll der menfch ce lyden, denn ec einen chriſten⸗
menſchen verärgre oder geſchände.
XLVIII. Der us bloͤdigkeit oder unwuſſen ſich will on urſach verärg⸗
ren, den ſoll man nit krank oder klein laſſen blyben, ſunder in ſtark ma«
(ben, daß ec nit fiir ſünd bab, das nit fünb iſt.
XLIX. Grbſſer veroͤrgernuß weiß id) nit, denn daß man dem pfaffen
eewyber haben nit nachlaft, aber hören haben um gelt# willen bergünnt,
Pfuch der (anb!
| | Bon tadi(affen der fünb.
L. Gott (aft allein die fünd nach, durch Chriſtum Jeſum (inen fun
unſeren herren alfein.
LI. Welicher ſoͤlicht der ereatur zugibt, zücht gott fin eer ab unb gibt
fo dem, der nit gott; ift ein mare abgöttern.
LII. Dorum die bucht, fo dem priefter ober nächften bfchicht, nit für
ein nachlaffen der (ünb, finder für ein ratforfchung fürgeben werden ſoll.
LIII. Ufgelegte buͤßwerk, kummend non menfchlichem ratfchlag (usages
nummen den bann), nemenb bie (ünb nit bin; werdend ufgelegt andren
zu cim fchreden. |
LIV. Chriſtus hat all unfer ſchmerzen und arbeit getragen. Welcher
nun den büfmerfen zugibt, das allein Chrifti ift, der tert und ſchmächt gott.
LV. Welcher einerley fünb dem rüwenden menfchen nachzelaflen ver⸗
bielte , wäre nit an gottes, nod) Petri, funder an des tüfels (tatt.
LVI. Welcher etlich fünd allein um gelts willen nachlaft; ift Simons
und Balaams gefell und beg die eigentlicher bot.
Vom fegfür.
LVII. Die wat heilig gſchrift weißt kein fegfür nach diſen zyten.
Handlung der verſammlung in bee Löblichen ſtatt Zürich. 157
LVIII. Das urteil der nbgefcheidnen ift allein gott befannt.
LIX. Und ie minder ung gott barbon hat (a(fen wüflen , ie minder wir
uns darvon ze müffen undernemen follend.
LX. Db der menfch für bie geftorbrten forgfältig. gott um gnat inen
ji bewyſen anrüft, derwirf ich nit; bod) davon zyt ftefen* (fiben jar unt
ein todfünd); und. um gewinns willen lügen, ift nit menfchlich , funder tüfeliſch.
Von der prieſterſchaft.
LXI. Bon bem character (9660, deß die prieſter im den legte zyten
find innen worden, weißt die göttlich gichrift nüt. J
LXU. € erkennet ouch feine prieſter, denn bie das gottswort ver
kündend.
LXIIJ. Denen heißt ſy eec embieten, das ift lyblich narung zuͤdienen.
Von abſtellung der mißbrüchen.
LXIV. 9(fe fo je irrung erkennend, ſoll man nüt laſſen entgelten,
ſunder ſy im frid ſterben laſſen, unb demnach bie widem? chriſtlich verordnen.
LXV. Die ſich? nit erkemen wöllend, wirt gott wol mit jnen hand⸗
fen. Darum man mit jren lyben keinen gewalt fürnemen ſoll; es wäre
bann, daß fo fo ungeſtaltlich fürinb, daß man deß nit emberen möcht.
LXVI. Es ſollend alle geiſtlich fürgeſetzten fid) ylends niderlaſſen unb
einig das rds Chriſti, nit bie ten, ufrichten; ober. fo gond um,“ denn
id) fag dir: die ar ftat am boum.
LXVII. Ob ieman begerte gefpräch mit mir 3e haben von zinfen,
zehenten, von ungetouften kindlinen, von bee ſirmung, embüt ich mid) willig
zu antwurten.
Hie undernem (id) feiner zu ſtryten mit ſophiſtery oder menfdyentanb,
funder fumme an die gicheift, die für eim richter ze Gaben, (foras caret!
bie gſchrift atmet den geift gottes) damit man die warheit oder (inb, ober
fo fo funden ift, als ich Hoff, bebalt. Amen. |
Dep walt gott.
Difer artiklen grund und uslegung werdend bald durch den druck
usgon.
1) beſtimmen. 3) ein der Kirche gewidmetes Out, >) ihren Irrthum. *) geben un»
i, zu Grunde.
458 Handlung der verſammlung in der Töblichen ftatt —*
3 ufäße
! S. 120. *)
„Du haft wol verftanden, wie Swing(t vom friden und unfrid gerebt
bat; "unb bie wort, die er gerebt bat, bie züchft du zu bir. Smingli bat
pit bom unfeiden der waffen geredt oder vom unfriben der glóubigen. Denn
du weit wol, daß er fprach: Es ſye gott bant, baf cin feumme ftatt Zürich
fo geneigt wäre zu friden, und wüſſe wol, daß ſoͤlichs allein u$ dem gotts⸗
wort fummie, das ft fo trüwlich bórtinb und annáminb. Ich rede aber, daß
angelium unfeid zwüfchen den glöubigen unb gottlofen gebirt. Weiſt
nit, wie Chriſtus im evangelio redt. Matth. X. 31: Ich bin nit kummen x.
Wie kann e$ prediget werden im frid? ja fo alle welt glöubig wär, möcht
e$ (on, funft nit. Dann Chriſtus ift der ftein der verleßung, an dem (id)
bil verböferen werdend, bie find bon der welt, unb ber tüfel if jr beer, ber
fin rych mit den (inet on underlaß je behalten (id) underfton wirt. (Hans
Dager im Öyrenrupfen.) 7
&. 121. *)
„Du haft die rechte ſubſtanz usgelaffen, namlich, daß man alle ding
ſollt anſchryben. Nun red und gib antwurt, ob wir nit vor ober nach mite
tag geftritten habend um einen richter, als meiftee Ulrich Zwingli vermeint,
er mólíte nieman zu richter Inden, denn alle chriſtglöubigen. Haſt bu nit
eren und gehört, daß ich fo oft angezogen. bife meinung: ie zum zyten,
wann die feet ufgangen, habe man ein conciliumt gehabt: und durch bat»
felbig foinb alfo die fe&er. überwunden. Hab daruf genennt, nämlich Ars
eium, Gabellium, Neftorium, Manichäum und bil ander; unb was nun
alſo erfannt,. barby (9g es bliben. Dann, fo.ed nit gefchähe und gehalten
wird, (haft du nit gehört, daß id) aefagt): eg mürbinb als bif glouben,
als vil (anb, ja als bil fttt, dörfer, wyler, büfer unb menfchen;.. wann
man in fachen des verftands der gefchrift nit folft uf die concilia fummen.
Hab such wyter angezeigt, daß in kurzen jaren fölicher geftält,, zwüſchen ges
leerten alfo veranlaßt, und ib aum zyten eines mißverſtands der gefchrift, ſyind
bie uniberfitate zu vichter ermwält worden. Und aber als etlicher ir red. als
us dem geift gottes gefloffen geachtet ward, dermaflen ale ob.allein in üch
foe (mie Paulus fchrybt) der geift gottes fommen, und ſyind die wynſchenken
Cyobi$, und alle heimligkeiten des rychs gottes in inen eröffnet; was aber
die heiligen väter geredt, gefchriben und geordnet, oud) unfer der geſand⸗
ten reden, menfchentand geachtet werden follt, hab ich nad) der länge et»
zält. — — Paulus fat felbft von ben zwölfboten einen brief (Act. XV.) ers
wartet und angenommen, ba (5 gefchriben habend: Es tft angefehen von
dem heiligen geift und ung sc. und er bod) von gott als magi(ter gentium
verordnet. Sollte billich der würdig meifter Ulrich Zwingli ouch urteil und
erfanntnuß erwarten und annemen. Difes ift von mir mecr, dann einmal
vor mittag geredt, aber nie bor mittag von bem würdigen meifter vid)
Zwingli verantivortet. Wol nach mittag hat er e ein wenig gemeldt; aber
die fad) nit gebeflert,, funber finethalb (mic ich es verftan) geböfre. (Faber.)
Hierauf antwortet Hans Hab im Gnrenrupfen: „Es niag fon, daß
e$ dem Zwingli bormittag ze verantmurten empfallen foe; mas liit
daran? Wer hätte uf bine lange tänd mögen antwurt geben? Sat ee e$
Handlung der verfammlung in der Dbbliden att 3ürid. 159
aber nit nach dem imbißt verantwurt? Dergeftalt Laffend uns über bag
XV. cap. Ast. fiber: fo-werdend mir finden, daß es wider dd) i& und
nit-mit dd). Haft du demnach geredt: wir wollend es ich laſſen fton, und
fo tid man über die bücher bat wellen ſitzen, haft du es ein andren weg use
gezogen.” — Faber fährt fort: „Im (inem. büchlin der crkicfung der (pos
bat ee (Smingli) zügelaflen alle ſpys und findt aber doch in bent brief, fo
Paulus von ben zmwölfboten zu Yerufalem angenommen, daß die opfer
als tälber- und ander fleify, fo den abgötten geopfert, verboten marenb.
Da meint er, bife$ gebot wäre nun us, fo fein heid oder abgüttery meer
wäre, das ich bod) us urfach im nit verantwurtet. ber befich, ob nit üt
Africa noch bie abaótteey foe unb chriften bannod) ouch under denſelbigen
wonend — in ben nüw gefundenen infelen u. ſ. w. Hierauf wieder Hab: (ib.)
„Bil bu nit gngebenf, daß Zwingli vebt, Paulus Hätte es felber nit
gehalten? warum befichft bu nit bie gefchrift mit im?* — Faber fährt fort:
Kit id, funber Here Fritz von Anwyl, bat des concilii halb zuͤ Nuͤrnberg att»
gebracht; deſſen bezüge ich mid) uf in unb bine herren von Zürich. — Hab?
aber das glychwol geredt: fo fid, ob meifter Ulrich ober ich beffer kundſchaft
bon Nürnberg gehabt! befid) den abfcheid bon Nürnberg! — Uber bie nüwen
leerer und evangeliften us aquiloue wollend nichts weder uf vergangene
noch uf künftige decreta oder concilia haben; es fyg inen dann wol gelegen.
Aber fie tbünb im recht: fie wüflend, bag je (eee, ee nun die halben väter
adfammen Lämind, verdammt wäre — ſy mögend die concilien nit Inden.
Ir gefang müß nit nun allein der engel, ſunder gottes geſang fun; und
was wir redend und die frummen väter — allein menfchentand. - (Saber,
Unterrichtung.) „Wie bid haft du von dem Zwingli gehört, daß er nit
sum zween richter haben wollt, funder alle alöubigen menſchen darum laſſen
urteilen, ob bu oder er der geſchrift gwalt anthäte. ‚Daran du aber nit kum⸗
men mochteft. (Gyrenrupfen.)
e. 121. **)
Haft du das nit gehört, baf Zwingli meint, e$ wäre zuͤ vil min rede,
und bab mich daruf emboten, fi zu bemufen, fo man alle ding uffchribe:
dann in den luft zuͤ reden ſye mir nit gelegen. (Faber.)
€. 122. *)
„In deren fo mancher gottsfoͤrchtige pfarrer, ouch bil boctored unb
rechte gottsfründ.“ (Bullinger.)
&. 122, **)
„Mit ein bud) de non revelandis myſteriis habe ich gefchriben — —
fundern wider die temerariog, wider bie, fo heilige ding ober geſchriften
frefenlich handlend.“ (Faber.)
&. 123. *)
Hager im Gyrenrupfen ftellt den Streit wegen des Eoneiliums alfo dar:
„Nachdem Herr Fri der hofmeifter gar f(üg das empfe(d)* fins herren darge
gethon , darin er redt: fin here wäre gwüß bericht, bag man in eim jar
ein concilium haben wurde Daruf hat Zwingli nüt mwellen reden. Do haft
du alych ouch angefangen ze reden und bift ufgeftanden und’ redteft eben dag
1) Mittagsmahl. 2) hätte ich.
160 Handlung der verſammlung in bee loblichen hatt Zürich.
bere Zeit geredt hat, und haſt teeffen(id) anzogen von bent. künftigen Cor»
cilio und bid) etwas wyter laffen merken, glych ale ob bir ouch nit nüt von
der fach empfolen (9e. Do ift der Smingli ufgeftanden unb hat geredt, man
bórfe fid) bie coneilien nit (affert irren; ee habe ouch brief gbebt, barin er
bericht werde, tie bie tütfchen fürften an den papi erfordrind, baf er in
eins jars frift ein concilium habe; daß aber der pap(t fómtidye zuͤgſagt bab,
ſye noch nit beſchehen, ed (og ouch nit möglich (ſaget er), daß in eine jars
ftit ein allgemein conciium verfammlet möge werden, darzuͤ (o ſyend bie.
den mächtigften herren, Franzos, Kaifer und Engelländer, in gefecht mit ein»
andren, die nit Inchtlich ze richten? ouch bag das concilium den Tütſchen ze bes
ftimmen nachgelaffen werde. Darus man mol ermeflen möge, bag föliche
verheiffen bero. coneilien nun ein ufzug foe, nit ein gwüß filrnemen; doch
fo fige wenig daran, fo habind ein concilium oder nit: denn das gloube er,
baf fein menfch erlebe, daß man. ein concilium habe, in bem man das wort.
gottes meifter fort lafle. Deßhalb, ob fo (thon glych abalten wurdind, fo gebe
man doch nüt darum: denn man werde dem gottswort anhangen und das⸗
felbig predigen; bie concilia erfennind hierin was fy wellind.“ — Darnach
if bet bon Steftenbad) ufgeflanden und. unb fat geredt.
3. *)
» Dagegen hab ich geredt, wie —* nit (id beeämt habe der zungen:
dann er zü den Eorinthern nit funtmen fog in fublimitate fermonis oder bo»
her wysheit. Go findt man in dem leben des Hilarionis, daß ber bös geift-
oft oud) greäcifch und ander zungen gerebt hat. Und deßhalb hab ich mid)
wie bilfid) der zungen nit berümt, wiewol ich bie hebraifch und gräciich bie -
bei mit mir von Gofteng zu üch gefürt, oud) fü beide by üd) uf dem rat»
bus gehabt. Meinſt dus, id) bab weder bebraifch noch gräcifch nie une
. noch geleſen?“ (Faber.)
€. 124. *)
„Hab ich nit vet? Thuͤnd je das nit, fo will ich bie mit namen
bertamfen , fo. mich ketzeren, bod) fo marne ich vorhin: bann eg eerlicher ift,
unbetüft herfürften.“ (Bullinger.) Das Wort des Abbts von Cappel: „Wo
find nun die, fo ung verbrennen wellend ?“ (et Bullinger an biefen Ort.
©. 125. 3. 23. v. o. nad: foltt.
Gaber wirft Hegenwald Berkehetheit in dee Ordnung der Reden vor.
„Du feet mich als ob ich die vierte rede gethon und fareft daher mit
einer rede, warlich der ich mich befchämen wöllt, mo ich fie mit der göttli»
chen gefchrift nit bag durch die anad gottes ue(teydyen follt. — Du haft mid)
gefeßt, als ob ich glych uf des Zwinglis vebe herfür gebrochen foe; das dann,
wie du weißt, nit war ift. - Dann id) langeft us ben. Römer«hiftorien geler-
net, daß ein gefanbter nit wyter handlen füllt, bann fin befelch wäre. eo
batt id) unvergeſſen, bag einer nit prebigen foll, ec fye bann aefanbt. — —
Alfo diewyl ich nit als ein fechter, funder als (pectator, ja ein fridlicher
fhidmann von m. gnäd. herren geſchickt; hab ich uf vif reden und erfordern,
aud) zum teil conjuration des Zwinglis nit wöllen reden. Und als ein lan»
ges ſchwygen geweſen, weift bu, bag Dir. Uleich vor fid) underftanden etlich
1) Anbefoblene, Befehl. 2) zu verſohnen.
Handlung der verfammlung in ber Ioblichen (att Sid. 161
zu nennen, uns Coſtenzer hart angefücht; noch hab ich gefchwigen, bis daß
der priefter (ben bur fagft) von Mittenbach (Steftenbady) m. gnáb. herren, ouch
mit alfo gnom unb nad) zügeredt, daß ich vermeint und fagt e$ ouch zu
dem geftrengen herrn Fritz Jakob von Anwyl, das könnte ich nit unter,
antwurtet laſſen. Dann, mwiewol du befchleufleft nad) diner gemonheit bie
rede, fo underlafleft doch, bag der priefter under anderem (agt, ein bifchof
von Eoftenz Hätte verboten, das ebangelium zu predigen — ſchryb mas ber
Vicarius da geredt hab; fo wurdeſt du finden, bag ich ein borrede gethon:
ich (pe nit bie, das evangelium und Paulum hinder (id) zu druden: dann
‚wer wollt das thuͤn mit erzälung, mie bag der engel den bieten. uf dem
feld, als Chriftus geboren, bie troftliche botfchaft gebracht und verkündet,
Daß in dem ebangelio wäre das heil, ja der weg unb die warheit, mit ber
alychung des nümen und alten teftamenté; oud) daß bit bier. ebangeli(ten
‚wärend bie bier flüß des paradiſes, bie fruchtbar machtind die ganzen welt
‚mit dem waſſer der göttlichen guaden; eg foe mit beſſer verheiſſung geordnet
wie Paulus ſagt; und ich hab ouch darzuͤ geholfen, wiewol mine ſchola⸗
ſtici doctores von mir ernſtlich geleſen und durchſtrichen, alſo daß ſie ouch
ſchmutzig von minen händen worden. So hab ich doch geſehen, daß wäger
unb heilſamer war, die ſophiſtery zu verlaſſen, unb das evangelium und
Die propheten, ouch andere heilige gefchrift herfür ze bringen. Darum ich
by dem erften anfchlag, wie das gefchehen unb das evangelium herfürgebracht
werden möcht, gemefen ſyg; als bann war it, ee und meifter Ulrich Zwingli
nie gen Zürich kommen. Ich fog aber nit. des willens geweſen, habe dud)
ben anfchlag nit helfen dermaflen anrichten, daß man foll alfo ufrürig das
evangelium prebige ; funder nad) bem mefenlichen -chriftlichen und- feid« -
famen verftand. Und hab mptet angezeigt: das evangelium (anb. nit in
"bem (efen, funder in fraft gottes, ja in rechtem uslegen und verftand, unb
bab das bewärt us einem evangelifta Matthäo an zweyen orten Mattb. IV.
6, wo der verfücher den ſpruch Pſ. 90 anfuͤrt. Us dem hab ich bewärt,
daß ouch der bös geiſt als ein alter ſchuͤler die heiligen geſchrift nnziehen *
mög unb wüſſe. — und Matth. IT. 6, mo die ſchryber den fprud) us
Micha von Bethlehem anfürend, aber den daruf folgenden rechten vunft un-
derlaſſend — alfo durch dife zwo hiſtori hab ich wol bewifen, bag nit allıneg
usgericht, das evangelium oder heiligen gefchrift beefür se ziehen (wiewol ft
den erften fit babe unb bie gröfte.cere) und daß feriptura nit in bem lefen
ſunder rechtem uslegen ftande; alfo und nit anders it e$ ergangen. — —
. Warum haft bu mir bann das oud) nit hinyn geíebt? warum fchlachft bu
mit das under? — Und noch unbilfichee und unmarfaftee geftalt mir in
diſe und ander reden gefebt haft, mie id) den papſt und des papſts ding fo —
oft angezogen.“ (Faber, Underrichtung.) „Da du oudy ynzogen haft,
wie der tüfel die gefchrift gebrucht habe, hat Smingli geantwurt, darum füge
.tt ba antwurt ze geben, bafi ec fü recht gebruchet habe. Du haft aber in
bie gſchrift nit wellen byſſen“ (Hans Hager im Gyrenrupfen.)
S. 130. 3. I0. v. o. nach: reden.
„UF väter unb concilia fet man nit meer; bann mann. fo je ding mit
gſchrift erwyſend.“ (Bullinger.)
1) anziehen, anführen.
Zroingits ſammtl. Schriften I. Sb. 11
162 Handlung der verſammlung in der Toblichen ftatt Zuͤrich.
€. 130. 3. 10. v. o. nah: befchließrn.
„Kein mort davon (tbt in ben canonibus des concilii Sticdni." Wol
bet Zwingli gefagt, wie in dem concilio Nicäno (oe Paphnutius gewefen,
uf wölches rede der Swinglius vermeint, daß die ec damals (wiewol ec ouch
zum teil irrt) erloubt (oe. Run im concilio gangrenfi, fagft das in Diner
hiſtori, e$ foe verboten, unb. Zwingli hab ed geredt. Wie haft bu diner
gedächtnuß alfo vergeflen, daß bu folid)s (d)roben darfſt. Nun bat er bod)
geſagt, ed fog in dem gangtenft erloubt unb on zwyfel fid) uf ein anderes
büdyin, den er 9[pologeticum (Urthetelem) genennt, begründet unb quatern
g. mit latinifchen morten befchriben. Rogo nunc ut eoncilio parendum etc»
Thuͤſt jm unrecht: mug ieh uf finee foten fon. — Acht ouch, es werd defter
ee bid min büchlin von denen, fo zu Zürich fyind, gelefen und für gut ame
genommen. ODuch das rartbasifche concilium hat Zwingli ongemorfen.
Erftlich bab itf) Angezeigt, wie zweyerley concilia fyind , nämlich der gemei-
nen chriftenheit, die man oecumenica oder universalia 3 griechifch unb
(atin nennet; darnach particularia. Nun fnbt man nienan, daß in dem
glouben ie die universalia widerwärtig gemwefen. — Das carthagifche com
cilium mar nur ein particulares, Und war einem ieglichen bifchof (in frye
wal unb fentenz gelaffen; ouch erft Gernad) das concilium. in Sticda. dureh
318 väter celebriert; (fo) mögind ft rol eerlich entichuldigung haben. Warum
haft bu mir difen befcheid underlaffen ? (Sabre) Heinrich Wolf antmuts
tet darauf: — „Zwingli hat fchlecht * afeit, wie daß Paphnutius in eim
eoneilio kümmerlich bie ee der priefteren errettete, ouch treffenlich wider fölich
ftatuten redte. Geh kummſt, wie bag er Paphnutium in das Ricäniſch com»
eilium gſetzt hab, fo er doch hüt b tag vebt (bann ich in darum gefragt
bab), daß er von keim concilio nie gelefen hab, das die ce verboten hab,
aber wol von päpften erft by 500 jaren nad) Chrifti geburt. So aber die
wdpft(er fo ftof von dem Ricäniſchen concilio fagenb, bat er fin rechnung
gmacht; mie bag ev besfelben conciliums gefchicht nit fo eigenlich gelefen
bab; und alfo bat er üch pänftleren gloubt.a) Undhaft bu das Nicäniſche
eoncitium harfür zogen, unb nit Bwingli: dann du dem Gargren(ifden
soncilium damit widerfpruchen haft, e$ foe nit ein allgemein concikum gfon.
( Gytenrupfen. ) B U
n S. 130. 9. 2. v. u. nach: ift
„Ich babe nod) wyter hinus geredt, namlid) zu der 39t Cypriani fug
64 1300 jaren bas fürbitt ber heiligen geweſen; ja nod) länger milf ich es
probieren. (Gaber.) | |
- €. 132. *) | )
Ob ich ſchon das geredt, wöllt id) es wider zerftörer der gottsgaben
unb dienften wol beſchirmen mögen. Uber ich bab es nit geredt — du haft
e$ vermeint, id) wurd ed reden. Glycherwys als ich des papfts , der ceri»
1) einfach. |
a) Der Bifchof Paphnutius wohnte dem NMicänifchen Eoneilium bey, und wider⸗
rieth aufs triftigfle bas Verbot der Prieſterehe, das auf die Bahn gefommen, (o daß
diefes erſte Ofumenifche Concilium. darüber nichts befchloß, fondern die Cade bent
feeyen Entſchluß eines jeden anbeimftelite , nicht einem Zwang unterworfen fepn wollte,
©. Sokrates KO. 1: 8. und Sozomenus KO. 1; 31.
Handlung der verſammlung in der Tobfichen ftatt Zürich. 163
monien und ander vil Dingen nie gedacht hab, nit daß ſoͤlichs nüt wäre.“
($aber.)
©. 135. 9
„Bift nit yngedenk, ba ich gefagt, bon bee priefteree red ich nit gern.
Urfach hab ich gefchwigen und von des beffeen wegen underlaffen. Uber wo
Haft du das ſtecken laſſen, daß ich geſagt, von 3ot der zwölf boten werde nit
geleſen, daß einer, fo zu fubbiacon, biacon, priefter oder bifchof gewyhet, hab
mögen ein eefeowen von nümwen dingen nemen. ab ich nit erzält wyter, daß
der verftand alfo nit nun allein in bee occibentalt, funder oud) orientaliecclefia —
in Greta, Corcyra se. in India, by dem priefter Johannes desalychen, by ben
Mosgquitern; deemaflen bag einer, fo ein jungfrow habe, mög zu vriefter gewy⸗
het werden ; fo die fterbe, mög er feine meer nemen ; desglychen, fo er fein eefromen
Gab ee baf er geraucht, mög ec nach der mobe feine nemen , das bab id) angezeigt.
Warum (a(feft es underwegen? — Es bat dir not gethon , daß bu fubtile eerbare
underrede eines haft müffen unfegen — der von den hüren geredt hab; und ouch
den Guͤtſchenkel für ein perfon in der comóbi geſetzt haft, — wie wol fid) der
güt meifter Ulrich oi in finen reden und gefchriften vertröft uf einen Tert
den er gefunden hat X XVII. bift. c. €i quis biscernit, ber in dem gangrenfi
«oncilio gemacht fon fol. So müf bod) — daß nit meer in demfelbigen
concilio bann 16 bifchof geweſen; die habend 19 canones gemacht wider die -
zum meerern teil, fo die heiligen te gar abthün wölltend. Aber darin die
jungftomfdyaft und witwenfchaft nit verworfen; deßhalb ouch bie priefteree
sit wie bu meinft, von ben frummen vätern zügelaffen. Sy habend geredt
von den prieftern, fo bor der wyhe eefrowen gehabt — und geden? melde
concilia fürziehen follend ob 18 biſchof; ginchwol, ob im alfo wäre, als
bann nit ift, wie Zwingli fürgibt, fürziehen follend. Nun fid), wie die fup»
plication , an ümer und unfer allen gemeinen gnäd. herren bon Eoftenz usgan⸗
gen a) , ein antwurt haben werde. Bon der peiefteree vebe id) nitgern. (mehr⸗
mahls wiederholt!) Befchuldigungen es unrichtiger Citate. (Faber.)
„Sch fab gefagt; man mög bas thün. Sollen und mögen tbün, ift e$
Wit zweyerley — die bi(putation it nit uf dem füllen, fünder uf dem mö⸗
gen geftanden. Haft bu nit von mir bon der leiter Jacob, an den himmel
gefchlagen, gehört, ba vil ftaflen an fyend ? haft nit gehört, wie huptig
unb gefchwind der Zwingli fid) an das erüz Ehrifti hinuf ſchwingen wollt?
meinft aber nit: hätt er zu dem herren an dem crüz gewöllt, bag er bann
edt Mariam, Johannes unb die andern (üt des enangeliumg ouch funben
hätte.“ ($aber.)
e. 138. *) ,
„Sich, wie kannſt bu es reden, ich bab zu entfchuldigen mich in an»
fang den fprud) Solonis eitirt, wie bann von dem wyſen mann Soloni ges
fcheiben foe, daß er uf ein zyt 65 ben geleerten, fo bifputierenb gefeflen, und
fferianbet jn gefragt, ob er ſchwyge bon mangel der wort, oder daß et ein
tot wäre, Bab er geantwurt: fein tor mag fchwugen. Uf das bab ich
nit Sokratis (mie du fagft), funder Tenocratis fpruch yngebracht: derfelbig
uf ein zyt gefragt, warum er allein ſchwyge und die andern all reden Lieffe,
hanc — — — — — — — ———— ————
a) Um Aufhebung der Gblibate von Zwingli unb feinen Freunden.
164 Handlung der verfammfung in ber loblichen flatt Zürich,
, Bab er geantwurt, das ich etwann geredt, hat mich geroumen , das id) aber
gefchwigen, bat mich nie gerouwen. So i(t es und nit anderft erganaen;
zu einem zeichen der warheit hab ich citiet den fpruch: Audiens sapiens
sapientior erit. Und zu einem andern wortzeichen bat Zwingli mir die rede
underfaren ,? es bürft des kuͤnzlens? und hoffierens nichte. . Run fid), wie
bu cd getroffen babet? (Faber)
€. 138. **)
» Dic zeigend ung in der gſchrift! das ander f(t menfchentand.* (Bul⸗
linger.)
e. 141. *)
Zwingli vermeinte wann er wär ein halbmenſch und ſtuͤnd uf einem
fuͤß, thät bas ein oug zu: fo wöllt er dannoch bem Hieronymo nit wychen.“
(Faber). Heinrich Wolf erwidert baruf: „ſoliche mort ſind us
finem hals nie gehört; ja ſin lebtag nicht gedacht. Wol als du Hierony⸗
mum in dem fürbitt ber heilgen herfür zogen, ſprach er: bie argument,
die Hieronymus bafelb(t- brucht, hand nit grund in der göttlichen gſchrift.
Gyrenrupfen.)
€. 141. *")
„Du haft underlaffen, daß Zwingli gar nach wider das offenlich evan⸗
gelium geredt: mann man fag, daß Die heiligen wunderwerk gethan, fo bab
es der tüfel gethan. (Faber.) Über die fürbitt der heiligen berfpricht er
ein eigenes buch: „Das ganze himmliſche heer wirt mit mir fon, on Gris
ftum hinder fid) zu drucken, funder jm mittlere ſyn laſſen.“ Luchſinger
antwurtet: Er, (aber) meint, darum daß Smingli etwas geredt hat von
dem falfchen wan der mwunderzeichen , fo füllte be& nieman mee. yngedenk
fun und ieder gedenken: Es ift wol etwas darvon geredet; es ift one zwyfel
ergangen , mie Hans Heyerli (Gaber) geredet hat. Die fad) ftat affo :
Sans Heyerli und D. Martin Blanſch von Tübingen habend das fürbitt
der heiligen wellen bewären us den mwunderzeichen (das doch alles nun in
zanggeswys befchehen ift: denn fie. offenlich feinen artikel hand angriften) Ya,
die helgen habend munderzeichen gethon. at Zwingli geantwurt: wunder⸗
zeichen find nit ein zeichen der heiligkeit, at Chriſtus felbft bezügt Matth.
VII. 22, wo aber bod) marbafte zeichen befchehen, durch bie belgen thüge
gott diefelbigen , nit bie helgen, als Petrus redt Act. 3. Es befchehend aber bil
wunderzeichen ud undertrag? des tüfels, ale Mattb. X XIV. 24: der thüge
oft oud) wunderzeichen und verkeere fich in bie aftalt des engels des liechts.
Alfo hat Zwingli gerebt und diſtr holz Mrer verkeert es alſo.“ (Gyrenrupfen.)
. 13. .
„Wie haft du mit warheit fónnen fagen, bag du alle red und miberreb
. anzeigt und begriften babe(t, diewyl id) dir anzeig, daß bu nit nur allein
mir, funder andern, oud) bem Zwingli unrecht getban haft." — Du baft
mir zween fprüch mit jrem anhänger underlaflen. Diattb. X XVIII. 20:
Ich bin by üch sc. und Joh. XIV. 16: Ich werde bírten den vater, und
einen andern tröſter wirt er did) geben sc. Weiſt bu nun, mas id) daruf
geredt? diewyl anrüfung der heiligen ,- ouch die mef für ein faccificium durch
die ganzen chriftenheit gehalten, nit num tufenb, funber dryzehen und bitte
1) unterbrochen. 2) Fuchsichwänzens. 3) Dazwilchenfunft. +) Pfeilfiederer.
Handlung der verfammlung in der loblichen (att Zürich. — 165
zehen hundert jar gewärt; und fo e$ nit war oder gerecht wäre: fo hätte
Gbri(tud, die ewig arbeit, unfer übel vergefien , ja finer ved übel nachkom⸗
men. Nun babe er gefagt: Ecce, bag (og ein mo(terí; er Bab vuch nit
gefagt : über tufenb oder zwölfhundert jar will id) wider erſt zu minem
gemahel der kirchen kommen. Er bat gefagt‘ alle tag bis zü der conſum⸗
mation der melt. Und ob mir Gbri(tum und dife fine mort nüt achtetind,
unangefehen daß fine mort ewig beftonb, us dem Cfaja, und cr oud) ift die
warheit allein, ouch nit liegen mag us dem Paulo; unb ift ber, fo Johannes
nennet den getrümen und waren, und ee himmel und erdrych zergon wer⸗
benb, ee fine wort: fo hättind mie bannod) das ander züfagen des heiligen
geifts, der ung verbeiffen it in ewig aut by uns zu biyben. Deßhalb ich,
nit liederlich * in den groflen dingen von gemeiner kirchen gang oder falle,
funder id) pertrume Ehrifto das befier. Nun fog in fo vil hundert jar das
von gemeiner Eirchen gehalten, was ich anzeig; darum wurd id) mid) bas
bedenken, ſunder diewyl die zwey (tud der heiligen und der meß nit wider
das Evangelium ſyend, und ich es mit der gefchrift oud) probieren mög; und
i mir begbatb wie den alten eerbaren burslüten: wann man jr alt bets
fummen und loblich brüch bie nit wider gott find abthuͤn will, tóünb unb
bewilligend (9 nit geen. Alſo ift mir oud) us gedachten fprüchen, vertrume
id) Ehrifto und gott dem heiligen geift, bag fo ung fo lang nit berlaffen
haben, und rede, befchlüß oud) mit dem heil. Hieronymo, daß id) bifer
ftuden halb recht den glouben halten will, den ich von müterlicher beruft
gelogen hab. Wiewol mir din und Diner vott (eere ganz angenem wäre.
Dann id) bórft nit funders beten, falten, oder andere güte werk thün; fune
der, wann ich ſy thäte, begieng ich ein fünd; deshalb wöllte ich wol in den
himmel Fummen. Uber fo ich Leider villycht nit vil bitten fann: fo will ich
mid) bod) der fürbitt der heiligen unb infunbere der müter gottes — nit
verzeihen.“ ® (Gaber.)
©. 143, *”)
„Bullinger fest hiehee das wort beg burgermeifters: unb dag (etel,
damit der von Fislisbach umgebracht, Wil, N herfür in ſtryt.“
©.1
„bag et fid) u$ gehaltnem pipe) erkennt bat.“ (Bullinger.)
*)
„Zwingli fprach mit groffen Feten, nachdem ermeldte erfanntnuß bets
fefen- war.“ (Bullinger.)
€. 144. ®%)
„Und erſt bie huͤb an Dicariug zuͤrnen; fprach: Lieben herren! Cd) fab
ert büt m. Ulrichs artikel glefen, bie id) vor nit wyl gban zu überfechen. *
(3 sii nget. )
€. 145. ”)
„Du weißt, daß war i(t, ee und ich oder noch alle prieſter gen Zürich
kommen find, daß dhein mort nieman bat gewüßt, woruf ber handel geſtan⸗
den; und ich ſag dir, daß ich mich des tods ee verſehen hätte, dann daß
zuͤ Zürich ſollte disputirt werden von fürbitt der heiligen. Deßhalb haſt
mich wol gmerkt, daß id) gſagt hab: Ich ront? id) wär gen Zürich kom⸗
1) (eichtiinnig. 2) entziehen, begeben, 3) waͤhnte, meinte,
166 Handlung der verſammlung in der loblichen ftatt Zürich.
men; fehe ich wol, ich feg in Pikardy; und difen ſpruch hab ich erklärt
namlich von dem ketzer Piggardo. Wiewol nun ich mich daruf nit gerüſt
noch gedacht, ſo hab ich doch wöllen darvon disputieren und anzeigen
wormit ich den gefangnen prieſter beg irrtums überwiſen, ben jt 38 einem
bifhof machen wollend, darmit jr oud) in bed Arrii ketzery fat(inb." (Saber.)
Und früher fagt er: „Meiſter Ulrich hat bie 67 artikel erſt ein tag vor Pifer
banbiung laflen usgon unb tor nieman weder zu Coſtenz oder ander ftátt
fein wort darbon gemüßt; unb fich meifter Ulrich eudy bekennt, es foe wol
zu fpat u$gongen." Werner Steiner bemerkt handfchriftlih: „Sy
(die artikel) find jm zu Seoumenfeld im ynhinfaren von dem pfaffen dafelbe
worden, wol 2 oder 3 tag darvor.“
€. 145, ”)
Us dem ſpruch Luc. LX. foe mit nit feche worte geredet worden.
146
Oud) den fprud) 1. Joh. XVI. 12. babe id) nit angfürt: bann id)
| groüßt, bag er nit Daher gehöre; eben fo wenig habe ich bom faften des
fomftags geredt. (Gaber.) Hingegen behauptet Heinrich Wolf: er babe
ben fpruch us Job. XVI. angefürt: Chriſtus babe noch pit. mit den jün-
gern zu reden, ſy möginds ieh aber nit ertragen, und Smingli hab jm ge⸗
antwurtet und gezeigt, wie er p^ wort SR bucke. (Gyrenrupfen.)
146, *"
„Das hab id) geredt und fag es nod), daß mir vil ding fhuldig ſyind
zu halten, das offenlich nit gefchriben fpe, funder dag die fid) haltet unb
wir gloubend , oud) burd) die leerer der erften Eilchen bericht, daß e$ an ung
kommen von uffeßung der heiligen zwölf boten; alfo wölle id) bewyſen,
baf bit vierzigtägig faft, oud) der fonntag , den Johannes nennt in apoca⸗
Inpfi, diem bominicam, bon den zwölf boten ufgeſetzt; féllenb wir fy nit
verachten, abthün, oder hinder fid) (telfen, funber zimmt fid) wol, diewyl fo
vil hundert jar fy von gemeiner chriftenheit, ouch von den ketzern gehalten,
bag wir f) ouch haltind, eb fy (dion offenlich nit usgebrudt wärind in der
heiligen gichrift.“ Er bemerkt ferner: „es foe fchädlich irrfal, nichts wollen
aüla(fen, es (oe bann usbrudtid) befchriben in der heiligen fchrift. Die
fabbusder habend oud) bie uferftebung gelóugnet, wyl fo nit in bee gſchrift
usgedeudt geweſen. Ich (obe dd) alle darin, bag jr das ebange(ium und
Daulum predigend: bann ba ift der recht feld. Uber was wir babend eud)
von ber zwölf boten zyten, folltind jr nit alfo liederlich abthün. — Wäre
ümere rede iat, müftinb wit wychen von dem ſymbolo apoſtolorum, von
homoufio , ja von den prr(onen in der gottheit, dem fryen willen; dürftind
wir nit meer glouben, daß Anng Marid muͤter geweſen 30.“
148.
„und ſtrytend die traditionen nit mit den geſchriften, daß wann die apo⸗
ſtel eines geſchriben, ein anders MH babind angeben.“ (Bullinger.)
148, *")
Hans Hab bemerkt: „Faber habe die artikel faft gefcholten , aber nit
können Bewären, daß fy undheiftenlich ſygind. Es i(t alfo zügangen, als man
nad) dem imbiß das urteil gelefet hat: baft du alych als bie burenfnaben,
trt angehebt ernften, 10 die fach fchon ufgebebt war, und haft bannod) feinen
artitel nit wellen angryfen, (9 us der gefchrift unchriftenlich zu machen, ale
Handlung ber verſammlung in der loblichen ſtatt Zuͤrich 167
bu fg geſcholten Haft; funder haft bu die artikel in ber hand geheht und
geforochen: Jetz will ich nit reden als ein bicari, funder als ein Johannes
unb fag: Meiftee Uleich, daß üwre artikel der warheit nit glychförmig und
in ebangelifcher und avoftolifcher gfcheift nit gegründt. 9tebt Zwingli: Here
fBicari, bättind jr den hit längeft abgezogen: hätte man etwas mögen here
bandlen. Uber uf ümer red fag ich alfoı Ir fHllend die frefenen red mit
der that bewyſen und thund fo wol und gryfend mir nun ein artikel an,
damit mit bod) nit difen tag ungethen berzüchind: bann fo wol foginb bie
artikel gründt, daß bünme( unb erden ee brechen müß, denn einer under
denen artifien. Uf das haft geredt wie vor allweg, e$ foe da nit ftatt zuͤ
Disputiren ; aber bu molfe(t in bie feder veden und vichter haben. Hat Zwingli
geantwurt, im läge an dem nüt, daß man alle wort, bie geredt wurdind,
uffchribe; aber Leinen vichter wöllte ev. über das mort gottes haben: benn
das wort gottes fülle bie menfchen urteden,, unb nit bie menfchen das mot
gottes. Über das haft bu den Smingli gealefanzet, ob er nit die von Zürich
woͤllte für richter nemen? Antwurt Zwingli, nein. — So bil ich imet,
wie wol nod) bi( daran gehenkt Fan e NM .
„Ich wird nit allweg by en fon dou, widerum. Buklinger)
„Über den unzug us Matth. XXVIII. 20. gab die (Faber) Zwingki affo
antwurt: Es ift war , baf Ehriftus uns verheiffen Bat by: uns 3e binben bis
zu end der welt. Das leiftet er ung ouch redlich, je feommen beüder in
Ehrifto Jeſu! jr füllend gheinen zwyfel han. Gott i(t by ung glych als wol
als by feinen conciliet, Dann wir ung fined worts haftend, füuchend alfein
bit warheit us (inem wort. Weliche das thünd, ba ift gott by inen. (Cuch⸗
finger im Gyrenrupfen.)
' ($5. 150. *)
„Die gfchrift ent(dieibt fid) Ki vor yeah.” Bullinger.)
„Haft bu nit ouch gehört, daß Zwingli daruf die antwurt geben hat:
C$ Hab kein coneilium einen ketzer anderſt überwunden, weder mit ber gſchrift:
denn e$ vergeben wäre afon, ob man Arrium andrer gſtalt weder mit der
gſchrift hätte ze überwinden underſtanden. Alſo ſtuͤnd ouch er da, begerend,
daß man um alle artikel die gſchrift verhörte; ble ſoͤlle über jn richter ſyn,
und demnach welle er alle chriſtenmenſchen, nit nur etlich, ſunder ſy all
laſſen erkennen, ob ec bie gſchrift recht gebrucht oder nit; unb hat gefragt,
wer richter fye gfon zwüſchend Hilario unb den Urrianern, zwüſchend Hiero-
nomo unb Cyobiniane, zwüſchend Auguſtino und den Manichäern: nienan
anderfi dann mit der gſchrift habend bie alf je ding bewärt und demnach
under alle menfchen Laflen kummen one einigen richter. — Und das bu bete
nach fhalteft, glych ale ob (id) etwar geoffer fünften beruͤmt hätte, bae Daft
du erdacht. Dann Zwingli bat bon den andren, die ba marenb, alfo geredt:
Es fyind im der ftuben in hebräifcher, geiechifcher und Iatinifcher (prad
wol fo gleert männer, als ze Tübingen, Bafel, Freyburg und anderswo.
(Hans Hab im Gyrenrupfen). Er fügt hinzu: Zürich habe wol als
geleerte Tüte in den brgen fprachen, als er und fine päpſtler uf einem
hufen, und die gfchrift beffer verftehend als zu Qümen und Paris. -
^
168 Handlung der verfammlung in bee loͤblichen att Züri.
©. 132. *) '
„Wo bab ich ein unzüchtig, unbefcheiden, untougentid) wort gerebt,
als dann Zwingli ftets gethon mit verladhen, und anders, das id) von fride
wegen nit wideräfren * will.“ (Saber.) Conrad Wefcher antmurtet:
Zwingli hat mit folchem eenft bie fach verhandiet , baf ee. (id) ernftlicher nit
hätt mögen halten; wol hat er mit andren ouch muͤſſen lachen, mann bu
mit den alten ftüclinen kummen bit, bie wie ſchnyder und ſchuͤchmacher
langeft battend geleert verſton. Aber du thuft glych wie alle böfe wyber;
legend uf ander [üt, bae fg felber t&ünb. Es hat feiner mee fin red mit
glächter anahebt mann du; bu haft doch fo fründlich gfdymollet, 9? bag wie
forchtend , der ftubenofen wurd dir als hold, bag er dir nachloufen murb.
Zwingli bat nüt ſchambars, nüt unzüchtigs gredt; aber du haſts gethon, de
bu ſprachſt: wo e$ in der bibel verboten foe, daß ein vater fin tochter nit
baben möge? unb bo du geredt haft, man könnte on das ehangelium dan»
nod) recht leben u. ſ. w. (Gyrenrupfen.)
©. 152. **)
„Am ende diner Biftori haft du erdicht, ich hab gfagt: Man möcht
bannod,) fründlich, feidfam unb tugendlich (eben, mann gínd) Fein ebanges
lium wäre. 90tein(t, bag ich fo toll foe und neimer rede alfo unchriftenlich;
unb bor ein folche rede zu lob dem ebangelio gethon haben follt, und in
minem buch wider den Martinum Luther das evangelium fo hoch ‚gelobt
und usgeftrichen sc. Und du follt mich bifer rede, bie ich min leben (ang
nüzid gedacht, zyhen. Wo biſt bu gefeffen, bag du es gehört baft? da etlich
nächft reden gefchehen, fo ift jedermann ufgebrochen und bingangen ; unb bátte
mid) bod) (igenb nieman bann bu mögen hören. 2Billt aber wüflen in dem
gemürmel, a(8 man ustreten und abziehen wallt, was id) geredt bab? Alſo
bab ich gefagt: Dian mag mol das ebangelium predigen und bannod) frid⸗
fam fon. Smingli meint es könnt nit fun; fo meint ich es möcht fon. So
verkeereft mir ed. — Iſt nit bas evangelium fummen mit dem frid unb der
feid mit dem Evangelio. Aber üwer rede ift allein: Gott hab nit den (rib
aefandt uf das erdrych.“ (Faber) Hans Hager antwurtet im: , id,
sie darfft du das läugnen, deß man bid) mit fo mengem marbaften mann
bezügen und überwinden möcht, beg ich mich erbüt ze bezügen bor minen
herren von Zürich, welich fund und ougenblic du will. — Ich vertritt (9
nit, daß es ze Lest beſchehen (pe, diewyl ed nit ze (eat beſchehen if. Es mag
ouch Erharden befchehen (on, daß er das big 3 lest. vergefien hab. Was
liit daran? du haft es geret, gott geb, mann bu ed gerebt habeſt. Was
liit daran, wann bu müft gelogen han ? (Oyeenrupfen.)
©. 153.
„was gar mid ber ungfügten. anzügen unb reden Viearii.“ (Bullin ger.)
*) wiederholen. 2) gelachelt.
169
Uslegen und gründ der ſchlussreden oder artikel
durch Huldrychen Zwingli
Zürich uf ben XIX tag jenners im MDXXIII jar usgangen.
7 ..— Gbriftus Matthai XT. 28:
Kummend zu mir alle, die acbeitenb unb beladen (inb,
und ich will dd) rum geben.
Des walt gott!
Auslegung der Schlußreden.
3wingli hatte bey der Dieputation nicht Gelegenheit, feine Schluß»
reden im Zufammenhange zu vertbeibigen , ba niemand, außer Saber, -
der fid aud) nur unfreywillig dazu hinreigen ließ, ed wagte, ein Paar
derfelben, mehr mit der Autorität der Väter, der Eoncilien und bes
Herkommens, ald mit der Schrift anzufechten. Aber am Schluſſe
der Didputation, und bann in ber Begenfchrift auf Hegenwald's Be⸗
ſchreibung derfelben, erklärte Faber entfchieden: Zwingli's Schluß-
reden ſeyen unmwahr und wider dad Evangelium, und machte fid) an»
heifchig , ihm folched münblid) ober fchriftfich zu beweifen. Raſtlos
arbeitete nun Zwingli an der Erklärung und Vertheidigung feiner
Schlußreden. „Tag und Nacht, fdyreibt er an Werner Steiner (19. Horng)
arbeite ich daran; man wird darin eine Sammlung aller jest im
Streite liegenden Meinungen. finden. (aber, der nun fo fred) if,
zu fchwagen, was ihm in den Mund fommt, wird feinen Rächer
finden.“ Freunde in und außer der Schweiz fchrieben ihm, wie
man mit Sehnfucht auf die Erfcheinung feines Werkes warte ( Hal
fer an Zw. 8. April.; 9. May; Adam Weiß von Ereildheim, 14.
April). Oekolampad, der ein Stüd von feiner Arbeit (über die Für-
bitte der Heiligen) erhalten hatte, väth ihm, fid doch ja feine 2510»
fen in Dingen zu geben, die weniger gewiß ſeyen, fonbern überall
die Gegner bis zum Stummmachen zu überweifen. Vadian beſtellte
300 Eremplare , um ſolche nach Nürnberg zu ſchicken. Zwingli hatte
fein Wert fchon am 14. Zul. vollendet.
€) Yuslegungen,
410 Uslegen und gruͤnd der ſchlußreden ober artifel.
Von der deutſchen Originalſchrift erſchienen, ſoviel bekannt iſt,
zwey Ausgaben, welche, mit Ausnahme einiger Veraͤnderungen in
der Orthographie (bie zu diefer Zeit ziemlich unflát und wohl vor«
zuglich won bed Setzers Gewohnheit abhängig wor) und in ben Stars
ginalien , gleichlautend find. Sie betragen nicht, wie bei Uſteri,
Clit. Anhang. ©. 365.) wahrfcheinlich durch einen Drudfehler, an
gegeben ifi: 252, fondern 506 ©. 4. Leo Cyub verfertigte fpäter
eine Tatinifihe Weberfegung: fie ift aber bie und da abgekürzt, und
laͤßt namentlich auch einige hiſtoriſch merfwürdige Stellen weg. Gie
erſchien zuerfi 1535, herausgegeben von Bullinger, 371 Bl. 8. Eine
andere, Uſteri unbekannte, Ausgabe, hat einen etwas werfchiedenen Titel:
Opus articulorum sive.conclusionum a sanctae memoriae clarissimo.
viro Huldrycho Zuinglio in vernacula lingua conscriptum a Leone
vero Judae in latinam ' versum, Cujus argumentum versis aliquot
paginis invenies, Am Ende: Tig. excudebat Christoph. Froschouerus,
ohne Bemerkung der Jahrszahl. Außer 30 nicht paginirten Seiten,
welche Bullingerd Vorrede und die 67 Schlußreden enthalten, 525
©. 8. Vor den Schlußreden (tet noch ein befonderer Titel: Reli-
gionis antiquae et vere christianae potissima capita ad avitae veri-
tatis candorem pura simplicitate summaque diligentia excussa, opera
clarissimi viri D. Chariei Cogelii, olim in Alemannica nunc ab Arieo
Confessore in latina.aedita, cujus elenchum in sequentibus pagi-
nis invenies, Mit bem Motto aus yof. VII, 37. unb IV, 14. — Diele
Meberfegung ward bann in Opp.T. I. F. 1 — 109 abgedrudt. Inden
Yatinifchen Ausgaben i die Zufchrift be8 Werks an Landammann ,
Rath und Gemeinde von Glarus weggelaffen.
‚An die eerenfeften , fürfichtigen, tonfen herren ammann , a) rat
unb gmeind des lands Glaris, alte chriften und Eidgenoffen
vorred Huldeych Zwinglis.
Gnab, Barmherzigkeit und (rib won gett dem bater und unferem herren
Jeſu Ehrifto münfd) ich üch frummen, fürfichtigen, eerfamen, wyſen, ges
teüwen, gnädigen, Lieben herren, mit eroffnen harnachfolgenden handele.
Als ich ieh gar nad) by fünf jaren us.buftand und hilf- gotteá fin evan⸗
gelium in der herrlichen chriftenlichen flatt Zürich gepredget bab, und barum
oft übel geläftret, das bod) Kein gſyn, fo fers nit zu nachteil des göttlichen
worts unb eeren gereicht hätte, welichs aber die frummen von Zürich, nach⸗
bem es Bernad) hat wellen folgen , nit hand mögen eriuden. Und band mid)
a) Mare Maad war im Frühling dieſes Jahrs, anftatt Joſt Tſchudie, dem Feinde
Bwingli’s, zum Landammann gewählt worden. Er blieb bem latholiſchen Glauben zu⸗
gethan. (J. H. Tſchudis Glarnerchronik S.809.)
Uslegen und gruͤnd der ſchlußreden ober rtifel 178
geheiſſen, uf den 29. tag jenners im MDX XIII. jae miner (eee rechnung unb
antwurt geben vor allen jrer ftatt und gebiet geleerten, darzuͤ des bifchofs von
Eoftenz und gmeiner Eidgnoßfchaft, alb wo fp har kämind geleerten, in byweſen
des ganzen groffen rate. Dero gheiß ich frölich unb gern gehorfam gſyn bin.
Und hab ein fumm befchlußreden in kurzen tagen , denn bas zyt nit (ang geſtreckt
was, zemmen bracht, bie id) mit gottes hilf und mort uf den verzmwidkten? tag
wol verteumt ze erhalten, uf welchen tag doch wenig verhandlet ward, als aber
gebürt Hätte. Jedes urfach laß id) ich fton, ußgenommen, daß die zween bee
botfchaft des hofs bon Coſtenz Joannes Faber, Vicarius unb Dartinus Blanfch,
prädicant zu Zübingen, ze [egt offenlich bor der verfammlung , bie vor und nady
bent imbiß gehalten ward, redtend , dife fchlußreden wärind im evangelio Chriftt
unb leer der apoſtlen nit ggründt unb der warheit nit gluchförmig (alfo find
dem Vicario fine wort us (inem eignen mund angezeichnet, unb wollt fi
Martinus Blanfch oud) alfo für geredt haften). Beruͤrten aber baby ghein
ſchlußred mit einem finger an, denn fo vil fid) vorhin mit ganggen begeben
bat, bo fy bod) die fchlußreden nit molítenb antafchen ,? barab ich mid) (tet
berwundret und antwurt gab, hie nit not ze ftellen. Alſo bin ich von vilen
feünden gottes eenftlich gebeten; es hat mich ouch bie eec fines mort$ gezwune -
gen, die gründ bifer fchlußreden us dem lutren eigenlichen mort gottes ze
erfcheinen , damit männiglich den unzimmlichen ungemd(fen (dymug, den mare
haften fchlußreden gaeben, bero etlich bas heil wort Ehrifti find, unbi(fid)
befchehen fon erfannte. Und hab fälcher afta(t, als üwer eerſam mysbeit
fibt, die gründ dee fachen zemmen gebracht. Wie wol nun aller ordenlicheft
wäre, daß ich bie min arbeit nieman anders zufchribe, denn den feummten
von Zürich, us bero wyſem tat fölcher anfchlag, dem barnad) vil frätt ha⸗
bend nachgefolgt, gefloffen ift; fo aber nit ich allein, funber bi. vedlicher,
feummer , wolgeleertee diener Chrifti in jrer ftatt und gebiet das heilig
wort gottes unabläflich prebigtnb, hab ich wol mögen ermeflen, baf fy bife
mines züfchenbens mol mögind geraten; ? ja für empfangen werdind
haben, fo ich es an dd) unfere getrümen lieben chriften und Eidgnoſſen,
mine gnädigen herren, thüge, Denn wie gwüßlich by ung bericht merbenb,
wie je trefienlich anGebinb das mort gottes zu dd) druden und bhalten. a)
Daß ich num denen üwren geleerten, dero jr einen groſſen fürling * band, b)
ouch züfchub, 5 fo e$ mundlich nit fügt, ® bod) mit gfchrift thäte: hab ich
1) angefesten, 2) antaften. ?) enthehren. *) Vorrath. 5) Beyhilfe. ©) geſchehen
Tann, möglich (f.
a) Ludwig Ifchudi, ein älteren Bruder bes Befchichtichreibere Caibius Tſchudi,
benite Zwingli für bie erhaltene Sendung — ohne allen Zweifel von Eremplaren ſei⸗
nee Werks. (Donkag nad) Margrethen ober nad 15. Zul.) Dabey meldet et ihm,
soie man auf einer Z'agfagung zu Bern den Anichlag gemacht babe, ihn, mo er im
der Eidgenofiehfchaft angetroffen werben möchte, gefangen zu nehmen. — Dod, wen
Zwingli nad) Glarus fommen wolle, folle er fidyer ſeyn. Auch babe der Nath nicht
eingewilligt, die evangelifche Lehre abzuftellen,, voie auf bem Tage zu Baben befchloffen
worden , fondern geantwortet: Sie haben Seelſorger, welche fie die Wahrheit Ichren.
Zwar wüthe fein Vetter, ber Ammann (For) Tichudi, mit einigen Andern; es werde
aber bald befier werden, b) Valentin Tſchudi, die zwey Brüder, Beter und Egi«
Vus Tſchudi, Glarean, Joh. Heer, Gribolin Brunner, Cervin umb andere (Schuler
Bildungsgeſch. Sminglis S. 42$.)
172 Uslegen unb gründ der fchlußreden oder artikel.
éd), etwann minen fchäflinen, ie aber gnädigen herren und Lieben brüderen
in Cbri(to, bife min arbeit zügefchriben, damit id) bemigner trüw unb eccen;
mir by dd) angethon yngedenk fon erfunden wurd. a) Duch daß die fpän,
batum man zu difer aut faft allenthalb zangget, das doch zum meereren tei
us unmüflenheit des göttlichen wortes beſchicht, eim ieben,; wie einfaltig bet
foe, erfannt mecbinb, unb bie recht war (eer und eet gottes widerum harfür⸗
bracht angefehen , erfchomet unb behalten werd. Denn in bifen fchlußreden
fat alle die gröffeften fpdn, die man zu unferer zyt hat, vergriffen find.
Als, was das ebangelium foe, ob jm ander leeren unb. gafchrift glych foe:
wie r9d) und gnügfam Gbriftus der fun gottes foe für unfere breften ze bes
zalen: ob wir oud) etwas gütes bermögind: ob die sünfelmerf * son den
menſchen erdacht , verdienftlich fyind: ob der papft pon gott oder von den men»
fen fin empfelch? oder gebiet? habe: ob er joch us (inen rechten ein obrefter
priefter (pe: ob die mef ein opfer fye oder nit: ob wir eins andren mittleres '
gegen gott bedörfind weder des herren Jeſu Ehrifti: wie, marum man bitten
fölle: ob es bem menfchen müglich (9e, daß er durch fin grechtigheit möge zit
gott fummen: ob die geiftlichen (genennet) jren pracht und rychtag billich alſo
fürinb under dem titel unb namen Chriſti: ob wir fündind, fo mit die sfinft(a
werk nit thügind, bie bon menfchen erdicht find: ob gott an einem ort gnä=
Diger fot weder an eim andren: ob er zu einer ant gnädiger (pe weder zık
der andren: wie wol gott glychsnery gefalfe: ob futten, erüz, zeichen, plats
ten güt fyind oder gott gefällig: ob ed nach bem mort gotteg befchehen foe,
daß fo bi( örden, rotten, unb fecten under dem chriftenlichen volk erdacht find:
ob den pfaffen die ee verboten (oe: ob reinigheit oder derglychen glübd verbei(fen
gott gefalle: ob bie hohen bifchof ben bann recht bruchind : und fo fy jn miß-
bruchend, ob man fchuldig foe den ae halten: wohin das unfertig* gut fülle
verwendt werden: ob bie leer Ehrifti wider bie oberfeit (9e: ob bie geiftlich ober⸗
gheit ein grund habe us gottes gheiß: wem ber fchirm der grechtigheit zuͤgehöre:
ob alle menichen, fy fyind geiftlich gendmt oder nit, der meltlichen obergheit
ghorfame (dyutbig fugind: mag die gebieten fole: mas man jnen bargegen ſchul⸗
big ſye: warzuͤ bag verfölbdet gebet umb tempelgfang güt fpe: mie man berärs
gernuß abthün oder verhüten (oU: wie ein fchandlich Lafter bas (oe, bag bie prie=
fiet offenlich Düren habend, und nit eewyber: ob etwar andrer die fünd nad»
laſſe weder der einig gott: burd) men, oder um meg willen er bie nachlaffe:
ob gott geheiffen bab bie Lüfelbycht® unb bif uflegen, ob man mit gott möge
dem rüwenden menſchen etlich fünd verhalten,” ob man unt gelts willen mög
fünd nachlaſſen, ob ein fegfür ſye; unb fo bad nit: ob eg fchad foe, fo mau
für die tobten bitt, ob bie mobe etwas foe, welches mare prieſter fgginb.
Ja bife meinungen all und noch bit mee mwerdend jr hie innen finden, bie
1) Seremonien. 2) Amt. 3) Herrichaft. 9) ungerecht erworben. 5) erfaufte,
€) Dhrenbeichte 7) behalten.
a) Als Zwingli den Ruf nach Einfiedeln erhielt , baten ihn die Kirchgenoffen von
Qíarus bey ihnen zu bleiben , verfprachen ibm, das Haus zu bauen unb fchickten ihm,
in der Hoffnung, daß er von Einftedeln wieder nach Glarus surüdTomme, zwey abre
lang fein Pfrundeinkommen. Als Zwingli bann zu Ende des Jahres 4518 die Pfar-
vey Glarus aufgab, wählten fie nad feinem Wunſche Valentin Tſchudi zum. *
folger. ( H. Tſchudi Glarnerchronit S. 369. 741.)
. Wilegen und grünb der ſchlußreden ober artikel. a3
éd zu gütem allem chriftenvolt, fo fer es fich jro gebruchen milf, seme
men getragen, und under bem namen ümer wygheit hab laflen usgon
in hoffnung, ümer wysheit werde bie offenlichen mißbrüch, fo von ben falfch«
leerenden ungfürt find, mit rat und tümen nad) der apt widrum verbeſſren.
Denn wir oud) ein furge meinung von abthuͤn der mißbrüchen gezeigt hand. a)
D wie fto wärend unfere fordren gſyn, mo man inen die weg, die ich ufe
gethon merbenb, erfcheint hätte. Wie übel bat fo der bann der geiftlichen, nit
recht gebrucht, die Eurtifanen , die ungborfame der geiftlichen (bie fy aber
ein fryheit nennend) gedruckt. Darzü das underfcheiden * abfolvieren von ben
fünben, das gylen? um jarzyt und gottsgaben, das fchinden in der bucht:
um me(fen, an unfer (comen gebet, an die rychen düm, ? bie pfrünbleben, und
järlichen kilchenbeſchätzungen? und aller mütmwill des papſts und alles (inert
anbangs. Und fo man füliche gebreften zu diſer apt mit dem ftarken und
waren gottswort hindrucken wilí, als fid) denn gebürt; denn das evan⸗
gelium ift der natur, daß es bie zerfniften aranet und den gefangnen nach“
Kaffen vredget, und den verfchloßnen das uftbün unb uslaſſen Efaj. LXI.1;
(o findt man nüt beg minder etlich, bie je heil, ruͤw und friden nit wel⸗
end annemen , bie den unfryen Eappadocieen glych (inb, welche, do man (y
fen wollt laffen unb ein eigen regiment ufrichten, antwurt gabend, fo fónne
tmb ſchlechtlich nit fry fon. Wiewol, die zu unfer zyt widerftond, dem mort
gottes nit erweeren mögend : denn mo bag gehört wirt, da bringt man mit
gwalt darzu, unb mitt von denen angenommen, denen man es glych verbüt”
fuc. XVI. 16. Denn den glouben, der im inheren menfchen (it, maa man
uswendigen nit erfennen. Alſo folgt, daß man die predgenden uswendig
wol durchächten mag, aber in den herzen der menfchen binbt Cheiſtus gloub
unverfeert, und ift glych als ein hebel; 7 wo der ift, ba verheblet® er den
ganzen teig. Alfo, wo ein rechtglöubiger menſch ift, weißt er das heil, ruͤw
und freud ſiner feel, ja er treit es allmeg mit jm, und mag nit erlyden,
daß fin nächfter der freuden und heils unmwüflend foe; al$ man aber in and»
ren dingen pfligt ze thuͤn, ba ein ieder forgt, ſin ratfchlag werde eim. andren
sud) fund, oder bor jm nuglid). Sölicher underfcheid ift under dem geift
gottes, der allein den glouben leert, und under bem geift unfers fleifchs, das
allweg eigennüßig i. Alſo rümet der alóubig nit, alldiewyl er vor jnt
fibt, (inen brübee im unglouben for. Darus man erlernet, daß dem mort
‚gottes nieman eriverren mag. Darum fid) üwer wysheit gheinen weg foll
ynfuͤren (a(fen, bag fid) bie wider ed [ege: denn, welche das fürnemen, mute»
binb von gott geſchändt. Es ift mol mar, bas wort gottes fichtet wider alfe
menfchen: denn wir find alle fünder, unb ift aber e$. vein, ja von allen irdie
ſchen anfechtungen reiner, denn filber oder gold foe, das ze fiben malen durch
"bat für gezogen if. Darum tft nit wunder, daß bie, fo jren anfechtungen
"unb fünden (diem gebend, es nit annemenb, funber ſchryend wie Syfaj. XXX .10.
ftat: Predgend, das ung gefalít;c. Es folget aber barnad) ein unverfehne
ruche (traf. Darum (fpricht der pronhet) merbenb fy um jr bosheit willen
umfummen, alych als ein hohe brefthafte muc unverfebentid) umfallt. Dar⸗
1) verfchiedene. 2) Schnappen mad; — >) Dome. +) Steuern. 5) Gefangenen,
6) fchlechterdings, durchaus. 7) Sauerteig. 5) verfauert,
a) Die Schrift von Freyheit der Gpeijen.
474 Uslegen unb gruͤnd ter ſchlußreden ober artikel.
gegen aber die, ſo es annemend, in allem heil verſichret werdend, wo ſy nun
dem heil glouben gebend, und ſich ſünder ſyn erkennend und an die gnad des
herren Jeſu Chriſti ergebend. Fa (o find des heils als ſicher, als ob ſy brief
und ſigel darum hättind. Joh. III. 15, 36: Es dröwet uns ouch Chriſtus ſelbs
Matth. X XI. 44: Welcher uf den ſtein (bee ift der fels Chriſtus) fallt, wirt
zerfchmetteren; uf welchen aber der ftein fallen wirt, den wirt der (tein. zer⸗
Eniften.t Iſt ber (imn, welcher fid) wider Chriftum (eit, der wirt fid an jm
verftoflen,, denn wie mógenb jn nit umpütfchen , * funder wirt einer an jm zer.
fhmetteren, denn Chriftus fallt mit rad) ouch etwann uf fine wibderfechter
und zerfnift fg. Oder die fallend uf Chriſtum, bie an jm erlernend, wie
fo fo gar nüt fugind, unb zerfchmetterend uf jm, das i(t, merbenb genibret
unb gebemütiget. Uber uf die fallt Ehriftus, an denen er ir unaloubnug
richt, wie an Hieruſalem. Hierum, wyſen, gndbigen, Lieben herren, laſſend
bie leer Chriſti by üch nit verfchühen, fam es etwas nümes (pt! denn marlid)
zu unferen zyten die fo heil und Mar barfür bringt als fü ie gethon hat
von der apoftlen zyt har. Laſſend das wort gottes hell by üch predgen, ſo
wirt ouch gott üwer walten. Sehend ouch, daß ir nit die lezten ſygind, die
in einer loblichen Eidgnosſchaft bas widerkummend wort gottes anneminb.
liwere geleerten werdend dd) one zwyfel mol anzeigen können, wo der haft
ligt. Gloubend inen nun! denn ſy dd) warlich berichten könnend, and ge»
denkend, daß ghein volk uf erden iſt, dem chriſtliche fryheit bas anſton wirt,
und ruͤwiger möge ggegnen, denn einer loblichen Eidgnoßſchaft. Haltend
gott und ſin wort vor ougen, ſo wirt er üch gheinen weg verlaſſen. Der
behalte üwern ſtand nach ſinem willen in finer butb und ea! Amen. afs
fend dd Valentin Zfchudi, Lilchherren zu Glaris, a) Grtbotinum Brunner
zuͤ Mollis,b) Syoanfen Schindler ze Schwanden, e) Gregorium Bünzli ze
efen , kilchherren, a) und alle, fo das Evangelium Chriſti trülich leerend
und verkündend, empfolen ſyn. Vernemend ouch diß min ſchryben im aller⸗
beſten, und ſind der gnad gottes befolen. Geben Zürich 14. tag höumo⸗
nats im MDXXIII. jar.
Huldeych- Zwingli
üwer allzyt williger.
1) germörfern. 3) umftofen,
a) Valentin Tfchudi, aus ber bornebitiften Familie von Glarus, war Singli s
"und Gidreans Zogling; ftubirte in Baſel unb Paris; ward auf Zwingli's Vorſchlag
Pfarrer zu Glarus. Er mar zwar Freund der Reformation, aber mit der größten
Maäifigung und Friedensliche; fo baf er und fein Helfer, Joh. Heer, beiden Religions⸗
parteyen predigten. Dennoch blieb Svoiugli ihr Fremd bis an fein Lebensende, "Bas
fentit ſtarb 1555. — (Schuler, Büdungsgeich. Zwingliſs 42 ff. 318 4.) b) Fridon
lin Brunner, der eigentliche Bandesreformator von Glarus, war Pfarrer zu Mol«
is, Matt, Betſchwanden und Glarus; roabrídyeinfid) auch Zmwingli’s Zögling. Er tar
4570. (Tihudi's GL. Ebr.380.) e) gobannes Schindler, Pfarrer zu Schuwli-
ben, auch ein Hauptbefdrderer der Reformation im Land Glarus, (it. 382, 392.) qyEr e-
got Binzli — wahricheinlich Zwinglis erfier Lehrer zu Baſel.
Uslegung des I. artikel. 475
Der erſt artikel,
Alte, fo vebenb, bad evangelion foe nüt on bie bewaͤrnuß der kilchen,
irrend und fchmähend gott.
Difen artilel Hab ich ze fordereft in die ordnung geitellt, daß in bie,
(o das evangelium widerfechtend, oft undernommen habend ze ſtärmen;
Habend tod) allweg mit fchanden müßten abziehen. Cyn Hoffnung, fo wurdind
eins malé in gegenmüetigleit min begmungen don jm ze reden us ber gicheift
on menfchentand, ben fy bishar teeffenlich groß gemacht, alfo bag dag göttlich
wort by inem, als id) fürcht, wenig gegolten hab. Und fo ber erobret, wine
be jnen jres zugs! cin geoffer teil Hüchtig , den (9 damit gewaffnet habend,
bod) nit on ſchmach gottes: namíid) das ebangetlium (toe nüt on ber Nlchen
bewärnuß; den habend fy fürgeworfen allen, bie inen irs prachts nit geftate
send, fo frefenlich, bag fg fid) felbs damit verletzt. Dann etlich us denen
unverfchamt habend gedören predigen, das ebangelium fye nit allein nüt om
der Eilchen bewärnuß, funder, ob glych dhein enangelium wäre, möcht bod)
bie fild) gſatz machen, darinnen man felig wurd. Damit fy aber (gott
erbarms) treffenlich Schwer ae(ünbet. &o .fte nun die je ungüte meinung
nider gelegt wurde, verhofft id) ja ficher, (o wurdind mit meerem fiyß den
nachkummenden artiklen ufbóren. ?_ Aber (o babenb, glychſam den hädrigen
wyben, zu der zyt fo reden folktend ſpöttlich geſchwigen, und in den mint»
den , ba fo ſchwygen foltenb, werdend fy jve zungen fpigen ale die natren,
unb mit quaren bie fröfchen übertreffen. Sytmal aber vit frommer menfchen
das, fo fn bofftenb hören, durch jro ſchwygen nit erlangt, mid) gebeten
babent, difee fchlußreden grund, bie ich baruf gerüft und anbereit? batte,
ofinen, mag ich jnen ſoͤlichs nit allein nit abfchlahen, funder zwingt mid)
not darzu: bann etlich unverhörter fad) fn alte mit einander verworfen,
$abenb bod) die gfchrift darum nit welfen hören, noch einigen ^ anzeigen,
warum fy doch einen under inen. berwurfind ; ſunder (als dem voll zimmt)
frefenlich geſcholten, doch nit angezeigt warum; dermaß oud) Chriſtus
getödt iſt. Als die Juden erforfcht wurdend, mas urfad) (o wider in-hättind,
zugend ſy nüt harfür bann je eigen mütwillen; dem wolltend ſy glonben
gegeben werden: Wär er nit ein übelthäter, wir hättind die jn nit gebracht.
Joh. XVIII. 30,
Darum füg ich allen brüdern in Chriſto Jeſu ze wüflen, bag ich bem
artikel mit feſtem grund der gfcheift unberfebt usgeben hab. Zum erften vebt
Chriftus Joh. III. 31. Welcher vom erdench ift, der ift us der erb unb
redt us der erd; welcher us dem himmel Pummt, ift über all; unb das cr
- gfehen und ahört hat, das bezügt er, aber fin besügnuß nimmt dheiner an.
ffBelidyer fin zügnuß angenommen hat,. der hat verfiglet ober verfichret, bag
gott marfaft it. Kurzlich merk us ben worten, bag der von himmel kummt
‚Über all ik. So aber bie irdifchen von der erd rebenb, wie wirt ber irdifch
das himmelifch vernemen? oder wie wirt ers bewären oder urteilen? fo ec
ſpricht, fin zügnuß neme feiner an; wie wol ee nüt dann gwüſſes, namlich
bae er gſehen und gbórt bat, vedt oder bezügt. Welicher aber Chriftt
bezügnuß, das ift leer und kundſchaft, hätte angenommen , der hätte derſig⸗
1) Heerzugs. 2) auf etwas Acht Gehör geben. >) zubereitet. ) auf irgend eine Weiſe.
176 | Uslegung des L artikel.
iet, daß gott warhaft iſt; das ift, dem mirt offenbarlich gewüß, wie ein
brief verfiglet gewüß iit, daß gott marhaft i(t. Dann bbein herz nod) gmuͤt
mag fid) des worts gottes und handels berfton, ed werde bann von gott
erlüchtet und geleert. &o aber das afchicht, fo wirt der menfch (o ficher
und tapfer und gemüg uf dag wort gottes hin , daß ec fich uf fin warbeit
ficherer verlaßt weder uf all figel und brief. Us grund der mworten Chriſti
'ftrgt ich alfo: Ein ieder , ſo von der leer, bie von himmel fummt (die das
evangelium ift), warlich und göttlich reden wirt, der mug deß von gott
geleert verfichret und ‚befiglet fon. So müß oud) ie folgen, daß ficherer
verftand des evangelii an dheinem menfchen, funder allein an dem zichen .
und erlüchten gottes fland. Dann Paulus ſpricht, bag der fleifchlich oder
vihiſch menſch nit anneme die ding, fo des geifts gottes find. Stat es num
allein an gott, fo mag ie dhein menfch den andren ficher machen des evan⸗
gelii, funber allein gott. Zum andren fpricht aber Ehriftus Joh. VI. 44.
Nieman fummt zu mir, ed. habe jn denn min vater , fo mich afendt hat,
gezogen. So muß ie folgen, daß dhein menfch in erkanntnuß Chrifti käme
us menfchlichem royfen, leeren oder urteilen, funder us dem ziehen des vds
3etd allein. Alſo mag! dee «menfchen bewären nüts zu ber. erfanntnuß
Chriſti. Zum dritten fpridót Chriftus Joh. V. 39 — 41: Erdurend ? die
sfchriften! bann je meinend, jr werdind bas emig [eben in jnen haben; unb
bie geben zügnuß von mir. Uber jr wend 3 mir nit fummen, daß jr bae
leben habind. Ich nimm dhein Harheit von den menſchea. Sich, bie
:wust Ehriftus in die afdrift, nit zu den menfchen, die afchrift urteilinb ;
-ja bie gfchrift werde felbs zügnuß von im geben. Aber bie in ungloubnuß
-verharrend, [affenb fid) nit zu gott ziehen, funder erfordernd, glych wie bie
Cyuben, oder zeichen oder Eundfchaft der menfchen. Joh. V. 41. nimmt aber
‚doc Chriftus fein flar&eit von den menfchen. Das einig mort ift (tarf gnüg
die miberfechter ze überwinden, baf man jnen es (tof füchebe: Chriſtus
nimmt Barheit noch zügnuß nit von menfchen. Zum vierten fpricht er
'Cyob. XIV. 26: Der teöftend unb vermanend heilig geift, den der vater
in minem namen fenden wirt, der wirt üch alle ding leeren , und wirt üch
ernüweren oder züteagen alle ding, bie id) dd) aefagt hab. Merk! der
heilig geift wirt üch alle ding leeren, nimmt nüt-us, funder alles wirt er
leeren, das wir bon gott wüflen follend. Er wirt ouch dd) mibrum in
gedächtnuß bringen alles, fo ich dd) afeit hab. So bas ift, als es warlich
iſt; ‚welcher menfch will bann bas leeren, das der geift gottes allein leeret?
Sum fünften Joh. XVI. 13: Wenn aber der geift bee warheit fummen
wirt, fo wirt er dd) alle matbeit leeren. Hörſt bu, daß der geift alle war⸗
heit leert? So müß ie fon, daß menfchenleer nit war foe, (fo fer fo der
menfchen ift: bann fo fü gottes ift, aber vom menfchen usgefprochen, fol
-fy dem menfchen nit nachgenämt werden) denn alle marbeit fumntt bom
geiſt gottes. Was anders mo har fummt, ift die unmwarbeit: dann alle
-menfchen find Iugenhaftig, gott aber allein ift warhaft. Röm. III. 4. Zum
fechsten Jerem. XXXI. 33: Der herr fpricht: Syd) wird min gſatz geben
in jre innere aliter, und fo in jre herzen fchruben , und wird je gott fon,
unb fo min volf, und wird der mann nümmen finen nächſten leeren, nod)
1) vermag. ?) ergrändet.
/
utlegung be 1. arutkels. 171
ber menfch finem drüber, fprechende: Crfenn den herren! dann ſy werdend
mid) alf erfennen. von dem Eleinften zu dem gröften. Hie hört du, daß
gott finen willen und afat (elb$ fo heil in bie herzen der menfchen ſchrybt,
daß dheinee vom menfchen füliche lernen darf: denn ob (on der menfor
bas mort darthut, i(t es nit fin wort: e$ bewegt ouch nit, gott lüchte und
zühe bann das herz an fid. Als oud) Cfaj. LIV. 13: Alle tine fino
werdend por gott geleert. Weliche meinung Gbriftus, die marbeit felbs, ouch
beftimmt Hat Joh. VI. 45: Sy merbend all von gott geleert. Ein ieder,
fo vom vater ghört unb gelernet hat, Fummt zu mie. Summa, alle fo
Jeſum Chriftum recht erfennenb, find von gott, nit von menfchen geleert;
die hörend und (ernenb vom vater , die in jren inneren gliden und herzen
von jm erlücht und gezogen werdend. Zum fibenten hat Paulus das ebane
gelium von bbeinem menfchen gelernet, funbee us dem offnen Jeſu Chrift
Galat. I. 12. Der glychen ouch die andren apoftel, nad) dem (9 afdjidt
und gheiffen find das evangelium predigen, habend fp (id) nit erft Durch
concilia entfchloflen, ob ſy das evangelium welltind annemen. Dann als
fo vom Heiligen geift am pfinafttag erfüllet (inb, Dat Petrus bebend, nad)
berfpotten der unmüflenden, on ratfchlag der andren (denn ber nit anzeigt
wirt) oder urteil angehebt unzichen dag evangelium fo gwüß, bag er nad
bil worten ſprach: Darum fo wüfle fidyertidy alles afchlecht Iſrael, daß gott
den Jeſum, den jr gekrüzget band, den herren und Chriſtum gemacht bat.
Yet. II. 36. Daß aber Paulus gen Hierufalem fummen, den evangelifchen
Banbel mit den apoftelen geredt hat, i(t nit us zwyfel, funder zu ſichrung
etlicher einfaltigen befchehen, bie Paulum hinderredetend, er märe nit der
teeffenlichen boten einer: bann ec mit Ehriftus nit gewont hätt; bas Iuchtlich
gemerkt wirt, fo er foricht Galat. II. 6: Die fo etwas (om vermeint warend,
Hand mich nüt geholfen. Alſo müß ie harnach gon us .obaezälten unb bif
andren Fundfchaften der afchrift, bag die menfchen das ebangelium nit nun
nit befeften, funder gar nit verfton mögend on bie gnab und fraft ‚gottes.
Wie mögend fy bann das enangelium beftäten?
Hie gegrtenb. fü aber mit einer fulen weer und fprechend: Es ift war,
das evangelion müß allein us dem ertüchten gottes berfianden werden. &o
nun Ehriftus Matth. X VIII. 19. ſpricht: Was zween einhelliglich begerend
uf diſem erdench an gott in minem. namen, wirt jnen verlangt. So müß
Oud) ie folgen, bag, wenn ein ganz concilium gott bitt um berftand der
gſchrift, bag es gewärt wirt; darum foll dannethin gemeinlich gehalten mets
den, das ein concilium erkennt, Antwurt: Die vile mag die gemüffe des
verſtands nit feten, ale Harlich dur €liam, Micham, Chriſtum, Baulum,
ander bewärt wirt, bie einigen wider ganz bilinen* gefteitten und fy über
wunden. Aber daß id) der ynred zügeb, das ir gehört, laß id) nad), bafi
fo bid ein concilium im, geift gottes verfammlet wirt, bag es nit irren mag.
Es wirt aber bann nüt erkennen, bann das die gottsgriftlid) afchrift most.
Und ift das concilium, wie obftat, in und um gottswillen verfammlet, wirt
es nit fid) hoch machen unb rufen: Goncifium, concilium, funder: Gott gott
tebt das oder jenes. Ob e$ aber im geift gottes verfammlet foe, mug man
am goldftein innen werden, wie Sob. 1. IV. 1, 2. leert: Ir geliebten,
1) Mengen.
Bwingli’s ſammtl. Schriften T. $55. 12
178 Uslegung dei I artikels.
gloubend nit eim ieden geift, ſunder erfündelend die geift, ob (t us gott fyind!
bann bi[ falfcher propheten find in die welt fummen. Un bem erfennend
jt den geift gottes: Ein ieder geift, ber den herren Chriftum, der in der
menfchheit fummen ift, erkennet, lobt und usfpricht, ber ift ug gott. Hörſt
bu, daß der göttlich geift alle befanntnuß in Chriſtum ordnet? Und ein ieder
eit, bee Jeſum Chriftum, ber menfc worden ift, nit bergicht, lobt, cts
kennt, einig heil ſchätzt, der ift nit us gott. Cid) hie! ift in jren concilien
Ehriftus der einig fort und zweck daruf fo fehend, das einig houpt das fy
wyſet, bie einig eer bie fo füchend, fo find fy us dem geift gottes. Suͤchend
fy aber jeen nuß, namen, ter; fo ift ed us bem tüfel und us der ungloub»
nuß: die fücht je eer; und ob fo fchon fpricht mit dem mund: der herr Je⸗
fus, atoubt ( doch nit, halt oud) nüt uf in, ale Chriſtus ſelbs die Juden
erwyst Joh. V. 44. Wie mögend jr glouben ſo jr von einandren eer yn⸗
nemend; aber die eer, die allein von dem einigen gott iſt, ſuͤchend je nit.
An difen goldftein, dbriftum, fttgd) aller .menfchen anfehen, ratfchlag unb
urteil; färbt es nun Chriftum, fo ift es us bem geift gotted und brucht bie
namen, väter, concilia, brüd, harkummen gar nit. Färbt ed aber die erſt⸗
‚genannten farben: väter, concilien 2c. fo ift es nit us gott, Dann alle, fo
jt eer füchend, haltend nüt uf gott, mie kluͤg fo fid) fchönend vor den men-
ffe. Chriftus mag nit liegen. Welicher bie eer gottes fton laßt unb fücbt
fin ect, der gloubt nit; fo ift er oud) nit ug gott. Iſt bas, fo bie concilia
erkennend, fo mans an Ehriftum ſtrycht, Ehrifto glych: warum gibft bu jm
eins -menfchen namen? ft es im unglych, matum verkoufſt du es under
dem hoben namen gottes? Sich, hie findet man mas glouben, was leer
gottes, was glychsnery, was leer und fat der menfchen fpe.
Dife bemáenu(fen will ich nit mit geöflerer bile unmert oder maßleidig *
machen: bann fy allein gnüg find unfer erfte fchlußred ze bewären, das:
Alle fo redend, das evangelium foe nüt.on bewärnuß der kilchen, irrend und
ſchmähend gott. Dann wer iſt der menſch, daß er gott ſinen ſinn, gmuͤt oder
meinung fólíte kräftig machen? So verſtand des evangelii (das ift aller gii»
ten kundſchaft von gott uns gethon) nit an wysheit und vernunft des men⸗
ſchen, ſunder an dem erlüchten und berichten des geiſts gottes ſtat. Als
Johannes leert 1. Br. II. 26, 27: Diſe ding bab id) did) geſchrihen von
denen, die üch verfuͤrend. Aber bie ſalbung (it erfüchten? unb ynſprechen
des geiſts gottes durch Jeſum, der des ſalbs ein unerſchöpfter brunn iſt), die
je von jm empfangen habend, blybt in dd). Und je bedörfend nit, daß üch
ieman leer, funder mie üch bie falbung [cert von allen Dingen, al(o ift es
bie warheit und dhein betrug. Und mie ſy üd) geleert bat, alfo biybend
in jro! Beſchow bie bife nachhüt mol: fo fallend bie unbedachten reden
ins fat, bie ba fagend, man müffe einen richter haben, der urteile, welches
dee recht verftand der gfchrift (9e, glych als ob man über dag mort gotteg
fölle ober mög urteilen ale über zytliche hab; fo bod) Johannes fpricht:
Or bebórfenb nit, daß dd) ieman leere, funder ꝛc. Aber die ect oder güt
geen bon ung báttinb, molítinb ung gern die gfchrift nad) jrem aot. urteilen
. unb gwaltfamen; find ware fyend der warheit gottes, ja antichriften, fo
fg inen felbs zügebend, das allein gottes ift. Dann melicher menfch ift fo
1) überdrüflig. 2) Ermweichen.
Uslegung bes II. artikels. 179
eere ie worden oder wys, ber in finem finn nit geieret hab? Und nieman —
(t dheiner matbeit gewüß , denn dem .gott diefelben in finem herzen f(ae unb
gwüß macht. Wie mag man ſich denn an den menſchen laſſen? Irrend ſy,
wie bil (9 wellend, fo find fg alf ytel und dem breiten underworfen, davon
wit wyyter geſchriben hand im büchlin von ber klarheit unb gewüſſe des
worts gottes. Daͤrum ietz davon nit mee; von concilien aber in Archeteles. a)
Der ander artikel.
Summa des evangelions iſt, bag unſer herr Chriſtus Jeſus, warer
gottes ſun, uns den willen ſines himmliſchen vaters kund gethon und mit
ſiner unſchuld vom tod erlöst und gott verſunt hat.
Diſer aͤrtikel it (o ſicher dy allen glöubigen, bag ee dheins bewärens
dörfte, wenn die antichriſten nit wärend, die fid) chriſten glychnend, aber
finem wort widerſtrebend. Sum erſten if die (umm des ebangelli nienen
näher zemmenbracht denn im Lucas II. 14. do der engel zü ben bieten ſprach:
chend ich verkünd oder verficheren üch groſſe freud, bie da mirt allem
bolf: bann büt ift üd) ein bebalter, heiland ober: gfundmadher geboren; bet
i Chriſtus der herr. Aber Paulus hat etwas wyter den handel usgedruckt,
bod) in wenig worten Eph. I. 3—12. Den ſinn mill id), mit faſt wenig
worten hinzuͤgethon, ob gott will herfür bringen: Hochgelobt fne der gott
und batet unfers herren Jeſu Chrifti 1c. dee ung von ewigfeit har verordnet '
Bat, fine fün 3e machen und annemen durch Jeſum Chriftum zu jm felbs.
Und hat das gethou us finem guten fryen willen, bag bie eee und rüm fincr
gnabe gelobt und usgefprochen wurd; mit welicher gnab er uns jm felbe
angnem hat gmacht durch finem geliebten (un, in beg eignem blüt wir ec»
- Wouft, bezalt und erlöst find, indem uns ouch bie fünd nachgelaffen werden),
us dem rychtag finee gnaben, bie er ung fo überflüffig ggeben oder usgoflen
Bat in aller wysheit und vernunft; der oud), nachdem er ung die heimlig-
Reit (ines. willens geoftnet hat nach finem fryen mwolgefallen, jm felbs bat
fürgenommen, nachdem bie apt erfüllt ward, alle ding zemmen zbringen,
vereinen und in ein boupt ziehen, namlich in Chrifto; ja alle ding, (das
iſt alle gfchlecht der vernünftigen gefchönfen), fü fyend in himmel oder uf
erden in im, das ift in Chriſto, in welichem wir. zu erben gmacht (inb,
darzuͤ fürgefehen us dem fürnemen beg, der alle ding wirkt nad) bem rat»
fhlag fines willens, daß mir Lobind unb pryſind fin eec und rychtag der
anaben. In ben worten Pauli ift begriffen der handel Ehrifti, nam(id) bag
ung gott butd) in zu jm gezogen hat, nit us unferem verdienft, funber us
feyer qnab, daß er die vile unb rychtag bero ung erzeigte, damit wir in
ze erkennen, liebhaben und beſitzen gereizt wurdind. Das alles hab ich mit
noch mindren worten begriffen, und zeig bift wort an als die klärſten unb
Bürzeften von dem handel, |
Warer aotteé fun.
Daß Chriſtus warer gottes fun (oe, mein ich nieman verlöugnen. Doch
daß nieman daran nüt gebreſte, fo ſtat Joh. X. 34— 36. klarlich davon;
verſtändlich aber Joh. III. 17 (, 35 (. V.19—26. VIII. 35f. XIV.9—11.
a) Die von Zwingli unter dem Titel Archeteles, b. b. Eries unb gegtes zur
Verantwortung gegen einen Erlafı des Biſchofs von Eonflanz, in lat. Sprache ben 25.
Aug 1522 herausgegebene Schrift.
180 Uslegung des TIL artikels.
xv. 1—8. 95i. I1. 6—11. uf. I. 35. III. 22. Matth. IH. 17. Mark.
. 1. x.
Une den willen fins himmelfchen vaters funt. gthon.
Mit dem punkten hab ich wellen anzeigen , daß Chriftus nit allein uns
ze erlöfen fummen foe, funber ouch ae leeren mare gottsliebe und merk, die
gott von ung erforderet; daß wie von im, der göttlichen wysheit, (ermetinb,
nit bon ung felbs, mas gott gefällig wär unb mas er von uns erfordrete.
Deß ift aller evangeliften gfchrift voll; bod) find die fchönften meinungen ,
die chriftenlichen fitten gegen den nächften menfchen anteefenb, allernächſt
by einander begriffen Matth. V. VI. VII. die aber ben anbadyt gegen gott
Cyob. V. VI; und batnad) in der Leer, fo Chriftus nach dem nachtmal ge=
thon, anhebend am XIV. capitel.
Und mit ſiner unfd)u(b vom tob erlöst und gott verfünt fat.
Bedarf ouch nit mec denn gfchrift» anzeigens. Alſo (tat 1. Petr. TIT. 18:
Ehriftus ift eineft um unfer fünd willen gftorben, der grecht oder unfchuldig
für die fdulbigen oder fünder, damit ee uns gort überantwurtete oder uf»
opfrete, die nad) dem fleifch tod find, aber mit dem geift Icbendig gemachet ; a)
widerum davor cap. II. 21—24: Chriſtus hat für ung gelitten 1c. der fünd
nie getbon Hat, unb ift oud) betrug oder untrüw in finem mund nit erfuns
den sc. der unfer fünd in finem (9b getragen bat am früs, bag wir, die
von ber fünd wegen tob warend, der grechtigkeit (ebinb. Paulus fpricht
9tóm. III. 23 —26: Alle menfchen find fünder afyn und manglend ber eee
gottes; find aber umfuft unb (ey recht gemacht durch fin gnad der erlöfung,
bie da i(t in Chriſto Jeſu, dem gott fürgegeben und gefeht hat zit eim gnä⸗
diger oder verfünce mit (inem blüt, fo wir ung ficher daran fa(fenb, Damit
er offnete fin grechtigkeit, indem daß er uns nachgelaffen fat die begangnen
— fünb in gebutb gottes, bag er fin grechtigheit in bifem zyt erzeigte, namlich,
dag mit jt den gerechten gott erfanntind, und bag er den unfchuldig macht;
der in Jeſum Chriftum gloubt. Johannes töufer Joh. I. 29: Schend,
bas ift das (amm gottes, das hinnimmt bie fünd der ganzen welt. Chriſtus
ſelbs Joh. VI. 51: Das brot, das id) üch geben wird, ift min (nb zu eim
leben der welt; unb bafelbít das ganz cavitel Joh. X, oud) Röm. V. 1:
So mit nun.us bent glouben recht gmacht find, babenb mit friden mit gott
durch unferen Beeren. Jeſum Chriftum, durch den wir in bife gnad ein zuͤ⸗
gang habend, durch den glouben; in welcher gnad wir (tonb und uns ruͤ⸗
mend, bag wir gwüßlich Hoffend, mit fyind fün aottes. Dergiychen Cot. I. II.
Gor. V. und anderswo allenthalb, torus am anfang des ebangeli bon
Johannſen b(dyriben.
Der dritt artikel. |
Dannen bar der einig weg zur feligheit Chriftus ift aller, bie ie warend,
find, oder werdend. .
Der meg i(t Chriſtus, der Cyob. XIV. 6. (prit: Ich bin ber meg, bie
warheit und das (eben. Er i(t oud) die thür, durch bie man ín bie feligheit
müß aon Joh. X. 9: Syd) bin bie thür. Welcher durch mich wirt ynaon,
wirt behalten? sc. Daßaber ein einiger weg füge, alfo bag man durch bbein
1) erbalten, felig.
a) Nach einer andern Kefeart aus der Kandichriftlichen Vulgate.
Urlegung bei IV. artikels. 181
andren zu gott kummen mög, bezügt ee ſelbs Joh. XIV. 6: Nieman
kummt zum vater denn allein durch mid) Hebr. X. 19—22: Bruͤder! ſo
wir nun ein frye ſichrung habend in den yngang der helgeſten ſtatt (verſtand
Durch den teil des tempels den himmeh) in bem blut Jeſu Chriſti, welichen
lebendigen weg ev uns nüwlich durch den umbang, bas ift fin menfch-
heit, erbumen hat, und ein groflen obreften prieſter über das hus gote
tes: fo laſſend uns hinzu gon mit matem herzen und richtigem glouben.
foie hörend wir den weg zuͤ ber feligheit durch bic menfchheit Gbrifti, das
ift; burd) in für ung ufgeopftet nüwlich, bas i(t in ben testen zyten, gebu⸗
wen ſyn. Nun iſt nun ein Chriſtus, nun ein opfer, ſo muͤß ouch nun ein
weg fon.
Aller die ie warend, ſind, und werdend.
Das ift offenbar us dem, das im andren artikel us Ephef. I. angeto»
gen ift, ba Paulus (tit, daB gott gefallen habe alles, das in himmlen und
uf erden ift (nerftand der vernünftigen gefchöpften) , in einem boupt Ehrifto sente
men sichen , einigenundunderbringen. Wyter fpricht Daulus 1. Gor. X V.22:
Wie in Adamen alfe menfchen tob find, al(o werdend in Chrifto o(fe mens
fen lebendig. Nun find alfe menfchen in Adamen tob, fo werdend. fy oud)
all, fo fo gloubend , in Chriſto lebendig. Als der herr fpricht Job. VI. 40:
Warlich fag ich dd), daß iedlicher, der in mich gloubt, der hat ewigs le⸗
ben. Ouch fo fant alle gottsdächtigen, bie tor Chriſto geſyn find, je hoff⸗
nung zu gott ze fummen uf Chriftum gexedt;* bas hat Abraham, Jacob,
Monfes, David, andre, mit usgeduucken g(id)ten oder morten, und bie
peopheten allenthalb anzeigt, Aber Chriſtus bot es mit hellen morten uta
gedruckt Joh. VIII. 56: Abraham bat aefrolodet, bag er min zyt fähe oder
erlebte. Run hat ers gefehen oder erlebt, und ift erfreut. Paulus dergky⸗
den €pb. II. 14: Er i(t unfer feibe, der die beiden ding (berftanb bae
Jüdiſch und Heidifch, die alten väter unb nüm glöubigen) eins hat gmacht.
Und Hebr.X1. 39 f.: Die vorgezälten find all im glouben bemwärt, unb
dennoch das gheiß nit ungenommen:* denn gott bedacht etwas beſſers, das für
ung wäre, namlich, bag (o nit on uns gevollkummnet wurdind
| Der viert artikel.
Welicher ein ander dde fücht ober adt, der irrt, jo ift ein mörder
der feelen und ein dieb.
Difen artikel darf man nienermit bewären denn mit den Elaren mworten
Chriſti Joh. X. 1: Warlich, warlich fag id) dd, melicher nit durch bie
thuür yngat in ben (tal der fdjafen, funder anderswo ufhin gat, der i(t ein
. Dieb und mörder; mwelicher aber hinyn aot durch bie thür, der tft ein hirt
oder meider der fihafen. Denen thüt der thürhuter uf, und bie fchaf bórenb
fin ftimm. Und finen fchafen (odet ee mit dem namen, unb fürt fy ue;
und (o ex fine fihaf usgelaffen hat, gat ee bor jnen hin, und bie fchaf gond
im nad: dann (9 kennend fin ſtimm; aber eim frömden gond (5 nit nach,
funder fy fliehend von im: denn fg kennend der froͤmden ſtimm nit. Diſe
alychnuß hat jnen Jeſus gſeit; aber ſy hand nit verſtanden, tie e$ wäre,
das er jnen ſeit. So hat jnen Jeſus widrum gſeit: Warlich warlich ſag
ich uͤch, bag ich bit thür der ſchafen bin. Alle, fo bor mir t gefummen, finb
8) erſtreckt. s) die Verbeiflung nicht erlangt, erlebt.
182 Uslegung bed V. artikels.
Dieb unb mörder; aber bie faf babenb inen nit aefofet, Ich bin bie thür.
Ein ieder, fo durch mid) wirt gngon, ber wirt bebalten ober gefelget, und
wirt ud unb ungon und meib finden. Der dieb kummt um gheins andren
willen, denn ba er ftel und töde. Aber ich bin fummen, taf fü bas Eben
habind unb überflüffig babinb. Ich bin ein güter Hirt se. Dife wort hab
id) barum nad) der länge berfüv tragen, daß nit allein bemdrnug diſes atti»
kels, funder ouch ein vorbild eins rechten hirten ober biſchofs, Dargegen ouch
der fatfchen feelmördren usqebrudt ift. Lie darzu, millt gern, Matth.
VI. 2, 5, 15. XV. 3 314. fap. XXIII. 2. Petr. II. Act. XX. a,
und dergluchen: fo eríerme(t Dir die rechten feelenmörder erkennen.
Der fünft artikel.
Darum alle, fo ander leeren dem evangelio glych oder höher meffenb,
ierend, müffenb nit was ebangelion ift.
Der meerteil bif. artifeí3 hangt us bewärnuß der vordrigen. Dann di
Chriſtus der einig weg, die einig thür zur feligbeit, mag jm ie nüt alych
gezätt noch nebendgerechnett werden; doch wirt daven mee fummen, Daß
id) aber bie unredenden bab gefcholten, fa mü(finb nit was evangelion ſyg,
wirt fid) erfinden, und damit der Handel aller klar. Sum erften, fo baltend
ſpy das ebangelium ein gfaly fon, bad us menfchenvernunft entfprungen und
fürgegeben fye. Das merkt man an jren mworten, fo fp fprechend: Obſchon
dag ebangelion nit wäre, fo fónnte bod) bie fild) wol bon nüwem uf gefaß
machen , darin man recht Lebende felig wurd. Zum andren baltend f es
nit höher, denn daß fy alles, fo darin vergriffen? dem louf jrs verſtands
widerwärtig ift, unrecht, Incht oder unnüß fchäkend Das merket man an
bem, fo fü fprechend: Es mü(ft nad gheinem denn des papítt verftand
usgefprochen werden. Zum dritten habend fo es für ein breithaft geſatz,
das nit vol(fummnet foe. Das merkt man, indem fy fagend: Eya! es
(tat nit alles im evangelio; aber die väter babenb Hinzüthon, das jm ge»
broften hat. Und derglychen bil noch fchädlichen wort (toffenb fp ue, daran
man jren unmwillen fpürt, ja gottlofe gottsläfterung und gottsſchmähung.
€o ih nun jnen gern will verftand der bingen fürlegen, wäſch ich
ein rappen. Dann hättend fo ie wellen hören und verfton, fo wärend fo
fangeft volltummenlich bericht gſyn. Aber ft leſend nod) hörend die warheit
nit: dann jre herzen find verblendt. So fü aber nüt beB minder die from⸗
men chriften verbögsrend: mill ich den felbigen jr Irrtum uft&ün, daß fü
fíd vor jnen hüten mögind, ob alych die fyend gottes nüt von gott lefen
noch hören wellend. Daß nun das heil oder arzny deß bas erfennt werde,
will id) zum erften die Erankheit und breften erofinen. Do gott Adamen
gefchaften bat, macht er jn ein herren über alle thier im Luft, uf erben und
im waſſer, Gen. I. 28; denn er was bo noch güt, unb ſatzt in in den luft
barlichen garten Paradis, den er vflanzet hat, daß er den inhielte und in
mwerchete; ? erloubt jm ouch alle frücht 3e effen, usgenommen von dem bolz
des mü(fen$ gütes und böfes, dag er jm mit difen morten verbot: Von dem
hol; des wüflens guts und bófed iß nit! denn welchs tage bu davon Affeft,
wurdeſt bu zu tob fterben. Hie müflend mir voran ermeffen den ftanb Adams
vor bem übertreten; barnad) nad) dem übertreten. Adam ift zum erften
1) gleich geichägt. 2) enthalten. >) baute, bearbeitete.
Uslegung des V. artikelt, 183
feyes willens geſchaffen, alfo. daß er ſich mocht gottes halten und fined
gebotes oder nit, wie er wollt. Das fibt man in dem, daß er ju den tod
an fin überteeten gefeßt hat. €o hat oud) das [eben müffen an jm (ton,
formal der tod an im geftanden ift. Deß, fines fryen willens, findenb wir
ein kundſchaft Gen. II. 19. Da gott alle gſchlecht der thieren für Adamen
fürt, gab er jm bie wal, ba er fo nach finem millen füllte nennen. Noch
Härer in Sir. XV. 14 — 17: Gott Bat bon anfang den menfchen afchaffen .
oder gſetzt unb jn gelaffen in dem fryen gmalt fines vat&; hat darzuͤ gethon
fine gebot und afag, ob bu melli(t, bafi bu fine gebot haltiſt und glouben,
der gott gefälfig it. Er hat dir zügeftellt das für unb bas mafler, daß du
zu welchem du melfift din hend usredift. Vor dem menfchen it bag leben
und der tob, unb welches im gefallen, wirt jm gegeben. Dife mort zeigend -
eigentlich an den erſten fand des menfchen, fo nod) zuͤ den zyten unver
bóstet rad: bann das (eben ftat nümmen in unfer hand; aber do (tünb e$
in Adams hand, mie bald harnach funbíid) wirt. Gott redt: Zu melcher
ftunb du von dem holze eflen, wirft du bes tods fterben. Go müß ie folgen,
baf: hätte Adam allein des holzes (bas ift ber frucht des holzes wüſſens
gütes und böfes) nit geeffen, fo wäre er und fin gſchlecht lebend bliben, unb
hätte dhein ander gebot dörfen halten; denn gott fat jm ghein anders ge⸗
geben; ſunder hielt er ſich des willens und ghorſame gottes, fo wäre gott
fin wegwyſer, fin vernunft, fin geiſt und gmuͤt gfon. Do ev aber ſelbs bat
etwas wellen wüſſen, und ſich mit finem wüſſen bod) bringen (bann bad
mein ich eſſen von bent boum wüſſens guͤtes unb böſes), bo ift ev und alles
fin afchlecht in jm ze (teinbártem tob gftorben: denn dad mort gottes iſt
kräftig, gemüß unb unverwandelbarlid. Run hat gott acfprodyen: du mitt
ze tob fterben, fo bu dag effen wirft; unb er hats geeflen; fo ift ee gwüßlich
ze tod aftorben, und alle fine nachlummen, at$ 1. Kor. XV. 21. Röm. V.
12 — 14, Ich bemärs alſo: er hat den (dilangen ze boden geworfen, alſo
got er noch hütbytag; er hat das wyb geftraft mit der fchmerzlichen geburk, ^
alfo müflend bie wyber noch bütbotag mit treffentidóem fchmerzen gebären.
Er bat den mann zwungen, in dem ſchweiß fines angefichtes fin narung
füdyen, affo müß er noch Büt6otag mit arbeit das erdruch bezwingen ic.
Alfo bat er gefprochen: Welches. tags obee zut je des hokzes effet, werdend
je ae tod fterben, und fy hands geefien, fo find (y oud) ae tod aftorben..
€o nun Adam tob und fine nachkummen tod: wer möchte f febendig ma⸗
chen? dheiner us jinen: denn (5 (tünbenb alt uf der todten party. Stun
mag te dhein todter (id ſelbs lebendig machen. Und find alte menfchen in
Adamen tod, fo mögend fo te alle fich felbs nimmer mee lebendig machen;
fimder müffenb tob fon, bis fü bie gnab des göttlichen geiſts widrum leben⸗
dig macht wie zu dem erften mal. Dann alles das gſchaffen ift, bat in im,
Das i(t im fun gotted, bas (eben Joh. I. 4. unb nienen anderswo har.
Feb babenb wir ben weerlofen, tobten, onmächtigen Adam, das i(t, bie
zecbrochnen menfchlichen natur funben, namlich das: hätt ft dag einig gebot
nit Übergangen, wär fg allzut on funtmer, jamer, elend, in allen eeren
und freuden vom geift gotted gefürt und gewiſen worden; das oud) anzeigt
bie nadende,t die in vor dem fall nit befümmeret, aber nach dem fall von
3) Nacktheit.
184 ! Uslegung bed V. actife(3.
fund an ſchamrot macht; ad eim zeichen, daß, fo dick der menſch das Holz des
wüſſens ißt , das i(t, uf fid), (inet rat, fine vernunft halt und gott verfaßt,
zu fanden kummt. Und fo er das verbot gottes überteeten, bat er (id
ie bed geifte unb der gnaden gottes berzigen, unb under das gſatz oder bet»
bot gemorfen, und fid) dem gſatz und tob eigen gemacht; bannenbat er
under dem afab ze leben zwungen, darunder ec. aber us eigner kraft nit
Icbendig werden mocht, bann er tod was. Darin wir zween merklich breften
erfehend , ‚einen daß der felbwüflend menfd) fich under das gfat fällt; ben
anbren, bag gſatz halten nit lebendig macht Röm. III. 30. Denn das ift
. allein des geifts nottes, der das leben aller bingen it. Sprichfi aber bie in
eim fürgon:* un fpricht bod) Chriftus: welicher tóüt den willen mine
bater$, der in ben bimmlen i(t, der. wirt gngon in das rych der bimmlíen,
Wenn nun Adam (tof nad) bem fall hätte ben willen gotte$ getbon, hätte
er nit mögen zu leben fummen? Untwurt: Ya! bann das wort Gbrifti,
erft gemeldet, mag nit liegen. Sie find zween breften: Der ein, ba Adam
und fin afchlecht tod find, unb wie ieh dick gefeit, onmächtig üzid zu leben
$t bringen: benn fo all die todte partu. marenb, darum jnen unmöglich -
mas, den willen gottes erfüllen; bann fo all in bem afab, burd) das bit
fünd heimlich in uns fchlycht, unb in der fünd warend. Wie fann nun
ter, fo an der fünder party ftat und ift, üzid gott gefälligs tbün. Daß
aber alle menfchen fünder fyind, bewärt der tod: bann ber tob in die mene
ídem fumme ift burd) die fünd Röm. V. 12. und wo der tod i(t, ba if
cud) die fünd. Harwiderum, wo bie find ift, ba ift ouch der tod. (Caf
dich einfaltigee bie nit bösren von Gbri(tu$ wegen, den bife meinung nit
berürt; funder ber tob, den er für und gelitten, williglich für und von
jm angenommen zc. wirt harnach fummen). Alfo (tat Din gegenwurf uf bag
wort Chriſti Mattb. VII. 21. wol. Uber Adamen und finem gſind ift nit
möglich gſyn den willen gottes erfüllen. Dee ander breft ift, bag nit num
Adam, funder dhein creatur. von jr felbs den willen gottes erfüllen mag,
Lie fge mie grecht fy well. Vernimm die fad) alfo: Der will gottes ift cin
ewige unbeteogliche fchnürrichte des rechten, waren und güten, welche (dnte
dhein creatur treffen mag. Denn Gbriftus fpricht Joh. VI. 38: Syd bin
von himmel herab fummen, nit daß id) minen willen tbüje, funder ben mil»
len mines baters, Aber Joh. V. 30: Ich füch nit minen willen, funder
den willen mines vaters. Nun i(t offenbar, daß dife mort Ehrifti nit in
der perfon finer gottheit, funder in der perfon finer menfchlichen blödigheit
geredt find; denn, nachden er mater. gott ift, bat er dhein andren willen,
denn den willen (ined. vatters. Aber nad) der menfchlichen blödigheit (dodi
jm ab bem tob, ? und begert nit ze fterben, warf doch (inen willen, das if,
ben menfchlichen under den göttlichen; alfo gefchach der will gottes. Und
big reicht nit zu nachteil Ehrifti Jeſu, funder zu verftand des heligen ftufen
göttlichen willene , und daß wir fehind, mie Chriftus all unfer breften an
(id bat gnommen, daß er die arznete. Die fumm darvon ift, bag (dilecte
lich der menfchheit will in Ehrifto Jeſu fich hat muͤſſen under den göttlichen
willen ergeben, damit das war, recht und güt befchäh. Iſt e$ nun alfo:
wie bil mee mag ghein creatur den willen gottes erfüllen, fy fpred) benm
1) Vorbeygang. ?) fcheute ec den Tod.
Uslegung des V. artikels. 185
ouch: bin will der afchech! So nun finer afchehen müß, fo folf ie unfer
will nüts; deßhalb Job XV. 15. foricht: Eich, under (inen (das ift gottes)
frommen ift nieman unbermanbe(barlidy, und die himmel find nit vein. in
(inem. angeficht.
Mit einem byſpil will ich den willen gottes harfür beingen: Gott will,
daß wir jn lieb habind us ganzem Bergen, gmüt, kräften, feel. Das gebot
ſchreckt mich: dann ich weiß, daß ichs nit erfüllen mag; noch mif ich uns
der dem gebot binben. Sich hienebend die fchuld und fall Adams! fo
wit in jm übertretee mtr worden, muüflend mir under dem afa fon, und
mögend e$ aber nit erfüllen. Dann ale Adam gefündet, bat er fidy des geiſts
gottes verzigen; und mo der nit ift, ba ift nüt denn der tob oder onmacht ad
allem güten. Ein anders bufpil: Ich foll nit allein nit tödten, funder gar
nit zornig werden. Iſt mir mie vor unmüglich; noch liit das gíag uf mir.
Ein anders: Ich foll nit allein die ec nit brechen, funder des eemenſchen
nit begeren. Drudet mich wie vor. Ein anders: Ich foll nit allein nit
gytig fun, funber müffen, das, fo ich hab, nit min fon; ſoͤll ed usteiten: ich
bin nun ein ſchaffner darüber. Druckt mich wie vor. Der by(pilen findeft
bu gnüg, fo bu fiyffig das ebangelion liſeſt. Welche nun us dem willen
des menfchen oder us dem millen des fleifche geborn find, bie drudt alles
geſatz und mögend es nit abtbün und nit erfüllen; nod) fo will gott nach
finer grechtigbeit von uns föliche unfchuld haben. Sich, wenn in fSlicher
angft und not uns bie barmherzigheit gottes branabete, alfo bag uns das
gfag nit befchwerte, funder freute, und bas, fo mit nit erfüllen mögen,
butd) ein andren gebeßret und erfeht wurde: wäre das nit ein übertreffenliche
feündfchaft ? wär das nit bie befte botfchaft , bero wir ie find innen worden?
wäre e$ nit die gwäſſeſte verficheruug des heils, fo e$ von gott alfo verhand⸗
(t? Eich hie um dich unb red das Boupt uf unb fi, wo das heilig evan⸗
gelium har (dyne, das die befchwernufien alle hHinnimmt; und heißt darum
evangelium , das ift, ein gute wolgethone fichre botfchaft.
Und ift nad) den worten Pauli Röm. I. 16. das ebangelion nüt an«
beet , dann die fraft gottes zu heil icdem glöubigen. Merk es alfo: Du haſt
hört, bag nieman zu gott fummt, er thüje denn den willen des himmli⸗
(diem vaters; baby ouch gehört, bag wir den nit mügenb erfüllen, zu. eim
teil, daß wir ewig fünder und todte (inb, zum andren, bag der will gottes
fo (utet, gut und gerecht it, Daß fin mag bhein ercatue erfüllen mag. Bann
uns nun zum erften der tob, Das ift, berouben des angſichts gottes, welchs
der war tob ift, wirt abgenommen; unb die urfad) des tods die (nb: mü es
allein us fraft des lebens fummen. Alſo finbenb wir bie göttlichen barmher⸗
zigheit fraft gethon haben in dem, daß er uns durch (ine fun lebendig
gmacht hat, bie vorhin tob marenb: denn er ift das leben. Jetzt habend wir
den erften teil der be(d)rgbung des evangelii. Evangelien ift die kraft aote
tes zü eint heil. Nun folget: Eim ieden glöubigen, us welchem dee ander
hinderling! gebefret wirt, namlich der: bag der will gottes, fo (uter gute
und rechts erfordret, daß die maß dhein creatur. erfüllen mag. Allein bee
einig Chriftus, der on (ünb ift unb glych güt, fchön und rein tft mit gott,
dem Bimmti(d)en vater, der mag finen willen thün. Und find wir glöubig,
1) Hinderniß.
- 186 Milegung des V. artikels.
das i(t, gloubend wir in den herren Chriftum Jeſum, daß ec unfer andbis
gung foe ac. fo ift er alf unfer pollfummnu vor gott, unfer heil, unſer |
bezalung unb gnuͤgthuͤn. |
Nun habend wir, als ich Hoff, eigenlich erfunden, was das evangelion
foe, namlich das: Nachdem Adam fich von dem liecht und mufen des göttli-
"chen geifts abgewendt und (id) zu jm ſelbs feect, uf (inen ratfchlag gebuwen,
groß ze werden unb gotte glych, (id) unb ung durch diefelben find under -
das gebiet oder eigenfchaftt des geſatzes, der fünd und des härten tods gefällt
bat; darunder mit bannen nit kummen mochtend: denn wir fleifch, (ünber,
todte tvarenb, mie wire immer anflengend. nd mocht unferen breften nit»
man bann der einig gott befferen. Alſo Hat der bambergig gott (id) unfere
elendg unb jamers fo tief erbarmt, daß er ung nit nun mit einem mort
fines gbeiffed , funder mit finem eignen natürlichen fun bat wellen erlöfen‘,
und im felbs ung arme menfchen wiberum verfünen, durch den alle breften
wol unb recht gebefleret wurdind, der geftalt: gott ift gerecht und ift barm⸗
herzig. Wer mag nun die gerechtigheit gottes erlyden, fo ee (tof nach der
felben urteilen will? ober weliche creatur. mag für die andren fton und für
fo gnuͤgthuͤn? fo vor (inen ougen nieman grecht ift (mie oben bewärt).
Und müß aber finer gerechtigheit gnuͤg gefchehen: denn fy nit ein tychtfärige
lieber(ice ift, funber ein ewig wärend, unbetrogen gewüß urteil. Do num
bero dheine creaturen gnüg thün mochtend, bat er (inen eignen fun wellen
unfre blödigkeit , die aber nit bon der find fam, wie an ung, annemen und
nit alfein ein gemeinen tob, funber den allerſchandlichſten, unfchulbiglich für
ung ‚Inden, damit er ung bom der urfad) des tobg, "dag ift, von der fünd
erlöfete, daß durch jm der gerechtigheit gottes gnüg befchähe, damit fy uns
nit müßte emiglich verdammen, funber, fotmal der unfchuldig Cbriftus vom
der reinen magd Maria on alle fünd geborn , 30 dem er mater menfch , glych
als wol warer gott ift und ein emig wärends adt, daß oud) fin unverdient
Inden für ung erlitten, ewiglid) gut und bezalend wäre für unfer fünd. Denn
ift, der für uns gelitten hat, ein ewiger gott, als er ift ungesionfict: fo müß
9ud) fin Inden ewig güt und fruchtbar fon, bie gerechtigheit gottes bezalen
in die ewigkeit für allee menfchen fünd, bie fich ficher und vertrumt daran
laſſend. Und bat gott mit fo groffer gnab ung bemifen, uns wellen erfou-
fen und anzünden in fin liebe, daß, fo uns fin hohe majeftät nit veist jm
lieb ze haben, funder mee forchtfam machte, doch die grofle demuͤtigheit (ines
fung und guͤtthat ung (wo wir nit überein fchelmen melltind fon) zwunge
in lieb 3€ haben, und ung alles güten zu jm verſehen. Denn mas wirt ung
gott abfehlahen ze geben, fo er (inen fun für ung geben bat? oder welichem
werdend fine fünb nit mögen verzigen werden, fo (9 Chriftus bor gott bezalt,
Db wir bas gwüß aloubend und bertrumenb ? Sich, bas i(t bie (umm Des
evangelii, die ich, on alfe zügnuß bee. gefchrift aefest, barum bag. ieder glöu⸗
biger bef mol mü(fenb, und die falfch oder. halb glöubigen felbe barum
gefchrift wol mü(fenb, ob ſy glych Iöugnetind. Doch wirt zügnuß barum
bernach fummen im 18. und 19. und 60. artikel. O barmherziger, gerech⸗
ter, tröftlicher gott, wie haft bu ung. verworfne dieben und fchält, bie bita
der dir band wellen fürgon und in din rod) brechen, fo mildiglich begnadet.
1) Leibeigenichaft, Knechtichaft.
Uslegung des V. artikels. 187
ie 30. fichrer hoffnung haft but uns ufgericht? zu was großen eeren haft
du uns in binem fun gebracht? und wir vernemends nit, mir find nit dank⸗
bat, wir gloubends nit.
Wyter, fo febend wir ich, wie fo eigenlich gott burd) den engel zu den
hirten gefprochen bat: Stemenb war! ich verfünd dd) aroffe freud, die ba
wirt fon allem volle: hüt ift dd) ein bebalter * geboren, gfunbmacher , arzet,
bezaler aller üwer breften. Die ganz welt bat frölichere botfchaft wie vernom⸗
men unb bernimmt dhein beflere niemer mee: bann durch die werdend uns
alle ding Iycht und ring, und das vorhin übel erfchrecdt unb verdammt Bat,
ift ich heilfam. Als id) da oben gefeit bab von der (rete des geſatzes, wie
wir dag nienen mögind erfüllen: bab id) die lychtrung gefpart bie an bif. ort;
denn die meinung wirt bit allerhelleft, al(o: Wenn ich nun feftiglidy gloub⸗
ja weiß fo groß heil mir in Chriſto Jeſu behalten (gn, fo brudet mich das
erft gebot nümmen: du follt gott lieb haben us allen fedften, herz, ſeeb,
gmüt; fo id) fon weiß, baf ids nit erfüll: bann mine breften erſetzt Ehri-
ftus all. Sunder das gebot richt mid) uf in ein heilige verwundrung beg
göttlichen güte, und (prid) in mir ſelbe: Eich, fo bod) wert und gut ift das
höchfte güt gott, bag alle unfere begirden nad) im angften? (di(enb, und bag
allein uns zu gütem. Daby tróft allweg nebend ynhin bie güt botfchaft:
Ach, was du nit bermag(t, al bu warlich nüt vermagſt, das thüt alles Gori»
ftus, er iſt's alles, er d(t der vordere unb binber granfen.? Derglychen ift
ouch ze reden bon den andren gfaßen, namlich nit zornig werden, nit bege⸗
ren ein ander mob, gar nüt uf (id ſelbs halten, (id) felbs verldugnen, und
dergiuchen gíage; von denen (id) etlich Plagenb, fy fyind fehmerer denn im
alten teftament. Dann bife gfatg bie beſchwerend mid) nümmen , funder ich
erleene zum erften an inen, wie ein Inter unbefledt att gott foe, fo ich fid),
jn erforderen , bag nit nun böfe werk bermiben merbinb, funder oud), daß
bie gemüt unb begirden von inmenbigem aum alfer reinften und Lüterften foinb,
taf er frylich baruf bas wort bat geredt: Selig find bie ba find eins reinen
herzens: dann fü werdend gott (eben; bag by im nieman wonen mag, denn
der nad) finem willen (uter. und (oe ift der fleifchlichen anfechtungen unb
begirden. Und fo id) min onmacht ermiß und find, daß ich der gftalt nit
ſyn mag, nod) nieman von jm felbs: fo Louft bie nebend ynher in mitten
diſer angft die gwüß güt botfchaft: Ehriftus ift bin heil, bu bift nüt, bu pet»
magft nüt, Chriftus it anfang unb end, er ift 8’ alles, vermag $^ alles, bem
getrum gwüßlich all bin bei; fuft merbenb bid) alle creaturen betriegen: dann
fo mögend bor gott nit rein erfennt werben , und befbalb für bid) nit begaten.
Aber Chriſtus bee grecht, ber unfchuldig , macht dich rein, er ift die grech⸗
tigheit unfer und aller bero bie ie bot gott find gerecht worden.
Sie werfend aber die fürwitzigen biftr zut herfür bife yneed: Dife (ee
macht Inchtfertig lüt. Dann (tat ed allg in bem bezalen Gbri(ti, fo wirt ein
ieder in den hof zeeren,“ das ift, hufechtig 5 fünden: dann Chriftus bezafe
es alle. Zum andren, fo wirt vil güts ungetbon b(nben, mit dem die men- -
(ben ir fünd pflegend abzetilgen, das aber dem nächften ouch fchaden unb
nachteil bringen wirt: dann pil. mit almüfen und handreichung bem nächften
1) Erhalter, Eridfer. 3) fidy ſehnen. ?) Vorder⸗ und binterſchif j prora et tpup-
pis. ^5) fid) darauf zu gut thun. 5) haufenweiſe.
158 oo. Uslegung des V. artikels.
ze bilf fummenb, das alles underlaflen wirt ber wys,! fo fid iebeentann allein
an Ehriftus Halten fol. Antwurt: Wirf bu herfür, mas du willt, us diner
fürwiß ; e$ lit nüt daran : das i(t die fumm des evangelii. Der fid) bef
halt, der verrücht,? mas die menfchen fürchtind harnach folgen. Denn ec weißt
wol, daß alles, fo us gott fummt, güt fon müß, und gutes under den mens
fien bringen. Ber bift bu, baf bu mit gott wellift zanggen oder bifputite
ren , oder (inte ratſchlägen unb thaten urfach müffen oder im ein beſſers an»
zeigen? er wills alfo gehebt han. Und difer antwurt halte fid) ein ieber
einfaltiger warer glöubiger , der (id) ftof des worts gottes halten will; ſpreche
allweg 3d den (pigfünbigen: Gott rebt das; was befümmeret mich bin gegen
wurf oder fürwitz. Noch eroffmet Paulus die fad) Härer Röm. III. und VI.
batum ich diefelben meinung hiehar fetgen will für bie andren antwurt.. Pau⸗
[us zeigt Röm. III. 3— 8. an, daß, obfchon etlid) der Eindren Iſraels in
verftopfter? ungloubnuß blibind, wurde dasfelb den gloubenden nit fchaden:
dann gott wäre warhaft; und wie man in wurde urteilen: warum vergibt
et fo ring oder fo bid oder fo ami ? fo wurde er nüt deß minder grecht
biyben, das ift, wie ec den glöubigen das heil verheiffen hätte fry unverlo.-
net,“ wurde er allmeg warhaft erfunden, namlich Daß er verzige, fo wärend
218 den juben oder Heiden, wenn fü gloubtind. Daruf et(id) Paulo als einene
irrleerenden zuͤmaſſend: Es folgte us der leer, daß man fprechen wurde (denn
Paulus redte oud) alfo): Eya, Lafiend ung böfes thuͤn, daß güts darus fumme!
Das i(t, laffend une fünden unb in Ehriftum das heil alouben, daß gott wie
man jn jod) urteile um unfers fündeng willen, nüt deß minder warhaft erfun⸗
ben werde. Die aber Paulus gar mit kurzen mworten abftridt, ſprechend:
Sölicher ſchmützenden verdammnuß iſt billich oder recht; bas ift: bie fótidhs
rebenb, find Linder der perbammnug und gſchicht inen recht. On zwyfel
zu eim teil, bag ſy (o Frefenlich dorſtend us jrem finn wider gott bäffzen.
Zum andren, daß ſy fülchen gegenmwurf nit der meinung thatend daß fü fo
groß forg büttinb, bag man unfündlich [ebte, finder daß fy mit bem argwö⸗
nigen fchmuß das ebange(ion vor den menfchen verlümbdetind, als ob man
Durch es böfer wurd. Deßglychen Banb(et ev oud) Röm. VI. 1—4. Nach-
dem er darvor im V. eap. gar Earlich bat fürbracht, daß, mie us des
einigen Adams ver(ünbigen, ber tob, fünd und verdammnuß in alle mens
gehen gefloflen foe, atfo ouch burd) den einigen herren Syefum Chriftum das
[eben, gnad und gerechtigheit miberbradyt (9g: wirft er oud) für, in der
ecaenannten fpißfündigen perfon alfo fpredyenb: Was werdend wir nun fagen ?
werdend wir in der find biyben, daß die anad überüie(fe? Das foe fer!
bann mic merbenb wir mögen bas leben in der fünd behalten, fo mir darin»
nen gftorben unb tob (inb? Wüſſend jr lieben bruder nit, daß wir alle bie
in Chrifto Jeſu getouft und abgewäfchen find, daß wir in finem tod abge⸗
wäfchen find? Dann wir find mit im burd) den touf vergraben in den tob,
daß, wie Chriſtus uferftanden tft von den todten Durch bie cer des bateré
(das i(t, bag der vater mit dem erwecken Chrifti vom tob fin macht und cer
geofinet hat), wir oud) alfo in der nüme des lebens wandlind ıc. Lis bae
ganz capitel; fo findeft bu bald v. 15—18 den dritten gegenwurf vom gſatz
und gnaden, ba er ynredt: Wie? werdend. wir (ünben, futenmal wir nit
1) auf di.fe Weife, 2) ift forglos,. unbefümmert um das. 2) verhartet. *)unberbient,
Uslegung bed V. artifelá. — . 189
under dem afa find, funder under der gnab? Antwurt: Das fye fer.
Wüſſend jt nit, bag, wem jr dd) gehorfam ze fun für fnedbt ergebend, bag
jt Enecht find beg, bem jr ghorfam find worden? Sind ir der fünd knecht
worden, fürt bas zu bem tob; find jr gott ghorfam worden, dienet e$ zit der
gerechtigheit. Ich fag aber gott dank; bann jr knecht warend der fünb, unb
find aber von herzen gehorfam worden nach der gſtalt der leer, in die je
yngefuͤrt unb ggeben find. So jr nun bon ber fünd gefryt oder erlöst find,
fo (inb ie knecht der gerechtigheit worden. Us ben worten Pauli erlernet man
diſe meinung , daß nieman darf forg haben, daß ieman ab der gnad gottes
ärger werde, bero fürft und harbringer Chriftus ift Joh. I. 17. Die gnad
unb marbeit ift burd) Jeſum Chriftum gethon oder vollendet; funder alle, fo
bom himmelfchen vater gezogen werdend, daß ſy fid) an das.heil und genab
(ined (uns verlaflend, bie fechtend ſtreng wider die fünd, wüſſend wol, baf fg
batinnen nit geleben mögend, in bero fy bor fo [ang tod gelegen find. Darum
fölichen gegenwurf allein die tbünb, die under bem geſatz find, und des geifts
Hottes nod) nit verfüchtt noch empfunden hand. Denn mo der it, da mirt
gar nit gezwyflet, es möge nüt args darus fummen, daß man fid) vertruwt
an das wort gottes laß. Das hat Ehriftus ſelbs geleert Joh. VI. 57. Wie
mich min lebendiger vater gefendt hat, alfo [eb ich Durch ben vater (das ift
ich (eb im vater und feb um finetwillen, mie ee will). Glych alfo: welcher midy
ift, der wirt um minetwillen leben. ie nimmt Chriſtus, fich e(fen, für (inent
wort glouben und fidy daruf verlaſſen, fürnemende,? daß, wie der bimmefi(d)
bater ein urfprug dee lebens in gefendet hätte, alfo lebte er durch jn und in jm;
alfo bag er nit finen menfchlichen willen, funder den göttlichen willen thäte;
alfo wurd ouch ein ieder, fo in finem mort ficher vertrumt wär, in finem wilfen -
(eben: denn fin wort wirt in den menfchen (eben, glychwie ouch ee im bater
und der vater in jm. Der glychen oud) Johannes anzeigt 1 Br. IV. 8. Gott
(ft bie liebe; und mwelicher in der Liebe biybt, ber biybt in gott und gott in jm.
Eich, mo der mar gloub ift (ber bon der liebe nit abgefcheiden,, funder on
gewüſſe hoffnung und liebe dhein gloub ift) ba ift gott. Wo nun gott i(t, was
Darf ich da forgen, daß man fünde ober Iychtfertig werd ?
Sie fprid)ft aber: Ich fid) doch, daß alle menfchen (ünbenb, fo ſyind
wie heilig fn wellinb 1. Joh. I. 10. Wie foll ich dann nit forgfältig for
von des fündens wegen, fo man durch bie fünd verdammt wirt? Antwurt:
Dife gegenwürf kummend alle dahar, daß bu das evangelion nit recht erfennft
mod) gloubft. Zum erften, fo wüßteft bu burd) e$, daß die forg, die bu
für d’fünd Haft, nit din i(t, funder des geifts gottes: bann bu wüßteſt, bafi
wir Reifchlich find, mit Paulo Röm. VII. 14, 18, under der fünd Bins
ggeben und berfouft, ber da fpricht: Ich weiß, bag in minem fleifch nüt
güté wonet. Was nun us dem fleifch ift geborn, fpricht Chriſtus Joh. III. 6.
bas ift leifch. Deßhalb wir nit forgfältig wärind von ber ſünd imegen , wenn
ung nit zu der forg der geift gottes reiste. Denn on jn bermögend wir nüt.
Joh. XIV.26. Jetz fprichft: icbod) fo fünbet man, und find nit on Tafter die
feummen gottes, bie angft unb (org für bie fünd fumme wannen har fo welle.
Denn fo mag aber nit (ton, daß, die gelaffen foenb? uf das mort gottes, nit
fünbinb. Antwurt: Vernimm hie, von Chrifto die fünd des ungloubeng allein
1) gefoftet. 2) fidy vorftellend. ?) befteben, feft begründet (epen, fich verlaffen.
190 Ubslegung bei V. artikels.
verdammt werden Joh. XVI. 8, 9: Bon der fünd wegen wirt der geift
gottes bie welt (trafen, bag fy nit in mich galoubt hand. Er fpricht oudy
Matth. XII. 31: Alte fünd und fdymad) werde den menfchen verzigen on bie
ſchmach in den heiligen aeift; bie ouch nüt anders ift weder ungloubnuß
(darvon bie nad) notburft zu fagen nit ftatt i). Es fdyrubt Joh. 1. c. V
16, 18: daß ein fünb foe zum tob (ift ouch allein bie ungloubnug) , für bife
fölfe nieman bitten; aber gwüß fye ed, daß ein ieber, fo us gott gedben (nei
nit fünde, funder ev verhüt fid); und ber bös (bas ift ber tüft mit (inem
gmalt) werde jn nit beruͤren. Welicher aber ud gott geborn foe, leert er bafelb(t
5.1: Ein ieder, fo gloubt, daß Jeſus foe Cbriftus, der iA us gott geborn.
Alſo müß ie zum (esten. folgen, daß, bie den geift gottes alſo habend, bag fo
gewüß find Ehriftum je heil fon, ficher pectaffen find uf fit wort, nit fündend :
dann inen dhein fünd zu verdammnuß gerechnet wirt, denn bie einig ungloub⸗
nuß. Dann find (o aber nümmen us gott, ſunder von gott abgefallen.
Hieby müß man oud) merken, daß das wort fünd etwann genommen
wirt für bie blödigheit bee zerbrochnen natur,.die ung allweg zu den anfedy»
tungen des fleifches reizt, und mag tomnilich genämt werden der breit.
Glychwie das wort franfbeit under jm begriffen hat alle befundren met,
fuchten, fieber , bülen, para(ns$,* tropf, darmwinden, und allander peetagen,
die glych als äſt ſind der krankheit. Alſo heißt ſünd den breſten, darus die
underſcheidnen ſünd, als äſt, wachſend. Deßhalb eebruch, huͤry, freffero,
gyt, hochfart, nob, verbunſt, rotten, todſchläg frücht find unb d(i des bre⸗
ftens. Welichen breſten ouch Paulus das ſieiſch nennet Galat, V. 19. unb
fut an bil orten. Dann diſe ſuchten us dem zerbrochnen fleiſch, als ue
einem brunnen, entſpringend. Daß aber die ſünd zum andren mal heiſſe ben
breften oder das fleiſch, zeugt Sal. Sprüchw. XXI. 4: Dos Hecht der gott»
[ofen ift bie fünd, das ift: too man gotte$ los i(t und oni, ba herrfchet das
fleifch unb wyst bit breftbdftiat anfechtung. Paulus 98i. V. 12: Die fünb
foe durch einen menfchen in bif welt yngangen. Hie muͤß die ſünd den bre⸗
ſten heiſſen. Daſelbend VII. 17: So ich thuͤn, das ich nit will (nad) bem
inneren menfchen) , fo. wirk ich nit dasfelb, funter bie fünd, bie in mir mo»
net, das ift, der anerboren breft von Adamen har; und überall. in der epiftel
zu ben Römern, nimmt er gemeinlich die fünd für ben breften, ale oud)
1. Cor. XV. 56, und an andren orten. Alſo mwellend wir ieh die ganzen
meinung zemmen ziehen: Sünd wirt geriommen für die unglopbnuß; zum
erften, welcher in bero it, der wirt nit felig. Sum andren für ben breften
unb mangel der zerbrochnen natur. Us dem breſten vermögend wir nüts von
uns ſelbs: dann wir ſind kinder des zorns und tod; ob wir glych von dem
einigen waren gott wüſſend. Wir find aber us fryer gab gottes durch ben
herren Jeſum Chriftum vonf tob erlöst und lebendig gmacht (denn er ift bae
war leben): denn der find i(t je fra(t genommen und ber angel, daß
fo ung nümmen töden mag; find ouch gott berfünt, alfo baf wir fründ, fün
und erben gottes nun binfür find. Alſo ift die fünd, breſt, getödt, fo mir
gott deß gewüßlich verteumend und gloubend durch den herren Jeſum Chris
(tum gegeben fun. Zum dritten für die werk, die ud dem breiten giych als
dft ertvachfend. Diefelben werdend alle hingenommen burd) den herren Cris
1) Schlagfuf.
uslegung des V. artikels. t91
flum Jeſum. Als 1. Joh. IT. 12. (tat: Mine fün, bife ding ſchryb id) üch,
baf jt nit fündind (merke bie die $ünb genommen werden für die á(D. Aber
ob einer fündete, fo hand wir einen fürfprechen bym vater, Jeſum Cheiftum
den gerechten , unb der ift bie gnädigung unb berfünung für unfer fünb, unb
nit allein für unfer, funber ouch für aller welt fünd. Zum vierten wirt fünd
etwann genommen für das opfer, das gemont was für bie (ünb ufgeopfret
werden, bon dem bie nit not i(t ze fagen. Cumma, wer gloubt durch
Chriſtum Jeſum fi) bon der gnad gottes erlöst fon, täglich von allen äſten
ber find ober gebrefteng gereiniget werden, der fündet nit: bann er iſt nit
unglöubig, welcher unglöubiger allein ein verdammter fünder ift.
Hieby i(t aber cigenlich ze merken, daß fölich alóubige, nit als bie bös⸗
willigen inen zümeflend, (ieberlid) werdend ab ber eer, die fo füchend; darum
ba$ fg in Jeſum Chriftum verhoffend Röm. V. 3, 5. funder werdend fü
er(t ängftig, und lernend jren breften vecht erfennen, namlich; daß fi tod find
und nüt vermögend, aber daß die gnab gottes alles vermag ; bie macht oudy
ung lebendig, fo wie jro dasfelb vertrumwind und ganz unb gar heimgebind.
Und demnach, ie mee fid) der menfch brefthaft erfindt, ie mee wirt er bes
mütiget unb zwungen, zU gott, bem einigen heil, zu loufen. Byſpil: Mach
ein fugel zemmen us mache und leim;* (eqft du die an bie fonnen, fo sete
fhmilzt das wachs und wirt der (eim härt; (egit bu fp in ein flieflend
waſſer, fo mirt der leim hingeflöst,? unb wirt das wache härt. Ein an»
ders: vermifch wyn und maffee zemmen glych vil; (o empfindft bu eigentlich .
bag keintweders fin natur und fraft behalten mag, ſunder iſt es ein unge⸗
ſchmackt ding, bis es getrunken und durch verdöwung zuͤ bluͤt verkeert wirt.
Die zwey byſpil gebend uns die ſeltſamen natur des menſchen ze verſton.
Im erſten verſtat man das zemmenſetzen des lybs und der ſeel; im andren
iedwedrer natur kraft unb wirkung. Alſo empfindend mir, bag, diewyl der
menſch (ebt, bie zwey ding mit einander ſtrytend. Dann der geiſt begert
wider bag fleiſch, und das flei(d) wider den geiſt, bag wir nit glych das
thuͤn mögend, das mir begerend Gal. V. 17. So muͤß ie fon, daß alle,
die in den lyben wonend, die in ſünden empfangen ſind, all die wyl ſy
lebend, erlyden muͤſſend, daß der lychnam ſin natur behalte, wie das waſſer,
mit dem wyn vermiſcht, ouch ſtrytet ſin natur ze behalten. Und ſo ſy aber,
wie obgemeldt, iren breſten erkennend und in jnen ſelbs troſt und erlöſung
nit findend, wirt jnen ber treffenlich ſtryt geboren, den Paulus Röm. VII.
von im ſelbs vergicht, ba ee nad) dem inneren menſchen (das ift, nachdem
er in gott gloubend, des geifts und gnaden gottes verfichret was) begert
nad) dem willen gottes ze leben; und ſo er das anhuͤb, empfand er eins
andren gſatzes, das in ſinen glideren geſchriben was; das widerſtreit dem
geſatz des geiſts und fuͤrt jn gfangen in das gſatz der ſünd, wie wol er mit
dem gmuͤt, das von gott erlücht und geleert was, ein anders begert. Diſe
angſt drang in fo ſtark, daß er ſchrey: Ich unfeliger meníd)! mer wirt mich
ectófen bon dem Inchnam des tods? Dermeint, in dem Inchnam leben, der nit
nachlaßt zu widerſtryten, nüt anders fun, denn ein täglichen tod. Und batd
. tróft ee fid) und fpricht: Die genad gottes durch Jeſum Ehriftum unferen
herren. Ja fölichen ſtryt habend alle rechtgläubigen; aber fo ſy nun allıweg
1) Lehm. 2) hingefloßt.
LU
7493 — Uslegung bed V. artikels.
zu gott gond durch Chriftum Jeſum, fo werbenb (y von gott enthalten durch
Chriſtum, bag. inen die fünb nit fchadet: bann fo bald fü (id) zu gott keerend,
bat fy gott fchon bewegt. Und wie wol er weißt, daß wir on die dit bee
fünd nit find, fdya(ft bod) ber gloub, bag wir nüt deu minder in jm lebend ,
unb mitwirkt das täglich fünden ung zü dem guͤten, daß mir daran erlernind, .
wie fo gar wir nüt find. Ye mee das gefchicht, ie mee des göttlichen geiftg
enab ung erhebt und enthalt von fünden. Je mee. binfällt troft in uns ſelbs,
ie met wachst der troft in gott; ie mee troft$ gottes in uns ift, ie mee des
geifts gottes; ie mee gnaden, ie minder fünd. Warum aber gott fölchen
ſtryt uns hab wellen geftatten, ift offenbar: namlich, bag wir in dem unfe-
rem. breiten zu im us not zu fliehen ziwungen wurdind. — € pridym. III. 11, 12.
Jer. XII. 5—11.
dag aber us rechtem glouben des evangelit nüt minder, funber mee
gütes befchähe, bewär ich zum erften mit der gefchrift, bero bewärnuß gwüß
. (t; und obfdyon die feommen chriften jre güten werk fo heimlich vollbräch-
tinb, daß die nieman gfäch, dennoch mag das mort gottes nit liegen; bod)
will íd) barnad) ouch anzeigen die beflerung , bero man empfindt täglich.
' Chriftus ſpricht Joh. XV. 1—5: Ich bin der rebftod, und jr (inb die Aft
oder ſchoß. Welcher in mir biybt, in bem biyb ouch ich; der treit bit
feucht: denn on mich mögend jr nüts thün. Sich zum erften, ud welchem
rebftoc die fchoß müffind je tucht! fugen, daß fy frucht gebind, us Chriſto.
Sum andren, daß Chriftus zwar ud denen wirkt, in denen er if. Sich,
taf bu in Cbrifto foeft, und ruͤch dich,? mas gott us dir mitf. Sum erit»
ten, daß die werk, bie nit u$ Chriſto find, nüts mert find: denn on jn
mögend wir nüt tbün. Muͤß ed nun allein ducch in gefchehen: warum
legend wir denn ung felbs etwas 30? Wo der geift gottes ift, ba merbenb
gute wert nit underlaflen: bann wie der ein ewig wärends gut ift, und alles
güten ein urfach unb bewegnuß; alfo, wo er i(t, wirt alle ding zu güter
wirkung ufgerüft unb bemegt. Und ift fatfd) der gegenwurf: ja fo wirt nie
man nit allein nüt guts tbün, funder ouch täglich notburftig arbeit verlaflen.
Denn 100 der geift gotted ift, da weißt man mol, dag man im ſchweiß des
angeſichts das brot gwünnen ſoll; man weißt ouch wol, daß guͤtes thuͤn
dem nächſten der höchſt gottsdienſt ift im glouben. Schlecht,“? wo man in
gott ſi ſich verlaßt, da iſt gott; wo gott iſt, da iſt ouch ängftiger flog alles
güten. Cyob. XIV. 15: Hand je mich lieb, fo haltend je mine gebot! 9Bo
gottes Liebe i(t (bie aber nüt anders ift denn der gloub, wie oben gfeit iſt),
da flyßt man (id) fines milfens. Wo gottes Liebe ift, ba ift ouch der geift
gottes; mo der geift gottes it, ba entfpringend bife tugenden herfür, die
Paulus Gat. V. 5. zält: Frucht des geiſtes ift liebe, freud, frib, nachge⸗
ben oder butbmüt, fänfte oder kommliche,“ güte, teüm oder glouben , milde,
mäffige: das find bie rechten chriftlichen tugenden. ber um die ftraflen
durafter® zun heiligen Toufen, ablaß foufet, um [on beten, fingen, krüzen,
bie mdnb im tempel bergülden, und derginchen one zal menfchlich erfunden
geldkloben ‚* glych mie fu nit us gott fummenb, alfo find ſy oudy ein lutre
glychsnery; und ob derfelben ie minder gſchicht, ift ghein wunder. Denn
1) Tüchtigkeit. 2) achte, fen aufmerfjam darauf. 9) Kurz. *) Gefälligfeit. *) bin und
ber, auf und ab. ©) Geldklaubereyen.
*
Wiftgung dei V. artıfdk. . 193
wo das tied hinkummt, da wicht bie Anfternuß; to der acit gott kuchet
ta bermejet* er alle gſtüpp? unb güſel? der glychsnery und druckt andre
bluͤſt herfrür. Daby id) warlich ſagen mag bon vilen, bero namen ich gern
geſchwyg, glych als Paulus von Corinthern 1. Gor. I. 5, von Epheſern I. 15,
von Colejeen I. 4, von Theſſalonichern 1. cap. I. 3, baj fo treffenlich zuͤ⸗
nemind (gott (pe ewig lob und dank!) in liebe gottes, in frid des nächſten,
in der erkanntnuß bed. ebangelii, in cinfaftigem wandel, in göttlicher (uds
heit, in fürfchuß* unb hilf ben armen, in niberuag bes hochmuͤts, in ver⸗
zyhen den fyenden, in ſorgfältigheit für die leer Chriſti, in ſorgfältigheit
der gefangnen Chriſti, in ſorgfältigheit der ganzen chriſtlichen menge. Und
obſchon zünslen,“ röufen , 5 opferen (den rychen pfaffen fag ich) bladergebet,?
vigilien, hülen, meſſenklang, tempelſchyn,“ kappenzipfel der theologen, bee
münchen futten und farben, der pfaffen wolgeſtalte roͤck, huͤry unb trunken⸗
heit, bretſpil und junkherrſchaft jnen nit gefallt: ſo gefallt doch jnen alles
Das gottgefaͤllig it. Sy laſſend jren zinslüten nad), ſy belonend den ars»
beiter rycher denn er heifchen darf, nemend in jre hüfer bie armen und.
elenden, maffend fich ſpilens, fluͤchens, juvens ‚? und fchlechtlich aller ytelgheit
des zytes, und finfiend (id) ze rüften zu dem ewigen leben. Und gegnenb
$nen baby nüt beg minder die gmeinen zufäll der brefthaften natur, alfo bag
fü, diewyl f lebend, nit one (nb find. So fy aber wüſſend, inen diefelbi-
gen durch den alouben und unabgelaffen vertrumen in Ehriftum Jeſum vers
zigen werden: fo werdend (o in jnen ſelbs, von tag se tag, minder unb gott.
aröffer in jnen. Wo gott ift, da fummt nüt arges harus. Byſpil: Gott
Bat die kinder Iſraels mit fölcher fürfichtigleit us Egypten gfürt, daß er fy nit
allein vor jren (oenben befchiemet, funder ouch geheiſſen hat (ürert? ziehen,
wenn er wollt; und wenn er fü hieß binden, blibenb fy; Bat fo ouch geſpyst,
geteänkt, und jre Eleider nit verſchlyſſen laſſen. Noch babenb fy nit allein in ans
fechtung des fleifches fin gebot übergangen, funder oud) mit abgöttery bon
jm gefallen; nüt beg minder hat er fo mit verlaflen, funder inen allweg
widrum anad zeigt. Und ift das volk Iſraels ab der gnad gortes allweg beffer
worden; alfo daß, wenn es fich allein gottes hielt, fo mad. es aller beft; fo.
bald es aber felbs wollt etwas ſyn oder wüſſen, fo feert ed fidy bon gott, fiL.
in groffe geufame after, und ward aller bóst; das mit vil zügnuffen bes
wärt wirt. Lis alle gfchicht des alten teftamenté! fo findet bu es alfo; Lig
olfe propheten! fo ift es die gröfte klag allenthalb, daß fy fid) bon gott
keert, gott verlaffen battend. Und alle arbeit reichend fy dahin, baf man
ſich gottes als eines vater halte. Alſo befchicht noch hüt by tags wer mit
warem herzen gott anbangt, ob jm (don fünd empfalfenb, bero nieman onig t
fon mag , verbeßret bod) diefelben Chriftus, menn wie nun feftiglich gloubend,
taf er die gwüß arzny fye. Als er felbs vebt Joh. XI. 25: Ich bin die
urftände und dag leben. Welicher in mich vertruwt ift, der wirt leben, ob
er (djon tob wär. Und ein iedlicher ber da lebt und in mich fiber vertruwt
iſt, der wirt in die ewigheit nit ſterben.
| Jetz mein ich, babe ein ieder vernommen mas dag ebangelion if; bab
| 1) verweht. 2) Stoppeln. 3) Syren, Kebricht. *) Beitrag. 5) Lichter anzünden. ©) Rau⸗
chern. 71 Plappergebet. ®) Zempelolam; Pracht. 9)levitas et scurrilitas, 10) weiter.
11) ohne bít niemand,
Zwinglis fümmtL Schriften L Bd. 13
194 Wilegung des V, artifele.
ouch erlernet, ob er ba& evangelion geprebiget oder nit. Denn ob. ee ſchon
etwann die heilfamen mort, als znächſt us Joh. XI. find anzogen, gfagt
bat dem vol on Maren verftand und drungenlichen ernft, bag fo fid) der
worten haften föllind und mit ganzem herzen daruf (a(fen: fo bat er bas
ebangelion geprediget glych af Cajaphas, der ouch die warheit redt: «8 wäre:
git, dag ein: menfch für bad potf ſturbe, und nit das ganz gfchledyt under
ging; aber er-verftünd bas warlich heil, das er cebt, nit. Ich will hie:
der ungeleerten geleceten gſchwygen, bie fich ie rümen gdörend, f9 babinb
das evangelium allweg geprediget. Und ſo du jnen ein cavitel us aller
heilgen geſchrift im ärmel ſuͤchen willt, ſprechend fo: ja fn verſtandinds nit
nad) dinem (inn. Und fo bu inen jren finn anmüte(t; * fo machend fy ug
eim ſchüſſelkorb ein haſpel, oder us einer fur ein krebs, wie der wolf thät.
Wenn aber du mit der -gfchrift bewärſt den rechten natürlichen (inn, fo
forechend fp, ob (9 fchon möchtind merken, daß es der recht natürlich (inn
wäre, fo föllind doch fo bbeinen (imn ver(ton, denn weldyen der papſt und
väter heiſſind halten. Sprichſt du zu jnen, was heißt: Ehriftus eft caput
ecctefiä, wie Ephef. I. 22.und V. 23, (tat, antmurtenb fp: Chriſtus ift das houdt
ber kilchen. Sprichſt, je Hand recht geantwurttt. Was dörfend ir bann
einem andren ſölchs zuͤlegen, unb ben papſt das boupt machen, das Chriſtus
ift? antwurtend fo: Wir ſöllend e$ alſo verſton wie der pap(t will. So ſagend
an: was heiſſet Chriſtus? Antwurtend fg: e$ heißt Chriſtus (bann fy nit fo
vit griechifch fónnenb, daß ſy müflend, mas der mwolriechend nam heiß).
Sprichfi bu: mie fann der nam Chriftus denn papft bei(fen? Antwurt: Dee
papſt will es alfo. Sprichſt widerum: Will ed der vap(t alío, fo ift er der
antchrift: bann ein ieder, ber. fid wirt für Chriftum usgeben, wirt ein
Anschrift fon Matth. XXIV. 53: foie ſchryend fo: fáber, kätzer! für har! 1c.
Sprihft widerum: lieber, warum bat man bid) Latin: geleeret? Antwurt:
daß ich die gfchrift verftünde. Sprich, tein! Du haft (als bin eigen mort
anzeiget) gelernet, daß bu die gefchrift nit verftundift. Denn fo ich mid) des
verftands halt, den bu ſelbs vergichkt, fo fprichft: bie wort müffenb nit heiſſen
das fy bei(fenb. Frommer Chriſt! verzych mir, daß ich mit diſem tand dich
fo (ang halt! ich thin ed, daß bu denen wälſchen haſen bie oren recht beſehen
mögift. Sy fürenb ſich ſelbs babin, bag fy mit gwalt müffenb verjähen ,
fo wüflind nit mas caput heiß, ber papft. fpreche denn es Bei(je ein houpt;
und-rümend aber (id, fo habind das evangelion geprebget. Stimmt mich
wunder mie (9 ed verſtanden babenb, fo fg den papſt oder concilia nie geſe⸗
ben; unb das fü von den beeden müffenb, müß burd) gfchrift befchehen. Wie
gdörend (o nun die-afchrift bon dem: papft [utenb verfton on den bericht und
mımd- des padſts: fo fü das mort gotted nit gdörend verfton on den papft oder
concilia? Und bie fy väter-ufgeworfen Babenb, find zwiträchtig im verftand.
Dahin fummt man, menn. man den geift gottes nit will laſſen einen herren
und zeiger fon fines wortes, und def verftand nit 65 im fücbt, funder by dem
menfchen, der (ugenbaftig ift. Ich bab ouch hoffnung, ein ieder babe ergrifs
fen, daß evangelion nit bon menfchen , funber von dem waren gott harkumme,
und nit mög nach jrem verftand gemeflen werden. Darzuͤ, baf es ein voll»
kummen undrefthafte leer ift zur fefigbeit. Dannen bar fty bie ſchmachwort:
Zum erften, mo (don das ebange(ion nit wäre, möchte man nüt def minder
1) zu äußern, anzugeben zumutheft, erfrageit.
Uslegung des VI, artikels. 495
efag ſetzen / darin man felig murte. a) Sum andren, dag man. e£ nun
müfle nach des papſts verftand usfprechen. Zum deitten , unb daß es gebefs
ſeret (oe durch bie väter unb ſye oud) deß notdurftig gſyn; ja diſe ſchmach⸗
mort follend fy (affen fallen unb fid) begeben, (o wüſſind nit was evangelion
foe; alf die wyl (y fprechend, ander leeren foenb mol als güt aí$ das ebangelium.
Der fechst artikel. |
Dann Ehriftus Feſus iſt der wegfuͤrer und houptmann, allem menfch
lichen afchlecht yon gott perheiſſen unb ouch geleiſtet. |
Difer artikel it ein ſtütz, daruf der nächft barbor grundlich gebuwen
iſt. Dann ie, ift Chriftus Jeſus dem menfchlichen afchlecht von gott ver-
beiffen zu eim houptmann und wegfuͤrer, fü muͤß fin handel, leer und (eben
über allen menfchlichen rat fon, alſo bag fin nam (das ift fin. galt, der
und kraft), wie Paulus Phil. II. 9. fpricht, über alle namen ift.
fffegfürer und houptmann. n
Eſaj. LV. 4: Nimm war, id) Bab jn ben völkeren gegeben zu eim
gügen, einem fürer oder houptmann und gedieter den beiden. Ezech. XX XVII.
23, 24. mit andren bil worten: Sy werdend min »olf fon, und ich wird
jt gott fon, unb min Inecht David fünig über fo, und ein biet wirt fom
über fy alf. Und bald darnach: Und min Enecht David wirt je fürft (t
in die ewigkeit. Difer füng, herzog unb. gebieter (ft nit David, €alemons
und 9tatbané vater: denn der felb bor fo bil jaren tod was, als Petrus
Act. II. 29. fagt, funder Ehriftus, der alfein ein emigee küng us eigner
satur untödlich ift. E
Allem menfchlichen gfchlecht von gott verheiſſen. |
Bott hat zum fchlangen, der Esam verfürt, gefprochen Gen, ITI. 15,
Ein fyendſchaft wird ich feßen zwüfchend bie unb zwüfchend dem mob, oud)
zmwüfchend binem fonten und zmwüfchend jrem fomen. Der jr fom wirt zer»
knütſchen dinen kopf. Hie wirt Gori(tus nach menfchlicher natur der fom
Evä anzeigt, daß er den kopf des wurms zerfchlahen werd; bas gar eigenlich
anzeigend Die zwey hebräifchen wort: hu jeſchuphcha, der wirt dir zerfnüts
(ten, bie nit vom wyb mögend verftanden werden. Aber * hat gott Abra⸗
hamen von dem felbigen (omen. berbei(fen Sen. XXII. 18: Und in dinem
(omen werdend gefelget ober benedyet alle gfchlecht ober völker des erdrychs.
Diſer fom i(t Ehriftus Gal. III. 16. Aber hat Iſrael im fegen oder aheif
Cyub& nit allein von dem aerebt, der kummen werd, funder ouch ein zeichen
darzu gegeben Gen. XLIX..10. Der ſcepter (das i(t das rych) wirt bon
Cyuba nit bingetragen, nod) der Herzog oder houptmann, der us ſinen lendi⸗
nen wirt fummen, bis daß der kummen wirt, der geſendet foll werden;
und er mirt das uffehen oder troft der heiden oder völker. Das zeichen bat
fich eigenlich geoffnet: bann, do Chriftus in bif welt fam, battenb die finder
Iſraels dheinen fürften mee, der us dem gwalt des jübifd)en rychs berrfchete,
Monfes weißt such. von bem, der jnen verheiffen mas; barum vüft er zu
gott, da er gefchickt warb mit Pharaon ze handlen: Herr! ich bist: dich,
fend ben, ben du fenden wirft Exod. IV. 13. Mee Deuter. XVIII. 15, 18.
Act. VII. 37. Eſajas zeiget under andren propheten nach Dabiden. aller-
1) abermals, wiederum. nm
a) So fprach Faber auf ber Disputation zu Zürich, 204€?
196 Uslegung des VII. artikeli.
helleſt bon Chriſto an. David zeigt faſt bie aller innerſten ding ſines lydens,
menſchwerdens, todes, urſtaͤnde an, dero kundſchaft ze lang wäre ze zalen.
Und ouch geleiſtet.
Das hand die engel bezügt uf dem adi * by Betlehem, die Magen ;
Simeon, Anna; bie wunderwerk Chriſti, bie tüfel fo us den men(dyen jui
tüftenb als eim fun gotteg; bie leer, Ricodemus, fong , umbang im tempel, ‘
die felfen, das uferfton, bie bimmelfart, bie rad) über Hierufalem gangen |
daß fir zerſtört i(t, und. ander unzalbarlich zeichen. Wir wellend aber uns,
wo wie mógenb, ber kürze finfien.
Der fibent artikel.
Daß er ein ewig heil und houpt foe aller glöubigen, Die fin liychnam
find, der aber tob ift unb nüt vermag on jn. -
Der erfte teil diſes artikels ift bad evangelium, bon deß megen ber fux
gottes zu ung bon himmel gſchicket it, namlid) daß er ein ewig heil und
boupt fye aller glöubigen. Heil: Efaj. XLIX. 6. Ich bab bid) geben zu
einem liecht der Heiden oder völfeen, daß du min heil (zwar das id) ben
menfchen ſchicken wird) forft bis an bie end der erden. Chriſtus felbs Joh.
VI. 32: Das ift das war brot, das bon himmel herab kummen i(t, und gibt
der welt das Icben. Das brot it. er: dann er ift das wort unb (pos der
feel, von bero ee durchs ganz capite( redt. Paulus febr. VII. 25: Dannen
bar ee in die ewigheit mag heil machen: dann er felbs zu gott it gangen
allweg Lebende, daß er fürmünde für (n. Matth. XXVIII. 20: 9temenb
mat, ich bin by üch bie zu end ber welt: Houpt. Paulus Epb. I.. 20:
Er bat alle ding finen füflen underworfen und bat in gegeben 3d einem
boupt der Pild)en, welche fin (ndynam .ift 1c. Und vor den worten, wie im
fünften artifet it anzeigt, daß gott gwellen hat alle ding, das ift, alle men⸗
fn in Chriſto als in einem houpt zemmen bringen. Epheſ. IV. 13:
gaffenb ung us liebe mwarlich handlende wachen in in, nad) allem vermögen,
der da ift das boupt, ber ift Chriſtus sc. Epheſ. V. 23: Der mann ift
ein houpt des wybs, glych mie Ehriftus ein boupt üft der kilchen. Col. I. 10:
€r ift das Boupt des lybs, ber kilchen, bas ift: Cheiftus Ind i(t bic kilch,
dero boupt ift er. Wer denen , die ba fagenb, fo ſyind das foupt der fildyen!
Aller glöubigen, die fin Iychnam find.
. Cft fiar anüg und ftarf in ben vordrigen kundfchaften bewärt. Redt
bod) Paulus 1. Cor. XII. 12. das mit usgebrudten morten : Glych als der
(9b einer ift, hat aber bil glider, und find doch. alle glider wie wol jro vil
it, ein Inchnam ; alfo such Ehriftus. Dann wir alf find in einem sii
zemmen in einen lychnam getouft sc.
Dreer aber tod ift und nüts vermag on jn.
Wir find in Adamen all ze fteinhärtem tob gftorben wie im fänften
artikel. Dannen bar nod) hütbytag mit alle in 9(bamen tod find und allein
in Ehrifto lebendig. 1. Cor. XV. 22: Glych wie in Adamen alle menfchen
ſterbend oder tod find, alfo werdend ſy ouch alle lebendig in Chrifto. Rom:
VIII. 10: Iſt aber Ehriftus in üch, fo ift der Iychnam tob von der fünb
wegen und lebt aber der geift von bed vechtiverdend wegen. foie heißt aber
die find den breften , us .dem bie dft fummenb. Dann bie wyl wir in bifem
3) Qai, Feld.
Wilegung des VIIL artikels. - 491
39t.febenb, find mir rit unbreſthaft; deßhalb wir alf3ot fob. So wie aber
Chriſtum in ung habend mit rechtem berteumtem herzen und gloubend in fn:
fo lebt unfer. geift in Ehrifto, der funft tob wäre. On Cbriftum vermögend
wir nüt$ Sob. XV. 5: On mid) mögend je nüts thin. Er ift das leben;
der das leben nit bat, ift tob. Nüg, mas vermag ber onmächtig tobte!
Der acht artikel.
Us dem folgt zu eim, * bag alle, fo in dem houpt lebend, glider und
finber gottes find. Und das ift Die fid) oder gemeinfame bet heilgen, ein
husfrow Eprifti , eeclefia catholica.
Wie wir glider Chrifti ſyind, zeiget Paulus an zu den Röm. XII.
unb 1. Gor. VI. 15: MWüflend je nit, ba dre lychnam glider Chriſti find.
Und dafelbs XII. Dife glider nemend je narung nit von dem buch, als
bie Inblichen glider, funder bon dem houpt, alfo daß alfe gaben, amt oder
bienftbarfeit der gliden allein vom houpt kummend. Epheſ. IV. Col. II.
Kinder. Joh. J. 12: Allen denen, die jn habend angenommen, hat er gemalt
geben, ba fo fün gottes werdind; ja denen die gloubend in finen namen.
Es welle bie ein.icder Lernen, daß gottes meinung ift, daB mie nit nun mit
bem namen Linder gottes genämt merbinb, funder uns fröwind fine eignen
rechten kinder ze (gn (Bat. III. und IV ,) und in ganzem bertrumen zu
jm um teoft. und hilf foufinb, als zu unſerem natürlichen vater, und n
für unfer eigen habind, und oud) wir fin eigen fyind. Rom. V. 2: Wir
rümenb uns der hoffnung, daß wir fün gottes find.
Und das i(t die fil) oder gemeinfame der heilgen.
Es ift von alten zyten har geftritten worden, was und welches bie
fid) (oc, bis uf unfer iekige aot. Und ift der ſtryt aller, als ze beforgen
it, kummen ug begirde beg gmalts, bag fid) et(id) &abenb wellen dargeben ,
(o foinb bie fil), damit alle ding 'us jrer hand verwalten wurde. So id
nun mich davon ze reden undernimm , weiß ich mot, bag ichs darheben ?
müß denen, bie barbon rebenb us menschlichen tanb, das aber mid) gat
wenig befümmeren mi: dann id) nit min, funder gottes mort, nit men⸗
fchenleer , funder bie meinung des geifts gottes davon herfür bringen milf.
Kind alío, dab bit im alten teftament das, fo wir bie fitdjen nennend, fabat
oder matbal hebräiſch, geiechifch ecelefia , latinifch concio genennt wirt; und
heißt aber den Zütfchen kirch oder kilch mun das Bus, darinnen man pfligt
Das. gottewort der verfammlung ze verkünden, teufen, (poft zc. weiches
tütſch dheinem vorgezälten mort dient: bann kahal, eceíe(ía , concio heißt nit
ein tempe(, funder ein verfammlung , gemein(ame, oder gemeind des volks.
Danuen har etmann das wort »etf in der gefchrift gebrucht wirt für bat
wort gemeint. Dife alfo gemeinfame oder gemeind mirt in dee afchrift
in. zwey gar nach glychen bedütnuffen gebeucht. Zum erſten für bie ganzen
gemeinfame aller bero, die in einem glouben uf den herren Jeſum Chriſtum
erbumwen und gegründt find. Welicher in ber kitchen oder gmeind idit, bee
mag nit verdammt werden: bann ein ieder, der in Ehriftum gloubt, ber
hat ewige leben Joh. VI. 40. Von bero redt Chriſtus Matth. XVI. 18.
Do Chriſtus fine jünger fragt, men fy in redtind oder bermeintind fun; und
Petrus baruf für die andren all antwurt gab: Du bít Ehriftus der fun
br? Iebendigen gottes! redt Chriſtus widerum zu im: Selig bift du, Simon
bar Jona! dann fleifch und blut hat bir$ nit geoffenbaret, funder min vater,
1
198 Uslegung des VIII, artikels.
der in den himmlen ift; unb id) fag dir, bag du ein felſer biſt, unb uf
"den felfen (verftand, bannen * ich die den namen ufgelegt bab) wird id) min
fildyen (das iſt die gemeinfame aller usermálten glöubigen) buwen; unb bie
tbor der höllen werdend wider die nit ftärker fun sc. Der fels iſt Chriſtus
1, Gor. X. 4. Matt, XXI. 42. UF ben ift bie fil), bas ift, gemeind der
glöubigen erbumen. Alſo, bag, welcher vergicht, wie Petrus der felfer,
Ehriftum den fun fgn des lebendigen gotted, wider den felben bermögend
die (tarfen waffen, mwecrinen und amalt des tüfels nüts. In der bebütnuf
nimmt Paulus ouch die kitchen Gal. I. 13: Ich hurddytete die kilchen got»
ted, das ift, id Durächtet alle aldubigen, Dann Paulus keinen tempel noch
brin befunders büflin, funder alle chriſten burddytet, Philip. ILI. 6. Ders
glychen. Aber die fien nach difer bedütnuß ſtrycht? er aller eigenlicheſt
us fbr. XII, 18 — 2%: Jr find nit fumme zu einem fo grufamen berg
se. funder je find fummen zu bem berg Sion unb zü der ftatt des Ichendie
gen gottes, unb zu der himmelfchen Snierufalem , und zu ber unzalbarlichen
fhar der englen, unb zu der gemeind oder Tilchen der erfigebornen, die in
den himmlen verfchriben find, unb zu dem richten aller Dingen gott 2c. Die
yerftat man eigenlich, daß alle die menge, bie durch den alouben zü gott
-gond, an die ftatt der erfigebornen gezdlt werdind, mit Inblich als Efau,
Ruben und Manafle bermeintenb fon, die aber verfchupfet und in jrer pete
fon das jübi(d) vol, funber alfe, die in der kilchen ober menge (inb, bero
, namen werdend angefehriben in den himmlen; das ift, fü find by gott befannt,
der fg ouch zu der engelifchen gefellfchaft zufügt und anſchrybt, ja fy alle,
die ie warend und immer werdend, beim fürt fo fchön und zierlich, als
ein brütgam (inem gmahel heimfuͤrt. 2. Cor, XI. 2: Sd) Hab üch einem
mann verlobt, namlich daß ich üch ein reine tochter Chrifto überantiwurte,
Der glychen Epheſ. V. 25: Ir mann, habend lieb üwere eewyber, alnd)
mie oud) Chriftus bie gmeind oder kilchen hat lieb gebebt, und hat (id) felbe
für fo bin gegeben, ba er fü heilig machte, abgemwäfchen mit dem bab des
waflers in dem wort, daß er fg im felbs ein eerwürdige verſammlung ftellte
oder machte, die dhein mafen noch runzlen hätte, funder dag fo heilig wäre
unb nienen ze ſchelten. foie fehend wir, mie lieb Chriftus die fin fitm
oder aemeinb gehebt Bat; mir fehend ouch, wer fy ift, namlich die in dem
bab, das ift touf des waſſers, ift mit dem mort abgewäſchen; bie, fo fer fg
in Chriſto binbt, dhein maien noch runzlen hat, funder heilig it, bag fo
nieman gefchelten kann. Frag: wo ift die Fil? Antwurt: durch bag ganz
etbrod) bin, Wer ift fn? alle albubigen. MH fo rin verfammlung, wo
kummt (9 zemmen? Antwurt: Hie fummt fo durch den geift aotte$ zemmen
in einer hoffnung, und dort by dem einigen gott. Wer fennt. fu? Gott,
ind aber nit. die bifchof, bie gemeinlich concilia haltend, ouch bie felb
kilch? Antwurt: f9 find allein glider ber Eilchen, wie ein ieder andrer chrift,
fo fee fo Chriftum für je houpt babenb. Sprichſt bu: fu find aber ecctefía
senräfentativa. Antwurt: Von bero weißt bie heilig gſchrift nüts. Willt
bu, fo füch us menfchentand noch mee ander namen: id) benüg mich der
göttlichen gſchrift allein; dero halt ich mic ; by bero muͤſt bu. mid) binden
laſſen, und ouch vernuͤget ſyn, ob du ein chriſt biſt.
L4
3) woher. s) ausfreichen, ausmablen, ſchildern.
Uslegung des VIII. artikels. 199
Zum andren wirt das wort kilch genommen für die beſunderen zemmen⸗
verſammlungen, die wir pfarren oder kilchhörinen nennend. Das ſind ie
(o groß menginen oder gemeinden, fo bil mol unb kommlich mögend zemmen
kummen, by ein andren das gottewort hören und leeren, die man noch
büt by tag an bil orten by uns parchinen nach bem griechiſchen wort parökia
nennet; bad i(t ein nahe oder nachbürliche monung. Dann. ie ein gegne
etlicher aröffe ! fid) zemmen fammtet, wie bann fommlid) fun mag. Von -
der gemeind oder kilchen redt Gbri(tua Matth. XVIII. 17: Laßt er fi
zween oder dry zügen nit wenden, (o fagd ber fildyn, bas ift bee gemeind.
Mit der allgemeinen fild)en; denn mer möchte der ganzen chriftglöubigen
gemeind, allein in bem geift vereint, mundlich anzeigen einen, den man
usichlüffen mólíte? Alſo nämt oud) Paulus die kilchhörinen oder parchinen
oder pfarren ecclefias , bas ift gemeinden. 1, Gor. I. 1: der gemeind , die im
Gerintbo ift; dafelben XIV. 34: Die wyher föllend in den kilchen, bas. it
pfarrfilchen oder gemeinden ſchwygen ıc. Denn e$ ftat eim wyb übel. an,
baf fo in der aemeinb oder pfarrfilchen rede. Sie i gwüß, ba kilchen
genommen werdend für bie. pfarren oder kilchhörinen: denn fuft it nit mee
denn ein fil) oder allgemeine verfammlung , bero. der nam.vorteild * und -
eigenlid) zimmt, bie ein amahel Cbrifti ift, und bife nachgenämten find
nun glider der allgemeinen kilchen die aber: all. mit einandren ein kilch find.
Stod) vil. mee kundfchaften find zu beeden teilen im cbangelio; die ſach iſt
aber klar, darf dheiner Eumdfchaft meer.
Ein husfrow Chrifti, eceleſia catholica.
Wie wol davor qnügfam bon ber Filchen ‚geredt ift, mie fy ein gmahel
Chriſti ſye; ned) bag die mort Apoc. X XI. 2: nit usblybind, will ich ſy ouch
hiehar (een: Ich Johannes hab die. nüme heilige ftatt Hieruſalem gfeben
vom himmel herab fummen, von gott gerüft auch als ein besieete brut
jrem mann. Hie will Johannes anzeigen, daß bie fit), bon bero am
erſten ort geredt ift, nit von je felbs ein gmahel Chrifti wirt, funder daß
fo darzu von gott us dem himmel herab. beruft, ufgerüft und. geziert wirt.
Eccleſia cathotica heißt die felb afpons und gmahel Chriſti nach griechischer
ſprach, in tütfch bie allgemein verfammlung, welche wir mit einem andren
namen im glouben nennenb, mie mol nit unrecht bod) nit eigenlih. Wir
ſprechend: Ich gloub in die heilgen. chriftenlicen kilchen, ba aber die zwey
‚griechifchen wort ecclefia catholica (tonb, bie eigenlich in bas tütíd) verwand⸗
det möchtind werden: Sch afoub in die allgemeinen verſammlung. So aber
‚die nüt anders i(t weder bie fid) Gbrifti, bas ift, alle chrifienmenfchen,
durch den geift notes in einen glouben vereinbart, bat man die zwey wort
dolmeiſchet im: tütfch, bie heilgen cheiftenlichen kilchen, unb nit übel, mie
:wol weder Latiner nod) Griechen alfo in jrer fprad) redend. Es band aber .
-die, fo jnen ſelbs zuͤziehen! geneigt find, in denen worten ein handhabe ge»
‚nommen , fid) für bie chriftenlichen Eilchen se achten, und us bem wort bat
‚Rom ie. ein. lange zyt har bie allgemein unb chriftlich Lily wellen genennt
werden. Das hand jnen die unmü(fenben theologi fo ftof *- nachgelaffen, bag
ft tod) büt by tag, fo du ſy fragtiſt, was und welches ift eccleſia catholica?
bie chriftenlich fid, in bie wie aloubenb ? antmurt geben wurdind: Ecclefia
A) vorzugsweile, 2) vollig.
200 . Uslegung te$ VIII. artilels.
cat&otica ‚heißt im tütfd) bie chriftenlich fid) unb bas i(t bie römifch Tilch.
Und fo bu (9 fragtift: heißt catbolicon. römifch ? ſprechend fo ja; wüſſend
aber nit, was catfoficon für ein mort ift, oder ob e$ cin frut heißt oder
ein ſchlegel.
Darum will ich furg(id) diſen artikel im glouben allen menfchen zu
verſtan geben. Die allgemein verſammlung, die in einem göttlichen geiſt
zu einem [nb zemmen gefanmlet it, baf fy ein bermächlete tochter. unb brut
Cbrifti fog und er je mann und boupt, bie beift mie obftat by den Griechen
eccleſia catholica; und habend die Latiner bie zwey mort bon. Griechen geo
nommen unb brudhenb fn nod) büt by tag für eigen, alfo dag fy in latini»
ſcher fprad) dhein ander mórt an bero. (tatt. gefeget Hand. Es i(t ouch nit
ze vergeflen, bag man noch zu Ruffinus zuten, der by 330 jar nad) Chriſto
gelebt hat, diſe wort, die heilgen chriſtenlichen kilchen, allein im glouben
bekennt hat on die nachgehenden wort, gemeinſame der heiligen. Dann von
den worten, gemeinfame der heiligen, redt er gar nüts, miemol er von einet*
- ben glouben erklärt. Dannen bar mol ze vernemen ift, daß bif wort,
gemeinfame der heiligen, barnad) erft hinzu ift getbon, und erklärt das
wort, bie heilgen chriftenlichen Eilchen, alfo: Sytenmal man foricht ecclefiam
catholicam, möcht man in einen (pan kummen, als ouch oft gefchehen tft,
was doch eceleſia catholica foe, bie chriftenlich kilch? Damit nun mit
eigenlichen worten usgebrudt wurde, bag ein ieder wüßte, was ecclefia catho⸗
[ica bieß, i(t Hinzu thon, gemeinfame der beilgen. Und heißt aber bie heilig
als vil als (tomm; denn der heilig Paulus bat bie chriften zu finen zyten
fanctos$, das ift, fromm unb. heilig genennet Rom. 1. 7: Den beiligen zu
Rom, das ift, den frommen chriften zu Rom. Cub. III.8: Mir dem aller
Heinften under. den heiligen , das ift, mir bem Eleinften under den frommen
chriſten, und an bil andren orten. Es ift oud) bn den Latineren die nature
des worts fanctus, bag es fromm beißt. Denn Juvenalis ſchrybt: Egregium
fanctumque virum ficeeno sc. Wenn id) ein fürnenıen frommen mann fid, fo
ift mir id) (ee ein geburt das beide gmächt? hab. Alfo heißt oudy bie gemeinfame
ber heiligen nüt anders weder Die gemeinfame der frommen glöubigen ober chriften.
Denn als bie irrenden in dem wort genreinfame ber heilgen meinend verftanden
werden; feligfeit bero, fo us bifem apt zu gott kummen find, ift nüt: dann bald
darnach gloubend wir, bag nach bifem [eben das ewig harnach folgen werde, wel⸗
ches die feligkeit ift. Darum nit ze denken ift, ba man ein meinung mit zweyen
artiklen usbrudt hab. Alſo i(t der verftand bes artikels im glouben: Syd
gloub, daß die Heilig allgemein ober. chriftenlich fild) ein eigner gmahel got»
tes ſye. Und iſt aber die allgemein kilch bie gemeind aller frommen glöu⸗
bigen chriften. Dannen bar die verfammlung befunderer vperfonen oder
bifchofen , ob fd)on bie ieh verwänten ? bifchof all semmen fdminb, nit die
fid) ift, in die und bon bero mir gloubend; dann in der felben find alle from⸗
men chriften,, die erft by gott wefenlich verfammlet werdend nad) difem zyt;
aber die wyl fn. bie ift, fo Lebt ſy allein in der hoffnung und fummt fichtbarlich
nümmer zemmen, aber in bem liecht des göttlichen geifts und gloubens ift
fh hie ouch alfmeg bp einandren, das i(t aber nit fichtbar. Darum weliche .
nit in einem einigen Iutren göttlichen glouben verſammlet find, oder einhel«
1) der Ordnung nach. *) einen Hermaphroditen, ein Wunderthier. 3) vermeinten.
Uslegung ted VIII. actifeli. 201
Raid) under einem houpt Cbrifto zeſammen giebt und glidmaffet * find, die
find mit in der heiftenlichen fien: denn es ift nun ein einiger gloub,
wie einiger gott und einiger touf ift..
Hie mag ein ieder in jm felbs erfinden, ob er in bet kilchen foe oder nit;
namlich fat er atf fin züverficht, hoffnung und troft zu gott durch Chriftum
Jeſum, fo tft ec in der kilchen, basé ift, in der gemeinfame aller frommen
chriſten: denn hat er. den einigen Iuteren glouben Gbrifti , fo hat er den geift
gottes, der ift einig und mag nieman zweyerley glouben haben in eim eini⸗
gen geiſt. Darum alle rechtgldubigen in einem geift find, müffend ouch ein
einigen glouben und hoffnung in ein einig güt, bef fü der geift bericht,
Baden. Harwiberum alle, fo in die creaturen ir hoffnung habend, "bie find
nit in bee kilchen oder bufen der frommen cheiften: denn das einig, wie obftat,
das us dem einigen geift gottes kummt, unb in jm einigen verftanden wirt;
das fabenb fo nit, das ift, baf der einig gott je zunerficht foc, funder fo
find verteöft uf blöde itrenbe zerbrochne menfchen. Dann fo du fo frageſt:
wen fü den höchften glouben gebind, oder warum fo meinind felig ae mete
den? fpredyenb fo: fp Babinb den gröften glouben den beilgen pdtern, unb
werbind felig , fo fy by ber heilgen römifchen kilchen biybind. Daß aber alfo
fog, zeigt ir närrifch antwurt an, die fo gebenb, wenn man zu inen fpricht:
Halteſt du uf das mort gottes nit mee, denn uf ber väter wort? fprechend
fo: daB fy dem mort gottes nit nachkummen möchtind on die väter; ja ſy
gbórenb e$ nit verfton, dann nad) dem (imn der väteren; die mü(finb das
wort gottes befeften,, mie ba bor gnuͤg gefagt ift. So mir nun by den väte⸗
ren ein andre leer findend, weder die leer Ehrifti inhalt, unb bu halteft uf
bie väter, mig ie folgen, daß bu nit in der kilchen und gemeind gottes fyeft,
aber in ber fien der väteren. oie fprechend fy, nun müß man ie einig
werden durch die zemmengefandten väter. Antwurt: Nein, man müß einig
werden durch das einig mort gottes. Denn bättend bie väter mit bem most
gotted Arrium und andre irrleerer nit überwunden, alfo daß fy bie mot bſe⸗
hen afcheift wider (y heiter harfür bracht báttinb, wäre der väteren zanggen
vergeben geſyn. So nun alls unfer mü(fen am gottswort (iit, was bedarf
man den väteren oder ben conciliis zugeben , dag allein gottes ift? Handlend
oder gebietend ſy aber anber(t, weder Das wort gottes will, wie gdörend fy
den menfchen zumüten, bag fo jren troft in fid) oder jre tandmär habind?
Sind (9 denn gott? Sprechend fy: Wir find nitgott, aber wo unfer conciliünt
ordenlich verſammlet wirt, da ift der geift gottes, und find wir ein geftalt ber
allgemeinen Tilchen , ccelefia revräſentativa. Für das erſt, ob der geiſt gottes
by üch foa, erſindt fid) sum erſten, fo jt fin mort ümeren megfürer band, unb
nüt banblenb, bann das fíar(id) im gottswort usgedrudt wirt, alfo daß bie .
ofchrift üwer meifter ift, unb je nit nteiftee über bie gfchrift find; fo ift der
geift gottes by dd). Zum andren, Iutend üwere urteil und decret uf demuͤti⸗
gung und nidrung üwer, uf abthün des menfchlichen tands und erhöhen des
worts unb ber eeren gottes, fo i(t aber ze gedenken, daß es us gott foc. So
je aber üwer fópf und finn für bie fchnür Babenb unb nun arbeitend, wie üch
nit swiderftwebt werde, mie ümer cer, namen, titel, rychtag unb Pracht
nit abgang, fo hand jr den geift, der bie füm der Berafenern ind meer ſtürzt.
*) gegliedert,
202 Uslegung bed LX. artikels.
Kür das ander , baf fe eccíefía reprdfentatisa foinb, aloub ich gern. Zeigenb
aber mir an, wo bar jr den namen heigind, wo üd) nachaelaffen (oe, oder
empfofen , bag jr üch zemmen rotten (llind, unb decret machen, die bent
wort gottes nit glychförmig find, und bie felben uf bie achslen der menſchen
laden und ite conſcienzen befehmweren | und reden, das aut foe büs unb das
bós qüt. Ober mer bat dd) enıpfolen den menfchen für fünd ze rechnen,
dag gott nit für fünd, oud) nitverboten bat? Ya frylich gloub id) gern, baf
jt eccleſia vepedfentatiba fyind, das ift, bie verwänt oder gebildet! file, nit
die mar gſpons und gmahel Chrifti. Hie milf ich nun von ben falfchen,
antigen, bodyfdrtigen , mütwilfigen prälaten geredt haben: nimm bid) dep nit
an, frömmer mann! melde fid) unber, nit über die gfchrift ſetzend, find
recht dran. Und bag ich nieman möge bunfen ze vil frefentich gefchriben
haben , fo (efe man in jren eigenen rechten Diff. VIII. und IX! Do findt
man, bag allein der heilgen gfchrift ungezwyfleter aloub. gegeben merden
fof, ja nad) jren rechten; und bag der menfchen (eec, die fp us unber(tanb
der gfchrift geleert Hand, durch bie nachlummenden rechtverftandnen fotf
abgethon werden. Noch ift uns die römifch Eilch überbliben, die von den
theologen und juriften die allgemein kilch genennet wirt; bars bee bifchof
zu Rom ein allgemein houpt und bifchof, Da aber 3 vernemen iit, ‚daß
Chriſtus (mie oben bewärt) das bpupt der kilchen ift, von welchem gnuͤg⸗
fame kundſchaft us der gfchrift bafelbd wirt anzeigt; aber bag der bifchof
dder papſt von Rom bas felb allgemein houpt fpe, darüber bat man warlich
kein gſchrift. Es find oud) jte eigne faßungen barmiber. Diff. XCIX.
ba ftat aífo gefchriben: ber bifchof oder pfarrer (denn das den Gries
chen epifcopus heißt, dag heißt ung ein uficher,, wächter oder pfarrer), der
gu vordreft oder zum erften fißt, ber folí nit ein fürft der priefteen oder ein
obreftee priefter oder der glychen genämt werden, funder allein der bifchof
des vordreften fihes. Uber ein allgemeiner bifchof foll ouch der rümifch nit
genämt werden, Lis die zween nachkommenden canones. Sich hie, frummer
drift, mie follt man den tyrannen die fchelfen fchlahen, bie (dy nit fürſten
der priefteen und obrefte vriefter allein nennenb, funder ouch fürgebend für
füng, kaiſer und herren aller Inben und hab der ganzen chriftenheitz und
baf von dem römifchen bifdyof in ſunderheit usgebrudt it, daß er nit ein
allgemeiner bifchof fölle genennet werden. Dannen har alle, bie in die römi⸗
(die Lilchen iren teoft feßend, bie find nit in der gemeinfame der frommen
chriſten: bann die (e&t jren troft allein in gott. So bil von dee kilchen ich
zemal , bad, tie wenig ed i(t, bil ungunfts bringen wirt bifem büchli ; bod)
ift es leider mee mar, denn id) mit worten erfolgen möcht. Ob aber ieman
meinte im ze kurz befchehen fon, milf ids im bald (ang gnüg machen , daß
man bie abgöttery der gottäfyenden heiter erfehen mag.
Der nilnt artikel.
Zum andren folgt, daß, wie bie Inblichen glider on verwalten des
houpts nüts vermógenb, alfo in dem (nb Gbri(ti nieman üzid bermag . on
fin boupt Ehriftum.
: Der erſt teil diſer fchlußred it ein glychnuß, us welcher der ander teil
folgt; nit daß der ander teil fin Eraft us bem amabild? neme, funder daß bag
1) cíngebilbete, ?) Vorbild.
Uslegung bed X, artikels. 203
ambild oder glychnuß einen derſtand oder Harheit dem gibt by den fehlechten. *
Dann t$ mag bbein glychnuß iib bewären, mo (9 nit grund der gfchrift
darzuͤ bat, aber wol leeren.
^. Set erft teil difer fchlußred iſt allen menfchen ffar. Aber der ander,
namlich daß fein chrift üzid vermög on fin houpt Ehriftum, bas hat finen
grund im mort Chrifti, der (prid)t Sob. XV.4: Wie das ſchoß von jut
felbs nit frud)t bringen mag, e& binbe dann im ? reb(tod, alfo ouch je (vers
fand, merdend nicht frucht bringen), je biybind bann in mie. Ich bin der
rebftod, jr find die fchoß. Welcher in mir biybt, in dem binb ouch ich; ber
wirt bil feucht bringen. Dann on mid) vermógenb jr nüts thün. Aetorum
XVII. 28: In jm lebend wir in sm werden wie bewegt, in jm find mir.
Sich ,, wer fid) meint etwas ˖ autd mögen thün oder finden, feben, fliften j das
us Gbrifte nit kummt, deß anfchlag unb werk ift tob, on frucht, nüt, ein
fefe, mütwill, fünd. Dann gott i(t, bee in dd) (fpricht Paulus Philipp.
1, 13.) vollbringt den millen unb das vollbringen nach finem molgefallen.
Sich den geift gottes ein fürer (pit unfers willens und vollbringeng, unferen
werten; darum eigenlich harnach folgen müß die meinung des
Zehenten artikels.
Wie der menfih toub i(t, fo bie glider etwas on das houpt würkend,
ryſſend, rounbenb, ſchädigend (td) ſelbs; alfo, manm bie glider Chriſti
etwas on it houpt Ehrifinm underftond, find (5 toub, fchlabend und bte
ſchwerend fich ſelbs mit unwyſen geſatzen.
Sie find alle ding bon jm ſelbs klar Dis an bie lezten wort, taf die
toub ſyend, die ſich ſelbs mit unwyſen gſatzen beſchweren. Da muͤſſend wir
ſagen, welchs unwyſe gſatz ſyend: Unwyſe gſatz find, die us dem menſchen
entſpringend, der etwas wänt guͤtes in jm ſelbs erfinden, und ſicht nit an,
was jm gott fag. Dann ie alles guͤt muͤß us gott fon Jac. I. 17. und Hſeä
XIV.8: Ein frucht (das it £pbraims) i(t u$ mir erfunden. Widrum, mae
— feit erfindend ift närrifch und ytel Ceclef. I. und Oierem. X. Sy(t bae nit
ein frefele torbeit, fo Chriſtus fpricht: fummenb zu mir alle, die arbeitend
und befaden find, und ich will did) ruͤw geben Matth. XI. 28; baf wir fpre=
chend: (ouf dahin, far dorthin, fouf ablaßbrief, beftruch die wände, gib
dem münch, opfer dem pfaffen, mäft bie nunnen, fo will ich dich (ein menfch
den andren) entledigen sc. Der byfpilen find leider nur zu vil. Sölch ding
iſt aber den einfaltigen chriften für gut ufgelegt, unb ift dag werk gottes
perlaffen ; mie mol Ehriftus fölch be(dymerten treffenlich verboten hat Matth.
XXIV. 48-51: Ob aber bee bóg knecht in im ſelbs fprechen wurde: €ja, min
bere fummt nit bald, und hub damit an ze fchlahen fine mitlnecht, fuffe aber
und prafiste bie mit under den trunfnen ; fo wirt der herr kummen zu tag
und fund, fo ers nit gedenken wirt, und wirt in ih ameen teil serhoumen ,
und jm fin teil by ben glychsneren widergelten. Was mögend die muͤt⸗
willigen bifchof gedenken ja der ganz müfliggehend huf der geiftlichen, wenn
f9 den ſpruch Córifti Iefend; (o fo febenb fich ein beſchwerd fon gemeinen
chriftenheit, und muͤtwillend doch für und für. Hörend aber, daß fy gott
- ‘wirt, glych als man den verräteren pfligt zü thün in vier teil, fo in zween
teil zerhouwen und mit ben. glychsneren ftrafen, barum baf fg ein zmenyends ?
1) einfältigen. ®) am. >) Doppeltes, zweyerley Sinn,
204 Uslegung ted. XT. actifed.
funden hand in der (eee des einigen einhelligen geifte aotted. - Ja gwüß if.
fo fo darüber nit rüwend und von fund an nit fid) dnbrenb, baf fo gottlos
find unb ungldubig ; denn gloubtind fo bent mort gottee, (o find fo mol fo.
lind unb unlydig,! bag fü die fchweren (traf verhüten wurdind; fo fo e$ aber
nit tbünb, muͤß ie for, bag (9 nicht rechtfinnig find. Er (Chriftus) bat ouch
ſoͤlich be(dymerben geſcholten an den jüdifchen gichriftgleerten und phariſäern
Matth. X XIII. 4, wie fy überichwänglich burdinen ? Ladind uf bie achalen
der menfchen, md ſy reginds? nit mit eim finger at ꝛc. Spricht: Was be-
ruͤrt das mich, bad er aun Cyuben geredt hat? Antwurt: Noch vil minder
foll es im nüwen teflament gebrucht werden, fo es im alten, das nod) bil
differer werfen, bfchwerden und ceremonien hat, gefcholten ift. Denn verſün⸗
dend wir ung an den ſchäflin gottes der geſtalt ſich die Juden verſündetend,
fo wirt ouch unſer ſtraf jnen glych fon, wie obſtat. Petrus hat ouch fölich
beſchwerden verworfen, daß man ſy den jüngeren Chriſti nit ſoͤlle uflegen
Yet. XV. 10: Warum: verfüchend jr gott, daß jt das joch wellend uf
der jüngeren naden fegen , das meder wir noch unfere väter hand mögen.
tragen. Eich was ift gott verfücht? nüt andere, denn underfton nach menſch⸗
licher wysheit etwas den ſchäflin gottes uflegen, und wellen ſehen, wie es
gott annemen welle, ob jm ouch unſer tand gefallen well. Das iſt ein ware
antcheifty :* denn alfo erhebt man fid) wider gott. Und fo id bie von ſatzun⸗
gen, red ich allein bon denen , bie von geiftlichen find als güt erdacht, glych
ob man darin felig werde, oder berbammt, fo man fy nit halt: . als gebo-
ten fafttag, krüzgäng, kilchengſchrey, röuken, bfprengen, futten, platten,
zeichen tragen, reinigfeit glychenen, pfründen verframen, 5 ablaß (fen, fil.
chen malen und bumen, und der glychen, bero etliche gat wider gott find,
etliche geduldet möchtend werden, fo man fy zum wenigften brucht und-
anruͤrte. Summa, wenn will bid) bunfen, daß's ein rechte töube 5 foe, das
riftenlich volk alſo verſetzen in ſoͤlche ſatzungen, die von gott keinen gunſt
habend, ^ unb zuͤr ſeligkeit gar nit ziehend, ſunder hindrend? denn der ein⸗
faltig menſch laßt ſich an ſy, und verlaßt den willen des worts gottes.
Der elft artikel.
Dannen bar wir. fehendb der geiftlichen (genennet) faßungen von jrem
pracht, ruchtagen, ftänden, tien, gefatgen, ein utfady aller unfinnigkeit fon :
bann fp dem houpt nit mithellend.
Daß der geiftlichen fabungen ein urfad) ſyend alles unfribs, hoff ich ein.
jedlichen wol mögen fehen (ob er anderft ougen bat). Dann was ſchryend fy.
anders denn väter, faungen, bie alten nit narren! Die befchirmend fy, unges
acht wie es Chrifto darzwüſchen gang; deß urſach iſt der hernach folgend teil
diß artikels, daß die jre ſatzungen nit mit Chriſto jrem houpt mithellend.
Hie ſchryend ſy: zeig an, wo ſind der väteren oder der kilchen ſatzungen wi⸗
der Chriſtum? wo ſy darwider wärend, wollte id) jnen nit folgen. And fo
man jnen das anzeigt, vernütend ſy alles, was das wort gottes inhalt, und
| aloffieren * jre leeren fo flüg, taf fü bie welt wellend bereden, jre anſchläg
foenb beſſer denn dag gott erfordret. Dag aber männiglich ermeſſen könne, wie
die menſchlichen ſatzungen mit dem wort gottes ſtrytind, ſo hör kurzlich etliche,
iweichlich und ungeduldig. 9) unerträgliche Bürden. — 9) rühren es. *) Widerchriſten⸗
thum. 5) verfaufen, ©) Tollheit, Unſinn. 7) Gott nicht gefallen. 9) erklaͤren.
\
Uslegung ded XL -ortifele. . - 20$
fud. 1. Chriſtus ift ein einiges ewigs Boupt der film; ba ſpricht bee
menídy: der papft ift das boupt der Eilchen. Gloff. Ja man weit wol, daß
er nur ein flatthalter Cheifti if. Ynrod. Bo ift der ftatthalter ufgefeßt ?
oder was darf man fin, fo Chriftus by ung fon mirt big zu end ber welt?
Chriſtus ift gott, unb erlüchtet ein icden menfchen , der ‚do fummt in bif melt.
en erlüchtet bee papft? oder ift bie hand Gbrifti zu kurz worden, daß fü
nümme mag an alle ort langen; ein brefihafter menfch bermalte denn fin
ftatt? 2. Chriſtus verbüt- finen jüngeren: fo (óllinb nit berefchen mie bie
fürften der landen. Der meníd) (pricbt: der papft ift ein gewüſſer herr über
alle füng, fürften und herren. Die bifchof find fürften unb follt alles in
iren -händen fon. 3. Chriſtus fpeicht, mie alle ,.die glöubig find, merbinb von
gott geleest. Der menfch foricht: man mu bie (cec. gottes erft durch bie
verfammlung der bifchofen bewären. 4. Ehriftus fpricht: Wer in jn gloub,
der werde ewige leben han. Der menfchen wysheit lat es nit nad, und
foricht : Alfo wurdend alle güten werk underlaſſen; mill alfo wißiger fon,
denn gott; glych ob (id) gott mit fülcher gnab verfchnellt! hab. 5. Ehriftus
ſpricht: fo man gott eec mit-leeren unb faßungen der menfchen, fo ſya e$ bete
geben. Die menfchlich wysheit halt uf fein ding, denn uf Eutten, lujen,? zei⸗
dn, afpey? bon menfchen erdichtet. 6. Ehriftus heißt fine jünger on fäd
umb fede[ gan das enangelium prebgen Der menfd) will e$ nit -predgen
laffen , man habs jm bann vor abfouft, unb gibt nüt on get, ja das nit,
dag allein gott gibt. Und bat dhein religion noch ordnung nie fo bil rych⸗
tag zemmen gelegt und frefenlicher behalten, denn die gendmten geiftlichen.
7. Cheiftus fpricht: Cyr föllend dd dhrinen vater uf dem erdrych ufwerfen. ®
Der menfch bat jm unzälid) fecten, rotten und väter ufgeworfen, alfo bag
in dero bfchirmung 5 gröſſer flyß, weder die ecc und namen gottes zu reiten,
brucht wirt, ja der namen gottes veracht und binder fid) geftellt. Dife 7
zügnuffen fab ich us der ganzen bile anzeigt, daß fo nit ewiglich fchrumind
bot dem cinfaltigen menfchen: je leer und fahungen fyend bod) bem evangelio
nit ungyh. Man muf oud) einen priefter (als ite vedbte wyſend) mit? zü«
gen eins [ugs befelsen ;9 darum hab ich ouch nit minder mü(fen han. — Alſo
6off id) offenbar fun, daß des hütigen zwitrachtes urfach iit bie unfinnigen
fa&ungen der menfchen; die mögend jren abgang nit Inden; darum ufrürend
fo, das gar eigenlich Iſajas IX. 3. anzeigt: Ein ieder gwaltiger roub
ift nit on ufruͤr. Die glychsner hand das chriftenvolf beroubt; mo nun Chris
ftus geprediget wirt, vergat, al$ Job fpricht, bie hoffnung ber gluchsneren;
denn hebt fich der fchimpf: 7 denn Ehriftus laßt fin natur nit. Und mie er
ung ‚Hein und niderteächtig geboren, ift er bod) ein fun gottes, und ein
mwunderbarlicher ratgeb, ein flarfer gott, difer Lesten zyt ein vater, ein fürſt
bes fridens, unb mitt fin euch wachen, unb fines frids dhein end. Alſo
überwindt ee das joch finer (das ift (ines. volks) burde, unb die rüten finer
achslen, unb ben fcenter (ines gyſelfreſſers Iſajas IX. 4. Es laſſend ouch bie
glychsner jr natur nit; (inb fo gott ie widerſtanden, werdend fy ed wyter thuͤn.
Chriſtus ift jnen nit ze groß; fg dörend jn nit nur durächten, ſunder mit
Cajaphas und andren Juden gar töden. Aber Chriſtus ligt oben zuͤlezt,
1) mißredet. 3) Brüllen, Plaͤrren. 3) Boflen. *) annehmen. 9) Vertheidigung.
€) iberweiſen. 7) bann erhebt (id) der Lärm. | '
206 Uslegung tef. XII. artikels.
unb werdend fy mit der arbeitfälgen Sierufalem erbärmklich mf den boden
nidergworfen und zerftört.
Der zwölft artikel. Ä
Alſo tobend fo nod), nit bón des houpts wegen: denn das fiyßt man
ſich, us gnaden gottes, zuͤ diſen zyten harfür ze bringen, ſunder bag man fo
nummen will (affer toben, aber dem houpt- einig: Lofen.
Difer artikel ift der finger oder ftábli, damit ich uf die urfach zeig, us
deren fo wütend, nit von des houpts Chriſti wegen, wiewol fy das mort:
Nun müß bod) gott erbarmen, foll e$ in der chriftenlichen Eilchen alſo zuͤgan.
treffenlich usſchryend; aber fo mans recht ermißt, fo ift e$ um die kiſtenli⸗
chen, nit chriftenlichen fitd)en zu thuͤn. Ehriftenliche fid) heißt inen an’ bent
ort jren gewalt, rychtag, pracht amd mütmwillenz über die erfüfzend (y fo
tief. Denn wäre inen un den fühlen herren Ehriftum, fo wurdind fy alfo kla⸗
gen: Ach, ad, baf gott ung armen fündren fo übernliefiende gnad gethon
bat, dab er finen eignen fun für und geben, und wir erfennends nit, wir
find nit dankbar; und hat aber er mit fo groffer quab, ung bewifen, ung
mit gwalt wellen ziehen im liebe fin, daß uns alfts qutd würfen in finem
namen [pdt wäre, fo mit e$ us liebe thätend. Nun its leider dahin kum⸗
men, baf fin feiffamed wort feinen glouben by uns bat. € it ung unwert
allein us der urfach, daß mir jn nit ecfennenb, und fin gnad nit müflend.
Kurz, wir find nit us gott, ober derglychen. Alfo füfsend (y nit über das
berlieren bed houpts ſunder über das verlieren des kopfs wie die verſoffnen
bett(en. ! |
Daß aber taf. evangelion zuͤ difen zyten harfürbracht werde, erlernend
wir zum erſten an dem zeichen ı das C06. 1. IV. 3. gibt: Ein ieder geift, der
vergicht Jeſum Chriſtum in menfchlicher blödigkeit fommen fon, der ift u$
gott. Und bald darnach: Die antchriften das ift, fyend €bri(ti, die find ug
der weit; darum rebenb (t von der welt, unb die weit (ofet inen. So man
nun zU diſen zyten die ett unb. gnad Jeſu Ehrifti fo ernftlich harfür bringt;
fo rebt man ie nit von der. welt, das ift, bon menſchenpracht, als die ant»
chriſten thuͤnd. Darum fo mü bie (eer us gott (gn, fo fg von gott icert:
denn was von irdifchen binaen leert, das ift von der erd.
Zum andren an dem, daß man fo treffenlich leert die bettrütigfeit, ber»
werfen unb nidrung unfer, unb groß madyen gottes. Sunt dritten, daß man
leert die gewüſſen züverficht allein in gott haben, bann der mag nit betriegen.
Zum vierten, an bem (ipf der zülofenden, die fo hufcchtig mit gwalt das
hören wellend, mie wol fü darin treffentid) gefcholteri merdend von den gott-
Iofen; daran man ficht, daß s’ruch oder mort gottes mit gwalt hinzudt? wirt:
dann e$, ob es ſchon der firaf halb bitter, body bes trofté halb, der gwuͤß
darin erfunden wirt, füß unb Licbtid) it: dann ed mit jm die fäft des him⸗
nielifchen geiftes bringt, wie Cfaj. LV. 2, 3. anzeigt, in der perfon gottes:
Hörend hörend mid), und effend das güt ie! fo wirt üwer feel an der feigte
erluftiget. Neigend üwer or umb kummend zu mir, lofenb! fo wirt ümer feet
feben , ſo wirt id) mit dd) einen ewigen bunb treffen, bie amüffert erbärmden
Davids. So man fid) num des Iuteren worts gotte$ halten finßt, flagenb
1) alten Weiber, 3) weggezogen.
Usfegung des ALL. „artitelt 207
fh, bie ab jrem wort.nüt meer löfend. Dis i(t ein, Purse nteigung, daran.
ein ieder fd)meden mag, wornach bie leer, fo geprebiget wirt, rieche.
Der dryzehent artikel.
Wo dem gelofet wirt, erfeenet man Iuter und Elarlich den willen gotted,
und wirt der menfch burd) finen geift zu imt gezogen und in jn bermanblet,
Der erſt teil big artikels ift belí: bann wo möchte man den willen aote
tes -eigenlicher erlernen, weder in finem eignen wort? Der ander teil, nam»
lid) : daß der menſch durch gottes geiſt zuͤ jm (das iſt zuͤ gott) gezogen werde
und in gott verwandlet, wirt lychtlich us der geſchrift klar. Zu Chriſto
kummt nieman, der himmelſche vater ziehe dann jn Joh. VI. 44. Und
wann der geiſt der warheit kummt, leert ee alle warheit Joh. X VI. 13. Es
wirt ouch das fleiſchlich, das uns anerborn iſt, in gott verwandlet, wann
wir mit Paulo ſprechen mögend: Ich leb ietz nit, ſunder Chriſtus lebt in
mir, Gal. II. 20. Dann wie wol wir nüt beg minder, zu bem taf mir in
Ehrifto find, fünbenb; alldiewyl wir in bifem fleifch wandlend, (o fchaffet body
der ungezwyflet gloub, ben wir in das heil Gbriftum habend, dag Chriftug
in ung lebt: denn welicher ben geift Ehrifti hat, ber ift Chriſti Röm. VIII. 9.
Du follt ouch bie nit entgegen werfen, das bie unerfarnen des gloubens tbünb:
Alfo wirt nieman güts thün. Denn, mo der. geift Chriſti ift, da forg du
nit, wie guͤts da felben befchech. Hie erleeneft aber die.Eleine und blöde bis
nes .gloubens, in bem daß bu bid) nit mwillt vom bank, bas ift, Diner bere
nunft laſſen, und bie händ fry gott bieten und jn dich Laffen fuͤren: denn bu
hangſt an den elementen difer welt, das i(t, an menfchlicher vernunft. Willt
du aber gottes fon: fo laß bid) fry an. in, laß jn verwalten und wyſen din
feben, narung, tat unb alle fachen! bann lebt gott in bir. . Und ob du (hom
ut: blödigheit in fünd falfet, verhängt gott das feb, bag bin gloub unb si»
flucht zu jm ernüwret werde und geftärkt. Dann ie alle ding (ouch die ſünd)
helfend guͤtes würken den frommen Chriſten. Alſo muͤß man zuͤ gott zogen
werden und in jn verwandlet, daß mir gar usgelert, geſübret unb unſer felbe
verldugnet foinb, unb uf unfer finn und dent, werk nüt baltinb, funder daf
das verhoffen in gott unfet einige zuͤverſicht foe, bero wir ung haltind. Denn
(o werdend mir in gott berwandlet; dann das nit ein merk beg ſleiſche ift;
funder des geiſts gottes.
Der: bierzehent artikel.
Darum alle chriſtenmenſchen jren höchſten fiyß- ankeeren ſollend, bof
das edangelion Chriftt einig geprediget werde alfenthalb.
‚So durch das evangelion der meníd) fo klarlich erlernet, wie er nüt ift,
nüt vermag on gott. ı und et aber babt gott fo gnädig findt, baf er finen
eignen fun ung zu einem fichren heil ggeben bat, daß wir durch in Zu gott
fummen gdörind und mögind : (o müß ie folgen, daß den menfchen nüt
gepredget werd dann das, darin dag gwüß heil (tedit; das ift aber dag eban-
gelium. Chriftus bat ouch das einig empfolen ze predigen, ouch bag man e$
allen creaturen fülle predgen Marc. XVI. 15. Matth. XXIV. 24: Dif
ebangelium des morts gottes oder diſe gwüſſe botfchaft bed rychs gottes wirt
in aller welt geprediget zuͤ einer zügnuß und kundſchaft aller völkeren. Der
himmeliſch vater bat im touf Chriſti unb uf bem berg, do Chriſtus anderſt
geſtalt ward, alſo zuͤgeſprochen: Diß iſt min lieber ſun, in dem ich ein
wolgefallen bab, ober in dem ich verfünet wird; den hörend! Er fpricht nit,
‚208 Ugslegung des XV. artikels.
hörend ein andren, hörend bie väter, hörend die pbitofopbot, funder hörend
den! Dannen hat das evangelion einig gepredget werden ſoll.
Der fünfzehent artikel.
Dann in deß alouben flat unfer heil und unglouben unfer. verdammnuß.
Dann alle warheit iſt klar in jm.
In diſem artikel hab ich wellen zwo nutzbarkeiten anzeigen, um welcher
willen man- billich das evangelium zum höchſten in eeren halten ſoll. Die
erſte ift das: fo wir jm gloubind, daß wir felig werden Marci X VI. 16:
Welcher glouben wirt und getouft, der wirt heil oder felig. Welicher gloubt
und ficher vertrumt in das güt, das uns gott us gnaden gaeben hat, def
es unfer heil fog, das ba ift der fun gottes der wirt ſelig. Daby aber,
welcher? Chriſtum nit für fin heil unb einigen troſt hat, der wirt verdammt,
Dip ift ouch nuglich dem menfchen ze wüſſen, damit er fid) vor verdamm-
nuß büte.
Die ander nubbarkeit ift, daß alle warheit klar in jm iſt. Sind wir bic
warheit ze wüſſen begirig, fo mögend mir die nienen erlernen weder in
Gbrifto, ber bie warbeit ift, der meg, unb das (eben Joh. XIV. 6. Byn
menfchen finbt man die mwarheit nit; gott geb mie thür fü fid) usgcbind;
denn ein ieder menfd) ift [ugenbaftig Palm CXVI. 11. Röm. III. 4.
&o nun allee meníd) Iugenhaftig ift, mie mögend wir uns zu jnen ber
warheit verfchen? Und das ift bet grund, def ich mich halt, daß ich keinen
menſchen mill über die afchrift [affen urteilen, das aber mine widerſãcher
gar ſeltſam dunkt. Aber zeigind fü mir einen menſchen, der nit ytel oder
iugenhaftig ſye! ſo will ich jm gern glouben; ſo das nit, wie ſollt ich mich
erſt an die laſſen, daß ſy bie geſchrift recht ermäſſind, die ich ſich, mit allem
gwalt die gſchrift zwingen nach jrem muͤtwillen? So ich aber dargegen
weiß, daß gott allein warhaft ift 9tóm. III. 4, will ich, mich allein an fin
wort laffen unb das von im allein lernen : ec ift warhaft und bat verheiſſen,
fo wir in. bitten werdind, melle er ung geben. Alſo will ich in ben brunnen
aller wysheit bitten: der wirt mid) recht leeren. Und Jacob fpricht, ob
unfer einer wysheit begere, fülle er bie an gott begeren: der gebe allen
menfchen überflüffig on alles zechnen und ufheben. Und Johannes 1. I. 27:
ir dörfind nit, bag ung ieman (tete, funder wie uns die falbung leere,
alfo foe es die warheit sc. Us welchen worten i hoff Harlich den grund
mines anfchlage gezeigt fon, daß ich dheinen richter mill. über mich erlyden
der gfchrift Halb; aber gern die afchrift Laffen über mich richten und, fo
mich diefelb verurteilt, will ich veruetellt fun: dann die ift allein marbaft.
Es werdend ouch allein die warheit erfehnen, die fid) einig des worts Chriſti
haltend. Job. VIII. 31: Wenn jr by minem wort binben merbenb, fo
werdend je warlich mine jünger und werdend bie warheit erkennen, und die
warheit wirt üch fry machen. Es iſt dador ouch gnuͤg anzeigt, daß man
das wort unb meinung gottes nit von den menſchen, funder von dem cini-
gen. geift gottes erlernet; in dem wirt des menfch allein verfichret, feft unb
gewüß. Joh. III. 33: Welcher fin zügnuß annimmt, der fat ie verfiglet
(bas ift, er ift ieh als verſichret, ati warn einer ſigel unb brief hat), taf
gott warhaft ift. Schend Lieben bruͤder, daß gewüſſe des worts gottes nit
von dem urteil dee mienfchen fummt, funder von gott: alfo bag, wenn ber
menſch alfo-ein Haren glouben bat, daß er gott eb allen bingen glouben gibt,
uelegeng des XVI. attifeid. . 209
ja gott allein gloubt ſicher unb ungezwyfiet, taf er bem cigenlich weißt,
gott warhaft fun: ee weißt den finn und meinung gottes und ift ficher unb
Auf darin, fo (tof, als hätte er figel unb brief.” Er verhört ouch alles, das
fid) für warbaft vor den menfchen darıhüt; unb Aindt er e$ in finem ebane
actio, das ift, in ber (eee, bie von dem göttlichen geift und anad kummt, fo
nimmt ers nit erft an, fundee er ift vorbin fo Far bericht und erlüchtet,
daß er nüt annimmt, denn das jn gott durch Chriftum wyst. Und (o der
menfch rebt Das gottes ift, fo bewäret er nit dem menfchen fin wort, funbee
er ſpricht: Das ſoll ggloubt werden: dann ed iſt gottes; und wirt jm alles
Har im qlouben des evangelii, das ift, fo er fid) an Chriſtum laßt. Dann gottes
geift gibt unſerem geift funb(d)aft, bag mir fün gottet fyind Röm. VIII. 16.
Wannenhar wolltend wir müffen, daß wir füne notes wärird; gott machte
dann ung ficher durch finer gnaden geift in unferen herzen? Alfo, mie möch⸗
tind wir, die Iugenbaftig find, bie warheit erfennen , denn in dem vnkuchen
fined aceite? Kurz nüt ift- war, dann das gott zeigt; und alles, das nit in
dem wort gottes (inen. grund bat, wirt nit war erfunden: denn bet menſch
iſt lugenhaftig. |
Der fechsschent artikel.
Im evangelio lernet man, daß menſchenleeren und ſatzungen " bee
feligbeit nüt nüßend.
. Die bab. ich anghebt ze zälen etliche fürneme (tud ] bie ich us bent wort
gottes aeprebart hab, von etlichen (tiber verfchwigen ein 3nt har, vole wol
fo fölltind vor allen dingen gepredget werden, damit die gnab und fründliche
.gotte$ den menfchen dei füffer afon wär. ch verfton ouch hie evangelion
fon, alles das uns gott fund gethon bat durch (inen eignen fun; ja oud)
edangelion fun, menn er fpeicht: Ir föllend nit zürnen gegen einander! ouch
wenn er fpricht, daß einer die ce in der begird allein breche; ouch menn er
fpricht, dab man bem fchädiger njt miber(ton (Sie, und ander derglychen ges
fag. Das on zwyfel bil menichen ungefchmadt wirt bebunfen. Ich meins
aber alfo: Der rechtglöubig menfch wirt erfröwt und gefonst mit cim iedli⸗
(rn mort gottes, o6 dasfelb fchon wider fin begirden Des fleifches iſt; aber
der unglöubig nimmt alle wort gottes falſch und untrüwlich an. So du
i g dem ſprichſt: Chriſtus verbut nit allein töden und beſchälken, ſunder
berall zornig werden; fo ſpricht er. im jm ſelber: es ift narrenwerk; wer
möchte bad halten? unb verwirft das mort gottes. Sprichſt bu dargegen:
Chriſtus hat alf unfer fünd und breſten am krüz getragen und bat ung mit
fo überfliefiender gnad wellen in bie Liebe gottes sieben: fo hat et es für er»
legen unb unmöglich. Wenn bu aber das dem glöubigen feift, fo verſtoßt
er fid) nit an dem mort des gebotes: „Du ſollt überall nit zornig werden!“
ſunder er ſpricht (das iſt: der geift gotte⸗ leert jn inwendig) alſo: Sich, gott
iſt ein félid) güt, daß, wer in finem willen (eben. will, der müß rein fon
son den zihifchen und Aleifchlichen beeften und anfechtungen; er müß fich sorn
nit laſſen hehamen, ſunder für und für verzyhen, wie der bimmelifd batet
thüt, bee. fin fonnen güten unb böfen bor(üdytet x. Er muß (inen mütmil»
Aen. mit. ſinem eignen einigen mob. laſſen vernuͤgt (on unb eins andren mob
nit allein nit eebrechen, funder gheines andren wybs begeren. Er müß nit
allein (inem nächften nit fchaden, funder fo er pon dem bat ſchaden erlitten
foll et den nit rächen, aber für und für berzuben unb jm gütes thün.- Ya
Buingls $ smit Schriften I. 8». 14
210 Usfegung bed. XVI. artikels.
bergeftalt nimmt der alóubig das mort. aotte$ 36 handen; dann er fidt im
denen und allen andren bingen, bie gott erfordret, mie fid) gott barinnem
gehalten hab. Und fo er fict, daß der fun gottes finem. wort glych gelebt,
ietzund (iet zuͤ der gerechten hand gottes, vateré, acbenft er wol, bag in bent
hus gotted- nieman wonen mag, er babe dann föliche unfchuld, und fye fo
[uter und rein, als gott erfordretz fo bod) ein icber menſch in finem afınd
fit duldet ieman, dee finem bruch, fitten und leben nit glychförmig ift. Das
bat ond) David anzeigt Palm VIH. Efaj. XXXIII. 14: Welcher under
fid) wirt mögen wonen by dem berzeerenden file? oder welicher us üch wirt
monen by der ewigen beunft? Antwurt: Welicher in gerechtigheiten wand⸗
(et, unb bie marbeit redt, welcher. den aot. und fchmach binmieft und fin
band erfchüttet von allee gab, welcher fine oren per(dyoppet,* daß er vom
blut nüt höre, und fin ougen .zuthüt, daß ev das bós nit (tbe: bee wirt in
den bóbinen monen sc. ie hört ber glöubig zum erften das verzeerend für
(ott; batnad) bag by dem für unb 6i nieman monem mag, ber (after an
jut bat, bie bem für mwiderwärtig find; daran ee aber nit beegmpflung oder
unglouben lernet, (unbee ee ficht ein mufter beg Iutren und reinen gottes,
unb er(ernet, wie güt gott-fye , mie oud) der fun müfle, der by im monen
begert. Und findt-aberin dem allem , fid) bie unfchuld und reinigheiten nit
mögen erlangen us finen fedften.. Und fo er an jm felber dhein troft findt,
'fo ſicht er alych nebend den geboten bie. fründlichen gheiß der gnab gotfes:
Kummend zu mir alle, die arbeitend und befdymert find; unb ich will dd)
rum geben Matth. XI. 28. Ouch: ein ieder, der fin -züverficht in mich
bat, der hat ewigs leben Joh. VI. 40. Welche geheiß Freud und trot
dem glöubigen gebärend, dem gottlofen aber ein gelächter.: Und ift der gottlos
allenthalb verfumt;? den willen gottes will und mag er nit erfüllen, und ſin
gnad verachtet er. Run ſich zů, das dem gloͤubigen ein leer unb kundſchaft
ton gott it; das iſt bem gottloſen ein tyranny, druckt und beſchwert in;
eun er nit lernen will gott an finem. mort und gebot erkennen, funder
‘folgt ee dem böfen fchelmen, dem fleifch, ber fein ats verftat nod) würkt,
und fallt in haß gottes; darum daß gottes will und unfer begirb ganz mis
der einander find. Aber den alóubigen zücht es in liebe gottes: denn (o er
ficht, gott fo ein Iuters reins güt fun, wirt. ee ansünbt, dasfelbig .güt Lieb
ze haben und ze überkummen. Und: das unmöglich, das ee an jm ſelbs
finbt, bad vertröſt und beßret er im mort ber anaben gottes , unb fallt darus
nit in verachtung als der fleifchlicy, funder, nachdem ere bie fdyóne gottes
-befindt,? und aber ficht fich zur felbigen nit langen mögen, und baby ſicht,
daß jm gott us gnab fin hilf und hand büt, wirt er treffenlich angünbet in
dir liebe gottes. Atfo:ifk ein ding, beim glöubigen ein heil und leer, - dem
"unglöubigen aber ein verzwyflung oder torheit. Merk alfo: Alles, fo-uns
gott kund tbüt, ift eintweders gebot oder ‚verbot; oder aber verheiffen.: Ge.
bot Teert den’ glöubigen ; aber der unglöubig verzwuflet daran. Verbot bets
pütet den alóubigen, den gottlofen reist es. Verheiſſen fichret und tröft den
glöoöubigen / unb ift aber bem unglöubigen eine tocheit. Wirt durch byfpil offen-
bar. Das erft bufpil: Du ſollt den nddyften als Lieb haben als dich ſelbs!
[tert den alóubiden difer geftalt: Eich, wie der (un gottes nit, nach finem
1) perftopft. 2) verfürzt, benachtheiligt. °) erfennt, \
Wilegung des XVI. artikels. 211
hohen gewalt und eere, übertragen! geweſen ift, ſunder für uns menſch
worden unb unfer arbeit, elend und jamer getragen. Alfo will er, daß
wir oud) tbüinb; bag mir des nächflen anligen uf uns nemind. ber der
gottlos widerbäffzet: mee. möcht das halten? Und das ift gebot. |
Das ander bofpil trifft das verbot an: Du follt nit begirig fun (bete
ftand nach ‚Heifchlicher oder menfchlicher anfechtung)! Dis gebot verhütet ben
alóubigen, der im geift gottes lebt, daß gott ein fo rein fchön güt (oe, daß
fines willeng nieman pflegen maa, er thüje bann nüt us begitb des fleifche.
Aber der gottlos verzwyflet am gfa und ah im felbs, und will erft übel
thuͤn und füd)t dheinen troft by gott.
Das dritte by ſpil ſicht die gheiß gottes an: Wie Eſaj. LV. 1. uns die
gnad gottes ruͤfet zuͤ Chriſto: O alle, die da dürſtend, kummend zum waſſer!
unb fo jr dhein gelt Hand, ylend, koufend unb eſſend: Summenb,. tragend
bin. on gelt unb on alles wert, mon. und mild) ec. An den worten wirt
der glöubig in teoft ufgericht, erfreuwt fid), unb mad jm unmöglich ift
(und i(t jm aber alles guͤt unmöglich), fchöpft er by gott. Aber der gottlos
oder unglöubig gibt dem mort nit glouben: dann fin verfeßte confeienz iit
Gain gelych, unb ſpricht: Min mißthat iſt treffenlich ſchwer nachzelaſſen;
e$ mag nit fo ring zuͤgon; fo gottlos tft er, bag er mee uf fin dunken
halt, meder uf das gnábig züfagen gottes; unb das fin (utet heil it, vete
wirft ec für ein torbeit. Hie findend fy aber iren breften.
Dat ich mich nun zefammen bringe, wie obftat, heiß ich bie evangelion
alles, das gott den menſchen offnet und von jnen erfordret. Dann, ie wann
gott ſinen willen den menſchen zeigt, erfreuwt es die, ſo liebhaber gottes
ſind, und alſo iſt es jnen ein gwüſſe guͤte botſchaft, und von deren wegen
ndm ich e$ ebangelium, unb näm e$ lieber evangelium, dann. geſatz: bana
es foll billicher tem glöubigen nad) genämt werden, denn bem unglöus —
bigen; macht ouch den fpan vom gſatz unb evangelio quitt unb rümig. Weiß .
fuft wol; daß die fumm und volltummenheit Cbriftus it; ber ift bie gwüß
gegenmwürtigkeit des heils: bann er ift bas heil. Das evangelion alfo gt»
nommen, namlich für den willen aottee, den menfchen geoffnet und von
inen erfordret, haft in jm, mie vorberürt if ; gebot, verbot, gheiß unb lei-
fiet; alfo bag alle gebot gottes und verbot in die ewigheit ufrecht blyben fol»
(nb: bann himmel unb erden werdend ce hingon bann gottes wort; e$
fgind denn allein geíatg, bie er von erſt habe ageben in dem anfchlag,? daß
fü hingethon werden fólftinb. Und beraftaít foll man ver(ton, das Chriſtus
feridót Quc. X VI. 16: Das afa und die propbeten hand bie uf Johannſen
gewäret. Das ift, alfe gebot, bie gott geben bat, bie ift der menſch ſchul-⸗·
big gſyn ze thin, feind usgenommen; wie wol er (9 nit.mocht erfüllen bie
zu dee aot Johannſen. Do bat das afak angehebt ufzehören und in mie
hat e$ gat ufgbórt; nit daß die.menfchen recht tbün nimmrn fchuldig fpinb,
funder alfo bat e$ ufgchört: bag vormals das afat ein ieden übertretenden
verdammt, das ift ufgehebt. Denn welche wider das geſatz (ünbetenb, die
wurdend nach dem afa verurteilt Röm. II. 12. Und alfo mügtenb alle
menfchen bon dem: afag verdammt werden: dann nieman mocht das gſatz
erfüllen. Dann mer bat das gebot: „Du follt binen nächften als lieb fa»
1) £o, 9) Gegenwerth „Vergütung. 2) Vorfas.
e
212 Uslegung be. XVI. artikels.
ben ale dich ſelbs!“ Te fo unverfeert erfüllet, bag er daran nit ſchulbig fot
worden? id) will des erfien gebote$ gſchwygen. Uber ich (Chriftus) bin das
leben, ich bin das lamm, das hinnimmt die fünd der menfchen: und als
dem afaß nieman hat mögen gnüg thin und bannenbar 30 gott nit fummen,
bab idy der fünd jren gmwalt genommen in dem, daß id) das geſatz erfütlet
bab, fo ich der gerechtigheit gottes für die fchuldigen gnüg tbon bab mit
miner unfhuld. Hierum mag das afak nieman mee perbammen: dann c$
. it hingenommen. Welicher in mid) gloubt, der bat ie& den geift qottet;
der wirt in allezyt reinigen und erlöfen von der fünd, in bem, baf er in
(ect gnab by gott durch mich finden. Und welicher das thüt, gefchicht nit
on minen geiſt; bee wirt im ouch fagen, was er fürer thin ſoll. Alſo if
das gfa& abgethon dem glöubigen durch Gbri(tum: denn wo der geift gottes
ift, ba ift fenheit 2. Cor. III. 17.: Wo aber der war gloub. ift, ba iſt ouch
der geift gottes Joh. VI. 63. Alſo folgt: mo der gloub i(t, da i(t fenbeit.
Did mirt alles Far in den worten Pauli Röm. VIII. 1—5. Darum if
nüt mee, bas die berbammen möge, die in Chrifto Jeſu find, die nit nad)
dem fleifch wandlend, funder nad) dem geift: dern das afa des geifts des
lebens bat mich in Chriſto Jeſu fry aemadyet von dem gfa der (ünb und
des todes. Wann dag dem gſatz unmöglich was, barum daß e$ franf
was von bed fleifchs wegen: (das hat gott erfeßet), fo er (inem fun gefendt
hat in der geftalt des fündlichen fleifche, und bat von der fünd wegen bie
fünd verurteilet oder getödet im fleifd), damit das rechtmachen des gfakes in
uns erfüllt werd, bie nit nach dem fleifch, funder nach dem geift manblenb.
Welche nad) dem fleifd) manbienb, bie nemend inen (etbs für fleifchliche- ding;
welche aber nach dem geift manb(enb, bit nemenb inen bie ding für, die des
geifts find. Cyn bifen worten findeft du zum ˖erſten, daß bie nüt tóben, noch
verdamnen mag, die in Chrifto Jeſu find, fo fy nit nad) bem fleifch wand»
lend, funder nach. dem geiſt. Da du aber fleifchlich wandlen nit verfton feit,
gat nüté tbün, das das fleifchh erfordret: denn alſo möcht nieman geiftlich
leben, ja man mü-te Inbliche notburft underwegen laſſen; funder fleifchlich
(eben beißt bie, (eben nach menfchlicher vernunft und kraft. Gei(ttid) leben
beißt fid) der vernunft und feaft des fleifche, das i(t, menfchlicher natur
bersuben, und allein an den geift gottes laſſen. Weliche fid) nun mit aller
güverficht an herren Chriſtum Syefum (affenb, bie mag bhein gfaß mee per»
damnen. Urfach folgt hernach. Dann das gſatz des geifted , der lebendig
macht, das ift, bie leer und anzeigen des adttlichen geifts, dee alle lebenden
ding tebendig machet, bee hat mich in Chriſto Jeſu fry gemacht, das ift:
bo id) mid) mit aller zuͤverſi dt an Chriſtum Jeſum gelaſſen bab, daß er
min heil, min vater, min verſeher fpe, unb durch fn lebendig unb cin fun
gottes gmacht (ge, ba ift alle forcht des gſatzes unb beg tob? bingefallen.
Des afates: bann es mich nümmen verdamnen modit. Dann ich lebt nit
in uffeber und gmwalt des gſatzes, funder in uffehen des geiſts gottes, was
mich derfelb underrichte. Und wo der geift gottes it, da ift feyheit 1. Gor,
JI. 17. Denn der geift it über das afa; unb mo der i(t, da bedarf man
des afakes nüt mee. Wo nun der g(oub ift, ba i(t ouch der geift gottes.
‚Des tobed: barum, baf der tob ein (traf der fünd it; und fo bie fünd ge=
* tübt i(t, fo (ton id) widrum uf in Cori(to und bin lebendig, nit in minem
etem oder geift, funder im geift gottes, in bem ich das verfton und gloub.
iifiequng des XVI. artikels. 313
Kod heißt bit bie ungnab gottes; Die ift. verdammnuß. eh folgt: mann
das dem afa& unmöglich was, darum bag ed franf mas von des fleifche
wegen, dag it: das bem menfchen, der in dem gfaß bermeint felig werden,
unmóglid) was, barum, bag die blödigheit des fleiſchs dag gſatz gar nit et»
füllen mag; ja das unmüglich und brefien bat gott erfüllet und exfebt, ins
bem ba er finen fun in aller geftalt und wandel ber fündlichen menfchlichen
natur und ggeben hat, dab ev, der on fünd ift, .die fünd im fleifch verur⸗
teilte, das i(t, tóbete. Von ber fünd wegen: bag der unfchuldig Chriſtus
gerödt ift als ein (ünber, das bat unfer fünd bezalet. . Und. ift die fünb oder
ber tüfel, ein anheber der find, darum überwunden und jm bos rod), das
et durch das fleifd) über den menichen bat, genommen, daß er fi vergan⸗
gen hat in Gbrifto, bag er in getödt hat. lim der fünd willen, an Chriſto
begangen , i der find, bie in und monct, ir angel und fchaden genommen
Sof. XIII. 14. Alſo das recht werden oder unfchuldig fon durch bas gſatz
oder nad) dem gſatz nun hinfür erfüllt iR, nit von dheines menfehen merk,
funder durch Gbriftum, be unſchuld unfer ſchuld vor gott gebefferet? hat,
baf, fo wir uns fin, wie obftat, halten werdend, ec unfer unfchuld unb ge⸗
redytiabeit eor gott ift in bie ewigheit. Und die zunerficht in Chriſto heiſſet
geiftlich wandten.
Alfo ift der meníd) von allem gſatz durch Chriſtum erlöst; wenn er im
glouben Ehrifti it, (o ift denn Chriftus fin vernunft, fin rat, fin fromms
feit, fin unſchuld, (umma, alles fin heil, und lebt Gbriftus in jm. Darum
bedarf er dheines afakes: denn Chriftus ift fin afoß; uf den fict er allein,
ja Gbriftus zeigt und fürt in allein, daß er dheines andren firrerd mee bes
darf: denn Gbri(tud ift bag end des gſatzes Röm. X. 4. Hie .gebrift aber
gemeinlich der glaub: denn wenig finden merdend, die fo gar in Cbriftunt
verteumind; barum find”fn fo unnerftändig, baf fü ned) das pfanb bes
göttlichen geifts nit fo gwüß hand, bag fg by inen fe(b$ ger nüt (ginb,
und gott allein alles (pe. Und find faft den Juden glych, von denen Pau⸗
(ud redet tóm, X. 3, fo fy die gerechtigleit gottes nit wüſſend, daß
fid) derfelben nieman glychförmig nod) würdig machen mag: der geift gottes
müß e$ tbün; und unbernemend (id) durch ir frommfeit gredyt ze werden
(das ift, fleifchlich wandlen). Da dannen kummt, taf fg der grechtigheit
gottes (die nüt anders iit, weder ganz und gar an gott geleinet? und ges
laſſen fon) nit undergeben find; funder fo ( noch jre eigne köpf hand unb
(nn des fleifche: fo müß inen recht und adt fon, das fg wellend (elementa
mundi), unb ermeflend jr feommfeit und unſchuld us jrem eignen thün.
Sich, mie närrifch! füllte man eim menfchen fine werk bezalen nach finem
bebunfen, fo möcht ims nieman vergelten. Alfo it es ein gottlofe, daß ets
liche menfchen je grechtigheit wellend us iven eignen werken, nit us der
gnad und geift gottes ermeſſen.
, Hie möchte aber gegenfprochen werden: Wenn nun einer hört, vorus
der aller fleifchlicheft , das gfatg durch Ehriftum hingenommen fon: fo wirt
er ie müflen gedenken: - ieh zimmt die on alles gſatz, on alle zucht, on alle
grechtigkeit (eben, Antwurt:; Ein ieder , fo alfo fpridht, ift nit ein alóubis
ger; und wenn er gíod) fpricbt: alfo bin id) fro, i(t er dennoch nit ftv.
— — — — — — — —— —
%) Anfänger, Urbeber, 2) evíeót, vergütet. 3) auf Gott geſtützt, an Gott gelehnt.
T.
Uslegung bei XVI. actitelf.
Denn fin confeienz mitt vom geift gottes unrümig gemacht, atfo daß fy fid)
felber wol verklagt íntvenbig, ob fo ſchon uswendig fid) gar fíüg und .hoch
fhönt. Das gfa& ift allein bem hingenommen, der fi) ganz an Cori(tum
gelaffen und ergeben bat; der wirt bon gott gefürt, alfo bag jm alles, das
gott will, wol gefällt, unb befchwert in nit. Widerum ift ein icder gottlofer
under dem gíag, und das gſatz verdammt jn; denn er lebt nad) bem fleifch,
das ift, nad) menfchlicher wycheit und bebunfen, unb ba ift dhein rum,
dhein frpbeit, ſunder ein forcht über die andren, ein peturteilung über bie
andren. Und ob bas fleifch fid) fchon manníid) (teft vor den menfchen ,
weißt e$ bod) (inen gegenmwürtigen tob, unb ift by im felbs fchon verurteilt;
unb ba e$ fpricht: ich bin oudy (rp, ba ift es fdyon in (inem eignen gwüſſen
tob; bann es (inb nit mee denn zwo part, bie gnab unb bad afa. Biſt
bu nit gelaflen an die gnad gotte$, fo fürt bid) der acit gottes nit, fo bit
bu under dem gſatz, ob bu glych forichft, bu ſyeſt nit barunber; ieh bift bu
nit (t9: bann. du haft Ehriftum nit, bre die frpbeit it. Denn, fo du den
baft, fo bit nümmen under dem gfatg, funder under der gnab Ro. VI. 14.
So dus aber nad) bem fleifch oder menfchlicher grechtigheit lebeft, wirft bu
ſterben Ro. VIII. 13. Dann die fürfichtigheit. des fleifches ift der tob, aber
Mt fürfichtigheit des geifts i(t das [eben unb der frid. Aber ein byfpil : So
ein ftatt by radbrechen oder fpieflen verbüt, es fülle fein burger von dhei⸗
nem usländer miet, gaben oder ſchenke nemen, fo wirt das gebot unglych
ufgenommen. Dann die us liebe der gerechtigheit und jrer (tatt föliches nit
übertreten wellend, bie befchwert das aíag nit. . Dann ob fchon bbein afag
ongelegt wäre, wurdend ſy bannod) nit gaben nemen. Aber die eigennügis
gen druck das gſatz; darum widerfechtend fun. Und ift der fromm nit under
dem gſatz, aber der eigennüßig. Dann der fromm lebt in der liebe der
grechtigheit feölich unb fry, der aytig lebt allein dhber dem brudenben afaß;
das (daft, daß er liche der feommleit nit hat. Alſo it der, fo im eban⸗
gelio gefeyet wirt, under dheinem gefaß , funder der geift gottes, ber jn in
erfanntnuß evangelifcher fryheit gefürt bat, der ift fin ſchnuͤr; der macht
jn Iuftig 3U allem, das gott will, und das [m geboten oder verboten wirt,
befräntt in nit: bann der geift aotted, der in zevor (don ankuchet hat, der
zeigt im an, Was gott melle; unb fo bald er fidt, mas gott will, fo. fröwt
jn das felb, ob es glych wider fin fleifch ift: bann er weißt in dem pfanb,
das der geift gottes ift, daß jn nüt felig macht, denn bie Iuter anad. Wels
cher aber im evangelio nit (rp it; den brudt alles, fo geboten wirt: dann
er ift under dem aíatg und unfey und verkouft under der fünd , (das id) bie
überall von afaten red, fol verftanden werden zum erften von den gſatzen,
bie gott gegeben hat; zum andren von afaken, bie von menfchen gege⸗
ben find der gftalt, ale ob fp von gott kummind, unb bag fo uns felig
madynb. Bon weltlichen afaken mitt ein eigner handel kummen, von denen
wir hie nit redend). Dann das fleifch ift allweg wider gott, und alles, fo
gider gott ift, hat nit rum, bat nit teoft, wie man am tüfel wol fibt. Wo
nun ber geift gottes nit it, ba ift ouch nit fenheit; mo nit fruheit ift, ba
müß das «fa fon; mo das afa ift, ba ift die gnab nit (verſtand bie, gſatz
ben menſchen, der des geiftes gottes nüt fat); mo bie gnab nit ift, ba ift
nit möglich, daß man felig werd. Alſo folgt, daß, der felig will werden,
fi) einig an die gnab gottes, die aber Chriftus ift, verlaſſe. Diß alles.hälte
214
Uslegung bed XVI. artikels. | 213
mit vil gſchrift mögen bewärt werden , namlich u$ dem ebangetio Johanni,
us Paulo an die Römer, ob. 1. epiftel,:die bifee meinung ein ganzen grund
babenb, darus ich jn erlernet.
Rah bifem. grund wellend wir uns laffen uf bie mort big artikels,
namlich: Daß man im ebangaelio lerne, daß. menfchenleeren und fagungen
zu ber feligfeit nüt nübind; das müg alfo zum erften folgen. Summt die
ſeligkeit allein von der gnad gottes, fo mag fo us menſchenleeren und gebo⸗
ten nit kummen, ob man ſchon die ſelbigen haltet. Urſach: daß ſoͤlich ding
nüt ift, denn ein glychsnery und uswendiger ſchyn, unb ift aber alle glychs⸗
nern fchlecht wider gott; batum uns Chriftus matnet, wir fólíinb uns hüten
vor bem hebel der pharifder, ber nüt anders foc denn giychsnery. Daß
aber menídiid) gebome wert nun ein glychsnery foinb, bewär ich alfo:
Was von dem fleifch fummt, das ift flei( Joh. III. 6. Wenn bie men-
fchen us jrer vernunft etwas gebietend, fo fummt e$ ud dem fleifch Gen. VI. 3.
Alſo folgt , bag bie gebor menfchlicher bernunft nüt anders find denn ſleiſch.
Wyter, wo das flei(d) ift, ba ift gott nit; wo gott nit ift, ba ift nüt aite? ;
ie folget, wo das fleifch ift ba ift nüt gutes. Us ben beeden erdurungen !
folget, ‚daß die. menfchlich erfunden gebot unb werk fleifch find, und fo fo
fleiſch find, fo- find fy oud) nit güt. So mun gwüß ift, bof fo nit .güt
find , und ſchönend aber fid) als ob fo gut fpinb, fo find fu ie nüt anders
denn ein glychenery. Denn ie alles, das (id) giychnet bem, das eg nit ift, das
i(t falſch, Lugenhaftig. Und fo fid) das erft über allen falfch für göttlich,
warhaft und güt berfoufet, fo ift e& ein ſchmach gottee, ein grüwen,? ein
frefene töube. - Ein andre erdurung: Alle fo gott gefallen wellend , ſtyſſend
fid allein der werken, die bed willens gottes find Joh. VIII. 38. XIII. 34.
Alle die den menfchen gefallen wellend, die mögend gott nit gefallen. Nöm.
VIII. 8. Gat. I: 10. Alfo folget, alle die den menfchen gefallen wellend ,
die finffend fid des milleng gottes nit. Wyter, alle die (id) des willens
gottes nit flyſſend :t6ünb jre wert um luft, nu& ober üppiger eer willen.
Alle fo menſchlich gebotne werk thuͤnd, üo(fenb (id) des millend gottes nit.
Sye folgt, daß alle fe menfchlich gebotne werk tbünb, allein anfehind Luft,
nuß oder eer. Bewärnuß der mittlen ved, ? daß alle fo menfchlich gebotne
wert thünd, fid) des willens gottes nit flyſſind, ift: bag fy den men(den
anfehend, der jnen das fürgibt oder gebüt: denn gott ſehend fü nit an, ober
aber fo bieltind allein uf fin mort und uf ber menfchen angeben nüt. Ue
den beeden erdurungen folgt heiter, daß bie, fo der menfchen [eec und gebot
erfüllend (ich red hie allweg nun von den werfen, darin bie falfchen prophe⸗
ten band geleert recht werden), bad nun thünb um Luft, nut ober eet.
Summa, alle merf, bie güt (inb, die mürfet gott in ung; nüt ift güt, denn
das von gott kummt. So würkt oud) gott nit bie werk, die wir thund us
menichenlere und gſatz; funber eg (inb ytel glychsneryen, given und voppens
wert. * Gott mürft allein, das güt ift in und; unb mas mir würfend unb
‘ander creaturen in uns, das ift alles unndß, otel unb betrug und fünd.
Es Hilft ouch nit, bag bu gnrebeft : Söllte e$ aber nit güt fon, fo ich arm,
bin, daß der rych fin gab mir geb?, oder fe id) ein fünder bin, daß mich
13) Gründen. 3) Grüne. 3) des Mittelfanes. *) Boflen und Buppenfpiel,
216 s tifíegung bed XVl. artitels.
der geleert abneme 7? Antwurt: Ja! e$ tft nit güt, wenn bee. menfi das
irggemeldet ud bem menfchen thuͤt unb nit u$ gott; wenn e$ aber us gott fummt,
fo ift es güt. Warum willt bu aber, bas gottes allein ift, bem menſchen zülegen?
Nun mellend wir von fóldben fampfreden (ton, die wir allein harfür
getragen band, da bic hädrigen ? daran ze küwen babinb: denn (p ſuſt we⸗
nig göttlicher gſchrift (efenb, damit fy an den follogismen ze zoufen heigind.
Und (ügenb, was bas flat mort gottes von menfchentand halte! €faj. X XIX.
13, 14. werdend bie glychſsner recht usgangen, ? atfo: Darum daß bif votf
mir nabet mit dem munb und mich ceret mit ben lefzen, und ift aber je
bey fer von mir, und band mich allein vor ougen ghebt mit menſchen⸗
geboten und leeren, darum will ich fürer dem volk ein erſchrockenlich und
felfam wunderwerk anthün. Die wufen, die fn hand, bie werdend jr mof»
bet verlieren, und die verftändnuß der fürfichtigen wirt verborgen fon x.
Eich, wie (dàn bat der geift gottes unfer glncbsnern gmalt! Alſo tbünb
wir hütbytag, wir eerend gott mit bladergebet, mit füllfafken, mit uswen-
bigem ſchyn der kutten, wyß gefeinfet, ber platten füberlich gefchoen , bee
langen röden (tof. gefaltet, dee mulesien mol bergüldet, mit hufen der bigie
lien, dee pfalmen; ieh murmelnd wir, bald fchryend mir, ich eſſend mit nit
ever, bald füllenb mie uns mit, und gefallend uns felb fo wol in ſoͤlcher
narry, taf wir eigenlich meinend, mie ſyend fromm, obfchen gott ſelbs bat»
wider ſchryt. Aber das herz ift fer bon gott; wo das (tib by gott wäre,
fo möchte ed nit erinden , daß es üzid an jm hätte, das gott nit geflele, unb
leenete die ftudf, die gott gefällig find, gerechtigheit, hoffnung, glouben,
erbärmd , begerete nit güt, nit eee, nit wolluft, nit underdeuden bed näch⸗
ften , hülfe den bürftigen, tröftete ben verzwyfleten, sdmte den wilden, würkte
güts gegen allen. €o aber wir oud) hand etwas güts wellen harfür brin-
gen, unb die fach bie dahin bracht, baf mir vermeint hand mit leeren und
geboten der menfchen gott 3e eeren: bo hand wir bie grechtigheit gottes ber»
- laffen. und band ein eigne ufgericht ; darin band wir vermeint unfre fünde
gebüffet werden. Und ift aber nüt dann ein uswendiger ſchyn und glychs⸗
nery. Gang wyter hinuf und befich fo, mas fchöner zucht es foe! Dannen
it uns ouch die plag fummen, baf, die wys fun folltind, das afind gottes
3€ hirten,? ze naeren worden find; ja man nimmt fo nit an bad amt, man
wiüffe dann vorhin wol, bag fo weder wys noch geleert fyind im gottes leer;
fo müffenb in tero narren und b(óder 5 fun; fo müffenb ouch nit on das
aröft laſter fon ben aot; funder ift einer nit gytig, fo mag er nit bifchef,
pronft, abbt werden ıc. Cid, was fchädlicher plag ift bas? fid) oud) barby,
um welicher fünden willen bie plag merde usgefpreit ? Um deß willen, daß
man fid) vermeint gott eeren mit unferem narrenmwerf , das ift, mit unferen
leeren. und geboten. Gang iet bin und fdyry: die heilgen deben, bie würdi⸗
ge vriefterfchaft, bie (obticben brüch unferer vorderen , Die (eec der feommen
päteren, fol( die faften, die fyrtag, jarzyt, Terzenbrennen , rduken, fladene
feanen , wuchwafler verfchütten und der ginchen abaon? fo bu höreft, daß
gott damit erzürnt wirt. Er weißt wol, was us den Dingen erwachtt; bas
sum will ec mit damit geeret fon: bann man fallt an bie närrifchen (tud.
1) abmahne. 9) Haderſüchtigen. — 7) verfolgt, beſchrieben. 4 neben, pflegen.
4) Bloͤcke, Stöde.
Uslegung des XVI. artikels. 217
umd verfaßt, das gott gefällig it. Darum fiel Adam, bag ve eudy glych
etwas wüſſen wollt anders, bann. im gott fürgegeben hat: dann das iſt der
boum bes wüſſens guͤte unb böſes, als mid) bedunkt.
Diſe wort €fajd hat ouch Chriſtus gbrucht Statt. XV. 8. unb heller
usgeſtrichen, ſprechend: Sy eerend mid) vergeben, indem daß fo kerend
menſchenleeren und gebot der menſchen. Diſe wort Chriſti ſind ſo heiter,
daß man dheiner andren bedarf, alle menſchlich erdachten leeren unb. gſatz
ze ſtürmen. Bring herfür, was du magſt, wirf, ſchüß, ſchlach, wie bu willt,
mit dinem gfchren? viter, guͤte ding, allein witzig ſoͤlltind diſe geirret han?
ſoͤlltind jene nit wyſer geweſen fon? fo wirt «6 mich nit irren. Ehriſtus
ſpricht: € eerend mich vergeben, umſuſt, närriſch, maten griechiſch, ja göua
chiſch! unb ytel: fo fy mich eerend mit leeren und geboten der menſchen.
Verkluͤg? bu mit worten dinen fat, wie bu millt, fo it er dennoch vergeben,
mit frefel underftanden : bann der redytglóubig Lofer allein, was fin beret
gott fag; und mic er (id beficht, ſindt ec fich bbeinen willen gottes nie erfüllt
ban. Wie wirt ec denn er(t etwas nüws ecbenfen, fo ec das, das er ſchul⸗
dig ift, nod) nit gethon bat? Wie wirt er nüws anjoden,? fo ex das alt.
noch nit.abgefpunnen bat? Darum ift e$ ein frefel von jm felbe nümrung
harfür bringen und für qut berfoufen, da man das mort gottes berlaßt.
ffBar(id bie menfchlich torbeit mit jren werfen: bat ein ſoͤliche geftalt: So
ein here in finem husgefind ein ieden bienft heißt nach finem acfalíen und
ein fürwitziger bien(t nimmt jm etwas für, das jm gefallt; ats, fo «t ate
heiffen wäre das fotn oder wyngarten zünen für unbrechen, * und er fette
fidy daheim zuͤ den finben unb machte nen pfannenknecht us hanfftängleh :
fo mißfallt er nit allein dem husvater, funder wirt herjagt. Alſo ift es itt
dem cod) oder afind Chriſti. Gott erfordret von uns gar tevfere mannlicht
ftud, daß wir allein jm anfanging, allen troft in jm babinb, unb allein
finem willen Lofind, tragind alle arbeit und uübelzyt? um finetwillen, niemand
güt begerind , nit bechfärtig foinb, fury, nit nad) dem fleifch wandlind.
So gond mir zun finben und machend büsli us hanfftänglen, das ift: wire
etbenfenb bife uswendige werk, feegenbrennen, wychwaſſer fprengen, baginen⸗*
gebet, münchenplären pfaffengſang, und fölich gſind,“ das wir on vers
tilgen der böfen anfechtungen und begirden durch andre menfchen wol bets
bringen mögend, unb laffend das werk gottes Ligen. Und weiß ich wol, taf
ich bie gar niber und finb(idy red von den werfen. Ich thün ed aber von
bero wegen , die alfo von abgang aütee werten Hagend. Sind ſy aber fe
begirig, qdte werk ze thün, fo milf ich mit Micha VI. 8. reden: Syd) will
dir zeigen, o menſch, was qut ſye und was gott von die erfordre, daß bu
recht Halteft und bilfiafeit, barmherzig foret, unb mit forgen moneft vor bis
nem gott. Was i(t mit forgen monen vor gott anders weder gefliffenlich ufs
fehen, was gott welle. &o bu nun ide wert thuͤn willt, fo vergib dinem
fyend , flüd) partpen, teil (pot, trant, Heider mit dem bürftigen, hör uf
reden das nüt foll, züch den finger zu bir, damit bu uf bie (üt zeigft, hör
uf gott läſtern, füllen, Eriegen, fpilen , wuͤchren, eebrechen, unküſchen, bee
ronben, beteiegen, bitt für bine fyend, (af ben rod dem mantel nad) faren,
13) finbifdy, 3) mach etwas kluges daraus. - 3) andie Kunkel nemen, 5) cinytumen gegen |
das Einbrechen. *) Ungemach. 9 Beginen. 7) Geplärr. 8) Weſen.
218 | uUslegung bed. XVI. artikels.
heb ben andren baggen ouch inn ſtreich, t6 gütes denen, die bir a6Gaf * find,
und derglychen thü! das hat gort"geheiffen. Du kummſt aber nun, fo bu
fünftufend gulden erwüchret haft und willt ein vfruͤnde ftiften, ablaß koufen
(thuͤſt nüt beg minder das oud) nun zuͤ ougenbienen den menfchen: das
fibt man an den gefledeten katzen, die am altortüch und mefamanb fan»
gend) mit eim bunderteften teil Dines roubs; und da bin tigne gwüſſe fchryt:
ed i(t nit recht; unb: gott haflet ben roub, ob man jm gluch ben opftet
Iſaj. LXI. 8;. nod) Laffeft bu bem nächften bas fin nit Ligen oder bu teilſt
die hab nit u$; unb ftaft aber fo fiüg unb klagſt bid) dee abgangs güter
werten. Gang this die erft berürten. wert! Du wilít aber geen einen pfen-
nig geben, der dich nit rüwt, nun baf du bin anfechtung * des herzeng nit
müffeft angryfen und befferen. Gicht du ich, wo ber fchalk ftedet? Daß
nun bif balgen ? nit vergeben (oe, fo will id) dir anzeigen, wannen es fummt,
baf man dhein Liebe zu den werten gottes hat, ob man ſchon fuft fid) etwas
werten (loft! Gib o herr gott verſtändnuß! Sich du einfaltiger menfch, ta
gütes tbün nit an uns liat, funder allein an gott. Hier. X. 23: Herr, ich
weiß, baf der weg des men(dyen nit fin i(t; es ift ouch nit in dee manne
kraft, daß er finen gang richte. Du follteft billich an bem, daß dir gottes _
werk gar nit gefallen wellend, fehen, bag e8 nit in menfchenkraft (tot, daß
im das güt gefalle oder daß ˖ ers thün möge. Weß ift es denn? Es ift.allein
des geifts gottes. Wie foll aber ich den, überfummen? Ruͤf gott an, daß er
tit erfanntnuß veriych ! fo bald du rüfeft, fo (pridbt er: ich bin hie; ja er
bewegt, daß du ruͤfeſt. Sobald er da ift, fo gibft bu (inem wort glouben.
Sobald bu (inem mort glouben gibft , fo bi(t bu ieh finer gnaden berfi dytet
und des heils gwüß. Jetz wirt dich ber geift gottes, der das in dir gewürket
bat, niemeer ‚müffig laffen gon, und wirt bir bie werk lieben, ^ bie gott gefal-
end, und wirft bu die werk: nit die züfchenben: denn du haft wol gſehen,
daß bu (p vorhin nit thün mochteft; funder du wirft fy allein gott zuͤrech⸗
nen, unb din werk als ein gftanf und fat verwerfen , und endlich mit binem
. eignen empfinden erlernen, daß das güt bin nit ift, unb das bu für güt gt»
ſchätzet haft, bag e$ ein mwarer betrug. und glychsnery iſt. Hie kummſt du
aber mit eim papirenen gegenwurf: Ja, ich bin der meinung, darum will
ich, daß pfaften, münd), nonnen für mic, bittinb, daß ich mol weiß, daß ich
ein fünder bin und nüt vermag. Antwurt: 808, wie fo vergeben du bid)
windeſt! Thu zum erften das alyfiend hinweg, und lüg denn , wie bil bu um
gottes willen inen gebift! Zum andren, weiſt du mit, daß, giych wie ich
bid) gelcert ban, ſy ouch alfo föllind fan. Wenn ſy nun alfo find, fo met»
benb fy jre vigilien, meſſen, mettinen 5 nit verfoufen, funder einig leeren,
baf fid) iebetmann in der gnad gottes fefte. foebr. XIII. 9. Und alle die.
wyl fü gelt um jren gottesdienft nemenb, fo find fü alych ale bös, ja bil
böfer denn du; dann fg eerend gott vergeben, inbem baf fo in nut menfchlich
erfundnen werfen eerend. So ed nun vergeben ift, mie tür meinft du ber»
fünbinb fo fid), daB fo bet meníden erſt gelt darum abnemend ? Es iſt nüt
bann ein 96 © uf das ander gebuwen.
Chriſtus fpricht, widrum Matth. IX. 16, 17: Nieman ftat ein Die ?
. . 5) gehäffie n feind. 2) Leidenfchaft. ?) Vorwürfe machen. 4) belieben, 5) Mietten,
Betſtunden. 5) Eis. 7) Lappen,
Uslegung bed XVI. artikels. | 219
von nümen ober rouwem tüch in ein alt kleid: denn das befferen aber er»
(ben. nimmt dem kleid ab und wirt das loch böfer. Duch thüt man ben
nüwen mon oder moft nit in alte ſchlüch; mo aber das gefchähe, fo werdend
bie. ſchlüch zerbrochen und wirt der wyn vergofien und die fchlüch werdend
verderbt. GSunder man thüt den nümen mon. in nüwe ſchlüch, und fu met»
benb beede behalten. Dife glychnuß hat Ehriftus den jüngeren Johannfen
und der pharifäeren gfeit uf den rupf,! ben ſy jm gasben hattend: mic e$
fim, daß fy vil, aber fine jünger wenig faftetind. — Uf dag er inen vor difen
worten ouch durch ein aluchnuß geantwurt, daß, diewyl der brütgoum by
finen fründen oder fünen foe, fo habind fp nit truren. Wenn aber der brüt-
goum von inem genommen werde, denn merbinb ſy faften unb teuren, für⸗
nemenbe,? daß, mo Chriftus it, nieman forgen bdarf, wie er gott gefalle:
bann wo er foe, ba gefalle gott alles, und bedörfe dheines trurens, funbee
ba fpe freude als an eim hochzyt. So aber der von inen fómme, foe us
der urfach, bag fo fleifch worden fginb. Darum fólíe. man. das mit faften
und teuren teibrum dem geift undermürflich machen. Und bald barnad) die
erfigezälten wort harfür tragend , in denen ec fürnimmt, bag ze glycher mus,
als einer, der ein alt Heid büsen? will, nit ftarf nüm oder ungwalchet® tüch
darzü nimmt; denn bas nüm ift dem alten ze ſtark und zerryßt e$: alfo elis
cher das evangelion , das wort der gnad gottes, mit dem gíat der werten
will vermiſchen, der verirrt und ſchafft, bag bie beiden ding unnüß werdend.
Der nüw bletz fallt hin und das alt kleid wirt zerriſſen; und fallt der nüw
bletz darum hin, daß das alt kleid ze blöd iſt jn ze erhalten. Iſt nüt an⸗
ders dann: welicher nit wider von nüwem geborn wirt, und laßt die alten
ſtückli und lumpen der uswendigen werken und hoffnung in ſine werk gar
fallen, unb verfaßt fid) nit fry, glych als ein kind, das fid) von den bänken
laßt, an bie gnab gotted, ber wirt Ärger: denn es wäre inen wäger, ben
banbe( der göttlichen grechtigheit (bas i(t finer gnaden, ín dero mir allein ge⸗
zecht mecbenb) nie erkennt haben 2. Petr. II. 20, weder daß ſy nach der
erfanntnuß des evangelii fid) widrum feerinb an die fchwachen element difer
welt; das ift, daß fo fic mibrum keerind an fid) felbs, an jte wusheit, an
ren eigenen ratfchlag , der fo vil uf (id) ſelbs bat, daß er durch (id) feibs -
will gerecht werden. Diß nüm tüd) und Heid will mit den alten bieken nit
zemmen gebuͤzt fun, funder [uter und unvermifcht blyben: das macht uns
gott geliebt und liebt gott uns. Glych fóliche meinung bebüt ouch der ander
teil der glychnuß mit den fchlüchen, bie ouch nüt anders will, dann bag das
wort der gnaden gottes in nümen afchirren behalten werde, die des alten bes
beis oder gſchmacks nüt habind; das i(t, bag mir nüt baltinb uf bie element
des alten närrifchen menfchen , der oud) gern etwas wär, funder allein uf
bie gnab gottes uns ver(a((inb, und den rüchen und walten Laffinb.
So nun das cigenlich von allen werfen verftanden wirt, daß bie nüt
find, fo vil (p bon menfchen kummend: wie vil mee find bie üfferlichen wert,
bie wir felbs erdacht hand, by denen der geift aotte$ nit ip (denn wär et
baby, fo hätt er nit gfprochen: fo eerend mich vergeben) nüt, ytel, unb une
ſuſt, ja böfer denn finbens unb boden(pil ? denn an dasfelb Laßt fid nieman.
Uf bife werk laßt man (id) us einfaltigbeit, unb us bem vertruwen, bad man
1) Tadel. ?) bezeichnend, präfumirend. 3)fliden, *)ungemalftes,
Da
220 - | ilifegung ded XV4, artikels.
uf fo bat, verfaßt. man allen handel der gnad gottes, ja man efennt fg
nümmen. Darum billich, füliche ze verbüten, Vetrus foricht Act. XV. 10,
11 (bo etlih us jübifdem glouben zuͤ Gbrifto befcert, underftündend bic
üßren merk oder bas gefatg der werten ben chriften ufzelegen): Warum bere
fühend jr gott, daß jt uf den hals der jüngeren das joch legen unberRonb,
das weder wie noch unfre vordren hand mögen tragen ; funder wir aloubenb
behalten und felig werden Durch bie gnad unfers herren Jeſu Chrifti, glych
als oud) die. Eich, der fromm Petrus fchredt bie ganzen gemeind der chris
fen, daß fo fid) nit mit afoben der werten fällind beladen, funder allein
halten der anab unfers Lieben herren Jeſu Chriſti. Hie ſchryend aber allmeg
^ bie fulen werker (dann guͤter chriftlicher werten thuͤt nieman minder denn
bic, fo allermeift nad) werten ſchryend): foll man nit gfat haben gütes ze
tun? Warum fpeicht dann Chriftus: Willt ungen ins (eben, fo halt bie
gebot Matth. XIX. 17. Antwurt: Die gebot gottes werdend nit von boris
nem menfchen gehalten; der geift göttlicher gnad würke denn in im, daß jm
Das gefalle, ba gott heißt und das werk bewege. Urſach: on jn vermögend
wir nüt Joh. XV. 5. €o wir nun on jn nüt vermögend, müflend wie
de ſiner gnaden gelebenz * fo nun das ift, fo müß ie folgen, daß menn
dee menſch an die gnad gottes fid) gelaften bot, er allein gott wyſen und
walten laſſen fol; ber wirt jn nit (affen müflig gon, er wirt jm mol ze
(haften geben. Sich wie hat Petrus, Paulus, Andreas qüte werk ver-
laſſen, darum. daß (9 bit gtnab gottes allein genredget band? Das fye
fee! Mer bat ie Ängftlicher bad mort gotted gepflanzt weder fy? mer hat
de mee ze fehaften und verforgen ghebt denn fun? Beſich der chriften leben
vom anfang bat, und luͤg eb fg ie fo fromm güter werfen hatb gſyn
foinb ats am anfang; fo findeft bu gar ein unglyhe. Was bat nun bie
erfien fo fromm gemacht? nüt anders, bann baf (9 fid) ganz und gar
eu die qnab unfers lichen herren Jeſu Chriſti gelaſſen band, nit allein
der feligheit halb, funder ouch der Inblichen notburft halb: bann ft all je
bab verfouftend und teiigend das wert under die gemeinen bruͤder. Do aber
Ananias fid ouch glychsnet fo gar aeta(fen fort uf bie anab aottet, das abee
nit was, dann er jm felbs ein teil vorbehielt heimlich mit finer feomen , bo
(prad) Petrus zu jm Met. V.3: Anania! worum hat der tüfel bin herz ger
fult, daß bu den geift gottes betrügift sc. Und bald barnad) find fy beide
nidergefalfen und gäch? tob gſyn. Weiche mich etwann gar tud) bebücht hat;
diewyl id) meint, id) müßt ouch etras und gott füllte mir bilfid) rechnung
geben, warum er ein iedlich ding thäte. Aber fo ich fid) den ftarken teeffene
lichen giouben gemeiner chriften zur felben aot, unb bie groffen trüm unb
(ipf, ber darus fam, unb (id) aber daneben Ananiam fid) den tüfel haben
verfüren laſſen, daß ev in der felgen. gfellfchaft bat adören untrüw bruchen,
und glych ale ob gott blind wäre, fid) nüt be minder der guad und glou⸗
ben$ glychsnen, in denen die andren marenb: fo i(t e$ mir gar ring mote
den. Dann ich fid) eigentlich gott an jm ein erempel unb warnung uns
vorgemalt haben, daß wie nit altbüzerwert machen (ólfinb, funder ganz
uf die.gnad gottes verlaflen, nit einen teil und felbs behalten, ſprechend:
Eya! id) müß ouch etwas thuͤn; gott wirt e$ nit alles thuͤn. Eya! id) fanus
— — — — — — —
1) ung getroſten unb darauf verlaſſen. 9) jab, plöglich.
Uslegung bel XVI artitels. , 221
gott oud) nit ge Bil verteumen; id) müß felbs ouch lügen, daß ich etwas in
handen hab. Glych als ob gott (o (ul und untrüw ſye, daß er ben an fid)
gelaßnen nit mane unb leere, oder nit (pod unb alle narung zeige. Cote
gott uf. den hütigen tag alle at(o halbglöubigen add) nibeemerfen , ‚welche
jüngling möchtind (9 binus tragen und begraben? Nun wirt gott fin grech⸗
tigheit nit nachlaflen: ergebend (o (id) nit an bie gnad gotte$, wirt inen bie
gerechtigheit zu teil; und das er hie nit mit grufamem angeiff ftraft, wirt
ee dort mit jämerlicher pn eben machen. Hierum milf ich allen denen,
fo wert fürchtend abgon werden, gewüß dören vecheiflen im herrn Chrifte
Jeſu, daß alle aute werk ie mee wachfind, ie mee man (id) an gott (affet.
Und die antwurt, vormals oud) berüret, fóllenb (o mit vergefien! denn id)
nit zebenmal ein ding fagen mag. Daby mitt aber das ganz zütter * der met»
fer, fo von menfchen geleert find, hinfallen: denn man klarlich fict, daß
allein die wert güt find, die gott angibt und würket; ouch daß e$ ſchwer iſt
und ewig verdammlich gott verlaſſen und jm nit geteumen, aber im felbs
wol geteuwen. Denn das dit ein (mad) gottes unb ein ware abgöttery:
denn alled, das fin hoffnung in ein creatur bat, ift abgöttery; dergſtalt ouch
Paulus den aot abgötterg billichen fehiltet: denn ber gytig febt fin hoffnung
ine güt.
Hie wideefteebend aber bie (uten leutfchen ? und altbüzer: Es babenb doch
die apoftel ouch ceremonien geboten. Denn nit eſſen von der abgötten opfer,
von ec(tidtem, bom blut, das find ie ceremonifch werk. Difen argenwurf
will id) empfahen im 64. artifel. Bis dahin bab gebu(b und vernüg dich
der worten, diein dem fendbrief der chriften ze Jerufalem (tonb Act, XV. 28.
Es bat dem heiligen geift gefallen und und, dd dhein andre befchwerd uf»
legen, denn dife notwendige ftud, daß je mit eſſind von bem opfer der ab»
götten 2c. wie ba vor. Summa, die chriftlich gmeinb ze Ferufalem bat ins
geift gottes gefehen, nüt ufzelegen fun den chriftenmenfchen, und bie nach⸗
tummenden glychsner hands funden.
Paulus fpricht Coloſſ. II. 8. Huͤtend dd, daB nieman foc, der dd
beroube durch bie philofonhy unb unnüße oder ytele verfürung , nach den
fa&ungem und leeren der menfchen , nach den elementen der welt, und nit
nach Chriſto. Hie leert Paulus klarlich fid) hüten vor menfchentend , daß
fid) denfelben nieman lafle berouben der gnad gottes, die uns erobret
bat. Welcher (id) findet in der anad gottes aefeftet und bertrumet fun, der
büte (id) vor der menfchlichen philoſophy, das ift, vor menfchlich erfundnee
musheit. Und habend aber ein zyt har bie, fo einig das wort gottes felltind
barfür bringen, nüt anders gearbeitet, denn wie fo menfchentand , bie philos
fophy , bie nüt anders ift, dann ein närrifcher ungwüſſer won, in die drud-
tinb, bie mit dem. mort gottes allein (ólltinb gefpyst werden. Er verhüt
ouch unnüge unb tele verfürung, die er barum alfo nämt, bag menfchlich
erfundne fahungen und gebot ein hübfchen fchyn habend vor der menfchen
ougen, find aber inwendig (et, ytel, 8d° unb unnütz: bann mo der geift
gottes nit ift, ba ift nüt anders denn falſch, glychsnery, verzwyflet bere
ruͤcht und mördriſch conſeienzen. Und iſt aber gott nit, mo bas fleifch ift
(das iſt, wie ba oben beruͤrt iſt, nüt anders, bann unſer wüſſen unb ber»
1) Menge Heinfügiger Dinge. 3) Schleicher. >) fade, geſchmacklos.
222 Milegung ted XVI artikels. .
munf). Darum hat Paulus difen ſchyn dee menſchlichen glychenery wol
ein öde oder lofe otele verfürung genennet: bann alles, das vom fleifch
fummt, ‚das ift fleifch. Und uf das folget , dag alle menfchliche füßungen ,
bie güte werk heiffend, bie wir für güt fürgebend, ein gewüß zeichen find
der waren glychsnery; und alle, bie jnen anhangend, alychsner (inb, ja un⸗
glöubig, feelenlos und verzionflet. Urſach: Wärind fo recht glóubia, alfo
daß je züverficht allein. in gott (tünbe, fo wär ber geift gottes by jinen.
Dann fid) binlaflen uf die gnab gottes, Aſchicht allein durch den geift gottes;
und fo der by inen wäre, murbe er fy nun 3d (inet werfen und willen brin»
gen. So ſy aber fo bi uf der menfchen tand haltend, ift gwüß, daß gott
by jnen nit ift. Dann er verflücht Hierem. XVII. 5. alle, fo fid) won
gott wendend uf bie creatur unb uf bas. fleiſch. Jetz laß ſy tanden wie vil
fo wellend, unb bie bu gewüß an bem einigen zeichen, daß fu nit gottes (ce
allein fürgebend, fin gnab allein unſer heil fon nit leevend, daß gott by
jnen nit if. Darum ftedt nüt dann glychenery in inen und verzwyflung.
Ire werk laß ſchynen wie ſy wellind: ſo ſind ſy nüt anders dann ein grüwen
bor gott, als Chriſtus ſelbs leert, Luc. XVI. 15. ſprechende zuͤ den phari⸗
ſäern: Ir ſind die üch ſelbs ſchön und gerecht machend vor den menſchen,
aber gott erkennt üwre herzen: dann das, ſo die menſchen hoch dunkt, das
ift ein grüwen vor gott. Ach gott bert! was wellend alle beſchirmer bes
menfchlichen tands mee weder big. einig mort Chriſti? Iſt es nit allein heiter
unb ftatf gnüg, ft ze berichten, daß alles, fo inen Eidg, fchön, hoch und gut
(font, das ift ein grümel vor gott. Er verhuͤt oud) wyter, daß man fid)
bie faßungen und leeren der menfchen nit (affe berouben der gnad gottes.
Paulus wußt eigentidy, bag der fleifchlich menfch fin rat unb tück nit wurde
laſſen, der jm felbs. im Puradis fo wol gefiel, bag er felbs Such mut wolt
fon, unb vernuͤgt (id) nit der gnad gottes, bie jn fo unfchuldiglich als ein
vater fin kind gefürt und gewifen hätte. Und. darum hat er in denen wor⸗
ten wellen veebüten, daß man (id) gar nit an menfchenler und ſatzun⸗
gen Liefle: bann fo bald das geſchähe, fo gulte das wort gottes nüt met by
und. Urſach: Das, fo wir nad) ben elementen difer welt, das ift, nach
menfchlichem mon unb wysheit und geboten erfinden wurdind, das wurde
ans fó trefflich gefallen, bag wir, an bas fleifch gefeert, gott gar verlaflen
wurdind. Hie befehe ber, fo uf den tag des aefpräche fo fireng us dem
heiligen Paulo 2. Theſ. II. 14. bewären fid) unberftünb, bag Paulus nad
finem finn ouch hätte faßungen, ordnungen oder leeren ggeben; barum taf
big mort traditiones ba .ftat, meliches Paulus dafelbft brucht für bie orbs
nung unb angeben des evangelii; der gftalt er ed ouch brudt 1. Gor. XT. 2.
Aber bie mitt e$ genommen für ordnung, angeben und leer der menfchen.
Dann bif mort trabitio, griechifch paradoſis, heißt im tütfch eigenlich ein
angeben, Ein andren gegenwurf: Die menfchentander pflegend alfo ynzere⸗
den: Chriſtus fpricht: fo eerend mich vergeben, und du fprichit: oud) men
ſchenleer und ſatzungen nüßind nüt zur feligkeit; fo blybt ie nod) über, taf fü
nützind zu güter ordnung der regimenten unb 3d giten fitten. Antwurt: Syd)
müß, glychwie Gbri(tus uc. IX. 41. tbüt, did) zum erſten befchelten: O du un«
alóubiad unb verkeerts gſchlecht, wie lang wird idy by did) fun ? mie lang wird ich
üch dulden? Möchte ein regiment nit gut fun, e$ wurde bann mit der geiftli=
chen pracht und mütwillen vermifcht? Wie bat man geregiert, ee je pracht
Uslegung ted XVL artikels. | 223
aeborn ward? Was güt ift zu guͤtem regiment und zu güten fitten, wobat
fummt es? Iſt nit alles güt von oben berab bon dem vater alles liechts?
ac. I. 17; oder mag von ben menfchen oud) etwas gütes- kunmen? fo
alles flei(d) wit it bann ein glyſſender blüm, der von fund an binfällt,
und alle menfchen Iugenhaft. Darum lernend üwren breften erfennen. Iſt
etwas güter afafge und leeren under den menfcyen, fo wüllend, daß e$ von
gott ift und nit von menfchen: bann gott verwaltet burd) fin fürfichtigbeit
alles gütes, und ſchybt alles arg zu gütem bruch. Uf das, fo ir fehend güte
regiment, bütenb üch, daß jt gedenkind, es foe wyſer menfchen. Iſt es bee
menfchen, fo ift e$ nit güt, funber ein glychsnen bed güten; i(t ed aber güt;
fo ift es von gott, der bie regiment ftift und underricht Röm. XIII. 1. Hie
ift aber din gloub brefihaft: bann du erfenneft noch nit recht, daß gott ſicher⸗
dich mit finer fürfi chtigkeit alle ding verwaltet, und das bu us diner torheit
dem menfdyen zügibft, das ift gottes. Nun von denen gfaben, damit bie -
regiment grechtigheit etbaltenb, werdend wir hernach reden. ie, wie gemel⸗
det ift, redend wir allein von denen fagungen, bie dem menfchen fürgfchriben
(inb, als ob er darin lebende gott gefällig oder felig werde; die find nüt an⸗
ders dann ein Eindifche totbrit: bann u$ der gnab gottes werdend wir felig,
ſuſt mit dheinem ding, wie dann ſtark vorhar bewärt it. Dannen har ete
meſſen wirt, daß allein der menfchen fitten güt (inb, bie fid) an die gnad
gottes gelaflen babenb: denn’ biefelben werdend vom geift gottes gefürt; unb
was ud dem geift gottes nit kummt, das ift nüt anders bann. ein betrug.
Sind aber etwas ordnungen , bie fommlid) oder not ben menfchen find, die
wirt und gott wol leeren ug finem mort recht ordnen unb (didi; * dann find
ſy aber gottes unb nit unfer. Was nu& bringt es nun ben tegimenten bie
groß zal der menfchlichen glychsnery? feinen warlich, aber geoffe bſchwer⸗
den und amitrad)t. Denn gröffere beichmwerd ift uf bie menfchen-nie fummen,
fot daß die welt ward, meder der groß ful Huf der glychsneten geiftlichen,
vfaffen, münchen, nunnen; und die fummenb. nit anderfimo har, bann von
dem fleifch, das ift, von menfdyentanb. Chriſtus weißt keine geiftlich bann
fine fchafe; meliche finen geift &abenb, bie find (in. Röm. VIII. 8, die find
geifttich Joh. III. 6. Welche bon ben menfchen ben namen geiftlich erfol⸗
gend ,? find-ouch geiftlich, ja vom böfen geift bös geiftlich, das ift tüflifch.
Was hat man die (ddfli gottes gezigen,? .daß man fo mit denen feißten
eden belüde, mit fölichen ſtricken der unnüßen fagungen verwicklete; ‚fo doch
gott Deuter. IV. 2. XII. 32, fo eigenlich fücfummt, dag man zu (inem
gſatz nüt tbüje, nüt barbon neme, und der geift gottes bie apoftel alle wars
brit geleert hat; und Paulus by den Galateen fo teeffenlid) und an andren
. il orten verfehen® bat, daß man fölich fleifcbtid) erfindungen unb. beſchwer⸗
den nit annemen füllte. Ja er (trpt ntit einem argument fo ſtark, ba bee»
felben oud) allein genüg wäre, alle menfchlichen fagungen ze verwerfen, ja
fo für ſündlich, antchriftenfich ze verbieten und hin ze werfen. Gal. III. 15.
Alfo beüber, ich will fchlechtlich mit dd) reden, mic ein ieder menfch mol
vernemen mag. Nieman thüt ab nod) zuhin zu eins menfchen teftament,
Das gefeftet iſt. Uf das fitt id) alfo: zimmt fid) dheinem menfchen, eim
fin gmächt oder te(tament, das befkät ift, ab ze thün oder ae meexen; ja,
1) anfchidlen. 2) erhafchen. °) fchuldig erfunden. — 5) verordnet,
-924 | Uslegung bed. XVI artikels.
fo simt nod) vif minder. dag man üt£ zü oder von bent teſtament gottes
tháje. Sin tetament, das er durch Chriftum gemacht bat, ift vor gefeit
Hier. XXXI. 31. unb Efaj. LV. 3, daß e$ nüt anders wirt fon dann ein
qnab; und welcher (id an bie Laßt, der-ift ieh bei( 5 es bedarfgweniger afas
Ben, weniger fünften, es wirt fo fury und ring, daß man e$ nit vom näch⸗
fien lernen müß; funder wie gott mit Daviden gſyn it, alfo wirt ev oud)
trüwlich by allen denen (on, bie mann find nach dem herzen gottes; denen
wirt ee barmherzig fon wie Dapiden, wirt fy wyſen, mar und mit fy
wandten fóllinb, daß (b niemans (er nody gſatz bedörfind. Denn man
wirt gott erfennen von dem kleinſten bis zu bem höchften; das ift, nieman
wirt es ſchwer werden von finer Beine ober fchlechte wegen: e$. ift nit des
menfchen wert noch bericht, funder gottes. Wie babenb denn menfchen ie
gdören die erbärmd und genad gottes mit jren geſatzen anjochen und gfan⸗
gen legen, daß fo bie num denen hand ufaetbon , bie jrem tand lofetind ?
Warum hand ſy zu bem recht werden durch Chriftum allein hinzu thon
jee wert? warum hand fo bas mort gottes gloubenlos gemacht, indem daß
fo zwungen hand, man fölle jrem mort als bil gloubens als gotted wort
geben? Sich, mie e$ ftand um unfer fleif, das i(t, menfchlich oder natürs -
(id) vernunft und wusheit!
Us bero fummt nüt güts: bann fo ift bon art und natur bös, als gott
felb3 geredet bat Gen. VIII. 21. Der finn unb gedankt oder anfchlag des
menfchenherzens ift bös von (inen kindlichen tagen bar. Das aber wir in
latiniſcher ſprach alfo (efenb: Senſus et cogitatio bumani cordis in malum
. rona funt ab adolefcentia fua. Der finn und gebanf des menfchlichen her⸗
zens find geneigt oder fällig zu böfem von finer jugend har. Welcher (innt
den theologis bil. irrtums gebracht at; darum aber der dolmetfch wol se
fteafen wär, von welchem ſy verfürt find, indem daß er fpricht: die finn
und gedanken des herzens des menfchen fyind geneigt zu dem böfen; ba er
aber follt geredt haben : der anſchlag (inn oder gedank des herzens bet men⸗
(ben iſt bös, nit allein geneigt ze böſem, ſunder ik bös on alle fürwort
oder mildrung. Welche mort der mund gottes redt alte: Jezer Gb. haadam
ra minneurau; welche wort ſo heiter und klar ſind: der ſinn oder gedank
oder ratſchlag des herzens bes menſchen ift bös von finem kindlichen tagen
far, ba darin ghein zwyfel noch zwifalt * erfunden wirt. Die theologi
band aber us dem mort, geneigt, wellen erjagen, daß im uns nun ein nei⸗
gen zu dem böfen foe; nit daß wir von natur, die in Adamen zerbrochen
Aft, bó$, ytel unb unnüß foinb. Us bem find bie frdfenen meinungen ente
forungen bons feyen willen, von unferem vermögen, bon bem liecht unferer
‚serftändnuß, denen nachgefolget find menfchenleeren, fatungen , verkoufen
güter werken und alle glychsnery. Denn ein ieder hat in bem wort, geneigt,
Ah mögen glyßnen, fam? er die neigung überwunden hab; bat doch wol
gewüßt, wie es daheim ftünde, das it: im inneren menfchen. Mo aber bif
‚wort: des menfchen gmüt und rat ift bós, on alle fürmort fatus gerebt wäre
and ſtyf geleert: fo hätte fich mit dheiner fo bärlichen ? glyßnery ieman gdö⸗
gen enipóren : dann e$ hätte ein ieder gewüßt, daß unfer anfchlag bös ift;
und wie vil man guͤtes us menschlichen tat harfürtragen, hätte ein ieder
1) Sxeepbeutigfeit, 9) ale wenn. >) baren.
Adlegung ted XVI attifet£.. 225
gedacht: e$ kummt von menfchenmwuoheltz ber brann (t 068, fo mag ouch der
bad) darvon nit guͤt ſyn; unb hätte weder Lect noch gfat nod) werk der mens
(dy dheinen glouben ghebt. Summa, us bem mort gottes erlernend wir
gwüß, bag unfer (inn, anfchlag, gedankt, rat, erduren, das gmüt überall
bös it; fo nui ie folgen, bag bad, fo barbon fummt, bös ift; denn ghein böfer
boum mag güt frucht gebären, fpricht gott 9Dtatt6ó. VII. 17. Deßhalb alles,
fo nit von gott kummt, bös ift. Wie fónnenb aber ie die mibigen, bie fid)
tümenb, das, fo Chriſtus nit volltummenlich vollendet, babinb fü vollendet,
nüt güté us jnen felbs bringen, fo fo hörend, ba der ftamm bös it? Wenn
wellend fü hören bon jrer torbeit? wenn melíenb (y hören gott fchmähen?
Dann ift baf nit ein fchandliche ſchmach gottes und ein binmwerfen Jeſu
Ehrifti, wenn f) redend, (9 babinb das, fo Chriſtus unbollfummentid) anges
geben hab, erſt ganz unb volltummen gemacht? Iſt er dann fo unwüſſend
fon , dab ers nit fónnen bat? oder fo unkräftig, daß ers nit gemögen bar?
oder fo verbünftig, daß er e$. nit gewellen bat? der aber die göttlich myshrit
ift, ja alle (dg bet wysheit find in jm bebalten, bem alle ding vom vater
(inb geben, bag et die todten ecfictet* hat, die unglöubigen zum liecht bet
warheit gebracht? Der darum in bi zyt kummen ift, daß er uns erlöste und
fin grab kundmachte? Wie könnt er uns denn verbünftig (yn? Sich, wohin
fummt der menfchlich frefen, fo er fid) felbs in finem fürnemen beſchirmen
will? Dahin, ba$ er fin torheit mit gotte$ ſchmach bemdren will, und mij»
ziger fon bann gott, ber aber zu den jüngeren geiprochen bat: Wenn bee
geift der marbeit fummen, werde er fo alle warheit leeren. Run lügt gott
fit; der geift it fummen; fo band ouch die boten und alle alóubigen us im
alle warheit erleenet. Und nit, als fy fagenb, bat gott einen teil finer an»
fhlägen jm verhalten, ben er erſt ich harfür bracht Hab in den nächſten
tufend jaten, das f us bem mort, das Chriftus Joh. XVI. 12. fpricht, -
erfechten wellend: Ich Bab üch noch bil 3e fagen, je mógenb aber e$ iet nit
tragen; fo aber der geift ber arbeit fummen, wirt er üch alfe matbeit [ets
ren. 9a, fpeechend fo, börft bu, daß ers inen nit alles gefeit bat! darum
hat et erft darnach das den frommen bäteren geoffnet, das die jünger dozemal
Ait tragen mochtend. Sich hie aber um gotts willen, wie fy gott fin eigen
wort us den händen brechen mwellend und fälfchen. Die jünger find allweg
grobs verftands gſyn, bis (o den geift gottes empfiengenb; noch vil unver
fändiger jü ber aut, als nen Chriſtus nad) dem nachtmal von finem verrä⸗
ser und andren ſchweren fünftigen Dingen vorgfeit, (y in forcht geworfen hat.
Als fy nun muͤd und betrübt, fpricht er: Ir mögend zü der zyt die ding,
Die ich üch fund will. tbün, nit begenfen; aber fo bec geift der warheit fum»
men, wirt er üch alle warheit leeren.‘ Er. foricht: üch apoftel wirt er alfe
warheit leeren; er fpricht nit: id) wird nar der 3pt nod) bil berfür bringen,
das ich üdy nit offene, ich wird es aber denen ober denen offnen; finder er
fpricht: der geift der warheit mitt üch, bie apoftel, mit denen er redt, alle
warheit leeren. Gott fügt nit; fo folgt oud) mie vorgemeldt, bag fy -alfer
warheit vom geift gottes bericht find. Wie könnt oudy Chriftus am fri
geredt han: es ift alles vollbracht, wann man die grechtigkeit erſt mit menfch-
lidem finn, fleifch oder vat Überfummen müßte? Es find fablen. |
1) belebt. |
Sroingli's (ammtl, Schriften I. 3b. 15
226 —. Miltgung des XVI attiteli.
Wie übel aber gott unfer anfchlag aefalle, ob wir aod) den verwänend
güt und grecht fon, erlernet man 1. Sam. XV. 1. ff. Do bieß gott den
füng Saul, er füllte wider bie Amaleker fteyten, unb ze tod fchlahen alles, das
under inen lebte, 109b. und mann, finber und ouch alte, ouch alles veh,
tof, tínber, efel, kämel, und nüt us allen denen Dingen begeren. Saul
ſchluͤg f) von Evila bi$ gen Sur unb nam den füng Agag gefangen, erfchlüg
aber alles polf, behielt ouch baby mit finem po(f, was der beiten hab, mas
von Eleideren , zierden und veh. Darum (didt gott ben propheten Samuel
zu im; den grüßt er: Du uderwälter fründ gottes ! id) han das gheiß des
herren erfüllt. Do fprad) Samuel: Was ift dann das gefchrey.des vrbs,
ba$ id) Hör? Antwurt Saul: Das volk hat das beft veh behalten, daß es das
bent. herren ufopfere. Sprach Samuel: Gott hat bid) geheiffen bie Amaleker
befriegen unb ganz und gar vertilgen. Warum bift bu dem mort des herren
nit gborfam gſyn? funder du Haft dich gegen dem roub gewendet und übels
beaangen vor gott. Do antwurt Saul: Ich bin bod) ghorfam gſyn unb
hab den meg gewandlet, den mich gott gewilen hat, und ban ben füng Agag
fangen bracht und das volk Amalek erfchlagen, und hat das volk die beften
rinder und fchaf behalten, gott ufzeopferen in Gilgal. Do (prad) Samuel:
Will aott opfer? will er nit mee, bag man gborfam (oe (inem wort? denn
shorfame ift beſſer bann das opfer; unb gott uflofen beffer weder die nieren
and jr feifite von den widren ufonferen: bann jm widerftreben ift nüt minder
gefündet denn zoubern und warfagen; oud) it e$ (thier als bós8 als abgöttery,
fo man fid) nit an in laßt sc. Und bat jm barnad) das euch abfünbt, unb
den gefangnen füng Agag zu ſtucken zerhoumwen. Merk hie: Saul meint
ouch, er hätte bie fach gat mol ermeflen, daß er das zu einem opfer geord⸗
net hat, das jn gott gheiflen bat verderben; bat ouch das wellen berbegren,
: Das im in dem gebot gottes mifftel. Du hörft aber, wie gott durch Samuel
redt, daß füliche fürmit by gott gar nad) für abgóttery gerechnet werde: denn
Schlecht fölle man finem wort lofen, unb fid) be allein vernuͤgen; alfo gebe
man gott eee, mann man mit folg (ined. worte in den allerwyſeſten, trüwe⸗
fen erkenne und gwüß (9e, daß er alle ding zum beften Heiffe und verwalte.
Welcher gott der geftalt underworfen fpe, der thuͤje beſſers, bann fo er leben⸗
big opfer brächte. Hie mißbruchend die falſch geiſtlichen diß wort von der
ahorſame, ſprechende: Sich, mie guͤt it ghorfame! verſtand aber ghorſame,
da man ſich dem menſchen underworfen macht! Und iſt aber die meinung
des worts, daß man allein gott ghorſam ſölle ſyn. Hat nun gott die ghor⸗
ſame der geiſtlichen nit gheiſſen: (o tbünb ſy wie Gaul; fo (y die ordnung
gottes mit jrer wysheit beſſeren wellend (mie wol örden und rotten nit us
Plcher meinung, ſunder us luterer aluchenern kummend): bösrend fy’s unb
werdend mit Saul verworfen. Da werdend fü ſchryen: ſoll man dann nüm⸗
men ghorſam (on? Wer leert bid) das, bu fulboum? Ja frylich leeret
man dich ghorſam fon dem, ber ein bere ift über alle. ding. So du das
thi, wirft du mit einer arbeit ouch denen ghorfam fon, denen du follt:
denn er heißt dich dinen obren ghorfam fun; bine obren aber find. nit órben,
fecten: denn von denen heißt Chriftus nüt, funder bermirft ſy. Welches aber
die obren fnind , denen wir ghorfame fchuldig find, wirt harnach folgen; bie
fet anüg angezeigt, daß bif mort: ahorfame ift beffer dann opfer, nit foll
uf menfchliche gborfame zogen werden, funber uf die’göttlichen. Und iit
Uslegung bed XVII. agti'els. 221
met wider bie «8 harfür ziehend , dann fir fg. Us difer fchönen gſchicht
Sauls und Samuels, hoff ich, verneme ein. ieder wie güt und gottgefällig
das (oc, fo us menfchlichen fürwig unb finn fummt. Nun möcht ich noch
vil gſchrift barfür bringen, bifen 16. artikel ze bewären, das ich aber von
kürze wegen afen* laß; will diefelben batfür bringen, wenn mine foendb fid)
. empörend.
Der ſibenzehent artikel.
Daß Ehriftus ein einiger, ewiger, obrefter priefter iſt; darus ermeſſen
wirt, daß, die fid) obreft prieftee usgeben band, der eer und gwalt Chriſti
widerftrebend , ja verfchunfend.
Das Chriftus der war obreft priefter foe, erfindet fih zum erſten, baf
er der obreft iſt, us dem, daß er ein einig boupt ift aller chriftgläubigen ,
von welchem gnüg geredt ift davor im 7. artitel. Denn ein boupt fon, ift
nüt anders , bann ein obrefter fon. Demmach erfindet ſich, daß er der obes
reſt priefter ift, an dem opfer , das er ufgeopfret hat: dann dhein priefter
abein fóld) opfer nie ufgeopfret hat. Dann, find (don etlich f(romme um
gottes willen aftorben, hand fy bod) nit mögen für anbre menfchen ein opfer
(on, vil weniger fo ein thüred emig märendes opfer. Alſo baf wir mol
foredyen mögend mit David: Herr, wer ift die gípdb? Pfal. XXXV. 10.
Diſer David bat oud) us bem geift gottes redende afeit, daß Chriftus
ein ewiger priefter fon werde nad) der aftalt Melchizedek Pal. CX. 4:
Dee herr hat gefchworen (und das wirt jn nit rüwen): du bift der ewig
vprieſter nad) der ordnung, ba$ ift, nad) der aftalt Meichizedel. Daß aber
diſer pfatm von Chriſto fólfe verftanden werden, bewärt er ſelbs Matth.
XXI. 44, da er in vor den juden anzücht und kundfchaft uf (id) darus
stimmt. Paulus brucht jn ouch Hebr. VII. 21. Die andren (das ift bie
obreften peiefter im alten teftament) find on ein eib prieſter worden; bifet
aber, Chriſtus, mit dem eid, durch den der gſprochen hat: Der herr hat ein
tib qet$on; der wirt in ouch nit tümen (ie folgt ber eib). Du wirft ein
vrieſter font in dD’ewigheit. Alſo eine be(feren teftamentes ift Jeſus ein bürg
worden. Der andren, die priefter worden find, ift vil gſyn, bon deßwegen,
daß fo der tob nit ließ binben. Uber difer, Chriſtus, damit er in die ewige
heit biybe, bat er ein ewige priefteramt ; dannen har ee oud) in bie emiabeit
behalten mag, indem daß er felbs zu gott gangen ift, allweg lebende, für
uns gnüg ze thün ober fürmünden. In den worten Pauli hörend wir zum
erften , daß gott zu gwüſſer ficherheit den menfchen bym eid gefchworen bat,
"einen obreften pritftee 3e geben, ber ewig foe; deß amt nit werde ufghebt,
wie das pricfterlich amt im alten te(tament i(t ufgchebt. Daß aber fing mit
-ufgehebt werden mög, kummt ud dem, daß gott ein eid getbon bat, daf
Chriſtus ein ewiger obrefter priefter (9e. Daß aber die alt priefterfchaft ift
ufgehebt, kummt us bem, daß fo obreft pricfter battemb, denen gott nit ein
'etib gethon bat, baf fo ewig fölltind fon. Zum andren hörend wir bie übere
trefienliche des nümwen teftaments ermeflen werden ue dem obreften vrieſter:
denn der bürg unb obreft priefter i(t der einig Chriſtus, der ewiglich ein
obreſter prie(tee blybt; us dem aber folget, daß oud) fin, das ift, das nürm
teftament nit abgänglich it, oudy daß e$ wyt be(fer ift weder das alt: dann
1) alfo.
228 Mélegung ed XVII. artikels.
das ſelb (t abgetbón, unb fo es nit breſthaft gſyn; wäre e$ nit abgethon
Hebr. VIII. 7. Sum dritten börend wir ben underfcheid der obre(te prie»
fterfchaft Chriſti und des alten te(taments obrefter priefterfchaft: daß ber alten
bil i(t.afon, einer nach dem andren: bann bag fg tödlich warend unb eins
tödlichen abgänglichen teftamente prieſter, mucht, daß fo nit binblich oder
ermigmärend fun mochtend. Aber Ehriftus, der ewiger gott it mit bent
bimmelfchen vater und helgen geift, duch das leben iſt, ber wäret ewiglich
und ift unabgänglich; darum ift ouch fin obrefte briefterfd)aft ewig, und
mag dheinen nachtummen erlyden. Ober aber er wär nit ewig, darzü wäre
der eid gottes nit kräftig, ber aber geſchworen iſt, er werde in die ewigheit der
obreſte prieſter ſyn.
Us den worten folgend die wort des andren teile diſes artikels, bie alſo
lutend: Die fid) obreſte prieſter ſyn usgeben hand, der eer und gwalt Chriſti
widerſtrebend, ja berfchupfend, Denn fo der gwalt unb würdigheit allein
Chriſti iſt, wie gdar jm die der menſch zuͤziehen? wie gedar er, das von gott
ſo feſtiglich verordnet iſt, mit ſinem eignen eid, uf ſinen eignen ſun, ſprechen,
es foe fin? Iſt das nit Chriſto fin eer nemen? Und fo fy wider den eid
gottes fechtend, iſt das nit gott wellen meineid machen? iſt das nit gott ver⸗
ſchupfen, verachten, berſchmähen? iſt bad nit dag luter werk des antchriſtes?
der ſich in tempel gottes ſetzt und erhebt über alles, das gott iſt, über alle
anbetung gottes? alſo daß. er jm bie (aft anthuͤn, fam er gott foe? 2. Theſſ.
I. 4, ja fid) (aft gott nennen uf der erden und will gott. fon, (aft fid)
oud) bie fchmeicheler bereben, fo bald er von den menfchen erwält, fo (ne
er von (tunb an be geiſts gottes voll und nüt minder gwaltig dann Chriſtus
ſelbs. Iſt bas nit der grüwen, von dem Chriſtus Matth. X XIV. 15. redt
(us welches geiſt Paulus on zwyfel die vordrigen meinung 2. Theſſ. II. 4.
redet): Wenn je ſehen werdend dert grüwen der zerſtörung (der bom prophe⸗
‚ten Daniel anzeigt ift) (ton am heilgen ort (ben (efe einer zuͤ verſtändnuß!):
denn fo flühend sc. Chriſtus bat diſe ding alle vorgeſehen und darum gwar⸗
p Er hat verboten, wir fólfinb uns gbeinen vater uf erden ufblafen
atth. X XIII. 9. Und ee fummenb eer⸗ und gütgytig, die mellenb mit
gwalt bie menſchen zwingen, man ſölle (9 für gött halten, fy anbeten,, alle
‚ding .in jren gwalt unb mütwillen laſſen; es foe alle jro; ja die feelen, nit
‚nun das jptlíd) güt, unb ob f» ſchon die ſeelen hufecht a verdammnuß
Mibinb , fölle nod) möge jnen nieman nüté daryn reden. Iſt das nit. das
"jämerticheft ding, bad ie dhein menſch vernommen hat? Wer ſicht nit,
daß gott das menſchlich gſchlecht mit der blindniß geſtraft hat? Dann wer
"Hätte it mögen alſo unbeſinnt ſyn, daß er nit gedacht hätte: Eya, es iſt on
Aiwyfel nit recht, daß ſich der menſch ſo hoch erhebt! es iſt on zwyfel ab⸗
gottern und ein betrug. Darus eigenlich ermeſſen tvitt, daß der allmächtig
‚gott in (inen urteilen. wunderbar , uns 3d. einer fteaf lange zut bat die ougen
. berfchloffen hat, bag mit nüt febinb Efa. VI.9. Matth. XIII. 14. Glych als
er ouch zuͤ diſen zyten der einfaltigen ougen ufthuͤt, bag fo ſehind, und
erlüchtet jre verſtändnuſſen, daß ſy verſtond. Dann das (t ie der ratfchlag
.gotteé, daß fin wysheit den kleinen und durch bie kleinen werde geoffnet
Matth. XI. 25. So ung aber Chriſtus den Daniel anzeigt, bedunkt mid
not ſyn, daß ich ſin meinung harfür bring, damit ein ieder ſehen möge,
wohin der menſchen unſinnigkeit hinkomme, fo man jro zu vil hängt; dar⸗
Usegung des XVIL artikels. 229
neben ouch: was rechte ware alüubigen ee er(gbinb, dan fg den fchönfer
verlaſſende, fid keerind an.die afchönft. Die meinung Daniele VI. 3 ff. ift
alfo: Als Daniel bym füng Dario für ander geacht, marb jim der givaltis
gen buf ghaß, berictend (id), wie (9 Daniel möchtind mibrum genidren oder
umbringen; erfanntend zum lezten, bag in druflia tagen ghein gott ſoͤllte
angruft werden nod) angebetet, meber der künig Darius; der bat big. gebot
befeftet und laſſen usgon. (Sich bie die torbeit der übertreftenlichen herren!
wozu fummt je unfinnigheit ? dahin, daß fg mänend, fü fyend götter.)
Daniel aber ift usgefpähet morden, daß er alle tag fi) gegen Hieruſalem
keerende, denftend ? (inen herren gott angebetet, und darum bor dem füng zu.
der firaf erforbret, und erobret, ? und under bie bungriaen löwen gworfen;
den hat aber gott bhütet, daß er unverletzt bliben ift. Und hat baron der
füng geſehen die fraft des gottes, den Daniel anbetet, und den fürgegeben
allem volk als einen mächtigen waren gott ze eeren; dargegen oud) die fyend
Daniels geftraft., wie Danieln gefchehen was; denen habend die [Omen nit
überfehen, funder f von ftund an zerrifien. Das ander ort von dem geümen
der beróbung , bas ift hon. bem grufamen frefel, da fíd) der menfch gdar für
gott usgeben und fid) an gottes (tatt ftellen und gott usjagen und einób. ma«
chen, findft bu am XI. capite(, baby ouch eigenlich amalt finden wirſt bas
angeficht und aftalt der ietzigen apt. |
Hie befchiemend aber fid) bie pápft(er mit bifem uszug: Es i(t nieman
fo torechtig, daß er den pap(t für einen gott bab; man halt jn für einen
vermefer und ftatthalter gotteé: dann mir armen menfchen, bie blób find in
wüflen und glouben, bedärfend wol eins fichtbaren menfchen, der über alle
leermeifter foe, und durch den der glouk allein gefeftet und ficher gemacht
werde, oud) aller zwitracht in der afchrift hingenommen und entfcheiben.
Antwurt: Zeig mir zum ewften an, mo in gott habe einen ftatthalter gheiſſen
fon. Spricht: Matth. XVI. 19: Dir wird id) geben bie ſchlüſſel bed rychs
der himmlen ꝛe. Antwurt: Dir weit mol, bag die ſchlüſſel des rychs der
bimmten geben, nit heißt: Bis min ftatthalter, hab als groffen gwalt als
id. Darnach meift bu wol, daß diefelben fchlüffel nit des papfte find allein,
noch Petri allein, funber alfer deren, bie mit dem gottsiwort entledigend unb
bindend; find ouch allen denen gemeinlich under gemeiner fchar der jiingeren
allerfammen ggeben Sob. X X. 23. Spricht zum andren Mare. XVI, 17:
On minem namen werdend f die tüfel uswerfen, nüme oder frömde (pras
hen reden, vergiftung binnemen x. Gicht bu, bag dem papſt und der wür⸗
digen vrichterfchaft dee amalt geben ift im namen, das ift, an der ftatt Chrifti
' u$ gättlicher fraft (ólid)e ding ge mürfen. Antwurt: Sum eriten berheißt
ſoͤlichs Gbriftud nit Petro und den apoſtlen allein, funder allen glöubinen
unb fpricht: Und bife zeichen merbenb nachfolgen denen. bie glouben merbenb ic.
Zum andren fpricht er: in minem namen, nit in irem namen, Befchehend
nun alle ding im namen, bas ift, in der kraft und gwalt Chrifti mas darf
der menfch jm fülid)s zuͤziehen? Sprichft zum deitten: Chriftus bat nad
bee. urftände Petrum afraget, ob ec in mee lieb Babe dann die andren in
lieb fabinb; unb nachdem er gfprochen hat: ja herre! bu weiſt, daß ich dich
lieb ab: has jm Chriftus befolen: fo biet mine lämmer! unb das zum
— — — — — — — — — — —
3) dreiſt. 9) ausgewirlt. TE
230 | uslegung ef XVIL artikels.
andren unb dritten mal gethon, bis tag Petrus mit rucher! antwurt ſprach:
Herr! du weißt alle ding, und-weift bag ich bid) lieb hab. Hat Chriſtus alfe
zum dritten mal gefprochen: birt oder weid mine fchaf! Hie hörft eigenlich,
baB on zwyfel, wie Petrus über die andren jünger Chriftum bat Lieb ghebt,
alfo ift jm ouch gwalt über den fchafftall gottes gaeben. Antwurt zum erften:
Zeig an, tmo Petrus fid) begeben bab, bag er gott über ander jünger lich
babe, futenmal du das empfrid) Chrifti meinft dannen bae bangen, daß er
Ehriftum über die andren tieb habe gehebt. Ja ich (ag: Hätte Petrus fid)
dargegeben, bag er Chriſtus mee lieb hätte aebebt bann die andren, daß es on
übernemen ? nit ge(dhé*en wäre. Darum (id) Petrus uf das wüſſen gotteé
laßt: Here du weiſt, bag ich dich Lieb hab; bu weiſt oud) mie thür ich bid)
lieb hab; mie licb dich die andren babinb, weiſt bu ouch wol; mie foll id)
mich fürgeben, daß ich fü übertreffe? dus meift mie ich bid) Licb bab; bu weit
ouch wie lieb (9 dich babinb. Zum anderen: warum hangeſt du zanggiger
päpftier nit ale mär’.den väteren an, für bie bu fo erbärmlich fchruft? Ach
die heiligen väter , foll man denen nit glouben? Warum gloubft bà jnen
nit? Nun zühend fg bod) allfammen bie frag Ehrifti babin, daß er. Petrum
zum dritten mal darum gefragt hab , daß fin berlóugnen, br mal gefchehen,
widerum gebefleret wurde; oud) bag Petro alle ſchmach, bie (inem verlöug«
nen hätte mögen bor den jüngeren und glöubigen nachfolgen, abgenommen
unb fürfummen wurde. Zum dritten frag ich: beißt, Dirt oder tveib mine
ſchaf! bis papft zu Rom, oder bis über alle glöubigen? Habend die andren
boten nit oud) bie fchaf gottes gmweidet? Hat Paulus nit mec. gearbeitet
bann der andren gheiner? Sich, mie uf feften grund der pracht des pfar»
vers bon Rom gebumen ſye! Und bif red ich nit, daß ich jm bie vordreſte
verbunne.. Wo ein bile ift, ba müß ie einer der vordreft fon. Dann in
ſoͤlicher aftalt (pricbt oudy Paulus, daß mir ie einer den andren foll. werter
oder thürer (chdBen denn fich (elbe Röm. XII. 3, funder ba, fytenmal us dem
göttlichen mort der papft dhein feftung aleines prachts unb obergheit bat,
männiglich (efe, mie fo alefanzifchh man bie afchrift uf menfchlichen muͤtwil⸗
len zühen gdar; ouch dad man fehe, daß ſoͤlch bſchirmen der obrefte nit uf
gott (pc. Dann mo man die obergheit gottes befchirmt , da laßt man des
meníden namen fígen, und will bee menfch nit under andren glöubigen bee
obreft oder vordereft fun, funder mit bor us Paulo anzeigt ift, begert er andre
wmenfchen für fid) 3e üfnen und hoch ze bringen. Ouch baf man (tbe, daß
papft fon von menfchen har fumme; und fo es von menfchen fummt, mag
es oud) von menfchen widrum hingenommen werden , ale Inchtlich ouch in
“einer ieden flatt der burgermeifter oder fchultheiß mag geändret werden, f9
man mit einem ungfchichten beladen ift. Und bif red ich nun uf bie vors.
brefte: bann die obrefte ift. allein Chriſti; und welcher (id) derfelben under
nimmt, der ift ein antdyrift. Wiewol id) ouch in der borbre(te nit forg-
fältig fon wellte, als et(ic dee alten afon (inb, vermeinende: Es wurd guͤt,
fo man einen obreften bifchof oder pfarrer hätt: bann zu jren zyten nod)
ghein obrefter afon ift; gott geb was fy vom ftut Petri fagind. Und it das .
bie urfach , darum ich um die vorbrefte verrücht bab, das Chriſtus (prit
Que. XXII. 26: Welcher under dd) der gró(fet ift, der foll fon als ein
8) forglicher, Angklicher. ®) Pochmuth. ?) eben jo wohl. \
Usfegung des XVII. artikels. 231
jünger; umd welicher under üch ein fürer it, der ſoll fon als ein diener. So
nun das wort gottes nit verfuren noch beteiegen mag, wellt ich, bag alle fváft,
fo brucht mwerdend die obergheit oder borbrefte ze beſchirmen, berzeert mure
binb zu fiyß ber bemütigbeit; unb Lieffe man bann gott walten um den fürs =
gang finer leer: der wurde wol ſchaffen, bag gröllere einigheit under ben
chriftenmenfchen wurde, glychwie zu anbeginn zu Sierufalem , weder fo wir .
us unferen fópfen meinend einigheit ufzerichten. — Ich gedar oud) fagen, daß,
ſythar den recht geleeeten im wort gottes berdruß der arbeit gewachſen, ift das
wort gortes verlaffen. Suft müßtend ſy darob Ligen, molítenb fy anderft die
warheit befchirmt haben. umma, lüg ein ieder, fo man in den höchften
welle machen, daß er, wie Chriftus (lod, bo man jn ein küng wollt ma»
chen, ouch flicbe unb (affe darnach die göttlichen fürfichtigheit rüchen! um
ordnung finer alöubigen. Aber bie gebrift der gloub: bann wir uns nit
laflend ans wort gottes. Darum ift der menfchlich anfchlag nüt anders,
dann ein gottlofe verrüchte verzwuflung und geoßmachen fin felbà, und ein
närvifche hürifche fürwitz. So vil vom ftatthalter.
Dee ander teil des gegenmurfs it giyn, man müffe einen entfcheider ha⸗
ben, fo zwitracht foe in dem verftand der gfchrift, ouch einen fichtbaren (tatte
halter , damit die einfaltigen fisher gmacht werdind. Antwurt: Welicher mag
von eins menſchen wort warlich urteilen, mie e$ der redend gemeint bab,
weder allein, der fo e$ gredt hat? Mag nit der, fo e$ gredt hat, einen anbren
verftand ghebt han bani dhein menfch uf erden ermeflen mög? Sich, mie fo
in mengen weg find die paradoxa ftoicorum, die verborgnen reden Pythago⸗
rdorum, die zwyfelhaften antwurten der abgötten und ander beichloffen reden
arsogen, unb bon den menfchen nit verftanden. Und bórfte (id) der menſch
über das heilig wort gottes ein richter (afen feßen , alfo baf er us finem fopf
föllte urteilen, diß oder das fpe Der verftand der afchrift? Wo aber der menfch,
fo das verborgen wort redt, felbs das zwyfelhaftig entfcheidt, dann fo verftat
man fin fürnemen. Alſo ift es nüt bann cin hochmuͤt, daß ieman den ber»
fand beg worts gottes anderswo fücht, bann by gott allein: Das leert
Chriftus mit finem eignen mund Job. VI. 45: Sy merbenb alle von aott
geleert werden. Hier. XXXI. 33: Ich wird min afaß in der glöubigen
berzen ſchryben sc. Er fpricht nit, in des papíté mund ſetzen. Aber fpricht
et Yob. XVI. 13: Wann der geift der warbeit fummen, wirt er üch alle
warbeit leeren. Der acit gotted leert gottes meinung in den herzen der mene
(den nit durch des papſts noch dheines menfchen mund. Thuͤt fchon ber
menfch das mort bar, mag er bod) das herz des menfchen nit glöubig machen.
Der áftalt ouch 1. Joh. II. 20. ftat: Ir beddrfend nit, daß üch iemanleer,
funder wie dd) die falbung (das ift bad ynſprechen des göttlichen geiftes) (cert
son allen dingen, alfo ift es ouch war und ift dhein betrug darin. Sich,
wer möcht den willen gottes anders leeren weder gott felbs! Go bod) den in»
neren verboranen menfchen ein anderer menfch nit erfennet; wie wollt er erſt
das amüt und filenemen gottes wüſſen? Die bina, die gottes find, bie erfennt
nieman dann der geift gottes. 1. Gor. TI. 11. Es hilft ouch nit fprechen :
o nun der geift gottes alle menfchen, die ex milf, leeret, fo mag er ouch den
papít leeren! das (af ich geen nach. Ich will aber dem geiſt gottes fin ftv»
3) ſorgen.
233. . — . dMiegeng des XVIII. atutet.
willung nit anbinden, daß alle menfchen müffinb glouben, baf, fo einer papft
foe, fo möge er nit irren, und foe ee ein obrer über das wort gottes und
verftande ef allein, alfo bag alle menfchen an (inem verftand hangen muͤſſind.
Dann das offnet gott wen er will Job. III. 8: Der wind mejet, wo er milf.
Alſo ouch i(t ein icber der us bem geift geborn it; das ift, der wirt anges
lucet vom geift gottes, nachdem ed dem geiſt gefallt. Wie vit pänften hand
ſchandlich geiret? Was bat Anaftafius qebatten von Ebrifto in der arriani⸗
ſtchen ireung ? Liberius und ander, damit bu nit fónneft bladren: Sa, (9
mögend nit ien. in den Dingen, die den alouben antreffend x. Kurzlich von
dem ittigen (pan hab ich genüg gefagt im büchlin von der kraft und ſicher⸗
beit des worts gottes. Iſt Ehriftus nit by uns bis an das end der welt?
itt fin hand und gwalt abgefchnitten worden oder kürzer gemacht, daß er die
herzen der menfchen nümmen zu dem (utren. einfaltigen verftand fing wortes
ziehen mag? Rugä! Der ander teil des kybs: Man mug dheinen ſichtba⸗
zen menſchen 3 dem glouben haben: dann der menfch macht den menfchen
nit alöubig, funder der geift, der das herz und amüt zücht. Ob man gindh-
‚wol den prebgenben haben müß, fo macht er bod) das herz nit aldubig. Der
geiſt und mort gottes thünd das. Und welcher fid) dargibt,? er mache (idee
oder entfcheide , der ift ein verfürer, ein antchrift: bann er gibt jm felbe zu,
das allein gottes ift. Dee geift gottes würket alle ding im allen menfchen. .
3. Gor. XII. 11. Und ift der meníd) nüt anders dann ein hushaber unb
fürtrager des worte gottes, wie Paulus Ieert 4. Gor, IV. 1. Das ift aber
by gott allen menfchen als? amein und bereit ale dem papft.. Dann wer
möchte den geift gottes gewaltigen oder verhalten oder yntbün Yet. X. 47.
Hiemit ſye genüg von ben verachteren Jeſu Ehrifti afeit, bie fid) * machen,
das dhein ereatur fon mag; namlich gott machend fo us jnen (e(bg. Weli⸗
cher aber nod) mee kundſchaft der Dingen welle haben, (efe Eph. 1. I. 1.
fbr. V—IX, ja die ganzen epiſtel; 9[pofat. vom (amm, das allein ben
gwalt hat, bas buch mit den fiben ſiglen bezeichnet, ufzethün x.
Der achzehent artikel,
Daß Ehriftus, fid) felbs eineft ufaeopferet, in die ewigheit ein wärend
und bezalend opfer t(t, für aller aldubigen find; darus ermeſſen wirt, bie
mef nit ein opfer, funder des opfers ein widergebächtnuß fon, unb fichrung
der erlöfung , die Chriftus imd bewifen hat.
Difer artikel it zum EA grilndt in dem amt Chrifti. Dann ift Chris
ftus ein einiger obrefter priefter in die ewigheit, bee nüt dann fid) ſelbs ufs
ovferet: fo müß ouch nit müglich fun, daß ev bidf für uns ufgeonfert werde.
Nun iſt er ein einiger ewiger obrefter prieſter, wie im vordeigen artikel gnuͤg
bewärt ift; fo folgt, daß er nit mee dann eineft mag ufgeopfret werden.
Dann fo fin ufopfren oft befchähe , (o wär er nit ewig; funber er mär glych
den priefteren und opferen im alten te(tament, bie man bid bat müflen wider
bruchen unb widernemen um jr unbolífummnuf. So aber Ehriftus oud)
mußte gewidret werden, müßte ie us unvolllommnuß und gebreften befcheben;
als flaelid) ermefien wirt us der epiftel zu den Hebräern an bil orten. Sunt
andren ift diſer artikel garünbt in den morten Pauli Hebr. VII. 26: Es hat
fid) zimmt, bag wir alfo ein heiligen unfchuldigen, unvermasgeten , von
3) Streits. 2) dafür auszibt. 3) fo. *) verfiebe: zu etwas.
Uslegung des XVIII artikels. |... 933
den ſündren gefündreten und über bie himmel erhöchten obreften prieſter dte
tind; der nit müßte alle tag zum erften für fine, darnach für des volks fünb
opfer ufopften : denn er (Chriſtus) bat e$ eineft gethon , fich felbs ufopftenbe.
Sich, wie Paulus hie zum erften die fubren unbeflediten boftien, Chriſtum,
erfcheint , damit bie kraft fines tobé und opfrens deß eigenlicher verſtanden
werde; barnad), wie er die bollfummenbeit Ehrifti underfcheidt von den
priefteren im alten teftament , dag er nit bat bedörfen für fid) ufzeopferen.
Zum dritten, taf fin tob fo ein vollkummen opfer ift, daß er num eineft ufs
geopfret in bie emigbelt alle fünd veiniget, unb nit muͤß gemibret werden,
wie der bordrigen peiefteren opfer.
Hebr. IX. 11,12: Als aber Ehriftus fummen ift, ein obrefter prieften der
- güten dingen, bie vorhar fünftig worend, ift durch ein gröfferen und volle
kummneren tabernafel, der nit mit bánben gemacht ift, das ift, der nit une
fers gebüws ift, ouch nit mit bocks⸗ oder falbsblüt, funder mit (inem eignen '
bluͤt, eineft unggangen in das heilig ett (das ift in ben himmel) , ewige erlö⸗
fung überfummende und gebärende. Difer worten meinung ift kurzlich:
Ehriftus it vil ein kräftigerer obrefter priefter bann bie im alten teftament gſyn
find; die felben find in ein tempel oder tabernafel ungegangen ber abgäng⸗
lich was, bann er von menfchenhänden gemacht, unb habend im felben tente
pel vihenblüt ufgeopfret. Uber Cbriftue ift nit in ein fólidhen tempel, fun»
der in den himmel onggangen, der nit 'zerbrochen mag werden, dann er nit
bon menfchenhänden gmadt if. Er bat ouch nit bocks⸗ oder kalbsbluͤt ufges
opfret, funder fin eigen blüt. Er hat oudy bae fin opfer, das ift, ſinen tob,
mit oft ufgeonfert; oder e£. wäre ghein 'underfcheid zwüſchend jm unb ber
alten priefteren opfer afon, ſunder iſt er nun eineſt ufgeopfret. Er hat ouch
nit nun uf ein zyt gereiniget, wie der alten prieſtren opfer, ſunder hat er
mit ſinem einigen einen opfer die erlöfung in die ewigheit erobret.
Bald darnach furicht er aber im vorgezeigten cap. b. 24-—28: Chriftus
. Aft nit in ein heilig ort unggangen , das von den menfchen gemacht fee, ouch
nun ein bedütende bildnuß foe (verftand, wie der Inblich tempel, der une nun
ein anbild gaeben hat des bimmlifchen tempels und wonung) funber in den
bimmel felbs, daß er nun binfür gettes angficht erfchyne für uns. Er if
ouch nit hinyn gegangen, daß er fib ſelbs oft ufopfre, glych ſam der obreſt
prieſter (des alten teſtaments) alle jar in die heligeſten ſtatt des tempels mit
frömdem, das ift, mit vihbluͤt pfligt hinyn ze aon; oder aber er hätte müfe
fen oft Inden bon anfang der welt har; ſunder ift ce ieh in bem end aller
zyten eineft durch das opfren fin ſelbs erfchinen zu abftellen die fünb. Und
wie allen menfchen anligt, daß fo eineft müffenb ſterben, demnach folgt das
urteilt; alfo ift ouch Chriftus eineft ufgeopfeet, dag er hinnäme die (ünb bee
ganzen menge sc. Dife mort Pauli find von jnen felbs Kar gnüg; namlich,
baf Chriftus nit in ein tempel, funder in den himmel yngegangen (ee; nit frömb
bluͤt ſunder fin eigen blüt ufgeovfeet, unb das nit oft gethon; oder aber fin opfer
wär ouch breſthaft, mile bie opfer des alten teſtaments; funbee nun eineft ich in
den Testen zyten. Dann glych wie alle menfchen num eineft fterbend, unb nach
ftem tob folgt von ftunb an das urteil gottes; alfo hat ouch Chriſtus (id
felbs num eineft durch den erlittenen tob ufgeopfret. Und nach (inem tob (it
harnach gefolget das abnemen der fünb bon der ganzen menge, das ift, ben
allen die gloubend. Derglychen furicht Paulus: aber Barnad Hebr. X. 10%
234 VUslegung des XVIII. aetifefd.
In bem willen oder ergeben (verftand Chriſti) find ‚wir heilig gmacht durch
das ufopfeen Gbri(ti das eineft befchehen ift.
Glych am felben ort fpricht wyter Paulus: Chriftus, nachdem er ein
einige opfer für bie fünd bat ufgeopfret, (it ex in die ewigheit an der grech⸗
ten gottes, nun binfür mwartende, bis daß fine foenb ein fchemel finer. füffen
gemacht mecbinb: bann mit einem opfer hat er vollendet und usgemacht alle,
fo iemar mee felig oder heilig werdend. Hie findend wir den andren teil bis
ſes opfers, bef bie einfaltigen manglenb, damit man (p ouch verfürt bat;
namlich hat man gefprochen: So mir täglich. fünbenb, müflend wir ouch
. täglich bif faframent bed altars ufopfren, das aber ein mindrung und ſchmach
wäre dem opfer. Dann Chriſtus ift ein fo vollkummen opfer, daß er nun
eineft ufgeopfret, alle bie, fo in jn gloubend (die aber helige heiffend), in bie
swigheit vollendet oder udmadyet, das ift, vollkummnet. Und fo ev für und
für müßte mibrum ufgeopftet werden, hätte er ein aftalt glych wie bie opfer
. in dem alten teftament,, die ouch um ir unvol(fommnug willen müßtend ges
widret werden , das wäre ie cin mindrung und (d)mad) der volífummenbeit
des opfers, das Chriftus i(t, der (id) felbs durch (inen tod hat gott für aller
menſchen fünd ufgeopfret, die ie warend und immer mee werdend. Dann
wie wär das ein ding, daß Chriſtus den väteren allen mit ſinem tod, eineſt
erlitten, hätte ſeligheit gerunnen; und ſollte der ſelb tod uns nachkummen⸗
den nit alfo mol, nun eineft ufgeopftet , in die emwigheit fruchtbar (on, für
all unfer fünd der grechtigheit gottes anüg ze thun? So müftenb bod) zween
Chriſti fon, einer der fo vollkummenlich die alten väter erlöst; der ander,
bet nit fo vollkummenlich für ung, als jener für die alten, den tod erlitten
hätte. Dder das Inden des einigen Chriſti wär für die hriftglöubigen im
nüwen teftament nit fo fruchtbar und güt ale für die väter, wenn mir. in oft
müßtind ufopferen: dann bie alten habend jn nie ufaeopfret, funder find all
zu gott fumme, ba Ehriftus e(t gelitten bat. Alſo werdend uns oud) un»
fer fünb verzigen, unb fummenb mit zu gott us kraft und Fruchtbarkeit
des (bend, das Chriftus eineft. für uns und alle menfchen gelitten hat. &o
thür,und. wert ift es vor gott, bag es in bie emigbeit für alle menfchen das
vfanb und wert ift, durch das fo allein zu gott fumntenb.
Das wirt die nod) klärer diſer gftalt: Cbriftus, bee die warheit iſt,
fpricht atfo Lue. XXI. 19: Das it min Inchnam, ber für üd) ageben
wirt. Hie beißt, für üch, als. bil als für alle menfchen: bann in der prre
fon der dazemal gegenmwürtigen hat Ehriftus alle aldubigen angeredt, ale die
wort des bluͤts heiter anzeigend Matth. XXVI. 28: Zrinfenb davon alle:
bann das ift das b[üt min, das biüt des nümwen teftaments , bas von bee
menge wegen vergoflen wirt zu nachlaflung der fünb. Chriftus bat mit —
ſiner erlöfung ein form gehalten, die by ben menfchen oud) brüchig ift.
Welicher ein gefangnen erlöst, der gibt zum erften.die ranzung oder losgelt
für in; darnach, fo er noch unfuber und mü(t ift, wäſcht er und -fübret
jn. Sölche gftalt Hat Ehriftus ouch gehalten, als Lucas anzeigt: Er bat,
finen lychnam für uns ggeben zu erlöfung, fprechend: das ift min Inchnam,
der für üch ageben wirt. Sich die ranzung oder losgelt, das ‚wir durch dem
lychnam verftond. Darnach hat er den gefangnen. arfübret mit dem abwä⸗
(hen fines eignen bluͤts, ſprechende: Matih. XXVI. 27: Srinfenb bas
von alle sc. wie da vor (tat, Diß zeig ich an nit der meinung, daB id
Uslegung bed XVIII. artikels. 235
mein, daß er ein anders mit dem tob und ein anders mit dem vergieſſen des
bluͤts verwürkt hab, funder, fotenmal er felbs die mürfung fines Igdens in
zwenen geftalten bed facraments anzeigt bat, daß der einfaltig bie in eim fürgon
die tommlichheit beider aftalten erlernete, bie id) nit u$ minem fopf, funder us
ben felbsworten Ehrifti erlernet hab. Daby (id) aber treffenlich ze verwund⸗
ren, daß durch die römischen Eichen bie gítalt des blüts dem gmeinen man:
ſchen entzogen ift, die doch Ehriftus ftof allmeg usdrudt, fo bid er von bent
faerament handlet. Ya es wirt etwann under bem namen des blütvergieflens
bie ganz Fruchtbarkeit (ined lydens usgedruckt; in der epiftel zu den Hebräern
oft, als du in ben vordrigen Eundfchaften heiter ſichſt, unb" €pb. I. 7. Röm.
LII. 23. Jedoch fo Iutend dife wort Chrifti heiter uf fin Inden, daß es, wie
wir band fürgenommen ze bemáren, ein pfanb, wert unb bezalung foe für uns
fer (ünb, in die ewigheit fedftig und unerfchöpflich, wie Joh. I. (tat. Alſo
baf, fo bid wir zu gott welfend gon, jn ermanen fólfenb bef, bag Chriftus
für uns gelitten hat. Dann das fin blut ift cin blut des ewigen teftamenté,
das i(t, das fin Inden unb opfer ewiglich bezalt für der menfchen fünd.
Hebr. XIII. 20: Der gott des fribend, der den groffen treffenlichen bitten
finer fchafen durch das blut des ewigen teſtaments bon den tobten wider gfürt
bat, den herren Chriftum Jeſum, der (ide* und vollkummne üch sc.
Hie widerſtrytend aber die päpſtler (wäpftler nenn ich alle, fo menfdyens
leeren , faungen und pracht nebend dem gottswort achtend; ja fü ‚achtends
höher. Dann bas gottswort faq, was ed welle, fo befchirmend fo bie meis
nung der römifchen pdpften, und verfchunfend das mort gottes). Ja die
püpftier ſtrytend aluch als doctor Martin Blanfch von Tübingen an dem tag
des geſprächs ze Zürich (treit. Ja, ſprach er, das in der epiftel zu dei
Hebräern (tat: „femel, eineft," das verfton ich alfo: Chriſtus ſye nun eineft
ufgeopfret, bas ift, num eineft getödt oder geftorben, wie gichriben (tat
(9bm VI. 9): „Mors illi ultra non dominabitur; der tod wirt nimmer
mec über jn gwaltig fun.“ Aber man mag in wol täglichen ufopfren, daß
er barum nit fterben muß. Dem gab ich dife antwurt: Lieber ferr! ed (tonb
biíe zwo meinungen in der epiftel zu den Hebräern , bie ert X. 14: Chriftus
bat mit einem opfer gevollkummnet alle, fo in bie ewigheit geheilget werdend.
Sie hörend je nun ein boftien fo thür und meet fon, daß ſy in die ewigheit
alle glöubigen (die nennt er gebelgete) bollfummnet. Daß je nun nit reden
fónninb: Sa, es ift ein opfer; ed mag aber oft ufgeopferet werden; ſo
loſend ouch der andren. meinung, die (tat Hebr. IX. 26: Gbri(tus ift eineft
ufgeonfret zü erfchönfen bie fünd der menge. Hörend jr nit zum erften, num
ein boftien, darnach, nun eineft ufgeonfrer? num eine und nun eineft ufge-
opftet. Wie mwellend ir mir mögen nebend difen morten unfüren, daß er
bid mög ufgeopfret werden, fo Paulus fo oft fpricht: „nun eineft?“ Dem
nach gab er mir uf die meinung bbrin antwurt meer: dann es flelend andre
reden un. Hie dörft man fein wyter arbeit han ze bewären, das Chriſtus
nit mee mag ufgeopferet werden, fo bie wort Pauli, ieh und vor anzeigt,
fo Mar (utenb: wo nit die meßknecht, damit jr gwünn nit nachliefle, einen
underfcheid machtind zwüſchend ufopfren unb. fterben, bie aber in Chriſto eins
(mb; alfo daß, mo in der gſchrift ftat:- „Ehriftus ift für uns ufgeonferet,“
1) (dide euch an, bereite, rüſte.
1.
236 Usfegung be XVII. artikel,
beiflet ed als bil als: Chriftus ift für uns geftorben ober unfer find. tub
widerum, mo (tat: Chriftus ift geftorben für unfer fünd, heißt es alg bit at:
Chriſtus ift für unfer fünde ufgeopfret. Das bewär (d) alfo mit der afchrift:
Hebr. IX. 24. (unb find die mort vor ouch 9njogen) : Jeſus iſt nitin ein
beiligen tempel pngangen, der von menfchen gemacht, oud) nun ein muftee
foe bed waren tempels, (bas ift des himmels); funder er ift in ben bünmet
pngangen, daß er nun Ginfür dem angſicht gottes erfchune für ung. €r it
ouch nit hinyngangen, bag er fid) felbs oft ufonfre, glych mie der obreft prie⸗
ſter (yerftanb im alten teftament) alle jar mit frömdem blüt in den innerbeli«
gen teil des tempels gngat; oder aber er (Chriftus) hätte oft müflen Inden
von anfang der melt har. Sichſt du bie biíe zwey wort: „ufopfeen unb
Inden, ^ für einandren genommen werden in giycher bedümuß? Dann zum
erften fpricht er nit, daß er (id) ſelbs oft ufopfre; und bald barnad: oder aber
er hätte oft müflen Inden, bad if: er bätte fich ſetbe oft müffem ufopfren.
Dann Paulus bat die vordren red anghebt füren mit dem mort opften,
und bat fy in dem mort Inden, in einer meinung, vollendet. Dife mei»
nung habend oud) die wort Ehrifti Luc. XXII. 19: - Das ift min Iychnam,
ber für dich ggeben wirt. Für did) ggeben, ift als vil als: für üch gott
ufgeopfret. Wenn ward aber Ehriftus ufgeopfret anderft, dann da er farb
am krüz? So ward unfer beit und fin teftament erſe gänzlich gevollkumm⸗
net; ale er felbs vebt, ee unb er den geift dem vater empfal: Es ift alled
vollendet oder usgemacht oder bolífummnet, oder vollbracht. Lonſummatum
eft. So ward der handel Chriſti erſt gang, do er ben tob beid.!
Das wort opfren, ber gſtalt mir es von Chriſto hie bruchend, heißt den
Hebräern zaba, das ift als vil als getödt, barum daß die boftien für bie
fünd getóbt wurdend; und ward die fünd nit on blüt vergeben Hebr. IX. 22.
Dannen die Hebräer oud) den altar nennenb misbady, daß die getödten opfee
baruf gelegt und anzündt murbenb. Die Griechen nennend das, fo wir
opfren heiſſend, thyein; heißt ouch tüben, ae tob fchlahen, ober mezgen; bie
Ratiner, facrificare , mactares heiffet betalnd)en. Uber unfer wort, opfren,
heißt by uns nit töden, fünder fdyenfen, eexen, mieten. So wir aber von
Ehrifto rebenb, müilend wir by dem opfren perfton Inden und fterben. Dann
alfo wirt davon gercbt in denen forochen, borus mir bas tütfch opfren ma»
chend. Und mie Ehriftus nun eineft gelitten und geftorben, atfo ift ev ouch
nun eineft ufaronfeet: dann das opfer mag nieman ufopfren, dann Chriftus fidy
feld, Als Cfaj. LIII. 4—7. 10. Pſalm XL. 7. $xbr. X. 10—18.
Nun hat Chriſtus fid) felbs nit mee bann eineft ufgeopferet; dannenhar es ein
frefen ift, daß wie ſprechend, wir opfrind ben, bee allein in finee hand hat
fin feel binzelegen und mibee ze nemen. Doch twellend mir mit Eundichaft
der gſchrift harfür bringen, darin man erlerne, opfeen unb fterben ober,
Iyden in Chrifto ein that fon. Das, mann man fpricht: Ehriftus ift für unt uf»
geopfret, berftond wir: ec bat ung erlöst; und wann man (orit: Chriftug
ift für ung geftorben, fo verftond wir aber: er bat uns erlöst. So nun
die that des willigen Gfbené das verwürkt hat, und er bot eineft gelitten;
fo ift ev ouch nun eineft ufgeopfret: dann fin opfer hat, eine. ufgeonfret,
allen breften bezalet. 9tóm. VI. 9. (Feb fummenb die undfchaften): Chris
*) litt,
Uslegung des XVIII. artitefd. 231
‚Rus; uferftanden von den tobten, flirbt fürhin nümmen; der tob wirt jn
nümmen begwaltigen: bann daß er geftorben, ift von der fünd megen bo
fcheben, und das nun eineft. foie Dóreft bu, daß et den tob erlitten hat
um der fünd willen. Wann id) bid) nun frage: was hat Ehriftus damit
gemeint, daß er (id) felbs Bat für uns ufgeopfrer? wirft du on zwyfel
antwurten: Er bat fid für unſer fünd ufgeopfret. So red ich mutet:
Wenn nun ufgeopfret fon und geftorben oder getödt (on, ein urfad) oder
wert babend, namlich ı das binnemen der fünd, fo müflend ie ufgeopfret
unb getödt fon, ein ding fom. So folget: Iſt er bann nun eineft getödt,
fo ift er ouch nun eineft ufgeopfeet. Denn das ift die vollkummenheit (ined ly⸗
bené und fteebens, daß e$ eineft für und armen fünder gott ufgeopfret, in
bie emigbeit ein bezalend pfanb und wert i(t für unfer fünd. Petrus fpricht
3. cap. II. 24: Chriftus bat unfer fünd felbs uf finem Iyb getragen ant
holz sc. Hie fpricht Petrus, er babe unfer fünd fchon getragen; er (prit
nit, ba6 er fo ecft werde tragen. €pb. I. 7: In Chrifto babenb wir er»
lófung ber fünd durch fin eigen blüt. Col. I. 20: Gott Hat gefridet durch
das blüt fines (Chrifti) krüzes alle ding, fü feinb uf erden oder im himmel.
Hat nun Ehriftus mit einem tob alle menfchen, bie uf erden find, gefridet,
da er fin blut am früs vergoßz und find wir uf erd: fo find ouch unfer
fünd mit dem einigen tob und opfer gefridet, und allee die iemer werdend.
Dee meinung i(t alle gfcheift voll. Jetz mein ich genügfamlich harfür
bracht, baf fterben und opfer Chriſti ein handel, ein ding ſye, damit bie
meßknecht nümmen den fulen gegenwurf mögend thuͤn: Er ſye nun eineſt
geſtorben, aber man möge jn dick ufopfren. Denn welcher menſch bat ie
Chriſtum ufgeopfret? Do Chriſtus am früg ufgeopfret und geſtorben ift,
hat jn fein menſch ‚ufgeopfret, funder ex fid) felbe. Alſo, willt bu gott et»
was ufopften: opfer bid) jm uf, glychſam wie er für bid) gethon Bat!
Wie kannſt du (agen: der menſch opfre gott uf, fo bas nie befchehen iſt,
bo Gbriftus glych den tod leid? Jetz folget der ander teil difer ſchlußred,
der die einfaltigen klar leeren wirt alles, fo inen nod) nit berftändig i(t.
| Darus ermeſſen wirt, bie meß nit ein opfer, funder des opfers «in
Piatti fon unb ſichrung der erlöfung, bie Chriſtus uns bewi⸗
en bat
Cn dem vordren tei diſer ſchlußred iſt ſtark gnuͤg bewaͤrt, daß Chriſtus
tin fo thür opfer iſt, gineft geſtorben und ufacopftet, daß es ewiglich ſelig
—* unb erlöst alle menfden, bit gloubend. Daß nun bie päpftier nit
ftatt habind ze fchryen, als jt gemonheit it: O frommen Chriſten! fehend
jt, womit die [üt umgonb; fg mellend ung us umferem lieben herren, dem
fronlychnam Chriſti nüts machen, und uns arme menſchen der himmel«
ſchen foys berouben: darum will id), ob gott will, furstid) in difen mors
ten anzeigen, mie es um bif faceament ftand‘, und zum erften ofinen bee
erfigenannten unbillich gefchrey. Sagend an: Wer undernimmt fid), den
fronigchnam Chrifti ze nemen dem chriftenvol!? Wann ich fprich: Chriſtus
mag nun eineft ufgeopfret werden, und berodr das mit der gafchrift fo vilfale
-tiglich , daß bu nit ein ort nun bewegen magít; han ich denn geredt:
Chriftus ift nüt oder das faccament des a(tars i(t nit? Sich, mie bu dinem
got einen andren. mantel machlt, damit du das einfaltig bolf bon der mat»
beit abmenbi(t mit der geftalt der unbillichheit.. Die mindrend und ſchmaä—⸗
238 Uslegung *e$ XVIII. actifefé.
hend den Inchnam unb bluͤt Chrifti, bie fo nit bruchend, wie fü Chriftus uf»
gericht und geordnet bat; funder babenb fo bem heiligen. feoniychnam und
blüt Chriſti finen namen geändret, unb den beuch beider geftalten in eine
Zürzt. Denn das, fo ein teftament, gmächt! oder verbündnuß ift und ein
widergedächtnuß, das hand fy ein ſaerament genennet oder opfer, welche namen
wider einandren find. Dann ift ein facrament ein opfer: matum ift die ee
oder (este falbung nit ouch ein opfer? A dann difer fronlychnam ein
opfte, als je fagend: warum begenfend jr es under dem namen factament?
Darum lofend um gottes unb der marbeit willen der meinung, die ich nit
us. minem fop(, funber us dem felbswort Ehrifti und Pauli bewären will.
Sum erften müffend ir wol, bag bif wort facramentum , ein alt (atinifd)
wort, nit heißt, für bad wir e$ ietzund beuchend, funder heiffet factamentunt,
eigenlich ze reden, einen eid. Wo je nun die ding facramenta- nennen wel⸗
(end , bie gott mit finem eignen mort, das als finf und gwüß ift, als hätt
— et einen eid barum geſchworen, ufgefeßt, gebeiflen und geordnet hat: fo (inb
til. ding nit facramenta, bie aber wir für facramenta hand: denn gott hat
nüt von jnen geredt; als bie fiemung, mpbe, legte olung, der maß wir fü
bruchend. Es werdend ouch barmiber facramenta fyn, die wir nit für fa»
eramenta baltend, als almüfen: bann von dem bat gott gecebt, was man
dem ficin(ten thüje in finem namen, bas welle er achten als wär ed im felbs
befcheben ; mag nit felen. Es wurde ouch der bann ein facrament fon: bann
Ehriftus hat gredt, was die gemeind binde , das fye im bimmel oud) gebuns
den; mag nit felen.. &o müßt es ie der aftaít ein facrament fon. . Aber bie
theologi nemend facrament nit alfo, funder ſy fprechend: Sacramentum eft
faerä rei fignum , facrament i(t ein zeichen eins heiligen dings. Iſt nun ber
frontychnam und blüt Ehrifti nun ein zeichen eins heiligen dings: mwöllt ich
gern mwüflen , mad er bod) bebüte; und fo er nun bedüte, wie fóunt er ein
evfer (9n ? oder mic. jr theologi erlyden mögind, daß der froniychnam unb
blüt Ehrifti under bem namen faceament begriffen werd; fo facrament. nun
ein zeichen eins heilgen dinge ift? und aber je fo dnaftiglid) erfarend, * wie
die fubftang bed Drots verwandlet werde in die (ub(tang des lychnams sc,
Darum mag ein kind merken, daß jr das wort ſacrament nit recht erklärt
band, ja, e$ (ge ein zeichen eins heiligen dings: denn ber froninchnam und
bluͤt Chrifti find nad) ümer leer nit ein zeichen, fünber ein opfer. Ho
ein opfer, wie fann e$ ein zeichen fon? vorus im nüwen teftament. Ver⸗
nemend aber, daß faceamentum , fotenmal bag je ME mort nad) üwrem muͤt⸗
willen gebrucht hand, als vil heißt als ein heilige heimliche, ober ein heilig
heimlich ding ; was wellend je nun bem klaren und nubbarlichen fronlych⸗
nam unb blüt einen fülicyen namen geben, daran der einfaltig nun unwüſ⸗
fend gemacht wirt? Warum hand jr jm nit (inen erftlichen name gelaffen,
und bands genennet den Inchnam und das b(üt Chriſti, mie es Chriſtus felbs
und Paulus genennet habend ? Sprechend ir: Wir nennend ed doch alfo.
Warum habend jrs bann ein factament. genennet mit einem unbekannten
namen? der glych als mol bie (estem. Ölung heißt, als bem fronigchnam
und b(üt Chrifti. Spricht: wozuͤ ift dife fpibfinbige teilung bed facrament$
qut? Antwurt- Warlich nienarzuͤ, dann zu erzeigen, bag jt in ben facra
1) Vermachtniß. 3) forgfältig erforicht.
uslegung dei XVIIL erf — 239
menten unwyslich umgond, unb babent ben frenindónam unb blut Chrifti
ouch under ben namen Tacramıent gezwungen , mie wol jm üwer definiz nit
zimmt; fo fee jr den für ein Opfer Galtenb, und ift aber der feoniychnam unb
b(üt Ehrifti beiliger, bann daß ce under dem namen facrament (als jv$ nee
mend für ein zeichen eine. heilgen dinge) begriffen werden fölle. Ir band aber
den nuin dem üwrem irrtum funden, daß jr ich bie eihfaltigen überfallend,
fo man nüt uf ümre wyhe halten will, und fchryend: Man haltet nüt mee
uf den facramenten. So werdend fy denn unbulbia, unb wänend, man ber»
merf den fronlychnam und blut Ehrifti, ben touf, die ee, bas bergeben bee
fünden: bann fy wüſſend nit, was facrament heißt. &o fer jr aber facras
mentum nennen welltind ein ficher zeichen oder figel , fo mag ich wol Iyden,
daß jc den Inchnam und b(üt Chrifti ein facrament nennind; ed mag aber
ümer deſiniz oder befchenbung difen verftanb nit erinden. Denn, der gftalt
muͤſſend je ümre wyhe, firmung , legte Ölung laflen fallen, welche mit bent
wort gottes nit berfichren mögend, der gftalt je fo beuchend. Ich (af .bie
lezten ólung einen fründlichen zügang und heinfüchen bed kranken fun; daß
fo aber ein gmüß mort gotted bab, daran man gwüß glouben könne, mof
darunder bfchech, das hat man nit. Sd) (ag die ſirmung ein zeichen fon glych
als das möfterhembd ;* baf fg aber ein facrament foe, alfo daß gott ein
gwüß wort batuf geredt hab und im mort etwas verheiſſen, das ift nit.
Und (ptenmal wir der firmung ze reden worden (inb, will ich min gütbee
bunftn davon fagen.
Von der firmung.
Ich mein, baf die ſirmung ba dannen foe kummen (bann in der Beiligen
afchrift findt man nüt von jr nod) by den alten leereren; dannen har má
ich mid) mánens benügen), daß man angefehen hab, daß die kind, bie den
glouben durch vater unb muͤter oder getten unb góttinen ? verjähen band,
nit mit eignem herzen ober mund, fo fy zu verſtand kämind, den glouben
mit eignem mund verjähind, und ſyind barum zu bem prieſter gfuͤrt, daß
fo da im glouben wol bericht wurdind, und nach bericht des gloubens jit
effentid) befanntinb vor allen menfchen. Deß gibt ein anzeigen, daß man
noch hütbytag, ce man firme, prebget bom glouben, mo e$ recht zügat. Wie
wol til wychbiſchof iebunb genteintid) nun predigen, mie ed cin Heiliger diae
tactet (9e; und fölle man erft getoufte und unber(tánbige kinder hinzu tragen,
damit bas opfer deß gröffer werd. Ich hab aber von den alten ahört, daß
man vor zyten den afiemten gefragt hab, wie er heiß, unb darnach, ob er
den g(ouben und das vater unfer fónne, und demnach gefalbet mit dem öl
-oder chriſem. Us den brüchen, und daß man noch bütbotag den namen erforfcht,
muß id) ie gedenken , daß die firmung erft in einen bruch kummen foe, als
man die kinder gemeinlid) Hat angebebt in der finbbeit, ja fo bald fy worden
find, toufen, damit jnen der gloub, den vater und müter für (y durch gotten
und góttinen verjähen habend, nit unbefannt (oe. Wie wol ich weiß (als
die alten anzeigend), daß man von alter har die kind etwann getouft bat, ift
t$ doch nit alfo gemein afon als zu unferen zyten, funbee man bat fü offene
lid) mit einandren geleert, al f zu verftändnuß fummen find (dannen bar
ſy ouch fatehumeni hand gheiflen, das ift, bie berichten), Das mort bed heils.
*) Zauffleid. 2) Bathen.
$40 Wälegung bed XVIIL actifeit.
Und fo fü dem feften glouben im herzen gegeben habend, und mit dem mund
verjähet, bat man ſy getouft. Welchen fitten der Icer ich beger noch hüt⸗
botag wider angenommen metben, namlich bag man, futenmal man bie
finber fo jung touft, fo füeneme ze leeren, (o fo zuͤ ſoͤlchem verfiand fum-
mend, daß fy vernemen mögend das wort gotted. Sunſt hättind (5 einen
geofien fchädlichen Hinderling , (ólftinb (9 in dem mort gottes, jod) nach bent
touf, mit als mol geleert werden, als die jungen bor atten bor dem touf gleert
(inb; als noch hütbytag anzeigend etlicher alten leeren ober. predginen zu ben
katechumenis, das i(t, zu denen, die des gloubens bericht und der (eer. gottes.
Us weichem grund wir ouch zu Zürich vor jares frift angehebt habend zwierend
im jar alle jugend berufen, unb fy alfba mit einandren leeren gott erkennen,
unb demnach fin mort und willen jnen offnen, wie fü (id) gegen im unb bem
nächften halten fólinb; oud) mie fo fid) zu jm als zu einem feündlichen
lieben vater verfehen föllind, und ad jm loufen in aller not des lybs unb
des gemütes; unb thund dag zu eim mal in ofterfyrtagen; zum andren zuͤ
fpatem berbft oder zu wyhnacht an ber finblin tag. Sölicher gftalt mein
ich bie Armung gebrucht fon, damit bie, fo vormals unmüllend getouft mae
send, hernach , fo fo zu vernunft kommend, wüflenhafter fach den glouben
ſelbs verjähind, bod) erfi nad) dem (o in dem handel des beils wol bericht
warend. Das zeiget oud) an der nam confirmatio, das heißt ein beftä-
tigung. Und föllte bie firmung ein widergebächtnuß der zukunft oder one
bringen * des heiligen geifts fun, hätte fo mol einen qnbren namen. Sid
weiß ouch wol, was 9Dtagifter in fententiis davon fehrybt; laß mich bas feld
nit fümmeren. Und zü meererem ernft bat man das falben hinzu gethon; .
darus habend die theologi ein faerament gemacht, und band aber die wych⸗
bifchof das beft darinnen verlaflen, das ift, den bericht des worts gottes.
Hieby fag id), bag mich wenig bekümmert, ob fy (don das wyhwaſſer, den
zouch und ander ding facramenta nämtind, fo fee fp bem touf, bem frons
lychnam unb b(üt Cbrifti nit jren verftand mit dem namen facrament. bere
dunkler hättind. Denn ie mif ein underſcheid fun zmüfchend denen dingen,
die gott bat ufaefe&t, und jenen, bie der menfch hat ufgeſetzt. Willt du num
den touf und fronlychnam und blüt Ehrifti faeramenta nennen, fo muͤſt bu
mit denen dingen , die von menfchen erbacht find, den namen facrament nit
gmein machen, ober aber du erhöchft der menfchen vernunft und elementa
nebend gott hinuf. Willt bu denn ein ding , das von menfchen erdacht ift,
"mit dem namen facrament befleiden, fo müßt bu under ben namen , bad bon
gott fummt, nit zwingen. Und bag red ich uf bie meinung, fo fer bu vom
dem namen facrament Peden mwillt, wie die theologi bishar geredt band.
€ fer dur aber facrament nennen wölltift ein gefegnet oder ghelget ding,
fo werdend dann nit allein firmung und Ölung und wyhe, funder wyhwaſ⸗
fer, wyhrouch, fladen, palmen und fant Johannestrunk facrament. Darum
tobend unbillih, bie fo der leer Chrifti miber(tvebenb, wenn fo. fd)rpenb:
man will ung nüt us den facramenten machen. Denn verftond jr facras
mentum, ed foe. ein zeichen, bad mit dem wort gotted oder des menfchen
gefegnet oder geheilget fye, fo find jro mol mec dann ſibne. Derftond aber
je facramenta fon bie zeichen oder pfanb, die gott mit finem eignen mort
1) Cingebung.
uslegung des XVIBE euiteli. 941
gegeben und geheilget nnb: befeftet bat, fo müffend ie nit facrament fon, bie
nun us bem anfeheir und mort des menfchen kummend. Hierum menn ich
fatcramentum nenn den fronigchnam und blut Chrifti oder den touf, fo ber»
fton íd) facrament, wie zum erften mal davon gredt ift, das, fo mit bent
unbetroglichen gewüſſen mort. gottes gngeíet if. Wenn id) Die andren
gefegnneten ding nenn facrament, fo verfton ich facrament ein zeichen, das
gefegnet foe mit dem mort gottes ober bes ‚menfchen. Dann wie bic theologt
factamentum beſchrybend, mag e$ nad) jrer meinung nit gemein fun bent
facrament des altars. Doc) i(t ganz närriſch in den birigen fo unfründlich
zangaen, als etlich thuͤnd: bann was befümmeret mich, wie bie Latiner bie
heiligen ding nenninb? Gacramentum ift ein latinifcher nam; bie Griechen
bruchend jn nit, wiewol fo mofterium bruchend ; bod) gar nit der meinung
als die Ratiner facramentum. Wir Tütſchen bedörfend des worte facrament
Tit. Die heiligen ding heiffend ung touf, froniychnam und bfüt, ee, gnad
gottes oder nachlafien der fünden, lung, fitmung, wyhe oder übergebet *
oder fegen. Alſo erkennt man iedes by finem namen.
Und fo ich von der firmung geredt hab: i(t nit ungefchickt, ich fag baby
oud) von der Blung. Bon bero ſchrybt Jacob V. 14: So einer under üch
krank ift, fo berüfe er die älteren ber fild)bóre oder gemeind, und die felben
betind. über in, nachdem fp jn mit öl ge(albet: babenb. in bem namen des
. beeren. Und das gebet des gloubens wirt den Franken afund machen oder
heil, und wirt in der herr ufrichten; unb ob er fünd gethon hätte, fo wirt
es jm nadygefa(fen, In den worten Jacobi gründend die pdpítler, daß die
ölung ein facrament fye. Und bat aber Jacob nüt andere bie geleert, denn
ein fründlich mittyden und beimfüdyen der Franken; die fölle man catíamen ®
mit falben des à(8, und feit gar nüt bon gefegnetem Öl, funder fchlechtlich
. fun von dl. Er gibt eud) das nachlaffen der fünd und heil nit dem öl zu,
funder dem gebet, bad bie eerfamen der gemeind im glouben für bie franfen
tüüinb. Dife Slung hat fein gottswort, das unà gewüß (age, daß under dem
zeichen der ölung bie ſünd vergeben werd; funder das felb ift dem gebet zuͤ⸗
gearben; alfo wär bas gebet ein facrament nad) jrem fürnemen. Aber
bekümmre fid) um des namens facrament willen nieman, mie vorgemeldt ift!
Was gat uns der latinifch nam an, ben die Latiner felbs fchlechtlich- verftan-
den habend? Wir müffenb, bag der touf, froniychnam und blüt Chrifti, die
'tt, bon: gott find ufaefebt; dag vergeben der fünd ift gegründet im wort
gottes; daß bie ü(ung unb firmung ein frünbtid) angenfen ? ift, non. den
menfchen gebrucht, ja erft nad) den rechten weienlichen werk. Dic ölung
it minder dann dag gebet ; die fiemung des chrifams minder denn das mort
des gloubens, das foli ba verhandlet werden. Alſo mag ich oud) bon ber
' wöhe fagen , i möcht wol [gben, ob man bie, denen man bas wort gottes
empfolen , mit Öl oder anken (albete, fo fer etlich blófee nit (o närrifch mde
sind, baf ſy fid) batnad) für heilig hättind, und fo [dppifd) fid baretind, *
daß warlich wäger wär, man ließ bas falden underwegen. Verzych mir,
lieber brüber in Chriſto, daß ich nit von fund an, wie id) verheiffen batte,
vollendet hab die materi vom fröniychnam und b(üt Chriſti. Es bat fid
wol hie begeben? difen uslouf ze thin, fo id) bod) von bem namen faccament
. 1)Beten über unb für jemand. 2) heilen. 3) Handanlegung. *) geberdeten, betrügen. 7 acfügt.
Zwinglis ſammtl. Schriften I. Bd. 16
242 Uslegung bed XVIII. artikels.
bab muͤſſen reden, mit dem (id) ettid) fo márrifd) anlaffend und fümp(enb
um geifmullen. And bedörfend aber wir Zütfchen des namens nit; und. fo
mit jn (on babenb, fo wüſſend mit nit, was er heiffet. Nenne einer ein
ding mit bem. namen, den er mol verftat, und belade (id) (rómbtr morten
nüts. Es bat Ehriftus Das mort (acrament nit gebeucht, der aber der urs
fpeung der heilfamen Dingen ift, die wir facramenta nennend ; und wir furend
ein ſölich gfecht um der fimonifchen bifcyofen falbend wegen, wie bie (tein
heilig werdind und erd und fchufienden menfchen. Laß die falbungen ein
hübſchen brud) fon! bann us dem mort. gottes hand fy feinen grund. Und
ift t$ nit gnüg, baf du ft facramenta nenneft: fo gib jnem nod) ein kluͤgeren
namen! Sch will aber, fo bu (5 facramenta nenneft, nit, bag bu fn mit
nebend den heiligen zeichen , bie Chriftus beftimmt bat, baltet. Cd) mag
ouch nit, bag bu mir die göttlichen zeichen facramenta nenneft, wenn biz
facrament heißt der böggenbifchofen * falbung. Dann ſy find mürbiger, denn
ba$ fy gezält (óllinb werden under bie menfchlich erfundnen zeichen.
Sytenmal nun, wie obgemelbt, (taf und gnüg bewärt ift, daB Chriftus
nun einift bat füllen und mögen ufgeopfert werden (dann das eigenlich jm
zimmt, daß er, fid) felbs gott ufgeopfret, in die ewigheit für aller menfchen
fünd eüt bezalende gnädigung (9€): fo folget, daß die meß nit ein opfer fot,
funder ein widergedächtnuß des opfers, das nun einift bat mögen ufgeopfret
werden, unb ein fihrung den blöden , bag fy Ehriftus erlöst habe, alfo daß
fo als ficher find, fo fu feftiglich gloubenb,. Chriftum jre fünb besalt Haben
am krüz, und in fölichem glouben eſſend und teinfend fin fleifch und blut,
unb erfennend jnen bas zu einer fihrung gegeben (9n, ja jnen merbinb jre
fünd verzigen , als wäre Chriftus erft am krüz geftorben. So kräftig und pt
allen zuten gegenmwürtig ift Ehriftus: denn er ift ein emiger gott; fo ift ouch
fin Inden ewiglich fruchtbar, als Paulus redt Hebr. IX. 14: Wie bi( mee
wirt das blut Chriſti, der fid) felbs durch den ewigen geift unbefledt bat
gott übergeben oder ufgeonfret, unfer confeienzen reinigen sc. Die. fpricht
Yaulus nit vergeben, daß Chriſtus fid felbs durch ben ewigen geift ufge⸗
opfret habe gott; ba aber wir im latina) lefend „per fpiritum fanctum,
durch den heiligen geit." Dann Paulus erklärt ant felben ort, wie Chriftus
nun einift ufgeopfret, in die ewigheit ein thür und wärend opfer (ge für aller
menfchen fünd. Und bemárt das in dem, daß er cin ewiger geift unb gott
foe , ouch fin Inden in die ewigheit fruchtbar. Hie föllend aber die einfalti«
gen lernen, daß man bie nit ſtrytet, ob der fronlychnam und btüt Chriſti
geeffen und trunken werde (dann daran zmuflet bbeinem Ehriften); funder
ob e$ cin opfer foe oder nun ein widergedächtnuß. Und befchicht das barum,
baf die irrenden pfaffen zwey ding leerend, die wider einandren find. Das
erft ift, daß (y leerend, bie mef fog ein opfer; unb babenb ab ber (tee meer
aelöst,? bann uf den hütigen tag alfe fürften und herren barfchaft babenb.
Das ander ift das, (o fo ein gro(fe aftalt bed brots bruchend, und gebend
Dem gemeinen polf -nun ein Beine. Und fo man fy exrforfchet um die geftaft
des blüts, matum fü bie dem gemeinen Chriften nit gebind: fo antwurtend
1) Larven von Bifchof. Zwingli will da die Weibbiſchofe verfanben wiſſen. 3) cingee
nommen, gewonnen. — |
a) Qn der Bulgata.
Uslegung des XVIII. actifeí$. 243
(o, man fälle deß mit achten; da fye dhein unberfcheid: inelicher Ehriftum
eſſe in dee Heinen geſtalt, der effe nüt minder bann der prieſter; es foe an
jm feb$ ganz glych. So bu nun (prit: Iſt e$ glo, marum nenneft du
denn das bin ein opfer ? Und wie gat es zu, bag mins nit ein opfer it?
So mins nit ein opfer ift unb find beide glych, fo muß ouch bae din nit ein
opfer fon. Hie bebenb fo dann an einen underfcheid ze machen, und aübenb -
die mort Gbrifti nun uf fid) felbs; und menn das mat wär (als es nit iD,
fo wär der fronigd)nam und btüt Chrifti allein der pfaffen. Das (ot fer von
uns je gedenten ! Und difen gegenmwurf foll der einfaltig behalten: dann fo
bald man jnen den in’n Pals fchoppet, fo würgend ſy dran; mögend in bod)
nit verſchlucken. Iſt e ein fatrament ; wie, bag bind cin opfer ift unb mines
nit? Sf opfer und faceament ein ding? Daß nun der falfd), da fg fagend,
jres (5g ein opfer, entbedt werde, wellend wir bie fad) zum erften alfo für
d'händ nemen:
| Alles, fo ber menfch ufopfret, es foe wie tbüe e welle, ift e$ doch min-
der dann, wenn er (id) felbs ufopferete. Darum hat eud) Ehriftus fid) felbe
ufgeopfeet, damit er als ein mittler gott das höchſt ufopfrete, das er hätt.
ie könnt nun der menfch gott ufopfren? Will ev das höchft gott ufopfren,
das er vermag: fo müß er thün mie Chriftus; er muͤß fich felbs ufopfren:
bann Chriftus bat oud) nit einen andren, funder fid) felbs ufgeopfret. So
nun ber menfch Chriftum ufopfrete , fo berürte basfelb jn nit, finder Chri⸗
fum. Und fo ba? opfren Chrifti nüt anders ift weder den tob Inden für
uns armen fünder, wie da oben bewäret ift, fo müßte ie folgen , daß, meli»
cher ich Chriſtum ufopfrete, dag er den crüzgete. Denn das höchfte opfer
mag dheiner thin, er opfre dann.fich felbs. Was underftat denn der menfch
Ehriftum ufzeopfren , fo den nieman mag ufopfren dann er fid) felber? Iſt
denn ber menfch über Cheiftum, bag er Cbritum mag ufopfren und fid
felbs behalten oder (paren? Gang, opfer dich felbé gott uf, willt bu ie
geopferet han. Spricht, wie? Gang hin, verlöugne dich felds und trag dir
crüz Chriſto nach Luc. IX. 23: Welcher mie nachlummen will, dee ver⸗
(öuane fídy ſelbs und nem uf fid) fin crüz alltag, und folge mir nad! bann _
weicher fin feel, das ift, fidy felbs behalten milf, ber verliert fy; und teli»
her fin feel verlieren wirt um minetwillen, der wirt fü behalten ic. Sich
ſelbs berióugnen ift ein groß opfer; bann ber menſch ift groß in ſinen eignen
eugen. Er fpricht zu jm felbs: bu bift fo bil rychtagen unb eeren meet,
(o wys, fchön ober Hüg. Wenn ec nun fin eigen (dal gat ber(óugnet, daß
et by im ſelbs gar nüt i(t: denn fo i(t er eins armen geifted, denn fat er
fid) feb verlöugnet. Dann folgt hernach, daß er fin erüz uf fid) nem.
Diewyl der menfch in bifent aot (ebt, ifi er nümmer on ein crüs. Sft er
wit eins armen geiſts, mie bor(tat, unb hat fid felbs verlöugnet: fo tteit ev
auch ein crüz, aber bem tüfel nach. Iſt aber er fchon verlöugnet: fo ift er
des crises nit fry, funder ee muß fin erüz erſt uf (id nemen, bae ift, alles
das gott wider ift und im ſelbs, ouch das gott gefällig ift und jm miber, —
wit dulde tragen, alle franfbeit, alle ſchmach, allen abgang gütes unb der
eeren müts achten, ben tüfel, bee uns im allerbeften mit üppiger eet oder ruͤm
anficht, ber(tóuben mit unabläßlichem Iyden, und dem herren mit bil ſchweiß
und arbeit nachfolgen, das ift, wie er um unfer willen fid) felbs in alles ly⸗
den binggeben hat, wir uns ouch alfo um ſinetwillen hingebind und tragind
244 Uslegung bed. XVIII. artikels.
all wechändel. Das ift jm nachgefolget, wenn wir thünd, mit te gethon Bat.
Fa, willt du gott etras ufopfren, opfer jm binen hochmüt uf, veracht dinen
namen, din hab, din feel, bas ift, bid) fe(bt, ober bin feel, das ift, ben ſinn
und müt bínes geifts: denn des menfchen müt unb geift ift hochfärtig. Diß
bab ich zu einem ynzug! gethon, damit männiglich verftand, was das wort
ufopfren eigenlich bebüte, und daß das höchfte onfer ift, fo der menfch fid)
felbs opfret; es mag ouch den menfchen nieman ufopfren denn er (id ſelbs.
Alfo mag Chriſtum oud) nieman ufopferen dann er fid) felbs; unb hat das
nun einift gethbon. So müß ie bas, (o wir täglich thuͤnd, nit ein opfer,
funder ein fichre midergebächtnuß fon des einift getödten opfers Chrifti. Doch
wellend mir iet die wort Cbrifti und Pauli harfür bringen, darin wir allen
handel (utee begryfen mögend. Ä
Matth. X XVI. 26. (tat alfo: Do fy z’nacht affend, hat. Jeſus das brot,
das er in die händ genommen .unb dank gefeit hat, gebrochen, unb bat e$
den jüngeren ggeben und gefprochen: Nemend, e(fenb! das ift min lychnam.
Und ale er das teinkgfchier genommen und dank gefagt , Bat er es nen ggeben,
ſprechend: Trinkend us jm alle! bann das ift min blüt, das blüt des nüwen
teftamentes , das für die menge vergoſſen wirt zu nachlaffen der fünd. Dife
wort find Far und allen menfchen befannt; man ficht aber bie nüt, bas fid)
dahin ziehe, baf er geheiſſen bab, man fülle im finen Iychnam und bluͤt uf⸗
opferen. Er (prid)t mol: bae i(t min blüt, das blüt des nümen teftamente,
bas für die menge vergoffen mitt zu nachlaffen der fünd. An mwelichen mors
ten man eigenlich vermerkt, daß das vergieflen. fine? blüts die fünd hat Bin»
‚genommen der menge, das ift, der glöubigen welt. Go müß oud) das vet»
gieffen des blüts und ſterbens bas opfer gſyn (nn, bas für unfer fünd bezalt
bat. Denn Bat das opfer unfer fünd bezalt, unb hat fin blütvergieffen uns
fer fünd bega[t, und hat fin ſterben unfer fünd bezalt: fo müß fin opfeem,
fin blütvergieffen , fin fteeben alles ein ding fon. So folgt, wenn Ehriftus
ſtirbt, menn Chriftus fin blut vergüßt, daß er denn (id) felbe opfret. Run
ftirbt er nümmen Röm. VI. 9; fo wirt et oudy nümmen ufgeopfret , funder
‚wie bie fine eignen wort Iutend: bo fin b(üt vergoſſen, ward bie fünb nach
gelaffen und vergeben. Und fo bie in den morten Ehrifti ftat: „das blut
bed nümen teſtaments“, bunft mich oud) not fun bom teftament minen bet»
ſtand ze fagen. ;
Seftamentum, pactum, unb focbus, wirt in ber gefchrift oft für einan⸗
der gebrucht; bod) wirt teftamentum allermeift gebruchet, bermaf e$. ung
hie bienet, und heißt ein erbamächt; mitt aber ouch gebrucht für ein bund
oder berftanb, fo man pfligt mit einander ze machen um frideng willen. Der
‚gftalt man fpricht, das alt ober das nüm teftament, das ift der bunb, der-⸗
ftand und yflicht,? die gott mit den alten väteren getroffen hat oder mit der
ganzen welt durch Ehriftum. Go bid aber im alten teftament ein: verftand
zwüſchend gott unb den gottsfründen gemacht, ift der bruch gefun, ben ſelbi⸗
gen bund mit blüt und opfer ze befeften. Lis von Noe, Abraham, fo fite
teft but es. Noch heller Erod. XXIV. 3—8. Nachdem Monfes den kin⸗
dren Iſraels die gebot gottes gelefen und fu fi) in bie gebot gottes ergeben,
bat er geheiſſen 12 Kälber nach der aal der 12 gfchlechten töden und gott ufe
1) Einleitung. 3) Einverkändniß, Uebereinfunft und Verpflichtung.
Uifegung des XVIII. artilels. $45.
e»fem, und demnach das blüt der Fälberen genommen, und damit das büch |
des gſatzes Hebr. IX. 19. unb das ganz volk befprengt, mit difen worten :
DIE ift das blüt bed bunbé, den gott mit üch troffen bat von der reden oder
geboten aller wegen sc. Hie hörend wir die wort Moyſis, damit er bag teſta⸗
nt gefeſtet bat, fo glych fun ben worten Chriſti bon (inem bluͤt, daß ein
dlicher eigenlich merken mag, das Moyſes gehandlet bat, ein bedüten ge⸗
weſen ſyn def , das Chriſtus gethon hat. Denn nachdem gott mit den kinderen
Iſraels und jren nachkummen einen bund gemacht und ein erbgemächt, das iſt,
ein teſtament: do iſt ouch tod und bluͤtvergieſſen doch nun der unvernünftigen
thieren darzuͤ gebrucht, wie vorgemeldet. Do aber Chriſtus ſin teſtament,
das iſt ſin verbündnuß und erbgmächt, das in bie ewigheit wären mitt,
mit den menſchen gemacht: hat er nit vihiſchen tod ufgeoperet, ſunder ſich
ſelbs; uns nit mit vihiſchem bluͤt bſprengt, ſunder mit ſinem eignen bluͤt,
das er uns zuͤ einem zeichen eines ewigen teſtamentes (dann es us dem ge⸗
&o(fen ift, der ewiger gott ift) nit an bie überthür! bat gheiſſen ſtrychen, unb
fit unfer bus mit befprengen, ſunder gheiſſen teinfen und unfer feelen inwen⸗
big damit gereiniget. Wo nun ein teftament ift gemacht, ba wirt es er(t
eefüllet, wenn der gftirbt, der ed gemacht bat, Hebr. IX. 15—17. Alfo ouch
bo Chriſtus uns das erbgmächt bat us gnaden ggeben, daß wir durch in
fün und erben gottes werdind: do ift ec geftorben unb bat fin gmächt by uns ;
befeftet, bag er ung fin eigen fleifch ad einer (pps und fin eigen blüt zu eim
tranf der feel gaeben hat, damit unfre hoffnung hie ein ficher pfand unb
zeichen hätte, daß, wenn ouch wir (terben mecbinb, mir bas erb, bef er ung hat
erben gemacht, onnemen mwerdind. Und barunt nänıt Lucas das b(üt Chriſti
nit allein.das blüt des te(tamented, funbee das teftament felbs mit fülichen
worten : Die tranf (alfo tütfd) id) poterion) ift dag nüw teftament oder bünd⸗
nuß in minem blüt, das für üch vergoffen wirt. Mit welichen worten wir
bericht werdend, daß das nüm te(tament mit dem bluͤt Chrifti gefeftet wirt;
ja daß t$ das nüw teftament ift, alfo daß wir alle in dem bergofnen bluͤt
(das als vil ift als, in dem Inden und ufopfren Ehrifti: dann bie er(ófung
wirt oft dem blüt Chrifti zügefchriben, die aber vom tod Ehrifti Garfummt,
wie vormal anzeigt ift. Das gefchicht aber barum , daß bem btüt das beke⸗
fie des teftaments zübenamfet? mitt) felig werdend; unb ift ung zu einer fid):
tung deß, bas einift verhandlet in bie ewigheit kraft bat, ageben zu einer
ſpys unb tranf. .
Ee unb mit von den worten Matthäi gangind, wellend wir anzeigen,
dag Ehriftus mit fo (utren eigentlichen worten alle menfchen geheiffen bat us
finem teinfgefchire, das it, fin blüt trinken, fprechende: Seinfenb us im
alle! Daß aber by ber aftalt des brots big wort, alle, nit hinzügethon wirt,
ift nit ein zeichen, bag diefelb ieman fülle entzogen werden; funber bit wort
babend ouch geiechifch und Latin den finn, daß wir alle finen Inchnam effen
félfinb. Ich verfich mich "aber feftiglich zu gottes fürfichtigheit, baf fo zu
‚ der gftalt des bite bif, mort „alle“ barum hinzügethon bab, baf fy ge-
: gentwürtiglich aefeben hab, daß fürmibige Eummen murbinb, die fid) under-
ſtuͤndind die gftalt des blütes -abzebrechen ? etlichen menfchen. Damit aber
föLche deß minder gefchehe, bat ers verſehen mit fo eim heilen gebot, das nit
2) obere Thürſchwelle. 2) zugefnrochen, zugeeignet. >?) au entziehen,
246 Hölegung bed XVII. artilels. Ä
heller gſyn mag: Trinkend us jm alfe! Welicher fpricht atfe, bee nimmt
ſchlechtlich nüts us. Wie habend nun die torechtigen menſchen gdören bie
ordnung und uffat difer heilgen foys dnbren oder kürzen, fo das gottswort
(o flar ift? Und namlich, fo die beiden gftalten, ob nit anderswo, doch im
Zütfchland, ja in Helvetia offenlich gebrucht find, rU und mann gegeben,
^ finten und alten. Das bewär ich mit gewüſſer kundſchaft. Ale id) by den
eerfamen herzen ze Glaris im (anb kilchherr bin afon, bab ich ein obftquiof,
das ift, ein bid), das man zum touf, tod und fegen brucht, funden 36
Mollis (miewol das alt, ras e$ doch ganz und nod) unverändret der gſchrift
batb); darin ftinb ein (dtinifde rubrica aluch uf das, fo das finbli getouft
wäre, alfo: Demnach foll man dem Find das facrament euchariftid ge⸗
ben; derglychen ouch das trinkgefchier des blüté. — fie wilf ich nit gruͤmt
haben, taf man dag facrament den kinden gaeben hab, funder us den wor⸗
ten bezügen, daß man die himmetfchen ſpys under beiden geftalten in unferen
fanden gebrucht hat. Hieby find geweſen die eerſamen, wolgeleerten, bere
Adam kilchherr dozemal zu Mollis, M. Gregorius Bünzli, fild)berr 38
Weſen, und bere Johanns SSarfdyon, kilchherr uf Kirchennetfe. Cm diſem
jar ift der molgeleert M. Valentin Tſchudi, min nachkummender kilchherr zuͤ
Gíaríé, unb M. Johannes Heer a) 3d mue kummen und babend mir anzeigt,
' baf ſy breratocben ein obfequial oud) in jrer kilchen funden 6abinb; bas (qe
dem ze Mollis fo glych, daß f vermeinind eins von bem andren abgefchriben
ſyn, in welchem die vorgemeldt meinung glych fo wol beſtimint (9e. b) Wie
lang aber der bruch im (anb Glaris gewärt, bab ich nit mögen ermeſſen; ies
bod) fo ift e$ nit über 200 jac, daß man es alfo on zwyfel ze Mollis gebrucht
bat. Dann ich hab alte fi(chenbrief by jnen funden, bon defmegen, baff
fo yon Glaris gefcheiden find ; bie find by 200 jaren alt. Vor welchem abfcheib
ein ieber wol wüſſen mag, daß fy dhein obfeauial hand by der kilchen gehebt,
derin man darin die facrament nit zügedienet bat, funder 3e bedenken iit,
‚dag ſoͤlch obfequial von bem zu Glaris abarfchriben und in der nümen pfare
gebrucht fpe. Diß zeig ich barum fo eigenlich und mit zügen an, bit alle
nod) in leben, und mine faft lieben brüder find in Ehrifto Sye(u, bag man
erleene, taf es dhein ketzery foe, under beeden gftalten die foot der feel Chris
ſtum nemen, funder -ordenlicher und eigenlicher und dem uffeßen Chriftt
glychförmiger, denn fo mir fy nun under einer gſtalt nieffend. c) Daby ich
aber ouch will anzeigt haben, daß ich denen, fo fid) us unmü(fenbeit oder
zwang der aftalt des brots vernügend, nit will abgefchlagen han, daß fü
Thriſtum nit genoffen habind : bann wenn fü Jeſum Chriſtum ggloubt hand
jr heil fon, fo band fo im glouben heil funden, ob inen. ſchon beed geſtalten
entzogen wärind. Aber bie, fo die gſtalt des bluͤte dem gemeinen menſchen
entzogen habend, kann id) frefens unb fündens nit entſchuldigen, bie, wie
3) Kerenzen (K. Glarus.)
a) Mag. Johannes Heer mar Zwingli’s Zögling, bey bem er fid 1579 nod
aufbielt, ward Helfer zu Olarus (Hehe oben u. Schulers Bildungsgeſch. Zw. ©. 46. 49.)
b) Auch zu Zug, fagt Zwingli in feiner Schrift: Exegesis Eucbaristiae ad Lu-
— ' therum. .c) jm Jahre 1260 wurde den getauften Kindern zu Zürich der Kelch gege⸗
ben. ( Zürcherbrevier aus dieſer Zeit bey Hottinger, Kirchengeſch. S. 612.) Aehn⸗
: liches meldet Vadian von Et. Ballen. (ib. 613.) und Zwingli meldet, vom Gebrauch
des Kelchs noch in fpäterer Zeit zu Luzern und Zürich in Exegesi ad Lutkeram.
uslegung · det XVIII. attifett. 241
vor ouch i(t anzeigt , foll man zu dem mort gottes nüts thün unb náts Parton
wemen, marlid) ze pil frefen find gfon, bag fo die aftalt des bluͤtes hand
adören underfchlahen. — Ich zwyfel aber, wannen die fünd fummen | foinb.
Sum erfien baé:* nachdem Rom fid) alfo geſchickt bat; daB alle chriſtenheit
gſatz, ordnung und bericht von jro genommen, hat fü bie chriſtenheit all⸗
weg uf jre ſitten gar ängſtiglich gezogen. Welichs gar nach in allen
reſeripten, das iſt antwurten, ofenbar ift. Alſo ouch hie, nachdem ſy bet
ſitten hat angehebt, daß ſy den gemeinen menſchen nun mit einer gſtalt ge⸗
(Post, bat fy andre nationem ouch in den bruch, ja mißbruch gezogen, damit
fo allenthalb übermunbe unb herrſchete, joch in denen Dingen, die fg wider
das wort gottes, eintweders us unmwüflenheit oder us boebelt, angefangen bat.
Sum andren ambfel ich, daß bie falfch geiftlichen damit babinb wellen füge
bringen, daß bie meg ein opfer foe, der hoffnung, fo der einfaltig menſch
fähe von geiftlich genannten das blüt genoffen werden, das aber ber einfaltig
nit trunfe, wurde er ee glouben, bag bie mef ein opfer wär. Denn bof
fo gmeinlich harfür zühend, es foe dife gftalt barum abgfchlagen, daß man
nit fo füberlich unb unverfchüttet mit dem bluͤt Eönnte umgon als mit bent
lychnam, ift nüt, Dann find bie accidentia (wie fo forechend) fine ſubjecto,
fo mag der Inchnam oder das biüt Cheifti nienan binfallen, und fielind
nun die aceidentis. Eich, mie fchön ift je leer gründet. Darzuͤ fóunteman mol mit
fo geſchickten afchirren die gftalt des blüts verhandten, ba da nüt enteeret wurd.
Marcus adit difen handel alfo cap. XIV. 22: 9n dem als fu affend,
bat Jeſus das brot genommen, gott gelobt, und gebrochen, das ift, usgt⸗
teilt und jnen ggeben, unb gefprochen: Stemenb, effend, das ift min lychnam.
Und als et das trinkafchiee genommen unb dank gfeit, hat ers inen ageben,
unb f) band alf darus getrunten. (Eich aber ein mal, alU) und bat jnen
efeit: Das ift min blüt, das blüt des nümen teftaments oder bunde, das
für die menge beraoffen wirt. Dife mort dörfend nit meer handlens. Lucas
- elo X XII. 19: Und ale «t das brot genommen, bant gſeit, hat er ed ge⸗
beochen unb jnen ggeben , redende: Das ift min Inchnam, ber für üch
‚ggeben wirt; bad tbünb zu gedächtnuß min. Derglychen ouch das trinke
gefchier nad) bem nachtmal, redende: Das trinkgſchirr ift das nüw teſta⸗
went in minem blüt, dos für üch vergoffen wirt. Ermiß fie zum erften -
bie mort des blüts! er fpricht: bas trinkgſchirr (verftand aber du das teanf,
das darin was) ift das nüw teftament in minem bfüt. Es ift der Hebräern
att, daß (b, in, bruchend, da wir im tütfch, mit, oder, durch, bruchend;
als ba fg fpredyenb: in gmaltiger hand, da fprechend wir: mit gewaltiger
band ober durch gmaltige hand oder ug gwalt der hand. Alſo bie, als
Lucas die wort Cbri(ti zälet, brucht er ſy nad) bebräifcher art, und babenb
den (inn: Das trant ift das nuw teftament oder bund, das durch min biut,
bas für dd) vergoffen wirt, ufgericht wirt, oder das in minem bluͤt, das
für dd) vergoffen wirt, kraft und geund hat. fie bürft bu aber zum erften
bie erldſung dem biüt zugegeben werden, bie aber des todes unb lydens
Chriſti it. Darum aber bie aftalt des bluͤts deß minder folít abgefchlagen
werden. Zum andren, daß die erläfung in dem Inden und bluͤtvergieſſen
verwuͤrkt und gevollkummnet iſt, in dem bag er ſpricht, fin teſtament werde
ufgericht durch ſin bluͤt, das für uns vergoſſen werde, So horend wir wol,
3) vermutbe, argmdhne, babe im Verdacht.
,
248. Uslegung tef XVIII. artikels.
daß, bo t$ vergoffen, ward bat teflament ufgeridbt. So e$ abre zu unferen -
zyten nit vergoffen wirt, fo ift ed oud) nit ein opfer, funder ein widerge⸗
gedächtnuß und ernümerung beg, das Chriſtus, eineft vergoſſen, uns in bie
ewigheit heilſam gemacht bat.
9(((0 wirt nach den fo ftarten beivärnuffen ber gefchrift überbiuben, fo
das heilig mal der feel nit ein opfer ift, daß es ein widergedächtnuß und
ernüweren ift deß, dag eineft befchehen in die emigbeit frd(tig it, unb thür .
gnuͤg, für unfer fünd gnüg ze tbün der grechtigheit gottes. Dig bewärnuß .
ftat in den eignen morten Ehrifti, als wir vor hand ghört uc, X XTI. 19, 20:
Das tbünb zu gedächtnuß min! Hätte Ehriftus bie ſpys fines fronlychnams
und blüts ein opfde mellen (gn: fo hätte er wol können fprechen: bas opfrenb
mir! Er fpricht aber: das thuͤnd zu gebächtnuß min, das ift, übenb das
under üdb, alfo daß je e(finb und trintind min Iychnam und blüt zuͤ cinee
gedächtnuß min, das i(t, bag jr ernümrind mit mibrracbenfen die guͤtthat,
bie id) did) bemifen hab. Dife meinung wirt ung nod) lychter, fo mir die .
wort Pauli verhören merbenb:
Er ſpricht 1. Gor. XI. 23—25: Das ich (id) hab fürggeben, das hab _
id) vom herren empfangen, das ift, geleenet, namlich daß Jeſus der Herr
an der nacht, an bero er binggeben ward, dag brot genommen bat, und
nach dankfagen gebrochen und ge(peod)en : 9temenb, eflend! das ift min lych⸗
nam, ber für üch gebrochen wirt. Das thünd in gebächtnuß min. Ders
glychen oud) bas trinkgſchirr ‚(verftand: hat er genommen), nad) dem man
z'nacht hat geeſſen, ſprechende: Diß trinkgſchirr (das it trant) ift das mim
teftament in minem blüt. Das thund, fo bid! je8 immer teinfinb, zu ge
dächtnuß min! Dann fo oft jr immer effen werdend das brot und trinken
werdend big tranf, fo usfünbenb ben tob bed herren, bid daß er widrum
fummen wirt. Vor allen bingen fdg id), bag ein teblicher, ber dife wort
Pauli eigentid) ermeffen, wirt finden, wie fo ungüt(id) unb frefenfich mit
dem chriſtenvolk gehandlet ift, bo man jm die gftalt des biutes entzogen hat,
indem daß er fpricht: €o oft je immer effen werdend bag brot und trinken
werdend big tranf sc. Dann ie Paulus bat fü beede zemmen £nüpfet, mie
Oud) Ehriftus, ders in geleert bat. Demnach, fo macht er bie widergedächt-
nuß heiter by bem tranf. Dann fo oft (fpricht er) jr immer eſſen werdend
baé brot und trinken merbenb big tranf, fo verfündend den tob des herren,
bis daß er mibrum kummen wirt. Mit welchen morten er nüt anders will,
denn fo bid wir fin fleifch und blut nieffen mwerdind, bag mir baby wellind
gedenken, mas gro(fed frids unb rümen unferen armen feelen Chriftus mit
finem tod geboren und überkummen hab; und ſölch gütthat usfünben, dag
ift, frofocken, verzügen! by den menfchen bis an den jüngften tag. Sich,
hie firnchet Paulus die widergedächtnuß eigenlich ud, was bie foe, namlich
nüt anders denn ein innige banffagung der güttbat, und widergedächtnuß
fines bemütigen lydens, damit er ung gott bereinet hat; welchs on zwyfel
den glöubigen menfchen fo feölich gemacht, daß er die gütihat gattes nit
gnüg usrüfen kann noch rümen. Diß foll oud) befcheben, bis daß er
wideum fummen wirt am lezten tag; alfo daß es nüt anders fol immer
mee werden weder ein widergedächtnuß deß, das eineſt geſchehen iit.
a) bezeugen.
Mélegung des XVIIL. artikeli. 249
unb foll bie widergedaͤchtnuß fn vom Inden Ehriſti, wie Bellfam bas uns
gewefen und immer werde fon. So ed nun ein widergedächtnuß . ift, fo
mags nit ein opfer fun: bann ein opfer iſt nit ein widergedächtnuß. Nun
bricht Chriſtus nit, es bricht oud) Paulus nit; fo i(t.ie dag verhandlen bifet
(pgs ein widergedächtnuß, und nit ein opfer.
Deshalb ich, dife ſpys nieflen, etliche jar har genämt hab ein wider
gebächtnuß des Indens Chrifti, unb nit ein opfer. Uber nach etlicher aut
bat Martinus Luter dife ſpys ein teftament genennet, dei namen id) gern
wychen will: denn ee es genämt hat nad) finer natur unb eigenfchaft.
Und bab ichs genennt nad) dem brud) und verbandlung, und iſt in den
becben namen dhein zwitracht: dann Chriftus fat fü beid gebrucht, dergly⸗
chen oudy Paulus: Verſtands alſo: Das bluͤt unb tob Chriſti finb bae,
darin das nüw und ewig teſtament ſinen grund hat, alſo daß alle, die fründ
amb kinder gottes (ort wellend, darzu nit kummen mögend bann durch das
bluͤt Chriſti. So bald fy gloubend, daß Chriſtus mit finem lyden unb bluͤt
und erlöst unb gereiniget bat: fo find fb ieß finber gottes: denn das i(t das
eeamächt oder teftament, das Chriftus in finem eignen bluͤt bat ufgericht.
Alſo zeigt ber nam, teftament, bie natur, eigenfchaft unb weſen des fron⸗
lychnams und blüts Chriſti; deßhalb id) mit minem namen wych. ‚Aber
bat wort, widergedächtnuß, hat ſinen namen von dem bruch, den wir
uͤbend, baf, fo wir das bluͤt unb lychnam, das ein teſtament Chriſti ift,
eſſend unb trinkend, thuͤnd wir das zu einer widergedächtnuß dei, das nun
eineft verhandlet iſt. Und Bab id) big nad) dem mort gottes batum ein
widergedächtnuß gendint, daß ich damit niderlegte bie meinung bero, bie «8
sin opfer machend. Glychnuß: Das, fo man Hfligt von einandern 3e erben,
heiffet gut ober hab. Daß aber einer bad mög erben, müß durch das teſta⸗
ment oder gmächt verſichret und geordnet werden. Das erben darnach iſt
nüt anders bann ein ynnemen unb nieſſen def, fo jm fo fráftiglidy eineſt
gemacht unb verbriefet ift. Alſo bie ift das güt, das uns böfen guͤt unb
fün gotte® bat gemacht, der Iychnam und blüt Ehrifti. Daß (óld)$ feft ſye,
hat er cd ſelbe mit finem eignen mort geredt, daß fóld) teftament und -
gmächt durch fin blut werde ufgericht, und zu urfunb des fines fürnemens
bat er uns dasfelb tetament zu einer (pod und trank ageben, und gehsiflen,
daß man in dem onnemen unb nieflen das thüje zu gebächtnuß fin. -&o
(ft zum (esten. bas nieſſen und onnemen bif teftaments nüt anders dann ein
widergedächtnuß beg, das eineft gehandlet ift, al(o daß, fo mit ynnemend
unb nie(fenb das güt big teftaments, tbünb wie nüt anders weder daß wir
feftiglich ‚gloubend, daß Jeſus Chriſtus der unfchuldig und grecht, für ung
armen fünder eineft ufgeopfret unb getödt, unfer fünd bor gott ber(ünt unb
bezaft bab in die ewigheit; und zu ficherheit fin eigen fleifch und blut 1d
einer ſpys ggeben, daß, (0 bid! mir bie (pps nieflen merdind, den tod, das
ift, das erlöfen und ufopfren Chrifti ustündind unb banfíaginb, baf er uns
fer heil, eineft acftorben, fo feündlich gewürket und befeftet hab. . Darum
elfe, fo aloubend, daß Jeſus Ehriftus unfer pfanb fog und bezalung, die
föllend Hinzu gon zu bifem tifch, fo foinb mie geoffe fünder ſy wellind:
bann fo fo ben ieh und oft beftimmten glouben habend, föllend fy nümmen
fünder, funder fün gotied genämt werden. Dann ein ieder, der vergicht,
bag Jeſus foe Chriſtus; bas ift, ein ieder, der erkennt, daß Jeſus bet
350 Wilegung des XVIII. artikels.
gſalbet heiland getie$ ſye, in dem ift unb blybt gott: denn er iſt us gott
geboren, das iſt, gottes geiſt Dat in deß underricht 1. Joh. V. 4. Diſe
ſpys iſt ben armen ſündern ggeben zu eim heil unb nit zu einer verdammnuß.
Hie widerredend aber bie väpſtler und mißbruchend bic wort Pauli 1. Gor.
XI. 27. ba et ſpricht: Ein iedlicher, der das brot eſſen und bif trank trinken
wirt unwürdiglich, der wirt des bluͤts und lybs des herren ſchuldig. Hie ja, re⸗
dend ſy, ſichſt du, daß nieman hinzuͤ ſoll gon, er ſye dann würdig, das redt Pau⸗
lus ſelb. Und ſo du ſprichſt: wie muͤß man würdig ſyn? gebend ſy antwurt:
Man muͤß gerüwet und gebychtet und on alle todſünd ſyn. Sich, was verirrten
menſchen das ſind, die dem wort gottes nit gloubend und die gſchrift nit verſtond.
Muͤßte nieman hinzuͤgon, denn ber on fünd mát, fo lebt dhein menſch, der hinzuͤ
möcht gon: dann nieman iſt on ſünd. Und ſo wir reden wurdind, wir wärind
on fünb, fo verfuͤrtind mir uns ſelbs, unb iſt dhein warheit in ung 1. Job. I. 8.
So nun niemen on fünd i(t, mie möchte ieman würdiglich hinzu gon alfo,
als du würdiglich nimmft für on fünd? Darum Heißt unmürdiglich hie nit, .
mit fünden, als du verfton willt, funder heiffet es als vil als ung(didt nad)
der meinung des herren, das ift, da einer nit hinzügat ber meinung, als
aber der here hat angefehen. Darum habend die alten gelefen: welicher eſſen
und trinken wurde univürbiglid) nad) gott, das i(t, nit effen wurde und trie
fen, wie gott e$ ufgericht bat, der wirt an dem Inchnam und. brüt Cbri(ti
fd: (big. Und rebt Paulus die wort der meinung , daß etlich ‚warend, bie
er darbor im X. cap. ouch anzeigt und bie im XI, die meintend in bent
opfer der abgötten such effen und teildaft fon inen zimmen, das aber inet
Paulus gar nit geftattet, forechend 1. Gor. X. 21: Cyr mögend nit nebenb
einander teinfen. das trank gottes unb das trank der tüflen. Ir mögend nit
mitteilhaft (pt bed tifches oder malsyt des herren und der malspt der tüflen.
Demnach fo praßtend (o, zu der zyt fü 3ü dem tifch gottes giengenb, glych⸗
(am (n in eim feft oder frag der abgötten wärind, bas inem Paulus glych
als wol nit gftatten wollt am XI. cap. Us welchen beeden mißbrüchen ein
ieder einöuger wol fehen mag , daß big wort Pauli, unmürbiglid, genome»
men foll werden für ungſchickt oder unorbenlid) und nit wie e$ gehört, alfo
taf bet (inn foe: Welicher big brot e(fen und trank teinfen wirt unwürdig⸗
lich, bad ift: bag er uf bie narung unb für! nit mee halte, denn fam eg ein
praß uf der abgötten opfer wär, oder daß ec barnebenb mellte ouch ber aftalt
mitefien und trinken der abgötten opfer, der wurde ſchutdis am fleifch unb
bluͤt COrifti; on zwyfel barum, bag er nit entfchiede ? und userkorte zwü⸗
ſchend abgötten aß ,? und dem fronlychnam unb blut Chriſti. Darum fpricht
Paulus wyter dafelbs: Aber der menfch (olf (id ſelbs bemären, das ift: ee
unb er diß mal neme, foll er fid) felbs erinneren, was ce bon difer fous.
halte, o6 ex den rechten a(ouben, ben ſy erforberet, babe; und demnach effen
und trinfen.. Denn welichee unwürdiglich, das ift, mit recht gloubenb und
underricht, ift unb trinkt, der ift und trinkt im felbs ein verdammnuß;
darum baf er den lychnam Chriſti nit entfcheidet. Sich, hie zeigt bif cinig
wórtlin, entfcheidet, an, daß die gefchichte * daran (iit, daß man die ſpys
Chriſtum recht underfcheide von andren ſpyſen, unb fo mit für Inchifärig
acht. Alſo mwerdend wir geſchickt nad) des herren willen, menn mie ben
1, Sättigung, 2) unter(d)ieb. ?) eve Dpfermahl, idolothyton; oder an, cadaver.
Vy das Geſchickt fem.
, Méfegung des XVIII. artikels. 251
erunb, weſen, kraft unb bruch diſer ſpys entfcheidend und erfennend nach dee
meinung des herren. Das bernad) folgt, ift us dem vordrigen verſtand eim
deden lycht. So nun die, fo fümig find die gfchrift recht von einet * 3e lefen,
bift wort Pauli uf iren gwerb zogen, hand fp die frommen und tee(ibürfti
gen confeienzen fo jämerlich gemesget,? bag fü ab bifem heilfamen mal ein
grufen haͤnd gehebt, glych als ob fü ben tob daran Affind. Und nimmt mid)
wunder, mic die alfo leerenden hinzu fyind gangen. Hand fy (id) ſelb für
gerecht und unfchuldig gebebt, fo find fy betrogen, als davor tft angezeigt
1. ob. I. 8, unb find nüt dann alychsner gſyn, welches gott das alferbdfe
licheſt voll it. Hand fo aber (id felbs für fünder gehebt und hand baby
gewüßt, baf bie ſpys ein troft ift der feel, ob fo glych in fünden wär, unb
find uf liche mit Frölichem trot hinzu ggangen: was groffe feelmörder find
fg denn gſyn, daß fo ſoͤlchen troft nit allen menfchen Babenb anzeigt? Hand
fy aber warlich ggloubt, wie fy gleert hand, und hand fid) felbe fünder ge⸗
müßt und nimmer one fünb fon, und find nüt beft minder hinzu ggangen,
was groffer verzwyfleter ſchälken find fo dann gſyn? Ich red bitter, ift war;
wie fann ichs aber den gottlofen päpſtleren, bie fo zornig wider die warheik
firytend, nachlaflen ? fo fy us den dryen riglen nit entfpringen mögend unb
bed) als ein untrüw roß mit allen tüdtn tobend ? |
Demnach will ich ein kurzes aber Iuters anzeigen, darin aller inhalt big
heiligen males vergriffen wirt. Chriftus Jeſus hat mit gar fehönen glych⸗
nuffen und mworten geleert Job. VI. 33, wie fin wort ein ſpys der feel ift,
fprechend: daß fin wort vom himmel herab kummen fye und gebe der welt
das leben, glych als das brot den Iychnam fefte; barum er ed ouch ein brot
genämt hat. Dann mas möchte den teoftlofen menfchen fo ficher widerbrin⸗
gen? als das mort fines fchönfere ? Was möcht in fo mol enthalten in ges
funtbrit des geifts und göttlicher frommfeit, denn bad mort gottes? in wel⸗
(em er felbs redet, bag dee menfe) darin lebe. Welichs ift aber das einig
gwuͤſſeſt eigenlicheft mort (denn gott bat bil. mort durch Ehriftum geredt),
darin wir troft und ftärke findend? Das, daß Jeſus Chriſtus finen lychnam
ageben hat uns zu einer abwäſchung und fuberkeit der fe. So mag ie
hie verfümmereten feel nüt mee ufrichten, ftärfen und enthalten, dann daß
fy feſtiglich a(oubt, Cbriftum für ſy den tod erlitten’ haben. Es mag fy
oud) nüt frölicher machen ı denn fo ft feitiglich aloubt, jm mit (inem bluͤt
uns abgewäfchen und gefübret han, und damit als mit einem gefälligen onfer
gott widrum mit ung vereint und verſuͤnt. Cid) ich, mas ift bie ſpys der
feel anders, weder bag ſy ficher ift, bag Sye(us Chriftus je Heil (pe vor gott?
Darum Chriftus. wol ſpricht Joh. VI, 5: Das brot, das id) üch geben
tvitb, das ift min [yd)nam. Hat dife meinung: bag, fo die feel ſtärkt unb
lebendig macht, iſt das einig mort, dab fo gloubet, daß ich jr heit und
bezafend opfer bin bor gott. Denn min fleifch wirt Binggeben 3d. eim leben
dee menfchen. Welchen aber Chrifti tod lebendig macht. oder im (eben. bhaft,
dem ift fin Inden oder tob ein brot unb fpye, Der meinung fpricht er ouch
bald barmad) (v, 53—56): Warlich, marlid) fag ich fid), murbinb je den
(pdynam des funs des menftben nit effen unb fin bluͤt nit trinken, fo hand je
das (eben nit in üch. Welicher da ift minen (gnam und trinft min blüt,
1) ganz im Zufammenhang. 3) zerriſſen. *?) erquiden, reficere. J
252 Uifegung bed XVIII. artikel,
der hat ewigs leben. Hat oud) bit meinung: Setzend je üwren troſt nit
in den lychnam unb bluͤt Chrifti, das iſt, in ſinen tod, der üwer leben iſt,
(o ift dhein leben in dd). Werdend ir aber ſicherlich alouben, dag min fleifch
und blüt, getöbet und vergoſſen, üch erlediget und gereiniget hab von der
fünb, fo werdend jc ewiglic (eben. Dann min Inchnam ober fleifch ift wars
lid) ein ſpys, und min bhüt warlich ein trank. Ein ieder, fo iſſet min fleifch
oder lychnam und trinkt min blüt, ber biybt in mir und ich in jm. So
fin fleifch oder Inchnam, ben tob für ung gelitten, und fin blüt, für ung
vergoſſen, ung armen erlöfet hat, fo mag ie dhein ftärkere (pos der (tel. des
wmenfchen widerfaren, denn daß (9 ſoölichs feftiglich gloube: bann fo wirt fin
fob unb blütvergieffen ein leben und freub der feel. Daß aber dife mort
Chriſti alfo fóllinb verftanden werden, daß ſy das wort des gloubens bedüs —
tinb under ben mortem des fleifchg unb bluͤts, leert er felbs am felben ort
(v9. 60-63). Do etlich der jüngeren fprachend: Das ift ein härte red (denn
e$ gruſet jnen finen Iychnam, den (o vor inen fahend, eflen), wer mag jro
nachkummen? (prad) Sefus zu inen: Das macht üd) ſchüch; menn jt aber
ben (un des menfchen fähind binuf fingen ba er vor was? Der geift machet
Icbendig , das fleifch ift nüt nüß. Die wort, die id) dd) fag, bie find ber geift
und find das leben. Fürnimmt! Chriſtus mit denen worten, bag fy noch nit
gloubtind , ale oud) barnad) folge: Es find et(id) under üch, die nit glou»
benb; wenn fü aber (eben. murbinb, daß ec in den himmel hinuf gienge in
angeficht jt ougen: fo murbinb fü tvol bericht, jm nüt unmüaglid) Das,
fo er mit jnen geredt, babenb (9 von lyblichem eſſen und trinken verſtanden
ſines fleiſches unb bluͤts, bad aber fin meinung nit (pt, funbet fin fleifch unb
bíüt föllind verftanden werden, wenn die (tel. aloubt, fo jt heil, pfanb, wert
und bezalung (9n vor gott. Das befchehe durch den geift gottes: der macht
Das herz des menfchen glöubig und denn fo fpe der menfch lebendig: denn
Das fleifch, als die irrenden jünger verftündend, das foe gar nüt nüß. Die
fvort, bic er mit inen geredt hab, das ſyind bie haftwort? des lebens und des
geiſts, namlich, bag ſin lychnam oder fleifd unb bluͤt unſer ſo gwüß leben
foinb, fo gwüß ber menfch mit Iyblichem brot oder ſpys im Leben enthalten
wirt; ja menn mir ficherlich aloubtinb, mie oft gemelbt, (inen tob für ung
besa(t haben. Cid) demnach, feommer Chrift, den lychnam unb blut Ehrifti
nüt anders (on weder das mort des gloubeng, namlich bag fin [nd)nam, für
ung getödet, und fin blut, für ung vergoffen, uns erlöst und gott verfünt
bat. €» wir bas feftiglich gloubend, fo ift unfer feel gefpyst und getränft
mit dem fleifch und blut Cbri(ti. Noch hat Chriſtus, damit das twefenlich
teftament begryflicher wäre, den einfaltigen fines lychnams ein fpysliche
gftalt ggeben, namlid) das brot, unb fines blütes das trinkafchire oder tranf,
Daß fy in bem alouben mit eim fichtbaren handel verfichret wurdind ; glych⸗
wie in dem touf bas tunfen nit abwäfcht bie fünd, der getöufte aloube denn
bem heil bed evangelii, bag ift, der gnábigen erlöfung Cbrifti. Alfo bie red
i mit Corifto: der (inem wort nit vorhin glouben gegeben bat, ee ec hinzu
gieng, daß, fo wir jm gloubind, bas it, ganz uf jn verlaffind, taf er une
fer heil füc, fo ift jm der Inchnam Chrifti gar nüt nüg. Ja ich fprid) mit
Paulo, daß ber jm felbs ein berdammnuß efie und trinke. Gat er aber hinzu,
1) (egt voraus. 2) Pfandwort.
Uslegung beà XVIII. artikeli. 253
. der gftalt und meinung Ehriftus hie Ooh. VI. barbon rébt und (eet, fo
wirt et lebendig. Und ift er im glouben (ebenbig, fo ftürfet in die ſpys.
Hierum fo gang dhein fünder binber fid) von difem himmelfchen mal von
der gröffe der fünd wegen! denn hätte er alfer welt fünd gethon, fo ift doch
bie gnad gottes nod) bil gröffee und rycher; bie bat die natur, baf f fid)
will mit jrer gröffe den menfchen lieben uc. VII. 47 : Welichem al(ermeift
wirt nachgelaſſen, bee hat allermeift lieb; funder er bete gott, daß er durch
finee gnaden acit in welle erlüchten, daß cr bem mort des heils gwüſſen
glouben geb, fid) daran (af, namlich ba Chrifius unfer heil fot bor gott 1€;
und gange demnach hinzu mit fölichem glouben, und nieſſe ouch fichtbare
handlung , den fronlychnam und bluͤt Ehrifi! (o gat ee mürbiatid), das
if, nad) der meinung Cheiftt hinzu; und laffe (id) dheinen menfchen mit
finer leer abwenden , daß er dife troftliche (pod von fünden wegen mue
be; er empfinde denn in im ſelbs, bag ee nit ein rechten maren feften
glouben hab in ’n herren Chriſtum Jeſum. Dann fo foll er nit hinzu gon:
denn jmt gebrift der aloub. Das die theologi von der bermanb(ung bed -
wyns und brotes erdichtet habend , laß ich mich nit fümmeren. Ich hab
gnuͤg, daß id) feftiglich durch den glouben weiß, daß ec min erlöſung ift
unb ſpys und troſt der feel.
Sytmal ich aber davor des weiblichen ? diener gottes Martini Luters
gedacht bab, indem daß ich anzeigt hab, wie er den fronlychnam und bfüt
Gbrifti ein teftament ndme, woarlich nit mit finem mund, funber mit dem
mund Chriſti; unb ndm ich bas effen ein widergebächtnuß , und ifpe darin
bbein fpan: denn es foe ein te(tament an jm (eibi, unb foe bag mort, wider«
gedächtnuß, ein nam des bruchs, alfo baf. unfer bruchen nüt anders ift,
weder von nümem gedenken und profe unb uskünden das, fo Ehriftus eine
gethon hat, und feftiglich glouben , daß das feb wert Chrifti unfer heil fne:
bab ich etwas meinung von jm gfpart bishar. Es habend bie groffen unb
gwaltigen bifte welt angehebt die leer Chrifti under dem namen des Quters
ze durächten und verhaßt ze machen , alfo daß fg alle leer Ehrifti, von wen
fo uf erdench geprediget wirt, Luterifch nennend. Und ob einer fchon des
Luters handel nit gelefen hätte, unb fich allein des worte gotted hielte, den⸗
noch gdörend fn jn Iuterifch fchelten; ber gftalt mie befchicht. Syd) Bab vot
- unb ee dhein menfch in unferer aegne üts von beg Quter$ namen gwüßt bat,‘
angehebt das evangelion Ehrifti zu predgen im jac MDXVI; alſo daß ich
an dhein canzel gegangen bin, bag ich nit bie mort, fo am felben morgen
in bee meß zu eiim evangelio gelefen merbenb, für mich ndme und die allein
u$ biblifcher gfchrift usleite.?_ Wie wol ich am anfang derfelben apt noch
treffentid) den alten leereren anghangt als den lutreren unb kläreren, wiewol
mich jro zu zyten ouch verdroß; a) als der hochwürdig bere Diebold von
Geroldgegg ı: pflegee zu den Cinfiblen, wol nod) yngedenk ift: dann ich doze⸗
mal jm geraten Bab, er fülle mit allem flo Hieronymum (efe; und bab
aber baby geredt: es kömme, ob gott will, bald darzu, bafi weder Hierony⸗
mus nod) dheiner bil by den chriften, funder bie heilig afchrift allein gelten
3) liebmaden, belieben, empfehlen. 2) rüftigen. ] 3) auslegte, -
a) Schon in Stalien verglich er bie alten Meßbücher, befonders das 9(mbroflanis
ffe Rituale; ( Zwingli de Canone Missae und Gduler's Bildungsgeich. Bro. 334.)
254 . Mifegung des XVIII. actifels
werde. Welches wort in treffenlich hat geitret, * daß ich in hieß Hierony⸗
mum lefen, unb zeigt aber baby an, er wurde wenig meer gelten. Was
dozemal min meinung, bag ich anbüb empfinden, wie Hieronymus und
ander, wiewol fy die gfchrift bil mäger ze handen namend weder die (opbie
fien, thatend fy doch der gfchrift gwalt an. Alfo füllte min eegenannter
bere, von dem: ich im 18. jar fcheiden wollt und gen Zürich ziehen,
diewyl ich nit (tdt by im fort modit, Hieronymum lefen, damit er (id von
der heiligen gfcheift nit Liefle: denn ee bosemal nod) vil Iuftes batte zu kluͤ⸗
gem? latin. Als ich nun im jar 19 ze Zürich anhüb ze vredigen, zeigt id)
vor ben eerfamen herren propft und capitel an, mie ich das evangelion, bon
Matthäo beſchriben, müllte, ob gott will, vredgen on allen menfchlichen
tanb, und mich den weder Laffen irren noch beſtryten. Zuͤ anfang bes felben
jares (denn id) an fant Joannes evangeliften tag gen Zürich fam) batte
nieman by uns von bem uter üzid gemüffet, usgenommen, daß von dem
ablaß etwas usgrgangen mas bon jm, das mid) wenig leeret: dann ich boys
bin von dem ablaß bericht mas, wie e$ ein betrug und farbe wär, us eM
diſputation, die doctor Thomas Wytembach von Biel, min berr unb gelleb⸗
ter trüwer leerer, vor etwas zyten 3e Baſel gehalten hatte, wie mel IM mir
nem abmwefen. Dannen har mich des Luters gfchrift zu der felben auf wenig -
geholfen hat zu dem prebgen Matthäi. Zu welichem aber 96 bon Kund an
anhübend on underlaß ze (oufen fo treffenlich alle, fo des meis gottes
begirig find, daß ich mich felbs darab verwundrete. Jetz will (dy mit ben
foenden der leer Chriſti alfo reden: Wer fchalt mich do luteriſch? Als nun
des Luters büchlin vom patet. nofter usgieng, und ich in karzer ant. babor
bas felb in Matthäo usgelegt hatte, weiß id) nod) mol, faf vil (rommer
. kommen, die mich fchlechtlich verbachtend, id) Hätte. ba$ büchli gemachet,
und hätte jm des guters namen ufgefchriben.. Wer Font mich do Iuterifch
ſchelten? Wir, daß mich bie römifchen carbinidl und legaten, dozemal in unfer
fatt Zürich wonend, anfiengend baffen und mit gelt uihfupplen, ? mid) nit
Interifch fchultend , bis fy ben Guter zu eim ketzer esfanntend ? denn darzů
mochtend fo jn nit machen. Do ſchruwend (o, ich wär Auterifch 1€. Dif,
ftommen cheiften,, zeig ich mit gwüſſer kundſchaft der umftänden an, damit
man erleene, was groffen frefenen mütwillens eich fürften oder gefürftet
- bettlee beuchend, in bem fy alle, ſo das ebangelien Ehrifti prebaenb, under
fonb abzewenden mit des Luters namen, alfo Bag fü alle (tee Chriſti, fg
werde, wie orbenlid) fo welle, gepredget, luteriſch nennend, damit fo bie den
menfchen mißfällig machind, (6 (5 jro eins Mienfchen namen gebend , das
worlich nüt anders weder ein grobe gettsläftfung it, unb ein gwüß zeichen
verzwyfleter gottlofer conſeienzz. Denn wer bat mich ufgerüft dag enangelion
je predgen und einen ganzen ebangeliften Kon einet.ze prebgen? Hat das der
Luter getbon? Nun bab ichs bod) angedebt ze predigen , ec ich den guter
$e Bab ghört nennen, und hab zu ſölichem bruch vor 10 jaren angebebt
griechiſch lernen, damit ich. bie (eer Chrifti us jrem eignen urfprung erlernen
möchte. Wie wol idy bat ergriffen Bab, fag ich andre um urteilen , iedoch
' Bat míd) Luter nit angemwifen, beg namen mie nod) in zweyen jaren unbe
annt i£ gſyn, nachdem ich mich allen der biblifchen afchrift gehalten bab.
1) fonderbar, ſeltſam vorlam. 2) guten, (dinem. 5 umiridea.
Udlegung dei XVIII. artifel, . — 25$
ber die papſtler beladend mich unb ander mit fölichen namen us alefang ;
wie vor gemeldt, und ſprechend: Du müft mol Iuterifch fon; bu predgeft doch
gínd) wie der Luter fchenbt. Antwurt ich inen: Ich prebíge bod) glych
als wol wie Paulus fchrubt; warum nämft bu mich nit al mär einen
paulifchen? Ta ich predge das wort Gbrifti, marum nämft du mid) nit als
wär einen chrifien? Darum ift es nüt dann ein alefanz. Luter ift, als
mich bedunft , fo ein treffenlicher firyter gottes, beg da mit fo groffem ernft
bie afcheift durchfündelet, als dheiner in tufend jaren uf erden ie gſyn ift (ich
acht bie nit, bag mich bie páp(tlee mit im einen ketzer fchelten werdend), und
mit dem mannlichen unbewegten gmüt, damit er den. papft pon. Rom ange
ariffen hat, it im dheiner nie glych worden, als lang ‚das vapfttum gwäret
bat, bod) alle andren umgefcholten. Weß it aber ſoͤliche that? gottes oder
Quters? Frag ben uter. felbs, weiß ich wol, ce foricht: gottes. Warum
ſchrybſt bu denn andrer menfchen. (eec. dem Luter zu, fo er fn felbs gott
zufcheybt ? unb nüt nüws harfür bringt; funder das, fo in bem ewigen
unbermenbten ! mort gottes behalten wirt, das tteit er rychlich harfür unb
zeigt den himmelfchen (bat den armen abgefürten chriften, und acht nit,
was die gottöfgend darwider unber(tanbinb; er gibt oud) nüt um jr fur feben
unb dröwen. Noch mill ich des utee namen nit teagen, denn idy. finer
leer gar wenig gelefen bab, und bab mich oft finer bücher mit fing gemafler, ?
nun ba ich den päpſtleren gnuͤg thäte. Was ich aber (inte. gfchrift aetefen
bab (fo bil bogmata, leer und meinungen, unb (inm bee afcheift antrifft:
denn finee fodnen nimm ich mid) nüt an), das ift gemeinlich fo wol befehen
und gegründt im wort gotted, bag nit müglich ift, daß's ghein ereatur umfeer.?
Ich weiß oud), daß er vil nachgibt in etlichen Dingen den blöden, das er
til anberft handlen möcht, in bem ich nit finee meinung bin; nit das et ze
bil, funder 3e wenig gredt hat; als in dem büchlin bee gehen usſätzigen (als
mir afeit ift, dann ich es nit gelefen hab) laßt er etwas der bucht nach, ba
man (id) dem prieſter fölle erzeigen , welchs doch us der felbigen that Gbrifti
nit mag gezogen werden. Dann Quc. XVII. 18. flat alfo: Jeſus hat zü
fnen geredt: gond bin, erzeigend üch den pricfteren. tnb es ift befcheben in
dem hingon, daß fy gereiniget find. Einer aber us jnen, nachdem er geſe⸗
ben bat, bag er afund gmacht was, bat er widerfeert gott vrufende mit
groffer ſtimm. Als ich bife biftori beſich, leert fy mich, bag der zehent fid)
von (tunb an hab umkeert, fobald er fin afundheit afchen, und foe nit zuͤ
den priefteren um erzeigens willen gegangen: dann ec was ein Gamarit.,
der nüt uf bie jüdischen vfaffen bielt und jres utteil$ nit bedorft, funder zu
dem, von welchem er gfundheit empfangen bat. Und fo man den rümenden
dardurch verfton will, mug ie folgen, daß der recht feftalóubig von ftunb an,
fo er erlernet durch den glouben, daß im gott die fünd vergibt durch ben
herren Ehriftum Jeſum, ber das opfer für unfer (ünb ift; fo fagt er allein
jm dank um fülche nachlaffung , unb mag nit ert)ben, bag man fölche that
einer creatur. zulege , die allein gottes ift. Aber die blöden töllend zu: der
priefter gon, damit fb dep bas bericht unb im glouben ficher werdind ges
macht. Alſo in bifem (tud mag ich wol erkennen, baf er den zügang zum
priefter im beften nachgelaflen hab; denn vil menfchen find, bie nod) sil uf
1) unveränderlihen. — 9) enthalten. — 7) wibev(ege, .
26866 Ubslegung des XVIII artikels.
bie bucht haltend und übel verärgret wurdind, fo man ble urbeblich * abibün
mwöllte. Suſt iſt diſe that Chriſti mee wider die lüſelbycht denn für fe.
Der glychen mit bem mort, ſacrament, gibt ee den Latineren nun. ze bit
nad: denn was befümmeret ung Tütſchen, wie bie Wälſchen todten pfofee
die heiligen zeichen, bie ung gott gegeben hat, nenninb, oder under welches
wort (y bie binbinb. -Cs ift der touf, ber frontod)nam. und blüt Chrifti,
rüwen, ec, tedlichg wol-by uns an finem namen befannt; mae befümmret
mich ; wie fo bie Latiner mit einem mort nennind? das ift gwüß, daß bit
Griechen nit facramenta nennend. Der.alychen von fürbitt der feligen umb
andren Dingen , darin er für und für etwas nachgibt, alg ich verftand, ben
blöden. Aber denen, die fülche meinung der gfchrift, als hüt durch jn und
ander wirt harfür bracht, muütwilliglich nit ber(ton wellend, denen (aft er
mt nach: bann f find verzwyflet, ungldubig und in eigner confcienz verur⸗
teilet Zit. III. 11. Und fo fg fid) mit der afchrift nit gdörend richten
laffen , underfiond fp mit falfchheit die Leer Chrifti unfrüftig ze machen.
Und habend den weidlichen fürtretenden knecht Chrifti, Martin uter, zum
erften verdammt, und demnach legend fp finen namen den unverdienten uf,
damit fo us der (eer Gbrifti cin fect oder feery machind. Aber, o from.
mer chrift, laß bir dheines menfchen namen uflegen unb leg in oud) nie»
man uf. Sprich nit zu binem nächften: bift oud) Iuterifch? funder frag
$n, was er uf der leer Chrifti halte, mie jm das mort gottes gefalle, ob er
«in chrift (ge, das i(t, ein unabläßlichee würker des güten gegen gott unb
den menfchen. Und fo (td) die pápft(er ouch für chriften wellend usgeben,
fpeih: Einer foll deß namen tragen, für ben er (teptet, deß Diener er (it.
— Sind jr diener Ehrifti und befchirmend allein fin cer, fin wort, fo find jr
chriften. Strytend je für den papft und befchirmend fin eer, fin mort, fo
find jr pápftier. Hierum laffend ung, frommen chriften, den eerlichen na:
men Chrifti nit vermandelet werden in den namen bed. Luters! denn utere
ift nit für uns geſtorben, funder (eert ee ung erkennen den, bon dem mir
allein alles heil habend. Laſſend ouch bie päpſtler under difem berrfichen
Heilfamen namen nit begriffen werden, bie dag fp Chriftum, nit den pavft
verjäbend ! denn mü(fenb ſy ung liebe brüder und finder gottes (on. Alſo
will ich nit, daß mich bie pdoftler (uterifch nennind; denn ich bie leer Chrifti
nit vom guter gelernt hab, funder us dem felbswort gottes. Predget uter
‚Chriftum, thüt ev eben, als id) thuͤn; wie wol, gott fye (ob, durch jn ein
anzalbarliche welt mee, denn durch mid) und ander (denen gott je maf
macht gröffer oder minder, mie er will) zu gott gefürt werdend. Noch milf
d) dheinen namen tragen , denn mines houptmanns Chrifti; deß reifer bin
ich, der wirt mir amt. und fold geben, fo vil jn dunken wirt gut fun. Jetz
hoff id, daß männiglich verftand, marum ich nit velle Luterifch "gefcholten
fon, fo ich doch den Luter als hoch Halt als ein lebender. Demnach bezüg
4d) bot gott und allen menfchen, daß ich dheinen büchftaben alle mine tag
ie zu jm gfchriben habe, nod) er zu mir, noch gefchaffet ? afchriben werden;
als aber etlich frommen gfellen von minetwegen uflegen gdörend. Und hab
föliche nit unber(affen, daß ich ieman darum gefürcht bab, funder daß ich
damit bab wellen allen menfchen offnen, wie einhellig der geift gottes foe,
1) plöslich. 2) veranftaltet,
Uslegung be XVIIL artikelt. 261
daß mir fe v6t bon einandren, bod) fo einbelfiglich ble [eee Chriſti leerend
on allen anfchlag, wie wol ich jm nit zuͤze zälen bin: dann ieder thuͤt ſo vil
jn gott wyet. Jedoch, damit wir widrum zu unſerem fürnemen keerind: hab
ich das eſſen und trinken des fronlychnams und bluͤtes Chriſti genennt ein
widergedächtnuß des Indens Chriſti, ee ich den Luter ie bab ghört nennen;
und hat der Luter den fronlychnam und bluͤt Chrifti ein teſtament genennet;
find beede recht und ug bem mund Chriſti kummen. Das ein iſt der weſen⸗
lid) nam, das ander ein nam des bruchs und der übung. Der fronlychnam
und blüt Chrifti find ein ewig gmächt, erb oder teftament; fo man den ißt
und trinkt, ovfert man nit, ſunder man widergedenkt unb ernüweret bat,
(o Chriftus eineſt gethon bat. -
foie werfend die päpftier ein kürbſenen vigel für, forechende: Die meß
Bat nit vergeben bifen namen, miſſa. Dann e$ ift ein hebraifch wort, miffabı
und beißt ein gab ober opfer, barum ift bic meß ein opfer. Antwurt: O
bu böfer tüfel des SDtammoné, mie magft du fo fum befchmorn merden ze
wochen. Gag an, ift big wort miſſah nach bem Inden Ehrifti erft Hebraifch
worden, oder ift ed von ie melten har hebraifch gfon? Muͤſt ie fagen, es fot
won ie welten har bebraifch afyır, denn du es oft im alten teftament findeft:
fo bat ie miffab dozemal den fronlychnam und bluͤt Chriſti nit geheiſſen,
denn ſy noch nit yngeſetzt warend. So nun Chriſtus ein urhaber (autor)
und ufſetzer diſes heiligen dings iſt, muͤſt du mir anzeigen, wo er es miſſah
genennet bab, bas finbeft dus aber gar nit. Alſo folgt, daß bu jm den
namen, nit Chriftus gegeben bat. Ich find oud) by den alten. nit, daß fy
es miffab gendmt habind, funber müß ich ie gedenken, daß jr pänftler e$
miflab gendmt babinb, nach bem jr anghebt hand Ehriftum feil bieten und
um gelt ufopfren , ja fo bil an did) und üwrem verftand gelegen ift, töden
und mezgen; do hand je$ erft miffab genennt. Was befümmret e$. mich,
wie jt es nennind ? Jetz nennend je? ein facrament, und hadend noch nie
eigenlich angezeigt, warum es bod) facrament heiffe oder was (actamentum
beiffe. Bald nennend jrs miſſah; aber den rechten namen, ben jm Chriſtus
gegeben hat, daß ers genennt hat ſinen lychnam und bluͤt, daß er es ein
grund und ce genennt bat des nüwen bunds, ben er mit ung gemacht, daß
er das hat gheiſſen eſſen zu einer widergedächtnuß, das mellenb jr nit
verfton , ir mellend ouch die felben namen nit annenien : dann fü find nit als
gewünnlich als opfer.
Ein andren gegenwurf thund bie päpftler: Die väter, ſprechend fo.
habends oud) für ein opfer gbebt, habends oud) faccificium genennet. Ant⸗
wurt: Was bit alten barbon gefchriben hand, wär ich lang ze erzälen; e$
‚mag aber je nennen nit bewären, dag es darum ein opfer f9e5 (y bewärind .
denn durch das wort gottes, baf es cin opfer ſye. Doch will mich bebunfen,-
daß jro bi( biB wort facrifieium und oblationem , das ift, eerenopfer oder
opfer brucht babinb mit dem anbang *' fined zytes, nit baf fo es zu jren
äuten u(opfeinb, ſunder fgtenmal es eineft ufgeonfret, in bie ewigheit kräftig
iſt ber menſchen ſünd ze verſuͤnen vor gott, fo band fü e nod) zit jren zyten
ein opfer genennt, nit daß (o e$ ufopfrind, ſunder daß's Chriſtus ufgeopfret
hab. Byſpil: Wir ſorechend am Oſtertag: Hüt ift unſer herr Jeſus Chri⸗
4) mit Bezug auf,
Siingli's ſammil. Schriften I. $56. 17
N
238 ^" Méfegung des XVIII. artikels.
fta$ vom tob uferftanden, oder big ift dee tdg der urſtände unfers herren
Jeſu Ehriftir nit bag Chriſtus zu unferen zyten am felben tag ufer(tanbe ,
under bag der tag , an dem er eineft uferftanden ift, den namen empfangen
bat, daß er allmeg der tag der urftände heiſſet. Alſo will mich bebunfen,
daß der alten leereren etlich den "feontgd)nam und blüt ein opfer nennind,
nit als ob ed jr opfer fog, ober bon jnen ufgeopfret; funder von dem bar,
dab fid) Chriftus ſelbs bat ufgeopfret, nenninb fy es ein opfer; fo es nüt
anders ift weder ein widergedächtnuß deß, bas eineft befchehen ift: wie Der
Oftertag genennet wirt urftánbe, die oud) nun eineft befchehen ift. Lis
Chryſoſtoömum ‚über die epiftel zun Hebräern Homil. XVII. da et bif
wort, femel, einift, handlet, fo findeft bu, wie er fid) minbet zwüſchen denen
worten :, „ein boftien,^ und „nun eineft ufgeopfret,“ alfo daß er oft fpricht : wir
opfeend nun ein hoftien oder opfet uf, bod) eben das, fo Chriſtus hat ufges
onfret, bie nit verzeeret mag werden. Und wie er barnebenb. ficht bif. wort,
„ſemel, eineſt,“ druckt es in faft, und will im fin meinung beechen: denn iſt
e$ nun eineſt ufgeopfret, fo mögend mit es ie nit ufopfren. Alſo fallt ex
um lezten dahin, daß er ſpricht: bod) ift es mice ein widergedächtnuß bef ;
das Chriſtus gethon hat. Es fpricht oud) Nicolaus be Lyra über die wort
Luc. XXI. 19; Das thünd in gedächtnuß min. Daß bif facrament ein
widergedächtnuß (5e des Indens unfers herren Jeſu Ehrifti. Weliches kund⸗
{haft ich nit fo hoch halt; daß ich daruf bume, ſunder daß ich den päpftleren
. einen barfür ziehe us jrem bufen, der oudy difer meinung foe. ch weiß
oud) wol, daß etlich alten diß mal ein opfer genennt babenb ; ſy mögend e$
aber nit bewären mit dem mort gottes, habend ouch bbein fóld)e from
darus gemacht ; als leider befcheben ift. von denen, fo in näherer zyt gelebt
band, die nit gnüg babenb ghebt, ab den Lebenden um jr mefban löfen, !
funder (9 habend ouch die todten in die ürten? bracht. Wie wol ſy eigenlich
mochtend febet, ob es (don ein opfer wär, als fo gedichtet habend, baf e$
bed) nun denn geopfret wurd, ment es geeflen und trunken ward, ouch
nun den ſpyſet, der es aß und trank. Denn hätte es einen andren mögen
ſpyſen in minem eſſen, marum bat man bann bic menſchen zwungen ſelbs
hinzuͤ ze gon, fo es bod gnuͤg wär gſyn, menn ich für jn geeffen ober
geonfret hätte. Alſo, e(fenb die todten den lychnam Chriſti und trinkend fin
. Mt, fo widergedenkend oud) fo des Indens Chrifti. Thuͤnd fy das nit, fe
rürt fo bif teftament nüts nit an. Doch wirt dife meinung Härer in ber
materi von dem fegfür: Darzuͤ nennenb. ſy ſelbs bif facrament biaticum ,
das i(t,. ein beleitung ober zeerung des wege. Alſo mü e$ ie nun denen:
zimmen, die uf bem weg find. Run find die todten ab dem weg: denn fo
babend jren (ouf vollendet; barum ift bie (pos nümmen für (p. Dann fg
f
eintweders jto nit bedörfend, fo ſy by. gott find: denn (o fehend den und
nemenb yn oder hefibend, ‚das fo hie in berborgnet wys mit dem aloubem
geeſſen habend, oder aber die ſpys milzt fo nüt, fo (o in verdammnuß find. -
Hie müß id ouch gnüg tbün cim unzüchtigen predigermünd); def
nemen üb noch zemal verſchwygen will, in hofnung ex, befiere fid; 10 aber
das nit befchähe, wirt jm fin mam mit fammt bem frefel, ob gott will,
usgeftrichen. Dex bat bor gar einem eerfamen bolt frefenlich gdören. teber,
2) mit irem Mefhalten gewinnen. 3) Zechc·
Uslegung beà XVIIL attitelg. 259
be mort confecrationig, bag i(t, der beiligung diſer fpys, bie foinb zemmen
geblegt wie ein bettlermantel; ja man hab feine lutre wort der beitigung.
Antwurt: Lieber beider, id) (ob gott, dag bin (o frefen ungeſchickt, ja
gottstäftrig wort zum erften bin unmüfenbe unfinnigheit. wol georinet bat;
batnad) ze erkennen gegeben, wa gemuͤts der (oe, beg fürweſer! bu dich eumft
fon; fo er bid) ein (ólicdben: unerfarnen der gfchrift [agt gottsläfterlich unb
lugenhaftig vor fo einem frommen volk liegen, und dich darum nit .ftraftı
funder für und für lapt bin tüfeliichen alefanz bladren. Darnach hör, wo
bie wort der heilignng (tanbinb! Mattb. X X VI. 26. fat: Das ift min. Inch»
nam. Iſt das nit eit (uter kurz gwüß usgedrudt wort gottes? Wie könnt
gott Fürzer oder eigenlicher geredt haben? Gang über dinen Petrum Hiſpa⸗
num- und lern, was es für cin propofitio ſye; namlich propofitio fingularis
pet nofam demonftrationig, boc, be tertio abjacente, bie nit eigenlicher , nit
kürzer, nit [uterer ze worten mag bracht werden. Darum fo du fprid)t,
man babe die worte der benedyung oder heiligung nit usgebrudt und eigens
tib: fo lügſt bu gott an und fin heilig mort; unb bas wär nit fo groß,
als bu cd aber erft mit dem usruͤf vor dem gmeinen menfchen machelt, ber
batnad) vermeint, e$ (9e atfo, wie du gdören haft bladren, und wirt zwy⸗
felhaft an dem, bad jm gott ze heil hat gegeben. Thuͤſt bu das us unmüflenheit,
fo ift es ein fchand, bag man bid) an die kanzel laßt; fo du der afdyrift nit
bas bericht bi(t. Thuͤſt bu ed aber us frefen, wer fann dann binen mites
willen gnuͤg fchelten? oder gnüg ermeſſen, mie vil du fchadeft? fo du das
berlóugneft in den worten Chrifti (ton, bad aber fo Hell und klar darin (tat.
Denn was mag lütrers grebt werden denn: das i(t min lychnam? foie nimm
wider für bid) bie wort ber andren evangeliften , wie fo ba oben gezält find,
fo findeft bu ſy vom brot und vom tranf ze glycher wys heiter, als ouch
die find. Ufo bag fü weſenlich find unb usgtbrudt ze erzeigen, mas Chriftus
gethon hab, was mworten er gebrucht bab, und wozi er uns fülchs ouch
gbeiffen bab. Daß bu aber fprichft: die wort der heiligung fpind zemmen
geblebt wie ein bettlermante(, zeiget dinen frefel und unmillen noch mee an:
bann bie päpftler, bie bu für gótt Haft, babenb ed gethon; darum du je
that, wenn ſy giych wol ze fchelten wär, nit follteft.afcholten ban. Wie
wol ich das zemmenfeßen. dee worten Ehrifti und Pauli nit übel ſchilt. Und
wär doch gnuͤg gfon, fo man nun eines evangeliften oder Pauli mort ger
beucht Hätte, die aber warlicy nit des evangeli(ten ,'funder Chriſti find, ^ So
aber. bie mort diſer ſpys us ‚allem handel der ebangeli(ten zemmen gſetzt,
bamit. nieman möchte etwas gebreften, verglycheft bu bit heilfamen himmel»
ſchen frdftigen wort Chrifti einem bettleemantel. Wo find je bifchof det
und jr äbbt? bie ba gmeinlich fd)rgenb, menn man did) bettler. (dyilt, Düren»
wirt, wuͤchrer, wechsler , fladenfegner, buvenfchinder : wer möcht. fölche
gottsläfterung er(pben? man mu bie büben töden, verbrennen sc. Sich
bie wirt zum erften geredt, man wüſſe bie wort, damit Chriſtus bife (pos
berbandfet bab, mit; darnach merbenb ſy einem bettlermantel verginchet.
Wie mögend je das erlyden? Schulte man dd) nun üwere fo(tlidyen
bappert ? bember, oder foftlid)en mäntel, je wurdind uf rad) bringen... &o
aber von gottes morten. fo [ugenbaftiglidy unb ſchmächlich gredt wirt, fo
— — — — — — u
3) Stellvertreter. 9) geíalteten.
260 | Usfegung bei. XVII. rtikels.
gefallt es üch. Ich red ouch diß nit der meinung, bag id) rach über bifen
tüppel * berüfe, funder daß je merken mögind, wofür dd) iedermann balt, fo
je gottsläftrung fo ring mögend verdböumen, aber daß man üch antafdye
gar nit eriyden. Du torechter brüder (dann bas magft bu nit verantwurt
werden, denn dag man bir.bifen frefel für ein torbeit verrechne) follt aber
vermanet fon durch die genad Ehrifti Jeſu und fin andre zukunft des lezten
urteils, bag bu von dem dinem durchächten der leer gottes ab(tanbi(t; fo
adar ich dir verheiflen, bag dir gott fétid)en (ug und fchalkheit vergeben wirt.
Thuͤſt bu ed nit, wirt e$ die gon wie dem Therfites: bu wirft übel gehandlet;
und dennoch nüt ſchaffen bann nad) difem zyt ewige verdammnuß erjagen.
Es i(t gar ein ſchwer ding wider den fticher ? firuten oder füllen. Ouch if
die der berg, batuf die ich widerwachſend (eee gegründet ift, ze härt; er laßt
fid nit mit kappenzipflen umgraben oder fcalpieren: dann er milf nod) mag
deinen brud) erlyden; er ift allein darzız verordnet, bag man baruf buwe.
Melicher baruf nit bumt, be bus wirt umfallen, wann die rüns? der flüfs
fen hinzu fchlahen wirt. Darum gedenk, daß bu ouch daruf bumifl. Und
baft bu ie bir fütgenommen in 3e beuchen, xuchtag oder «er oder gunft der
gwaltigen ze überfummen, fo ftand darvon! er laßt (id) darzu nit bucken,
man müß jm nüt anders zumuten denn das er will. Verſtand lieber brüder
alle ding im beften! ich bab dich eben ruch angegriffen; ift aber nun barum
befchehen , daß bu zu dem heil gezogen werdift. Thuͤſt bu ed nit, wirt dir
der fopf (wiewol ich deß nit willen hab, body durch ander lt) nod) bif rü⸗
her erzufet, mit mit (treidóe, das ring wäre, funder mit dem fdywert des
göttlichen mortes. — Dis gott befolen und fürdyt in! -
Ich Hör auch, wie ein gar geblümter * fine oren harfür gereckt babe,
glych wie der (óro ze Cuma, in dem daß er fag: es ſtande nienen in bee
heiligen afdyrift das wort des ewigen teffaments, wie in den gebruchten mors
ten bee beiligung ftat. Den ich ouch Bitten will, baf er dem fpiegel uf bie
naſen tege und über Efajam gang cap. LV. 35; fo findt er, daß gott
verheißt, er werde einen ewigen bund mit ung teefien, die gwüſſen unb
getrüwen erbiiemden Davids. Difen bunb, hand alle menfchen davor wol
dverftanden, gemacht unb. gefeftet fon mit dem blut Ehrifti; der ein ewiger
gott ift; fo ift ouch das teftament ewig Hebr. IX. 15. Doc, wirt im das
nit anüg thün, ich hör, ev (ge fpbig. 5 So neme die wort Dauli Hebr. XIII. 20:
Aber der gott des fridens, der den herren Jeſum Ehriftum, den groffen bieten
der ſchafen, durch das bit be$ ewigen teftaments dom tod gefürt bat ꝛc.
Hörſt du hie, das ewig. teftament. Ich zeig dir ouch bif nit an, daß mich
befümmere der alefanz, ben du bruchft (als ich hör) mit den mortem der
beitiqung, funder baf du binem nagel,® der bid) nit hat Laflen fehen die wort.
Pauli, lernift erkennen. Dann ich mid) gar nit befümmere, wie jt den
morten -Cheifti namen gebind, confecrationig oder benedietionis oder tranfe
fubftantiationis: bann ich darf bee namen nüt. Ich weiß, wenn ich handel
und red, wie Gbriftus gheiffen bat, bag ich im recht t&ün, und gelaflen uf
fin mort fry bin von aller fündz alb im bu namen wie pit du willt. Noch
til gegenwürfe fnüpfenb ſy täglich semmen, bod) us fand, ‘denen aber ein
1) Tolpel. 9) Sporn. 3)bas Geſtrom. *)vornehmer. 5) zankiſch. ©) weißes Fell im
Auge, |
Miftgung dei XIX. artife. | 261.
zeder us bee torgebanb(eten meinung ‚Inchtlich ntag widerſton. So vil bon
diſem ertitet
| Der nünzehent artikel.
Daß Chriſtus ein einiger mittler ift zmüfchend gott unb uns.
Difer artikel hat fo f(are ftätt der gſchrift, Darin ec gegründt ift, taf
wid) munderet, wie es zügegangen foe, daß man andre mittlere gfuͤcht hat
im nümen teftament weder Chriftum. Der felben orten roilí. ich etliche aller⸗
Lärfte harbringen. Ehriftus fpricht Joh. XIV. 6: Nieman kummt zum
vater bann durch mich. Hie mag id) reden wie da oben: marum gond bie
püäpftler nit über jte.logicam und febenb, mas das file ein red (oe: Nieman
fummt zum batet , denn durch mich! Zeigſt bu bine guͤten merk an. tu
welleſt durch (o zu gott kummen; forich ich: Du fumni(t zu gott nit, dann
allein durch Chriftum; an dem müft bu bie grab und gütthat erkennen.
Legſt du die bineg werten 30, fo wirft verfürt: bann bu feaft die 30, das
alfein gottes ifi. Seigft bu ber päpſtleren ablaß an, mefbalten, biailitn,
kilchen gſchrey, futten , beiligheit ber väteren; fo fprich ich: Nein! ce mag
elfo nit zuͤgon, es müf allein durch Chriftum bfchehen. Alſo burgang alf
bina, darin wir geleert find 3 gott gon von den gytigen pdpftieren ; fo fats
feb ſy alle hin. bis an Chriſtum, unb welcher jm bie eer entzücht und fg
— ber creatur zülegt , der ift ein abgöttler. Zeigſt bu mir der feligen, bie sch
bu gott find , verdienſt oder fürbitt an, bu welfift durch fp zu gott kummen;
fo foricy ich: Rein! nieman kummt zu im denn durch Chriftum. Hie muß
gottes wort brechen ober des menfchen. Gottes mag nit brechen; fo folget,
. daß bes menſchen (don. gebrochen ift, ja nie ganz gſyn, ja ein falfch unb
betrug und galychsnery vom. erfien anfang har. Darum das einig mittel,
barburd) wir zu gott fummenb, Chriftus it: bann. alle, bie ie zu gott funt»
men, find allein durch Ehriftum zu jm kummen. Er iſt der mittfer gottes
unb unfer; ec ifts ouch allein. Denn einen mittter fon zwüſchend gott unb
ums, (tat nieman 3d, bann dem fomen, durch den uns gott das heil vero
beiffen hat, Gat. III. 16. Merk aber bie eigenlicher von dem weſen des
mittleres. Ein mittler ift ein fchidmann , der zwüſchen zweyen fpänen oder
zwitrachten fridben findet, unb dadurch feündfchaft macht; darum daß er
beeden partyen gnem ift. Der geftalt ift Moyſes ein mittler geſyn, durch
den gott den kinderen Iſraeis finen willen verfündet hat, mit verheiſſen
irdiſcher gaben , durch den er och oft mit dem wolf, fo es jn erzürnet bat,
verſuͤnt ift. Wie wol bic felbig berfünung nit'an das angficht gottes gebracht,
. üt beg minder bat fü dag voll von der ſtraf gottes erlöst, und ift ein vor»
bild afon des waren ewigen mittlere Chriftt , bee uns den willen fines watere
geofinet hat mit gwüſſem gheiß bee gnaden, und ecfófet vom tod der (tet.
Difer mittlerer Ehriftus ift nit allein gott, ſunder menfd) darzuͤ; er ift nit
allen menfch , ſunder gott batgü: denn fo er allein gott, wär er nit
tougenlic, zit eim mittler. Dann gott iſt nun einig und fügt fid) nit, daß
ee in im felbs mitte. Denn te, ber da mittet, muͤß underfcheiden fon zwü⸗
(denb denen er mittet; unb ift aber in gott. nüt underichlagenes oder geteils
tee. Darum Bat ec (inen. fun zuͤ eim mittler gmacht, in dem daß ec menfch-
liche natur hat an fid) genommen;- nit daß ee us der. einigen kraft menſch⸗
licher blödigheit ein mittler foe, finder us der kraft der göttlichen natur,
die aber mit der menfchlichen vereinbart ift; daß mie bie menfchlich bLödigheit
262 . . Mölegung bed. XIX. artikels.
gott i(t sügefügt in Chrifto unb vereinbart, wir ouch alfo durdh das Inden
unb opfer Chrifti gott verfünet werdind. Diß verfünen mag dheiner creatue
zimmen ober zügeleat werden, weder dem einigen fomen , dem fülchs ver⸗
beiffen was, Gal. III. 19. Was ift nun das aíat atit gefgn? Antwurt:
Es it zuͤhin geſetzt von der übertretungen wegen, bis daß der fom fáme,
bem oder in melichem das verheiflen gfchehen ift. Und ift das afat verord⸗
net durch bie engel in dem gwalt des mittlere. Nun ift der mittler nit des
einigen, und ift aber gott einig ober einer. Dife wort Pauli inhaltend das
wefen des mittlers, wie wol (8 Eur; und bunfet find, und ift je finn: Macht
der gloub fromm, wie Abraham us dem glouben fromm ift gemacht; was
bedarf man des gfakes, und marum hat es gott gegeben? Antwurt Paulus:
Es hat nit ein ieder ein glouben wie Abrabam. Welicher einen fölichen
glouben bat, der bedarf dheines gfakes, funder wie Abraham von dem arii
gotteg afürt, acmifen und verwalten ward, alfo wirt der, fo giuch wie er
glóubia ift, gfürt und verwalten. Aber bil find, bie, fo fp ben glouben nit
habend, nüt rechts thátinb; man fienge bann ſy mit den banden des gſatzes.
MWelicher in gott gelaffen ift wie Abraham, ber bedarf dheines gſatzes; wo
das nit, ba müß das afaß fun. Denn wo der geift gotteg nit it, da mag
man des willens gottes nit bericht fun. Daſelbſt muß man on zwufel das
ofaß haben, das uns leere, was gott gefalle, was jm mißfälle, damit man
fi) vor der übertretung verhüte. Alſo i(t das afa geben, mie SDautus bie
foricht, flit das übertreten. Spricht: wie fann gott das afaß gegeben haben
bon der überttetung wegen; es wär doch dhein übertreten, wenn das afak
nit wäre: denn ed wüßte nieman, mas übertreten wäre, es forddye dann bas
fat: bu follt das oder das nit thün, wie Paulus fpricht Röm. VII. 7:
d) hab bie fünb nit ecfennt, denn durch das afa&. Die begird erkannt ich
nit, es bätte denn das gſatz geredt: Du follt nit begeren. Antwurt: Das
it ein gegenmurf, dem man billich mit aller zucht * foll antwurt geben,
und nit mit fpiklinen , * wie den närrifchen pápftleren ,. die fo unwüſſend wi»
derreden baron. fällend, bag mir allweg in finn. kummt das gmein forüch»
wort: Gum in die brenten. Das gíaty ift nüt anders weder der ewig
uinvermanbdelbarlich will gotted, der aber nüt anders will denn grechtes unb
güns. Wie will uns der will gottes offenbar werden weder durch fin
kundthuͤn. Das fin funbt&ün nennend wir ein afat, batum baf es wider
unfer fleifch it; das mag nüt erinden, bann das im gefällt. Aber warlich,
fo ift es an jm felbs nüt anders dann ein ebangetium, das i(t, eim güt
gwüſſe botfchaft von gott, damit er uns bericht fing willens. Dann wie
Éónnte das den frommen nit (rómen, menn jm gott (inen. willen offmete?
Alfo leert uns das gíag, was gott gefalle. Gefallt uns das gſatz, fo ift dee
geift gottes in ung; oder aber e$ möchte ung nit acfallen: dann in uns if
nüt qute, als Paulus foricht 9tóm. VIT. 18: Syd) weiß, daß in mir, das ift
in minem Rleifch, nüt güté monet, Wo uns aber das afa und (eec gottes
gefallt, da find wir geiftlich unb urteilend geiftlidh: bann das afak ift ut
finer eignen natur geiftlich, Röm. VII. 14: Wir wüflend, daß's gſatz geiftlich
it; on zwyfel, daß es nüt anders milf, denn der geift gottes, bon bem e$
fummt. Sind mit nun in gott gelaſſen, fo ift e$ on den geift gottes nit
1) Achtung. 9) Epigwort.
Uslegung ded XIX, artikels. 263
zügegangen. Iſt der by ung: fo erfennend wir alle. ding des geiftes; unb
fo bas gſatz geiftlich it, fo gefallt es ung, ob es glych dem fleifch nit gefallt.
Alſo föllend wir bie bie wort Pauli verſton: das afa ift gegeben, bag man
nüt wider gott thüje. Und ob du ſprächiſt: wie weiß ich, was gott will?
fo Hör us bem gfat : „Du follt gott ob offen dingen Lieb haben! bu -follt
nit zornig werden sc.” GSichft du ietz, das gfat berum gegeben fon, bof.
du erlerneft, was gott erfordere und was er nit welle? barum ift e$ gegeben,
baf du nit übertestift den willen gotted. Alſo tóbt ung der büchftab des
glabes, wenn wir jn anfehend: ‚dann wer mag in halten?: Aber der geift
machet lebendig, fo du im glouben fprichft: Wiewol ich das nit erfüllen
mag, .nody ift e$ güt und grecht: denn ed ift von gott geredet unb uns fund
getbon. Und (o bu an binem erfüllen verzwyflen müft, ja alle ereaturen
muͤſſend verzwyflen daran: denn wer möchte im fleiſch wonende fe qam
und gar in gott gezogen fun, daß er in Lieb Hätte ob allen bingen zu aller
sut: fo if. uns ic not eines mittlere, der. für den unferen gebreften gnüg
tbüjr. Mag nun bee mittler ein creatue fun? Nein! denn bie creatur mag
nit ein gebot gottes erfüllen. on den geift gottes. So mü ie folgen, daß
alle userwälten gottes, ouch us ber Iuterenfgnad gottes, mit gott vereinbart .
find. Und fo fo oud) der gnab notbürftig gemefen find: fo nmögend fy nit
emitter fon: denn fu find an bero party, bie brefthaft find. Und muͤß aber
der mittler nit. der brefihaften.oder manglenben party fun. Darum folgt
eigenlich hernach in den mworten Pauli Gat. III. 19: Bis bag der (om käme,
bem oder in welichem das verheiflen gefchehen i(t; das it, das afa ift da⸗
tum gegeben, daß man den willen gottes nit übertrete. So nun dem men-
ſchen das unmüglich ift unb aber gott. gerecht, muͤß ie der gerechtigheit got⸗
tt$ ania beſchehen, ec wir mit jro mögind .verfünt werden. Run mögend
wir us den menſchen nit einen finden , der gottes gerechtigheit gnuͤg thüje:
denn welcher dero gnüg mag thün , ber mug ie gott glych fon. Luc. VI. 40:
Dee jünger wirt erft volllummen, menn er wirt mie fin meifter. Darum
bat gott dem ‚teoftlofen menfchlichen afchlecht einen fomen verheiften, bas ift
ein geburt , ein pflanz, durch bie der tüfel überwunden und wit mit gott
verfünt wurdind, Gen. III. 15. Er ift ouch bu dem namen, fomen, bliben,
bo er AUbrahamen verheiflen hat, . Daß in (inem (omen alle menfchen heil
gemacht murbinb, mie ba oben gnügfam tft anzeigt. Vom felben fomen
redt er bie und (prid)t: das gſatz fge gegeben, bag man wider gott nüt tbüje.
So nun das gfat alle menfchen. fchuldig macht, . hat der meníd) bbein fich- .
ren teoft weder. in dem ſomen, in dem das heil verheiffen ift. Alſo find
dife zwey Bing ., afa, und der fom“ wider einander , nit jro, funder unfert«
Halb: denn fo beide von gott fummen find. Aber das ein leert ung, was
gott welles und fo wir bas wüflend, mógenb mit das nit erfüllen und bedör-
fend eines mittiers. So tft der fom, das i(t Ehriftus, der mittler. Alſo
verdammt uns das afak nit, daß des gſatzes will foe und verdammnen, fum
der wir. erleenend am afa unfer onmacht, und demnad, daß mir billich
verworfen werdind von gott. Aber der fom, der im glych ift, der mag finen
wilfen erfüllen und mag mit finer unfchuld unfer fchuld begalen. Darum
ift der felb einig, gefdyidit 3e mittlen. Und wie das afa den menfchen durch
einen mittter ift aüfummen, namlich ducch Moyſen: alfo ift ouch die anad
durch einen mittlee und zufummen. Es ift ouch des afabed nun ein mittler
%
264 mE Uslegung des XIX. ortiteff.
gſyn; affo ber gnab ift ouch nun ein mittler. Mun ftünd e$ alfo mach bent
díag. Es modit us den menfchen nieman mitten: denn es ſtuͤndend alle
menfchen uf der fünder party. Es wollt gott allein mit im ſelbs nit mitt
len: denn der einig ift, kann nit vor im felbs ein mittler fon. Denn der
mittlere muß zwüſchend faren in mitten dee erzürnten und verlekenden. Alſo
bat gott (inen fun menfchliche biödigheit verfchaftt annemen, daß er ein
mittler zwüfchend gott unb ung wurd, ber nit ein mittlez ift ale ein Iuterer
". menfch (dann wir babend anüg ghört, bof bie (uter. menfchlich biädigheit
gott nit gmüg thin mag), funder als gott und menſch. Nach dem er gott
iſt, mag er den willen gottes erfüllen; ja nit allein erfüllen, ſunder der will
gottes iſt nüt anders weder ſin will. Nach dem er aber ein menſch iſt,
mag er ein opfer ſyn, das für uns armen ſünder der grechtigheit gottes
bezalt: denn fin menſchlich natur ift von aller ſünd unbefleckt. O göttliche
wysheit! mie haft du unfer heil fo eenftlich, fo muslich, fo gwüß angefehen?
Yen find die wort Pauli Gat. III. 19, 20. (oct, da er fpricht: Und.ik
das gſotz verordnet durch die engel in dem gewolt des mittles. Mum ift der
mittler nit bei einigen, und ift aber gott einig ober einer. Dannen bar nit
müglich it, bag teman anders ein mittlere foe denn dee fom, der alfo gott
ift, daß er baby oud) menfch; und alfd ein unbeRedter menfch, daß er baby
ouch gott i(t. Darum dife wort Ehrifti, vom erften angezogen: Nieman
fummt zum vater denn durch mich,“ (tof (tonb unbewegt, alío bag himmel
and boden ee brechen werdend weder fü. |
Demnach ſpricht 1. o6. II. 1, 2: Ye mine fün, id) ſchryb dd big
ding, daß je nit fünbinb; unb ob einer fündete, fo babenb wir einen für»
ftánter! ober fürfprechen by dem bater, den grechten Jeſum Chriftum, unb
er ift die andbigung für unfec fünd, unb nit allein für unfer fünb, funber
für die fünb der ganzen welt. Hie böreft du den mittlere umb. fürſtänder
dheinen anders mögen (on, dennden, der grecht iſt; darum fpricbt ee: den grech⸗
ten Jeſum Chriftum. Nun find alle menfchen fünder, usgenenamen Chri-
(tué; fo mögend fo ie nit für uns (ton, nit für ung mitten, nis für ung
anädigen nod) bezalen. Der müf allein die gnábigung fom, der felbs grecht
it. Du börft such, dag Chriſtus nit nun für den erblichen brefien, das
Aft, für die erbfünd (denn alfo verſton ich die erbfünd nüt anders fon beum
den gebreften der zerbrochnen natur) bezalt bat, als üt etlich frefenlich om
allen grund der warheit reden gdörend, damit fo ab dem bezalen bee fünd
vil Löfind; funder bezatt er für alle fünde, bie id) davor Aft der fünd und
des breſtens genennet hab; und nit für das jübifd) volk allein, ober für die
apoftel allein, funbee für aller welt fünd, fo die gloubt.
Paulus, nad)bem er 1. Zim. II. 1—6. geleert bat, wie man gott fölle -
bitten für alle menfchen, alle fürften und gewaltigen, damit wir ein fridſam
fill. leben füren mögind in allem ernſt und gotteshulde, redt er darnach
alſo: denn das ift güt unb gnem bor gott unferem bebalter und heiland,
der da will allerley gfehlecht der menfchen heil werden und in erfanntnuß
der warheit fummen. Denn ein einiger gott tt, es ift euch ein einiger
mittlere gottes unb ber men(dyen, der menſch Chriftus Jeſus, ber fich felbe
zuͤ einer vangung oder. lösgelt ggeben hat für alle. menfchen. Hie ſichſt du
———————— Ó——ÀMM—————Óám— NN U)
-*) Beyſtand. | "
Wlegung deb XIX, octileit, 265
gum. ecfien ; daß Paulus unferen bhalter und heilaud gott nennet, unb bate
nach nennet ev in ein. menfchen, da ec fpricht: der menfch Ehriftus Yefus.
In welchem du aber erlerneft, wie vor us Gal. TIL. 20, die aftalt des mittlere.
Darnad) daß gott will alle menſchen, bas iff, allerley afchlecht der menfchen
felig machen, und in ein einige erfanntnuß der warheit bringen, bas ift, in
die erfanntnuf des wechten waren gottes und Heils; namlich ba nun ein tini»
ger gott it, und ein einiger mittlee gottes und ber menfchen. On zwufel
Zummend wir ze friden, ad erfanntnuß dee warheit, zu erkannmuß bes heile
nimmer mee gwüſſer, denn fo wir durch den glouben num einen einigen gott
erfennend, und sum einen eimigen mittlere. Wo einer difen mittere fücht,
ein andrer einen andren, mag e$ nit fon, daß wir einig werdind. So mie
aber alle Chriſtum allein für unferen mittler habend, fo müß ie folgen, fo
wir alle in einen mittler unſer hoffnung fegend, daß oud) unfere gmüt im
felben unferem (dal einhellig werdind. Zum (esten höreft bu, bof fid) Chri⸗
fus. ein ranzung oder lösgelt für uns geben hat, bas oud) nieman anders
vermögen hat, weder er: denn alfe menfchen manglend fin; barum. daß alle
menſchen fünder worden And unb manglend der eec, das it, der gnab got
tes. RNöm. III. 23. Ya die glori, eer, unfchulde und reinigheit der magb
Maria, die ift nit us jro felbs, funber us der eer gottes, bie bod) pen allen ^
menfchen ggloubt wirt bie höchfte unb Liebfte gſchöpft fon bor gott, als fy
felbee fpricht: Dee herr bat. begnabet die fchlechte ſiner dienerinn; darum
werbend mid) felig zälen alle gſchlecht. Alſo find alfe menſchen von
jto eignee natur fünder unb in unceren; fo fü aber rein werden und zu eeren
fummen wellend, mug es allein durch Chriſtum, den einigen mittiey, beſche⸗
ben. Ya daß Maria fo ein reine magd, vorhin und fo Ehriftum geboren
bat, geweien ift, das hat allein gott gethon, bee fy darzu erlefen und behal⸗
sen bat. So nun die fo hohe gefchönft gottes durch das mitten des (ung
qottr$, der uch jr fun it, zu den eeren allein us der gnab gotted fummen
ift: vil mee folf (id) bemnad) das ganz menfchlich gefchlecht erkennen, daß -
e$ der eeren gottes mangle und nüt für fid) felbs permóg, ouch dheinen
mittlere feiften möge: denn der mitt(er mug gott und menfch (pn; bas vermag
dhein ereatur. Ich Hab oud) bife mort (heis fai mefites) tüt(dyet: ein einiger
mittlere, darum daß, ein, den Tütſchen ein artikel ift, unb mag nit usdrucken
den eigentlichen (inm Pauli: Denn fo ich gefprochen hätte, ein mittler, bätt
ein einfaltiger mögen gedenken, e$ wäre Chriftus ein mittler nad) ober under
vilen, weliches nit.bie meinung Pauli ift; funder bag nun ein einiger mittler
fe. Glychſam er ouch gefprochen hat, ein einiger gott; ‚verftat man, wol,
haf ee mit. dem mort, heis, einen einigen gott will fürgeben: denn, fo ec
das nit fürnäm, fo Gdtt ec durch, Ho, geredt, und folgte nüt deß minder
dhein rechter. finn hernach. Diß Hab id) von ber geleerten wegen geredt, bie
mine mort, us guiechifch in türfch gefeeet,* Inchtlich hättind möogen ſchmützen,
ws ich die nit wol bewart. Cyebod) find bife mort Pauli fo Inter und ſtark,
Daß jro ouch gnüg wäre ze berodeen, daß Chriſtus ein einiger mittler it,
und bag dhein (utre ereatur ein mittlee mag fon.
Diie nachkummenden kundſchaften will ich mit wenigen morte anzeigen.
"Baulus ſpricht Hebr. VII. 24, 25: Difer (verftand Chriſtus) hat ein ewige
) übericht.
266 Uslegung des XX. artikels.
prieſteramt; darum daß gr ewiglich blybe. Dannenhar er ouch in die ewig⸗
heit mag gſund machen: denn er ſelbs zuͤ gott ggangen iſt, allweg lebende
für uns ze fürmünden. Sich, ob diſe wort einer ereatur zimmen mögind:
„ſelbs zuͤ gott gon, ewiglich ein obreſter prieſter fon, ewiglich mögen
fürſton und für aller menſchen fünd. bezalen.“ Daſelben v. 22. ſpricht
eud) Paulus: Alſo eins beſſeren teſtaments iſt Jeſus der bürg worden.
Hat den verſtand: gott habe by ſinem eid gſchworen, daß ſin ſun unſer
obreſter prieſter werde fun in die ewigheit; darus man merken mag, wie
vil beſſer das nüw teſtament foe. weder das alt; fo unſer obreſter priefter
ewig ſye, das aber im alten nit geweſen: denn ft abgänglich warend durch
den tod. Darzü, daß unfer bürg dhein Moyſes, dhein töbdlicher pricftet,
dhein vihiſch onfer foe, ſunder der fun gottes ſelber foe unfer fant unb
bütg, durch das man ju gott kummen möge. Item Hebr. VIII. 6: Chri⸗
ſtus bat ein beſſer prieſteramt, fo vil er ouch ein mittler iſt eins befferen
teſtaments. Hie hörſt du aber farli); des beften teſtaments dheinen andren
mittler fon. weder Chriſtum. So nun bas teftantent fin grundfeſte in jm hat,
unb die güte des teſtaments us ber. güte Chriſti gemeſſen wirt: wie könnte
man bas amt und namen Chriſti einer ereatur zülegen ,. das allein der fun
gottes verwalten mag? Stem Hebr. IX. 13: Darum i Chriſtus ber mittet
be? nümen teftaments, daß, nachdem fin tob befchehen 3d ablöfung der übers
teetungen, bie im vordrigen teftament warend, bie berüften. unnemind das
gheiß des ewigen erbs. Sich bie, welcher creature. fraft ift, daß fb alſo
möchte ein mittlerinn fon, daß das übertreten des afatyes durch (9 möcht hin
genommen werden? ober welcher hätt ung mögen bringen zu bem erb emigt
lebens? dheine. So i(t ouch bbeine bie mittlerinn denn der einig Chriftus.
Item Hebr. IX. 24: Chriftus ift ynggangen in den himmel, daß er nun
binfür bem angficht gottes erfd)one für uns. Hie drudet Paulus. us bae
wert des mittlers Chriſti, bag er by gott für uns (tanbe .und dem angeficht
gottes (das i(t, finer grechten rach oder zorn: alfo bruchend.die Hebräer .oft
den namen, angeficht gottes) erfchune für uns. Sich, Chriftum für und
für in die ewigheit für uns fürmünden und besaten. Cytem Röm. VIII. 34:
er möcht und verbammen? So Ehriftus für ung aftorben ift, ja ufer⸗
fanden, der oud) fibt zu der gerechten gottes, bee ouch für ung (tat oder
fürmündet. Jetz börft bu bie ſicherheit des heiles da har hangen, daß der
ſun gottes, für uns gſtorben, in die ewigheit fürſtat für ung armen fünder:
body wirt der meinung noch met barfüt bracht i im 50. artikel. ie ift ich gnuͤg⸗
ſamlich darbracht , bag Chriftus ein-einiger mittler ift zwüfchend gott unb uns.
Der zwanzigſt artikel.
Daß uns gott’alfe ding will in finem namen geben, darus entfpringt, |
dag mir ufferthalb diſer zyt dheins mittlers bedörfend weder (in.
Den erften teil diſes artikels Hab ich darum für mich genommen, daß
ich gſehen hab, daß bie fchäfli gottes, glych als Ezechiel XXXIV. 6. ftat,
geirrt habend oder umgeloufen find in den bergen und büblen unb. felden,
weid oder troft füchende, unb fabenb (5 aber nit funden: denn jre hirten
babenb fo von der thür, bie Ehriftus ift, burdy den man allein ing leben
kummt, abgewifen. Denn fy habend jnen nit gefeit Das heil, das inem
durch Ehriftum allein bereit und ufgethon ift. Das bat die armen fchäfk
(o verzagt gmacht, bap fo gefprochen hand: Ach, wie dörft ich fündiger
Uslegung bed XX. artikels. 267
menfch 36 gott fummen? ich muß durch aite fürmünder zu im fumme; .
und hand ben einigen fürmünder und mittler ja bürgen, vfanb unb bezaler
unferer fünden nit ecfennt, wie gewüß uns der abnimmt alle fünd. Denn
gott will und alle ding in finem namen geben (mo man fpricht im namen
Chriſti, heißt es als bil als um finetwillen, in finem gmwaält, in (inem wort), .
als Ehriftus ſelbs (reet Joh. XV. 16: Ir babenb mid) nit erwält, funder
ich bab üd) erwält, und üch geſetzt, bag ir binganginb und feucht bringind
unb üwer feucht blybe; bag ouch ber vater üch alles das gebe, das ir in
minem namen. begeren werdend. Vernimm zum, erften, daß gott fine jünger,
unb uns in finen jüngeren erwälet bat, daß wir fin volk fyind, fine Diener,
ja nit allein fine diener, funder fründ. Warum folltend wir denn nit 3i
jm gdören fummam? fo er uns erwaͤlet hatı bag wir feucht teagind. Frucht
tragen ift allein bero, bie gott darzu erwältt hat. Er bat und ouch dar zů
erwälet, ba wir ben vater erkennind, unb uns all unſer anligen zu "int
louſind: dann er ſich hat ufgethon durch ſinen ſun, daß er uns alles das
geben welle, das wir in ſinem namen begerind. So er uns usgezogen und
erkieſet bat, bag wir zu jm. kummind; marum wolltind wir nit gdören zuͤ
jm fummen? Es ift ouch us bem wort gottes allein ami, bag uns gott
das gebe, das wir in (inem. namen begerend, als ec (prit Joh. XVI. 23:
Warlich, warlich (ag ich dd), baf der vater did) alles bae geben wirt, dag je
in minem namen begeren werdend. Sich, damit wir ficher und verteumt
adörind zu im fummen, machet ee ung gwüß mit (inem mort, bag wir in
finem namen begerende ficherlich gewärt werdind. Ya er hat: verdeuß daran,
daß wir nit um alle ding, bie uns not find, zu jm kummend und begerend; _
barum fpricht er, alles oder alle ding. Und bald barnad) verwyst er bent
jüngeren , daß fy noch nüt begert 6abinb: Ir babenb bitbar nütin minem namen
begert. DBegerend, fo werdend je$ empfaben, damit üwer feeud erfüllet (oe.
Sich, er nótet uns ze begeren, unb wie fprechend: wir gdören nit zu im
fummen. Er weißt ouch, daß unfer freud erft denn volffummen ift, fo wir
von im empfahend ; barum fpricht er: Damit diver. freud erfüllet werd.
Es hat ouch der himmelifch vater mit finem eignen wort bezüget, daß
ee durdy (inen. fun begnadet und gefridet werde, Matth. III. 17. XVII. 5:
Diß ift min lieber (un, in dem ich gefällig ober gefridet worden bin (tubos
keſa). Den bórenb! Wir lefend gemeintid), in dem ich mie wol gefall; unb
babend aber die Briechen , eubofefa, bas tft, ich bin zefriden, ober ich büt
eerhaft, * verfünt, gütig worden: denn der bimmelifch vater hat. mit diſem
wort nüt anders gewellen, dann allem mienfchlichen gefchlecht anzeigen , bag
er ieh den gefendt bab, in bem er gefridet unb aütiaet erbe; den ſoͤllind
wir hören. Run bat derfelb ung geleert: wie mögind zu gott nit kummen,
dann allein burd) in. Er hat oudy geleert: daß alles, fo mit begerind in
finem namen, das werde ung gegeben. Und bat ung der vater geheiffen jn
hören, jm ghorſam fun; fo folgt ouch ; daß ec ein einiger mittler ift, unb
dag uns gott alle ding will in (inem namen geben. Item febr. V. 8:
Wiewol er ein fun gottes ift, hat er bod) ghorfame gelernet us den bingen,
Die er erlitten hat; und uegemacht oder gevollkummnet, ift er allen denen,
die jm ghorſam find, ein urfad) des ewigen heils. Sie börend wir, daß
1) beehrt.
268 Ullegung det XX. artiteld..
gott (inen elanen fun hat wellen erlyden und erfaren (ade die menſchlichen
- beeften, daß er bie felben eigentlich erkennende ung bef barmherzigee und gldu⸗
biger wurd; ouch daß er ein volllummne unbreſchafte urſach würde zu bee
feligheit allen denen, bie jn börtind, das i(t, bie in jn aloubtinb.
Stem Rom. V.' 15, 17 — 19. paraphraftieos: Iſt bie ganz vile an des
' einigm Adams fünd geftorben; vil mee ift die gnad gottes und bie fchenke
der gnab, die une durch den einigen menſchen Jeſum Chriſtum zuͤgewendt
i£, tud) unb überflüſſig gſyn der ganzen vile zu unſchuld ic. Bald darnach:
Iſt der tod ſo ſtark worden us der ſünd eines menſchen, daß er durch den
einigen ein herr und künig worden iſt über Die menge; mie bil. mec werdend
bie, fo die Überflieffenden anad unb ſchenke der gerechtigheit empfangen ha⸗
bend, in dem leben herrſchen, ouch durch einen, namlich durch Jeſum Chri⸗
ſtum. Und darum, glychwie die verdammnuß in alle menſchen kummen iſt
von eines (ünb wegen (nerfand Adamen); alſo iſt bie rechtwerdung bed le⸗
bene in alle menſchen kummen durch gerechtigheit oder unſchuld eines, Chriſti.
Dann wie us ungehorſame eines menſchen wir alle ſind zuͤ ſünderen gema⸗
chet; alſo werdend wir ouch alle durch eines einigen gehorſame unſchuldig
gemacht. Alle diſe wort Pauli leerend uns klarlich, daß, wie aller breſten
in uns durch ben einigen Adam kummen iſt; alfo it ouch alles (eben, fromm⸗
keit und unſchuld durch den einigen Chriſtum widerbracht. Und leerend diſe
wort heiter, bag er ein einiger mittler iſt; bag ev ouch bas einig mittel ift,
durch den uns. alles gut wirt gegeben, glychwie durch Adamen allein alles
übel fummen if. Alſo ift gnuͤg bewart, daß uns gott alle ding will durch
Jeſum Chriſtum geben.
Der ander teil diß artikels dit:
Darus entipringt, tef wie ufferthalb bifem zyt gheines mittleres börfend ,
ann fin
Welicher bie zween nächften artikel wol ermefien Bat, der (ibt eigentich,
bag bife meinung darus folgt. So nun difer artikel das fürbitt der britigen
antrifft, wirt ouch not (gn, mit eenft davon ae fagen. Dann ich wol weiß,
daß vi menfdyn mich darum , wiewol unbillich, haſſend, daB fo vebenb,
ich foc böfer, dann alfe, bie zuͤ diſer zyt ſchrybind; denn die alle babinb noch
etwas zugegeben der heiligen fürbitt, und bab$ zum erſten gebören verwer⸗
fen. Run band! ftill, unb hörend min that und glouben! Ich bin nie der
meinung afon, daß id) den mweidlichen Deben, bie unt gottes willen diſe welt
überfiritten hand, jr eec wöllte mindren. Und ſo ich in der gſchrift dhein
undſchaft find, daß man ſy ſoͤlle anbeten, oder daß fü dort für ung bittind:
bab ich nit mögen erlyden, daß die hofinungen der menfchen an ſy gelaſſen
wurdind, (o dhein gwüſſe gſchrift barum ift; und hab es tod) alfo ze hand
genommen. Ich bab nit gethon, ale ietz etliche tbünb, bie, fo fg anhebend
predigen, zühend fo zum erften bas fürbitt der Heiligen harfür ; und fo man
men weeren will, forechend fy: Habend nit bie boten ouch zum erften at
zeiget, baf bie abgötte nit götte, funter göken wärind. Alſo, fot ich be
(inb; daß man fid) an der heiligen fürbitt verlaffet, das aber dheinen grund
Bat, foll man nit das zum eríten anzeigen? Antwurt ich: Nein! es hat
hie ein andre aftaít, als. hernach wol ermeflen werden mag. Sunder id
9 haltet,
Uslegung des XX. atifdi. 269
bab e£ alfo ze handen genommen: ich hab! das war Heil, Chriſtum Jeſum⸗ eigenlich
anzeigt und fof gleert, wie fo. (id) zu im ſollind alles guͤten verſehen, zuͤ
jm loufen um alle notdurft. Denn hat er. ben tod für uns erlitten, bie wyl
wir nody fine foenb warend; mie möchte er ein unmillen ab une haben, fe
wir ieh in in gloubenb, mit Paulus Rom. V. 8 ; 9. (ptit: Iſt Chriſtus
für une geftorben- der aot, bo mir nod) fünder warend; wie bil mee, fo
wir ieh durch fin bluͤt unfchuldig oder gerecht gemacht find, werdend wie
gefriftet oder geheilet vor dem zorn durch in. Hab alfo damit bie fründfiche
anad gottes den men(den geliebet, und bad gwüß anzeigt, und mol gwüßt,
Daß gott mit finem wort würken wurde; bab oud) ben einfaltigen vorggeben, *.
a((o, tag ich oft gefprochen bab, fo fy Häßlicher fteittend: Wolhin! wellend
je überein üwer anligen den feligen Hagen; fo will ich mines allein gott
Hagen. Laßt fehen, welcher fart den gwüfleren weg. Und bab (9 alfo mit
mild) erzogen, bie daß jro etlich, bie vor ſtark wider mich warend, ſtark
barnad) allein gott anhangtend. Denn fo marenb innen worden, wie füß.
ber here it; umb baf ein ieblicher, bem er wol bekannt wirt, mit ben jüngeren
fpeicht Joh. V1. 68: Here 3d wenn follt ich gon? du haltet das wort des
lebens. Ich hab bid) ergriffen; ich will bid) nümmen laſſen, Cant. III. 4.
Dann welicher gott recht erlernet bat, unb von im i(t heim gfürt, der mag
jn nümmen verlaffen; und daß man jn mit dem tob zu der creatur. abwen-
den will, fo tbüt ers nit , funder er mag (im gwüß beit nit verlaffen; unb ^.
ob er fchon us marter ein anders mit dem mund. redte, wycht bod) das berg. -
nünmen: bann e$ weißt, daß fin fiber Heil gott ift, durch Chriſtum Sye(um.-
Ich hab oud) vor bier jaren etwann nachgelaflen, daß fy bie verheißnen.®
gebetli möchtind beten, bis daß fü gott heller erlüchte ; bod) das pater nofter
nit wellen geftatten, daß es ieman anderem wurde gügefprochen, denn dem
einigen gott; oder e$ wäre abgöttery. Dann wie fónnte einer zu fanct Ger⸗
teuten fprechen: vater unfer? Alſo ift gefolgt , baf der meerer teil durch das
wort gottes dahin fummen ift, bag ſy all je züverficht allein zuͤ gott durch
Ehriftum Hand angehebt ze han; der ift inen fo heimlich und frünblid) durch
das ebangelium worden, baf fg alle gebetli und zuverficht hand laſſen fal«
fen. Denn ſy hand die füffigfeit des alten wyns empfunden und babenb den
nüwen nümmen wellen trinken; ouch ale f) bie hand. an pflüg gelegt, band |
fo nümmen wellen hinder (id) fehen. Alſo vat ich noch hütbytag denen, fo
das. gottswort verfündend, daß fy das heil eigentid) predgind ud dem Haren
eigenlichen wort gottes. &o wirt der teoft in den einigen gott wol.wachfen ;
es wirt ouch ber betrug der falfchen Hoffnung wol binfallem. Und wiewol
das menfchlich herz all fin züverficht allein zu gott haben folf, mag ich body ^
bas erlyden, daß, fo der menfch verwyst? it, jm etat merbe nachgelaflen;
"
bann daß bie (ter Ehrifti berjagt werde. Denn leider etlich ber warbeit noch
fo unwüſſend, bag fo die leer Chriſti bermecfenb, fo bald man inem jte pa»
tronen will abfch (aben. Ich fchäß ouch nit ale bös fun an heiligen bangen
als an abgötten; wiewol ich weiß, daß t$ verdammlich ift," fo man die hoffe
nung uf die creatur bat. Es. find aber etlich , die babenb bon. eim hölzinen
ſchüryſelin gerebt, nnb gefprochen: ja fo habind allen troſt zuͤ dem einigen
1) Spielraum geben, einem ben Willen laſſen. 9) gelobten. 3) unrecht gewieſen,
falíd) untermie(en.
M
270 Uslegung des X X. artifels.
gott, aber zu ben feligen ouch; das bod) by einandren nit (gn mag. Des
nen alfo unwüſſenden ift billich vorgegeben, bis bag fy die marbeit ergryfend.
Erſtlich (oll nieman gedenken, baf id) zwyfel bab, ob bie feligen rum
und fróub by gott babinb; alfo daß id) dahin reichen welle, es (ge bbein
feligheit nad) difem zut. Das foe fer von allem menfchlichen gefchlecht!
dann welicher der meinung ift (ale leider ze beforgen ift: bann jr wys und
werk und mort zeigend gottlos (üt an), der ift (d)on verdammt. Es foll oud)
ein iedee wüflen, daß wir bie nit redend von bem gebet, das die frommen
alóubigen chriften, bie wyl ſy nod) in dem Iychnam wonend, für einanbren
tbünb; funder wir vedend bie allein von der meinung, bie etlich falfch leeren⸗
den alfo. babenb fürgegeben : Die (eligen, bie by gott ie find, habind gar
bii um gott verdient; barum ſyind fy jm genemer dann wir, daß fo gott
für ung armen fünder bittinb, oder fy opfrinb unfer gebet gott uf, unb tere
binb bil ce erhöret bann. wir. Demnach find fy bis dahin fummtn, daß fo
geredt habend: es fye nit mügtid), bag ieman zü gott fummen mög, bann
allein durch das fürbitt der feligen. Dem ift Danach gefolgt, daß man (id)
uf jren verdienft gelaflen hat; bag man mee troſts zu der ereatur qebebt hat
weder zu dem ſchöpfer; bag man ber creatur zügelegt hat das, fo allein
gottes iſt. Weliches nüt anders ift, weder ein ware abgöttery. Daß man
nun bie warheit heil erkenne, mellenb mie burd) bie aöttlichen afchrift barfür
bringen, daß man febe, daß ſy fótid) leeren on allen grund der warheit bar»
für getragen habind.
Als ſy nun zum erften redend: die heilgen babinb bil verdient um gott,
darum (inb fo genemer weder wir; ja fo hand gdören reden, die heilgen
gottes habind mee erlitten, weder not foe gſyn zu der feligheit: barum it
not, daß wir zum erften cebinb. bon dem berbien(t der heiligen. Und ce wir
pen dem anbebenb fagen, foll männiglich wüflen, bag big wort, fanctus
Heilig, glych als mol heiſſet einen frommen als einen feligen, wie da oben
eigenlich ift anzeigt. yd) mein aber, daß der irrtum des anbetens der heil⸗
- gen bil kraft habe genommen us bem, bag Paulus «und ander apoftel die
&heiften fanetos genennt habend, bas ift, feomme. Und habend barnad)
‚ geheiffen , die chriften Mind für fy bitten; ba dannen babe man das gebet
zogen uf bie (eigen, und fo denen glych gemacht, bie noch in difem tal bee
jamer$ und arbeit find. Ich möcht ouch wol Inden, daß man die feligen
nämte (eligen, nit heiligen. Dann heilig heißt ein iedlicher frommer drift
der fin züperficht zu gott hat; barum daß fin nam ieh 59 gott in ben
himmlen ift angeichriben; er ift aber noch nit ſelig, ſunder wirt exft felig ,
. fo er in das angeficht gottes fummt. Doc liit nit fo vil an dem namen,
. fo man die meinung eigenlich verftat ; namlidy daß mir bie nun tebenb von
der feligen nerdienft oder fürbitt, nit von fürbitt der heiligen, bas ift, from⸗
men chriften. Jetz folgt von verdienft. Das i(t gwüß, bag Jeſus Chriſtus
burd) fin Inden verdient hat allem menfchlichen afchlecht den zuͤgang zu gott,
den friden mit gott unb feligheit. Job. XIV. 6: Ich bin der weg. Joh.
X.9: Ich bin die thür; welcher burd) mich hinyn gat, der wirt beit.
oh. XIV. 6: 9tieman fummt zum vater, denn burd) mid. Röm. V. 1:
So wir nun durch den glauben recht oder unfchuldig gemacht find, fo band
wit (tibm mit gott durch umferen herren Jeſum Ehriftum, burd) welchen
wir zu der gnad gfürt find mit dem glouben, in bero wir. fiond unb und
' Méfegung bed XX. artfefé. — 271
ruͤmend in der hoffnung der eer, daß wir füne gotted (inb. Sich, recht
werden, dem glouben nachfolgen! Der gloub ift fide, bag Chriſtus Jeſus
mit finem tod unb opfer ung gefridet bat mit ‚gott. Go ft bit verfünung
ie nit unfer, fo fy Chriſti ift. Es ift oud) cin fchmach Jeſu Gbrifti, bag
man einiger creatur zuͤlege, das allein fin ift. Dannen har er ber gſund⸗
macher heißt. Macht er g(unb, fo machend die werk nit gfund. Wir mete
benb oud) 44 der anab des fridens gefüret durch Cbriftum, ja fo mit das
gloubend, mie obftat, daß er unfer beilanb foe. Denn daß mic ung u$ gwüf-
fem glouben der eeren rümen gdörend, ba wir fün gottes fyind, das ift
allein ein werk des (und gottes. So mag e$ unfers verdienfte nit fon, fun.
der c6 ift allein des fung gottes. Col. I. 20: Gott bat mwolgefallen, durch
Ehriftum verfünen mit jm felbs alle ding, unb hat durch fin b(üt, bas er
am krüz vergoffen hat, gefridet, mas uf erd, was in den himmlen ift. Sich,
baf die verfünung durch Chriſtum verwürkt it, burdy welches blüt goic bat
gewellen mit im felbs alle ding verfünen. So ift der frib und zügang zu
gott des blütes Chriſti, al(o mag er nit des menfchen fun. Hebr. X. 19— 22:
- Brüder, fo wir nun ein frye ficherheit habend zu dem ungang ber heiligen
ftatt burd) das bfüt Jeſu (welchen nümwen und lebenden weg er ung nüwlich
sebumen bat burd) den umhang, das ift mit (inem fleiſch oder Iyb); fo wie
ouch einen priefter habend über das bus, bas ift find gottes: fo Laflend
uns hinzu gon mit warem herzen und ganzem glouben sc. Sich bie ben
“weg in himmel durch das blut Jeſu Cheifti erbumen und verdient fon!
. Dann Paulus erklaͤrt (id) felbs, fo ex fpricht: er hab den weg erbuwen durch
den umbang finee fleiſchs in dem bie gottheit verborgen, doch gegenwürtig
lag unb ouch fid) zu finer zyt offnet. Und daß wir fin verdienen veeſtan⸗
dind, ſpricht er, daß wir ein eignen prieſter habind, bec mit (inem ovfir uns
den himmel verdient hab: dann ie bie prieſter warend dozemal verorunet ze
mitten zwüfchend gott unb den menfchen mit dem opfer, mit dem ſy zuns
erften für (id, barnady für das volf, gott underftündend ze begnaden; das
bed) nun ein ſchatt ift geſyn dee künftigen Dingen Hebr. X. 1. Alſo bat
- Sud) Chriftus für uns ufgeopfret, bod) vil feuchtbarer, bann die pricfter im
alten teftament. Er hat nit bórfem für fid) felbs ufonferen: bann er hat
ahein fünd ghebt. Er hat alle glöubigen ſeelen gereiniget und für ſy bezalt.
So habend die alten prieſter nun das fleifd) gereiniget; er bat alles geleiſtet,
.. das bor verbeifien oder bebüt ift. So babenb bie alten nxicter nun den
ſchatten unb bedütnuß gefebt. Dann er bat nit vihblüt, funder (in eigen
blut für ung ufgcopfret. Alſo ift ev unfer gwüſſer heiland; darum mir mit
warem herzen und vertruwtem polífummnen glouben zu «gott gdörend kum⸗
, mn. Dann ee bat mit (inem blut für ung bezalt. Nit mee funbfdyaft mel;
end wir harfür bringen ze bewärm, daß Chriſtus ung mit finem eignen
biüt friden ‚mit gott unb alles heil verdienet und Überfummen hat. Dann
die afchrift i(t ber meinung alfenthatb voll. &o wir Nun von dem verdienft
doer feligheit, dee allein der gnad gottes ift, bie vebenb , und aber ie. (mie
vol kurzlich) bewärt-ift, bag ſoͤlchs Gbriftus verdient. hat: fo folgt, daß, fo
wie von verdienen unſerer werten rechnend und uswieſſend, e$ nüt andere
it weder ein tele totbeit; ja ein gottlofe, ein up wüſſender frefel. Dann
wie gdörend wir bon dem wert unſerer werten difo utieren, (o wir allein us
der gnab gotteg fund werdend? Joh. I. 18. Und hätte ieman mögen mit
Ya
272 Uslegung dei. XX. artitelt.
den werten fellg und mit gott verfünt werben: fo hätt doch: Ehriſtus nit
dörfen Inden; ja fin Inden wäre nod) hütbyiag tel. unb. vergeben. Gat.
H. 16— 21. Möchtind wir mit dem gſatz (das it mit den werten, die das
gſatz heißt) grecht werden: fo mdr bod) Ehriftus vergeben geftorben. Das
foe fer von allen a(óubigen, daß fy bie gnad gottes, durch Gbriftum erwor⸗
ben, alfo unträftig machind und binwerfind. Hie bannen ermiß, daß alle,
fo ie zu gott fummen find, allein durch das verdienen des lydens Chriſti zů
jm fummen find. Wie fann denn ein feliger mir finen verdienft zur feligheit
fürfegen , fo er felbs durch (inen. verdient nit felig worden it unb. jm ouch
nit müglich ift afon zu gott ze fummen, denn allein burd) Chriſtum? Es
it ein fchandlich ſchmächlich wort wider gott, da bie päpftlee gefprochen
babenb: das fant Laurenz über das verdienen der feligheit erlitten bab, das
fómme uns zu hilf und (ege dee papft das den fünberen für, und habe
gwal: über den fchaß der kilchen. Glych als ob es gott nit übel anftünbe,
bag er denen, bie im (inem ftegt und arbeit groffe ding erlydend, nit ruchere
belonung gdb denn (9 verdientind; wenn glych bie menfchen je verdienſt
müßte felig machen. So man bod) ficht, daß e$ eim irdifchen fürften übel
anftat, daß er nit belonet nad) verdienft; (id), . was armen und fargea
gotts hand fy uns us dem fo gnädigen rychen gott gemacht, damit fo jre
verdienft tür gnüg möchtind verfoufen. So doch Chriſtus fpricht. Marc.
X. 29, 30: Warlich fag ich dd), daß feiner ift, der verlaflen hat fin bus
oder brüber oder ſchwöſteren, oder vater oder muͤter, oder wyb oder finb
oder ader um minebvilfer und des evangelii, der nit hundertfältige ich in
diſem zyt ynneme; e$ (oe hüſer, brüder oder fchmwöfteren, mütren ober find -
und Acer, bod) mit durchächtung, und in bem fünftigen aot ewige (eben.
Eich, Chriſtus verbeißt fo ein rychen (on in bifem zyt, namlich hundertfäls'
tiat. Das aber alfo foll verftanden werden: Do Petrus und andre je beim.
weſen verlaſſen babenb, wo band fo ze hundert mal als vil darfür empfan-
gen? Antwurt: Da, bo die, fo vorhin Cbrifto nit gegloubt, durch das
predigen des evangelii zuͤ gott gekeert, brüder Chriſti unb aller finer glideren
worden find , welche vile Petrum und alle andre boten vil mee gefreut bat,
bann ein unzalbarliche menge der Inblichen brübertn. Dannen bar wir
fehend , wie fo dngftiglid) Paulus frolodet, wo er hört, bag bie menfchen
zu dem.glouben Ebrifti fummen find; mie er fü eerlichen lobt, brilgen unb
liebe bruͤder neunet und finder. Rychtag nimmt man denn on: wenn man.
bie rychtag nit begeet, fo befikt man (95 menn man bie begert und lich hat,
fo befitgend fo un. Darzü ficht man in den gfchichten der heiligen boten ,
wie bie chriften all jte bab in den gwalt und nut der gemeinen brüderen
bingegeben hand. Es wirt fid) ouch mit der that erfinden, daß denen, bie
um des gottswortes. willen etwas verlaſſend, unb bie (ect Ehrifti mit wort
und werten pflanzent‘ , daß inen die glöubigen all je hab mitteilen werdend.
Ya obídjon gott (dann fine urteil wunberbarlich find) verhängte, daß einer
us armuͤt oder hunger um finetwillen müßte ftecben, fo gibt er jm. cin ſölch
mannlich gmüt, daß «4t fid) um bie verlaßnen hab nit befümmeret; ja ec
freuwt (id) der fryheit, deren er empfindet. So nun Chriſtus bie in aot.
hundertfältigs. leiftet, unb erft * den kurzen breiten, den wir bie. erlydend,
|
A) dann (erfl) noch.
Uslegung des XX. artikels. 273
mit ewigem leben belonet: wer kann bann reben, daß ieman für * ober met
lyde, bann das ewig wert foe? Und Paulus ſpricht Röm. VIII. 18: Es
find die Inden in bifem zyt nit würdig bee fünftigen eec, die in ung eroffnet
wirt. Sie (id) dem vömifchen ablaß ins angficht , mas fchönen grunds er
babe! Er ift uf verdienft gebumen, bie nüt find und aheinen nie (eig hand
gmacht. Und wenn die päpftler fprechend: 9Dtan hat den ablaß nit allein in
das fürfyden der feligen gfekt, funder ouch in bag Inden Chriſti; antwurt:
Wie? was das Inden Chrifti nit allein rych anüg alle ſchuld ze bezaten?
hand je jm mü(fen ein hüberlin anbüzen , ? daß e$ ſtark gnüg wär? Ye
gottsfgend, jr verdeuder des feften felfen, je röuber und mörder der ſeelen,
föllend je dem hoben giwaltigen fun gotteé fif in der creatur füchen? und
rümend id) noch, je ſyind Chriſten? Ja fprechend fo: obſchon basé nüt iſt,
ſo iſt doch das verdienen Chriſti, ja ein tropf ſines bluͤts gnuͤg, aller welt
ſünd hin ze nemen. Antwurt: Alſo redend! Wo iſt aber ietz ümre (eet vom
verdienſt? Warum gond ouch jr gottsdieben unb ſprechend, das usteilen
der fruchtbarkeit des lydens Chriſti fog allein des papſts unb ſines gſindes,
unb howend Chriſto fin 6dnb unb mund ab? Denn er bat geſprochen: meti»
cher gloube, der werde felig; mer nit gloube, der werde verdammnet. Wa⸗
tum nemenb je gelt darum , bae allein mit dem glouben erlangt wirt? und
fätfchend gott fin wort und nemend jm finen gwalt, daß je fagenb: ee möge
finer gnaden nieman teilhaft werden , denn allein durch üch? Alſo erlernend
wir nach allem handel, daß feiner creatur werk gemeffen foll werden als ein
wert oder verdienſt, dem man etwas ſchuldig fpe; funbee wüſſend, daß alle
werk, die wir thuͤnd ein ſchuld find, bie wir aber nimmer begafen móginb:
bann zu ber mag der güte, die gott erforbret, mag ghein men(dy fummen,
wit ba oben anüg anzeigt if. Byſpil, damit du es klar verſtandiſt: Almuͤ⸗
ſen geben iſt on allen zwyfel ein guͤt werk; dann es ouch by den unglöubigen
geruͤmt wirt. Nun gang harfür, du feet wie heilig bu welliſt, unb zeig
mir an ein almüfen, das bu ie recht gegeben habeft (Dif reb id) darum fo.
tdg, ? daß bie, fo jvc werk güt wellend machen mit jren eignen füpfen und
urtei(, an jnen felb den breften empfinden werbend, den fu bishar nit gewüßt
babenb. Denn fut weiß id) wol, : daß bil mienfchen mof bericht (inb, daß
abein werk nit adt i(t, fo es vom menfchen kummt, oder bem menfehen wirt
zugefchriben) ; alfo daß dir bim eigner nut nit zügefallen fpe, eintweders,
daß du damit die pon der hellen haft mellen ablöfchen; unb alfo ift e$ unfey*
und eigennüßig unb bie mur(t an bachen ' geworfen; ober aber, bag du es
nit on rüwen, nit on binberftelfen , 6 abziehen oder mindrung haft gegeben.
Und findſt du deren breſten einen, ſo magſt du ie gedenken, daß din werk
nit güt ift unb nüt verdient. Denn verflücht ift, der bas werk gottes hinläßlich
oder mit betrug thuͤt Jerem. XLVIII. 10. Oder ob dir deren breſten gheiner
anhieng, das aber nit müglich iſt (dann all die wyl du dir etwas vorbehal⸗
teſt, ſo biſt du dir ſelbs trüwer und haſt dich ſelbs lieber denn den nächſten,
das on.(ünb nit ſyn mag); nun, obſchon der eigen nutz dich nit fälſchte, ſo
luͤg, ob bin werk nit mit fippiger «er verbösret worden fpe, alſo, baf bu [ob
by den mienfchen oder burd) den armen menfchen, bem du bie gab gegeben
1) vor, daräber hinaus. 2) einen Fleden an einem Schub anndhen. 3) fcharf. 9 wicht
aus freyem, autem Willen. 5) Bache, ein wildes Schwein. 9) Aufzun, Auſſchub.
Zwingli $ ſaͤmmtl. Schriften J. Bd. 18
274 Uslegung des XX. artikels.
haſt, geſuͤcht heigiſt. Oder ob bero keins da wäre, fo (dg, ob bu nit durch
din gab dir felbs Dabit angebebt wolgefallen unb bid) felbs (romm dardurch
fhäten! Und ob bero dheins ba wär, fo lüg, ob bu in bem almüfen bie
gar nüt babift zuͤgſchriben, funder nun gott gefürchtet, bag bu bas werk nit
fe ufrecht und frütig * gethon habift , als er bid) im ermanen gheiffen bat.
Und fo du das nit finbe(t (benn ed ift denen , bie uf ite werk haltend, nit
müglich, daß deren breften dheiner ſy anfalle), fo (üg und halt uf das al»
müfen nit, bag du darus hoffeſt fo oder fo groffen werdienft! denn es ift nit
güt, fo es ein breften hat: bann fo bald e$ brefthaft ift, fo ift ed. gotts nit
würdig; wie fann es dann verdienen? Alfo merk, bag das unberbadgt ? wert
almüfen , fo bil es som menfchen fummt, nit güt if. Wie wirt c8 erft den
andren werfen gon? ja den tüfelifchen werfen , bie wir von ung ſelbs erbadyt
unb für güt verfouft habend ? bod) wirt davon mec fummen im 22. artikel.
Lüg ieh, feommer chrift, um gottes willen, was der verdienft unfer werfen
foe, und nit nun unfer, funder aller Heiligen! Dann find jre werk qut, fo
müflend fy nit jro fon: bann von dem menfchen fummt nüt güts. Kummt
aber (ale wir tvánenb) guͤts vom menfchen, fo ift e$ nit fin, funder gottes.
Alfo find aller menfchen wert nit güt, fy ſyind bann gottes. Was willt bu
aber denn inen des menichen namen geben, oder dem menſchen züfchenden,
das allein gottes ift? Die heiligen, bas ift die frommen, fchrubend jnen
nüt zu: dann fobald fo inen felbs etwas zuͤſchrybend, fo ift es nümmen
güt. So vil e$ aber gut und gottes ift, mas dörfend mit bil rechnen, wie
bil ed verdiene; fo egtunfer gar nit it ? und fobald wir es unfer machend,
(o verfündend wir uns. Summa , welcher fürft Inder, bag ein tapfer wert,
das er wyslich angefchlagen und durch fine jod) weidlichen Diener vollendet
hat, den dieneren werde zügefcheiben? Oder welcher fun rechnet dem vater
fin arbeit? ber fuft ein erb ift der väterlichen bab und werket nad) dem
willen des vaters or aníeben des long. Und fo wir fün gottes find, us finer
. Iuteren gnad und erbärmd angenommen und gemacht: fo fummenb mir giych
als die frómben unfeyen Enecht, und vechnend felbs den (on, den ung der
herr ſchuldig foe !
Hie ſchryend aber die aytigen knecht, bie nun uf ben Ion fehend:
Eich, (9 melfenb ung unferen verdienft nemen und berouben des long ber
guten werten; fo doch fo bil in der gfchrift (tat, das eigenlich anzeigt, wie
gott unferen merfen (on gibi, unb mag ſy verdienend Matth. X. 41, 42: We-
licher einen propfeten annimmt oder im bilft als einem vropheten, bet
nimmt (on eins propheten; unb mwelicher einen frommen als einen frommen
annimmt und jm hilft, der nimmt ben (on eine frommen; unb ein ieder bee
einen bero kleinen tränken wirt nun mit eim trunk kaltes waflers im namen.
eines jüngere, warlich fag ich üch, der wirt finen [on nit verlieren. Und
derglychen findend ſy unzalbarlich im nüwen und alten te(tament, daß den
finbern Iſraels berbeiffen ift, fo fo in den geboten gotted wandlen murbihb,
fo wurde jnen gott jre. fyend underwürflich machen und jro vater (9n; darge⸗
aen ſy aller menſchen roub machen, fo fy von jm trätind. Bott bat Abra-
hamen das aheiß thon, daß in finem (omen das heil der menfchen kummen
wurde; darum bag er gott wollt (inen eignen fun han ufgeopfret. Sich
1) aufrichtig und bereitwillig, hurtig. 2) untadelhafte.
Uslegung bed. XX, artikels. | $15
ben Ton und verdienft! Antwurt: Gang ein Eein bas hinuf in das X. cap.
Statt. 28—31, fo findeft du afchriben: Zürchtend üch nit vor denen, bie
üdy den Inchnam tödend, bie aber die feel nit mögend tóben! Fürchtend aber
mee ben, der bie feel und den Iychnam mag mit dem emigen tod verderben!
erdend aber nit zwey fpärlit um ein Haller verkouft? nod) fallt der cin
under inen nif uf bie erd on. üwren vater. Es find oud) die har üwers
houpts alle gezältz; darum fürchtend dd) nit! bann je überteeffend wot bie.
(Paten. Im denen worten Chriſti hörend mir eigenlich, daß alle ding us
gerocbrumíg und fürfichtigheit gotted befchehend. Hätte er gefprochen: die fparen
werdend nit verkouft on den himmelſchen pater; fo hätte einer mögen denken:
ja gott fchicht etliche ding, etliche aber nit. So er aber foricht: der ein der
ſpaͤrlinen fallt nun nit an die erd on das verordnen des himmelfchen. vaters , fo
mögend wie nit entrünnen, bann dag wir nachlaffen müflend, bag nüt fo
Heine beſchicht, e wirt von gott alfo verordnet. Dann mer ift ie fo forgfältig
oder gwündeig? grfon, daß er die zal (inet. baren erfaren hab? Rieman.
Noch werht gott je zalı ‚ja nütift fo Hein an uns und in aller gefchöpft, -
das wit us der allwüſſenden und allmögenden fürfichtigheit gotted- verordnet
und afchicker werd. Wie vil. mee gfchehend all unfere werk us berordnung
dottes? Und fo das: (o bórfenb wir und nüt zuͤſchryben, funder follend mir
wüllen, daß fy alle us verordnung gottes gſchehend, bem ft oud) allein föllend
zugefchriben werden. Bnred: Warum verdammt uns dann gott, fo wir nit
guͤts thund? als er fpridgt Mattb. VII. 19: Ein icbee boum, ber nit gute
frucht bringt, der mitt usqeboumen und ing für. geworfen. Mögend mir
mun nüt guͤts thuün; unb fo wie es aber nit tbünb, fo werdend wir ver»
bammt. So mag ie nüt folgen, bann bag gott ungerecht (9e, fo ec (inem
jorn, bas ift, verdammnuß uf mich [eit um ein ding, das ich nit vermag;
der geſtalt ouch Paulus ſtrytet Röm. III. 5. Antwurt: Ein guͤter boum
bringt guͤte frucht, er mag ouch nit böſe frucht bringen. Es mag ouch der
bös boum nit guͤte frucht bringen. Matth. VII. 18. So du nun nit guͤte
frucht bringſt, ift e$ ei zeichen, daß bu ein böfer boum biſt; darum wirſt
du usgerütet unb verbrennt. Sprichſt: fo ich aber nit us miner eignen
kraft mag guͤt ſyn, ſunder gott muͤß mich guͤt machen: warum machet mich
gott nit güt, ober aber laßt mich unverdammt? Antwurt: Warum bid) gott
nit güt mache, müft du in um? fragen; id) bin nit in finem vat gfeflen.
Cd) hab aber das von dem heiligen Paulo gelernet Röm, IX. 20— 23,
daß gott barum nit ungerecht ift, daß er fin ereatur brucht nach finem wil«
fen, glych als oud) ein hafner unrechts von finen gfchirren nit gefcholten
werden mag, fo er us einem fchollen ein gfchire macht zu fuhren brüchen,
das andre aber zu unfubren: bann dhein feichkachel ^ (pridbt: warum haft bu
mich nit oud) zu einem eerlichen trinkgſchirr gmacht? Alfo warlich handlet
gott mit uns on verlegen finee geedytigbeit: denn wir find, gegen im ze
rechnen, minder denn der leimfcholl gegen den bafner; darum ordnet er fine
sfchirr, das ift, ung menfchen, wie er will: einen ermwälet et, daß er zu
finem wert und bruch gefchicdt wirt, ben anderen will er nit. Er mag fine
gſchöpft ganz machen und brechen, mie er will; er erbarmt fid) über wen er
N
1) Sperlinge, 5) wundergäbig, neugierig. 7) darum. *) Harntopf.
!
216 Uslegung des Xx. artikels.
will; er verhärtet ouch wen er will. Er hat das herz Pharaonis verhärtet,
daß in bbeine zeichen nod) fchaden bemegtenb ; das aber fuft unmüglich gſyn
wär, daß cr ab fo groffen zeichen nit bewegt wäre. Glychſam er noch hüt
by tag die antchriften verhärtet, fo er ſy febenbe nit Laßt fehen, unb hörende
nif laßt verfton. Sy fehend, daß (o der leer gottes nit eriweeren mögend;
man ryßt fy amaltig(id) barfür, nod) underftond fy die ze weeren. Ey bórenb,
daß bie warheit fo flat u$ bem mort gotte$ wirt harfür bracht, daß (n bate
wider nit mögend: bann möchtind fy barfür, fg fpartind e$ nit; noch wel⸗
(enb fy jro nit glouben noch fy verfion. Es if nüt anders denn das urteif
gottes, dag etlich zu jm zücht, aber etlich verwirft; und metbenb wir jm
nüté daryn reden: denn wer find wir, daß wir mit gott 3angaen ober reds
ten möchtind? Es hat uns aber bie menfchlicy wysheit von bem fryen wil⸗
(en, die wir von den beiden gfogen hand, dahin bracht, bag mit das werf
gotted, das er in ung würkt, unferem thün und vat zufchrubend, und erfen-
nend die allmächtigen fürfichtigheit gottes nit. Hie ſchryend allıveg die un»
glöubigen: alfo wirt ein "ieder fprechen: Wol bin! fo will ich nüt güteg
mee thün, und will fehen was gott durch mid) würken melle. at mich der
güt gmachet, fo bin id) guͤt; gott geb wie ich im thuͤje. Bin id) aber bög:
fo hilft e$ nit mas id) gütes thün; id) müß verdammt werden. Antwurt:
Den boum fennt man an.der feucht. Hat gott bid) zu einem güten bount
gemacht, fo bringft du güte frud)t. Denn als wenig der geift und Eraft
gottes fulet ? oder muͤſſig gat, funber i(t ein ewig weſend wert üben und
wufen? (ente(ed)ia): alfo wenig gat der güt boum müflig: denn ber. geift
gotted, der jm güt bat gemacht, bewegt in zu güten werfen; und ift fin
(eben nüt anders dann ein: emſig merk gottes. Und wie gottes natur i(t, alle
ding ze berotbnen und wyſen: alfo erkennt fid) der alóubig ein inſtrument
und afchire fun durch das gott würkt; unb fcheybt im felbs nüt ad; funder
weißt fid) ſelbs und alles werk gottes fun. Widrum fo hört man an dinen
worten eigenlich, bag bu ein fuler unfruchtbaree boum bift, fo bu nüts
thuͤſt. Und ob du fchon etwas thüft, hört man wol, daß du es dir felbe
zuͤſchrybſt; dannenhar din werk (alfo nenneft dus eg) dir ein verdammnuß
ift: bann bu ſchrybſt dir 3d, das gotted ift. Und wiewol gott durdy dich
such würkt, nimmt dag werk gottes fin end und ordnung, und wirft du mit
dinem eigenídbag an dem merk gottes gloubenbrücig, fo bu bir bas giis
ſchrybſt, und verdammt. Gott mill us dir machen ein gfchire bed zorns,
das ift, verdammnuß, daran er fin grechtigheit erzeigt. Hab nit fora, wie
man qut oder bös merbe! gott wirt mol güte oder böfe machen mie ers Bae
ben will. Der güt boum ift — alles, fo gott gefällig i(t, fo begirig ze erfüls
(en, daß fin gröftee kummer ift, daß er ben willen gottes nit alfent&alb _
tbün mag, und begert fölich für angesünbt werden in allen menfchen.
Nun laß ich nach, daß die gfchrift eil inhalt, das dem verdienft nit
unglych fid)t, fo man es zum erften anfidót. Diß ift aber on zwyfel von
etlicher Beinen wegen befchehen, bie zu dem glouben nit bald fummen, daß
fo gloubend, ob jnen die fa& nun ein wurſt hingetragen hab, fog es bod)
us der verordnung gottes befchehen. Denn der aloub hat ouch fin sünemen,
als Ehriftus in dem erlüchten des blinden bedüt hat Marc. VIII. 24, der
1) fid der Faulheit überlafien. ®) erweiſen.
Uslegung bed. Xx. artifeli. 211
zum erften bie menfchen anſach, glych als obs böum mátinb, und bald bar:
nad) gar fehend ward. Sprichſt: Nun müß bod) ie der a(oube ouch ein
gerdienftlich ding (9n: dann welcher aloubt, der wirt felig. Dann Gbriftug
fpricht oft: Din gloub hat bid) afunb oder heil gmacht. Antwurt: Der
gloub i(t nüt anders weder ein gwüſſe ficherheit, mit bero fid) der meníd)
verlaßt in den verdienft Chrifti, ünb ift nit ein wert (miewol jn Ebriftus
ein wert nennt Joh. VI. 29: Hat ein ander meinung); funber ein ruͤw und
ficherheit in dem verdienft Ehrifti. Welche ficherheit und verteumen ouch nit
von menfchen fummt, funder bon gott: bann bag wort Gbrifti Joh. VI. 44. mag |
nit brechen, da er fpriht: Nieman fummt zü mir, es habe jn denn
min vater, der mich gefendet hat, gezogen. Warum aber gott etlichen ben
glouben zum erften mal Far und ſtark gibt , etlichen langſamlich, (tat in
(finem, nit in des menfchen müffen. '
Ja doch fo i(t dag verzuhen! des verdienfts nit anders denn der qloub.
Denn daß der menfch im felbs nüt 3ügebe,? funder alle ding gloube durch
bie fürfichtigkeit gottes verwalten und geordnet werden, das fummt allein ba
bannen, daß er gar in gott gelaffen und vertrumt ift; daß er im glouben
feftiglich weißt, daß gott alle ding thitt, da mir fdon fin nit warnemend.
Und das ift der glowb, der oud) gemeert wirt unb wachet, fo bald er gefäjet
wirt; nit bag? wachfen unfer foe, funder gottes. Welches oud) Cbri(tus mit
einer hellen glychnuß leert Marc. TV. 26—32. Alſo hat das euch gottes
ein geftalt, a(8 wenn ein menfch ben (omen uf die erd wirft, und fchlafet unb.
ftat uf nad) dem bruch des tags und ber nacht, und grünet der fomen und
wachst, daß der menfch nüt darum weißt. Denn das erdruch treit von jm
felb feucht, zum erften das frut, Darnach das äher, darnach polffummen mei:
zen in dem äher. Und fo bie feucht ermwachfen ift, (o fendet er die fichlen:
dann bie ernd i(t hie. Beſich dife glychnuß eigenlich. Das rych gottes ift
nüt anders denn day wort gottes an difem ort Rue. VIII. 11. Wo das an
hebt aegloubt werden, bas (ft, wo gott das binfdjet, ba wachst es us der
würfung gottes, one daß mir darzuͤ ſchaffend; bas ift, daß wir ed nit mit
unferen Eräften oflanzend. Und macht gott, daß fin wort zunimmt im glous
ben und in werten, wiewol wir etwann dep nit achtend und nit fehend, daß
gott durch ung würkt. Und zum lezten, fo fendet bee, fo e$ vom erften afäjet -
Bat, bie fichlen unb nimmt die feucht, bie er ſelbs gezogen unb gepflanzet
bat. Dit glouben, daß gott alfe ding mürft, bas hat fin zuͤnemen unb wach»
fen; doch allein von gott. Und ie ntee der gloub wachst, ie mee machst oud)
das werk aller güten bingen: dann ie gröſſer ber gloub wirt, ie gröffer gott
in dir ift; it mee gott groß in bit ift, ie mee it ouch in die bie würkung des
guten. Dann gott i(t bie ewig fraft alles güten, unb ein unverwandelbar-
liche mürfung: bann wenn er hörte mürfen, fo wär er verwandelbarlich. Alſo
lie ? bid) ies 3efammen. Des gloubens anfang unb faat fummt von gott:
denn nieman kummt zu Chrifto, er werde denn zogen vom bater. Das
sünemen des gloubens ift ouch gotted , wie ie. bewäret ift. Der gloub (cett
uns, daß gott affe ding mürfe und wir nüts. Sich unfer rum und fabbat!
Alfo folget ouch zum legten, baf wie ung nüts züfchenbind, fo mir glöu-
big find. So bald der verdienft hinfallt, fo fallet der feligen fürbitt bin,
3) Verzicht thun. 9) zufchreibe, 3) nimm.
2B — Wilegung bed XXx. artikel.
der lebenden glychsnery, damit fy fid) gema(t habend; glychſam fe fo vit
gütes thuͤind, daß fo fid) felbs unb uns felig machind.
In difer meinung fónnenb bie, fo fchon bem fenen willen, bent cate
ſchlag des nienfchen, bem becbienft vil zuͤgebend, nit entrünnen, dann daß
fo redend: Ja gott fye bie fürnemer urfach in allen güten werten; doch
mütfinb wir ouch, welchs doch nüt anders ift denn ein kiftig usminben von
gott in fid) ſelbs. Denn iff. gott die fürnemer urfach und vollbringer des
werte, als die päpftlse verjähen muflend: fo frag ich, ob gott von einer
andren.urfach bewegt werde oder nit. Muͤſſend fo verjähen, daß er bie erft
bewegend urfach (ot, nit von einer andren bewegt; oder aber man käme in
ein unendlich: müßte man einer ieden urfach ein andre urſach anzeigen.
Darnach frag ich tont menfchen, ob der menfd) ouc ein urfad) von jm
felbs fog oder nit. Da brudenb und minbenb unb bidytenb ſy bil; find bod
als nüt dann falfche win. Dann merk Eurslich: ift der menfch von im
ſelbs harkummen, fo ift er ouch für fid) felbà ein urfach (inee werten; ift
et nit bon im ſelbs barfummen, finder von gott: fo ift oud) gott cin ut»
fach finer würkungen. Denn mie Bann der menfch im felbs etwas zuſchry⸗
ben, fo er alíed, ba er ift, von gott iſt. Alſo folgt das: ift gott nad) jrem
nachlaffen bie fürnem urſach des werkes, bag das wert jm feli. zugefchriben
werden, nit ung. Denn ie foll der nam dem fürnemeren zügelegt werden;
und dag red ich num us jrer kunſtkammer. Wir hand das ftacf wort aot»
tes an unfer foten (ton, bas fb nit ſtürmen mögend mit allem jrem züg,
namlid) bag gett alle ding würkt in ung, und mir nüt find weder handge
fitr, durch die gott würkt, und ouch die handgſchirr felbs gemacht hat.
(nd) als ter ſchmid dem hammer nit zuͤgibt, daß er den wägis? gemacht
babe, ſunder jm ſelbs. Denn er hat den hammer ouch gemacht, unb i
der hammer unb der wägis ein gmächt des (d)mibs. Alſo ift ouch das wert
qotte$, unb find oud) wir gottes, der das merk und ung, fine infteument,
gemacht bat. Sich, wo ftonb wir bie fo weiblich und find ouch etwas
wie Güggi: wollt allmeg nun ein ritter fon, unb überkam nie fein vferd,
bis bag er zum legten fo arm und franf ward, daß er uf einer miftbaren
in fpital veit. Verzych frommlicher chriſt difem fchimpflichen? mort! ich
hätte es mol fónnen uslaflen; aber es ift fo glych unferer Elüge, baf es nit
übel hie (tat.
Set folgt der zig‘ ber tundichaften , daran mir [eenenb, bof wir nüt
find. Sob. VI. 44: 9tíeman fummt zu mir, min bater babe jn bann ge=
gegen. Muß er ung zichen, fo hör ich wol, wir wölltind felbs niemer
fummen fon. Dofelbft v. 45, und Cfaj. LIV. 13: Sy mwerdend alle von
gott geleert. Wo i(t dann unfer. verftand unb kunft? Job. XV. 4: Wie
das fdyof von jm ſelbs nit frucht bringen mag, e$ biybe dann im vebftod:
alfo oud) jt (verftand: vermögend) nüt, jr biybind denn in mir. fr: von
jm felb$ vermag das fchoß nüt, alfo ouch jt. — Dafelbft v. 16: Fr hand
mich nit erwälet, funber ich bab dd) erwält, daß jr gangind und Frucht brin-
ginb. Sich, daß wir nit gott erwälend, funder er erkicst und uslist uns.
Dafelbft v. 5: On nid) vermögend je nüt thuͤn. Iſt Har: wir vermögend
on Chriftum nüt, glych ale der Hammer und das fchoß, das nit im rebſtock
1) Mähne, Meinungen. 2) Wägeiien am Pflug. 3) Scherz, Spottwert. *) das Heer.
k
uelegung des XX. artikels. 279
ft. Luc. XV. 7, 10: Welcher under üch, der ein knecht hat, der ze
acker gat oder hirtet, ſo der. heim kummt, ſpricht? Kumm bald und fit zu tiſch!
ſunder ſpricht ee nit? rüſt zu, was ich z'nacht eſſen ſoll! und ſchürz bid) uf
unb dien zu tid, bis bag ich geeflen und g'trunken; unb demnach (o i$ unb
trink oud)! Seit er bent knecht bant barum, daß er gethon hat, das er ges
beiffen it? Ich meins nit. Alſo oudy je, fo jt gethon hand alles, fo üch
geboten ift, fo vedend: Wir find unnütz knecht: denn wir hand getbon, das
wir fchuldig marenb ze hun. Bſich dife wert wol! bann fy allein uns
feren tand kom verdienſt hinlegend, unb fagenb bannod) nun von denen
werten, die gott heißt. Paulus fpricht 1. Gor. IH. 5, 6: Wer ift Paulus?
wer ift Apollog anders weder Diener (fid) das handaefchier!), durch die jr
den. glouben gelernet hand, und das fo bil gott eim iedlichen geben bat.
Ich hab gepflanzt, Apollos bat gwäſſert; aber gott hat dag wachſen ge:
macht. Demnad) fo ift der pflanzend nüt, und ift oud) bez wäſſerend nüt,
(unber gott, (verftand tft es alls) der das wachfen gibt. . Dife wort find hell
qnüg; zeigend an, daß bbein bot nüt (ne von jm ſelbs, funber ein diener
getted, und würke fo vil gott geb. Er fpridót oud) der aftalt 2. Geor.
111. 5, als er gerümet bat, wie die Gorintber durch jn zum glouben ſyind
aebracht, damit er nit jm ſelbs 3e bil 3ügeb, alſo: Sölch ober das vertru⸗
wen (ber(tanb, bof wir anzeigen gdörend, mie vir üch zum glouben bracht
habind) hand wir zuͤ gott durch Chriſtum, nit daß wir gſchickt oder gnuͤg⸗
fam ſyind ützid us ung ſelbs ze denken, glychſam e$ bon une ſelbs kömme,
ſunder unſer gnuͤgſame! oder geſchickte iſt us gott, der uns gſchickte diener
gmacht hat des nüwen teſtaments, das nit ein teſtament iſt des buͤchſtabens,
ſunder des geiſts. Iſt alls klar bis an die lezten wort „das nit ein teſtament
des buͤchſtabens iſt, ſunder des geiſtes“ Welche wort uns leerend, daß
das teſtament des evangelii in den herzen der menſchen durch den geiſt
gottes geſchriben wirt, und daß er durch den geiſt gottes würkt in uns.
Darus folget: wo ber gloub iſt, ba iſt ouch ber geiſt gottes; mo ber ift,
ba iſt ouch ein werk bed güten. Item er ſpricht 1. Gor. XII. 1, 3—6:
Nieman mag ndmen ben herren Jeſum, denn allein im heiligen arit. Es
find aber underfcheid der gaben, bod) nun ein geiſt. Es find oud) under-
fcheid der bien(ten, unb bod) nun ein herr. Es find ouch underfcheid der
träften, die ba mürfenb, aber gott ift allmeg einer, der da berwürft alle
ding in allen menfdyn x. Cid), bag Jeſum nennen einen herren, bas ift,
erfennen unferen beilanb, houpt und herren ſyn, nienen bae fummt mebee
vom heiligen geift. Sich oud), daß die gaben gottes in vilfaltigem under»
(ib find, berg(pd)em ouch bie gaben aller bienften und kräften! Und ifi
aber gott, der fo gibt, nun einer. Us dem. wir merfenb, bag gott alle ding
würfet in allen menſchen, alle gaben gibt. Lig, willt du gern, das daſelbſt
hernach folgt! wirt nußlich fon. tem aber (pridbt ce Philipp. IE. 13:
Gott ift, der in dd) würkt das wellen und die fraft des würkens nad, (inem
wolgefalfen. Sich, daß gott unferen willen beweget ze wellen, das er mill;
ouch bie fraft ze mürfen, das er milf.
Difen ynzug son ber fürfichtigheit gottes bab ich barum gethon, ba man
erlerne, daB gott alles das würfe in und, das güt ift; und wir würkends
v
1) Tauglichkeit.
250 Uslegung bed. X Xx. actifefé,
nit, funder find nüt anders bang inftrument unb handgeſchirr, burd) bit
gott roürft: denn us im und burd) jn und in im find alle ding. Und fo
man fin fürfichtigheit in allen dingen eelernet, findet man oud) baby fin
. allmächtigheit und fraft, alle ding ze ordnen und würken nad) finem willen.
Alſo fallt denn hin aller verdienft, bag mir warlich nüt fónnenb halten uf
unferen verdienft, fo alles adt, fo burd) uns befchicht, gottes ift unb nit
unfer; ja fo bald mir es ung zugebend, fo iſt es bös: bann wir find von
natur: bös Gen. VII. 21. "Nun mag dhein bófet boum güte frucht bein»
gen. Und obfchon gott mit finem mort (or verheißt: belonet er nüt andere
dann fin eigen werk, bas er gewürkt bat, als oudy Auguſtinus fpricht unb
ber Bere feí68 bedüt, ba er ſpricht: Sch bab dd) userwält, bag je feucht
beingind. Und berüft er und beftellt in finen wungarten und [abet felb$ uf
fin hochzyt, unb gibt Pilato gwalt über fid) felbs: fun(t möchte er jm nüt
tbün. Us welchem folgt, bag dhein menfch nie worden ift, der us finem
verdienſt gott gefällig oder Lieb worden ift; funder er hat jm ſelbs Laflen ge»
fallen welichen ee will. Ja des Cornelius und Tobias almüfen hat er an»
ggeben und von erft uf bewegt, wiewol der engel fpeicht: Gott hat din al;
müfen unb werk gefehen. Denn die werk habend ie vorhin müffen ein grund
der züperficht haben. Welicher nun fin zuverficht zu gott hat, der wirt von
gott bewegt; alfo ift wol ze gedenken, bag Cornelius, wiewol er ein heid ift
gſyn, von gott bewegt almüfen ze geben, us dem grund, daß er fähe fine
abgótt nüt fon, und begerte in erkanntnuß des waren gottes ze Fummen,
bas oud) bie wort Act. X. 4. anzeigend: Din gbet und almüfen find erhört 1c.
Und mas inen beeden gott getbon bat, tft nüt denn ein belonung (inci eignen
werds. So rod) i(t gott an anaden, bag er gnab für gnad gibt Joh. I. 16.
So nun der verdienft nidergelegt ift, fo mögend bie päpſtler nümmen
heiſſen pochen uf bee feligen fürbitt, welches warlich hat hinläflig chriften
gemacht. Dann man mengen fo näreifchen chriften funben hat, der gemeint,
fo ee nun einen patronen on underlaß cerete, fo möchte er nit verdammt
werben ; unb bat daruf geroubet, gebrennt , friegt, gſpilt, gſchworen, geee⸗
brechet; hat baby bie (tud, fo ber felig in bifem 35t bat an jm gehebt, nit
angefeben, was ec für ein glouben habe gehebt; wie lieb er gott, mie ſchnöd
das zutlich habe ghebt. Fa fat er etwann gemeint, fo ec fant Sebaſtian
nun zu hoffart, filberin oder guldin, ba bor am hüt getragen hab, fog er
vor allem gídüt ficher und bül;* ober fo er zu fanct Chriſtoffel alfe tag
ein Ave Maria fpreche, fog er vor allem untat? bebüt; oder fo er fanct
Barbaren laffe , fon nach hürifchem fitten gebildet, uf einen altar (telfen, ba»
mit der meßlefend pfa(f nit ze bif andächtig wär, mög er nit one ben fron⸗
lychnam und blut Chrifti fterben. Und bat in allen finen laftren, glychſam
bie heilgen barum geftorben (inb, daß man uf fo fünden fülle, a(prodyen :
Cid) weiß, daß der lieb heilig fo pil um gott verdient hat, daß er mir alle
ding geben mag. Darzu hand die Iugenhaftigen gytwürm ben fchlechten finit
der menfchen bracht mit. jrem fablenpredgen; bod) hand (p e$ nit umfuft
fürgenommen. Wenn fanct Sebaftiang tag fummen ift, fo ift die buren
der tanz zu bent altar angegangen , daß fid) deß der ganz conbent gefrömt
bat. Darum ſchryend fy ieh: Soll man bie Lieben heilgen nümmen teren?
1) Peſtbeule. 2) Gefahr; wie in ber Nedensart: ich merfe da Unrath.
Uslegung bed XX, artikelsßs. 281
D die müter gottes wirt verfchmächt! Schnyjete der filberin fd)nee noch fo faft
uf den altar als vor, bu hätteft das afchren nie angefangen. eh gib. ich
antwurt: Du unmwarbafter (dlfer !* wer leert, dag man bie feligen nit cerem
föle? Welche ift aber jr eee? opfren? Ya das ift bin nut, aber der heiligen
eet nit. Leer, bap nüt mee eeret die heiligen gottes, dann daß man jren
glouben und mannliche geduld, um gotts willen getragen, uskünde, damit
wie ouch zu fölchen heilſamen ſtucken gezogen merbinb, und Iernind ben
erkennen, bem (y ouch allein find angebangt, und dag ung nüt nüws bfchicht,
als Petrus redt, wenn wir um gottes willen durchächtet werdend. Du millt
aber nun das fagen, das dir bie fud)e mäftet: der felig i(t guͤt für das
zanwee, difer für das buchwee, jener macht (eben, difee hilft den eebruch
verſchwygen; und fchruft denn , fo man bine fablen permirft, man welle
bie heiligen nit eeren. Darum hebft denn an ze lügen. Kummſt gen Zü⸗
rich , fo tebt man: ed habe einer ze Eoftenz predget, Maria foe nit ein mas
get oder jungftom bliben. Kummſt gen Eoftenz, fo redet man: es habs
einer ze Zürich prebget; und fo man es beficht, i(t ed an dwedrem? ort
gedacht, und gdörend aber die groffen hanfen flich mär Hin und wider
tragen und mit groffem pracht reden. Darum 6üt dich, frommer chrift!
gloub denen gottsfyenden nüt! denn lügens ſchämend (id) bero etlich als vif
als die gouggler. Sy thünd ſölchs nun, damit fo vil unruͤw der welt
aftattind. ? Denn es ift gheiner fo närrifch, daß er nit ein groß bermunbren
bab ab den weiblichen firyteren gottes, und fich nit münfche jren gfellen ae
fon: denn durch (0 wirt uns ein bufpil gegeben wohin wir fumminb, fo
‚wir wandlind als oud) fy. Darum fo Paulus Hebr. XIT. 1. zügen nennet,
us der urfach, bag fn ung gwüſſe zügen find der feligheit, bag mir ougen-
ſchynlich fehind, wohin bie glöubigen fumminb. Alſo halt ich vil von der
müter gottes, ber ewig reinen unbefledten magd Maria, vil von allen denen,
die ie um gotted eer und millen find geftorben; ob aber fy gott für mich
bittinb, das wellend wir hernach fehen.
Ich will zum erften von der päpftlexen megen ein menfchliche rechnung *
harfür bringen, daran fo erlernind, bag fürbitt der heiligen jrer eignen
Zunft wider i(t. Alſo: bittend bie (eligen für ung tot gott, fo mug bas ie
befchehen, daß jnen unfer not eintweders anligt oder nit. iat jnem unfer
net an, fo find fy nit felig: denn das ift dag eigen ber feligheit, bag ba
ghein teuren, ghein mangel, fummer, noch einigerlen breſtens ſye. Ligt
jnen unfer not nit an: fo werdend ſy ouch eintwederg nit für uns bitten;
oder ob fu (don für uns bätind (als ir dichtend): fo bewegte e$ gott nit.
Urfach: e$. afchähe nit von herzen; und ficht gott allein das herz an. Alfo
redend jr. Thuͤnd den fnopf uf! Ein andrer Enopf. Syr fprechend: feligheit
fot denn bent menfchen geanet, 5 wenn er im angficht gottes foe, unb in
finem milfen nüt mee (9e, das gott widerſtryte. Alfo müß folgen, baf die
feligen für hieman mögind bitten denn für dem, dem fü in gott fehend dag;
batum fü bittend, verlihen werden; oder aber jr milfe miber(trebete. gott,
wenn fy gott wölltind ab erbitten, das fines milfené nit wär. Hie fpricht
einer (def nam ich hie nod) verichtung , bod) ein treffenlicher päpftler : dann
1) Beichutbiger. 3) weder an bem einen, noch an dem anderen. >) anrichten.
4) SSemcisfügrung. 5) zu Theil geworden.
/
-
282 Uslegung bed XX. actifels.
tt wirt mir, ob gott will, fu(t bald ze teil: jn byßt die Hut): der wilf bee
feligen fye nit einhellig mit gott, das bod) ein fehandlicher frefet if. Dann
gott bat ung leeren bitten, bag fin mill gefchehe uf erden wie in dem himmel.
Sft nun der feligen will nit einhellig- mit gott: fo bitten mir nüt anders,
denn daß unfer will oud) nit einhellig mit gott ſye. Sich mas meiblicher
hriften das find! So ſy mit dem mort der warheit dag fürbitt nit bewären
mögend: fo hebend fy an Lügen, daß beg das mort gottes engelten mif.
Und fo fo ſchryend: ſy rettind bie ecc ber heiligen, fo enteerend (9 gott unb
fin heiligen und alle warheit. Zum dritten fprechend jr: alles fo die feligen
wüflend , das wüſſind oder lernind ſy in dem anfehen des angefichte aotted,
und werde jnen unfer gebet funb burd) gott. Alſo müß ie folgen, bag gott
unfer gebet, vor und ec die feligen bef innen mwerdind, wüſſe. So fallt oudy
bin bae, fo etlich under üd) redend: bie feligen überantwurtind unfer gebet
gott: denn fin erlerninb e$ im angficht gottes.
Uf dife gegenwürf butv ich nit, wie wol fo den pänftleren ae ſtark find;
funder daruf bum ‘ich, bag dhein Leer nod) byſpil ung durch die ganzen
bibli anzeigt, bag bie feligen in jener welt für uns bittind. Darnach, bag
bil mwefenliche afchrift, ja das fürnemfte gebot gottes barmiber it. Sum
lezten, daß bie aüber(icht in bas fürbitt der heiligen ein verdunklen, binder
fid) legen und verwerfen des heilfamen lydens Gbri(ti it, und den feligen
wider. Das erft und gröft gebot Iutet alfo Deut. VI. 4, Matth. X XII. 34,
Luc. X. 10, 27, Marc. XII. 29: Umer here gott i(t ein einiger gott. Du
wirft lieb haben dinen herren gott u$ ganzem binent herzen und us ganzer
Diner feel, und ugs diner ganzen ftärke. Qucas zält.dife wort us dem mund
Ehrifti alfo: Du wirft dinen herren gott Lieb haben us ganzem dinem her⸗
zen und us ganzer diner feel, unb us allen bine Eräften, und us allem
binem amüt. Soll nun der wmenfch all fin liebe mit aller kraft an gott
legen , mug oud) folgen, ba er all fin züverficht zu im habe: denn das ift
dis gebot des gloubens , das gott den finberen. Iſraels durch Monfen geben
bat. Welichs oud) Chriſtus Matth. IV. 10. mit difen worten harfürbringt:
Du wirft anbeten din herren gott und bem felbigen einig dienen. Sich aber
Dis gebot ein gebot fun des aloubens unb der zunerficht zu gott. Als denn
Monfes wideum Deut. VI. 13. batnad) redt: Du wirft dinen herren gott
fürchten und. dem allein Bienen: Daß nun bie pävſtler nit könnind gfagen
(von jrer dulia unb hyperdulia, bann mas gat uns an, was ſy bichtind. mit
dulia und bopetbulia): Fa es ift war, man foll dag anbeten allein gott
tyun zum fürnemften, und das heißt latrin; aber man mag die heilgen
anrufen, unb nad) gott bitten mit dem anbeten, dag dulia heißt; oud) bie
müter gottes als bie übertreffenlichften? under allen dieneren gottes, und dag —
beißt hyperdulia. Daß fy ja mit dem trumpenwerk? nüt fónninb fchaffen,
fo foe zum erften ze müffen,. daß fo bie beeden mort: dulia und byperdulia,
erdicht Hand. Und findend in der ganzen bibli buliom nienen genommen
werden für das anbeten oder anrüfen der feligen. Hyperduliam findend (y
gar nienen. - Aber latriam findend wir oft in dem wort latreuein, Das heißt
dienen, eeren. Alſo brucht es Chriftus Matth. IV. 10, ba ec (prit: Und
wirft dem allein dienen, ober; unb wirft den allein eeren. Heiſſet alfo [atria
1) portrefflichften. 2) Trodeley. |
Uslegung des X X. artikels. 283
an bem ort, die eer unb bienft, fo der meníd) gott anthuͤt, als dem adt, 3d
bem ec fin züverficht bat. Darum fpricht Chriſtus: Du wirft binen herren
gott anbeten und dem allein dienen; das ift din gmüt zu nieman mit zuͤ⸗
verficht keeren, denn allein zu gott. Du wirft oud) zu nieman anders bine
dienſt richten, zu bem bu ein zuflucht babift, bann zu jm. Dife meinung
red ich nit ug minem kopf, funder (tat fy Deut. X. 20: Du wirft fürchten
dinen herren gott und dem einigen dienen , bent wirft du anhangen, unb in
finem namen die worbeit feíten oder (dymóren. Er ift bin [ob unb din gott.
Sie merkt ein icder, bog gott mit bem erften gebot gewellen hat, daß alle
eet, [ob , forcht und dienft dheiner creatur angethon wurde, denn allein int.
Derftand aber daby, daß gott nit meint, daß ein menfd) dem andren nit
dienen fölle oder (inent obren nit eer embieten. Son denen rede gott nit, bie
einandren nod) fichtbar in dem Inchnam und in difer welt find, baf die
einandren nit dienen föllind, funder das wir feinen troſt füllind zuͤ ieman
haben, dann allein zu gott ; unb 3d den unfichtbaxen creature gar dhein
zuverficht haben, fo uns nit fürbilden zu aheinem troft. Daß aber füliche
der finm foe, daß mie ghein zuͤverſicht den unfichtbaren ereaturen föllind
haben , und befbalb nit dienen; fo merk bie wort des gebots gottes ‚Deut.
V.8: Du wirft die fein gfchnikt oder gegraben bild machen , nod) ghein
glychnuß aller der Dingen, bie oben am himmel find ober hie niden uf erd,
noch bero bingen, die in dem wafler wonend under der erd. Die wirft bu
nit anbeten und wirft fo niteeren. Sichft du hie, daß gott nit bon den leben⸗
digen redet! bann die felben darf man nit verbilden. Alſo folgt, daß et
nit verbüt, bag-man bie lebendigen nit fülle zimmlicher cererbietung eeren und
jnen dienen , wie fid) by den menfchen gebürt, funder daß ber creaturen,
die wir nit febenb, gheine ſoll perbilbet * werden, bap mir bero eec. oder
bien(t embietind um aheine zuͤverſicht: bann wir föllind allein jm anbangen,
in allein eeren , im allein dienen under allen unfichtbaren dingen. So man
nun alle züperficht allein zu im fell han (denn er ift der einig, der das übel
richt und barmhberzigheit bewyſt, als ouch bald nad) den votbrigen mortem
folgt Deut. V. 9): fo müß ie folgen, baf das erft gebot: du follt glouben,
dag ift, du follt all din zuͤverſicht und troſt, Liebe allein zu dem einigen
gott haben, dem fotft du anhangen mit allem herzen ,. feel, Eräften, gmüt.
Bo nun alle züverficht allein zu gott gehebt wirt, da fallet aller troft zuͤ
allen ereaturen bin. Denn e$ fann nit fon, daß aller troft in gott gehebt
werd, und man nüt beft minder forech: id) trum in bie creatur oder feligen
ouch. Glych als die kind redend, fo man ſy fraget: meliches ((t bir in unfes
rem afind das liebft? fprechend fp: ber vater. Denn fo fpricht bie müter:
id) münt, id) wäre bas (ieb(t. So antwurt ed: du bift mir ouch das
liebt; demnach gibt es ouch der jungfrowen fölche antwurt. Gfuch alfo
redend, bie da fpred)enb: Ich bin ein chrift, und folf mir nieman ben glou⸗
ben vorthuͤn; ich weiß wol, daß ich all min zünerficht zu gott (oll. ban, ich
Ban das all min tag gwüßt; nod) han ich min züverficht zu den lieben
heiligen ouch. Sich, wele Eind find das! fo wüflend nit, was (9 fagenb,
und rümend (id) des gloubens unb verftond das erít gebot nod) nit: dann
gott will das herz gar haben. Glych wie der eemann yfret und nit Inden
1) abgebildet,
284 Uslegung bed XX, artikels.
mag , daß fines wybs herz mit eim andren beladen fye: alfo mag er nit
Inden , baf des menfchen herz zu ieman ein züflucht hab, bann zu jm allein.
Als er durch Efajam redt XXVIII. 20: Das bett ift eng, alfo daß ber
ander hinab fallt; unb der mantel kurz oder fchmal, mag fu nit bededen.
Kurzlich, gott mag nit erinden, bag zu ieman züverficht und troft werbe
ghebt, weder allein zu jm.
Demmach fo verdunklet das berwänt fürbitt der heilgen das Inden Chriſti.
Denn e$ it; als ich hoff, davor gnüg: anzeigt, wie fruchtbar dag felb iff und
wie heilfam ‚namlich: bag uns gott in finem namen will alle ding geben.
Ja es ift nit müglid), daß uns der üts abſchlahe, der (inen eignen fun hat
für ung gegeben , oder daß er ung nit, alle notdurft by im ze finden, babe
ufgetbon, als Paulus fprid)t Röm. VIII. 31: Iſt gott für ung, wer wirt
wider uns fon? der ba (inem eignen fun nit Üüberfehen bat, funder jn für
ans all hingegeben; mie wirt er ung nit mit im alfe ding geben? Hie ift
Paulus meinung:_gott foe uf unfer ſyten und ftanbe er für ung; barum
möge ung nieman fehaden. Daß aber mir gwüß fehind, wie gütig und
barmberzig ee ung foe, und ouch verfichret fyind, daß er ung nüt abfchlahen
werde: fo Babe er finen eignen fun an ung nit gefpart, und hab den für
uns hingegeben. Wie fónnt ec ung nun etwas abfchlahen? Nun hat ex
bod) nüt höhere, noch türers, noch werters dann (inen fun. Warum füllte
er ung denn üzid abfchlahen; dann alles, Das er ung immer geben wirt, das
müß minder (on denn fin eigner fun. Darum, fo er und den gegeben bat, fül«
[end wir zu im fummen um alle notburft: denn er mitt uns nüt mec ab»
ſchlahen. Hie erfchunet ich, wie die närrifchen päpftler böslich bie mildigheit
gottes in ein ungnad feert hand, und us einem milden gnädigen vater einen
tyrannen und zornigen gebieter gmacht. Dann f$ alfo an den kanzlen ge=
ſchruwen hand: Laſſend dd) von der hoffnung ad den lieben heilgen nit füren !
denn "füllte einer nun zu einem fürfter in bier melt gon, um gnad oder
etwas ze erbitten, fo müßte er einen fürmünder haben; alych als ob bie
fürfen difer welt alfo fólfinb fun. Wärend bie fürften nit befier und wäger,
wenn fo fo gütig unb dem rechten fo geneigt wärind, daß fu einen ieben
armen felb für fid) Lieffind , fründlich und brüderlich berbórtinb, unb dem»
nad) unangefehen güt, gunft und andre anfechtung, recht urteil und gnab
bewyſind? Ich mein, bu werdeſt gedenken, ja. Alſo wüß, den unferen gott
von uns gehalten werden als einen eigenlichen vater, dem mie alle not wol
adörend Magen: bann er hat ung gleert, wir füllend jm vater rüfen: Und
gibt der geift gottes unferem geift züanuß, daß mir fün gottes find Röm.
VIII. 16. das ift, bag uns gott mit der anab ſines geifts bericht in unferen
feelen , daß wir fo ein anädigen gott hand, bag er ung fründlicher ift dann
ghein Inblicher vater, und bag mir in fry und ficher mógenb unferen vater
nennen; unb er wirts gern haben unb in mitten under uns fun. Das if
ung fo gemein, bag wir mol gdörend zü im fummen: denn er bat fid)
batum fo treffenlich genidret, daß wir jn erlangen mögind, als er fpricht
Rue. XXII. 27: Sch bin in mitts under üd) als ein Diener. Und gond
aber jt warheit ba(fenben páp(t(er, und machend uns einen fo unfründlichen
unboafamen grufamen tyrannen us jm: e$ gdöre nieman zuͤ im kummen
on einen mittlere. Warum Bat ec ung denn geleert zu im loufen und ſpre⸗
hen: O du unfer himmelfcher vater, gib ung, vergib ung sc. Warum (tat er
- Uslegung ded XX. artikels. 285
denn mit offnen unb um unfertwillen verwundten armen und ruͤft ung
Matth. XI. 28: Rummend zu mir, o je alle, bie arbeitend und beladen
find und ich will üd) friften oder vümig machen? Sich, wen rüft ee? ben
arbeitenden und denen, die beladen find mit der ſchwere der fünb. Warum
fpeichft bu denn: wie dörft ich armer fünder zu im fummen? Hörft du nit,
daß er den fünderen ruft? hörft bu nit, daß er fpricht: Syd) bin nit fummen
Die rechten 36 berüfen, funber bie fünder zu beſſerung. Ouch daß ec fpricht:
Die afunden dörfend des arzetd nit, funder bie ba franf find. Iſt das nit,
9 frommer drift, die füllen troftlichen gnad gottes verbitteren, wenn. bec
päpftler den fünder verzagt,t et fülle oder gdöre nit zu gott felbs Pummen,
er müffe einen fürmünder Haben? Iſt das nit die eee Chrifti binnemen und
fo der ereatur geben? fo ec ung allen ein gwüß pfant des beil gegeben ift
Ephef. I. 7, unb du gibíté einer creatue zu! Iſt nit das, gott den menfchen
‚ leiden ? und jnen bie creaturen lieben? Was ift aber das anders bann eigene.
liche abgüttery? Sich, wie esftand um unfere erfindungen! dahin find mie
fummen, ba wir unfer zünerficht zu der creatur habend , und (a(fenb den
fchöpfer glych als einen tyrannen fon. Dank fgg dd) gfagt, lieben väpftler,
bag jr die welt in fäliche blindnuß gfürt unb in hellem Liecht (o ftac bas
rin bhaltend!
Zum lezten ift e$ oud) ein fchmach der feligen, bag man fy nach jrent
tob an (tatt gotteg rechnet,? ben fy über alle ding allweg erhöcht habend; und
find darum zu jm fummen, daß ſy all je züverficht zu im ghebt und von
allen creaturen abgemenbt habend. Ja die ewigrein magd Maria mag ale
wenig erlyden, daß man jro bie eer zulege, die jrs fund ift, als Paulus
und Barnabas in Luftris. Dann ift in den himmlen die höchfte grechtigheit,
fo müß ie nieman darin frómen, ^ funder erzürnen, menn man im die eec
zulegt, bie bed höchſten fung gottes allein if. Denn Paulus und Barnabag,
als das bo(f in Lyſtris fo file góttee hielt unb inen opferen anhub, fchrumend
fy redende: O je menfchen, warum tóünb jt das? wir find doch nüt anders
denn bre(tbafte menídyen, glych als ouch ir? Was, meinft bu, wurdend fy
fprechen , wenn fy uf den hütigen tag fähind, bag man by jnen fücht, bag
allein gottes i(t? Meinft nit, die würdig Maria wurde fprechen: O jr uner-
Tannten! 5 alle eer die ich hab ich nit von mir felbs: gott bat mich alfo
us (inem gnaden begabet, Daß ich ein magd unb müter under allem menfch-
lichen afchlecht allein bin; noch bin ich nit ein göttin; nod) bin ich nit der
brunn des guten: gott ift der felbig brunn allein, und laßt alles gutes allein
zu dd) fummen durch minen fun; und fo je mir zülegen wurdind, bas allein
aottes ift, fo wär bod) der gwalt gottes teránbret und fin regiment. Denn
er bon anfang der welt har dheiner creatur fülchen giwalt gegeben hat, daß
man zu jren zuflucht bab, fu foe ouch gott; ale minem (un Nicodemug
Joh. HI. 2. eigenlich zugab. 9tieman, fprach er, mag die zeichen thün,
bie bu tbü(t, gott fpe denn mit im. Der ift gott; darum vermag et alle
ding. Syd) bin dhein gott; barum füllend jr by mir nit füchen bas, fo- allein
gott gibt. Do id) nod) uf erden [ebet, hat min fun, dem ich bod) am
böchften lieb und wert mad, mir nüt zugegeben finee wunderwerten. Denn
1)bersagt macht. 2) leid, widrig machen. ?) ehrt, fchäst. fid) deſſen —. 5) Une
wiſſenden, oben.
286 Uslegung be XX. artikels.
als id) in einift manet, das volk Hätte aheinen mon, gab er mir ein (cómbe !
antwurt: Wyb, fprach er, was han ich mit dir ge fchaffen? Gſchach allein
darum. ba das wunderwerk nit mir, funder jm zügelegt wurd. Darum
kaflend gott in (inem regiment und gwalt biyben, wie er von alter har ifk
Tummen. Sr meinenb, ich foe geeeret, fo ie mich anbetinb; das ift min
uneerr. Es foll nieman angebetet werden , denn der einig gott. Den verend
der gſtalt, als ich im geeeret hab, mit alouben , mit gbor(ame, mit geduld
der widerwärtigen bingen, die ich. mit finem fun von kindsweſen Dar bie
ins end erlitten bab, mit armüt unb truͤbſal. Laflend mich einen zügen
fon, bag alle, fo gottes find, wibderwärtigheit erlyden müffinb in difem zyt;
unb ob ir (don fchlecht gehalten werdend in difem zyt, i(t bod) üwer cec
groß in den himmlen. Denn was bab ich nit erlitten ? Alſo ermeſſend, daß,
ſytenmal mic; gott zuͤ einer müter fined. fun erwält, und doch bartfeligheit
nit überhebt hat, funder mir die felben mannigfaltiglich zügefendt, et dd)
ouch nit dnig ? Laßt! Die felben mógenb ir bann deß frölicher tragen, fo je
mich fchon fehend füliche ouch getragen haben. Und bin id) nüt anders
denn ein züg mined (ung, bag man (tbe, wie gwüß das heil in im ift. So
oder der glychen wurde Maria reden, wenn fy by ung wär, als ich nit
zwyfel. Es murbinb oud) die trümwen Diener gotted, menn fy unfer narren=
wys fähind, fprechen: Schend je nit, daß wir nit feligen gedienet, noch fg
in unfer todsnot angerüft habend, funder dem einigen gott gedient, ber
uns oud) in unferen nöten ze hilf kummen ift: denn wir alle züflucht zu ıms
hand gehebt. Sehend jr nit, daß Cyacob, do er tödt ward Act. XII. 2, nit
Stephanum anrüft, der bor jm zu gott fummen was? Duch daß Petrus
in finer widerwärtigheit, der glychen oud) Paulus, nit Stephan oder Jaco⸗
ben hand angerü(et? Wannen hand denn jr geleenet, baf je zu ung loufind,
fo wir nun zu gott durch den mittlenden Chriftum geloften find? Do mir
in leben afon find, Babenb wir der eer gottes nüt mwellen entziehen und ung
eignen. Und fo wir ich eec und freud pnnemenb, der .giych nie gefehen
noch ghört i(t: fo gebend je uns 3d, das gottes ilt, glych (am uns fróuwen
föllte üwer närrifch anfehen, unb (ge unfer eer, das unfer fchand wäre, mo
- es ung fróumte.- Syr machend oud) us ung, das wir gar nit find, patronen
unb fürften der laftren. Und fo wie üch folgtind oder berbórtinb, fo wurd
under und nit ein minderer zwitracht, denn die heidifchen vorten etmam&.
under den götten fun gedicht hand. Denn nimm mar, zween foenb. kum⸗
menb zu einem Jörgen und rüfend jn an um den fig; wedrem? füllte er fi
geben? Ober: die Hifpanier rüfenb jren Jacob an, und die Franzofen Men
Michael. Soll nun iedwedrer denen zu hilf kummen, die in anrüfenfy fo
müß er dem andren widerſton. Ir (ólfenb fólidy torheit fallen Lafleny und.
üd) under die gmwaltigen hand gottes bemütigen, unb unfer weſen nif nad
ümerem bunfen. urteilen oder ermeſſen. Alſo: wellend wir bie heilgetg recen,
ſoͤllend wir tbün, wie (9 athon hand, unfer krüz uf uns nemen. und Chri⸗
(to nachfolgen. E
Demnach unb gnügfam(id) in bifen unb borbrem artikel bewäret ift,
daß unfer einiger zügang zu gott Chriftus ift; unb bie hoffnung, fo man
geleert hat in bie creaturen haben, ein lutrer betrug, falfch und abgöttery:
—— — —— —— — — —— —
1) befremdende. 2) ohne ſolche. 3) welchem von beiden.
Wilegung bed XX. artikels. 287
fe wirt ouch not fort, daß man bie gſchrift, bie fo unreblich darzuͤ gebrucht
hand, jnen wideum us ben händen ryſſe und anzeige, wo fy die mifbrudyt
oder nit verftanden fabinb. Zum erſten habend fy Bbarfür gezogen Gen.
XLVII. 16, do Jacob im fegen der fünen Joſephs fpvicbt: Min nant
werde über fy berüft, ouch bie namen miner vordren Abrabams und Iſaacs.
Sie fprechend fy, bórenb jt da, das Abraham, Iſaac unb Jacob föllend
angerüft werden? Antwurt: Te laffend dd) den zangg berfüren, ba ir
nümmen weder hebraifch noch griechifch nod) Latin noch tütfch verftond.
Heißt „min nam werd über fg berüft"* ich wird gott in jener welt für dd)
bitten ? oder heißts: vüfenb mich an, fo will ich gott in jener welt für (id)
“bitten? Ober fagend un: i(t Abraham, Iſaac, Jacob und andre zu gott
fummen, ee Cheiftus fummen foe? Hat man vor im 3ü gott mögen fums
men: fo hat doch Chriftus nit erft den meg gemacht; fo ift er ouch nit bie
einig thür, durch bie man zu gott kummt; fo ift ouch nit mar, das er
fpricht: Nieman funimt zum vater denn durch mich. Das fpe fer von allen
aldubigen herzen nun ze gedenken. Sind (9 nun nit by gott gefon, funder
fabenb oud) gemanglet des anafichts gottes: wie hand fy bann vor gott für
uns gebeten? So Abraham begert bat bie zukunft Chrifti ze fehen: fo ift
er im angficht gottes nit afyn, oder aber er hätt nit not nad) Ehrifto ghebt. So
er nun by gott nit gſyn i(t; "wie bat er für ieman gebeten; fo er ſelbs mans
gelhaft ift afyn unb 38 gott nit bat mögen kummen, denn allein durch
Ehriftum? Sich, wie jr in der heilgen gfchrift umgonb, glych wie der bettler
im (anb! an mweliches ort er, kummt er recht. Alfo mo je nun findend bas
wort: anrüfen, bitten, felig oder der giychen, fo druckend? irs qrad uf üwre
tolle meinung; es foe der warheit glych oder nit. Soll Abraham, Iſaac
und Jacob by gott gſyn fon vor Cbri(to? So nun bas nit ift (mas aber
die fog Abrahams fpe underfiand ich mich bie nit ze fagen), mie fónnenb
fo denn vor gott für die kinder Iſraels gebeten haben? Alſo verkcerend je
alle afchrift, unb find fchädlicher gottsfyend uf den erdboden nit fummen
denn je päpftlee: Die ungldubigen gangind fehlafen mit jrem fchaden! bie
indgend ung bod) am glouben nit fd)aben. Ir nemenb die afchrift, darin
das mort des heils ftat, unb fürend uns damit in abgöttery; als jt mit
difem wort ouch tbünb. Darin Zacob nüt anders will, denn daß gott fy
erhören welle, menn fo in in finem oder Abrahams oder Iſaacs namen
anrü(nb, alfo bag er denn welle yjngedenk fun des glübds und bunde, bie
er inen getbon hab und jrem fomen. Das it, min nam werde über fü bes
rüfet: min nam merbe inen fürderlich! fo fo dich, o gott, um finetwillen
anrüfend, fo fumm jnen zu hilf! ob fy (don dir nit gnem wärind, fo bis
bed) yngedenk, bag Abraham, Iſaac und ich dir lieb gſyn find, und daß
bu uns föliche gheiß Haft gethon! Der finn. i(t nit min, unb bemárte von
mined kopfes wegen nüt, to die gſchrift nit fid) ſelbs erlüchtete. Alſo mel
fenb wir fehend, wie Monfes Abrahamen, Syfaac und Facob babe angerüft;
und damit wirt der borbrig fint klar, unb mit einer arbeit ein ander ort
der afchrift ouch us jrer gefängnuß gelaffen.
Erod. XXXII. 13. ruft Moyſes für die mißthat der kinderen Iſraels,
bie (9 mit anbeten des kalbs begangen Battenb, gott alfo an: O bete, ma:
1) angerufen. 9) ziehet, zwingt.
288 Uslegung bed XX. artikels.
rum biſt du fo treffenlich erzürnt wider din volk, bad bu us Egypten gefuͤ⸗
ttt haft mit geoffer ſtärke und kräftiger hand. ^ Ich bitt bid), mad rümwig binen
zorn unb mirb beanadet über bie bosbeit bint$ bolfé, damit bie Egypter nit
Eönnind fagen: Er bat ſy (iftig(id) bingefüret, bag ec fy in ben bergen um
brächt, unb fà von bem erdrych ustilgete. Bis ungedent Abrahams, Sfaacé
unb Iſraels, binee bieneren, welchen bu by dir felbs geſchworen haft, ſpre⸗
ende: Ich wird ümten fomen oder gfchlecht vilfaltigen als bie fternen beg
himmels 2c. Hie febenb wir eigenlich, mas da ift, die namen der brpen
väteren über die kinder Iſraels beruft werden. 9tamtid) nüt anders, bann
baf fo gott ermanet band by der frünbfchaft und liebe, bie er zu jnen
ghebt, oud) by dem glübd, bas er inen getbon hats Cam fy ſprächind:
Herr, mir fölltind billich nit für bin angficht fumme von unfer bosheit
wegen, die nit wärdig i(t, bag du zro üts gutes thüieft. Bis aber yngedenk
der fründfchaft, bie bu mit Abraham, Iſaac unb Jacoben gehebt haft! Die
find unfer väter gſyn; wir find nüt, aber unfer väter warend bit lieb, bero
laß ung genic(fe! Bis ouch yngedenk, bag du inen verheiflen haft, taf in
jrem gefchlecht oder fomen alle völker heilgemacht werdind, oud) bag bu fo
fo vilfaltiglich meeren welleſt als die fternen des himmeld! Wo wurde nun
das befchehen , wenn du uns ie nad) unferem pecbien(t, abtilgetift? Beſich
ie, ob bu bie worte Moyſes oud) dee meinung findeft, fo fichft bu, daß er
fpricht: Bis gngebenf Abrahams, Iſages und Jacobs diner dieneren! Sich
die ermanung der alten fründfchaft! Darnach fichft du, dag er fpricht; wel⸗
chem du by die felbs gefchworen haft, forechendese. Sich bie ermanung ben
des glü6b$ wegen. Darus hand jt päpftler melfen dag fürbitt der feligen
bringen, glych als ob es ein meinung fog: D herr, gedent Abraham,
Iſaaes unb Facobs! und: Abraham, Iſaac und Jacob bitt gott für ung!
Sind jr toub ober narren, daß je nit berftonb, daß die ein red, namlich:
geden? Abraham, Iſaac und Jacob, gott anruft durch anfeben der frommen ? '
und die ander, bag die väter Abraham, Iſaac und Jacob felb (ólfinb für
fo bitten? welchs aber in der gfchrift nit erfunden wirt, nnd (olftenb je
barum brechen. Gluch bie will ich oud) adíen bie wort Daniels III. 34— 36,
wie wol fy nit in Canone (inb; nun bag man bie meinung deß klärer ver-
ftanbe, oud) dag man fehe, wie bie päpſtler bie geſchrift ſo frefenlich gedörend
uf jren nutz unb fop(? ziehen. Alſo ruͤft Azarias zuͤ gott: O herre, wir
bittend bid) um dines namens willen, gib ung nit bin ín bie ewigheit, unb
mad) nit zu nüt dinen bunb (te(tament) oder glübd, menb oud) bin erbärmd
nit von ung! um Abrahams willen, der dir lieb, unb Iſaaes willen, bee
Din diner, unb um Iſraels willen, ber bin frommer diner gſyn ift, mit denen bu
geredt haft und jnen verheiffen bag bu jr gefchlecht und fomen meeren welli(t wie
die fternen bes Himmels unb das fand am geftad bed meers 1c. In ben morten ift
ouch nüt anders ze finden, weder bag ſy gott angerüft hand im namen Ubrahams ,
Iſaaes und Jacobs; darum, daß die fründ gotted geweſen und jnen gott bie gheiß
und glübd gethon hat. Alſo tbünb bie Juden noch hütbytag: fo rüfend Abra⸗
ham, Iſaac und Syacob nit an, bag fp für fg bittinb. Ja fo wir zü den
feligen rüfenb, (o föllind gott für ung bitten: (o verfpottend fy uns und
fprechend, wir habind pil gött, man fól(e num einen gott anrüfen; man möge
.3) um der Frommen willen. 9) Sinn, Meinung.
iiíegung bei - XX. titel | 289.
aber den wol ermanen um bere willen, bie jm lieb ſyind af. Das zeig
i nit an, bag id) mit den Juden üzid bewären welle, funder daß man
(tbe, mie fn das eeft gcbot berftanbinb, unb das fo wir us jrer gichrift
buuchend zu dee paͤpſtler irrung, qat ben (inn joch by den irrenden un»
glöubigen Juden nit Hat.
Hieby möcht aber ein einfaltigee drift alfo gedenken: Alſo hör id) mot,
dag die Heiligen nit für mich bittend; aber ich mag gott wol anrüfen in
jrem namen, das ift, ich mag mol reden: Herr erbarm dich min um aller
Diner userwälten willen 2c. wie im alten teftument gott ift um Abraham,
Iſaac und Jacob willen angeruͤfet. Antwurt: Rein! Denn im alten tefta»
ment bat man gott die väter fürgehalten von bed. glübds wegen, das jinen
gott getbon hat. Welches glübd nüt anders ift gfen denn der (om bee heile
Ehriftug, welcher bas heilfam mwefenlich glübb ift, in welchem (n in der hoff⸗
nung verhütet wurdend vor verdammnuß, unb behalten, bo Chriftus fam.
Suft hund fy vil andre glübd ghebt irdifcher bingen, bie nit ein urfach des
heile warend. Wenn (9 nun hand gott wellen (ined verheiſſens ermanen, e$
foe um des heilfamen (omens willen oder um zutlichen tro(t; fo band fy alle
weg gott fürgehebt die väter, denen er us Liebe (ólid) verheiffen getbon Bat.
Als aber Eheiftus fummen it, der fom und das gheiß des heile, das jnen
verheiften ward: fd bdarf ed nit meer ermanend, meber des alübbs nod) der
jügen, denen verheiften was. Dann die gnad gottes, bas heil Chriſtus iſt
ſchon kummen geleiſtet unb ggeben. Darum iſt fürhin dhein nam, in dem
wir zu gott kummind oder um deß willen ung gott üts gebe, denn der nam
Chriſti; als im nachgehenden artikel kummen wirt. Darum fpricht Petrus
Act. IV. 12: Es iſt ſuſt in nieman dhein heil (verſtand, denn in Chriſto). Denn
es iſt dhein andrer nam ggeben den menſchen, in dem wir mögind, ja
muͤſſind ſelig werden. Sich, wie ſtark und klar ſind diſe wort Petri.
Darnach bringend ſy harfür bad wort Job V. 1: Keer bid) zu etlichen
bet heiligen. Hie ſprechend ſy, hörſt bu, bag cin ieder ſich keeren ſoll zuͤ
eim heiligen, zuͤ einem patronen. Antwurt: Wenn wend je lernen, daß
ſanctus einen frommen heißt unb nit einen ſeligen? Oder ſagend an: was
ſeligen find by gott gſyn zu Jobs zyten, zu denen man fid) keeren möcht?
€ man nun erſt bar angehebt zuͤ gott qon, nad) dem und Chriſtus, uns
fer vorgänger und erſtling der urſtände, hinuf zogen iſt, fo iſt gut ze mer⸗
ken, daß Job nit heißt zuͤ den ſeligen keeren um fürbitt, dero noch dheiner
by gott was, ſunder iſt das der ſinn diſer worten; damit üch dennoch die
warheit kund werd: Als Job in aller ſiner red hin und wider erfart, warum
gott den menſchen widerwärtigheit zuͤfuͤg, beſindt er, daß alle ding us bee
fürfichtigheit gottes befchehend, bag er alle ding verordnet nad) finem wols
gefallen, und oft dem frommen arbeit und übels züfügt, damit er jn berodre,
fürnemenbe daß gott jn. vuch nit us urfach der fünden in föliche widerwär⸗
tigheit geworfen hätt, funder bag es im alfo gefallen bat. Das jm aber
fine widerreder nit nachlaffend, infunderheit Eliphas bermeinende: gott ftraft
nieman denn den fünder; das fog aber war: wir fyind allefammen fünder
und foe nieman rein in gottes ougen, wiewol das wenig erfennind (hat das
mit Syoben geftupft! vermeinende, er erkenne fid) felbs oud) nit für ein
1) auf — geitichelt.
Zwingli's ſaͤmmtl. Schriften T. $55. 19
290 Uslegung bed XX. artikels.
fünber; ber(tünb aber Jobs meinung nit); darum werbinb fy ín jrer uns
wüßlenheit abgenemmen.* Daß das war (pe, fo fölle Job einem rufen, dag
(ft, einen nennen, ber fin mwidermwärtigheit nit mit finee (tnb verdient hab,
und fólíe (id) etwo 3t eim frommen ummenden und keeren; wie wir in
tütfchee fprad) redend: zeig mir einen, das heißt hie, aliquis fanctorum , et»
wann ein frommer; und heißt nit-einen (eligen. Darzurift die meinung beg
Eliphas, «e fónne jm gheinen zeigen, und redt die wort: Keer bid) ad et⸗
liche der heiligep, nit der meinung, daß er im das zuͤmuͤt, funder daß er
meint, er finde nieman ze zeigen, der fromm fye, der fin widerwärtigheit
um gott nit verfchuldet hab; glychſam er fordd): wend bid) um und zeig
mie einen frommen, der meinung: du wirft in nit finden. Daß aber dig
der finm der worten (ge, fo bſich, mas batbor ftande und was barnad); unb
bfid) ouch den ganzen Job.
Darnach fo bringend fy etliche tort harfür us dem Baruch III, dee
bod) nit ift in canone, das ift, fin red ift by den Juden nit fo wert,
daß fo under die bücher der heiligen gſchrift und propheten gezält werde.
Darum ift nit not jnen 3e antwurten; ja es ift nit mee not inen ze ante
wurten denn den närrifch erdichten fablen, bie der verlogen predgermünch
zemmen gebufet hat in die Lombardik, jalüg gar bid! Verſtand, bu fchlechter, 2
die ding alfo: Wir nemenb in der 3pt des evangelii, das ift, in ber nüwen
ce, alle bücher an, fo bon gott den finberen Iſraels verordnet und ynge⸗
ſprochen find, das ift alles und ganzes alt teftament, das ouch die Juden
für heilig unb von gott ungefprochen haltend und gloubend. . So wir nun
difen Baruch under der zal der heiligen bücher nit finbenb im alten teſtament,
fo mag ung nieman damit nüzid bewären. Glych als menn ie etieann ein
ganz (anb zu chriftlichem glouben feert wurd: fo gäbind wie jm die bücher
“des nümen teftamentes. "Wann aber diefelben darnach mwölltind andre bü-
cher underfchloufen? und ſy neben ben bücheren, von gott ggeben , verfoufen:
fo Iuffe man bald über. bie aal der chriftlichen bücheren, unb bie, fo mam
under bero zal nit funbe, wurde man usmuftren unb bermwerfen. Alfo hand
wir das q(t teftament von den Juden. Wenn bu mit nun einen guager®
voilít underfchlöufen in bag alt teftament, wird ich fehen, ob die Juden ben oud)
habind; unb fo id) jn nit find, wird ich jm nit alouben geben noch mid)
einiges wege (a(fen damit zwingen. Diß behalt wol! denn wir müffenb eg
mee bruchen. Darum will ich über bie wort Baruchs gar nit antwurten
ümmen,5 denn wann ein heid wider dag wort gottes ftrittes wiewol ich weiß,
daß Baruch III. 4. der geftalt redet: O herre allmächtiger gott Iſraels, er⸗
hör ieh bad gebet bero us dem volk Iſraels, die ie tod find, erhör ouch
jte fün, bie wider bid) gefündet hand! Diß ift aber ein amptiatio und folf
alfo verftanden werden: Erbör alles gfchlecht Iſraels, bero etlich tod find, -
etlid) lebend aber noch. Die ie tod find, babenb in jrem (eben oud) für jre
fünd gefchrumen, deren gebet dir nod) mol ze wüflen iſt. Glych alfo fchryend
oud) mit. Daß aber big ber (inn fpe, namlich, daß Baruch um genad
fehrye im namen der lebenden und todten; und zeigt aber, bap füliche bee will
der. todten fye gemwefen in jrem leben (denn je rüfen foe gott noch wol bes
kannt): fo (o3, was harnach folgt: O herre, vergiß die bosheit unferer vor⸗
1) weggenommen. 2) fchlichter, geradiinniger. 3) unterfchieben. 9) Kuku. 5) jemals.
Uslegung bed. XX. artifels. - 291
teet s. Sichſt bu, bag Baruch bie für die todten bitt, ble bu mich wilít
bereben, bag (n für mich bittinb. Alſo perftanb hie das gebet der tobten nüt
anders fon, weder das gebet für den gemeinen mangelt und breften, für den ^
bie vorbren und todten oud) geſchruwen band; unb fo te nit hin ift genom⸗
men, ſchryend bie lebendigen noch darfür, ja ſchryend ouch für bie tobten.
eid, fo fer ift, bag bu ber (eligen fürbitt us bem ort bewären mögift,
baf bu ringet unb warlicher dardurdy bewäreſt, daß im alten teftament
nitman zu .gott fam: darum bie lebenden ouch für bie todten beten werdend
angezeigt. Doch bdarf es bi(et antwurt nit: denn ich will (9 nit gewönen,
ba ich inen uf apokrypha welle antwurt geben. Jedoch habend fy an dem
ort ouch als mwüft verfelt. als an den andren allen.
Zum legten zühend fg das Garfür, bag im (esten pfalmen CL. 1. ftat:
» Vaubate bominum in (anctid eius, Se fólfenb gott loben in (inen heiligen.“
foie, fprechend fo, bórenb je, mie man die heiligen foll anrüfen? Antwurt:
Cin denen worten zeigend jr als geoffe unmü(fenbeit an, als nod) in dheinem
nie befchehen it. Denn zum erften (daß id) üch nun üwer torbeit barfür
bring), will id) dd) nun ein wyl fchenten, daß ſancti, hie die heiligen heiſſe.
Aber was folgt us den worten: „Lobend gott in. (inen ſeligen“? heißt bae:
D it feligen , bittend gott für uns! ober, bie feligen bitten gott für uns?
Könnend je nit fo bil tütich oder Latin, daß jr fehend, bag eg nienen eins ift:
lobend gott! unb: o jr heiligen, bittend gott? Warum ermeflend je nit as
mär us den morten, daß man gott lob und dank (age, barum, daß er die
menfchen zu frommkeit bringt und feligheit. Daß je aber dife wort oud) vers
ftanbinb, fo vernemend, daß die Hebräer ſy alfo babenb pfal. CL. 1: Sales
(u ei bökodfcho , bie Hieronymus in latin alfo Feert hat: aubate bominunt
in fancto ejus, das ift: Lobend gott in (inem heiligen. And heißt bie: bei»
lig, die ftatt gottes in dero er ſich mit dem erfröuwen ſines angeſichts erzeigt,
(daß aber ichs ein ſtatt nenn, ſollt verſton die maß oder gſtalt, in der ſich
gott bert ſeligen offnet unb erfedumt. ch weiß ſuſt wol, daß gott nit ynge⸗
zünt noch zwungen wirt an dhein ort). Alſo wirt das himmelrych, das iſt,
der thron und ſitz gottes genämt, darum, bag man die gegenwürtigheit ober
bas fus gottes von (inet heiligheit wegen nit kommlicher fann nennen. Darzuͤ
námt mar e$ alfo nad) bem bruch bee Hebräer, bie ben tempe oud) das hei⸗
ig genennt habend, als Paulus in der epiftel qun. Hebräern an vil orten
anzeigt; unb ift demnach der (inn difee worten: Ir füllend gott in finem heil»
gen loben, bad. ift: je föllend gott im himmel, in finer heiligen monung, in
finem t6ron loben. Dann difen finn zeigend bie nachgehnden mort an, bit
elfo Iutend: Haleluhu birfía uzzo, bas ift: (obenb jn in der underfchlacht !
finer feaft, welche underfchladht wir nach dem Latin ein firmament nennend.
Alſo ift das, darum du kämpfſt, nüt anders, denn: Lobend gott in dem him⸗
mel; Lobend jn in dem flemament. oder underfchlacdht finer kraft ꝛc. Willt
bu aber: Lobend gott in finem heiligen, verfton von Chrifto, der ouch das
heilig genennt wirt in der gſchrift: fo (ilt ich es nit; es ift aber nad) ıninerm
bunfen nit der natürlich finn difer worten. Alſo hand je aber ein mal gefelt.
Epannend wider!
Sep kummend fo mit unreden ug dem nüwen teſtament, das doch ſolich
1) Decke, Diele, Soden.
292 Mélegung bed XX. artikels.
meinung von bee fürbitt der heiligen nit erigden mag; ja minder , bann das
alt teftament. Dann Chriſtus, der verheiſſen (om, iit fchon fumme; bag
liecht i(t bie, das pfanb i(t ſchon ungfekt zu der grechten gotteg. Und sübenb
das djanandi(d) wyb Harfür Matth. XV. 22 — 28, das für jr tochter bat,
bie befefien was mit dem tüfel, bero. Ehriftus dhein anmurt gab; unb do bie
jünger für fy batenb, ſprach er: ich bin nit gefendt denn zu den ſchafen,
die us dem bus oder gfind Iſraels umfummen (inb sc. foie (prechenb ſy,
hörft bu, baf die jünger für big wyb gebeten habend? Antwurt: Syd) hatt
im (inne, ich wöllt dd) uf ein iedliche torheit ein befunbere ſchälkung ordnen;
(o find jro fo vif, bag ich darvon laſſen müß: ich fann nit fo Bil worten
finden, bag ich dd) üwere farben mög recht anfteychen. Sum erften, vedend
wie hie nun von bem fürbitt, das den feligen im himmel wirt zugelegt. Was
gat nun das bie die jünger an, die nod) hie in bifem Inchnam und jamer-.
tal montenb ? darin man täglich foll für einander bitten, wie der nachgehnd
artikel anzeigen wirt. Sum anbren, fo bemärte dife that ee, baf gott die-
jünger nit erhörte, weder "bag er ſy erbórte: denn Ehriftus Hat jr tochter
mit entlediget ug ber. jünger fürbitt. Aber dife gſchicht leert eigenlich, bag
wir. mit ficherem vertrumen felbs fSllind für das angficht des herren kum⸗
men: denn er will unfer herz und glouben Ban. Darum hat er difem mob
je tochter nit gfund gemacht, bis bag (5 felbs für in kummen ift. Dergly⸗
chen. antwurt gib ich oud) uf den gegenmwurf, den fo thünd bon Maria, der
müter Jeſu, mie ft) ben herren am hochzyt gebeten hab , daß er dem volk
mit wyn ze hilf käm. Denn ein ieder daſelbs lychtlich eben mag, dab e$
oud) ee wider jr fürnemen ift weder mit jnen,
Sum andren, fo fechtend fi ftark, als fp wänend, doch ungefchicht und
vergeben, alfo: die feligen find unfere nächften ebnen menfchen. *- Run find
die ebnen menfchen fchuldig, für einandren ze bitten. — Alſo folget ouch, bag
die feligen für uns bittinb. Antwurt: Wo ung in der afchrift gebei(fen
wirt, daß wie den nächften als lieb habind als uns ſelbs; oder daß wir dem
nächſten thuͤgind, wie wir wölltind uns von jm geſchehen: ſoll es von dem nächſten
verſtanden werden, der noch in diſem zyt allem breſten gegenworfen iſt.
Dann obſchon die feligen unſere mitbruͤder und glider eines lychnams, find
ſy doch nümmen der breſthaften glideren; darum ſy ouch nit unſere ebnen
menſchen find. Dann, eben, heiſſet den Tütſchen, glych, nit minder nit höher;
wie wir bann alle find der gſchöpfd halb in bifem apt. — Dannen bar die felis
gen nit unfere ebne menfchen find: denn fy find über uns; fo find fchon by
gott und mag fg dhein mangel met berüren. Und ug fölicher meinung bete
mein ich etliche big wort, prorimus, getütfcht haben, den ebnen menfchen.
Daß aber allein der, fo in bi(em zyt nod) lebt, der nächft (e, von dem ung
qett gebüt, bewär ich mit dem eignen wort des herren quc. IX. 29 — 37.
Do der gſatzgleert den herren fraget: welichs ſin nächſter ebner menſch wär;
gab er jm den zuͤ erkennen mit einer ſchönen glychnuß deß, der von Hieru⸗
ſalem gen Jericho gehnde in der mörder hand kam; den darnach weder pfaff
noch pfaffenknecht hat angeſehen, daß ſy jm hilf hättind bewiſen. Aber der
Samarit hat jn fo fründlich geratfamet, daß ber verſuͤchend doctor ſelbs er⸗
kennen müßt, bag der Samarit bed. verwundten nächſter geweſen wär; das
3) Ebenmenſchen, gleiche, —
Uslegung bed. XX, artifele, | 293
ouch bem herren gefullen bat. Denn er zu im ſprach: gang hin,-und thuͤ
alſo! Us der (eee Chriſti erkennend wir das 3d eim teil. (Denn wenn man
bon dem nächften redt, da muß man allweg zmeen verſton: denn nieman -
Tann fin felbsnächfter fon, als bie fonhiften mol wüſſend be natura veía
tiborum). Unſer nächfter ift ein ieber, ber unfer manglet.! Zum anbren-
iſt ber nächft des mangtenden allein, der jm ze hilf fummt. So bu ich
ſprichſt: So ich aber ouch mangel hab? antwurt: So ift oud) ein ieder bin
nächfter, dep bu mangleſt; und fo er bir nit hilft, .überteitt ev bas gebot
‚gottes alych als wol, ale der pfaff unb pfaffenfnedyt am gemördten. Alſo
‚verftond mit bad, menn man in der gfchrift vom nächften redt, mie man
den halten fälle, bag man das bom ebnen verfton foll, das ift, von bem,
der noch brefihaft ift, der unfer bedarf, und mir finen. Datus eigentlich
folgt; daß difer gegenmwurf, in ? den nächften gebumen, nüt verfacht.? Dann
Die heiligen gottes dheinen breften in die ereigbeit nod) mangel empfinden
mögend Apocal. X XI. 45 dannen bar ſy unfer gar nit dörfend; fo merbenb
fo ouch under dem gebot des nächften nit begriffen. . Dife antwurt hab id)
nit gegeben, bag ich mein, daß man ieman mü(fe uf fin fampf reden oder
argument antmurten, bie er mit uneigenlichem * bruch der afchrift bemárt ;
funder daß man oud) daran eigenlich erlerne, welichs unfer nächfter ebner
foe, und daß etlicher menfchen einfaltigheit hingelegt werde, bie den ſeliden
verheiſſen habend, alle tag fo bif oder fo vil pater nofter 3e beten. Und fo
fo ietz mit der warheit bericht werdend, fprechend fy: Soll ich die lichen
heiligen jres gebets berouben ? glych als ob je bladergebet den heiligen ir eer
oder fröud meere. Din gebet mag fg nit erfröumen: denn möchte unfer ges
bet (9 erfeöumen, fo wär doch je fröud brefthaft; fo fo mit unfer fündlichen
menfchen gebet müßte gemeert werden. Darzü ift unfer gebet nüt anders,
bann ein bitten für unferen mangel und breften. Was eeret nun einer dich,
fo er härt an? für dich fummt um etwas bittende? Eich mie verwirrt wir
find! Demnach laß bid) nit befümmern pon deßwegen, das gefchriben ftat:
Es fröumwen (id) bie engel gottes über einen fünder sc. es dienet nit bie har.
Zum festen zühend (i zwey ort.us avocalypfi, das ift, us dem buüch
der offenbarung, harfür. Das erſt ftat apoe. V. 7, 8: Als das lamm das
büdy genommen bat, bo find die vier thier und bie bier und zwänzig alten
nidergefallen vor dem Lamm, unb bat ieder ein harfen gehebt und ein gul⸗
din phialen, oder gſchirr, das einem trinkglas alnch was. Welche phialen
voll warend gerüchen oder geſchmäcken, welche gſchmäck find bie gebet der
heiligen. Hie ſprechend fo: hörend je, daß bie heiligen unſer gebet gott uf⸗
opfrend? oder bof fg für uns bittend? Antwurt: Sind fy denn zu englenl
gemacht nad) diſem zyt? Der englen amt iſt, unſer gebet gott ae uͤber⸗
antwurten, als je ſprechend. Muͤſſend jr ie ſprechen: nein! Denn die enge
werdend zuͤ dienſtbargheit der menſchen gſchickt, und die menſchen, die ab⸗
geſtorben find, werdend nit darzü gſchickt: denn man tef fein kundſchaft in
der gſchrift hat; aber von dem dienſt der englen vil Hebr. J. 14, und an
andren orten. Alſo folgt, daß das opfren der 24 alten nit ein fürbringen
iſt unfers gebets; oder aber jr müffend fanctos hie nemen file die frommen
hriften, das aber üwer bruch nit ift; denn alfo fielind üch bil argument
bedarf. Nauf. 3) bif, verfangt, 5) marichtigem. 5) gubringlid.
— 294 Uslegung des XX. artitels.
oder bemärnuflen üwers fürnemens hin. Noch b(nbt über, daß je forechend:
Die ?4 alten opfeind gott je gebet uf für uns, welichs doch der (inn be
gſchrift gar nit iſt, als ich eigenlich bewären will; zum erſten aber anzeigen,
bag big buͤch apocalypſis by den alten nit iſt under die zal der heiligen bü-
cheren gezält, ale Hieronymus anzeigt. Zum andren, fo ift es von bbeinent
recht geleerten, Johannfen, dem ebangeliften, zuͤgemeſſen, funder eint Johann.
fen, der oud) ein bifchof in Ephefo gſyn ift: denn e$ hat dheinen gſchmack
des herzens und geiftes Johannis. Us welichen urfachen ich mol möcht die
Zundfchaften, mie fürgelegt, verwerfen, wo ich mteinte, bag fy mich drucktind;
aber es bedarf beg nit. Blybe appcalypfis, wie es mag; fo hat bod) bif ort
den finn nit, ben jr darus teotten* underftond. Difer Johannes bat mit ver-
borgnen worten wellen das erlöfen Chriſti malen, fin leer, bie ung gott
durch jn acofmet hat, das berüfen-allec Juden und heiden, bie glori und eer
Ehrifti, bie feöud der feligen , etlich trafen unb zeichen, bie gott wirt über
ung fenden. Und’ bat under andren verborgnen dingen die fröud züchtig? an»
betender feligen (under 24 alten bedüt, die babinb jr anbeten mit fichtbaren
zeichen dee criftallinen gſchirren, die voll molried)enbé geſchmacks ſyind
gſyn), anzeigt, fürnemende, daß fo gott fo genem foinb, ich by im wonende,
als uns in difem zyt ein wolriechender gefhmad. Sölich anbeten der feligen,
das id) nüt anders verfton kann fon, weder das frölich anfchoumen bed. an»
arfichts gottes, in dem fy ganz verfügen und verfchluckt werdend, hat Johan⸗
ned glych barbor eap. IV.9, 10 mit einer andren geftalt gemalt alfo: Als
bie thier gott eee emboten Babenb ꝛc., (o fallend die 24 alten für dem nider,
der uf bem thron faß, und anbetend den lebendigen in emiabeit ewig, und
werfend jre (dyappe( ? oder kränz für den thron, fprechende: Herr bu bift wür-
big, daß man dir eec embiete sc. In difen worten hört man, dab bifee
Johannes bie fróube und fründfchaft der feligen hat wellen mit der aeftalt
eins garoffen herrenhofs usbruden, an metid)em man fölich zierden brudbt ,
nit dag in dem himmel fo fchlechte feóub (pe, als wir verfton mögend, fun»
der daß er der kleine unfers verſtands nad) finer maß gegnete.“ Alſo bie heiſ⸗
fend die gebet der heiligen nüt anders, . meder das anbeten, dag bie 24 alten
dem ewigen gott embietend in die ewigheit, in dem daß fo (id) der rum und
feidens und fründfchaft im angficht gottes und gegenmwürtigheit ewiglich fröu⸗
wend, ja emwiglich dankbar find fülicher gnad. Es heißt oud) big wort,
orationes , den Griechen profeuchai, das nüt andere ift, ale Suidas rebt,
weder ein bereinigung gottes und des menfchen, oder ein mitred unfers ges
müted mit gott; das vertütfchend wir ein gebet, doch wirt barbon oud) har-
nad) fummen. Daß bif wort, bie gebet der heiligen, alfo fól(e für das dank»
barlich frölich anbeten der feligen genommen werden , zeigend die nächften
wort an, die darnach folgend, ba er fpricht in einem bergriff oder befchluß®:
Weliche geichmäd find bie gebet der feligen, und fingend ein nüw gefang,
forechende : Du bift würdig ze nemen. dag büch und fine figel ufzethün; denn
du biſt getödt, und haft uns us aller welt erfouft sc. Cid), mie er mit eigens
lichen worten usdruck, mas die gebet foinb gſyn, namlich ein lob ber feligen,
das fy bem lämmli Gbrifto erboten habind. Das ander ort us apocalypfi (tat
—
*) zu keltern, prefien. 2) rein. 9) eine Kopfzierde. — Art entgegenkame. 5) Zuſam⸗
menhang von Worten, Redeſatz.
Uslegung dei XX. artikels. 295
cap. VIEL. 3, 4 Und damit wir fures davon fomminb, fo wärind biefe(ben
wort nit mit inen; wenn ſy glych wol dolmetfchet wärind. Dann fo nüt an-
ders darus möchtind bringen , denn bag die engel gottes unfer gebet gott über-
antwurtind: denn fo fanctos hie ouch nit Eönnend anders nemen, denn für
die (eligen, wie jr brud) ift. Und wär dann der finn, daß die engel der
. fetigen gebet ufopfretinb, weliches-aber ein nüwer iertum wär. Ich verwys
aber inen hie nüts: der dolmerfch i(t fchuldig unb f nit; ber hat ein Plein
latini(d) wörtlin, be, hinzügetbon, das bat jnen den ganzen finn. gefälfcht,
ba er fpricht: Ut daret be orationibus fanctorum c. Der eigenlich finn us
Der griechifchen zungen hat dhein, be, unb [utet alfo: Und es ift ein and-
rer engel fummen, und i(t by oder ob dem altar geftanden, ein guldin rouch⸗
faß habende, und jm find bil gefchmäd oder wyhrouch gegeben, daß ee fo
zufügte den gebeten der feligen uf dem guldinen altar bor dem thron. Und
ift der roud) der geſchmäcke ufgangen mit den gebeten ber. feligen pon der
hand bed engels bor gott. Hie merkt ein ieder wol, daß Johannes aber:
mals nach der glychnuß des zierlichen hofes nüt anders feit, denn: do die
24 alten je anbeten getbon habind; do hab oud) der engel (focia thura) mol:
riechende geſchmäck darzit gefügt c. Darzü fo macht Auguftinus felbs in
apocalyupfim Homilia VI. (ob fo fin find?) us difem engel Ehriftum, fürs
nemende , daB all unfer gebet gott genem werde durch den herren Chriftum:
denn der habe (id) gott für ung einen wolriechenden gſchmack ufgeopferet.
foie merf(t bu, frommer. chrift, daß die, fo das fürbitt der heiligen geleert,
' fid) übel vergangen hand , daß fü die afcheift alfo nad) jrem mütmwilfen und
falfch ‚hand gdören bruchen. Und ob f glych andre ort der gſchrift ouch
bon nüwem underſtuͤndind dahin ze ziehen; ſo bis unerſchrocken! wir wellend
die gſchrift wol vor jnen erretten: dann ſy die nun mit etwas mindrung
oder unrechtem drucken herfür bringend. Diſer grund ſtat feſt, daß allein
ber einig gott ift anzebeten, anzeruͤfen unb aller troſt zu im ze haben: dag -
mag weder engel noch menſch noch tüfel brechen.
Darnach werfend ſy Hieronymum contra Vigilantium für, der beſchirme
das fürbitt der heilgen. Denen ich alſo antwurt gib: Hieronymum contra
Vigilantium hab ich geleſen, vor und ich die fürbitt der ſeligen habe under⸗
ſtanden anzeruͤren, unb hat mid) Hieronymus nit mögen wenden, uf bent
"Ah doch fo vil hielt als uf ein einigen: denn er nimmt bie fach fo ſchlä⸗
ferlich ze handen, ba er billicher Dormitantius biefle dann Vigilantius.
Derftand min meinung alfo: Welcher ein dogma leeren milf, das ift ein
meinung , die die göttlichen wysheit und warheit anteifft, da hilft gbein
beiligheit , ghein Zunft, ghein gſchwätz, mo man die nit mit ber beligen
afchrift bewären mag. Nun ift dag ftärfeft argument Hieronymi, daß die
feligen für ung bittind, daß er (prit: Hat Ctepbanus hie. für fine fyend
gebeten, fo bitt ee oud) dort: dann fit gebet wirt dort nit franf, das bie
ſtark geweſen ift. Hat gott Paulo 266 menfchen hie im fchiffbruch afdenfet,
unb wirt er iet finen mund bfchlüffen vor gott? Hie ift das ein dogma, das
ift, ein wefenliche meinung, die bie marbeit anruͤrt, daß bie feligen für ung
bittind; barum follt Hieronymus fólic)e meinung mit der afchrift bemárt
baben. So er aber ba$ nit vermögen, hat er fid) ze fchelten feert, und
pocht fo unbefcheidenlich, bag Erafmus Rot. oud) züchtlicher wöllte in bie
296 — "Méblegung dei XX, artikels.
fad) gebanbiet haben, und mit afchrift unb matbaftem zug * us der afchrift.
€o e nun kein Eundfchaft u$ der gfchrift überall harfür bringt (denn die
funtídyaften, die ee darthüt, bie Iutend allein von der fürbitt der Lebenden
in difem 30t): fo fchafft Hieronymus glych fo vil mit finee Hügen red, als
der fuchs am banen. Denn fine argument find fo (e&, bag ich glych ats
wol möcht fprechen: Saulus hat hie geprediget, fo müß er oud) dort pre»
gen. Stephanus fat bie bie Juden mannlich gefteaft, fo (ttaft er fy dort
ouch. Das Hieronymus von den wunderzeichen tandet, wirt bald hernach kummen.
Ouch werfend die päpftler jren. canonem und bie litany harfür. Ant«
wurt: Dom canone wird id, ob gott will, faft bald ſchryben und anzeigen,
was fchöner zucht er iſt. Der litany halb red ich alle: Was gat mid) an,
daß jr die litany ufbracht und erbacht abend? fp bat aber gheinen grund,
gott ‘geb wie (ang je orapronobiffind. Und fo je ſprechend: Lupus babe die
Ritany ufbracht: fag ich, daß füliche nit bewärt mag werden mit der mate
heit. Und ob fo Qupus (dion erdacht Hätte, was liit mir daran? num i&
man doch vorhin oud) mit gott berfünt worden on das ota pro nobis ?
Schlechtlich, ed bat das fürbitt der feligen gheinen grund us der göttlichen
afchrift; tanbenb je, was je wellind. Lupus bat wol litany, bas ift, bittun⸗
gen, angefehen, wie man nod) hütbytag pfligt in ber früsmod)en und zu
"andren malen. Das beiffend eigenlich (itanp, da bie ganz fit) mit einandren
bittet; aber bas je litant nennenb, das ift ein falíd) ? und verachtung
Chriſti und ein fpott der (eligen, und ein abfüren der menfchen.
Citem ſy mwerfend oud) für: Nun thünd bod) die heiligen wunderzeichen
an den menfchen; marum follt man fy denn nit anrufen? Antwurt: Zum
erſten befchehend fo vil zeichen ug betrug, bero ich menge felbs erfaren Hab,
baf e$ lang mdr davon ze zälen. Darnad) fo mögend zeichen nit bewären,
ba dee menfch helig foe. Das zeiger Ehriftus felbs an 9Dtattb, VII. 22:
Vil werdend zur felben zyt zu mir fprechen: O herr Gere, babenb wir nit
in dinem namen mosgeíagt, und in dinem namen die tüfel ustriben, und
in dinem namen bil fráften ? gewürkt? Und denn wird ich jnem antwurten:
Ich bab üch nit erkennt. Wychend von mir die bosheit würkend! Sich,
kräft gottes gethon haben zeigt nit heligheit an, funder ein chriftlich leben,
welche nüt anders i(t weder ein emfig würken das werk gottes. tem, aber
fpricht Chriftus Matth. X XIV. 24: Es werdend falfch Ehrifti und fatfche
leerer oder propheten erfton; die werdend zeichen und wunder thuͤn fo groß,
daß fe ouch bie ugermälten, fo bi inen möglich it, verfüren werdend. Eich,
ob dife verfürer heilig werdind fon! Ya fo find fchon* afyn, und werdend je
nod) met. Dann was bat man ein lange zyt har anders: gethon, weder ab
den erdachten munderzeichen gelt eringen? Was tbünb fo noch hütbytag
weder erlogne munderzeichen usfünben. Sy nennend etwo (ere. fätt und
fpeechend denn: Es habe in denen einer oud) das nüw ding wellen predgen,
unb (pe von ftunb an erfticht, oder dergluchen. Und fo man im nachfraget,
ſo it es erdacht. Doch fuge gott (ob, bag fü aller verdorbnen Leste zuͤflucht
an d'hand nemend; die ift, daß fn groß lüg fpottend unb fagend von aroffen
birigen. Bald wirt man des bodens innen; fo füjfenb fg denn das land
mit dem binbren. Alſo wirt oud) denen zeichentändieren befchehen, als ich
3) Auszug. 9) Verfälfchung. 3) Wunderthaten. 5) die falichen Propheten.
uslegung des XX. artikels. 297
eigentid) zuͤ gott hoff. Item, es hat ouch einer die tüfel usgetriben, der
Chrifto nit nachfolgt Luc. IX. 49. So aber ie by den gräberen deren, bie
um gotts willen geſtorben ſind, wunderzeichen beſchehend: ſoll man wüſſen,
daß die nit u$ kraft bee martren,! funder us der kraft gottes beſchehend.
Wie wol Chriſtus fpricht Joh. XIV. 12: Welcher in mich gloubt, der wirt
bie tert. thün, die ich thuͤn, ja er wirt gröflere thün: ift doch dhein andere
meinung, bann bag gott bie mwunderzeichen thüt. Darum fpricht er Mare.
XVI. 17: Sy werdend in minem namen bie tüfel ustryben ze. Hie hörſt,
daß er furicht: in minem namen, das ift, in miner kraft, in. minem gwalt,
xmi minetwillen. Atfo foricht ouch Petrus Act. IL 6 — 12, do fid) bos -
weit ab im und Johannſen verwundretend, bag fo im namen Jeſu beu
krüppel ufgericht battenb, unb ſy um(tünbenb: Ya, fpricht Petrus‘, warum
verwundrend je üch ab bem oder was bfehend jr uns, glychſam wir us un»
fer eignen fra(t ober (tommfeit in habind gemacht manbien ec. Gott bat
in dem glouben des namens Jeſu ben, ben je da fehend, ſtark gemacht.
Ja, der nam Fefu bat jn ftarf gemacht unb der gloub, bee durch Jeſum
Chriſtum i&, bat jm diſe volllummme gefundbeit gegeben vor üch allen.
Us deu werten Petri und Joannis merkt man Harlich, bag die wunderwerf
nit bee mienfchen, funder gottes find, der fg burd) bie glóubigem menfchen
würfet im namen Jeſu. Daby wir aber in einem fürgon zwey ding erler⸗
send, die mir vor ouch oft berurt habend: das ein, bag gott durch Jeſum
Ehriftum fine wunder mücft; dag ander, daß der gloub durch Syefum Chri⸗
ſtum fdlche ding ze würken ‚nit des menſchen, funder gottes ift. 9tad) bem
allem folgt, dab menn wunderzeichen befchchend, bag wir us unferer, kraft
bie nit mögend erkennen, ob fy ton gott fnind oder vom tüfel. So aber
ber menfch die gwüß erfennt, fo hat er dag von gott, unb nit us menfchlis
dem won, der niemar ficher werden mag. Und bewärt mwunderzeichen
würfen nit beligbeit: dann fo find allein von gott. Es ift der menschlichen
blodigheit kraft nit ze thuͤn, das wider die natur iſt, nod) gheiner gſchöpfd,
ſunder des einigen gottes und ſchöpfers aller dingen. Alſo hab ich uf dem
geſpräch wol geredet: ich wöllte allen tand, ſo Hieronymus wider Vigilan⸗
tium uéftofiet, lychtlich umkeeren vermögen; bas mine widerfechter mie für
einen hochmuͤt gerechnet. Ich red es aber noch. Ja ich hab Hieronymi
geſchonet; ich wöllte ſuſt wol anders ſinen eigenrichtigen kopf anzeigt ha⸗
ben, ber bod) etwann mich wol erfröuwt bat: dann ich in mit vif flyß geleſen
hab, unb bat mit bod) fin urteil in bil bingen nit gefallen. Aber weder er
nod) dheiner uf erden gefallt mir, menn er die meinungen, bie ec fürbringt,
mee mit finen morten, und fopf will befeften, weder mit dem mort gotted,
oder menn er um (ined kopfs willen der afchrift will jren eigenlichen finn
und kraft nemen. oder Anderen; das aber gar oft befchicht. Darum man fid
nit verwundren foll, ob man etwann eim der heligen nit glouben gibt. Gott
macht uns alfo feomm, daß wir dennoch allweg menfchen find , ierend unb
fündend. Das hat Paulus mit (eee und that erzeigt, mit der (cec Röm. VII,
mit dee that an Petro, dem er ins angficht widerſtanden ift.
Das ouch bie päpftler von der liebe baton zühend fprechende: Sind die
feligen nit in ber liebe? a, fo bittend fy oud) für uns: das hilft nit. Nego
4) Martyrer.
298 Usfegung bed. XX. artikels.
enim sonfequentiam. Dann wer will die fagen, mie die liebe, bie bie feligen
- babend, ein gftalt Hab. Du willt mir fg glych meflen, als ob fo nit längee
noch kürzer fpe denn die liebe der iwandleren, * das ift, der noch bie lebenden
menfchen. Das laß id) dir nit nad. Kurz, es ift nüt bann ein unnüßer
kampf, den fg oud) gründend in einem mort Pauli 1. Cor. XIII. 8,. dag
fo let bruchend. Caritas non ercibet, bag i(t: bie liebe wirt nit ufbóren,
als fy fprechend. Denn Paulus redt bi wort: caritad non creibet, bag i(t:
bie Liebe empfalít? nit, fo fallt nit ud, der meinung, daß, mo bic liebe gottes
— ft, ba. fele man nit an allem güten, man gange nümmer müflig, man
"+: Witibe affe ding, man vertruwe alle ding , man hoffe alle ding 1€; und be-
ſchrybet ganz und gar nun die liebe, die dem bie mandlenden menfchen
zimmt, dem feligen aber nit. Darum, miemo( die liebe nit fe(t, “fo felt
doch der egenmwurf grob.
88 à Abred, oder nachhüt:
3d will ch, al(ertieb(ten brüder in Chriſto Seful nit verhaften, wie id)
der meinung unb feiten gloubens worden bin, daß mir dheines mittlerg be:
dörfind bann Chrifti; ouch daß zmüfchend gott unb uns nieman mittlen
mag denn der einig Chriftus. Ich hab vor 8 oder 9 jaren ein tro(tlid) ge=
Dicht gelefen bed hochgeleerten Erasmi pon Rotterdam an den herren Jefum a)
gefchriben, darin fid) Jeſus Elagt, daß man nit alles güts by. im fücht, fo
ee doch ein brunn fog alles güten, ein heilmacher, teoft und fchat der feel,
mit vil gar frhónen worten. Sie bab ich gedacht: Nun, ift es ie alfo:
warum füchend mir denn hilf by ber creatur? Und wiewol ich darnebend
andre carmina oder gfang bom eegenannten Erasmo fand an fant Annen,
fant Michaelen und andere, darin er bie, zu denen er fchreib, als fürmün⸗
der anruft: fat bod) dasfelb mid) nit mögen bringen von der erfanntnuß,
daß Chriſtus unfer armen feelen ein giniger ſchatz foe; funder ich hab an-
ghebt uf bie biblifchen und ber näteren gfchrift fehen, ob id) von denen
gwüß möchte bericht werden von dem fürbitt der feligen. Kurz, ich bab es
in der bibli gar nit funben, by den alten hab ichs by etlichen funden, by
etlichen nit. Doch Bat mich dasfelb wenig bewegt, ob fg fchon der feligen
fürbitt geleert habend. Denn ſy ftundend allweg bloß an kundſchaft. Und
wenn ich die gſchrift, die ſy dahin drucktend, in jrem urſprung bſach, ſo hatt
(o den ſinn nit, den fo jro wolltend angwinnen; unb ie mee ich uf big
. bogtta oder meinung fach, ie minder ich funb(dyaft der afchrift fand, aber
wol darwider ie mee unb mee, als in dem 19. und difem artiflen anzeigt
ift; bag fchlechtlich bie gefchrift, bie fg dahin zogen habend, ben finn nit
hat, ben fg jro zumstend, als fid) vor allen creaturen mit der warheit er»
finden muß; ja daß die afchrift offenlich barmiber redt, man fälle (id) zu
gheiner ereatur nit keeren, ja die nit bilden, damit (y uns nit anftatt nottes
geliebte,’ und von uns wurde angebetet. Und wir habend ein fülchen hufen
gößen: einen befleidend wir mit barnift,* fant er ein kriegsknecht (ge, ben
andren als einen büben oder hürenmirt, daran bie wyhber frylich zuͤ grofs
fem anbad)t bewegt werdend. Die feligen wyber aftaltet man fo bürifd), fo
glatt und uegeftrichen, fam fo darum dahin geftellt fuind, baf bie mann
1) Pilger. 2) entfällt. 3) lieb wurde. +) Harniſch.
a) Expostulatio Jesu ad hominem suapte culpa pereuntem, (ib. 33%.)
Mélegung bed XX. artikel. 299
an inen gereist werdind zu üppigbeit. Und gfaffenb demnach uns felber
wol, wit babinb einen fchönen gottesdienft, bas bod) nüt anders ik denn ein
abgöttery: bann e$ mit hellen worten gottes verboten ift Deut. V. 8, 9.
Und forechend: Ca wir wüflend mol, daß man die bild. nit foll anbeten.
as tbünb (n banie da? Sch weiß aber, daß vil einfaltigee die bild habend
angebetet, ec umd man jnen mit flare worten das verboten hat. Söllend
f? nun feinen troſt zu den bilden haben (ja es ift ein abgótterb, fo fy jrem
troft zu jnen habend); und zeigt aber bag mort, da fü fprechend: bas ift ein
gnadenrych bild, an, bag fy den bilden etwas zügebend ; oud) dag fu die fo
wert baltenb, daß (t Die uf die altar gegen den menfchen ftellend, ba aber allein
gott foll angebetet werden, zeiget ja an, daß man jnen etwas zügibt.
tem, daß man an etlichen orten bie, fo götzen habend us göttlicher mei:
nung bannen tbon! von ben ougen ber menfchen, geftraft bat, zeigt
ouch abgöttery an. Ya foll man nun dheinen teoft zu jnen haben, warum.
. fnb fo denn da? Ach Herr, verind) uns einen unerfchrocdenen mann, wie
Eliad was, der bie güken von den ougen der glóubigen dannen tbüje! denn
bu bift bad einig güt, das unfer zuflucht und teoft ifl. Dann mie Moyſes
(vrid)ót Deut. XXXII. 6: Iſt er nit din vater, der dich für eigen bat?
denn er hat bid) gmacht und afchaffet. So ift ed ie ein (refe, bag mie zu
ieman zuflucht hand, weder zu bent, bef mir eigen find, ber ouch nit minbren
fiyß zu ung hat, dann die adler zu jren jungen, unb uns under finen fchieni
ninimt, als das fün jre finder. Darum wir jn nit als einen ruchen une
gnädigen tyrannen fürchten föllend und meinen, wir gdörind nit zu jm kum⸗
men; funder foll er unſer eigenlicherer innerer troft fon, weder unfer Iybliche
bater unb müter fyind. Wir föllend ouch hie 3d dem (esten. lernen, daß
alles bad, zu dem man teoft hat, ein gott i[t dem, der fin troft daryn (tbt
und finen andacht. Denn difer nam, Gott, bebütet das qut, das die gwüf:
fet züflucht und Hilf und brunn des guten ift. Alfo das menfchlich ges
ſchlecht allweg an finen breften erleenet bat, bag e$ einer gröſſeren ftärkeren
hilf darf, denn keine menfchen bermógenb. By welchem fy nun die felbigen
gfücht babenb, dasfelb ift jc gott ginn. Darum Paulus ben got ein ab»
götteen nennet, daß bie gutigen je zünerficht ins gelt afekt hand. Alſo, zu
wen bee menfch fin zuͤverſicht hat, der i(t fin gott. Haft du bin züverficht
zu eim feligen, fo haft bu in fchlechtlich für einen gott. Denn gott Heiffet
das gut, zu dem wir bie zünerficht habend, daß es uns das güt, bef wir
bedörfend , (eiften möge. Halteſt du nun fo für binen trot, fo halteſt bu
fu für binen gott. Alſo folgt, bag du abgött us inen macheft, und das du
jnen zuͤgibſt, inen die höchfte uneer (ft. Dife meinung von dem namen
-gotte$ haltend die hebraifchen namen in, damit fü gott nennend, Das hie
z'lang ze erzälen wäre. Jedoch fo nennend fo gott tom leben far, von der
fraft, bon der wysheit, von der hilf, bon der gnügfame, damit fp wellend
leeren, daß der allein gott it, der allen dingen das leben gibt, alle ding
vermag, alle ding weißt, allen breften hilft, unb ein gnügfamer ſchatz ift
alles güten , der alle mangel erfeken mag. Darum ouch ec, ein einiger gott,
einigen foll. angerüft werden. Denn zu welichem man fid) der Hilf verficht,
den hat man mit der that für gott, ob man glychwol mit dem mund ein
1, weggethan.
300 Alifegung bed XX. artikels.
andres redt. Das heißt uns gott eigenlich ermeſſen durch ben mund Monfte
Det, XXXII. 39: Bſehend, daß id) allein gott bin, umb daB on midy
dhein gott it, das ift, fein. gütes, zu dem man fid) aller volifummenbeit
verfehen möge. : Er ruft uns oud) Palm LXXXI. 9, 10: Hör, min vol!
denn ich dich fetbs zu einem zügen haben will. Iſraeh wirft bu mir ghor-
(am fun oder mich hören, fo wirt ghein nüwer gott in bit. werden; bu
wirft ouch dheinen frömmden gott anbeten 2c. Das ift, bu wirft zu nieman
anders din züverficht ban, dann zu mir. Dann ie gott ift das qut, zuͤ dem
man die züuflucht haben foll: denn er erkennt allein unfere herzen. Go er
num die allein erkennt, mie mag ein feliger unfer gebet erhören, fo er nüt
Barvon weißt? Denn bif wort im gebet Salomonis bricht nit 2. Paral.
VI. 30: Du erkennſt allein die herzen ber fünen der menfchen. Er fpricht,
bu allein. So müß ie folgen, daß die feligen nüt von uns müffinb, denn
fo vil inem gott offnet. Was er aber inen ome, oder daß er inen. bon uns
etwas offe, das Hat gar ghein Luters us der gefchrift; oud) ift ed durch bif
wort Galomonis aefchehen um die fürbitt der feligen, bie barum wirt von
. den päpftleren fürggeben not fon, daß wir nit adörind felb zu gott kummen.
Denn wir bórenb bie, bag fu nüt von ums müffenb, unb ob fy ſchon von
uns etwas innen werdend, mug das vorhin gott befannt fun, und bon beni
jnen fund t6on. Iſaias zeigt bie meinung noch heller cap. LXHIE. 15;
alfo mit gott redende: Sich uf ung vom himmel herab! fid) von Diner hei-
digen wonung und von dem thron oder ftül Diner eeren! Wo ift din yfren
amd din kraft? Wo i(t bie vile Diner innigen erbärmden und beanadungen?
O f$ hand fid) verdeucht! unb ftill gehalten über mid)! Dann du bift uns
fer vater, und Abraham hat ung nit erfennt, und Iſrael bat nüt von uns
gwüßt. Ye pänftler, (inb je frifd), fo gryfend mir difen Iſajas in bet
nachhuͤt an! Ich (ag dd, er ift allein ſtark gnuͤg üwren frefel 3e befton und
in die flucht ze fchlahen. Er (eit heiter, bag Ubraham und Iſrael nüt von
uns mü(finb, fam er fptddh: Herre, mir habend dich angerüft in namen
Der väteren; noch bift du der recht mar vater. Ob wir giych die väter
band genämt, ift bag darum befchehen, ba fg dir qnem find; aber bon
uns wüflend fo nüt. Darum mir fp unfertbalb nit dörfind väter ze nens
nen; bann wüflend f) von ung nüt, wie wurdind fo ung helfen? Du bift
Der recht war bater, zu dem wir one mittel unſer zuͤflucht baben ſoͤllend.
Denn glych davor v. 8. bat er in der perfon gottes aefprochen: Min vol
iſt's (ün, Die nit verldugnend. Jetz dnbret er die perfon und (prit: Und er
ift ir gfundmacher worden. Er ift nit betrübt in allem jeem teubfel, unb
der bot (ins angefichts hat fy afund gemacht. Er hat fu erlöst in finer Liebe
und überfehen, unb bat fg getragen, und uferbebt zu allen zyten. Syn
welchen worten er milf anzeigen die väterlichen (tud, bie jen gott allmeg zeigt
bab; batum (o fid) zu im bilfich keeren, in allein uneüfen, zu jm allein
zuflucht haben ſoͤlind. Der afta(t folf ouch ein ieder alüubiger müffem, daß
et mit der that das für einen gott hat, zu dem er uſſerthalb difem zut ein
aüflud)t bat. So er nun die zü einer ereatur hat, fo ift en ein abadtter:
beun die creaturen mögend ung nit ze hilf kummen. Dann obſchon munder
zeichen befchehend: find fo der ereatur nit, funder gottes. Darum wir nit .
qum
1) zurückge zogen.
Wilegung des XXI. artıkeli. . . 90t
uf bie creaturen fallen föllend: denn gott bat uns nun wellen kund thuͤn
mit dem mwunderzeichen, fo e$ ſchon marlid) und unbeteogen ift, mie lich
und wert jm die fyind, bie finem mort mit Uungeswyfletem glouben anhan⸗
gend; anb fo fo mad) jrem tod beſchehend, gſchicht e$, bag ung gott will
fund thün, bag fy by im foinb. Je wir föllend unſer zuperficht alfein 4d
gott haben, das ift, einen einigen gott anbeten. Denn anbeten heißt vor us
und ab zuverficht und troft zu eim ding haben: das zeigt das griechifch wort,
proseuchefihai, an. 9(nbetenb wir nun einen gott, fo band wir ouch all um»
fer zuverficht zu einem gott. Darum laflend uns 30 dem einigen gott uns
fer züfucht Haben! bee ift unfer vater; barum mic wol gebórenb zu im fum»
men. Dann was wirt er une abfchlaben, fo er (inen eignen fun bat für ung
ggeben, unb zu eim ewigen pfand gemacht, unfer fündze bezalen? So ex ouch
felbs (tat und ung rüft Matıh. XI. 28: Kummend 46 mie alle, bic arbeis-
tend und überladen find! id) will did) ruͤwig machen. Sich, er ruft uns ad
im felbs, et wyst uns nit zu bifem oder jenem fürmünder; ec ift bee fcomnt
fürft, ber die not finer fchäflinen ſelbs angenfen, felbe afund machen will.
Darum: bat er das verloren fchaf uf finen felberuggen genommen, und hate‘
nit eim andren ‚ufgeleit; ee bat fid oud) barum fo tief gedemütiget, daß
wir bertrumt E jm fummen gebórinb. Ja er weißt unfer not und anligen,
ee und wir zu im fummenb. Er foricht ouch: id) will dd) ruͤwig machen;
ee (prit nit: je müflend für ümet fünb felbs genug tbün. Er fpricht nit:
e$ müjfenb andre für üwer fünd gnüg thün, funber ich will dd) ruwig machen.
Warum wellend wir dann zu eint andren, denn zu jm gon? Wär das nit
ein verachten finer feyen anad und barmherzigheit? Aber das widerbäftzen
fummt alkin us unglouben und unmüffenbeit. Darum föllend alle men»
ſchen gott ernftlich anrufen, bag er fin liecht ie mee unb mec anzünde, tag
bie herzen der menfchen erlüchtet und gezogen werdind in die hoffnung des
einigen gottes! Denn das ift gemüß, bag welcher fid) feert zu ber creatur,
baf der ein abgötter if. Darus nit Eleiner ſchad den armen menfchen ente
fpringt.- Gott wende alle ding.zum allerbeften! denn dem wird ich allein
alí min not Klagen: denn ich weiß, daß er mich erhört. So bil bon diſem
artikel.
Der ein und zwänzigſt artikel.
ofi fo wir für einandren uf erden bittenb, bas tn der aeftalt thuͤjind,
dag wit allein burd) Chriſtum ung alle ding gegeben werden vertruwind.
Sum erften teil diß artikeld hab id) wellen ze verfton geben, daß fiir»
bitten ung , die noch uf erben find, zimmen; und mo in der gefcheift ftat, _
wie man für einandren bitten folf, bag es allein denen gefeit wirt, bie noch
in difem 39t lebend. Und wirt in alfer gefchrift das gebet nienen zuͤgege⸗
ben den feligen (fo vil id) yngebenf bin) , usgenommen bas büch Apocalypfim.
Da nimmt Johannes das gebet für dag eerenbieten und [oben, bas bie felis.
gen bg gott tbünb, wie davor anzeiget im 20. artikel; noch nimmt er es nit
für ein bitt oder fürbitt, als die päpftler lerrend. Daß aber das gebet, von
Ehrifto gebeiflen und geleert, nun die tebenden antreffe, bag bie für einander
föllind bitten, zeigt das Vater unfer an: Din will befchehe uf erden als im
himmel! Uns komme zu din rod)! Versuch ung unfer fchuld sc. Dann bie
wort mögend den feligen nit zimmen. Item Matth. X VIII. 19: Wideum
fag ich üch, bag, ob zween us dd) zemmen hellen werdend uf der erben,
302 Uslegung bed XXI. actifeli.
warum die begeren merbenb, wirt inen von minem vater in den himmlen.
Sich, ec (pridót, fo wir uf erden zemmen heilen merbinb. So mig e$ ic
nun die in dem Inchnam lebenden antreffen. Alfo Durchgang alle gfchrift:
fo findeft bu von dem gebet dhein (inm nod) wort, das fid) der feligen für»
bitt glyche: es (utet allmeg nun uf uns armen beeftihaften menfchen; bie
föllend für einandren bitten. Denn wir find einer des andren glider 9tóm.
XII. 5. Spricht: es bedarf dheines bittens noch bettlens: e$ Lit alles an
der fryen wal gottes: der gibt ung, was er will, id) Orte, mad id) melle, als
bu fetb$ vor haft bemärt im 20. artifel. von dem verdienft. Untwurt: Ja
gott gibt ung, was er will; er gibt uns ouch nüt, dann das uns güt ift
Matth. VII. 9—11; nod) will er gebeten fun und manet. ung ze bitten.
Begerend, fpricht cv, fo wirt üc gegeben! Süchend, fo werdend je
finden! Klopfend, fo wirt dd) ufgetbon! Er heiſſet ung oud) on underlaß
bitten, ob ung gluch nit von fund am gegeben wirt, das wir begerend
Lucä XI. 5—9. unb XVIII. 1—8. So nun die päpftler bad ort qued
dahin aübenb, man mü(fe zu aller zyt beten, und verkoufend damit jt ge-
bet, fam fo bie verfumnuß der andren menfchen erfegind: mu ich nach ber
kürze vom gebet fagen: Gebet i(t nüt anders, dann ein ufrichten oder ufleben
be$ amüté zu gott, wie da oben oud) ift anzeigt. Dife meinung wirt vilfal-
tiglid) us der gfchrift bewärt, namlich: bag Moyſes Exod. XIV. 15. nüt
rede mit dent mund, und (prid)t dennoch gott zu im: Was ſchryſt du zu
mir? fchrey er on zwyfel us dem herzen, in bem er mit gott vebt unb
Himpft. Oud) bag Anna 1. Sam. I. 13. in jrem herzen redt und vüft
zu gott, und hört Heli dhein ſtimm. Darnach erficht man das an den
gebeten der alten: mo die find, da i(t eintweders das (ob gottes usgefprochen ,
oder der menſch hat mit gott fo heimlich! geredt als mit finem lyblichen vater,
oder beede; und wirt dafelbs von der zal nüt geredt, als aber unfer blader-
bettfee falfchlich geleert band. Schlecht, beten ift nit bil bladren, funder eg
ift ein [ob unb eerenbieten gotteg zum erſten; und das trifft den glouben an.
Darnach ein bertrumt anrufen zu jm um unfer notdurft. Vernimms alfo!
So bu fprid)t: D unfer vater du bimmelídyer, bin nam werde gebeiliget? -
ba ift das erft ein (pott, wenn bu jn nit für ein vater Haft unb aber (prid):
O himmelfcher vater! darum. wirt zum erften der gloub erfordret, daß du jn
feftiglich gloubeft dinen vater fun. Alſo folgt, bag, wenn der menfch (id übt
im glouben, daß er betet. Als menn er aebenft: Gott ift ein fchöpfer allce
bingen ; er ift-das höchſte gut von dem alles gütes kummt. Er hat den men:
fchen nie nüt verheiffen, ee hat es geleiftet. O dem aut willt ewig anbangen:
e$ ift gemüß unbetrogen. Sich, das i(t das höchfte (ob, das mir gott enbie⸗
ten mögend, bag wir in für das höchfte güt ficher haltend in unferen herzen,
ba$ wir jn für unferen vater habend: denn fo fehend wir wol, bag fin nam,
das ift, fin cer, fin macht, fin (o5, zum böchften foll von allen menfchen
geachtet werden, und fprechend: Geheiliget werd din nam! Demnach fo folgt
das denken an unfere breiten: Süfumm uns din rud! Schaf, daß din milíe
under den menſchen erfülfet werd, mie by bir in ben bimmelen sc. Alſo
kann dhein gebet fun, mo man nit tom erſten gott dafür haltet, dag er ift,
und nit zu im ale fiher und vertrumt louft, als zu einem milden natürlis
1) pertraulich.
Uslegung bed XXI. artikels. 303
chen vater. So aber das befchicht, darf e barmad) nit bil worten mer:
denn er weißt, mas ung gebrift, ee unb mir zu im loufend; denn wir Gabenb '
bas höchſt gebet des gloubens fchon vollendet. - Das leert Chriftus. felbg
Matth. VI. 7: So je betenb, föllend je nit baruf lige, daß jt bie wort be
geberes oft bladrind, wie bie beiden thünb: denn (9 mdnenb, fp werdind in.
jren bil worten erbört. Darum mwerdend jnen nit qlych! denn üwer vater
weiß, web ir manglend, ee und je an bittend. Ir föllend aber alfo beten:
O unfer bimmelfcher vater, din nam fye geheiliget! Suüfumme uns din rych ie. .
Eich, bie zum erften ſchreckt er ung bon bile der worten, unb heißt ung aber
Luc. XI. unb XVIII. immerdar beten. So mu ie beten nit wort usgieſ⸗
fen heiffen: bann er verbütet das under einem gricchifchen mort, battologin,
das id) blabergebet vertütfch, unb beefton dadurch dag wort bladren unb dag
wider bladren und das usfpüwen der worten. Cid), wo find mir je, die
jt bile wort der pfalmen berfoufenb, fan ed denen, fo ung. gelt gebend, hilf
lich (pe; fo Chriftug dag widren und bladerbeten verwirft; fo das gebet ein
zeichen des gloubens ift zu eim teil, zum andren ein Iutrer bettel um unfere
netbur(t? Wer hat ie bettlen für ein wert gefchäßt? oder wer hat ie (inen
glouben verfouft oder für ein andren gegloubt? Daran man erlernen mif,
bag unfer gebet gar nit foll gerechnet werden als ein wert. ‚Denn fo id) (tete
zu eim louf: hilf mir ba! Inch mir bórt 100 guldi! kann ich ie dasfelb nit
für ein wert (den, barum man mir etwas fchuldig fye: denn id) thuͤn
nüt bann gulent unb bettlen; als aber leider etlich vedend: Ych bab hüt gott
in fin lyden hundert pater. nofter gebetet 5; Gott foe es unbermifen!? mei»
nend, gott fölle jnen um fóíd) ir werk bil gelten:? denn fo babinb in durch»
eeret, ſy habind jm etwas gegeben; barum fy rect habind ze bóufdyen*.
oder abrechnen für jr fünd, mie tür fp mellinb, fam jr gebet ein waar ne
Oder wert, die man jnen widergelten müß. Weuch⸗ alles nüt denn ein
falſch iſt und alychenery; unb kummt von den glychsneren bar,-die gelt ge⸗
nommen hand unb glych als die fpinneren darum gebetet fo pit, oder fo
bit 3a(, unb ift bod) nüt bann ein bladergebet, das Gbri(tus bie mit fo
heitren worten verwirft. Denn nimm mar, do Ehriftus fin aebet, das bas
ter unfer, usgeleeret hat, ſprach er nit: betenb e$ fo oft oder fo oft, funbet
bat er davor geleert, man fölle nit blaberen oder bil wort usgieſſen. Ich
(ag dir hie oud) nit nach, bag bu ſprecheſt: Sich, alfo leert man die welt
nümmen beten. Denn man leert recht beten mit dem herzen, nit affein mit:
dem mund, welich allein dag war gebet ift Joh. IV. 24, und dag mit
dem mund nüt ift bann gefpött und verachtung gottes Mattb. XV. 8.
Efai. XXIX. 3: Das boíf eeret mid) mit den lefzen, aber jr herz. ift fer
bon mir. Ich will bid) recht erfündelen in dinem gebet. Wie haft du m
gethon, wenn du an den berg kummen bift: Verzych uns unfer fchuld,
alych wie wir unferen fchuldnern verzyhend? Iſt ed dir gegangen, wie e
mir all min tag gegangen ift, fo Haft dus müffen mibrum hinder fid) ziehen.
Dann fo oft ich dahin fam, "fo. mocht ich den feiden nit erigden; ich müßt
vorteil han, daß mid) gott nit richte nad) minem verzyhen, miemof ich er⸗
fannt, daß er bad recht unb vollkummen in finem wort geleert bat. Und
nad) langem erfaren , ob id) bod) recht und von herzen verzigen hätte, fand
1) Maul aufjperren, 2) nicht verwieſen. ?)besablen, *)beiichen, verlangen.
304 j Yilegung des XXI. artikels.
ich von den gnaden gottes allweg ein (rófid) verzyhend gemuͤt. Aber ie zum
legten. gedacht ich: ſoͤllteſt du gott nit lieber ſyn, denn bin (tnb bir ift; fo
feóumte e$ dich nit. Alſo befand ich, bag mir gott nit thün mußt ale id)
minem fyend. Und nad) vil verflagens und verantwurtens minec armen
eonfeienz 30d) ich überwunden und gefangen ab, daß ich mich gott ergeben
müßt: Herre, ich müß mich nit enbieten, bag bu mir nach minem verzy⸗
ben ouch verzuheft. Herr, ich bin ein gefangen mann. Verzych Bere, vere
auch! Ee unb (id) bie aut verzoch, ward ich betens fo müb, daß mir barmad)
dhein willen bleib meer worten ze blabren, funder nüt dann ein yfren bet
angít, daß ich fo bloß fund an dem gebet, das mir gott fürgefchriben hat.
Ob ich denn fchon mich über einen pfalmen faßt denfelben ze betrachten, fo
redt min confcieng: Sich, bu ftubenfechter, bie bift dus manntid) unb ge«
fallſt bir felbs wol, ja bu Habift den (inn des geifts ergriffen. Biſt alfo
frifeh, fo gang an das wort: „Versuch ung unſer fchuld, glych wie wir
vergebend.“ Alſo befind id), daß dhein gebet uf erden nie fumme ift, das
den menfchen eigenlicher erfücht im glouben und mit -erfanntnuß fin, ale
das vater unfer. Denn ich mein, dheiner foe fo (ribmütig, er müffe fid)
an dem mort: Verzych und unfer sc. erfennen und ergeben an die (uteeen
qnab gottes. Und dag ift das recht gebet, (id) felbs erlernen und befinden,
und nachdem er fid) funden bat, dentütigen. Welcher wirt mir nun fin
gebet fürfesen ?*. gheiner warlich: denn ghein menfch ift, der nit erlegen (og
an dem mort, alfo daß er (id) für nüts habe bingemorfen für bie füp unb
barmherzigheit gottes. Alſo erlernend wir, daß gebet gar nit für gheinen
verdienſt noch made noch wert gerechnet werden foll. Es ift nüt anders denn
ein lagen der notdurft und anrufen um hilf zu gott, den mir gloubend
das höchſte aut fon, das alf unfer breiten erfeen mög. Und gilt dag ges
bet nüt: denn es it nun eit innig anrüfen us dem glouben. Dann gott
gibt, das (inen gnaben zimmt, und (inem willen wol gefallt. Sich ie, mo
ift das verlonet? gebet? ed ift nüts denn. ein glychsſsnery, bie fid) gemäft
bat mit: dem gebet. Denn hättend die alyßguggen? fich felbs erfennt, "fo
bättind fg je gebet nit wellen andren fürfeßen; fy hättind ouch mol gewüßt,
ba alle menfchen jt brüder und glider wärend; dannenhar (p für die als
forgfältig gſyn, als für (id) felbs ſölltind ſyn. So fu aber je gebet ver⸗
fouít, hand fü fich teeftenlich verfündet; zum erften, daß ſy ginchsner find
gſyn; zum .anbren, daß (9 um jf glychsnery erſt lon. hand den menfchen
abgenommen. j
Chriftus fpricht zu dem famaritifchen wyb Joh. IV. 23, 24: Es fummt
bie aut, ja ſy i(t fihon bie, daß bie waren anbeter den vater werdend anbes
ten mit bent geift und mit dee warheit. Dann der vater erfordret fótidhe,
bie in anbetind. Gott i(t eim geiſt; alſo müflend in ouch fine anbetee mit
oder in dem geift anbeten tnb. in der warheit. Die einigen mort. Cheifti
leerend, mas bà warlich gebetet (oe, namlich nüt anders weder mit dem geift,
das ift mit bem gmuͤt gott anrüfen, marlid), nit erdicht mit dem mund
oder usmwendigen gebärden, ba man bil fpricht: O herr here! finder fo
warlich, daß unfer Herz allein zuͤ gott fin zuverficht hab; bag e$ (id nit
fchöne, funder wie ed an jm ſelbs ift, (id) fündig, ſchnöd und onmächtig
t)leiben, 2) bezahlte, ?) wahricheinlich: gleißende Güggel, Hahne, Pfauen.
Uslegung bed XXI. artikels. 305
erkenne, und. aber baby der gnaben gottes ſicher fog. In warem vertruwen.
Sölch warlich anbeten im geift und in der warheit will gott von uns haben.
Alfo hört man aber das gebet nüt andere fon, bann ein ftdt anhangen um -
fers gemüts an gott, ein emfiger zugang zu gott in bee warheit, bag wir
in für das war einig güt habind, das uns allein helfen mag, beg wir such
ficher gewärt werdind von im. Daby fallt aber sunt er(teu. alles das bladren
bin, bad man in ben templen [üjet oder möne.* Denn wenn fid) bag
menſchlich gmüt warlich mit gott berichten 7 will, fo it es gern allein, ale
Ehriftus mol gewüßt hat, und darum ein heimlich ort anzeigt, darin man
in ber ſtill mit bem himmelſchen vater reden könnte, ſprechende: Gang in
din kämmerlin, ſo du beten willt, und bitt da dinen vater in einem gheim;
und din himmelſcher vater, der dich in dem gheim wol ſicht, der wirt dich
gewären Matth. VI. 6. Darum aber das bruͤlen vor den menſchen ein
lutre glyßnery for erkennt wirt. Zum andren erlernet man, das Lue.
XVIII. 1. fat, nit von dem gebet der worten foll verftanden werden, da
er fpricht: Ouch bat Chriſtus ein glychnuß gfeit bars, daß man zu aller
zyt beten foll und nit nachlafien oder verdrüſſig werden. Ein Trichter ift
geweſen, kurz der weder gott nod) die menfchen forcht; ben hat ein witwen,
bie ein fad) ver im ze tbün hat, [o bid angerennt und gemanet, baf er fü
rächen wöllte von jrem miberfdd)er, bie daß er (prad): Ob ich gluch weder
«ott nod) bie menfchen fürd)t, mug ich bod) difem wyb richten, bag (9 mid)
nit fo vil muͤze. Und bat Jeſus darüber gfprochen: Ir hand ghört, was
ber unbilfid) geredt hat. Und follt gott nit rächen ober erlöfen fine erwälten,
bie zu jm ſchryend tag und nacht; ob er alych das mit rat? verzücht. Ich
fag dd: er wirt fo bald rächen sc. Sa diſe leer Chrifti foll gar nit uf die
gite der worten gezogen werden, funder dahin, daß man um alles anligen
os underlaß zu gott (euft ; und ob er das verinhen etwann verzühe, ſoͤlle
man nüt beg minder zu im loufen, nit mit bil worten, finder mit vertrum ⸗
tem herzen; als er felbs barnad) bebüt, fprechende: So aber der fun des
menfchen kummen wirt; meinft, wirt er glouben uf erden finden? fürne⸗
mende mit diſem wort, daß nit aller menſchen gloub ſo ſtark iſt, daß ſy
ungezwyflet zu jm on underlaß louſind. Ob aber bie mort mit bet. begird
des herzens (oufinb, ift nit letz; aber bie wort find on das herz ote. Magſt
bu lang mit herzen und mund beten, fag gott bant; denn es ift nit gemein;
daß man langen andacht hab mit den worten; aber in der warbett bed geiſtes
mag der menſch lang andädhtig fun. Stamlid) fo ec bit eer gotte? bebentt,
finee gnab dank feit, finen breiten des lybs und der feel recht ermift, und
fid) verwirft, und ergibt bee barmherzigheit gottes, täglich ſich von nüwem
ufricht, hriftenlich ze leben und derglychen. So mag [id der menſch beteni
lang nitten: * denn das ift bae vecht gebet, das warlich in dem geift beſchicht;
aber mit mibergeblabreten worten wäret der andacht nit lang. Alſo (otf
man andre wort bon emíigent beten ouch verſton in Paulo und anderswo,
. das man (tdt. foll gott anftber mit einem waren glouben, zu im allein on.
underlaß um hilf loufen. Alfo mag der bur im pfluͤg beten, fo er fin
arbeit im nante. gotted duldiglich treit, gott um dag meeren des fomené
anruft und vertruwt, und oft bedenkt, daß unfer hiefig (eben num ein jamer
1) bumpf oder unfenartig murmelt. 2) unterhalten. >) Nblicht. » bamit abgeben,
Sivingli $ ſammmtl. Schriften I. b, 20
*
306 Uslegung des XXI. actileli.
unb elend (oe; aber dort werde ung der gnädig gott vim und friden und
fröud geben. So betet er, ob er glych den mund nit bewegt. Alſo ouch
der ſchmid am ambos, ſicht er in allem (inem thuͤn unb laſſen gott an, fo
betet er on unberlaf. |
. ' Der ander teil bif artikels.
. Daß wir allein durch Ehriftum uns alle ding gegeben werden vertruwind.
Diſer teil leert uns, daß, fo wir betend, bag wir ung gwüß verſehind, bag
uns gott unſer notdurft durch den herren Chriſtum Jeſum aüftellen will.
Denn wir find mit güt, bag uns gott üzid um unfertwillen gebe; aber um
fines fung willen gibt er ung alle ding. Job. XVI. 23: Warlich, mwarlich
fag id) üch, das alles, dag jt begeren werdend an ben. vater in minent
namen, dag wirt er üch geben: Schend je, baf er das begeren zu finem
. namen fnüpft, fprechende::. Alles, das man begeren werde, ja in finem namen.
Alſo folgt, bag wir in dem einigen namen Chrifti begeren fóllinb. Er
ſpricht Joh. XIV. 13: Alles, bas je begeren werdend in minem namen, dag
wird ich tbün, damit bie cer bed vaterg Bar werde in dem fun. So jr
etwas in minem namen begeren werdend , wird ich bas thin. In den mor:
. ten Chrifti bór(t du aber, daß mir nun in finem namen gemärt merbenb
unferer bitt: denn by dheines andren namen find mit geleert bitten; er ber»
heiffet ung ouch in dheines andren namen ze gewären. Denn es ift dhein
nam under der fonnen, in dem mir heil werdind weder der namen Chrifti
Jeſu Act. IV.12. Darnach Hörft du den gwalt Ehrifti glych fun mit got.
tes vaters gmwalt, fo er foricht: das wird ich tbün. Darnach fo verftaft bu,
baf er alle ding verdienftlich vermag, fo er heißt an finen namen fid) faffen.
Rom. VIII. 32: Gott bat finem eignen fun nit überfehen, funder jn für
ung gegeben. Wie wirt ee uns nit mit jm alle ding geben? Sich, Paulus
meint, ed wäre ein ungehörts, ! bag und gott mit (inem fun nit alle ding
gebe. Petrus leert oud) unfer opfer gott genem werden durch Goriftum
1. cap. II. 5: Ir ſoͤllend opfer des geiſts ufopfren, die gott gnem find durch
Jeſum Chriftum. Geiftliche opfer find nüt anders, denn all unfer gmüt
durch den glouben gott hingeben, als wol in den mworten Petri vor und nad)
erleenet werden mag. Summa, fo uns gott alle ding will in dem namen
Jeſu chrifti geben, wie im 20. artikel bewärt i(t: fo folget oud), daß wir
alle ding in "finem namen begerend. So wir bae. thin werdend, denn find
tvit chriften: denn Chriftus ((t eerlicher, Dann daß wir (inen namen tragind,
fo er nod) nit all unfer zuͤverſicht ift. €o bil von difem artikel, der oud)
zu dem dienet, baf bie abgöttern zit ben ereaturen hingelegt werde. Denn
fölfend wir allein in finem namen ‚begeren, unb ift bag gewären allein uf
finen namen gſtellt, fo ift e$ ytel, ja abgütti(d, fo wit uns zuͤ einiger crea»
tur keerend.
Der zween und zwänzgeſt artikel.
Daß Chriſtus unſer grechtigheit iſt, darus wir ermeſſend, daß unſere werk
ſo vil guͤt, ſo vil ſy Chriſti; ſo vil fo. aber unfer , nit recht, nit güt find.
Der erft teil bif artifelg dienet 34 der bordrigen meinung des anbeteng
der feligen. Denn ift Chriftus unfer grechtigheit,, als er warlich ift, fo ift
er oud) aller glöubigen grechtigkeit afyn, bie ie zu gott fommenb; fo müß
1) ungehiriges,
Uslegung des X XII. artikels. 307
er ouch in die ewigheit aller dero grechtigheit ſyn, die zuͤ gott kummend.
Darnach iſt et ein anlaß! uf die nachkummenden artikel, die bon den werken
fagen werdend. Daß aber Ehriftus unfer grechtigheit foe, letret das Pau⸗
(u$ 1. Cor. I. 30: Chriſtus it uns von gott die wysheit worden und bte
grechtigheit und die heligkeit und die ranzung oder erlöfung. Zuͤ eigenlichem
verſtand merk widrum kurzlich ton dem gefaß und evangelio, mie id) ba
oben zwürend oud) hab anzeigt; darum ich vil kundfchaften ieh underlaß /
bab wol im (inn nad) ber zyt ein eigen büchlin in latin. ze ſchryben vom
qía und ebangelio. Dod) muß bie ganz fumm hierin begriffen werden,
od gott will: Gott ift das ewig einig unverwandelbarlich güt, us dem alles
aut kummt. Alfo muß fin will nüt anders fon, denn ein ewiger brunn des
rechten und guten; nad) dem folgt, daß alles, fo uns gott ze wüſſen tbüt,
daß das ſelb güt ift und recht, denn bon dem brunnen ober boum müß nüt
dann güte feucht fummen, Wyter folgt, bag bad gfak, fo e$ von gott fummt,
güt it: denn es fummt u$ dem willen gottes, der ein ewige regel oder ſchnuͤr
ift des rechten und güten. Wyter folgt, fo das gíatg us dem willen gottes
fummt, daß ed ouch ewiglich recht und güt ift (fo e$ von gott ſelbs nit wirt
abgethon); und welcher tbüt das, fo^ das gſatz heißt , recht und gütes thüt:
denn er thüt, dag gott will; das müß ouch adt fun, bas er will. Welicher
aber das thuͤje, bas £ gſatz heißt, Laß id) ieh (ton: es fummt bald hernadh.
Us dem folgt oudy, daß die ding, bie im gſatz nun uf ein aut, das ift, bie
uf Chriſtum, geboten find, nit güt gſyn: denn (b find allein bedütnuffen. und
dem groben volk ein nachgeben gſyn. tnb. fo ich bie red, die abgananen
gſatz fyind nit gut afon, verftand, fo foinb nit güt gſyn als gſatz. Suſt
. find fy wol gut afon, voie ein andere creatur gottes gut ift. Uber ein. afa
fol güt fon, bag die, fo barunber lebend unb. erfüllend, qut werdind. Alſo
find die ceremonien oder zünfelmerf nit güt gſyn: denn der ſy (ion gethon,
hat dennoch weder das erft gebot gottes nody bas ander erfüllt; und deshalb
gott nüt giucher worden. Duch find ſy dem volk nun gegeben zu einer ſtraf
jrer ungloubnuß. Lie Ced. XX, fo findeft bu e$ ganz Far. So nun die
sit u$ dem willen gottes fummen find (der nüt anders ift weder ein ſchnuͤr
und zeigender finger des rechten) der meinung, daß fo. ewiglich binbind (denn
er bat fy felber abgethon): fo find (9 oud) nit güt gſyn, der aftalt das gſatz
güt it. Denn wenn fo ber gftalt gut wärind afon, hättind fy nit mögen
abgethon werden. Es bat f ouch gott durch Efajam cap. I. gefcholten und
verworfen. Die hab ich barum zmüfchend unher gefäjet, daß der einfaltig
nit by den güten gfatsen bie meinte ze berfton fun, bie zur felben zyt nun
zu einer ftraf gegeben wurdend; ouch nit von ben pápft(eren genocht ? wurde,
et müßt (9 halten. Denn an den worten der zweyen propheten Iſajas und
Ezechiel Hörend wir eigenlich,, daß fo als afa& nit gut find gſyn, unb oid)
bie werk nit gut gfon. Ich kummend mit widrum uf den, der gütes thüt,
fo er nad) dem thüt, das das gfat heißt. Gheiner thüt guͤtes, der vom
Adamen bar ie geboren i(t Pſal. XIV. 3. Alfo folgt, daß oud) dheiner
das thuͤt, bat'é gſatz heißt; oder er thäte güts, fo er thäte, das's gſatz heißt.
Dann das gfak Heißt nüt anders, bann das ewiglich recht und güt i(t: denn
das gſatz ift güt, grecht unb helig Röm. VII. 12. Willt bu wiflen marum?
1) Einleitung. 9) getrost, aufgebrungen,
308 Uslegung des XXII. artikels.
Darum daß e$ nüt anders ift, weder ein offnung unb anzeigen des willens
gottes, bag wit an dem mort des gebotes fehind, mas gott will und erfordret.
Deßhalb es bilficher evangelium hieffe weder ein gſatz. Denn men ſollte nit
fröuwen, der in menſchlicher finfternuß und unwüſſenheit lebt, wenn jm gott
finen willen ufthäte? Wäre nun bas felbig nit ein güte botfchaft, menm bee
will gottes bem menfchen funb getbon wurde? Du müft (precben ja, mwillt bu
anders die warheit reden. Denn wenn bit nun ein weltlicher fürft fin narrachtet
heimligheit offnete, hätteft du es für ein groffe gnad. Deßhalb id) ba oben
geredet Gab, bas afatz fnt dem gottébulber ein epangelium. Daß aber uns
das gſatz, das heilig, guͤt unb gerecht ift, nit geliebt, nit fröumet, nit frütig?
macht , das funtmt nit da bannen, bag es an jm ſelbs bie natur hab, baf
es fine hörer ſchrecke oder brude oder trurig mache, funder es fummt die
trurigheit von unſerem fleiſch. Darum ich wol möcht lyden, daß etlich, ſo
zu unſeren zyten von dem gſatz ſchrybend, fo ſy bom gſatz alſo ſchrybend:
es ſchrecke ung unb mache ung verzwyflet, und mache, daß mit gott haſſind,
bag fg das mit eigenlicheren worten usftrichind. Dann verzwyflung unb
baß gottes kummt nit ud der mürfung des gfated, funder us dem breiten
des fleifche, das dem gíatg nit nachlunimen mag, und thüt demnach mie
alle onmächtigen: die bebenb an haffen den, dem fo nit zuͤmögend. DIE
bat Paulus eigenlich usgebrudt Röm. VII. 14: Wir wüſſend, daß das afa
geiftlich iſt; id) bin aber fleifchlich verfouft under die fünd. "Sich, marum
it das gſatz geiftlih? Darum daß es eim güter heiliger gerechter will gottes
ift: denn der göttlich geiſt iſt nüt denn das höchſt grechteſt heligeſt aiit.
Und wir nennends ein gſatz, das doch von Moyſen ein leer genennet wirt;
denn thorah, bas wir gſatz vertütſchend, das kummt von jarah, bas heißt
under andren bedütnuſſen, wyſen, fuͤren oder richten; darum daß uns das
gſatz von gott geben iſt, daß es uns leere, was der will gottes ſye, uns
wyſe, uns richte und fuͤre. Sich, ob es nit billicher evangelium hieſſe weder
ein afa&! Dig red ich nun zuͤ guͤtem verſtand; will barum nit, daß man die
namen, gſatz und ebangelium durch einander vermifche; bag man weders
bor dem andren kenne. Dann was mag (mie bor gefeit ift) des menfchen
gmuͤt frölicyhers verfündt werden, denn fo jm gott (inen willen anzeigt. Wir
nennends aber barum ein afa, daß (id) unfer fleifch darunder mwindet und
unduldig it; aber das afa ift an im ſelbs geiftlich und grecht, und mag
im such nieman zuͤkummen noch erfüllen , denn der geiftlich ift. Mit einem
bofpil wirt es alles Har: Du follt niemans qut begeren, ift ein gebot, ja
ein [utree. will gottes und ein leer des unmüflenden menfchen, daran et
gewyst wirt: bag nit allein eint andren (ind nemen. unrecht ift, denn das
ſelb nit allein gott funder ouch bie menfchen zuͤ rad bewegt; funder ift ouch
unrecht das, fo eins andren ift, nun begeren. Sich hie in eim fürgon ben
underfcheid des göttlichen gſatzes (alſo will ich mit allen menſchen den willen
gottes gern nennen von guͤtes verſtands wegen) und des menſchlichen. Das
menſchlich gſatz richt erſt, ſo die unbillich that vollbracht iſt, wenn die nam
oder roub beſchehen ift; laßt aber bie begird hingon ungeftrafet; denn fy
mag von den menſchen nit erkennt werden; ſy verſchlächt? (id) in den hüli—
nen * des falfchen herzens, daß ſy nieman fehen mag: darum fann man fy
1) närrifche , thörichte. ?) munter, thätig. >) verbirgt. 9) Höhlen, Winkeln.
Uslegung bed XxIL artikels. 309
nit. fitafen. Gott aber, der ein durchgänger ift alfee herzen, erfennt fo,
barum ſtraft er fy ‚such, fo fo nit nad) finem millen geftaltet ift. Daß nun
. bae menſchlich gmüt wüfle, was gott welle, mug im bas ie nieman andere
. fagen dann gott allein. Der (prit: Ich mill nit vernügt for mit der
menfchlichen gerechtigheit, ba je allein us forcht der ftraf oder ſchand das
übel nit offenlich begonb, aber üwre herzen find gytig und voll begirden
und anfechtungen.. &o folgt: baf üwre grechtigheit nüt anders ift, denn ein
glyßnery, denn dörftind je, (o thätind je, bie anfechtung tft da. Go jr nun
by mir begerend wonen, müffenb jr oud) gefittet fun nad) minem millen,
Gh bin dhein glychener, (unber von grund uf luter, rein, guͤt unb grecht,
alſo müffenb ir von innen harus grecht, rein und unfchuldig fon; barum
ich nit gnüg hab, daß je nit (telenb, "nit voubenb, nit eebrechend, mit der
that; denn ümer herz thäte es, ſo es nit ander ding wirſch forchte dann
mid, ſunder je muͤſſend in minen ougen grecht fon, wend jc by mir mo»
nen. Ich fid) die herzen inwendig: barum ſoll ouch nieman des andren qut
oder gemahel nun begeren, verſtand by denen geboten ouch alle andre. Sich
hie, ob nit das gſatz geiſtlich ſye? denn gar nit begeren, das iſt ie luter, rein,
guͤt und grecht und ganz geiſtlich, denn das nieman erfüllen mag, denn der
geiſtlich iſt, bad iſt, by bem das fleiſch nüt iſt, nüt vermag, nüt anſicht, das
aber dheinem menſchen verlangt * wirt, diewyl er in diſem lychnam lebt,
denn alles, das in der melt Lebt, i(t nit on begirb unb anfechtungen. 1. Joh.
II. 16: Ulles dag in der welt ift, dag ift ein begirb ober anfechtung bes fleifchs
. unb ein begird ber aficht und ein hochmuͤt des Lebens, die nit us gott find.
Nachdem wir num eigenlic, erfaren band, marum das gſatz geiftlich ift
und heißt; namlich barum, daß es ung anzeigt das mufter und form des
göttlichen willens, fo wirt Iychtlich barnad) berftanben, marum es ung miber
ift: namlich barum, als ba felbft hernach folget, bag wir fleifchlich find unb
under die fünd verfouft. Was ift under bie fünd berfouft fun andere? weder
der fünd. eigen fon, under der fünd gwalt und gebiet leben, das fummt us
‚dem breften bar, in den ung Adam im anfang geworfen bat. Go wir nun
nüt anders bann fleifd) find und bös, wie da oben us Gen. VIII. anzeigt
it, fo folget: daß der Haß des gſatzes us dem fleifch fummt, unb nit us ber
natur des gſatzes, bann es ift güt grecht unb. geiftlich, mill uns als (uter und
rein haben, ale gott erforderet, barum alle die ſprüch: Lex iràm operatur,
Das i(t, das afa& würkt den zorn, unb def glychen, füllend verftanden mer-
ben. Das afak und (uter anzeigt, was der göttlich geift erfordret: unb fo
wir unfer onmacht fehend, namlich daß wir das gar nit erfüllen mögend,
bag wir denn uns des zornes ober rad) gottes würdig wüſſind, und billidh
verdammt werdind; nit daß's gſatz Das gewürkt fab, ſunder unſer eigner ſchelm
und breſt, bie ſünd, bie je narung und für bat den Inchnam, und fo lang
fü in bem i(t, fo blybt fy nit on fünb. Alſo daß oud) Paulus ſchryt: id
unfeligee menfch , wer mirt mid) erlöfen bon dem lychnam diß tobeg? sc.
So ung nun gott in der unferee onmacht und bersmuflung fin gnad »
bewyſt: alfo bag er uns einen gfchicket hat, ber das a(a& erfüllen mag für
und, namlich den gerechten, unfchuldigen Jeſum Chriſtum, der den anzug
“der find nit bat; denn er under bie. fünd nit hingegeben und verkouft iit
1) gegeben.
310 Uslegung bed XXIL artikels.
wie wir, funder ift er für unfer fünb verfouft die felbigen 3d erledigen. €
wirt der will gottes erfüllet durch den einigen, den die fünd gar nit beruͤrt.
Denn ein icblidyee , den bie fünd berurt, mag das gfat nit tbün, denn mo
die fünb i(t (das ift der breft von Adamen har), da ift ouch die begird unb
anfechtung ; wo die fleifchlichen anfechtungen find, da mag man das Iuter
vein geifttich gſatz, den willen gottes nit erfüllen. Dife breiten find in Chrifto
‚nit, barum mag ct allein bem göttlichen willen glychförmig lebende zuͤ⸗
fummen und gnüg tóün. Als nun Chriftus die ftrafen der fünbe, ale
hunger, burft feoft, big, mangel, forcht, kummer und der glychen fteafen
der find, bie ung um bie fchuld Adams anfangenb, an fid) genommen hat,
unb, daß der grechtigheit gottes antig befchähe, in allee unfchuld um unfer
fd)utb getödet ift, fo verſuͤnet er uns mit gott; denn den göttlichen willen,
den dhein ereatur erfüllen mag, den bat er einigen erfüllt Efaj. LXIII. 3:
Ich Hab den torggel allein getrottet. Und ift er unfer brüder nach der menſch⸗
brit, und fo er allein den willen gottes erfüllt hat, ift ev unfer grechtigbeit,
butd) die wir zu gott gond. Suſt ift dhein gebot (o Plein, burd) welches halten
wir möchtind felig werden; dann wo bie anfechtung oder begird i(t, ba ift
" ouch die fünd; denn die begird fummt us der ſünd, breiten. Die gnábig
erlöfen gottes durch finen fun nennet man evangelium. Alfo nenn ichs audy,
wie wol das mort evangelion nit fo klar ift, bag es difen handel gar begryfe,
denn es heißt: ein güte gewüſſe botfchaft; noch ift bie botfchaft nit beftimmt
an je felber; denn an jr felbs i(t (0, daß ung der fun gottes ein heiland im
biB welt geboren ift Quc. II. 11. Hörſt bu, bag bie wort Lucä alfo [utenb :
üch i(t hüt ein behalter geboren? Iſt ee unfer: fo ift ev oud) unfer grech⸗
tigheit: denn er ift grecht, ja die grechtigheit, fo ift er auch unſer grech⸗
tigheit. Jetz verftat ein ieder bie wort Pauli am anfang bif. actife($ anzo⸗
gen: Chriſtus ift und bon gott die wysheit worden. Darum fid) cin icder
fing wege allein halten foll, nit felb einen: nüwen erdenken. Er iſt une
ouch die grechtigheit worden: denn nieman mag zuͤ gott kummen, der nit
grecht iſt; und mag aber dhein menſch für ſich ſelbs grecht ſyn. Chriſtus
aber iſt grecht und unſer houpt, und wir ſind ſine glider; alſo kummend
wir die glider zuͤ gott durch die grechtigheit des houpts. Er iſt ouch unſer
heiligheit worden: denn ee uns mit (inem eignen blüt geheliget hat. Er ift
ouch unſere ranzung ober losgeld worden, bann cr uns vom gſatz, vom
tüfel, von der ſünd erlöst hat.
Hie will ich aber fagen, wie wir vom gſatz erlöst ſyind durch Chriftumt.
Das afak zeigt uns den [uteren willen gottes an, daß mie (fo. wir gloubend)
eigenlich bie reine und fchöne des göttlichen willens darin erſehend. Wir
fehend aber baby, daß mir den willen gottes nit erfüllen mögend. Denn fo
gerecht ift gheiner nie worden, der den willen gottes recht und mürbigtid
erfüllte. Alſo fehend mir, bag mir zu gott. fchlechtlich nit fummen mögend:
bann wir mógenb (inen willen nit erfüllen. Alſo verdammt uns das gſatz,
das ift, wir fehend eigenlich am afak , bag wir zu gott nit fumme mögend
und defhalb billich verdammt werdend. Alfo erlöst ung Chriftus bon der bete
dammnuß des gſatzes, bag, nachdem mir am gſatz verzagt find, daß wir
es fchlechtlich nit erfüllen mögend, fehend wir dargegen Chriftum einen ats
wüſſen bürgen unſers beild. Denn fo wir (don alle ungerecht find, ift bod)
er unfer gerechtigheitr und mag uns das aríatg nümmen verdammen. Alſo
Uslegung bed XXII artikels. 311
find mie vom geſatz erlöst, nit bag man bad, fo gott heißt und will, nümmen
tbün fälle, funder mee. und mee wiet man im bee liebe gottes entzündt, fo
man fin große anad und fründfchaft erkennt. Je gröffer die liebe if, te
wee man mwürfet, dag gott will. Und darf bie nieman gedenken, daß man .
laß an qütem werde. Welcher die meinung des heils gloubt, ber ift von
gott erlüchtet. Da hab denn bu nümmen forg , mo gott ift, mic man gti»
tes würfe. Die aber alfo fchryend, man werde Inchtfärig ab der anad, die
habend leider den glouben noch nit recht, oder aber (9 empfundimd in inen
ſelbs, bag inen das gut, dad gott heißt, nie gefälliger gſyn mdr, und.das ,
bög nie mee mißfalfen. Alſo ift der gläubig vom gefak erlöst, bag er die
verdammnuß des gefakes nümmen fürd)t. (Er hat ouch allein uf die werk
acht ze tóün, bie gott der geftalt heißt, bag (o in die ewigheit gethon mere
binb. UF zünfelmert, die gott felber nun zu einer (traf und nun cin apt ges
beiffen hat, achtet er als kindenfpit; noch vil weniger das zünſelwerk ber
päpftleren. Denn ec weißt wol, bag fo gott ung im nüwen geſatz nit bat
ufgelegt: denn er bat uns nit nun von der (traf der fünd erlöst (das aber
jr zünſelwerk was) funder von der fünd gar. Noch (tont die gebot fine
willens (tpf in die emigbeit: denn fo find nüt anders denn ein form ſines
willens. Die gebot aber thüt der alónbig us Liebe, der gottlos haſſet ſy.
Der gloöubig tbüt fy nit us finer kraft, funder gott würkt in im die Liebe,
den ratfchlag unb dag werk, fo bil er thuͤt; unb ift in allen werk wol
wüſſend, bog fin ding unb merk nüt ift, das aber da befchicht, allein gottes
- df. Und (o er bas werk und willen gottes nit thüt, ja wider das gebot
gottes thüt, verzagt er nit: denn ec weißt fin heil Chriftum Jeſum. Sie
fpricht der einfaltig: welches find bie gebot, bie in die ewigheit nit abgonb?
Antwurt: Die in denen alle gefab und propheten hangend Matth. XXII.
37—40: Du wirft dinen herren gott lieh haben us ganzem dinem herzen,
in ganzer diner feel, und in dim ganzen gemüt. Du wirft dinen ebnen
nächften ale Lieb haben als dich felbs. Alles fo bie gren aebot in aller bibis
fen gefcheift antrifft, das ift man ſchuldig ze thin in die ewigheit. Speichkt:
Under dem erften gebot möchte mol ouch das zunſelwerk begriffen merden:
denn man thüt e$ zu der eer gottes. Antwurt: Mein! denn wär ed ein ecc
gotte$, fo hätte fo gott nit verworfen durch Efaiam und Ezech. Gelt aber, *
wo er de bie er(t beftimmten gebot nachgelaffen ober. hinderftellig gemacht
bab! Darum ftond (5 in bie ewigheit (tof und alles, das in jnen hanget.
Dife meinung hab ich davor ouch mit mec mworten anzeigt; bo id) fo aber
vertruwt bab? kommlicher und kürzer ze (agen, hab ich fy bie widrum ges
handlet. Ich hab oud) die vordrigen nit mee künnen ändren: denn fy fchen
brudt ift afun. Ein (umm darvon:
- Y. Der will gottes will ewiglich rechts und gutes.
II. Us dem fummt das ewig geſatz, das ouch nimmer mag abgethon
noch vermandlet werden. Und vermögend aber wir dasfelbig nit 3e thün.
III. Darum müß der ewig will gottes binben und mif ung die grab
gottes ze Hilf kummen.
IV. Das bat (9 durch Ehriftum unfeen mittlee gethon. Dee ift un
fer grechtigheit.
1) zeig aber geltend, beweifend. — 9) mie getraue.
313 uslegung des XXIL artikels.
Noch mee kundſchaft habend mir; mie Chriftus unfer grechtigheit foe
Cob. XVI. 10: Wenn der tróftee kummen, wirt er bie welt ftrafen oder
harfür ziehen um der grechtigheit willen, denn id) gang ich zum bater 1c.
Das i(t, der heilig geift wirt ber welt offenbar machen, baf ich allein der
grecht bin, unb die gecchtigheit, die zuͤ gott bringt; unb deß att warem urkund
wird id) zum vater hinuf in den himmel faren. Stem Röm. III. 21, 22:
Jetz aber ift bie grechtigheit gottes neoffenbäret on das gfaß, verzüget von
dem gſatz und von den propheten; und ftat aber die "grechtigheit gottes im
dern glouben Jeſu Chriſti gegen allen menfchen und über alle menfchen,
bie da gloubend ec. So nun Chriftus allein unfre grechtigheit ift, fo find
ie unfere wert nit gerecht, nit guͤt, wie der ander teil diß artikels anzeigt.
Daß unfere werk fo vil güt, fo bi fg Chriſti; fo vil fg aber umfer, .
nit recht, nit gut find.
Difer teil it da oben vom verdienſt ouch bewart im 20. artikel. Darum
er hie wenig worten bedarf, denn allein die kundſchaften der gſchrift harfür
ze bringen. Chriſtus ſpricht Joh. XV. 4: Wie das ſchoß von im ſelbs
nit frucht bringen mag, es blybe dann in dem rebſtock: alſo mögend ouch
jt nit frucht bringen, wenn je nit in mir biybend. Alſo folgt ouch, daß
die feucht nit unfer, funder Chriſti iſt. Item Jacob I. 17: Alle gute gab
und alle vollkummne (defe kummt von oben herab, von dem vater bey
liechteren. Iſt alles adt von gott, fo mag nüt güt fun, denn das von m
fummt. Iſt nun unfer werk güt, fo kummt ed bon gott. So folgt, daß
“wir uns nüt fóffinb züfchruben, das gottes iſt. Item Luc. XVIII. 19.
forid) Chriftus: 9tieman ift güt denn ber einig gott. Alſo folgt, daß ouch
von nieman das güt fumnten mag, denn von dem einigen gott. Ein böfer
boum mag nit güte frucht tragen. Stem Job VIII. 14, 15: Der glychs⸗
ner wirt fich tröften uf fin bus ober gfind ; und wirt nit befton. Sft wol
ein verborgne figurliche red; bat bod) in der warheit den finn, daß die uf
jet werk vertruwend, betrogen werdind. Item Jerem. X. 23: Herr, id
weiß, daß der weg des menfchen nit fin iſt. Es it ouch nit in dem bere
mögen des manns, ba er fine weg richte, Zeiger oud) an, daß alf unferer
ratfchlag von gott har hangen muͤß, unb nit von uns. IJtem1. Kor. XV. 10:
Ich bin us der gnad gottes, das id) bin. Dann die ift in mir nit müffig
worden: denn ich hab mee acarbeitet denn us inen. allen gheiner; doch bab
ich das nit gethon, funder die gnab gotted, bie by mir it gefun. Sich,
Paulus gibt bad werk der gnab gottes. Kurz, fo bald der menfch jm ſelbs
zuͤſchrybt, das gottes allein ift: fo ift er ein gewüſſer glychener, unb ob er
glych ſuſt nie nüt geſündet hätte, ſo wär das ſünd gnuͤg, daß er nit gloubt
gott alle ding würken.
Der dry und zwaͤnzigſt artikel.
Daß Chriſtus die hab und vracht diſer welt verwirft. Darus eemeften,
daß, die rychtag zuͤ jnen ziehend in finem namen, jm größlich ſchmähend;
fo fo in ein deckmantel jrs gutes und muͤtwillens machend.
Wir wüſſend, daß alle leer und that Chriſti unſer underrichtung ift und
ein form , nach bero wir ung geftalten füllend. Denn er (pridyt Job. XII. 15:
^ Cd) hab üch ein bufpil gegeben, bag ir thügind, wie ich gethon hab. Nun
Uslegung des XXIII. artikels. 313
hat er rychtag berachtet und den pracht difer weit. Joh. VI. 15: do das
bolf jm für hat genommen jn zu eim künig ufzewerfen, it ec gefloben. Er
beißt uns oud), daß wir von jut lernind Matth. XI. 29. ſprechende: Res
mend min jod) uf üch und lernend bon mie; denn ich bin fanft und eins
Benrütigen herzens. So mwerdend je rüm finden üweren feelen. ft aber ein
Inter gebot Chrifti, was wir im füllind ablernen: fin jod) tragen (denn. er
bat unfers getragen), fünfte lernen und bemütigfeit;. (o werbinb mit rütvig
in unferen feelen, bie unb dört. em, daß er gen Jerufalem uf einem
efel geritten it, nach dem vorfagen Zach. IX. 9: (yrór bid) faft, du tochter
Sion! ftolod, o tochter Jeruſalem! Nimm mar! din künig, der gerecht und
Din Heiland i(t, wirt dir fummen. Er ift arm und (eet. (id) uf ein eslinn
und uf den jungen efe, der ein fun i(t der alten. tem, daß er fin armüt
felds vergicht Luc. X. 58: Die füchs habend hülinen, unb die vogel beg luf⸗
“tes neifter; aber der fun des menfchen hat nit, da er fin houpt bin (eine.
Sic die groſſen armüt Chrifti. Item er (prit Joh. XVIII. 37: Din
rych it nit von der weit, Wäre min rod) von ber ‚welt, fo murbinb mine
diener ficherlich ſtryten, daß ich den Juden nit hingegeben wurd; aber min
euch ift nit hie dannen. Diſer kundſchaften ift gnuͤg ze bewären, bag Chris
ſtus rychtag und pracht diſer welt verachtet hat; ouch daß er uns geheiſſen
bat ſoͤlich fin ſitten ze lernen. Aber der ander teil, der darus folget, ber bes
dörft nit allein ſtarker worten, ſunder der kraft gottes bag bie glychener im
glouben gebind, naml ih:
Daß, die rpdytag zu inen ziehend in finem, das it, Chrifti namen, jn
größlichen ſchmähend; fo fo in ein deckmantel irs gyts und muͤtwillens
machend.
Was gröfferer ſchmach kann man Chriſto anthuͤn, denn daß man ſich
für ſine diener usgibt und für ſine boten, und aber mit den werken ganz und
qat wider in ſtrytet? Wenn ein unglöubiger unſer genannten geiſtlichen leer,
05 wir bit glych recht leertind; Hört, und ſähe daby unſeren got, muͤtwillen,
pracht unb falſch, müßte er ein törpel fun oder aber ere fünnte ermeſſen,
daß wit nüt bann ginchsner find (Nimm dich deß nit an, du unſchuldiger!
ich weiß wol, daß vil frommer dieneren gottes ſind, die mit wort und werk
die leer Chriſti fürbringend); ſo wir ganz wider das thuͤnd, das uns Chriſtus
geheiſſen hat. Ja er wurde ſprechen, wir wärind leckersbüͤben; und
wurde zum [esten ouch Chriſtum ſchmähen, daß er ein ſoölch geſchlecht den
einfaltigen menſchen hätte uf den hals geſetzt, als ouch beſchehen iſt in an⸗
fang der chriſtenheit. Röm. II. 24: Der nam gottes wirt durch dd) at»
ſchmächt under den unglöubigen: barum bag (9 andre menfchen Leertenb
unb fid) felbe nit leertend. Sich, ein groß tre(fentid) wort: All die wyl bie
welt geftanden, ift heilgere troftlichere leer für bie menfchen nie kummen,
bann die leer Chrifti. Es ift ouch dhein Eräftiger byſpil zu nidrung unb
demüt nie vortragen, dann Chriftus gethon bat. Und ift aber dargegen
dhein Leer fchandlicher verfchunfet, bann die leer Chrifti, und unchriftenlicher,
tüfelifcher (eben von gheinem volk nie gelebt, denn bero ift, die fich Diener
Ehrifti und ftatthalter der apoftlen nennend. Alſo baf, wäre Chriſtus in bi
welt nie fummen, und Hätte jm der tüfel. fürgenommen ein böfes volf ze
machen, hätte er es nit bas mögen ze wegen bringen: denn fo er geleert
hätte, man füllte rychtag im namen gotted zemmen legen; fo wärind barnad)
⸗
314 Uslegung des XXIII. artikels,
alle laſter darus entſprungen. So aber der (uit. gottes kummen it, daß ex
Das werk des tüfels entfüge und abthuͤje. 1. Joh. IIT. 5, fo (ict ein blin⸗
der, daß fóld) lugenhaftig ſchandlich (eee unb ſitten allein kummt us der
würkung und kraft des irrtums. 2. Theſſal. II. 11, den gott geſendet bat
in big welt uns fündigen menfchen zu einer ftraf, daß wir der warbeit nit
gloubt Hand, funder der bosheit. Ja noch hütbytag, fo gott fin mort bars
für fendt unb offnet, bad uns die waren antchriften mit bem finger anzeigt ,
fe gloubend wir jm nit. Rimm mar: Gbori(tue ift arm gſyn, unb Bat finen
boten verboten alle eychtag. Und bie antchriften zühend rychtag zu inen,
und babenb die einfaltigen überredet, Chriſtus DL rychtag han, unb es fpe
fin eet und zier; fo bod) et bie, fo rychtag im tempe füchtend, hinus
fhlüg , und ben Juden je glychsnery ufib,* daß ſy im namen des tempr(g
und altars rychtag erjagtind. Deralychen thund nod) hütbytag bie ants
hriften, meinend, güt jemmen legen. ſyg ein gottsdienft, als Paulus 1. Tim.
V]. 5. anzeigt , dero gmüt zerbrochen oder verwuͤſt ift. Sy fprechend: ir gebend
bie rychtag nit ung, funber je gebenbs gott , ir gebends den heiligen, ber würdi⸗
gen müter gotted. Und fälfchend Chriſtum, ber ift hie atm gſyn; und fo er an
der gerechten gottes (igt, machend fo jm erft arm, und heufchend in finem
namen fo ernftlich, fant ee fterben merbe, fómminb wir im nit mit enchtag
ac hilf. Die würdigen Mariam fchnrihend ſy, die bie fo aem unb demütig
geweſen iſt: die machend ſy ieh, fo fo 69 gott ift, mit zytlichem gut vod, unb
ſprechend: es it unfer Lieben frowen. Die heilgen ſchmähend f derglych:
bann die eligen. habend bas zytlich verlaffen und verachtet, unb nach jrent
£ob legend fp inen erft die uneer zu, daB fo das zytlich frduwe: Doch if
das end von der fach: fo find fo gytig, bag fy in dem namen gottes rychtag
zu inen ziehend, unb verzechend ſy biefetbigen. Alſo ift inen nit gnig, bag
fe gott anlügend, fam er rychtag beger; funbef (9 hand (id). ſelbs für
götte: denn, ift der ruchtag , den fo erbettlend unb ergiuchsnend, gotte?, tva»
zum berbruchend fo denn gott das fin? ft es gottes: fo wirt er ed mit den
armen teilen, nit föliche müflige biich Darus erziehen. Religio peperit bipitiag,
et filia bebotabit matrem, das ift: Andacht bat die rychtag geboren, unb bie
tochter bat d'muͤter verfchludt. Sy lügend ieh, wie inen an dem zytlichen
nuß abgang; gott geb. wie ed den armen, der [eec Chrifti gang! Und fo man
nen jren aut barfür zuͤcht: ſprechend ſy: Warum folltind wie das zutlich
nit haben? man hat ed uns fry geſchenket. Antwurt: Nein! je folltinde nit
haben, funder den armen hingeben, und fülltinde nie genommen haben?!
Wenn man fdjon nit fo torecht gfun wär, baf man üwren gigcheneten an»
dacht hätte angefehen,, funber in güter meinung üch hätt wellen zytliche gütee
geben: dennoch ſölltind ird nit genommen haben, funder geflohen fon mie
Ehriftus bad rod) unb fron flod). Wußtend jr nit, daß, fo jr ſchon rychtag
gehebt Hättind, ſolltind jt bie verlaſſen haben um gotts willen? Und it gond
und ſappend fo erft zu dd)? Sagend an, mit was angficht gebörend jr Ices
zen, wie man die ruchtag berachten fölle; fo fy nieman ängſtlicher beaert
weder je? unb mo unfertig gür ift, heiffend je üch bag bringen, und i(t did)
qut güt. Ja jr fnrechend: es fye den heilgen güt güt, und machend us
den (eligen ev(t mitgenoffen der röuberen, bieben und mwüchreren. &ich, mast
*) vorwarf.
Uslegung des XXIIL artikels. 315
eem ſchalks (teft binder der glychenery, binder der falfchen (ete. der
päpftleren.
Des prachts halb wüſſend fo wol, daß, fo dic bic jünger Ehriftt under
inen ſelbs gefragt band, welicher der ober oder gröffer under inen wurde,
daß fo Chriſtus al(meg genidret bat und gefpeochen: melicher under inen der
groͤſte weil fon, der fölle der nibreft werden, Noch ftrntend fy uf den hüti⸗
gen tag von jrer oberfeit, und fürend ein fülichen pracht, daß türkifch fürs
fen wybſcher oder närrifcher fid) nit barem fónntinb. Ghein Dionnfius,
dhein Nero, dhein Achab fünnte witerichifcher nit fon. Und damit fy gnüg
tbün mögind jrem hochmuͤt, exdichtend (9 offen lüg uf (ant Petrum, uf
Eonftantinum : ja der ein fog ein fatthalter Chriſti, unb foinb ſy alfo an
fin ftatt fummen, das fíd) mit der marbeit nit erfindt; der ander fog ein fai-
fer afon, unb habe jnen alles römifch vod) mit der zyt ynzenemen überge⸗
ben, das fo ein heller (ug i(t, als bee belle tag. Und demnach pochend fü,
und brudenb jre armen underthonen vil härter, denn die edellüt. Ich bet»
bunnte jnen nit, bag fg [üt und land bättind; ja wenn fy für weltliche ber»
zen oder tyrannen geachtet wärind. Aber daß fy fagenb, fo fyind bifchof,
Das ift, wächter und prebiger bed worts gottes, und thünd bero dwedrem
ftatt, finder find nüt denn gottsjuntheeren , und verärgrend alle menfchen,
fabenb alle krieg an, wüchrend, betrügend, verratend, fallend bon einer partu.
zu der andren, bfchuffend ! frommen lüten jte finder: bad mag nümmen tee
litten werden, unb ob id) alb ein andrer fdymig, fo murbinb bie felfen boit
not (dwigen unb ſchryen. Chriftus hat mit usgebrudten. worten zu ben
jüngeren gefprochen: Ir föllend aber nit alſo herrſchen Lue. XXH. 25. f.
Petrus fpeicht alfo 1. cap. V.2,3; Weidend bie fchaf, bie dd) enspfolen find, uf»
fehende nit zwungenlich (dag ift, nit mit drang) , funder milliglid) (das ift:
fo ſoͤllind iedermarn ungezwungen laflen jres gebotes oder zwangs halb); nit
us anfehen des fchnöden gwinns, funder us neigung des gmüts. Ir föllend
ouch nit (on, ale die mit jrem gebiet und jrem volk pochend; funder jr ſoͤl⸗
lend ein gftalt und Vorbild fon des volle. Noch gebend fy um die leer und
wort getted nüt, und ficht all je fraft num um bad, das wider gott ift, unb
ale menfchen verärgret. Darum ich mat gfeit ban, fi ſchmähind gott größ«
lich: denn fo gott zülegend, das fy mißbruchend, unb herrfchend in difee
welt, das weder fine jünger nod) ee nie getbon hand. umma, fo find
gottlos ; ben gloubtind fo dem mort gottes, fo thätind fo füliche tück mit,
Der vier und zmänzigft artikel.
Daß ein ieder chrift zu deu werten, die gott nit geboten hat, unter
bunden ift; gbar alle aut alle fons eſſen. Darus erlernet wirt, is» unb an«
kenbrief ein römiſch gſchwindigkeit fon.
Der erſt teil wirt lychtlich bewärt. Dann, was wir us menſchlichen
leeren und geboten thuͤnd, iſt vergeben Matth. XV. 9, wie im 16. artikel
gnuͤgſamlich bewärt iſt. Aber bie paäpſtler laſſend in nit lychtlich nach.
Schaffet,? daß jr. (trot uf menſchentand gebuwen iſt. Aber Adam iſt von
dheiner ſünd wegen us dem paradys vertriben, dann daß er von dem vere
botnen boum geeſſen hat. Alſo folgt, bag et allein an dasſelb gebot ver
13) ſchaͤnden. 2) dieß wirkt, ik eine Wirkung deſſen.
316 . — Mllegung bed. XXIV. artikels.
bunden was. Ich (age oud) Git allein vom denen werfen, die man in bem
namen gotte$ heißt; will nit meinen, daß man ftatt» unb landrecht, die das
gebot gottes Inter nit antreffend (wiewol fy innerlich alle muͤſſend nach dem
willen gottes gefoͤrmt fun; oder aber e$. folgt nüt denn jamer us jnen),
‚nit halten fülle. Efajas redet von den zünfel» oder menfchlich aebotnen wer»
Ten alfo cap. I. 12: Als ir für min angficht fommenb (verftand mit denen
elinfelmerfen): wer hat die ding von üweren händen erforderet? dab jr in
minen höfen wontind? Cyerem. VI. 20. Worzuͤ bringend je mir wyhrouch
(thus) von Saba, und den wolriechenden ealamus von wyten landen? Uwer
ganz verbrennte opfer find mir nit gefällig; und üwre lebenden opfer hand mir
nit gefallen. Gott fchilt bie, fo burdinen uf der menfchen achslen labenb
nach jrem bunfen Matth. X XIII. 4. Darum ift bem menfchen gegen gott
mit fünd, fo er ein menfchlich gfak nit halt, fo fer nieman geärgret wirt,
als bald hernach im 28. artitel fumnten wirt. "Das heiffet mir ein menfch-
lid) gebot, das dem gebot und mort gottes widerſtryt.
Den andren teil, baf bee menfch zu aller zyt alle ſpys effen gdör, hab
ich in eim befundren büchlin rychlicher verhandlet; bannen har ich hie nun
etliche norhaftet Eundfchaften anzeigen will. Chriſtus fpricht Mare. VII. 18:
Nüt it ufferhalb bed menfchen , das in jn funtmenbe, in möge bermasgen.
Er tebt hie von der ſpys, daß bero nüt (oe, bas den'menfchen möge beve
masgen. Don bent jt wirt bald bernach fummen 1. Cor. VIII. 8: Die,
ſpys macht uns gott nit genen. Col. II. 16: Riemen (otf üdy urteilen von
ſpys ober tranf$ wegen. 1. Sim. IV. 1 — 4: Der geift bebüt uns (uter
und offehtid), daß in ben (esten. zyten etlich funmen werdind, die bom glous
ben wychen und ben verfürenden tüflen lofen merbinb sc. Die werdend ouch
gebieten, daß man etlich (pofen nit effe; bie aber gott afd)affen bat, daß
man die bruche mit banfbarfeit. — € id), daß (ó(id) gebot bon ben tüflen
Pummt! it. I. 15: Den reinen find alle ding tein; aber ben bermas-
aeter und unglöubigen iſt nüt vein ; funber find jr gntüt unb confcienz bet»
masget. Rein find die glóubigen ; denen find alle fonfen rein.
Der deitt teil diß artikels: daß käs⸗ und anfenbrief nun ein römiſche
gſchwindigheit fpe, iſt offenbar. Dann fg band etlich ſpyſen verboten (als fo
fagenb), unb hand demnach geld genommen und widrum erloubt. Was (ft
das anders, denn ein (ift, ein falſch, unb bosheit? Iſt es ſünd gſyn, aller⸗
ley ſpys eſſen: ſo habend ſy es nit dörfen verbieten. Zeigend nun an, wo
es verboten ſye! So ſy das nit thuͤn mögend, folget: daß ſy das ſpysver⸗
bot darum habend yngelegt, daß fo ed um gelt widrum nachlaſſen wolltend.
O jr torechten chriſten! wie (ang wellend jr üch laſſen in'n müleren umgon!
Was meinend jr, das gott daran lig: je erſättigind üweren hunger mit kalb⸗
fleiſch oder mit groppen? )
Der fünf unb zwänzigſt artikel. -
Daß aot und ftatt bem chriftenmenfchen underworfen find, unb ber menſch
nit jnen. Darus geleenet, bag bie, fo aut und (tatt anbindend, die chriften
irer ftobeit beeoubend.
Der ert teil, bag ant unb ftatt dem glöubigen underworfen fyind, (ert
4) nothwendige.
Milegung dei. XXV. ife. 317
Eheiftus ſelbs Matth. XII. 6: Syd) fag (id), bof, ber größer dt, denn der
tempel, ſchon bie it. Und bald darnach p. 8: Der fun des menfchen ift ouch
ein here des (abbate, Alſo hörend wir Ehriftum und ung in Chrifto über
den (abbat und tempel fon, das i(t: über (ortage und ftatt oder ort. Denn
es hilft nit onnreden:. Sa ich aloub wol, daß Chriſtus über den fabbat fog
oder über ben tempel; wir menfchen find aber barum nit darüber. Denn das
Ehriftus fpricht: ber fun bed menfchen iſt gröffer, denn ber tempel oder der
4abbat; bebütet: ba er als warer meníd) tiber den (abbat und tempel ift.
Nun ift. tt aber daram menſch worden, daß ec unfer heil wurde; atfo if
. uch fin fryheit über. ben fabbat unfer. Denn finethalb burft er bif mortes
Büt: et bat ben (abbat nit übergangen ; er rebt cd aber von finer jüngeren
wege. Darum, find mir fine jünger und brüber,. fo find ouch wir über
den fabbat und tempel als wol, als die dozemal jünger. Item ec fpricht -
aber Dlarc. II. 28: Der fortag ift von gott bed menfchen wegen gemacht.
und ber menſch nit bon beg fyrtags wegen. Und darum ift der fun des
meníden oud) ein here des ſabbats. Gichft du, daß der fabbat bem mens
(den , und der menfch nit bem (abbat dienen fol. Item Goloff. II. 16: Es
foll üch oud) nieman urteilen von der fortagen wegen, oder nüremone , oder
der fabbaten, welche ein (chatten. gſyn find der Dingen, bie dozemal künftig
warend, ich aber .fummen find. Denn der Iyb oder das weſenlich ift Chris
(tus; der ift ſchon hie. Alſo folgt zum erſten uf den vordrigen artikel, daß
die ſpys ouch nieman an die zyt binden mag, daß man nit zuͤ aller zyt ſpys
eſſen gdöre: denn bu muͤſt mie den jünger Gbrifti, das iſt, ben glöubigen,
allweg laſſen ſprechen: der ſun des menſchen iſt ouch ein herr des ſabbats.
Zum andren folgt, daß alle, ſo den menſchen ſtrafend um fyrens willen,
unrecht thuͤnd (ich ſag da von dem fyren, das nun mit muͤſſiggon gethon
wirt): denn bet chriſtenmenſch iſt über den fyrtag herr. Ja es wäre vil más
ger an dem meerteil fyrtagen, daß man, nachdem man das wort gottes ge⸗
Hört hat, unb ben fronlychnam und bluͤt genoſſen, und mit gott recht erinne⸗
vet, ſich darnach widerum zu der arbeit ſchickte (es wäre vümen gnuͤg, ſo
man den ſonntag ruͤwete); und thäte man alle andre fyrtag hin nach dem kilch⸗
gang am morgen, usgenommen den wyhnachttag; und ſant Stephans, an
dem man aller dero lob ſeite, die um gottes willen ie gelitten hand; den tag
annunciationis Mariä, das ift, ber verkündung Mariä (an bem möchte man
ouch das [0b der reinen magd mol uefünben) ; fant Johanns töuferg tag, bars
an man von dem glouben der alten väteren unb propheten oudy gnügfamlich
erzälen möcht; unb fant Peters und Pauls tag ouch usgenommen, daran
man alfee boten und evangeliften ouch nach notdurft mol bedenken möcht.
Cuft ift bas foren, das wir thünd, mit (reffen und teinfen, mit (pis
Im, mit lügen, und unnützem gfchwäß an der fonnen, ein aróffere fünd
dann gottsdienft. Ich find nienen, bag müffiggon ein gottsdienft (og. So
man {don am fonntag ze acer gienge, nachdem man (id) mit gott berricht,
mäjete, fchnitte, höwte, ober welches werk bie notdurft der zyt erfordrete, weiß
ich wol, daß es gott gefälliger wäre, denn das licderlich müffiggon. Denn
der alóubig ift über den fabbat.
Zum dritten hört man ouch an den morte Chriſti und der that Dae.
vide, Matth. XII. 3, 4. anzeigt, daß die närrifch banblenb, fo die gnab
318 Usíeaung bd XX VI. astilele.
gottes an befundre ftätt bindend, als gen Rom, gen Sierufalem, gen fant
Jacob und an andre vil ort, ja nit allein närrifch, funder ouch antchri
lich: denn f machend die gnad gotted an einem ort bereiter und wolfeiler,
dann am andren; welche nüt anders ift weder gott onfchlieflen und anbinden,
das ift: bie gnab gottes fahen und nit taffen befannt werden, als fg aber
biffidy ſollt. Namlich alfo: daß, am welchen orten uf erdruch er angerüuft
wirt, da ift er, und fpricht: ich bin bie. Darum eud) Paulus (prid)t 1. Tim.
JI. 8, 9: Ich will, bag bie mann an allen orten betind sc. der glychen
ouch bie wyber. Das tft: man foll müffen , dag, wo gott angerüft wirt,
daß er da i(t unb erhört, und i(t nit an einem ort mee oder gnädiger denn
am anderen. Darzuͤ nennt Chriftus fölche anbinder gottes felbs falſch
cheiften, das ift, antchriften. Statt. XXIV. 24 —26: Es werdend falfche
vder erdichte Chrifti uferfton ꝛe. Wenn fy did) nun fagen werdend: fich,
gott i(t in ber müfte, fo füllend je nit binusgon. Sprechend f: ec ift in
den gmachen, fo gloubend nit! O gott, wer i(t der erdichte Chriſt anders,
denn der pap(t, der (id) an das ort Chrifti erhebt bat, unb fpricht: et babe
finen gwalt; und binbt barnad) gott gen Rom unb gen fant Jacob und an
andre ort. Da treit man das gelt hin ze hufen; damit mag man rode
gortshüfer (ja mit dem namen) machen: Denn fo es not thüt, mag man
da bannen ſchnyden. Ich will gſchwygen, daß man an denfelben orten mue
mütwillens und lafters etwann brucht, denn an andren orten. Thu du den
fedel zu: fo wirt inen ouch der andacht entfallen; und das du zu fótidyent
muͤtwillen gegeben haft, Leer einen ‚befleren weg! gib es ben dürftigen, umb
faf fo fur febem und Airzen,! mie lang fy melfenb. Dee ander teil bif
artitels ift klar, namlich bag, bie den chriften gott an ftatt und zyt bindend,
fo jrer feyheit beroubend: denn gott verfchlüffend (o inen, unb das-zyt, das
dem menfchen dienen a zu (inet notdurft, das ſetzend fy über den menſchen.
Der ſechs und zwänzgeſt artikel.
| Daß gott nüt mißfälliger ift weder glychsnen; dannen har erlernet, daß
alles, fo ſich ſchönt vor ben menſchen, ein ſchwere gluchsnern und verruͤchte
ift. Hie fallend kutten, zeichen, platten ꝛe.
Zu dem erſten ſpricht Job XIII. 16: Dhein glychsner wirt in fin (das
ift in gottes) angeficht fummen. Nun it gewüß, bag den unglöubigen bae
angeficht gottes abgefchlagen it Marc. XVI. 16. So c hun den glychs⸗
neren ouch hie wirt abgeſchlagen, und wirt aber nieman abgeſchlagen, denn
dem laſtrer des heiligen geiſtes; empfindend wir, daß bie glychsnery ein gott⸗
loſe unb ungloubnuß ift; denn gloubtind die gigchsner, bag der, ben wir
für gott hand, gott wäre, ſo gloubtind ſy ouch ſinem wort; und ſo ſy ſinem
wort ie gegloubt, hättind ſy nit ſoͤliche füünd erdacht, bie dem wort gotte£
widerſtrytend. Beſich dich ſelbs wol, o hypocrita, glychsner! big urteil felt
nit. Es iſt ouch us der that Chriſti offenbar, daß im dhein ding widriger
gſyn fpe denn ginchsnery, fo er bie ginchsner an allen orten fo unmildiglich
ſchilt und harfür zücht. Wenn. fünder und kranken zu jm kummen find,
bat er feünblid mit jnen geredt und gehandlet; aber bie glychsner hat er
allweg ruch angefaren, wie ſy jr olmüfen mit eim pracht gebind, mie (5 fid)
entichöpfind , fo fü faftend, mie ſy die fürnemften fig ynnemind, wie fy lang
1) knirſchen.
Uslegung beà XXVL artikels. 319
tot ben menfchen Detinb, damit man fg mäfte, wie ( die hüſer bee witwen
freflind , mie fü bie gefchier fuber machind usmenbig, innertbalb aber voll
toub und diebftal und aller bosheit fyind, wie ſy den wyßgeten gräberen
glych fonb, wie fy mit bem tempel unb altae. jren got diinb ,* wie fo das
tod) ber bimmlen berfchlieffind, unb fp nit hinyn gangind, ouch ander Lüt nit
laſſind binpn gon, wie fy alle jte wert thügind, bag (9 gfehen merbinb vor
ben menſchen wie ſy in eins andren oug ein ruͤtlin ſehind, aber in jrem
ſehind fy ein groſſen trommen ? nit, unb der glychen bil an allen orten
finer leer. Bſich Hie an eim fürgon bie glychsnery , unb der fchönen glyß⸗
gügen wert daby; fo wirft fehen, ob einigerley underfcheids foe zwüſchend
den jüdifchen giychsneren und unferen. Darnach ift offenbar, daß ber.
glycheneren verdammnuß groß und (der wirt fun; ouch one zwyfel bae
tum, daß ir mißthat gott fo wider ift: denn Chriftus brómt bem fulen
untrüwen fned)t mit bee pyn der giycheneren 9Dtattb. X XTV. 50. fprechende:
Der Bere wirt einer ftund fummen, wenn e der bös fnedt nit meint, unb
wirt in zerhouwen unb jm finen teil by den glychsneren geben. Bott iſt
das [utet war guͤt, ja bie warheit; alfo folgt, bag jm glychsnery ob allem
unthaten mißfallt.
Der ander teil. Us bem folgt, daß alleg, fo fid) (d)ónt vor den menfchen, ein
mare verrüchte ift, denn e i(t ein glychsnery. Und fo der meníd) weißt, bag bie
glychsnery gott fo wider ift, unb jro nüt deß minder gelebt und anbangt ,
ít gwüß, bag er verrücht it, gottlos und verzwäflet, wie bor anzeige iſt.
Dis lafter ift ouch vil gefarlicher, denn mir wänend. Die ba mänend, fu fyind
der gluchsnern dnig, bie werdend mit!iro angefochten. Was thät David, bo
der prophet Nathan zu im fam? Er urteitet über ben, der föliches thon
hätte, glychfam ob er nüt darvon wüßte. Do abet der propbet jm anzeiget,
bag im bas liedlin gefungen wurd, bo befannt er fid) erſt. Eich das groß
mörderſtuck, das er gethon bat, das bat er noch nie ermeflen, und was
aber gott fo lieb, daß er in an ftatt Sauls zu eim küng erfiedt hat. Darum
ein icder menfch, er fog. im glouben, mie (tuf er welle, täglich ſich ſelbs beſe⸗
hen ſoll, ob jm bed unkruts der glychsnery nüt in finem garten gewachſen
ſye; dann wo der tüfel den glouben nit fälſchen mag, da kummt er mit
glychsnery harfür ziehen und ſtürmt ſtark. überwindt er, ſo wirt der menſch
ärger denn vor. Das find die ſiben tüfel, mit denen ee uns nahin? vil liſtig⸗
licher denn vor angryft.
Für den dritten teil, daß hie die kutten, zeichen, platten hinfallind,
hand wir das hell wort Chriſti Matth. am X XIII. 5— 7. damit er die uswen-
digen ſchyn unb zeichen verwirft, ſprechende: Sy thuͤnd (verſtaͤnd die phari⸗
(der und geleerten, denen wir hütbytag, münch, pfaffen, nunnen, geleerte,
als glych find, als ein milch der anderen gefatb iſt) alle jre werk, daß fg
gſehen werdind von ben menſchen; fy machend breit bie mat, 5 die ſy gſatz⸗
manung ober gſatzhüt nennend, machend ouch groß jre bäft, * und haltend
bi( batuf, daß ſy zum eerlichſten gſetzt werdind in den malzyten, unb in der
ſchuͤl ze obreſt figind, und am märkt eerlich geüzt werdind, und jnen, Bere
meifter ! oder, unfer meifter ! gelochet werd. Sich, wie er der Juden und bet»
*3) füttern, näbren, 2) Tram, Salfen. 3) hernach. 4) gleich gefärbt. 5) Denkzettel, 5) Gaͤume.
320 Uslegung bed XXVI. artifeld.
waͤnten geiftlichen gſchwar ſchön uslaßt. Gr ſpricht ouch, daß (y jtm
lon bie jnnemind, Matth. VI. 2: Warlich fag ich üch, fo hand jren ton
bin. So nun gott ſoͤliche aducherg ' fiit, fo find kutten, krüz, bembet ,
platten nit nun weder güt nod) bös, funder fo find allein bá$ ; batum ein
debet. cheift rechter thüt, fo er fg verlaßt, weder bag er darin (itd, wo e$
onders on ärgernuß und ufrür befchehen mag. Da fo aber forechend: Nun
mu man dennoch ein eerfame priefterfchaft vor dem gemeinen menfden
erfennen , e$ foe mit platten oder andrer fleibung. Antwurt: Welcher für
(inen beüder kennt will werden mit zeichen oder Kleidung, der ift ein glychs⸗
ner: denn wir hand ein andren meg eerwürdig je werden. Chriftus (cert
ans, daß wir mit demüt einandren übertreffen fólfinb. Er (prit ouch:
Un dem ftud! merbenb alfe menfchen erkennen, bag je mine jünger find, wenn
je einander liebhabend Job. XIII. 35. &o mir Licbe 3d allen menfchen
haben werdend als 3d uns felbs, unb bas mort des heils ängftlich ? prebigen,
uns laffen aller menfchen not anligen, unb bero nad) allem vermögen ze
bif fummen, fo wirt man uns wol lernen fennen, ja die kind werdend ung
erkennen, und bedarf dheins üfferen zeichens, a) es merdend oud) die tüfel
ung nit mögen eriuden, funder uf uns fchryen mie bie befeflen. tochter uf
Paulum in Philivpis. Aber fo wir die rechten würde nümmen hand, bie
waren kraft gottes, bag i(t, das unerfchroden werk bed. evangelii: fo hand
mir ung gefchönt mit eim erdichten character, mit platten, futten, f(eibung ;
daß, nachdem mir weder gott noch der melt nit warend (nimm dich nüts
an, frommer mann!), babenb wir doch Eoftliche Elcider angetragen, daß man
fi) an ung verwundrete, glych wie bie finb an des papſts vergüldetem efel.
Noch muß ich inen ein zweyhürninen gegenmurf unlegen: Ir pádp(ller tta»
. gend futten, platten, zeichen. Sagend an: tragend je die gott ze gefallen oder
ben menfchen? Werdend je on zwyfel antwurten: gott ze gefallen. Wie gat
das 30? Mögend je jmt nit gefallen on föliche zeichen, warum hat er denn
ſelbs fólid)ed nie anzeigt? oder meinend jr, ba er üwren anbadt nit wüßte,
je hättind dann ein fülich böggenkleid an? Er tft darum mit blind, daß et
alt ift. Er ficht üwre andacht nit von uffen an, funder ficht er ing bets. Ir
machend aber mit üweren kutten und zeichen, daß er des Herzens nüt darf:
er (id)t an der fieibung wol, wer je find, namlich böggen und glychener.
Dann fchlechtlich das erft born muß überwinden , daß je die üfferen zeichen
nit um gotts willen tragend ; denn ec verwirft den uswendigen ſchyn und
erforderet den ernft des werks on alles erzeigen. Und bemnad) (tat das
ander, bag jr alfo gefiedet find, daß man ü fene under den menfchen,
wie andächtig je foinb. Nun 6órenb, was Chriftus fpricht: Warlich fü
4
1) Mutbrwillen. 2) forgfältig.
a) „ Die Kirchendiener tragen auf der Kanzel und bey der Verweltung ber Cacto-
‚mente ebenfo wie auf ber Straße die ben ehrbaren Bürgern gewöhnliche unb. feine
theatralifche Kleidung.“ (Ludw. Lavater de ritibus et institutis Eccl. Tigurinae.
4559.) „izene ſteif gefalteten .Salefragen — fait hätte ich gefagt, Mühliteine — waren
Damals nicht gewöhnlich. ‚Her Bullinger trug täglich, auch auf ber Kanzel, een ſchwar⸗
ae Pelzrock , darunter einen Gürtel, daran gebanget neben einer Pluten oder kurzem
Gilet, ein Sede, feine fBapiere 2c. darein zu verwahren, unter diefem ein weißes
Camiſol und darunter ein rothwollenes Brufttuch; auf dem Haupt eine Barete x.“ (Nach
Ludw. Lavaters Prosopograpbia Bullingers in Miscell, Tig. T.1, 3, 39.) ,
Uslegung bed. XXVII. artikels. 321
band jren (on hin. Er heißt fid) ouch hüten vor glyßnery, als vor einer
erbkrankheit Que. XII. 1: Hütend üch vor bem hebel der pharifäer , das if,
bor der aíndysnerg. Dif übel bat die ganzen chriſtenheit zu unhab! gebracht:
denn e$ bat fid) für gut und heilig glychenet, ja für einfaltige unfchuldigt-
lämmli; und bat aber grimmer bin geriffen denn bie wolf tbünb. Das ung
Ehriftus oud) vorgfeit bat; noch hand wir fin wort verlaflen unb ben
glychsneren gegloubt; hand unfer fünd verdient, bafi uns gott in föliche
übel fat laſſen fallen, als Syob (prit XXXIV. 30: Er ſchafft, bef ein
afychsner herrſchet von des volkse fünd wegen.
Der fiben und zwänzgeft artikel. ’
Daß alle chriftienmenfchen bruͤder Cbrifti und (9 under einandren find,
dheinen vater ufblafen (ól(enb uf erden. Da fallend bin Örden, fecten, rotten.
Da wir bruder Cbri(ti fyind, leert Paulus Hebr. II. 11: Der da helig
macht und die da belig werdend gemachet, find alle von einem har. Um
deß willen ſchämt er (id) nit (verſtand Ehriftum) fy brüder ze nennen, ſpre⸗
chende im vfalmen XXII. 33: Syd) wird binen namen minen brüderen kund
machen. tem batd darnach: Dannen har hat er in allen dingen (verftand
on ben breften der fünd) den brüberen verginchet füllen werden, bag er
barmberzig wurde, unb ein trüwer obrefter priefter gegen gott. Item Cori»
Aus Matth. XII. 50: Welcher den willen thüt mines vaters, der in den
bimmlen tt, der it min brübder, fchwöfter unb müter. Daß aber wir alle
brüber under einander fyind, unb dheinen vater uf erden föllind ufwerfen,
lernend wir us dem wort Chriſti Matth. X XIII. 10: Ye (ólfenb nit meiftee
genämt werden: denn e$ tft nun einer üwer meifter (verftand gott); aber
je find alle ſammen brüder. Und dheinen vater fóffenb jr üch benamfen uf
erden: denn der einig himmelifch vater, der iſt diver. einiger vater. Sie
börft dus zum erſten, wannen bar die titel: Meifter oder Doctor kummend;
warlich nit us gott, denn er hat es bie verboten. Darnach ſichſt du an
ben grund der brüderfchaften , der nüt anders i(t weder ein geltf(eb. ? Gibt
bu fo vil, fo bift bu in unfer fromen oder fant Johannſen oder unſers orbené
bruͤderſchaft; gibft du e$ nit, fo bit nit darin. Ach wie will ich dann felig
werden ? Bis mannlich, bu arme feeli! Alle menfchen find bine beüder; bar»
für müflend fy dich ouch han, ſy foinb dir fyend oder hold, wellend fn
anders zu gott fummen. Habend fy gott für einen vater. und fprechend mit
mir: O unfer vater, fo müflend fy mich ouch jren brüder Laflen fon, m.
- wellend fid) denn des vaters verzyhen: denn ich will fy alle germ für bruͤder
haben. Wellend aber fo das nit tbün, fo müffenb fü des vaters berlöugnen.
Ja wellend fg, daß jnem gott verzyhe, fo müflend fy niit verzyhen. Alſo
bift bu, min arme feel! aller menfchen beüder, hab fy nun finf.darfür, ob
fu dich gloch nit wölltind darfür ban: denn welcher bid) usſchlüßt, der ift
wümmen ein (un gottes. Schlüßt er dich barum us, daß bu nit gelt gene
hen haft, fo ift «t von gott usgeſchloſſen; ſchlüßt er dich nit us, ſunder bitt
für bid) on gelt, fo thuͤt ev wie dus, und iſt denn aller menſchen brübtr.
Hierum, frommen chriſten! verlaſſend die rotten der bruͤderſchaften, unb find
vil wäger aller glöubigen bruͤder denn weniger münchen und pfaſſen! (o (mb
‚je denn mit der groſſen menge der bruͤderen kinder gottes. Und laſſend üch
1) Yerderben. 9) Gelbfang.
Zwingli's (ámmt(. Gdyriften 1. Bd. 21
322 . Wilegung des XXVII. attikelis.
nit bekümmeren, das ſy tantend! Söllte einer nit ſunderlich für den andren
bittet," fo hätte Jacob nit geleert, fo einer Trank läge, wie die alten für jm
Litter. fólfinb; denn wir feylich der meinung find, daß wir all für einander '
bitten füllind; du willt aber nun ustefen bie feißten. Du müft oben ab’ für
alle menfchen bitten und für alle notdurftigen zum erften, nit um (om: denn
man mitt für bid) ouch on (on bitten. Ja man muͤß wol ernſtlicher für bid)
bitten, bann bu für ieman um lon ie gebeten haftz zum erften bag. bid)
gott erfüchte, bag bu din irrtum erfennift, darnach daß er bit ben vergebe.
Denn mie wäre bad eins, daß man bir (on müßte geben, dag bu für die
menfchen betift, unb du mólítift nieman Ionen, daß er für dich bät, und
bebatf(t aber du vil mee fürbittes denn ieman; fo pil bu mec mán(t, bu dör⸗
feft fin nüt, ie mee darfit bu fim. Sich, das ift ein feucht vom verbienft!
der hat uns die fchuffenden helgen ufgericht, daß fp fich vor ber melt ber
koufend, fam fo gott (don bezalt babinb, und werchind uns ietz um lon.
Zum dritten hörend wir, daß wir dhein väter in aller welt ufblaſen noch
benamſen ſöllind: das wort iſt klar
Matth. XXIII. 9: Benamſend dd) dheinen vater uf erden; denn der
iſt üwer einiger vater, der in den himmlen iſt. Chriſtus hat mit diſen
worten nit wellen verbieten, daß man dem lyblichen vater nümmen vater
foräch, ſunder bag wir uns gheinen andren vorgänger, leerer oder fuͤrer
ufwerfind ; denn den himmelſchen leerer, vater unb fuͤrer. Diß zeigend uns
die vorgehnden wort an: Ir föllend nit meiſter genämt werden, welcher
nam, meifter, am felben ort anrürt bie leer. Es zeigenbs ouch die nach⸗
gehnden an: Jr ſöllend nit fuͤrer genämt werden; dann ber einig üwer fuͤrer
iſt Chriſtus. Da ſtat für das nachgehnd tvott , fuͤrer den Latinern ouch
meifter, aber den Griechen fatbeaeted ; heißt einen vorgänger oder megfürer.
Kurz, Chri(tus will nit, daß ung ieman leere weder gott, bag mit und
dHeinen vater ufblafind; denn der himmeliſch (og einig unfer bater, bag wie
uns nieman laſſind füren, denn den einigen Ehriftum. Da müß himmel
unb erd ee brechen dann fin wort; das will er ewiglich alfo haben: denn
fin teffament ift ewig, :er bat e$ nie geändret und wirt es nümmer mee
"ändren. Darus folget, bag alle, bie fid) für väter ufgeblafen habend, ouch
alle, die inen. väter habend benamfet und zemmen gerottet, wider gott aetboit
hand, wider die eer unb ordnung Ehrifti. Dann dife mort find an dryen
“orten wol bewart. Wenn (9. fprechend: Ja wir wüſſend wol, daß gott unfet
vater ift; mie habend aber einen frommen heiligen mann zu einem ſchuͤl⸗
meiſter und meafürer: fo ftrutend bie wort in der vorhüt: ! Ir föllend gott
allein für einen fchülmeifter Haben; beg wort föllend jr allein wüſſen, und
gheinem menfchentand ofen, et fee mie kluͤg er melle. Es firutend ouch
die in der nachhüt: Ir föllend nit fürer gendmt werden: denn üwer einiger
fuͤrer it Chriftus; dem föllend oud) mit on zwyfel das fri allein nachtra⸗
gen, nit Dominico, nit Benedicto, nit Francifeo, mit Antonio, nit Bernhardo.
Ich hab ouch gheinen zwyfel, daß bero. gheiner fid) ie gerottet hab, ober
, geleert finen namen tragen : denn welcher das gethon hätte, gloubte id) als
“wenig, daß er felig wär, als Lucifer; funder die nad)fummenben giychener
habend ſich ſolicher frommer männer nachgänger und jünger genämt, damit
1) Anfang.
Uslegung des XXVIL artiled.. 32J
fo beg bas angefchen murbinb vor ben menfchen, unb bef mee ab jrem
anbadyt'(óstinb. Wäre aber uf den bütigen tag Granciseus unb Dominicus
und andre hie, murbinb fy one zwyfel (predyen: D jt unfinnigen, was
hund je? wüflend je nit, daß fr gheinen andren leerer, vater, fürer föllend
haben denn gott? Warum fdyrpbenb ir üch uns zu, bie unfer lebenlang
allein gott angebanget find? Echlecht, einigerlei orden, namen, cotten tragen;
weder by dem hufen der chriftglöubigen binben, ift unrecht, fünd, glychsnery,
befchiß, * vorteil, betrug: Dad ift cin grufam mort. und wirt mir hoch
gemeffen und gefprodhen: bu bift unfinnig. Nun find doch vil heiligen us
den örden zu gott Eummen und felig worden. Antwurt: Zeig mir die brief
barum, daß fo felig find! Der antcheift von Rom hat mol durch fine vollen
pfaffen geredt, f9 (bino felig. Ich trum aber dem einfaltigften cheiften einer
warheit bad, denn allen den pápften, bie einer andren vegel find nachgegangen
denn der (dnüt Gbrifti. Nun hand bod) die väter (ſprichſt), pdp(t und
: eoncilia die Örden beftät. Antwurt: Sölich häfen band ſölch Bienen. ? Die
yäpft unb concilia band billich jre fchmeichler bftät. Warum giengend fü
nit übee das wort Ehrifti Matth. X XIII. 97? fo hättind fo wol afeben, daß
(o folltind gſprochen haben: folgend der einigen leere Chriſti blaſend üch
gheinen vater uf, folgend nieman nad), denn dem einigen Chriſto! Ach
frommer drift, fidt du nit an dem beftäten, was es it? Wär e$ u£ gott,
fo dörft e$ gheines beſtätens: denn welcher menſch beſtät, daß Chriftus unfer
beit ift? er darf dheins beſtätens; es tft richtig by dem glóubigen: gott hat
ins geleert... Diß banb die antchriften muͤſſen beftäten, barum bag e$ us
dem wort gottes gheinen grund hat, ſunder iſt ſchlecht und richtig darwider.
Sich, was ſchönen grunds die örden habend! Syd) will gſchwygen bee lädery,?
daß fo ſprechend: fy ſchwörind armuͤt; unb iſt dhein gſchlecht uf erden rycher
weder die münch und nieman gytiger. Ouch ſprechend ſy: ſy ſchwörind
ghorſam; und zühend ſich us aller ghorſame gottes, der herrſchaft unb des
menfchen. Gott find fy nit ghorſam. Denn fo ec heißt, fich ein einigen
vater han, ſo hand (o zum alfee ecften ein Bätinen* vater inen felbs ufges
morfen; fo er heißt, man fölle batee unb muͤter eeren und 3e hilf kummen,
fo fprechend fy: nein! dis felít batee unb mütee nimmer mee anfehen; unb
brudenb, ja fälfchend das mort Chrifti vom verlaffen vater und muͤter uf
jee falfche wys, glych fam je orbem das foe, darin man bater und müter
serlaffen ſoͤlle. O je feefenen fälfcher des göttlichen wortes! verſtond je nit,
das Ehriftus (cert, vater und müter verlaſſen, fo f) uns vom glouben ziehen
wellend und Chriſto nit laſſend nadfolgen? — €agenb aber an: wo hat er
gebeiffen von einerlen otbené wegen vater und müter verlaffen,.fo er abeinen
orden überall nit nachlaßt? Der herefchaft find fy nit ghorſam, ift offenbar,
bero aber Petrus und Paulus heiffend ghorfam fon. Ja ee und fg der —
herefchaft ghorſam ſyind, ftiftenb fo ee tödliche frieg, als oft befchehen ift.
Sich, ob fy das zutlich lieb habind oder nit! Dem nächften machend fh
(i nit gemein, weliches bod) bie chrifteneft ghorfame ift; fü Indend nit mit
den Indenden, fo arbeitend nit mit den arbeitenden, fü teucenb nit mit bett
trurenden, und almüfen, bie fy gebend, die gebend fü erft nach jrer völle.
Was folí ich vil fagen? Der erdboden treit unnützer burde nit denn die ver⸗
1) Beichädigung, Vervortbeilung. 9) Handhaben. 7) Biberey. 9) irdiſchen.
-
324 Udlegung ded XXVII. artikels.
bégacten * maſtſüw. Nimm dich beg nit an, frommer ordensmann! Syd
weiß wol, ba vil redlicher confcienzen find in ben Eutten, bie ber leer Chrifti
eigenlich aloubend und nad) kämind, wo jnen fölchs zimmen möcht. Es if
aber darnach der groffen pochhanfen fo bil, bag fy einmal werdend underfton
die ganzen welt untümig ze madyen; bod) weiß id) wol, daß ſy das bab
werdend ustragen. Don der reinigheit, bie ſy berbeifjenb, fummt barnady.
Us dem allem folgt, daß es eine bare glychsſsnery ift, das alle münch uf
erden mit den Eutten de erdicht Babenb, unb ein gſpey wider das mort unb
that gottes. Man erfennt fo eigenlich an jren früchten. Was dörfend fg
das afpey der armüt tragen? Sicht man nit, warum fp armüt geginchsnet
band? Dil u$ jnen find in der welt arm, und Iegend bie böggenkleider an,
dag fo rod) werdind. Ja fo tümenb fid), wie rych jre öfter foinb, laſſend
fid) fürften machen, unb ftond die fürften und Laffend inen fat um das mul
ftenchen, bie daß's dahin fummen i(t, bag der bettelfürften mee ift denn jro;
ja fy müflend fo ieß zum teil fürchten. Und fpricht. aber Ehriftus zu finen
jüngeren: Ir fóllenb nit alfo herrſchen als die fürften bifee melt! Wenn ſy
zemmen fummenb, fo fprechend (9: Lieber herr, mie (tat e$ um üwer gotts⸗
bus? Gebend üd) üwere buren noch die fdl[?? Mine hebend (id) an fperren.
Spricht der ander widrum: Ich bab einen andren fummer: Der tüfel bat
- mich eines geleerten münchs beraten; ? us dem meint ich einen guten Dude
haber ziehen; fo will er nüt uf güt han.“ Das find die früchte, daran man
erkennt jren geiſt. Ob fo us dem fleifch geboren ſyind oder us dem geift,
magft du nun hinfür wol erfennen. Sind fo us dem fleifch, fo find ſy ouch
us dem tüfel: denn das fleifch bat (inen breften vom tüfel har.
Es babenb oud) bie heilgen boten der glychsneren ſchaden vorgſehen,
und mit ernſtlichen worten getvarnet , fölchen zu verhüten. Paulus fpricht
Act. XX. 28— 30 zu den priefteren us Ephefo fo: Sehend flyßlich uf dd
und die (djaf, fo üch empfolen find ꝛc. Denn id) weiß das, dag nach miner
binfart fdyver wolf under üch yngon werdend, bie dem fütt5 der fchafen
nit (donen werdend. Denn under üch merbenb uferfton männer, die vers
keerte oder Lite ding reden werdend, damit (9 das volk Chrifti ziehind inen
felb$ nach oder zu. Sich bie, mas ift der tummel aller órben anders,
weder daß fi anders (eerenb, weder gott geleert hat, und beredend vil der
jüngeren, daß fo inen nachgond ab dem weg gottes. Petrus malet fü gat
mit fchönen farben 2. II. 1—3: Es (inb in dem ifraelifchen volk falfche
vropbeten gſyn, glych mie ouch under üch falfche leerer werdend erſton, die
nebend unfüren werdend fchädlich unb verderblich rotten; bie aber den, der fg
ecfouft hat, verlöugnend inen felbs gähe verderbnuß zufürend. nb vil
werdend nachfolgen jrer verderbnuß, Durch welche der weg der marfeit gfchmächt
wirt: bann ft) us got mit erdichten gefchönten worten um üch märzlen wer-
benb. Dife mort find Har, bórfenb gheins uslegend: es bórfenb oud) bie
futten gheines andren (eifeng, fo find fuber bie usgeftrichen. Judas (nit der
gottéocrtáter) zeigt ſy ouch an, gar nach mit ſolichen worten. Doch, daß
1) verlarbten. 2) Todfälle — das bee Stück Vieh, Kleid ac. bep einem Todesfall.
3) mit — verieben. 9) fein Intereſſe für bas Oel onomiſche zeigen. 5) Vereinigung
in M ine Heerde. 6) Betrieb.
Uslegung des XXVIIL artikel. — 325
man dieſelben on zwyfel ecfenne, fpricht er v. 19: Es find bie, fo fid) fünd-
rend, vihifch den geift gotted nit habende zc.
Hierum fólfenb alfe, fo in örden find, alle müflig gehnden pfaffen, die nit
aAmter under den chriften bermoltenb, zum erften bas liecht der göttlichen
warheit anfehen, und demnach verfchaften, daß e$ für alfe menfchen ufgeſteckt
werd, damit (id) an jrer that nieman verärgre; und bemnad) alle glychsnery
hinwerfen, borus die futtem. nümmen tragen. Welche arbeiten mögend ,
ſoͤllend fid) mit der arbeit usbringen unb nären; müflend ſy aber ie ug ar⸗
muͤt unb troſtloſe des Lebens in ben kloͤſtren blyben, ſoͤllend (y bod) dhein
andre regel wüſſen denn die regel Chriſti, dheinen andren namen tragen denn
den namen Chriſti, ja ſy ſoͤllend ee ſterben. Denn dad wort Chriſti verbüt
inen, bag fü gheinen vater, leerer, fürer babind weder jn. Der damider
tbüt, irret, und ift glych denen, bie zu den zyten Pauli fich pauliſch, apol-
liſch, kephiſch namtenb, bie er bfchiltet: Cy(t denn Paulus für. üd) ans krüz
geheft? Iſt Ehriftus geteilt? 1. Gor. I. 13. Alſo: ift Benedictus für üd)
krüzget? oder wer bat dd) den ungeteilten rock Chriſti geheiſſen zerteilen?
Warum habend jr üd) afünderet? gottsdienft ift nit hinder ben muren fuften. *
, Warer gottsdienft i(t, wittwen und waifen, perftanb baby alle bürftigen,
beimfüchen in jrem truͤbſal, unb fid) unvermasget verhüten vor bifer welt.
ac. 1.27. Die welt heißt bie nit berg und tof, feld und holz, waſſer,
(te, ftatt, Dörfer, funder die begirden der welt, als ant, hochfart, unttinig:
heit, freſſery; bie find hinder ben muren greöffer denn under den ameinen
menfchen. Ich milf nude und haſſes gſchwygen, bie je eigen husgfind, unb.
find böfer denn die (ate, bie fy in der weit fchühend. Eich nun die freflery
an, die ſy bruchend: fo fichft denn bald ‚wie rein fo find: die narung mirt
dm jnen nit ze nüt. Den apt und hochmuͤt fiot iedermann offenlih. Dan:
nen har inen wäger ift offe futten, zeichen, reglen laſſen Ligen; ja fü fóllenbe
tbün, ment fü anders dem gebot Pk shorfam fon; And föllend fid) ber
ganzen chriftenlichen gemein glychfoͤrmig machen. Denn das fy wänend, fü
babind ble welt geflohen, i(t nit: fy find in den Höfteren in der welt, und
. df die welt nienen ſtärker noch gröffer bann in den klöſtren. Laß fid) oud)
das glübd nieman irren! ed wirt bald barbon genuͤgſamlich geredt.
Der acht und zwänzgeft artikel.
Daß alles, fo gott erloubt oder nit verboten hat, recht it; dannen har
bie ee allen menfchen zimmen erlernt wirt.
Der erſt teil ift richtig, daß alles, fo gott erfoubt hab, nit fünd, ſunder
recht ſye. Der ander aber, daß das, ſo er nit verboten hat, recht ſye, wel⸗
lend wir mit kundſchaft bewären. Röm. III. 20. ſpricht Paulus: Durch
bas gſatz wirt bie fünd erkennt. Wir hand ouch ba oben anzeigt us Deut.
IV. und XII, daß man zu dem gſatz gottes nüt hinzu, nüt davon thuͤn
fol. Us dem folgt, daß alles nit fünd ift, was gott nitverbüt. Dann folí man
nüt hinzu thün, fo mag man ie nit zu fünd machen, das gott nit verboten
bat: denn burd) dag gfak erfennet man bie ſünd. Geit das fat nüt von
den Dingen, bie man ung verbüt, fo ſoͤllend wirs nit hinzu tbün: denn mir
mógenbé ouch nit fünd machen. Denn zü eines menfchen tefiament gdar
nieman nüté hinzu tbün, nieman nüt darvon. Galat. III. 13. 9(tfo mag
3y ſchnarchen, fchlafen , stertere,
326 — Wilegung des XXVIII. artikels.
ouch das menſchlich hinzuͤthuͤn nüt guͤt machen, nüt böse. Allein das mif
bós (on, das wider gott ift. Chriſtus fpricht Job, IX. 41: Wärind jr blind,
fo. hättind je dhein fünb; aber nun fprechend jr: wir fehend; alfo biybt
üwer (ünb, Hie zeiget Ehriftus felbs an, bag fo wir nit wüſſend das gſatz,
das i(t den willen gottes (fo fer e$ nit gegeben wär; denn nach geoffnetem
gía oder willen gottes forg ich, e$ fge nieman unfchuldig), fo babinb wie
gbein fünb. Derginchen fpricht ec ouch Sob. AV. 22: Wär id) nit fun
men, unb hätte mit jnen nit geredt, fo báttinb fo gbein fünb. Die wort
Chriſti ift allein ſtark unb Mar anüg, baf wo gott nit redt oder verbüt, daß
ba nit gefündet wirt, ze bewären. Widrum fpricht Paulus Röm. VH. 7:
Die find hab ich nit erkennt denn durch das afa: denn bie begird erfannt
id) nit. Denn das afa fpricht: Du follt nit begeren sc. Die fünd was on
das gíat$ tob, bas ift, fo mas nüt. Alfo (tat (tof: was gott nit verboten
bat, das ift nit unrecht; was nit unrecht, ift nit fünb; was nit (ünb it,
Das ift recht. Dod) redend wir bie nit bon rechtem, bag fo recht unb güt
ift, daß es gottes würdig ift; funder allein von dem rechten, das, fo vil e$
bon gott nit verboten ift, uns zimmt. Suſt mag bon uns nüt rechte fummen:
bann wir find ze bil verwuf. Die ynred, bie bie befchehen möcht 9tóm.
II. 12: Alle die on das gfa& gfündet band, bit werdendb ouch on das afa&
verloren, bie irrt nüt. Denn ber (inn Pauli it: Alle bie das jüdifch afalj
nit hubend, bie werdend nüt be. minder on das gſatz verderbt, fo ſy darwi⸗
der thuͤnd. Denn fy find nit on ein gſatz, ale darnadı folgt. Denn das
natürlich gſatz eerflagt und entídyufbiget fn in inen felbe. Was aber bag
natürlich gſatz (oe (bunft mich nüt anders fon denn der geift gottes), laſſend
wir ich fon. Noch ift nüt fünb, bann das gott mit usgedruckten morte
onzeigt oder inwendig (eet, Das mir alfo weder im gebot gotte$ noch int
gſatz der natue verboten findend, bag ift fura nit unrecht.
Us dem grund Ternet man ring, das hernach folgt: daß die ee allen
‚menfchen zimmt: denn gott berbüt fo nit, ja er heißt ſy. Das gfak der
natur berbütet fo nit: denn die ee ift by allen menfchen mol geacht, bie ſchon
in gott nit g(oubenb, Gott hat oud) im anfang der gfchönfd Adamen cin
bif zugegeben, die männinn oder bad wyb, nit einen andren mann zügefchafe
fen; daran wir verftond, daß alle Adams (ün der hilf des wybs bedörfend.
Ich Laß ieh um ber fürse willen blyben, das gott Gen, I. 28. gefprochen
bat zu Adamen und Evam: Bringend früd)t und meerend üch! welche nit
allein ein kraftgeben funder oud) ein gebot gſyn it: denn welche nit geba-
send im alter teftament, warend veracht.
- Der nün und zwänzgeſt artikel.
Daß alle, bie man geiftlich nennet, fündend, wenn fy, nach bem ſy innen
werben find, daß inen gott reinigheit halten abgefchlagen Hat, fid) mit der
ee nit verhütend.
| Reinigheit halten iſt ein göttliche gab, unb dem fleifch gar unmöglich,
als der mund Chrifti felbe (tert 9Dtattb. XIX. 11: Es nimmt nit ein ieder
reinigheit an, funder allein die, denen e$ gegeben ift. Us dem wort flüffet
der vordreft teil. diſes artikel: Das ein ieder menfch, fo bald er innen wirt,
dag im gott reinigheit halten abgefchlagen bat sc. Dann reinigheit wirt
nun bon denen gehalten, denen fo gott gibt. Wie man aber innen werde,
tag gott reinigheit halten einem abgefchlagen Bab, darf gheiner (eer. Dann
Uslegung des XXIX. artikels. 327
ein jeder menſch empfindt by jur ſelbs wot, wie faſt in das fteiſch anſicht,
wie (oft et gebrennt wirt, on bag, leider! etlich mit den merken fid) vermas⸗
gend, ed foc mit vermiſchung beeder, wybs unb manns, oder noch mit
unghörterer afta. So er nun empfindt die brunft fo groß fon, daß ſy die
verwillung * überſtürmt, ouch mit jro ben gedanken gfangen binfürt, fo folf
fidy ber menfd) verheimraten: denn e$ ift wäger fid) vereenemen, denn alſo
gebrennt werden 1. Gor, VII.9. Es ift ein gnüg eebafte urfach der ce, fo
einer fo ungflümlich gebrennt wirt, daß fin gmüt gemeinlich fürct und wuͤtet;
fo empfindt ec wol, daß jm gott reinigheit balten abgeſchlagen hat. Denn
widrum empfindend bie, fo reinigheit ſchon haltend, mol ouch anfechtung,
doch ſo ſtreng und ängſtlich nit, denn daß ſy die anfechtung tragen mögend,
unb wirt je gmuͤt nit fo ganz gefangen, Doch iſt bero. fo wenig in ber
ganzen menge ber aluchaneren der reinigheit, daß fid) ze verwunderen ift,
daß fü das jamer und täglich foltren der confeienz erlyden mögend, fo fy
den meeren teil nit veiniglich lebend, und doch (id) nit vechürende 2 in eigner
conícieng allweg fich (e(64 verdammnend. Darum ſy, nad) dem andren teil
big artife(s fid) verhüren (olfenb. Dann, mo fy bag nit thünd, fündend fu.
Denn die unluterkeit uſſerhalb der ee ift. in aller gfchrift des nüwen unb
alten teftaments nit nachgelaflen, ſunder oft treffenlich verboten; aber die
ee allen menfchen ufgethon.
Chriſtus (pridgt Matth. XIX. 12: Welicher reinigheit halten mög , bee
halte fg! Sich, hie empfilcht Chriſtus bie veinigheit allein den vermögenden..
Welchs aber die vermögenden ſyind, hand wir vor ghört: namlich. die al»
kein, Denen gott das gegeben hat. Er hat oud) die ee mit jrem glouben
und gebos dafelbft usgefirichen , und zu den pharifäcen aefprochen : Hand
ir nit geleſen, daß der den menſchen in anfang gſchaffen hat, ein mann und
wyb gemachet hat, und hat geredet: Um deß willen (das iſt, um diſer zem⸗
menfügung und zemmenfchönfung willen) wirt bee menfch vater und müter
verlaffen und wirt finem eewyb anbangen, und werdend zwey ein Inb. Und
darum find fürhin nit zween (56, funder einer, Das nun gott zemmen
gefuͤgt bat, foll ber menfch nit entfügen, Ws ben worten folgt nit allein der
gmein (imn, funder ouch das: ſytenmal gott mann unb mob zemmen gefchafs
fen bab, fd(fe denen nieman bieten , ? funder * zu fon; aott hab die ce ver
ordnet, darum fdlle die nieman verboten werden. Daß ſoͤlchs der (inn foe,
feert Daulus 1, Zim. IV..1— 3: Der geift feit Harlich an, daß in den
(ten. zyten etlich vom glouben. fallen werdend, den irrenden geiften und
den leeren der tüflen zu (ofen und folgen, bie mit glychsnery folfche ding
tebenb, hand bod) alímeg verbrennt und verdammt confcienzen, berbütend
die ee. Sich, was fchönen ſchuͤlmeiſters hat bie (eee von der glycheneten
reinigheit, den tüfel! Iſt nun der tüfel ein anhab 5 der verbotnen ee, fo ift
gott der geber der ufgefeßten ee. Paulus fpricht 1. Cor, VII. 1, 2: Es i(t
ein güt oder rümig ding eim mann, daß er die ee nit beziehe; aber um der
für wegen foll ein ieder fin einen tnb. haben, und ein iebed wyb foll Iren
eignen mann haben. Sich, wie bife mort Sauli am anfang fo ginch find
der (eec. Chriſti Matth. XIX. £1, e$ fog ein gut ding, meldem von gott
fo ein erfigner 5 reiner Inb gegeben fpe, bas et on ein eewyb fon mög. Wo
1) Einwilligung, Willen. — 9) verheiratbend. 3) gebieten. — 4) geſondert, allein.
s) Uriprung, Urfache, — 9) gereinigter, geläuterter (von feigen).
-
325 Ublegung ded XXIX. artikels.
et aber der eelichen werfen ie pflegen wölle, fölle ev nit huͤren, funder ein
eigen wyb zur ee nemen, Er (pridbt ouch: „Ein ieder“; nimmt nit pfaffen
sod) einigerley menfchen us. Münch und nonnen find dozemal nod) nit
geborn; barum find f oud) glych mit andren menfdyen under dem wort,
lieber, begriffen, ats ouch bie menfchlichen recht anzeigend. Item, bald bar»
nach b. 8. fpricht er aber: Syd) fag aber den unverwybeten unb ben wittwen,
daß es jnen rümig und güt i(t, fo (9 binbend, als ich bin; fo fy aber nit
verhuͤt werdend vor unlutergheit, fo fólfinb fü fid) verhüren: denn es ift
wäger verhürt werden, weder angezündt oder brünftig fun. Dife mort
find Mar und machend ouch bie ee allen menfchen offen, allein us der urfach:
fo fo gebrennt werdend. Wirft bu gebrennt, fo nimm ein myb, ober du
wiyb einen mann! Thüft bu e$ nit,. fo fündeft bu: denn ber Enecht, der den.
willen fines herren weißt und nit tbüt, der wirt übel gefchlagen. Que. XIL.47:
Run ift der will des herren , daß wir ung, fo wir 3e vil brunfts emfinbend,
verwybind und mannind; tGünb wir es nit, fo fünbenb mir.
Denn in ber ee das eelich merk verbringen , dft nit fünb (doch rechter
maß: denn brot effen mag'man mißbruchen, daß es fünd if); darab fid.
bie pänftler (cer mwerdend rümpfen ; * die den armen confcienzen der eelichen
werten halb feltfame verfchloß, band unb gfüngnu(en habend angefchlagen.
Aber gottes wort ift. ftdefee denn jre tröum. Das rebt durch den heilgen
Paulum 1. Gor. VII. 28: &o du bid) vermnbeft , fo haft bu nit gefündet;
unb fo die tochter mannet, fo hat fo nit gejündet. foie heißt wyben unb
mannen nit das hochzyt haben, funber bie eelichen werk in der ee verbringen:
denn das wort, gamein, beißt ale vil ale by uns, in der ce die erlichen-
werk vollbringen. So nun die jungfrom, magb oder tochter nit fünbet, fo
fo zum erften den mann erkennt, bil weniger darnach: denn die ce iſt ein
arant oder hilf der brünftigen. Stem, Paulus fpricht Hebr. XIII. 4: Die
se tft überus ein ecrlich ding under allen menfchen. Iſt die ec eerlich,
fo it ſy oud) nit fünd. Die wort wirt oud) nieman brechen. Denn gott
heißt aber durch den mund Pauli fine diener und verfünder des worte got»
te$, daß fo die ee beziehen fólfinb; verftand doch allmeg, nun fo fu gebrennt
werdind. 1. Zim. III. 2: Es muß cin mwächter, das ift bifchof, unbehaglich *
fon, eines eewybs ein mann sc. Und daß dife wort nit ein andren weg
mögind gedruckt werden , folgt bald darnach: Es füllend fine kind ghorſam
fon mit allee zucht und zimmligkeit.? Hie muß ich an einem fürgon etlichen
bäfsenden jr gefchrey verantwurten, da ſy ſprechend: Sölltind bie pfaften
wyber nemen, mer wollt inen die Binder erziehen? Antwurt: Wer erzücht
fo fuft, fo fü bankarten find? Wäre ed nit beflee und wäger, fo fu bod)
kindmachen nit underlaffend, fee find murbinb eelich, damit fo nit verfchunft,
und us bem verſchupfen 3d. Düren unb büben wurdind? Sich, was kluͤger
hriften find wir, daß wir die gſchöpfden gottes mit unferem tand ze uneeren
bringend; denen gott das leben gunnet. hat, die laflend wir nit mit eeren
(eben. Die pfaffen merbenb jre Linder gehorfamlich und zu aller zucht unb
zimmligheit sieben; tbünb fu aber bas nit, wirt ein oberfeit mit jnen hand»
. ien. ale mit andren unghorfamen. Und wo ſolchs der närrifch pfaff miber-
—i
1) ärgern, verdrießlich werden. *) unverfänglich, unbeicholten. ?) Anftand, Sittfamfeit.
Uelegung des XXX. artikel. 329
fechten mwöllte, wirt man jn mit den finben hinwyſen. Das beftáten* uf
vfruͤnden unb von allen vidyteren ungeftraft fon, ift fchädlich und fummt us
des vapfts tyranny. ch wöllte, daß alle pfaffen. recht geben und nemen
fölltind vor dem ftab,? under bent fy fitend. Ich will mid) oud) deſſelben
halten: denn gott heißt mich bad, mie harnach fummen wirt. Stem, aber
will gott, daß bie bifchof, das ift mächter ober pfarrer eewyber habind.
dit. I. 5, 6: Das follt durch bie fttt bin, alt unb eerfame männer ˖ verord⸗
nen, wie ich bir angegeben bab, fo einer unbehaglich ift, einer eefrowen
eemann ꝛc. Us den Eundfchaften ift hell gnüg, daß alle, fo unkünfchend, ?
oder fo mülich* brünnenb, daß ice amüt nit wol by inen felber find ,. ſün⸗
dend, fo (o fid) nit vereearnfend:5 denn gott heißt fid) bereenemen, fo man
brümmt. Bon difem artikel ift nit not länger bie ze fangen: der handel if
anuͤgſamlich zu unferen zyten geoffnet, und gebrift nüt die fchandlichen huͤry
der geiftlichen binzenemen, dann daß die weltlich obeebanb fo lau ift, daß
fo um zytlichs gutes oder onmächtigen zornes der böggenbifchofen willen
bae, fo göttlich unb eerlich ift, binberftelít. 5 Es find oud) nit büben, bie eewy⸗
bee haben begerend , funder eerfame chriftien: bann fg wüflend mol, was
hartſeligheit in der ee iſt; noch rürt fo jre confcienz täglich an, bag ſy on
bie ſchandliche verärgernuß begerend ae leben jod) mit weezyt dee ee. Die
find aber büben, bie fid der merken des fleifchs nit verzyhen, unb doch zu
der ec nit gryfen wellend, darzuͤ will ich fo berodeen , wenn fo wellend.
Der dryſſigeſt artikel. |
- bof die, fo reinigheit verheiſſend, fid) finblid) oder närrifch ze vil über-
nemend. Darus erlernet, daß die, fo föliche gelilbb unnemend, frefenlich an
den frommen menfchen farend.
Der erft teil bif artikels ift darin gegründt, bag reinigheit halten nie
man möglich ift, denn bem e$ gott gibt, wie im nächften artikel bewärt ift.
So nun die halten an gott, nit an uns flat, marum bverheiflend mir. int.
denn ze halten, das wir fchlecht nit vermögend? Iſt das nit ein torbeit und
Tindenfpil ? glych fam einer (inem fründ etwas bewife ,7 fo er im verhiefle, ee
mwöllte us finem ſekel zeeren. Roch gefallt ung unfer torbeit fo wol, daß wir
(o ti( baruf haltend, daß wir ee das unbetrogen mort gotts verlaflend, we⸗
der unfee fópfige; *. wie Salomon Spr. XII. 15. fpriht: Der weg
oder anſchlag des narten. dunkt jn recht in (inen ougen. Und barnad
XXVII 26: Welicher in fin herz vertrumt, der it ein narr. Was ift nun
gott reinigheit verheiffen anders, weder in fin fraft vertrumen? fo find oudy
die narren, bie e$ tbünb, oder kind. Denn etlich in finblid)en tagen burd)
die feelenmörder und vortreter ?. der rotten oder örden yngefuͤrt werdend,
baf fb föliche gelübde tbünb; unb fo ſy ermachfend, fehend wir wol, wie fü
bit haltend ; ja fp merdend zwürend böfer denn bie vorrotter 9Dtattb. X XIII. 15.
Darus der ander teil folgt big artikels, daß bie ſoͤliche glübd gbórenb bon
den menfchen unnemen, frefenlich (ünbenb. Dann fo müffenb, bag ſoölich
glübd nit gehalten werdend von dheinem menídyen, ber da lebt;. noch (affenb
fo darum fchmwören und eid geben. Und ob fo föliche us der gefchrift mit
1) invefiren, gegen alle Entiepung verwahren. 9) Richterſtab, Richterſtuhl. 9) unfeujd)
leben. *) peinlich. 5) verebelichen,, zur Ehe greifen. 9) nicht vollzicht. 7) etwas
Gutes erwieſe. 9) Starrföpfigfeit, Eigenfinn.. 9) Anführer.
330 Uslegung ted. XXX. artikels.
wäflend, fo mwäflend. fg es by jnen felbs: benn fo müffenb wol, was groſſer
anfechtung fp in jrem jungen tagen gehebt Gabenb, und wie jämerlich je
confciengen zerhudlet wurdend; mógenb oud) baby wol wüſſen, bag es um
ander lüt eben ftat wie eiwann um fy. 9tod) verfürgenb fo bie armen mens
ſchen, glych als die untrüwen fürlüt thund; manend den nachfarenden nit,
funder fprechend ſy us terbun(t: der mug als mol ummerfen als ich; bin
$d) demücbt: id) will ander (celen. ouch mürden. Es hilft ouch nit lougnen
bie noch glod)snen, (am fy nit alfo fwind angefochten, denn Chriſtus ſpricht
oh. III. 6: Was us dem fleifch- geboren ift, bas ift fleifchlich. So folgt
euch, bag fy fleifch find, unb fleifchlich anfechtungen 6obenb mie das gemein
fleifch. Und etlid), bie (don der werten halb auch überfchmänglicher brunft
(nig find, fo find doch diefelben alfo u$ der gnad gotted, nit us jren kräf⸗
ten bliben. Diefelben Habend oud) allweg die gnad gehebt, bag fo um je
gab gott Außlich gedankt, habend ouch des nächften breften lychtlich mögen
verzyhen und erkennen. Nun die alleraröften glychsner bellenb aller treffen⸗
licheft wider bie eee dee ee und chriftenlicher leere. Und fo man nad) dem
wort gottes wol bericht it, wirt dee menfch yngfuͤrt alle glychsnery ze pers
la(fen; unb iret in aber daby der eid und gheiß gott get6on, die er fid)
meint billich 3e übertreten fchämen füllen. Darum will ich bie kurz von
gelübden fagen.
Von den gelübden.
Zum erſten weißt ein ieder wol, daß wir hie nit von gelübden redend,
fo vil ſy trüm ober ‚glouben heiffend? , die wir menfchen einandren pflegend
ze geben, weliche ein ieder by glouben unb feommfeit halten ſchuldig ift;
oder aber er wirt gloublos bor den menfchen, zu dem, bag er das gebot
gottes: bu follt binem nächften thün, als die wilt gethon werden, und das
gebot: bu follt nit Liegen, übertrittet. Gunder wir redend bie bon ben
glübden, die man gott tbüt, ba man gott etas verheißt. Votum, das i&
glübd alſo genommen, wirt in ganzem alten teftament nit anders genome
men, denn für ein opfer oder gab, die man gott verheißt, fo bil mir ynge⸗
den? iff vorus in den bücheren Lenitico, Numeris, Deuteronomio. Was
aber in den pfalmen und propbeten bon glübden (tat oder in ben bücheeen
Ealomons und andren, bas ift eintweders ouch der geftalt genommen für
ein gab oder opfer gott verheiſſen; ober ed ift von ſoͤlchen gaben uf Chriftum
ze bedüten zogen, ber bas einig mar opfer dt. Es irrt ouch nit, daß
Num. VI. 13. die nazaräi gott wurdend verheiffen: denn es ift oud) nüt
anders gſyn denn ein opfee, da der menfch fid) gott verhieß nun mit uswen⸗
digem mwandel, mas er effen oder trinken fdllte, was nit berüren, mas nit
abfcheren se. Darum der nazarder glübd oud) bie blybt by den gtübden
bet opften, gaben, uswendigs (dnd und aünfe(merts. Don den glübden
allenfammen fag ich, bag fy durch Chriftum abgetbon find. Darum daf
fy uf Chriſtum nun bebüt hand; und nad) bem der bedütet Chriftus fum»
. men ift, der das einig verfünend opfer it in bie ewigkeit, fo iſt bie bedut⸗
nuß ab; al(o find oud) bie vota, das i(t, glübd, abgethon. Denn fy nüt
anders find afon denn opfer und zünfelwerk, bie gott nit geheiflen ‚hat, bag
fy wären fölltind; funder zu einer ftraf, und baf Iſvael (id) nit zu den
— — —
1) zerriſſen, übel mitgenommen, zugerichtet. 9) verheißen.
Uslegung bed XXX, artikels. ^. 934
abadtten keerte Ezech. XX. Eſaj. I. wie ba oben qud) iſt anzeigt, Darum
alles, fo im alten te(tament gefchriben (tat non derley glübden, hat nit kraft
ze bewären die glübd; die wir thuͤnd; da wir gott verheiſſend unſer gmuͤt
unb lyb. Denn jene a(übb find allein uf gaben geſtanden; die bat Chriftus
bingetbon, unb fid) felbs unfer pfanb der feliafeit gemacht für den breften
aller menfchen. So nun bie gabenglübd.deg alten teſtaments ung nüt be⸗
türenb, fo müffend wir (eben, worin die glübb und verheiffen des gemuͤts
gegründt foinb.
Sd befind, bag die drü gluͤbd, ber gehorfame, der reinigheit und ate
müt allein in glychsnery gegründet find, unb in abgöttery. Dann von
dem usiwendigen böggenwerk der futten und zeichen ift. vor Eundlich morben,
daß es nüt ift denn ein bſchiß. Von der gehorfame zum erften. Von bero
redend die päpftler alfo: Cy(t e$ nit ein güt ding, daß der menfch fid) ſelbs
ber(óugnet, unb (id) under das gebiet* eines andren wirft? Antwurt: Das
wort: gehorſame iſt be(fee denn das lebendig opfer, 1. Sam. XV. 22. wirt
alfein von der underthänigheit gottes ber(tanben, dem ber menfch foll gen
horſam fon, und nit anders ecbenfen, damit er gott cere; und bot aber nod)
sie gethon, das gott geheiffen bat, Alſo ouch hie. Iſt gar ein alit ding
gehorfam fon, zum erften gott, darnach denen gott bat geheiften gehorfam
fon ; wo man (id) aber denen uszlicht, denen gott hat geheiſſen gehorſam fort,
durch menfchlich erfundne geborfame, fo iſt menfchliche geborfame ein
glychsnery und Euterer betrug, unb widerwärtig dem gebot gottes. Als, fo einer
fid) eim abbt oder prior underwirft, und ift ber weltlichen oberhand nit at»
horſam, teríaft oud) vater unb müter, unb i(t inen ouch nit gehorfam; fe
ift e$ nun ein ginchsnern, barunber die bortreter der rotten bie einfaltigen
gesogen habend inen gehorfam zu fun, glych fam inen gehorfam fun beflex
füge, denn dem mort gotte$ gehorfam fun. Darnach ift föliche geborfame,
fo fer fy der meníd) höher (dit meber bie gehorfame gottes, ein abgöttern.
Denn ie das ift (id) ab gott gewendet, fo man die creatur werter halt, und
je wort höher, weder gottes wort. Der glych ift ouch ze reden von der vers
heißnen armüt. Daß die ein glychsſsnery fye, ift ba oben anzeige. Dann
nieman ftellet unverfchamter nad) rychtagen, dann alle kutten und platten.
Darnach it (9 ein abaóttery, zum erften, daß (o es für einen gottesdienft
fabenb, fo man die Höfter euch machet: bann ba iit rychtag jr gott; zuͤ
dem anderen , daß fy armuͤt halten gott verheiffend , in deren kräften eg nit
ftat: bann on gott vermögend wir nüts, all unfer güt wert iſt nit ein guͤt
werk, fo e$ unfec ift; fo bil e8 aber gottes, ift e$ guͤt. Wie konn nun dev
menſch gott verheiſſen, dag er nit hat, gott gebe jm es dann? Glych mie
wir ouch von der reinigheit geredt hand. So gott alfein reinigheit gibt,
wie fann ieman gott verheiſſen reinigheit ze halten, fo jme gott allein
geben muß?
Alfo mag eit ieblicher merken, daß gott verheiſſen, das ee heiffet , und
das er allein gibt ze halten vermögen, nüt ‚anderg it, bann ein närrifche
abgótterg. Dann das gott heißt, föllend wir halten, darum daß er t$ ge=
boten bat. Ober aber fo mir meinend , mie werdind es (ofer halten , fo wir
es ſchweerind obey verheiffind; fo hand wir mee uf ung felbs dann uf dem
3) Boimäßigteit, Herrichaft.
^
332 Uslegung bed. XXX. artifefs.
gebot gottes, meer uf unfet mort bani uf bad wort gottes, meer uf unfer
kräft denn uf bie allmögenden kraft gottes. Weliches alles nüt anders ift
* bann ein ware abgöttery. Bott bat geheiſſen enchtag hinzegeben den mang;
Ienden. Hie bebarf(t bu. nit gott verheiſſen, dab bu welleft arm fon: bu bift
fut ſchuldig, den andren vod! mit bem dürftigen ze teilen , derglychen ſpys und
andere notdurft und hab. Denn ob bu im alych füliches verheiffeft, (tat e£
Dennoch nit in binem vermögen ze halten. Ja menn-bu in bid) hoffft und in
bine kraft, du melfiftá und vermögifts halten, fo bift bur verflücht: denn du
haft das fleifch din kraft gemacht Syerem. XVII. 5. Welicher fibt ie nit,
wannen die verwirrten glübd fummenb? Sicht man nit, dag (9 fummenb us
dem bladren von dem fryen willen, der aber der fürfichtigkeit gottes wider:
firebt? daß fp fummenb us dem verdienft, der aber der gnad gottes wider⸗
firebt? daß fg fummenb vom menfchen, der ein böfer boum ift, und nüt
gütes bon jm kummen mag: denn ie ein böſer boum mag nit güte frucht
geben? ba ſy fummenb us unmü(fenbeit bes heils: denn hätte man alle zü⸗
peefidót in den herren Chriftum Syefum, fo wüßte man mof, baf in futtm
unb glübde verhoffen ein unglouben wär? Ouch wüßte man, daß ghein anderer
weg zu dem beil it bann Ehriftus; fo füchte man nit ander thüren darzü.
Ouch, taf alfe, die Chriftum fürloufen mellenb, dieben find; fo teüge man
Das krüz allein Ehrifto nad), Guft ift das verheiffen nüt anders denn ein
fürwiß , ein verachten und Beinmachen gottes, ein großmachen des men»
(ben. Und find die glübdert gígd) dem fun, der dem vater verbich in
garten 3e gor und arbeiten, und thät es nit Matth. XXI. 39. Alſo thuͤnd
(9 onmächtige glübd‘, bie fo nit halten weder wellend nod) mögend.
Hie fprechend die päpftler: Verhieſſe einer einem menfchen etwas, fo
folí er jme halten, oil mee gott. Antwurt: Verheiſſeſt einem menfchen, das
zimmlich und im gut ift, bift im fchuldig das ze halten; was aber un»
zimmlich unb jm fchädlich it, balteft bu es im nit. Du gibt dem kind
das meſſer nit, ob du jm das glych verheiflen haft; daran du fichft, daß ver-
heiſſen ouch etwann by dem menfchen nit geleiftet wirt. Aber hie darfit bu
gott nit armüt verbeiffen; du follt nun lofen, was dir gott fag, und fin
wort höher ſchätzen, denn dheines menfchen gbeiß. ch gſchwyg, ba du
jm verheiffeft fin mort ze halten, das bu on fin fraft nit halten magít ; und
verheiſſeſt jm, das du fichft nit gehalten werden, ja unmöglich fon ze hal⸗
ten by dem volk, das allein uf das ficht, darwider ed gelobet. Als armüt
verheiffend mönch und nonnen, und niemán wirbt fiyfer nad) adt; unb bie
ghorfame gottes legend ſy nider und ftellend jre ufrecht. Söllte ein obſer⸗
banzer mónd) dem nadenden ein kutten ſchenken, fo hätte ec wider finen ors
den gethon, aber wider den orden Chrifti nit. So müß ie folgen, daß ir
ghorſame dee ghorſame gottes widerfirebt. Darum ich mol zu denen fagen
mag, fo bid (9 fprechend: Soll man aber gott nit halten , das man jm zuͤ⸗
fagt, wie Efaj. I. 12. fpricht: Wer bat fölichs von üwren händen erforderet?
Ya wir band gott armüg verheiffen. Sprich ich: Wer bat (ólid)s von tidy
erforderet? Ja fo jr gott mölltind verheiflen, bas er geheiflen hat, fo irrtind
jt, wie bid gemeldet ift: denn je márinb giych Petro und den andren jün=
geren , bie Ehrifto verhieffend in tod und gefängnuß mit im ze gon: dann
1) Gelobenden.
Uslegung bed. XXX. artikels. .833
ec würkt in uns und nit wir. Warum wolltind wir dann uf uns fe(b$ bere
heiffen? Es verheiflet dhein fun finem pater, daß er thuͤn welle, das im der
vater gebt; oder aber der vater fpräch: bu barfft Feine verheiſſens; bu ſollt
es us minem gheiß thuͤn, oder ich wurde dich leeren ſoͤlichs thuͤn; ſunder er
hat das wort ſines vaters vor ougen und achtet dasſelb gröſſer denn ſin ge⸗
lübd. Alſo ouch find mir kinder gottes unb erſtgeborne ſün; wir föllend
noch mögend nüt verheiſſen für uns ſelbs: bann mir find mit feel und lyb
fin. Was dörfend wir im denn ung verheiflen, fo wir vorhin fin find. Ja
son ftunb an, fo wir ung jm berbei(fenb, zeigend mir an, daß wir nit fin
find. Alfo zum erften. Hättend wir uns darfür, daß wir fin wärind, fo
verhieflind wir ung jm nit. Alſo (inb wir bor dem alübd nit fin. Zum
andren. So find wir nad) dem glübd nit fin: bann mit der that, ob wie
glych erfülltind , bad wir verbeifiend, mögend wir nit felig nod) gottes mer»
den; ober aber möchtind ung unfere werk felig machen, fo wäre Chriſtus
vergeben ge(torben Gat. II. 21. Alfo befindend wir, daß föliche glübde thuͤn
us unglouben beſchehen, darum fi nd fg ein abgöttery. Denn hätte einer
den glouben, fo wüßte er, daß er ein fun gottes wäre durch Gbriftum Jeſum,
unb möchte dhein glübd thin. So er aber den nit hat, thuͤt er ſoͤliche ge⸗
lübde ber meinung, fam er durch fy zuͤ gott kömme, das aber richtig wider
Chriſtum iſt: denn durch den allein muͤß man zuͤ gott kummen. Der den
glouben Bat, der wirt ſelig; der in nit bat, der wirt verdammt Joh. TIT. 26.
Alſo folgt ou), bag, fotma( bie glübd ug unglouben fummenb, und richtig
wider gott find, ba ft ouch fünd find: denn alles; bad nit us bem güten boum des
. gloubens wachst, bad ift fünb. 9Stóm. XIV. 23. Darum-föliche unwyſe, gottlofe,
unglöubige glübd alle menfchen berlöugnen und abfchlahen fólfenb nüt minder,
bann ob ſy erft ug bec heidenfchaft zu chriſtlichem glouhen bekeert wurdind;
. unb wüſſen, daß es ein muͤtwill, hochmuͤt unb falſch it, gott verheiflen, das
vorhin (in ift, als wir Levit XXVII.26, lychtlich verſton mögend, da Moy⸗
ſes alfo redt: Die erſtgebornen, bie gott zuͤgehörend, ble mag dheiner gott
heiligen oder verheiſſen, es ſyg joch nun ein rind oder ein ſchaf: denn ſy ſind
bevor bed herren. Run find alle glöubigen menſchen erſtgeborne gottes, welchs
mit vil bedütnuſſen im alten teſtament bezeichnet it, vor us im Iſrael. Dar⸗
um ſich dhein ſun gottes gotte verheiſſen mag, denn er vorhin (in iſt: deun
. wir lebind oder ſterbind, find wir des herren. Gloubt einer das nit, fo
. mag er mit. tufend glübden nit gottes werden.
Es vermag ouch die ynred nüt bringen, da bie papſtler ſagend: Chriſtus
Hat ſelbs geredt Lue. IX.62: Nieman, der ſin hand an'n pfluͤg geleit hat, und
ſicht hinder fid), ift geſchickt zuͤ dem rych gottes: denn bif mort ift mee wider.
fo, denn für ſy. Chriſtus will mit dem mort. gründlich, daß dheiner, fo ame
gehebt habe gott nachfolgen unb [affe fid) demnach bie forge unb anfech«
. tungen diſer welt wider hinder ſich ziehen geſchickt foe zuͤ dem wort gottes,
das ift; zu dem tod) gottes. Darus ich zu allen glübderen fagen mag: Na
benb jr üwer band an ben pflüg geleit, fo hand je empfunden, wie fug dev
here iſt; je Hand üch vertruwt verlaflen in fin anad; fo jr bad gethon hand,
fo Hand ir demnach dhein anders gfücht, darin jr feligwerdind; oder aber je hät⸗
tind der anad gottes nit vertruwt. Daß jr aber nach menſchlicher wysheit
angeben üch zuͤ ſecten, rotten, glübden keert band, die gott gar nit will,
ja verbüt fo, bas zeigt an, bag jr bie hand noch nie abend angelegt , fume
334 Uslegung bed XXX. artikels.
der find hinder fid) gangen, ec je ie für fid) gegangen fyind: denn welicher des
herren recht innen wirt, mag fid) des knechtes nit mee nieten. Ja find je
(don etwann glöubig gſyn (welichs body nit lycht móglid) if); fo band je
die band angelegt. Do jt aber widrum feert band uf üwre wert, band je
, binber fid) gefehen , und find zum rych gottes nit gíidt. Darum flühend
von dem umeelichen gefchlecht, o je alle, bie us ungloubnuß in ſöliche irrtum
tummen (inb, nit unbebenber, denn Lot von Sodoma geflohen i(t, und fe»
hend nimmermee binder fid) an bie örden! Denn den orden des gloubens
halten, i(t der gröfte, befte orben, der uf erden ie kam. Der orden weißt tie
genlich, daß alle, bie darin find, kinder gottes find, und mürfenb die werk,
die gott gheiffen bat, nit als gedinget knecht oder taglöner, funder als bie
fryen fün, die allein nad) dem willen des vateré werchend , und laſſend bes
(onen, wie in «üt dunkt: ja (9. find eigenlich erben des väterlichen gutes,
unb biybend ewiglich in bem gſind gotte$ und Lafiend fid) in bbein ander gſind
ſchryben. Als Chriſtus Joh. VIII. 37 (prit: Der Enecht blybt nit ewiglich
in bem afind; aber der fun b(gbt ewiglich. Süne find bie glöubigen; knecht
find, die um (on dienen. Es mag ouch nüt ynreden, das 1, Tim. V. 12
ftat von ben witwen , bie den erften alouben brechend; denn da heißt, glou⸗
ben, nit ein glübd noch gheiß: ja glouben und glübd find eigenlich under»
fcheiden. Und ift dafelbs bie meinung Pauli, daß ein witwe glouben bricht,
fo fg on einen eemann unfü(d)et: denn etid) junge witwen murbenb us ben
güt , das die chriften aabend , erzogen; denen zimmt dasfelbig güt oder almü-
fen nieſſen, fo lang (9 by der kilchen unverhürt blibend. Do murbenb aber
etíid) funden (ale denn ein mwyb ein blób fällig ding ift), bie, ee unb fy fid)
eelich verhürtend, unfüfd)beit plogenb. Die redt Paulus den erſten glous
ben brechen , fo ſy on eemann unküfchtend ; weichen glouben nit bradyend bie,
fo eemann namend: denn eemann nemen zimmt allein wyben. Darzuͤ
find fo mit dheinem gheiß ober glübd zu bec kilchen genommen. Roch, fo
ſy on eemann geunküſchet, hand ſy glouben brochen, bag ſy als. die eerfamen
witwen habend wellen gehalten werden vor den menſchen, und föliche bübery
Babenb fy mit dem won, (ant fü rein (pinb, wellen decken. Und fo jr (djanb
entdeckt worden ift, hand fy bemnad) erft uf vermannen! geftellt. Bſich dem,
tert eigenlich! wirft dheinen andren finn erfinden. Vovete et vebbite, und
pota mea domino rebbam; und dergiuchen, find zum exften an bifee meinung
Serantwurt. Denn, vota, band in allem alten teftament eintwebers glübd
. bet. gaben und opfren aheiffen, die aber durch Chriſtum unkräftig unb abge=
thon find; oder aber, das ufopfeen des gmuͤts, nit mit einem eib, funder mit
dem glouben. Der gloub laßt fid) allein an die anad gottet; der eid oder
glübd verteumt uf fine frdft, unb ift ein abadttery. Ich red bie allein von
dem eib, den man in den glübden ben geiftlichen thuͤt. Dif thin ich Darum
hinzu, taf man nit glouben unb veeheiflen der glübben, bie man mit bem
eib tbüt, ein ding welle machen ic.
Der ein und beoffi gft artikel.
Daß den bann dhein befunder menfd) ieman uflegen mag , funder bie
kilch, das it, gemeinfame dero, under denen der bannwürdig monet, mit
. fammt dem wächter, das ift pfarrer.
1) an einen Dann bringen.
uslegung b XXXI. artikels. 335
Um difen artikel melfenb mie zum erften kundſchaft verhören unb dem⸗
nach urteilen. Chriſtus, den der vater verfiglet bat, daß ee marbaft ift,
tebt Mattb. X VIII. 13. alfo: Ob aber din bruder wider dich fünbete; ſo
gang bin und firaf in zwüſchend dir unb jm allein. Folget ec oder hört
dich, fo Haft du binen brüber gewunnen. Ob er aber dich nit hören murbe,
fo nimm nod) zu dir einem oder zween, "damit in dem mund zweyer ober
dryer zügen ein iedes wort gefeftet werd. Ob er aber die überhören wurd,
fo (ag es dee Eildyen! Ob er die kilchen ouch überhören wurd, fo halt in
denn als einen beiden und zoller. Warlich, fag ich üch, alle Bing, bie je
binden werdend uf erden, bie werdend gebunden in dem himmel; und alle
ding , bie je löfen werdend uf dee erden, bie werdend erläft in dem himmel.
Cyn den morte. Chriſti Lit die ganze kraft des banné, welche ouch dheiner
anders verſton foll, denn fy Iutend: denn gott will nit, bag zu finem mort
gethon nod) bareon genommen werde. Deut. IV. und XII. Es habend
oud) die menídylid) vechtgeleerten ein regel, daß man das gſatz verſton foll
nach dem willen des gfaßgebers. Darum tvelfenb wir den fínn unb meinung
Ehrifti b(eben, uf welche fünb er bif usichlieflen eine. Er hat glych vor
difen worten geredet von ärgernuß ı daß uns ahein glib, das ift ghein bruͤ⸗
der, ob er ſchon unfer oug, unfer hand, unfer füß ift, fo lieh foll fon, taf
wit jn nebenb uns laflind uns verärgeren, funder fo er von Argernuß nit
Kon will, fol man jn abfehnuden glych als ein ful verderblich alib, das
man abbomt, damit e$ nit den ganzen Inb füle oder verderbe.
Alſo fotidyt Chriſtus zum erften: Ob din beüber wider dichfündet. Wider dich,
ift: wider Dich, ofild) oder gemeind! Denn das ift der bruch des munbe gottes,
ba$ ec bie menge in der zal eins einigen anredt. Deut. X X XII. 5, und Pat.
LXXXI. 9.10. unb fuft an vil orten: Iſrael! wirft bu mid) hören, fo wirt
in dir dhein nüwer gott: in dir, heißt hie als vil ale under dd, o kinder
Iſraels. Alſo heißt bie, wider dich, wider die gmeinb.
Zum andren fpricht ee: fündet, u$ welchem mort folget, baf der bann allein
über den geleitfoll werden, der fündet. Welche fünd man aber verfton fälle, Haft erft
darvor gehört, namlidy die glych als ein erbkrankheit verärgret und anzücht: *
dann von andren fünben, bie orfenlich nit verärgrend, hat Cbri(tus zu Petro
geredt und in im zu uns allen: Du follt zu fibenzig malen fiben mat
verzuben dinem bruder; ja dem berärgrenden und gebannten foll. man vec;
zyhen, fo er rümet unb (id) dnbret. Us dem folgt, daß der bann, ben
man um geltfchulden uflegt , nit ein bann ift. Denn fchuldig fon ift nit _
ein fünd, fo fer fehuldig fon us armüt fummt, und die armüt nit u$ müt-
willen fummt, und der aem gern bezalt, fo bald er vermag. Ob aber alych
das nit wär, fo hat man ander weibel und gyſeleſſer,“ bie ſchulden ynzie⸗
hend, denn die bifdyof, daß fg nit einem ieden wüchrer fin ſchuld müffend
ynziehen. Man bat alfenthalb adt gericht unb recht under den cheiften, bag
man zu aheinem ftómben richter: ziehen darf. Und ift jr bann, ben fo um
geltfchulden uflegend, ein otelet betrug; ja aller bann, den fg on die gemeind
uflegend , wie harnach fummen wirt. Denn der gfaßgeber bricht nit; der
bat nun um offentid) verbösrende fünd geheiffen bannen. So hat ouch der
bann fuft nit kraft: denn er muß fchlechtlich gebrucht werden nad) dem mort
1) anfiedt, 2) bie auf Kofen des Schuldners zehren — nad) altem Recht.
336 Uslegung ded X XXL artikels.
und meinung des ufſetzers. Darum foll ein ieder alöubiger den bann. als
übel fücchten , fo er jm wirt ufgelegt on die urfach der verärgrenden fünd,
als wenn jm ein zornig wyb das fallend übel oder tüfelenam flüchet ober
der giychen: katzengebet gat nit zum altar. Alſo find allein bie by gott
gebunden, bie nad) (inem wort gebunden werdend: fuft find fg ale wenig
gebunden, ale wenig einer eim todfchläger ift, der ein. kalb tóbt, und ſchlächt
doch oud) ze tob; aber das glak von nit töden (utet allein uf den menfchen.
Alſo das gſatz von bannen allein uf ben offenlich fünberiben unb verbösrenden.
Sum dritten ghört zu bem bann, daß man vorhin, den man bannen
will, gewarnet hab in einem gheim, allein durch einen. Alſo, i(t einer eim
offner eebrecher und verärgret , foll der wächter , das ift, bec bifchof, vfarrer
jn feündlich vermanen abzefton, heimlich und feünblich. Sich bie den ſchö⸗
nen bruch der gottsläftrenden bifchofen! bie Laffenb um fünf (billing, ja um
ein zehendhün den armen bor der ganzen gemeind warnen; darfür er oft,
fo ers vermöcht, zehenmal als vil gäbe, daß er nit vor fo bil menfchen
geichändt wurd. Haft du alle bine tag von einem fo ruhen ungnädigen
daterftuch gehört oder gelefen, als bie geiftlichen väter eim. armen um cin
faſtnachthuͤn bewyſend? ja fo find fo eergebig * ze fchänden, bag fy es nun
zum erften in der warnung thünd.
Zum vierten, fo man den verdrgrenden nit bewegen mag heimlich unb
fründlich allein, fo foll man zügen bargd nemen, damit er überzüget werde,
daß man jn vormal gemarnet bab. Denn zügnuß foll nit feft a(oubt werden,
fo babe denn zween oder dry, bie darum fagend Deut. XVII. 6. Das
beuchend die andächtigen väter oud) nit: denn es find nun ſtüfväter, ber
ftoffenb bie find unb nemend fy das aut. fodttinb ſy bie wollen, milch, but
und fleifch ; noch gleub ich, fy möchtind nit eriuden , daß die bünbli an den
beinen anagtind. Denn wir hand vil leerer, aber wenig väter 1. Gor. TV. 15.
Vil berfciffenb, fy foin bäter, aber wenig, bie e$ mit den werfen ecfütlenb.
Ich will bie gſchwygen, daß jre ſchryber fo oft brief der manung der un-
ghorſame underfihlabend oder berwarlofend , und dennoch die armen lüt ndt
beg minder bannend, das wider jr eigne anschriftenliche recht ift. Und fo
man fid) beg fíagt, fpricht dee andächtig vater: Wir mögend ‚warlich die
ding nit fchlecht machen. Denn gat der arm mübig hin unb mdnt, min
gnagenbet here Hab jn erlediget, darum daß jm ungutlich befcheben foe:
sad) eim monat fununt ber. (deber, ber procurator, der advocat und alfe
furiä inferorum, unb werfend den in einen foftet, ud bem er (id) on gar
verderben nit enteyhen? mag. Doch müß id) hie der kürze nad) halten,
unb lofen, ob (id) bie furiä infernales wyter empóren wölltind: denn will *
ich erft büb(d) ding harfür bringen: Ich hab forg daruf ghebt und jrer.
eerlichen kampfſtucken vil angezeichnet , daß ichs zu finer aut könnte bruchen.
Doch will ich lieber, fü befrinb (id); bitt oud) gott, bag er f erlücyte, baf
ſy fid) ſelbs erkennind, Amen.
Zum lezten ſoll man den verärgrenden der kilchen, das iſt, der gmeind
. anzeigen: nod) iſt er nit gebannet, bis daß jn bie kilch erkennet uszeſchlieſſen.
Hie wirſt hübſch ding ſehen us der päpſtler kunſtkammer und tyranny. Du
ſollt es bre kilchen ſagen, ſpricht er; unb denn wirt jn die kilch zwar ouch
1) freygebig. ?) entreihen, herausziehen.
UUslegung des XXXI artikels. | 331. |
nod) einmal manen; und wann er der ganzen gmeinb nit folget: bann foll”
fo jn erſt abfchnyden. So gond die jaghund der gefürfteten bettldxen unb.
ſchryend vor der kilchen: Min here officialis mine gnädigen herren von Schind⸗
berg thüt in den bann Riclaus Pfriemden, bag er den ſchryber im korb nit
bezalet hat. Wie? mag der bifchof allein bannen? Ich mont, bie kilch wurde
es tbün. Iſt min gnädiger herr allein ein gmeinb ? Goriftue fpricht: fagt
ber gmeind! Heiſſet bi(dyof oder abbt ober propft ein gmeind? Alſo verftat
ein icder wol, bag ber bann gheines einigen iſt, ob er (dyon vapſt, bifchof
oder babet. if. Dann Ehriftus Bat nit afpeochen: fo er den erften oder
den andren warnenden nit höre, bag der menfch (ólfe afchohen werden, das
it, bánnig fon (fo mag oud) dhein einiger bannen); funder erſt, nachdem
und einer der kilchen warnung nit hört, foll ev gefchohen werden. Alſo (tat
finf, bag nieman bannen mag denn bie kilch, das ift: die gmeind, darin
der verärgrend fit; die ift fin richter unb bee wächter.
Welchs aber bie fid) foe, bero man es fagen folf, darum firytend bie
päpftlee- Denn (o ſprechend: die bifchof (ie verfton ich nit bie wachenden
bifchof , funber die Aadenfegner *. und wändfudler) foinb bie kilch; unb fo
der bifdbof banne, fo banne die kilh. Darüber vermerk kurzlich (denn da
eben gnüg darvon ift gfeit nach der länge im 8. artikel): Die göttlich afchrift
breucht den namen fid), das ift gmeind, eintweders für alfe chriftglöubigen ,
Die aber in difem zyt nimmer fichtbarlich semmen fummenb, aber gott find
ſy all befannt; es find ouch alle die darin, bero troft und vater und züver-
(dit. gott i(t5 und i(t das bie hriftenliche fid), in bie wie gloubenb. Oder
aber fid) wirt brucht für ein iede befundre gmeind, bie wir kilchhörinen
nennend (bag ecclefia etwann oud) für eine iebe verfammlung genommen
wirt, gat uns bie nüt an). Alfo wirt hie die Fil) der zemmen gerotten
wdpíten und bifchofen (ober fladenfegneren) nit begriffen. Sa fg findend in
aller heligen gichrift nit, bag ecclefia, fil, ienen für fg genommen werde;
unb (ólítinb fy darum unfinnig werben... Darum (inb fy ganz unb gar die
fid) nit. Run folgt: Welicher kilchen fel; man nun ben verärgrenden für»
tragen 3€ bannen? Antwurt: Zu der allgemeinen kilchen heißt une on zwy⸗
fel Chriftus nit loufen mit dem bannmwürdigen. Denn biefelb ift Inbtich
nienan by einandren: denn wer möchte alle alóubige menfchen zefammen
beingen? Alſo folgt, daß er ben berdrgrenben heißt der kilchen oder gmeind
fürgeben, die wir Eilchhörinen nennend. Dann Chriftus hat mit dem (inem
gebot verhüten wellen, daß ghein tübig fihaf die andren oud) verberbte:
denn nüt it zärtee dann die menfchlichen (itten; mo die anhebend verbösret
werden, da früdjenb fo für unb für. Sölichs zu verhüten ift nieman
gſchickter dann der wächter und die gmeind: die mögend des verärgrenden
mißthat allerbaſt erkennen, allerbaſt ſin gmuͤt bſchätzen, und ſehen wie er
ſich beſſere. Nit ba es allein durch ben wächter beſchehen muͤß; ee mag
ſolichs ein ieder thuͤn, wo der wächter ſümig wär. Und nimm war, wie
ein guͤt heilſam ding wäre der bann, fo man jn recht bruchte. Den unver⸗
ſchamten eebruch, das offenlich gottsläſtren, tochteren bſchyſſen, füllen, übel
reden, muͤſſig gon, kriegswarten, kuplen, verrätſchen,“ liegen und fölche
1) Kuchenfegner. 2) verfíatidgen. Von Rathſche, Danferedye.
Smingli's jámmt[, Schriften I. $95. 22
338- Uslegung bed. XX KI. artikels.
tafter , bie den chriften vil unruͤw geftattenb, bie verbannete man alle unb
brächt ſy us bet gmeind. So habend die fladenfegnenden bifchof allen gt»
meinden, allen pfarceren den bann. genommen; und bannend (y doch nie-
man, denn der wider fo vedt oder thüt, oder jrem geicht nit gnüg tbüt, oder
jre ſchryber nit bezalt. Verzyhend mir, Lieben bifchof im Schiwuyzer - und
Schwabenland! Fr abend in vergangnen jaren a) den tödlichen krieg afehen,
den die zwey völker wider einander ghebt band, chriften wider chriften , unb
wüſſend wol, daß fid) derfelb gemacht fat zu eim teil allein von üppiger
erlogner fdjanbtid)er fchmachred wegen. Denn das unchriftenlich [after, bas
die Schwaben (bod) nun die üppigen und feelenlofen büben: die frommen
hand mißfallen daran, zwyflend wir nit) einer Eidanoffchaft zuͤſchryend, wirt
uf erden nienen rücher aftraft denn by den Cibaho(fen. Zum andren, da
by den Cibgno(ien ouch Iychtlich erfunden werden mögend et(id), bie us hoch⸗
müt oder mütwillen die Schwaben tratsenb,* e$ fog uf kilchwyhinen oder
andren orten, daruf geofle gfarligheit kriege und anders unrats (tat; beris
berum bee Schwaben traf gegen inen ouch nüts gütes bringen mag. oll
tenb je.:bifchof nit vorlanaft zügefeben han, bag man die unchriftenlichen
reb. mit dem mort. gottes geweert hätte? Und welcher jm nit hätte weeren
lafien, an dem hätte man ‘den bann. gebrucht; fo hätte bie gemeind oder
fitd)bóre fölich (eder usgefchloffen und verbannet, und wäre vil übels vers
miten. Nun find je bod) fu(t gefliffen gnüg die caſus reſervatos uszeſchicken,
und .den bettel an unfer frowen bur unzezichen, confolationes, collectas,
pónaled, primos et fecundos etiam (fructus, fubfidia, proceßgelt , abſoluzen
und derglychen. Daby folltend ir billich einmal ein fchön chriftenlich leer
haben an alle pfarrer laffen gon, wie fp mit bem mort gottes füliche närri⸗
fe anfechtung des zorns, hafles und krankheit der beeden ftarfen nationem
niderlegen fölltind , darus frib, fründfchaft und gotteforcht gepflanzt wurde
zu beeden füten. Zürnend nit! ich fürcht, es fog did) nie in’n finn fummen.
Wie aber, daß ir feines jars der vergeltungen? vergeflen band; und fülich
hriftenlich anfehen ? gbeins jars nie aedacht Hand? Alfo mag man bon
andren bifchofen oud) verfton durch bie ganzen welt hin. Wüſſend ouch,
. ba ich fótid)$ geen hab anzeigt; nit bag ich hoff, daß jr üch daran ftoflen
werdind, funder daß id) dheinen zwyfel hab, bie (rommen wächter oder pfar-
tet. werdind fóldyen meg an die bánb nemen.
Yen kumm ich widrum uf die ban des banned, Daß alfo der bann
alfein einer ieden kilchhöre (ge, bie ben verärgrenden (oll bannen, und ghei⸗
nes befundren menfchen, (eerenb bie mort unb that Pauli 1. Gor, V. 1— 6:
Do einer mit finee (tüfmüter ae fdja(fen hatt, fpricht er: Es ift fchlecht, daß
man by dd) von einer unfüfd)brit hört, bie ein ſoͤlche gftalt bat, baf ſy
under den heiden ungenennt ift; namlich daß einer mit der eeftomen fine
bateré ze fchaften hab. Und find aber je uferblafen, fo je doch meer folltind
darum getruret haben, daß, der füliches werk getbon hat, under dd) Dinge
1) inſultiren, ihnen trogig und hohniſch begegnen. 2) Schuldeintreibungen. ?) Erin«
nerung, Ermahnung.
a) Der Schwabenfrieg 1499, und 1453 ber Plappartfrieg mit Eonftanz wegen
Reichimpiung der Luzerner⸗Müntze.
Uslegung des XXXI. artikels. 333
nontmen murb. Es hat aber mid) ſchon gut bebudot (miemol ich mit bem
lychnam abmwefend , bin id) bod) mit bem geift gegenwürtig), daß man ben,
der fBiche aethon hat, nachdem üwer und min geift verſammlet fyind im
namen unferd herren Syefu Gbrifti, mit dee fraft unfers herren Jeſu Chriſti,
einen fölichen dem tüfel geb zu berderbnuß des fleiſchs, damit ber geift heil
werde am tag des herren Jeſu. üwer rüm ift nit güt. Wüſſend je nit,
bag ein wenig hebels den ganzen teig verheblet? darum fo rumend us dem
alten hebel, damit jr ein nüwer teig fyind, als dann je das ſuͤß unberheblet
brot find sc. Und darnach im felben cap. 9. 9, 11: Syd bab dd) afchriden,
daß jt üch nit vermiſchind, ob einer ein brüder (das it ein drift) genennt wirt;
der aber ein huͤrer ober unfüfcher ı Oder ein gytiger, ober ein abgötter , oder
ein Mappermann , 1 oder ein trunfner füller, oder röubig unb riemig ift, ja
bag jr mit eim fölichen nit effen folind. Us den worten Pauli ermißt man
alle gftalten bed bannis. Zum erften mas die fünd bf, der fin ftüfmüter
ſchwächt, offenbar. Denn er fpricht: man hört gänzlich by tid) bon einer
unfüfdjbeit fagen. Zum andren ift nit gnüg, daß man wüſſe, daß e$ un.
recht (9e; man foll das [after Ba(fen unb binnemen. Zum dritten, daß
Paulus jn nit allein hat mit finer. gfchrift bannet, funder jn der kilchen im
Gorintb anzeigt; alfo ift er erſt bon ber(elben in banm geworfen. Zum
vierten, bag Paulus und die fild)bóre in Corinth ſoͤlichs nit ug eigner fraft,
funder us der kraft Jeſu Chriſti gethon hand; welche on zwyfel die ift,
bag er fpricht Mattb. X VIII. 18: Was wir bindind uf erden, das (gg oud)
im himmel gebunden. An welchen morten und difer gegenmwürtigen that wir
eigenlich febenb, bag binden unb entbinden oud) ber Eilchhöre ift, und nit
eins einigen, der foe wer er melle. Sum fünften, bag fülich bingeben dem
tüfel nun den Iychnam usfchlüßt; verftand, fo fer er fin mißthat befennt und
rümwet; und mag ber feel nit fchaden, funber ſy wirt heil darab. Zum
(esten, bag die unverfchamten lafter glych verärgrend, als ein hebel für und
für verfürt, bis ee den ganzen teig beblet. Zum fibenten, daß man bie
[after der untüfchheit, des gyts, ber abgöttern und dergluchen bannen. fol.
Es mag oud) us bem bann glych fo wol nieman laffen, denn die fild)
mit dem wächter, ale Paulus 2. Gor. II. 5— 8, anzeigt, dag ſolich wider⸗
wärtigheit jnen zuͤgewiſen ſyg, tarum daß das laſter nit jnen allen ju argem
gemeffen wurd oder ſy all übergieng. Die (traf. ſyg aber nun qnüg über
ben fündigen gegangen; darum füllind fp in tröften: dann er bitte ſy, daß
fo im mibrum liebe und anab bempfinb. Us welchen worten Pauli (die ich
bod) nun kurzer meinung hab anzeigt) tvir eigentlich hörend, daß difer füne
der, den er bat gſchafft verbannet werden, ſoͤlichen rüwen hat über ſin laſter
gehebt, daß Paulus ein vergnügen daran hatt, unb die gmeind ecmanet , (o
föllte ín wideum begnaben. Alſo, fury von ber fad) geredt, hört ein ieber
wol, daß der bann nit der gebietenden pdpften. noch bifchofen it, funder
allein der kilchen, das ift, gmeind mit dem pfarrer; bod) daß das endlich
urteil der kiſlchen, das i(t, gmeind foe, fuft niemans; derglychen ouch das
entledigen. Spricht: Ich hör eigenlich, daß der bann tyranniſch brucht
wirt: denn fo man jn anders brucht, dann gott geordnet hat, mag ich wol
merken, baf er nit kraft hat. Wie foll ich jm aber thuͤn, fo fy jn uf mid
1) Schmäßer,
340 Uslegung bed XXXII. artikels.
legend um geltfchuld oder um ander urfachen, bie ber gftalt chriftenliches
banned nit glpdyfórmig find? Antwurt: Es ift nieman on einen obren. Zu
dinem obren follt du gon und bor dem felbigen bid) enbieten nach inhalt
fines rechten, gnügthün oder den fpan rechtlich berftatten, * role ftatt» oder
landsbrüchig ift; unb ſoͤlichs dinem widerfacher funb thün, und demnach ale
til um den bann geben (fo fer uftür nit darus entfpringt), ale um eins
bettrifen dröwen oder eins zornigen wybs flüchen: denn es ift marlid) nüt
anders, denn ein onmächtige dröwen, bas dem menfchen an der feel nit
ſchudet. Denn bag binden unb entbinden ift allein der gemeinb; das mag
eder pap(t nod) päpftinn brechen. Es mag oud) nieman gebannet werden
noch it bännig tor gott, denn wie hernach folgt. '
Der zween und deyffigft artikel.
Das man allein ben bannen mag, der offenlich berärgret.
Difer artikel ift vorhin fchon (tarf gnüg bewärt us den morten Chriſti
Matth. X VIII. und Pauli 1. Got. V. Darum ich alle pfarrer um gotts
willen erman, bag fy je feel feligheit anfehind, und das nüßlich ſchwert beg
banns nit mißbruchind mit jren armen fchäflinen, ſy nit um fchuld bannen
(affinb; wie wol id) weiß, daß fy by gott nit gebunden nod) verbannet find,
fo fo nit gebannet merbenb, wie Chriftus e$ bat ufgefekt; noch werdend je
arme eonfcienzen übel verletzt: denn fo find pngfürt mit falfcher leer, daß
fo fölchen bann etas wänend fon ; batgü mecbenb ſy übel gefchändt vor den
menfchen , ba$ aber fo ſchwer gefündet ift Diattb. X VIII. 6. (Afo verftat
am felben ort Chryſoſtomus, feandalizein). Denn mas mag des menfchen
herzen teurigerg begegnen , weder fo er in finer confcienz fid) felbs des tüfels
und verdammt ſyn ſchätzt? Oder womit kann man einen menſchen mee
gſchänden, weder fo man jn tor der ganzen wolverſammleten gmeind gſchändt?
Sehend jr nit, lieben mütbrüber, daß ‚die migbrudyer des bannes bil ungnä-
diger und rücher damit farend, weder die weltlichen herren? Die ftrafend
nieman offenlich , denn ber fid) mit groſſer miftbat vergangen hat. Und fo
es ſchuld anteifft, fo türnenb? fo den fchuldner one verlegen der confcienz
(das das grófte verlegen if) und one gichänden vor der ganzen gmeind.
Aber bife bannenb einen armen um finer armüt willen, und habend ect
geoffe grufame zünſelwerk darzuͤ erdacht, damit fo ben armen bem tüfel zü»
befchwörind; unb bruchend fölch bußenfpil ? bor ganzer gmeinb, das bod)
bill) ee füllte gelächter bringen dann forcht; und macht aber ein fölchen
geufen und verzwyflen, daß ich bforg , es ſyind unzalbarlich feelen dadurch
ermürdet. Dargegen erman ich üch ouch widrum, daß jr die heilfame des
bannes wol ermeflind. Denn was mag die offnen fünd bae binnemen und
beſſeren, denn ber bann? Nimm mar, fo bu einen ofinen eebrecher under
diner kitchen haft, der bie ganze gmeind verärgret: wie fannft du jm wysli⸗
cher tün, bann zum erften in allein frünblid) ermanen; laßt er das lafter
nit, einen oder zmeen zu die nemen. unb noch ernftlicher angrufen; laßt ec
fin 19$ nit, in ber. kilchen, das ift gmeind, fürlegen. Die wirt jn barnad)
usſchlieſſen, und widrum zuͤ jr nemen, wenn und wie ſy gott ermant. Deß⸗
glychen in allen offnen laſtren, die doch alſo ſind, daß man die ougen dar⸗
‚zu nit kann mit eeren züthün. Denn fuft find wie alle fünder, muß it einer
3) erörtern. 2) (egen fie gefangen. 3) Gaufelipiel,
Uslegung ded XXXII. artikels. 341
dem andren verzyhen unb nachgeben; aber in den unverfchamten dingen,
tie fo übel verärgrend, müß man oud) die yfinen ruͤt Chriſti bruchen: denn
fo ift heilfam , daß nit der ganz lychnam gefült! und verderbt werd: Was
möcht nun fchöner fitten under chriftenem volf erziehen weder der bann, mie
obftat, gebrucht? Und wie ich anzeigt hab in einem lafter beg eebruchs, alfo
fol! man von allen verfion, bero ich den gröften teil davornen anzeigt bab,
bod) us der meinung Pauli.
Hie mag id) wol gedenken, daß je, Lieben brüder und mitarbeiter im
wongarten gotted, fprechen metbint: Ja wer befchirmt mich? Ich mag mol
gedenken , bag der bann mißbrucht wirt; fo aber ich in anheb recht ze bru-
chen , laßt mir der bifchof füliche nit nach. Antwurt: Der allmächtig gott,
der allen vat der gottlofen zu nüt richt, der wirt dich befchirmen; unb be;
ſchirmt er bid) nit vor gwalt, wirt ec dir bod) tucht unb tugend geben, bag
du die durächtung dee Inchnams mannlich tragen wirft; ed mug nun alfo
zügon. Chriſtenlicher gloub ift in dem bluͤt Gbrifti zum erften grundlichen
gefeftet; darnach durch das Inden und bluͤtvergieſſen ber prebigenben treffen⸗
lich gewachſen. Alſo, gíoub ich, müfle ex widrum gefübret werden mit vil
bluͤtvergieſſens. Run gond mannlicd daran und fürchtend bie nit, bie üch
den lychnam mögend tóben! fy mögend der feel nit fchaden. Leerend je alle
hoffnung in gott haben: fo zeigend ümren glouben zum erften an mit geduld
bis in ben tod! dann wirt alle menfchen feben, baf jt bas zutlich verſchä⸗
benb um bes ewigen willen; fo jr ben tod fo mannlich Indend, darum daß
je zu dem ewigen bald fómminb. Wiewol ich darin nit will, daß fich einer
ze frefenlich oder ze frü in den fchaden merfe. Dann fülltind bte boten in
anfang des predgens glych getóbet worden (on: mie wäre cheiftener gloub
ufgemachfen? Sunder mit allem ernft fól(enb. jr zum erſten die warheit
trü(id) leeren! jr prebgenb bod) num vor denen, bie chriften gendimt mellend
fon; fo werdend fp such dem mort Chrifti ofen, und mitt gott fin wort
wächfen ? und meeren. Und ob jr etwann den blöden oder unwüſſenden mögend
one nachteil der mwarheit vorgeben, thünd das, unb find one zwyfel: gott
wirt üwre weg wol (iden; finfiend dd) fines mortes mit der (eee und that,
unb (a(fenb demnach jn walten; er wirts wol (dien. Ich fag us miner
armen confeienz, daß ich oft forafättig bin gſyn, bie (eer Chrifti wurde ver-
triben- an etlichen orten. Bald bat gott fin kunſt erzeigt; unb do ich bon
bitf nit hab gewüßt, da i(t die hand gottes geweſen. Ge hat ec burd) ein
armed wyb fin leer fürbracht, oder durch ungeleerte einfaltige menfchen.
Darum find umerfchroden! wolltend je nit af? vedtich ſtryten, als die alten
gethon habend? Run fagenb jr bod), je neminds in b'banb wie die uralten ,
und gloub üch bad. Meinend jr, baf gott nit als ſtark (9e, all dimer fyend
ac überwinden mit üwrem glouben, als ev ie gſyn iſt?
Es werdend ouch die frommen fürſten, unb vorus fand unb ſtätt, bic
eigne regiment fürend, fo batd fy den rechten bann. glernet erkennen, (id)
mit allem vermögen bſchirmen. Und ſo fer jr under andren mißbrüchen
ber. falſch geiſtlichen den bann recht harfür bringend: fo iſt des papſts pracht
unb muͤwill ſchon umkeert: denn er hat allein ud der gläſinen büchs ge
ſchoſſen. Rit bag. ſich des weltlichen gwaltes ieman tröften ſoͤlle, (unter. (id)
1) gefäult, in Faͤulniß verfeht, 9, wachien machen.
342 Ubslegung bed XXXIL artikels.
fröwen, daß, nachdem man die warheit nit will uffummen (affen und fg
aber mit der afchrift nit widerfechten kann, ſunder mit dem Inninen harneft
des bannes underftat ze befriegen , ja bag man iek ficht, daß (oid) (di
und waffen nüt fchadend. Ya fo bringend nuß, eer, fróub und feligheit.
Denn Chriſtus redt Luc. VI. 22: Ir werdend felig, wenn fid) die menfchen
baffen und usfchlieffen und bfdd(fen merbenb , und üwren namen berimerfen,
von des menfchen fung wegen, Fröwend üch 0. Dep füllend fid) alle mens
(den feöwen , befunder alle awaltigen, bag fp bie redlichen verkünder beg
worts gottes geſchirmen mögim? bor den molfen, bie jr gfang nit erlyden
fónnenb. Denn fo man jre adn des bannes nümmen fürdht, ale man feinen
bann fürchten folí, denn den, der um fünd von der fild)bóre wirt ufgelest,
fo werdend fy bald alle kraft vertieren. Darum laſſend fi die zän embleden * und
euffen? wie fy wellend; und fürchtend did) als übel, als ob üch meifter yſen⸗
arinb im himmelrych mit der Zellen drömte. Und damit die falfchen beider
(die aller ſchädlicheſt find) nit ſtatt habind unrecht ze leeren under ümren
ſchirm, fólfenb je ſy ufhalten,? als Petrus leert, bag fo allen menſchen rech⸗
nung und antwurt gebind jrer leer vor der kilchen, die ſy gleert hand.
Denn fo jr fo ben biſchofen an jre höf laſſend, fo zwingend ſy die forcht⸗
ſamen und troſtloſen zuͤ widerruͤfen, dero ich etliche geſehen hab, die ſo
unchriſtlich geweſen, daß ich mich warlich der biſchof erbarmt, daß ſy ſo
ſeelenlos widerruͤf eim chriſtenmenſchen hand gdören zuͤmuͤten. Es hatte der
Türk kein ander gottsverlöugnen dörfen eim chriſten zuͤmüten, denn ſy gethon
band. Darum, (o dc) die biſchof erfordrend um üwre leerer, je ſoͤllind inen
die ze verhören ſchicken, thuͤnd es ganz nit! Haltend aber die erfordreten uf
an die zuͤkunft der biſchofen, und laſſend ſy mit der gſchrift vor aller kilchhöre
überwunden werden: fo könnend fid) bie biſchof nit klagen, und mögend tie
(eder, bie (id) oud) under bem namen der leereren Chriſti berfoufenb, * nit
geſchaden; unb mag die fid) nit verfürt werden: denn man wirt glych
feben, welche recht mit bem wort gotted umgond oder nit. Und fo die bifchof
tid) bannen mecbenb, fo (obend gott! denn es ift ein gmüß zeichen, daß ſy
mit der afchrift nüts bórfenb ze handen nemen, Alſo mwerdend jr fehen, mie
(9 verderbend glych als kürbſen, bie nit füchte habend. Denn all jto fraft
ift menfchentand ; und wenn man demfelbigen fo bil gloubens gibt als dem
zegynerwarſagen, ſo iſt es um ſy geſchehen. Ich weiß ouch wol, daß mich
mit ſölichem tat(d)lag ghein warhafter ſchelten kann, als aber bie pdpftler
thuͤnd: id) leere unghorſam fon. Denn ich leer die rechten chriſtenlichen
ghorfame , bie allen Lafteren bad bremis * ynlegt. Das mort gottes leert
ſelbs, wie man die fchädlichen wolf vermuden mög, bie nun uf den fedet
afehen habend, und bie freien nit allein verkürzt, funder felb ermürdt.
Und mwöllte gott, bag die pochbanfen , fo bie meinung jnen nit gefallen wurde,
fidó nun mit gfcheift barfür lieſſind! id) wöllte inen bie abgöttery erft recht
ufheben. Es bat nieman fo tud) nod) nie gefchriben, der jre lafter nad)
notdurft gelüteret® bab; biefelben jre (after mag man alle hinnemen, fo man
den bann recht brucht.. Denn jro bann gilt denn nüt mee, mit bem fü
aber all jr fchalkheit befchiemt habend. Und noch Bütbptag, wer fo unbe-
1) bíeden, bliden lafien, weilen. 2) ſurren, brüllen. 3) anhalten. *) ausgeben.
5) Frenje, Gebiß. ©) erläutert, klar gemacht, ans Licht gebradt.
Uslegung des XXXI artikels. 343
richt iſt, daß er ſy fürcht, ber fürcht ſy nun von bed banns wegen. So
der nun hingenommen, wirt bie leer Chriſti erſt recht zuͤnemen. Amen.
Der dry und broffigít artikel.
Daß unfertig güt nit tempien, Elöftren, münchen, pfaffen, nonnen ,
$under den dürftigen foll gegeben werden, fo ed dem rechten beſitzer nit wi⸗
derkeert werden mag.
Diſen artikel möcht ich by den päpſtleren erobren; wenn ſy herzen hät⸗
tinb, die jter eignen leer a(tünbinb. * Dann ich wol yngedenk bin, daß id)
by jren eignen fummiften (die ptel wär ietz harfür ziehen) gelefen hab, bag
unfertig aut zum erften fölle dem widerkeert werden, dem ed abgetragen ? ift.
So aber der entwäre,? denn ghört es den armen; ob es denen ouch nit
möchte gegeben werden us urfachen, fo ghört es denn erſt den templen.
Aber fy find fo bil in bie flucht kummen, bag fy aller Dingen berläugnend ;
jrer eignen leereren haltend fy fid) nit, das mort gotted [a(fenb fy fid) nit
bezwingen. Alſo folgt, dag fo gott (inb; unb, die in fo gloubend, heiflend
billich päpftler , giych mie, bie in Chriftum gloubend, chriften heiffend. Hie
müflend mie den (esten teil zum erften an d'hand nemen, namlich: daß un:
fertig güt zum erften dem miberfeert. werden foll, dem es entweert ^. ift.
Das (cert gott butd) Moyſen Erod. XXII. 1. Welcher einen ochfen oder
ein fchaf geftoln hat unb den gemezget oder verfouft, der foll fünf ochfen
fiir den einigen widergelten, und bier fchuf-für das einig. Wie man vom
bicb(tal redt, alfo foll man verfion von alter frefenen nam 5 oder roub. Denn
er fpricht mibrum Sfaj. LXI. 8: Syd) bin der bere, der gerechte lieb bat,
und verhaß die nam, ob (5 mir glych ufatopfert wirt. Us den morten
vermerfend wir, daß ec im nit will gefallen laffen, ob man glych in (irem
namen das hingibt, bad genommen oder geroubt ift. Syn eiim fürgon: Wo
find ie die. geoffen rduber (ich mein bie tyrannen), bie jre armen under
thonen beroubend über eec. und. recht (verftand mine wort nun bon nüm
erdachten uffäten: was berrfchaftrecht ift, weißt man mol), und aum festen
ftiftenb fy ein Elofter oder pfruͤnd? Meinſt bu, ob fü gen himmel fumminb?
Ich hab gheinen zwyfel, der roubhingeber und bee nemer fómminb zemmen;
gott bewys jnen denn grofle gab. Dann der röuber folft jenem fing nit
genommen haben, der abnemer aber follt img nit abnemen: denn ev. follt
gſprochen haben: e$ ghört mir nit. Bring e$ dem wider, bem du e$ genom⸗
men haft. Verhuͤt bid) wol, frommer mann! die nam ift mißlich. Laß dir -
den närrifchen pracht diſer welt nit ze lich fon! er wirt dört übel brennen.
Der meinung ift ouch Gbri(tus 9Dtattb. V. 23, 24: So du bin gab zu dem
. altar opfreft (bid rebt Ehriftug uf die aot, in bero man nod) bie opfer brucht),
und dir dafelbft in (inn fummt, bag din bruder etwas wider bid) anzefpres
chen hat: fo (af bin gab vor dem altae ligen, und gang vor hin unb verfüun
dich mit binem bruder! unb fo du denn fumm(t, opfer bin opfer! Diß vers
fünen [ut nit allein uf bag oder (penb(dyaft friden, © funber von allem verfü-
nen. Nun wirt der afchädiget ie nit gefridet, im werde denn das fin wider⸗
leit. Alſo, heißt Ehriſtus berfünen ı beißt er oud) die nam widerlegen,
1) ju — fänden, 3)meggenommen, nichtvorhanden wäre, +) entwendet, entriſſen
6) die Nahme, ben Raub, ©) befrieden, bepfegen, T) wiedergegeben.
344 Uslegung bed XXXIII. artikels.
Item es (tert das widerlegen oud) das gſatz der natur. Denn willt bu
die mwidergelegt werden, das die abgetragen ift, fo wirſt du ſoͤlichs oud)
thbün. Item Chriftus feit mit hellen worten , bag bie pfaffen oder pharifäer,
die vater und müter mit jrem abfchwäßen hilflos machtend an jven finden,
bat gebot gottes überteetind : wenn ſy leertend, ob ein fun inen etwas gäbe,
das barnad) vater unb müter hiefchind * oder bebórftinb, füllte bee fun
reden: bater, id) habe um dinetwillen in den fats der Piden gegeben; und
enteeret damit den vater und müter. Matth. X V. 4 — 6. Hie heißt eeren
nit allein eet. enbieten, funder oudy ‚heifen. Hat nun Chriftus im alten -
bruch das guten verhaßt, unb mee gwellt, daß fin gebot ghalten wurd, we⸗
der baf der tempel geziert wurd: fo folgt ouch, daß er nit will, bag bu
dem nächften fin gut binnemift. Und fo du e$ aber gethon haft, fo folgt,
baf du jm es widerlegift. Was wellend bie alle genannte geiftlichen (agen?
vorus bie Euttentünfer, 2 die fid) nit 30 dörnen und biftlen, funder zu den
feißten fogenbóumen und rebſtöcken fügend , und mit fchmeichlenden falfchen
worten der armen kinden erb an (if dringend; Legend den fterbenden Eutten
an, doch müß er 20 guldin geben; fürend jn in das Bil grab bin mit
einem gar füffenm amürmel, bag du wänft, bie hurnuflen ? fómminb mit
macht gezogen. Fa was wend fun fagen, fo (o bórenb, baf Ehriftus bie
pfaften und pharifäer um je gylen fo übel gefcholten fat? und ſy zühend
an fich, das der armen ift, glych als jene an fich zugend, das vater unb
müter ghört. D jr glychsner und verkeerer des göttlichen willens und morted !
Ob aber alles unfertig güt fölle widergeben werden, dem es ift abgezo⸗
am, wirt hernach kummen. Jetz folget der ander teil difer ſchlußred: daß
unfertig güt, nachdem e$ dem rechten bſitzer nit miberfeert werden mög , den
dürftigen fólíe gegeben werden. Das bemwärend wir us dem mort. Cheifti
Luc. XVI. 9: Machend üd) frünb us dem unreblichen rychtag, daß, nad.
dem je brefthaft merbenb, fg üd) ufneminb in bie ewigen hütten. Dife
fcünb, bie wir mit der gab der unredlichen rychtag machend, find ble armen;
über bie uns Chriftus verheißt, was wir jnen thuͤn werdind in (inem nanten,
das welle er ung belonen ,. fam wir im$ gethon bättind Matth. XXV. 40.
Die werdend uns in bie. ewigen bütten oder wonungen 3e herberg annemen.
Es mögend oud) bie unredliche rychtag verftanden werden alle rychtag, die
aber Ehriftus unredlich ndmt, daß fo felten us rechten gemüt zemmen gelegt
werdend. So man aber alle rychtag hie verftat, fdyabet e$ unferer meinung
nüt, funber feftet e$ ſy. Denn föllend wir alle rychtag mit den armen
teilen: bil mee, bie wie wol wüflend unredlich übertummen fon. Daß. abet.
bif ber (inn difer morten Gbrifti fge, namlich daß er uns die enchtag heiſſe
bingeben, zeigend Lue. X VT. 10 — 12. die nachkummenden wort ans Welcher
ufrecht it in bem Bleinften, ber ift ouch in bil. ufred)t; unb der in dem
Heinften unrecht ift, bee ift auch in bil unrecht. Sind je nun in dem um
redlichen rychtag nit ufrecht afon, mee will üch des waren vertruwen? Ouch,
fnb jr in frömdem nit ufrecht oder trüm gfon: wer wirt üch das üwer
vertruwen? Hie heißt das fleinft, bat. uns gott empfilt, die enchtag: denn
er nämt's bald darnach felbs alſo. „Sind je nun in dem umredlichen rych⸗
tag untrümw“ sc. hat die meinung: fo dd) gott zuchtag verhängt unb. jr
1) verlangten. ?) Kuttenfchleicher. Von tüſeln, auf den Zehen geben. >) Hornifien,
Uslegung des XXXIH. artikels. 345
miflcudynt'é : wer will üd) das war gdören empfelen, bat it j die hohen
gaben (ined wortes, ft finer (eec und finer wysheit? Denn zühend jr die rychtag
unredlich zu (d), fo murbinb je ouch das güt der warheit fälfchen ze. Alſo
Heißt Huch zum legten: das üwer, nüt anders, denn bas dem menfchen
eigenlicy zügehört, bas it: gott recht erfennen, jn allein für unferen fchab
haben. Item Chriſtus fpricht abere Lue. XI. 39: Ir pharifäer reinigend
das uswendig am trinkgfchier unb der platten; * aber innert&a(b find je voll
toub$ unb bosheit. Cyr toren! bat nit der, fo das uswendig, oud) das
inwendig gemacht? Uber gebend® von innen harus almufen! fo merbenb
üch alle ding rein. foie ftit Chriftus den erften teil big ſinnes Aguriich,
namlich bag die pharifder, gínd) als fo einer fin trinkgeſchirr oder ſchüßlen
allein uswendig fübrete und den mü(t inmenbig Lieffe blyben, fid) alfo
uswendig bor den menfchen ſchönind, aber inwendig foinb fy voll roubs
und bosheit; fg gebind wol almüfen, bod) nun zu eim ſchyn, aber jr berg
gedenft inmenbig nad) dem roub; den fdllind fo von jren gutigen herzen
to(fen, und, das fo erroubt babenb; harfür den armen geben! fo werbind
jnen alle ding rein. Iſt Mar gnüg, daß man der aftalt, fo man den roub
den armen gibt, von der nam erlediget werde.
Sum (esten folgt, daß, fo das unfertig aut dem rechten befißer nit wis
derftellt werden mag, den armen gehört; warlich nit an tempel, Elöfter, nit
mönchen , nonnen , pfaffen gehört. foie ift ouch ze merken, bag unfertig güt
in vilfaltigem underfcheid ift, von welchem allem ze fagen lang wäre. So
aber nit von eines ieden gftalt in den worten gottes Flarlich geredet ift, unb
aber etlich afta(tem find, ba nit gut wäre, daß bas unfertig gut miberum bent
ageben wurde, bon dem e$ kummen ift, als: fo ein houptmann von eim
feömden herren, der in nüt angat, groß güt empfangen bat: ift bem herren
nit geroatt befchehen noch unverhüt genommen, funder er hat e$ williglich
bingageben um bie dienft des houptmanns; deßhalb im der bouptmann nüt
ſchuldig ift ze widerkeeren. Noch ift e$ dem houptmann nit ein vechtfertig
güt; darum foll er ed den armen geben. Etliche gitalten aber find, ba man
das unfertig güt nit wider geben mag us der urfach, baf e$ vom fo unjat-
barlichen menfchen zemmen gelegt if. Als leider zu unferen zyten bie mos
nopoli , das ift, bie einigfóufer, bie ganzen chriftenbeit befchwerend, und
legend unfaglich güt süfammen , das doch gar nit fertig ift. Denn fy drin-
gend mit jren finanzen zu grofler türe, und find ſchuldig ſoͤlich güt ze wis
berfeeeen. Wie wellend fg aber bae tbün? Sy mögend nit zu allen menfchen
fummen; darum ift not, daß fo e$ ben armen miberfeerinb, das ift, Dinge»
binb. Was aber ein (utre unverdiente nam iſt, gehört dem befißer wider.
Dig min bebunfen, wie ich vor gefeitbab, mag ich mit hellen morten der afchriftnit
befeften; ich bab e$ aber us den vordrigen worten Moyfis und Chrifti gemefs
fen, ouch us dem gfaß-der natur; nit der gefälfchten natur, funder der natur,
bie gott mit (inem wort leert in den bergen der glöubigen menfchen. Us
denen dry geftalten mag fid) demnach ein ieder ergichten und meflen; unb
welcher nod) lüterers finde, will ich mid) gern wyſen laflen vom wider-
keeren des unfertigen güts. Suſt (tat die ſchlußred (tof, baf «es klöſtren,
templen ıc. nit gehört. Es Hilft ouch nit gnreden, das Numer. V. 8 ftat:
3) flache Schäffel,
346 Uslegung bed. XXXIV. artiteld. .
denn ber pfaffenftanb ift hingenommen unb bermanb(et Hebr. VIE, wie
ba oben heil ift anzeigt. Duch hörend mir eigenlich, bag Chriftus dag un»
fertig heißt den armen geben. Wir habend ouch ba oben im 24. artikel
gnüg anzeigt, mie es ein ſchmach gottes it, bag man das unfertig güt das
mit recht will machen, fo man einen teil gott davon gibt, (au wir in bas
mit gefchweigen * unb beg roubes teilhaft wellind machen.
Der vier und deuffigft artikel.
Der geiftlich (genämt) gewalt bat (ined prachts gheinen grund us der
leer Chrifti.
Beiftlichen gewalt nenn id) bie die höhe der fürgefeßten zu geiftlichen
Dingen und zu weltlichen herrſchen, als ob id) ſpräch: der geiftlichen herr⸗
fhaft hat irer hochfür? gheinen grund in der (eee Gbrifti. Dag (n alfo zum
erſten ahein bochfür oder herrfchaft füren füllind in jrem amt, ob fy alnd)
bas felb fuft wol und recht vermie(tinb, bewär id) butd) bas eigen wort Ehrifti,
Der allweg , fo die jünger bon der obrefte geredt hand, nen pon der nidre
des geiftes gefeit hat, in melid)er (t die höchſte ſoͤllind füchen. 9Dtattb. XVILL.1:'
Cin der ftunb find die jünger Jeſu 30 im gegangen, fprechende: Welicher
ít nun dee gröffer oder obrer im himmelfchen vnd)? (bag ift, in der kilchen,
Darin der Himmelifch water herr und troft ift), und Jeſus hat ein kindli zu
jm beruft, unb e$ in mitts? under ſy geftellt und gefprochen: Warlich fag
ich dd), ed foe denn, daß je üch befeerind und werdind als die Eindli, fo
mögend jt nit yngon in bas rod) der himmlen. Dife mort find ale heil, daß
Die jünger dozemal noch treffenlich fleifchlich find afpn, fo er fpridht: „ee
ſye bann, daß jr üch befeerind;“ bag (9 nit heller und kürzer fónntinb. fon.
Dann , fo er will, bag fu fid) befeerind, zeigt eigenlich an, daB fg bis dahin
oft angefochten find; welichs aber er nit erigden will, funder bag fy bie mei
nung gar hinlegind, unb der oberfeit als wenig nachfragind, als bie Eindli,
bie nüt davon wüflend. Und fpricht bald darnach: Welcher (id) nun demü-
tiget als die Eindli, ber ift groß oder hoch oder obrer im end) der himmlen.
ir finbenb überall in dem mort. Chrifti nienen, daß joch in dem amt des
predgens noch des werks gottes Chriſtus einigerien gemalts Petro oder eim and»
ren habe für ander gegeben. Uber findend wir fie mit (utren worten, daß
bie höchfte under allen chriften eim ieden ift ufgetbon, bag, welicher der ni-
derträchtigeft ,* der mildeft, der gütigeft, der Eindlicheft im gmüt und an ben
fitten ift, ber ift der höchſt. Alſo folgt, bag, welicher ftrotet, wie er, ber höchſt
fot, daß der gottes gar nit ift: denn dife höchfte der denrütigkeit ift gheinem
menfchen befannt, funder aott allein. Diß (eret er widerum in bem Lob Jo⸗
hannes des töufers Matth. II. 11: Warlich fag id) dd), bag under den fünen
der wyben ghein gröfferer erftanden ift, denn Johannes der töufer. Welcher
aber der minder i(t in dem rod) der himmlen, ber ift geöffer denn er. Sie
will Chriſtus die gröffe Johannſen anzeigen ud der gröffe der bemütigbeit.
Noch bat er in difem wort bie maß der demütigheit nit yngezünt, glych fam
nieman demütiger werden mög bann Johannes ift fun; funder wirt einer
noch minder und demütiger under den alöubigen., bie das himmelifch rud)
find, denn Johannes ift gſyn, fo ift er geöffer. Ich (ag mid) hie nit irren,
1) ſchweigen machen, fillen, begütigen. 2) Hochfahrt, Hochmuth. 3) Mitte, *) demüthigſte
Uslegung beà XX XIV. artikels. 347°
daß ich feinem vorgänger hab in difem fing, Man weißt mol, was das rd)
der bimmlen beißt in vil orten des nümen teftaments, namlich nüt anderg
weder bie alóubigen menfchen. Alfo will Chriſtus hie aber anzeigt haben,
bag gott nit by dem pracht, nit by hohem ſchyn oder namen die höhe ermißt,
funder by demütigheit; in bero. babe nod) aheiner Johannſen übertroffen ,
der ie geboren fye. Welicher aber jn. übertreften melle, müfle dag mit demuͤ⸗
tigbeit 3e handen nemen. Das die vordrigen von Chriſto bie geredt habend
oder von ben englen, bunft mich gar an big ort nit hören. Kurz, die höhe,
nach bero die páp(t und bifchof firgtend, bat gheinen grund, funber Chriftug
feit. jnen mit finen jüngeren hell: Es foe bann, daß fü (id) befeerind von der
fleifchlichen begitb der höhe, fo mögind fo nit ungon in das tod) der himmız
len. Und fo hand faft alle darnach geftritten; fo find fy oud) nit in das rych
der himmlen yngangen.
Peteus, den die pápft ir houpt machend unb jn einen fürften bee apoſtlen
nennenb, das ſy bod) in der gefchrift nienen findend, der fpribt 1. can. V.
1—3: Die älteren oder priefter, bie under üd) find, erman ich ein mit
peiefter 1c.: weidend das fütt fchafen Chriſti, das üch empfolen ift, uffehende,
nit zwanglich funder felb williglich, nit (d)nób gutiglic) funder mit geneig⸗
tem gemüt, ouch nit bag jr über bie teil (verftand gottes) rud) oder hartig-
lich herrſchind, funber (ólfenb ir ein vorbild fon des fütted! Dife mort Petri
verbietend alles herrfchen den pfaffen. oder genannten geiftlichen, und find
nad) verftand etlicher worten ganz Mar. Wriefter heißt einen älteren, oder
züchtigeren oder ernftlicheren. Alſo fóllenb die priefter fun. Darnach ndmt
(id) Petrus felber nun ein mitpriefter, nit obren oder papſt. Darnach heißt
ee die fchaf weiden: das ift dag einig amt der pfa(fen, daß fy meibinb.
Darnach beißt er fy uffeben, bas ift, bifchof fon: bann bifchof ift nüt an-
ders bann ein wächter. Darnach föllend fy nit zwanglich funder fründlich
jt amt verwalten, und under (id) nieman zwingen (unber fo väterlich Hals
ten, daß inen alle menfchen felber mwilliglicyh gern gehorfam fyind. Darnach
ſollend fy uf den nuß nit (eben, funder us geneigtem gemüt, das ift, ug liebe
gottes und des menfchen, bie leer gottes fürbalten. Darnach, daß fy über
die teil, das i(t, Filchen unb gemeinden gottes, die jnen empfolen find, nit
herrſchind als bie ruchen herren; funder mü(finb, bag (9 nüt anders (inb
denn ein vorbild, nach bem, die inen empfolen find, fid) geftalten füllend,
Sie wirf, bu ermfaltiger, big mort Petri den päpſtlern handlich für und
fori: Ir redend, üwer pracht habe grund us Petro bar, und Petrus foe
der obreft gſyn ze Rom; alfo fog oud) üwer papít der obreft, das aber an
der matbeit nit iſt; icdoch will ich dd) dag ſchenken. Warum folgend je
denn nit dem wort Petri, ba er fo heiter allen ümren pracht verbüt? wie
wol das mort nit Petri, funder goftes des heiligen geiftes ift. Iſt Petrus
der urbab üwers fige, warum fehend je nit uf fine wort? Gich, mic ift
das papfttum fo wol gegründt, ja uf (inen eignen mütwillen mit verachtung
gottes und finer jüngeren. Diſer zweyen Eundfchaften ift gnüg ze bewären,
daB die pfaffbeit gar nit herrſchen foll, jod) in dem amt, das jnen gott be=
foten bat, funder mit nidertracht groß fon und mit chriftenlichen ſitten, bas
mit man an jnen ein ebenbild neme, wie man wandlen föll.
1) fed, vüftig.
348 Uslegung bed Xx xiv. artikels.
Darnach folltind fp noch vil weniger weltlich herefchen, als ba oben
ouch ift anzeigt. Darum ich bie nad) der kürze will barburd) gon. uc.
XII. 14: Es (prad) einer us dem volf: Meifter, red mit minem brübder, dag
et das erb mit mir teile! antwurt im Chriftus: Menſch, mer Bat mid) zu
eim vichter oder erbteiter über üch gefeßt? Sich, der beer aller dingen will
fid) des erbe nit annemen, ſunder wyst ben (pan für bie eichter; unb die (id)
an (tatt gottes ſitzen ruͤmend, zühend alle gericht und recht zu jnen, tvelfenb
ber alle recht fun und faltenb doch jr eigen recht nit. Sytem als die jünger
Luc. X XII. 24—26. under einandren forfchetend (das babend fy oft ges
then; bif ift aber zum legten beichehen nach dem nad)tmaD, welcher under
jnen der gröft oder fürnemft wär, hat ee zu jnen gefprochen: Die Eünig
. ber. Heiden oder völkeren beberrfchend fo, unb die gemalt über fp habend,
werdend gütthäter genämt. Ir aber nit alfo! funder der geöfler ober
ober under tid) foll werden als der jünger, unb der vorgänger als der die⸗
nee. O was folltind alle päpftler für bie vier Heinen mórt(in geben „je aber
nit alfo.“ Sich, wie kurz hat jnen gott abgefchlagen, bag (9 gar nit berr-
fien (ólfinb; funder mie zum erften ift anzeigt, daß (p allein mit demuüt
und (id) felbs bingeben zu dienftbarkeit der glöubigen groß füllind werden.
An den wörtlinen müß all je pracht und gewalt brechen, fo gloſſierind's,
wie fy wellend, fo fónnenb (9 jnen feinen andren finn angewünnen. Gotts
wort ftat (tof; himmel und erb brechend, ee ein tüpflin von bi(en worten
abgang. tem, er bat oud) Matth. XXIV. 49—51. grufamlid) verboten,
daß die, denen bie teil empfolen find, jre mitknecht nit ſchlahind, mie oud)
ba oben ift anzeigt. Stem, et bat darum die jünger one fad, (edel und
ftab acfenbet ze predigen, daß fo nüt ze hufen (ólftinb nod) fónntinb legen,
nit fehlen, nieman fchlahen nod) tud) beherefchen Luc. IX, X. Us difem
grund der gefchrift foll man nit geftatten , bag bie geiftlichen einigerley ober»
feit babinb, bie der weltlichen miber ift, oder bon gemeinem regiment abge⸗
fündret: denn ſölichs bringt zwitracht. Wellend fg aber überein? weltli⸗
chen berrfchen, fo Lafiend bag amt der boten und priefteren gottes (igen:
denn fo hat man fo für obren unb tyrannen oder gütthäter, nachdem ft
regierend; aber beede mögend fo nit beftion. Wäre es nit wäger, man er⸗
[ebigte die dbbt oder bifchof, bie herrfchen melfenb, von ben kutten und klöſtren
unb biftumen, und lieſſe (y herrfchen; und bruchte man dag zutlich güt recht,
das fg mißbruchend, unb (atte man an der bifchofen flatt wächter nit wolf,
und machte man dannethin feine dbbt mee; denn bag man fü alfo mütwil-
fen laßt mit verärgernuß allee menfchen? Wie mol hierin ein unfchädliche
cheiftenliche maf fol unb mag gebrucht werden; fo wir fehend an dem hel⸗
(en wort gottes, daß jr (tanb, wiewol fy das nit bekennen wellend, richtig —
wider gott, von der Eutten, bon fünbrend, bon mißbruch der rychtagen unb
gewalts wegen ift.
| Der fünf und dryſſigſt artikel.
Aber der weltlich bat feaft und befeftigung us der (tet und that Chriſti.
Difen artikel hab ich darum gegen dem obren gefest, bag man un jnen
becben der päpftleren falfch underfcheiden erlernete. Denn fo fo empfindend,
ba jro pracht und gemalt brechen müß, nachdem die gefcheift (o heil in Die
*) durchaus, partout,
ri
Uslegung bed. XXXV. artifels. 349
weit fummt unb wider fy iſt, fo wellend ſy fid) anhenken und fchenend zu
dem weltlichen gewalt: 2a(fenb je und underdrucken, fo gefchicht üch barnady
ouch alfo! Glych als ob man fü mit gewalt underdeude unb nit die gefchrift
fo überwinde, welche aber widrum den weltlichen gemalt feftet und dem heißt
gehorfam fon. Darum alle oberfeit jro nit entfisen* foll, daß die [cer
Chriſti inen möge ſchädlich fun; funder wirt ſy fehen und empfinden, daß
je tod) und oberfeit dheinen meg beffer, rümiger, fridfamer , ja rycher font
mag, denn fo on underlaß das wort gottes_ftyf und Elar prediget wirt, fo
fee fo nit tyrannen find: denn diefelben mögend nit Inden, daß ein volt
(romm und gottsförchtig ſye; funder der böft unb frefeneft ift. inen der
alíerbe(t, und wie Euripides fpricht: Der ift inen bög, der .nüt böfes tbüt
Gbriftu$ hat den Juden, als fy in mit uffaß* gefragt band, ob man dem
kaiſer den ſchatzyfennig fchuldig fye ze geben, geantwurt Matth. X XII. 21:
Gebend dem kaiſer, das je jm fchuldig find, unb gebend gott, das je gott
fchuldig find. Us bifem wort Gbri(ti hörend wir das: find wir ber oberfeit
gehorfame fchuldig, fo föllend mir bie leiten; find mir jro ſtür oder (ug?
ſchuldig, fólfenb mir bie leiften, derglychen, aól[ , gleit, wie barnad) folgen
wirt. Aber bie maf, die fy darin halten fólfenb, merbenb wir oud) fchen.
Es mag oud) us difem wort nieman erfechten,, daß alle menfchen müflind
dem faifer underworfen fon, als die fummiften .leerend. Denn Chriftug
bat nit geredt: bie ganz welt foll bem kaiſer geborfant fon; funder nachdem
er ſy gegenwürtiglich under des kaiſers gewalt fand, laßt er ſy darunder
blyben, und heißt im geben, das man im ſchuldig ſye. On zwyfel, hätt er
(o under dem babylonifchen füng funden, hätt et ouch gefprochen: gebend
dem babylonifchen fünig, das jr jm fchuldig find. Chriſtus bat mol gewüßt,
baf kein gefchlecht der menfchen fo gut nimmer mitt, es wirt etlich haben,
die fó fchädlich und übel werdend Leben, daß man je unbill nit eriyden
mag; die muß man denn mit fehmerzlicher arzny vertryben, mit bem yfen,
mit dem brand sc. Daruf. mwachend die fürften unb oberfeit. Darum ift
bie Chriftug nit forgfältig gſyn, wie man dem kaiſer unterthänig fölle fun; fune
ber fo er weißt, daß man die (traf müß in eim regiment haben, und (tünb bie ſel⸗
^ big zu bet ant im jüdifchen (anb dem kaiſer zu: heißt er bem ruchen arzt geben,
bad man im fdyutbig fpe, barum daß nit alle menfchen gott gebend, das fy im
fhuldig find. Gábinb aber alle menfchen gott, das fo jm fchuldig find, fo dörfte
man gheines fürften noch obren, ja wir wärind nie us bem Paradis fummen.
So nun das nit befchicht, mug man obren haben , die unbil( berbütinb, denen
man dargegen züdienen foll zimmliche narung 1c. als oud) harnach fummen wirt.
Mit der that bat Ehriftus den weltlichen gemalt befeftet Luc. II. 5,
baf er und (in müter fi) nad) dem Laiferlichen gebot habend laſſen vere
zeichen und zälen under des faiferd vod), bie wyl er nod) in bem reinen
lychnam Mariä was. Oud) damit, daß er ben didrachmum (iſt ein pfen⸗
nig geweſen, den der kaiſer zuͤ einem ſchatz hat ufgelegt) gegeben hat
Matth. XVII. 24. Wiewol er ein herr und künig über alle herren was,
hat er dennoch uns zuͤ eim byſpil, daß wir alle gemeine burde einandren
hulſind tragen, ouch dem kaiſer den ſchatzufennig geben. Welchs byſpil die
geiſtlichen nit lernen wellend: ſy helfend dem gemeinen volk nit ſtüren, nit
PENNE UID — a a — — — — —
1) fid) nicht davor entſetzen, nicht fürchten. 9) Hinterliſt. 3) Schoß, Grundſteuer.
350 — Uslegung des XXXVI. artikels.
brüch geben, nit gemeinen nut erhalten; ſy forechend, fy foinb frg. — Wel⸗
ches id) wol nachlaffen mag, fo man ſy bon der oberfeit har fry gemacht
bat one fchaden der gemein, bie mit gefreut if. So aber f) den armen
jre güter mit jren rychtagen abringend, und mellend nüt deß minder die
obren die ganzen fumm der ftüren und fchuflen von den armen haben, das
ift in der bell nit recht. Es ift ouch ein groffe tyranny, daß fo bon etlichen
päpften oder Laiferen oder künigen vor vil jaren find usgenommn und ge
ftot, daß ſy bas in die emigfeit bruchen underfiond. ‘Denn wer bat dem
bor 100 jaren gemalt geben, bie iezigen welt ze bezwingen? Kurz, us der
(eee Chriſti ift. nieman usgenommen, daß er dag gemein- joch der oberfeit
nit fó((e tragen mit gemeinen glöubigen. Fryt aber ein oberkeit einen oder
den andren, foll das on nachteil befchehen ber gemeind. Wiewol ein jeder
wol ermeflen mag, was fdlich fryen nad) der länge bringt.
Der ſechs und drufligft artikel.
Ä Alles, fo der geiftlich (gendmt) (taat im zügehören rechtes unb. ved.
tesfchirms halb fürgibt, gehöret den weltlichen 30, ob fy chriften fun
wellend.
Diſen artikel wellend wir furg binrichten,? wie wol er groß und
treffenfich wider die pdpftfer i(t. Dann fo inen die gerichtshändel entzogen
mwerdend, müf man oud) on zwufel den hof ſchlyſſen. Der artikel ift
feft gegründt in dem wort Cbriti, vot oud) anzeigt Luc. XII. 14. Als
einer zu jm. ſchrey: Meifter, reb. mit minem. bruder , daß er dag erb mit mir
teile: antwurt er jm: O menfch, mer. bat mich einen richter oder erbteifet
über üch gefeßt? Wir wüſſend mot, daß alles gericht und urteit Ehrifto ges
geben ift vom vater Joh. V. 22; dasfelbig gericht wirt er aber erft zu den
festen zyten halten; aber in bifem àot bat er das gericht von jm geleit.
Welichs wort und that ftarf gnüg ift, daß alle pápft umb bifchof fid) kei⸗
ned gerichtes nüt föllind annemen, funder allweg mit Chrifto fagen: mer
. bat mid) einen richter oder erbteilee über did) geſetzt? Chriſtus hat einen
fchlechten? Handel nit wellen vertragen, damit wir nit ein ebenbild nemind
ſoͤlichs oud) ze thün. Und die geiftlichen väter wellend alle blütigen händel
nit verrichten, funder fo machende. Wer fat nit gefehen zu unferen zyten,
baf des Iangmwärenden kriegs in Frankrych und Italia urfach der papft ges
weſen it? Denn bald mag er den faifee nit Inden, bald mag er den fünig
nit Inden, und bringt bod) föliche allweg 'ze wegen under dem namen
Ehrifti und bed fridens. Kurz, dag gericht i(t allen pfaffen in dem wort
Chriſti eigenlich abgeftricht; fo bod) die ganz chriftenheit mit güten geſatzen
und rechten verſehen iſt, alſo daß nieman rechtlos ligen darf, ſo es anders
recht zuͤgat. Wo aber das ſchon nit wär, mögend fy ſich dennoch nit rich⸗
tee machen: ſunder je amt iſt leeren. Alſo ſölltind fo bann treffenlich leeren,
daß man billiche gerichtſitz verſchuͤfe gehalten werden, und ſich ſelbs für
richter nit ufwerfen. Denn Chriſtus, der aller anruͤfenden not gnädiglich
verhört und geratſamet, hat diſen anruͤfenden nit wellen gewären, on zwyfel
bet meinung, bag er den richteren diſes zytes in je amt nit hat wellen
gryfen. Roc, bil weniger ſoͤllend es bie thuͤn, bie fine boten (inb.
1) ausführen, behandeln. 2) geringfügigen.
LÀ
Uslegung des XX XVI. artikels. 351
Daß den geiſtlichen rechtes ſchirm nit zuͤſtande, ſoll nit verſtanden wer⸗
ben, daß fü mit der leer nit ſöllind bem rechten byſtand thuͤn; ſunder daß ſy
mit gewaltiger hand jnen gar nüt fürnemen ſoöllind, bie gericht und rechtſitz
ze beſchirmen, als bie biſchof zu diſen zyten thuͤnd, bic je recht mit gewal⸗
tiger hand, jte Inchnam mit fo vif kriegsknechten und fechteren beſchirmend,
es hätte jro ein künig oder kaiſer gnuͤg. Und bat aber Chriſtus Petrum ges
heiſſen ſin ſchwert ynſtecken: denn welche mit dem ſchwert fechtind, kömmind
mit dem ſchwert um. Daran wir eigenlich erlernend, daß bie zwey ſchwert,
bero fid) Chriſtus nad) dem nachtmal vernuͤgt, nit den gewalt der herren,
ſunder das wolgeſchliffen wort gottes, im nüwen und alten teſtament geoffnet,
bedütet habind. Hätte Chriſtus ſin leer und ſich ſelbs wellen beſchirmt ha⸗
ben: ſo hätte er wol ein andren züg zemmen können bringen, denn nun die
armen fifcher. Er ſpricht aber: ſteck 9n! Iſt nun ber papſt ein nachkum⸗
mender ſtatthalter Petri, warum hört er nit, daß Chriſtus zuͤ jm ſpricht:
ſteck yn? Denn hat er es zuͤ Petro geſprochen, ſo ſoll er ſich deß on zwy⸗
fel ouch annemmen, fo er ein ſtatthalter unb nachkumm Petri ſyn will. Jetz
will er wider den türken fechten, damit fin geſind zu Rom nit umkömme.
Hör, o pap(t! Chriftum: (ted on! Es mwerdend die weltlichen fürften je
land mof befchirmen underftion. Und gang, prebig bu das vod) gottes! Biſt
bu mirfch ze rümwen ! denn Chriftus, ob bu glych erftochen wirft? oder müß
man-den Türken notlicher weeren , bie uf bid) ylend, weder ben Juden, bie
uf Chriftum ylend? So du wol fehen maaft, du fueft denn blind, daß
fölich durchächten der unglöubigen gott über uns verhängt um unfer ſün-
den willen. Willt bu den tat gottes hinderftellig machen? Gang bin und
wend die fündlichen Sodomen zu rüwen, nit mit büchfen und reifen,? nit
mit dem bin und harryten der böggenbifchofen, funder mit dem mort. qot»
tes, unb prebig und fd)ry wie Cyonas, mie Johannes, mie Chriftug: Beſſe⸗
renb üch! Und nimm ghein ander ſchwert in b'bánb nit weder das fd)mert
beg geiftes, das ift, das wort gottes unb andre waften, die Paulus Epheſ.
VI. 13— 17. fchmidet, oder aber du wirft umkummen. Diſer David kann
in dem ftählinen harneft nit fechten. Oder aber, fo lang du nach pfinen
waffen ſchryſt, werdend wir alf (eben, bag bu nit ein nachgänger Chrifti nod)
Petri funder des tüfe[8 bift, ja der war antchrift. Thu bu, das bid) gott
heißt, unb verlaß dich an fin wort! ec wirt es mol (djiden, fo man (id an
in laßt; er wirt wol ſchirm finden, obfchon die bös Sodoma zu äfchen ver-
brennt wurd. Gott fye dank, daß er ung heimfücht! er ftrafet fine fün, bie
er lieb dat. Er will ung einmal bezalen um unfrer fchalkheit willen, unb
leeren, daß wir die groffen grümen, die Rom unverfchamt vor alfee melt
thün gbar, ein ander mal nit meer ungeftraft laſſind. Iſt das ganz jüdifch
bolf um ber böfen pfaffen und hafferen Eprifti willen vertilget, fo it oud) on
ztunfel gottes anfchlag, bag er ung alle (trafen will, bag wir den uneerlichen
breſten der päpftleren one alles verbeßren duldend, unb die ougen zuͤthuͤnd,
und wellend in nit fehen. Summa, alle regiment merbenb dep fridfaner, fo
fy gheinen capitlen oder conventen ze richten gar nüt geftattend, (unber alle
gerichtshändel für (id) zühend; und capitlen ouch conventen nüt erloubend
funberé ze handlen, es (ge denn, daß fü ze lernen gemmen fumminb und hö⸗
1) sit bedauern. s) Feldzügen.
352 Uslegung ded XXXVII artikels.
ren. Denn Pur, als bil id) je all mine tag ie aefehen hab, fo (inb fy al(meg
dem offnen regiment widerwärtig , bad aber wider gott ift.
Sum (esten. gehört fchirm des rechten der weltlichen oberfeit zu; e$ treffe
pfaffen, münch, nonnen an. Denn die heilig gfchrift wirft ſy den meltli-
chen nnder, als im nächften artikel ar wirt, fo fer fo chriften fon melfenb.
Das hab id) darum gefeht, bag bie väpftler nit Eönntind ynreden u$ der
meinung Pauli 1. Gor. VI. 1.—7, da er milf, daß die chriften jre händel
under einandren vertragind, und nit für -ungldubig richter ziehind; bas
aber bje päpftlee dahin dringend, fu ſöllind under den chriftenmenfchen urs
teilen und alle zweyung mit jrem recht vertragen. Und redt aber Paulus
dafelbft gar nüt, das uf die pfaffbrit dienen möcht: denn er (pricbt fölicher
meinung: €e jr um händel big zytes für weltliche richter, bie noch unglöu⸗
big, keerind, ee föllind je die allerfchlechteften und einfaltigften under üch ute
ziehen ,* bie de) entfcheidind. So aber ie alle die fürften, under denen die
Ariften lebend, ouch chriften find: ſöllend ouch alle chriften das recht von
jnen nemen. ^ £8 wäre ouch denn fad), bag fy bef entgelten müßtind, bag
fp der (eee Chriſti anbangtinb, als Leider ze beforgen ift by unferen zuten
oft befchehen fon. Wo aber ſoͤlichs wäre, und einer on ufrür möchte für
einen glüchen gemeinen richter fummen: möchte er fid) des morts Pauli
halten, daß er nit für einen argmwönigen richter fürgieng. Denn es if
ahein underfcheid amüfd)enb denen, die unaldubig find, unb denen, die
chriften find unb dem mort Ehrifti nit gloubend, nit gehorfam find: denn
baf die falfchen chriften die bósren find 9Dtattb. XI. 21— 24, Luc. X. 13.
Der fiben und dryſſigſt artikel.
Inen find ouch fchuldig alle chriften gehorfam ze fon, nieman usge⸗
nommen.
Difer artikel wirt ung den grund der oberfeit offnen. Paulus’ fpricht
Röm. XIII. 1, 2: Ein iede feel foll undermworfen (9n den hohen gemälten!
denn c8 ift ghein gewalt, denn der von gott kummt. ber bie gwält, die
da find, die find von gott verordnet. Alſo, welicher fid) dem gwalt wider-
(rit, der widerftat der ordnung gottes. Welche nun wide:ftond, bie mers
benb inen felbs verdammmuß empfahen. Zum erften fpricht Paulus bie:
Ein iebe feel, das ift, ein icdes lebende men(dy. Sind papft, bifchof, pfafe
fen, münch, nonnen lebende menfchen, fo find fü bie unbeariffen. Zum
andren nämt er die fürgefebten, es fyind fürften oder obren, hohe gwält.
Zum dritten, daß aller gwalt von gott fummt. Alſo folgt, bag Huch der
bös gewalt von gott fummt? Ga, aber alfo ftraft gott unfer fünde Gfaj.
III. 4. Sprichſt: Alſo fol man oud) dem papft aehorfam fun: ob er
(yon bös, ift ev bod) us verordnung gottes um unfer fünden uns zu einer
ſtraf uf den Hals gelegt. Antwurt: Das gloub ich feftiglich; ich (id) aber
daby, daß uns gott ud finer erbärmd miberum usfüren will, glych ale
Iſrael us Egypten. Die marenb oud) dem egyptifchen fünig underworfen ,
diewyl fo gott under im ließ; bo er aber Moyſen zü inen ſchickt, zerriſſend
fo die eauptifchen band unb gingend bin. Alſo fibt bifer (deber? gegen»
wurf nüt: bann us der fürfichtigheit gottes werdend wir ie glych als wol
1) auswählen. 2) (dele, fchiefe.
Uslegung bed. XXXVII artikels. 333
bon bem papft erlöst, als wir vor oudy us jro jm find underworfen afon.
Die andren mort. Pauli find Mar. tem, aber fpricbt Paulus febr.
XIIL 17: Sind gehorfam üwren fürften oder obren und wychend jnen!
bann fo wachend für üwer leben (da i(t aber feelen für leben nach hebrai⸗
fchem fitten gefchriben), damit, fo fy rechnung geben mwerdend, ſoͤlichs mit
feöuden und nit füfzende thugind: denn ſölichs wäre dd) nit güt. Dife .
wort find Mar, denn bag bie päpftter ſy uf (id) felbs ziehend, fam fy jrer
tyranny ze bilf kummen (ólfinb; unb heiffend aber, hegumeni, den Griechen
fürften , Bouptlüt oder herzogen. Damider mag jnen nit helfen, bag er die
fürer des gottsmorts unlang barbor b. 7. ouch, hegumeni, genämt hat. Denn
er hätt mit userfcheidnen morte bald hinzu get&6on! bie dd) bie leer gotted
gfeit band. Lind ob es glych on alle (ürmort uf f Iutete, fo mögend bod) ft
nit die fürgefeßten fon, von denen Paulus an dem ort redt. Denn er redt
nun von ben fürge(ebten des gottsworted, dag man denen gefölgig fot,
das ift ben Griechen, peitbein sc. Diſer (inn uf bie fürften mag noch mit bif
andren funb(d)aften bewärt merben, bero wir body nüt báórfenb. Item, aber
beißt Paulus 1. Zim. II. 1, 2, daß bie chriften ernftlich gott bittind für
alle menfchen, für bie fünig, das ift, für die oberfeit unb für allen gewalt,
daß wir einen ftillen ruͤwigen ftand füren mögind in aller gottshuldt und
eenft. Syn mwelichen mworten wie oud) bie gehorfame ermeſſen mögend, daß
die chriften nit allein jren obren, die bosemal unglóubig marenb, gehorfam
fon ſoͤllind, funber ouch gott für fo bitten, daß man einen rümigen ftat
füren mög in rechter gottshulde unb ernft. Ach, wo was dozemal der une
tümig ftu(, die touben fchlüffel und derglychen narrenwys? Die chriftlichen
leeree ſoͤllend fiyßlich arbeiten, daß alle menfchen für bie oberkeit gott bittind,
bag wir ein friblid) und unwiegſam? eenftlich (eben. fürinb. So aber die
vfaften felbs regieren wellend, fo thünd fo, glych als ob fy mol regieren
nümmen um gott erwerben? wellind, funder felbs in d’hand nemen unb:
nit an gott laſſen. Hieby fidót man oud) das amt der rechten bifchofen,
ba$ ift, wächteren, daß fy ernftlich daruf fehen fólfinb, daß man feidlich
lebe. Damit ich mid) gern will gegen allen menfchen entfchuldiget haben,
bie mid) einer oder der andren party verzubend; * darum daß ich (o ernftlich
von friden geprebaet hab in dee frommen chriftenlichen ftatt Zürich. Ich
verzüg vor gott und allen creaturen, daß ich füliche us gheiner andren ur-
fad) gethon hab, weder bag ich müßt füliches minem amt zuͤſton. Welichs
id) alle mine tag, bie ich prieſter bin gefun, Übel gefüccht‘ hab. — Ja fo
jung bin id) nit gſyn, ich hab in miner confcieng das wächteramt wirfch
gefürcht, bann es mid) ge(tómt hab. Da ich weiß, bag der fchäflinen
blüt, fo fo us miner unforg umfummenb, von minen händen erforderet
wirt: fab ich ie us minem amt müffen den feiden predgen; und als id) ges
fehen bab, daß gott mit finem wort gewürkt bat unb der menfchen gemát
zu friden geneigt i(t: wär ich ie ein groffer mörder an den frommen Lüten
gſyn, daß id) nit für und für zu feiden und chriftlichem leben gefürt und
gendt Hätte; fo ich das zuͤnemen des güten fo. heiter fad). Daß aber in
1) Gott Huldigenden, geborfamen Bottesergebenheit, 2) unveraͤnderlich, ſtandhaft.
3) von Bott erlangen. 9) bezichten, beſchuldigen.
Swingli'é ſammtl. Schriften I. $5, 93
354 Uslegung bed. XXXVII. artikels.
mitten des mined fyffes der ufbeuch zum vapſt befchehen ift, a) fann mie
fein menfd) mit der marbeit ghein fchuld daran geben. Denn id) zur fel»
ben zyt mit den pádp(t(eren in offene fuendfchaft, und fü mit mit usgebro⸗
chen marenb, der geftalt: Syd) hatt vorhar brü ganze jar das csangelion
Gbriftt mit ernſt gepredget, daran mid) bie päpftlichen cardinäl, bifchof
und legaten, bero die aot bie ftatt nie gerumt wurd, oft geftóubt* babenb
mit fründfchaft, mit bitt, mit (reden, mit verheiffen groffet gaben und
pfründen; denen ich bod) gar nit hab wellen wychen, funder ein penfion
"bon 50 gulbinen, die f) mir järlichen gabend (ja fy wolltend mir nun 100 geben,
wollt id) jro nit), bie ich im jar 1517 hatt abgefeit, bero (y mid) dennoch
brü jar darnady nit erlaſſen wolltend, bie fchlüg ich im jat 1320 mit einer.
eigenen handgfchrift ab (Sd) vergich min eigen find vor gott unb allen
menfchen: denn vor bem jar 1516 hanget ich nod) etwann bif an des papſts
. eberfeit und meint, mir 3immte gelt von jm ze nemen; mie mol id) mit
hellen worten den römifchen boten allweg gſeit hab, fo fp mid) ermantend,
id) föllte nüt predgen, das wider den panft wäre: fg fóllinb gar nit hoffen,
daß ich die marbeit um ein mort underlaflen werde um jres gelteg willen ,
darüber mögind fp bas, ob ed inen glieb, wider nemen oder nit). Als ich
nun bie venfion abgefchlagen hatt, fahend fy mol, daß id) gar nüt mit jnem
ze teilen haben wollt, unb fürend zu, und berrietend min bandafchrift des
abfchlahens unb, quittang, bie beede in einem brief ftündend, burd) einen geift-
lichen vater, einen predgermünd, der meinung, fo murbinb mid) damit
don Zürich bringen. Das bat jnen der gftalt gefelt, daß "der eerfam rat
wol wußt, daß ich mit ber [eer dem papft nit gefyret att; daran fy mol er-
fanntenb, baf dag gelt an mir nüt gewürkt hatt, oud) daß ich weder that nod)
hilf zu jren anfchlägen getbon hatt, unb ie zum andren mal die penſion
ufgefeit; oud) , als bie leer bec vordrigen zyten afon ift, id) gheines übertreteng
weder eeren nod) eids mocht gefchuldiget werden. Und batt mid) alfo der
ecgenamt eerſam rat unfchuldig ecfennt b). Ya big. ungüt ſtuck jrenthalb, fuft
1) abgemabnt.
a) Der Feldzug bom Syahre 4521, wozu (ih bie Zürcher durch das Bündniß mit
dem Papſte verpflichtet glaubten. b) Franz Zink gibt darüber in einem Brief an den
Math von Zürich (Dinft. nad) Aflumt. Mariä 1521 und an Zwingli felbit vom 20, zu.
Aufſchluß. Er fpricht Zwingli Muth ein, weil er vollen Aufichluß bem Rath, der
Zwingli wegen feiner SBenfion vom Papſt zur Nechenichaft gefordert hatte, geben fonne
unb wolle, Dem Rath meldet er dann: Zwingli hätte zu Zürich ohne diefe Penſton
micht: beſtehen Tünnen, vorüber er fich auch gegen ihn und andere bisweilen beflagt
babe, fo daß er von Zürich wieder nach Eintiedeln zurücdzufchren gedachte. Für bie
Penſion Babe er. nichts verſprochen. Obwohl ihm eine Vermehrung der Benfion von
50 auf 100 Gulden und Domberenpfränden zu Baſel oder Ehur vom Bapft anerboten
wurden, babe. er alles ausgeichlagen. Er ſey Ohrenzeuge geweſen, wie Zwingli dent
&egaten Bucci geíagt habe: Lim des Geldes willen wolle ev des Papſtes Angelegenhei⸗
ten nicht fördern; das Voll nidjtebeítomeniger beſtmoͤglichſt bie Wahrheit lehren und
er (elle es ihm beim, ob er ihm die Penſion ferner geben wolle oder nicht, Der Le=
dat aber wollte ihn nicht nbtbigen; verfprach bie Benfton ferner ohne Bedingung, für
feine Nothdurft und zu Anſchaffung von Büchern. Doc habe diefe Penfion Zwingli
immer gedrüdt, fo bafi er (id) bey Zink in Klagen ergofi unb eben darum die Gtelle
in Zürich aufgeben wollte. Als bann aber Engelhard nod) im Kaufe bes Jahres 1521
großmüthig feine Stiftspfründe an Zwingli abtrat, ward er aus der Verlegenheit erlöst,
utlegung des XXXVIL artitels. 355
ift e$ güt fun, hattend fo mir desfelben mals fchon bemifen. Das fag id
Parum, daß, bie mich verzyhend, ich babe zu bemíelbigen heerzug ein oug
züthon unb nit eruſtlich geweert, fdbinb, bag ich gar nit hab können üzid
gemeins ‚haben mit den päpftleren; funder es befindet fid), bag id fo
ftat? hab gemeert, als ich ie gheinem Eriegen und ufbredhen gemcert hab.
Es begab fid) ouch, daß ein wyſer groffer rat zu Zürich den zug Hell
abſchluͤg. Do für der päpftler (bu weit wol, welchen fuchs ich mein)
zu, unb macht die fach fo geufam: ob ein eidgnosfchaft dem papft nit
nach inhalt der vereinung hielte, fo mwurdind f) vor allen menfcdhen ges
fhändt. Denn jr vereinung wär lange jac. bor der nüwen bereinung des
fünig? von Granfryd) gemacht. Der papft wäre oud) der meinung, fo im
nit gehalten wurd, wollt er ie fin vereinung durch den druck für alle mens
chen laſſen fummen und fehen, mie ein eidgnoßfchaft an im gehalten hätte.
Und yit ernftlich mit der. fach, als ich warlich bericht bin, daß er bif wort
gegen etlichen geredt hat: Man müs mit der fad) ylen, ee baf der pfaff
wibrum an der fanget wäre. nb bewegt Damit einen eerfamen vat, der jm
allweg vormal zu bat gfeit ze halten, obalych andre eidgnoffen jm nit wöll⸗
tind zuͤziehen, bag er jm von nüwem züfeit volk ze (c:biden. Ward wol uf
der gaß geredt: der Fuchs hätte fe(t(ame krüter in finem bafen gekochet; bef
ich mid) nit belüd. Denn e$ bat ein wyſer rat bil. darnadı) geiagt, hat
bod) nüt können finden; darum ich der unferen halb gern das beſſer aloub,
"den päpftleren aber ift, als ich fürcht, nüt ze bi(. Je darum ich difen an»
zug getbon hab, der minetbató an einem wort nit felen müß, wurdend die
feommen von Zürich ufbeacht, unb mit wol fg miner erflärung nit dör⸗
fend, ftat ouch wol baruf, ich verlege (y mee, denn ich fu erfröwe mit ber
minec entfchuldung : ja fy wurdend ufbradyt, als ich wol wüſſen mag, allein
us der urfach, daß fy nod) auc felben zyt meintenb, fölltind ſy dem papft
brief unb. figel nit haften, wäre jnen fpöttlich. Und wiewol (y bogemat
wie noch hütbytag der meinung marenb, mit feinem fürften noch herren
bbein bitfliche bereinung machen, hangtend fu dennoch nod) fo bil an des
vpapſts gewalt und oberfeit, bag (9 im hieltend. Wie (9 aber fich gehalten
Babinb, lag id) fo berantmurten, das fg on zwyfel wol könnend. Denn
Sürid) Hat fid) von ie weiten far der maß gehalten, daß fg oud) under
den aller Alteften ftátten einen redlichen unbefledten namen hat. Gott fye
(ob! Nach dem aber das züfagen widrum befchehen, underftünd id) mich
das noch eineft ze mweeren und rebt. under andren mworten: ich mélfte, daß
man durch bie vereinung ein loch ftäche, unb fy dem römifchen legaten
uf ben ruggen (eate beim ze tragen. Alſo mag männiglich vermerken, hätte,
ich wellen mit feömder herren gelt eod) werden, hätte ich dem papſt fin
penfton nit ufgefagt; e$ wäre mir, cim pfaffen, aller mindft fpöttlich gſyn
vom papft nemen. Cd) red aber vor dem richter aller menfchen, gott, daß
ich (uft von dheinem fürften noch herren ghein penfion noch miet nie ate
nommen, nod) einigerley wegs verdingt! afon bin. Und das ich noch büb
bytag , tóün ich allein, daß mich min amt fülichs heißt; id) fid) ouch, das
weeren bilft. — Alſo mde ich ie ein mörder an den feommen menfchen, Daß
sch nit für unb für fireng weerte. Ich enbüt mich ouch zuͤ aller aot; mi⸗
1) verpflichtet.
356 Uslegung bed. XXXVII. artikels.
ser leer, mine? gefchrift und that antwurt ze geben gegen allen menfchen,
unb.gbar uf min arme feel wol nemen, daß, nachdem ich allen (i96 an.
feete, das mort gottes hell harfür 3e bringen allen menfchen, das bod) id
nit thün funder gott, bag mir demnach ein (oblidye eidgenoßfchaft treffen⸗
lich. anligt; ob bie möchte in jrem weſen binben, zu eim ewigen bufpil der
tyeannen, bag fo an jro fehind, worzuͤ zum lezten je üppiger muͤtwill
fumme. Wiewol ein icder von mir urteilen mag, das in gut bunft, nod)
bin id) miner [eee und that batb mir felbs wol mitwüflend aller. unfchuld,
indem mich mine (genb verflagend. Wie wol ich fuft mit andren Lafteren,
. die aber die warheit gotte und ein fromm regiment nit fchädigen mógenb,
vil menfchen übertri(f. Verſtand um gotts willen big min einfaltig offnen
des handele der frömden berren ein ieder im beften, das ich mit nod) vil
geöflerer flarbeit mined namens, wo ich den begerte ze fchönen, hätt mà:
gen harfür bringen. Denn ich nod) in kurzen tagen päpftifch briefe unb
groſſe munblidye gheiß gehebt bab, a) denen id) doch, ob gott will, unbe
megt und chriftenlich geantwurt bab; ba id) dheinen zwyfel bab, id) mellte
als groß werden als nit ein deder, menn mir bie armuͤt Chriſti nit bas geliebte
denn der pracht der pänftleren. Ja verftand ein ieder e$ im beften. Denn
ich es hab müffen thin us nöten? piler, bie mich darum anderswo har gebeten
band, ich füllte min unfchuld ber dingen halb nit allein in minem gemüt
tragen, ſunder nad) dem bufpil Pauli zimmlich verantwurten: denn die fugend
Chriſti (d)abinb oft finer leer von mined namens wegen, uf den fy bie um
warheit redind und Die leer gottes Hindrind. Denen fab ich gefolgt, unb,
als ich hoff, nit unrecht aetbog. |
Daß wir num ftärker bewärind, dag alle menfchen der weltlichen ober
keit (chuldig fot geboríam ze fon, foricht Petrus 1. cap. II. 13—17: Da-
rum find gehorfam aller menfchlichen gefd)ópfb um des herren willen! e$
foe dem künig ale bem treffenlicheften oder finen amt⸗ald Bouptiüten, als
denen bie von jnt gefenbet find zu einer rad) oder firaf der übelthäteren,
dargegen ouch zu eim ruͤm oder fchiem bero bie recht thuͤnd. Denn alfo
. ift der will gottes, daß mir mit rechtthuͤn oder mit altre that der unver
, fanbnen menfden unwüſſenheit verfhoppind. Wir find wol fry; bod) laf»
feb und die fruheit nit zu einem deckmantel der bosheit machen, funder
halten als knechten gottes zimmt! Enbietend allen menfchen eer, habend ein-
anderen lieb als die bruder, fürchtend gott, eerenb den fünig oder obren 1c.!
. Dife wort Petei find hell und begenfend alle menfchen, die foinb mer fü
wellind. Und fo bie meerwunder (alfo ndm ich einen der geiftlich fon will,
und aber weltlich herrſchet) fprechend: Us dem wort lernet man, daß man
1) Möthigung, 9(ufforberung.
a) Bapft Adrian VI. fchrieb felbft an Zwingli: (Nom 23. Yan. 4523) daß er ifm die
Befdrderung feiner Angelegenheiten bey ben Eidgenofien, wofür er Ennius als Le
gaten fende, anempfehle; er febe ganz befonderes Vertrauen auf ihn; Ennius werde ibn
bon feinem vorzäglichen Wohlmwollen verfichern: denn feine Ehre und feinen Nutzen (ey
er zu fördern bereit, wenn Zwingli die Angelegenheiten feines Stuhles begünftigen wolle.
Der Papft batte auch an Franz Zink gefchrieben, daß er ihm diefen Mann gewinnen
helfe. Myconius fragte eint Zink: was denn aud) der Papſt durch ihn Zwingli vet»
forochen babe, und erhielt die Antwort : Alles bis an den päpflichen Thron! (Myconius
in vita Zwinglii.)
Uslegung beà XXXVIIL artifels. 357
ouch uns gehorfam fon foll: denn es (tat, aller menfchlichen gefchöpfd. Ant-
wurt: Das erft wort Petri leert, bag wir ung nit mibeinb* allen menſchen
gehorfam ze (pn, das ift, jro fon mit beüderlicher bien(tbarfeit) under denen
aber bift bu, o pfaff! ouch begriffen und follt ze alferbotbreft gon, dich nit
uferwerfen , daß alle menfchen dir dienen föllind; funber bift bu ein chriften- -
mann und ein chriftenlicher leerer: follt du mit dem werk sorbin aon und
andren gehorfam fun, dich nit über ander erheben, ober aber laß den na»
men des amtmanns Chrifti ligen. Kurz, die ſchlußred fat Auf, daß alle
pfaffen und kutten der weltlichen oberfeit von göttlichen rechten fchuldig find
gehorfam ze fon. Und Bat fo einer gefent, fo mag fp der nachkummend
widrum entfryen. Denn mie aheiner, ber tod ift, ieman gefchirmen mag, alfo
mag er oud) nieman feyen wyter denn bie an (inen tod. Denn frobeit hat
jren grund in der fraft des ſchirmenden; alfo, fchirmt einer nit: fo feyt er
ouch nit, Die pänfte bruchends felbs alſo. Dian fict ouch ben mütwilfen
der geiftlichen in den worten Petri, daß ft nit alfein die chriftenlichen, ſun⸗
Der oud) bie menfchlichen fepbeit zu eim bedmante der bosheit aemadyt ba»
benb. Denn was groſſen mütmilfens bie fryheit der pfaffen, immunitag,
geboren bab, fanu ein ieder ermeilen. Laß dich nit befümmeren, chriften-
licher vfaff, ba man die die immunitdt, fenheit, abftridt! Halt bid) mit
allen chriften als beüberen, fo werdend fy dich harwiderum brüberlich hal»
ten. Du wirft erft recht fehen, was ein predger bes ebangelii i(t, fo bu als
die ſchaf in mitten under bie wolf gefendt wirft. Suſt bift bu allweg ein
wärmwolf under den fehafen afon, den nieman fahen fonnt, unb bod) ſchaden
nit underlieh.
Dee adit umb. beyffiaeft artikel.
Oo ftc fo nüt gebietend, bad wider gott ift.
Difer artikel maßget * bie tutanny der fürgefeßten, ? bag fo nit, barum
gott inen beißt ahorfam fun, anbebind unfinnig fon unb mutmillen. * Denn
ob ſy glych nit chriften mdrinb und aber gebutind, bas wider gott wär, fo
band die chriften einen befcheid: fo folfinb gott mee ghorſam fun weder ben
menfchen Yet. V. 29. Vil weniger föllend chriftenliche fürften dsib gebieten
bas wider gott fye. Darum, frommen chriften,, wenn üch die fürften under-
ftonb bie leer Chrifti ze verbüten, bag je bie nit hörind, nit lefind, nit
prebginb, fo gebend nüt barum. Sprichſt: ja fo tóbenb fy mich gat.
Antwurt: Sym namen gottes! wellend (p denn ben verflüchten Juden g(nd)
werden , müß man das (a(fen befchehen. Hab aber feinen. zwyfel! bin tob
wirt ein urfach fun eines teeffenlichen zuͤnemens; und ob du glych recht und
feft geprediget haft, wirt bod) bin unfchuldig blüt glych mie bas blüt Abels
bil feuchtbarlicher predgen denn feine mort thätind. Sichft du nit, bag in
anfang der chriftenheit unzalbarliche vilinen der glöubigen getödt wurdend?
unb ift chriftener gloub und chriftenlich fitten nie rycher getwachfen denn zu
derfelben zyt. Du follt bid) fröwen, daß gott din leben und blut darzü
beucht , daß er damit fin wort wäfleret und meeret. Denn was nubes. ift
in dinem blüt, fo ed zu nüte wirt und verdirbt in dem fteebenden Iychnam ?
Pal. XXX. 10. Iſt nit wäger, es werde zu bunge 5 des morte gotteé
1) weigern. 3) mäßigt. ?) DOberfeit. 9 willfürlich verfahren. 5) Düngung.
358 | Uslegung bed XXXVII artife(s.
vergoſſen? Ir fehend, wie bie torechten fürften fid) bie antchriſtlichen päpſtler
babenb (affert verfüren, baf fg under bem namen des Luters das ebaugelion
Ehrifti ein zyt har durchächtet Hand, alfo daß fy die leer Chrifti, von wem
fo jed) geprebget. ift, ton ftunb an luterifd) gefcholten habend und nad)
vermögen durchädht. Und fo man nüt barum gibt (denn ein icder weißt by
im ſelbs wol, mwannen har er glöubig i(t worden)e fo hebend fo die leer
Chrifti an einen bundfchüh * nennen; darum daß fü deß gröfferen alimpf?
babind by allen menfchen, fo fo die leer Ehrifti mit töden unberftonb ze
vertilgen: denn der bundſchuͤh ift allen menfchen häßlih. Wie mellenb je
ju nun thün, frommen Diener ‚gottes? Wellend ir ſchwygen us fordht des
todes? Das well gott nit! je mü(fenbs mit dem leben verfeßen: ? fuft mögend
jt der wütrichen unfinnigheit nit überwinden. Wychend jr. binder fido, fo
find je überwunden ; fterbend aber je um der leer gottes willen, fo binbt fg
und bringt frucht: das fórnlin maß ful werden und ftecben, ee e$ feucht
bringt. Alſo bat Ehriftus mit finem tob uns alle gepflanzt und fün gotte?
erborn. Alſo muflend ouch jr, o unerſchrocknen reifee Chrifti, bie übel
und (trei mit dem (gnam verſetzen. “ Hat Nero, Domitianug, Mais
‚mianus und ander die leer Gbrifti mit jrem ermürden nit mögen verbinde.
ren: bil weniger werdend die wütenden fürften, die zu unfer zyt tobend, fg
hit mögen vertryben; ja wenn je mannlid) ftonb, unb nit hinder fid) tte
tend. Wchtend nit, ob man üd) nach üwrem tob eher, büben, bundfchüher
nennen wirt, Die namen mögend bem reifer,, der ieh by gott den (ofb uns
nimmt, nit fdjaben; ie mee. dimer nam by ben menfchen verworfen wirt,
ie höher und merter er bo gott i(t. ^ Grifd) uf, welcher ein mann gottes (pe?
laffend (eben. ob gott ſtärker (og ober bit hoftänzer. Ud) feommen fürgeſetzten
mein id) gar nit, funder allein die firengen wiberfechter gottes, bie bbein
andre mannheit begon gbótenb, denn mit töden bet armen unmeerlichen *
chriften, mit bächer brennen, mit berouben alles gütes; als ich hör etliche
unfürftliche fürften gethon haben, tie aller bero, fo bie leer Chrifti Iefend,
die fo aber Iuterifch und bundfchühifch nennend, hab und güt erloubt ma.
dnb; das doch mit der ant nieman fchädlicher denn jnen felbs fon mitt.
Denn mas gefarligheit daruf ftand, mag ein Lind ermeflen. Eine, daß
üppige verdorbne büben gar bald angefchieren 5 mögend , ba ein frommer
wolhabender mit falfcher zügnuß überwunden wirt, er habe Iuterifche bücher
gelefen, bet. (9 nit gelefen hat, damit inen der teil, der dem verräter verheiſ⸗
fen it, werde. Und fo man das ſehen, wirt es den närrifchen fürften über
jren kopf usgon. Beſchend ir hoflüt bie alten gfchicht der Römeren, Diarit,
Syllä, Cäfaris und anderer: fo findend jr, was der burgeren güt erloubt
mahen dem verräter bringt. Hierum laſſend üch frommen fürften die -
linden päpftlee nit fo lieb fon, daß jr um jren willen üzid anbebinb, das
üwrem amt und namen abzügig ^ foe. Nun will doch die leer Chriſti nun
befeben (on: erfindt es fich, bag einer bübenwerk darin gebrucht bat; entgelt
er be. Handlet aber er teülich in dem amt und handel gotte?, warum
wellend jr wider gott fechten? - oder meinend jr, obglych ghein gott wär,
daß die welt üwren mütwillen länger getragen möcht? Sind jr richter, fo
1) Bauernaufruhr. 2) Beſchonigung. ?) vertreten, bas Reben daran fegen. *) den
Leib ihren — — entgegeniegen, halten. 5) vochrlofen. 9) anrichten. 7) nachtheilig.
Uslegung ded XXXIX. artifels. 359
verhörend beede teil! Nun fehend «ie doch wol, bag bie päpſtler in die gſchrift
nit byſſen wellend, und (id mit bero nit entgegen ftellen dörfend; unb ift
aber difer (pan allein von der marbeit der gfchrift wegen. Coll. es alío
zugon , fo wirt warlich dd) oud) ze bus fummen, das jr andren menichen
ze bus ſchickend. Thuͤnd jr gmwalt, fo wirt dd) gwalt gfchehen: denn mit
was maß jr -meflen werdend, mit bero wirt üch widrum gemefien. Gott
mag wol erwarten: je mögend jm nit entrünnen. Sind mwufer, dann
daß je üzid thügind, das gmalt glycher fehe denn recht! achtend nit, ob .
(id) ein ding groß und ungehört dunke! luͤgend nun eigenlich, ob es an im
ſelbs alfo fog oder nit, fo werdend jr felig bie und dört. Amen.
Dee nün und dryſſigſt artikel.
Darum föllend all jre afats dem göttlichen willen giychförmig fun, alfo
daß fo ben befchmerten befchiemend, ob er (don nüt flagt.
Sind der fürften gſatz wider gott, fo hand wir bor gehört, daß bit
hriften (pred)en merbenb: man muß gott mee gehorfam fun weder den miens
(den. Darum muffend chriftentiche fürften gfab haben, die nit wider gott
fyind ; ober aber man tritt inen. us dem ſtrick, mweliches darnach unruͤw
gebirt. Ob bu aber wüflen willt, o frommer fürft ober obrer, mie du das
gſatz erkennen föllift, ob es mit gott (og oder wider in, fo merk: Sum erſten,
nimm dich gar nit an, daß bu an den geboten, bie gott gegeben hat, üts
ändren welleft oder befferen: dus bift im ze kindiſch; funber bie gwüß, daß's
göttlich gebot gar nach gottes willen gefarb ift, wie da oben oud) anüg ift
anzeigt. Urteil du nüt darin: denn du bift nit eir richter über gotted mort
und afat , funder dag mort gottes richtet bid). Sum andren, fo bfich bid)
felbs wol, daß du nüt anders bift weder bas (d)mert, damit gott die aller
böften glider von finem lychnam abhowt. Daß bu aber nit ein gſund glib
für ein fuls abbomift, oder ein fuls fton laflit für ein gſunds; ift bir tt
not, daß bu eigenlich mü(fift, was gfundheit fye und mas franfbeit foe.
Welche aber du allein an dem afaty erlernen magft, und an dem afat, das
gott geben hat. Das müß din ſchnuͤr fon, by dero du hinhowen folít, unb
follt dus bie fchnur nit machen, funder nun by der fchnür binhowen; barum,
findft du binc gfag dem göttlichen nit alychfürmig , fo bom nit darby bin.
Merk kurzlich: Alle gíats gegen dem nächften ebnen menfchen , bie fólfenb
gegründet (9n in dem gfaß der natur. Was du milít, das bir gefchech, das
tbü cim andren ouch! Matth. VII. 12. Welche er baenad) noch mit Belles
ren worten udgebrudt bat Matth. XXII. 39: Du wirft dinen nächften
ebnen menfchen als lieb haben als bid) felbs. Iſt cin gſatz bifem wort
qotte$ nit glychförmig, fo ift e wider gott. Alſo befinb(t bu zu dem erften,
bag du felbs, fo bu ein vichter bit und man dich erziehen! müß, und andre
müflend arbeiten, bag du wider das afab der natur bift und [eb(t. Erfchrid
barab nit, denn bu möchtift nit erlyden, daß bu arbeiten ſölltiſt unb ein
andrer din arbeit verbruchen. &o du eà nun ton(t, fo (eb bu ie wider
das gfatz der natur; unb fo bu zecht leben willt, fo muͤſt du an dir ſelbs
zum erſten anheben be(feren das, fo brefthaft ift.
Beſich nun zum erften eigenlich das gfaß der natur, fo befindft bu an
————————————————
3) erhalten.
360 Uslegung be. XXXIX. actifeis.
bit felbs, daß das natürlich gía& wider binen verſtand ift: denn ie der ober
mag nit Inden, daß er gehalten werde, wie ex andre halt, oder aber er wäre
nit ein obrer. Und alfo folgte, bag bie oberkeit wider gott wäre, denn er
ſpricht 9Dtattb. VII. 12: Alle ding, die jr wellend üch getbon werden von
den menfchen , diefelben thuͤnd je jnen ouch! denn das ift das gfa unb
propheten. Alſo folgt, daß das natürlich gía nieman recht berftat, weder
der glöubig ; denn bee unglöubig hört es mol, er findet aber, daß man ein
oberfeit Yan muß, bie aber des natürlichen gfabes nit gleben mag; und
bemnad) verwirft er das gfat der natur der meinung, man könne fin nit
gieben. Ich bin yngedenk, daß ich ba oben gefeit hab in cim fürgon: das
gfat ber natur foe nüt anders, denn das wyſen unb leiten des göttlichen
geiftes. Darum, als Paulus Röm. II. 14, 15. fagt , die unglóubigen habind
das gfaf der natur in jren gmüten gefchriben, fyind fo nit on ein afaß:
denn das afak der natur ſchrybt allein gott in bie herzen der menfchen ; wo
der leert, ba ift gfakes gnüg. Man müß aber das afa der natur anderswo
har ermeflen weder von dem menfchen, ber von Adamen far geboren ift:
denn der hat in finer art und neigung über andre menfchen 3e fon. Glych
wie Adam oud) bon ftund an wollt werden mie gott; alfo ermißt der menfch
von Adamen geboren , fid) felbs ouch von allem dem har, das er übertreffen-
lichers hat. Iſt er wyſer, denn ein anderer, halt er fid) nit für ein alib
des nádyten, funder über in. Iſt ee rych, bermeint er, andre menfchen
félfinb jm dienen, unb [at fid) bas gfak der natur gar nit irren nod)
bewegen. Alſo fehend wir, bag mir das gfat der natur nit von ung felbs
bar, oder von unferen Eönfen,, die wir von Adamen hand, ermeſſen müflend,
funder von gott har, bem erften vater und fchöpfer aller Dingen. Wie kann
aber einer von gott har üts ermeflen, der nit aloubt, daß ein gott ſye? Da⸗
rum müß fon, daß der bas gfah der natur erkennen milf, von gott bar, dem
brunnen aller dingen, haben müß, daß er vorhin aloube, daß gott den men»
fchen afchaffen bab. Und fo er das gloubt, fo tbüt er das nit ug finen
frádften oder verftand, funder, als da oben anüg bewärt ift, kummt der gloub
allein von dem ziehenden gott. Alfo erkennt ouch das afak der natur allein
der aldubig: denn ed müß allein us gott erfennt werden; an den gloubt
aber dheiner, denn den gott zücht. Alſo folgt, daß oud) das gſatz der natur
erfennen allein vom göttlichen geift fummt. Vernimm es alfo: Daß wir
glych nackend merbenb und glych (terbenb, i(t wol ein anbild, * daß mir
brüber fpinb ; aber darnach verfürt und fälfcht ung bie unglyche der vernunft,
rychtagen, ſchöne, (türfe, daß iedlicher eigennütsig und eigenfchäßig? wirt,
fid) über ander erhebt. Daß wir aber bon einem vater har fummen find,
feftiglich glouben , das macht das gſatz der natur flat: denn darin erlernend
wir, daß wir alle brüber fyind, unb alles, das wir befunders heigind, das
gehöre von gott har in die gmeind, und (oe nieman fin felbe, funder ge
meiner brüberen : glych wie er mwelle, bafi aller brüderen gaben im gemein
fyind; alfo erfennt er ouch fine gaben gemein fun. Jetz fid) dem gſatz der
natur ins anaficht, fo findeft bu: was du willt dir gefchehen werden, das
thuͤ einem andren ouch! das lerneft du allein in gott. Daß du gloubft,
, baf ein gott foe, und bid) alfo gefchaften bab, das kummt ouch von gott;
1) Andeutung, Anzeige. 3) bes Verſtandes (hier wie oft). 9) eigenliebig, Kol;
Uslegung bed. XXXIX. attitelg. 361
alfo kummt ouch bas afa der natur allein bon gott, unb ift nüt anders,
bann ber (uter geift gottes, ber inwendig zücht und erlücht. Darum cud)
die heiden bas gſatz der natur nit us jrem eignen ver(tanb, funder us bem
erlüchtenden geift gottes, inen unbrfannt, erfennt habend. Denn unfer fleifch
vertat e$ nit, bis daß ed an einen vater unfer aller fummt; das beſchicht
aber nun durch den glouben. So nun (n. ben glouben nit abhebt hand, unb
band aber das gſatz der natur verftanden , fo hat e$ allein us gott müffat
fummen, wiewol id) mein, baf's$ jro wenig verftanden babinb, find joch ettich
gſyn; aber pi, die es glnchsnet hand und ſchön barbon getebt.
So nun du fürgefehter oder obrer bas gſatz der natur erfennit, unb
fibt aber daby, ba& màn nad) dem geſatz der natur nit lebt alfentbalb,
ja ich find es nienen ganz gehalten werden, wiewol in etlichen (tudem wir
noch einen fehyn.fürend. Als in raten findt man wol einen, der dem and«
ren in trüwen rat, and) als ec ouch wöllte jm geraten werben; bod) tbüt
er das allein dem fründ, den fyend verlaßt er und ift aber lam. Du finbe(t
ouch, daß man bas und richtiger und fridlicher nit möchte feben, denn fo
man nad) dem gfaß der natur lebte: denn fo bebórfte man din nit, ed wäre
dhein fpan, bbein unfrid nod) nüt fchwelligs * under den menfchen. Alſo
erlerne(t bu, daß bu erft ein obrer verordnet bift in bie zerbrochnen natur
unb in bie lamen und halben gerechtigheit; ja fu ift nit ein grechtigheit,
denn f) mag die grechtigheit bee natur nit erigden. Byſpil: Du obree magft
dheinen zwingen, daß er all fin güt bingebe den armen, mit welchen er es
us gottes gfaß unb der natur fdjulbig ift ze teilen, funbee du müft in für
einen frommen mann halten, fo er nieman fchadet; ob ee glych nieman guͤts
thüt. Alſo ift er aber nit (romm noch grecdht, weder nad) gott nod) nad)
dem afaty der natur: denn gott und das gfat der natur (bas ouch nüt anders
it denn der will gottes) wellend, daß er von innen harus us dem willen
fey on minbrung dem nächften thüge, a( er im ſelbs mill gethon werden.
Alfo folgt, bag einer by bir mag den namen der frommfeit erretten, bee
aber nüt de minder verdammt wirt. Alfo folgt demnach, bag bu obrer
nun under ben böfen gmwalt haft, und denen, die fo frefen find afon, daß
fy mit seen umnbillichen begirden und anfechtungen hand gdören offenlich
usbrechen: denn die je begird in’n herzen babenb und ouch bös find, kannſt
bu nit firafen. Kurz, bu bift nun von der böfen wegen ein obrer 1. Sint.
I. 9, 10. Wiewol du, die guten fchiemende, recht thuͤſt unb das fchuldig
bift, wie hernach folgen wirt; noch find die böfen bie urfad, darum man
bíd) erhalten mig, damit man die frommen vor inem gſchirmen mög. Welche
feommen? Iſt oud) etwann einer von innen harus, der fromm foe? 9teitt,
bu müft nun bine frommen fchirmen , bie mit der that nit usbrochen find,
aber inwendig find ſy der anfechtung voll. Alſo tegierft du nun under
den gottsfchelmen, und bift ouch ein gottsſchelm. Ein gottsfchelmen heiß ich
bie den, der vor gott nit gerecht iſt. Alſo find alle menfchen gottefchelmen ,
Denn fo find alfe fünder. Und berbüteft nun, daß die gröfte fchalkheit nit
befchehe. Das will alfo gott; und halt dich al$ ein ftrenge arzny, die et
zum (esten brucht , nachdem dhein fenfpflafter nüts mee bilft. Darum follt
bu binen gwalt über die frommen nit bruchen: denn die frommen thuͤnd
1) MWiderwärtiges.
—-
362 | Uslegung bed XXXIX. artikels.
nüts wider dich, unb all die wyl (n nüt arges thbünb , fo dörfend (y dich
nit fürchten. Röm. XIII. 3, 4. Deßhalb fy dir gern gehorfam find unb cer
-enbietend: denn fp fürdhtend bid) nit, und helfend bid) erzichen, damit fg
vor den mütwilligen, bie dich fürchten müflend, gefriftet * werbind.
Wannen fummt e$ aber, daß gott nit ein oberkeit verordnet fat, bie
uf die (utren grechtigheit und unfchuld des herzens fähe, und die böfen ſtrafte?
fo wurdind wir vil frömmer. Antwurt: Da dannen, dag der meníd nit
gott ift: denn gott allein erkennt bie herzen der menfchen, und wir erfennend
die erft an der frucht. Und nachdem wir die frucht afehen, fo habend mir
demnach underfcheid der feüchten und der (trafen. Nun müs bas(elbig
underfcheiden einen grund haben, darus man ed recht und nach gott ziehe:
denn wie bil man afat hat, find bod) die fäll fo vilfaltia, baf fo fid) etwann
u$ dem: gfat minben mógenb, unb müß der richter nach einer andren ſchnuͤr
bin houmen. Welche ift diefelb ? fin bernunft? Nein, denn die ift mit wuͤſten
anfechtungen gefangen , thüt alle ding us lieb oder bag, freud oder leid,
feiiche oder forcht: barum müß der richter von erft an uf dag qut fehen,
us bem man allein alles güts (d)ópft. So er das erkennt und bor ougen bat,
such begert us jm 3e fehöpfen, fo ift er ficher, daß er nit felen mag: denn
es laßt gbeinen begerenden lee gon. Er weißt ouch das allein, fo er glöu=
big ift: denn ber ungldubig verficht fid) deß nit zu gott, und erfordrets
osch brf£balb nit. Darum will der ober recht erkennen oder recht faßungen
machen, müß er zum aller erften ein gottshulder oder glöubiger fun. Urs
fa: er verftat und gloubt das gfab der natur nümmer recht und gwüß,
wie vor afeit it, bis dag er den bimmelfchen vater weißt, erkennt und in
in a(oubt. Und müß aber nit allein das urteil, das er über die unverfehnen
zufäll gibt, darüber er ghein gfa bat, nad) bem gſatz des nächften oder
ber natur ftelfen; funder ouch burd) das felbig afak alle alten und vordren
gfak urteilen: ob fg dem göttlichen gfat des nächften und der natur, bit
bebe ein afa find, aluchförmig fyind oder darwider. Glychförmig ift
gheins: denn gheins i(t alo eben; aber daß v$ hinzu reicht oder 'etlicher
geftalt nachhin gat, nennend wirs glod)fótmig. Sind die gſatz dem göttli⸗
chen mibrig, fo foll er gar nit darnach richten. Dannen folgt, daß er oud
bie afak mol. erkennen müß, nad) denen er richten will. Sich, meld) ein
gfarlich Ding ift e um einen obren oder richter! Sich aber dargegen, meld) ein
fiher fchön ding, fo ev ein glöubiger und gottsförchtiger menfch ift, unb
nüts us (inem anfechtungen, funder alle ding nad) dem mort und gebot
gotteg verbandlet, der jn allein die rechten maß [eert treffen! Denn fo were
dend alle fine afak dem göttlichen willen glychfoͤrmig, nit eben gluchförmig ,
funder habend etwas gftalt des göttlichen afatsed und willens : denn die geredy-
tigheit, daran der richter fummen mug, ift nun ein fchatt der waren grechtigbeit.
Noch müß er fo aroffe forg ban, daß er nit gfunde glider für kranke binbom,
und franfe für gfunde laſſe ſton.
Demnach ſo iſt nit gnuͤg, daß er guͤt afat fenne und wol mü(fe ae ure
teilen; funder ec müß ouch ein vol Haben, das bem afab gebórig fne,? unb
jm glouben gebe, und wüſſe, welches die rechte billichkeit (get, by bero je
obrer hin home; oder aber, fo (9 von jm geftraft, murbinb fy wänen, fo
1) gefichert. 2) Gehör gebe, darauf achte.
Uslegung ded XXXIX, artikeli. 363
wärind befchwert. Alſo folat ouch zum .erften, daß bie obren dor allen bins
gen die rechten waren erfanntnuß gottes ſöllind under jr volk bringen; das
befchicht allein mit dem hellen wort gottes, das bie menfchen nüm macht:
nit baé geatmet! mort, funder der geift gottes, ber mit finem wort würkt.
Denn was hilft güte afa haben, und aber bab nit ein gmuͤt haben, dem
Das gut afaß gefalle; ba hilft abein gebieten, da dag gmüt nit wol milf.
ie mag aber das gmüt, das von natur bós ift, güts wellen: es werde
denn durch gott darzu gezogen ? Wie fann es aber gezogen werden, von dem
es nüt weißt. Alſo folgt, daß güten afaken allermeift gefolgt und gelcht
wirt, da man allerhelleft dag wort gottes leert. Da erfennt man aller baft
finen willen, da ift man alfer frütigeft den ze thün: denn man thüt jn us
liebe. Dann gibt der ober güte gſatz, mann er (dyaffet, baf bie underthonen
alferfchlechteft und einfaltigeft nach dem willen des guten gfabes lebind. Das
gſchicht gheinen meg ee denn durch das wort gottes. Alſo folgt, daß ghein
regiment rumiger und gottsförchtiger fun mag, denn darin dag wort gottes
am lütreften geprediget wirt; ouch daß ahein ding ein regiment (e(tee macht:
denn bie frömmften regiment, ift gwüß, daß fo bie fefteften find. Dannen
bar gwüß ift, daß die nüt bann tyrannen find, die das evangelium Chriſti
nit wellend under jrem volk laflen predigen. Sy fürchtend, man werde (to
hend; das mögend fy nit eriyden: denn fy find fo groß, aptig, bös (hält,
dag fo fürdbtenb, es werde ein ieder bur fo wikig, daß er fid) uf jro ſchalk⸗
heit, unbil( und feefeb veritand , und herrfchend licher under den blinden we⸗
der fehenden. Und fügt aber ghein (eee under allen, bie ie uf erden fuus
men find, eim güten fridfamen regiment bag, denn bie leer Chriſti. Das
durch wirt der ober mos und geiftlich, kann alle ding ermeflen; der under»
thon wirt des güten und fribfamen begirig, und bad man im mit gebieten
nit mag angmünnen, das thüt er us liebe frütig.
So nun herr und volf der höchften wysheit, die in himmel unb uf erben
it, glouben gebend, das ift, dem mort gottes gloubend : fo. ift nit anderft
möglich, bann bag da der gröfte frib, fründfchaft und liebe foe. Das zeis
gend die erften chriften flartidy an, die all je bab und güt mit einanbren gmeinlich
teiltend, und als die brüder [cbtenb. Ja fü übertrafend die Inblichen bruͤder:
bie Hättind fid) nit alfo teülich bed jren verzigen, als dife thatend. So vil
ftärfer ift das werk gottes, denn das werk der menfchen. Es wirt ouch vol
und herr verftändig, bie arme menfchliche grechtigheit züzedienen ,? fo vif
bie erígben mag, zum allernächiten by dem afa gottes bin; ber glychen,
eud) alle afa& ftellen by dem gſatz gottes hin. Denn wirt ouch der obrer
fid) felbs nun einen obren halten über die ſchälke und an denen finen gwalt
beuchen; gegen den glöubigen wirt er (id) halten als gegen (inen brüderen,
und wirt nit allein forg haben, mie er die ſchälk frafe, funder oud) wie ee
bie grechten vor unbill verhüte und behalte, bag fy mit in mißglouben oder
bosheit fallind, und wirt jm mee fon um die feelen finer. empfolnen tes
der um die apttid)en fab, als Paulus Hebr. XIII. 17 redt: Sy (die obren)
mwachend für ümer leben, als die da rechnung merbenb geben für üch. Denn
die pfaffheit, wie ba oben us Petro ift angezeigt, bat ghein empfelch des zwangs,
funber ift jro verboten aller zwang. Noch find ettid) böck fo mütwillig un;
1) gefprochene, 9) zu verwalten.
364 . Wilegung bei. XL. artikels.
der den fchafen Ehrifti , bag ſy weder um leer noch bann. nüt gebend; har-
widerum etliche der fchafen Cheifti fo fanft unb bemütig, daß fü nit ein ied⸗
lid) überftoffen der böden klagend. Da zimmt chriftenlichen obren, daß fg
tad) den morten, die ze (est in bifem artikel ftond, ben befd)merten befchir-
mind, ob er aluch nüt klagt. Denn wo man ein fölich gſatz oder bruch hat,
baf man nit ftraft, man verflage denn, da wirt bil übels geborn; die ars
men mü(fenb unbill von den rychen erlyden: denn die find jnen allmeg 3e
ftat; und fo die armen das febenb, tragenb fy ee ir befchwerd, denn fo erſt
nod) in ein andre gefarligheit fumminb. Geb hat der rych in unbilf. geſi⸗
get, und wirt zum (esten. fo halsftarf, daß er fid ouch wider die oberteit
ſtützt; und mo das afchicht , da ift e$ um ein regiment gefchehen. Darum
muͤß ein oberfeit gar eigenlich uffehen, daß bie ftarfen feißten böck die ar⸗
men blöden fchäfi nit umbringind. Und bas hat (inem grund im mort Pauli
ftóm XIII. 3, 4: Die fürften oder obren find nit ein ſchrecken güter wer»
fen, funder der böfen. Willt du num den gwalt nit fürchten, fo tbi güte$
oder rechtes! fo wirft du vom gwalt gelobt oder geüfnet:? denn ber ober ifi
ein biencr gottes die zuͤ gütem. So bu aber böfes thäteft, fo fürcht die!
denn er treit dag ſchwert nit vergeben. Dann er ift ein diener gottes, unb
ein rächer (ined zorns über den, der böfes thüt. Darum fóllinb (9 feben,
baf (9 fchirmind und rddjinb. Petrus zeigt es ouch an 1. cap. II. 14:
Die amtlüt oder obren werdind gefendet zu tad) der böfen, aber zu (0b der
frommen, das i(t zu üfnen und fchirm. .
Der vierzgeft artikel.
Sy mögend allein mit recht tóben, ouch allein bie, fo offenlid) verfärg⸗
rend, gott unerzürnt; ber beiffe dann ein anders.
Daß die oberkeit rächen unb töden möge, bod) allein mit recht, bag
zeigt Paulus in den nächften mortem, davor 9tóm. XIII. angezeigt: Er
teeit bas ſchwert nit vergeben: denn er ift ein Diener gottes, und cin rächer
(ies zorns über ben, der böfes thuͤt. Daß ee bas ſchwert treit, bedütet bie
majeftät und ordnung des rechten, daß er gar nit töden foll, denn mit dem
berurteilenden rechten. Darum alfe die fürften und obren, bie one recht
us eignem zorn ieman umbringend, ginch ale mol todfchläger find als ein
gemeiner mann. Ich keer mid) Bie nit an dag heidifch recht der fürften,
darus fp Eallend : ? ja e& zimme jnen ; und ob fy glych unrecht tödind , fül-
Lind (9 doch nit mie einer des volks geftraft werden. Der tüfel hat fo das
recht geleert: fo hand es von gott nit. Denn gott berbüt allen menfchen:
Du follt nit tóben! Exod. XX. 13. 9(lfo mag ahein befunderer? nit töden.
Nun iſt cin fürſt oder obrer ein befunderer , fo fer er etwas us finen eig⸗
nen anfechtungen thüt. Alſo folgt ouch, daß er one recht nit tóben foll nod)
mag: denn bie anfechtungen machend einen befunderen oder gemeinen mann.
Es foll oud) bie in eim fürgon ein ieder wüflen, daß, wie dag gebot: Du folft
nit töden! 3d allen befunberen menfchen geredt wirt, aber nit zu einer ober-
feit: denn bie foll töden, bod) jree maß, wie barnad) fummen wirt; alfo
ouch alle andre gebot von verzyhen, ‚von dem andren baggen darheben 1c,
1) (tàmmt, fest. 2) gefördert. 9) tönen machen (von Kalk, Kahl, Glockenſchwengel) ‚
fprechen. *) Privatmann.
-
Uelegung bed XL. artikels. 365
zu allen.befunderen menfchen geredt werdend. Der aftalt, bift bu ein obrer
oder vichter, bift du fchuldig mit Petro zu fibenzig malen fiben mal verzyhen,
fo bi( bin pekſon antrifft. So vil aber das regiment und gemeinen ftanb
anteifft, müft das fchwert bruchen. Doch halt allmeg die maf, die gott halt!
Der ylt nit uf den tob des fünders Ezech. III. 21, funder daß er fid
bekeer und lebe. Schu jm ouch alfo! Iſt befferung ze hoffen, fo teil gnab.
mit! ift das nit, fo nimm den böfen hin von dem volk Deut. XIII. 5.
Ouch (ol man nun den mögen töden, ber offenlich verärgret. Denn bu
obrer fann(t nieman nad) der bosheit fines herzens urteilen, bie bag bu fin
Herz an den früchten erfenneft.. Und fo du in dem lychnam Chrifti fchädlich
und der gemeind verderblich werden empfindeft, fo fer bu in leben lieſſeſt:
denn (o. magft du im den müllftein an’n bate henken und in bie tiefe Des
meeres vergraben. Und thüft denn nit bu dasfelbig , funder fin often lafter nöt?
bie oberband ? ſoͤlchs ze thün: denn fo fo das nit thäte, püanste fo alle (as
ſter. Wer nit alle jar die nüwlich wachfenden bürn mit bem gerter? meifteet,
ber müß Inden, dab fy jm ze lezt den ganzen bann“ unnemend. Doch darf
es gheiner glychnuß oder manreden: Chriftus leert föliche felb SDtattb. V. 29.
und X VIII. 8, 9: Wenn bid) din recht oug berbögret, arab ed us und wirf
t$ bon dir! Derglychen: verärgret dich din hand ober füß, four die ab und
wirfs von dir sc. Das oug i(t: ob er glych bin leerer, bin fürer und wys⸗
brit wär; die hand: din Hilf unb züflucht; bin füß: din gfell und mitgewerb
(denn ein füß ift dem andren der trüweſt afe) ;. dennoch follt bu in abhou⸗
wen und hinwerfen. Wiewol nun die wort fürnemlich uf den bani der ger
meind reichend, find fy bod) ein flare leer den obren, daß fo fid) ouch der
geftalt hatten (ól(inb in ber rücheren (traf: namlich, bag (o nach geftalt der
laſtren etliche zum erften feünblid) manen fól(inb, ob fy fid) befretind. So⸗
batd aber der troft der befrung nit da ift, funder nun ze beforgen ift, man
werde nod) böferen fchaden an dem ganzen lychnam erlyden: fo it wäger,
es berberbe ein alib. weder der ganz Inchnam. Denn bie obren find rächer
und diener gottes; darum wirt gott nit erzüent, fo man finen bienft thüt.
Heißt aber er ein anders, das ift: heißt er on recht töden, als mit kriegen
oder fölicher geftalt: denn foll man im gehorfam fon, vor nit; funder man
ſoll fid) allweg fines gebotes falten; unb fo er ein anders heißt,. als ben
fünig Agag tóben 1. Sam. XV: foll man bemnad) nüt def minder abre
das gebot: Du (olít nit töden! halten. Us welchem folgt, bag bas verſoͤl⸗
det kriegen ein unmenfchlich unber(d)amt fündlich ding ift. Denn ich fann
nit anderft ermeflen, denn dag alle, die in eim 3üg5 find, aller tob.
fhlägen, die ba befchebend, fdyulbig fyind: fy find ein fid) oder wienge,
gend all einem ratfchlag nad), tbünb alle ein werk, nemend alle [on; mit»
wol einer fid) wirfch verfünden mag denn der ander, fo bil er ein gröfler
urfach ift des üblen unb böfen.
Der ein und vierzgeft artikel.
Wenn fp recht vat und hilf aübienenb denen, für die fy rechnung geben
werdend por gott, fo (inb oud) bife inen fchuldig Inbliche handreichung
ze thün.
1) nöthigt. 2) Oberkeit. >) der Hippe. *) Gut, Gutobezirk. °) Heer.
366 Ailegung bed. XLI. artikels.
Difen artikel verftat ein ieder biffid) fon, namlich bag, fo bie obrem das
amt, fo jnen empfolen ift, als recht zudienen, ben einfaltigen raten und nit
bet(aren* (affe, den onmächtigen helfen und ſy nit underdrucken laflen, nad
notburft und mit eenft verwaltend; dag ouch dannethin billich ift, daß, die
jt Hilf empfindend und bruchend, jnen je verlegne? zut und fchädlicdy ver
fumnuß miber(eginb, fo fee (o, mic ich geredt bab, verligen und us verligen
fhaden empfahend , ben ft nit berfie(en? mógenb. Wo fü aber (uft rych genüg
find, ſoͤlltind fp bilfid) deß jro gleben, und nach ber geftalt gottes fid) ein gemei⸗
nes güt allee menfchen machen , als oud) Sokrates ein heid gethon bat mit wort
unb werk, bef mortift: „ Der wys ift ein gemeines qut, ^ meinenbe, bie wysheit
föllte gemeiniglich allen menfchen dienen. Def. findt man noch wol ein bild
under den ratsherren in ftätten und landen, aber under dem herrfchenden
abel wenig: denn fo fyind wie euch fg mwellind, fo laſſend fg jren armen
lüten nüts nach ; be minder find fy gott glych. Doch mögend fo zimmlicher
. maß, der menfchlichen gerechtigheit nad), je fchuld ynzichen. Denn fo bonb
deß geftand* der gefchrift Röm. XIII. 5—7: Darum ift not, daß je gehor⸗
' fam fyind, nit allein von der rad) wegen, funder ouch von der confeienz mes
gen. Denn darum gebend je zöll oder geleit. Denn fy find Diener unb vers
tvütfet gottes, daß fy finf uffehind. Darum gebend allen menfchen,, das jr
inen fchuldig find! wem ir zoll fchuldig find, bem gebend in! wen jr für
oder ſchoß fchuldig find, dem gebend fo! mem jr forcht oder zucht ſchuldig
(inb, gebend jms! mem jr cec fchuldig find, embietend jm die! Hie hörend
uf, it päpftler! Zum erften ift man der oberfeit, bie bas ſchwert treit, ats
horſame fchuldig; nit allein barum, daß fy die ung mit gemalt angmünninb,
funber ouch von der confeienz wegen. Hörend je, dag üwer confcienz bet»
fündet wirt, wenn je ber oberfeit, bie bas fchwert treit, nit geborfam
find? Habend jr confeienzen, fo (ügenb darzü! denn find ir gemeldter obere
feit nit gebor(am, fo verleßend jr fu. Sum andren hörend jr, daß je denen
dieneren, glych fam fo ein geiftlich amt verwürktind (leiturgi) gegen gott,
300 und geleit und ſtür und fchoß fchuldig fyind. Zum dritten bórenb oudy
bie odren, ba ſy uf das amt jres ſchwertes (tof warten und uffehen föllend.
Sum vierten hörend alle Ehriften, bag icber dem andren bezalen foll, das ee
jm fchuldig ift. Us welchem folgt, ba die nüt denn leder find, bie da
fprechend: Ich bin fen; id) mill nit meet zins geben noch ander fchuld bes
salen. Hoͤrſt du hie nit, was Paulus redt, und da eben ouch ift anzeigt in bent
artife( vom unfertigen gut? Gib eim ieden, das bu jm fchuldig bit! Es
hilfet nit, daß bu forichft: mit find all bruder. Denn die arbeitfelig®
menfchlich grechtigheit feert fid) nüt daran; fo (aft uns gnüg brüder fon,
fo zwingt aber bie feel unb täfchen nit, baf fy fchwöftren fyind. Darum
muͤſt bu bid) bie menfchlichen grechtigheit Laflen meiftren: denn gott heißt
es. Uber alle ding gemein haben ift wol göttlich; gott zwingt aber ben
babenben nit, funder laßt in dasfelb tbün, ob er will. Alſo maaft du
jn ouch nit darzu zwingen ober nemen; funder fo du es thätift, fo wäriſt
fhuldig am gebot: Du follt nit fielen! Wenn ung gott erlüchtet, daß wir
alte felbs bad unfer (rólid) zemmen tragend: bann fo mellend wir nach der
1) zu Grund gehen. 2) angewandte. 3) ertragen. 9) Zugeſtandniß. 5) Schaſſner.
€) gebrechliche.
Uslegung bed XLI. artikels. 367
gemein? (eben, wie zü.den zuten ber apoftlen, do oud) nieman gezwungen
ward, als Petrus zu Anania redt: Was e$ nit in dinem gewalt? warum
haft du dann dag getbon? fam er ſpräche: Es bat bid) bod) nieman gezwungen;
du hätte bod) wol zwangs halb die ganzen fumm mögen behalten. Welche
nun fo wol bericht find, bag fg wüſſend, daß alle ding gemein fölltind fun,
und wellend dag uf jren eignen nu ziehen , füllend bie obren fölche, ob fy —
glych nüt Habend, oud) gmein machen, föllend fo in die fand» und ſtein⸗
grüben fchmiden, oder vergeben heiffen arbeiten, oder zu einem gemeinen
byſpil für ung alle an den galgen knüpfen. So find (5 uns oud) nüß, bag
ander an jnen gemwißget fölchen frefel nit anheben werdend. Kurz e$ foll
ein ieder der grechtigheit gehorfam fun und fid nad) bero halten, die jnt
fin ordentliche oberfeit fürfchrybet, bod) bag die nit wider gott (pe. Laß dich
hie den fryen willen nit irren.
Hieby kann man warlich der tyrannen ouch nit vergeſſen, dero leider
fo vil it, als Höhen im Augften. ˖ Daß fo jnen ſelbs Bie nit einen mantel
fürmóibinb,? barunber fi alle ſchalkheit zurüftind mit rouben , bſchyſſen, 6e:
teiegen, ja mit mügben, ftelen, töden, fam fy damit jrem amt, von gott
befolen , gnüg oder recht thügind. Denn der weltlichen fürften ift ie fo ein
groffer teil in dem abweg, daß ein ieder vernünftiger fibt, daß es vil wäger
wär, ſy wärind nit an dem amt, denn daß fy daran fo unmenfchlich farend.
Und find die, die nüwe fdhakungen uf je volk legend on de gunft ud gr‘
tem gemalt (welcher ſchatzung (9 bedörfend, iſt mar; fp hand aber (id)
ber armüt gebracht mit überfchwänglihem gepracht, (pilen, fufen, ipia
raßlen, friegen, ungesimmten foftert der fíeibung, dienern und frömder
(itte und zierden). Die nit allein zöll, fie und fhoß von den armen
enflend ;? (unber fy habend Syuben oder wücherer under jnen fien, bie ver⸗
zollend jinen alle jar je (cben fo tür, daß des gelts weder der tyrann noch
bie Juden und wücherer mert find. Noch (a(fenb fn fölche befchwerde über jt
arm volk gon, damit jnem oud) ein teil werd. Die erft nach fölchem die
monopolog , eigenköufer, under jnen butbenb, die aber in jren rechten vet»
boten find. Man müß fpezery, zinn, fupfee, tüch, wat sc. alle von den
eigenlöuferen nemen; bie befchwerend nit allein ein fürſttum, funber die gan
zen welt. Sy gebend je mar, mie (9 wend, und ift ahein arme Eindbetterinn
in aller weit, (9 müf an eim üben Lötli pulver* denen molfen einen früset
' oder nod) mec ze ſchatzung geben. Damit legend (9 fo unfaglich gut 3e
ſammen, daß inen die fürften oft nemen müflend a(nd) als den byen,5 oder
fü Habend einen verftand mit jnen, wie bil. Darzü fo fabenb (y den eigen
fouf um unfaglich get von inen gelouft. Daran (tit nüt, mie bil (y darum
gebind: bann fo bald fy den eigenfouf habend, fo ift ed gethon; ſy gebend
die war, wie fy mwellend, und fummenb der türe wol un. Dife eigenköufer
follt ein ganze chriftenheit vertryben und ab(tellen, glych als einen bund»
ſchuͤh. Die der geiftlich genannten pracht, rychtag und mütwillen darum .
befchirmend, daß fü je überfchwängliche rychtag nieflend, bie aber den armen
gehörend, und us den fpitäleren der armen herbergen der rüteren und ſöld⸗
neren machend, das i(t us den klöſteren: denn bie Eldfter find nüt anders‘,
1) insgemein, gemeinfam. 2) ummerfen. ?) den — entreißen. *) aeftofenes Gewürz,
beionders Pfeffer. 5) Bienen.
368 Uslegung bed XLL artikels.
denn fpitäl ber armen. Die des papfts ablaf darum under jrem volk zuͤ⸗
faffenb, bag inen darvon ouch ein groffer teil wirt. Die groſſe ſchätz an
auldinen und filbrinen góBen, monftranzen, kelchen, krüzen die genannten
geiftlichen laffend von dem armen volk erbettlen mit erdachten falfchen (ees
ren und fablen, (am gott damit geeeret werde; daß fü fölche (di in jren
nöten widerum rouben fónninb. Dann wie bil man jod) jnen gibt im
den zyten des fridens, das fo zemmenlegende alle notburft verfeßen möch⸗
tind, fo es bie fach erforberete; fo ift es doch alles mit inen verthon,
und fo bald not kummt, fo legend fy die von (tunb an uf jre armen. Die
jren armen fo gar ghein erbärmd nod) hilf in jrer armuͤt und landebreften
thünd, bag fà ee gegen anderen fürften merklich qt verfriegend, denn ft
jren armen nun einen pfennig nachlaffind. Es habend etliche jar bar für»
fin, fünig und faifer fo ein merklich gut am einandren verfrieget, baf fg
es felbs nit genennen fónntinb. Göllte je arm volk nun ben hunderteften
teil desfelbigen gutes nachgelaflen werden begert han, fo wärind fo unfin=
nig worden. Aber bae find die urteil gottes, fo fy mit fölcher ungnab fo
unfaglich güt von jren armen fchindend, das gott fo widerwärtig it; fo
ordnet oud) ec, daß ed mit fo groffem fehmerzen widerum harus fchmwären !
müß, and) fam gott ſpräch: Cyr wellend frib und gnad nit under einand-
ven baben um des zuytlichen gütes, wollufts unb eeren willen; fo müß id)
(d) arm, verfüntmret, teurig machen und gefchänden vor allen wufen und
verftändigen, und in künftig 3pt üwer namen und that (affer fummen, bag
alle menfchen (ebinb, was unfinniger fópfen jr gſyn fuind. Und das je mit
mwütenden geboten von den armen erfchunden hand, bas müß mit wüten tvi»
brum von dd) gezogen werden. Die jr empfolen volk nit für menfchen,
funber für vid) haltend, ja fchnöder denn vid), ich geſchwyg, daß fos für
brüder habind, barum dag fu eines gloubens, eines toufs und eines gotteé
mit jnen find. Die, fid) felbs beredend durch jre glychsnenden geleerten ,
alles, fo in bent Preis jred gebietes, foe jr eigen. Und roubend demnach
gewaltiglich , bſchyſſend biberben lüten wyb und finb gewaltiglich , (dyLabenb
ze tob, ro man inen jres muͤtwillens nit geftattet. Sich, das ift ein fchön
polf der abgötten! Die jr arm volk, das fo trülich zu jnen feßt feel, ecce,
(96 und qüt, unb ftets ſchryt: O der (romm fürft! wiewol er ein ſchalk ik
(nimm bid) nüt an, feommer manm), täglich fo jämerlich mezgend mit erdach⸗
ten Elagen, damit jnen das gut verfall. Die, fo fy bebüter, befchüßer und
befchirmer fun folltind, nüt anders find worden weder beichäßer, befchufier
und befchaber; unb in fumma in fo vil unzalbarlichen laſtren fo übel ber»
hergt? find und wütend, daß man eigenlich inen anficht, daß fo warlich gott-
[os find. Ya bife gottlofen fürften füllend barum, daß inen gott hat gebeiflen
- geborfam fon, jren gemalt nit mißbruchen. Sy hörend mol, warum jnet
gott heißt gehorfam fon; darum baf fg das (dymert an der ftatt gottes bal»
tend zu (traf der böfen, nit zu nachteil dem guten, zu fchirm der (commen,
nit zu fchreden. Man ift oud) inen nit fhuldig allen mütwillen ze er;
fättigen , funder zimmliche narung widerftellen ,? bie (o um unfertwillen ver⸗
fumend, diewyl ſy dem züdienen der gerechtigkeit obligend. O gott! gib
dinem armen volf qut Girten und verfünder des gottsworts, baf an dem die
1) eitern. 2) verdorben, verwüſtet. 3, zuftellen.
⁊
Uslegung bet XLIL. artikels 369
fürften unb je voll binen willen erfeeninb, bag das unfründlich unbruͤderlich
Leben hingenommen werde, damit din nam in aller welt gebelget und gloubt
werd! Die fürften, bie binem mort glouben gebend, bie bebalt und ftärk,
baf fo ben, antchriftenlichen büben widerftandind! bie unglöubigen erlücht
und mad) (9 verftändig, ‚daß (p dich unb fich felbs erfennind! nimm jnen
us bie tyrannifchen herzen, unb gib jnen gottsfürchtige, fründliche, Liebliche
herzen und gemüt! &o bu aber überein jnen je gepöch! Laflen willt, fo
merkend wir wol, bag du uns und fy mit unb an einandren ftrafen milít.
So aib bod), o bert! dinen glóubigen bie gnab, daß fp pon binem wort
nit fallind! Und obg(nd) ber Inchnam Inden müß, mag bod) ber feel nito
man fihaden, fo fo unbemegt ift im -glouben. Es wirt oud) allweg bin
wort überwinden, obglych darum bif Inden müflend. Es bat ein geftalt;
es müffe gelten: die fürften rottend fid) wider den herren unb. (inen wolrie⸗
chenden fun und gefalbeten fünig. Verlych uns, herr! daß jre jochriemen
zerbrechind, und du mit dinem wort allein ſigiſt! Amen.
Der zween und vierzigſt artikel.
So ſy aber untrüwlich und uſſer der ſchnuͤr Chriſti faren wurdind, mö⸗
gend ſy mit gott entſetzt werden.
Was gat die ſchnuͤr Chriſti die fürſten an? fo by bero hin nieman
gleben mag, er ſye wie helig er welle, allwyl er in diſem zyt lebt? Antwurt:
Nieman mag dem gebot gottes nachkummen, iſt gwüß. Wir nemend aber
bie das gebot gottes halten oder daby hinfaren, für nahinfaren? zum
alychförmigften dem gebot gottes, al es bem menſchen müglich ift. Ver⸗
ſtand es alſo: Alle menſchen ſind ſchuldig dem gebot gottes nachzekummen.
Aber ſo wir dem nit nachkummend, mag uns der oberer nit ſtrafen, bis
daß wir offenlich darwider tbünb. Byſpil: So tu eins andren ecgmakel
im herzen begereſt, mag dich der obrer darum nit ſtrafen. So du aber im
ſinen eegmahel gſchwächet haſt mit der that, mag er dich ſtrafen. Alſo fart
et denn bu der ſchnuͤr Chriſti bin, fo er bin usgebrochne that ſtraft. Alſo
verſtond mir bie: by der ſchnuͤr Chriſti bin, bem göttlichen weg nad). Denn
fart der aber nit by der ſchnuͤr Ehrifti hin, fo er ben fündenden nit (traft
funder üffnet , und den unfchädlichen befchwert. Als (o. man die unnützen
büch, die muͤſſigen pfaffen und münch und nonnen ſchirmt by jrem muͤtwil⸗
(en, huͤren unb bretſpil, gut, hochmuͤt und pracht. Und das fü migbtue
chend, das berorbnenb. fp nit den armen, funder, fo man babon ordentich
redt, fo ftrafend (o ben, der yneedt. Das ift uffertbalb ber ſchnuͤr Ehrifef
hingefaren.
Daß man aber fü denn möge dannen thin, das zeigt ung das hell
byſpil Sauls an, den gott verſtoſſen bat, wiewol er jn zum erſten erwält
hat 1. Sam. XI. und XVI. Ja ſo man die üppigen künig nit abſtoßt,
ſo wirt das ganz volk darum gſtraft. Jerem. XV. 4, als gott die vier
plagen erzält hat durch Jeremiam, die er über das volk wollt ſenden, ſpricht
er darnach: Und ich will alle rych des erdrychs über ſy entzünden von
Manaſſes, des künigs Ezechias ſuns, wegen um alle ding, die er zuͤ Hieruſa⸗
lem gethon hat. Diſer Manaſſes hat treffenlich übel gethon mit aller
1) Toben. ?) nachfahren.
Zwingli's ſaͤmmtl. Echriften I. Bd. 94
370 Uslegung des XLIL artikels.
abgöttem und mit unſchuldigem bluͤtvergieſſen, als du ſindeſt 2. Kön. XXI.
Um welcher üblen willen gott das volk Iſraels gftraft bat, als in Jeremia
unb bie mitt anzeiget: Darum daß Manaffes , der füng Juda, , die allerbö-
ftt grümen getbon hat, ja übertroffen hat bie Amorärt , die tor oud)
übels getbon hand, und hat bas jüdifch volk ze fünden bewegt in finem müft:
darum fpricht der ferr, gott Ifracls: Nimm mar, ich wird übels bringen
über Hierufalem unb das jübifd) rych, daß eim ieden, ber das hören mitt,
die oren fingen merbenb sc. Kurz, báttinb die jüdifchen jren künig nit alſo
ungeſtrafet laſſen muͤtwillen, hätt ſy gott nit geſtraft. Man müß das oug,
ſo es verbösret, usgraben und hinwerfen, die hand, den fuͤß abhouwen.
Wie man aber den abſtoſſen! ſoͤlle, ift (pdt. ge merken. Mit mit tod»
ſchlägen, kriegen und ufruͤren, ſunder mit vil andren wegen. Denn gott
bat uns im friden beruft. 1. Gor. VII. 15. Wirt der fünig oder herr bon
gemeiner hand erwält und tbüt übel, fo tbü jn bie gmein hand miberum
bannen; oder aber fp merbenb. mit jm aftraft. Hat in ein Heine zal der
fürften ermält, foll man den fürften anzeigen, daß man fin verärgerlich
leben nit mee dulden mög, und beiffem abftoffen. Hie hebt (id) not: denn
der tyrann fact 3d. und mezget die felbigen ; das fchadt aber nit. Es ift gar
ttoftlid) um recht thün getödt werden, fo man bed willens gottes faret
1. Det. II. 20, weder nachhin mit den fchuldigen in bee mißthat getödt von
der hand gottes. Magſt du aber den meg nit er(pben, und barfft « nit
wagen, fo Ind den mütmwilligen tyeannen , und wird denn zülest mit jm ae
ftrafet, und ftat dennoch bie hand gottes noch usge(teedt und dröwend. Iſt
der. tyrann bon nieman ermwält, (unber er bat das rod) ererbt: weiß ich nit,
wie die felbigen euch einen geund habend. Denn [aff dir fun, ald ob der
geboren fünig ein tor oder finb wäre; nod) müß man jn für einen herren
haben. Wie wirt er aber herrſchen? Es müß folgen , dag nit nad) gemei⸗
nem fprüchmort cing tünigs fun eintmeberd ein nare. for muͤß oder ein füng,
funder er wirts beede mit einandren fon, ein nate und ein küng. Jedoch
müß man das rod) mit andren wyſen verwalten. &o wäre ouch mwäger,
mon machte einen ropfen zuͤ einem küng. Denn es iſt ein unglückhaftig
verfluͤcht land, deß künig ein kind iſt. Pred. X. 16. Die einen tyrannen
beſchrvbend, ſprechend: daß der ein tyrann ſye, der us eigner kraft und dar⸗
ſtellen? regiere. Alſo weiß id) nit, wannen es kummt, daß man bie rod
ererbt y es (5g ouch, denn daß ſoͤlichs die gemein verwilligung unb ghellung?
deg volks zuͤgeb. So nun der ein tyrann iſt, foll nit einer oder der ander
ju underfton abzethün: denn das macht ufrür , unb ift aber das rych gottes
grechtigheit, frid und fróub im heilgen geift Röm. XIV. 17. So aber die
ganz menge des volfé einhelliglich, daß damit wider gott gehandlet wirt,
den tyrannen abftoßt, fo ift es mit gott, oder der gröffer teil, fo fer er vor
untat* fun mag. Alſo folltend die kinder Iſraels den Manaffen abgeftoflen
haben; fo hätt (9 gott nit mit jm geſtraft. Sprichſt: wenn wirt e$ darzü
kummen, daß der gröſſer frömmer teil eins werde? Antwurt: Wirt er nit
einhelliglich eins, ſo red ich wie vor: ſo trage das joch des tyrannen und
werde zuͤlezt erſt mit jm gſtraft, unb-fann fid) nüt Magen. Denn mid) bat
ud) etwann gewundret, warum gott bag arm volk von der künigen ober
1) abſetzen. 3) eigner Darſtellung, Selbſteinſetzung. 3) Einſtimmung. +) boſen Folgen,
Uslegung des XLIIL artikels. 371
obren wegen firafe. Jetz wundret mich e$ nit me. Warum habend mir
uns gegen dem nächften nit nach inhalt des afatsed der natur? fo bedörfte
' man aheines obren, (unbee wie wärind alle wie die bruder. Alfo: Warum
it uns nit allen garechtigheit zum böchften Lieb und das übel mibrig ? fo
wärind mir all einhellig den tyrannen zu verftoffen. &o wir aber fo (aum
find an der Liebe der gemeinen grechtigheit, barum laffend wir alle übel der
tgrannen fürgon, unb werdend billich von jnem zerriffen, unb zum (esten
mit jnen geftraft. Alſo manglet nit rat oder weg, wie man die tyrannen
abftoffe, funber e$ manglet gemeine frommkeit. Huͤtend dd), je tyrannen!
das ebange(ium wirt fromm Lüt ziehen. Werdend oud) fromm! fo mirt
man üd) uf den händen tragen. Thund jr das nit, funder vuffend * und
pochend , fo werdend je mit füffen getreten.
Der dry und vierzsigft artifel.
Summe deß rych iſt allerbeft und fefteft, der allein mit gott herrfchet,
und beg allerböft und unftdteft, der ut (inem gmüt.
Difer artikel: hat Eundfchaft durch das ganz alt teftament hin, daß,
wenn die Juden fich gottes gehalten hand unb finer geboten, fo ift es jnen
auch zytlichen wol ergangen. Wenn fo aber von gott (id) Étert hand, fo
find fp in groß. jamer kummen. Alſo noch hütbytag blybt unfer ftand
und regiment fe(t, fo wir uf dem felfen gegründt find, bee nit bewegt wer⸗
denmag. Wideum fo wir uf fand, das ift, uf den unftäten tat des menfchen
bumend, fo mitt unfer (tanb bewegt von minben und malbmafferen, und wirt
umfallen Matth. VII. 25. Quc, VI. 49. Denn es ift be(cheber um den,
der finen teoft uf den rörinen ftab fet. Efaj. XXXVI. 6. Harwidrum,
als Ealomon VII. 12. fpricht: Sun, eee den herren! fo wirft dus ftatf , unb
one jn fürcht gheinen andren! mag der nit bewegt werden, der fid) gottes
wort halt. Darum alle regiment, fy foinb mie Fein (9 wellind, feifd) unb
unverzagt fon föllend , fo ſy fid) der (eer Chriſti baltenb, Gott wirt fo nit
laffen undergon; und ob er ſy giych laßt angefochten werden, fo mirt er
doch jnen ein froͤlichen usgang zeigen, daß fy die anfechtung getragen mö⸗
gind 1. Cor. X. 13. Man weißt wol, daß es nit minder i(t, gemunnen
. ding ze behalten denn gewünnen. Alſo, melfenb bie aldubigen bym glouben
blyben: mitt nit mit fchlafen zuͤgon, funber müß man für und für wachen
und arbeiten. Bott fgg aber gelobt in bie ewigheit, daß er uns in (inem
wort brucht , in dem er allweg figet in unferem leben und in unferem tod.
Die anfechtung der pápftleren wirt nit foren; doch foll uns glöubigen trö⸗
ten, ba fo uf die (este not fummen find, und mannlich verharren.? Stond
‚wie uf dem felfen Chriſto Jeſu, fo Lafiend fy pütfchen , ? bis bag fo ben
Topf zerſpydlend.“ Denn wir mögend nit bewegt werden. Sy firutend
wol, aber-überwinden ift inen unmöglich. Chriftus ift höher, denn daß fy
jn treffen mögend; und hättind ſy nod) einift fo vi( büchſen. Haltend (id)
der frünb(d)aft und Liebe gottes: fo binbt er in und unb wir in jm! unb
laffend demnach jn bie (ad) erfechten! Er wirt uns rat und fraft geben,
dag einer tufend und zween schen tufend jagen werdend Deut. X XXII. 30.
Allein blybend in der fryheit, in die üd) Chriſtus gefürt hat, und laſſend
V wũthet. 9) verſtehe: follen wir. 9) (tofen, anftürmen. *) zerivillen, zerſplittern.
_
372 Uslegung bed. XLIV. unb XLV. artikels.
üch under das jod) der antchriftenlichen bien(tbarfeit nit bruden Galat.
V. 1. Nit mee von difem artikel, es ift gnuͤg ba oben im 39. von diſer
meinung gefeit.
Der vier und vierzigſt artikel.
Ware anbetee rüfend gott im geift und warlich an, on alle gefchrey
bot den menfchen.
Es i(t vor gnüg gfeit von difem artikel, daß ghein gebet gott gefälliger
((t, weder dag gott warlich ecfennt, und marlid) mit ungeziwnfletem herzen an»
ruft, nit mit glychsnery funder mit rechtem marem „berjähen und erkennen.
Als Erod. XIV. 15. Moyſes dngft(id) im herzen zu gott rüft, und bewegt
bod) die Lefzen nit. Als oud) Anna 1. Sam. I. 13. gethon, hat nit (ut
geſchruwen. - Als oud) Gbriftus Matth. VI. 7. das bil bladren verboten hat,
und das war anbeten im geift und in der marbeit geleert Joh. IV. 24, ta
et oud) ung erlöst von befundren ftätten, daß nit an einem ort mee. mebet
am andren gott well angerüfet werden, funder an allen orten, wo gott im
geift unb warlich wirt angerüft, da fpricht ev: hie bin ich.
Dee fünf und vierzigft artikel.
Glychsner thünd jte werk, daß fü von menfchen geſehen werdend, ne
mend ouch den (on in diſem apte on.
Damit man die g(od)snery erkenne, bie (id) für andacht berfouft, hab
ich difen artikel gegen dem obren gefeßt. Und find die Lutren mort Cori,
die er bor ben gfchriftgelcerten unb pharifäeren redet Matt. XXIII. 5
Sy thuͤnd alle ite werk, bag fo von den menfchen gefeben werdind. Dife
farb ſtrycht jnen Chriftus an, nit ih. So nun Chriftus Diatth. VI.
gebüt, bag wir den giycheneren in almüfen geben, in beten, in faften nit
glych werden füllind, bie jr gebet ba tbüginb, da fg aller meift volks wüſſend
zemmen fummen; funder fo wir beten wellind, fo ſoͤllind wir in unfer käm⸗
merlin gon, unb die thür nad) ung be(d)lieffen, und da unferen himmelfchen
vater anrüfen in eim gheim: fo folgt, daß die all je gebet nun in die offnt
ziehend, den glychsneren, die Chriftus dafetbft fchilt, glych find. So folget
vuch, bag bie mit den ginßneren hie jren (on. ynnemend, als er bafelbit
ſpricht: Warlich fag id) dd), fü band jren (om gngenommen. Demnad)
folget, daß bie jte wert für die welt ziehend, alychener find. So fg gindy-
ner fi nb, fo t&ünb ſy alle jre werk, dag fg afehen merbinb bor den menfchen;
fo ift jt werk nüt anders denn ein glychsnery; alfo nemenb f oud) bit
jeen (on yn. Hie hilft ghein miderbefzen mit dem chorgfang der píaltien,
das ber hunderteſt nit verftat, ich gſchwyg der fengelnurren 1 der nonnen
die durch die ganzen welt hin nit einen vers der pfalmen , die fo mónenb,
verftond. Sollt ed aber nit güt fun ((predienb fy), daß man da vor allen
menfchen gottes (06 fingt? Antwurt: Zeig mir an, baf e$ git foe! fo will
id) bit glouben, ed foe güt. Gott ift allein güt unb ein einiger bronn alles
güten. Iſt nun das pfalmen-murmien qüt, fo müß e$ bon gott fumme.
Das zeig mir an, mo gott (ó(d) mónen, brógen ? und murmlen angefehen
hab. Sich, fo fat wie bie fab vor bem kürfiner: denn du findet das wider:
1) murmelnder Gefang? — 9) fallen, wie Kinder, bie nod) nicht reden Tonnen?
Uslegung bed. XLVI. artikels. 313
feif, bag bid) gott in din kämmerlin hat geheiſſen gon, und ba an eim
heimlichen oct mit binem himmelſchen vater reden , der werde bid) mol feben,
hören und gewären. Wärift du andächtig, fo wärift allein. Andacht mirt
durch bie bile gefälfcht; e$ fye bann, daß man die bie des worts gotteé
berichte, oder bag wenig mit einandren von verftand des güttlichen morté
redind, von welcher geftalt Paulus Col. III. 16. redt: Das mort Ehrifti foll
enchlich under üch binben oder wonen in alfee wysheit, baB je (veritond
damit) üch ſelbs Leerind und marninb mit pfalmen, gottsloben und geiftlichen
ofangen , die jr in ümten herzen dem herren fingind in ber liebe. Hie (cert
uns Paulus nit dag 6rüfen und murmlen in den templen, funder er zeigf
das war gíang an, das gott gefällig ift, daß wir nit mit der ftimm ale
der Juden fänger , funder mit dem herzen das (ob und prys gottes fingind.
Das befchehe aber, fo wir mit einandren die pfalmen und Lob gottes, die
jm die propheten oud) in jren herzen unb fämmerlinen gfungen hand, uns
bereebinb, einandren damit leerind unb warnind. Darum wäre min ernſt⸗
licher rat, bag man an ftatt des pfalmen- murmelns die pfalmen (d$ und
ſy uffchluffe und fähe den fchönen finm bes heligen geifts, ber barinnen lit.
Der glych reb id) oud) von der andren afchrift. Damit wurde ber menfch
täglich gefpyst, und wurdind bie, (o zu bem amt des predgeng zogen werdend,
der afchrift bericht, bag f nit alfo mit ungemwäfchnen händen und füllen
darin umher fr.etinb.
Der ſechs und vierzigft artikel.
So müß ie folgen, daß tempelgfang oder afchrey, one andacht und nun
um (on, eintweders rum fücht por ben menfchen oder gwünn.
Der finu ift, daß die afang, die man in den templen thuͤt um (on und
one andacht, allein darum gefchehind, bag man oder gerumt werde, wie man
geiftlich foe, oder bag man gelt gwünne; welche fürnemen bod) alle bös
find. Darum noch vil böfer ift, bag man fülichen gouggel den menfchen
zu cim geltfloben für die nafen udftedt und in fo tür verfouft. Hie fpre⸗
chend (o zum et(ten: So ed aber mit andacht gefchicht, fo i(t ed ie nit bös.
Antwurt: Haft nit ghört, daß bu ghein werk ſchätzen folít, mie guͤt es foe:
denn fo man ung bas geftattete, fo rvurbinb wir unfer werk fo tür fchäßen,
da ung gott bie kümmerlich möchte bezalen. Daß ein wert güt (oe, liit
allein an gott; von dem muß ed fummen. Darnach bruͤlt der andacht nit
tor ben menfchen, wie die unfinnigen büler thund; funder er gat an fin
fife. Da fann er fid) aller ba(t mit gott erfprachen: denn jn addit nit
aficht, nit ghör von dee güten betrachtung ab. Es ift wider aller menfchen
vernunft , ba man in groffem getös und getön finnig oder andächtig for.
Darzü ift des menfchen anbad)t fo kurz und fchnell, daß er gat nit lang
mit worten und herzen andächtig iſt; aber mit dem inneren (inn und ges
danken im herzen mag er den andacht länger verftreden. Darus man ermißt,
baf, bie fo übel an dem chorgfang rümt , eintwebers närrifch find oder fin.
diſch. Närrifch, daß (y nody den rechten waren andacht nie erlernet hand:
denn báttinb fo den ie recht empfunden, fo möchtind fy nit er(pben, daß
man ſy mit dem mönen irrte. Kindifch, bag ſy den finben ginch gern
fingend und hörend fingen, ob fo glych nit verftond, was fu fingend. Ja
ih fag by der matbeit, daß ich das um Ion fingen mee fündig warlich
374 Uslegung des XLVI. artikels.
fd igen mag dann gilt. Denn was tóünb die kinder minder , ble um die
gag früsenb, * unb ond) bara fingenb, und budend jre münd ouch in felt
fame mort, die meber fo noch andere menfchen verftond. Alſo fingt bet
meerteil, joch der münch und pfaffen, daß fo wenig verſtond, was fo ſingend;
doch muͤß man-jnen lonen, oder aber fy ſingend nit. Darzuͤ iſt ba oben
gnuͤg bewärt, daß mir nit durch unfere werk, ſunder durch gottes erbärmd
ſelig werdind, mit dero ouch die todtenpfyfer ſelig werden muͤſſend, und
nit mit jen -merten.
Demnach merfenb (9 engegen: Iſt ed aber nit wäger, man foq alfo in
dee filcben, denn bag man mü(fig gang oder im bretfpil tige. Antwurt:
nad, herr! daß jr dabin kummen find, daß jr üwren fo fchönen gottsdienft
nit be(fer fun fónnenb bewären, denn daß er dennoch be(fer foe denn müſſig⸗
aon und bret(pilen, Wellend je üwren anbadot dahin rechnen, fo will id)
reden: fpinnen foe befler dann müfliagon oder bretfpilen. Wie wär nun,
je fpunnind oder hafpletind, min andächtiger vater! Doch find jr ze ftarf
darzů: wie wär es, man machte ein holzſchyter oder ein pfluͤgheber us (id,
ſo je doch etwas mü(fenb tbün für müffiggon. So hulfind jr eud) bem
gemeinen menfchen Die arbeit tragen; je find ſchön und feigt. Ach gott,
wie müß man üch die wyl fo Eoftlich vertryben! Thuͤnd fo wol und Iefend
1. Cor. XIV. 19, fo werdend jr finden, daß Paulus lieber will fünf mort
mit verftand beg finnes reden andren zu der leer, weder 3.r.n tufend wort
mit der zungen. Alſo werdend jr, mie ba oben ift anzeiat, nad) dem finu
der gfchrift arbeiten und die unverftandnen wort laffen Ligen, als ich hoff.
Und fo jr überein frölich fon mellend in dem geift, fo wirt bas nit lang
wären. Darum thünd ed, fo lang das gemüt mit den morten helft; bab ich
ahein zwyfel, je werdind nimmermee fingen. Denn ec fpricht p. 15 dafelbft:
Bill id) mit dem atem einen pfalmen reden, fo foll es mit dem amit gefches
ben; das it, willt du mit dem mund einen pfalmen reden, (da, daß mund
und gmüt mit einandren zichind. Nun ift mund und gmüt, fo man bett,
nit (ang uf-eim weg; bil weniger gemüt und gfang. Lis bad ganz capite
daſelbſt, fo findft bu, daß under den chriften das höchft amt ift, baf fu das
wort gotted zu gütem verſtand bringinb, damit bie ganz menge geleert werd.
tem es hat oud) Amos V. 23. bas fingen im alten teftament verworfen.
Thu mir bad gmürmel Diner gfangen hinweg , und das gfang diner Iyren
will ich nit. Wie wurd ber büriſch propbet (Am. VIT. 4.) 3d. unferen zuten
thün , wenn er fo mengerley mufif in den templen (dbe, und fo mengerley
menfuren ber baßtänzen, turdionen ? und hoppertängen 3 unb ander proporzen®
hörte, unb dazwüſchen bie zarten chorherren in jren fobinen hemdlinen zum
altar gen opfer qon? warlich er wurd aber ſchryen daß ſin wort die ganz
welt nit erinden möcht. Eich, das bodenmerf 5 in ben tempfen koſt fo vil
fchweiß und arbeit; nod) will e8 nieman 3e herzen gon , nod) müß man bie
ginchsnery (ich hätt nach geredt die abgöttery) für und für nären. Und
befchicht Doch nit on merkliche fünd: denn da wirt eintmeders angefehen
tippige eet, oder wolluft, oder nut, unb fann(t bu nienen nüt us der gfchrift
barfür bringen, Das den verlonten gottsdienft befeft. Denn das mort: der
t
1*) Proceffion Halten mit einem Kreuz. 9) Zriller. Don turdus, Krametsvogel.
3) Hopfer. +) &üffe. 5) Puppenfpiel. on
uilegung bei XLVIL artdels. 375
arbeiter ift würdig fines (on$ Luc. X. 7. dient gar nit da har. "Darum ſoll
jni nieman gruſen laſſen, ob er das ruffen * us den templen laßt kummen,
und ordnet an deß ſtatt wolgleerte, die das gottswort trülich ufſchlieſſind,
unb gibt das übrig güt den armen dürftigen, bod) mit ſoͤlicher maf; bag
ba nit uftür entfpring; es wellind bann bie gottsjunkeren nit anders.
Ade,? min tempelgmürmel! big mir nun nit fchad! güt, weiß id) mol, daß
du mir nit bift. Aber bid geußt, o frommes inmenbigé gebet, das vom
gottswort erwedt wirt im herzen des alöubigen menfchen, ja ein kleiner
füfzer, der kurz bſchicht unb fid ſelbs ecfennt, und bald wyter loſet! Bid
ouch gruͤßt, du gmeines gebet, das alle chriſtenmenſchen für einandren thuͤnd,
es fog offenlich im tempel oder im kämmerlin, doch fry unverlont! Ich ei,
daß bu das gebet bift, dem gott geben will, das er verheiflen hat.
Der fiben und vierzigft artikel.
$s5(id)en tob foll dee meníd) ee Inden, denn er einen ceiſtenmenſchen
verärgre oder gſchände.
Es iſt in dem wort ſcandalizein nit allein verärgren begriffen, ſunder
ouch gſchänden. Bon bet ſchand zum erſten. Chriſtus will Matth. XVIII. 7;
nit, bag man bie übel verärgrenden nit fölle offenlich geſchänden, fo fy nit
anders wellend; funder er leert dafelbft, wie man usfchlieffen fole. Er milf
aber, daß nian die finen nit ze ſchanden bringe, barum dag (9 klein geacht
find. Mit welcher meinung er den chriften hat melfen den hochmuͤt binnemen,
dag fid) nit einer über den andren erbübe, nit pinec den andren verachte:
denn welcher bas tbüje, dem wäre wäger, man erteánfte in. Wo find hie
die andächtigen bifchof , bie den unfüfdyenben pfaffen eetuyber ze nemen bere
boten, und demnach die finbli, bie von jnen mol báttinb eclich mögen unb
füllen geboren werden, zu baftarden gemacht hand? Und denen gott bag
(eben gegunnet hat, die hand fy vor der melt gefchändet, bie wyl f9 nod)
in muͤterlyb gſyn find. Fa es darf die treffentich fünd nieman alfo anft»
ben, daß ſy in nit beruͤre; es find faft alle menschen daran fchuldig: "denn
fo alle bie geburten gottes verfchunfend, und habend aber die unfchuldigen
kindli den flee nun von den fchänderen der creatur gotted, nit kon gott.
Darum billich alle menfchen folltend wol an der pfaffen ee fun, daß man
us der grofien (ünb, damit man gott fine gſchöpfden afchändt und verachtet;
käme. Wie groß die aber (oe, (cert ung Ehriftus ſelbs Matth. X VIII. 6, 7:
Welicher einen der Beinen, bie in mich gloubend, fdydnbt oder berdtaret,
dem wäre güt, daß jm darfür ein undrer mülliftein an fin hals wurde at»
benft, unb verfenkt in die tiefe bed meeres. Wee der welt vor fchanden oder .
ärgernuß. Es müflend ärgernuffen gfchehen; voee aber dem menfchen, durch
ben ärgernuß afchicht oder fummt. Dife wort Ehrifti leerend ung heiter
gnüg, mie ſchwer ift, einen, ber gottes ift, fchänden, nad) bem erften verſtand
von der ſchand, als ouch Chryſoſtomus diß ort verſtat.
Zum andren werdend diſe wort Chriſti verſtanden von der ärgernuß,
die nüt anders iſt weder ein unverſchamte des ſündens bor den menfchen |
oder ein verleßen oder überpod)en der blöden conſcienz, dadurch fü gebösret
wirt oder eim abfchüben bat von dem güten, das jro noch unbekannt if.
-
1) Rumoren, Otaufden. 2) a dieu.
316 Uslegung bed XLVIL artikels.
Bon bem ſchandbaren fünden vebt Griftu hie ftat. X VIII, bof e$
bor gott fo ‚groß foe, fo man ber kleinen einen mit unverfchamten fünden
I verbösre oder hinderftellig mache, taf einem, der verdrgret, wäger wäre, man
benfte jm ein müllftein an'n bald und ertednfte in. Darum bat er barnad
ben bann am felben ort ufgeſetzt, damit der unverfchamt fünder glych als
ein brefthaft alib wurde abgefchnitten, daß es nit den ganzen Inb übergieng.
Es foll ouch ein ieder drift den blöden, bie etwas wänend unrecht (9n (das
tod) den glouben nit antrifft), das nit unrecht i(t, vorgeben, und nit glych
fürmlingen * überpod)en; barum, bag er mol bericht ift und nüt verlegt
wirt, als Paulus Röm. XIV. 2. anzeigt: Einer weißt, daß jm alle ſpyſen
simmend ze eflen, und will fich bero gebrudyen, fo oft e$ jm gefällt. Der
ander ift noch nit fo (eft im glouben, funder meint er, e$ zimme jm nit zu
aller aot. So nun der wüflend bor difem verboten foyfen ift, bat er ein
ſchühen barab, und verurteilt den effenben, fam er ein übelthäter und frefe-
nee ſye. Hie foll der müflend bem blöden vorgeben, bis er oud) müllend
wirt; ed wär denn fach, daß es nit ein blöde, funder ein eigenrichtige märe.
Der gftalt fpricht Paulus 1. Cor. VIII. 13: - Ob bie ſpys minen brüder
verärgret, fo will ich nimmermee fleifch eflen, bag ich minen brüder nit
verärgre. Iſt die meinung Pauli: So lang er ficht, daß fid) fin brdber
berärgret ab finem fleifcheflen,, bod) daß e$ ein verärgren unb nit ein eigen»
richtige foe, (o melíe er finem fchonen, daß er ſchlecht nit welle fleifch vor
jm efin. Er Bat oud) fé(d$ an Timotheo bewifen: den bat er nad)
jüdiſchem bruch laffen bſchnyden Act. XVI. 3, wie wol er muft, daß die
bfehnydung nüts nüß mas. Noch bat er den Juden fülichs vorgegeben,
damit er f nit abftellig machte in dem glouben. Alſo hand wir dryerley
feandala , das tft verärgren, funden. Das erft ift ein fchänden des nächſten,
verftand, unverdient. Das ander ift, mit unverfchanten finden ben nächften
bögren und verrücht machen in dingen, die gwüßlich bös find, bie man mit
dem bann meiftret. Das dritte ift ein fchüchmachen def, der im glouben
noch blób ift, meint etwas fünd fon, das nit (ünb ift, als fleifch e(fen zu
berbotnen tagen, nit foren (ale man ich foret), nit ablaß Eoufen , nit Laflen
meflen um [on fefen, eenemen; obfchon münd), nonnen und pfaffen (óldyf
thuͤnd, den falfch ungelegten bann nit fürchten, und derglychen unzalbarliche
Ding, die uns von den ginchsneren geboten find, fam fy gott geheiffen bab,
und jm ín denen gedient werd. Don dem güfel fol. verftanden werden
Der acht und vierzigft artikel,
Der us blödiaheit oder unmü(fen fid) will one urfad) verärgren , ben
fel man nit Frank oder Kein [affen biyben, (unber in ſtark machen, baf.et
nit für (ünb hab, das nit fünd ift. |
Cmn den erften zweyen gftalten der degeenuf fol! man nieman leeren,
daß er jm das unrecht lafle gefallen, oder daß es nit (ünb foe, funder wol
bewaren, daß er fich nit Laffe befleden, unb den verärgrenden abftell. Denn
diefelb verärgernuß ift ein fo üble fünb, daß ber Bere wee darüber fchrut,
wie davor erydít ift. Mich will ouch dunken, bag Chriftus dafelbft allein
bit zwo erften gftalten der verärgernuß gemeint hab. Don dem verärgren,
1) ſtürmlings, ſturmweiſe.
uelegung des XLV. artikels. 377
ba? nüt i£ denn ein ſchüchmachen, wellend wir bald gnuͤg geſeit haben.
So bu ſichſt dinen bruͤder blób fun, alſo daß et für fünb hat, das bu wol
weiſt nit ſünd ſyn: ſo ſollt du jn nit überpochen noch ſchüchmachen, ee und
er wol bericht wirt, daß din thuͤn nit ſünd ſye; oder aber din wüſſen des
gloubens wäre eim andren zu verletzung und verderben fchad 1. Gor.
VIII. 7 — 13, (unter du follt in leeren , daß er nit für fünd bab, das nit
fünd ift, und folít dasfelbig thuͤn nit mit foikfündigen fünftlinen (denn mit
denen macht man den menfchen ide mee. und mee zwyfelhaftig und füchig,
wie es bed) alfo fónne zügon), funber du follt jn mit bem lutren tapfeen
wort gottes berichten, und forechen wie Deut. IV. und XII. (tat: Du
folft zu dem mort gottes nüt tfyün, nüt barbon nemen, und allein tbün, das
er dich heißt. Hierum, lieber brüder , follt du allein für fünd haben, bas
gott für fünd bat und berbüt; bu follt bid) ouch allein in den merken üben,
die gott geheiffen hat. So du jn mit andrem, benn er heißt, bermeinft ze
eeren: follt du mü(fen, bag du zwifalt (ünbet! Zu cim mal, daß du die
fürnimmft , gott werde das gefallen, das din narrachter kopf erfunden hat;
sum andren, daß gemeintid), bie fülche werk anhebend, das Laflend Ligen,
Bas gott heißt. Oder fprich zu im: Man thüt zu eines menfchen teftament
nüt; alfo mag ouch zu gottes teftament nieman üzid thün. Darum ift allein
fünb, das gott verboten bat; und allein recht, das gott gheifien hat. Bis
nit fo blöd ! gott hat fine afchönfden nit alfo wellen in ein bodshorn zwin⸗
gen, oder derglychen. Sölche aftalt des ftärkens leert Paulus 9tóm. XIV.
1 — 3: Dem, der im glouben blöd ift, dem heifend (das ift, zu jm nemen),
nit bag er erft nod) mee zwyfelhaft in (inem gedanken werde. Einer ift ficher
im glouben, daß er alle ding eflen abór; aber der nod) blób i(t, ber ift
krut. Hie foll, der alle ding one fchreden ift, den nit verachten, der fu nit
ift. Es foll oud) der, fo nit alle ſpyſen efien gdar us blóbigfeit, ben eflen-
den nit verdamnen oder urteilen sc. Lis bad ganz capitel! Darum föllend
die wächter allenthalb die verärgernuß hinnemen, das it, ernftlich predigen
und lceren, welchs gott, welchs der menfch verboten hab; und füllend bie
armen confcienzen nit alfo emiglid) in gefängnuß der menfchlichen geboten
mezgen. Alſo wirt folgen, daß alle welt dem einigen wort gottes lofen wirt,
und fich finer merken fiufien; und werdend bie pyngungen. der armen cone
feienzen hingenommen, und mirt für bie felbigen Fäftigen, frommfeit, (rib
und fröud im heiligen geift wachfen. — foie wär aber mol etlichen fantaften
bie britfchen ze fchlahen , bie glych das widerfpit teybend, (tonb an ben fans;
lm und fchryend: Nun muß bed) gott erbarmen! foll man in der faften
fleifch eſſen, ſoͤllend bie priefter by eewybren Ligen und gdören meß haben:
wie könnte bae iemer mee recht fun ? und find biefe(ben oft noch fum erfület,
ba fy von jren fäcen find ufgeftanden. Uber ber pfaff las, daran jm mas:
bie buren wend nit opferen. . Doch will ich je ungefdyidte nit nach notburft
befchelten; funder hoffen, fo merbinb ein nüws Heid anlegen, das nad) der
mannsram Chriſti aemeffen foe.
Sie forecyend aber die behenden: Wie (ang müß ich bod) dem blöden
vorgeben? Antwurt: Bis bag ec ftacf ift und fich nit mee laßt verichen,
Giprid)(t: es bilfet nüt an jm; er gibt dem mort gheinen alouben, das ich
1) nad) der Diannesgeflalt, nad) dem Maße.
- | — —
378 ‚Wilegung dei XLIX. artilels.
jm fag. Antwurt: So müft dus ietzund ein anders an die hand nente; du
müft fehen, ob fid) bie ander menge der menfchen zum meeren teil an dir ber»
bósre; unb findeft du, daß fíd) der gröffer doch verftändiger teil nit verbös
(eret: fo lag dich Frölich an die chriſtliche fryheit, bod) mit dem gebing, ba
darus fein gröffer zwitracht oder nachteil der (eee Chriſti geborn werd. Wer:
ftändig, mein ich bie nit bie wyſen diſes zytes, funder bie im mort qotteé
wol bericht find. Spricht: Wie vil menfchen oder völfer müß ich aber an-
ſehen? ift e$ gnuͤg, fo ich minec Eilhhöre mate? * Antwurt: Sa! fo e£ jro
“nit geoffen nachteil bringen mag gegen andren menfchen. Suſt ſoll ein icber,
baf die leer Chrifti nit verjagt werd, fich nit allein der fleinen Dingen ver»
zyhen, funter odd) vater und müter, wyb und kind verlaflen. Doch dörfend,
bie fid) an gott gelaffen babenb, nit änaftig fon, wann fü die band beg men»
ſchentands brechen werdind: denn gott wirt fy wol füren. Daß man aber
nit cwiglich dem blöden fólíe vorgeben, oder aber man käme nimmermee zü
chriſtlicher fryheit, funber 3ü finer zyt jm nümmen müffe vorgeben, tert
Paulus Gal. II. 3, mit dem, ba ec Zitum nit hat (a(fen beſchnyden, der
bod) bor Zimotheum hat (a(fen befchnyden ; om zwyfel, bag er Zimo:
theum nit erretten mocht; Situm hat. ec mögen erretten. Alſo ift jm ouch
ze tbün ín anfehen dee menfchen: mögend wir uns on des gröfferen teils
ärgernuß chriftlicher fryheit gebruchen, föllend wir ed tbün; i(t das nit, fol;
(end wir noch vorgeben und fireng leeren. So aber der gwalt an eint einis
gen ftat, unb bee ſelb will fid) nit wyſen laffen: tat ich, daß man jm für
unb für vorgeb, fo man (id) fing gwalts nit entfagen mag in den bingen,
die uns nit fo not anligen. &o aber die gmeind fid) nit verärgret an den
dingen, die der feelen feligkeit antreffend, als: unfüíd) for verdammt ung;
eetiche werk tryben ift nit find; fo foll man nit anfehen, obfchon ber tyrann
fur fidt, oder ung gar tóbet. Denn mir föllend den tob ce erlyden,
denn wir einen der feinen gottes verärgeind. So fid) der frommen ber meer⸗
teil nit verärgret, bann fólfenb wirs uf unferen hals nemen.
Der nün und vierzigft artikel.
Gröffer verärgernuß weiß ich nit, denn daß man den pfaffen eewyber
haben nit nachlaßt; aber hüren haben um gelts willen vergunnt. |
Dife ſchlußred ftat allein uf min urteil, bag mid) bebunft, daß us dem
unverfchamten hüren, fe bie genannten geiftlichen teybend, bie allergröften
lafter in der ganzen melt erwachfen fyind ug der urſach: Der vropbet oder
leerer, bee den menfchen je Lafter anzeigt, muß unfträflich (9n oder unbe⸗
haglich Zit. I. 6, damit nit zu jm gefprochen werde: arzet, arz bidy felbe!
Warum fteafft du nit zum erften dich felbe und nimmft den tromm? us die
nem oug, baf bu bemnad) ouch min rütli harus lefen könnift! bin Lafer
ift fo bil böfee und gröffer denn mins; fo bil du ein fürgfebter bift unb id)
sit. Din lafter bficht? alle menfchen , und das qt, das bu leerft unb thüflı
wirt allmeg mit dem böfen wert und lafter, bag du an dir haft, vermasget.
Drum bat Paulus nit on urſach, fölchen breften ze.verhüten, gbei(fen den
bifchof oder wächter nun ein vob haben: ee muft wol, daß reinigheit. halten
nit eint ieden gegeben ward; unb aber alle menfchen uf den mächter (ebenb,
NEMINEM
A) ins Auge faſſe, zum Augenmerk nehme. 2) Balken. 2) ift geſehen von —
| Usfegung bei XLIX. artikels. Ä 379
wie ee afitt foa. Darum bat er wellen fürfehen, bag man fid) an jm nit fo
übel verärgre und gheiflen ein eempb haben. &o er tas nit hat (bann es (inb
gar wenig, die rein (oginb; bie aber vein find , von denen fag ich nüt), und
aber nit reinlicdy lebt: fo bat er eintweders ein eigen torecht wyb, als er bete
wänt, oder er zeert mit andren lüten. Hat er offenlich ein eigne hüren: fo
ee den eebrechee (trafen milf, und zu finem gmahel zwingen, fpricht er: Kies
ber pfarrer , bift du überfichtig ?_ menn milít bu dinen breften fchen? Stra»
ftt er den friegdmann, fpricht er: Daß in bodsgouggel (dnb den huͤren⸗
pfaffen! Derginchen thüt der gytig, hochfärtig und alfe fünder, bic fid) an
den pfaffen ärarend. Und die fchon dem wort gottes gern aloubtinb, fo f) es
bon pfaifen hand ahört, furechend fo eintweders: ch gott! er Icerte als gern
recht wol, unb (ebt aber alfo ſchlechtlich; oder: Er redt wol fchön von der
(ach, et lebt aber fchandlich. Dannenhar ich wol gebenf, die fad) (pa nit fo
gruſam, als er fy macht: denn wär die höll fo heiß, als er fu macht, er
wurde (íd) ouch hüten. Und fallend in ein unglouben, fo ſy der pfaffen gott«
(oft fehend. Hat er aber ghein eigne hüren, fo ift nüt vor jm ficher bis an
bie müter und ſchwöſter hinzu; id) gſchwyg, daß es mit denen ift etwann
zügegangen, als gott mol weiſt. Darum id) abein gröffere verärgernuß weiß,
denn der bfaffen unverfchamte huͤry; bie hat allen laſtren fürmündet.
Daß aber bas (after nit hingenommen wirt (funder ed Laffend geiftlich und
weltlich den grülichen mwüft in jren regimenten zügon , und heiffend fidy nit
berbüren): fummt allein da bannen, daß bie groffen pochbifchof mee. uf den
(dde hand, bann bie müller uf den melfäden; und babenb die figel allente
hatb den gewaltigen fo tür perfekt, bag ieder fürchte, im möge fin sins nüm⸗
men werden, fo man den fübelsol( ab(telfe; oder fy find nod) der warheit
(o unbericht, baf fg bero nit gdörend bufton. Sch will üd) warlich marti)
fagen: heiffend bie üppigen pfaffen jre Düren von jnen tbün, oder fp zu der
ee nemen; oder aber je werdend jrer laftren teilhaft! Sind jr blind? fehend
je nit, marum die bifchof dag gebot der reinigkeit nit nachlaffend, und doch
ſehend, daß die nit der hunderteft batt? Fa fprid)t: es i(t der pfaffen ze
bí(. Antwurt: 9af fy abgon, unb ferr jre pfrünben an die armen! Ga,
jre wyber mellend gnadfrowen fun. So gib jnen fo bil, daß fu fto fugind,
dag. man fy ungnabfroren (affe binden. Jedoch keer (lof an, taf die ſchand⸗
(id) gruſamlich berärgernuß hingenommen werd. Es find nüt denn fablen,
Das die glychſsner ie und ie von fölcher glyßneten reinigkeit getönt hand.
Man hat bald reinigkeit geboten; aber nieman vermag biefelben ze halten
denn der einig, bem fo gott verincht.
Der fünfzigft artikel.
Gott (aft allein bie fünd nach, durch Chriſtum Jeſum, ſinen ſun, un⸗
ſeren herren, allein.
Diſer artikel iſt glücklich uf diſe zal gefallen, bie ein bedütnuß ift bed
nachlaſſens der ſünd. Denn in dem fünfzigſten jar wurdend alle köuf und
dienſt im volk Iſrael ouch fry. Daß aber gott allein die ſünd nachlaſſe,
iſt offenbar: denn nüt iſt ſünd, denn das wider das wort gottes iſt. So
muͤß ouch folgen, daß er allein die ſünd nachlaßt: denn nieman kann für
den andren verzyhen. Doch wirt die kundſchaft der geſchrift die ſach klar
machen. David ſpricht Pſalm LI. 6: Sete, id) bab wider dich allein ge⸗
380 . . Mélegung bed. L. artikels.
fünbet. Iſt die fünd allein darum fchädlich, daß fy wider gott ift: fo mag
ouch bie ſelben nieman nachlaſſen dann gott allein. Denn gott iſt allein das
guͤt, bad ung fuͤrt, ndrt, arzet, heil und ſelig macht. Deut. XXXII. 12:
Der beer iſt allein fin fuͤrer afon ꝛc. Eſaj. XLIII. 25—27: Ich bin,
sch ſelbs bin, ber ba abtilget bine fünd, von min ſelbs wegen, unb diner ſün⸗
ben nümmen wirt gedenken. Wird min gnaebenf, und laß ung mit cine
andren geurteilt werden! Zäl an, haft bu etwas, damit du mögift fromm
- oder unfchuldig gemacht werden? din erfter vater bat. gefündet, unb bine
Dolmetfchen habend übel thon wider mich. Dife wort SYfajd find an allen
orten fo wol bewart, bag fo nit mögend an gheim ort überfochten werden.
Zum erften zeigt gott fid) felbs zum andren mal: ich bin, ja ich felbg,
feit andrer gott nod) aefchönfd, ber din find abtilgt: Zum andren bete
zucht er bie find bon fin fe(bd wegen, nit bon. unferee werten wegen; er
verzycht oud) alfo, daß er der fünden nümmen gedenft und ahein alten
fdjaben richt. Zum dritten ftellt er den menfchen gegen jm, und laßt fid)
nebend im bfchäßen oder richten, und heißt den menfchen, daß er (id) um
gott eririnere, und demnach harfür trage, habe er etwas, damit ec fin fromm->
keit beiwären mög; one zwyfel der meinung, daß wir armen fünder nüts
habind. Zum vierten zeigt er ung an, mie wir fo onmächtig find und
unrein bon unferem erften vater har, der gefündet hat. Darus folgt, daß er
ouch fündige todte fün geboren hat. Zum fünften, daß oud) bie dolmet-
(cen gefündet hand und fünder afon find, bie amüfd)nb dem volk und
gott gehandlet banb, als Monfes und bie propbeten.
Und, damit wir den handel kurzlich harfür bringind, fo ift nientan,
der nun gedenken könnte, bafi bie fünd ieman nadyliefle weder gott allein,
wider ben fu allein ift. Denn obfchon etliche mibee den nádbften, ift (9 tod)
darum ein fünd, daß fo gott hat gebeiflen myden: denn er bat dag gebot
vom nddften ouch gegeben. Usgenommen die päpftler; bie gebenb bem papft
zu, daß er ouch bie fünd nachlaß; denn er fog ein nachkumm Petri, unb
fyind Peteo bie ſchlüſſel des himmels gegeben ze binden und entbinden. Und
habend uf die jr meinung das wort Chriſti ſo gewaltiglich druckt, daß noch
hütbytag vil wolgeleerter chriſtenlicher männer find, die us des papſts fchlüß-
Ien nit fónnenb. fummen. ' Ouch habend zu unferen zyten etlich babon ges
ſchriben, güter und grechter meinung zu eim teil, namlich: bag die fchlüffel
nit des papſts fginb; mas aber bie fchlüffel fyind, hab ich grundlich noch by
gheinen gefeben. Nun muüffend wir die fad) oud) an d'hand nemen; und fo
wir die gefchrift erobrend, wirt demnach aller handel von nachlaffen der fünd,
von buchten, von buͤßwürken klar. Matth. XVI. 13. ftat alfo: Als Jeſus
in die gegne Philipps Cäſareen kummen i(t, fragt er fine jünger, fprechend:
en fagend mid) bie menfchen fon, ben fun bed menfchen? Sy band jnt
aber geantwurt: Etlich fagend bid) fon Johannſen ben töufer, etlich aber
SHeliam; aber die andren Hieremiam oder einen der propheten. So fpridht
er zu jnen: Wen fagend aber jr mich (9n? Alfo bat Simon Petrus änt-
wurt geben und gefprochen: Du bift Chriſtus, der fun bed (ebenbigen gottes.
Und Jeſus Hat im geantwurt und zu jm gefprochen: Selig bift du, Simon,
Jonas fun! denn bas flei(d) unb blüt Hat dir das nit geofinet, funder min
vater, ber in den himmlen iſt. Und ich fag die, bag du ein felfer bift,
unb uf den felfen wird id) mine fild)en erbumen, und bie thor ber. Hölle
Uslegung bed L. artikels. 381
werdend nit wider fo vermögen, und bir wird ich geben bie fchlüffel des rychs
ber himmlen, und alles, das du binden wirft uf erden, das wirt in den
himmlen gebunden, und alles, das bu (Ofen wirft uf erden, bag wirt gelöst
in den himmien. Dife wort hand die pärftler fo ungefchict in b'banb ges
nommen, darum baf fo jrem fürnemen nit unglych febenb, fo man fo zum
erften anfiht; bag fo damit alle menfchen gar nad) verblendt hand: denn
(o hand die art der worten Chrifti und finer jüngeren nit ermeflen.
Chriſtus bat oft fine jünger gefraget um ding, bie er felb mol mußt;
ec bat oudy oft fo all gefragt, daß jm bod) nur einer bat antwurt geben.
Dannen bar folgt, daß oud) batnad) fin nachlummende red nit uf bem
allein gereicht bat, ber die antwurt in aller namen hatt gegeben, funder uf
alle bie, für die der rebenb hat antwurt geben. Diß wirt bald alles mit der
gefchrift klar. Daby ift ung ouch not ze wüflen, bag bie evangeliften etwann
von allen jüngeren in der gemeind! redend, was fü geredt babenb, da bod)
wol ze gedenken ift, daß (9 nit all mit einandren gemurmiet babinb, fun
der daß einer in aller namen geredt hab. Etwann aber brudt ein anderer
evangelift ben, der in allee namen geredt hat, mit (inem namen us, glych
ale oud) wir pflegend ze tbün. So cin ganzer rat einem ein antwurt gibt,
fpricht etlicher: mine herren gabend mir die antwurt; etlicher aber fpricht:
ber burgermeifter gab mir die antwurt, mie wol fo nit des burgermeifters
was, funder des ganzen rates. Jetz folgt berodenuf der Dingen. Marci VI. 38,
als Chriftus das volk fonfen wollt, ftat alfo: Und er bat gefragt: mie meng
brod hand jr? und als fg bſehen, hand fo gefprochen: mir hand fünfe unb
zween fifch. Hie (tat, daß er fg all gefragt hab, und ouch, bag fy jm all
geantwurt habind, wie wol jm Andreas für bie andren die felben antwurt
geben hat, den bie Marcus nit nennt; aber Johannes nennt in VI. 8.
alfo: So bat einer gefprochen us (inen. jüngeren, Andreas ein brüder Gi»
mon Petrus: Es ift ein dienftli? ba, bat fünf geeftine brot unb zween filch.
Hie bat Andreas ouch in aller namen dem herren anzeigt, mie vil fg brot
funden hattend: denn er fragt fü all und hieß fn alf Lügen Marc. VI.
Alfo oud) hie bat Chriſtus fine jünger all gefragt; bie mort zeigend es heiter
an: „wen fagend aber je mich fun?“ Wie mol Petrus für all geantrouctet
bat, ift bod) bie antwurt nit Petri allein: denn mol ze gedenken it, fo die
anderen jünger nit durch Petrum hättind antwurt geben, bag fg glych ale
an dem nachtmal, do iedlicher in funberbeit fragt, eb er ber verräter wäre,
ouch bie báttinb iedlicher in funderheit dem herren ein antwurt geben, mas
er in fon gloubte: bann bif fin fragen ift ein frag des heils. Welicher
gloubt, bag Ehriftus der fun des lebendigen gottes foe, der ift in gott und
gott in jm. 1. Joh. IV. 15. Darum hat Petrus in aller namen antmurt
gegeben. Welichs nit min tand ift oder won, funder bie wort Petri ſelbs
zeigend dife meinung Job. VI. 67. an: Als Chriſtus zu den zwölfen fpradh:
weltend nit je ouch von mir hingon? hat jm Simon Peter gemtwurt:
Herre, zu wem murdind wir qon? du halteft die wort des ewigen lebens.
Und dag gloubend wir und wüſſends: denn du bi(t Ehriftus, der fun gottes.
Hie vedt Petrus heiter: mir gloubende und wüſſends ꝛc. daran man eigen»
lich höret, bag alle zwölf jünger von Chrifto glychen glouben mit Petro gehebt
1) insgemein. 9) Knechtlein.
382 Uslegung des L. artikels.
band. Darus ouch folgt, daß die ſchlüſſel nit allein Petro, ſunder ouch
allen jüngeren und ung, das i(t allen alóubigen, in den jüngeren verheiſſen
find, fo mit. mit inen (predyenb, bag Jeſus fye Chriſtus, dee fun gottes.
Ce wir aber wyter farend, müflend wir von Peters namen fagen, ton
welchem die pápft(er cebenb, bie fid) (og uf Petrum gebumen, das doch cin
"ware abgöttery ift. Chriſtus bat zu Petro geforocben: Selig bift bu, das
(ft, wol die (nach fraft der bebraifchen fprady)! bann das flei( und blut
bat dir bas nit geoffnet, funder ber himmlifch vater. Darus wir ermeſſend,
dag Chriſtum einen fun gottes verjähen nit menfchliche bersend, funder
göttliches ynkuchens ift. Wyter folgt: Und ich fag bie, daß bu bit ein felfen,
unb uf den felfen wird id) min fild)en bumen. Chriftug fpricht zum erften:
Und ich fag dir, bag bu ein felfer bift, fam er ſpräche: bu feift mir im
namen ümwer aller, als Joh. VI. klarlich ift anzeigt, bag ich der fun gotteé
bin. Und ich fag dir, daß bu, Jonas fun, fürbin Petrus follt genennt mere
fen, das it ein felfee von der feften grundlichen veriähung wegen, wie id
dir verheiffen hab. Das Bat Chriſtus gethon, ale Andreas, Simone brübrr,
.jn zum erften zu Chrifto fürt; (prad) Chriſtus Job. I. 42: Du bit €i-
mon, Jonas fun; bu wirft genennt werden Kephas, welchs heißt ein felfer.
Sich bie Matth. XVI. gibt er dem Simon den verheißnen namen. Mit
difem namen irrt der papft zwifaltiglih. Zum erften fpeicht er: DIE wort:
und uf den felfen wird ich min kilchen bumen, bedüte uf den Petrum und
nachkummende pdpít. Und bat aber Chriſtus nit geredt: uf den felfe wird
ich min kilchen bumwen, funder: uf den felfen, von bem id) bít den sumen geges
ben hab, wird id) min fildyen buwen. Er ift nit uf bem feier bliben, ſun⸗
der fat fid wideum keert zu dem felfen, bannen der feller den namen 6at,
in welchen felfen ex oud) mit allen glöubigen gebuwen ift. Denn wär bit
fid) uf Peteum gebumen, fo wär fy umgefallen, do er Chriſtum mit per
ſchwören verlöugne. Es fig aber fer, daB wir gheiner creatue. zügebind,
baf (9 die grundfefte ber kilchen, bas i(t, der glöubigen, fye! Denn das wär
ein ware abgöttery, und wider bas heil wort Ehrifti und Pauli. Chrifti, der
von im felbs us dem Palmen CX VIIE. 22. bife wort haryn zücht Matth.
XXI. 42: Der ftein, den bie bumenden verworfen band, ber ift ung ins
boupt zu eim eggftein gemacht. Difer (tein mag nieman anders fun, denn bet
Bere Ehriftus Jeſus, als Petrus 1. cap. IL. 6. felbs leert. Paulus aber fpricht
1. Cor. III. 11: Es mag nieman kein ander fundament feken, weder das
ſchon gefeßt ift, das ift Chriſtus Jeſus. Alſo folgt, bag Petrus das funda⸗
ment oder grund der kilchen nit fon mag: denn man mag fein anders (eet
weder ritum Jeſum. So nun Ehriftus der war feld, uf dem das geh
wen bue nit mag geweiget! werden, aller glöubigen grundfefte ift, fo müß
te folgen, daß alle, die in verjähend , mie Petrus gethon hat mit ſammt den
jüngeren, ouch von dem waren felfen, felfer, genennt werdind. Glych wit
ivit mit Diaria Magdalenen ouch den beften teil ermälend, fo wir bem cinis
gen Cbrifto anhangend. Und Bat Magdalena nüt be. minder darum, bel
‚Chriftus von jre geredt hat: fy hat den beften teil erwält. Giych atl er
ouch fpricht: welcher den willen mines vaters tbüt, der ift min brüder , ſchwoͤ⸗
fiet und müter. So nun einer den thüt, entzücht ee Marien nit, daß je et
1) wiegen, wanken gemacht, entwegt.
Uslegung dei. L. artikels. . 883
minder werd, bag fy ein müter gottes iſt. 9(((o welche gloubend, ale bie
jünger mit Petro gegloubt hand, bag Gbriftus der fun bes lebendigen gottes
(ne, die find uf den felfen gegründt, und beiffenb beBbalb felfer. Der meinung
ift oud) Auguftinus mit hellen worten in der homily, bie man am feft der
boten Petri und Pauli list. Und die pfaffen lefend bie an allen orten Coſten⸗
zer-biftums, und band nit fo vil oren, daß fo bórinb, wie Auguftinus die
foort vom felfer und felfen verftand, funder ſy fchryend: Feier, Beer! unb
betend (ó(d)e wort, unb alfo feBrenb fo Auguftinum und fid) felbe. ch
müß nun etliche kurze mort bie ftellen. Alſo redt Auguſtinus über bife
wort: Darum nun G6riftus der (eld it; aber Petrus, felfer, ift dag chriſten⸗
bolf: denn petra, feld, ift der ur(prünglid) nam. Darum wirt der (elfet
som felfen genämt, nit vom felfer; giych mie Chriftus nit von dem chris
ftenmenfchen, funder der chriftenmenfch wirt von Chrifto alfo genämt 1c.
Alſo Hat Chriſtus fin Eilchen, bas ift, fin gemeind, uf den felfen, der et
felbs ift, gebumen; unb nit uf ben felfer. Es foll ouch ghein einfältiger
gedenken, bag e$ dennoch oud) bab müffen etwas (9n, daß Chriftus Petro
finen namen geändret heig: denn «8 find andren jüngeren oud) jre namen
geändret, vorus Cyacoben unb Syobannfen Mark. III. 17. Boaneraes, dag
ift, die fün des tonders, welcher nam mol alncher wäre dem treffenlichen ges
walt, fo vil ber tonber mee gehört wirt und gefürcht von allen menfchen.
Sum andren mal iret er mit bem namen Petrus, nit allein als Hiero⸗
nymus leert, funder a( der changelift Johannes I. 42. felbs anzeigt. Der
papſt fpricht, Gepbas heiffe als vi in unfer ſprach als caput, houpt, damit
er Petrum und demnach (id zu eim houpt macht. Und vedt aber der hei«
fig Zohannes 1. 43. alfo: Du wirft genämt merden Cephas, das ift, fo
man es bolmet(dyet, Petrus, felfer. Sich, der heilig evangelift erfiärt ung
das mort Cbri(ti, Cephas, das fyrifch ift, Damit mir ed verftandind, und
ſpricht, es heiſſe als bil als ein feffer; und der papft ſpricht, e$ heifle ein
boupt. Was thuͤt man bifem fälfcher? Zälfcht einer dem vanft fine brief,
fo mug er das leben darum geben; und der pap(t fälfcht Chriſto fine wort,
und nimmt denen das leben, die das fagenb, das der evangelift Johannes
redet. Antchrift!
Wyter folgt in den worten Ehrifti: Und die pforten oder thor der hölfe
mwerdend nit miber fy vermögen. Gag an, pdp(tter, uf wen zit! big Kein
wörtlin, fo? Muͤſt eintweders fagen, bag es uf ben felfen zeige, oder uf bie
kilchen. Zeigt ed uf den felfen, fo ift der (inn: bie porten. der hölle mós
gend nit wider den felfen Chriſtum. Zeigt es uf bie fien, das ift, uf
bie glöubigen Ehrifti, fo ift der finn: bie portet der hölle vermag nit
wider die glöubigen, die uf den felfen Ehriftum erbumen find. Die porten
oder thor der höllen follft bu berfton bie (tdrfe der hölfen oder des tüfele,
bie er aber die thor nennet, darum bag by ben thoren gemeinlich bie gröfte
ſtärke ift mit gebümw, mit gefchüß, und mit wapneren.? Und ift der finit
allee difer worten: UF ben felfen, o Petre! uf den ich min kilchen wird
buwen, mag nieman mit gheinee ftärke nit fummen, es mag fg ouch nies
man geftürmen, fo fn in mid) erbumen und gefeftet if. Ja alle kraft der
tüflen mag jro nit fdjaben; der tüfel bat nümmen recht noch gemalt, wo
*) züdt, micat, zeigt, bezieht fid). 2) Bewaffneten.
384 Welegung bed L. artitels,
man Gbri(te gegloubt hat, e$ mag oud) den glouben der filen, das if,
aller glöubigen menídyen, nieman vertilgen. Darum find unerfchroden, alle
recht glöubigen! ob gott (chon verhängt, daß jr durächt werdend fo treffen
lich, bag jt in die müftinen enteünnen müflend; fo mag man dennoch den
glouben nit minbren, ich geſchwyg vertilgen: denn gott allein gibt jn; unb
werdend vil barum getödt, fummenb bit Lüt zu gott.
Jetz gat e8 an bie fchlüffel: Und ich wird bir geben die fchlüffel beg
rychs der himmlen. Um big mort find bie päpftler felbs nit eins: Der ein
teil ſtrytet: Chriftus habe mit difen worten dem felfer Petro die ſchlüſſel
gegeben. Dee ander ftrpt, er bab jm fü bie nun verheiffen; welche ouch
recht 6abenb. So man aber wyter fummt mit glychem gemalt der andren
jüngeren: denn ftonb (9 fa(t.* Uber die mort Chriſti find heiter, daß er
forscht: Syd) wird bie geben die fchlüffel des vod) der bimmelen. Hätte er
jm die zu difem mal gegeben, fo hätte er gefprochen: Nimm bin! bie gib
ich bir bie fchlüffel sc. Es ift aber nun ein verheiffen der ſchlüßlen, glych
wie er jm ouch etwa verhieß , er wurde Petrus genämt werden; und mie mol
jn dannethin die jünger under einandren Petrum oder Simonem genämt
band, hat er doch erft.an difem ort anzeigt die urfach fine namens; nach⸗
dem er in der jüngeren namen die heilfamen red gethon bat, bag Chriſtus
der fun des lebendigen gottes (oc. Wenn jm aber barnad) die verbeißnen
ſchlüſſel ſyind geben, mellenb mie bald finden. Aber die fchlüflel (inb bee
dütlich gendmt für das entledigen, uflöfen und uftbün, darum daß Chriftus
und fine boten mit dem perfünben des evangelii den menfchen von der fünd
entlediget habend unb mit gott verfünt, und die verfchloßnen feligheit ufge⸗
thon, das ift: hell unb gemüß mit dem mort gotte$ geleert, wie Chriftus uns
vom vater zu cim heiland gegeben foe, damit alle, bie das gloubend, erledi⸗
get fyind von jren fünden. Weliche das nit gloubend, denen wirt nit ufge⸗
thon das heil. Das rpd) der himmlen ift nüt anders denn das wort gottes
an bifem ort: denn alfo nämt ed ouch Chriftus Quc. VIII. 10: (id) ift gege⸗
ben die heimligheit beg rychs gotted, das i(t: did) gunnt der vater, bag ir das
wort gottes heil verftandind. Aber die andren milf ec mit gluchnuflen reizen:
„denn er foricht glych darnach: Der fom ift bad wort gottes ꝛc. Run wirt
das tod) gottes etwann für bie fröud genommen, in bero die find, die im
glouben abgeftorben find, unb in finem angeficht erfreumt werdend; etwann
für alle glöubigen bie nod) in difem aot lebend, Math. X XV. 1. unb an vif
andren orten; etwann für das wort des evangelii, dag tft, des güten gnädigen
handels, den gott mit ung duch Chriftum Cye(um aetbon bat. Ouch in
einer gemein? für das gottérort, als Matth. V. 20: Welcher das fíeinft
miner geboten nit hielt, und aber bie menfchen alfo leerte, der wirt bet
kleinſt genämt im rod) ber himmlen, bas ift: melcher ſchön leert, und tbüt
aber nod) lebt der leer nit giych, der wirt der vermworfneft fon unber den
predgeren bed gottemorts, als ouch Luc. VIII. und hie und an andren bil orten.
Und ift der (inn diſer worten Ehrifti: Ich wird dir, o felfer! das mort got⸗
tes, das ebangelium, empfelen ze predigen, welchs den menfchen anzeigt und
uffchlüßt mie-fp felig werdind. Difen finn mwellend wir bald fidjtbar(id) für
bie augen aller menfchen legen.
1) fait, wie im 2at. frigidus, einer, demder Wit ausgegangen; der nichts zu fagen
weiß, das fid) hören läßt. 2) ins allgemeine.
Usfegung des L. artikels. . 383
Stun folgend bie wort bernach: Alles, das bu binden wirk uf erden, bat
wirt im himmel gebunden; und alles, das du erledigen wirft uf erden, das
wirt im himmel ledig. Wie wir vor hand anzeigt, dag die fchlüffel an bis
fent. ort nun verheiſſen fyind, wirt oud) not fon, bag wir anzeigind, wo ft
demnach geleiftet fyind. Ge und wir das felb thügind, mwellend mit anzeigen
by difen worten, wie etlich der alten DIE ort 9Dtattb. X VI. 19. verftanden bas
bind, damit man fehen möge womit bie päpftlee fugind umgegangen, daß
fo gott ue inen ſelbs machtind. Hieronymus (prid)t über dife wort: Die
bifchof und priefter, die verftond bife ort nit, funder gebruchend fid) glych⸗
fam der pharifäcen hochmütes, inden daß ſy etwann die unfchuldigen ber;
werfend oder verdamnend, oder daß fy meinenb, (p entledigind die ſündi⸗
gen; fo bod) by gott nit des pfaffen urteil, funder der fünderen (eben et»
forbret wirt sc. Mit denen worten will Hieronymus, daß binden und ent⸗
binden nit atv den pfaften fige, funder am fünder. So der felb rüwen bat -
und fid) befferet, fo zeigt im der priefter an, bag jm gott fin fünd verzigen
bab. Iſt nun einer ein feber, ber da forid)t* weder bifchof noch pfaff,
funder allein gott entledige , fo ift ümer Hieronymus, o jr pänftlee! ouch cin
feet. Das foe fer von üd)! Ambrofius foricht zu Ephef. II: Dannen bae
fpricht dee here 30. Peteen: Uf den felfen wird ich min fild)en bumen; das
it, in dem verjähen des chriftenlichen gloubens (ey oder bring ich bie glöu⸗
digen zum (eben, &ich hie, wie die fünb verzigen werden Ambrofius ets
Tennt bat. Darum nit ketzer funder chriftenliche männer find, die das
binden und entbinden dem menfchen nit in finee hand Laflen wellend. Doch
muß id) mit eim gegenwurf je unwüſſenheit .offnen. Ir päpftler wellend
fagen, je Babinb gewalt ze binden und entbinden. Zeigend an, wie föllend
oder mögend jr ieman anbinden? Werdend je fprechen: fo einer bannwür⸗
big ift, fo bannenb wir in. Denn anderer fünden halb heißt üd) gott mit
Petro zu fibenzigmalen fienmal verzyhen. Alſo mögend je ſchlechtlich nit
‚binden, denn mit dem. Denn ümer meifter von den hohen (innen a) fann
sud) dhein ander binden anzeigen, denn das binden des bannes. So je
nun ghein ander binden ſindend denn ben- bann, fo müflend je ouch dag
entledigen allein bon dem bann verfton. Alſo bap je in einer red, die ges
gen einandren gefeßt ift, von binden und entbinben, nit das binden nun
von bem bann verfton mögend , unb bag entbinden von allen andren fünden;
funder müffenb jr f glych verfton. Meinend ir, das binden (eine (id) nun
uf den bann, fo müflend je oud) dag entledigen nun uf den bann ver(ton.
Alfo blybt dd) an bi(em ort nit mee bann das binden bed banned, und das
entíebigen des banned, menn jr g(gd) ved)t hättind. Uber an bifem ort
wirt ghein gewalt gegeben, funder verheiffen.: Deßhalb id) etwann der meis
nung bin afon , binden und entbinden hie und Matth. XVIII. 18. fyg
allein der bann, welichs ich oud) im Archeteles bab anzeigt; bod) nun ums
des zanggs willen, dem ich mit minen hoflichen hindergängeren! hatt. yet
‚aber ficht ein ieder wol, daß big ort nun ein berbeiffen ift bee. ſchlüßlen;
1) Beliſtern.
a) Dr. Lombardus, Biſchof von parit im 12. Jahrh. augenannt Magister
Sententiarum,
Zwingli's ſaͤmmtl. Schriften T, $55, 25
386 : Uslegung bed L. artikels.
aber das Matth. X VIIL 15—17. ein ynſetzen des bannes, bon welchem
Davor genüg i(t anzeigt, weß er ſye.
Demnach findend mit nit, daß weder Petro noch den andren jüngeren
ahein gemalt foe gegeben, denn nach der urftände.. Da hat Chriftus den
jüngeren allen mit einandren und uns in jnen bie berheißnen fchlüffel ae»
geben Job. X X. 22, 23, und hat fo ouch nit Petro allein gegeben: denn
er bat (9 jm ouch nit allein verheiffen. Sunder wir mwellend mit bem mort
Chriſti fürbeingen, bag er mit ben jüngeren gethon bat (in dem fall) als
ein husvater, der bil fün bat. Der fpricht zu bem, ber etwas jm gefälligs
gethoͤn hat, unb ſuſt ouch für andern will geſehen fon: Sans, bu biſt ein
guͤt knecht! id) will bir ein hübſch vod) wyb ‚geben; unb bat nit im finn,
baf er jut allein ein fölch mob melfe überfummen, funder er. tbüt ſoͤliches
mit der that den andren ouch, verſicht ſy all mit eerſamen tochteren, darab
ſich Hans nit klagt, oder für ander ufwirft; für daß er recht beſinnt wirt,
ſunder iſt wol ze friden, daß jr vater ſy all mit trüwen verſehen hat. Alſo
bat Chriſtus hie gethon, Petro Matth. XVI. verheiſſen, bag er jm die
ſchlüſſel empfelen wöllte; hat ſich doch nit verbunden, daß er foͤlichs den
andren nit wöllte geben. Do er aber das geleiſtet, hat er ſy ouch den
andren empfolen; daran Petro ghein unbill geſchehen iſt. Glych als ouch
bem taglónec, mit bem der husherr um den taglon überkummen bat,? ghein
mindeung gefchah, barum daß der husbalter bem (esten. als mol. die bes
fimmten »fenníg gab als dem erften. Denn dem erften ward geleiftet, bae
jm verheiffen was, und darum mocht ee die fryen band des herren nit be⸗
fchlieffen , ba er andren nit ouch gäbe, das im gefiel Matth. XX. 12—15.
Derglychen findend wir an andren orten outf) heiter. Luc. V. 10. fpricht er
allein: zu Petro nad) dem wunderbarlichen fifchfang: fürchte dich nit! fürbin
wirft bu bie menfchen faben. Iſt nit Petro allein empfolen, bie menfchen
mit dem garn des.göttlichen wortes ze fahen und gott aemünnen, funder
ouch den andren empfolen, ja mit helle möorten verheiffen, finem brüber
Andrefen und Jakoben und Johannſen. Matth. IV. 18, 21. Mark. J. 16, 20:
Kummend mir nach! unb ich wird u$ üch flfdyr ber menſchen machen.
Ob bu aliod) die wort uf Jakoben und Johannſen nit verſton willt, má&
du ſy dennoch uf Andreſen verſton. Daran du aber ſichſt, daß Petro allein
gſeit iſt an eim ort: fürhin wirft bu bie menſchen fahen, unb an einem
andren ort ouch zuͤ andren. Glych als ouch Matth. XVI. die red Chriſti
allein nach dem büchftaben uf Petrum (utet. (mie wol fy zu allen jüngeren
in der warheit geredt ift: denn er Bat fo all gefraget, und hat Petrus für (g
"all geantwurtet): fo maß ouch bie nachkummend red Chrifti uf (9 alf Teinen.
Daran ligt aber wenig; ed darf nit kämpfens, wir bedörfend des fchirme
nit." Und merbenb aber die fchlüffel Joh. XX. den jüngeren allen gemein«
(id) gegeben: ift nit ein mindrung Petri, glych als oud) das verheiffen
Math. X VI. nüt fürnemers Petro zuͤgibt den den andren.
Daß aber die ſchlüſſel, von denen wir redend, nit allein ben zwölf boten,
funder uns in jnem gegeben fnind, bewär ich mit dem ſelbswort Chrifki
Mark. XIII 37: Die ding, die ich üch fag, bie fag ich allen menfchen.
Hat ec num den zwölf boten die fchlüffel zugfeit und gegeben, fo hat er ouch
1) eine junge, befonders unverhtirathete Mannsperſon. 3) ũbereingekonmen ift.
Uslegung bed L. actifefü. 35?
allen glöubigen unb leerenden die fchlüffel gegeben. Denn Lucas, bee die
meinung ouch befchrybt XII. 39, unb aber big mort „die Ding, die ich üch
(ag, die fag ich allen menſchen,“ uslaßt, zeigt nüt de minder an bie frag -
Petri, damit allee handel Har wirt, namlich, bag Chriftus big mort „die
ding, die ich üch fag sc.“ unangebenfet* rebt von aller (inet (eer: daß er die
nit jnen allein fage, funder der geftalt, bag fü allen menfchen gefagt fog.
Berftand es alfo: Nachdem Gbriftus uc. XII. anzeigt hat ein glychnuß
bon eim wackren husvater, damit er bie mächter ze wachen (ind tworts ct»
münteete, als ee oud) Mark. XIII. tbüt, fpricht v. 41 Petrus: Herr, (eit
bu difes byſpil oder glychnuß allein zuͤ uns oder zu allen menfchen ? der
meinung, ob er jnen allein fo ernftlich empfele ze wachen, oder ob er e$
allen menfchen (eite. Und ſchrybt Lucas die antwurt Chrifti mit verändre⸗
ten worten, und laßt das bell wort Mark XIII. us; Markus aber ſchrybt
die Heiteren antwurt Ehrifti mit hellen worten: „Die ding, bie ich dd) fag;
die fag ich allen menfchen.“ Denn die puncten in den griechifchen bücheren
Löfend dife red davornen und babinben, daß fo für (id) felbs (ey flat. „Die
Ding, die ich üch fag, bie fag ich allen menfchen.“ Alſo folatı daß bag
ſchlüſſel geben aller jüngeren unb in denen aller glóubigen Chriſti i(t.
Roc, wüflend wir nit, was die fchlüffel find. Thu gemad)! e$ fummt —
alle nad) einanbren, mie ein gütjar. Die fchlüffel find mt anders, denn das
Iuter ungemenget mort des evangelid vredigen. Welicher nun dem gloubt,
der wirt entlediget don fünden , und wirt heil; welicher bem nit gloubt, bee
wirt verdammt. Weliches aber das wort des. evangelii ſyg, ift da vor nad
der länge afeit: bie mill ichs mit wenig morten ernümeren. 9tad)bem dee
menfch fid) fe(bé -erlernet; daß er gar nüt gutes mürft noch i(t, und aber
Barby weift, bag imt zu gott kummen nit möglich ift, er (og denn qt
und unfbulbig: fo befindt ee, daß es (inet fraft unmöglich it zu get
ze kummen; unb fo jm gott nit ze hilf käme mit imer gnad, müßte ec (id)
feligwerdens beruhen. Darum bat gott finen fun unferen brüdee gemacht,
daß er all unfer onmacbt erfeßte, für unfer Schuld der gerechtigkeit gottes gnuͤg
thaäte und besalte; ja daß er als unfer eignet beuder und eigen pfand unfere -.
gerechtigleit wurde unb besalung, durch bie wir zu gott fummenb. Welichee
difen gnädigen fründlichen handel gloubt, der (aft ſich iez an bie gnad gottes,
bero gwüß pfanb Chriſtus iſt, der wirt ouch erlöst von aller ſünd. Welicher
aber das nit gloubt, der iſt in finen fünden gefangen: denn ee mag fid) felbe
nit fromm noch gottsgefällig machen, und Laßt (id) ouch an bie gnad gottes
nit. Daran der prediger des worts gottes jm mol anzeigen mag, baf er bete
bunden ift in finen fünden und verfteicht, daß er ji gott nit fummet mag.
Daß es alfo (9g, wellend mir die wort der ſchlüßlen mit flpf unb ernſt ermeſſen.
Die verheiffenen fchlüffel hat Ehriftus am tag finer urftände mit vorbe⸗
mwarung des heiligen aci(t$ gegeben Joh. X X. 19 — 23, wie harnach folgt:
As ee fpate tag3pt mas am felben tag, am nächſten tag nach dem fabbat,
und die thüren befchloflen marenb, ba die jünger by einanbren verſammlet
warend, pon forcht wegen der Syuben , dft Jeſus kummen und ift in die mitte
geftanden und fpricht zu jnen: Frid (9g mit dd! Und als er das geredt,
bat er inen fin band und foten zeigt. Als num bie jünger den herren gefeben:
1) unbedingt.
38 . Wifegung des L. artikels.
band fy fid erfreuwt. Alfo fat. Jeſus widerum zu inen gefprochen: Gib
— fog mit üh! Wie mid) min vater gefendet Bat, alfo (mb ich oud) üch.
Und als et dag geredt, bat er ynkuchet, und fpricbt zu inen: Remend tem
heiligen geift! Aller bero fünb je nachlaffen werdend, denen find f nach⸗
gelafien. Allen denen jr die verhalten werdend, denen find fy verhalten.
Dife wort Johannis wellend wir zum erften eigenlich burd)gon, damit man
in den andren evangeliften fin meinung ouch beB bag erkenne. Denn bie
' (imb warzeichen , die man in andren ebangeliften oud) findt, daß ft bife mei»
nung oud) befchrubend, bod) mit andren morten, unb i(t aber nun. ein mei⸗
nung. Sum erften zeigt Johannes an, daß dife gefchicht am tag der urftände
beſchehn ng. Sum andern, bag Jeſus in mitte under, inen geftanden unb
gefprochen hat: Grib fog mit üch! Sum dritten, bag er jnen bänd unb fo»
fen gezeigt bat. Sum vierten, daß fid bie jünger gefröwt, nachdem fo ben
herren gefeben Hand. Sum fünften, bag jnen Jeſus zum andren mal den
feiden geroünfdet fat. Sum festen, daß ex fü gefendt hatı alych als ouch
in fin bimmtifcher vater gefenbt bat;. der hat jn ung zü heil in bif welt
- .gefendet. Alfo fendet er oud) fine jünger, daB fo jn, das heil aller. men;
fdyen, ustündind. Zum fibenden, daß er under ſy kuchet oder geblafen Bat
und gefprochen : Nemend hin den heiligen geift! Dero fünb ir nachlaffen wer-
dend, denen find fo nachgelaflen; bero fünd jr binden oder verhalten wer⸗
benb, denen find fh verhalten. Ja an denen warzeichen wellend mie finden,
daß die meinung Ehrifti ift: wo das ebangelion geprediget werd unb bent
gegloubt, ba werd dem glöubigen die fünd vergeben; bent unglöubigen werde
fy nit verzigen, das iſt, verhalten. Und zum erſten hie ſehend wir klarlich,
daß der-6. punct, uf das ſenden lutende, dahin reicht, daß er (o m bie melt
geferidt hat, das evangelion Chrifti ze predigen, glych als oud) er das heil
se verfünden von finem himmelfchen vater gefendt it. Welcher dem gloubt,
"der wirt fen; welcher jm nit gloubt, der wirt in fünden verhalten oder ge⸗
bunden biyben. Diß fin fenden feit ee Gell. Luc. TV. 18 mit den worten
Iſaj. LXI. 1, 2: Der geift gottes ift uf mir. Denn der hat mich gefal-
bet und fat mich gefendet, den fänftmüthigen ge verkünden, daß ich bie arz⸗
*' mete, bero herzen zerfnifcht find; bag ich den gefangnen gnad predigete, und
‚ ben beſchloßnen das uföfen ꝛ)c.
7% mellend mit Qucam hören reden unb fine mort ermeſſen. Er
ſpricht XXIV. 36. alſo: Als aber ſy alſo redeten (diſe red was gſyn, wie
Petrus Chriſtum geſehen hätte, und wie die zween gſeit hattend, welcher
gſtalt er jnen erſchinen was, al ſy gen Emaus giengend; bie aber am ſelben
„tag der urſtänd widrum gen Hieruſalem kummen marenb): iſt Jeſus ſelbs
jn mitt under jnen gſtanden. Diß iſt das erſt warzeichen in Johannſen
ouch beftimmt, baf es (pat an dem tag der. urftände befchehen ſye. Darnach
‚folgt in Lucas: Und er hat zu jnen gefprochen: der feid fo: mit dd! Die
-ift das ander warzeichen in Sohannfen. Darnach fofgt.in Quc. v. 37: Als
fo nun erfchroden und forchtfam worden find, meinenbe, ft fähind einen
arit. Dis ift das viert warzeichen in Johannſen, da er fpricht: Die jüngere
hand fid) gefedöumt, als fn den Deren. gfehen hand. ‚Das laß aber dic) nit
irren, daß freud und forcht nit ein ding ift: denn ucas bat wellen anzeigen,
daß das unverfchen erfchunen Chrifti ten jüngeren ein geufen. bradyt hat;
als, wenn einer ein begir(id) ding ficht oder hört: gdar cr jm nit wol glou⸗
Uslegung dei L. artifele. 389 —
bt geben, daß er fürchtet, es foe nit alfo. Dife zwyfelhaſtige fröud hat
Lucas wellen usdrucken mit dem wort ptoethentes. Darnach folgt in Lucas: -
Und Jeſus bat zu jnen aforochen: Warum find jt verirrt oder betrübt, unb
warum erwachfend gedanken in ümren herzen? Die ift ein margeichen, das
Lucas mit Marco gemein bat, nit mit Yohannfen. Darnach folgt: Befe-
hend min hand unb min füf, bag ichs felbs bin! ruͤrend mich an und -
bichoumend mid), bag der geift fleifch unb bein nit hat! ꝛc. Das ift das
dritt warzeichen by Johannſen. Demnach folgt by Luca: Als fg aber für
und für zwyfelhaft marenb, und (id) vor fröuden verwundretend, hat er zu
inen gfprochen sc. Eichft du hie, was jr forcht it gfon? nüt anders denn
ein fchwall, * in dem fp begirtid) Chriftum anfabenb, und us berwundren
und begird nit wol borfienb " glouben, bag es Chriftus wäre. Dennad
beichrybt Lucas, wie Chriftus den hungwaben und ein (tud von eim bratkfch
geeſſen Hab, deß wir hie nit bórfenb: denn Johannes hat die felbigen. afchicht
usgelaffen ; barab fid) aber nit ze verwundren ift, finder ed bringt sil glou⸗
bens der leer Gbri(ti, fo (o allenthalb am (inn fo einbellig ift, unb aber bie
wort oder zyt etwann anders find befchriben. Dergiychen, daß ein ebungetift
oft ein afchicht befchenbt, bie der.ander am felben ort uslaft; und ift an -
eim andren berzogner. ? Denn der helig Johannes (prit XXI. 33: Es
find noch bi( mee andrer dingen, die Jeſus alle gethon hat. Söllte man
Diefelben alle beſchryben, ed möchte bie ganz welt föliches nit bearufen. Dem⸗
nach folgt in Luca: Und er hat ˖ zu jnen geredt: Das find die reden, die ich
zuͤ üch gefeit bab, diewyl ich nod) by üch bleib: bag not i(t erfüllet werden
alle bing,' die im gſatz Monfes , in ben propheten und pfalmen von mir
gſchriben find.. Do hat er jnen jr gmüt ufgrtbon, bof fo bie aftbrift ver⸗
ftünbinb, unb hat zu jnen gfprochen; Cytem, alfo (tat gefchriben: alfo hat
Ehriftus müflen Inden unb am dritten tag widrum uferfton bon den todten.
Und alfo bat ouch müffen gepredget werden in finem namen das rüwen oder
befferen und nachlaflen der fünben in alle vólfer. Sn den worten Nucas
finbt man das fechst warzeichen by Johannes zum (esten : namlich bag ec in
alfe völker gheiffen bat das nachlaffen der fünden predgen, welchs heiffen
nüt anders ift, denn das Johannes ndmt, fenden. Das fibent- warzeichen
bat das geben des heiligen geiſtes; bad nämt Lucas hie bad gmüt uftbün:
denn der helig geiſt macht bas menſchlich gmuͤt verſtändig ſines mortes, fuft
nieman. Es hat ouch die ſchlüſſel; bie benamſet Lucas alfo: Es mug alfo
geprediget werden in finem (das iſt Chriſti) namen das rümen oder beſſeren
und nachlaſſen der (nb. Sich, das Johannes entledigen oder nachlaflen
nämt unb verhalten oder binden, das nämt Lucas bie predigen, daß man
fid) erkenne und rüwe und fich beffere und aloube, daß durch Ehriftum un-
fer fünd abgewäfchen werdind. Glych alfo fat Johannes töufer gthon. Er
bat jum erften den bre(ten euch angegriffen, aber barnad) zu dem heilſamen
arzt zu Chriſto gewiſen. Alſo bat Chrifius felbs getbon; darum id) untang
davor hab anzeigt in difem artikel, daß zum erften not ift, daß der menſch
fin fünblid) gmüt und onmacht erferne, und demnach dargegen Gbriftum
fin heil fon gloube. Das zeigt bie Chriftus oud) an, fo er jnen bie gſchrift
funb macht, wie er habe alfo müffen Igden und widrum uferfton. 9(tfo fin
1) Schwall von Affect ; überfchwänglicher Affect. 2) ausgedehnter.
. 390 | Uslegung des L artikels.
dend wir bie by Lucas heiter, bag binden unb entbinden nüt anders ift
weder predigen, daß wir pon ung ſelbs fo onmächtig find und nüt vermö⸗
gend, und dargegen anzeigen den fürſtänder Chriſtum, daß er unſer ared-
Habet ſye: welcher das gloube, "dem werde in ſinem namen die fünb nad
gelaſſen; welicher nit gloube, bem werde fg nit nachgelaſſen.
Diß wirt uns nod) Härer, fo wir Marcum verhören werdend, der
ſpricht X VI. 12. alfo: Darnach ift er zweyen us jnen, bie ba wandletend,
erſchinen in einer andren aftalt, als (9 uf das land giengend. Und dieſelben
find ouch hingegangen und band ed den andren verkündt. Do babenb fo
denen ouch rt gegloubt. Sich bic zum erften, dag Marcus die gſchicht,
die Lucas gar mit langen worten befchrybt von den zwenen, Die gen. Emaus
niengend , in wenig wort befchloffen hat. Und fid) oud) bas erſt warzeichen
bg Sobanním, daß die nachfolgend afchicht am tag der urflände bfchehen
it. Jez folget; Demnach als die einlif by einandren gſeſſen find, ift ee
jnen erfchinen , und bat jnen ufghebt je ungloubnug und härte Des herzens;
denn (o denen, bie jn gfehen hattend uferftanden fon, nit g(oubt hattend.
Diß alles ift bic an eim tag’ befchehen , und knüpft bif mort, demnach, an
Die vordrigen das: nachdem die Jünger nit hand wellen glouben, ift jnen
Chriſtus erfchinen, und bat inen jr ungloubnuß ufgehebt. Weliches warzei⸗
chen Lucas oud) hat, wie bor ift anzeigt, unb ift oud) an bem oftertag
beſchehen. Diſe umſtänd und warzeichen erfündelen ich darum ſo ernſtlich,
ba cin ieder vor im ſehen mög, daß die evangeliſten einen. handel, cine
tages afdeben , beſchrybind; doch nit mit einerley worten. Demnach folgt
in Marco: Und er hat zu jnen gſprochen: Nach dem je usgangen find in
bie ganzen welt, fo prebgenb das ebangelium aller creatur.. Diß ift das
fechste warzeichen by Johannes: Wie mich min vater gefendt hat ze predgen
Iſaj. LXI. 2, atfo fend ich üch, bag jr bie güten botfchaft aller creatue
predgind, baf gott jrer onmacht gnädiglich ze bilf fummen ift mit mir,
finem eignen einigen fun. — Jez folgt: welicher gloubt und getouft wirt, bre
wirt beil oder behalten; welcher aber nit afoubt, ber wirt verdammt. Das
ift dag fibent warzeichen by Syobannfen: Welcher fünd jr nachlaffen mecbenb,
denen werdend (9 nachgelaffen; welchen je fy verhalten, merdend , denen (inb -
fy verhalten. Die wort hat Marcus zum aller belleften uggedrudt, daß
denen je fünd werdend nachgelaſſen, die da gloubend; denen aber verhalten,
bie nit gloubend. Und [ag dich, bu einfaltiger pfaff, nit fumen, daß dife
wort qm tag der uffart im tempe(. gelefen mwerdend! fo find darum nit am
felben tag geredt. Denn Marcus vergryft den handel des evangelii gar bit
Bürger denn bie andren evangeliften; unb darum zeigt er alle ding gar kurz
on. Das ficbft in der kurzen meinung, die man am uffarttag zu eim evan⸗
geli list. Darin find vier aut vergriften: das. erft ift am oftertag bſchehen,
bie bag et fpricht: Und der bere Jeſus, nachdem als er mit jnen geret;
welche wort ung bedütend bag bywonen und mitreden, das Chriftus gethon
bat mit den jüngeren nad) der urftände bin bis zu der uffart, als Lucas
eud) foricht Act. I. 3: Vierzig tag bat er fich fehen laffen, und mit jnem
geredt von dem rod) gottes. Di ift das ander zyt. - Das dritt ift der
uffarttag, da er foricht: Jeſus i(t empfangen in’n himmel, unb. (it. zü bee
grechten gotted. Das viert ift: Und (9 find usgegangen und hand gepred«
get sc. Diß iſt erft nad) dem pfinafttag beſchehen: denn Ehriftus bat inen
‚Wllegung bed L. artifefs. 391
verboten von Ai Hierufalem at wychen bis daß ſy den heilgen geiſt empſten⸗
gind ct. I. 4.
Alfo verftond wir heiter. und ſtark, ja fo ſtark, dag fölichs ghein wind
ummerfen mag, er füge mie (tarf. er weller bag die wort So. XX. 23:
Allee bero fünd je nachlaffen werdend, denen find fo nachgelaflen; allen
denen jr. die verhalten werdend, denen find fo verhalten, abeinen. andren
(inn band weder bie Marc. X VI. 16: Predgend das ebangelion aller creatur!
weicher gloubt und gtouft wirt, der wirt heil oder felig; welcher nit gloubt,
der wirt verdammt. Das ift: welcher gloubt Ehriftum, den fun gottes, fin
beit fon und pfanb, durch dag er allein zü gott fumme, der wirt felig,
welcher das nit gloubt, ber wirt verdammt. GSprichft: mie hand aber bie
jünger entbunben ? Antwurt: Mit dem wort gottes. Welcher verjähen: bat
mit dem mund, er g(oube Ehriftum fin heil (on, dem hand (y gwüß zuͤgſpro⸗
eben, daß jm gott fin fünd vergeben hab, und band jn darzu touft. Speichft
widrum: Wie hand fy aber gebunden? Antwurt: Go man dem mort des
evangelii nit gegloubt hat, fo. find (9 nach dem gebot Ehrifti hHingegangen,
und hand den ftoub der felbigen (tatt von jnen gefchüttet, unb bezügt, bag
Eodomen und Gomorren am lezten tag Iychter gon wirt weder nen: denn
dag rych gottes, bas i(t das wort gotted , fog inen genahet, unb fü babinds
nit angenommen Ruc. X. 10, 11. Alſo bat im Paulus und Barnabas
gethon Act. XIII. 46. in Antiochia Piſidiä. Als die Juden dag mort des
evangelii nit mol(tenb annemen, fpeechend fo: Man bat (id) bad wort gottes
zum erften müffen fagen; aber fo je bas berteybenb, und üch ungefchidt
macyend des ewigen Lebens , fo keerend mie uns 3d den heiden. Und bald
darnach, als bie Zuden verfchüffend mit den gwaltigen in der ftatt, daß man
Paulum und Barnabam vertreib, hand fo den ftoub jrer füffen über fo
abgeftöubet. Da ftond die wort der mag, daß man daran mot (ijt, bag
e$ ein fürnem * zeichen ift afon, damit ſy bie ungloubnuß bermorfen band,
und find die unglöubigen in jrer fünd bliben.
Es (oli oud) nieman befümmeren , taf dife wort Matth. XVI.. 19:
Alles das bu binden wirft uf erden, das wirt ze. 90Rattb. X VIII. 18. oud)
ftonb, und zu dem bann gebrucht werdend! Denn fy find alych als ein groſſe
ſchlußred, maxima, die Chriſtus oft brucht. Als: Nemo lucernam ponit ic.
Nieman fet ein angesünbt liecht an die finftee 1. brucht er 3d einer gwüſſen
groffen fchlußred, und bat ſy don gemeinem bruch der mienfchen gezogen ;
er zücht aber ug jren ander und ander meinungen Que. VIII. 16. Lue.
XI. 33. Mattb. V. 15. Derglychen beucht et das gemein wort, bae alle
menfchen bruchend: Es biybt nüt verfchmigen, an mengen orten anderft und
anbeeft. Darum ouc ber bann wol under den mworten des binbenó unb
entbindeng vergriffen ift. Denn der kilchen (tat wol an, baf fo ben unge
horfamen und verärgrenden hinwerf, glych als ouch die predgenden von
‚denen gond, die fid) nit wellend laſſend bekeeren ic,
Das ſyg ouch ze wüſſen, daß gott ſelb mit ſinem mund den jüngeren
zuͤbenamſet, das doch er allein thuͤt. Luc. X. 9: Machend bie kranken gſund!
Und iſt aber gſund machen allein ein werk gottes, ale Petrus Act. ITI. 12, 16:
Warum febenb jr ung an, glychſam mir us unſrer kraft oder gottsforcht
1) beſonderes.
392 Ubslegung ted LI. artikels.
ten Babinb: gmacht wandlen? gott hat es gethon ꝛe. Widrum fprid)t Lucas
Act. V. 12: Durch bie händ der apofilen afchahend zeichen. und wunder vl. —
Und mae doch (ólid) werk beg, der da fpricht Marc. XVI. 17: Sn minem
namen merdend die alóubigen bie tüfel vertryben sc. Er fpricht in minem
namen, nit in jrer eignen Eraft, wiewol er ung armen menfchen fo fründlich
it, daß er ung zugibt, das fin it. Denn fo der menfd) alóubig tft, weißt ec
wol, baf das wunderwerk gottes und nit fin ift. Alſo fpricht er oud) bie :
Allee bero fünd je nachlafien merbenb ; glych ale ob bie apoftel den glou⸗
ben in den herzen bee menfchen machind; und macht in aber nieman denn
der zichend geift gottee.
Der [est teil tig actif, namlich bag uns gott allein bie (ünb vergebe
duch Córiftum Jeſum, unferen herren, it gnüg ba oben im 19, 20, 21
und 22. artifel afeit. Darzuͤ ftat 9tóm. V. 19. vil davon, welche mort
da oben genüg find anzeigt; bod) müß id) us benfelben noch eins bie ernüw⸗
ten: Wie durch des einigen menfchen (berftanb Adamen) ungeboríame Die
ganz vile* zu (ünbren gemacht iſt, alſo find oud) wir, die ganz menge,
durch, bed einigen (verftand Chrifti) gehorfame fromm gemacht. DIE wort
mag ghein creatur. brechen.
Der ein und fünfzigft artikel.
Welcher bas der creatur. zügibt, zücht gott fin cer ab, und gibt fü bent,
der nit gott; ift ein mare abgöttery.
Difer artikel bat fine wurzen in dem vordrigen. & gott allein bie
fünd nachlaßt, fo müß ie folgen, daß, welcher fölche der afchöpfd zülegt, daß
e: gott fin eere nimmt. Denn bie Yuden, die Ehriftum nit gloubtend mas
ven gott fun, die meintend, er läftrete gott, bag er ſprach: Sun, beeteum ! bie
mwerdend din fünd nachgelaffen Marc. IE 5. Und fo fer Ehriftus nit gott
wäre afon , ale (y us bosbeit meintend : fo Hättind fy recht geredt; oder aber
Ehriftus hätt (9 wol um bas wort geftraft, als oud) Ehryfoftomus meint.
Aber et hat nit gefprochen: je find unrecht Dean: bie menfchen band ouch
amalt bie. fnb ze vergeben; funder er hat wellen exzeigen, bag er gott fot,
wie mof fo jn für ein menfchen anfahend. Und fprad): daß jr fehind, bag
der fun des menfchen uf erden gwalt bat die fünd nachzelaffen, bat er zu
dem betteifen gefprochen : fand uf, nimm din bett, und gang heim in bin
bus! Und er ift ufgeftanden, und ift heim in fin bus gegangen. Einen (um
des menfchen nämt er (id) barum, daß man jn einen waren men(dyen fon
erkenne. Noch ift das wunderzeichen allein göttlicher fraft; bie bat er den
Cyuben wellen befannt machen mit dem gſundmachen. So müß oud) das
fünb vergeben allein gottes fon; oder aber er hätte mit dem gfundmachen
nit mögen bewären , baf er gott ift und die fünb gwalt hat nachzelaften. Es ift
aber das gſundmachen und das find verzyhen allein gottes; barum bemdrt
er eing mit dem andren. Weliche nun der ercatur zügebend, dab fy die
find nachlaffe, ſchmähend gott. Sich, mas groffen üblens ift bas geſyn,
Daß etliche menfchen durch ‚der päpftleren verfüren gemeint Babenb, der
menfd) habe jnen je fünd vergeben: denn der aftalt ift inen gott unbekannt
bliben. Denn fin barmberzigheit babenb. (y dem menfchen zugegeben, welche
1) Menge.
Uslegung des LIL artikels. | 393
ein ware abgöttery ift. Denn abgöttery bat den namen da bannen, bag man
. bit göttlichen eet. der ereatur zuͤlegt, oder ber creatur gibt,.dag gottes allein "t.
Der zween und fünfzigſt artikel.
Darum die bucht, fo bem prieſter oder bem nächſten bſchicht, nit für
ein nachlaflen der fünb, funder für ein ratforſchung fürgegeben werden foll.
Difen artife( hab id) darum gefeßt, daß id) gfehen bab zu unferen anten
etlich geleeete männer filrgeben: Daß, miemol ber priefter bie (ünb nit nach»
Laffe, fölle der menfch dennoch zu jm gon, zu verfichret werden: bann dag
zuhingon und abfoluz nemen fyg ein zeichen, damit der fünder gefichret werde,
Daß jm bie fünd verzigen ſye. Das aber mid) nit bebunft: denn e$ gheinen
grund in der gfcheift bat; als, ber touf hat wol ein zeichen, das wafler ;
der fronlychnam hat wol ein zeichen, das brot und mon; dieſelben zeichen
bat aber Chriſtus ufafest. Aber das hinzuͤgon zum priefter hat er nit der c
geſtalt geheiffen, bag e$ ein zeichen des vergebens ber. fünden fye. Denn
daß Chriſtus bie. gehen uffäßjgen zu den pricftren gefendt hat, das Icert mee,
daB man nit zum priefter fülle qon; fo man in dem Liecht des ſtyfen unver-
feerten gloubens ficht , daß uns gott die fünb nachgelaflen bat. Denn fo
bald wir gloubend, daß ung gott unfer fünd ber3obe durch finen fun, unb
find in dem glouben gwüß: ſo find uns unfer fünd verzigen. So. VI. 40:
Bite in mich gloubt, ber hat ewige (eben. — Und Joh. IIT. 16: Welcher
in jm aloubt, der wirt nit geurteilet. Verſtand aber bie meinung von den
sehen uſſätzigen alfo: Zucä XVII. 14. (tat heiter, bag Ehriftus fy bat zu
den prieſteren gfcbidt, ee unb f rein warend; aber uf bem weg find fy rein
worden. Einer aber under inen, fo bald ec afeben hat, daß er rein mag,
ift er wider zum'herren gegangen und bat jn groß gemacht, mit (uter (timm
penfende; unb der mad ein Samarit. Sich bie ben uffdbigen miberfeert
haben zU bem, der ſiner gfundheit der urfpeung unb geber was. Alſo leert
uns das bufpil ee, taf mir gott dank fólfinb fagen um das nachlaffen der
fünd, und. dasfelb allein von jm erkennen empfangen haben, und zu jm
(oufen, weder zu dem priefter. Sa, menn mir ein fBlichen glouben habend,
dag wir, wie obftat, darin gemwüßlich fehend und vertruwend, daß uns gott
ale (ünb versycht durch Jeſum Ehriftum, und dasfelbig an gott erfordrend
in finem namen: D gott! versuch mir armen fünder min mißthat, nit uà
minem berdienft (denn der i(t nüt bann cin fehuld über die andren), funder
us dem verdienen ding einigen fung, der, für mid) ben tod erlitten Gat,
daß er min grechtigheit foe, Durch die ich zu dir fumme sc. oder der glychen.
Es Hilft ouch bie das ynreben nit: Chriftus hat (9 gheiffen zun priefteren
qon; alfo mag id) wol gedenken, fo habind jm gefolget. Antwurt: Cg
zeigend das die wort nit an; funder daß difer einiger Samarit miberfeert
bab, nachdem er gfehen hat fin reinigheit, oder bon ftunb an, als er ſy
afeben. Denn mas wollt der Samarit by den jüdifchen pfaffen gethon
haben? er hätte nüt ufgeopfret, und mas ouch jnen nüt fchuldig: bann er
was nit jes gloubens , funder Battenb die Samariten einen befundren uns
willen ab den Juden, als oud) bas famaritifd) wyb zu Chriſto redt Jo.
IV.9: Die Juden hand mit den Samariten ghein gmeinfame. Dannen
bat erfchunt, daß difer Samarit mibrum zum herren ift. keert und dem
dank gfeit, der jn gearsnet hat. Ja us der gfchicht lernet man, bag mau
394 Uslegung bed LIL artikels. 2
das nachlaffen der: fünd allein gott foll züfchenben, und jm darum bent
fagen. Denn Chriſtus hat difen Samariten gerümt, daß ec von jm. felbs
fumma ift, unb ban? gfeit bat; und bat ouch den andren nachgefraget,
bie das nit gethon battenb, on zwyfel darum, daß wir unrecht thuͤnd, ſo
wir um das nachlaſſen der ſünd ieman weder gott allein dankſagend. Wie
wol dife allegorien, das ift, ander verftand, ghein ding bemären mögend,
das fuft nit (uter ift in dee gfchrift usgedrudt.
^ Cd mein aber, baf, die us den: gehen uffábigen dag fürgon für den
priefter gezogen hand zu unferen zuten, es us der urfach gethon habind,
baf bil einfaltiger menfchen nod) foinb, bie fid) treffenlidy darab verärgre-
tind, fo man jnen ben zügang zum priefter abfchlüg. Welchen ratfchlag
ich nit übel (ilt; doch wäre wäger gſyn, den glouben und hoffnung in
Chriſto Jeſu (tof geleert Haben; darin bättind fy je heil funden. Sprichſt:
ja es nimmt den glouben nit ein ieder fo bald an. Antwurt: So wirt jm
such bie fünd nit verzigen, und ob er glpd) ze tufend malen dem pfaffen
bychtete. Denn die fchlußred (tat unbeweget: Bott laßt die fünd allein nach,
durch Chriftum Jeſum unferen herren allein. Was thüt denn der pfaff darzu ?
Der zügang zu dem priefter ift nüt anders benn ein ratforfchung ; der
geftalt: Vil menfchen werdend in jren confeienzen befchwert um jr mißthat
willen, und wüſſend nit; wie jnen die verzigen wirt; biefetben föllend billidy
zu dem prie(ter um arzny und hilf kummen, mie Malach. II. 7 ftat: Die
lefsen des prieſters haltend bad mü(fen; und das gſatz wirt man us finem
mund erforderen: denn er ift ein bot des herren ꝛc. ie foll aber der pries
fier (eben , daß er dem fünder allein das vflafter überbinde, bag jm die angft
fü(t und hinnimmt; das ift, baf er leere alle züflucht zu gott haben durch
EHriftum Jeſum: der habe unfere breiten, fünd und mift&at am krüz für
uns getragen und 'getödt; daran fülle er (ic feftiglich [a(fen, fo werde jm
ouch fin find verzigen. Und: fo er das gloubt, fo i(t er entſchütt. Sich
hie, was das binden und entbinden fog. Gloubt der Fatechumenos, das ift,
der iez von bir geleert ift, bem mort bed. evangelüi, fo ift er los aller fünd;
das kannſt du jm tapfer fagen. Gloubt er bem wort nit, fo fannft du im
such fagen, baf er umfuft für dich kummen. Sich, bas ift das binden.
Hat aber der chriftenmenfc, vorhin einen fölichen glouben, mie oft anzeigt
ift, fo darf er nit für dich fummen, funder ee gat täglich in fin kämmerlin,
and redt darin mit gott, und Elagt jm fine breſten, und weißt ficherlich in
dem glouben, taf ein sedlicher, der den namen. gottes anrüft, bag berfelb
beit wirt in Ehrifto Syefu, unferem herren Röm..X. 13. Darum follt bie
bucht fry fon. Welicher blób im glouben mr, ber follt vom priefter geleert
werben ; melicher feft ift., ber bedarf fin nit. Alſo käme etwann einer, der
(don fef im glouben ift; bem wäre etras zügefallen, dem er nit wüßte ute
leitung 1 E. geben; fragt ben pricftet, und hätte (inen rat, glych als wenn
er ſuſt zuͤ ſinem bruͤder kummt, und jm fin ſünd klagt, ber meinung, daß
et jm meg zeig, wie er davon kömme (denn iedermann ift in ſiner fach blind).
und ouch gott für jn bitt, daß er jm ſin ſünd verzyhen und den glouben
meeren welle. tnb das iſt das bekennen Jacobi, ba er ſpricht V. 16: Ver⸗
jähend einandren üwer ſünd unb bittend für einandren :c.
^3) Aushilfe.
Uslegung dei LII. artikels. 395
Der gegenwurf Sob. XI. 44, daß Ehriftus Lazarum den jüngeren eme
pfolen ufzelöfen, bat oud) nit fraft: bann es ift oud) mun ein alfegorn, dag
i£, nit der recht natürlich (inn, funder ein ander erfüchter finn. Aber bie
allegorien vermögend nüt für fid) felbs bewären; funder fo:-etwas ſuſt feft
ift in der gichrift, fo ift bie allegory giych ats ein fapor, gſalz, falfa, ob
dem mal. So man nüt denn fenf oder derley falfa uf ben tifch fate, fo
möchte jro nieman geleben; fo man aber ander fpyfen hat, an denen man
. bie natur und hunger teöft, fo find bie gfälz lieblich darzü, und machend bie
foyfen geſchmackter. Alſo ift bie alfegory ein tuftbarlicher geſchmack dem glöu⸗
bigen menfchen zu bem, das vorhin in der gefchrift grund hat: fuft mag
die allegory nüt allein bewären. Byſpyl: Bſich Gal. IV. 22 — 27. Ein
anders. Daß die jmo husfrowen Jacobs, Lea und Rachel ein bewärnuß
fyind, daß Chriſtus ung unb die Juden in jm felbs eins habe gemacht, das
ift nit möglich; e$ erfinde fid) denn mit der gefchrift, bag er die Juden unb
heiden in jm felbs durch den einigen glouben eins under inen ſelbs und mit
gott: habe gemacht. So fid) nun das mit der gefchrift und that erfindt
(bie nit not ze erzälen, es find deß alle glöubigen bericht): fich, mie fo liche
lich barnad) Jacob mit (inem zweyen husfrowen darzuͤ fchmedt. Lea Bat
brefthafte ougen, und was die älter und mülicher, und mas je Jacob nit
als hold als der Rahel; die was fchön und frólid) unb die jünger. Lea
bebütet ung bie Juden, Die das afa nit inwendig hand mögen anfehen:
denn fy hand breftfafte ougen, fo mögend Chriftum, das mare licht, nit
erlyden, find bod) gott von ie welten har etlicher maß angehanget sc. 9tas
het was lang unfruchtbar; bie heiden hand etlich tufend jar bar gott nit
erkennt, und find aber zum lesten bufedyt durch den glouben 3d gott fummen 1c.
Of(fo bie, mo bie lüſelbycht mit hellen roorten von gott geheiffen wär, beni
fo wär cd (icb(ic) darzı die allegory von dem ufgebundnen Lazaro ae ftellen.
So aber das nit ift, fo magft du mit dem ufbinden nüt Dewären.
Es hilft ouch nit ſchryen: füllte man nümmen Buchten, fo wurde bie
welt böfer, denn fo mad. Antwurt: Fa, wenn lüfelbychten güt macht. Sich
aber, die järlich gebychtet hand, an, und fid) dargegen an, die ie3 nach der
leer Ehrifti gloubend, unb müffenb, mannen jr beil banget: fo (ift du,
welicher (id allermeiſt befleret. Dee gloub machet ben menfchen fromm, nit
bie lüſelbycht! „ Yuftus er fide vivet“ * Aa, ich adar fagen, daß bie
gröften wüchrer, röuber, todfchläger ab der gebruchten lüſelbycht gemeintich.
nun ein berg band genommen: denn feiner bat (id) gebefieret. Welicher
wollt fich aber be(feren, fo der bychtvater nit hat zu dem fünder bae mort bes
bei($ geredt, funder jn. geheiffen etwas zünſelwerk thün und jm ein teil des
toubs geben, und daby fchön gelcert, mie im bie (dam, bie ct gegen jm
beige gban, bie fünb abneme, unb der glychen ſtempnyen.“ Denn bat
er fid) fchon rein gefchäßt, unb ift hingegangen hür als fern, mie bie Höngger⸗
glöggli fingend. Aber der im glouben gerecht ift, bee. bychtet alle tag gott by-
jm felbs, ja fo bid er gefünbet; und ſchämt fid) vor gott, den er zu aller
zyt by jm treit und anficht mit fefter hoffnung; ben fürdbt er allweg, deß
1) Cin6ifbungen, Meinungen, die man fid) in den Kopf gefeht, von ſtempen⸗.
entéter, daher entétemens. .
*) Der Gerechte aus Glauben wird leben Röm. I: 17.
396 .— Uslegung des LII. artikels.
ſchonet er allweg. Es ſchadet ouch die ynred nit, die von etlichen geſchicht:
Nach dinem ratſchlag ſo wirt einer den pfaffen nun um rat fragen in denen
fällen, die er ſelbs nit weißt ze entſcheiden, und wirt alſo dem pfaffen nit all
fin ſünd entdecken, ſunder nun etlich; welichs ouch nüt denn ſchälk zücht.
Antwurt: Du redeſt ja alſo glychſam, der nit anders weißt, denn er müfle
alle ding ſagen, darab ae(tóubt* werde, daß er nit oder bod) minder ſünde.
Daran irreft bu: denn bon bychtens wegen underlaßt nieman die fünd. Aber
wol widerum , fo einer übel gefündet bat, fo verſchwygt er bie fünd in der.
bucht. Und gloubt er des papftes leereren, daß die fünb nit berzigen mets
binb, fo man fy nit allefammen erzäle; fo gat er hin mit verzwyfleter con»
feienz, unb halt (id) felbs barfür, er (tg lybhaft bed tüfels, unb versagt an
gott: ja das fummt us der lüfelbycht. Sch will der mißbrüchen geſchwygen,
- daß die pfaffen nit all verfchwigen find; daß etliche durch dag mitwüflen fid)
üfnend? (hat jnen der fchuldheiß etwas heimlichers gefagt, fo meinend fy
aloud), ee müffe fid) fürchten, oder, fo (t) finer. Hilf bórfinb, Helfen); bag bie
bychtväter gnaetbon ? find, alfo bap. (t etlich artikel nit gdörend entledigen;
welche darnach für den prior, propſt oder biſchof kummen muͤß. Und iſt
pud) etwann befchehen, bag dadurch der buychtend in tob fummen ift. Dar⸗
zuͤ, alí bie wyl du die lüſelbycht nit us der gefchrift bewärſt von gott ge⸗
heiſſen und geleert fon, fo hilfet nit ſtryten, daß fü guͤt fog oder nut der
feel bringe: denn fo fchlechtlich nit güt fon mag, fo fog dann von gotf ges
leert. Aber mol mag ich dir nachlaffen, daß fo eif afycheneren gezogen hab.
Denn, mas meinft bu, daß die lügen bodytfün unb buychttochteren vor jnen
heigind ahan, menn fu ein fo geleerte füffe bucht mit fo fchönen worten und
geſchmäcken, mit wurzentümwen * gethon band; darzuͤ alle fünd fo f(üg ent:
fdjiben, 5 in denen fp fid (don nüt vergangen 'hattend? Warlich nüt an»
dere, bann dag man fu für (romm, biete, daß man wänte, fy hättind fo
forgfältig rein confcienzen ꝛe. Kurz, e$ Bat fid) bald etwas giychenet, fam
es gut ſyg; aber guͤt f(t nüt, bann das von gott fummt. Darzuͤ eeret man
qott vergeben, menn man jn eeret nach den geboten und leeren bee menfchen.
Es hilft kein tanden.®
Willt du aber die rechten waren bucht erkennen und thin, fo nimm
ſy alfo ze hand! Du bift ein chritt? Ja, fo gloubft bu on zwyfel in den
herren Coriftum? Ja. Was gloubft du in jm? Antwurt: Daß in gott
‚einen gnädiger für unfer fünd bat gemachet in die ewigheit. Du haft recht
geurteilt. Haſt bu nun gefündet, fo erfenn bie fünb! Denn die bycht ift nüt
onders denn ein ergeben und verklagen fin ſelbs. Und (prid) mit Daviden:
Herr, min arme feel ift (aft befümmeret; unb bu herr, moie bift du fo fang
bon mir! Herr, keer roiberum, unb erlód min feel! Verzych mie min fünb
durch Jeſum Chriftum, in bem bu uns verheiffen haft alle ding ze geben!
Und (a£ von dem fehryen nit, bis bag bid) gott in binem herzen bericht,
baf bu ficher bift, ja er habe dir verzigen durch Chriftum Jeſum. Laß nit
ab, bis bag bu mit fröuden fprichft und ficherlich gloubft: Eja, ich weiß
wol, daß mir gott nüt verfagen kann, fo er finen fun für mich gegeben hat,
und hat jn barum bingegeben dag er min find bezalte. So mag ouch nit
1) abgefchredt, feu gemacht. 2) emporſchwingen, Vortheil verſchaffen. 3) beſchrankt.
5) Gewürz kauen. 5 unterſchieden, auseinander gefeht. ©) fabeln.
M:éfegung bed LIIL artikels. 397
fen, er wirt mir min (ünb durch jn verzuben, benn gott ift warbaft; er
mag nit liegen. (geret ! fid) demnach gott noch mee bon dir, daß bu ie noch
nit rümig bift worden: fo (üd) teoft by dem, der bid) des göttlichen wortes
bas berichten fann, weder du es verftandift! Sich die Fchlüffel! fo evangels
get? er bid) denn; (eert dich, mas hoffnung du zu gott fölleft haben, mit dem
eignen mort gottes. Gloubſt bu bem, fo wirſt heil; gloubſt bu im nit, ſo
biſt du noch in dinen ſünden gebunden. Ouch ſo hör noch ein kürzere
bycht: Bedenk oft im fag din ſündlich leben! unb fo bu daran billich ver⸗
zwyflen muͤßtiſt, ſo ſprich mit dem publicanen: O herr! bis barmherzig
mir ſünder! Der kurz ruͤf iſt in minem urteil ein beſſere bycht denn alles
brginenptappen, bas ienen beſchicht.
Der bep und fünfzigft artikel,
Ufgelegte buͤßwerk kummend von menfchlichem ratfchlag (usgenommen
den bann), nemend bie fünd nit hin, werdend ufgelegt andren zu eins
ſchrecken.
Der erſte teil iſt klar us bee that unb mort Chriſti: der. hat gheinem nie
ghein werk ufgelegt, den ec von fünden erlöst fat oder gfund gemacht; us
finem wort, tag ee nüt gefprochen hat denn: der gloub hat bid) heil gemacht.
So mir nun bladergebet, mwallfärt, zünſelwerk und dergluchen den menfchen
uflegend, fo müß ed ie von uns fummen: denn wie hand deß dhein vorbilb
in Ehrifte. Ufo (rtm, bap man die nüt uffegen foll bee. geftalt, daß fölich
werk die die fünb abnente; aber wol foll dich din brüder oder vrieſter (rete,
wie du heil werbift, amb zu beſſerung ermanen. Unfertig güt, fo du nit
weift wie du jm thuͤn follt, ſoll a dich leeren, nit Beiffen recht erftatten; .
^ demnach, Haft du nit den glouben zu bem wort gotte$; daß du one. heiflen
thuſt/ das er dich bericht: ſo iſt ouch das heiſſen vergeben.
Usgenommen den bann.
Den bann hab id) darum usgenommen, daß er von ‚gott feld ift unge
(e&t, fo fee man jn nad) ſiner fchnür? beucht. Ob er. aber ein buͤßwerk for,
verftand alfo: Er wirt Darum ufgelegt, daß der geift Heil werde. So nug
einer ben. gedbuldiglich treit: fo wirt ec bon der Tilchengemeind widerum ere
laffen; fo ift ee ouch by gott erlaffen. Glychsnet er fid) rüwend, und ift
aber nit rümend, fo laßt (id) gott nit betriegen; et fchücht* das glychsnen
der zucht. Weish. J. 5. Und iſt eigenlich nit ein werk der bann, ſunder ein
verlaſſen der böſen werken; die werdend ouch nit verzigen denn durch den
louben.
à Bußwert nemend die fünd nit hin.
Davon it gnügfam vorhar gfeit, baf dhein werk die fünd macht nach»
gelaſſen werden. Denn hätte man mit werfen mögen die fünd vertilgen, fo
Fate Chriftus nit dörfen Inden. Gal. II. 16, 21: Werdend wir fromm us
"dem geſatz, das ift, us den werfen beg geſatzes ſo iſt joch Chriſtus vergeben
geſtorben.
Werdend andren ufgelegt zuͤ eim ſchrecken.
Diſen puncten bab ich von der offnen buͤßwerken wegen geſetzt, die ja
wol by den alten- angefangen find,’ darus die päpſtler möchtind fechten: Es
— —
entfernt, 3) unterrichtet im Evangelium. 3) 9teget Richtſchnur. s) verabfchent.
— — —
398 Uifegung des LIV. artikels.
I nit ein nüw ding; bit alten hand es ouch gebrucht. Noch hand fy die
fünd nit hingenommen; darzuͤ iſt nieman fo alt ie geſyn, baf ec möchte güt
machen das, fo von gott nit kaͤme. Wolltend die alten. ie bie abfälligen
bom glouben firafen: hättind fó den bann nach finer maß gebrucht, als jn
Paulus über den Corinther brucht , der fin ftiefmüter enteeret. Denn mid)
will dunken, bag us bem offnen büpu(legen der alten das heimlich uflegen in
der lüſelbycht gefloflen füg, darin bie falfchen bychtloſer! je fchalkheit nad)
nptdurft gebruchet hand. Dann wo hand fy bid) mit bent -unfertigen guͤt
bin gewyst, weder itt jren (edel ? Gib fo vil an ben. tempe(, fo bil an un»
fer gottshus, fo vi um meflenlefen, fo til. an die ˖ bruͤderſchaft, fo vit unt
ein vigili, opfer fo bil, und, damit den hoben fläften und bifchofen der fpig
nit anbrünne, gib an unfer frowen but» fo bil, gib fo bil an ieden orben:
denn die fchält (nimm bid) nüts an; frommer mann ) fónnenb. einanbren
abheben; Kurz, das bu mir für unb für milít güt.madyen, ſo man e$ bes
fibt; fo fol? es in der hut? innen nüts. Die heimlich bucht ift ein mänteli
afon, darunder alle buchtbüben jr fchalkheit verguanter* hand; unb der beiten
melchkuͤjen eine.
Der vier und fünfzigſt artikel. |
Chriftus hat alf unfer fdymersen und arbeit getragen, Welicher num
den büßwerfen zugibt, das allein Cbrifti ift, der irrt und fchmächt gott.
Difer artißel ift vor fo mengmal us der gefchrift fo ſtark bewärt, daß
et hie nit beivdrens barf. Denn nieman bat unfere ſündliche breiten mögen
hinnemen, dann der an jnen nit ſchuld bat, und aber für uns leid, fam er fo
hätte, damit wir mit finen munben heil murbinb. Als Ifaj. LIIT. 5. an»
zeigt: Warlich bat ee unfer Erankheiten getragen, und unfere fchmergen ges
tragen. Johannes töufer furicht: Sich, das ift bad (anim, das ba binnimmt
die (ünb der melt. Cyob. I. 29. Chriftus ſpricht Joh. VI. 51: Das brot,
das ich üd) geben wird, das ift min tyb 3ü cim (eben der welt. Das ift:
bie ſpys der feel, bie id) den menfchen geben wird, if nüt anders, benn daß
id) mich für fy in ben tod geben wird, weicher tob bie ganzen welt wirt
Iebendig machen.
Der ander teil big artikels folgt us dem erften, daf one zwyfel bie, fo
werten zügebend, das Chriſti (ftr teeffenlich irrend; ja fg. fchmäbend gott,
wie vor ouch gefeit ift, wenn fo im bie eec fine® werke und genaden nemenb
und ed der creatur. aü(egenb; und das er fey ſchenkt und gibt, das laſſend
fo ett verfölden, find dem Giezi glych und haltend nit das wort Eprißi:
Ye hand e$ vergeben empfangen, gebenb e$. vergeben! Matth. X. 8.
Der fünf und fünfzigft artikel.
Welcher einerley fünb bent rüwenden menfchen nachzelaffen verhielt,
wäre nit an gottes noch Petri, ſunder an des tüfels (tatt.
Diſen artikel bab ich geſetzt von der vorbrbaltnen artiklen wegen. Die
ſind, ſo von den hohen biſchofen oder pfarrherren verboten ſind ze entledigen;
fo bald man aber fo vil oder (o bil bóbemfd 5 gibt, fo entledigend fy (als (9
fürgebend) den, ber gelt gibt. In bifem mißbruch der fchlüßten ſteckt ein
fölcher (alf, bag den nieman gnüg fhelten fann. Es babenb etlich hohe
1) Beichthörer. 2) gilt. >) Haut. *) verhehlt. 5) Böhmiſche Gulden.
Uslegung des LY, artikels. 399
biſchof ein zyt har ein ſoͤlchen grüwen und gottsläſtrung damit gebrucht, bab
ich nun. um der feommen conſcienzen wegen denſelben hie nit zälen will:
denn es one verlegen nit wol möchte zuͤgon. So fer fy aber bon der getté-
läfteung nit fton wurdind, fo möcht man ben geümen nümmen anfeben in
dem tempel gotteé nod) geftatten; man müßte in zeigen. Was fünden nun
ben .menfchen verzigen mwerdind oder verhalten, merbenb wir us dem ſelbs⸗
wort Ehrifti erlernen, der fpricht Matth. XII. 31: Ein iebe fünd oder
lá(trung wirt den menfchen nachgelaffen, aber die läſtrung des geiſtes
wirt den menfchen nit nachgelaſſen. Dife wort erflärt v. 32. Chriſtus
ſelbs: -Welicher ein mort wider den ſun des menſchen redte, wurd jm
nachgelaſſen; welcher aber wider den heiligen geiſt redete, dem wirt
es nit nachgelaſſen, weder in diſem zyt noch in dem künftigen. An den
worten Ehriſti lernend wir, daß alle ſünd und läſtrungen dem menſchen
verzigen werdend, weder die ſünd und läſtrung in den heiligen geiſt. Was
aber die ſünd in bert heiligen geiſt (ot; fragend bie theologi gar ernſtlich;
aber in redend darvon wie die blinden bon farben, mit urloub hinden nahin.
€ünb, die nit nachgelaffen wirt, ift die ungloubnuß: das ift die einig fünb,
bie gott nit versucht, als wir rigenlich ermeflen mögend Luc. XII. 9, 10:
Welicher mid) verlöugnen wirt vor ben menfchen, beg wirt verldugnet vor
den englen gottes. Und eim iedlichen , dee ein mort reden mirt wider den
fun des menfchen, fo wirt e$ im nachgelaflen; aber dem mitt e$ nit nach-
gelaffen, ber wider den heiligen geift läſtret. oie ficht man eigenlich, daß
gottes brr(8ugnen oder nit glóubig fon bie find ift, bie gott nit versucht.
Denn Lucas bewärt den vordrigen finn: Welichee mich verlöugnen mitt sc.
mit dem nachgehenden, "bag dem die fünd nit verzigen merde, ber in bett
heilgen geift läftre. Ale Chriſtus Joh. III. 36. leert: Welcher aber bent
fun nit gloubt, der wirt das leben nit fehen, funder der zorn gottes biubt
uf im. Dife ungloubnuß heißt-darum eim fünb in den heiligen geift, daß
der gloub us dem ziehen des heiligen geiftes fummt. Welicher nun nit ges
z0gen wirt, der gloubt ouch nit. Alſo ift sr im zorn gottes, und ift ein ge
ſchirr, daran gott fin gerechtigheit offnen will. Von ber fünd des unglous
bens oder verlöugneng oder abfalíene follt du alſo vernemen: Go fer einer
in ungloubnuß oder beríóugnen unverrümert binbt, fo blybt oud) der
zorn gottes über in. Keert er miber, fo ift ee nümmen verldugne. Das
bewärt Petrus: der bat gerümet und bitterlich gemeint, darum ift jm fin
fünd verzigen. Alſo foll man oid) bas mort Pauli Hebr. X. 26. verfion: So
wir mütrvillig(id) fünden werdend, das ift, fo wir widrum vom alouben ab.
fallen merbenb, nachdem mir die erfanntnuß der warheit vernommen hand:
fo band wir kein ander opfee mee für die fünb sc. Iſt die meinung Pauli,
man möge in gheinem opfer felig werden ober der fünben los, weder in
dem tinigen Ehrifto, der eineft ufgeopfret in die ewigheit fruchtbar ift. Falle -
einer von dem, fo fpe ghein ander hoftien noch meg, burd) den man mög
fetig werden. Daß aber big der finn füg an dem ort Pauli, das wirft dus -
finden, fo bu fine wort oben herab: Habentes itaque fcateeé, das ift: fo wir
nun, jt bruͤder, ein vertruwen habend in den zugang zu gott burd) das
bluͤt Chriſti sc. ermeſſen wirft bis an das end des capiteld. Denn in denen
1) undereut.
400 Aiéfegung des LV. artikels.
: 4eotten. findft bur ein zügnuß, us Deut. XVII. 6. ynzogen, bie allein uf
die ungloubnuß oder verlöugnen [utet. Das fag ich darum , ba vil, big ort
der geſchrift nit ermefiend, hand wellen mwänen, fo ber imenfch nach dent
touf fündete, möchte jm bie fünd nit berzigen werden. Und leert aber Pau⸗
(us glych das widerſpil, namlich daß wir ewiglich zuͤ gott kummind durch
das bluͤt Chriſti; nun daß wir ſehind, bag mie von bem troſt Ehriti nit
fatfinb. — .
Alfo ift bie ungloubnuß bie einig fünd, darin bee menfch verbunden !
"unb gefangen, verdammt wirt. Sich. bie an einem fürgon, wie fich bie
ſchlüſſel aber heil harfür tfünb. Joh. III. 36. fpricht Chriftus: Welcher
dem fun nit. gloubt, der wirt das leben nit fehen, funder der zorn gottes
biybt uf im. Sich das band! Läſtrung in den heilgen acit ift, fo man
gott fin werk nimmt und der creatur oder dem fyend gottes, denr tüfel, ati»
gibt. Und i(t föliche läfteung nüt anders denn ungloubnug. Ale, bo Chri-
(tud den tüfel von eim menfchen getriben hat, unb die unglöubigen fprachend:
er hätte es u$ kraft des tüfels thon: das mas ein läftrung in den heiligen
«ift. Als Marcus eigentid) anzeigt mit. usgedruckten worten II. 29:
Welicher aber läſtrete wider den heilgen geift, der hat ghein nachlaſſen in
die ppt Dann fo rebtenb: er (Chriftus) fat ein unreinen geift, das.
ift, fü redtend: er hätte ed us fraft des böfen geiſtes gethon.
Alfo ift ftof u$ difen worten: Us der kraft der fchlüffelen, daß alle
fünd bem glöubigen unb rümenden menfchen verzigen werdend, nit von bem
»faften , bifchof, münch ober papít, funder durch Jeſum Gbri&um, fo man
jn gloubt unfer pfanb des heils fort, unb gott um finetwillen erfordret ober
in finem namen. Darum ift e$ ein falfch, bag man ieman einigerlen fünb
verhalt; ed foe bann die ungloubnuß, under bero verlöugnen und das merk
und mort gottes läfteen begriffen find. Denn, gloubt ber menfch, fo ift er
heil; gloubt er nit, fo biybt der 3orm gottes uf jm. Darzu bat Chriftus
‚zu Petro aeforocben: ec fülle nit allein zu fiben malen verzyhen, ſunder zu
fibenzig malen fiben mal. Hat damit mwellen das unzalbarlich verzyhen lee⸗
ten, fo man rüwet. Alſo ſitzt einer nit an ber ſtatt Petri, der nit zu aller
zyt versucht, wie Petrus acbeiffen ift, fo man glych ine nachlicfte, fo bát-
tind den gewalt ze entbinben, funder an des tüfe(8 ftatt. Ach, wer möcht
bie zügs und zyts genüg haben, bag er befchribe den abfoluzmarft, bie war
ber difpenfazen unb derglychen kräm, darab Rom ſchwerer gold gelöst Bat,
denn alle menſchen zu Rom wägind. Doch will id) mid) hie nit länger fir
"men. Thuͤje ein ieder frommer pfarrer mit (inen empfolnen fchaffen, fo fer
et nit übel verärgret, on gelt, das er fidt andre um gelt tbün: fo ik ee
‚gott bil genemer, denn fo er. fü laßt alfo roufen.“ Doch foll er bevor die
ärgernuß mit warlicher (eee hinnemen und zu feiden alle ding handlen und
ziehen, fo fer e$ mit gott fun mag. Wir find alle einandren fchuldig
ac verzyhen; wellend mir, daß ung gott verzyhe. Ge(oubt nun der menfc)
‚recht und ficher in gott, fo wirt jt berzigen, und darf darzuͤ niemans
denn gottes. Cft er aber im glouben nit (tof, fo gange zu dem priefter,
:baf ee jm die ſpys der feel züdiene, bas ift, recht underrichte; umb fo
er dem heilfamen mort. glouben gibt, fo ift ee von (tunb an rein. Das
1) verftridt. 2) berupfen.
Uslegung bel. LVI. aeiitelt: Aot:
mag im weder papf nod) bifchof entiweeren; * gott geb wie bil fo fäll bet»
bietinb uszerichten.
Der ſechs und fünfzigft artikel.
Welcher etlich (ünb allein um gelts willen nachlaßt, iſt Simons und
Balaams gefell, und des tüfels eigenlicher bot.
Chriſtus hat fine jünger vergeben geheiffen predgen und alles beil unb
gſundheit vergeben züdienen, fored)enbe Matth. X. 8: Syr band e$ ft, un⸗
erfouft ober. vergeben empfangen, fo gebend es oud) vergeben! Welicher
mun bad züdienen des wortes nit thuͤn milf, man bezale int dann basírib,
der fünbet wider gott und wüchret: denn es ift im vergeben gegeben; et»
geben foll ers usteilen. Laß dich nit befümmeren, frommer bot gottes!.
bin here wirt dir mol narung befcheeren. Was ift erft von denen ze reden,
die nit mit bem wort gottes ufgelöst babenb, funder fü hand gefprochen: unfer.
leben unb tob (tanbe in jree hand; und habend ung für tob geurteilet, bie wir fo
vil oder fo vil gelts gegeben hand? Simon, der geleert oder zoubrer, ward
befeert zum glouben (nit warlich, er’ glychsnet nun alfo); und ale er fad)
Daß der belig geift uf bie menfchen fam mit dem uflegen der händen da _
boten, bat er jnen gelt geboten, vedende: Gebenb mir oud) den gewalt, daß
ein ieder, uf ben ich min händ (ege, ben heligen geiſt empfahe. Aber Des
trus hat zu jm gefprochen: Din gelt werde mit die verloren, daß bu gt»
meint haft, bie gab gottes mög mit gelt überfummen werden 2(ct. VIII. 20.
Eich, daß Petrus den verdammt, darum daß er meint, ec mwöllte die gaben
des heiligen geiftes mit gelt mögen erfoufen; unb die pdofllee. gebenbé
nit bin on gelt, als (9 wänend. Denn warlich, ift bie meinung Petri mat,
als fo ift, fo ift e$ nit müglich, bag der geift gottes möge erfouft werden;
noch bil weniger fine gaben, bie aber nüt anders find denn der gegenwürtig
geift gottes, ber da mürft. Nun gang hin unb gib gelt unt abfoluzen, fo
bit bu ficher, daß bw mit ent(ebiget bift. Denn bien. Simon verflücht
Simon Petrus) daß ee meint, es möcht mit gelt zuͤgon. Gloubſt bu ouch,
e$ mög mit gelt zügon , fo berflücht dich Petrus mit m. Balsam ift wol,
als Rum. XXII— XXIV. (tat, mit geít ufgebracht, daß er zum künig
Balak gangen i(t; er hat aber die warheit dennoch nit wellen fälfchen. Aber
Petrus fchiltet dasfelbig 2. Pet. II. 15, ba er der päpftleren fitten eigentlich
malet. Wiewol ſy bie gefdyrift uf andre .menfchen ze bruden unber(tonb,
bod) thuͤnd fo das vergeben: dann fy uf nieman, bet da lebt, "gezogen mö⸗
gend werden weder uf die pänftler , als id) ftarf bewäret Hab im Archeteles.
Ya alfo fpridbt Petrus von Salaam und den päpftleren: Sy habend vete
laffen den rechten weg und band geiret, nachfolgende dem weg Balaams
von Bofor, der ben boshaften meg lieb hat gehebt sc. Was wurd Petrus
ie forem, fo er nit allein gaben fähe genommen werden, unb aber die
warheit ungefälfcht biyben; funder die warheit gefälfcht werden: batum baf
man gelt nit von eim rychen fünig, funder von den armen ynbringt. Alſo
find alle, bie um gelts willen (nach irem (inn) die fünd nachlaffend, Si⸗
mons unb Balaams gefellen. Denn gott laßt allein die fünd nad) unb
ghein menſch denn Chriſtus Jeſus, warer gott und menſch, wie da oben
gnuͤg iſt geſeit von der natur des mittlers.
1) verwehren.
Swingli'e ſammtl. Schriften I. Bd. 26
402 Wilegung des LVIL artikels.
Dee fiben und fünfzigft artikel. —
Die war heilig gefchrift weißt ghein fegfür. nach bifen zyten.
Hie hab ich zum erſten geredt, die war heilig gſchrift, damit ich die
apokryphen, das iſt, die unbekannten gſchriften, usſchluß. Demnach red
ich , daß die unvermasget gwüß göttlich gſchrift vom fegfür nüt wüſſe. Diß
wirt alle menfchen feltfam bunfen, nit die päpſtler allein, funder oudy etli»
che geleerte, bie zu bifte aot bie. gfchrift ernftlich und mit trümen barfür-
bringend. Darum wirt not fon, daß wir zum erften die ort der afchrift
beſehend, darin fp bas fegfür grünbenb, Und nachdem mir barfür bracht
band, bof fn alfentbatb der gſchrift in dem fall gwalt thuͤnd, wellend mir
unſer meinung ſagen: daß wir nach bifem zyt nüt wüſſend, weder himmel
unb böll. Ich wird mich ouch nit irren laflen, daß etliche fürnemen leerer
Md fgfüs gebumen habend mit jrer gfchrift, aber nit mit der göttlichen
gſchrift
Zum erſten wellend die fegfürheizer das fegfür bewären us den worten
Chriſti Matth. XII. 32, ba er ſpricht: Welcher aber ein läſtrung redt wider
den heiligen geift, dem wirt fy nit nachgelaſſen, weder in diſem zyt nod) in
dem tüngigen. Hie wellend (9 unfären: Alfo mag man mo( merken, bof
etlich fünb in bem künftigen zyt werdend nachgelaſſen. Dann die fünb in
ben heiligen greift, bie werde von je gröffe wegen weder hie noch bórt nad
gelaffen. Antwurt: Ir babenb üwer eignen fünften aber vergeſſen. MWüß
fend je nit, daß jt uf dife zwo abfchlahenden reden: 1) bie fünd in den heili⸗
gen geift wirt in difem zyt nit nachgelaflen ; 2) die fünd in’n heilgen geiſt
wirt im künftigen zyt nit nachgelaſſen, nüt mögend ynfuͤren? Wüſſend jr
nit, daß ſiy beed particulares ſind und beed negativä, ab quas nibil fequitur,
uf bie man nüt mag ynfuͤren? Und fo man üch ſchon lieſſe jnfuͤren, mö⸗
gend jr nit affirmativam ynfuͤren, ſo der vordren eine negativa iſt. Alſo
mögend jr ba dannen nit bringen: ja, fo wirt etliche ſünd in jenem aot
nachgelaflen , funder jt müßtind unfüren: Ergo: Alſo folgt, daß die fünb
an ben beilgen geift nimmer wirt nachgelaſſen. Denn diſe red iſt locus a
ſufficienti diviſione, das ift, fo bat mit usdrucken ber teilen gnuͤgſamlich Das
ganz 3t vergriffen. Verſtand es mit einem byſpil: Wir habend in bruch,
daß wir von eim faft* kranken ſprechend. Er bat weder tag noch nacht
ghein rüm. Hie find tag und nacht die teil diſes zytes, und i(t bifed aot
nüt anders denn der (ouf tages und der nacht: Welicher nun fpricht: et
hat weder tag noch nacht rum, der will (agen: er bat nimmer rum. — Alſo,
welcher mill fagen : die fünd in den heiligen geift werde melee. in bifem nod
in dem künftigen zyt nachgelaflen, der will nüt anders fagen denn: bie fünd
in den heilgen geift werde nimmer nachgelaffen. Und ift, das (y wellend
onfüren, nüt anders denn ein irrender närrifcher won. Glych als ich oud
wöllte uf dife red: Es ift weder wyb noch mann fleifch , bas von jm felb
geſtorben ift, ynfüren: So ift e$ etwar, darum daß e$ die wolf und hund
t(knb. Was gat das dife red an? da ich gnuͤgſamlich will (agen , es effc
ghein menfch felb geftorbene, unb teil den menfchen in fine teil, das ift,
wyb unb mann. Und da id) wol mag reden: es it ghein menfch 1c. ba
ſprich ich: weder wyd ned) mann ift, und i(t, weder wyb noch mann, glych
1) febr.
Uslegung bed LVII. actitelà. 403
als vit ale ghein menſch, unb, ghein menfch, als vil als weder wyb noch
mann. Alſo bie, bie (ünb in den heilgen geift wirt meber bie nod) bóct
nachaelaflen, ift als bif als nimmer; und, nimmer, als vil als weder bie
noch dört. Darzü wirt fölichs mee in der gſchrift erfunden. Pſal. CXIII.?:
Der nam gottes ſye gebenedyet von iez bis in die ewigheit. Iſt glych als
vil ale, dee nam gottes foe zu aller zyt oder ewiglich gebenedyet.
Darnach druckend ſy das mort Chriſti Matth. V. 25, 26. uf das fegfür, ba
er ſpricht: Bis einhellig mit dinem widerſächer bald, die wyl du noch mit
jm uf dem weg biſt, bag dich nit bin widerfächer dem richter bingeb, und
ber: richter bid) dem meibel *. hingeb, und bu in bie gefängnuß geworfen
werdiſt. Warlich, fag id) bir, bu wirft ba bannen nit fummen, bis bag bu
qib(t das lest órttin. ? Hie machend fü den meg, das (eben in bifem aot.
Die gefängnuß aber machend fy zu eim fegfür, darus man nit fumnte, bie
man alle fünd bezale; das doch ein heiter itrung if. Dann Chriftus will
uns an dem ert vom zorn, fag und zangg, ziehen; als die vollmeinung ?
vor difen morten eigenlich anzeigt. Und will hie mit ber gfarligheit des
rechtens uns von zanggen und rechten ſchrecken: denn es (id) oft begeb , bag
einer, wenn er melle (inen. widerſächer gefigen, bet aber überwunden mirt,
und demnach übel erfüdht* von finem miber(dd)er, unb nit unbillich: denn
er babe jn zangges nit wellen erlaſſen; alfo Laffe jm darnach der widerſä⸗
dyer nüt nad; ob er glych den (pan nit bezalen mög: fo lege man jn ges
fangen, und müffe mit ber hut beaten; das er an bab nit vermag. Darzuͤ
feq e$ gfarlidy rechten des richters halb: denn fo der richter die (ad) nit mof
verftünde oder gemietet oder partyiſch, wäre alles gefarlich dem, der fchon
müßte, daß er recht hätte. Daß aber big bie meinung Cbri(ti fne, das sels
gend die wort Lucä XII. 58. eigenlich an, ba er dife meinung Chrifti
mit helleren worten alfo befchrybt: Warum entfcheidend oder verrichtend je
nit von üd) ſelbs, bas ift, under einander, das recht oder billid ift? So bu
Tun mit dinem widerfächer gaft zu dem für(ten, fo verſchaff uf dem meg,
bag bu bon jnt entlediget werdift, daß er bid) nit zu dem richter ziehe, und
ber richter dem ynzieher oder gnovinger übergeb, und dee ynbringer bid) im
gfängnuß werfe. Sd) fag dir, du wirft ba harus nit fummen, bis du das
lest hälferlin bezalet haft. An den worten merkend mie wol von allen um»
Ränden har, daß Chriftus bie nüt andere will weder abreden 5 von zanggen
und rechten, wie obftat. Welcher meinung ouch Paulus ift 1. Cor. VI. 7,
da er meint es fölle ein chriſtenmann ee Inden, bag man jm ſchaden oder
betrug thüge, ee er mit ieman rechte. Als oud) Chriftus heißt, daß wir
Dem, der ung den cod nimmt, ben mantel ouch laflind, ce wir mit jm rech⸗
tind Matth. V. 40.
Sum dritten zühend fo harfür, das bu Matth. XVIII. 34. ftat von den
zweyen bieneem, bero der, bem bie groß ſumm ward nachgelafien , finem
mitknecht ein Beine nit wollt nachlaflen, unb ward darum gefangen gelegt,
bis et alle fchuld bezalte. Darnach ſprach Chriſtus: Alfo wirt dd) oud)
min bimmelfcher vater thin, wenn nit üwer ieblidyer finem brüder nachlaßt
us üwren herzen. fole ſprechend fo: Sichſt du, daß gott uns ouch in ge⸗
fängnuß bed fegfürs halten will, bis wie alle ſchuld bezalend? Antwurt:
1) Gerichtsdiener. — 9) Viertelsgulden. ?) ganze Rede. *)verfolgt. 5) abmahnen.
404 | Méfegung bed. LVII. actife(s.
Cyd) hör wot, was Chriftus redt, ich hör aber nit, ba er von gheinem feg⸗
für üzid fag. Chriftus will bie nüt anders, denn er davor ouch gfeit Hat
Matth. VI. 18: Laſſend jr den menfchen je fünd nad), fo wirt üch ouch
(ver himmelſcher vater üwer fünd nachlaffen. Verzyhend aber jr den men⸗
ſchen nit, ſo wirt üch üwer vater üwer ſünd ouch. nit verzyhen. Als ev.
ouch Marc. XI. 25. redt: So je ſtond zu beten, ſo verzyhend, ob jr uͤzid
wider ieman habend, damit üch ouch üwer vater, der in ben himmlen ift,
üwer fünd verzyhe. Alſo leert Ehriftus nüt anders an den brpen orten denn:
wellend wir, daß uns gott verzyhe, fo fóllenb mit oud) verzuben. So fer
reichet bie glychnuß Matth. X VIII. 23 — 35. Noch fo verfolget Chriftus in der
aluchnuß ben brud) der menfchen bis zu end. Verſtands alfo: Chriftus meis
nung ift, bag wir verzyhind; thügind wir bas nit, fo werde ung oud) nit
berzigen. Das wäre gnügfamfid) berdet in difen worten: Der here ift er-
züent worden über den knecht, und bat jn geheiſſen den pynigeren geben.
Das aber Bernad) folget,. teifft den fitten bee menfchen an, namlich daß bie
inandren durch gufel und Inbsfchaden müjenb, bis fy bezalt werdend. Alſo
verglycht fid) bie meinung Chrifti dem vorbild nit bis uf das (est hinus,
funder will er damit leeren, bag mie oud) fe(b8 über ung berufind: Vergib
ung unfer fchuld, glych wie wir unferen ſchuldneren vergebend! Verzyhend
wir nit, ſo wirt uns ouch nit verzigen. Diſe meinung hat ouch alſo der
gehebt, der die canones gemacht über die vier evangeliſten, denn er hat die
drü ort zemmen gezeichnet. Hieby iſt aber ze merken, daß alle glychnuſſen
nit mögend in alle egg verſtanden werden an dem verglychten: denn alle
glychnuſſen hinkend und ſind breſthaft; noch leerend ſy ſo wol, daß Chriſtus
ſelbs damit geleert hat. Er bat Matth. XVIII. 3. geſprochen: Es ſye bann,
daß mit bekeert werdind, unb werdind als die kind, mögind mir nit yngon
in Das rych dee himmlen. Hie will et nit, daß mit in alle wys und maß
werdind moie bie Linder; oder aber mir müßtind uf (teen roten, bon gott
nüt wüſſen ae fagen; funber will er, daß wir allein mit unfchuld und lycht⸗
lich verzyhen und nidertrachtung kind (ninb. Wie Paulus tebt 1. Gor.
XIV. 20: Bosheit Halb füllend je Linder fon. Derglychen quc. XVIII. 5.
da der richter fpricht: Sch will dee witwen helfen, daß fg mich nit om.
“ unber(af ſchelte. Hie will Chriſtus, daß wir von beten nit wellind ab(ton,
funder mie die mwitwen tbdt, on unbrc(af bitten, Er milf aber batum im
difer glychnuß nit leeren, daß man gott ſchelte, ſo er uns nit glych gibt,
das wir begerend; als aber die glychnuß des wybs inhalt, daß ſy one zwyfel
den richter oft hat laſſen ufgon unb herafflet. So fer langt die g(odnug
nit. Dero ſind vil in den worten Chriſti, ja alle ſammen mögend ſy nit
in alle egg und ort glych fun; ober aber es wärind nümmen glychnuſſen,
ſunder die ſach ſelbe. Alſo ouch hie folget darum das fegfür nit hernach,
darum daß Chriſtus bis zuͤ end verfolget hat in der glychnuß, wie ſich die
menſchen haltend, fo ſy nit verzyhend. Denn, wie davor iſt geſeit, die alles -
goriſchen ſinn die habend nit kraft üzid ze bewären, es ſye dann ſuſt in der
gſchrift hell usgedruckt. Wo das fegfür in der gſchrift hell usgedruckt wäre,
ſo lutete diſe meinung ſchön bie uf bas end. So bas nit iſt, fo muͤſſend wie
by ber fürnemlichen ſumm blyben, bie iſt: verzyhend jr, fo wirt did) derzigen.
1) Demuth.
Uslegung bed. LVII. actifefé. | 405
Das vierte, fo von Judas Machabäo wirt aelefen in den tempfen, halt —
sch, wie eg ift, apokryhhum, ungwüß mannen das felbig büch fómme; mag
nüt bewären. Ya ich gloub, "daß, der es gfchriben, hab nit ein recht gemüt
ahebt: denn fo er güter meinung gſyn wär, hätte er bie gefchicht (uter. für
fid) gefchriben,, und nnfüren der fchlußreden, der dogmaten , das ift, geleer⸗
ten meinungen, underwegen gelaflen. Go er aber das gethon bat, fo machts
ee fid mir argwönig, wenn das Dachabäorum bid) alych in canone mát.
Denn was qat das dem gſchichtſchryber an, bag er furechen müß: Darum ift
das ein heiliger anfdhlag , daß man für bie todten bitt 2€? Ja, fo er davor
afeit hat, wie vil. tufend filberin drachmas Judas Machabäus gen Hieruſa⸗
lem gſchickt bab: mer fann on den argwon fon: Sich, der (tibt * uf den
aut? Doch bedarf es deß nüt: dag machabäifch büd) bewäret by mir ale vit
als Joannes be monte villa, oder der Hildebrand. Bſich Joſephum darge:
gen , der ouch der Juden gſchicht ac(d)riben hat j den auch bie Juden, Gries
den und Latiner babenb, wiewol ouch nit in canone: fo wirft bu fehen,
was du bem gutigen fabeldichter geben follt, der das Machabäorum gt
dicht hat. S. Machab. XII. 39 — 46.
Sum fünften gründend (o das fegfür im ben worten Pauli 1. Gor.
HI. 10: Syd) bab ein grundfefte aefeit als ein molfennenber buwmann, aber
ein andrer buwt daruf. Bſehe aber ein ieder, mie ec daruf bume: bann
aheiner. mag ein ander fundament oder geundfefte fetten über den, ber gſetzt
it, der iſt Chriftus Jeſus. Ob aber einer uf dife grundfefte buwt gold;
filber , koſtbarlich aftein, holz, höw, ftunflen, fo wirt eins (eben werk offen=
bar: bann. die zyt oder tag wirt e$ offnen, ed wirt als im für geoffenbaret;
und bas für wirt eines ieden merk bemären, wie es foe. Ob eines wert,
das er ufgebumen hat, binbt, fo wirt er (on empfaben ; ob eines werk her=
btünnen wirt, fo wirt er fchaden empfaben; dber er wirt heil oder behalten, —
bod) den mea, baf e£ durch für wirt zuͤgon. Dife fchönen wort Pauli Hand
fy zum fegfür zogen unb zuͤ güten merken, alfo fürgebend: So einer güte
werk thuͤje, fo fpinb biefe(bigen gold, filber, edlem gftein züginchnet; ? fo
einer böfe wert, bod) nit gar bös thitie, ‚fo fyird bie dem holz, bóm und
fttipfen glych, bie werdind denn mit dem fegfür gereiniget; bod) merbe, ber
fo gethon hat, heil burd) das für, meliches für ſy bas fegfür redend fon.
Aber bifes ift warlich nit der (inm Pauli, als wir eigenlich us finen morte. ;
bewären wellend. Paulus fat den Corinthern Ehriftum mit einfaltigem
ungefärbten worten gepredget der aftalt, als wenn einer ein menfchen ufer-
zücht, müß er jm in ben Tindlichen tagen nit fe(te fnys geben, funder mit
milch teänfen, bis er die ſtarken ſpyſen oud) nieflen mag. In finem abwe⸗
fen aber kommend under die Corinther etlich chriftenlich leerer, die bod)
vom herzen und glouben nit gerecht warend, aber wys nad) menfchentiften
und ftolz beredt; bie füchtend durch je wysheit und mwolberedte (ob und nut
damit bie einfaltig leer Pauli von den geblimten ? verfchupft ward; ale
dann befchicht: wer nun der welt pracht anficht, dem gefallet bee arm Chri⸗
ftus mit finem krüz und einfaltigen züg ber bürfchen jüngeren nit. Und
folgt demnach, daß bil. menfchen, nun uf bie siet der Liftiabeit * unb wolrec⸗
bens fehende, abgefürt wurdend durch bie glyßguͤgen.“ Das mag aber ber
1) zielt. 2) mit — verglichen. 3) Schönrednern. *) Klügeley. 9 Heuchler.
e
406 Uslegung de LVIL artikels.
fromm Paulus mit erlyden; denn er wol mußt, daß fötich glyſſen nif nach
der meinung Ehrifti was, ouch das chriftenlich leben nit in fchönen worten
ftande , funder in einfaltigem unfchuldigem (eben, welches aber nüt fólíe, «e
foe denn us dem glouben, den wie in Ehrifto Hand, erbuwen. Welicher im
gott erbuwen fog und gegründt , der habe bie (eer recht ergriffen, den mög
ahein durächten abfälfig machen. Welcher nun uf bie fchöne der wysheit
und flüge ber worten (cbe, der ftande unfeft zu der aot der burddstung; aber
in bero fehe man wol, wie ein icber ein wert oder gebüm foe, und thüt bas
mit züchtigen * worten bar, alfo:
Wir find mitwerker,“ das ift, handafchirr ? gottes, unb find jr bie
fat und gebüm gottes , nit bag id) dd) erbumen bab, funder die gnab got»
ted , bie mie gegeben ift, hat ed gethon. Sd) hab gethon ginch wie cin
icder wolgegründter werkmeifter tbüt, der (ügt, daß er bie grundfeften zums
erften recht lege, demnach bumt er erft daruf. Alſo bab ich den rechten
felíen , daruf aller gloub (tat, zu eim fundament gfe&t; ber fels und funda⸗
ment ift Chriftus, den hab ich uͤch gepredget, wer er fpe, unb was er ung
erwürkt bab. Uber in minem. abweſen bumend ander oud) uf das pfiment, *
welche ich hie weder rümen noch fchelten mill; bfehe aber ein ieder by jm
felbs, was er uf das fundament buwe: denn defhalb fann gheiner ein ander
fundament feßen weder das, fo (don geſetzt ift: Ehriftus Jeſus. Aber von
des ufbums wegen red ich das: Bumt einer uf diß fundament gold, fiber
oder edelaftein , fo maa bem gebüm abein für fchaden: denn bas für fübret
- gold. unb filber, oud) bemärt man die edlen (tein darin. Buwt einer uf big
funbament holz, höw oder ftupflen, fo mögend fp bas für nit erlyden. Wie
wol, ber die ding holz, bàm, ftupflen gebumen hat, nit mag verbrennt wer»
den, fo fer er nit holz, bóm oder ftupflen ift; funder ee wirt den fchaden
Inden, daß fin aebüm verbrennt wirt, et wirt aber behalten , doch der aftalt,
daß er im das für nit (affe fchaden: denn kurz das für muß alle Ding bewä⸗
zen sc. Hie wirt in den mworten Pauli der ufbum gefcht für bie glöubigen,
als er unlang davor felbs bat anzeigt: jr find bie fat unb bum gottes. Aber
bas für ift bie durächtung , als Síaj. XLIII. 12: So du in bem für wand⸗
len, murbi(t nit verbrennt. Alſo will Paulus zum lezten difer morten (agen:
as aber ein ieder uf den geund, der Chriftus Jeſus ift, gebumwen habe,
das wirt in der durächtung offenbar. Wir. predgend wol all, aber wir
predgend unglych. Welicher nun uf zytlich güt und ſchyn fidt, ber butt
zergänglich ding; fo der angefochten wirt mit durächtung, fo flücht er davon,
fo ift t$ glych, fam er nie geſyn foe, und wie er unftät ift, alfo find ouch,
bie er erbuwen bat. € o bie burddytung kummt, fo werdend ſy abteünniq
vom glouben , fo fchnell bae für bóm, Holz unb ftrom verzerrt. Hat aber
ter leerend fo ein finfen glouben, daß er gar nit abtritt, fo bie durächtung
kummt, obglych alle, bie er geleert hat, verzeert werdend, bas ift, abteetend;
fo wirt er durch das für heil; aber fchlecht, e$ muß mit durächtung Inden
zugon. Denn Chriftus hat vorgícit, daß zunemen des gottsiwortes duräch⸗
tung mit jm bringen werde Marc. X. 30. Harwiderum, erbumt einer
elöubige, die um ghein burddbtung nüt gebend, funder nun fefter darab
werdend: fo find fy glych dem gold, filber und edlen aftein, benen bas für
1) gesiemenden. 9) Mitarbeiter. ) Werkzeug. *) den Otunb, Fundament.
uslegung be LVIL artikeli. 407
puch nit fchaden ntag. Und heißt ouch das werk hie afud) ale vil als dee
üfbum , und heißt der ufbum die glöubigen , bie burd) das prebaen bee bo»
ten gottes in Gbriftum, den grundftein,. erbumen find. Daß ſoͤlchs die mei⸗
nung Vauli ſyg an diſem ort, das zeigt die nachfolgend meinung an, da er
ſy warnet vor den kluͤgen diſes zyts der meinung, daß gott jr gebüw ſelbs
nit milf, ja verderbet. Und ift in der fumm diſer fchönen alychnuß nüt
anders vergriffen, denn, wir wellend wol all gſehen fon, fam wir buwlüt
Gbrifti fpinb; aber in der zut ber durächtung fo wirt man am werk, das.
ift, an den glöubigen, mof fehen, mas ein ieder gebumen hat: verldugnend
die glöubigen, fo find fp ein ſtröwin gbüm ; biybend fo, fo find ſy gold,
filber und edlem gftein glych. Der aber das Incht gebüw erbumen hat, bem
mag nit fchaden, ob fin werf, das ift, bie gegloubt hand, wychend, fo fer er
vom für nit bewegt wirt, funder dardurch gat. Der meinung ift such gar
tad) Hieronymus über Ezech. IH. Aber der ganz handel thuͤt fid) felbe
uf in den mworten Pauli, fo man den mol bficht vorynher und darnach.
Denn daß hie etlich wellend fagen von merken, die im glouben befchehend,
die ſyind gold, filber, edelgftein, bie aber nit im atouben afdyebenb , bie ſyind
ytel wie holz , höw und ſtuplen, die vedend wol recht; aber Pautus redt bie
nit bon denen werfen, funbee er redt von dem bum der prebgenben, mie
vor anüg i(t afeit. Gang iez über bie mort Pauli, und bfid) fy von nüwem,
amd urteil dann. .
Dife unb nod) mer ort, bie doch nit ein fölichen fign habend, zühend
fo zü dem feafür hinzu, damit fn fid wol gewärmind, und thünd der ges
fchrift gemalt an. Das enbüt ich mich ze erhalten vor allen geleerten chris
ftenmenfchen: denn in bifen worten (ted'et als wenig fegfüre, mie fn barbon
redend, ale wenig wysheit in eim ambed* ftedet. Wo fo aber bag für der
durchächtung , ber widerwärtigheit, der müfälen difes zytes ein fegfür nene
nen wellend, muß ich laſſen befchehen.. Aber ba man einen andren meg
30 gott fumme weder durch den herren Chriftum Jeſum , bas ift unmöglich:
denn er ift allein bie thür, durch bie wir aon müffend, und mag unfer werf
nüt verdienen, aber Chriftus verdient es alle. Dem tvelfenb wir die eee zuͤ⸗
geben, mie da oben qnüg tft anzeigt, und hinderfich fon mit unferem ber»
bienft, unb fprechen: Here „ wir find unnüß knecht. Das übrig, das fy
von bent feafür fagend, wie bebenb oder [ang es reinige, laß ich in finem
wert binben für fablen. Keer mid) nüts deran, daß man redt: Es hat
der helig vater bif ober das gefehen. Die ungehüren geift redend doch ſelb,
wie fo pon Iydind, unb fummt man jnen mit meßhalten ze hilf. Ant⸗
wurt: Wenn ber tüfel beiriegen will, mig ee fich ein fründliche englifche
geftalt anlegen. Ich geloub gern, daß der tüfel vil rede bie menfchen ze
bröggen. Daß aber die feelen rebinb, bas tft nit möglich, bas wirt bald
offenbar. Denn hätte der rod) mann mögen mit (inen brüderen reden, er
hätt nit Abrahamen gerüft, daß er Lazarum zu finen brüderen ſchickte.
Darzü wie hätt der tüfel den mißbruch der me(fet bas mögen üfnen, webee
fo er bröggt, fam er ein feel fpe, und ſölichs begere? Kurz, iver fid) bie
irum und minb laßt bewegen, ber iſt noch nit uf dem felſen Chriſto
erbuwen.
1) Anboß.
408 . Uslegung bed LVII. artikels.
Jez will id) oud) min meinung anzeigen, us was geund ich vermein, eg
fot ghein fegfür, dergeftalt bie theologi barbon redend. Daruf gründ ich,
daß uns gott von dem fegfür nüt ge(rit hat. Ja wol hat er ein meinung
gícit, bie das fegfür gar umkeert: denn ee nach difem apt von gaheinen an»
deren heimweſen 1 geredet hat, weder von himmel unb höll Luc. XVI. 26,
ale er ein form des abicheids von diſem aut der rod)er und armen, bat
fürgebildet mit einem suchen und. mit einem armen, dem aber gott half
(denn er fin züverficht "zu jm hat sehebt, als ber nam lazuriahu, das wir.
Lazarus fprechend, anzeigt), bat er in bet. perſon Abrahams gefprochen:
Bwüfchend uns und üch ift eine grofle fchrenden ? oder wyte gefeftet, baf bie,
fo wölltind bie bannen zu üch hingen, das nit vermöchtind, bag oud) bie
von üwrem ort zu und nit manblinb. Was will man nach difen worten
wet? Hörend wie tit, bag wie bie, fo in der (deg Abrahams find, herab
nit Eummen mögend, alfo die darin nit find, verftand die gefterbnen, (beum
Chriftus redt dafelbit allein bon den tobten) , nimmer mee mögend binuf
kummen? Es darf gheiner onreben: Fa et bat nun von denen geredt,- Me
in bimme( und in der höll (inb, aber nit von denen im feafür. Denn bu
machſt bas ftgfüt ; gott bat e$ nit anzeigt. So bu mir nun dergeftalt wöll⸗
teft gnreben, müfte(t mie aum erften bewären mit heller gefchrift, daß ein
fegfüe wäre, und demnach hie usnemen. ber wie vor gfeit ift, uf bine
blinde würf will ich nit werfen, finder mich beB halten, das hie Chriftus
in der perfon Abrahams geredt bat: Die baniben find, denen ift nit möglich
ufbin ze fummen; denen, die ba oben find, nit möglich herab ze fingen 1c.
Darnach ift das fegfür, davon die theologi redend, wider bie fraft beg
gloubens. Denn, welcher gloubt, der ift fd)on heil, und bedarf gheines
unbeité nod) verdamnens warten. Dargegen, welcher nit gloubt, der wirt
nit heil; ja es ift unmöglich, ba er felig werd oder gottsgefällig Sehr. XI. 6.
So nimm die fach al(o in b'hbanb: Stirbt einer im glouben, fo wirt er heil;
ftirdt er in ungloubnuß, fo wirt er verdammt. Hie zwüfchend mag nüt
fallen. Und bfchüßt? nüt, daß du gnreben willt: Ya, der im alouben abs
fliebt, der kummt zu gott, i(t war, aber erft nach dem er im fegfür gnüg
gerolfet* if. Antwurt: Die rollen muft bu mit anzeigen us der gfchrift.
Sich, wie (tat du? Sprichſt: Gott ift barmbersig, er i(t aber oud) gerecht
batjd; barum mü(fenb wir im fegfür finer gerechtigheit genüg thün. Ant⸗
wurt: Aber bift bu nit ein drift, finder des pap(té calefactor, bu heizeft
jm das fegfür on. Haft bu nod) nit gehört, daß wir der gerechtigheit got«
te8 nit von uns felbs noch mit unferem Inden mögend genüg tóün? denn
bie Inden, bie mic in bifent zyt erdarbend,, 5 find nit würdig der fünftigen
eet, die in ung geoffnet wirt Röm. VIII. 18. Denn wie mag das, fo ein
end nimmt, ob e$ glych überſchwänglich groß ift, verdienen, das ewig ift?
Daby Haft nit gehört, baf der gerechtigheit gottes nieman mag genüg thin,
denn der allein, der fein. ſchuld uf jim hat, Chriſtus Jeſus? Denn wie
fónnte ein todter fid) felbs lebendig machen? Weift du nit, daß, hätt man
mit feafüren mögen zü gott fummen, daß Chriftus nit hätte dörfen in bi
welt kummen? das fegfür hätte mol gebadet und gefübret, menn e8 märe,
als ir angebend. Wüſſend je aber nit, dag Chriftus allein unfere gerechtig«
*) Wohnplag. 2) Scheunde, Kluft. Mhilft. geplagt, gereinigt. 5) erdufden.
Mélegung te& LVII. artikel. — | 409
heit ik? 1, Gor. I. 30, unb daß mir zü gott gheinen andren. weg kummen
mögend weder durch in? Heißt Chriſtus, oder bas lyden Chriſti, ober bie
thür Chriſtus, durch die man yngon muß oder in jm glouben, bae ift,
alle züverficht in die fraft finee erlöfung haben, ja bei(fenb die ding das
feafür? Eich, wohin jr üch ſelbs fürend mit üwrem tanden. Ir fürend
üd) vom glouben, und derend us die fraft des früses Chrifti, fd)mdbenb bie
unerfchöpflichen gnab und tucht bed Indens Ehrifti. Thuͤt Chriftus für alfe
fünb genüg, was wirt das fegfür darzu thin? macht uns bas feafür zu gott
den weg, was hand wir Chriftus dörfen? Wee lich gottsläftreren, bie alle
warheit verkterend.
. Damit jr aber diſe meinung, bag die glöubigen von ſtund an zu gott
fómminb, und bie unglóubigen von (tunb an zum tüfel, nach bifem tob,
aloubind, will ich ie3unb kundſchaft ſtellen. Chriſtus fpricht Joh. III. 16:
Bott Hat (inen. (un nit in die melt gefenbt, bag er fy verurteif, funder
Daß die welt durch in geſund und felig gemacht werd. Welicher in in
gloubt, der wirt nit verurteilet; welicher aber nit in in gloubt, ber ift
ſchon verurteilt: denn er bat nit gegloubt in den namen des eingebornen
funs gottes. Beſehend mir diſe wort Chriſti, jr ſeelenbrenner! Doch hat
üch das für blendt, jr ſehend übel; darum will ich üch mit dem finger
daruf Düten. Zum erfien hörend je wol, daß gott finen fun nit barum .
in bie weit gefchicht hat, daß er Die verurteile, das ift, richte nad) jrer
that. Wo ift it üwer meinung von ber gerechtigheit gottes? Denn David
richt: Heer, fo du uffeben wurdiſt uf unſere ſünd, herr, wer möchte das
erlyden? Sum andren hörend jr wol, daß er ung ſelig unb heil ze machen
kummen iff us [utrer gnat. Denn wenn er ung berurteilte nad) unferem
verdienft, fo bürftinb wir nit bil gnaben rümen, &o er nun fumme ift
nit ze urteilen funder zu behalten, müß ie folgen, daß ed ein lute erbärmb
it. Zum deitten hörend jr wol, daß, welcher fin züverficht in in hat, bae
ift, welcher in jn gloubt, der wirt nit geurteilt. Hörſt bu den glöubigen
. mit geurteilt werden? Was ift aber üwer fegfür anders bann das urteil ?
denn jr fprechend: Der menfch müß der gerechtigheit gottes fo (ang, diſer
fe lang genüg thün. Zum vierten bórenb jr wol, daß, welcher in jn nit
gloubt, der ift fchon geurteilet, das ift, verdammt. Sich himmel unb höll,
und nüts meer. Dif wirt mit eim andren wort Gbri(ti Joh. V.24. nod) heller,
ba er fpricht: Warlich, warlich fag id) did): der min wort hört, und gloubt
in den, der mich gefenbt bat, der: hat ewigs leben, und fummt in dag urteil
nit, funder er tft us bem tod ing (cben gegangen. Hörſt bu aber, daß er in.
ghein urteil fallt, funder er lebt in der Lutren gnad gottes, und aat (als die .
Katinifch intetpretag bat) vom tod ins leben, ja, als die Griechen eigene
licher fabenb, er ift fchon vom tob ing leben aergangen. Was aber bas urteil
fpe, und wie mannigfaltiglich es in der gefchrift genommen werde, fummt iez.
Das wort: richten oder urteilen, und gericht oder urtei(, wirt bil ges
nommen für ein rad) Gen. XV. 14: Un dem vol, bem fy dienen werdend,
wird ich mich rächen. Zum andren wirt es vil genommen für bas urtei⸗
len, das bie richter thuͤnd zwüſchend ben zwitrachten. Erod. XVIII. 21: Bes
ſtell tuſender, hunderter , fünfziger und zehender, bie under dem volk urteis
iind, das ift, vecht fprechind, zu aller zyt. Zum dritten wirt ed genom-
men für ein. verurteilen, wie vor Joh. III. anzeigt. ift. ‚Zum vierten für.
410 Wdlegung des LVII. actife(4.
den ftand und befdjeib, ber eim ieden menfchen nach dem (pblidyen fob aea»
net; als Hebr. IX. 27: Glych als den menſchen anliit eineft fterben, unb
demnach folgt das urteil, alfo ꝛe. das ift, wie von ftund an die menfchen
nad) jrem tob des urteils anbebeub geleben, bad jnen gott on den lychnam
zufügt bie an dag gemein ueteil, alfo x. Daß aber bif der (inn foa, fo
befich eigenlich, was davor ftanbe und mad darnach; oder du magft bif ort
nit recht verfion. Sum fünften wirt e$ genommen für das (est gericht, da
gott alle menfchen wirt zemmen fammíen, bie von anbab ber welt big zu
end (eben werdend, unb ba in einer gemeind der atóubigen that betonen,
bee unalöubigen (trafen Mattb. X X V.31 — 46 und 2. Cor. V.10: Wir müflend
alt erſchynen vor dem richtftüt Chrifti sc. Zum fechsten mirt es für ein
erkiefen ober fündren, das fíd) ſelbs offenlich erzeigt, genommen. Joh. TX . 39:
Syd) bin zu eim urteil fummen in die melt, bag, bie nit (ebenb, fehend mere
bib; unb die ba fehend, blind merbinb sc. — 9tod) ander weg mögend bife
wort genommen werden; bef ift bie gnuͤg.
Dife fab ich aber darum anzeigt, bag man die mort Ehrifti, us Joh.
YII. 16. unb V. 24. yungezogen , eigenlich verfton mög: daß Chriftus nit will,
baf ieman nit am [esten tag erfchunen merbe (miewol unglych r etlih mit
fröuden zu der etc gottes, etlih aber mit jamer zu fchand jrer ungloub«
Auf und böfen werfen); funber baf bie aldubigen hie anhebind durch den gwüſ⸗
fen unverfcerten glouben und hoffnung felig werden; und merdind in ghein
urteil, rad) oder verdammmuß, glych uf bifen tob fummen big an ben (estem
tag; funder merbinb von flund an pom tob ing [leben gon, unb, das fn
bie berbofft band, befiken unb onnemen,— Oud) daß man entfcheide zwü⸗
fhend bem (esten. urteilt und dem (tanb, der von (tunb an dem Inblichen
tob nachfolgt. Denn ich hör (agen, ba6 etlich wellend bermeinen, wire
entfchlafind mit Iyb unb feel nach dem Inblichen tod bis an den jüngften
tag: .benn (o merbinb wir erft erwedt, und demnach in bie (tóub unb eec
gottes, oder in ewig jamer gefürt; bero meinung id) gar nit bin: denn
das fchlafen, von dem Paulus 1. Theſ. IV. 13 — 15 redt unb an andren orten,
fol! man verfton von dem lychnam, als hernadh folgen wirt. Man foll ouch
das, fo bon der belonung uf den [esten tag flat, allein verfton: daß denn
bie belonung, fo foe gut ober 6s, dem ganzen menfchen gegne; oud) bag
et(t denn eines ieden menfchen urteil geoffmet wirt allen menfchen, bie von
anfang der welt bis zu end afon find: denn bis babin ift uns viler urteit
unbefannt. Dife meinung wirt alle Mar, menn mit bewärend , daß die felig»
feit von ftunb an anhebt nach difem zyt; das nemend mir alfo ze handen.
Ehriftus ift der erftling unferer urftände 1. Gor. XV.23. Werdend num
wir uferfton, wie Chriftus uferftanben ift, fo wirt ouch unfer feel nit ent»
fchlafen : denn Chriftus feel ift ouch nit entfchlafen 5 funder, mie Sant. V. 2.
fat: „Ich fchlaf, aber min herz wachet,“ wiewol er nach dem Iychnam tob
ift afyn, hatdoch fin herz gewachet: denn ec zu den todten kummen ift, unb
men bae heil verfünbt hat. 1. Petr. ITI. 18,19: Des fleifche halb ift er ge⸗
ftotben, aber des geifts halb lebendig gemwefen: denn er ouch. Hingegangen,
and den geiften , die in der gefängnuß verhalten wurdind, prediget hat. Sich,
bie will Petrus, bag Chriſtus nad) (inem tod den aefananen bie fröud ber
erlöfung geprediget hab. ‚Sind nun biefelben lebendig afon, vil mee find
der gloubigen feelen (ebenbig nad) bifem tob: denn welcher in bet liebe btybt,
Uslegung bed LVII. actifeít, 414
ter blybet in gott, unb gott b(n6et in jm 1. Joh. IV.13. Wie wurde nun
das eins, daß gott, ber in une i(t, (o mit in jn gloubenb; fo wir in jn
bofftnb, fo wir jn lieb habend in bifem Inblichen leben, daß er fid ung ente
zuge nach difem leben? Und. bie ſich bie anhebend feömen in dem höchſten
git, fid) nümmen frömtind nad) bifem aut? Alſo folat, daß, mie Chriſtus
u(* finen tob tebendiger warer gott, oud) mit menfchlicher feel nit entfchlae
fm, funber us bygeſehner? gottbeit erfröwt ift; -alfo wir oud), fo mir im
glouben fterbend, by gott erfröwet werdend bis an bas gemein urteil ber game
zen welt. Denn ie Ehriftus werden, fterben und uferfton ift ein bild une
fers werdens, ſterbens und uferftons. Er ift vom heiligen geift empfangen;
alfo werdend wir durch den heiligen geift alóubig. Er ift für unfer fünd ges
ftorben; alfo, ftetbenb wir in jm, fo merbenb mir oud) im tob und nad
bem tob by im fon ober lebendig fon, und zur lesten zyt der geftalt mit
1956 unb feel uferfton,, wie er uferftanden ift: denn er iſt unferer uferſtändnuß
erftling. "e ' '
tem Chriftus ſpricht Luc. XX. 33: Die, fo ber zyt (bas ift, der emis
gen 3t) würdig gemacht find, bag fy inen gegne , unb der urftände der todten ,
bie werdend nit zu der ee geufen, nod) darzii genommen werden: denn fü
mögend fürhin nit ſterben. Denn fy find den englen glych, und find fün got⸗
$$ x. Hie fehend wir eigenlich, daß ˖ Ehriftus felbs mit ztveyen namen be$
künftigen lebens unb der urftände von dem Lünftigen (tanb der feelen vedt,
und heiter anzeigt, daß mir in dem Lünftigen zyt werdend fon mie bic engel:
denn wir (9ginb fin gotted. Nun find bie engel lebendig; alfo werdend
eud) mit lebendig: denn es mögend die fün gottes fo lang nit tob bly⸗
ben. Denn gott ift ein gott der lebenden Matth. XXII. 32. Die mul men
bie lebt, fo wechslet man den fchlaf und wachet; dört ift ein erige wacht.
&s hilft ouch nit pnreben: das jot, das nad) difem leben kummen wirt,
felí nit nad) der art bife$ zytes gemeſſen werden: denn, das by uns lang ift,
bas ift den geiften als gegenwürtig, unb wiet nit mit der länge der jaren gemeflen.
Antwurt: Ich merk dich wol! (o fag ouch bu mir nit von dem fchlaf, den
du willt by der zyt meſſen bis an das lest urteil; und macheft du mir ein
ſchlaf barus, fo willt bu mir je leben ouch by dee zyt meflen: denn bet
ſchlaf ift ein rüm der Dingen, die im zyt arbeitend, und zimmt dem Inchnam
allein nad) bem tob, unb nit der feel. Bekümmer bid), einfaltiger (fee, nit
mit bem metaphyſikiſchen alenfanz ! ?
Aber (prit Chriftus zum mörder Luck XXIII. 43: Hüt wirft bu by
mir fon im Paradys, das it, im friden oder in fröuden wirft bu bu mie
fon bit von dines gloubens wegen: bann bag du gefprochen haft, ich (aie
mich über dich erbarmen, zeigt an, bag du mid) für gott haſt. Sich bit,
we (inb bie fegfürheizer? womit wellend (t bifen mörder fegen oder röften ?
Chriſtus Hat in zu im genommen; ich fürcht übel, fy jaginb in jm wider
ab, Iſt der nit durch den glouben bon fund an us dem tod ing (eben. ges
sangen? Boll nun difer mórber von (tunb an by Ehrifto in fróuben fn
(denn obſchon Chriſtus 3d der Hölle abbin gieng, was nüt deß minder fróub
des göttlichen angefichtes, mo er was, ja denen, die ug der finfternuß bes lych⸗
nams entlediget warend: denn unfere Inblichen ougen mögend in nach der
1) nad), 2) dabey erfonnter, bewußter. 2) Phantafterty.
—
412 | Uslegung des LVIIT. artikels.
gottheit nit ſehen), wie vil mee die im glouben lange zyt jm gedient habend?
An diſem mörder habend wir zwo kundſchaften. Die erſte, daß Chriſtus nit
zuͤ jm geſprochen hat: hüt wirſt du mit mir ſchlafen; ſunder: hüt wirſt du
by mie fon im Paradys. Darus folgt, daß fröud ober leid von ſtund an
diſem zyt nachfolgt. Die andre, daß er durch ghein werk nod) fegfür darzü
kummen iſt, ſunder durch ben einigen glouben. Laß bie bie ſophiſten⸗ſchnag⸗
gen! ruſſen,“ mas ſy wellend, keer dich nit daran !
Dee meinung iſt ouch Paulus gſyn, denn er ſpricht Philipp. I. 23: Ich
hab begird entlediget ze werden und mit Chriſto ſyn, und das wäre mir vil
bas beſſer; aber noch ein zyt im leben blyben in bem fleifch, bas iit notwen⸗
biget um üwer willen. Hie zeigt uns Paulus eud) an, bag man one mite
tel, fomangloubt, zu Chrifto kummt. Glych mie er oud) 2. Cor. V. 4— 6
anzeigt, ba er (eit: Die wyl wir in der bekleidung des (gd)nam? wonind,
foc das nit anders denn im elend manb(em von gott. Aber die beff-
Hung, die mir zu gott habind, die begere , daß wir vom Inchnam usgezogen
mwerdind und mit gott beffeidt sc. Welches ouch alles dahin reicht, daß ber
Fünftig ftat der fröuden oder leides von fund an nad) dem Inblichen tod an-
hebt. Und fchlaft der lychnam bie an dag gemein urteil: denn fo wirt er
mit der feel fröud oder leid Inden. Daß aber denn einem ieden nach finem
werten widergolten wirt, bewärt darum nit dag meritum, den verdienft: denn
Die werk, bie us dem alouben befchehend, bie find gottes und nit unfer. Alſo
befonet gott fin eigen merk, als ouch Auguftinus redt; bie aber us dem glou⸗
ben nit befchehend, bie werdend ouch verdammt: denn ed ift nit gut, was
nit us gott fummt. Alſo hoff ich, foe den päpftleen die ander melchkuͤ mit
dem ftarfen wort gottes geroubt. Denn fg ab dem jamer der ſeelen, die fg
jm fegfür gepyniget werden erdacht hand, fo vil gutes gelöst hand, daß es
nit ze erzäfen ift. — Alſo fann bie glychsnery in andrer menfchen jamer
und elend fröud unb nut finden. Wüſſend fy, daß die ftelen fo groß jamer
Indend: was groffer fchälten find fy denn, baf fy jre werk inem nit wellend
nachthuͤn, man gebe bann jnen (on?
Dee adt und fünfzigft artikel.
Das urteil der abgefcheidnen ift allein gott bekannt.
Lazarus was vier tag int arab gelegen, und macht in gott mibrum lebendig.
Die tochter Fairi mas erft geftorben, und berüft (9 oud) mibrum zum leben.
Den fun der witwen gab er ouch finer mitee wideum Ichendig. Uber mo
oder wie fp ein weſen gehebt habind in dem zyt, das zwüfchend dem tod
und wider uferfiden geloffen, ift nit geoffnet mit dem mort Chriſti. Weliches
ein gewüß zeichen ift, daß gott ung bie ding nit bat melfen offnen, funder-
allein jm felbs behalten. Laß dich baby nit irren bie märlin, die man bon
Lazaro (agt. Dann gott gibt ung nit ze wüffen die sot unb ougenblick, bie
der vater in finem gemalt bat et. I. 7. Dannenhar es ein frefet ift,
föliches mwellen us menfdyenfópfen müflen. Wie bernad) folgt.
Der nün und fünfzigft artikel.
Und ie minder ung gott barbon hat laffen’mwüflen, ie minder wir uns
batbon ze wüſſen undernemen ſoͤllend.
Diſer meinung hand wir ein usgedruckte kundſchaft Joh. XXI. 25.
1) ſchnaken, ihr Weſen treiben gleich den Schnaken. 2) ſchnurz.
Uslegung des LX. artikels. 413
Als Chriſtus Petro zu verfton gegeben hat, was tods er fierben wurde, und
in dargegen Petrus gefragt bat, wie e$ Fohannfen murbe gon: Bat ev jm geant⸗
wurt: Ob ich jn alfo wöllte Laffen blyben bid zu miner andren zukunft,
was gat bas bid) an? Hie hörend wir mol, daß wir ung der urteilen gote'
tes nit beladen föllind. Denn bat Chriſtus Petro nit wellen offenen, mit
was tod Johannes fterben wurde, vit weniger füllend wir wellen wüſſen bie
urteil gottes nad) difem 3ot. Denn Chriſtus bat in den vorbilden des rychen
manni uc. XVI. 29—31. nit wellen geftatten,, daß bie lebendigen bruder des
euchen von den tobten üzid wüßtind, funder fid) pernügtinb des gefaßes unb
der propbeten, das i(t, nit meer wölltind nod) (ólítinb wüſſen von den todten,
denn jnen die gefchrift anzeigt. Wo find ie die betrieger, bie ein iede
tebfünb verurteilt Hand, bag fp fiber jar müffe geftraft werden, welchs fg
aber us jrer ofmen büß, bie fy den menſchen ufgefeßt, gezogen hand; und
band Córi(to in fin urteil gegriffen: denn der pater. bat im alles urteil ge⸗
geben Joh. V. 22. Oud) band fo jm (in Iyden gefinfteret, und den nens
(dmn nit gíeit, was td. bermag, wie tür es ift, namlich, daß es für aller
menfchen (dnb in bie ewigheit genüg thuͤt und bezalt, mie oft rychlich be»
wärt ift. Hand (n liche mit wüſſen getbon, fo find fo den büben glych,
die Chriftus Matth. XXI. 13. unb uc. XI. 52. befchiltet , die ben fchlüflel des
rychs ber himmlen oder göttlichen wüflens gehebt band, unb find fo nit
hinyn gegangen, und band oud) andren nit aegunnet hinyn 3e gon. anb
fy es nit gemügt: ad) was thünd fo denn an der ftatt, ba fy fólídys us
seem amt boh. erft uf wüflen fölltend? Aber man ficht iez wol, fo die warheit
an tag fummt, ob je mißbruh us mütwillen fummt oder unmüflenbeit.
Die je unmüffenheit erfennenb, ftond darvon; bie fp aber befdytemenb, zeis
gend jren mütwillen und eigenkÿpfige an, bero end wirt verloren fon. Gott
welle ſy erlüchten, dag fg nit by dem hellen Liedyt fo blind foind! Amen.
Der fechzigft artikel.
Ob der menfch für die geftorbenen forgfältig gott um gnab, jnem ze
bewyſen, anruft, verwirf id) nit: doch Davon zyt ftellen, unb um gewünne "
willen Lügen, ift nit menfchlich, funder tüfelifdy.
Difen artitel hab ich allein geſetzt von etlichen blöden wegen, bie fid)
nit fry laffend an die amen horn: daß eintweders der menfch im glouben
ftirbt, und fummt zu gott; ober aber in ungloubnuß, und wirt verdammt
Marc. XVI. 16; bod) nit ber meinung, daß fu ewiglich blöd fólfinb bly⸗
ben, funder mit bem feften wort gottes erbumen werden. och fo zmuflend
fy etwann, fo (9 ſchon ſelbs recht gloubend, ire abgeftorbnen foinb nit in
rechtem glouben bingefaren, oder habind nit ein fo ftarken glouben gehebt,
als aber zu der feligheit not fye. Denen hab id) je milde meinung und
forsfältigheit nit wellen ze bi( gäch umfeeren, (under wyſen mellen, toic. fg
nit wider gott begertind, namlich, bag ſy in nad) finem müffen anrüftind bere -
geftalt: Herre, das urteil der tobten i(t die allein befannt; nun haft bu va⸗
ter und muͤter geheiſſen eeren: bierum ift. min dängftlich beger: ob der
ftanb der abgeſtorbnen us unferem bitten oder glouben gednbret wurde, dag :
bod) uns gar unbekannt ift: bu wellift minem vater und müter und allen glöus '
bigen die ewigen ruͤw geben. Doch fo befchech, bere, din will! Sich, das
814 | Uslegung dei LXI. artifelt,
(t ein bericht der blöden wunerbumnen* in bem wort goties. Und gibt da
tum nit 30, baf eim fegfür (oe, funder e$. ermanet gott by finer erbärm,
by (nem müffen, unb biybt by dem göttlichen willen. Aber hie gytwürm,
die zyt (telíenb: fo lang oder fo lang müß ber Inden; unb bic lacbéner;?
bie us tüfels beſchwören anzeigend, mit bi(em oder jenem werk belfe man dem
tobten: fuft müß er noch fo lang Inden; und bie fabelprebaer, wie bie fce
ken da oder bórt erfchinen foinb ; bie. thund nüt anders, bann ba fo der
welt, die betrogen will fon, bald darzu helfend. Iſt ein betrug; und ift
der tüfel des betrugs vater; barum ift e8 ouch tüfelifch. Es Hilft oudy bie
nit ynreden: Darum nemend wir geiftlichen gelt, bag wir dergeitalt bittenb,
wie du beftimmt haft. Denn wir babend vor gnünfamlich gfeit, baf der
werfoldet gottabien(t nit geund bat in bet gſchrift. Darzu, bittend je allein
um gelte willen, (0 eerend jr gott mit den fefzen, und ift üwer herz fer von
im; ift umfuft Matth. X V. 8. Denn das herz fidt allein uf den gewünn;
und find aber wir fchuldig für einandren ze bitten. Und ift, o münch und
sfaff, din amt, bag bu den glouben (uter, ganz unb (tof predgift, damit
alle welt im glouben berfidret (oe, und nit in fölchen blóben zwyflen ftande;
funder bag. einer ſpreche: Min vater bat ein fo gewüſſe aübetficbt 3d gott
achebt, daß id) gheinen zwyfel fab , et füge zu gott f'ummen. Eölichen glou⸗
ben und hoffnung hab oud) ich zu gott. Ich gloub oud), baf ein ieder,
ber ſoͤlchen atoube bab, zu gott kömme. Das iſt üwer amt, und bof jt
bie blöden leerind. Aber big. memme? bat ſuͤſſe milch geben us eim elen⸗
den bitteen grund. Denn hatte man den troſt in gott ſo trülich, als man
ſollt, geleert: was gilts, wo ieman das fegfür ſo übel gefürcht oder ſich ſin
getröſt hätte. Aber daß man alle menſchen mit diſer erdachten forcht ge⸗
fuͤrt, das hat die rychtag geleert usdrucken; und wie ſy boslich gewunnen
warend, alfo find fo zu meerem muͤtwillen widrum hingegeben. Alſo ftat
es um das urteil gottes.
Der ein und fechzigft artikel.
Bon dem character, de bie priefter in den festen suten find innen more
den, weißt bie göttlich geſchrift nüt.
Character jiſt ein griechifch wort, und kummt vom charatto, bat heißt
(raten, ryſſen, usftechen oder ergraben. Und heißt character als vit als ein
yngegraben mal oder zeichen. Davon redend bie fappentbeoloat alfo: Daß,
fo man einen zu eim prieſter wyhe, in finer feel ein zeichen fedst oder gerif
fen werde, das nimmer mec darus möge bracht nod) abgetilget werden.
Difer kratz oder zeichen ift. in der göttlichen gfchrift nienen anzeigt, utat.
nommen Hebr. I. 3. Da ftat wol in griechifch character, aber gar nit der
meinung , die Eavpentheologi barbon redend. Und obglych die apoſtel uf bie,
die (à zum predigen geordnet hand, je händ ufgelent, tft doch dasfelb nad
gemeinem bruch der menſchen befchehen, bit. ;pflegend teüm und glouben und
empfelch mit eim bandichlag ze bewyſen zu meerem urkund. Noch find
bu daby nit, daß fo ienen von dem unabtilalichen fra üzid redind;
funber bu befindft noch uf die aot Hieronymi (ber oudy etlich biaconot, das
it, Diener beſchälket unb abzeftoffen fon ſchrybt), taf, fo einer nümmen zu
1) unbefefligten. 2) Zauberer. 2) Beuft.
. Miltgung des LXII. artilels Arge
dem amt des zuͤdienens ae(bidt was, fo mat er nit mee ein Diener, unb
tvitt bed. characters nit gebacht , funder wenn man in abftieß, fo was er nit
mec an dem amt. Darus mit ermellend, bag fo bie vpriefterfchaft für ein
amt hand ahebt, nit für ein würde oder junferíd)aft. Glych als fo einer
ein burgermeifter ift, fo berficht ec fin amt, und erkennt es ein amt fon;
baf man aber jm eec darzuͤ enbüt, fummt ba dannen, daß er fin amt recht
berficht; fobald er das nümmen verficht, mie e$ gehört, fo ftoßt man in ab:
denn fo if er nümmen burgermeifter. Alſo ift ein prieftet fun nüt anders;
denn ein eerfamer verfünder fon des morts gottes unb ein wächter zu bent
heil der feelen; tout einer das, fo fummt eerenbietung harnach; thüt er das
nit, (of man jn dennen (tofjen, fo ift ee denn nümmen ein priefter. Denn
wie man eins burgermeiftere nüt darf, der nun möllte ein junfee fon, und
zu gmeinem friden unb ber grechtigheit ufentbaltung nit machen; alfo
darf man bero nüt, die nun barum priefter (inb, bag ſy mutwillind unb
den eerlichen namen tragind. Denn Chriftus bat bie jünger usgeſchickt ale
boten und inen empfeld) geben. Welicher nod) hütbytag das empfelch Chrifti
trülich verhandlet, der iit an der ftatt der boten Chriſti; welcher das nit thüt,
ift nit an dero (tatt, i(t nit vriefter. Alſo folgt, bag priefter fon ein amt
ift, nit ein würde, und bag der character erft bon. dem matäologis erdichtet
itt. Es foe denn, daß fo fid) des characters begeben wellind, mit bem bie
diener des untiers bezeichnet werdend. 2(poc. XIII. 16. und XIV. 9. Hie
widerfichtet nit, das (y von bem uflegen der händen baron ziehend 2. Zim. I. 6,
Denn bdafelbit redt Paulus von dem zeichen oder brud), ben die apoftel zur
felben zyt hattend, bag ſy mit uflegen bee händen ale mit einem zeichen den
heilgen geift gabend. Welichs geben doch nit der apoft(en was, funder des
einigen gotteó, wie bot oud) gnüg ift anzeigt; wiewol ung gott fo (rünblid)
ift, taf er etwann fin werk uns züfchrubet. Noch denkt er gheins unabtilge
lichen characters.
Der zween und fechzigft artikel.
€» erkennet ouch ghein priefter, denn bie das mort gottes verfünbenb.
Ein priefter ift, cigenlid) ze reden, nüt anders dann ein alter oder. eer⸗
famer oder ernfthafter. Darum foll man in allen pfarren oder kilchhörinen
bie älteften, züchtigeften, ernfthafteften ustefen, als Paulus leert Git. I.5— 9.
Daß aber zü der apoftel 3pten Act. VI. 2— 5. fiben diener erwält, find fo
darum nit priefter genämt; fü habind denn das wort gottes verkündet. Daß
oud) Paulus 1. Zim. V. 17. (prid)t: Die alten, die ein qut byſpil vortra⸗
gend, bie fólfenb zmwifaltiglich begabt werden; mag ouch nit bewären, daß
abgine andre priefter find gemwefen denn die prebigenben. Denn er redt ba
fe(b(t von ben alten männeren, die. bon den Pild)bürinen erhalten murbenb;
von denen rebt er, daß man den alten nod) eineft als bil mitteilen fölfe,
barum on zwyfel, bag das alter weerlos iſt. Er (prid)t ouch glych baruf:
Vorus bie ba arbeitend in bem mort und in der leer. Alſo laß ich bie gern
prieſter fon, bie by der kilchen leerend, bie fo das qottémort berfünbenb, die
fo die griechifch und hebraiſch (prad) bolmetfdyenib die predgend, bie arznend,
die bie franfen heimfüchend , die die Hilf und almüfen den armen züteilend,
bie ſpyſend: denn bift ud ghörend alle zu dem wort gotte$. Uber die
andren gottsiunteren erfennt ghein göttliche afchrift,-fy fagind, was fg wel⸗
| A16 Uelegung bed LXIIL artikels.
(inb: denn bie ba redt: Deren gott der budy ift ie, Philipp. M. 19; ſunder ft
find glych als bie trenen*. in ben byenkörben, weliche bas, fo andre mit
arbeit überkummend, mit rüm verzechend.
Der dry und fechzigft artikel.
Denen beiffet ſy eee enbicten, das i(t Inbliche narung zudienen.
Ehriftus erloubt finen boten, bag fo mit denen e(finb, denen fg das
evangelium verfündind Luc. X. 8: Im felben bug monenb, effend und
trinfenb, bad ſy dd) gebend (ta par auton)! denn der arbeiter i(t (inet [onf
würdig. Paulus ift dee meinung 1. Gor. IX. 13 — 15: Wüllend jr nit,
daß die in bem tempel bienenb, us bem tempel efiend? Und bie dem altar
anhangend, die teilend mit dem altar. Alſo fat oud) gott geordnet denen,
bie das evangelium predgend, von dem ebangelio ze leben; wiewol ich das
nit gebrucht bab. Hie brudjenb etlich meßknecht den erften teil diſer glych⸗
suf in jren fa, fpeechende: Da fid)t man, daß mie tempe( » und altardie
ner von unferem bien(t (eben. mögend. Antwurt: Lieben meßknechten,
bfehend jm den kopf base! es ift ein ſtockſiſch: denn der erfk teil gat. üch nüt
an; finder ift ev ein erfter teil der alod)nug; unb ift us bem brudh des
alten teftaments, bad nod) zu denfelben zyten by etlichen Juden gebrucht
ward, ob (y glych alóubDig marenb, genommen. Die ift Har an dem wort,
baderbarnad) fpricht: alfo. Denn welcher redt: alfo: alfothu jm ouch! der hat
vorhin ein mufter oder anbild anzeigt, nit daB er das anbild damit bemwäre
oder rüme. Wie Chriftus ouch gebrucht hat mit dem anbild des fchaffners
Luc. XVI, der fid, vor und ec et abgeftoflen wurde, mit den ſchuldneren
fines herren Liftiglich und unredlich vertragen hat. Da will Ehriftus nit,
ba6 wir oud) unredlich mit unferem nächften üzid handlind; funder will er:
ſyind bie menfchen fo fürfichtig das Inblich leben ze erhalten, daß fy jnen
ſelbs vorbereiten fónninb; mo fo blyben mögind; vil mee füllind die, fo bes
ewigen (eben? begirig ſind, jnen ſelbs fürſehen, daß ſy ſich mit zytlichem,
zergänglichem guͤt nit verſchuldind, ſunder dasſelbig hingebind den armen
in ſinem namen; ſo werdind ſy darum in die ewigen wonungen ze herberg
genommen. Alſo milf. hie Paulus nit leeren, daß man bie meßknecht alfo
mäften (élfe, funber ift fin meinung: Schend an die Juden, die jr gſatz der
aünfelwerfen. nod) beuchend (bie er darnach cap. X. 18. nämt den fleifchlichen
Iſrael), bie baltenb e$ alfo, daß, die dem altae bienenb, vom altar je narung
nemend. Alſo (fichft bu. bie den andren teil, den er leeren und ynfuͤren
will) hat ouch gott verordnet denen , die das enangelium predigend, daß fü
davon (ebinb.
Aber foricht Paulus 1. Zim. V. 17, daß die priefter, fo dem wort unb
der leer gottes obligend, bor allen zwifaltiglich geeeret werdind, mie obftat.
Aber die feißten rämmtligen ? wücherftier habend bie aemen arbeitenden od
fen ab dem barmen gfchachen. ? Bſich bie rychen dbbt, prönft, duͤmherren,
chorherren, fo findft du hübfch ding. Die nemend den frommen birten und
wächteren gotted die gehenden und frücht bin, und fe&enb fy denn erft den
armen bumlüten * uf den bald, gebend jinen eintweders gar nüt oder doch
1) Drohnen. 2) brünfigen, muthwilligen. 3) von der Krippe verſcheucht *) Bauern.
Uslegung des LXIV. artilels. EE 417
fo wenig , bof man ein ſum Cunt darus möchte maͤſten. Was fof bann. boe
arme vfarrer thuͤn (doch nemend ſoͤlich conbitionen oder verding etwann an,
bie weder ze (oumen * nod) ze sieben nüt föllend ?)? Er hebt an uf jarzyt ,
beaananuffen, feelzedel, buchtgelt, feelgrät, ? opfer, altae » und kilchwuhe,
beitfammien , meßlefen fehen, ob er fid) in bifem aftiib * geweiden möchte:
denn in die frücht laßt man jn nit. Darus find uns bie. zünfelwerf ent»
forungen. Die nit arbeitend, die find voll; bie arbeitend, wellend fü nit
hungers fterben , müffenb fid lügens begon. 5 Sit ift ein fo groſſer ſchädli⸗
cher mißbruch under den geiftlichen, daß man ein befunder buͤch dörfte darvon
ſchryben: dann die muͤtwilligen feißten vfarren, 5 die lebend jrer eignen
rechten nit, unb trybend ſolichen muͤtwillen mit ineorporieren , das jnen der
yapft unb bie bifchof alles geftattend, dag gott weinen möchte. Aber, o
feommen chriften, erhaltend üwere verfünder des evangelii one ſoͤlche altbü |
zerſtuck! (o werdend [ro bil bon dem metzengſchäft (ton, und das (uter wort
gottr$ an bie hand nemen: denn jto vil fprechend: Ach gott! mie ſoll ich
jm thuͤn? hab id) das opfer nit, fo bin ich verdorben. ch fag oud) dabyı
wo ein pfärrer nit zimmliche narung bat, daß man Im nit allein opferen
funder narung geben fchuldig i(t. Wo man aber ander gaben bat, (off man
den menfchen nit das opften fürhalten, (am es etwas bermög darum , daß
es ein opfer foe! denn das opfren ift nüt anders denn ein gab den leeren⸗
den; bat man bie on das opfren, foll man bie kilchhörinen nit zwifaltiglich
befchweren. Doc folí man in allen Dingen ärgernuß verbüten, und das
wer? gottes bon. der ſpys ober zytlichs guͤts willen nit entledigen. 9tóm.
XIV. 20. Difer funb(dyaften i(t ania.
Der vier und fechzigft artikel,
Alle, (o jt ireung erkennend, foll man nüt Laffen enaetten, funder ſy int
. feib ſterben Laffen , und demnach die widem chriftentich verordnen
Edytenmal das rych gottes in diſem zyt und dört nüt anders iſt denn
frommfeit, (rib und fröud im heiligen geiſt Röm. XIV. 17; ouch Chriſtus,
tiachdem er geſiget und von ben todten uferſtanden ift, den (inen den friden
(o ängftiglich 7 zu allen malen gemwünfcht bat, uns zu eim byſpil, daß wir
auch, fo wir durch das wort gottes figend an allen Otter, unb der verſtoſſen
C6riftus allenthalb widrum uferftat, fridſam foginb: fo zimmt nit, bag man
Üzid mit ftefel oder eignem gwalt undernem: denn welche das thuͤnd, find
nit doriften , funder frefene foenb der leer Chriſti. Denn aller frefener roub
beſchicht nit one ufruͤr und bewegnuß Eſaj. IX.5. Welcher nun mit frefen
‚oder eignem gwalt üzid underſtat, der hat fid) verwegen? ufruͤr unb ent»
pörung ze machen, ber milf die fete Chriſti allenthalb verſchühen. Denn
wo man ſicht, daß (dif empörung füllte darus entfpringen, da huͤt man
ſich darvor als vor gift. Ich weiß wol, daß Chriſtus ſpricht: Ich bin nit
kummen friden ze ſenden ufs erdrych, ſunder zertrennung Luk. XII. 49.
Weiß ich doch daby, daß er gſeit bat Jo. XVI. 32: Diſe ding bab id mit
üd) geredt, daß jt friben in mir Babinb. Der unfeid, ben Chriftus gebiet ı
ift nit um des zytlichen güts willen, (unber er ift nüt anders denn cin fi, *
1)oft tragen, vole Saumeoffe. 9) taugen. 3) Seelmeffengeld. 4) Geftäude. 5) mit m
gen umgeben. 5) Farren, Ochfen. )) angelegentlich. 5) evtlipnt. 9) Scheidung, Trennung.
Zringifs ſamnitl. Schriften 1. 9. 27
418 ' Uslegung beà LXIV. artikels.
"o etlich gefründete uns nit wellend laſſen Chriſto anhangen. Chriſtue roubi
nit, kriegt nit, ſchlächt nit ze tod, ſunder er lydet ee alle ding, denn er
bero keins an d' hand nem. Gprichft: nun thuͤnd doch das die geiſtlichen.
Antwurt: Es ſind nit geiſtliche, ſunder fleiſchliche, ja tüfeliſche menſchen;
und wenn du thuͤſt, das ſy thuͤnd, ſo biſt du jnen glych. Darum ſoll ein
iedes regiment ernftlich unfehen , bag bie mißbrüch mit ruͤwen werdind hinge⸗
nommen. Denn fo man ben gröſſeren teil der geiſtlichen ſicht unnütz fon,
unb man ben nit mindret mit fridlichem abgang, fo mitt zum. testen. bie
ungeduld des gemeinen menfchen fo groß, baf fo usbricht. Es fye fein here
fo ftarf, daß er wänen welle, ce mög barbor (pn. Wenn man alfenthalb
der fad) mot bricht wirt, fo ift möglicher, daß einer um ein ganz künigrych
fäme, weder bag er die unnüßen büd) befchirme. Denn mas ift ein rych
anders dann die verfammlung aller bero, die darin wonend? Wenn nun
die anders gefinnt find weder der päpftleren befchirmer: womit wellend fg
denn befchirmen ? Es fummt nüt darus denn ufrür, ungehorfame und alles
übel: denn ie fo mag wider gott nieman aefechten. &o man aber mit tat
unb friden die (ad) in d'hand nimmt; (o ift ein ungeduldiger menfch ein
grufam-thier: ift war; fo balb er aber ficht, daß man göttlich und mit
vernunft handlen will, fo zamet er,
So man nun fídt, bag in allen capitlen, Srben und rotten etlich ber
genannten geiftlichen dem gottswort gehörig (inb, micmol e des zutlichen
güts halb jnen nachteilig i(t: fo foll man ſehen, daß diefelbigen das wort
dotted. teülich und ernftlich Leerind, zuͤ feiben und rümen ermanind, und fol
baby ein oberkeit ernftlich anfehen die mißbrüch abzethuͤn. Alfo mag «6
mit ruͤwen befchehen. De habend mir ein eigenlich grundlich bufpil Act. XV.
Als eti) der Juden, die zu Gbrifto befeert warend, vermeintend, man füllte
nit allein bie zünfelmert des gſatzes, finder oud) die befchnydung halten: if
jnen Paulus und Barnabas widerftanden, und hand ſoͤlichs ouch ze wüſſen
tbon der gmeind unb apoftlen. zu Hierufalem. Die find eins worden nad
bil reden, man fölle nit efien von den opfren der abaótten, nit blüt weder
effen noch vergieffen, nüt erſticktes effen , nit unfün(d) fon. Hie ficht ein icder
tvoí , daß die gemeinb unb apoftel 3 Hierufalem etliche Kleine ding nun barum
betboten hand, damit die befchnydung , opfer und andre groffen ding mur
binb hingenommen. Klein nenn id) vom abgöttenopfer efien: denn Paulus
laßt ed oud) nad), fo fer eà nieman verärgret, und der effend nüt uf dem
opfer nod) abgott hat. Klein nenn ich bluͤt effen: denn das ouch ein jüdifch
bot was. Klein nenn ich erftichts efien: denn es ouch ein Jübifd bot was.
Und find bie beede pon denen, bie us der heidenfähaft zü Chriſto bekeert
find, nie gehalten; aber den Juden find ſy nachgegeben zuͤ meerem friden.
Alſo thuͤt man noch hütbytag recht unb doriftenlid, fo man ben verwänten
geiftlichen um fridens millen nachgibt, bag man fi laßt fterben, wie fp bat
find furmen, unb verficht aber in fünftigem , daß der mißbrud, nümmen
erwachfen mag.
Hie müffenb mit. bon coneilien anzeigen: denn die päpftler us bifem ort
uf jte concilia pochend. Und ift aber diß ort wider jeen tand in all meg.
Sum er(ten bat Petrus hie geredt, bafí man gott verſuͤche, fo man das jod)
der ceremonien uf die chriften lege. Zum andren fo bat Jacob giuch fo
ftp under der gemeind geredet ald Petrus. Zum dritten, bag Petrus gheie
Uslegung des LXIV. actif. — — 419
nen werten nüt zügibt , funder alles der anad Jeſu Chriſtl zuͤſchrybt, unb.
gedenkt er in ſiner red nit des abgöttopfers, des bluͤteſſens, des erſtickten.
Aber Jacob fuͤrt e$ erſt yn, weliches gar wider ben papft iſt. Denn hätte
Petrus under den chriften den gwalt gehebt, den im die päpſtler gebend:
fo hätte far tat müffen das meer werden, ja er hätte jn geheiffen haltenz
aber er bat nit gefiget. Darum (it man wol, daß er lichen gwalt nit
ghebt bat. Sum bierten, bag nit bie apoftel allein féld antwurt gegeben
babenb, als it3 die hohen bifchof thünd; funber daß eg für bie ganzen gmeind .
bracht ift. Darus folget, bag ein icbe kilchhöre ſelbs bie ding, bie ynfallend
und wider bad wort gottes find, hinlegen mag. Zum fünften, daß die
gmeind zu Hierufalem andren gmeinden nüts ze gebieten hatt, und daß bie
den gebot nun ein feidlicher tat, nit gebot find. Denn fo furechend nit: wir
gebietend; funder: fo jt die ding baltenb, werdend je wol thün. Daran
man eigen(id) ficht, bag fg föliche ding nun barum geraten band, daß fo
bie zanggigen Juden mit den heiden fridfam machtind: denn dife ding find
gar abgegangen, Man ißt vom abgóttopftr nüt mee under den chriften:
denn man opfret inen-nümmen ; aber. b(üt und erftidte ift man.
Don coneilien redend bie "geleerten pänftlicher rechten mee, denn die
feöfch im bach: Wer das berufen mög, mer der obreft darin (pe, ob e$ irren
mög, ob alle welt fchuldig foe ze halten, das es beſchlüßt, ob ir urteil als
(tof gehalten werden muß als bas ebangelium 2c. Und ie; zu difen anten,
fo fo febenb, baf inen der faiten abgat , * fo ſchryend fo: Wer dörfte üzid
laſſen abgon on ein concilium? Man wirt in einem jac ein concilium bal»
ten. Antwurt für dag erft: Wer hat üch ie empfoten ein concilium ze hal⸗
ten für dd) felbs on die ameind? Wenn aber je ein concilium unden uf
anhebend von den gemeinden bin bis an bie höupter, und demnach nüzid
anders darin banblenb denn bon weltlichen menfchlicyen händlen, unb faft
wol eins werdend: fo wellend wie fro fon, daß man ein concilium halte.
Aber dag jr vochbifchof dd) zemmen vottind und erfennind wider das mort
gottes, als oft befcheben ift, und das wort gottes nad) üwerem gefallen ge»
tvaltfaminb, das wirt gott nit geftatten. Für das ander, fo hand faſt alle
päpftler ein aot har jren eid gehalten, als gott wol weißt, der concilien balb
fot dem concitio zu Bafel; und verheiffend für unb für concilia, unb beſamm⸗
lenb bod) gheins; unb ob (9 e$ (dyon befammletinb, fo murbint, ali ich fora,
bie concilia gfarb moie bie vordrigen. — Hierum fo ift conciliums gnüg in aller
welt die (uter. [eer Cbrifti , die fid) als heiter &arfür thuͤt als in 1300
jaren ie. Denn ob man glych concilia ‚hielt, und darin erfannte etwas, daB.
wider das wort Chriſti wäre, wurde es nit gehaltene Da fg aber foredyenb:
Wer will die (pdn entfcheiden, die uf den bütigen tag (inb? Antwurt: Das
wort gottes; ſuſt fein andrer richter. Byſpil: Die meg mitt von den päpſt⸗
[eren für ein opfer verfouft. Die der leer Gbri(ti anhangend, laflend es nit
ein opfer fun. Hie ſprechend (9: darin muß etwar entfcheiden. Antwurt:
Ya das einig wort gotted mug darin entfcheiden. Du willt bie mef für ein
opfer ban; das müft bu mit dem mort gottes bewärtn. Cid) denn, mic bu
ftanbift, wie ein bod! vor einem mezger! So hebft du an (depen : ble väter
band ed barfür. Ich fag dir nit von väteren noch von müteren; es mig
1) die Saite fpringt.
420 Uslegung des LXIV. artife[s.
mit dem wort gottes erfunden werden. Alſo, frommen heiften ! darf matt
keins‘ conciliums denn allein beg [utren morte gottes; in dem werdend alle
ding heiter und klar. Denn ſobald man das zwingen will, ſo werdend alle
getrüwen diener gottes die hut daran binden, und werdend es fry nach ſinem
ging unb natur predigen; gott geb, mas päpft, kaiſer, biſchof unb küng
‚fagen werdind: denn fo wirt der (est breft gró(fer denn der erfte. Eicht man
nit, wie bad wort gotted an allen orten überhand hat und unübermunden blybt?
„Uf concilia fcheyen i(f nüt anders denn darum fchruen , daß 's wort gottes
widrum yngethon werde und in der vochbifchofen gwalt afangen gelegt.
Darum foll ein iede oberfeit "für fid) felbs, bas fid) zu friden und rümwen
zücht, mit gott verhandlen, unb bie ungemeflen sal der geiftlichen recht meſſen.
Und demnach die mibem chriftenlich berordnen.
Hie gruítt den einfaltigen ab, * bag ſy meinend, es zimme jnen nit
teman (inen lezten willen 3e ändren; darin aber fo ein grofler ſchalk? (tedt ale
in andren mißbrüchen. Sich, mas hand die angefehen, bie pfründen aftift
band? Nüt anders, bann daß fo falfd) geleert find, die meh fog ein opfer.
Und folltend aber fo je. bab, bie fy daran gegeben hand, den armen usgeteilt
ban. So man nun des beteugs innen wirt, alfo bap bie meß nit ein opfer
ift, funber ein ſpys def, der fo mit glouben und geiftlichem hunger ift: fo
it wäger, man verwende das qüt an die armen, weder daß man die unnü⸗
gen büd) darus erziehe, doch nad) jrem abgang. Hie ſchryend fy aber:
Eich, alfo unber(tonb fy bie teftament und gmächt unb lezten willen abzethün!
Antwurt: Hie ligt der fchalt hinder bem bag. Hat nit ein iedes regiment
jt recht und bruch, mie man gmächt machen fol? Wer redet in die erb⸗
gmächt? wer will die fälſchen anderſt? Dann jr päpſtler hand ſy mee gefälſcht
denn ſuſt ieman: denn je hand üch mit bem lezten willen ungeflict, ? daß
man üch gegeben hat, das aber andren rechten erben gehört; und hand das
mit üwrem glychsnen und falſcher [eer gethon. Alſo, das die weltlichen für
ein recht hand, das hand je für ein göttlich recht gemacht. Der (egt. will
hat gheinen grund in der göttlichen afchrift, der gftalt jr jn bruchend. Se
hand jn aber ug den meltlichen rechten genommen, und find damit an die
fanjlen. aftanden, mie fünd ed (ge bem menfchen finen lezten willen ze bre=
chen. Welche nun mar i(t, fo vil ber (este will von eint. regiment als (tof
gehalten wirt als ein teftament; fo aber dag felb an bil enden nit gebrüchig
ift ; funder was nit mit gemächten ufgeridót, wirt nit gehalten. Was hand
jt an denfelben orten dörfen von bem (ester. willen fagen? nun gieng «er
bod) id) nüt an. Hie fprecbenb ir: Es begibt fid) oft, daß einer unfertig
gut behalt bis an (inen 4ob; denn (o heißt er. ce erft wider geben oder den
armen. Antwurt: Da folftend je jm oud) nit anderft gethon haben, denn
Afagt haben : das gehört dahin, das dörthin, wie bann davor geredt ift von
unfectigem güt. Ir hand aber u$ bem rat ein eigen recht gemacht, den
(rsten willen , unb hand baby den [esten willen gefälfcht. Sollt man das
‚unfertig atit den armen oder finen herren mibergeben, marum hand jr$
dann gheiffen an tempel, üwre Höfter,, vfrunden, bigilien, meßlefen 1c. ate
ben, deß ir bbeinen grund us dem mort gottes nit hattend ? Denn was es
* der armen und rechten befißeren, warum hand jrs inen gftolen ? Sid), hie
1) Hierab , darob, davor. _2) Trug. ?) eingefchlichen.
Wölegung bel LXV. artifelk, - £21
findt man die rechten teftomentfälfcher, die by dem, das fu filrgegeben hand,
e8 befchehe in gütem zuͤ heil dee menfchenfeeleng jren got underfchoben hand!
Aber, fprechend fo, ob aber einer us finem fryen willen atit an finem festen
aot ung gibt, follt ung das nit zimmen ze nemen? Antwurt: Nein! bant
du folíteft dem gebenden ein vecbt chriftenlichen verſtand fürgegeben baben
der aftalt: Du follt bin zytlich gut nit für bin haben: bu bift nun ein ſchaff⸗
ner darüber. Du follt e$ under die armen teilen: bas i(t gott gefällig; und
folft nit denen geben, die nit mangel band. Du fidt, bag man ſölche gü-
ter oft num zu hochfart und gſpey in den templen brucht, ob e$ gigd) fo
wol aat, baf man té nit üppiglich vermuͤtwillet. Hierum bat gott gebeiffen
den armen geben sc. darum thuͤ jm ouch alfo! Darum (otf im nieman [afs -
fen grufen, ob er midrum an chriftenlichen nut der armen feert, das bishar
mißbrucht ift. Dann wärend bie wideum bie, bie es unmüffentid) an bie
büch verordnet hand: ſy murbinb e$. jnen mibrum ug den händen rufen.
Hie fei eud) ghein befundrer hand anfegen! denn melcher das thäte, ber
wäre ein dieb oder röuber. Aber ein oberfeit folf warten , bis bie mibem on
einen dfißer find, und benn mit gott vervalten: damit wirt gmeine grech«
tigheit ghalten unb nieman 3d. argem yngefürt. *
Der fünf und ſechzigſt artikel.
Die fih nit ertennen wellend , wirt gott wol mit inen handlen. Darum
man mit iren. lyben gheinen gewalt fürnemen folls e$ wäre dann, daß fy (o
ungeftaltiglich fürind, daß man de nit emberen möcht.
Difen artikel hab ich darum gefeht, daß man erferne, daß gott fin leer
nit mit waffen will fürbringen. Denn er gefprochen bat zu Petro: Cited
yn! alle, bie mit dem ſchwert fechtend , werdend mit bem ſchwert umkummen.
Denn e$ (tünbe übel, daß man an den fuenden des worts gottes ſchulte, daß
fo mit groalt und nit mit verhören der gfchrift handlen mwellend, und man
demnach inen g(nd) wurde. Man foll (id) allein des worts gottes halten,
das allein fürbringen: es mirt mot würfen. Denn Chriftus wirt (inen fyend,
den antchrift, mit dem atem fines munds umbringen 2. Z6e(f. 11.8. Durch⸗
ächtet man uns barum, föllend mir alle Ding ee Inden, denn mic uns dar»
ton Laffind bringen; unb foll fid) ghein befunderer nit rächen. Uber die ober:
fit, die foll bie fyend gottes heiflen ſchwygen; bod) erft nachdem fy febenb,
baf ſy die marbeit nit widerfechten mógenb, und dennoch wellend bic Lece
gottes hindren mit semmenfudyen ,?. ufeüren, undertragen. 3 Denn leider
bil bero find, denen todfchläg, bergiften, verraten nit ze vil wär; wenn ſy
nun der hut nit forchtind. Wo man dieſelben mit ruͤwen abſtellen mag
ſoll man ernſtlich darzuͤ thuͤn: denn ſy (öllend nit mit denen fünften fechten
funber mit der afcbrift. Dann fo man inen föliche geftattete, wurdind fy
bie ganzen weit in unfrid bringen. Sy ftellend daruf; barum verhuͤte fich ein
iedee! Es redend jro etlich oud) fo ſchmächlich von der gfchrift, von gott,
bon der warheit, daß güt wäre, man befchlufle jren etlichen die mülers fo
fg bod) gar nüt us bee gfchrift vermögend, unb doch barmiber bellen wellend;
1) verfeitet. 2) confpiriren, heimlich auf unerlaubte Weiſe T verbinden. — 3) ben
Angeber und Aufſtiſter machen.
433 Uslegung des LXVL actitels.
unb das alles nit mit gwalt, funbre bag man fy nach verhören jrer un.
nüfienbeit fürbin hieſſe lernen ſchwygen nad) vythagoriſchem ſitten.
Der ſechs und ſechzigſt artikel.
Es föllend alle geiſtlich fürgeſetzten ſich vylends niderlaſſen, und das el
nig krüz Chriſti (nit bie kiſten) ufrichten; oder aber ſy gond um: die ar
ſtat am boum.
Diß ift ein fründlich vermanung, daß man den zangg verlaſſe, und ſich
dem krüz Chriſti ergebe, das iſt, demuͤtige und dem wort Chriſti ob allen
dingen glouben geb, und nit von tag zu tag fid) ntit nümen lügen ſtärke:
beim bet fid) damit flärkt, bee wirt in bie Barr nit enteünnen. Proverb. XIX.5.
Es hilft bie ghein gwalt. Es hilft nit reden: bie fürften nemenb bod) das
wert aottes nit an. Denn fy habends allweg den mecren teil zum legten. ame
genommen; und machst die leer gottes nit bon den hoben Güupteren herab,
funder von ben kleinen verfchmächten madyst e$ bis an bie böupter, damit
man die ftärke des worts erkenne , bag die hohen vochenden gwaltigen nit band
mögen darvor fon; funder find «mit jree fchmach überwunden, damit die
göttlich wysheit und kraft erfchine. Es wirt hie nit helfen gelt usgeben unb
widerum mit ablaß erbettlen: man tft der fach innen worden; man gibt nüt
meer darum. Die ar (tat am boum, nad) dem wort Johannis Mlatib.
III. 10, das tt: Wo das liecht fummt, da fücht bie finfternuß; mo die mars
Brit, da flücht bie Lüge; wo fid) gott uftbüt, ba müß der tüfel wuchen; wo
das wort gottes, das fid) nit fat(d) glyſſet, (id) uftbüt, ba mug die glychs⸗
nery wychen. Darum dröwt nun bad mort gottes allen- alucheneren. Denn
wo dag. erlernet wirt, da mirt ie der fänfteft der wuͤtendeſt Die alychenerg
ze vertryben. Und ob man fid) ein zytlin erweeret, wirt man bod) in ber
Dare nit entrünnen. Und bab bif wort nit uf den fündflußa) geredt (als
etlich vermeint), den nieman fürchten foll, funder fprechen: Herr, din will
beſchech! Denn ich ben nit fürcht noch gloub alfo werden, als die fternen-
zäler fürgebend: denn fg bisbar faf nebend der fad) hingefaren find. Wenn
fo von kalt fagend, fo will man von bi erfticken; menn bon wärme, fo maf
man by den bränden fiken. . 9f ı fg werdind e$ aber alfo treffen und ev
lernen , daß gott here ift.
Der fiben und fechzigft artikel.
Ob ieman begerte gefpräch mit mit ze haben von zinfen, gehenden, bon
ungetouften Eindlinen, bon der firmung, enbüt ich mich willig 3e antwurten.
Sie bab id von zinfen wellen reden us der (eee Chrifti, ob (y mit gott
mögind gefouft werden, und ob fg ein früchtkouf fugind oder nit. Und hab
nit wellen. bewären (denn es gheinem möglich i(t) noch reden, baf man
dem zinstöufer den zing nit fölle geben; funder, all die wyl ein oberkeit wuͤch⸗
ger butbet, fo i(t der fchutdig, den mwücher ze begaten, der in uf (id) nimmt;
bil mec, tec sins uf fid) geladen hat. Ich hab aber bie ben frommen con.
ſcienzen wellen anzeigen , wie fo fid in bem zinskouf möchtind halten, daß
fü gott nit fo übel erzürntind.
Don zehenden, die der layen find, unb aber von layen barfummenb,
a) Aufs Jahr 1524 atten die Sterndeuter eine Oünbflut angefagt. -
LI
Mfegung des LXVIL artikels. 423
nit von den kilchen erfouft find, Hab id) mid) nüt melfen annemen. Denn
diefelben fummenb dahar, daß der ganz boden etwann jr eigen gfon ift, unb
babenb den um dem gehenden verlihen und um die eigenichaft, alfo daß, vel:
cher uf demfelbigen fid) närt unb monet, eigen ward zü bem, daß er den
zehenden gab. Uber von der gottshüferen oder der Fild)en zehenden wegen
hab ich mwellen antwurt geben, ob man fy us göttlichem oder menfchlichem
zechten fchuldig fye; baby mwelfen anzeigen die geoffen mißbrüch der gehenden,
"damit ben armen mwächteren jr narung , die jnen genommen und mit qwalt
entzogen i(t, widrum wurde; nit dis ganz fumm funber ein eerliche zimmliche
Narung. Dann jro vil find, die fprechend: foll ich bie warheit fagen, fo
muß ich an'n bettelſtab kummen. Und bab ſöoölichs nit von min ſelbs wegen
wellen thuͤn, als mir etlich zuͤmeſſend on die warheit. Ich vernuͤg mich
von den gnaden gottes mit wenig ſo wol, daß ich verzügt will han: wo ich
iemer erfunden wurde mee begeren, weder mined lybs narung unb zimm⸗
liche notdurft erforderet, daß man mir denn fürhin ghein zuͤſchub thuͤge.
Wiewol ich darum ouch nit ſorgfältig bin, noch all min tag ie gſyn bin,
und weiß, bag id) gheins laſters äniger bin denn des gyts. Gott fye (ob!
Denn die ganz welt möchte dem gytigen nit gnuͤg thuͤn. Alſo ſchry ich nun
von der armen blöden pfarreren wegen, damit ſy nit ewiglich mit erdichten
fablen, wie ſant Wendeli der ſchafen ghuͤt habe, ſich nären muͤſſind, ſunder
das luter wort gottes an die hand nemind.
Von ungetouften kindlinen hab ich ctmann geprebiget: Es ſye gloubli⸗
cher, daß ſy nit verdammt werdind, weder daß ſy verdammt werdind. Dar⸗
um habend mich die kappenzipfler wellen freſſen. Doch hab ich allweg jnen
ein bollwerk fürgehebt, darüber ſy nit hand mögen kummen. Denn ich hie
allein geredt hab von den kindlinen, die von chriſtlichen vater und muͤter
geboren ſind; ouch daby allein geredt: es ſye gloublicher. Und hab nit geredt:
es ſye ſicher alſo, daß ſy ſelig werdind: denn die urteil gottes ſind uns un⸗
bekannt. Und ſind aber etliche frefener ſo ungeſchickt, daß ſy die armen
menſchen, nachdem jnen ein ſoͤlcher unfall ze handen gegangen, etit mit
verfchupfen fümnrenb; Laffend fo jre kindli nit in jren gewychten kilchhof
legen, unb ftrafenb fo mit offner (d)anb unb bug, unb urteitend crft über
. das urteil gottes. Nun bab id) von den dryen ftuden hie ouch nit wellen
fagen, allein us der urfach, daß fich der handel fuft fang usgezogen hat,
unb aber zut ift, bag ich dennoch zum Testen höre. t Alſo foge es ieg ug!
Entfchuldung und besügen.
Ich mag wol gedenken, dag min fteäflich red vilen treffenlich mißfallen
wirt; bod) denen allein, die ghein ftraf erlyden melfenb, befierend aber dar»
nebend fid) nit um ein har, und gebend um das wert gottes als oil, alg die
jüdifchen pfaffen und phariſäer um Gbri(ti leer gabend. Dero eigenkönfige
unmüflenheit und hochpochen nimmt? cin ieben (chegbenben hin, nachdem er
befindt bie edlen heilfamen Teer Ehrifti und ordnung fo unverfchamt hinge⸗
legt werden und beracbtet, daß er one treftenlichen zorn und undanf ? über
die gottlofen nit fon mag. Alſo ift mir villncht oud) befchehen; doch be» ,
bunft mich, ba die widerfächer Cbri(ti, bie (id) weder biegen noch bſchny⸗
3) aufhöre. ?) reißt — hin. 9) Unmillen.
424 Uslegung des LXVIL ariikeli.
den wellend foffen, funder gott fdymdbenb en unberlaf, noch nit, ale fo wel
würdig wärind, angerürt ſygind. Ob aber ieman meinte, jm in diſer gſchrift
ze kurz beſchehen ſyn, mas mir das anzeigen, Erfindet (id) denn, daß ich
. $emon 3e nach. oder:gnam ? gerebt hab, will ich gern verbefieren. Denn fo
wenig ich will, daß man ber leer Chrifti gwalt thuͤg, fo wenig will idy, ob
gott milf, mit bero oud) ieman gmwalt zufügen. Uber der meinungen halb,
fo hierin begriffen find, bezüg ich vor gott unb unferem bereen Jeſu Gbrifto,
daß ich bife meinungen barum hab fülcher maf, mie mol grfehen wirt, at
handlet: baf ich die gfehrift dee meinung fun funden hab; und mich nit
lafien gheines menfchen tand oder meinung irren, fo bald ich gefehen bab,
baf gott ein anders geredt hat, Und ob ich an bem (inn der adttlichen gfchrift
geirrt hätte, unb fid) das mit ber gſchrift erfunde an einem oder andren ort,
daran bic bewärnuß (dae; enbüt ich mich bericht Laffen werden, doch nit mit
menfchenleeren oder fagungen funder mit der gfchrift, die theouneuftos , tat
ift, von gott pngefprochen, heißt, Oud foll man mir den verftand bre afévift
nit mit väteren funder mit ber felbsafchrift beruufen. Denn ich mich eud
enbüt, ‚die dunklen afchrift nit us minem. kopf mit unnüßem gſchwatz ze be
wären; funder ben finn, den ich us der gfehrift darbring , den will. ich mit
der gfchrift bewären, unb müß die gfchrift min unb aller menfchen vichter
fon , unb der menfch nit richter über das wort gotte$; in hoffnung, Ehriftus:
der bie marbeit ift, werde fin mort nit laffen unberbrudt werden, funber ben
ſchyn finer gnab und eeren uns armen fündren ie mee unb met durch e off
nen, Dem fpe mit bem vater unb heiligem geift, einem gott, [ob, cer und
dank gefeit in die ewige: Amen!
9) ſcharſ.
42$
on göttliher und menſchlicher gevedtigbeit
wie die zemmen fehind unb flandind.
Ein predge Huldrych Zwinglis an €. Johannes töufers tag gelben -
MDXXHI.
Predigt von der Gerechtigkeit.
Cm Sabre 1523 fingen bie fchmärmerifchen Köpfe, Grebel,
Simon Stumpf, Roubli, Manz und andere an, unter bem Vox
wande evangelischer Freyheit Grundfäge auf unb unter bee. Kanzel zu
verbreiten, welche die Bande des Gehorſams gegen Obrigfeit unb
Geſetze und der Gerechtigkeit gegen dad Cigentbum zu zerreillen unb
die bürgerliche Geſellſchaft felbit aufzuldfen und zu zerflören drohten.
Stellen der Schrift, deren Wortverftand auſſer Verbindung mit ans
dern Stellen und ohne Berüdfichtigung von Zeit und Ymfänden
dem Mißverftand ausgefe&t waren (bie ſelbſt Zwingli nod) nicht ganz
richtig zu erflären vermochte) , brauchten fie ald Beweiſe. Dieß ward
von den Gegnern der Reformation benu&t, um Abfchen gegen Zwingli
und die Zürcher zu erregen. Der Rath von Zürich befahl wiederholt
bey firengee Strafe die Entrichtung der Zehenten, unb Zwingli fand
fich gedeungen , diefe Predigt zu halten und bruden zu fafen. Be
fonderd mußte ihn dazu ein Brief Berchtold Hallerd aus Bern vom
8. April bewegen, der ihm ſchrieb; „Die Adelichen, denen Zinfe und
3ebenten fo fieb find, widerſtreben vorzüglich dem Evangelium. Darum
it mie nichts fo ſehr angefegen, ald dag Du mich über Matth. 5, 42.
belehreſt, damit ich den Gegnern wie den Freunden des Evange⸗
liums genug thun fónne. Zwar kenne ich die Meinung Einiger;
aber ich kann nicht befriedigt ſeyn, bià Du mid) vollends belehrſt.“
Auf die erfte Ausgabe im Sahre 1523. folgte eine zwentg im
Jahre 1524, welche aber feine. andere ald orthographiſche Verſchie⸗
benfeit darbietet. Beide find bey Froſchauern gedrudt. ine latie
nische Ueberſetzung von Gwalter (lebt in Zwingli Opp. T. 1. Fol. 305— 323.
'
4 26 Bon göttficher unb menfchlicher gerechtigeit.
Here Niclauſen von Wattenwyl, propíte zü Bern in Uechtland a)
Gnad und frid von gott unſerem herren Jeſu Chriſto!
Glych mie alle chriſten ſich allenthalb fröumend des gloubens des evan⸗
gelit Chriſti , den din vaterland, o allerliebſter bruͤder in Chriſto Jeſu! die
fromm ſtatt Bern b) annimmt und täglich wachst: alſo fröuwt mich in
ſunderheit din befrerb?* von der ſinſternuß zum liecht. Dann. vit ding find,
bie dich davon gehinderet hättind: Din fürnem gefchlecht (denn bin eignet
vater fürnem ift mit pil und oft gepflegnen ſchultheiß⸗ und andren ämteren), c)
rychtag, eigen tugenb, fänfte? und gnab gegen den menfchen; und das
aller zäheſt? iſt von fo vil pänften unb bifchofen hoch unb wert gefchäßt fyn.
Dife ding alle báttinb bid) one zwyfel zuͤ der fryen erfanntnuß des evangelü
Chrifti nit laffen fummen, mo nit gott funderlich gezogen hätte bid) unb
alles. volt by üch. O wie war ift das mort Ehrifti: Es fummt nieman zu
mit, ed habe jn denn min himmlifcher vater gezogen. Der moürft alle ding
in allen menfchen, dem follend wir alle um üwers gloubens willen lob. und
bant fagen in bie ewigheit. Amen. Daß ich, lieber bruder, fo frefel bin,
dag ich bid) mit offener gefchrift bekumm,“ ber bod) vorhar ghein befundere
frünbí(d)aft mit bir gehebt bab, ift ahein andre urfach denn der gemein
Gbriftus ‚ der uns brüder unb glider eines Inbs macht. Dann als die hei⸗
1) Befehrung. 9) Sanftmuth, Milde. 3) ſchwierigſte. *) bit — entgegen fomme.
a) Niklaus von Wattenwyl war der Sohn des Schultheiffen Jakob von
Wattenwol, geb. 1492. Schon ín feinem fiebenzehnten Jahre ward er Chorherr zu
Bern und 1521 Propfi des Stiftes. Er erhielt eine Menge geiftliher Stellen und
Spfeünben : Domberrenftellen zu Baſel, Conftanz und £aufanne Chier aud) die Dom⸗
propfiey), das Priorat zu Mont: = fprevegres , die Abbtey au Monteron, aud) war
et apoftolifcher Protonotar. 1522 fam er in Vorfchlag zum Bisthum Sitten nad)
bes Cardinal Schinners Tode. Als Propft zu Bern hatte er große geiftliche Ge:
walt: denn die Päpfte hatten dem Stifte bafe(6ft gegen das Ende des fünfzehnten
Jahrhunderts aufferordentliche Vorrechte verliehen. Berchtold Haller nennt ihn (Ep.
ad Lwingl. 8, Apr. 1523) , Episcopum nostrum. * Demnach war et, wie fein
berühmter Water, SBeförderer ber Reformation von ihrem Beginn am. 1525 gab
ge: feine Propſtey mit ben übrigen Stellen und ihren Einfünften auf, und verbeita-
thete fid) 1526 mit Clara May aus einer Familie, welche, wie die feinige, die Re:
formation begünſtigte. (Scheurer Bern. Maufol. I, 386 ff. Gtettfer, Wir, unb
Hottinger.) b) Es waren in diefem Jahre flarke Borfchritte zur Reformation von
Bern gemad)t worden. Ein Mandat des Otatfes befahl: .,, bag die Prediger nichts
Ichren follen als das Evangelium, und was fie durch die heilige Schrift bewähren
mögen; aller andern Lehren, dem Evangelio nicht gemäß, fie feyen von Luther
oder andern Doctoren ausgegangen, follen fie nicht gebenfen, aud) follen fie fid)
allee Schmähworte entfalten. “" Auch ward das Klofter Königsfelden geöffnet, und
der Rath ließ durch den Propft Wattenwyl dem Bilchof von LZaufanne die vorba-
bende Bifitation der Bernerkirchen unterfagen. (Haller ad Zw. 9. Mai.) Aber
nod) im Laufe diefes Jahres wandte fid) die Stimmung bes Rathes gegen die Freunde
und Lehrer der Reformation, die von ber Frankreich ergebenen Partey nun vorzügs
fid) Hegünftigt ward. (Haller ad Zw. 8. Apr.) Das Wort: „von den Geiftfiden
fommté an die Junkern,“ wirkte flacf. (Scheune). c) Jakob von Watten⸗
wv, Schuftheiß ftit 1512. Er las frühe Luthers und Zwinglis Schriften, fchupte
unb ermunterte die evangeliſchen Prediger, befonders ben febr angefeindeten Johann
Haller. .
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 427
den in einem fprüchwort babenb: Fromme kummend zu frommen ungeladen;
alfo bat ein ieder drift zu dem andren ze werben! glimpfs? genüg, fo fg
eines gotte, eines toufs und eines gloubens -find in Ehrifto Jeſu. Als id)
vun uf vergananen Johannis töufers tag gepredget hab von góttlidyer unb
menſchlicher grechrigbeit, und demnach von bilem eerfamen menfchen erbeten,
diefelbigen meinung ze fhenben: bab id) üwer frommen ftatt fülche meinung
nit adören züfchenben , wie wol ich beg ein ſtarke begied gehebt. Dann ich
gehört hatt, mie ein red under den üwren gefeit wäre, daß e$ by uns ze
Zürich fo jämerlich (tünbe; bas bod) nit ift. Denn pil. fründfchaft und
fiebe wadyst täglich under den qlöubigen, gott foe lob! unb nimmt nieman
nüzid für, denn allein mit dee oberkeit heiſſen und entfcheiden. a)
Es find ouch vil widerfpänniger,, bie billyd)t anders anfehend weder bie
leer Chriſti; die muß man dulden, bis bag (9 gott oud) zücht, Damit die ſtärke
fines wortes beg. eerlicher gefige; es muͤß widerftand haben, damit man fir
kraft fehe. Wiewol ich ja ſoͤlche meinung der kilchen by üch nit bab gdören
züfchenben, bab ichs doch dir als eim ernftlichen getrüwen Diener gottes mol
gdören, gewüfler hoffnung, bu liefert dich ſoͤlchs nit (rómb bebunfen, fun»
1) nämlich: um deſſen Freundſchaft. 9) Befugnif.
a) Auf der im Anfang des Heumonats zu Bern gehaltenen Tagſatzung (109 Zwingli
vielfältig verfáumóet und der Beſchluß gefaßt worden, ihn, mo er im Gebiete der
Eidgenoifen betroffen werde, gefangen zu nehmen) , fagte der Rathsherr Kafpar von
Mülinen: „Liebe Eidgenoffen , wehret bey Zeiten, bap die Lutherifche Sache mit
denen, fo damit umgeben, nicht Oberhand geminne! denn ihre (der Zürcher) Prädis
kanten haben fie in ihrer Stadt dahin gebracht, daß, fo es die Herren daſelbſt gern
wenden wollten, fie e$ nicht möchten. Und es if darzu gekommen, daß einer in
. finem eigenen Haufe nicht (ider ift. Es bedurfte, daß er andere zu ihm nápmt ,
die mit Harnifihen iebrten, damit ihm nichts gefhähe, und die Sach bat alfo. ein:
geriffen, daß ihre Bauern auf dem Lande weder Zinfe nod) Zehenten mehr gez
ben wollen, und ift eine ſolche Zweyung in diefer Stadt unb auf dem Lande,
dergleichen niemapl gehört worden ift." Als bit ber Math von Zürich vernahm,
beſchloß er ben 25. Juli: „Es follen zwey Glieder des Kleinen und zwey des ro:
fen Raths nachforſchen, welche Prediger das Evangelium nicht recht verfündigen. * —
Wie es fcheint, waren vorzüglich foldye gemeint, welche gegen Binfe und Sebenten
nad) den Grundfügen Grebels und Stumpfs predigten. „Zwey andere Rathsglieder
follen Nachforſchung Halten, wer Zwingli bey ben Eidgenoffen fo verläumdet Habe. ““
(Süfli'é Beytr. 4. Ref. Geſch. II, 26. 27.) Bwingli aber lief nun feine den 24.
$5tad)monat gehaltene Predigt druden , und eignete fie weislich bem Propfte von
Wattenwyl, feinem angefehenen Freunde in Bern zu. — Bey der Unterfuchung ges
flanb Vogt Rohrdorf zu Andelfingen,, daß er über Zwingli gefagt habe: „früher
babe derfelbe gepredigt: man folle den Zehenten nicht geben; nun nadjdem er Gor:
here gerootben , widerrufe er e8.% Werner: „Bwingli werde nod) meiner Herren
von Zürich und der Cibgenoffenfdbaft Leib und Seele verführen; hätte man ibn
verbrannt, es wäre ihm cedit gefchehen.“ Er bat um Gnade, und die Strafe
ward ihm nachgelaffen. (Füßli ib. 31. 32.) Auf die Nachfrage des Rathes vom
Zürich bey demjenigen von Bern über bie Berläumdungen gegen Zwingli und Zurich,
antwortete diefer Sonntage vot Peter und Paul: „Nur als Sage feyen ihm die
Befchuldigungen über die Predigten zu Zürich wider Debenten ıc. zugekommen, des
nen ec feinen. Glauben gegeben; er ſey verfichert, bag Zürich in diefen Dingen ger
Buprlich se und er freue (id) dartıber, bag Eintracht hey ihnen herrſche. Simml.
Samml. Mfe.)
—
128 Bon göttlicher unb menfchlicher gerechtigheit.
der empflengeft es im beften, als eg befchchen iſt. Hierin wirft du ſehen, baf£'f
evangelium Chrifti nit miber die oberfeit it, daß e$ um zytlichs qute willen
nit zerrüttung gebirt, fünber ein befeftung ift der oberfeit, die recht vest. nnb
einig macht mit bem volf, fo fer fn cheiftenlich fart nach ber maf, die gott
vorſchrybt. Hierum [i$ fy mit den glöubigen üwrer filhen; und mo bu
miner armen dienften bedörfen würdiſt, fo fchaff! und gebüt! ‚Bott, der uns
alle in das wunderbarlich liccht finer erfanntnuß gefürt hat, der beftäte im
uns alles, das er hat angehebt! Grüz mir Zbomam Wytenbach, a) Heinrich
Lupulum, beede mine unbermyfer, b) Schaftianum Dieyer, c) Berchtolden
Haller, d) üwrer kilchen leerer, mine mitbelfer im ebangelio Chrifti, Die edlen
‚feften ꝛe., binen vater, minen herren, und J. Hanfen Rüdolfen Hebel von
Lindach, e) bie firengen befchirmer chriftenticher leer, Valerium, den (tattaest, f)
und gienbart Zrempen, minen fämmet, ? g) und bie ganzen kilchen by dd)!
Geben Zürich am 30. tag Höumonate MDX XIII.
Huldrych Smingli,
din williger und aller chriften.
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit.
So (id) zu unferen zyten die göttlich grechtigkeit durch das gottemort.
offnet mee denn in bil. hundert jaren ie: mellenb doch etliche menfchen bie
1) nämlich: daß ich's wille. 2) Schwager.
a) Thomgs Wyttenbad, amingli'é Lehrer in der Theologie zu Baſel,
Stadtpfarrer zu Biel, ſeiner Vaterſtadt, welche er reformirte. Zwingli ſtand mit ihm
in der vertrauteſten Freundſchaft, wovon ihre Briefe zeugen. (beſ. Zwingli zu Wyttb.
15. Juni 1523.) b) Heinrich Wölftin, latiniſirt Lupulus, Chorherr und
Schullehrer zu Bern, Zwingli's Lehrer in der latiniſchen Sprache und Poeſie zu Bern.
c) Eiche bie Noten zur erſten Zürcherdisputation €. 141. )y Berchtold Haller, von
Aldingen bey Rothweil, der eigentliche Reformator von Bern, feit 1521 eutprieftet
daſelbſt. Anderswo mehr von Haller, Wyttenbach, Wölflin. e) Hans Rudolf
Hezel, Sohn des Venner Kaſpar Hezel, ein Reisläufer für Frankreich, ber da⸗
durch 1513 ſeinem Vater einen grauſamen Tod von den empörten Zandfeuten zuzog.
1519 war er im Dienſt des Herzogs Ulrich von Wirtemberg und ward des Landes
verwieſen. 1521 war er einer der Kriegshauptleute in des Papſtes Heer, das er,
feanzöfifch gefi innt, wieder verließ. Nur Politik , nicht Intereffe für Religion, fonnte
diefen Untürdigen_ zum Begünſtiger der Reformation machen. Bern begnadigte ihn
und gab ihm die Güter und Stellen feines Vaters wieder. (Stettler. Glutz. Sottinger.)
J) Dalerius Anshelm, mit bem Zunamen Rud, von Rothweil, war feit 1505
Schullehrer zu Bern, 1520 Stadtarzt dafeldft. Zu (Sube des Jahres 1523 erhob (id
eine Verfolgung wider ihn, den Freund der Reformation, die ihn nöthigte, Bern
nad) einem 20jáfrigen Aufenthalte zu verlaſſen. 9tad) dem Eiege der Reformation
ferte er wieder dahin zurück, und ward nun zum Gefchichtfchreiber Berns mit Be:
foldung ernannt; als folcher fchrieb er dann feine vortrefflidhe Ehronif von 1474 —
1526. Er ftatb 1540. (^y. R. Wyß Vorbericht zu Anshelms Chronik.) g) Lien⸗
Hart Tremp, Bürger von Bern, feines Handwerks ein Schneider, vertrauter Freund
des Venners Niklaus Manuel und Zwingli's, deffen Schweſter feine Gattinn war.
Er war von Anfang eifriger Befürderer der Oteformation. 1529 ward er Mitglied
des Kleinen Raths; aud) verfah ee die Stelle eines Spitalmeifters. Er flarb -1560.
. (Scheurer.)
Bon göttlicher und menſchlicher gerechtigheit. 429
nit annemen, als man ſollt: denn etlich bero , ble jr ſchon loſend ı fo 3d jren
anfechtungen zichen wellend. Die fürgefeten fehend im jro cin föliche ſchöne,
daß ghein meníd) derfelbigen zulummen mag. Als, ba gott nit will, bag man
weder by jm; nod) himmel, nod) erd, nod) by unferem eignen boupt ſchwöre:
da fchend fo mol, daß wie dem gebot nit nadfummen mögend. Hie mei»
nenb (p aber, man fülle nod) hinder fid) halten mit dem verbot des ſchwö⸗
tend, bis e$ inen gefalle: denn eà ſygind etlich, bie merbinb meinen, fo ft
glych ufeed)t und redlich eib gethon fabinb, fygind (p doch nit fchuldig bie»
felbigen ze halten: denn man fölle gbeinen eid ſchwören / nach dem wort
Chriſti Matth. V. 34. Dargegen ſind under der gemein doch faſt wenig,
die, fo bald fy hörend, bag Chriſtus beißt: fo man ung den vod. neme, fül«
find mie den mantel ouch (affen; wellend (5 bie nun lernen nemen, unb
nit gedenken, bag fölich gebot ſy glych als mol betürt, ale alle andre chriften«
menfchen; daß fo ouch ee ſoͤllind rock und mantel laſſen, ee ſy ſich werind,
id) geſchwyg, ee fo eim andren das. ſin nemind. Darum mich not hat bee
duͤcht diſe nachkummenden predge in geſchrift ze bringen, bie id) von göttli⸗
cher und menſchlicher grechtigheit an (anct Syobannes töufers tag gethon bab,
wie hernach folgt; damit die, ſo mee ruͤwen, dann ich iez zemal, habend,
der ſach eigenlicher nachjagen mögind. Und daß man ſehe, wie die göttlich
grechtigheit und die arme menſchlich grechtigheit zemmen ſtandind, will ich
zum erſten bon der göttlichen ſagen.
Gott iſt nit allein darum gerecht, daß er eim ieden das ſin gibt, als die
menſchen die gerechtigheit beſchriben band. Denn fo wir jn bn bifer ſchnuͤr
meſſen wölltind: fo kämind mir dahin, als ob wir on jn etwas wärind. Denn
was ift unfer? Nüts: es it alles fin, das mir hand unb find, Und darf er
ung nit das unfer geben: denn nüt ift unfer, funder, was er gibt, bag it
alles das fin. Er ift aber einer andren geftalt gerecht; oder aber ex gebe nie
man nüt: denn er ift nieman nüt fchuldig. Er ift dergeftalt gerecht, daß er
der unbecfeert brunn it aller unfhuld und frommfeit unb grechtigheit und alles
guͤten; dann er iſt die grechtigheit, frommkeit und alles gütes felb mefentidy ;
alfo dag niit feomm und geredyt nod) gut ift, denn bas us jm kummt. Glych
wie er nit allein warhaft ift; funder die warheit felbs Joh. XIV. 6: alfo ift
et nit allein gerecht, funder die unverfeerte grechtigheit ſelbs, bie fo (uter und
eigenlich rein ift, bag in bero nüt vermifchtes ift mit einigerley unfuberkeit
. der anfechtungen. Denn ie, das zemmen gemifcht ift, mag nit ewig fun;
und iſt aber gott das ewig gut: darum müß er, der die gerechtigbeit ift,
undermifcht fun, frómb bon allen anfechtungen und eigennüßigen begirden.
Dife alfo lutren, reinen, unvermifchten grechtigheit gottes fehend wir an.
finem eignen wort. Denn glych als ein böfer menfch us dem böfen ſchatz
ſines herzens böſes harfür bringt Luc. VI. 45; alſo bringt gott, der allein güt
iſt Mark. X. 18, us ſinem herzen nüt benn güte$ , an welchem finem ui»
fliefienden gerechten und guten wir den urfprünglichen brunnen erfennend:
denn man erkennt den boum by bee feucht. Alſo erkennt man gottes grech⸗
tigkeit an finen-worten. So nun fine wort, als David redt pfaAlm XII. 7:
Die wort oder reden des herren find rein, fo find mie ein filber, das gelü-
teret ift. unb gefübret von der erb, ja das jum fibenten mal gelütret ift;
bon der erd fomol gereiniget fi find: fo müf ie folgen, bag darin nüté et»
funden wirt, dag nad) ben irdifchen anfechtungen ſchmecke. Dannenhar
430 Bon göstlicher und menfchlicher gerechtigheit.
wir wol ermeffen mögend, baf die göttlich grechtigheit fer über die menſch⸗
lichen ift, fo fer gott über den menfchen iſt. Darus folgt, baf wir zu (intr
grechtigheit nit langen mógenb, bas ift, bag wir bit maß ſiner fchöne, un⸗
ſchuld und reinigkeit nit erlangen mögend.
Noch erfordret gott, daß wir foginb mie er, ob wir anderft bu im wo⸗
nen begerind. Dann wie ein husvater in finem gfind gheinen bienft duldet,
der im nit glych gefitt iſt; a(fo bulbet gott nod). vil. minder in finem cod)
einen, der nit nach finer fdjóne und unfchuld geftalt ift, der nit fo rein tít,
als er den erften menfchen gefchaffen hat. Welche ung Chriftus. bebüt in
dem, der wol an das hochzyt geladen was. SDtattb. XXII. 11; aber do er
nit ein hochzytlich fleib an hatt, ward er binus geworfen. Und bat bod)
der here, ber an das hochzyt Bat geheiffen laden, geheiffen die armen,
kranken, blinden unb (amen berüfen quc. XIV. 21. Noch müflend fy bet»
geſtalt fuber fon, bie er erforbret, Denn gott ift ein ewig berzeerend für,
by dem nieman mwonen mag, der Uzid an im hat, das dem für ungezäm!
oder wider i(t; finder was by jm wonen will, muß heilig und fromm und
Iuter und rein fon, als er oud) it. Das zeigt Ffajas an XXXIII. 14—17:
Welicher under üch wirt mögen wonen by dem verzeerenden für, oder mee
licher under’ did) wirt wonen by der ewigen bits ? Antwurt: Der frommlich
wandlet oder gerecht (ft, der die marbeit eebt, der den apt, der gemeinlich? nad’
teilig it, Dinmitft, unb fin hand von aller gab oder mict? erfchüttlet,* bey
fine oren ber(d)oppet,5 daß er nüt höre von blütvergieflen reden, und fine
eugen zuthüt, daß er das bös nit fehe. Der wirt in den höhinen monet,
fin überhöhen® wirt die fefte der felfen übertreffen, ſpyys oder brot wirt zm
gegeben, fine waſſer find Iuter ober. geteiim ,? ed merbenb den fünig in finee
siee fehen, bine augen , fü werdend das erdrych von ferem ſehen. Mit bifen
mworten will Iſajas anzeigen, mie bod) bie fon muflınd, bie by gott monen
welfind. And ift ble fumm Carbon, daß fy allenthalb 5 har unfchuldig foinb.
As oud) David im XV. pfalmen vedt: Herr, mec wirt wonen in Diner
acit oder wonung? ober wer wirt rümen in dinem heligen berg? Antwurt:
Der fo on mafen mandlet, und mürft, das recht ift sc. Redt David faft
als ouch Iſajas, wiewol David älter ift; alfo dag man an den morten (eben
mag, daß cd alle us einem geift fummt. — Dif alles hat Ehriftus mit wenig
worten vergriffen Matth. V. 8: Wol denen, oder felig find, die da find
eines reinen herzens: denn bie werdend gott fehen. Was ift nun ein reits
herz , oder weliches ift rein? Gheins uf erden: bann weliches hat an jm, ba
es nit eigennüßig foe, felbfchäßig, oder baf e$ allent&alb unvermasget foe? .
welche bod) gott fchlechtlicy will haben, mie bald hernady folgen wirt.
Hie müffenb wir in einem fürgon das ebangelium anzeigen. Wir hand
hie eigenlich gehört, bag feiner zu gott fummt, er foe dann fromm, rein,
gerecht und unfchuldig, mie gott erfordret. Denn er fpricht epit. XX. 7:
Sind fromm rein, oder gerecht! bann ich bin rein. Sam er ſpräche:
Sch bin gerecht, rein, Fromm; barum, mwellend jr min afinb fon: müffenb
— jt ouch alfo fun (verftand bie rein nit für: mit eeliche werk volldringen;
funder für: (uber)! An difee gerechtigkeit müffend alle menfchen erligen:
1) unbezwingbar. 2) dem gemeinen Wefen. 3) Beſtechung. 9 wegſchůttelt die —
von — 5) verſtopft. 9) Erhabenheit. 7) ſicher. ©) in jeder Beziehnng.
om göttlicher umb menfchlicher gerechtighei. - das
denn welcher iſt fo beifig; deß herz one anfechtungen und begird ſye? Alſo
mag oud) keiner by gott wonen: denn welcher by jm will monen, mug one
mafen fon. : Diß unfer jamer und onmacht bat gott gefehen und darüber
erbarmt und mittel funben, damit fin geredytigfeit verfünet wurde -für ung,
bag wir by im wonen möchtind; und bat darum finen fun laflen menfdy
werden, bon der reinen magd Maria on alle fünd vom heiligen geift. empfan⸗
gen, damit fin herz, das on alle fündliche anfechtung mas (denn es nit in
fünden empfangen ma? wie wir Pfalm. LI. 7.), allenthalb rein wäre. Und fa
et aber, der unfchuldig was, für ung fhuldigen fünder den tod leid: bes
galt er für ung bie fo fchönen gerechtigkeit gottes, die ſuſt ghein menſch ver⸗
nügen? mag, daß er uns verdient bat, daß mir zuͤ gott kummen mögind
us ſiner fryen gnad und gab. Welicher bae hört und gloubt ungezwuflet,
der wirt ſelig. Das iſt das ebangelium. Noch blybt für und für bas, . (0
gott erfordret, namlich: daß mir zu aller zyt fchuldig find fo rein, fuber,
unbefiedt, vecht ze leben, als gott haben will. Denn Ehriftus fpricht Matth. V.
48: Ir föllend volltummen (on, glych wie üwer himmelſcher vater vollkum⸗
men iſt. Und ſind aber an der that nimmer alſo, ja es iſt uns nit möglich,
daß wir, die wyl wir lebind, ſo rein ſygind. Darum muͤſſend wir zuͤ aller
zyt durch den einigen, gerechten, unſchuldigen Jeſum Chriſtum zuͤ gott kum⸗
men: denn der iſt allein der fürſtänder und bezaler für unſer ſünd in die
ewigheit 1. Joh. II. I. Alſo (tat das evangelium gegen unferer ſchuld unb
onmacht nad) der kürze. Willt bu nad) der Linge die gründ der gſchrift (t
ben, lis bie erften ſchlußreden mit jrem uslegen, die wir kuͤrzlich habend (afe
ſen usgon. |
Daß aber gott ein fo geoffe unſchuld von uns erfordret, lernet man an
finem eignen mort, das iſt: ein ſoͤlche unſchuld, bie aller anfechtungen unb
begirden halb unvermasget ſye; wiewol er danebend das heil unb gnad gege⸗
ben hat durch Chriſtum Jeſum. Derſelb ift aber nit ud unſerem verdienft,
funder us der lutren gnab gottes uns zu eim heil gegeben, daß, nachdem wie
unfer onmacht erlernend , und an ung felbs verzwyflen muflend, bann. wir
ie der göttlichen gerechtigkeit nit jümógenb,? nüt beg minder heil findind in
Chriſto Jeſu; damit wir allıweg verworfen werdind , aber gottes genadb unb -
erbármb groß werd und lieb. Diefelben fid, du glöubiger, allzyt an, und
(a bid) nimmer barbon dringen: fg tft: gwüß, der fun gottes ift das pfanb
darum. Und ob bu fchon an dem, bag gott von dir erfordret, verzwyflen
mü(t, bag bu jm nit nachlummen magft: verzwyfleſt bod) nit an dem, bee
all unfer arbeit und breften getragen, bezalt und verfünt hat ı funder du eve
lerneſt an dem mort des göttlichen willens, wie ein hohes güt gott (oe. Denn
bie feommfeit, bie ee ung fürſchrybet, bie ift er am jm ſelbs, und halt fich,
wie er ung heißt. Denn er nit den tyrannen glych iit, bie teeffenliche gſatz
fürfchribend, unb fü aber nit haltend. Wie ouch Chriftus bie phariſder unb
geleerten der Juden fchiltet Ruck XI. 46. Und wirft demnach für und für
fechten,? daß bu dich ie mee und mee glychförmig machift dem göttlichen mile
len, unb zu eim vollkummnen mann wachen nach der maß Chrifti Eph. IV.
13, unb bon bir (ebd nimmer vergüt han,“ aber alf din züverficht unver⸗
1) genug hun. 9) die — nicht zuerfüllen vermögen. 9) dich beſtreben. 9 für.
für gut haben, genug get$an zu haben glauben. .
432 Ton adttlicher und menſchlicher gerechtigheit.
wendt in gott richten und das du ſchon würkeſt, nit ble, ſunder gott zuͤſchry⸗
ben. Du wirft ouch bin werk erkennen, daß e$ nüt it unb nüts wert por gott,
und alles, das bit gott bewust, daß e$ nit um dinen verdienſt, ſunder u$
finer fryen gab beſcheche.
Hie folget die göttlich grechtigheit, welche allein billich ein grechtigheit
ſoll genämt werden.
Die göttlich grechtigheit it fo Inter und ſchön an je felbs, wie fg uns
$t fon anforderet.
I. Sy heiſſet verzyhen, glych als oudy wir welfind , daß uns gott ver⸗
zyhe; unb erfüllet das fo rychlich, bag fg ung nit versucht, ale fy wöllte
jro verzigen werden: bann fg fat nüt, das verzyhens bórfe; funder To wie
allein finer gnaben dörfend, versucht fo überflüffig one allen unferen verdienſt.
Ja fo wir in aller ungnad find unb finer. grechten tad) würdig , fo versucht
er une Röm. V. 6 — 10. Chriſtus i(t für ung geftorben, bie wyl mie nod
fünder marenb.
II. Bott beißt nit allein nit töden, funder gar nit zornig werden
Matth. V. 22. Er wirt ouch nit 3otnig; unb mo zorn im in der gichrift
wirt zügelegt, bebüt ed nüt anders denn fin billiche rach.
III. Gott Heißt, daß wir nit rechten noch zanggen ſöllind, funder fo
ung der roch genommen (pe, föllind mie den mantel ouch verlaffen * Matth.
V. 40, Luc. VI. 29, und hat er das gethbon. Dann er hat fid) fine (oenb
on alles rechtanrüfen laflen fürbringen ? unb tóben, wie der prophet bat
vorgefagt Yfaj. LIII. 7. Er ift zum tob gefürt glych ale ein fchäflin, und
hat finen mund nit ufgethbon. Und Sy(aj. XLI. 1. Er wirt nit ſchryen und
nit zanggen Matth. XI. 19.
IV. Gott heißt nit allein, daß mir bie ee nit brechen föllind, funder
gheins eemenfchen gar nit begeren Matth. V. 28. Er halt das: bann ee
it on alle anfechtung; ja die menfchheit Jeſu Ehrifti ift on alle fündliche
anfechtung. inb heißt vater und müter ec verlaffen weder den segmabel,
unb die gott zemmen gfügt bab, fölle nieman entfuͤgen Gen. II. 24,
Matth. XIX. 6.
V. Gott verbüt alles (dymóren , und beißt unt (o Auf fon, daß ja ja,
nein nein fog on alles fchwören 9Dtatt6. V. 37. Er ift oud) alfo. Denn
himmel und boden mug ee bergon, denn eines finer worten mit erfülft werde.
Das erfarend wir täglich).
VI. Gott heißt ung unfer hab hingeben denen, von denen wir nüts verhof-
fenb, und die uns nüts wibergelten Eönnend Que, VI. 35. Er thuͤt jm oud)
tfo. Denn er fpost nit allein, den menfchen, ſunder ouch bie vogel be$
Iufts Matth. VI. 26. on alles wibergelten.
VII. Gott heißt nit allein gütes den feommen unb unfchädlichen thin,
funder ouch den fyenden. ‚Matth. V. 44: Ich fag dd), bag jt lieb follend
haben ümere fyend, und gütes thün denen, die üd) haſſend, und bitten für die,
‚die did) durächtend unb ſchmahend. Er thuͤt im ouch alfo. Er ſchafft fin
ſonnen ſchynen über bie güten und böſen, unb regnet über fromme unb une
fromme; er gibt den unglöubigen und fyenden ginch a($ wol frücht unb
. matung als den glöubigen.
*) überlaffen. 3) vor Gericht bringen.
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 433
. VITO. Gott Heißt nit allein nit ſtelen, ſunder des andren guͤt gar nit
begeren Erod. XX. 17. Denn ec thüt jm alfo. Es ift fo fet bon jm, daß
tt üjib an uns erfordre oder zu unferem nachteil begere, daß er will, Daß wie
an jn alle ding begerind, und wirt er ung geben und unfere breften erſetzen.
IX. Gott will, dag mit nit allein nit übel oder hinderredind, funder
gar ahein unnüßes mort redind. Matth. XII. 36: Ich (ag üch, baf um ein
iedes unnüßes wort, das bie menfchen reden werdend, rechnung werdend aes
ben? Er thbüt jm oud) alfo. In (finem mund ift nüt falfches, betroglichs
oder ytels erfunden 1. Det. II. 22. Er hat geleert nit mit unnügen ytelen
worten als die ſchryber und pharifäer funder mit kraft, alfo bag fine wort
ſtark warend und behaftend ? in den herzen der hörenden Matth. VII. 29.
X. Gott will nit teenügt fon, bag mir dem nächlten nit ſchadind,
oder dag wir jm erſt ze hilf fumminb, fo wir uns vorhin mol bewant bas
bind ; funder will er, daß wir den nächſten ebnen menfchen als lieb habind
als uns felbs Matth. X XII. 39. Denn er hat jm ouch alfo getbon. Er
hat (i für uns geben und uns zu jm genommen als fine (rünb, brüder
und erben Job. XV. 13, Matth. XXIII. 8, Gal. IV. 5.
Noch bil mee (tudem bättind wir mögen erzälen, die. gott von ung et»
fotbret mit dem mort und mit bem vorgon der that-felbs‘, als bag wir um
(ined worte willen den tod erlyden ſollind, verachtung ouch für einen ieden
bruͤder in Chriſto. Sind doch alle andre gheiß in den erzälten vergriffen.
Nun .(inb bie gheiß gottes nit ein tat, als bie päpftler fagenb, funder eigen» —
liche gebot gottes, die er bon ung erfordret , unb zu jm nit laßt fumme,
wir foginb bann fo unfchuldig, rein und (romm, als (in will erfordret;
unb ift der fin will ung nienen fund weder in finem gebot; und ift fin ges
bot nüt anders denn cin erofinung fines ewigen willens. Bis aber allweg
in denen geboten gottes ungedenk bed. evangeliume; das nüt anders ift, denn,
nachdem mir an dem, das gott von ung erfordret, verzwyflen müffenb unſert⸗
Balb, daß gott (inen fun für uns geben bat als einen bollbringer fines wil⸗
fent, der (inem gebot hat mögen nachkummen für uns und alle unfer fünd
besalen; unb ift das gwüß pfand durch das wir zu gott fummenb. Difer
ftoft entbebt uns vor berympflung an gott, an ung felbs müflend wir bere
zwuflen. Denn gott erfordret von uns, wir fóllinb nit begeren nod) anfech⸗
ten; welchs uns aber unmöglich iſt; fo ift ung ouch unmöglich zuͤ gott ze
kummen. Dann kurz ſo erfordret er ſoͤlche reinigheit und unſchuld von uns.
Aber daß Chriſtus unſre breſten erſetzt und unſer fürſtänder iſt, das macht,
daß wir an gott nit allein nit verzwyflend, ſunder mie ſehend, daß all unſer
beil an ‚finer erbärmd (tat, unb erlernend an finen worten, was et. für ein
ſchön gut ift, wie vein, wie grecht, wie fromm. And wie bil. mir arbeitend
finem wort gnüg ze thin und nachzefummen , fo findend wir allweg unfer
onmacht, und ift nüt deß minder der gröfte luft der glöubigen feet fid üben
fad) dem mort und erfordren gottes; wiewol ſy die gottswürdigen maß nit
erfüllen mag. Denn ſy will ie für und für bem gefallen der jr fat,
teoft und züverficht ift.
Daß aber die vorgezälten (tud und derglychen gebot und nit ein tat
fogind, bewäret ba eigen wort Chrifti felbs, der f Matth. V. 19. gebot
1) haftend. ' "i
.Sivingti's ſammtl. Schriſten I. 950. 28
434 Bon göttlicher unb menſchlicher gerechtigheit.
nennet. Welcher eins bec kleinſten bero miner geboten nit falten wurd sc.
Eich, dafelbft bebüt ex. uf die gebot, bie balb barnad) folgend, unb ndmt .
fo gebot. Darzu beißt. er die jünger, daß fy die menſchen leerind halten
alles, das er inen geboten hab Matth. X X VIII. 20. Oud) fo find alle vor»
gezälten gebot in den zwey fürnemften geboten verſchloſſen: Du ſollt dinen
herren gott liebhaben us ganzem dinem herzen, ſeel, gmuͤt und kräften; und
binen nächſten als lieb haben als dich ſelbs! Daß wir ghein unnütz ytel mort
reden ſoͤllind, empfindend mir im erften: denn fo fer wir gott lich hättind
9b allen Dingen ,. u$ allen kräften ſo vermöchtind mir. ung gheiner ytelkeit.
Ja ſo wir. das einig gebot hieltind (das ſy doch muͤſſend laſſen ein gebot
- fon: denn Chriſtus bat uns das fürgeſchriben Matth. X XII. 37.), fo thä-
tind wir nimmer. wider gott. Denn ghein creatue möchte in unſer herz
nimmer mee fummen, mann wir gott darin us allen unferen kräften Lieb
hättind. Dann ba dannen möchte der creatur nüts verlihen werden, ober
aber bie fräfte márinb nit all an die Liebe gottes gelegt, als uns ouch war
Lich beſchicht. Darum find wir nimmer mer onc fünd. Für das ander ift
das gebot, wie wir überein nit fchwören fóllinb, under dem andren gebot ver⸗
griffen. Denn Hirlte ein ieder dasſelb, daß er (inen nächften als lieb hätte
ats (id) ſelbe, fo dörft man gheiner eiden: denn, mie ein jeder nit will won
eim andren betrogen for, alfo wurde er oud) nieman betriegen,, und wurd
nüts denn ja ja fon und nein nein. Alſo find ouch alfe aribre gebot under
denen beeden vergriffen, al£'cin ieder wol für (id) felbe erme(ien mag, der
(9 beficht, Dann Chriſtus Lügt nit, der da ſpricht Matth. X XII. 40: Sn
denen beeden gſatzen hangt das ganz afa) und propheten. Und zum 'aller-
' legten. fo find die wort Chrifti in den borgezälten geboten nit binläßlich *
geſetzt, ſunder ſy gebietend und heiſſend.
Alſo, hoff ib, fot offenbar, daß ein icber, fo durch (ine werk: will 3
gott fummen, irre. Dann er. fid)t glych an bem erften gebot, dab er das
nit erfüllen mag. Alfo gebütet ung gott, das warlich (inte arechtigheit zimmt;
aber ung ift nit müglich fine gebot ze halten. Der felben unfer onmacht
mag aber nieman ze hilf fummen denn der einig gott; der bat e$ gethon
burd) (inen fun Chriftum Jeſum· So aber dennoch vil gottloſer menſchen
find, die nit allein den gemeinen breſten habend, daß fu gott nit lieb habend
ob allen dingen, funder nit gloubend, bag ein gott foe, der räche unb wi⸗
dergelte alles recht und unrechtes: fo fallend fo dennoch in groffe unmenſch⸗
liche Lafer , und wenn man jnen vor jeen frefenen anfchlägen nit wäre; fo
machtind fg das ganz volf zu nüt mit jeem frefen und mütwilfen. Denn
ſytenmal ſy gott nit fürchtend (denn ft gloubend nit, daß ein gott yo): fo
wurdind fo eim ieden bas fin nemen; unb fo im das nit gefallen, wurdind
ſy in ge tob fchlahen. Das hat gott vorgfehen unb bat gſatz geben, damit
man hen gottlofen verheben? und zwingen möchte; ob er alych niu um gott
gebe, müßte et. dennoch die menfchen ze feiden laffen, und nieman nad)
finem mütwillen verduken. ? foie wirt fid) ‚die arm brefthaft menfchlich
grechtiaheit ufthun. Dife gfak find geben von der böfen wegen, wie Paulus
1. Zim. I. 9. redt: Das gſatz it dem frommen nit geben, funder den übel«
lebenden , den ungehorfamen , den gottlofen, den fünberen, den unfrommen,
1) üßerlaffend. 9 zuruckhalten, cohibere, 3) einfchreden, terrorifieen.
Bon göttlicher und menfihlicher gerechtighei. — — 435
den müften,* den vater = und ‚müterfchlächtigen, * den todſchlägeren, . den
untüfchen , den Enabenbfchläferen,, den Lütbieben, den lugneren, den meine»
den unb. andren fa(tren, die (id) wider die gerechten (eer. feßend, bie nad.
bem evangelio der eer des heiligen gottes [utet, Hie fidbft bu an dem hudel⸗
mannsafind ? wol, baf gott etliche gſatz geben hat von ber böften und gott:
lofen wegen. Darus folgt, daß, welicher (don in denen mü(ten laſtren nit
verſchuldet ift, baf er. darum nit grecht ift: denn e£ find nun gfaß, bie aller
. geöften unbill zu verhuͤten. Und welicher die halt, ift darum vor gott nit
grecht; er erlangt aber, daß man jn nit firaft. Als Paulus Gat. III. 12.
redt: Welcher bie ding thüt, bie das gſatz heißt, der wirt in jnen (eben.
Das i(t, welcher thüt, bas jn das gfak heißt, ober (aft, das jm das gſatz
berbütet, der friftet fin leben damit, daß man jn nit nach inhalt bes gſatzes
veruͤrteilet oder ſtraft. Deut. IV. 40.
Darum ſind zweyerley gſatz, glych wie ouch zwo grechtigheiten find,
ein göttliche und ein menfchliche. Ein teil der afaken febenb 5. allein den
inneren menfchen an, als mie man gott, wie man den nächſten ſölle lieb -
haben. Und dife afaty mag. nieman erfüllen; alfo ift ouch nieman grecht
denn der einig gott, und der fo durch gnab, tero. pfand Chriftus ift, grecht
wirt gemachet durch den glouben. Der ander teil der gſatzen fehend allein
den üjferen mienfchen an, unb bero halb mag einer üflerlich fromm und
grecht fon, und ift innerhalb nüt deß minder unfromm und bor gott btt»
dammt. Byfpil: Du follt nit ftelen, ift ein gebot zu bem üfferlichen leben
und frommfeit. Du follt eins andren güt nit begeren, iſt ein gebot zu
der innerlichen göttlichen grechtigheit; unb reichend 5 beede uf ein Ding , das
- (ft, wider die nam. So nun einer nit ftilt, it er fromm 7 vor ben men»
fen (ber(tanb hieby alle laſter, die man offenlich vor den menſchen verur⸗
teilt); er ift aber by gott ein fchelm:*® denn er bat die begird und anfechtung
zu fremdem güt villgcht gröffer dann einer, der aftolen bat. 9tod) wirt der
Dieb gebenft, batum daß er ein wüffenlicher ? dieb iſt. Und ber gottsfchelm,
der vil gytiger iſt Über aotlid) gut, der ift für einen frommen berrümt,
darum daß er nit usgebrochen hat mit der that; nod) ift er vor gott mit
ftomm. Darum das ein Har mort ift, da man fpricht: der ift ein wüſſen⸗
licher ſchelm, ſo fer man es recht brucht. Denn es will anzeigen: wir ſind
vor gott all ſchelmen: denn hat einer nit die begird des zytlichen guͤtes in⸗
wendig, fo bat er begird nad) bem eegmahel eins andren oder begird der
eeren oder andre anfechtungen. Dannen har et. bor. gott ein (eim iſt,
aber vor den menfchen haft man in für fromm: denn fin herz ift ze tüf,
bie menfchen mögend nit daryn fehen. Gott erkennt allein bie herzen, und
urteilet der menfch ect nach der uswendigen that. Aber wüflentich fcheimen
find allein, bie fo frefel und gottlos (inb, bag (y mit den inneren. anfechtüns
gen harus brechen, daß fo der menfch iey an den früchten erkennt. Alſo
findet man, mas göttlichee grechtigheit gíatg find, mas menfchlicher grech⸗
tigheit aía& find. An der göttlichen: grechtigheit find wir all fchelmen; und
wie unfere ſchelmery allein gott befannt ift, alfo urteilt über die der einig
gott, oder fchentt unt tie durch (inen fun, fo wir feftiglich gloubend , bag
| 1) Gräuelhaften. 2) fhfagenden, mißhandelnden. 3) fehlechten Haufen. ^ 9) häßs
fichen. 5) Hezichen fid) auf. 6) zielen. 7) rechtfchuffen. S)ungeredter. 9)ofenbater.— —
436 Bon göttlicher und menſchlicher gerechtigheit.
we für uns us erbärmd geftorben foe und bezalt hab. An der menfchlichen
grechtigheit mwerdend wir oft fromm erfunden, wie mol mir gottsfchelmen
. warlich find. Welicher aber an ber menfchlichen grechtigheit erfunden wirt
alfo, daß er iez zu dem, daß er ein gottsfchelm, ouch ein wüflenlicher fchelm
(t, der wirt ieg dem ze teil, bee die übertretenden verurteilet, dem gwalt
oder dem richter.
Eich, bift menfchliche grechtigheit nenn ich ein arme brefthafte grech⸗
tigheit, barum bag einer wol bor den menfchen grecht mag gichäbßt werden, —
der bod) tor gott nit geecht ift: dann gheiner ift vor gott grecht. Eich ouch
bie an einem fürgon , mas das für ein grechtigheit (9e, die fid) mit Eutten,
zeichen, fieiberen vor den menfchen verkouft, * fo findft bu, daß e$ nüt an»
ders ift denn ein bare fchalfheit: 2 denn es i(t nit möglich, daß ein
menfch inmendig nach der göttlichen geechtigheit fromm, rein und (uber fpe.
Und fo er denn erft über alle fin onmacht, wüft ? und breften (i mit eim
uswendigen ſchyn für güt verfouft, müf ie ein groffe gottsfchelmern fon.
Darum ſpricht Chriſtus recht: Sy nemend jren [on un. Denn der menfch
urteilt nad) dem er ficht, und fchäbt fo nad) dem ſchyn. Alſo, fchunend fg
güt: darum mwerdend (o für gut gehalten; unb nemenb bad, darum fo at»
beitend, bie on. Sind aber et(id), die je glyßnery nit erfennenb, (o ift fid)
über ſy treffenlich zu ecbarmen, bag fg den gemeinen breften nod) nit erfen-
nend. Denn es bilft nit forechen: Darum tragend wir futten an, daß mir
für unfer (ünb rümend. Urfah: Rüwetend jr, fo thätend je das inmenbig
im herzen mit cim beteubten geift, fpiegletind * ben rüwen nit vor den mens
(den. Darum ei kurz ein glychsnery ift al(ed, das fif) vor den menfchen
fcbónt , unb gehört nit under die armen menfchlichen grechtigheit: denn e$
dft ein betrug und fünd.
Wie tool dife menfchliche grechtigheit nit würdig ift, tag man fü ein
grechtigheit nenne, fo man fü gegen der göttlichen grechtigheit beficht, fo bat
bod) gott (9 ouch geboten, aber erft uf unfer ungehorfame , die er mot weißt
bermad) folgen. Byſpil: Welcher finen fun dem fchülmeifter empfilt, der
ſpricht: Leerend in bif ober dag, und fchlabend ben büben, und fparend jm
nüt! fie i(t die meinung des baters nit, daß er jn fchlahe, bie mol er
recht lernet, funder weißt der vater des büben art mot, daß et nit lernet
nad) finem finn, man fchlahe in denn. Alſo mütet ung der bimmelfch vater
36, daß mir om begird fremder dingen foginb und all unfer begird zu jm
habind; weißt bod) baby mol, daß wir bie frommkeit und grechtigheit nit
erfolgend.“ Daruf gibt er ſatzungen, die uns nütz und guͤt ſygind froͤlich unb
fründlich mit einandren ze leben. Und ſpricht: Du ſollt nit ſtelen, du ſollt
nit eebrechen, bu ſollt nit liegen, töden, noch falfche züanuß geben sc. Wels
‚her geboten wir aller nit dörftind, menn wir das ander gebot bieftinb: Du
follt dinen nächften als Lieb haben als dich felbs. So aber das nit, fo bot
gott dife gebot oud) müflen usgeben. Und ift nit gnüg daran gſyn: et bat
such mü(fen empfelen, daß man den übertretenden figt. “ Der dieb foll
fünffaltig$ oder vierfaltigs midergeben, der eebrecher foll verfteiniget merden 2c,
unb ift dem fchülmeifter empfolen, das ift der oberfeit. Wie fer aber die
1) dafür ausgibt. 2) Heucheley. 9) Haßlich keit. *) prahltet mit — 5) erlangen,
erreichen. ©) mit Ruthen ſtreiche, züchtige.
Von aöttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 437.
ſtrafen féffe oder ſatzungen machen, wirt hernach kummen. Jez wellend
wir die zehen gezälten ſtuck gegen der menſchen grechtigheit heben * und bſehen,
wie f9 gegen einandren (ton móginb, unb wie gott bie menfchlichen ouch
geboten hat; aber erſt daruf, daß wir die erſten nit wurdend halten.
J. und III. Gott heißt uns ſchlechtlich verzyhen, oder aber er werde uns
ouch nit verzyhen. So wir aber überein bas nit thin wellend, fo ſoll fid)
ghein beſundrer rächen: dann ſoölichs brächt unruͤw und zwitracht; ja zer⸗
ſtörte den ganzen menſchlichen friden und bymonung.? Darum hat er obre
und richter verordnet, die uneinung ? verhörtind und zerteugind * mit bem,
taf fy eim icden gäbind, tas jm gehörte. Grob. XVIII. 21, 22: Gang u$5
wyſe und gottsförchtige männer us allem po(f, bie marfaft fgginb, und bie
bem apt fyend ſygind (red bie oren hie uf, o richter unt obrer !), unb mach
ud inen tufender , hunderter, fünfziger unb zechner, bie dem volk recht fpre-
ind zu aller zyt, und fo allein über bie minderen (tud 9 richtind! Darum
fehend wir, daß gott geheiflen hat richten, daß bil nit versuhen wellend, als
fü begerend jnen verzigen werden. Daß nun us menfchlicher bywonung nit
ein mördery tvetbe, foll aller gwalt überein nit g(tatten, bag ghein beſun⸗
der fid) one recht an ieman räche, funder allein mit dem rechten alle fpän
werdind usgetragen. Denn füllte uns bie arme grechtigheit evt oud) ent
gon, mie ung die göttlich entgangen it: fo wäre menfchlich gſellſchaft nit
‚anders dann cin (eben der unvemünftigen thieren: meldyec ftärker, der wäger.“
Darum find die richter unb obren Diener gottes, ſy find bee fchülmeifter ;
unb mer jrer grechtigheit nit gehorfam iſt, der thuͤt ouch wider gott; er foe
geiftlich oder Aleifchlich, mie hernach folgen wirt. Und fo ev glych unfträflich
lebet, noch ift er vor gott nit grecht; aber er verhüt (id) vor bem tob oder ftraf.
1I. Gott heißt nit allein nit tóben, funder gar nit zornig fun. SDerbütinb
wir den zorn , fo folgte ahein todfchlag harnach. So mir aber deßhalb an
göttlicher grechtigheit Übertretend, muͤß gott gebieten, daß mit rtit ze tob ſchlahind;
unb daß wir bon dem gebot ouch nit fumminb, müf der fchülmeifter tob
um tob, leben um leben, eug um oug, brand und brand, mwunden um
wundern, ftreich um ftreich mwidergelten. Welcher nun fron lebt, daß er dee
gſtalt nit Übertritt, i(t er dennoch nit fromm, funber berbüt fid) allein vor
firaf der oberfeit. Das ift leben im gſatz Gat. ITI. 10.
IV. Gott beißt eins andren eemenfchen nit begeren. So wir das nit
haltend (denn wir find fury on die anfechtung nit): fo heißt er, mir föllind
bie ee nit brechen; und fo wir fü glpd) mit der that nit brechend, tbünb
aber das mit der begied: fo find mir mol vor den menfchen grecht, aber
vor gott find mir eebrecher. Daß mir aber in die mißthat nit fallind, und
ben biben giych metbinb, ſo empft(t ee uns bem ſchuͤlmeiſter; der foll ung
verfteinigen Levit. XX. 10. Daß aber mit. cheiften dife ftraf hand laffen
abgon , tummt eintweders dahar , daß anfänglich der eebruch fo ſeltſam ge⸗
wefen ift, bag man fid) nit oft daran verbögret hat, oder aber baf die obren
faft eebrecher find, und ftrafend bie (after, in denen f verheft , ® nit als tür,
ete ſy folktind. So man aber nun ficht, bag ber eebruch fo gmein und
1) Halten. 2) Gefellfchaft. >) Uneinigfeit, Zwietracht. *) vertrügen , beylegten,
@irimere. 5) Suche aus, ſiehe bid) um nad) — ©) geringern Streitfachen. 7) der vor:
züglichere. 9) verhaftet.
438 WVon goͤttlicher und menfchlicher gerechtigheit.
undberſchamt ift, foll man bilfich bie (traf wideum tennen, * damit wir vom
der armen grechtigheit nit gebrungen werdind. Denn glych mic man den
diebſtal härter ftraft, denn in gott gebei(fen hat ftrafen Erod. X XII. 1 — 12,
darum daß dicben on zwyfel nit ab derfelben ftraf find abgeftanden: alfo
müß man ouch des ecbrudos (traf mibrum ufziehen ? und tennen.
V. Gott beißt fo warlich reden und handlen, bag wir nüt, denn ja unb
nein brudyinb. Eo wir aber das nit tbünb, ſunder einandren betriegend,
beißt ee uns by dem eid zwingen Exod. X XIT. 11; und fo mit ben fätfchend,
ift der fchülmeiftee bie mit der rüt, und laßt uns wie die zween alten
fulfchen zügen , die Sufannen inn tod bringen unber(tünbenb, verfteinigen:
denn der meineib ift nüt anders dann ein gottsperlöugnen, und ftraft gott
bie abgóttery mit verfteinigen Deut. XVII. 5.
VI. Gott heißt uns unfer hab ben dürftigen geben one widergelten. So
wit aber ie dag nit thund, fo heißt er urf$ one wücher? (96e Erod. X XTI.25.
und epit, XXV. 36. &o wir das nit t9ünb, ift der fchülmeifter bie, unb
(reet ung mwücher geben und nemen, Und ob bie ftraf des wuͤchrers glych
nit ift usbrudt, iſt fo doch an den richteren geftanden , die darum gefeßt
warend, daß (5 die pnfal(enben migbrüd) und fpän zeetrügind Erod. X VIII.
Welcher nun nit mücher trybt, ift deßhalb vor den menfchen fromm: denn
der gwalt mag jm um den wücher nit 3d; * aber vor gott it er dennoch nit
fromm, er verfoufe denn all fin Bab, und geb fü den armen Quc. XII. 33.
, &büt das gheiner , fo ift ouch gheiner nach der göttlichen gredtiabeit fromm.
Alſo wellend wir bod) von dir für güt han, ° dag du dich einen fünder ecfennift.
VII. Gott heißt den fuenden güts tbün. So wir das nit thünd, -fo
heißt ee ung im ie nit ſchaden; oud) (inen. fchaden, der im unbefannt ift,
wenden. Erod. XXIII. 4, 5: Ob dir das verirret rind: oder efel bine$
fyends gegnet, für in mibrum an’n meg! Ob du den efel dines ufrere oder
fyends. wirft fehen under einer burbe ligen, fo wirt du nit fürgon, funbee
in.ufrichten. So du das überfichft, foll bid) der fchülmeifter ſtrafen: denn
bu haft das nidrer gebot gotted, das wir fümmerlid) erretten mögend, unb
muͤſſend e$ aber befchiemen, oder aber e$ gienge alle um, * überterten. Ob
tu ed aber nit übertrittet, bift du dennoch vor gott nit grecht; bu verzyheſt
denn binem fyend , glychwie bu willt, daß dir gott verzyhe.
VIII. Gott Heißt des andren güt nit begeren. Hieltind wir dag gebot,
fo bſchähe weder roub nod) diebfiat. So aber das nitift, fo gibt gott das
nidreft gebot, das menfchliche gfellfchaft und bywonung erInden mag: Du
felít nit fielen! An diſem gebot fehend wir oud) (glych wie an dem: „Du
follt niemans eemenfchen begeren, unb darnebend: du follt bin ce nit bre⸗
hen!“ desen das nadjaebnber ouch dag nidrer ift), daß gott etliche gebot
. geben bat, die wir haltende dennoch nit aredyt find, funder allein der ftraf
enteünnend, Noch hat er fü gegeben, daß menfchliche fründfchaft und by»
wonung nit entfügt werde. - Alſo, melcher eim andren bag (in nimmt beim»
lid) ober mit gwalt, ber ift eintweders ein Dieb oder róuber; über ben mi
‚der ſchuͤlmeiſter, cuftos, virgam? machen. Es ift war: wie uns gott das
1) dehnen, ausdehnen, verfchärfen. 2) erhöhen. 3) Gewinn, Zins. *) beyfemmen.
6) für gut haben, für lich nehmen, gern annehmen. 5) zu Grunde. 7) die Ruthe.
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 439
erdrych und fine frücht fen gibt one unſer bezalen, alfo follt es fry fon. Ya
fo wir das nit thünd , fo find wir allzut ſchuldner gotteg und übel an sm
aefaren, bag wir eigen machend, das gottes iſt. Noch weißt gott, daß wir
ſoͤlichs nit haltend, ſunder wir ſind eigennützig von Adamen har, und zücht
leder jm ſelbs zů. Dag nun us bem unſeren gyt nit menſchliche geſellſchaft
zerrütt werde, zämt er unſeren gyt, und gebüt uns, daß wir nit rouben
sod) ſtelen ſollind. Und ift, ber fid) bor roub unb diebſtal büt, barum nit
feomm; er fpe bann. des fremden gar nit begirig. foie merfet man, daß die
nüts denn dieb und Düben (inb, die eim biberberi mann um das fin nüt ge=
bend, dem ſiy bod) bas houptgut * hand abgenommen, und (id) mit ber
Leer gottes befchiemen wölltind: a, ber vod) ift ſchuldig das fin büi ze ge
ben den armen: das heißt gott. Er heißt bid) aber nit, bag bu jm das .
nemen föllit, fo er es nit thut. Er heißt aber mot die oberfeit, dich, fo _
bu ſolchs unberftünbift, ſtrafen und verhüten, daß nieman unbill befchech.
Darım, all bie wyl ein oberfeit Juden oder amdre müchrer- duldet, fo bift dus
ein dich oder rönber, fo bu eim andren fine fchuld, zins oder wuͤcher, dero
houptguͤt bu jm mit molbedachtem willen haft abgenommen, dieblich oder
mit gmwalt entragen ? underftündift: dann gott bat die eigentwilligen nam
verboten. Wie wol baby der oberfeit ufzefehen ik, baB fo bie brüch, die mit
gott, noch mit bet armen grechtigheit, bie ung gott nun zü Bommtiche ? beg
lebens gehängt * hat, nit ſton mógenb, hinneme. Don welchen hernach
kummen wirt. Darum, welche ſolichs undernämind , zwifaltiglich fündetind:
zu eim teil, bag (9 u$ dem gemeinen breiten bei andren aui begertind :
zum andren, daß fo über das in die mißthat usbrechind, unb unruͤw und
berachtung des gemalts, den gott verordnet bát, gebärind. Denn ie mie
arm aredyten müffenb ftof an dem zinfel der arechtigheit halten, oder aber
un(e leben wär ein mördery , röubery und diebery.
- IX. Gott will, ba wir ghein tel mort redind. Alſo if der nit grecht,
der glych nit fluͤcht nod) übel redt nod) fügt: denn er bennod) ytel gredt.
Roch bat die arm menfchlich grechtigheit für gut, fo man nit flücht noch übel
. redet oder lügt. Go er aber überein fid) vergat, und will ie geredt, ate
ſchmächt, gelogen oder falfch verzügt 5 haben: fo heißt ev dem falfchen oder
lugner thuͤn, ale er dem wollt gethon haben, uf den ev gelogen’ oder falfch
verzügt bat. Deut. XIX. 19. &o aber unfer red ja ja, nein nein wäre,
fo hätte gott des gebotes nit dörfen. Alſo folgt aber, daß gott etliche gebot
darum gegeben hat, bie ir muͤſſend halten, unb find dennoch nit fromm
nod) grecht. Cid), tel ein acm. ding ift e$ um bie, fo fprechend : ich bin
ein frommer mann, die je frommteit alfein ermdaenb * us bem, bag fo bie
ding nit begond, darum die oberfeit ftraft. Sich oud) baby, daß alle menſch⸗
^ fide wysheit einen frommen mann eigentid) nit erkennen mag: denn der
gloub , der allein fromm macht, der ouch den breften unb das heil allein
erkennt , bee ift allein gott befannt; noch müß man bie armen nidren grech⸗
tigheit ouch behalten.
X. Daß wir das einig gebot: Du ſollt dinen nächften ebnen als lieb
haben als dich ſelbs, nit haltend, darus entſpringend alle andre gebot, die
1) Capital. 2) entziehen. ?) Bequemlichkeit. 5) beſtimmt. 9) Zeugniß gegeben.
6) ſchäten. | : un
440 Bon gbttfidhee und menſchlicher gerechtigheit:
, ben nächkten betreffend: denn bif iif das gebot der natur / uegenommen daß
diß Chriſtus mit der liebe gezückret hat; unb zimmt das jm eigenlich: denn
ec iſt die Liebe 1. Sob. IV. 16. Das geſatz der natur ift: Das du willt
bit beſchehen, das thuͤ eim andren ouch! und widrum: bas bu dir nit willt
beſchehen, thuͤ ouch nieman! Diß geſatz macht Chriſtus mit der liebe (0$ -
. denn band wir gott lieb, fo i(t gott in und. Iſt gott in uns, fo ift eud)
Die liebe zum nächften in uns: denn gott bat uns fo lieb gehebt, baf er fid
für uns geben hat. Wo nun gott ift, ba ift ouch ein fölich fürnemen.
Darum ziert Chriftus das geſatz der natur mit bifen worten: Du folít ben
nächſten als lieb haben als dich felbs! Hie find alle menfchen brefthaft, iſt
uns allen wol bekannt. it gebrift ouch bie menſchlich gerechtigheit überall :
denn fo hat bie eigenfchaft fo ftaef. angenommen, daß fg nieman zu der
ameindt bringen mag; ift im varadis verbeijet.? Darum (traft fy nieman,
bet bi. gebot nit haltet; und find bod) alle menfchen daran fchuldig. Wie
wol fy etliche ud, die under bifem gebot übertretend, firaft; .aber das
aanz gebot richtet f nit. Darus man aber ficht, dag es um die menfch-
lichen gerechtigheit (tat ale um das bermasget der nid) bee zutigen? fromwen.
C(aj. LXIV. 6. Und fo wir g(gd) bor der welt fromm fchunend, find
wir bennod) gottsfhelmen; nod) müß man das ufſehen oberfeit ban.
Glych wie ein vater finer verfürten tochter weert, daß fy nit gar gemein
werd: alfo weert die oberfeit an der fatt gottes, daß unfer [eben nit gar
ein bibi(che unvernunft werde.
Jez band mir, als ich hoff, genüg verftanden, wie wyt die göttlich ge⸗
rechtigheit von ber menſchlichen underſcheiden foe. Wiewol bie menſchlich
ouch von gott geboten: iſt ſy doch nit der vollkummenheit, die gott erford⸗
rtt, ſunder ift ſy erſt geboten uf unſer zerbrochnen natur, als gott geſehen
bat, daß unſer anfechtung und begird ſinem willen nit folgen noch nach⸗
kummen wurd. Deßhalb ſy nüt anders weder ein ſtraf iſt; unb fo wir die
glych haltend, werdend wir barum nit felig, noch gottsgefällig. Ezech. XX. 25:
Cd) bab jnen geſatz geben, bie nit guͤt find, unb gerichte, in denen (n nit
leben, das ift, nit felig merbenb. Wiewol bife wort fürnemlich von den
zünſelwerken verftanden werdend: zeigt bod) big mort, gerichte, an, daß fy
ouch von ber menfchlichen gerechtigheit oder oberfeit verftanden werden (óf-
(end. Daß abet hie (tat: mir werdind in denen gerichten nit leben, und
Gat. III. 12: Welche die gebot des gefakes thünb, bie merbinb leben, hat
denn underfcheid: So wir (don die menfchlichen grechtigheit haltind, fo mers
binb wir damit nit die ewigen feligfeit erobren, das ift dem Ezechiel, nit
Icben. Paulus aber meint: fo wir bie aefag, bie uf den menfchlichen bres
ſten geben find, haltind: fo errettind wie das Ipblich leben, bag ung die
oberkeit nit töde. Deut. IV. 40: Zóbenb mir nit, fo werdend wir ouch nit
getödet.
Wie man (id) in göttlicher und menfchlicher gerechtigheit
halten fälle.
Die göttlichen grechtigheit fol! man one underlaß allen menfchen ofmen
und predgen, unb die but ee verlieren, ee man fid) von bero vredigen und
uslünden Lafle dringen; als Chriftus oft geboten bat. Matth. VI: 33.
8) Gemeinſchaft. 2) verbrünet, verbrannt, verdorben. >) ire Seit Dabenben.
Bon ghtttidyer und menſchlicher mm 441
ſpricht e: Suͤchend vor allen dingen das rych gottes und ſin gerechtigheit
(6 wertend üch bie notdurften alle zugegeben. Hie hörend wir, daß. alle
menfchen geheiffen werdend bie göttlichen gevechtigheit füchen, das ift: nach
firem willen der unfchuld (id fiyffen für und für, bie bag wir bie maß
Chrifti treffend. Eph. EV. 13, unb nit genüg haben, daß fo nach menfchlis
cher gerechtigkeit fromm fogind. Nun ift und allweg nit 3e vergefien, daß
unfer fip£ an der göttlichen gerechtigheit nit züfummten! mag. Die unfer
onmacht erſetzt aber rychlich der einig Chriſtus: das wort gottes, darin ſin
gerechtigheit erſchynt, iſt ein liecht, das da erlüchtet einen ieden menſchen;
darum ſoll das liecht nit under ein mäß? verborgen werden. Glych als
ouch das lyblich liecht nieman verbirgt, ſunder zündet man das darum anı
daß man baby geſehen und unſer werk fuͤren könne: alfo ſoll bad luter wort
gottes on underlaß uskündt werden. Denn darin erlernet man, was gott von
uns erforderet, und mit was gnaden er uns ze hilf kummt. Es ſoll ouch
nüt verſchwigen blyben, das darin vergriffen ift: denn es hat ein andre na-
tur weder des menſchen wysheit oder wort, das ſich anders geſtaltet, weder
es an jm ſelbs iſt. Diß wort gottes zeigt heiter an, was gott will von uns
haben; erſcheint? uns ouch daby, wie gott an jm ſelbs iſt, das uns billich
ob allen dingen fröumt mad) dem mort Davids. Palm XVIII. 9: Die
gerechtigheiten gottes find fchnürrichtig, unb erfrümenb die herzen. Das ges
bot gottes ift heiter, und erlüchtet bie ougen. Darum will es geoffenbart
fun, es mil lüchten und leeren, daß man nit in der finfteernuß mwandle:.
denn e$ bat nüt in jnt, das nit fülle geoffenbart werden; funder mie gott
ein gemeines qut ift, al(o würket ouch fin wort dem gemeinen menfchlicyen
gefchlecht 3d. gütem. Darum find nit rechtglöubig, bie ba beemeinenb, man
fölle dag mort gotted nit wyter prebgen, bann jnm bie menfchlich ge⸗
zechtigheit oder oberkeit zuͤlaſſe. Denn dergeftatt wurde die göttlich fromm⸗
fcit verblychen, unb murbinb alle menfchen fid) der tamen menfchlichen at»
rechtigheit vernuͤgen, und wurde us der ganzen gerechtigheit nüt anders denn
ein glychsnery: denn ein ieder wurde inwendigen gotteé nit achten , funbee
allein ufichen , wie er (id) vor den menfchen vor (traf hüten tónnte , als wir
leider ein aut bar fehend befchehen fon von vilen. Hierum, wie Chriftus
. Matti. X. Luc. VIII. geredt Gat, foll der verfünber des worts gottes nüt
verfchtungen: denn, us welches verſchwygen die fchäfli verirrt umkämind
von bef band wurde je blut erfücht:? Esch. V. 5, 6. ff.
Ehriftus fpeicht mibrunt guc. IX. 26: Welicher fid min unb miner
(ree oder worten fchämen wurde, bef wirt fid) ouch ber fun des menfchen
fchämen, fo ev in finer eex® und macht und des vaters und der heiligen enge
fen fummen wirt. Darum föllend bie boten gottes, das fo an ber finfter-
nuß gehört Hand, im liecht, unb das jnen in bas or gfeit ift; uf ben dachen
predgen uc. XII. 3. Denn ie’ das mort gottes will geofinet fon. Denn
wie der ſchnee unb regen vom luft herab fallt, und erfüchtet das erdrych und
macht es grünen: alfo ift oud) das wort gottes. Iſaj. LV. 10. Das binbt
nit ungetbon.* Darum foll kein oberkeit (id) underfton wider Das wort
gottes ze kummen, obglych se gerechtigheit darus erfchunt, wie acm und elend
——— — —. — — — — —— —— — Án — — —
1) hinreichen. 9) Maß, Scheffel. 3) erklärt. *) geſucht, gefordert. 5) Herrliche
keit, 9) ohne Wirkung.
442 Son gite unb, menfchficher sexti
Mit: fn find menfchen, und hand den breften der menfchlichen onmacht aes
“mein mit allen menfchen; darum fóifenb fo hören, was gott don: jnen und
allen menfchen erfotbre, damit fid) nieman der armen menfchlidyen gerech⸗
tigheit vernuͤgende bor gott verdammt werde. Denn kurz fo find wir bie
gebot, bero. mir einen teil band anzeigt, (dulbig ae halten: denn es nit
rät, funder geheiß find; das hört nian an dem wort Cbrifti, 9Dtattg. V. 17,
baf er ſpricht: Ir fóllenb nit meinen, bag. ich fumme fee, das geſatz zit
entledigen, funber ze erfüllen. Welche dife meinung bat: Ich bin nit barum
fumme, daß id) das geíag, das nüt andere ift, denn ein offnung bes gött⸗
lichen willens und erforderens, hinnemen welle, alfo bag man fid) beg.
willens gottes nit mee finffen fólle; funder ich bin kummen, das in bens
geſatz bishar nit geoffnet i(t, ze dfinen. Ir hand wol gehört, daß im geſatz
geheiffen .ift, man fölle nit eines andren güt begeren ouch nit fielen.
Welcher nun eins andren güt nit begeret, ber bat vil. unſchuld erlangt
des zytlichen gutes halb. So fer er aber zytlich qut bat, fo i(t nit genüg,
bag er eins andren gut nit begert, ſunder müß er oud) das fin den armen
usteilen. Rue. XII. 33: Verkoufend, das je band, und gebends zuͤ almüfen!
Eich, mit die vollftummenbeit, die gott erforderet, fid hie nod) £tdrer uf;
tbüt! Darzü (damit bie nieman üzid gebrefto) fo hat Cbriftus das aeíat
erfüllt, bag er den willen fine himmelfchen daters für uns onmächtigen et»
füllt bat, welchem nieman genug tbün mag, der in fünden empfangen ift:
denn der mag bie maß der aóttlic)en gerechtigheit nit erfüllen; aber Chris
fius,'der gheiner fünd noch breftens mag beklagt oder bebagt* werden, ber
mag allein die maß, bie gott erforderet; leiften. Darum bat ce das geſatz et»
füllt, zu eim teil, bag ex ung Iuter gfeit bat, was gott von uns welle ahebt
han, daran wir unfer onmacht erferntind, und danebend (id ſelber für uns
geben, und hat erfüllt, bas wir nit-vermögend (denn wir bermögend nüt), unb
hat damit bie göttlichen gerechtigheit erfüllt unb vernugt. Alſo Hört man
aber hie, das, fo Ehriftus erfüllt bat, daß e$ ein geſatz unb gebot ift, alles
was gott von uns erforderet. Die zünſelwerk (ceremonien)- bie shünd nüts
weder zu göttlicher nod) menfchlicher nerechtigheit. Darum find diefelben ab⸗
gethon, ats Chriftus Luc. XVI. 16. anzeigt; darum bekümmer dich nit
darum! Willt bu aber bis uf den boden darvon wüflen, (id bie geünd une
ſerer ſchlußreden. Alſo ift das acfag. durch Chriſtum ernüwret, und ift ouch
abgethon. Ernümeret, bag Ehriftus das, fo gott von ung erfordret, noch ei⸗
genlicher usgeſprochen und geheiflen bat, dann vormals ic befchchen if. Ab⸗
gethon, baf ung bas übertreten des geſatzes nümmen verdammen mag, fe mie
feſtiglich aloubend , daß e$ Cbriftus erfüllt hab, unb uns in bie ewigfeit als
ein pfanb den zügang zu gott bezale. Weliche fin barmhersige that ung
nüwe menfchen macht, unb gott ergibt, indem daß mir fehend unfer on⸗
madıt und fi in gnab, unb werdend dannethin niemer mee benitgig ? an ung
fetbs, bag wir immer thügind, das gott an ung erfordret; oudy fónnenb. mie
bit gnad gotte$ nimmer genüg erkennen und profe, bie fid) fo gnábiglid)
gegen uns hat ufgethbon. Diß alles reicht dahin, daß man erlerne, bag
man bie göttlichen gerechtigheit und gnad (tef fülle prebgen, unb barum
bbeinen menfchen aníeben; ob bee glych forgt, fin onmacht werbe baburd) ge»
— 5) fefangen, darin erfunden. 2) befriedigt.
Von goͤttlicher unb menſchlicher gerechtigheit. 443
offnet: denn ie fo muͤß der menſch wüſſen, was gott von jm erfordre. Und
pitt der glöubig an (inen merken allweg darnider ligen, .aber an gott all»
weg unverzwyflet bangen ,. heil und ufrecht blyben.
Aber muͤß man erkennen, dag man die göttlichen gerechtigheit und
anad ungebinbret (ecce müß, an dem, bag gott ung berbammt, fo fer wir
bero nit genüg tbünb: denn Gbriftus ſpricht Matth. X XV. 41 — 45: daß, die
jn nit ín bem armen gefoust, geträntt, ze herberg genommen-, bekleidet,
heimgefücht und getröft in franfbeit und gefängnuß habend, it das ewig
für verlücht werdend. Weliche ding bon der menfchlichen gerechtigheit nit
geboten werdend: denn bbein oberkeit zwingt ieman zu almüfen, herbergen,
leiden und derglychen: noch, fo wir bad nit thuͤnd, fo werdend wir mit ben
böden in bie ewigen pon geworfen. Noch bil mec der, dem ſolichs empfo-
(en ift ze verfünden, fo er das nit tbüt, wirt ec under die becbammten ges
zätt. Alfo ift nun genüg von der göttlichen gerechtigheit gfeit und bemdrt,
daß man die fchuldig ift by verdammnuß ze leeren, baf our fein oberteit
vermag fölichg verbieten, fo fy cheiftenlich will fon: denn die-glöubigen ba»
benb nit genüg, daß fo allein die menfchlichen grechtigheit haltind, die fy
ertennend ein unbollfummen ding fon, funder babenb fg befundren Luft, ie
mec unb mee fid) nach der- göttlichen gerechtigheit ze geftalten. Und miemot
fo müffenb, daß inen bie erfüllen nit möglich ift: nod) mürft gett unglych⸗
lid in uns; if nüt deß minder bie begird in einem gröſſer denn in bent
andren, nad) dem ats gott fin für in unferen herzen anzündt. Dann et
würft in uns alle ding 1. Gor. XII. 6.
Der menfchlichen gerechtiaheit muͤß man ouch us dem gebot gottes ges
wärtig * und achorfam fon; wiewol fo fo ein arme geechtigheit ift, daB fg
müt anders thüt denn bor dem gröften übel verbüten. Und it dennoch der
menfch vor gott nit gerecht, fo er glych nüt wider fo thuͤt; fo er aber wider
Die thüt, fo. ver(ünbet er fid) wider gott und den menfchen. Die menfchlich
grechtigheit oder oberteit if ghein andre weder der ordenlich gewalt, ben wir
den weltlichen gewalt nennend: denn Der geiſtlich genennet gewalt hat (ines
gebiet keinen grund ud der göttlichen gefchrift. Denn die geiftlichen obren
foll nieman anderswofür ban? weder für die Diener und boten gottes und
usteiler der heimlichen bingen ? gotteé, das ift, für uskünder des heilfamen
worts gotteé, das zu ben ante Chrifti erft bat angehebt allen. menfchen
berfünbt werden, bor® aber verborgen geweſen ift den beiden. Darum ift je
weſen nit ein gemalt oder oberkeit, funder ein amt bee zuͤdienens bed. evan⸗
gelii, als in bem uslegen der ſchlußreden mir gnuͤg gſeit hand. Diſer
menſchlichen grechtigheit heißt ung Chriſtus gehorſam ſyn. Matth. XXL. 17;
Gebend dem kaiſer, das je bem kaiſer ſchuldig ſind, unb gott, das jt gott
fchutdig find! Hie will Chriftus nit beiffen, bap bie ganz welt dem faifee
fhuldig foe geborfam ze (on, funder ben teil menfchen, dee under dem
kaiſer beherefchet ward, den bie er dem faifer gehorfam fou. Hätt ec
das jübifd) bo(f under dem babylonifchen fünig finden, hätt er geſpro⸗
chen: Gebend dem babylonifchen fünig, das jr jm fehuldig find! Alſo fol
man bon einer ieden oberfeit verfton. Qeb(t du under dem künig us Frank⸗
tud), fo gib im, das bu jm fchuldig bift! Alſo durch den bank hinweg. 5
1) bereitwillig. 2) für etwas Anderes Halten. 3) Orbeimniffe. *) zuver. 5) durchge⸗
hends, uberhaupt. | MEE
[|
M4 Won goͤmlicher und menfchlicher gerechtigheit
Denn Ehriftus nimmt barum nieman son der oberfeit ud; daß einer in in
gloubt: er weißt wol, baf wir zü Laftren fo fällig! find, bag wir ein ſchuͤlmeiſter
haben muͤſſend. Darum bat er ouch ben fchakpfennig geben Matth. X VII. 27;
wie mol er den nit fchuldig was, damit er nit unrüm ober ärgernuß gebär.
Petrus fpricht 1. II. 13: € inb. gehorfam aller menfchlichen geſchöpfd
wm des herren willen! Iſt üwer oberfeit ein fünig, fo find jm gehorſam,
als bem, der der höchft oder übertreffenlicheft it, oder den füreren oder vög⸗
ten, bie von jnen gefendt find, zu wach der übelthäteren, aber zuͤ lob unb
prod der rechtthäteren! foie hört man mol, daß Petrus heißt alle glöubigen iren
künigen oder oberen gehorfam (pn, unb feit nüt von finem gewalt, funder
nun bem laylichen 3 gewalt, welchs allein der gemalt ift, den gott verordnet
bat. Es fprechend aber die pänftler: darum foll man uns oud) gehorfamt
fon, daß Petrus fpricht: Ir föllend gehorſam fun alter menfchlichen ges
fhöpfd um des herren willen. Wir erforderend die gehorfame nit ung,
funder gott, daß man uns an der ftatt gottes gehorfam fpe. Antwurt: Bes’
fehend dem mort Petri ben afer? bag: ed.treit etwas anders, denn- jr wänend! *
Cyr föllend alfee menfchlichen gefchönfd gehorfam fun, das ift: Fr glóubi-
gen ſoͤllend aller menfchen (ori, allen menfchen dienen; oder je föllend aller
der menfchlichen ordnung (ktifei) gehorfam fon, bie üch für wirt gefeßt, es
fyind künig oder ander obren! Die mort betrifft alle glöubigen an; darum
mag ein ieder ale wol zu die fprechen, o papft oder bifchof! du fótlift ims
gehorfam fon, als du zu jm foricb(t: er fólfe dir gehorfam fun. Dann fo -
vil Nf wort Petri die dienftbarkeit und fründfchaft der cheiiten gegen eins
andren antri(ft, fo bift bu glych ale mol min fchuldig se fon ats ich bin.
So vit e$ fid) aber darnach usteilt uf die gehorfante, bie man der ober:
feit fchuldig ift, fo bift bu fo mol geheiffen under dem joch aon als ich,
und haft dei gheinen grund in der gefchrift, daß du mir einigerley füree
föllteft des regiments halb zümuten denn ich dir. Denn glych wie bu
ſprichſt: man fot( mir bifchof unb papft gehorſam fon: denn id) bin ein
menfchliche gefchöpfd, Petrus redt alfo; alfo mag oud) ich fpredyen: du
mü(t mie gehorfam (gn: denn id) bin ein menfchliche aefchönfd, Petrus
tebt alfo. Diß red ich nit batum, daß ich inen dag regieren, deß ich gar
nüt beger noch acht, verbunne; 5 funder tag, mwellend fü regieren als bie für-
ſten der welt, fo nit füllind den namen der boten, bifchofen, das ift, wäch⸗
teren , tragen. Wellend fy harwidrum verfünder des ebange(ii, boten und
wächter Chrifti fon, fo ſöllend fy nit herrſchen uc. XXII. 26. Und Icert
dife meinung nit ungehorfame, als die vfufer prallend,® funder jr oberfeit
und gebiet? vermwirret die rechten menfchlichen oberfeit alferithbatb. Und nie:
man ift der oberkeit, von gott verordnet, minder gehorfam bann die genannt»
ten geiftlichen. Dero hat ein iede rott, örden und fecten einen befunderen
teyen.5. Qebenb fy fchandlich, daß fich daran männiglich verärgret, fo gdar
ein rechte oberfeit nit damwider: fg band eigen obren, bie fchlahend fo deg
mit Eappenzipflen,? bald bindend (9 (f? an bratmürft, mie jener den hund)
und mirt die degernug nit gebefret.- Die aber chriftenlich leerend, bie leerend
2) geneigt. 2) weltlichen... 3) Weidfad, Inhalt. *) meinet. 5) mißgönne.
€) die aufgeblafenen Echlemmer prahlen. 7) Serrfdoft, 5) Ordnung, Lebensart.
9) belegen fie mit geringer Strafe.
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 445
der oberkeit aehorfam fom, bie bon gott verordnet it. Wo ‚dero alle , under
jvem zwang begriffen, geborfam warind; wäre vil mee ruͤw und einigkeit,
weder ſo ein ieder, der ein wächter und amtmann gottes will fon, ouch
bari. fürftlich. prachten! und gebieten milf.
Paulus foeicht Röm: XIII. 1-7. alfo: Ein ieder lebender menfch ſoll ben
überteeffenlichen ? oberfeiten oder obren gehorfam fun. Denn es ift. abein
oberfeit, bie nit von gott (pe. Die oberfeiten aber,‘ die find, bie find bon
gott verordnet. Alſo, welcher fid) wider die oberkeit legt, der i(t der ordnung
gotted reiber(tanben. Welche aber widerftond, die mwerdend ir eigen urtei(
oder berbammnug nemen: ? denn bie obren find nit cin ſchrecken oder fordyt
güüter merken , (unber der böfen. Willt du nun den gmalt nit fürchten, fo
thü ved)t! fo wirt dich der gwalt pryſen: denn er ift ein diener gottes bie
zu guͤtem. Ob bu aber bós wurdift thün, fo fürcht dir: denn er treit das
fhwert nit. vergeben, ec ift ein Diener gottes, der da richtet nad) der rüche ®
an bem, der übel thüt. Darum mug es fon, daß je gehorfam foginb, nit
allein von der rüche der ſtraf wegen , ‚funder oud) von bee confcienz wegen.
Denn darum gebend jr ftür: bann fy find Diener gottes, und find gerliffen
baruf. Darum gebend allen menfchen, das jr inen fchuldig find! mem jr
für fchuldig (inb, bem gebends! mem ir aólf, für, 5 gleit * fchuldiq find, bem
gebends! wen je forcht unb eer fchuldia find, dem gebends! Wiewol dife
wort Pauli Har find für ſich ſelbs, wellend wir fo nüt deſt minder nach der
länge handlen: denn in jnen wirt nit allein die ghorſame geleert, ſunder
such, was die oberkeit gebieten foll.
Zum erften heißt gott durch den mund Pauli, baf alle menfden der
oberkeit fóllinb gehorfam (pn: bann alle oberfeit foe von gott. Darus wir
merkend, daß ouch die böfen gottlofen obren von gott find; bod) gibt gott
fötiche obren, damit er unfere fünd ſtrafe. Iſaj. EHI. 4: Syd) wird inen
kinder zu fürften geben, und die ermybfcheten,? das ift, baben, 5 merbenb über
fo herrſchen. Was will uns zu unferen zyten bedunken? Schend wir nit,
daß junger unbefanntee ? fürften, a) obren und vögten die chriftenheit voll
it? Wannen! folltind fo til rumoren , ** friegen und empdrungen anders
uferfton, #_ weder von den jungen hikigen herzen, denen nüts ze bil if
anzeheben , ? des enbed aber baby unbedacht? Alſo mögend wir ouch emp⸗
ſinden, daß die hand gottes da iſt mit der ruͤt; die will uns ſtrafen um
unſer fünd: bann die fürſten unb obren, die glych anhebend der jaren halb
ryfen, find dennoch zum meerenteil noch unetfodyet!* und jro bil ben baben
glych. Alſo ftat es um alf jr zier, Meidung und hof, daß, wer fo anficht,
nerwänt 5 (id) ein (chat der gefpiegleten 15 (comen. anfehen. Ich mit der
tibifden peäffen , 17 (pilen, lichen und andrer unmenfchlicher unabanbe '*
gſchwygen. Dife mütwiller *? find ein (traf. gottes: denn Salomon foricht
oud) Ecel. X. 16: O wee die erdrych, bef fünig ein kind ift, und deß fürs
ſten fruͤ vraffend. Alſo fehend mie unfer mee vor ‚ung: denn Finder ftellend
4) prunten. 2) erhabenen. 3) erhalten. 5) Schärfe, Strenge. 5) Fuhrwerk, Frohne.
6) Weggeld. 7) weibiſche. 3) unverfländige Weiber, oder Puppen. 9) unerfahrner.
10) woher. 11) Unruhen. 12) entfichen. 13) anzufangen. 15) unreif, nicht burdgebifbet.
15) meint. 19) gezierten. 17) Braffereien. 15) Unthaten, Mißhandlungen. 19) Ausgelaffenen.
a) Karl V. geb. 1500, Kaifer 1519: Franz L geb. 1494, König 1515; Seine
sich VIII. geb. 1490, König 1509,
446 . Bon görtlicher und menfchlicher gerechtigheit.
allenthalb uf die regiment ; und die jaren halb nit Linder find, die find (zum
meerteil) tag und nacht ſo voll, daß (9 böfer find, denn: wärind eg kinder.
Laßt man fy bars fummen, fo wirt man ouch bie frücht von jnen ſchny⸗
den. Noch, fo fg ie darzu kummend, heißt ung gott inen ghorſam (on, denn
et wilf unfer fünd mit inen firafen. 1. Det. II. 18: Die knecht fölfend ghor⸗
fam ſyn mit aller forcht zren herren, nit allein fo die guͤt unb fründlich
find, ſunder ouch fo ſy 'anber(t. oder fcheib ' find.
Sie überhebend ſich? aber die mütmilfigen obren , und befeenb fid in
gheiner tugend um ein har, darum daß die predgenden müflend leeren, man
fölle inen ghorfam fon, mie bös fy joi) foginb. Und hebend an jren gwalt
und band an das mort gotte$ und chriftenliche fryheit ze legen, verbätend,
man fölle das mort gottes nit predigen, denn wie ed dem papft gefalle; unb
bie armen confeienzen; die fo lange aot. jämerlich gefangen und gemezget
finb , bie aber ieg burd) das mort gottes ufgelóst ? werdend, bie mwellend fg
nit (cy lafin. Den pfaffen, der iez erlernet bat, die meß foe nit ein opfer,
und will barum den lychnam und bluͤt Chriſti nümmen verkoufen, ben be⸗
zwingend ſy zuͤ gunſt des papſts, daß er muͤß reden, es ſyg ein opfer on
alle gſchrift. Den münch, der bericht ift, daß fin orden ein glychsnery und
richtig wider gott ift, unb hebt (id) an mit der arbeit begon * und chriften-
lid) leben , derglychen die nonnen, die bezwingend ſy widrum in bie klöſter,
in die gefängnuflen der confcienzen. Das ftat in jrem eid oder aborfame
nit, ba (5 über bie ſeelen der menfchen und gwüßne herrſchen föllind: denn
fo vermögend e$ nit. Als wenig fg müffenb, mad in dem gmüt des imenfchen
ftedet, alfo wenig mögend fo das menſchlich gmüt behterfchen , fromm oder
bös, glöubig oder unglóubig machen. Eäfar in hoc potuit juris habere nibil,
foricht ein heidifcher poet: Dec faifet hat mir min gmüt nit mögen beherr⸗
(den, oder die gaben des gmüts nemen. Nun ift die leer Chrifti nüt an»
ders, benn ein erlöfen der confcienz. Joh. VIII. 36: Wenn dd) die watbeit
erlöfen wirt, ſo werdend jr mwarlich fry. Das menfchlich gmüt wirt vom
tieman erkennt, denn von bem einigen gott. Alſo mag es ouch nieman
wyſen meder der einig gott. All bie wyl gott den menfchen nit fry machet
im gmüt, fo i(t ee nit fen; fobalb er aber (ey iit, fo mag jn nieman mee
erfangen machen; und ob man jn alych zwingen will anderſt ze glouben,
befchicht e$ nit. Deßhalb müffend die mütenben befchirmer des papſtes tyran⸗
nen an jnen werden, mic Nero und Domitianus gſyn find, ec fü jte amüt
verändren mögend. So (o aber das thün merbenb, fo fol man jnen nit
afétgig ® fon: denn wir chriften hand ein regel, daß mit ee den tod erlyden
(óllinb, ee wir von der erfannten warheit wuchind oder fü verfchwugind Luc. .
XII. 4. Darum foll nod) mag ghein fürft qebüten , das wider das wort
gottes it, ober daß man das mort gottes nach des menfchen gefallen fölle
predigen: denn fobald (9 das thund, füllend bie boten gottes forechen: Man
muf gott mee ghorfam fon weder den menfchen Yet. IV. 19. und V.29; unb
welche das nit thuͤnd, als mit etlich febenb, bie us forcht Chriſtum und den
belial unberftonb. zemmen ze Enüpfen, die find mare fälfcher des worte got⸗
tes, das (uter will geprediget, und nit mit dem majfee des mienfchentande
vermifchet werden Iſaj. 1.22. Sobald nun die fürften gebietend, das wider
1) (chief, fihlecht. 9) ftely werden. 3) befreit. 4) abgeben. — 5) folgfam.
Von göttlicher unb menfchlicher gerechtigheit. AT
die göttlichen warheit fteyt, ober diefelben verbüt: 10 fülfenb , die dern wort.
gottes glouben ‚gebend , ee den tob erlyden, denn P davon wychend; thuͤnd
f9 das nit, fo find fo ouch nit nachgänger Ehrifti. Aber biB foe fet bom
üd), frommen abren, daß je üd) ienan * unberftanbint wider gott ze fechten:
‚denn das wäre gar vermeflen, und möchte dennoch nit 3d finem. end gebracht
werden. Denn e wäre dem menſchen möglicher den himmel herab ryſſen,
weder das troftlich mort gotted usrüten: himmel unb erden vergond, aber
das wort gottes nit. Darum foll (id) darwider ghein oberkeit legen, ober
es wirt (9 zerkniſten.“ Alſo findend wir bie ein (tud, darin ntan der ober⸗
Beit nit fchuldig ift aeborfam ze fon. Von andren geboten wirt hernach kummen.
Zum andren felgtin den worten Pauli: Die obren find nit ein fchreden
oder forcht güter werten, funder der böfen. Hie hörend wir aunt erften,
daß die böfen gemüt, bie aber nit offenbar find, von den obren nit mögend
geftraft werden: denn (5 mögend die nit erkennen, bis daß (9 mit den werfen
usgefaren find. Darum fpricht Paulus nit, daß ſy ſchreckind oder pinginb
die böfen gedanken oder gmüt, funbee die böfen werk. : Darus aber ermeſſen
wirt, bag die menfchlich grechtigbeit ein arme grechtigheit ift, wiewol man
jro als notburftig i(t ale eflens: denn fy fummt erft und fteaft, nachdem das
übel usgebrochen ift, bad aber vorhin langeft im gmuͤt vollbracht ift, welchs
doch gott allein erkennt. Weliche morb, verrätery, andre derglychen uffáls ?
angefchlagen unb nit vollbracht Gabenb, mwerdend under die thäter gezält:
denn das einer hat gbören anfchlahen mit andren, das iſt ouch usgebrochen
und der that ein anhab. Diß hab id) von der übrigen 5 wegen gſetzt. Daß
aber die obren nit ein ſchrecken oder forcht guͤter werken ſyind, muͤß ie da
bar kummen, bag fg wüſſind, weliches güte werk foginb, welche böfe. Wo
weilend (5 das erlernen anderft weder in dem wort gottes? darin finbenb ſy
bic unbetroglichen warheit. Darum ghein (eer bas. 3 eim regiment unb
oberkeit dient denn die leer Chriſti: denn die leeret, was guͤt, was bös ſye,
und leert nit allein uswendigen fromm fon, ſunder den obren mit dem un⸗
derthonen fuͤrt ſy zu inwendiger frommkeit und zu meerer vollkummenheit
denn bie menſchlich grechtigheit erfordret, und gibt jnen beeden für, mas bös,
was guͤt ſye, macht fo oud) einer meinung; nit daß einer für güt habe,
Das der ander darfür nit haben well. Nun fidt man aber in dem: bil
ſpans fummt allein da dannen, daß wir nit alle bem einigen wort gottes
gloubenb , nit allein us dem felben lernend, was bös, mat güt for. Byſpil:
Daß ein nonn, münd) oder pfaff bie. ee beziche, das ift vor gott und den
menfchen recht unb eerlich: denn gett. redt durch Paulum 1. Gor. VII. 2:
Welche nit reinlich (eben mögend , föllend zu der ee gryfen; unb by allen
unglöubigen it bit ec oud) eerlich. Die päpſtler laflend e$ nit nad). ie
wirt ein fpan. Der papft bat fine bid), bie jm byſtond; die ruͤmend die
reinigheit fo (d)ón (gebruchend aber (id) oft daby einer fo unmenfchlichen
unreinigkeit, bag es ein ſcham ift ze gedenken), dag fy bie oberfeit verwirrend;
und durchächtend durch die-die armen brefihaften menichen, batum bag fy
lieber hand wellen göttlich unb eerlich leben weder ſchandlich. Wie fol man
jm denn thün? Man foll nit dem menfchen (ofen, funder dem waren mort
gottes. Und fo wir findend, daß bie et von gott gheinerley menfchen ver-
(V irgendwo. 2) zermalnen. 3) Nachſtellungen. 4) Anfang. 5) Streitfüchtigen.
M8 c Bon göttlicher und menſchlicher gerechtigheit.
boten iſt, fo ſoͤllend wir die unſchuldigen menſchen mit unſerem givalt gar
mit beſchweren. Levit. XIX. 13: Du ſollt dinem ebnen menſchen nit unrech⸗
tes oder ſchmach oder nachteil zuͤfuͤgen! du ſollt jn ouch nit mit gwalt un⸗
derdrucken! Was ift nun, die ec den bishar verwänten geiſtlichen verbiegm ,
anders weder mit gwalt underdeucen? Denn die ce ift gottes unb der men-
fchen halb eertich; aber den bifchofen it (9 unlydenlich: bee fädzoll * gat
nen damit ad. Alſo müß es ie gwalt fun, da weder gott noch menfchlich
recht ein ding verbüt: denn gung über bin ſtatt⸗ und landbüch , fo findeft c$
tit; allein der papft verbüt es. Darum verfündend fitt alle obren, bie bas
fttafenb, das by gott nit unrecht ift: denn fy föhlend fid) der rechten werfen
zu ſtraf nüts annemen. y difem byſpil foll man alle andre händel verfton,
von bero wegen man uf den hütigen tag zangget. Findet man das wort
gottes darum: fo foll dasſelb allen ſpan entſcheiden. Findt man es nit da⸗
rum: ſo ſoll ſich deß nieman bekümmeren, darum man zangget: denn wir
fölfend zu dem wort gottes nüts thuͤn und nüts darvon tbün Deut. IV. 2.
unb XII. 32,
Hie ſprechend aber die päpftler: Paulus foricht 1. Cor. VII. 20: Ein
ieder foll biyben in bee berüfung, in bero ev it. Alſo föllend bie in örde⸗
nen (inb, darın biyben. Sy hand reinigheit verheiffen; bie (Olfenb (y billich
halten. Untwurt: Ye thuͤnd der gfchrift bie.gwalt an giychwie ouch an
allen orten, daß jt bie uf üwer anfechtung ? ziehend. Paulus redt bafelb(t
nit von der berüfung der confcienz oder von der Berufung zu chriftenlichem
glouben, funder redt er von des Inbfalls und Iybsgeftalt wegen, als bie vord⸗
rigen und nachgehnden mort eigenlich anzeigend. Lybsgeſtalt verfiand alfo:
Welcher ein ub was, der bat an (inem lychnam die bſchnydung. Als nun
die beiden zu hriftlichem glouben famenb, vermeintenb die Juden, fo müg-
tinb oud) nach jrer Inbegeftalt befchnitten werden. . Daruf tebt Paulus: S
einer unbefchnitten zum glouben kummen , fo darf er nit erft befchnitten wer⸗
den, funber in was gftalt er afgn ift des [963 Balb, ba er zum glouben
fam, in bero foll er binben. Des lybfalls halb verftand alfo: Was einer
eines herren eigen, fo ward er durch den glouben der Iybseigenfchaft halb
nit fry. Alſo find dife mort Pauli mee wider üch, lieben päpftler, mebee mit
fid. ‚Denn Paulus foricht: der unbefchnitten ſoll nit befchnitten werden. AL
fe föllend oud) jr bie menfchen alfiveg in dem lybsſtand laflen blyben, in
. dem fo zum glouben kummend. Dann mas ift ein orden oder futt anders,
denn die brídyngbung an'n Juden was, ber aftalt (5 hie von Paulo gebrucht
wirt. Difen 9n3ug ? hab. ich darum gethon, bag ich in bem entichlieflen *
der actifien des gegenwurfs vergefien hatt. Andre gegenwürf findeft du da
ſelbſt verantwurt.
Sum dritten folgt, daß ber gwalt ben, der recht thuͤt, profe folf, glych
wie ce ouch den übelthuͤenden ſtraft. Man hätte zu unſeren zyten fürguͤt,
daß etlicher gwalt nieman pryſe, als ouch beſchicht; wenn er nun die recht⸗
thuͤenden beſchirmte. Alſo iſt nach minem dunken hie pryſen für üfnen,
fürdren und beſchirmen geſetzt. Denn it fo ghört bem gwalt zü, daß er die
unſchuldigen befhirme und Die blöden fchar der mitmen , waifen unb under.
drucken Iſaj. I. 17.
3) Bettzoll. 2) Intereſſe. 7) Anzug. 9) Auslegen, Erörtern.
Don göttlicher unb menfchlicher gerechtigheit. u 149
Sum vierten, daß die oberhand ein Diener gottes it bie 3d. gütem: denn
er will dennoch, daß wir ein frib(am. (eben fürind, eb wir giuch fuft ſiner
grechtigheit nit glych eben Ichend. Als Paulus 1. Zim. II. 2. ouch (tert:
dag wir ernftlich (óllinb Bitten füe bie oberfeit, damit ung gott verinbe, daß
wir ein fridfames ftilles Leben fürinb in aller gottshuld und ernft. Alfo
bient bie oberhand gott, wenn ſy die (toffenben wider t bámmenb, ? vor denen
die blöden fdyifli funft nit möchtind binfummen, ? das ift, voe denen, die in
jren anfechtungen und begirden fo unfinnig find und frefel, ba fo jren
sddftm verunbillen gdörend, nun daß jren anfechtungen gnüg befchech. Alſo
ift es ein bien(t gottes, wo man bie böfen ftvaft.
Sum fünften, ob bu aber bös wurdiſt tbün, fo fürcht tir! Es ift vor
anüg gfeit, welchen meg. bie oberkeit erkennen mög, was güt oder bös foe.
Kun hörend fo abermals, daß inen allein der bös in jr (ttaf empfolen ift.
foierum, frommen obren, enthebend ümre händ pon ber (traf ber armen
fódflinen Chrifti. Wenn fp nit wider gott thuͤnd, fo thuͤnd ouch jr nit
wider gott, bag je im fine unfchuldige fchäfli unverdient antafchind unb ver⸗
tümmerind. Denn aller oberfeit wirt in aller gſchrift treffenlich gedröuwt,
wenn ſy die unfchuldigen müjenb * oder ftrafend. Lis Mich. III. und VII.
Zum fechsten : denn ec treit bas ſchwert nicht vergeben; ev ift ein diener.
gottes, der da richtet oder ftraft nad) der rüche an dem, ber übels thut. Hie
beftimmt Paulus den bruch bee. obren oder richteren, daß f9 zuͤ erzeigen,
was jr amt fpe, das ſchwert tragind, damit fy bon den böfen gefürcht, unb
von den guten lich gehebt mwerdind. Sy ftrafend ouch nad) der rüche, nit
baf (o9 rücher oder härter (trafen. (dllind, weder bie fchuld verdiene; funder
nad) der rüche heißt bie als vil als: nachdem fid) der menfch bat gdören mit
üffeelicher unbilf fo unverſchamt ufthuͤn, bag er finen nächften afhädiget;
(o foll der richter oud) mit üfferlicher vad) an im howen,“ nit fánftlen, ©
da man grofles übel begangen bat, als Eli thät. Man ficht ouch an difem
ott, daß dife meinung von der oberfeit den papft und finen fafel nit bebüt:
denn ec treit ghein ſchwert und foll ouch gheins tragen. Denn Chriftus hat
Petrum geheifien fin ſchwert unftedden, und den jüngeren geboten, daß fy
gheinen (tab, damit fo fchlahen möchtind, mit inen tragen fölltind; wol hat
er inen cinen ſtab erloubt zu hilf des wege Marc. VI. 8. Daß er aber
bas (dert zuckt, und damit fichtet, bebüt mir gwüß, daß ev mit bem fchwert
foll umkummen; gott geb, wenn das gott fügen werd. Denn Ehriftus (ügt nit.
Sum fibenten vedt gott wyter durch Paulum: Darum mug e$ (on,
baf ir gehorfam foginb, mit allein von ber rüche wegen, funder oud) bon
der gewüßne wegen. Was fónnenb wider big ſtark mort. alle päpftler?
Gott fpricht: es muß (on, daß je dem gewalt, ber bas (dert teeit, gehor⸗
fam muͤſſend fon; verftand in den bingen, bie das Inblich leben, gefellichaft
und feündfchaft, ja überall bie menfchlichen gerechtigheit anteiftt. Hörſt bu
nit, papft unb pdpftinn? es müß fon. So gang oud) herab, und bis bem
wort gottes gehorfam! und hör, was dir der fag, ber das fdymert treit! unb
nimm dich der menfchlichen gerechtigheit nüts an! Chriftus bat (id jro
qud) nüts wellen annemen. Denn bo einer zu jm ſprach: Meifter, reb mit
1) Widder. 2) zurüchalten. 3) fortlommen, gedeihen. *) mühen, plagen.
5) i$n (lagen, zlchtigen. 9) mild feyn.
Zwingli's ſaͤmmtl. Schriften I. Bd. | 29
A50 Bon gbttlidyer unb menfchlicyer gerechtigheit.
minent brüder, baf er das erb mit mir teil! gab ee jm antwurt: Wer bat
mich einen vichter oder erbteiler über üch gefeßt Que. XII. 14. Oud) fprady
et zu Pilaten: Min euch ift nit us bifer we. Wäre min tod) us diſer
welt, fo wurdind mine Diener one zwufel für mich firyten sc. Hör aber,
0 papít, daß Cbriftus nit will für fid) gefteitten haben! Darnach, was mef-
(end jr ‚päpftler darzuͤ fagen, das gott durch den mund Pauli redet: baf je
nit allein von furcht der ftraf wegen funder von der confcienz wegen ge⸗
borfam fon ſoͤllind; darum daß e$ gott geheiflen hat und ſelbs gethon.
Cbri(tus bat (ince müter namen angeben ze Betlchem; er hat dem faifee den
fchakpfennig geben; er hat ouch geheiflen: gebend dem kaiſer, bas jr jm ſchul⸗
dig find! sc. Welcher nun wider gott thüt, der verletzt fin confeienz: denn
die confeienz oder gewüßne wirt nit verlegt, denn allein wenn fo weißt, bag
ſy wider gott gethon bat. Denn weift (y aber, bag fo wider gott tbüt, wenn
ſy (inem wort nit folget; und weißt aber das nit, fy aloube denn von erfien
bat in gott, daß ein gott ſyge, und daß et jto gott foe; und demnach atoubt
fn (inem wort. Us dem ermeflend je pänftler, bag je unalóubig find!
Denn gloubtind je in gott, unb daß er üwer gott wäre, fo gloubtind je oud)
(inem wort. Gloubtind jr (inem wort, fo wurde üwer confeienz oder at»
wüßne ber(ebt, wo jr miber fin mort thätind. — 9(((o zeigt, bag jr wider das
wort gottes menfchlichen heerfchen wellend, an, daß je ahein gemüßne uns
gott hand. Denn hättind jr gewüßne, bie gott fdechtind: fo beſchirmtind je
üwren prad)t nit: denn je fähind wol, daß er gott wider ifk; funder je er-
gäbind dd), wie oud) ein ieder fünder thüt: der fünbet mol, aber er bekennt
(i einen fünder fon, unb ift nit gottloe. Aber, fo je gedörend wider das
heil wort gottes fechten, das zeigt eigenlich an, daß jr gottlos find. Aber,
o alle chriftenmenfchen, find der oberfeit gehorſam, bie ung die menfchliche
gerechtigheit ufenthalt ,? damit wir ein feidfam ftilf (eben fürınd! Sind ouch,
jr obren, fo gefliffen des vedyten und güten, bag je nüt gebietind, das wider
gott. fpe! oder aber jr wurdind bie confciensen wider üch verließen und rich
ten, die aber fuft veríest werdend, fo ſy dd) recht gebietenden nit gefölgig
find. Summa, e$ ift dir, pap(t und bifchof, pfaff, münd), nonn! fünd,
wo bu der oberkeit mit dem ſchwert nit gehorfam bit. Das wort mögend
je mit allen üwren kräften nit bredhen.
Zum achten: denn darum gebend je ſtür: bann fp find diener gottes,
unb find gefliffen daruf. Hie hörend wir, daß wir denen, fo die menfchlis
chen gerechtigheit (cbiemenb, für zü jrer narung fhuldig (inb. Da brit?
der oberkeit nüt: ſy begrafend? (id) in aller welt fo redlich us dem mort,
dag mee (org ift ze haben, daß etlich ze bil heifchind weder ze wenig. Und
find vil obren, denen man billich ein maß gäbe: fo ungemäßlich haltend fu
ſich gegen jren armen befolnen. Die find glych wie die päpftler aottlos; noch
fol man fo dulden, bis daß gott ein bernügen an ung hat: ee wirt «$ wol
tónnen ſchicken.
Sy find gefliffen baruf. Das ift, ſy find barum fürge(ebt, bag ſy
die böfen firafind unb bie frommen ſchirmind; daruf fehend fü ernftlich!
Sehend je obren nit ernftlich uf, daß bie böfen geftraft, bie frommen ge⸗
ſchirmt merbinb; und wellend dennoch die für und ſchoß und bilfen ftof
1) erhält. 2) gebricht. >) füttern, nähren.
Bon göttficher und menſchlicher gerechtigheit. 451
haben: fo laßt (id das feil deren, bis e$ nüt mee erlyden mag. Demnach
, Sft ze beforgen , bie fal werde der befte husrat. Es find under vilen obrem
mifbrüch, bie (trafen$ und beßrens fo wol dörftind als etliche geiftlichen.
So fy aber ie (id) nit befieren wellend, funder jires gepöchs teöften, wirt
gott wol um einen richer! fined volks (eben: er wirt in ee von feren landen
bringen; er bat über die kinder Iſraels ouch alfmeg gefürt, bie jnen jren
(o gegeben habend.
zum nünten redt gott durch Paulum: Darum gebend allen menfchen,
das je inen fchuldig (inb! Sie höret mar ben mütwillen der foenben Chriſti,
bie allenthalb fcheyend, man leere mit dem evangelio, bap man nieman fülle
bezalen; und Heißt aber gott, man fülle einem ieden geben, das man jm
fhuldig fot. Nun fummt die fchuld dahar, daß wir bad gebot gottes nit
haltend: Du folít dinen nächſten ale lieb haben ale dich felbs! Denn’ mo
wir das hieltind, fo Hulfe, der etwas für hat,? vom jm felbs bem manglen-
den. So wir aber das nit haltend, fo find die frücht unb bab difer welt
in dee menfchen eigenfchaft? fummen, und haltend bie 9n, das gott (ry uns»
ertouft hat geben. Denn was gebend wir jm um die frücht, bie er ung
täglich gibt? Darum nun alle ding find in eigenfchaft kummen, fo leenend
wir alle, daß wir fünder find; unb ob wir von natur nit wüft? wärind, fo
wäre doch die eigenfchaft ein groffe fünd genuͤg darum uns gott verdammte:
denn, das er uns fry gibt, das machend wir eigen. Vor diſer ſünd iſt der
bettler nit. ſicher: denn e$ iſt cim ieder menfch eigennützig etlichen meg.
Darum nun us der eigenſchaft nit unruͤw oder übels kömme, gebüt gott uf
unſeren breſten: bu ſollt niemans guͤt begeren! Hie ſehend wir mol, bag diß
gebot erſt uf die eigenſchaft muͤß kummen ſyn. Und iſt uns diß gebot ouch
ze fchwer: unfer fleifch halt e$ nit; darum gibt gott bas lest gebot von des.
zytlichen gütes wegen: Du follt nit ftelen! Hieltind wir das: Du follt nie
mans güt begeren! börfte man be: du follt nit fielen! nüts. Welicher
aber bie übertvitt, ber bricht bie aemen -aber notdurftigen menfchlichen ats
rechtigheit, unb bricht oud) bie göttlichen: barum fallt er in bie bdnb de
menfchen als wol als in die händ gottes. Daß nun joch die hand der mene
(ben. vermidten werde und menfchliche fründfchaft gehalten, fo heißt uns gott
allen menfchen geben, das wir inen fehuldig find. Ich will bie von viererley
(djutben fagen: von (dutb, bie us foufe und verfoufen fummt, von
fchuld ber zehenden, von fchuld ber zinfen, von fchuld des müchers. |
Don fchuld, bie u$ ufrechtem koufen unb verkoufen kummt, ift, ob gott
will, ghein chriftenmann, ber ba meinen mólíte, bag ev ba nit füllte leiſten
unb bezafen, das er verheißt, und wert batum nimmt. Denn, weldyer der
meinung wär, der mwöllte ein röuber oder dieb mit. gewalt fon, unb fiele
billid) in die bánb bet oberfeit, zu dem, daß er bor gott ein dieb wäre.
ffBo aber betrug in dem fouf befchähe, weißt ein tede oberfeit wol, mit fü
den aberwandel® heißt tbün. Es wäre oud) lang hie ze fagen be contracti«
bus, bad ift, von handlung des berfoufenó, verftelleng, * verdingens ꝛc.
Diſe ſchuld iſt man vor gott und den menſchen ſchuldig.
Zehenden. Von zehenden, die der layen ſind, alſo daß der boden jro eigen
1) Rächer. 2) vor, übrig hat. ?) Eigenthum. 9) häßlich. 5) Entſchädigung.
6) —* 7) Bedingens,. Ä
452 ‚Bon göttlicher unb menichlicher gerechtigheit.
it afyn, unb babenb ben verlihen um den achten, nünteh, oder zchen-
ten, ja etii um den fünften teil, nimm ich mid) bie nit an ae reden.
. Aber von den gehenden, die der geiftlichen find, oder bon inen erfou(t, (mie
wol bie falfchen päpft wider jre eignen recht band getbon, daß ſy Die zehen⸗
den band in der befunderen (agen. händ laſſen kummen. XVI. q. 1. c.
Quoniam unb XVI. q. 7. Deeimas quad. Roch hand die biderben lüt je
bouptgut darum gegeben, und gloubt, mie ed der pap(t laſſe befchehen, fog
jm recht; deßhalb man jnen den ufrechter * ſchuld fchuldig ift, denn fo hand
in erfouft. Was aber ein oberfeit darin vermöchte,? wirt bald bernad
fummen) fag ich alfo, daß die ein ieder fchuldig ift ze geben, fo [ang das
ein oberfeit gemeinlich heiſſt. Es mag ouch den ungehorfamen bie ober-
keit (trafen, fo et den nit geben wöllte: denn ed ift ein gemeine verhellung ?
der oberherren, und find uf bie verbellung alle fóuf beíd)eben, alfo daß
die güter, nad) bem fo zehendes fep find gfon ober nit, oud) barnad) wol-
(eil oder tür erfouft find. Welcher nun wider bif gemein verhellen ber
oberfeit für fid) felbs den gehenden nit geben wöllte, der wöllte wyter rei»
chen , denn im mit ufeechtem vedlichem fouf gegeben wäre, welchen fouf die
oberkeit für gerecht und (ertig* halt. Alſo miberftünbe ein fölicher der ober:
feit, und welicher der oberfeit miberítünbe, ber miber(tünbe gott, wie vor
it anzeigt. So fer aber ein ganz vegiment, das ſoͤlchs befchirmen möchte,
nachliefle, daß man die gehenden nit mee geben füllte: fo mußte dasſelb regi⸗
ment vorhin oud) erkennen ‚© daß denen, bie gehenden hand, genüg darum
befchähe, ober aber bie, fo die güter. bdttinb, hieltind in, das (p nit ecfouft
babend. So lang aber liche nit gefchicht, foll ein ieder den zehenden ges
ben, mie die oberhand beifiet, und gheiner für fich ſelbs üzid gemwaltiglich
füenemen, ober aber er fiele in das urteil bee. vöuberen ober dieben. Es
ift aber hieby der oberhand eigenlich ufzefchen, daß die zehenden nit mif.
breucht werdind; und mo das befchähe, bag fü dasfelb befre. Denn kurz,
ftraft fg bie mißtbat nit, fo ift fo ein unredliche oberfeit; darum ſoll fo (id
nieman laflen irren. Es maa ouch ein ieder erme(fen, bag, vo man ewig⸗
Lid) fid)t ein ding mißbrucht werben, da findt man zum lesten meg, baburd)
der mißbruch wirt abgetbon; und befchicht (ólid)$ etwann mee mit unge
füme und unorbnung weder mit zytigem rat. Dife Eurze meinung enbüt
ich mich ze erhalten mit der gefchtift. Daß aber hie ghein hitziger Lönnte
fagen: Daß bu bie an ein oberfeit, bic (ólicbé mit jrem ſchirm erobren
mag, feeit, bas zeigte an, daß man bie meß für ein opfer müßte han,
dab man zum pfaffen um nachlafien der fünden mußte loufen, bag man
das evangelium müßte nach des pap(té mütmillen predigen, unb derglychen
andre (tud. alfo bruchen müßte, bis bag es ein oberfeit bie(fe anderft bruchen.
Antwurt: Nein. Dan bedarf die oberfeit darum nit erfüchen: denn bie ift
nit über das mort gottes und cheiftliche fenheit geſetzt als über das aptid) güt;
wie bor genüg i(t anzeigt. Sunder, ob die oberfeit glych wurde reden , als bit
Cyuben mit den boten Chrifti Act. V. 28: Wir hand üch hoch verboten , daß jt
difen handel nit leeren fölltind , fo föllend bie prebiger bed mort gottes fprechen:
Unfer herr Chriftus Jeſus bat uns vor gfeit, daß mir um finetwillen. werdind
. 3) richtiger. 2) geftattet fev. ?) Suftimmung, Geſtattung. 9 mit Recht zuge:
ſprochen. °) verordnen,
Bon göttlicher und menfchlicher gerechtigheit. 453
für fünig ‚ fürften, vögt oder obren gefürt; aber hat daby geheiffen, daß wir u
nit fürcheind, ob fo ung qund) den lychnam neminb: denn fo mögind der feel‘
‚ nit fchaden. Hierum (tonb wir hie und redend mit ben apoftten: Wir müffend
gott mee gehorfam fun weder den menfchen. Gott heißt uns fin wort eigenlich.
predgen und darin nüt verſchwygen, bod) zu rechter zyt. Alfo, wellend jr obren
chriften fon, fo müflend je uns das heiter wort gottes laſſen predgen, und e
demnach [affe würken: denn jr find nit herren über die feelen und confcienzen
der menfhen. Wellend je bad nit erinden: fo merbenb ir den unglöubigen
Juden und heidifchen torannen glych werden ꝛe. Alfo mecfenb mie mot, daß
der gemalt, den bie oberkeit über unfer 3ot(id) gut unb lychnam hat, über
die ſeel nit reichen mag. So nun zehenden geben das zytlich güt antrift, fo
ſtat es an einer oberkeit, die recht ze heiſſen bruchen und geben y ober. ein
andren meg 3e verwandien; t doch allein one verletzung gemeiner menfchlicher
feündfchaft und gerechtigheit. Laß abermals fton, us was rechten man ben.
zehenden geb; unb fo das ein genuͤg gewaltige ordenliche oberkeit erfordret,
will id) dasfelb gern helfen ergründen und erjagen us der gefchrift.- |
Sins ift man aud) fchuldig ze bezalen 55 dem aebot gottes: Ir ſoͤllend
alten menfchen geben, bad jr jnem fchuldig find. Denn ftir dag? die eigens
ſchaft ungebrochen ift, fo mag ein oberfeit nieman zwingen, daß er dag (in
one teoft des mwidergelteng oder nutzes uslyhe. And find aber mir nüt bef
minder ſoͤlichs us dem gebot gottes fchuldig; bannenbar Chriſtus die rych⸗
tag unrecht oder unfertig nennet Lucä XVI. 9, daß on zwyfel der boden
unb die frücht der erden gottes find Palm. XXIV. 1, unb (aft ung die
onvergolten befißen und nieflen. Wir machend aber unfer eigen , das gottes
it; das laft gott der aeftalt nach, daß wir dennoch fine fchufdner darum
find; und find ouch daby fehuldig das zytlich allein nach finem mort und
gheiß ze brudyen. Dife fd)u(b gat nimmermee ab. Darum ein íeber, ber
das zytlich nit brucht nad) dem millen gotte$, vor gott ungerecht ift; ob er
e$ alych nit brucht wider bie menfchlichen gerechtigkeit. Darum Chriftus
bie rychtag billich ungerecht nennt, zu eim teil, daß mit eigen machend, das .
gottes ift; zum andren, daß wir, bas gottes ift, darüber er aber uns (aft
ſchaffner fon, nit nad) finent willen bruchend. Alſo find ouch alle 3in$ uns
göttlich. Zum erften, daß alle ruchtag ungerecht (inb; darus mie ermeſſend,
marum Chriftus geredet habe, daß es ringer foe; daß ein kämel durch ein
nadelloch gefchlöuft werde, weder daß ein rucher yngange in das rych der
himmlen. Verzage aber bie nieman! die anad gottes ift gröſſer dann un»
fere. miſſethat. Doch müflend wir fchlechtlich, bie rychtag aotte? fun et»
kennen, unb ſy allmeq bereit haben zu der! willen und bienft gottes, und .—
fon, glychfam mir fo nit habend; oder ich Pann nit verfton, mie ber vod)
alóubig foe, fo er fin Berg by dem zytlichen (dat) hat. Nun hat ers aber
darby, menn ec den nit nad) dem willen des herren allzyt gerüft bat, und in
nit nad) bem brucht; kummt ie.da dannen, daß er den (dat) höher halt weder
gott. &o er nun der geftalt nit aldubig ift, fo mag er ouch nit felig werden,
Zum andren find die ging nit göttlich, daß ung gott heißt Inhen oder wechfel
geben? und nüts barbon hoffen uc. VI. 35. Erod. XXII. 3. So nun
bie menfchen bie ding, die f eigen habend gemacht, dem bürftigen nit hand
2) ändern. 9) fobald. Ntauſchen.
454 Bon göttlicher unb menfchlicher gerechtigeit.
one nu oder wibergelten wellen fürfeken; ba dannen i(t fummen, baf die
arm menfchlich gerechtigheit nachgelaflen bat, daß der entinhend dem Ichner
ab bem, baruf er jm glihen bat, nach anzal der (umm frücht liefle werden,
ouch nach anzal der gewächsnen früchten. Alfo: Iſt das aut 100 guldin
wert, unb ber entlehner nimmt 50 baruf, fo ift ex fchuldig Halbe frücht
dem Ichner ze laflen; bat er 25 daruf ent(ebnet, fo ift er den vierteil früdy
ten fchuldig sc. Alſo müffenb.e$ bie juriften verfton, wenn fü ben zins be
ſchirmen? wellend, er ſyg ein frücbttouf. Und wärind warlich nach menſch⸗
licher gerechtigheit bie zins nit ein grofle befchwerd, fo fy dergeftalt gebrucht
wurdind; wiewol fy vor gott nüt deß minder ungerecht find, mie vor gfeit
ift. Aber baf einer ab cim gut ober ader oder wyngarten sine geben nutf,
den je juriften ein früchtlouf oder brud) nennenb, gott geb jm werdind
feicht oder nit, das i(t doch gar ze bil, Und nimmt mich wunder, daß, die
das concilium ze Cofteng oder Bafel befeflen babenb, joch nach menſchlicher
aerechtigheit fo unbefinnet find afon, baf fu fo ein unbillich ding habend
nachaelaflen, das unglöubigen fürften warlich ze bil wäre under jrem volt
nacdhzelafien. Warum band fo nit uf das mort Ehrifti gefehen: Ir föllend
(5be und nüts barbon hoffen? Wie hand bie falfchen pfaffen num gdören
barbon reden und handlen?. die da billih fól(tenb bie fürften barbon ges
ſchreckt haben , ob die ſoͤlichs für fid) felbe hattind fürgewendt.? Aber daß
fo fid) der gehenden nit veenügt band, funder inen felbs oud) erloubt zins
3e haben, das zeigt mir eigenlich an, bag fn fölichen nachteiligen zins uf
gebracht habind. Lüg, mo find ie; die ber(ognen bladerer: ja bie concilia
werdind im helgen geift verſammlet! Gibt der heilig geift wider gott an?
Koch, fo bie gemein verbellung den sinefouf halt und beftät mit brie
fen und figfen der oberfeit, fo foll ein ieder zins geben von dem houpt⸗
gut, das er wolbedacht an fin eigenthum barum genommen bat; oder aber
er betrübte den menfchlichen feiden. tnb das red ich allein von denen zin⸗
Ten, die nad) dem ynſatz der menfchlichen gerechtigheit (die aber bie gar
nach? anderft möchte genämt werden: denn, bie den zinskouf babenb angefe
ben, band das wort gottes nit angefehen noch das gefab der natur) erfouft
find von 20 eine. Er fünbete ouch wider gott, ber heißt eim. deben geben,
das man im fchuldig for.
Aber die oberkeit folít ernftlich unfehen* in den mißbruch der zinfen.
Und wäre min rat; und raten ich bie als ein meníd), mie Paulus oud) den
Gorintbern tdt 1. Cor. VII. 12. Denn fo id) dag wort gottes Leeren (olf,
fo ſprich id: je füllend Iyhen unb nüts darvon hoffen. Aber bie fo
ich ie fid), daß wir an bie follfummenbeit der göttlichen gerechtigheit nit
ſchmecken mellenb, 5 fo rat ich: bag alle, bie zins habend, bie fumm des guͤ⸗
tes, daruf fo e$ babenb, lieſſind (ddben, und nemind demnach järlich nad
der anzal bes. gelihnen geltes ein teil der feüd)ten. Suſt (org ich fter übel,
. baf fid) vil meníd)en mit dem zinsnemen noch mee. befchmerind, weder
menſchlicher blödigkeit möchte nachgegeben werden; namlich bag fg ouch in
wol bedachter bosheit ſchälk vor gott gefcholten werdind. Hierum, ie te
éd) das wort gottes, fo füge nieman ze forgfältig, mie ee melíe fin leben
1) vertheidigen. 3) vorgebracht. 3) nahe, beynahe. *) verbauen dem — 5) an —
keinen Gefallen finden.
Von goͤttlicher unb menfchlicher gerechtigheit. 455
fürbringen. * Gott foyst die vappen und ander vogel, die nit zemmenlegend
oder bufenb; er beBleidt bie blumlin der Heid. Wie vil. find mit mec wert
in den ougen des herren? Eja, fo wirt ex euch uns und unfere kind fpufen.
Dife groffen mißbrüch kummend alle us. ungloubnuß und unerfanntmuß gottes.
Der welle alle menfchen erlüchten, bag fp jn erfennind umb ob allen Dingen
lieb habind! fo werdend bife mangel oder nachteil one kummer binfallen.
Amen.
Aber bie sind, bie nit nach ber oberfeit beftimmung erfouft merbenb,
die folí man nit geben anderft denn nach anzal bee fumm. Verſtands alfo:
Man findt gutwürm, bie von fünfzechnen als til. erfordrend ald bon zwän⸗
jigen. Und findt darnebend obren , die beftätend ſolichen sinsfouf mit brief
und figlen. Sie thuͤnd bie obren wider jt eigen gerechtigheit, unb mißbrus
chend iren gewalt; barum find fy bem befchmwerten, ob er fid) glych vet.
fhriben fat, fehuldig Barfüe ze belfen, bag im nit mee abgenommen merb,
weder je arme gerechtigheit beftimmt bat: denn unteüm unb betrug fol. ben
betriegenden fchlahen. Und fo fo (dyon föliche thünb, fo find fo dennoch nit
gerecht ; (unter fy fchaltend allein den groͤſten müft bin, und biybt noch wuͤ⸗
ſtes nun ze vil ba. Alſo mag ein ieder, der mit unredlichem zinskouf be⸗
laden ift, fin beſchwerd erklagen.
Sölche meinung leer ich in dem unſubren handel der zinſen; und ge⸗
bend aber mich mine ungünſtigen ud, ich leere, man ſölle nieman gheinen
zins geben. Und ſchry zu allen malen darzuͤr welcher zins hab ufgenom⸗
men,? der ſya ein Dieb, fo er einem nit wöllte geben, das er im verſprochen
bat; fo fer der zinskouf ordenlich nad) menſchlich beftimmter maß befchehen
it. Ich muf oud) oft wider minen willen davon fagen, baf ich denen, bie
able laſter befchirmend, und alles unrecht üfnen underftond, den mund ber»
ſchlieſſe. Und reicht all min arbeit allein babin, daß die zinsköufee (id) nit
deü mal wider gott verfänbind. Denn ie der, fo acht uf bie feligheit ber
menfchen haben foll, der foll allen fchaden der feelen beebüten ; oder bie um»
fummenben werdend von jm erfordret; unb fo er alle fdyaben nit verbüten
"A fell ex benned) vom weeren nit laffen: villycht verhütet er etwann bie
gröfferen.
Bon teüdytr reb ich alfo: Wo ein oberfeit wuͤcher (aft bruchen, fo ift
der ufnemend fchuldig den wücher ze bezalen. Es follt aber ghein ober-
keit fo unredlich an jren underthonen fon, daß fü Cuben oder andre mi
derer, die den rütfchhart? gar oder teithaft? bruchend, bulbete. Wo nun
bie oberfeit den wücher nit.bulbet, ouch nit darum richtet, da i(t man jn
ouch nit (dyulbig ze geben. Ja bie oberkeit foll bie gebenden unb nemen⸗
den darum firafen, mo fü beB innen wirt; wiewol einer das houptguͤt
ſchuldig ift wider ge geben; es erkenne denn ein oberfeit ein anders.
Difen tand findet man by den menfchlichen rechtfchruberen® (bin id) andere
recht 9ngebent), deren ich mich in dem wuͤſt beg wüchers gebruchen mif:
denn gott ift ec fo widerwärtig, daB er in allenthalb nit dulden will. Noch
fo ift die oberkeit darum fürgefebt, bag ſy in den Dingen, zum näch-
fen inen möglich foc, by der göttlichen gevechtigheit binfarind; fü iff oud)
2) ſortbringen. 9) übernommen. 3) den Rütfehpart brauchen, artibus et dolis
circumvenire et opprimere, *) ganz oder zum Theil. 9) Schriftſtellern uber dag Recht.
‚456 ‚Bon göttlicher und. menfchlicher gerechtigheit.
ſchuldig alle ſoliche urgöttliche befchwerden hinzenemen, fo fer e$ ont
sgeöfleren fchaden beichehen mag. Je kurz in allen bingen foll der menſch um
ziutlichs güts willen die menfchlichen fründfchaft nit zerrütten; ſunder maf
jm darum anligt,! das er us anfehen des göttlichen morts nit verlaffen will,
das foll et allein mit dem ordenlichen gemalt ze recht legen; und nit Inden,
da’ bie leer Ehrifti gefcholten werde, fg füge ein zerrüttung. Es foll cud
«unt oberfeit by? jren ougen uffehen, daß fo alle mißbrüch, bie fo gar wider
gett find, binneminb; oder aber (ange geduld, Pero nüts nachgelaflen wirt,
bie wirt zuͤlezt in ein un(innigfeit verkeeret. Wie mag ein eerbare oberfeit
bat mütwillen der genannten geiftlichen (oben? wie mag ſy feben, daß jt
arm volk von wüchreren und gufelfrefferen? verzeert werd? Darum erlüchtet
gott jen liecht fines morte aber ein fart, * baf man die müft einmal uswüſche
und fübre.
Zum zehenten foricht Paulus: Wen jr ftür fchuldig find, dem gebends!
wem jr zöll, für oder gleit fchuldia find, dem gebends! mem jr forcht und
eet fchuldig find, dem gebends! Dife mort (inb Har; ſy berürend ouch alle
menfchen. Ich bin ouch nit forgfältig um der geiftlichen fryheit wegen,
man halte fg zoll» und (türfrg ober nit, doch on andres menfchen nachteil,
das bod) hart fon mag. Thuͤge ein icbe oberfeit nad) jrem bebunfen! Aber
gern will ich anzeigt haben, daß fu us gheim göttlichen rechten ober gebot
ft foginb.
Summe: das göttlich mort foll über alle menfchen berrfchen , jnen
fürgefchriben, vorgefeit und teülich eroffnet und ufget6on werden: denn wir
find dem felbigen fchuldig nachzefummen. Und bilft unferer onmacht die
einig gnad gottes durch unferen herren Jeſum Chriftum sc. Denn ie met
wir unfer fchuld und onmacht erfindend, ie mee findend mir die ſchöne ünb
allmächtigheit gottes; unb findend ie mee unb. ntee die liebe und zunerficht
finer gnaben, weliches und mee fromm macht und gottsförchtig denn ghein
andrer weg. So aber darnebend etti) erfunden mwerdend , Die us gottloſe
und unglouben dem mort gottes nit lofend, nit nad) bem lebend: fo bat uns
gott ouch zum nidreften gebot geben, nit daß wir darin lebende fromm
foginb; funder baf dennoch bie menſchlich bymonung möge erhalten unb
befchiemt werden, und mwächter gefezt, bie ernftlich uffebinb, baf joch der let
zipfel der armen menfchlichen grechtigbeit nit euch hingeriffen werde. Dif
mächter find bie ordentlich oberfeit, bie aber ghein andre ift weder bie mit
dem ſchwert, das i(f, bie wie bie weltlichen : oberfeit nennend, dero amt ift
ale ding nach dem göttlichen willen, und fo uns das nit möglich ift, nad
dem göttlichen gebot füren. Darum ſy alles, fo weder in aöttlichem wort
noch gebot, nod) uf bie menfchlichen grechtigheit gegeben erfunden wirt, ab»
thün und für falfch, unfertig und unrecht, Joch nad) menfchlicher grechtightit,
haben fol. Und will dife meinung noch einift nach der kürze bearufen, und
die göttlichen unb menfchlichen grechtigheit under einandren verorbnen.
1. Gott ift das höchſte vollkummneſt güt;
2. will fi) allen ereaturen offenen und jnen nutzlich fun unvergolten ,
3. ift nit eigennütig noch anfechtig. ® -
Alfo erfordret ec ouch, daß wir ſygind, denn er (prit: Se füllmd
3) am Herzen liegt. 9) mit. 3) Eintreibern. *) wieder ein Mahl. 5) leidenſchafilich.
Bon göttlicher unb menfchlicher gerechtigheit. 457
golffummen fn wie üwer hinmelfcher vater vollkummen ift Matth. V. 48
Wellend wir nun in fin angſicht kummen , fo mäflend wit
' 1$. volifummen, das i(t (uter, vein, fchön, on allen breften fon,
2. unb uns nit unfer eigen fehäten, funder wüſſen, bag wir gotte
find; unb fo wir gottes, fo find wir oud) des nächften.
3. Sind gar nit eigennüßig! (inb ouch nit angefochten weder mit gut
noch begird der höhe! oder wolluſts!
Wir föllend ouch vor allen Dingen das rych gottes füchen und fin grech⸗
tigheit, bas ift, bag wir gerecht merbinb, der gftalt et grecht il. Das ift
ung aber unmöglich; darum verfichret er ung ſiner gnad mit finem. fun,
den et für uns in'n tod gegeben bat. Das ift das evangelium.
&o wir nun der maß der frommteit, bie gott von ung erforderet, nit
zu mögend fummen, und dennoch gheiffen werdend vollkummen (on: fo
folgt, bad man bas, fo gott heißt, on underlaß uns offen foll, damit wir
mit unerfodbtnem ? fing al(meg in allem güten wachfind, unb baby nit hoch⸗
färtig. werdind us unferer tugend: dann wir die maß noch nie erfüllt 6a»
bend, bie gott heifchet. Uf das bat gott noch nidrere gfa& geben, in denen
wir mit einandeen fründlich leben möchtind. Glych wie Ehriftus oud) ben
Juden (cit Matth. XIX. 8, bag Moyſes bon der Juden unghande ? wegen
inen die ee ze teennen nachgelaflen hätte, wiewol ed zum erften nit alfo gſyn
wäre. Bfich dasfelb ort mol! Und bindend müt deß minder fchuldig nad)
der göttlichen grechtigheit ze leben; vermögend es doch nit: denn wir find
1. von natur bös, unb ein finfteenuß Gen. VIII. 21.
2. Wir wellend nit andrer menfchen fon, funder bag alle ding unfer fugind.
3. Dann wir find eigennüßig von dem erften fall Adams har, unb
beairig fleifchlicher Dingen.
Daß nun bie gebreften nit fo groß metbinb, bafi wir gar erwildind,
und böfer werdind bann bie unvernünftigen thier: fo bat ung gott zwey ding
geben, bie uns wyſen unb meiftren (üllenb, „fin wort unb bie oberteit,*
bie unfer. anfechtung mit der ftraf meiſtret.
1. Im wort gottes erlernt man, wie fromm wir ſchuldig find ze fon;
und findend das heil der gnaden darin. Über das ift nieman meifter:
denn e$ ift über alle menfchen. „Denn gheiner it fo grecht noch unſchul⸗
big, ber in (ünben geboren i(t, ber bent wort möge zuͤkummen; ouch ii
aheiner , bee nit mangle der gnaden, bie darin berfichret ift.
2. Daß nit us unferer eigennüßige gwalt erwachfe; fo hat man bie
oberfeit, bie den frefenen adme, bag ce nit us eignet anfechtung einem
andren das fin neme.
3. Daß wir duch nit unverfchämt werdind den Hunden glych; foll uns
dieſelb oberkeit züchtigen : denn ſy hat afab darzu.
- 1. Daß wir nit gottsläftrig, funder (inem mort gehörig * foginb.
2. Daß wir eins andren güt nit antafchind weder mit frefenem roub
noch diebftal.
3. Daß wir nit us zorn ieman tóbinb, oder eim andren fin eewyb
ſchmähind, nit überfüllind sc. und dergiychen.
3. So bu aber ie gott läftreft und ſchmächſt, ftrafet bid) bie oberhand.
1) Epre, Macht. 7) unermüdlichem. 3) Hoheit. *) zuhsrend.
458 Bon göttlichee und menfchlicher gerechtigheit.
2. Derginchen henkt (5 dich, fo bu ftilt oder roubſt.
3. Tödeſt bu, fo wirſt ouch aetóbt; dergiuchen, fo du us andren an
fechtungen etwas mißthüft, wirft bu geftrafet.
1. Suft foll (id) die oberfeit uf * das wort gotte gar nit fcn. Denn
f (traft nun die uswendigen mißthaten ; macht aber inmenbig nit gerecht,
nit unrecht: denn dag thüt gott allein in den herzen der menfchen.
2. Darus folgt, bag fy nun die bärlichen offnen ? mißthaten verhüten
fél(inb mit gebot und ftraf.
3. Was recht i(t oder unverboten oder erloubet von gott, ſoͤllend fü nit
anbinden. ?
4. Denn fo mögend nit fünd machen , das nit fünd ift.
ß if Was aber gottsforcht und chriftenliche frommteit antri(ft, (em?
5 üfnen.
' 6. Söllend aber nit für gut haben, bas bie menfchen erdichtend, (un.
der allein , bad gott bat fürgeben.
7. Steafend (9, die nit wider gott getbon hand: fo merbenb ouch fü
von gott geftraft.
8. Strafend f bie nit, die wider gott tbünb: werdend (ty aber geſtraſt.
9. Sich, alfo will gott in allen finen worten und geboten, baf mat
allein uf jn fehe.
10. Hierum foll ghein obeeteit, als e$ um dife abt ftat, ieman ſtrafen
um bee zünfelmerten willen, bero abgangs (id bil menfchen flagenb; oud
nieman, der fid) den papſt nit milf laſſen vom gottemort dringen; ouch ghein
find , das allein die confcienz des inneren menfchen anteiffet. Dann bj
urteil (tat allein in der hand gottes. Byſpil: Es befindend münch und nor
nen in den Möfteren, daß bie örden, feeten und rotten wider gott find, und
wie (9 verfürt find feligheit in den klöſtren ze füchen; und begerend dem:
nach alle glychsnery binzelegen und ein unglychsnet chriftenlich Leben ze fürn
mit gemeinen: chriftenen brüderen. Welche oberfeit will fid) be. undernemen
ze wteeen? Nun ift bod) aheine über die confcienzen dee menſchen herr. Ob
aber in fölchem offenlich gemißhandlet wurd wider den gwalt, der jnen be⸗
Folen ift: ba mögend unb fóllenb ſy jren gwalt beuchen: ſoͤllend ouch a((ef,
bag wider bag göttlich wort ift, abftellen. ^ Damit wirt inen ruͤw geborn
und ein fribíam regiment. Denn, fo man am gottémort täglich die mif.
brüch erlernet, und man die mit zytlichem rat nit abftellt : i(t ge beforgen,
daß die ungnab der befchmerten zelest fo groß erwachfe, daß die ze enıfigen ’
foc. - Dann kurz, das wort aotte$ mag man nit faben noch anbinben. Go
wir uns aber alfe gemein des worts gottes zum aller ernftlicheften fuflen
werdend: fo laffend bemnad) gott walten! er wirt alle fachen recht fchiden.
» Dem foe lob und eere in die emigbeit! Amen !
1) ũber. 9) offenbaren, befannten. 9) verbieten. *) zu befürchten.
459
Acta ober gericht
wie es uf dem aeíprád) der tagen 26. 27. und 28. wynmonats
in der chriſtenlichen ftatt Zürich vor eim eerfamen gefeflenen
groflen und fleinen vat
eud) in byſyn meer dann 500 a) priefteren unb vil anderer biderber Lüten
ergangen (ít .
anbetee(fenb die gópen. und bie meg
anno MDX XIII.
D gott, exlös die gefangenen !
Swepte Disputation zü Züri.
Auf die erfte Disputation folgten in Zürich ent(dyeibenbere Schritte
zur Reformation. Geiftliche traten in die Ehe; das Srauenffofter am
Oetenbach ward geöffnet; bie Taufhandlung ward, mit Unterlaffung
der Teufelsbeſchwoͤrung und anderer Eeremonien , in teutfcher Sprache
zu halten angefangen; das Ehorherrenftift zum Großen Münfter ward
nad) Zwingli's dee veformirt, unb in eine Pflanzichule gelehrter Bil .
bung für künftige Religionslehrer umgewandelt, und ein Leberfchuß von
deffen Einfünften zu Gründung des. Almofenamted verwandt. Immer
allgemeiner verbreitete fid) unter den Geiftlichen und dem Volke die
febre, bag die Meile fein Opfer und die Bilderverehrung in der heis
Ligen Schrift verboten (ey, befonderd durch Ludwig Hekerd Schrift:
„Einueteil gotted, unferd eegemahles, voie man fich mit allen gögen und bild»
nuſſen halten (ol, uà ber heiligen gfchrift entzogen ,^ b wovon in bem naͤm⸗
lichen Sahre 1523 drey verfchiedene Ausgaben erfchienen (Hottinger
Geh. b. Eidg. 1, 386.) , und Zwingli’d Schrift über den Meßkanon,
welche bad viele Unevangeliſche anzeigte, die berfefbe enthalte Der
Eifer gegen bie für wibdercheiftlich gehaltenen Bilder trieb den Schufter
Riklaus Hottinger mit einem Haufen Bürger, das in der Vorftadt
a) „O5 350 Priefleren,, nntee welchen 10 Doctores und vif Magiſtri, aud) fonft vif
fürnemer geleerter Lüten; aller derer, fo endlich verfammiet, wurdend gefchägt in die _
900 Mann.“ (Bullinger.) b) Gedruckt zu Zürich burd) Cor. Froſchower am 24.
tag des erfien herbſtmonats anno 1523. 2 Bogen 2°.
€
s
460 Zweyte bisputation zü Zürich.
Stadelhofen aufgepflanzte große Kreuz umzuwerfen (zu Cube bed Cep),
Weber diefe That unb ein Paar andere in Kiechen begangene Frefel
erhob fid) neuerdings ein Zetergefchren über Schändung des Heiligen
in und noch mehr außer Zürich, während fie von andern als chrifklich ge:
rechtfertigt ward. Der Rath ließ die Thäter gefangen fegen. Zwingli
ſelbſt betrachtete die. That ald einen Frefel gegen die Obrigkeit, aber
nicht ald Verbrechen an (id). Die aus allen diefen Ereigniilen entitan-
dene Bewegung nöthigte nun die Regierung von Zürich zu Anord—
nung einer zwenten Diöputation über Bilder unb Meß, bi
den 26. Weinmonat 1523 anheben follte, Alle Geiftlichen des qam
zen Gebietes erhielten nun den Befehl, auf derfelben zu erfcheinen.
An die Bifchdfe von Eonftanz, Chur und Bafel, an die Univerfität
von Bafel und an alle Eidgendffifche Orte ergeht dringended Anfuchen,
ihre Gelehrten auf diefelbe abzuordnen. Der Biſchof von Conftan
antwortete den 16. October: er würde fid) gegen feine beiden Obrig:
feiten (Papſt und Kaifer) verantwortlich machen, wenn er Theil daran
nahme , bittet den Bath von diefem Vorhaben abzufehen und auf die
Entfcheidung einer Kirchenverfammlung zu warten. (Fuͤßli Beytr. IV,
184 fi.) Dee Biſchof von Bafel entichuldigte fich mit Alter und Kraͤnk⸗
lidyfeit, und bemerkt, daß nur die allgemeine Kirche Veränderungen
folcher Art vornehmen könne unb warnt vor Trennung. Won Ehur
fennt man feine Antwort. Die Eidgendfiifchen Orte, mit Ausnahme
von Schaffbaufen und Ct. Gallen, verweigern den Beſuch der Di
putation für ihre Gelehrten und Geiftlihen. Bern und Golotfum
antworten freundlih, mit der Bemerkung, daß fole Cadm
‚nicht von Einem Orte beſonders, fondern von gemeinen Eidgenoſſen
behandelt werden follten; ber Abbt von St. Gallen höflich auswei⸗
hend; Luzern mit Vorwürfen über Fortdauer der Srrungen. in 3i
rich und Erklärung, beym bisherigen Kirchenglauben bleiben zu wollen;
Dbwalden endlich bitter unb beleidigend. (Simml. Samml. c
Fol. IX.)
Johann Salat, Gerichtſchreiber von Luzern, ſchrieb auch
von dieſer Disputation wie von der erſten „einen hiſtoriſchen Be⸗
richt.” Da er aber feine andere Quelle als Hetzers Beſchreibung hatte
und folche nur zu feinem Zwecke verftümmelte, und dann aus dem fo fer
denfchaftlich entſtellten Bericht parteyifche Folgerungen zog: fo if fein
Bericht von gar feinem hiftorifchen Werthe. (Dan findet ign bey Gil
- JI, 4 — 82 gedrudt.)
Die einzige, teutfche Ausgabe diefer Acten, gebrudt bey Frofchauet,
Zweyte bisputation zü Zürich. 461
hat 18 Duartbogen oder 72 Blätter. Eine latiniſche Veberfekung von
Gwalter (tebt in Zwinglii Opp. II, Fol. 623, b— 646 a; ift aber nicht
vollſtaͤndig.
Allen getrüwen und userwaͤlten bruͤderen und ſchwoͤſteren in Chriſto Jeſu
wünſcht Ludwig Seer a) erlöfung jrer conſcienzen und erkanntnuß
gottes durch Jeſum Chriſtum.
Der herrlich prophet Eſaias XL. 8. ſagt us yngebung gottes, unſers
vaters, lieben getrüwen bruͤdern und ſchwöſtern! „Das wort gottes blybt in
ewigheit (tof ſton.“ Alſo ſaget ouch David Pf. CXIX. 89: O herr, din
wort blybt ewiglich. Us dem uns allen ein groſſe hoffnung, ein ware ent⸗
haltung * in gott geboren wirt, daß mir ungezwyflet wüſſend himmel unb
erden zergon, aber das mort gottes unzergänglich fun. Matth. X XIV. 35,
Diß, frommen Chriften, erjeigt uns täglichen der herr Chriſtus nit nun
mit (inem wort funder ouch mit der that an; damit mit on bedel den
geneigten willen gottes, unfers eegemahels,' ecfenninb, an uns von tag $i tag
zunemind. Sölichs ich mit vil vedlichen ? gefchichten üch feommen in Chris
fto wol anzeigen möcht, fo ed die fachen erfordretind. In wie kurzem zyt
bat er den antichriften (ale Paulus fagt) mit dem atem. fine munds um:
geſtoſſen 2. Theſſ. II. 8. unb noch bi( andere böggenwert! Obglych das vif
afhicht und gfchehen i(t: fo iit es doch iez in der chriftenlichen fatt Zürich
am 26, 27 und 28. tag des wynmonats tapferlichen erfchollen. Da man
(wie chriften mol gebürt) mit dem wort gottes gehandlet, unb dasfelbig bar.
für gezogen hat: bann ed der recht SSafanos,? der war goldftein ift, an dem
menfchlicher falfch erkennt mitt; e8 ift das recht winfelmdg unb richtſchyt,
an dem alle unebne geebnet und gefchlicht wirt. Es-follend ir, fo frän
unb zwitracht under dd) entftond, hie ein vorbild nemen, diefelbigen us bent
1) Erhaltung. wahren, zuverläffigen. ?) Baoavos, Basanites, Probirſtein.
a) Ludwig Heper, gebürtig von Bifchofzel im Thurgau, erſt Kaplan zu
MWädenfchweil, bann Priefter in Zurich, eifriger Freund der Reformation, gelehrt
und geifteeich, aber zu Schwärmerey und Wolluft geneigt. Er war Kenner des
Hebräifchen, und überfegte mit Denk die Propheten (Worms 1527 Fol), und die
Einleitung zur Zürcherbibel gedenkt dieſer Ueberſezung mit Ruhm. Mit Sorgfalt.
befchrieb er die Verhandlungen diefer Disputation. Auch ift. ee Verfaſſer mehrerer
Schriften, befonders einer Abhandlung, worin er die Gottheit EHrifti beftritt, die
et in Handfcheift lie, da Swingli ihn von der Herausgabe abhielt. Ohne fid)
ganz für die Wiedertäufer zu erklären, war er doch duldfam gegen fie, und theilte
einige Ideen mit feinem aud) geiftreichen Yreunde Denk. 1525 ward er von Augs⸗
burg vertrieben, weil er andere Meinungen als Regius, der angefehenfte Prädifant
bafef6ft, äußerte. Durch Zwingli ließ er feine Ideen über die finbertaufe berich⸗
figen, da er eigentlich nur den Gedanken nicht dulden fonnte, bag die ungetauften
Kinder verdammt wircden. 1529 begab er fid) nach Eonflanz, wo er chen ſowohl
um feiner abweichenden Religionsmeinungen, als um feiner finnlichen Berirrungen
willen enthauptet ward. Er ftarb in einer ruhrend edlen Gefinnung. (Hott. Helv.
Kiechengefch. 256. III; 6efonberó Museum Helv. Partic. XXI. p. 100 sqq.)-
462 Zweyle bitputation zü Zürich.
wort gottes 3d. entſcheiden, onangefeben ob bifchof oder vänft, fürften oder
herren ein anders gebütend. Warum wöllt fid) nit gezimmen den chriſten
mit bem wort gottes 3e handlen? Warum fól(tinb bie kind nit jres vateet
gebot üben? ja one zwyfel gebürt fid) wol allen getouften Chrifti mit dem
guten mort der emigbeit umzegon. Urſach: Chriſtus heißt die felig fon, fo
mit (inen. morten 3e fchaften hand, und dem gloubend. Luc. XI. 28. 6€»
bat et ung zwar nit uf den zankifchen Ariftotelem, nit uf Platonem , nit uf
das päpftlich unrecht recht , noch uf einigerleg gfchriften der menfchen gewi⸗
. fen, aber wol in die heiligen afchrift. Fo. V. 39. Paulus, der geliebt fnedt
Jeſu, gebüt ouch finem geiftlich erbornen fun Ziimotbeo, daß er der gfchrift
wol belefen foe. 1. Zim. IV. 13. On zwyfel barum, daß er hierus alle
ſpän, fo entſtuͤndind, richten möcht. Es habend oud) bie Berdenfer alliwegen
ble afchrift befeben, ob bie fadyen fid) alfo Hieltind, mie Paulus und Bar
nabas predgetend Act. X VII. 11. Us weichem wir Harlichen fehend , wit
die fo irrig, fo entchriftenlich, ja fo gottsläfterlichen redend, fo da ſprechend:
Es gezimme nit allen mit der gfchrift gottes umzegon. Warum? Daß mit
des lotters,, ? binber jren oren fibenb, nit innen werdind. Us bem grund
habend die frommen chriften von Zürich ein geſpräch der bifputation gehal:
ten: Ob doch die göken oder bildnuſſen wider oder mit bem. gebot gottei
fyind ? Sytem, ob die mef ein opfer fpg oder nit? Was fp bati bewegt
habe, ift menglichem kund. Dann etlid) us verteumung der gſchrift bit
meß (nit den zarten fronigchnam und das blut Chrifti) gſcholten babenb als
ein unrecht, unnüß ding. Etlich babenb. ouch etwas bilden hin unb abweg
gelegt a); us was gmüt, mógenb wie nit urteilen. Sie fjabenb. (id unmillen
erhebt, ob das chriftenlich oder nit gethon foe; habend alfo bie eerſamen
von Zürich, Hein und groß rät, fo man näme bie zwey hundert, denen bon
gottes anaden das ebangefium wol fchmedt, ein wüſſen us der gſchrift got
tes wellen haben deren dingen halb. Sü bem fh jre vriefter, prübicantel
und feelforgeren , etlich bifchof, deren aber gheiner erfchinen, ouch and
Eidgnoffen beſchriben; damit aller fpan unb uneinigkeit mit dem ſchwert
an beeden foten. ſchnydend (das i(t das gottfroort) enticheiden wurde. 2%
fölicher handlung ich bann afeffen bin, da filnffig SB bOtt, was vom ciu
jeden darmwider gfagt und opponiert; item, was von anderen darzuͤ deſtellt,
geantwurtet wurde. Das felbig hab ich zum teil in der ratſtuben ufgeſchri⸗
ben; darnach mit inf an miner herberg widrum geäfret; fo mie etwas emp⸗
fallen (wie dann gfchicht) , hab ich ander gfragt, damit ich nieman unrecht
thäte. Wiewol ich mich viler fcheltworten vermiß ? (dem frag id, Lieben
btübern, nit nach: e$ befchicht alfen denen, fo da ſchrybend): bennoch bab
ich üch us chriftenlicher und brüderlicher liebe und trüw, fü ung unſer
Enriftus geboten bat Röm XII. 10. des nutzlichen chriftenfichen banbrlf
nit wöllen berouben. Sind wir glider des lybs Chriſti 1. Kor. XII. 77:
fo foll feylich ie einer dem anderen finen nut helfen fürbringen und betrach⸗
ten. Hab ich nit nuklichers vermögen , dann fo ich zu dem allerkürzeiten
damit jr$ mit wenig gelt erfoufen möchtind, ouch zu dem aller grundliche⸗
1)gottet, einMenfch, deralbernes, ungereimtes Beug ſchwatzt. Rbermeſſe, entgegenftht.
a) Wie der Schufter Niklaus Sottinget, Laurenz Hochrätiner und einige Dur:
ger mit bem Kreuz zu Stadelhofen thaten. :
Zweyte bisputation zü Zürich. 463
fim, damit ieder wol bericht wurde, difen chriftenlichen handel fchribe, mit
bif unfers Lieben brüders in Chriſto, Jörgen Binders, a) der ouch bie
by gwefen. Sn deren ein ieder chrift Harlich bie groſſen majeftät göttliche
wortes erfehen wirt, das fo gwaltiglich fin feucht erzeigt. Warlich it c8
das verzeerend für, das ale Hügbeit, alle fürfichtigheit dee weltkluͤgen ber»
brennt und ze boden richtet. Gürmar e$ ift bie barf Davids, mit deren der
unfinnig Saul gefünt und gefridet wirt Sam. XVI. 23. Hierum, fromme
userwälten beüdern und ſchwöſtern in Chriſto Jeſu! Hab ich dd) zu wolge⸗
fallen, zu befrung üwers gloubens, zu üffnung göttliche worts in aller
ümerm namen laflen bruden und usgon bife nußliche bifputation. Obglych
bil fchelten werdend, wie ich bem ze pil, bifent ae wenig, ba us gun(t, bórt
zu faf gaefchriden habe: bezüg ich mich uf menglichen, fo zügegen marenb,
deren 0b nünhundert gwefen. Darzü hab id) allweg min afchriben exemplar
for ben eerfamen und gleerten gelefen und hören laflen, fo bon eim eerſa⸗
men wyſen rat darzü gewidmet und geordnet warend. Diewyl nun je ges
kiebten in Ehrifto, brüder und fchmöfteren , hie fehend das mort gotied unü⸗
berwunden (ton, alfo daß die götzen oder bild nit fóllinb fun, oud) daß die
meß nit ein opfer foe: fóllenb je gott bitten mit berteumung, daß er das
felbig allen menfchen, oud) den Juden, offne und funbbar mache. Dann
alles , fo wie im glouben in finem namen bittenb, merdend wir gemdrt,
Co. XIV. 13. XV.16. On zwyfel wirt er uns fine brüder und find erhören.
Sat er ung Chriſtum (inen fun gegeben: fo wirt et alle ding mit jm geben.
Röm. VIII. 32. Iſt er unfer vater: zwar fo wirt et den ghorfamen fin»
den nüt berfage oder abfchlahen. Wir follend ouch dem felbigen (mie
dyriften gebürt) on zwuflung anfangen. und glouben. Wir follend by jm
tapferlichen binden, gbein forcht menfchlicher brómung unb traßung * foll
ung batbon rpffen ; obg(nd) wol uns vil befchwerden, feltfame widermärtigs
heit, geoß verachten, (mere armüt darus entftat oder entfpringt, ob glych
bil fhandlicher aottlofen reden von ung gfagt werdend. Wie bann in kurzem
zu Zürich befchehen, ba man für ein warheit (das aber nod) bif. marlicher
erdacht und ein ſchandliche unmwarheit i(t,. wie fic befunden bat) usgeben,
man babe menfchliche für oder dömung ? gott zu fdymad) in die hangend
ampel gelegt. b) Der glychen erdachter und erlogner gefchmäß follend ung
nit binderftellig machen. Es find funft(tude der weltkinden, damit fy gern
ba? mort gottes verhaßt und hinderftellig machtind. Es fe(t jnen. Das ftedit?
uns aber ein mannlich herz on, big alles fammen ze überwinden, bag Chris»
ftus unfer. überwinder ift, bag er uns afagt bat fölichs über bie finen fünf»
tig fon Yo. XVI. 33. fjabenb die gottsfyend Ehrifto alfo gethon, bent
grünen holz: mie wirt e erft ung als bem dürren holz ergon? Que. X XIII. 31,
Iſt bem meifter bif zu handen gangen, mie bil meer wirt es den jüngeren
begegnen? Dann der jünger i(t nit über den meifter. Luc. VI. 40. Chriſtus
1) Troßes. 2) Menfchenfoth. 3) flößt — ein.
a) Jörg Binder, Bürger von Zürich, eine Nadlers Sohn, der zu Wien
findirte, und von da Luthers Schriften in die Schweiz brachte, Nachfolger des My⸗
conius an der Garolinifchen Schule zu Sürid) unb Chorherr des Stifte 1533; qe:
ftorben 1545. (fott. Eidg. Geſch. 1, 373. Hott. Helv. Kirchengeſch. 3, 37.)
b) Die Ampel brannte nicht mehr heil, weil fie ange nicht mehr von der Hefe gereinigt
worden war — das ward durch genaue Unterfuchung erwieen. (Füßli Beytr. V, 71.)
464 Zweyte bisputation zu Zürich.
fat finen Hals barum. geben; alfo wirt e$ uns ouch begegnen: bas ift bie
recht frucht difee boums. Ans er(rórot aber, bag Paulus fagt: Die wüf-
fend wir: fo unfere bütt, bie irdiſch, barum zergänglich , (don zergat und
umfummt; baf wir ein ander beffer gebüw habend, von gott erbumen, barum
unzergänglich, im himmel 2. Cor. V. 1. Chriſtus, der bie warheit ift, und nit
liegen mag, XIV. 6, gott fagt ouch ſelbs: Welcher fin feel oder (eben hie verfürt,
der behalt fy in bae ewig leben. Matth. XVI. 23. Darum find wir ouch
bie nit ale binblich in difem gut: bann hie hand wir nit ein biybliche (tatt
Hebr. XIII. 14. Deßhalb, getrüwen brüdern und fchwöftern in Chriſto!
wöllend wir Chriftum bitten, bee ung ungewärt nit verlaflen wirt: daß wir
fe(t und beftändig mögind binben in finem mort, daß er ouch dasfelbig allen
in finfternuß fißenden offnen wöll; damit wir doch ein fart. mit der that bie
foenb, fo mit dem namen genämt werdend , chriften. Das bfchicht, fo wir
güte werk (von gott gebeiffen, unb nit von uns felbs ermdíet) thünd, die
ander fehind, unb den bimmelfdyen vater peyfind. 90tattb. V. 16. Wir fül-
fenb uns ouch fiufien, daß wir nit nun mit bent mund Chriftum verjäbind.
Dann das euch gottes (tat nit in den worten oder in der red, funder in der
würfenden fraft des geifte. 1. Kor. IV. 20. So wir uns bann alfo ganz
an das mort gottes gebend, fo wirt uns der herr gwüßlich kraft verlyhen, alle
Jebuſäer zuͤ überwinden. Hiemit befild) ich mid) armen fünder in üwer gebet.
Geben zu Zürich am achten tag des chriftimonats nad) der geburt
Chriſti MDX XIII. |
Ars fid nun mánnigfider am montag am morgen zü früher vatisot
(mie denn im mandat vergriffen it) nad) der prebig uf bem rathus ber»
fammíet bat: habend jid) rät und burger, fo man nennet die zwey hundert,
vorhin beraten, mit was. fügen oder geſchicklichkeit fömlich fad) verhandlet
möchte werden, damit bi mit güter ordnung anghebt, gebrucht und vollen-
- det wurd. a) Demnach bat man meifter Ulrichen Swingtin und meifter
Löwen Jud gerüft b) mit fammt den äbbten, vprälaten und andren herren,
(o befchriben und von etlichen eidgnoflen gefandt warend. Do fid nun
iedeemann gefegt und geftillet hatt, huͤb der herr burgermeifter
Röouſt c) an zu reden, wie bie nach gefchriben ift.
Burgermeifter.
Eerwürdigen, bodbgeferrten, wolgeleerten, frommen , wyſen sc. anädigen,
Lieben herren! Nach dem und mine gnábigen herren von Zürich, Hein unb
a) „Da ward man räthig bre Prädikanten ze fehen; die warend: Herr D. Joachim
von Watt, Burgermeiſter (ift Anticipation) von €t. Gallen, Herr D. Sebaſtian
Hofmeiſter, Prädilant yir Schaffhaufen, und Herr D. Ehriftoffel Schappeler, aud
von St. Ballen.“ (Bullinger.) b) „Darauf beräft man alle Sprüfaten, Aebbt und
beſchriben botſchaften. Und als die an jre beſtimmten ort gefeht, hieß man oud)
bie priefler Hinyn gon, darzu, wer zuhören wollte.“ (Bullinger.) c) Markus
8óuft, Bürgermeifter, war der Sohn des DBurgermeifter Heinrich Röuſt. Als
Jüngling flritt «à fon im Burgunderkrieg. In der Schlacht ven SRarignano war
er der Anführer der Eidgenofien. Der Papfi ernannte ihn zum Hauptmann feiner
Leibwache, welche Stelle ec durch feinen Eohn, Kafpar, verfehen lich. Zwingli
Zweyte biyutation. zů Zürich. 465
groß cit, ſo man nämt bie zwenhundert, nid vergangen geboten umb
ein mandat haben (a(fen usgon: daß nun binfüe im jren gerichten unb ges
bieten das heilig ebangelium, das ift, Das Inter, pur wort gottes, gepredget
fölle werden; us bent (y nun iezund bericht werdend, daß die zween artikel,
fo jr hören werdend, dem felbigen mort gotte$ nit glychfoͤrmig nod) gemäß
fnend; biemit, diewyl fid) nun der aant lang erbebt: fo band min herren
zu güter chriftlicher einbelfigfeit und feſtem friden bie jren befchriben, ouch -
die feömden, damit (id) nieman klage ſoͤmlichs binberrud- gehandiet fon.
er dann fummen ift, in gottes namen! mee bann nit fummen ift, dem
Eönnend mine herren nüt tbün: es gefchicht us güter chriftenlicher meinung.
Und darum fo ifts bie meinung: Herr doctor Joachim von Watt von St.
Gallen; a) herr Sebaftian Hofmeifter, doctor und prädicant zu Schaffhu⸗
fen; b) herr doctor Stoffel Schappeler oud) von €t. Ballen; c) jr dry mine
gefiel ihm, als ec fid) um die Leutpriefterftelle zu Zürich bewarb, unb eben fo deffen
©Orundfag, nur das Evangelium zu lehren; er erklärte 1522 ſelbſt den Lesmeiſtern
der drey Mönchsorden zu Siri: fie follen nur das Evangelium, und nicht die
Scholaftifer lehren; aber die Abfchaffung der Bilder war ihm zuwider. Er farb
den 15. Juny 1524. In feiner Würde folgte ihm fein Sohn, Diethelm Röuft,
nod) mehr entfihiedener Freund Smingli$ und der Reformation. (Füßli Beytr. IV.
49. Wirz.) a) Joahim von Watt, aus einem angefehenen, durch Hands
lung reich gemorbenen Geſchechte zu €t. Gallen (geb. 31. Dec. 1284), Pam von
der Kloſterſchule feiner Vaterſtadt 1502 (m 18. Jahre feines Alters auf bie Hoch⸗
ſchule zu Wien, wo er alle damals gelehrten Wiſſenſchaften und endlich die Medizin
als fein Hauptfach ſtudirte. Hier fand er Zwingli unb ſchloß mit ipm bie lebens⸗
länglich ſie verbindende Freundſchaft. Zehn Jahre fang lehrte et. als Profeſſor bas
ſelbſt; gab einige Klaſſiker, eigene Reden und Gedichte heraus, und leitete die
Studien mancher ihm empfohlenen Jünglinge, worunter aud) Zwingli's Bruder,
Jakob, war. Kaiſer Maximilian I. gab ihm bie Dichterkrone, machte ihn zum
Rector und Vicekanzler der Univerfität unb Staatsrath. Gen 1511 war er Freund
Hutten's, Spalatin's, Reuchlin's, und frühe machte es fid) mit Luther's Schriften
bekannt. 1518 kehrte ec in feine Vaterſtadt zurück; war und blieb Freund und
Eorrefpondent der Otefotmatoren. in Zurich, Bafel, Bern, Blinden, Appenzell und
im benachbarten Schwaben; fo wie er felbft bee vorzuglichfie Reformator feiner Bas
tetftabt unb der umliegenden Landfchaften war. Der Math feiner Baterfladt ernannte
ihn zum GStadtarzt; 1520 ward er Mitglied des Kleinen Otatóes, und 1526 Bür⸗
germeifter. Wie auf diefer bie Oteformation in Zürich vollends enticheidenden Diss
putatien, fo war er aud) auf der chen fo entfcheidenden Disputation zu Bern einer der
fpráflbenten, und 1530 veranflaltete er eine Synode zur Befeſtigung der Refor⸗
mation in dem Qt. Gallen umgebenden Lande, auf welcher Zwingli präfidiete. Er
wat, fo wie philologifcher, phyſikaliſcher, mebizinifcher und Diftorifd)er, aud) theolos
gifcher Schriftfieller ; feine polemifd)en Schriften aber befeelte ein fanfteree Geift als
die meiften diefer Art in feinem Zeitalter. Zwingli bezeugte von ihm: „Er wiſſe feis
nesgleichen feinen. Gíbgenoffen.* Die Erwerbung der Mittel zu feiner wiffenfchafts
lichen Bildung , tie feine geoße Wohlthätigkeit ward ihm durch einen für jene Beit
aufferordentlichen Reichthum, den der Handel feinem Haufe gebracht hatte, leicht ges
macht; er hinterließ ein Dermögen von 200,000 Gulden, als er ben 6. April 1551
flach. (vorz. Fels. Denkmal Schweiz. Neff.) b) Bon Sebaftian Hofmeifter
ift fon Nachricht gegeben. f. S. 135. c)Ehriftoph Gübappeler, aud) Ctrtorius ges
uannt, war von St. Gallen ge6ürtig , Reformator zu Memmingen. Syn Ct. Gallen
auf Beſuch predigte er gegen ben päpfilich gefinnten D. Wendelin. Bon der Zür⸗
Swingli' ſammtl. Schriften I. 258. 30
466 Zwente bisputation zu Zürich.
herren föllend pedfibenten fon und ufmerken, ob ieman ungeſchickier fon
wöllte, bann gebürlich wäre unb fid) zimmte; alfo ob teman ze vil wellte
reden on die heilig göttlich gefchrift zü bi(er fach, daß ir dry dasfelbig wel⸗
Lind menden und abftellen. Es füllend ouch meiſter Ulrich und meifter Leo
antwurt aeben. Hierum, je all mine herren, fo merfend eigentlich uf das
mandat! bann mine herren werdend und iellenb darby biyben. Die ift die
fumm difer reb. EM EE
Do (tünb bocter Joachim von Watt von €t. Gallen uf, und rebt dife
meinung: Here burgermeifter , gebend mir urloub ze reden! Das geſchach.
Here burgermeifter! eerfamen, wyſen, ſtrengen, feften, feommen ꝛc. gnädi⸗
gen lieben herren! Mine gnädige herren von Ct. Gallen, 6abenb min herr pfar-
wer unb mich allein barum bar geſchickt, baf wir allein fründlichen da fóllin
tefen und zuhören , unb wyter föllind wir nüt banblen. Hierum fo bitt id) dd,
mine gnädigen lieben herren, zu bem aller ernftlicheften unb brungentidyten, fo
ich iemer mag, daß jr mid) deß erlaflind: * dann es ift mir, wie vor gfeit, nit
empfolen; damit id) nüt handle und thuͤje, das minen gnädigen herren von St.
Gallen nachteilig fon. möcht. Darum fo bitt ich did) zum allerhöchften, fo
(d) vermag , je wellind mich deß erlan. UF das gab jm der herr burgermei-
ſter antwurt, forechende: Herr doctor! mine herren mwellend dd) gar nüt zů⸗
muͤten, das üweren herren von St. Gallen nachteilig oder zuͤ argem er⸗
ſchieſſen? möchte. Ir mögend das gegen üweren herren wol verantwurten.
Darum, here doctor! fo. thuͤnd das beſt, (o jr: wol vermögend: es redt bod)
ouch ſuſt menglicher. Das iſt bod) ouch ſuſt nüt anders bann loſen und zu⸗
hören. Nach fömlichen und ſich bie dry präfidenten geſetzt hattend, ſtuͤnd
uf Caſpar Sep, ſtattſchryber, a) und las big manbat hie nachfolgend:
Wir, der burgermeifter, tat unb der groß vat, fo man nämt bie zwey⸗
hundert der (tatt Zürich, verkündend allen und ieden lütprieftern , pfarrern,
. feelforgern und prädicanten, fo in unferen fätten, grafſchaften, herefchaf-
ten, hohen unb nidren gerichten und gebieten verpfruͤndt und wonhaft find,
unferen gruß, günftigen und geneigten willen; und tbünb dd) berichten,
als bann jr, oud) männiglich weißt, ficht unb vernimmt: mie bie evan:
. gelifch leer und die warheit güttlicher .gefchrift iez alfent&alb Blärer und
lutrer dann vorhar befchehen ift, us gottes gnaden gepredget und Barfür
gebracht wirt; und aber durch die unverftändigen hiemit bif zanks und mt
t) erlaſſet, entlaffet. 2) gereichen.
cherdisputation begab er (id) wieder nach Memmingen, die Reformation daſelbſt zu
Befeftinen. In dem Bauernaufruhr mußte er, obroobf daran gänzlich unfchuldig , btt
' Berfolgung entfliehen. 1523 ward er von bem Rathe zu St. Gallen auf die Ber:
nerdisputation,, und 1529 auf die Generalfgnobe der öftlichen Echweiz nad) Frauen⸗
feld gefandt. Er flarb den 25. Aug. 1567. (Schelhorn Ref. Gefch. von Memmins
gen. „Amoen. litt, T. VI. Simml. Urf. I, 1. 119. 2, 415.429.) a) &afpat Fred
von Baden, Bruder des Johannes Frey, Pfarrer auf Staufberg, der den Ab:
laßkrämer Camfon fo kräftig von Lenzburg weggewieſen. Beat Rhenan nennt ihn
einen Gelehrten. Er überfete eine Echrift des Sebaſtian Brand und ſchrieb: de
situ Helvetiae. 1515 ward er mit ban Bürgerrecht von Zürich befchenft. Nachdem
er einige Jahre die Etadtfchreiberftelle verftben, ward er 1529 Mitglied des Kleinen
Rathes von Zürich. (Wirz. Bey Bullinger, wie in diefen Acten, heißt Frey Stadts
ſchreiber, nicht Unterfihreiber. Hirzel. disquisitio de Magistr. Turics. 101. 100.)
Zweyte bidputation zü Zürich. ı 461
derwillens (id) erhebt; alfo tag einer (als fy fpredyenb) by dem alten blyben,
und der ander bermeinen will, wie cheiften ſyend eine lange zut bar übel
underwyst und gfarlich geleert ıc. Und fo wir iez by einem jar ein vers
fammlung, wie je wiflend, aller unfer feelforgern und lütpriefteen by ung
gehebt, a) unb ung dannzemal erkennt! habend, daß diefelben unfere lütpieſter,
feelforger und preädicanten alfenthbatb in. unfer (tatt und uf bent. land andere
nüt fürnemen nod) peedigen föllind, bann mas f mit dem heiligen evange⸗
lio unb (uft warer göttlichen gefchrift mögend bewären: alſo werdend wir us
fölicher leer underricht, bag die bildnuffen nit fólfinb ſyn; und daß oud) die
meß anders, bann Ehriſtus unfer erlöfer die hab ufgefet, mit bil mißbrü- —
den geübt und gehandlet werde. Deßhalb abermal zank und -zwitracht un»
dee den unfern und andern fid erhebt Darum uns a(d der oberhand by
den unfern unfehen zu thün und (rib, fün,? ouch gütliche, brüderliche ei⸗
nigftit 3€ machen aebürt. Und Gabenb alfo baruf (im namen bed all
mächtigen gottes), damit fölich zwitracht zu end gebracht, unb us bet
waren göttlichen gefchrift ‘des alten und nüwen teftaments erlütret werde,
unb oud) diewyl uns und andren uflerhalb oil. und mancherlen grüwens
und anders, dann die marbeit ift, geredt wirt: ein andre berfammlung atte
geſehen. Und iſt ouch deßhalb unſer ernſtliche befelch, will unb meinung, daß
jt pfarrer, ſeelſorger, prädicanten, gemeinlich und ieder inſunders, oder ob ſuſt
ſundrig perſonen, geiſtlich oder weltlich, in unfer ſtatt Zürich oder uſſerhalb
wonende hierzuͤ ze reden willens wärend, ſo dann vermeintind die obge⸗
zeigten artikel ze beſchirmen oder hin ze thuͤn, uf montag den nächſten
vor €t. Simon unb Judas tag ſchiereſt? künftig zu fruͤjer ratszyt in
unſer ſtatt Zürich und daſelbs in unſerm rathus vor uns erſchynind; und
daß ſo ieder, der mißbrüch der meſſen oder bilder halb handhaben oder
widerfechten und hinthuͤn welle, mit warhaft göttlicher geſchrift bed alten
und nümen teftaments in tütfcher zungen anzeigind, vedind und handlind.
Da metbenb wir mit fammt etlichen geleerten mit allem flyß u(merfen, und
nachdem (id) mit warheit der göttlichen gefchrift des alten und nümen tetas
ments erfindt, mit rat mter, wie (id) gebürt, handien. Dardurch wir bin»
für in göttlicher liebe und als brüber in Cbrifto Jeſu, unferm erlöſer und
bebalter, fridfam by und durch einandern (eben, biyben und wandlen més
gend 2. Wir habend pud) der fad) zu güt befchriben unfere gnädig ber»
ren, den bifchof von Eoftenz , von Chur und Bafel, ouch die univerfität da»
felbs, deßglychen unſer getrüw lieb eidgenoſſen von den zwölf orten, und ſuſt
etlich uns verwandten; darmit ſy jre geleerten botſchaften zu ung ſchicken,
hierzuͤ obgemeldter geftalt ze reden und ze handlen; b) güter hoffnung, der
allmächtig gott werde durch (inen heiligen geift dergeftalt würken, damit
wir gemeinlich gewyst werdind, nach bifer apt by jm ewiglich ze leben.
Datum unb zu urfunb mit unfer (tatt fecret hieryn gedruckten infigel bewaret
montag vor €t. Gallen tag anno MDX XII.
Darnach redt der burgermeifter: Nun fo fad) man die (ad) an im
——— — — — — — — — — —
1) entſchloſſen. 9) Verſoöhnung. ?) nächſt.
a) Syn bet am 29. Jan. dieſes Jahres gehaltenen erſten Dieputation. b) Siehe den
Borbericht.
468 Zweyte dieputation aü Zürich.
namen gottes! Meiſter Ulrich, fahends an! Do ftünd der Zwingli uf, unb
redt alfo mit groffem ernft:
Zwingli.
Im namen gottes, amen! Getrüwen, userwälten, lieben bruͤderen in
Chriſto Jeſu unſerem herren. Ir wüſſend us dem waren wort gottes, das
gar nit betriegen mag, daß, mo zween oder dry im namen Jeſu verſammlet
find, daß er in mitten under jnen iſt, unb alles, ſo ſy an gott begerenb,
gewärt werdind. So aber die vorigen tag die ganz gemein unſers chriſten⸗
lichen volks offenlich in ben templen ernſtlichen um die hilf gottes ge⸗
ruft bat, unb hie bon des gedrängs wegen nit ſtatt iſt nider ze knüwen: mi»
(enb wir in unferen bergen gott anrufen, der oud) ung gemüßlich gewären
wirt, und ung nie hat ungewärt verlaffen: bag er alle, fo dem mort gottes
widerfpännig find, zu jm ziehen, alle, fo es nit verftond, erlüchten, unb
alle, fo bag fatíd) bruchend und unrecht verftond ,. berichten mwelle. Amen.
Sytmal wir angelaffen find zu handien, fo bedunfet mich vor allen
Dingen not fun von der kilchen zu reden. Dann fo man bon dero bof
wort gottes gehört hat; fo merbenb demnach bil fampfreden hinder (id) at
ftellt, bie fid) alle gründend in der Eirchen, die aber nit in der göttlichen
gefchrift gegründt ift. Und darum daß nit gefchehe wie im verganagnen
geſpräch im jenner, bo man geredt hat, man habe hie nit gewwalt zu- hand:
(en von den bingen: fo mitt not fon, bag man barbon us dem wort gott
grundlich erfare, welche doch bie fid) fye. Und darum, fo je mine berren,
burgermeifter und práfibenten, ung dag vergönnend, mwellend wir bon erften
‚ von der filcben ze reden an die hand nemen.
Do tebt Schaftian bofmeifter, doctor von Schaffhufen alfo: Herr but
germeifter! mie meifter Ulrich angezogen bat, fo bebunft mich, es welle not
fon, daß man darthuͤg und erkläre, was doch die chriftenlich kilch ſye.
Dann bie erlüterung der nadygebinben artitlen, bie bangenb faft darin ; bref:
halb daß jren vil ynredend, mas von einer fülichen kilchen hie verſammlet
aefchehe, nüt foe, oder von einer andren kilchen; befunder die römiſch
fit mü(fe ed alles: thün, unb mas die nit. erkenne, das babe nit kraft.
Und fo man erfindt, daß bie ein chriftenliche Tilch ift und anderswo;
baf, mo man mit dem wort gottes handlet unb (id) dei haltet, daß (id
liche einer ieden kilchhöre gebürt: fo befinde fid) bann, daß man unbillid)
fchilt, man babe bie nüt zu bandlen; wie denn der vicarius bon Eoftenz,
Hans Faber, bormals duch geíd)mütgt* hat, unfere vordre becfammíung habe
nit gewalt üzid zu erkennen.
Do redt herr burgermeifter Röuſt: Es wäre wol güt, gnábigen (ieben
herren! ja fo e$ in miner herren mandat vergriffen wäre. So cd aber üch
präfidenten güt unb nü&lid) fon bedunken will, fo geſchech im namen gotte,
was qt ſye!
Do ſtuͤnd meiſter Ulrich Sringll uf, unb rebt bon der kilchen alfo:
wingli.
Don der kitchen wirt in zween weg in der gfchrift geredt. Zum erften
wirt die chriftenlich fic) genommen für die ganzen menge aller aldubigen:
welche alfein gott bekannt ift, der alle ding gegenmwürtiglich anficht. Dann
1) gefihmäht.
Zweyte diöputation zuͤ Zürich: | 469
mir affe, die glöubig (inb, werdend bie Lilchen nit (eben, bis dag f9 an
dem jüngften tag vor dem richter Jeſu Chriſto jemmen kummen wirt, wies
wol mit hie etwas bon jro wüffenb: namlich daß alle, die den waren reche
ten glouben und zuverficht zU gott habend, durch den herren Ehriftum Jeſum,
der für unfer find dem himmelfchen vater gnág gethon bat, bag fo felig
werdind, die find gliber der alfgemeinen kilchen. Alſo daß, welcher in In⸗
bia ift, und gloubt, dag uns gott (inem fun Jeſum Chriftum zu eim hei-
(anb geben Bat, ber ift ein alib der ganzen glöubigen gmeind glych ale
wol als der zu Zürich monet und den atoubem hat. Alſo find alle glöubi-
gen , bie ie warend und iemer mee werdend, nun ein filch, die ein gmahel
Jeſu Ehrifti it: dann. er hat fid) für ſy hingegeben Cpb. V. 25. Die
kilchen gloubend wir in dem glouben, ba wir fprechend: Die heiligen chris
ftenlichen fild)en. Dann fo ift uf Ehriftum gebumen, uf den waren, unges
tudtm felfen. 9Dtattb. X VI. 16, ba Petrus in namen aller jüngren Chriſto
zuͤſprach: Dubift Chriftug, der (un des lebendigen gottes: antwurt Ehriftus:
Du bift ein felfee oder ein felfenustünder. Uf den felfen (den bu verjähen
haft in aller jünger namen) wird id) min Eilchen bumwen, das i(t, alle menge
ber menfchen, bie iemer mee beridben wirt, bag ich der fun des lebendigen
gottes bin; wider die vermag aller gwalt und meecine t der höllen nüts.
Alfo ift bie allgemein chriftentich fild) uf den felfen Chriſtum erbuwen. Es
it oud) bie fild) nieman anders weder alle chriftgldubige menfchen. Es
ift oud) bero houpt nieman anders dann ber einig Chriftus. Ephef. I. 22.
und Goloff. I. 18.
Sum andren wirt die kilch in der gfchrift beucht für ein kilchhöre. As _
fo ſchrybt Paulus zu den Titchen in Corintho und zuͤ den kilchen in Gafatia,
das ift, den gmeinden oder Tilchhörinen an denen orten. Alſo beißt bie
tild)bóre zu Bern oder zu Zürich, die fi(d) ba oder bórt. Von der befuns-
deren Eilchen redt Chriſtus Matth. X VIII. 17, bag man den unverfchamten
fünder fóife der kilchen angeben, bag ift, ber kilchhöre. Dann wie möchte
man einen fünder vor allen chriften verklagen? (o ed nit müglich ift, taf
alle dyeiften an einen. hufen Bummind. Darum i(t der. bann niemans anders
bann der kilchhörinen, ieder in. funderheit. Dife bftimmten zween weg wiet
die fid) in dem göttlichen wort gebrucht und nit ander; nad) dem wir
von der fildyen, bie wir gloubend , redend, und bie ung meiſteret. Wiewol
diß wort, kilch, darum es nüt anders heißt dann ein gmeind oder ein ghufte
menge, duch etwann für ein zeſammenkummen andrer menſchen denn
chriſten genommen wirt. Das gat aber uns hie nüt an: dann wir redend
allein von der chriſtenlichen kilchen. Darus folget, bag der päpſten, cardis
nälen und biſchofen zeſammenkummen oder concilia nit die chriſtenlich kilch
ſind. Zum erſten ſind ſy nit die allgemein kilch: denn ſy ſind nit alle glöu⸗
bige menſchen; und iſt aber die chriſtenlich kilch, die wir gloubend, alle
glöubige menſchen. Alſo g(oubt man ouch nit die kilchen der paͤpſten, cat.
dinälen und biſchofen. Zum andren ſind ſy nit ein kilchhöre. Alſo folgt,
daß ſy us der gſchrift nienen bewären mögend, daß ſy ein kilch ſyend, deren
wir gloubend. Denn, das Act. XV. 4. ff. ſtat, iſt wider ſy: dann da ſelbſt
was nieman dann die kilchhöre zuͤ Hieruſalem, und warend nit mee denn
V) Vertheidigungen, Rüſtungen, Waffen.
470 Zweyte bídputation zü Zürich.
zween boten von Antiochia sc. Aber ble fid), bie in gott gründet i und
in (iem mort, mag nit irren: denn ft haltet fid) allein, deß mort nit (tm
fag, gottes. Die kilch bee päpſt und bifchofen bat ghein grund ned) züg—
nuf us der afchrift, Daß fo gott aheiffen babe (pn. Alſo folgt, baf, als
wenig mie bie funnen zwingen mögend zu (unen, alfo wenig alle bifchof
mögend erobren, taf ſy die chriftentich kilch fyend, fo ito gott nienan gedentt.
Dep enbütend wir ung zu erhalten mit dem wort gottes; und welcher ung
des irrtums überminbt, dem wellend wir folgen. Hierus folget oud), taf
bife unfere semmenbufung, bie nit (alg etlich meinenb) zu nachteil einiger cheiften,
funder das einig mort gotted zu verhören, bor ben cerfamen , wyſen 2c. herren von
Zürich verfammlet ift, nit irren mag: denn fp nüt feben noch entſetzen
undernimmt, funder allein hören will, was in gemeldten fodnen im wort
gottes erfunden werd; unb mellend fid) batnad) bie genannten herren uf
fétichd mit ern(t beraten. Deß möchte ich vil gfchriften harfür bringen; (o
iſts nit not: ed begibt * (id) im handel. Will nun hiewider ieman reden,
der mag? wol t6ün ; und an welchem's foe, der frage batum!
Hie ſchweig man fill. Darnach vedt der burgermeifter Röuft: Wer
batmiber reden will, der mags wol thin. Da redet meifter Eonrat Hof
. mann, ein chorherr zum groffen münfter: a) man fóllte bie doctores, bie dbbt
und die prälaten anfragen; da füllt man die fad) anheben. Do fprad) der
Zmwingli: bad mag oud) min meinung, daß man hierum fragte. Do redt
meifter Shumpfen, ein ratsherr: b). fo heb man ed$ an! man mig es neiß
wormit 3 anfaben. UF fomliche vebt der burgermeifter: So es nit im
mandat ftat, fo wirt man ghein frag darum haben. Will aber fuft ieman
fründtich darmwider us der göttlichen afchrift reden, der mags tbün! fo mer
dend mine herren gern lofen. Do fprachend etlich zu meiftee Martin Stein
tin, lütpriefter von Schaffbufen: c) ob ee darmider wellte? Do fagt er: nem!
1) ergibt. 9) mit irgend etwas. :
a) 9t. Konrad Hofmann von Bremgarten, Chorherr, einft Leutpricfter
zu Shrich, der eifrig wider die fremden Kriegsdienfte predigte und aus diefem Grunde
vorzüglich Bwingli feine Etimme zur Leutpriefterftelle gab, war ein aufrichtiger,
gewiſſenhafter, aber auch eitler und abergläubifcher Mann. Auch ihm waren vick
Mißbräuche im Kirchlichen, beſonders ſolche, die fein fittliches Gefühl beleidigten,
zuwider, und er hatte auch dagegen gepredigt. Aber auch ſtandhaft und furchtlos
widerſprach er Zwingli's Reformationsverſuchen, beſonders in Hinſicht auf die Lehre,
ſowohl aus Anhänglichkeit für den alten Glauben, als aus Beſorgniß für das Doll
und die Religion fefbft b) M. Rudolf Thumyfen, Rathsherr und fpäter Statt:
halter. Sein Water war von Augsburg nad) Zürich gezogen. Er war überall zit
Förderung der Reformation thätig, und zu den wichtigften Gefanötfchaften gebraucht.
Er half 1529 ben Frieden zu Eappel vermitteln, und flach 1531 auf bem Schlachtfelde
au Gap. IM. Martin Steinlin,. Leutpriefter an der Hauptlirdye St. Johann
in Schaffyaufen, ward mit Konrad Sytmenfen, Cuftos des Allerheiligenftiftes de:
ſelbſt, vom Rath mit Sebaftian Hofmeifter auf die Disputation a6grorbut.
Jene zwey waren gemáfigte Gegner, diefer der eifrigfte Befürderer der Reformation.
Steinlin hatte fcholaftifche Gelehrtheit. Er zeigte fid) als der gefchicktefte Gegner
Zwingli’s auf der Disputation, unb diefer bezeigte ibm Achtung, weil er Bekannt:
ſchaft mit der Schrift erwies. 1525 ward Steinlin mit Syabrgebalt zu Ruhe gefetzt,
und Hofmeifter an feine Stelle zum Stadtpfarrer ernannt. (Kirchhofer, Schaffhau⸗
fer Jahrbücher. Wirz II.)
| Zweyte disputation zu Zürich. | Ari
er müßte nüt dawider. a) Do ftund meifter Conrat Hofmann wider uf
und tebt alfo:
Meiſter Eonrat Hofmann.
Her. burgermei(ter, ſtrengen, feſten, eerwürdigen, wyſen, lieben herren! je
find wol mwüffend und prgebenf, als wir achtend, mie iez in der faften ein
jat gſyn ift, daß unſer gnädiger bere. von Coftety b) mündlich und mit
afcheiften ernftlich , väterlich und trüwlich ung gebeten und ermant bat, bag
wir wacherig ! fyend wider die li(tígen nachftellungen unb betrügnuffen dee
tüfels , und bag mir (fig werhütung thügind um unfer und des gonjen
chriftenlichen holks Heil und feligbrit, unb bag wir den fchädlichen leeren nit
torlich gloubind, unb gift für arzny, bie höl für bas heil anneminb, und
daß wir ouch nit bon bem meg des. herren abgangind , den wir bon ber
wiegen unb jugend uf geleenet hand, unb bag ung nieman von bem heiltgen
evangelio ryſſe, von chriftenlicher leer und fagungen bet alten, und daß ung
nieman abzüc) von der chriftenlichen. kilchen. Und ad. glucher wys, al8 unfer
heiligen vater, der papſt Leo der zehent c), und der durchlüchtig kaiſer faro»
[ug der fünft d) furslid) fótid) nim leeren verdammt band, nnb für verdammt
mit offenlichen. geboten erflärt als die, bie ba ſygend wider chriftenliche
ordnung, wider enangelifche, faßung und wider einigheit der evangelifchen
geboten (mie bann ſoͤmlichs in denſelben mandaten wyt unb flyſſig erklärt
und bewärt it): alſo hat ee ung ouch gemant, daß mir biefclben leeren zuͤ⸗
ruckſchlahind und von. ung werſind, und daß dieſelben weder geprediget noch
bifputiert föllind werden, weder heimlich nod) offenlich; es fülfe ouch nit
geänderet werden an fitten und amonfeiten der chriftenlichen kilchen, bis daß
die, denen der givalt der chriftlichen itchengfchäft empfolen. tft, zuͤſammen
tummind, dag, ob gott will, bald geichicht..
In fömlichem hört man. wol, daß er nit mit der gſchrift Fechten wollt,
das aber mine herren allein baben wolltend; fiengend an und batend jn: ec
föllte eümig fon. Do-fprach er fürter: ee möllte' probieren, daß man ba
nüt handlen füllt. Do (ost man im fürter. Saat er alfo: Sya, gnädigen
lieben herren! laſſend mich nun usreden, ich will batd barbon laffen. Ich bin
zeben ober dryzehen jar zuͤ Heidelberg gſyn, und bab mich allwegen ad den
allergleerteften , als ich mein, afellet unb gezogen; namlich fo bin ich by
eim gleerten mann gſyn, der bieg Doctor Yoß, e) ein güter frommer mann;
mit dem bab id) geeſſen und trunfen dich unb menge mat fo(t* unb ans
ders , unb hab bid mol ‚gelebt. . Da fab ich all min tag gehört, es zimme
nit von denen dingen zů bifputieren. Ya fehend jrd! das i(t mar. (Hie
wollt man nun lachen; das. wollt der burgermeifter nit dulden.) Unb darum,
lieben herren, fo will ich nit difputieren; ich mill dem bifchof ghorſam (oh
unb darnacı dem nropft; und ob ec ſchon, darvor gott fgg, ein buͤb wäre,
nit daß er nit (tomm. (oe, funber daß ex bon gott dahar gefeht it: ich bin
wol aüfriben. Ich ban cud) wol brp(fig jat gepredget, unb afaltend mir
1) wachſam. 2 Spike.
a) Und als fang nieman nit wollte fagen, und uf. M. Konrad ıc. Gullinger.)
b) Durch feine Oeſandtſchaft 7. — 9. April 1522. c) Syn der. Bulle gegen Luther:
15. July 1520. d) Im Wormfer Edict: 8. May 2521. e) Ohne Zweifel Jodocus
Gallus, Profeſſor und Otector zu Heidelberg. (Adami vitae Theol. 262, 281 1.)
a
472 : Zwente bidpitation zu Zürich.
ouch die mißbrüch gar überall nit der bifchofen, päpften unb cardinälm;
unb ban wider bie mißbrüch offentlid) geprebget, deren nun vit find. Roch
eins milf id) üd) fagen: im legten artikel des eib$, fo einer ſchwört, foe
en chorherr wirt, ifts oud) fürfummen, * daß man ta nit foll difputieren.
Der felbig lutet alfo: Das von dem gröfleren und myferen. teil in capitels
wys befchloffen wurde, das wird ich nit frefenlich hinderziehen oder wider:
rufen, und alle vorgfeßte ding wird ich trümlid) halten ,. und fchaften , daf
(o ghalten werdind, betrug und untrüw binban gefeßt. Alſo heif mir gott
und die fchöpfer ? der heiligen evangelien! und darum fo will ich min cib
trüwlich halten; und meifter Ulrich Zwingli füllte finem ouch halten.
Dergigchen reden wollt er für und für fagen. Do redt jm der burger
meiftee dryn, fprechende: Meiſter Eünrat, das dienet gar nienar bari; ?
jt präfidenten füllend das nit gftatten. Do ftünd doctor Sebaftian Hofmei⸗
fte von Schaffhuſen uf, der einer bero. präfidenten was, und fprady alfo:
-Meifter Gonrat, lofend! das i(tin miner herren mandat fürfommen: daf
nieman üzid hiezuͤ reden foll anderfi dann ug der heiligen ‘göttlichen gfcheift.
Und wir bry find darzü geben, nit daß wir richten föllind; fonder fo eine
‚meer wöllte tanden,* dann fid) gezimmte, fo füllend wir in beiffen ‚fchrongen.
Und bierum fo ſchwygend ftill; je wöllind dann mit der göttlichen gfchrift
fechten , darum wir bie find, fuft nit! Wie merbenb für faren. Do redt
meifter Conrat Hofmann: Nun, ed zimmt üch überboupt nit, bag jr darvon
mwötlind reden. Das fag id) dd). Do ſtuͤnd meifter Ulrich Zwingli uf und
ttbt alfo:
| Zwingli.
Damit ſich ab menſchentand nieman verärgre, fo zücht meiſter Conrat
heryn, das gar nüt zu bee fad) dienet, unb ſpricht: Ja der biſchof von
Coſtenz habe ung ermant, mir ſollind verhüten ſoͤmliche verfuͤriſche leer.
Sag id) alſo: ja e$ zimmt eim biſchof mol zu wachen, unb wie ich unb
min licher brüder Leo, ob gott will, trüwlich gethon Babenb, unb wol als
ein bifchof von Eoftenz ie gethon hat. Daß aber unfere (eer. verfürifch fec,
das zeig et an! Ich bin in hoffnung , ich und min brüber Löw habind nüt
geleert nod) prebiget, das verfürifch, unchriftlich und nit in ber göttlichen
geichrift wol gegründt fye. Darum find mir ouch bie, und enbietend und
bif zu erhalten mit ber göttlichen gefchrift, wie wir dann vormals euch getbon
babend; wir erbietend ung ouch alfreeg zu antwurten. Daß aber das nil
fülle gefchehen bis uf ein erfanntnuß eins conciliums, fag ich alfo: Man
fage von den conciliig, was man welle; (5 ſoͤllind gefchehen über [ang oder
über kurz: fo (ag ich bas, und weiß es ouch wol, daß feiner ies einen fun
bat, ber erft erborn foe, der erleben möge, baf ein concilium verſammlet
werd, darin mon das mort gottes meifter Lafle fun. Oder mee. fummt in
ein concilium? nieman bann die unnüßen unb ungeleerten bifchof unb vaͤpſt.
Ey ſyend ja fchon geleert, 5 fo machendſ' bennody.nüt bann nach jrem fopf, was
fo güt bunft. Das ift denn nit ein fil). Ja Höngg und füfnadt if
ein gewüſſere fild bann all züfammen gerottet bifchof und pádpft. Daß
aber der papít und der kaiſer die leer verdammt habind, das ift recht: ef
foll alfo zügon. Nero, Domitianus und andre hand die chriften gar ge
1)pordebant, 3) Verfaſſer. >) zunichte. ©) geundlos ſchwatzen. 5) feyen ſie auch
Sete bisputation zu Zürich. 473
todt; das i(t wol bil ein anders. Hierum fo zimmt und nit befto minder
on ſoͤlichen unnüßen tanb mit dem mort gottes ze handlen: dann wir find
chriſten. Do redt meifter Eonrat: ich will nit arguieren, funder geborfam
fun. - Dann man foll bem oberen gehorfam fun; er foge wie bós er welle.
Wie wellt ich ie einemals widerbringen, das iez fünf jar ungerifen! ift?
Ich will ein erempel geben: So ein fteinzife ftets on underlaß rifet, und «6
wäre einer oben daran, der benglete? oben abbin, das tribe. er lang, und
einer wellte dasfelb einsmals wider ufbin werfen. Die fad) babenb nun
(o vil zu Zürich überhand genommen, daß ichs nit wenden mag. Sd) will
aber noch eins tbün, und will offenlid) wider jn prebigen mit der gefcheift;
predgen ich dann unrecht, fo fumme er heimlich zit mie,? mie ich zu jm,
und rebe mit mir von den fachen. Cn bem rebt der burgermeifter: Meiſter
Contrat, das rymt (id) gar nit hiehar. Doctor Sebaftian hieß jn ſchwygen:
e$ wäre genüg tandet, fo ev nit mit der göttlichen gefchrift kummen weilte.
Do (tünb der Zwingli wider uf unb redt alfo: Er fagt bie, ev melle offens
lid) wider mid) predgen. Nun grufet mir nüt batab, gar nüt; ich will jm
aber brgn reden. Ir mine herren habend mie das goltswort empfolen zu
handlen; das hab ich trüwlich geuredget, unb hab mich ouch alímeg gegen jm
erboten , us der göttlichen gefchrift barbon 3e reden; dag hab id) im nic ab»
gefchlagen. Ich erloub jm ze prebigen; fagt er aber ein einigen periobum,
das ift, ein pünkıli, das mir das bolf vermasgen möcht: fo milf ichs onbe- -
ttbet* nit laffen, ja bag mill ich üd) geen haben anzeigt, mine lieben herren.
SSefunber, darf ec offenlich bor der gemein ein lug fagen, fo müß er mie
ouch offenlich vor derfelbigen gemein, bie et vermasget hat, des (uad vedo»
nung und urfad) geben, oder ec muß mir us der Lilchen entrünnen. Und
beg ich im mie geftattet hab ze predigen, it allein barum gefchehen, daß
kein ufrür und unruͤw üch minen herren erwüchfe: bann id) weiß wol, daß
«t die göttlich gefchrift nit fann predgen; barum fo frag ich dem nüt nach,
sch will aber das thün. Do büb meiftee Contrat von nümem ein unnüben
fand an, wie er Huch gepredget hätte 2. Do bieß in doctor €eba(tian. (tilt
(chungen, der ein prd(ibent was; bas müßt er tbün, oud) us geheiß bee
peobfis, tem er gehorfam fon wollt. Dann er wollt nit. das (dert bru
chen, das zu difem kampf gedient hätt, bas iſt, bie heilig gefchrift. Derglychen
adnf erhübend (id) ba, bie nit zuͤ beſchryben. Do ftünb min lieber brübee
Leo uf und redt alfo:
Meifter Leo Jud.
Herr burgermeifter und je mine gnädigen herren, ouch mine Lieben
brüder in Chriſto Jeſu! je hörend und merbenb Iuter bericht, ja mie fo
(djdblid ed ift, mo man menfchentand und nit bem luteren mort. gotteg
Lofet; als bann iez meifter Gontat Hofmann mit finer fangen ungegründsten
reb nit allein dd), mine herren, funder alle frommen hiezügegen ufgezo⸗
gen’ und verdrüflig gemacht hat. Diewyl dann den fürtrag und gründ bon
der allgemeinen chriftenlichen kilchen, fo min lieber bruder Ulrich Zwingli
fürgemwendt fat, nieman mit göttlicher gefchrift widerfechten will: fo mill id)
nad) (ut üwers mandats anheben den erften artitel von den bilden. a) Es
1) eingefallen. 2) wärfe. 9) zu Haufe. *) unbefpeochen. 5) aufgehalten.
a) „Daß die bilder von gott und in 5. fchrift verboten foinb. Deßhalb under
den chriſten nit gemacht, nod) geehret, funder abgethon füllend werden.“ (Bullinger.)
474 Zweyte bífputation 3 Zürich.
ift ein büchli in kurzen tagen bie usgangen in dem druck, a) darin genüg-
ſamlich mit klarer göttlicher gefchrift bie bilder verworfen werdend. Diefelben
zügnuſſen us bem alten teftament alle bie zuͤ evgdterm, buhft mich nit not
fon; barum laß ich fy um kürze willen underwegen, unb nimm atlein ben
brunnen und urfprung , darus alle nachfolgende gefthrift unb verbot flieſſend,
namlich das orr Erod. XXIV. 12. Do gott der allmächtig mit Moyſi uf
dem berg geredt, hat er jm die gebot in ein fteinin taflen geſchriben, bie et
das volt Iſrael follt leeren, in welchen verboten ift: bu föllift nit frómb gött
haben, bu föllift oud) fein bild machen, du follt (9 oud) nit anbeten oder
etren! Dasfelbig gebot gottes (utet Exod. XX. 4, 5. alfo: Du foltt wit
(tómbe gött vor mir haben, mach bir fein gfchnikt bild nod) fuft fein
abeontrafeyung deren fo im himmel, ouch deren fo uf bem erdrych, ja ouch
deren nit fo in dem ma(fee under dem erdrych find, bu follt bid) vor inen
weder neigen noch bügen, dis follt fy nit anbeten, du foltt oud) fuft inem
nit ect enbieten! Bann ich bin der bere din gott ein ufrer. Es (tat eud)
glych hienach v. 22, 23. alfo: Der bere fagt zum Monfi: Das red mit ben
tinderen Iſraels: Fr habend gefehen, bag ich vom himmel herab mit üch
geredt hab. Machend mich nit zu einem quldinen oder filberinen gott! Alſo
beißt das hebräifch mórt(i jthi, das in tütfdy Heißt, mich ſelbs. Sölich
kundſchaft möcht ich vil haryn ziehen, fo ich well. Damit aber nieman
möge forechen: bas foenb nun des alten teftamentes funbíd)aften, das allein
bie Juden und nit die chriften betreff, fo will ich des nümen teftaments
tundfchuft harfür bringen. Wir Habend ein Haren locum, an der erften
epiftel Pauli zu den Corinthern V. 11: Ich Hab dd) gefchriben , bag jr dd)
nit vermifchen ſoͤllind oder fein. gemeinfchaft haben mit bert büleren, mit
den gytigen, mit den röuberen oder mit denen, bie die bild eerend. Hie
redt der heilig Paulus ffar(id) von chriften: dann er zeigts ouch an, daß ee
nit bie beiden verſtat. Dann er fagt: ich mein nit mit denen, ſo noch nit
gloubend: bann je müßtind us der welt qon und fterben, menn jr alle: hei-
ben, die bie bilder eerend, fölttind lichen; funder mit denen füllend jr nit ge
meinfchaft haben, die (id) für brüber, das ift, für chriften usgebend. Item
1. Gor. X. 7, 8: Syr fóllenb den bildnuffen nit eer enbieten, ale jren etlich
t6ot babenb; barum jren etlich tufend umfummen find. —Cytem der Pau—
[us erzält ouch eerung der bilden under. bie werk des fleifche in der epiftel zum
Galateren V.20. Wir habend ouch des glychen Act. X V. 20, baf mit ung
bon der bermasgung der bilden fólfinb abziehen; ouch 1. Petri IV. 3, da
. ung ber bot Jeſu, Petrus, ouch ermant, dag wir und enthaltind von ben
Lafterlichen eerungen der bilden. Der heilig evangelift Johannes ermant ung
ouch in finer erften epiftel am legten cap. b. 21. alfo: Ye minen fün, Bütenb-
id) vor den bilden!. Sömliche zügnuß und andre möchte ich harfür tragen,
daß under den chriften gar fein. bild nit fol( fon; damit ich mit fammt
minem bruder, meifter Ulrichen Sringti, geurfachet mitb, def us der heiligen
‚göttlichen gefchrift ze erhalten und zu verfechten; will: alfo bie hören, was
ein ieder us der göttlichen gefchrift Darwider möge, Nach fülicher red ſtuͤnd
D. Sebaſtian von Schaffhuſen uf alfo ſprechende:
a) Ludwig Hetzers: „Urtheil Gottes, wie man ſich mit den Bildern halten ſoll.“
Zweyte bisputation zu Zürich. 415
| Doctor. Sebaftian.
Licben— feommen bruͤder in Chriſto Jeſu! Diewyl meiſter Geo. min Lieber
brüder, eim träftigen Maren foruch us ber. heiligen göttlichen gefchrift bat
batfüt zogen, darus flar bemifen mitt, obſchon gar kein andere geſchriften
darum wärind, daß bie bild, befunder in den templen des chriftenlichen
volle, nit fon ſoͤllind (mad) jm einer daheim heimlich ein ganzen wagen
voll! will er gern), nit allein daß man fo nit cere nod) anbete, funder daB .
wan fy oud) nit haben unb maten foll: fo wirt not fun, daß der, der die
bild befchiemen will, bag er us der göttlichen gefchrift bemáre, bag fo mde —
gind geduldet werden, und nit fin gürdunfen, bring. Und barum, ift tes
man, der biemwider well, der bringe die göttlichen gefchrift, und bebalt finen
tanb jm ſelbs!
í Zwingli.
Damit nit ieman gedenken möcht, heimlichet bild wärend nachgelaffen,
fe nót mid) dasfelbig 3d verantwurten und fagen: Herr doctor! eg find
oud) die heimlichen bild verboten. Deß habend wir ein Bar ort in der ge
fchrift Deut. XXVII. 15: Das fat Moyſes geboten ug dem geheiß- gotted,
bie leviten ſöllind verkünden, und mit Iutrer heller (timm zu allem otf
Iſraels fagen: Verfluͤcht ift der menfch, ber ein gegoflen bild macht, das
ein grüwel des herren gotted. ift, und dasfelb an ein ort (e&t; und bas ganz
volk foll fagen: Amen! Hie widerredt nieman, fagt er. Do fprach Eon»
rat Grebel: a) Dann fo die bild nit under den chriften fun füllend, fo fül
lendf ie oud) nit heimlich fun: dann dag wäre difpenfatio divini verbi.
Sie ſchweig iedermann ftill. Ermant man: mer darwider weilte, der föllfe
es thün; da mas nieman. — Stadj langem (tünb meifter Heinrich güti,
prábicant zu Winterthur, b) uf und rebt alfo:
Meifter Heinrich Lüti. |
Hochgeleerten sc. here burgermeifter, gnädigen lieben herren und brude-
2) im Haufe flehende.
a) Konrad Grebel, Sohn des Rathsherrn Jakob Grebel, ftudirte mit feinem
Bruder Leopold 1516 zu Wien untere Vadians, und 1519 zu Paris unter Olareans
Anleitung. Seine Talente ließen viel Hoffen, und er erwarb fich viel gelehrte Kennt⸗
niffe; aber er verfank in Ausfchweifungen, zerrüttete baburd) feine Gefundheit; fein
verwildertes Gemüth neigte fid aut Schwarmerey und aufrühriſchen Grundſätzen;
rückſichtslos wollte er den bürgerlichen wie den religiöſen Zuſtand umſtürzen. Und
als Zwingli hiezu keine Hand bieten wollte, ward er deſſen Feind, ſetzte ſich in Ver⸗
bindung mit Thomas Muͤnzer, dem Stifter des deutfihen Bauernaufruhrs, ward einer
der Anführer der ſchweizeriſchen Wiedertäufer, und mußte fliehen, um bet Zchensftrafe
zu entgehen, Schon im diefem Jahre beſtritt er die Rechtmäßigkeit der Sinft und Be:
benben, und wollte fie abgefchafft haben. Er flarb 1526 kurz zuvor, ehe fein Water
wegen Eidbruch in Annehmung von Penfionen Hingerichtet ward. b) Heinrich) 2ütí
war von Wädenfchweil im Zürchergebiete gebürtig, ftubiete zu Wien, ward Zwingli's
Helfer 1520 unb nun Prädifant zu Winterthur. (Hier find ein Paar Kleine Fehler
zu berichtigen: Heinrich £üti war alfo nicht — nad) Wirz I, 80. — erſt 1525 Pfar-
ter nad) Winterthur; aud) nennt ec ſelbſt Seinrich Goldfchmid, den eiftigen Prediger
des Evangeliums, Pfarrer zu Winterthur 2, 155; und Hottinger Geſch. d. Eidg. T,
458, nennt unrichtig Öregor 2üti, Pfarrer zu Winterthur: ; diefer Gregor war damabls
— zu Töß nnb früher au Richtenſchweil, und wird ui der Disputation nicht
genann
476 - Zweyte bidputation zü Zürich.
ten in Chriſto! Syd) hätte wol bermeint, ed wärend deren genüg aefon, bi
fid) von jnen ſelbs on alle not ungleit báttenb, unb underftanden umzekteren
wit göttlicher gefchrift bie zmo ſchlußreden und chriftenlichen meinungen, die
bilder unb meß betreffend; nachdem ſy ufferhalb trefienlich ſchmähend unb
ſchuldigend an den canzten, und darnebend alle, bie das heilig evangelium
Inter und Far nach der einfaltigen meinung Chriſti harfür ze bringen (id
Ayffend. Sytenmal fo ſy aber hie, fo e$ gilt, zu meereren malen erfordert,
ſchwygend; und damit nit gar und ganz nüts gehandlet, werd; und hiemit
ouch anderen die fchlußreden us der gefchrift zu widerfechten ein urfad) unb
anzug * gegeben werd; damit bie göttlich marbeit defto klärer und heller an'n
tag fumme: will ich (9, fo fer es müglich mdr, mit der gefchrift umteeren.
Min licher getelimer leermeifter unb brüder in Chrifto, meifter Ulrich Smingli,
desglychen meifter Leo, ouch min lieber brüder in Cbrifto, babenb fid cr
boten, die ſchlußreden mit der göttlichen gefchrift zu erhalten die bilder unb
bie meß betreffend: namlich bag bie bilder nit fon fóllinb, und bag bic má
nit ein opfer ſye. Red ich alfo: Meifter Leo! Alle ort unb (tátt der ac
fcheift, die jr Darfür tragen babenb zii bemdeen, bag die bilder mit fon
ſollind, fo will mich bebunfen, fy veichind allein uf die bilder ber gößen br
abgötten, und nit uf bie bildnuffen Chrifti unb der Lieben heiligen.
Leo.
Meifter Heinrich! je redend wol vil; aber it bemärend wenig. Es if
daran nit gelegen, das (id) alfo bunft; bewärends mit der göttlichen at
fchrift! bas ift etwas. Untwurt Lüti: das will id) thbün. Leo: dag wellend
wir gern hören.
| Meifter Lüti.
Als der allmächtig ewig gott durch Moyſen, den heiligen propheten, dat
to(f Iſraels usgefürt ‚hat anädiglichen us der gefingnuß Aegypti, unb fü
erlöst von der ftrengen-dienftbarkeit Pharaonis; murretend die Linder Stadi
und mwarend ungeduldig, bag Moyſes fid) fo (ang by dem herren uf dem
berg fumt. Erod. XXXII. 1. fprachend zu 9(aron: Stand uf! mad) und
adit, die uns borganginb! Giengend, machtend jnen ein guldin Lald, fag
tend: das find bie gótt, bie ung us Aegypten gefürt babenb; beg jren Wil
tufend umfamenb. Hieby mol ze merken ift, daß der allmächtig gott der⸗
glychen bilder der abgötten durch bie propheten alfenthalb verboten hat, und
ganz nit bie bildnuß Chrifti und ber lieben Heiligen. on
Uf fólid) ſtröwin? argument redt meifter Leo: Loſend, meifter Heinrich
ich hör das wol; das iſt aber ouch nit bewärt, daß man darum die bild
fl Han. Bewärend das us der göttlichen geſchrift, daß gott bilder ni
verboten, funder nachgelaften Hab! Redt Lüti: So (ofenb! ich wills hun.
Wir babenb im büd) Numeri, bag der allmächtig ewig gott dem Monli
geboten hat den eerinen fchlangen ufzerichten; ab melchem gefund mwurdend
alfe, fo von den fürinen fchlangen verleßet warend, fo fy bie ufgerichten
eerinen fchlangen anſchowtend. tem er hieß ouch zween cherubim uf die
ard) machen. Dannenhar mol ze merken ift, daß er keinen grüwel ab den
bite hab. Hieruf antwurtet Leo Jud dergeftalt: |
1) Reiz, Anlaß. ?) ſtrohern.
Zweyte disputation zu Zürich. 200 ATI
Meifter Leo. |
Das gebot gottes Erod. X X. 4. blybt in ewigheit (tof fton und unver⸗
tudt, obfchon gott (unberem perfonen zu zyten miber das gebot befeldy thüt.
Daß er den fchlangen bat heiſſen machen, aftand id); batus folget aber- nit,
daß e$ nadymals einem icden gezimme wider bas gebot bilder und götzen ma⸗
chen, als die fophiften fpred)enb: Propter unum. individuum non corrum»
pitur tota fpecies. Sytem fo ein gſatz gemacht wirt von einem fürften, und
er etlich wider dag gſatz fryet, i(t barum den anderen nit erloubet das ganz,
gſatz zu brechen. — ort hat geboten nit ze tüden Erod. XX. 15, unb heißt
bod) Abraham (inen fun tóben Gen. XXII, heißt die kinder von Iſrael die
heiden töden Erod. XXIII. 2, die (9 funben in dem land, dag jnen verſpro⸗
chen was. Phineas hat die fchmach gottes gerochen,, indem daß ec ben un»
reinen by der Madianitinn erfiah Num. XXV. 7 ff; und hat fólid) werk
gott wol gefallen, und wirt in der heilgen gfchrift bod) aepenfet. Und uf
den bütigen tag , wiewol nieman tóben foll, it bod) das fdymert nit vergeben
in der band des obren und amtmannó Röm. XIII. 4, bem zügelaffen if
das verbösrend oug ugzüftechen und bie verbösrend hand und füß abzuͤhou⸗
wen. Gott hat verboten zu fielen, und hieß bod) die Finder von Iſrael den
Aegyptern jre filberne und gulbine f(einob enttragen. Alſo fpricht das gſatz
aottes: Das bie eet. gottes und den nutz' und liebe des nddyften betrifft, biybt -
ewig (ton; ro aber gott barmiber heißt, ba hat mans oud) gethon: bann er
mit bem finen umgon mag: wie jm gefallt, on mengliche pntrag. Darus
folgt aber nit, daß barum die chriften bilder haben füllind. Und wiewol bife
antrouct uf üweren gegenmurf gnüg wär, fo will ich doch die fad) bas erflären.
Daß gott den eerinen ſchlangen hat heiffen ufrichten , ift ein ſigur und
ſchatten des alten teftamenté, unb bedütet die erbóbung unfers erlöſers Jeſu
Gbrifti am Früz , als der herr ſelbs anzücht nnd erflärt Yo. III. 14. Chri⸗
ftus ift der fchlang gſyn bod) on gift: bann wiewol ec. in gſtalt eines ſün⸗
ders zwüſchen zweyen mörderen ufgebenkt , i(t ev bod) on (ünb, als Petrus
fpeicht. 1. Pete. I. 22. Welcher difen fchlangen mit rechtens glouben und
vertrumen anficht, dem fchadet nüt das ‚gift des alten fchlangens , funder er
bat dag ewig leben. So nun bie marbeit bie ift, fo bedörfend wir der figure.
nit meer; fo das (iedyt ufgat, verſchwindend alle fchatten und finfternuß. Darum
folgt nit us bem, bag ung chriften gezimme die bilbnuß des krüzes oder beg
gekrüzgeten herren Jeſu 3 haben: bann alles unfer anbeten (off. gefchehen
in dem geift unb in der marbeit Yo. IV. 24. Wo der geifk ift, da fallt
bin alle bildnuß : bann dag fleifch ift nit nüg; der geift aber macht (eben
big So. VI. 63. Und ob wir cheiften (don den (9b Ehrifti noch by une
báttenb, zimmte (id) doch nit, daß mir daruf buwind. Ouch bie fdyülerer ?
fpredyenb, man fölle bie (utve menfchheit Ehrifti nit anbeten. Die Inbliche
gegenwürtigheit Ehriftt was nit funders fruchtbar: bann fuft wärend die Ju⸗
den oud) felig gſyn. Darum (prad) Ehriftus o. XVI. 7: Es foe dann,
daß ich von üch gang, fo wirt der geift, der tröfter, nit fummen. So id
aber von dd) gang, fo wird ich in üch fenden. Darus vermerkt wirt, daß
bie Inblichen und üflerlichen bilder ein binbernuf find bem geift. Und obs.
ſchon bie bildnuß des krüz Chrifti by ben chriften güter meinung gmach
1) Schulweifen, Scholastici.
478 Zwente bisputation ai Zürich,
wäre worden: fo wäre doch icy bie zut hie, daß man föliche bitbnuf bino |
thäte, und das us der urfach, daß man ougenfchunlich ficht, bag die chriſten
félidyem bildnuß groſſe eer erzeigend und erbütend, als mit zieryen in filber,
qotb , edelgftein , mit opfren, mit anbeten, das ift mit hit abziehen, neigen,
Inümwbuden , das aber alid gott verboten hat. Dann da wir im latiniſchen
tert babenb: Non aborabis neque coles , hat der bebraifch tert eim wörtlin,
beißt ſchahah, das i(t Enübiegen , buden sc. Und darum , meifter Heinrich,
fo bínb id) nod) uf miner bfchlußred unb by dem tert Erod. XX. 23, da
gott int end des capitele (prid)t: Du follt mid) nit weder filberin nod) quí;
din machen! das vermag das hebraifch wörtlin , itbi". Deßhalb bat Ezechiat,
der fromm künig, bien vorgemalten fchlangen (als im bie Juden anfiengend
söuchen unb opferen) zerfchleizet 2. Kön. XVIII. 2. -
Uf das ander von den cherubim uf der ard) fpei) ich wie vor: on
bat es aheiffen, bag man die uf bie ard) machen foll; das hat Moyſes ge
t&on. Findend je üher die zwey ort wyter im alten oder nüwen teftament,
baf gott bild hab heiffen machen, fo gezimmt dann ung bilder zu haben.
ber warlich je findend’s nit, funder an bil. orten dag widerfpil, bie itii
rung und zerfchleisung bee bilden. Ouch ift bie ard) ein ceremonifch und
titchenprängifch ding, das uns chriften nüt betrifft: bann die Eilchengenräng
und. gerichtehändel der Juden habend ufghört , und biybend allein die arat
gotteg, bie anfehend bie eer gottes und Liebe des nächſten, wie obgemeltt.
Dife cherubim find ghein bilder gſyn, funder ein gfeäns und gezierd au
kranzwerk der arch. Darum zimmt une chriften, bag wir by dem mort gotteh
(tof blybind, ba er fpricht: Mac) die ghein abeontrafeyung oder bitbnuf
deren dingen 2c. ut ſupra. Da werdend alle bild verboten, ouch der tci
gen, Ehrifti und gottes. Dann , it Chriftus im himmel unb die beiligm
als wir gíoubenb, fo ift ouch je bildnuß verboten zu machen. Demnach
tebt meifter Heinrich Qüti alfo: Fa ich weiß wol, der gottheit Halb foll man
in nit abmalen. Es ift aber nit verboten Chriſtum, fo fer er ein menih
it, abzebilden. — Ich weiß ſuſt wol, daß gott nie nieman gſehen hat 1. Se.
IV. 12: Gott bat nieman gfehen. Desalychen in der bfchrubung find
evangeliums cap. I. 18. Cytem V. 37: Gott hat nie ieman afeben, und fin
fimm bat nieman gehört. Das aber alles allgin uf ble luter gottheit reicht.
Leo antwurtet fagende: Syr Górenb, daß die mort gottes klar und heiter fe
gend: daß mit weder deren bingen fo im himmel, noch deren fo uf erbrodi
sod) deren fo im waſſer oder under dem erbboden find, bildung oder abcon⸗
trafeyung machen ſollind. Iſt run Ehriftus im himmel (das id) mol glou)
fo bat ex ie verboten, ba man jm nit abbilden fülle. Fit das nit Har gni:
Mit bifem müßt er fid vernuͤgen laflen des gegenwurfs halb.
Darnach redt meifter Heinrich Lüti wyter alfo: Run, id) mad tin
ftürfer argument: Alles das der papft ordnet, macht und ynſetzt, das if
recht und mag nit felen. Antwurt Leo mit lachendem mund: Stego aſſum⸗
tum. Do fprad) üti: Heb!? ich will fglfogiftice unb formaliter procedieren:
Alles das der pap(t ordnet, ynſetzt und macht, ift recht und mag nit fn.
Der vapft Gregorius Hat geheiffen bie bild machen ale bücher der
layen. Ergo: m
EEE
1) Franſen, Randverzierung. 9) Halt!
Zweyte digputation zu Zürich. 479
Bilder han if nit unrecht. Syllogismus in Darii in teetio primd , et
oft bona et formatis confequentia. Leo antwurt: Nego majorem. üti: Probe. -
Sant Veter ift ein boupt der kilchen, ein ftatthalter Chriſti uf erdrych,
uf den die kilch gebuwen iſt, dem gott die ſchlüſſel geben hat zuͤ binden und
zuͤ entbinden Matth. XVI. 18, 19. Jo. XX. 23. Nun alles, das Petro
als dem erſten papſt verlihen, iſt ouch allen ſinen nachkummen verlihen
und geben.
Uf ſoͤmlichen gegenwurf wollt meiſter Leo. nit gar antwurten, damit
ſich die fach nit ze lang verzuch (bann bie mag nit ſtatt zu Tagen, daß
Petrus nit der kilchen Goupt wäre ,- item ob er. ein papít gemwefen wär oder
nit); funder gab jm allein alſo mit kurzen worten ein antwurt: Syge, daß
ich üch nachlafle, daß bie fchläflel Deteo fyend geben: fo findf darum nit als
ten päpften geben; ſy find jm ouch nit allein geben, funder allen jüngeren. Es
wäre bann, bag (9 oud) bie fchaf Ehrifti mit ſoͤmlichem ernſt meibetinb und
fpystind mit bem wort gottes, wie Petrus; das tbünb(^ aber nit. ti antwur⸗
tet: Ja das wäre wol hübfch. Petrus i(t aber nun ein armer bettler unb fifdyee
gemefen ; dife (inb. aber fürften unb gnädig herren. Das hab ich, fagt Leo, nit
gwüßt. Heinrich Lüti forach , er wäre mol zefriden. Sömliche ynreden bat
der Rüti nit ynafürt, daß er der meinung wäre, funder daß ſy ouch erduret
wurdind; ſo etlich vermeintend, es wäre ouch etwas und ruͤms würdig, fo
man alſo ſchimpflich hiewider kämpfte.
Hie fragt D. Sebaſtian, ob ieman meer vorhanden wäre, fo darwider
teen wöllt/ oder ſuſt etwas feündliche darzuͤ reden? der möchte dasfelbig
it anzeigen: Nach difer erforderung (tünb meifter Conrat Schmid, commen-
tur zu Küßnacht am Zürichſee, a) uf alfo redende:
Meifter Gontat Schmid.
‚Dem heiligen göttlichen evangelio (das mächtig gnüg ift alle, fo glou⸗
bend, felig ze machen) foll (id) iedermann ‚ergeben, und fin (eee mit fröuden
ennemen; oud) ſich von finee hoffnung niemer mee. laffen tryben, obalych
ein engel vom himmel herab käme, und ein anders fürgäbe ober leerte. So body
das evangelium nüt anders ift, benn ein gwüſſe verheiffung bon gott alles
troſts, aller hilf und bee rechten waren feligheit; welicher verheifinen teofis,
bilf und heils Ehriftus ein gwüß pfanb if. Darum zu matrem, feftem, emis
gen bftand des evangeliums hat ung gott betbeiffen unb ouch geleiſtet unſeren
herren Jeſum Chriſtum, ſinen eingebornen ſun, zuͤ einem ewigen prieſter, uns
ze verſehen ein vollkummen opfer für all unſere ſünd, zuͤ einer überflüſſigen
erlöfung vom ewigen tod, unb zu einem waren mittler zwüſchen ſinem vater
und ung, baf er uf fid) neme (ined vaters zorn und unfere fünd-zefammen,
. IM. Konrad Schmid, von Küßnacht am Bürichfee gebürtig, Commenthur
und Pfarrer bafeíóft. Schon 1519 ward er durch eine Schrift, wahrſcheinlich von
Luther, die ibm Sroingli fchenkte, für bie Reformation gewonnen. ine Gaftpredigt,
die er 1522 zu Luzern hielt, wirkte fo flark, bag man Hoffnung begte, die Refor⸗
mation durfte aud) hier Eingang finden; aber der Funke war bald erlofchen. Seine
Mäffigung und zugleich feinen Widerwillen gegen die Widertäufer zeigte er auf die
ft Disputation. Nach derſelben ward er zur Einführung der kirchlichen Veränderun⸗
gen am Zürichſee und in der Herrſchaft Grüningen beſtimmt, und überhaupt zu allen
wichtigen Berathungen über das Reformationsweſen gezogen. Auch er fiel in der
Schlacht bey Eappel. (Wirz und Hottinger.)
480 Zweyte bisputation zü Zürich.
welches in im verfünt und hinweg gethon wurde, unb. alfo frid gemacht.
Melcher fid) nun durch a(ouben und züverficht vereinbart mit Chrifto Jeſu,
der bezücht und erlangt fölich verheiffen gaben und (dyenfinen von gott. Und
alle die, fo gemeintid) habend einen glouben, ein hoffnung, ein liebe, cin
touf, einen gott, in ben fy all ir ganz (nit das halb) herz, je ganze feel,
jr ganz gmüt, all jte kräft vid)tenb, und uf ben einigen mittlere Jeſum
Chriſtum; die find bie ameind gottes, bie chriftenlich berüfung, das man
nämt bie chriftenlich kilch, bas i(t gemeinfchaft der heiligen. Dife rein tod
tee, die chriftenlich kilch, bedarf nit anders, zu erlangen gnab und ablaf,
ftommteit und grechtigheit,, erlöfung bom tob und bergebung der fünb, bana
deren dry ſtucken: a(oub, das ift vertrumen in gott, hoffnung und liebe.
Deß hand mit eine fchöne figur im alten gíab: Die jungfrom Thamar, to
fy vernam, daß der fun gottes folft menfchheit an fid) nemen von dem gſchlecht
Cyuba, des patriarchen, hat ſy für und für ein begird gbebt, ein feucht in
dem felbigen gfchlecht zu überfummen. Hierum fpricht nun der tert, daß
der patriard) Judas jren vermählet finen erftgebornen fun, Heer, der cm
ſchalk was vor den göttlichen ougen, unb deßhalb von gott getödt. Demnach
vermählet iren. Judas den andren fun, Onan, ben gott ouch umbracht von
finer unghörten bosheit wegen. Do gab Judas bem mob ein andren troi:
fo ſollte in jres vaters hus im witwenſtand (eben. unb fid) erhalten fo (ang
bis fin jünaftee fun € «(a erwüchfe: bann fo wöllte er jren benfelbigen ver»
mählen unb zu jrem eignen mann geben. Do nun derfelbig erwachfen mat,
und Judas jren den felbigen nit geben wollt, erdacht fg ein anderen fin.
Nachdem unb aber der landshere Judas oud) ein mwitling * ward, und über
feld manbíen wollt fine fchaf zu befichtigen, fürluf? jn das wyb Thamar,
30d) jre mitmenfleib us, unb befleidt fid) mit einem fchönen wuflen ſommer⸗
bemmat, ? fat fid) uf ble meafcheiden. Do (9 nun der landsherr Judas ct
fach, gedacht «t : fich, Bie (ibt ein gemeines feöwlin, befannt* fy nit, unb bült und
warb um fg. Welchen ſy ouch verwillget: ja, fo er je ein gab verhieſſe,
deß er (id begab, ein gibli 5 dahin ze fidem; aber bod) begert fo zuvor
ein pfanb, bis iren bie gab wurde, namlich fined rings ab bem finger, bet
halsbands ab finem hals und Des ſcepters 5 us finer Hand, welches er alla
(ciftet. Nach bent werk ward (9 (danger, gieng miberum heim, unb legt
jve witwenkleider an. Rach langem kam ein Mag für den landeherren Ju⸗
bani, wie fines fund wyb fchtwanger wäre. Do gab er ein urteil wie cin
landeherr , und gebot, man füllte ſy herfür zichen und verbrennen. Do fe
nun zu der (traf trat, ſchickt (9 dem fürften den ring, das halsband und
den fcepter , ließ jm alfo fagen: Welche difer ring, das halsband und ber
fcepter it, 09 demfelbigen mann bin ich fchwanger. Do fagt der obrei
landsherr Judas: Sy ift grechter dann ich: minen jüngften fun hab ich jren
^ vetbei(fen und nit gegeben. Alſo ward bad wyb durch das pfand erlöst von
dem tod bed füres. Daby wirt ung zu ver(ton gegeben durch den ſcepter
der aloub, butd) das halsband die hoffnung , und durch den ring die licht.
Welcher chrift in fünden lebt, und zü dem höllifchen für bon gott, bem obre
(tet. herren, verdammt it, mag er im das pfanb, fo er uns gegeben fat,
namíid) (inen fun, Chriftum Jeſum, erzeigen burd) den glouben, durch bit
1) Witwer. 2) votlief. ?) Hemd. *) erfannte. 5) junge Biege. 5) Stab.
— — — — -— --
. Zwente bisputation zu Zürich. 481
hoffnung und durch. den ring der titbe P bánn fo.ift ev (demit erlöst von bem
ewigen tob umb vom. bem hoͤlliſchen für, bedarf nut wuter. Dbfchon ghein
engel nie wäre gſchaffen, ghein heilig nie geboren: dennoch fo ift gloub,
Hofinung und liche an Chriſtum Jeſum gnügfam zu erlangen vergebung
dee find und erlöfung vom ewigen tod. Wie bann dem herren Jeſu alie
propheten (ale Petrus fagt Yet. X. 13.) zügniß gebend, daß durch finen
samen alle, die an in gloubend, vergebung der ſünd empfahind. Desglychen
der engel vorhin ſprach, ee und Chriſtus geborn ward, Matth. I. 21. zu
dem Joſephen: Maria wirt gebären einen fun, unb bu wirft finen namen
heiſſen Jeſum: bann er wirt das volk felig machen von ren fünden. Darum,
alle engel und heiligen hie hindan gefeht, fpricht fin rechter züg Johannes
der töufer Jo. I. 16: Wir babinb all genommen von (inee völle, anab um
qnab, das ift, gunft um gunft, bofdfchaft * um Holdfchaft. Dann gott, bee
vater, ift allen waren chriften, die hoffnung, glouben und Liebe an Gbriftum
warlic) legend, als günftig und hold; als günftig unb hold er finem eignen
fun if Chriſto Jeſu. Er wirt ein ſoͤlchen chriſten als wenig laſſen verderben
als (inet fun, ee wirt jn glych ale wenig im ewigen tob [a(fen blyben, al⸗
(inen fun, ec wirt jn als wenig im hölliſchen für verbrennen laſſen ale jn,
er wirt vor jm als wenig den himmel verſchlieſſen als vor finem eignen fun.
Summe fummarum , er wirt int fo wenig abfchlagen oder verfagen das
ewig (eben, als finem fun Chriſto Jeſu. Deß nemend zügnuß über affe züge
nuß, ſo die ewig warheit Chriſtus Jeſus im felbe gibt, fprecbenbe Jo. III. 14:
wie Moyſes in der wuͤſte bat ein fehlangen ecbócbt, alfo müß der fun des
menfchen erhöcht werden; uf daß alle, die an in gloubend, nit verloren.
werdind, funber dag ewig leben habind. Wyter fpricht ee b. 15: So lich.
hat gott die welt gebebt, daß er finen einigen fun hingab; uf daß alle, bie
an in gloubend , nit verloren merbinb, funbee habind das ewig leben. Se⸗
hend jr bie das pfanb Ehriftum Cyefum, ung gegeben vom dem rechten herren,
gott, dem vater. Syr fehend ouch: weliche gott, dem herren, dem obreften gott,
das pfanb durch den glouben und vertrumung mögend anzeigen, bie find
(hon erlöst, ſy merbenb niemer meer verloren, fy Babenb das ewig leben.
Darum ift ghein andrer weg nit 3ü dem ewigen (eben, denn Chriftus Jo.
XIV. 6; es ift ahein anderer mittlere zwüſchend uns und gott denn Chriftus;
ed ift ahein andrer fürfprecher oder fürmünber bann Ehriftus Jeſus 1. Zim.
II. 5; e$ ift ghein ander opfer für bie fünd denn er Heb. IX. 26; edit ghein
. anderer teoft nod) hilf dann er. Urſach, Pfal. VI. 7: gott bat jn gefebt ein
herren über alle werk finer Händen, alle ding geworfen under fine füß; das er
fagt Yo. XIII. 13: Ir Heiffend mich einen bereen und meiftee, und fagend
recht: bann ich bin es. On zwyfel it en here und meifter über alfe frommen
chriſten, ja unb über alles, bef fü bedörfend, über ablaß und gnad, über
hilf und teoft, fürbitt unb verfünen, grechtigheit und frommkeit, gſundheit
und franforit, über bie höll und himmel, tob und leben, über glüd und
heil im himmel und uf erden; und bas i(t fin rechte herrſchaft, bie ec nies
man geben mag. Ob er fg glych einem andeen geben wöllt, fo mag fy (utt
nieman annemen: dann fin eer gehört gheinem andren. Welche bift ding
by andren füchend ober heifchend, diefelbigen wellend in (imer herrfchaft bes
— — — — — — ———— —
1) Huld.
Zwingli's ſammtl. Schriften I. Bd. 31
482 Zweyte bidputation zu Zürich.
touben, jn us (inem vod) ustenbeP, unb das einem andren geben. Wie
bann iezmal der geöffer teil der chriften zu thün pflegt, bie ſölche ding by
den heiligen, ja 69 jren hölzinen bilden füchend, bie allein by dem einigen
Chriſto gſuͤcht föllend werden durch berteumen und hoffnung; babutd fo
dem Cbrifto gwalt unb unrecht thuͤnd, ja vil unrechter, denn ſo man tin
zutlichen herren us finer. herrfchaft. verteibe. Dann bie in diſem irrſal ik
bie allergröfleft und ärgeſt abgöttery, darus unzal der abgötten entſpringend.
Dann, fo die menſchen in jrem herzen Chriſtum Jeſum anderſt bilbenb, und
jm ein andere gſtalt machend, dann uns denſelbigen das göttlich wort für⸗
malet: iſt e$. ein groſſe abgöttery, daß man us gott einen abgott mache.
Als derglychen Paulus den Galatern fürhalt: wer hat üch verzoubrei, taf jt
der warheit nit gloubend; ſo doch Chriſtus üch für üwere ougen fürgemalt
oder fürgſchriben iſt? Gal. III. 1. Nun tag göttlich wort malet unb (drobt
uns den bot als ein einigen mittler und erlöſer, als ein einig opfer für bit
fünd, ‚als einen teöfter und helfer, als ben rechten gſund⸗ und feligmacher,
zu bem uns das göttlich wort heiſſet loufen, alle befchwerten und arbeiten-
den: er. welle fü ergóten und jnen zu rüwen helfen Matth. XL. 28. All
fünder föllend zu im loufen um gnab, alle blinden um gficht, alle verlaß⸗
nen um hilf, alle betrübten um troft, alle verdammten um erlöfung, all
narren um mwusheit. So denn nun jm bie chriften ein andre aftalt. machen?)
. und ein. andee falſche, erlogne, Eeßerifche farb anſtrychend: er foe mit gnüg—
fam zu lichen bingen; darum (9 bann zu den heiligen (oufenb, bermeinend
by denen etwas zu finden, das er (Gbriftug) eintweders nit vermög oder nit
wöll; und machend alfo us dem allmächtigen gütwilligen Chrifto ein ur.
gitügfam , onmächtig und ein unmwillig * bild; unb machend alfo us dem
waren gott einen waren abgott? iſt das nit ein groſſe ſchädliche febr
und abgöttery , ein schädlich bild im Kerzen: fo verfton ich bie gſchrift nit.
Nun ſehend Mi wie bil abgöttifcher bild man nebenb das bild Chriſti ſetzet:
ſo iedlicher zü einem funderen beiligen louft, und ouch um ein icde nol
und anligen ein bfunderen heiligen anruft, und in etwarmit ceret, welchet
allein gott zügehört; bannenbat us den heiligen, oud) us Chriſto falſche,
abgöttifche bild gemacht werdend im herzen, barburd) gott enteeret und bit
heiligen ergütnt merbenb. Dann gott will fin eer nieman anders geb:
und fin [ob nit den bildern Efaj. XLIL 8. Oud) wöllend bag die hrili
- een nit annemen, als in.den gicyichten der boten bewärt wirt. Do ein (ame
menfch grad unb gfund ward von Petro und. Johannfen Net. III. 12. f.
ſprach Vetrus ad bem bolf: Was verwundeend je üd) barab? oder maf
fehend jr uns an, als ob us unfer fraft und verbienft geſchehen für, daß
diſer wandlet? Chriſtus, ben ir an das krüz gehenkt habend, unb den geli
tom tob erweckt hat, deß zügen mir find, bee bat durch den glouben in
finem. namen an bifem, fo jr gſehend unb erkennend, befeſtiget finen namen
und der gloub an in. hat bifen gfund gemacht vor Ümweren ougen. Jimi
bann die heiligen, fo fo in bifem zyt warend unb uf erd giebt (da (ih nie
man .eriveren mag begitb üppiger tere unb (obs), nit habend wellen, taj
man jnen [ob oder eec. äülrite, funder man föllte das allein Chrifto zulegen
wie bil minder wöllend ſy das, fo (o im himmel find, und allen böfen begir⸗
and
1) böswilliges, ungütiged.
Zweyte bifputation zů Zürich. 183
dert entrunnen, bed lobs und ruͤmes? Deßhalb Chriſtum anſehen, als ob er nit
alle ding vermög, iſt ein abgöttiſch bild im herzen; und die heiligen anſe⸗
hen, als ob ſy vermögind, das Chriſtus nit vermöge, iſt die ander abgöttery
im herzen. So man aber hie von der abthuͤung der bilden handlen will,
ft min rat, daß beſſer foe, bie erft und gröfte abgótteey und fchädlichen
bild im herzen, fo man Chriftum und die heiligen anderft im herzen macht
unb bildet, bann fg darin folfenb fon nad) usdruck göttliche morts, werde
zuvor abgetbon us dem Herzen, ce und man die üffere bild abthüge , an
denen die menfchen noch hangend, und fy nit wellen laſſend abthün, diewyl
und fy nit andre bericht barbon habend. Dan foll ie dem fchmwachen (inen
fab, daran er fid) bebt, nit us der hand ryſſen, man gebe im dann ein
anderen, ober man fället sn gar ze boden. So aber ein ſchwaͤcher fid) hebt
an ein ror, das mit jm manfet, fo laß man im das in der hand, und zeig
man jm einen ſtarken ftab daby! fo laßt er denn ſelbs gütwilliglich das ror
fallen, und gryft nach dem (tarfen (tab. Alfo (a man den blöden fchwachen
bie uswendigen bild (ton, daran fy fid) noch hebend, * und berichte man fü
vor, tf foe ahein leben, heiligheit oder gnab darin, unb foginb ſchwächer
dann ein vor uns 3c helfen, und richte man jnen baby ein (tarfen. ftab uf,
Chriſtum Syefum, den einigen tröfter und Helfer aller betrübten! So merbenb
(b befinden, daß fo der. bild, ouch der heiligen nit bebürfenb, guͤtwilliglich
laſſen faren, und Gbri(tum frölich erarufen. Und mo Chriftus alfo in des
menfchen herz durch mare. erfanntnuß wäre, da murbinb dann alfe bi(b om
ärgernuß binfalfen. Dann es ift ie nit adt, bag man die gwüßnen verfeere,
die Ehriftus mit (inem fterben gefund gmacht hat. Alſo ift mit bem fleifch-
freffen ouch gefchehen, baf bil in den anderen orten? darab (id) ärgeretend.
Ward mir ein fart ein antwurt, die eibanoffen fyend nit unfer gott. Es
i(t mat, fag ich, fy find aber ouch chriftenlüt, und Chriftus ift für fü eben
geftr-Sen mie für uns; barum foll man jren verfchonen. Da wöllend fg
der ärgernuß ein zil (telfen, da Paulus ghein zit feet, und wöllend die
gſchrift wyteren oder engeren , wie inen gfällt. Paulus fpricht nit: fo fid)
feman barab Ärgerete, fo wöllt id) 4 oder 5 oder 20 jar nit fleifch eflen.
€t fpricht 1. Cor. VIII. 13: ich wöllte ee in ewigheit nit fleifch effen. Darum
folt man der ſchwachen warten, und folf man inem die ü(feelidyen bild laſſen,
big man ft gnügfam unbermifen, bag bie bilder nit fon ſoͤllind; wiewol
id) weiß, bag in notwendigen dingen, fo den glouben betreffend, ghein ärger»
nuf ze fchühen i(t. Wenn die inmwendigen abgöttifchen bild ug dem herzen
werdend gethon, als Ehriftum unb die heiligen falfch anfehen unb ynbilden,
(o wurde mit den uswendigen bilden wol gehandlet, bad im rechtwäre. Und die
fen vat find id in der gfchrift Deut. XXX. 6: Der herr wirt bin herz bfchnuden,
uf daß du jt mit ganzem herzen und aller feel Lieb abeft; das ift, gott wirt
von binem herzen alle creaturen und (eómbe gött abfdynpben, uf daß bu jn
allein mit vollem herzen liebift. Deßhalb fpricht gott Erod. XX. 4: Du follt
dir ghein bildung machen der Dingen , bie im himmel, die uf erden, bie im
waffer find. Darum ich wöllte, daß man bie innerlichen bild zübor hinweg
und binban thäte durch ftacfe. verfünbung göttliche mortes. Dann Chriſtus
j 3) Halten. 9) Kantonen.
484 Zweyte bisputation zu Zürich.
fagt Matth. XV. 11, daß üfferliche werk und handlung nit befleden, (unte
baé u$ des menfchen herzen gat. Deßhalb von nöten üflerliche bild nit mer
ſchaden dann innerliche bild im herzen. Welcher das mat bild Chriſti in
finem herzen hat, bag ift, welcher lebt, wie Chriftus gelebt hat; ber ein ſölich
amüt in jm hat, das Ehrifto oud) mol zimmte ze haben, gegen gott und
dem nebendmenfchen , daß er gott alle eee und alle ding zülegt wie Chriſtus,
unb dem ebenmenfchen als güts bewyſet wie Chriftus, das i(t fin rechtes
bitd. Fa, fag ich, welcher das alfo bat in finem herjen, ob er bann glych an
ein tüfelfch , abgöttiſch bild gebunden wäre, fchadt ed. jm wenig, (unbe
er ift ein güter frommer Chriſt. Dann als wir lefend im buch Danielis
IH. 12 (f., daß Gabrad), Mefach und 2 bebnego genötiget murbenb ein bild
anzebeten : fo Lieffenb das bild ein bild fon, und hattend gott im herzen, den
betetend fo an und fagten im [00 5; darum lieſſend (n (id in ein fürinen ofen
ftofien. Daniel ward angezogen, * er füllte den fünig anbeten; er aber lie
jn ein fünig (on unb hatt gott im Bergen, den betet er ouch an; darum lich
er fid) in ein lómengtüb werfen. Dan. VI. 7 ff. Paulus oud) Ließ bu den
Athenienferen bild bild (pn, und (ie& fy binden, leeret aber, ed wär afin
gottheit oder gnab in den afd)niBten bilden. At. X VII. 16. Ouch Deme
trius, der goldfchmid, der nun bil gelts mit bild machen gwann, der Elagt
nüt ab Paulo , bann bag er gfagt Hätte, ed rodrinb nit gött, bie man mit
bánben machete. Uct. XIX. 24 ff. Ob aber einer das recht gfchaffen bild
Gbriti in finem Berge nit bat, fo er dann alych alle üffere bild, bic uf
dem erdboden find, umpfchleipfte, ? fo ift er dennoch ein tüfelfcher menſch
unb ein entchrift. Hierum not ift, daß man die chriften 3übor mol bericht,
baf fy (mie inen gott befolen hat) befchnittne herzen habind, daß fy mit gan-
zem herzen, mit vollee feel und mit allen Eräften gott lieb Gabinb, eerind
und anbetinb, und alfo das recht ware bild in bem herzen habind, unb die
ungerechten bild Chriſti unb der heiligen darus werfind. Denn mic; fidi
die gfchrift an, als ob uns das bildwerk in den arit gezogen ſye wie an
dere ding. Dann eben an dem ort Erod. XX, da bild haben un
machen verboten i(t, da ift oud geboten ein altae ae machen, daruf ochfen und
fchaf ze opfern. Sind mir nun fchuldig alle gebot des alten gſatzes ze bal»
ten wie die Juden: fo müflend wir oud) ein fälichen altar aürüften, und
find ouch Juden.
Hie ift mie nit 3e wüſſen, ob er fin red vollendet hat oder nit: bam
doctor Sebaftian fiel im daryn, unb redt bife meinung: Herr commentur!
miner herren mandat (utet allein hieruf, bag, ob ieman hie wider wöllt mit der
gefchrift fechten , der möge das thün. Daß jt aber bie wellend ein rat geben,
faq ich alfo: nachdem unb mine herren erfennenb, wie bie götzen wider die
gebot gottes (inb, und baf fo mit der göttlichen gefchrift hirimeg mögend
ahebt? werden: bann (o merbenb ſy ratfchlagen, mit mas fügen bag zum
alfee fridlichſten gefchehen mög. Und bierum fo zimmt ung bie nit zu raten,
funder (fo wir möchtind) barmiber mit der gefchrift fechten! Setzend (6m
liches minen herren beim, daß fo bann die gefchrift erftattind. Das if
fumma (ier red. Demnach vedt der commentur: Das macht mir ein
1) angefochten. 2) umfchleifte, niederwärfe.. 3) gehoben.
Zweyte diöputation zu Zürich. 485
(ceupet daß ung die gebot als (treng fólfinb binden al bie Cyuben unb. bei«
ben. Uf fide ftünb meifter Ulrich uf, alſo (pred)enbe:
Swingli.
Wie min lieber brüder Leo bie vor angezogen hat, bag man die bild
nit fölle machen, man fölle (9 nit anbeten, man fölle fy oud) nit eeren,
Das fage id) ouch: denn die wort find flarer denn ber tag. Das aber min
bert und brüder der commıentur bie unzücht, man fülle zuͤvor bie welt wol
underrichten mit dem mort gotteg, unb dasfelbig finf predgen, bas gefallt
mir foft wol, unb bin ganz mit im dee meinung, bag e$ zum allertrüw⸗
lichſten aefchehe. Ich Hoff oud) ſoͤlichs, min brüder Leo unb ich babinb
das zu dem allerteüüwlichften gethon , und daran nüt gefpart. Ja ich zu mim
teil bab alfo hie zu Zürich, fo ich zu dem erfien barfummen bin, von ftund
an an ‚die händ genommen bas heilig ebangelion Matthaäi ze predigen on
allen zufab des menfchlichen tands. Ich bab ſoͤmlichs oud) offenlich vor
propſt unb capitel anzogen, bag ich big fürneme. Hierum ich mid) mines
pngangs mol berümen mag mie Paulus, bag er ouch mol befannt geme«
fen ift. Demnach hab ich die gefchicht der heiligen boten gepredget, bie
epiſtel Pauli zun Galatetn, die zwo zum Timotheo, beed epiftlen Petri, bie.
zu den Hebräern , und iet den Lucam. Alſo vermein ich, es habe by ung
nit mangel, bann daß iedeemann von gottes anaden der fachen mol bericht —
foginb, daß fürhin ber ärgernuß halb fein. anfehen nit gehalten (die,
werden.
Hie tebt im der commentur bargn, fagendes Meiſter Ulrich, id) fag
das nit, daß ich üch fchelte. Antwurt Zwingli: Ich ſags ouch nit borum,
bag jt mich gefcholten Habind, funder barum, daß jr vermeinen wöllend,
e$ ſygend ftäb ober ſtecken der blöden. Deß malt gott! Hättend die unnüten
pfaffen unb bifchof das mort gottes, fo inen empfolen, ernftlich gepredget,
als fg unnüßen Dingen nachgeloufen find: fo wäre es nie darzuͤ fummen,
daß der arm (ap, der der gefchrift onwüſſend ift, den Chriſtum ab der wand
und ab den briefen! hätte muflen lernen. Serum fo find bie bild nit 3t
dulden: denn alles, das gott verboten bat, das i(t nit ein mittelding. - ‘Die
gebot gottes fehend nit uf fómtid)e feine ding, als bann fleifd) eſſen ift.
Hein! bann die, adler (mie die Griechen ein gemein forüchwort habend) flies
gend nit nad) den mucken. Es wirt allenthalben durch bie propheten unb
im nümwen teftament anzeigt, daß die bitder under den chriften gar nit fyn
ſollind. Dann gott bat wol gemügt, was darus entfpringen wurd und
möcht; er bat fülche abgöttern vorgefeben: er hätte fuft big nit fo mit trefs
fenlichen worten in beeden teftamenten verboten.
..- Darzü daß nieman möge fagen, mo iboía verboten (ogenb, daß bas
ſelbſt ouch nun die abgött verboten fogenb! Stein! bann, dag griechifch mort
--idolon, das den Latinern fimulachrum, den Zütfchen ein bild heißt, dag
heißt den Griechen alle alychnuß und abcontrafegung, als Heſychius ſchrybt:
Cybolon, homoioma. Das id) mit denen, fo der (prad) verftändig find, bezü⸗
gen will, deren von gottes gnaden bif. bie in ber ftuben find. Item das
bebräifch wörtli ſchaha, das wir aborare heiffend, heißt nit anbeten funder
ecce enbieten; das thuͤnd wir aber: dann mir loufend bin und har zu den
. 3) Gemälden, Holzſtichen auf Papier.
486 Zweyte bidputation zü Zürich.
bilden sc- Das redt er mit vil kluͤgen worten und .bewärnuffn. tem daß
Sadrach, Meſach, Abednego bie abgött oder bie bild habind Laflen binden,
das ift war. Wer bat fo aber darzuͤ genótiget? Zwar je künig, der nit ein
chriſt geweſen iſt: ſuſt báttinb ſy das nit duſdet. Alſo ſo wir hie under
ben heiden wärind, fo müßtind wir ſy ouch Inden. Ich hoff aber, mit
ſygind under den chriſten. So ein unglöubiger fürft ein bild ufrichtete, fe
müßte ich jm dasfelbig Laffem blyben; aber fein chriſt ſoll das thuͤn. Des⸗
alychen ouch vom Daniel: der künig was oudy nit ein glöubiger. DaB aber
Paulus by den Athenienfern Die götzen bat laſſen b(pben, das ift recht: (9
warend doch nod) nit chriften. Wärend fo chriften gewefen , fo hätte er fg nit
geduldt. Warum wollt id) dem Zürggen fine bild ummerfen? Der ärgernuß
halb fag ich alfo: Es find zweyerley drgernug. Etlich verärgrend fich nit,
daß fp krank unb fchwach im glouben ſygend, funder daß (9 gar gottlos
find. Das ift nit infirmitas; ja e$ i(t ein rechte ware malignitas; dann fg
gloubend gar nit. Etliche find darnach recht fchwachglöubig ; deren ift. wol
zu verfchonen. Daß aber der verärgrung ein zut fpe, Das ift wol zu merken.
Dann Paulus Act. XVI. 3. hat Timotheum befchnitten, aber Zzitum wollt
er nit Laffen befchnuden. Warum? ed mas zyt, daß berärgernuß ufhörte
unb ein end näme. Sollte man mit den gößen warten, bis daß fid) gar
nieman meer (mie Ümer meinung ift) barab verärgrete: fo gefchäbe dem ge
bot gottes in ewigkeit nit genüg, damit er bie gößen heißt hin und. abweg
thün. Derglychen, föllte man bie üfferen góben nit abweg thün, bis daß die
inneren gößen der anfechtungen abgethon wärind: fo käme es niemar darzu,
dag man die bild abthäte. Denn wie werdend von den fündlichen anfech-
tungen nimmer ledig ober fry. Söllte man fi) ouch noch Laffen beſchnyden
bon der verärgernuß wegen, barum baf (id) bie Maranen ! in Hiſpanien ouch
noch befchnydend und toufend, das aber geftrads wider gott ift? Alſo bie
ouch, fo man allee welt müßte warten fo (ang, bis fid nieman meer ver
ärgerete: fo gefchähe niemar nüts chriftlichd. Daß aber bie ‚bild un$ in den
geift ſygend gezogen, dag ift nüt:. darum daß die ceremonien inm geift abate
30gen find, bad opfer und die altar. Wir wüſſend wol, tvaé die cec gottes bes
teifft; daB uns dasfelbig nit in den geift gotted. gezogen ift. Gott heißt die
. bilder unb götzen abthün; fo verbüt ex allenthalb das opfer. Eſaj. I. Hie
tem. VI. Ced). VI. Amos V. Darum fo find die bild nit zu dulden under
den chriften: bann fo find ein. rechter warer grüwel bor den ougen gottes,
befunder bie guldinen und filberinen gößen; Das i(t ein rechter marer Dieb»
flal: bann das güt gehört den armen, babin ifts gegeben, hierum fell e$
wider dahin gemwendt werden; bas mólít ich mit vil. gefchriften bemären.
Die ift nun die fumm difer mworten, fo er bie uf redt.
Uf (ómíid)d redt der commentur, er wäre mol zuͤfriden, und gefiel im
wol. Mach bem ward oud) bas ort, fo in der epiftel zu den Galatern. III. 1.
gefchriben ftat, erklärt: D je torechten Galater! wer bat üch verzoubret,
bag je der warheit nit gloubend, bor welchen ougen Chriftus vorgemalt ift?
Das lag der Swingli u$ dem Griechen «tetament, Damit allen genüg befchäbe,
unb fagt Eeporinug: a) dag griechifch mórt(in, graphein, hiefle nit nun vorma⸗
1) bekehrte Mauren, 9! tabet.
a) Jakob Wiefendanger, latinifirt Ceporinus, Sohn eines wohlhabenden
Zwedte biéputotion. ji Zürich. 487
in funder ouch fürſchryben. Da wöllte Paulus nit fagen, bag inen Chris
ftus uf ein tuͤch vorgemalet wäre, funder hätte er difen Ehriftum mit bem
wort torgentalet und borgefbriben. Daß Chriſtus ouch nit hat geheiſſen
Das evangelion ſchryben, und habends bennod) bie evangeliften geichriben;
alfo möcht man fagen , dergeftalt mag man die bild ouch machen on funder
geheiß gottes. Redt Zwingli: Stein! gott hat une in bie gefchrift gewifen,
unb die geheiſſen ergründen. Job. V. 39. Darmwider. fo heißt et. die bild
bin und abthuͤn.
Sie fraat D. Sebaſtian wyter: ob ieman mee darwider wöllte, der
möcht dasſelbig anzeigen. Do ſtuͤnd meiſter Jacob Edlibady, ein chorherr, a)
"uf und rebt alfo: Onädigen lieben herren 16! das ort Erod. XX. 4. reicht
sad) miner meinung allein uf die abgött und nit uf die heiligen. Denn
€. Martin hat ein barmherzig werk gethon. Möchte dann einer nit im
denfelbigen 'vormalen, daß er zu usgeben das almüfen gereizet . wurde?
Darum, fo man bann die bild ſchon hätte, fchlidet es nüt, diewyl man fo
nun nit anbetet. Das mit längeren und meer mworten. Do fagt meifter
Ulrich Zwingli: bae ift nüts gemacht: «8 gilt nit meinen. Bringend bie
göttlich gefchrift harfür! Gott bat e$ verboten; e$ feli. üch oud) nieman
reizen bann der einig gott und (in wort. Su dem, (o nian f bat, fo wer⸗
benf^ geeeret, unb für heifee geachtet; das ift aber ex biametro, das ift, in
alle ed, wider Chriſtum amd fin wert. Deo (tünb Sebaſtian hofmeiſter,
doctor von Schaffhuſen , uf und ſprach alſo:
Doctor Sebaſtian.
Der herr vermeint, ſo fer man die bild mache oder handhabe, diewnl
man ſy nun nit anbete oder eer, ſo mögind ſy wol geduldet werden. Iſt
aber klar wider bie erſt angezeigten geſchriften Exod. XX. und anderen, da
gott zum erſten gebütet: man fälle ſy nit machen; mo f aber gemacht wer⸗
*) würde e$. ſchaden.
Bauers und Zieglers zu Dynhart, einem Dorfe in der Gegend von Winterthur, geb.
1499. (Miefendanger mochte er heißen, weiß feine Familie urfprüngfíd) von Wiefen=
bangen, einem Dorfe nicht weit von Donhart, a6ftammte.) Der Pfarrer feines Or⸗
tes gab ihm den erſten Unterricht; hierauf fente er zu Winterthur nicht nur die faz
tinifche, fondern aud) die Anfänge der griechifihen und bebräifchen Sprache. Bon
da ging er nach dem Wunſche feines Vaters, welcher erklärte: „Es ſollen ihn feine
Koſten reuen, wenn ec nur einen gelehrten Sohn bekomme,“ auf die Hochſchulen Eöfn
und Wien. Hier gab er feinen Landsleuten Unterricht in ber griechäfchen Sprache.
Zu Ingolſtadt ſtudirte er Mathematik. Dann kehrte er nad) Haufe zurück, ſetzte bey
feinem Zieglerhandwerke aud) feine Studien fort, unb gab benachbarten Pfarrern Uns
tereicht ín der griechiſchen und hebräiſchen Sprache. 1520 ward er zum Lehrer der
Hebräifchen und griechifchen Sprache nad) Zürich berufen, und Zwingli ſelbſt gewann
Óurd) ihn genauere Kenntniß bes, Hebräifchen. — Inzwiſchen begab er fid) aud) nad)
Bafel, um Kratander in Herausgabe von Klaſſikern behilflich zu ſeyn. Nach bee
Umwandlung des Geogmünfterftiftes erhielt er, mit einem Kansnikat, die Profeffur
des Alten Teflaments. Der Vorzug, ben ihm Zwingli vor den Schwärmern, Gebet
und Manz (den Zürcherbürgern) gab, erhöhte den Haß derfelben gegen den Büefote
mator. Ceporin flarb den 20. Dec. 1525, nur 26 Jahre alt. (Misc. Tig. 131. 344.
sqq. zu vergleichen und zu erläutern mit ott. 8. ©. 3, 52. 99. 233. und Hott. H.
Eccl. VI. 354.) a) M. Jakob Edlibach, Chorherr am Grofmänfter sStifte in
Zürich; einer der Disputirenden auf der Berner : Disputation.
«8B . Ber biópatetion jà Sii.
dind ober won einer oberfeit ufgericht und bandabalten,;? alfo daß es nit à
unferm gemalt wäre die hinweg ze tbün: ſo folgt harnach, daß wir fy ni
(él(íinb anbetem ober eeren. Nun ift die meinung des herren (verſtand mri
ſter Jacobs) ein gemeinet. gegenwurf; wann man es aber mol beficht, fo ik
es nüts anders bann ein deckmantel unferer gottlofe. Denn man fidit offen
lich: fo fer ber gemein mann underwifen wurd, daß er weder boffnung neh
troft oder tat nit by jnen füchen follt, dann fo legtendſ' (9 ſelbs darnider.
Daß man fy aber fürcht, ift ein gemüß zeichen das verheiffen, fo men
inen thüt in krankheiten, in teübfalen und in widerwärtigkeiten. Warum
heißt .man fg anadruche bild? Warum (ouft man infunderheit fo feft qa
Cinfiblen, gen Ach anberft, denn daß. man fagt: ba ift ein gnadrych bi?
Warum verheißt man jnen das ober jenes anderft, bann dag man hoffnung
zu inen bat, ale ob fy uns helfen mögind? Warum befrönet man fg mi
wachs? warum benft man fo-bil wachs für jre bild? warum legt man cina
fötchen from vor ine ue? Warlich us keiner andren urfad), denn bof ma
jnen die gefundheit zuͤſchrybt, als ob fy aefunb gemacht habind. Oum fe
bald die mirakel ufbórenb, fo hört auch bie eec der Heiligen uf. Sn fumma
man löst in ben tempfen bil. gelts barab; dag i(t dee breit mit einandren.
Darum föllend die gößen bin und abmeg gethon werden, tvie hie bor genäg
anzeigt i(t. Dif vedt er mit Hügen worten, bas i(t aber die fumm.
Nach diler reb fprad) ber bere von Schlieren. a) Wie folf ich aber den
ſpruch verfton: „Laudate dominum in fanctis eins! Qobenb gott in fina
heiligen.“ Gab jm der Smingli antwurt, das wäre langeft erklärt; es hieſe
nit fanctis funder (ancto. — Alſo hätte eg Hieronymus ouch verftanden: bann
das hebräifch wort, bökodſcho, bieffe: in finem heiligen ort, ba dann get
wonte; unb nit bófabeídau. Damit ſchweig er (till: bann er mat der
welt (pett mit einem fölichen närrifchen gegenwurf. Darnach ftünd ft
Hans Widmer, ein faplan, b) uf und vermeint, man föllte bie beiligen «erm
als alider Ehrifti; man möcht oud) mol jre bild haber : bann objecta movent
feníus. &o man nun jr redlichen thaten gefähe, fo (Site man jnen cud
nachfolgen; zu bem wurdind fo uns ermanen, Darum fo mein ich um
.bunft mid) ouch (faat er), es möcht mol erlitten werden. Gab im it
Zwingli mit kurzen worten antwurt: Ja e$ wäre wol etwas, fo er die be
Einen gefchrift darum anzeigte und nit fin meinung. Zudem‘ wäre Chriftus
uns allein 3d einem vorbild geben zu leben und nit die heiligen. Dem
das houpt muͤß ung füren unb nit bie glider. Darzu ift das mort. gottet
beitee: Du follt nit bilder machen noch haben! Man möchte dennoch und
föllte alfo fun, fagt Widmer, daß man die aliber eerete von des houptet
EEE ne GESEHEN
1) gehandhabt.
a) Pfarrer zu Schlieren im Shrichgebiete zwiſchen Zürich tmb Baden. b) Hank
Widmer, Kaplan am Orofmünfter » Stift in Zürich, Gegner Zwingli's und bt
MReformation, und Geſchäftsmann des abweſenden Chorherrn und Kurtifans Hein:
tid) Göldli, der Zwingli bie Pfarrflelle zu Glarus freitig gemacht Hatte. Dict
Midmer, nachdem er ein ausgelaffenes Leben geführt, trat in ben geiftlichen Gtand
unb wieder daraus; heirathete; verließ wieder Weib und Kind, unb fief in ben Krieg:
erhielt päpſtliche Dispenſation, und ward zum Prieſter geweiht. Aus Furcht
Werbruß verließ er bald nad) der Disputation Sürich unb ging nad) Zofingen, mit
aber auch da der Reformation weichen. (Hott. H. Eccl. VII, 148. Wirz II, 602
Zweyte bídputation zü Zürich. 489
wegen. Antwurt Siingli: Ya, fo je finem notdurftigen gütes thünb: bann
fo eerend je gott; bie heiligen bedörfend aber deß nit. Sn bem ftünd ber
bert probft, meifter Felix Fey, a) uf, umb wollt fich entſchuldigen, mie doctor
Sebaſtian anzogen hätt: man löfete bil gelts ab den götzen: dasſelbig ge»
fhäbe darum nit in allen tempten; e$ wäre, ob gott will, nieman fo torech⸗
fig, der ſy anbetete. Sprach dortor Sebaftian: es hieſſe: bu follt fy nit
eeren! fo pil. bebütet ung bas hebraifch wort, (daba, und nit allein nit ans
beten. Darum, herr propft, fo verzyhend mir, ba ich üd) baron. geredt
bab! Do fagt der propft: ja fü babenb ben tüflen unb nit gott ufgeopfret; das
geſchicht aber by une nit. 9(ntrourt jm meifter Leo: e$ wäre war, man
hätte den tüflen geopfret; das thätind wir ouch: bann eee der bilder wär cin
wert des fleifche, wie Paulus zu den Galatern anzeigt. 9tad) dem redt bet
here burgermeifter Röuft: Es hätte fid) nun lang verzogen, unb wäre aot
zü efien (e$ was ouch um Die elfte fund). Darum fo möchte ichermann
an fin herberg gon; unb fo e$ eins fehlüge, fo fólftinb bie rät und burger
bo dem erfien gebot wider fummen mit fammt den andren, fo zügegen mas
send. Do ſtuͤnd iebeemann uf und gieng hinweg, ba ee dann ze morgen eſſen
wollt. So vil ward sormittag gehandlet. 20
Nachdem man geeſſen hatt, unb iedermann nach des burgermeifters gebot
Aiyffig wider uf das rathus fummen was, büb an der here burgepmeiftee zuͤ
seden bife meinung: Gndbiaen, lieben herren! je wüflend, wie «6 hüt bor bent
imbiß b(iben ik. Damit aber difer artikel befto klärer erfütret werde (wiewol
es genüg wäre), mag ein ieder, fo noch ieman übrig wäre, Darmider mit der
göttlichen gefchrift Fechten. Demnach ftünb doctor €ebaftian von Schaffhu⸗
fen uf, und fagt alfe: '
Doctor &eba(tian.
Fr feommen in Chriſto Jeſu! je habend gehört, wie rychlich das gotts⸗
wort wider die góben und die bild büt vor effen anzeigt if. Damit (id
aber nieman möge Hagen, ee (oe nit zu reden fummen: fo erman ich dd)
bie fründlichen und um gottes willen, daß jt harfür wellind treteh, und da
die gefchrift anzeigind, daß götzen und bild ban nit verboten funder nad»
gelaften foe. Dann (mer etlid) ſchmähend und läſtrend dag heilig Klar
gottswort unb, die dasfelbig berfünbenb. Möchte ich mol Inden, jr (tünbinb
des harfür unb zeigtind’s an. Dann ich weiß das, daß üwer bil, fo man
von einandren fummt, (id) Hagen werdend, jnen (pe nit genuͤg befchehen;
unb tbt einer das, der ander jenes. £9 mag ein ieder hiewider on alle entgelt-
suf reden, ja mit der göttlichen gefchrift: dann des menfdyentanté und ei»
nes ieden guͤtdunken mellenb mine herren nit. Das ift (umma finer red.
Sie was nieman, der uf das fründlich unb. chriftenlich erfordeen doctor Se⸗
a) DM. Feliy Frey warb 1513 zum. Propft bes Großmlnfter: Stiftes gewählt.
Zwingli gewann von Anfang feine Zuneigung. Er war milden Sinnes und Freund
Der Wilfenfchaft und dee Gelebrten; aber weder von Fräftigem Geift noch Eharafter.
Zwingli’s fine Kortfcheitte im Reformiren und Cinmirfungen von Gegnern bewogen
ibn zu Verfuchen , denfelben zurückzuhalten. Doc, Zwingli's geiftige Uebermacht hob
feinen Widerſtand, und er gab fid) feiner Leitung hin, fo daß er kurz vor diefer
Disputation felbft die Hand zur Reformation feines Stiftes bot, und 1526 eine eau
ehelichte. (Hott. H. Eccl. VIII, 89. 95. Wirz I, 147. 149. 178 f.)
490 Zweyte bisputation zu Zürich.
daftians daib reden wöllte, ja nit ein mort; wiewol fu fuft nebenthafb heftig
den milden Ehriftum unb (ined worts verkünder Läftrend unb ſchmũtzend.
Und als iedermann ſchweig, ſtuͤnd doctor Baltaſſar Fridberger, pfarrer zu
Waldshut, a) uf und fprach alfo:
Doctor Baltaflar.
Der allmächtig ewig gott hat ung befolen butd) Moyſen: e bu ent.
gegen loufeſt dem ochſen dines fyends, oder eim eſel, der da irret: fuͤr
widerum zuͤ jm, das iſt, zü finem herren! Und fo bu fidt den efel dep,
bid) haſſet, Ligend under einer burde: follt dus nit fürgon ſunder bie —*
ben mit jm! Exod. XXIII. 5. Duch bat Chriſtus dergiychen gemeldet
Luc. XIV. 5: Welchs üwern eſel ober ochs in ein gruͤben fallen wirt, ber
jn nit von ftunb an ferus zühe ouch an dem tag bee (abbate? Bil mere
ift zuͤ beherzigen, fo ein menſch irret in den ſtucken, ſo ſiner ſeel ſeligkeit
beteefienb, oder (o er in ein grüben des irrſals oder der mißbrüch ungefalfen,
uf daß jm gebolfen werde. Nun ift unlöugbar, funder offenlich und Härer
bann bie fonn, bag in etlich hundert jaren bil irrfal und mißbrüch durch
den tüfel, der da nit (pret, fid) in bie cheiftenlichen ordnungen ungeflochten
und zügetragen. Als dann ouch befchehen in bifen zweyen artiklen, namlich
bo den bildnuffen der heiligen und in den mißbrüchen ber meſſe. Deßhalb
von ben achtbaren, fürnemen, eerfamen und wyſen herren burgermeifter,
Klein und groß tat, den man nämt bie zweyhundert difer Loblichen unb alten
ftatt Zürich, minen günftigen herren, wol und chriftenlich angeíeben unb er;
meilen, ouch ein feünblid) bruͤderlich gefpräch se halten fütgenommen ; bas
mit fólidyer sanf und. zwitracht, fo fid) erboben (taf einer by bem alten,
der ander by bem nüwen biyben mwölle), on alle unruͤw und empórung ae.
bántpft werde. Welches alles nit füglicher noch gebürlicher gefchehen möcht,
denn durch fürtragen des f(aren worts gottes, in beeden teftamenten befchri=
ben. Denn ie in allen fpänigen fachen und zwiträchten allein bie gefcheift,
von gott ſelbs canoniziert und gebeiliget, ein richterinn fon foll und muß,
fuft niemdn: ee müß himmel und erden ze ftuden fallen. Wann der barm-
a) D. Saftbafat Friedberger, Pfarrer zu Waldshut. Hubmeyer mar
fein Geſchlechtsname; Friedberger (lat. pacimontanus) hieß er von feinem Ge:
$urteott, Friedberg in der Wetterau. In früherer Zeit war er Vorſteher der Schule
zu Schaffyaufen; dann predigte er als Pfarrer zu Waldshut das Evangelium bafelbft ;
die €tabt nahm die Beformation an, und der Math ſchützte den Pfarrer gegen die
Verfolgung von der öftreichifchen Megierung. 1523 begab er fid) auf die zweyte
Disputation nach Zürich; im gleichen Jahre befuchte ee St. Gallen, und 35g mit
feiner Hinreiffenden Beredtſamkeit dort fo viel Volks zu feinen Saftpredigten , daß
die Kirche die Volksmenge nicht fallen Fonnte, fo bag et von einem Hügel herab
predigte (Wirz 150. 401. 396.) Münzer befuchte ihn zu Waldshut; er wandte fid)
nun zu den Wiedertäufern und führte 1525 die Wiedertaufe in Waldshut ein. Dieß
verurfachte Parteyen; bie Stadt ward vog den Defiteidern belagert und eingenom:
men, nnb die Oteformation daſelbſt vertilgt. Hubmeyer floh und verbarg fid) in Zü⸗
sid; ward als Wiedertäufer gefangen gefeßt; aber feine Auslieferung den Def reihen
abgefchlagen. Nachdem er mit Zwingli bisputirt hatte‘, that er Widerruf, ward
frey gelaſſen, aus dem Gebiet verwiefen, aber zugleich vor Mangel und Nachflel:
Jung feiner Feinde gefichert. Bon neuem vereinigte er fid) mit den Wiedertäufern,
fam nad) Augsburg, nad) Mähren und enbfid) nad) Bien, wo er 1542 verbrannt,
und feine Fran ertránft ward. (Soft. Kiechengefch. 3, 273.. Utt Annal. Anab.)
Zweyte disputation zů Zürich. 491
herzig gott ung felbs bie richterinn in den (tü[ bed urteils acfebt, als wie
leſend Ezechiel X LIX. 24: So da wirt ein zwitracht: werdend fton bie mene
(dn in minen gerichten und werdend urteilen. Nun mögend die gericht
gottes allein us göttlichem wort erkennt werden, wie ung bie gefchrift mate
(id) bezügt: dag wort gottes urteilt Joh. XII. Deut. XVII. Erod. XVIII.
und XXVIII. Derhalb Ehriftus uns in die gefchrift gewifen: Ergeündend
. bit gefchrift! die gebend 3danuf von mir sc. und ung Monfen und die proe
pheten fürgefchlagen: bie füllend wir hören! dann er will nit zügnuß bon
den menfchen haben. Joh. V. 39, 46. Den bruch bat Cori(tus ſelbs, ouch
Paulus unb die anderen avoftel gehalten: fo (5 wider ben tüfel oder andere
böfe menfchen geredt, hand fy gemeinlich inen bie gefchrift, als ein richte
tinn allee wiberfpänigen rede, under die nafen geftoflen, unb darmit über.
wunden. Dann allein die heilig gefchrift bag war liecht und Iuceen i(t,
burd) welche alle menfchlicy argument, finfteenuß und gegenwurf erfannt
werdend. Dif wyste der propbet David faft wol, als er rebt zu gott: Cin
fucern miner füß din wort atm CXIX.105. Es bat uns ouch Chriſtus fef»
ber geleert, bag wir die Iuceen fines heilfamen worts in unfer band nes
mind, darmit, fo ber brütgam fummt, mir mit jm uf die hochzyt yngan⸗
aind. Alfo föllend ouch der irrfal und die mißbrüch der bildung unb mefs
fen allein durch bie richtfchnüur des hellen klaren worts gottes fürgetragen, er⸗
fent und nochmals recht gemäfliget werden; und was baruf gebumet, wirt
endlich und beftändiglich biyben: dann das wort gottes ift. untödlich. Hie
mas. nod) nieman, der dawider reden wöllte.
Do ftünd doctor Sebaſtian uf, dem es aud) empfolen ward, unb ete
tant abermalen iedermann, baf man mit der gefcheift darwider kämpfte:
bann ed mwärind etlicy, bie wärind verargmwonet; denen wurde man mit bent
namen harfür rufen. Do ftund meifter Jacob Cblibad) uf, tebenbe: Die
wort Erod. XX. 4. brudenb nit us, daß bilder ban in der Eilchen verbo⸗
ten fuaend. Dann fy reizend zu gütem, unb das wörili, factati$, das ift,
niachen, reichte? allein dabar,? als in dunken wöllte, buf man fg betae:
ftalt nit machen füllt, daß man fy nit anbete. Er meint oudy, man möcht.
wol ín die (d( malen sc. Uf das ward jm ein antmurt: es wäre hüt ge»
nüg davon arfagt; mólíte ev darwider, fo füllte er bie gefchrift barfüt brin:
gen und nit fin meinung. Dod) fo wollt er für und für: fg reistind une
zu gütem, zuͤ anbadbt sc. Do fprady doctor Franz Sinf von Einfidlen , a)
der ein verdruß ab fölchem tand hatt: Wie wär dem, fo mir alle blind wä⸗
eind? wer wollt ung bann reizen? Iſt das nit mar, ‚die blinden müflend
Oud) gereizt werden? Wer reizet diefelbigen? Dergiychen zänk entftündend ba,
1) ziele. 2) dahin.
a) D. Franz Sint, von Einfiedeln, ipie Kaplan, war neben Bwingli
ſchon zu Einfiedeln; bann Pfarrer daſelbſt. Durch ihn Hatte Bwingli die pänffliche
Denfion erhalten; se follte ihn zum Freund des Papſtes burd) die glänzendflen Ver⸗
fprechungen gewinnen. Aber Sinf war fo eifriger Freund der Kirchenverbefferung,,
als Zwingli ſelbſt: mit ihm unterfdytieb er die Bittfchrift um Aufhebung des Cöli⸗
hats und heirathete bald darauf. 1522 ward et Pfarrer zu Freyenbach, mußte aber
Bald daſelbſt weichen; fam von ba nad) Zürich, zog mit Zwingli 1529 ins Feld
nad) Cappel, bann nad) Zurzach, auf deffen Predigt die Bilder aus der Kirche ge:
ſchafft wurden ; bald pernad) flarb er. (Dott. Kirchengefch. II 2996 6. Füßli IV.)
499 Zweyte disputation zu Zürich.
doch on die aefdyrift. Sömlichs zuͤ verhüten ftünb doctor Baltaſſar Frid-
berger uf, und las dag ort, fo im Deut. XXVII. 9. gefchriben (tat. alfo
lutenb: Das bat Moyſes geboten us dem geheiß gottes: bie leviten (ólfenb
verkünden, und mit heller (timm zu allem volk Iſraels fagen: Verfluͤcht if
der mienfch , der ein gefchnibt oder gegoffen bild macht , Das ein grümel des
herren gottes ift, und dasfelbig bild heimlich an ein ort feht; und das ganz
bolf foll fagen: Amen! Das ift war! Difer [ocug oder ort richt difen (pau
allen mit einandren. Hie Liefiend fo fid) all benügen. Do rüft doctor Se
baftian: ob ieman meer wäre, fo barmiber wöllt, ber möchte das wol an-
zeigen on alle entgeltnuß! Do vebt meiter Hans Käs: Wie foll. id) bat
veriton von der Gronefen* angeficht zu Rom? Hat (y gott geben oder nit?
Antwurt jm meifter Leo: Der Froneken weiß ich kein gefchrift. Es ift mir
nit zwufel: Hätte Chriftus das angeficht geben, fo hätte etwa ein ebangelift
basfelb anzeigt; (0 aber das nit ift, fo muß ichs nit glouben und gloubs
ouch nit. Das redt oud) der Zwingli: ed wär frin gefchrift darum. Ob er
aber das (chon geben hätt, fo ftünbe bod) das gebot gottes nit beft minder
Auf: Du follt fein bild machen nod) haben sc. Der Käs wollt ein müffen
haben , ob es gott geben hätte oder nit. Cyn dem fpricht doctor Franz Zink,
den abermals ab difer fantafy verdroß: Sy habend zu Rom der Froneken
ein föliche zal verfoufet, bag fp inen billich lieb ift. Do fagt oud) ber
dekan vom heiligen berg, a) den ouch ab fölicher narrheit anfleng ver⸗
bric(jen: Hat er (don bie Fronecken geben: fo bat er dennoch bie nit geben,
die man zu Rom verkouft. Do nun fólid)s dberbin was, alfo daß man
fein gefchrift darum nit wollt anzeigen, ftund meifter Conrat Schmid, der
eommentur uf, damit man etwas mit der gefchrift der ungelcenten pfaffen
halb handlete, und begeret an Ulrichen Sminglin: er füllte ein underfcheid
geben der dingen halb: fo bi pfaffen tvdrinb bie zügegen, fo nun vermei⸗
nen wölltirid, alles, fo den Cyuben geboten, wäre ouch uns geboten; herwi⸗
derum bil wäre den Juden geboten, und uns nit. Deß begeret er um bee
unerfarnen willen ein bericht ud der gefchrift.
Uf das frünblid) begeren gab jm der Zwingli antwurt, und fagt bife
meinung: Alles, fo in dem alten gefaß aeboten ift bie eec und glori gottes,
Die Liebe und frommen? bes ebenmenfchen betreffend, blybt ewig, ftät, (tof und
unverwandlet, mie bad gebot flar von den bilden usgedeudet hat, daß e$
die eer gottes betrifft. Alſo forad) der here Chriftus 9Dtattb. V. 17: Xd
bin nit fummen dag gefaß ufzeldfen funder ze erftatten.? Dann ie e$
müß ewig biyben, das gott betreffend ift. Daß aber bie ceremonifchen pömp
den Juden geboten find, das ift ung nit bindend: denn bie ceremonien find
jnen zu einer (traf geben, wie er denn im Ezechiel X X. 25. fagt: Syd) wird
dd) nit qüte gebot geben: denn fy wurdend damit geftraft. Ulfo bie in bi-
ſem artitel die bilder betreffend .ift nüt ceremonifch , funder mie ung dag qc:
bot bindend ift: du follt nit töden! alfo bindet uns oud) bas: bu folít nit
bilder mahen! Deß ermant ung oud) der heilig Johannes in finer erften
. epiftel am (esten capitel o. 21: Fr bruder (ift bag nit fründlich?), verhütend
üd) vor den bilden! Das that on zwyfel us dem geift gottes angezündet ein
. 1) Veronica. ?) Wohlfahrt. I) vollziehen.
s) Ein ChHocherrenftift bey Winterthur.
Zweyte biiputation zü Zürich. 493
frommer bifchof us Maflilia, a) ber dee geídyrift gottes bat bericht mag,
bens unfere pochbifchof iegunb find: derfelbig tbdt ouch bie bild us ben
tempien. Deß ward der papft. von jm innen, befdjalft. in darum, aber
nit mit der gefchrift, funder allein damit: er hätte getbón, das nie fein prite
(ter vor jm gethon hätte. Was ift das? Warum erzeiget er im nit die ge⸗
(drift, bag er unrecht getbon hätte? Ich will den canonem. Lefen; fo hö⸗
rend je, womit ſy umgangen find. Dee canon (tat Diftinet. 3. can. Per⸗
(atum ad nos sc. Das zeigt nun Zwingli mit bil. meer Tundfchaften an
unb mit Flügen mworten. Dif ift aber (umma darvon.
Hie fragt D. Sebaſtian von Scaffhufen , der präfidenten einer: ob
ieman meer darwider wöllte fechten; fo bann nieman mee wäre, fo wurde
man etlichen mit dem namen barfür rufen. Und fing an und ruft dem
kütpriefter von Wädenſchwyl; b) der was nitda. Etlich fagtenb, ee. fchliefe:
fo not was jm zu dem fampf. Do ruft man dem lütpriefter von Horgen; c)
was oud) nit ba. Sin heifer fprach, ee wäre für in da; er wöllte aber nit
für jn antwurten, do er gefragt ward. Do rüft-man here Alerius bon
Rouffen: d) ob er etwas wider den artikel veden wöllt mit der gichrift, fo
möcht er das anzeigen! Der tebt alfo:
Alerius bon Souffen. |
Herr burgermeifter , eerfamen, mofen sc. je mine herren habend bert
üweren und anderen gefchriben der zweyen artiklen halb, von der meß und
von den gößen. So bin id) oud) alfo hie wie ein ahorfamer, und will
(ofen: dann ich bin allweg wie ein gbor(amer erfchinen; das milf ich fürter.
Ich hab oud) minen underthonen allweg das evangelium geprediget, daß f
nie nüt ab mir flagt babenb. Ich beger fü oud) darum 3e hören ꝛe. Ded»
glychen tands fürt er hinyn. Man mólít in nit hören, funder, wöllte er wi⸗
der. den artikel fechten mit afchrift, das möchte er mot thuͤn; mwöllte ex das
nit, fo föllte er ſchwygen, und fin entichuldigung, wie er geprediget hätte,
bis uf fin zyt fparen. Er wollt nit darwider fechten. Do (tünb D. Soa»
chim von Watt bon fant Ballen uf, und vebt bie meinung: Diewyl ir ba
offenlich angezogen mwerdend, je predgind ümeren underthonen daheim, das
nienan im ebangefio (tat, und das wider miner gnädigen herren bon Zürich
mandat ift: fo zeigends hie an, und ftond daheimen ab von ütverem fees
ren!t Müflend jr hie etwas darwider, fo rederid das (ry offenlich! das ift
lobs wert. Hieruf fagt Aterius: Herr doctor! ich will dd) (üte(? antwurt
geben: ich weiß nüt darwider. Do rüft man dem von Gíatt(tiben; e) ward .
1) wetfetern, Ketzer fchelten. 2) Eleine, kurze.
a) 96 Bifchof Serenus zu Marfeille bemerkte, daß bi Bilder ein Ges
genfland der Anbetung würden, ließ er fie aus den Kirchen nehmen und zerflören.
Papft Gregor der Große billigte zwar feinen Eifer, ber Anbetung der Bilder zu
wehren, aber tadelte ihre Entfernung, da fie für die, welche des Zefens unfunbig
feyen,, als Bücher dienen können. (Gregor Mag. Ep. 7.) b) Heinrich $àátlis -
mann (diefer und einige folgende Namen nad) Wirz II.) c) €e6aftian Kuhr.
d) Laufen ift ein Meines Dorf mit dee Pfarrkirche einer zerftreuten Pfarrey am
Otbeinfall bey Schaffpaufen im Zürichgebiete. Diefer Pfarrer Heißt tígentfid) Ale xan⸗
der Mhyterberg. e) KRafpar Schüchvſen mot —A Glattfelden, ei⸗
nem Pfarrdorfe im Kanton Zürich, unweit des Einfluſſes der Thur in ben Rhein⸗
—
. 496 Zweyte bilputation zů Zürich.
wot dd) minen herren vochend: wie pochend fy dann erſt, fo fü daheim find?
Wyter ruft man ben von dem prebigerorben und bon den barfüfleren. Die
wolltend nit barmibee, gſiel inen wol, als ſy fagtend. ber der prior di
den Auguftineren, a) der wollt fechten, und fagt: ee wüßte nüt barmibre tam
us dem decret; fo im bags nüt füllte gelten, fo fund er eben wie ein ander
güggel. * Er zält da ein biftinction oder 30; man wollt jm nit gern lofen,
, et käme dann mit ber göttlichen gfchrift. Zwingli zeigt jm ouch ein canone
IX. tift. can. Solis: daß jr eigen recht hätte, man füllte nieman glouben
bann der einigen und onbeteuglichen heiligen gichrift; alfo überwand er in
mit (inen eignen rechten- Do fagt ber prior: ich muß noch eins harfür
bringen. €g dat alfo gefchriben: In rebus arduis et dubiis currendum
eft ad ſedem apoftolicam. Nun ift ie das ardua res, ja arduiſſima. Spyrach
Zwingli: Lieber bere prior, fagend ung das zu tütfch, es wirt faf holdſelig
fun. Doredt er: das will ich thuͤn: in ſchweren und zwyfelhaftigen dingm
ſoll man den heiligen ftü( zu Rom fragen. Redt Zwingli: wer fagt taf?
fat das im evangelio .afchriben ? Da lacht der prior, und hielt bas (tibt für
narrenwerk, fprechende: Der pap(t fagte fómlids. Vermeint der Zmingli, fe
müßte man dag nit glouben, er zeigte dann fómlid)s in ber bibli an. Man
gloubte jm ouch nit, fo er fagte: man föllte nüt on (inem rat bant.
Redt der prior: Ego (unt bene contentus. Arguet alius! bag it, er wär
wol zuͤfriden sc. Da ruft man dem doctor Peter, flattarzt, ob er etwas dar
wider mólíte, das möchte er wol thün! aber nun mit dee göttlichen gfchrift.
Der hub an und fagt be cultu Latvid, bulid, Duperbulid. Hie ſagt bocet
Baltaſſar Fridberger: kommt e$ uns under biebulen,? fo mitt e$ ung et
wir Es (tünbe oud) im Esdra an eim ort von einem engel sc. Ma
agt jn, wo e$ bod) im Esdra (tünbe, fo wöllte man es füchen; kunnt er
nit anzeigen. Die heiligen möchtind vorgmalt werden repräfentatine, fg»
tatioe. Man fragt in, wo er das gelefeh Hätte? fagt er: es wäre ein hübſch
gedruckt büch, unt bie(fe theologicä veritated. Ja feylich! fagt doctor Erb
flian , es find iheologicd pravitates. Derglychen tand bracht er harfür, abe
nüt us der afchrift, fo man ndmt die heilig afcheift. Der Swingli büb im
uf, daß er gefagt hätte: Er gloubte dem Xriftoteli als til und nit minit,
- dann Chriſto. Deß löugnet er. Er hätte aber gfagt: man möchte wol m
das evangelium und allein us dem Xeiftotele ein güt regiment machen.
Sivingli werfchont fines alters; ec fagt jm aber: er wäre ein blafohemus in
beum, bad ift, er wäre ein gottäfäfteender menfch. Derglychen fpän ehe
bend fi bie, bod) nüt zu ber fach dienende, mit dem prübicanten, eim bet
füffermünd von Stein, der oud) nit barmiber fechten wollt, unb gefiel mm
die fad) wol, ja als er fagte. Do fragt man herr Kolben zu fant Beten,
ein eaplan, ob er barmiber mit der gfchrift (echten woͤllt? fagt er nein, dt
degen im beft wär jm zerbrochen, er fónnte nit fechten. Hie lacht man.
Do rüft man Bere. Hanſen Schönenberg. Der mas nit da. Als nun nieman
ee da was, der mit göttlicher afchrift wider difen artikel fechten wöllt, und
Qd) bie fach bis uf die nacht verzogen bat, ftünd doctor Gebaftian, der pi
fident, uf und redt affo:
1) Hahn. ?) Doplen.
a) „Der vor zuten der allervernünfteft Prädifant iſt gfon yt Zürich.“ (Quullingt)
,
Biveyte bidputation zů Züri. 497
Doctor Sehaftian.
‚Der allmachtig ewig gott ſye gelobt und geeerct, daß er allweg ſighaft
iſt in uns, das iſt, in ſinem heiligen göttlichen wort, deß der heilig Paulus
und die anberen apoftel unb, ob gott will, wir organa unb in(tumenta
find , durch welche das göttlich wort gehandlet wirt. Als er dann büt ift oud)
fighbaft worden, indem fo us finem heiligen tort erfüchet ift, ob die bild
und gößen under bem cheiftenlichen volk gebulbet fólfinb werden; tie bann
fiar, Inter und grundlich erfunden ift, bag ſy nit (9n fülfinb. Darum üch
mine gnábigen herren ahein fchühen ſyn foll (mo bad on zerrüttung bes
feidens und dem ebenmenſchen undrgerlich fon mag) diefelbigen gögen und
bild binmeg ze legen. Und diewyl iesmal etlich fromm arm lüt in üwer
miner herren banden und afängnuf find, a) die fid) bon jnen ſelbs under-
- tunben habend fäliche bild abzethün, wiewol nit on groſſe drgermuf (das
uns bann (rib if): diewyl aber bie bib und góBen abthün nit wider das
göttlich wort ift, und alfo die fach an je ſelbs nit gottlos nod) unchriftenlich
(ft, wiewol fü mag ärgerlich heim gerechnet werden, wiewol ghein menfch
ft gwüflinen urteilen mag, us was grund und meinung fü fid) deß under»
wunden habind; und aber in verborgnen fachen zu allen zyten (id) des beſſe⸗
zen zu vermeſſen ift, beB wir ouch ung gegen inen vermeilen * fóllinb: die⸗
wol fe in fölichen feefenen fälen nie erfunden , darby lange aut ie von mei»
fter Uleichen und von meifter (ömen, minen lieben brüdern in Corio, us
göttlicher heiliger gſchrift in jren vredginen underwifen find, ba bie götzen
und die bild nit fon föllind, darus zu erachten i(t, ſy föliche fad) unb
that us unbedachter gfärligkeit gethon habind: barum ich von miner herren -
mitpräfidenten wegen, desginchen üwere zween eerwürdigen pfarrer und "eng
lichee us der eerwürdigen pric(terfdyaft, fo bie gegenmwürtiglich verſammlet,
üd) unfer gndbig herren fründlich unb demuͤtiglichen bittend, daß je gnädig⸗
lichen jnen zuͤ dem beſten die ſach wöllind ermeſſen, und ſy us üweren ban⸗
den und gfängnuß gnädiglichen erlaſſind. UF ſomliches redt der here bur⸗
germeiſter Röuſt: Mine herren werdend der fad) mol thuͤn, fo die num
überhin ? kummt. Hiemit gebot er den räten mit ſammt den anderen, by
bem vordrigen gebot, morn zu fruͤjer ratszyt wider ze erſchynen; fo
wurde man, ob gott will, ouch dermaſſen mit dem anderen artikel die
meß betreffend handlen. Hiemit gieng iedermann an ſin herberg. So vil
den erſten tag.
| Handlung des andren tage.
Nachdem unb fid) menglicher nach des burgermeifters gebot am | Hinftag
am morgen 3d fruͤjer ratszyt nad, der peedge uf bem rathus verſammlet hatt, -
bib der herr burgermeifter Röuft an zu reden dife meinung:
Burgermeifter.
Eerfamen se. gnädigen Lieben herren! jr habend gefter gehöret, wit Daß
nun et(id) habend mólfen haryn ziehen, fo fid) harzu nit gezimmte. Bill
ich dé) „U iez trüwlich gebeten und ermant haben, 1e wöllind fagen, fo jd
der fach dient, und dasfelbig mit ernft und züchten: bann die fachen (inb
geoß, unb gilt den eenft. Daß fid) gefter etlich ungſchicklich ghalten babenb,
3) zu ihnen verfchen, vertrauen. ?) zu Ende.
a) Niklaus Hottinger mit den anderen Bilderſtürmern.
Zwingli’s fümmfl. Schriften I. 255. 32
498 ente bifputation zu Zürich.
efatít minen herren unb den präfidenten übel. Hierum fo find tapfer in
der fad), und fabe man den andren artikel von der me. in gottes namen
an!a) Do ftünb meifter Wleich Zwingli uf, und redt bife meinung:
Meiftee Ulrich Zwingli.
Im namen gottes, -anıen. Jr userwälten 6rüber in Chrifto Jeſn?
Uwer liebe hat gefter afehen und abórt, wie das Iuter wort gottes fo rychlich
Barfür getragen ift von ben götzen; item wie ed oud) triumpbiert und
überwunden hat, alfo baf es unverruckt (ton. biybt in emiafcit. Alſo hoff
sch oud), ja id) weiß e$, daß es hütbytag des artitels halb ouch überwin⸗
den und teiumpbieren wirt. foierum fo will ich üch ouch gebeten und
eemant haben, mie min fere burgermeifter angezogen bat, je wellind mit
der gſchrift kummen, und mólfinb einanderen nit daryn reden: dann jr
hand gefter ahört, mie oud) bie pänftlichen recht zügebend , daß man der
heiligen gſchrift ob* aller menfchen (fo fogenb wie heilig fü wöllend) gfcheife
ten glouben fol. Wiewol id) nüt damit probieren will, fo foll man ouch
fuft nüt denn mit der göttlichen gfchrift handlen; weiches wyslich und diti
ftenlich von minen gnábigen herren angfehen ift, daB man nüt bann das
[uter wort gottes harfür tragen fülle. Der meß halben aber fag ich alfo:
Zu dem erften fol. menglich mwüflen, ba& min und mines brüders eo mit
unferem brüder D. Engelhards b) red pon der mef nit dahin dient, noch in
ewigkeit dienen wirt, bag einigerley betrug ober falfch fog in dem reinen?
bluͤt und fleifch Chrifti; funder dahin fanget all unfer arbeit, Daß es nit ein opfer
fot, dag einer für den andren möge ufonferen. Denn als wenig einer für den and⸗
ten trinken oder e(fen mag, als wenig mag einer für den andren opferen. Aber
nad) finem erften namen fo ifts ein opfer, das ift, ein bezalung für unfere fünd:
fo gott fid) felbs file unfer fünd ufgeopfrer hat. Ouch müffe menglicher, taf der
nom, meß, falfch ift, wie mir jn im bruch habend, daßeiner (mie vor gfagt) für
den anderen opferen möge. Darum fo fehend, jr lieben brüderen in Chrifto, bag
der mifbruch groß i(t, er hat aber vif ertreit. Deßhalb i(t big ein trefienlicher
handel ; das geftrig von den gößen i(t ein Bindifcher handelgeweſen. Aber bif i&
ein gortsläfterlich ftudf, ja ein entcheiftlich werk, daß mir us dem zarten
fronlychnam und b(üt Chriſti ein opfer machend , unb gelt darum nemenb;
das aber gott, Ehriftus unfer erlöfer, allein ung zu einer (pot und zir einer
widergedächtnuß fines Indens unb teftaments gegeben bat. Ir föllend ouch
wüſſen, daß e$ bie alten ouch nun dergſtalt ein opfer genämt habend nad)
ſinem erſten namen, do ſich Chriſtus ſelbs für uns ſinem himmelſchen vater
ufgeopfret bat, und ganz nit dergſtalt, wie wir es bruchend: bann Hättinds
die alten für ein opfer gehebt, ſo wärind noch vil meer pfaffen worden.
Das iſt aber der grund, us dem wir ſoͤmlichs mit der gſchrift erhalten wöl⸗
1) über, vor. 3) in der latiniſchen Ueberſetzung beißt e: sacrosancto Christi
sanguine et carne.
8) „Die fihlußred war dife: Daß die meg. fein opfer, und bishar anderft dan
Ehriftus Hatyngfagt, mit vilen mißbrũchen ghalten worden fog. (Bullinger. ) b) Hein:
eich Engelhard war Doctor der Rechte, eutpriefiee am Srauenmünfter zu Zũrich
ſeit 1496. Seine Chorherrenpfründe am Großmunſterſtifte gab er großmũthig zu Zwingli’s
Gunften 1521 auf, und rif. diefen damit aus ökonomiſcher Verlegenheit. Er ftanb
Zwingli immer mit der flandhafteften Treue bey. Er flarb in hohem Alter 1551.
(Hott. Helv. Kirchengefch.)
Zweyte bifputation zů Zürich. 499
feb. Chriftus foridót: Das thuͤnd in miner gedächtnuß? Diß legt Paulus
Härer us, fo er fagt: So oft jt das. brob effenb unb ben feld) trinkend, fo
pertünbenb. den tob des herren, bis ee fummt 1. Gor. XI. 26. Das ift bee
grund, us bent wir erhalten werdend, daß e$ nit ein opfee funder ein wi⸗
dergedächtnuß ſye. Darum fo ieman hiewider fechten wöllte, der fechte mit
den waffen, fo biezü dienend , dag ift, mit der. göttlichen gſchrift. Wiewol
fib geſter etlich beklagt, fy babinb nit gdören reden; das tft nit war: (o fer
je nit unnüßen menfchentand geredt 6abenb, fo hat man dd) anüg laffen
reden. Hierum fo bitt id) (id) um gattes willen und um der warheit willen,
bie wir erfüchen wöllend. Wäre ein reb. gottes by üch, fo tragenb fy bate
für und machends hell , damit nieman möge fagen: man habs mit eignen
willen erhalten. Söliche reb thät der Smingli mit ti. (chönerem anzug;
doch fo ift bif die ſumm darvon. Nachdem fund doctor Joachim von Watt,
der präfidenten einer, uf, unb redt bife meinung:
Doctor Joachim. 2
Herr burgermeifter sc. gnädigen Lieben herren! Diewyl man nun darbon
fol reden, ob die meh: ‚ein opfer fog oder nit, fo bebunft mine herren die
präfidenten: e$ wäre zu dem aller afchickteften,, daß ordnung in ben fragen
gbalten wurde, alfo baB man an den prälaten, äbbten unb darnach bon einen
jü dem andren fragte, wer darwider woͤllte re. Diß gfiel nun ben herren
wol. Do ſprach D. Joachim zu bem abbt von Cappel, ob er etwas darwider
wöllte? Stuͤnd ber abbt uf unb redt alfo:
Herr Wolfgang Ruͤpli, abbt zu Cappel. a)
. Herr burgermeiſter 2c, gnädige mine herren! Diewyl id) da zu dem
erſten angezogen wird ton minem herr doctor, bag ich zu bifem artikel fölle
reden, fprid) ich alfo: Ich bab gefter gehört, mie bag fo mit groſſem ernſt
bie heilig göttlich gſchrift der góten und bilden halb harfür getragen. ift,
daß ich groffe freud darab empfangen hab; ich bin ouch der meinung ganz
und gar. Des andren artilels halb bie meß betreffend bin ich oud) ber
meinung; id) weiß e$ oud) us ber göttlichen gſchrift, bag es nit ein opfer
it, und darfür in feinen meg foll gehalten werden; und nad) minem lefen,
als id) mid) deß berfton, (o ift e$ nüt anders (mie hie vot angezogen) bann
ein widergedächtnuß des lydens unb tods Cbrifti. Ich bin oud) des willens,
fo fer min funft und wüſſen der göttlichen gſchrift reichen möcht, daß ich das⸗
felbig verfechten wöllt, wo id) be erfordret wurde. Hierum fo weiß ich nüt
darwider, funder gfallt mie wol, und ift recht. Diß ift die fumm darvon.
Do fprach doctor Joachim von Watt 3i dem abbt von Stein, b) ob er oud
etwas zu diſem artikel reden wöllt? Sagt er nein, er wöllte nüt darwider.
Hie fragt man den propſt, ob er barmibee wöllte? Der rebt bife meinung:
a) Wolfgang Joner, genannt Otüpli, feit 1519 Abbt zu Eappel, war der
Sohn des Schultheiſſen Joner zu Frauenfeld. Mit Hilfe Bullingers wandelte er,
fin Klofter im eine Höhere Lehranftalt um. Er flarb auf bem Schlachtfelde zu Cap:
pi. (Wirz.) b) David von Winkelsheim, Abbt zu Stein feit 1499, war im:
mer Gegner der Reformation. 1525 übergab er zwar die Abbtey gegen ein Jahrgeld
der Regierung von Zürich, floh aber bald darauf mit ben Briefen und Koſtbarkeiten
des Kloſters nad) Ratolfzell, wo er 1526 ſtarb, unb Oeſtreich bemächtigte ſich dann
der auf deutſchem Boden gelegenen Guter des Kiofters. (Wir; IE.)
500. Zweyte bifputation zu Zürich,
' Here propit.
Bu probieren it in minem ber(tanb nit, daß es ein opfer fot; fo "
ich dennoch gern, daß e$ bie alten ouch für ein opfer habend gehebt, wie bera
meifter Ulrich ouch gfeit hat. So hört man dennoch wol. baf wirs nit von
nümem angefangen hand. Wie (ft aber der epiſtel Glementi$ ab. Jacobum
fratrem bomini, da ced och des glychen ein opfer fun genämt wird? 9m
. fömlichem redet im der Smingli dryn, (predyenbe: Here peopft, mas wellend
ec mine herren damit zuhen! und befümmeren? mit der epiftel Clementis, fo
es doch apoeryphum (t? unb üwere eigne recht Baltenbé ouch barfür; hierum
fo bewärets nüt. UF ſolichs ſchweig ber propft ftill, bann daß er der or
nung batb ouch anziehen wollt, wie wir es iez nuͤchter bruchtind und nit
im nachtmal mie Chriſtus; als bann etlich vermeinend, das käme ben fri-
meſſern wol, die nit gern fruͤ ufſtond. Hie ward jm widerredt, man wurde
ein ander mal bon ber ordnung ouch reden. Deß was er wol zufriden, und
widerfocht nit meer. Uf bag redt Leo Jud alſo:
Leo Jud.
Herr propſt! Wie hie min bruͤder Ulrich angezogen hat, die alten i
binbs oud) etwann ein opfer genennet, damit jr ung anfechten möllend: ſo
habend jr wol verftanden, daß's die alten nit dergftalt ein opfer genämt Gant
wie wir das bruchend. Des Clementis epi(tel halb nimm ich mich nit m
infonders. Aber des Gregorii, Ambrofii und Auguftini, oudy Johannis Cbr»,
foftomi, deren nimm ich mid) an; die bab id) oud) gelefen: die heiffends nit
der gftalt ein opfer wie wir. Wiewol fich Chryſoſtomus faft druckt unb mint
mit dem wörtli, femel; iedoch fo blybt er ouch zulest by bem tert; das abe
etlich uéfa(fenb, die darvon us dem Gbrnfoftomo ſchrybend. Chriſtus hat (id
ſelbs ufgeopfret, fuft mag jn nieman ufopfren: dann mir mögend in nit
. ^ tüten. Alſo fagt ouch Efajas, der heilig prophet, an eim ort: Oblatus eft
f
quia ipfe poluit, bad-ift: er it ufgeopfert worden, bann er hats gemöllt.
Wir find nit anfänger deren dingen, ift wol war; wir mó(fenb unt aber nit
darvon faffen bringen, fo wir iod) (don bericht werdend. Deßhalb itt rin
groß aottsläfterlicy ſtuck, baf wir und usgebend, wir opfrinb für die fünd,
und machend ung mittler zwüſchend gott und den fünden. In fülchem las
Ulrich Zwingli die wort Pauli zu den Hebräern IX. 11— 28. Nah dem
Ing er ouch die mort, fo Chrpfoftomus darüber gfchriben hat, unb zeigt an,
wie fid) Chryſoſtomus felbs druckte und wandte mit dem mort, femel; iedoch
zum (esten. fo müßt er by bem tert biyben und fagen: Magis tamen recor⸗
datio e(t, das ift: iedoch fo tft e$ meer ein mwidergedächtnuß. Das hat be
bicari von Eoftenz , Hang abet , ouch in (inem buͤchli tütfcbt ; er hat abet
das lest usgelaffen, das. wider jn ift. Ich vernimm, er hab ein lügler? bie;
fo hört er bennod) oud), bag man (inen gedenkt. Dif erklärt man mit vil
worten und anzügen der gfchriften.
Sie tebt doctor Joachim von Watt: Herr propft von Enibrach, 1)
1) Hin =, aufziehen. 9) bemühen. >) Horcher, Aufpaſſer.
a) Heinrich Brennwald, Sohn des Bürgermeiſters Felix Brennwald, Propf
zu Embrach, einem Chorherrenſiifte ſchrieb eine Chronik. Er begünſtigte die Re⸗
formation, beſonders auch in Betrachtung ſeines in Liederlichteit verſunkenen Stiftes.
Er ſtarb 1551. (Wirz.)
Zvedte diſputation zü Zürich. | 501
wöllend jr oud) etas darzuͤ reden? Redt er: Nein, ſunder te funbe nit an,
derſt afdriben, bann daß e$ nun ein midergebächtnuß unb-nit ein opfet
wäre sc. Er flimmt in aller aftalt mit dem abbt von Cappel. Do fragt
doctor Joachim den commentur von Küßnach, ob er darzuͤ wöllte reden?
Do ftünd er uf und ſagNalſo:
Commentur bon. Küßnadh. |
Chriſtus ift uns von (inem bimmelfchen vater werheiffen zu einem evi»
‚gen priefter und vollkummnen opfee; barum ec fid) ſelbs einmal bat für uns
ſinem vater ufgeopfert, und fin blüt vergoffen an dem früs, damit und bolt
kummenlich erlöst, gewäfchen und gereiniget von dem fünden, unb volltum⸗
menlich ſelig gemacht. So aber das wörtli, opfer, nit will verſtanden wer⸗
den on bluͤt unb töden, mag Chriſtus nümmen mee geopfret werden: bang
er mag nümmen getóbt werden. Er ift einmal bon finer würdigen miter
geborn; wie mögend in nit meer gebáren, aber wol gedächtnuß finer geburt
halten. Er ift einmal gforben, mit mögend jn nit meer tóben, aber wol
gedächmuß fined fterbens halten. Er ift einmal uferftanden, wir mügend jn
"nit meer uferwecken, aber mol gedächtnuß finer ufteftánbnug halten und der
uffart. Alfo oud) Hat ee fich einmal geopfret, wir mögend in nümmen
vofren, aber wol gedächtnuß halten fines Indens , ſines ufopfrens für unfere
fünd. Welichee menfch aber iez feftiglich gloubt, daß er file in (id) ſelbs
bab ufacopftet, dem ift uf den hütigen tag fülichyes einmal ufopfrem fo kräf⸗
tig unb güt, als es dozemal mas dem fchächer, der an finer rechten (pten
‚bieng ; demfelben it die meg. (das ich näm den fronigchnam Ehrifti) nil
unb güt: dann er das facrament geiftlichen nü(fet, fichtbarlih. Das meſſen
i Rein nüß, ed werde dann sor durch fölichen glouben geiftlich genoflen.
‚Welcher fummt zů Cbrifto mit hoffnung und züverficht, der iffet fin fleifch
geiftlid) ; 3 welcher gloubt in Chriſtum, daß er für ſine ſünd gelitten hab
unb genuͤg thon, ber trinkt ſin bluͤt geiſtlich, als geſchriben ſtat Johannis
VI. 35: Welicher fummt zu mir, den hungeret nümmen; welcher aloubt in
mich, ben felbigen bür(t nümmen. Aber keiner fummt zu Chrifto oder
gloubt an in, denn welchen der vater zücht. Cin iedlichen zücht dee vater,
der fin wort hört unb lernet. Darum fin mort füllte zu dem höchſten getri⸗
ben, vertünbt unb geübt werden in der chriftenheit, uf tag die chriften das
hörtind, lernetind und gezogen wurdind von dem vater, und alſo gloubtind
an Chriſtum und zuͤ jm durch hoffnung und zuͤverſicht kämend alle men
ſchen, zuͤ eſſen ſin fleiſch und zuͤ trinken ſin bluͤt unſichtbarlichen. Dann
Chriſtus ſoͤlich verkündung ſines morts befolen Gat, da er bie meß, das iſt,
fin fronlychnam ynſatzt, ſprechende: So oft jt das thuͤnd, fo ſoͤllend jr e$
in miner gedächtnuß thuͤn. Ouch Paulus darnach: So oft jr das thuͤnd,
fo werdend jr ſinen tob verkünden. Darum ſollte man, fe oft man wöllte
me halten, das ift, nic(fen fin fleifch unb b(üt, vorhin verfünben, mie Ehri-
ſtus ung gemachet und verordnet hätte zu einem maren teftament unb (esten
willen oder gemächt, bergebung aller fünd, gnad unb barmherzigkeit bie im
zyt und barnad) Das ewig leben. Das ift unfer erh, von jur verſprochen,
und wir find fine erben darüber gefeßt. Und daß e$ fraft hätte, ift er daruf
aeftorben, unb zuͤ meerer ficherheit bat er uns zu einem ſigel und warzeichen
ungefeßt unb verlaflen fin Aeifch unb bluͤt under der gftalt wyns und brote.
Weliche bann durch föliche verfündung feft gloubend föliches für ſy gefche-
$02 Sivente bilputation zu Zurich
ben, die hattend ty genoffen fin Aeifch, unb getrunken fin blüt geiſtlichz bie
möchtend barnad) fin blut und fled) ouch fichtbarlichen nieſſen mit groftem
nuß, zu befeftigen jren glouben und zuͤ meeren je liebe, und das wär war
lich meß anhalten, .wie Ehriftus das ufgfeßt bat. Hierum man vermerken
mag , daß man Ehriftus nit opftet: denn welcher opfret, ber gibt etwas qa
ben; fo gebend wir ie nüts, wann wir mef haltend, funder wir empfabenb. ver⸗
gebung der fünd, gnab und barmberzigleit unb das ewig leben. Darum
ich möllte, daß man gſchicklich von ber meß redte, batab fich nieman verbös⸗
sen möchte, funder alle menfchen darvon gebeßret wurdind. Denn e$ dankt
mich ein bart argument fon, daß etlich fagend , die meh fumme vom tüfel,
und ber tüfel habe die münd) und öðrden gemadyt und erdacht. Das ift nun
grob geredt; und ift dennoch menger münch, bec bie futten alfo anbat, unb
nüt deft minder ein chrift ift. Bedunkt mich, fo man uns lieſſe bigben, wurd
nit vil fchaden, und nit fo ungeſchicklich und frefenlid) darvon redtind. Wir,
bie uf bem land ſitzend, müflend gar menge hören weder jr in ber fatt.
Aber ben, fo ſomlichs geredt hat (ift villycht nit hie in der ftuben arae
würtig), till ich zu banben nemen, und will jm das zmüfchend im unb mir
allein fagen, wie uns Chriftus geleert und underwifen hat. Das ift fumma
darvon. Uf fümliche red bon den münchen angezogen, ftünb bec. Smingti
uf alſo fagende:
Meifter Ulrich Smingli.
Das min lieber brüder und herr ungezögen hat von den münden, def
hätt id) wol mögen geraten, fotmal e$ nit zu bifer fach dient. Diempl id
ſolchs felbs zu dem bideren mal offentid) an der kanzel geprediget bab, zwingt
mid) dasfelbig zu verantwurten. Dann ie alles, das gott mit gleert hat,
unb von den menfchen fummt, i(t ie nit güt. Daß aber fülche glychenery von
gott nienan gloubt oder yngeſetzt foe, if Hell, - funder allenthalben geſtraft
als ein fach, bie nit us gott funbet us dem tüfel ſye. Alſo hab ich ouch
geleert, daß alle urhab des güten von gott foe, urbab des böfen von dem
lebendigen tüfel: "dann es ie nun zween brunnen find, us welchen bas qt
unb bös fließend ift. So i(t fölche gluchsnern us feinem anderen brunnen
nit entfprungen dann us dem fleifch und eigennutz, das allmegen ouch
etwas fon wöllte wie Adam im paradis; bas ift ie ep diametro wider gott,
fo i(t es ie us dem tüfel: denn (ómlid) fecten find ein urfach einer änderung
eines ganzen chriftenlichen ftande. * Daß aber uf dem land und in be
ſtatt etlich ungüchtiger, bann fid) gezimmt, redend bon der meg. unb von
den münchen, gfallt mie nit, und habs nie gelobt, funder allwegen geftraft. a)
Ich wöllt oud), daß alle priefter (id) fliffinb den einigen Chriſtum barfür
ze tragen; baby mit der aut, fo def mort finf gepredget wurde, alle fecten,
. votten und Örden mit fammt anderen mißbrüchen hingelegt wurdind. ch
weiß wol, unb ift mir leid, daß etlich ungfchickter darvon predgend , bann
villycht etwann adt fue. Vil find deren, bie allein berg(od)en mort von
miner predge bhaltend, Alfo find ouch deren bi(, bie dem wolgeleerten mann,
Martino Luther, nüt ablernen wellend in (inen bücheren bann die váfic?
*) Zuſtands des Epriftenthums. 3) Schärfe des Salzes.
a) Dieß und das folgende Hat befondere Beziehung auf Grebel nnb deſſen fchwär:
meriſche Freunde.
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JZweyte bisputation zü Zürich). 503
ft worten, bie er oft us angezündter inbrünſtiger liche redt. Aber das
feomm trüw herz , fo er zu warer göttlicher warheit unb zu dem wort gote
tes Bat, das will im keiner ablernen. Iſt nit minder, ich bin etmann an
der kanzel räß; fo hab ich bod) nieman mebenthalb von min felbs wegen
ersürnt. Cyr wüflend ouch, wie ich üch bil vorgegeben bab im fürbitt der
heiligen , ba ich allweg gefprochen bab: Klagend das üwer, wem je wellend,
ich will das minem ‚gott Hagen: das min ift gwüß, das üwer ungwüß, bie
iezund, fo ich enchlichen mit der göttlichen gſchrift das fürbitt der heiligen
umaftoffen bab. Alſo Bab ich oportune und importune, das ift, mit rüche
und mit güte gleert; bef hab ich ein erempel im Paulo 2. Zim. IV. 2.
Alfo möcht ich wol lyden, und beger dag ns herzen: ein deber. Auffe fid) ze
buwen und nit ze entbuwen, "und verfünde das wort gottes finf, und erde
barnad) im namen: gottes, mie jn bet geift leerte. Das was bie fimm finer
gvotten. Dec commentur ließ fid) mol benügen.
uf ſomliches ſtuͤnd doetor Joachim von Watt uf, und ermant aber⸗
mals: ob ieman darwider wöllte wyter reden, der möcht das ſelbig thuͤn!
Iſt ieman bie von den orten? Herr pfarrer von Schaffhuſen, wellend jr wi⸗
der difen artikel mit ber. göttlichen gſchrift fechten? Das mögend je it nup,»
fey tbün. . Do ftünb meifter Martin Steinli , pfarrer zu Schafhufn, uf T
unb ſprach alſo:
Pfarrer von Schaffhuſen.
Herr burgermeiſter, eerſamen, hochgeleerten sc andbigen, Lieben herren?!
ich bin all min tag der meinung und des ſinns gſyn, daß die meß ein opfer
ſye. Damit id ſomlichs mit geſchicklichkeit harfür bringen mög, fo miti
ich zuͤ dem erſten bewären, daß wir alle ſünder ſind. Es ſpricht der heilig
Johannes 1. Joh. II. 8: Mine fün, fo wir ſprechend: mir habend nit ge⸗
(ünbet, fo verfürend mir ung ſelbs, unb ift fein warheitin uns. Es fpricht
ouch der fünialid) prophet David Palm XIV. 1: Der unwys hat geredt in
ſinem herzen: es iſt kein gott. Sy ſind zerbrochen und zuͤ ſchanden worden
in jren werken. 9tieman ift, der guͤts thuͤt, ja nit einer. Es ftat end) qe
ſchriben Eecleſiaſt. VII. 21: Es ift fein. gerechter uf erden, der da qiie
thüje unb nit fünde. Das hat David, der prophet, wol erkennt, do et fagt
Pſalm CXLII. 2: Herr, o gott, gang nit in bad gericht mit binem knecht:
bann vor dinem angeficht wirt fein meníd) gerechtfertiget. 2Job, der Heilig
‚peophet, fagt ouch XV. 14: es fye nieman rein von mü(t? (atf bie ſeptua⸗
ginta interpretiert habend) der fünden; ja fo er fchon nun eines tags alt ift.
Zuͤ diſem fpeicht der heilig apoftel Pautus 9tóm. XI. 32: Gott het fy alf
under'n unglouben befchloffen , uf daß er fid) allee erbarme. Das find (tar
:tundfchaften, taf wir alle fünder find, unb nüts reind won uns fummt
- noch gefchehen mag. Wie wol nun iedlicher menfch uf erdrych, ee (pr, wie
et wölle, ein fünber ift, mie bie bor angezeigt; nit befto minder, welicher
mit bem lebendigen aloubem in Chriftum fid) felbs iez ober bienad) in
Tünftigem gibt, der opfert (id) felbs uf: berfelbig opfret gott (nach der ge⸗
ſchrift) ein lebendiges, heilige und ein wolgefälligs opfer, als wir bann ha-
bend durch den heiligen Paulum zu den Römern XII. 1. alſo ſprechende:
Ir 3r brüber, id) bit üch um ber Barmberjiglrit gottes wilfen, bag je ümere
9 gerecht erfunden. 9) lnrath.
604 Zweyte biáputation zü Zürich:
lychnam bargebinb gott Uwerem herren zu einem heiligen, wotachälliem
opſer; üwer dienft (pe vernünftig. Derglychen opfer habend fich felbs qd
und David ufgeben. David Salm LI. 19: Das opfer, das gott arfätlig,
éft ein betruͤbter aei(t. O gott, bu wirft nit verachten ein. gedemütigeim
unb einen zerbrochnen geift. Desglychen bat (id) felbs auch Paulus hing
ben. Wie wol ein ieblicher alöubiger , der fid) felbs dergeftaft ufonfret, cia
heilig und wolgefällig opfer ift; fo ift es doch nit überall rein, vollkummen
lid) Heilig und (utee, bann bag es allwegen vermifcht ift mit dem unda
unb mit dem mü(t der fünden. Wie bann Paulus, der heilig bot 3r
Chriſti, von im ſelbs Tundfchaft gibt 9tóm. VII. 25: Ja mwartidy id) (tb
bien mit dem gemüt dem geſatz gottes, aber mit dem fleifch fo dien ich tea
geſatz der fünden, mit welchem aber allein ein heilig opfer wirt. Und mie
von dem Paulo hie gefagt wirt, alfo wirt oud) von icdem chriftglöubiam
menfchen aefagt, et fie conftquenter von dee ganzen chriftenlichen kilchen, dr
noch im fleifch Lebt, weiche füld) nüt anders ift bann alle chriftglöubigen
menfchen, mit einandren vereinbart. Damit ich uf die argument fummt,
mit denen ich bewären mich unberfton die mef ein opfer fon, fo redt get,
. bec ba nit liegen mag, burd) Malachiam ben propheten, Malach. I. 10, il,
ba gott die priefter des alten gſatzes verwirft unb jte gaben, das iit, opftr,
und erwält im felbs bie Heiden, alío fagente: Ich bab Bein willen ac
- fid) (alfo tütfd) ich: Non eft mibi voluntas in vobis), und bie gab will ich
nit nemen von üwren händen: dann min nam i(t groß under ben heile
von ufgang bis zu nidergang der (unnem; an allen orten wirt faccifciet
unb ufgeopfret minem namen ein rein opfers dann min nam ift groß um
der den heiden, das furicht der herr der heerzügen. Uber fein. meníd) if
das rein opfer: dann das opfer, ba (id) der menfch felbs ufopfret, (mic m
geſchriben) ift nit fo ganz rein, daß es nit vermasget foe mit bee male!
der fünden, Ya die ganz chriftenlich fild), fo nod) im fleifch lebet, mag fid
felber ouch nit dergeftalt ufonfren. Das ift ouch der verſtand unb memum
des wolgeleerten magiftei Ulrici Zwinglins, mined brüders in Gorifto, fo v
tiber ben canonem mi(id fchrybt, in denen worten (bin ich Deren morta
recht ongebent) an dem ort, ba wie in canone babenb: „offerimus tibi ıc”
wir opfrend bir uf bon dinen gaben und fchenkungen ein rein opfer , ein heiligt
Opfer, ein unpermasgets rein opfer. foie fdyrpbt der Smingli, baf ber gan
zen chriftenlichen Lilchen nit müglich foe ein ſomliche hoftiam ufopfren. €t
muͤß ed ie von nóten fun und nit anderft bags von Chriſto verftanden wt
der ba warlich ein föliche hoftia und opfer it. Es mag out nit arid
werden von ber offenlichen unb fichtbarlichen ufopferung, mit deren fid
Ehriftus ſelbs gott dem vater femel, ein fart, am ftammen beg feügt fü
unfere fünd ufgeonfret hat: diewyl dasfelbig ufopfren an einer gewüfkn
ftatt oder ort namlich zu Hieruſalem gefchehen ife, et fic confequenter nt
an allen orten oud) nit under den beiden, funder in Yudda allein. ©
blybt ie noch übrig, bag das ufopfren das rein opfer under den beiben a
allen orten fein ander opfer ift bann das opfer br$ altars, weliches Di
ganz chriftenlich il under ben heiden gefekt und an allen orten zerfirdwt
Surch jre Diener dem göttlichen namen ufopferend. Wir habend dergluchen
t — — — —— — — — — — ——
1) Befleckung.
Zivegte disputatlon zuͤ Zürich, 606
auch ein andere gefchrift, gar nach auch der meinung unb. Deren worten,
Deut. XVI. 10, 11: Ein willig opfer diner hand, das bu mir uf wirk
opfren , nach bee benedyung dines herren, und wirft effen unb erfättiget by dem
herren. So num alle ding (mie der Paulus ſchrybt 1. Cor. X. 11.) jnen in einer
figur gefchehen ift, unb das gfat hat ein fchatten der gütün(tigen dingen: denn fo
wirt den Juden unb waren Iſraeliten, das ift, den dyriftglóubigen, ge
boten , ale dann Paulus zu den Römern in dem anderen capitel u. 28, 29:
Der , fo offenbar ein Jud ift, der ift nit ein Syub, die bſchuydung, fo im
8eifdy geſchicht i nit eim bſchnydung; aber welicher heimlich ein Jud iſt,
ber ift ein Jud, unb bie bſchnydung des herzens ift cim bſchnydung, bie
. dm greift und nit im büchftaben gefchicht; weiches (ob nit us den menſchen
it funder us gott. Nun mag ie fein chrift ein willig opfer opfren, fo ber
drift jod fchon fid) felbs oder das fin ufopfret: dann um das übertreten
willen des erften vaters loufend wir all in ein notwendigkeit ze fterben.
Hierum ift Cbriftus allein ber, wie er von jm felbs fagt Job. X. 18: Mike
man nimmt min feel von mir: ich hab gewalt diefelbigen von mir ze legen
unb wider an mich ze nemen. Es (tat ouch Efaj. LIII. 7: Er ift ufge
opfret worden: bann er hats gewöllt. Derfelbig ift das und bie borgefagt
willig opferung, die bie Juden am früs ufgeopfret hand, die Ehriftus i&
geweſen. Das opfer ift ben Syuben nit geboten afon, funber wider das gebot
des herren. Diewyl nun dem alfo ift, fo blybt unverrudt fton, daß bie
dyriften bid willig opfer, namlich Ehriftum, durch jre bienee im opfer des
altars ufopferend.
Die ander ur(ad), bag bie mef ein opfer foe, ift bie: bie mef feit bees
geſtalt practieiert und-ghandter! werden, mie (9 Chriftus ufgeſetzt bat, daß
fo in der fild)en gehandlet werde. Chriſtus Hat die meß ufgefeht als ein
epftt. Ergo bie meg. i(t ein opfer. Das ift offenbar Palm CX. 4: I
tatit bemínud, et non 30. Der. bere. Bat. gefdyvoren, und es wirt in nit
geeümen: bu bift ein emiger peichtee nach der ordnung Melchizedek. (Es (tat
ouch Gen, XIV. 18. gefchriben: Melchizedek rer Salem offerens panem et
vinum ic. Melchizedet, der fünig Salem, bat wyn und brot geopfret: bann
et was ein prieſter des höchften; er bat Abrahamen mol gefpeochen. Es it
ouch ein befunder amt eines prieftee$ gott ufopften; bo bat der Melchizedek
gott wyn und beat ufaropfret. Et ab boc quabrat glofla ordinaria et ime
fetlinealis. Diewyl nun Chriftus fummen ift das geſatz zü erfüllen unb
nit ufsdóftn Matth. V. 17. unb Luc. X XIV. 44: Das find bie mort, bie
id) zu üch gerebt bab, bo ich nod) by üd) mont: bann es ift not, baf alle .
ding erfüllt werdind, fo in bem gefaß, in den propbeten und in den pfat-
men bon mir gefchriben ftond: nun bat Gbriftus fin blut unb fleifch under bee
geſtalt des wyne und des brots ale ein opfer ufgefebt, uf daß die warheit
der fique vereinbart wurd. Es mag ouch in feinen weg gefprochen erbe,
ba Chriftus fittlichen bie ordnung Melchizedek erfüllt hab, in dem fo ec (id)
ein fart? am fig ufgeopfeet bat: bann tr bat vil meer die orbnung des
alten prieſtertume Aaron erfiattet,? der ba. us gheiß des. gſatzes kälber
. unb böck ufgeopfret Hat mit vergieflen deren biüt für bie find des volks.
Die ding alleſammen find in dem Inden Chriſti erfüllt; in weichem Chriſtus
—o— "
*) behandelt, begangen. 9) einmahl. 3) erfüllt.
506 Zweyte bilputation zuͤ Züri.
alle onfer unb das prieftertum Aaron verzeert unb. abweg gethon Gat beo
ftalt, daß er nit meer ein prieſter nad) der ordnung Aaron if. Er bit
aber ein prieſter nad) der ordnung Meichizedet in emigfeit, alio bof «
nach der form unb. geftalt des ufopfrens opfret; und das gefchicht tägliches
unfichtbarlichen in ber mef, fo die kirch das bluͤt unb fleifch under der geſial
Des mung unb brots opfret.
Die dritt urfady, fo mich urfachet ble meg. ein opfer fun, iſt die: Chri
fins bat den jüngeren und der ganzen fildóen ef. XIV. 16, 17. ta
(rift bee warheit berbei(fen , alfo (peedyenbe: Ich mirb den vater bitten, und
et mitt. üd) ein andren tróftee geben, der ewiglich by üd) blyben wirt, t«
geift der warheit, den die welt nit annemen mag. Wyter fpricht er: €
der tróftee, ben min vater dd) fenden wirt, fummt in minem namen: der⸗
felbig wirt üd) alfe ding leeren, und wirt üch wider in gedächtnuß bringe
alles, fo ich üch ie gefagt bab. Er fpricbt ouch Joh, X. 1. (.: Die ſchaf
folgend dem hirten nach, der durch die recht thür in den fchafftalf gat: dem
fg erfennend fin fimm; aber dem frömden folgend (9 nit nad, ſunder fü
fliehend bon jm: denn fu erfennend bie ftimm der frömden nit. Item Math.
AXIV. 24: Es werdend fat(d) Ehrifti uferfton und falſch propheten ; (p wet
dend groffe zeichen und munbermerf thün, ja fo groß, daß ouch bie uiridi
ten in einen irrtum möchtind gefuͤrt werden, fo es möchte fun. Us diſer ge
fchrift folget zu dem erften, daß ber heilig geift in der waren chriſtenlichen
kilchen i(t, der die warheit leere und in feinen weg das unrecht. Zu bar
andren folget, daR alle bieten, fo durch bie war thür in den (chafftall gangen
find, recht unb nit falfch geleert babinb; die ſchaf hand diefelbigen hirtn
Oud) gehört. Zu dem dritten folgt, hättind bie hirten falſch geleert, (o. bir
tinb bie ſchaf nit gehört: dann e$ nit müglich ift (alfo zu fagen), baf die
userwälten fchaf verfürt werdind durch falfche leer. Diewyl num von nür
hundert jaren har die hirten geleert und gefchriben hand, bie mef (uc ci
opfer: unb bie lange zyt har ſind ſy dennoch nit all falſch bös hirten gewe⸗
fet, ſunder vil find guͤt und war hirten geweſen. So (5 dann alle falſch
hirten gſyn wärind und falſch geleert hättind, fo hättind bie ſchaf jrer Int
nit gefolget noch angenommen, und wärind die pfaffen all des tüfels; bol
wie mir ein groſſes. So aber nun von nünbunbert jaren bar die hie
ten geleert habend, und die fchaf hands angenommen, bie meß for cit
Opfer, und band baron verwillget: darum iſts alfo. Diewyl Paulus, de
‚awoftel, ſpricht 1. ad ZZimotbeum III. 15: Darum daß du mol wüſſeſt, wie du
^ (n dem Bus gottes füllift monen, das ein fid) bed lebendigen gottes ift, 0
ein ful? unb ein fefte der warheit ift. Dann warlich e$ i(t allweg bas
Arrio, Neftorio, Pelagio und anderen Beeren von den bieten unb. von ba
ſchafen widerredt worden. Deßhalben alles, fo mit einhelliger ſtimm ven
der kitchen des lebendigen gottes, bie ein ful und ein firmament der warhei
ift, angenonimen, die oud) bie bieten und die fchaf yufchlüffet, bas foll ,
halten werden als ungegeben von dem heiligen geift, ber bie Piden in be
MOM (tet. Alſo foil. nieman daran zwuflen, bof bie meß nit ci
opfer für.
Die viert. urfach, mit deren ich aenótiget wird bie me für ein onfe
*), Säule.
Atvente biöputation zuͤ Zürich, 601
ze halten, ift dife: Die meg ift ein widergebächtnuß und ein anzeisung
bet Indene Chrifti, das ein fart offenlich für unfere erlöfung geſchehen ig
uc. XXII. 19: Das thünd in mine gedächmuß: Diewpl aber ein
iedes, fo etwag anzeigt, mit bem namen gendämt wirt deflen, das (8 ame
zeigt: (mic bann. funblid) i(t in einer abeontrafactur eines ſchultheiſſen; fo
man jn obmalet, fo fagt man: das i(t der ſchultheiß 1c.): alfo wirt ouch
die meg für ein opfer gmommen us bet urſach daß es das opfer Chriſti,
am krüz geſchehen, anzeigt. Und ſo es ein miſſa genämt mitt, fo mag e$
eud) ein factificium genämt werden. Uber wie die fad) an jt felbs ift, fe
ifts ein opfer, nit nun mit bem namen allein. — Dann: fo etat ein ane
der ding Debüt, unb bas ding, fo bebüt wirt, ouch realiter ba ift in bete
felben bebütung, bann fo ift das ding mit bem namen unb realiter da. €
bann nun eben der Inchnam unb das b(üt Chrifti, bad am krüz gehanget
ift und eben derfelbig Chriftus, der da gelitten hat, ein opfer zealiter
felbs in dee meß it: fo ift de bie meß mit bem namen und weienlichen ein
opfer, und ift eben basfelbig opfer und ein widergebächtnuß desfelbigen opfers.
Und bas ift der finn Gbrpfoftomi; des finns find ouch alle chriftenliche leerer
und doetores fcholaftici und alf. chriftentich hohe fchülen und umiverfitäten
bie an zwo, bie alfe die meg für ein opfer hand und erfennend. Die ge
ſchriften hab ich nun harfür gezogen, nit um mines gewünns willen; nein
fürwar! dann ich bedarf dep nit. So id) denn fchon de Debór(te, fo
wurde mir min herr von Schaffhuſen wol gnüg geben. Ich bab das
such nit um weltlichen ruͤms oder [05$ wegen geredt funder allein um ber
liebe willen brüderlicher fründfchaft, uf bag, wie wir allefammen eins find
in Ehrifto, bag wir auch alfo allefammen eins (eertinb und bieltind von ber
meß. Ich Babe ouch darum gefagt, ba ich bie offenlich rechnung gebe
mines gloubens bon ber me. ‚Das redt ee mit meer worten; bod) fo if
das die ganz ſumm unb ein güter vergeiff* (inet red. Als ev nun usgerebt
hatt, (tünb Leo Jud uf, unb redt alfo:
eo Jud.
Herr pfarrer! jr habend faſt vil; doch, ale ich Hoff, us güter meinung
yngezogen, das doch wenig zu diſer fach bienet, Dann, wiewol jr die heilig
gefchrift allenthalben anzichend, mirt fg doch wider jren finn und meinung
von üd) gebogen unb gebrudt. Und (ótid) (ange red, fo vif ich mich befinn,
.ftat in vier urfachen und fouptiuden, bie dd) (als it ſprechend) bie me
für ein opfer ze halten urfachend. Die erft urfach will ich nad)mals vere
antwurten, und frag üd) anfänglich ein ding; und fo jr baruf antwurtend,
wirt nachmals deftee Inchter alle materi verfianden. Syd) frag üch, herr
pfarrer! fo jr fpredyenb in der erften urfach und andren propofition (als jrs
nennend) , gott fordere von uns cin rein (ale Malachias I. 10, 11. fpricht)
und ein willig opfer (ald Moyſes fpricht Deut. XVI. 10, 11.): Bon wem
fordret doch gott fólidy rein opfer? von Juden oder von uns chriften,
die von heiden (inb? Gprechend jr: von Cyuben (al$ t$ bann in der
warheit it): was gat. es dann uns cheiften an? Aber, als üwere wort
lutend, fo. will gott nit von Juden folich willig vein opfer, funder von
den waren Juden, namlich von uns chriften. . Dann wie ieg die rechten
€) Begriff Anhalt.
508 Zweyte bisputation zuͤ Zürich.
erkenner unb. (ober gottes find (bann das heit Jehuda oder Juda, der ook
vergicht, lobt und erkennt), als jr bann us dem Paulo 38 den Römer
II. 17, 28, 29. ungezogen hand. Trifft nun diſes opfer ums an, als jt
wellend: fo frag ich wyter, ob ed uns allgemeinlich betreff ober allein cti?
Uf die frag be(innt fid) der pfarrer ein wyl unb fagt: uns all. Do frag
Reo: fo hör ich mof, wir find alf vriefter, und mögend all opfren. Dann
fo mögend jr mit üwerem opfren nüt fchaffen; da aber jr den prieftern 3
ziehen wöllend, fg opfrind für uns den Iychnam und das blüt Chrifi.
Dann bif opfer, dag alle chriften als mate prieftee gott ufopferend, ift rin
geiftlich opfer, als ir felbs oben us Paulo 9tóm. XII. 1. angezogen bant.
Hie wandte (id) meifter Diartin und (pradb: nein! ed triffet nit gemeinlich ali
chriften an funder allein die priefter. Do antiouet Leo Lud: Das vermag
aber der tert Malachid und Deuteronomit nit. Und mie wölltind die prieſter
das rein und gemillig opfer ufopferen, fo ſy, als ich beforg, bie unctinrim
find, und aber bif von nieman, er foe dann rein, als jr ſprechend, ufgronfre
"mag werden? € ebenb jr, herr pfarrer, mie je bie gefchrift ziehend unb biegend
wider jren natürlichen finn! Und fo ich nun das funbament üwerer urſachen
nidergelegt und umfeert bab, will ich eine nad) der anderen verantwurten.
Die erft urfach ftat in bent, daß wir alle gemeintid), nieman usa«
ſchloſſen, fünder und unrein fyend, als je dann afchiellich und wol us t«
gichrift bervärend. Das löugnet oud) nieman, und id) gſtands (d) cud.
So jt aber glych farnad) fprechend , gott fordere und wölle von uns haben
ein rein und gewillig opfer, und das mög im nieman ufopfeen: bann mit
ſyend alle ſaͤnder und unrein: befrómbt mich, daß jr fo unbeftnnt find, dei
je nit merkend, daß die priefter oud) in der zal der unteinen unb der fünde
ren find. Dann üwer meinung ift (tete, die pfaffen móginb ſömlich rein
opfer ufonfeen; und find fg aber oud) menfchen und fünder. Zum andren
wundert mich, daß je nit gelefen Babenb , bag Paulus den Ephefern Cb.
V. 25 — 27. ſchrybt: Chriſtus habe fich felber für fin kilchen, bas ift, fü
fine chriftenliche verfammlung in tod geben, daß er (p Deitigete unb wuͤſche
4n dem bad des maflerd, in dem mort des (eben, uf baf er im ſelbs berti:
te und zurüfte ein eerliche? Eilchen, bie da weder malen, mafen nod) run;
(en hätte, und daß fy heilig wäre und unbefledt. Iſt nun die berfammlung
alfer gloͤubigen, die chriftenlich kilch, heilig , rein und unbefledft: mie mag
fo dann nit ein rein und unbefledt opfer ufopfren ? Darum herr farre,
ſprich id) alfo: Wir find all fünder , befledt und unrein, unb das us Mt
'zerflörten natur und anhangendem breften von Adam bar in ung geflofkn.
Aber föicher fall und breſt ift in’ ung durch ben einigen Chriftum hingenom⸗
men und bezalt, ale Paulus zu den von Eorintho fpricht: Zuͤ glycher wf
wir alle geftorben find in Adam, alfo mwerdend mir in Chrifto alle wider
lebendig; und ale der tod durch Adam fummen ift, alfo ift dag (eben durch
Chriſtum ungfürt 1. Cor. XV. 22. Und alfo find wie unreine fünder und
find doch rein. Dann die gnad Jeſu Ehrifti ift überflüffiger und vollkumm
ner in den aldubigen, f zu reinigen und lebendig sd machen, dann die fünd
Adams foe gſyn uns unrein je machen und zuͤ tóben Röm. V. 15. Di
bald find alle alöubige menfchen rein und (uter in jrem houpt Chrifto , der
ag
3
t) Herrliche.
Zweyte bisputatton zů Zürich. | 509.
ung von gott. geben i(t zů einer grechtigkeit, zu einer erlöfung und heilig⸗
machung. 1. Cor. I. 30. Und bift eeinigung gſchicht allein Durch den leben⸗
digen glouben Yet. XV. 9. So wir nun in Chrifto durch den waren glou⸗
ben alſo .gereiniger (inb: fo find ouch unfere opfer, bie Paulus zu den Rd»
men XII. 1. anzeigt, oud) rein und unbefledt, unb find geiftlich.: Und
fo aber jr fo heftig daruf deingend , bag der Iychnam und blüt Jeſu Chrifti
das einig rein unb unbefedt opfer (ne, unb fein menfch möge ein rein
opfer opferen: fo folgt bod) us ümeren eignen argumenten, daß kein menſch
Das fleifch und bluͤt Ehriftt opferen möge. Und diſe meinung iſt für uns
und ganz wider üch. Dann it üd) unberítonb zu bemáren, ber prieftce
opfere in der meg. Das mag ie nit fon: bann ber priefter ift ouch ein.
mend), ein fünder, ein unreiner. Und deßhalb kümmend jr zuͤlezt dahin,
baf je zuͤlaſſen müffenb: das fleifch und das bluͤt Ehrifti fog ein rein unbe
fleckt opfer, unb u$ der urfach möge es nieman ufopferen dann der rein,
ewig, unbefledit prieſter Jeſus Gbri(tus. Und das i(t aber allein ein mal
gefchehen uf bem altae des früzes, als Paulus gnuͤgſamlich bewärt in ber
epiftel 3d den Hebräern; welche bemátnug ich iez um kürze willen (ton laß.
Dann nieman bat Chriftum mögen opfren dann ec fid) felber, und das it
| allein. femel, ein fart, gefchehen; deßhalb der prieſter Chriftum nit opfren
mag, als nun bid bewärt ift.
Do (tünb der Zwingli uf unb fagt: Es füllte gott donderen und haglen
über uns, wo wie die gfchrift alfo lieſſind buden, und das nit verantwur⸗
tetinb, mit je meifter Martin bie tbünb. Und als je anziehend zwey órt,
Damit jr vermeinend zu erobren, daß ung gott ein rein opfer geboten hab,
namlich Malach. I. und Deut. XVI: (prid) ich alfo, daß bift ort ung
gar nüt betreffend funder bie Zuden. Und diewyl ſich vil ouch der geleer⸗
ten uf difen fptud) Malachiä buwend, bie meß ein opfer zu bemären: ift not,
ba$ wir ben tert befebinb und erlüterind; damit menglicher fehe und merke,
baf der tert nienan hie bat dienet. Malachias, ber propbet, oder gott durch
jn beſchälkt die jüdifchen priefter mit (ammt dem voll, daß (n (fo fp opfren .
wolltend) das böft under der herd usfüchtend | als das blind unb (am bed, !
zu finem opfer, unb fpricht: So jr mir ufopfrenb das blind unb (iedy, ift
das nit bós ? und fo ir ufopfeend bas blind unb (am, iſt das nit bög?
Dring das binem fürften, bem weltlichen oberherren, und lüg, ob es jm ge»
falle? Ich hab fein gfallen ab dd), fpeicht der here der beerzügen , und
will fein opfer von üwerer hand nemen: bann pon ufgang ber fonnen bis
zu nidergang ift min nam groß by den heiden, und an allen orten opfert
man mir ein reines opfer: bani min nam ift groß in den beiden. tnb
beißt offertur (und nit offeretur, wie je ftets dargebend), damit es nit uf
ung chriften gezogen werde. Und will gott den Juden hie ie untrüw und
fatíd verwyſen mit difen mworten, als mólít er fagen: 3t (ólítinb min usa
erwält unb befunder geliebt pol. fun; und fo je mir opfrem wöllend
(be ich bod) nit beger), fo dringend je mir (ame, blinde und fieche opftr,
das fein. weltlichee fürft von üd für güt hätte. Wenn. ich an opfren ein
wolgefallen hätte: ſo hin ich ein ſolcher (paraphraſticos) groſſer gott, unb iſt
min nam fo groß von ufgang bis zu nidergang der ſonnen, oud) by ben
1) Vieh.
$10 Zweyte báputation T Zürich.
beiden, daß fü mir bil beffere opfer ufonferend bann je. Diß MÉ ein ve.
slychung, damit fo gott zu ſchanden machet, daß (9 böfer opfer dringend
bann die Heiden; das jnen fa(t übel anftat, fo fo doch bag userwält volf
gottes find. Und bie i(t ze merken, bag oblatio munda BEißt nit eis vein
unbefledt opfer, baruf dann jr, meifter Martin, dringend, fünder das wörtt,
munda , das unfer interpres alfo transferieret bat, beißt in hebräifcher fprad
Thehora, das ift in unferm tütſch als vil ale, gans, geahellia. * Das bat
der latinifch interpres allenthalb gmacht, munba und immaculata; als von
dem ofterlamm was den Juden geboten Erod. XIE 5, daß (p fölltind nr.
men ein lämmit, das järig wäre und unbeflecht. Iſt nit die meinung, da
e$ fein. fleden föllte haben, funder es füllte gas) (pn, dab im nüt gebräf,
feifch , afunb, nit blind, nit (am, nit ein ferbling , * das fein. breftew an
jm hätte. Diß it den Hebräern alles thehora oder thahor oder (fjerimim.
Alſo hörend nun alle umſtänder, daß difer tert Malachid uns ni’ berurt,
funder allein die Cyuben, bie in dem opfer des herren gottes Antrüm und
falſch brudytenb, inen felbe das beft bbatfenbe, das böft aber und nüt fül-
ende 3 bem herren gebende. Das verwyst inen gott und PÜRhALE (9 banum,
unb verglycht die beiben 3d jnen; ja die heiden meer fchähende, als bit
die befferen und ganghelligren opfer debenb. Und merkend mol! e$ heißt
offertur in präfente , unb nit offeretist in futuro; darum mag e$ nit uf die
meß gezogen und verftanden werden, funder uf die opfer, die dozemat By
den beiden gott vollkummner und beſſer geonfret murdend denn by den Sa
den. foie rebt der pfarrer: Wohin ahört iod) tas; fo ftat: in omni Loco?
Stuit ift ie Chriftus (mie bie oben vor afeit), An eim ort, namíid) zit yere
falem, ufgeopfret worden. Antwärt Zwingli: Syd) mer? wol, wo dd) mee ik:
je wötlend damit das Inden Chrifti unfruschtbar machen, und wellenbs gen
Jeruſalem binden , glych als 9b fin Inden nun denen zu Jeruſalem güt und
nutzlich gweſen ſye. Us üwrer meinung wurde folgen, daß uns bie zü
Sürid) und anderswo das Iyden Eprifti nit fruchtbar wäre. Darum müfte
er by und ouch wie zu Jeruſalem ufgeopfret werden.
Cid) weiß nit, ob im der Zwingli die krankheit erraten hat oder nit:
ee redt nüt darwider. Ä "
Bwingli für für, unb erklaͤrt im das ander ort, bon im angezogen Deut,
XVI. 10, 11. alfo fagent: Das ander ort us dem Deuteronomio, von üch,
herr pfarrer , angezogen , damit zu bewären die meß ein opfer fun, bermag
das nit, funder zücht fih allein uf die ceremonien des alten gſatzes, bie by
uns chriften abgethon ſinb. Und diß mag us dem ganzen capitel im ben
torgebnben und nachgelmden mortem. Blarlich gfehen werden. Denn man
müß nit us der gſchrift ushin rupfen, nun was uns güt bunft zu unfer
meinung dienen , ſunder foll man vor und nad) eigenlich den (inn. bſchowen.
Alfo Hie ouch, und nämt die gfchrift allenthatb ein gewillig opfer das opfer,
das ein ieder fryes willens gibt und bringt, als us bem hebrüifchen wörtli,
nebef, verftanden mag werden, ungeswungen , bon fenem herzen, nach ber
bentedyung * des herren, das it, nad) bem jn. gott befcheert: wachst jm vil,
(o gebe er defter meer! sc. Es foll ein tedlicher als bil bringen unb opfren,
2) vollkommen, fehlerlos. *) Abzehrender, Schwindfüchtiger. >) nichtstangende,
nichtswerthe. *) Segen.
Zweyte dieputation zů Zürich. | $11
nach dem in gott befchert, als im gliebt; man folf keinen zwingen fo eit
oder fo bil 3€ geben. Dife meinung findt man im end des capitels; bae
zeigt et ouch mit ernft an.
Nach difer red (tünb Leo Jud miberum uf, die übrigen gegenwürf mei⸗
fttv Martins ze verantwurten, und vebt alfo: Meifter Martin! ich will kurz⸗
Kid) bie andren urfachen , fo je entgegen merfenb, berantwurten. In bee
andren urſach Dringenb jr baron: Chriftus babe die meß ufgſetzt ale eim
opfer [meifter Martin fagt: es ift mar], befbalb (ollinb wir die bruchen als
ein opftr. Den. erften teil bewärend ir us Pfal. X. 4, da David fpricht:
Gott hat geichworen, und wirt in nit gerümen: bu bift ein prieftee in ewig⸗
fet nad) der ordnung Melchizedek. Darzu ſtimmt ouch die biftori Gen.
XIV. 18: Melchizedek, ber fünig Salem, bat brot und wyn geopfeet: bann
et was ein priefter des höchften. UF difes gib ich alfo antwurt: War ift,
daß Ehriftus ein prieſter it in ewigkeit wie Melchizedek, ale David anzeigt;
aber daß er acopfret hab wyn und brot, das bernein ich. Dann der tert
Gen. XIV. fpricbt nit, offerene, wie ir jn zwingend, ſunder proferens,
Herr vfarrer, hörend zu! es beißt proferend und nit offerens. [foie vedt mei«
ftt Martin: ich mein, e$ heiſſe offerens.) Wüflend jr, mas proferre und
efferre für ein underfcheid bat? Proferre heißt fürhar tragen, offerre heißt
ufovfren , hebrdifch bosia, unb ift die meinung: Abraham , als er von der
fhlacht der künigen mibetfeert, was er bellig * und müb, unb 30d) ba file
€alem. Do fam harus der fünig der felben ftatt, Melchizedek, und trüg
harfür brot und wyn, erficht unb fuyst Abrahamen und bie, fo by jm warend:
bann er was der bogt und oberer in der felbigen ftatt. Das wie habenb ing
latin ſacerdos, ftat in bebedifd)er ſprach cohen; heißt nit allein ein prieſter,
funber ein vogt unb fürmefer, das ift: er was ein amtmann in der flait.
Und ift das gmein unb gwon, denen, fo von einer fchlacht wider heim fee»
eend, us den ftätten, für die ſy ziehend, brotund wyn oder ſpys zu bringen
von den obren us der ftatt. Hie merkt man klarlich, daß dife gichicht Mel⸗
chizedek nit mag uf bad opfer bee meh gezogen werden. Sie vebet der Zwingli
ouch darzü, alfo: Dife gfchicht des künig Melchizedek mit dem Abraham ift
gluch alfo, wenn unfer teüm eidgenoffen bie fürgubinb, * und man brddyt
jnen wyn und brot ober anders entgegen zuͤ einer fründſchaft. Alſo ift hie
eud) gſchehen mit dem Abrahamen sc.
Leo für für in finem verantwurten und forach: Paulus zu den Hebraͤern
V. 6. und VII. 15, bo ee Melchizedek dem Chriſto im prieftertum dere
glycht, (aat gar.nüt von bent mon und brot, funder vergiucht Chriftuns
Melchizedek in dey Dingen. Zu bem erften heißt meldyi ein fünig, und zedek,
grechtigkeit; Melchizedek, ein fünig der grechtigkeit. Difer fünig der grech⸗
tigkeit i(t Chriftus, der und ven ‚gott ein grechtigkeit worden ift. 1. Cor. I. 30.
Zum andren was er Melchi Salem, das ift, ein fünig des fridens. Wer iſt
dee anders dann Córiftus, der fribfam Salomon, der alle ding fridſam
macht, und uns den vater wider zufriden ftellet und begnabet? Zum dritten
wirt ee beralgdyet dem fun gottes , beffatb daß er on vater und müter maf,
unb blybt ein prieſter in ewigkeit weder anfang nod) end habende. Dif
ift nit geredt, bap Melchizedek weder vater noch müter gehebt hab, funder
1) erhipt. 2) vorbey ziehen würden.
512 Zweyte bulputation zi Zürich.
dab fin vater und muͤter nieman bekennt bab, unb er oud) unerkannt und
ein feömdling under den Juden was. Daß aber uf üwer meinung glefe
ordinaria und interlinearis quabriee, * will ich faft wol glouben: dann ſolich
bäfen band (ótid) bienen.? Wir find nit hie den gloffen funber bem wort
gottes ze (ofen. Do rebt der pfarrer: Nun ſtat e$ Harlich im tert (als mi
$40, offerens. 9tebt Smingli: Herr pfartee! das i(t nit war: das mort bat
proferens umb nit offerens. Wüflend ir, was vroferre heißt? bie (dul
wüllende bod). Es wäre iemar fchad, bag ung die fonn amfchine; fo wir
bie gſchrift alfo Lieflind Fälfchen unverantwurtet. Hie befach man die bibli
und das ort. Do bic es proferens , wie der Swingli geredt bat, unb nit
offerens, wie der pfarrer vermeint. Jedoch fagt Zwingli, er hätte es us tem
tt(ponforio corporis Güri(ti se. Leo antwurtet fürter und ſagt: Bui
fpeechend ir: Chriſtus habe fin b(üt und fleifch under der aftalt des brotf
unb wyns ufgefest, uf daß die marfeit der figur bereinbaret wurde. 3i
diſem red id) alfo: Chriſtus bat fid felbe am früg ufgeonfret am (tutos
nit am ben(tag im nachtmal. Ein teſtament machen unb fpys unb traf
geben tft nit opferen; darum ift das opfer erft morn ? be afchehen nit im
nachtmal. Deßhalb mag das brot unb mon, Under bem wir nieflend im
fleiſch unb blüt, nit ein opfer genämt werden. Ouch reicht bie figure Me
hizedet nit uf Chriftum des broté und wyns halb funder andrer ding
Balb, ale bann gnügíam oben gefeit if. Damit ift ouch geantwurtet bes
nachgehnden. Chriftus it Aaron im opfer unb nit Melchizedek vergluckt.
Die tritt urfad) zeigt an, mie Chriftus den jüngeren den aeift unb de
ganzen kilchen verbei(fen hab, ber fo leeren und berichten werde aller ma
. beit, unb inen zu verftion geben, was er inen vormals gefagt hat. Zu den
red ich alfo: Dig ift war und wider üdy. Dann Chriſtus, wie er den anb
len den geift der warheit verheiffen Bat, alfo hat ee jnen den ouch arfchidt
- wnb gefendet am fünfzigeften tag nach ber urftände. Derfelb geift hat die
apoftlen underwifen und gleert. Nun findend mir nienan im der apofllt
(eee, daß bie meß ein opfer foe. Das ift ein amzeigung, ba fü der gil
der warheit fülchs nit bericht hat. Die chriftenlich fild) hat oud den ari
der warbeit, der (9 die warheit unb nit das unrecht leert, bae ift: er lernt
f$ nüt anders, bann das ec bie apoftlen gleert hat. Diefelbig Lilch, bic den
geift gottes hat, bie (cert und fet nit, bag bie mef ein opfer für. Die
Bitch aber, bie ba (egt unb (prit, daß bie meß ein opfer fgg, ift nit Y
chriſtenlich kilch, mitt ouch nit durch ben geift gottes afürt unb geleikl.
Das ir forechend: bie ſchaf folgind dem bieten nach durch die rechte tbün
und erfennind fin ftimm und nit dee frómben, ift war. Us melichem fols»
baf die nit ware hirten find funder Dieb und mörder, bie mit durch die
zechten portet ungegangen find Jo. X. 1, als die, bie sin opfer ug der ma
gmacht habend. Zum dritten meinend je: wenn (dyon die Bieten. übel alt
- wnb verfürt bättind, fo hättind body die fchäfi nit geieret. Wie (pritt
dann Chriſtus: So ein blind den anderen fürt, fo fallend fü beid in M
geüben? Matth. XV. 14. Que, VI. 39. Wöllend je aber forechen, die UF
eewwälten (penb nit verfürt? Das ift war: dann noch uf den hütigen tag (mt
wol die päfiheit mot ab der rechten ban geirret dit, fo fo bi facrament fit
——— — — — — ——— — — — — — —
3) übereinftimme. 2) Handhaben. ?) morgen.
Zweyte bibyutation jd Zürich. |. 813
ein opfer brucht) iſt body der arm gmein (ag nit serfütt: bann bie layen
beuchend bif nit für ein opfer funder (als es if) für ein foys. Man hat
eud) in etlich hundert jarım gar vil geleerter frommer funden, die föliche
warheit, bie meß nit ein opfer fon, gleert babenb, und denen föliche verfuͤ
rifche leer mißfallen bat. Daß die bieten nünhundert jar gleert, und es die
fchäfi angenommen habend, bie meh fog ein opfer, us dem folgt nit, bag
«8 darum recht fung: dann länge der zyt macht das 664 und irrfal nit adt.
Es if oud) nit allweg alfo geweſen, bag den ketzeren Arrio und anderen
von ben hirten widerftrebt foe; ſunder der meerteil bieten, bee yapft unb bee
kaiſer felber find ín denfelben febergen geweſen und der ketzery und irrſal
angbangen. Darum, fo Paulus fpricht: bie Eilch des lebendigen gottes ſyg
ein fefte und (tarfe ful ber warheit, mirt alles verftanden bon der allgemei»
nen chriftenlichen fildyen, deren houpt Chriftus, unb fürer der geift der wat»
beit i(t; ber. (aft ſy ouch nit irren: bann fo hört fin ſtimm. Die kilch aber
der cardindlen , bifchofen und pfaffen bat dick geirret: bann fu fofet nit bem
einigen mort gotted. Damit ift oud) verantmwurtet, daß je forechend: ja wie
fónnt gott die menfchen fo lang geirrt faffen haben? Ych (prid): billich ift
ed, daß uns. gott in blindheit unb. in ein berfeerten. verftand (affe fallen, fo
wit fin Inter, Bar, Hell wort ber(a(fenb. Er fpricht: es i(t ein gebächtnuß.
minen. | So fpredyenb wir: e$ ift ein opfer. Diewyl wie nun bas klar liecht
bes göttfichen morte verlaffen habend, it ed bann ein wunder, daß wir irrend
unb in dee finfternuß wandlend? Deßhalb, diewyl bie gſchrift nienan anzeigt,
bag bie meß ein opfer foe, fol iedermann daran zwuflen, ja nieman foll
glouben, daß fp ein opfer fog.
Do tebt Ulrich Zwingli: Herr pfarrer!. je Babenb ba ein: wort gerebt,
das üd) faft übel ftat. Dann alle gottlofen redend, wie jr bie geredt hand,
unb nit anderft: ja ſölltind unfere borbren all geirrt haben, fo wärind ft
tod) alle verdammt. Das i(t ſchwer und Bart ze reden; alfo redend alte
fyend gottes, fo die leer Ehrifti gern berba(fet machtind. Wer tebt, daß f
verdammt foenb? Ob fu fchon der gftalt geitret hand, fo (tat nit beítee mine
dee je feligwerden in der hand ober anad gottes; glych als oud) andree
menfchen, bie da fündend, feligkeit an gott (tat. Darum wir darin nit urtels
(en fóllenb. Warum genfend wir gott in fin ueteil? marum urteilend wie
den ober difen verdammt? Mag nit gott in mitten dem irrſal die finen uis
verletzt behüten? als bie dry jüngling in dem heiflen ofen. Doch ift nit zwy⸗
fel, daß die anheber fülicher Dingen unb irrfälen bon gott geftraft werdind.
Darum zimmt uns bie nit feefenlich zu urteilen, wer verdammt fyg oder nit;
funder ſoͤllend wir das gott in fin urteil feßen. Daß geieret fog, ift flat genüg.
Die viert urfad) von der abeontrafactur eines ſchultheiſſen dient hiehar
nit: dann, als vorgemeldt, bat Chriſtus im nachtmal, do ec fin fleifch unb
b(üt zuͤ einte (po$ geben hat, nit geopfret, fünder am nachgehnden tgg. am
krüz. Darum bebüt bif mal und tranf nit das opfer funder die foyfung
unb das nachtntal. Dusch heißt nit ein icblich ding bem nad), ab bem e
abgmalet ift: dann fuft wär ein gmalter menfch ouch ein meníd). Die for
phiften aber (affenb nit nad), daß homo pictus ein menfch foe. Die alten,
bie die fpus ein opfer nämend, tünb das der meinung, daß (9 wöllend (às
gen, e$ (og ein mibergebádotnug des. opfers, das Chriftus ein mal gethon hat.
Glych als wenn wir ſprechend: Hüt ift. die geburt, büt i(t uferſtändnuß
Bwingli’s fümmtl. Schriften I. 250. 33
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$14. Zweyte disputation zů Zürich.
Chriſti; das iſt ſo vil geredt: hüt begond wir ein gedachtuuß der geburt, der
uferſtändnuß Chriſti, die ein mal gſchehen iſt. Der maß redend die alten
darvon; aber nit daß wir opfrind oder der pfaff: dann das opfren iſt allein
ein mal gſchehen. Das iſt ſumma, ſo jm hieruf geantwurtet ward von dem
Zwingli und von Löwen Jud. Jedoch ſo beſchach es mit kluͤgeren an⸗
zugen und mit ſunderem ernſt. Do nun ber pfarser nit mee darwider mut
oder mocht, (tünb der Zwingli uf, und ermant jn chriſtenlichen und bruͤ⸗
derlichen der gſtalt: Here pfarrer! ir hand nun zu bem guten teil mof
verſtanden, mie daß ümere unzüg * -unb gegenwürf, us der gſchrift gthon,
mit der gfcheift umgftoffen und abmeg geleit find: fo bitt ich dd) nun um
gott? willen, jr wöllind fürhin üwer funft und gichickligkeit zu gütem anle
gen und nit mee. mißbruchen. Dann id) hab üd) gern abört zu minem
teil; mir ift eil von üch gefagt. Hierum, lieber herr pfarrer! fo tbünb mit
üwcrer fun(t, bag jt wol mögend sc. Uf das rebt der pfarrer, er wöllte
jm recht than. Hie ftünb doctor Joachim von Watt uf, und fragt, ob
ieman meer wäre, fo etwas wider bifen artikel reden wöllt, und fragt in
ſunderheit den pfarrer von ſant Gallen: was er hiezuͤ reden wöllt, das möchte
er iez fry thuͤn. Do ſtuͤnd herr Benedictus Burgower, pfarrer zuͤ ſant Gal⸗
len a) uf und redt alſo:
Pfarrer von ſant Gallen.
Herr burgermeiſter, gnädige mine herren, und fründlichen bruͤdern in
Chriſto Jeſu! Der zweyen artiklen halb "durch üch, mine gnädigen herren,
usgeſchriben, als der bilder oder götzen Balb, ouch ob bie meh ein opfer foa,
weiß ich miner perſon halb nit ſunders ac reden, oder will ſy nit widerfech⸗
ten. Dann ich diſe zween artikel vormals in miner herren von ſant Gallen
ſtatt ats ein lütprieſter geyredget und gehalten: bab, deren halb id) bon
mines gnädigen herren von Coſtenz vicario Joanne Fabro citiert, unb dar⸗
von u$ yſchrift red gehalten bab; "als denn etlichen perſonen, gegenwürtig,
wüſſend mag ſyn. Dann ich der bildnuß halb ſölichs us Exod. XX. 4.
und Deuter. IV. 15, 16. erlernet hab, da uns die bilder zuͤ machen, anze⸗
beten und zu eeren verboten find. Dann gott allein alle ding in ung würkt;
Deuter. XXXI. 231. und Eſaj. XLIV. 9. (5 nüt (9n erlernet wirt, unb
die eer, jnen erzeigt, als wir ſy im bruch hand, Ezech. XVI. 24, 25 durch
gott verboten iſt: dann gott ein geiſt iſt, und durch ſin wort allein erkennt
wirt Jo. IV. 24. Des andren artikels halb, antreffend das opfer der meh,
hab ich vormals gehalten und geprediget, es fog allein ein widergedächtnuß
def, fo Chriftus einift getbon Hab uc. XXII. 19. Matth. XXIV. 26.
Marc. XIV. 22. 1. Cor. XI. 24, als et bann ein ewig gnüg bezalig opfet
fih gemachet bat in die ewialeit Hebr. VII. IX. X, daß er unfer fünb
1) Einwendungen.
a) Benedict Burgamer, geb. 1494 zu Marbach im Rheinthal, 1515 — 1515
Pfarrer bafef6ft, und feit 1518 Zeutpriefter zu St. Gallen, Freund Vadians. Bey
aller Neigung zur Reformation behielt er doch Worliebe zu gewiſſen Lehren des fa:
kholiſchen Kirchenglaubens, befonders von der leiblichen Gegenwart Gorifti im Abend⸗
mabfí, und war barum immer im Streit mit feinen Amtsgenoſſen. Dieß wat bie Ur⸗
fache, warum er (id) 1528 von St. Gallen nad) Schaffhaufen begab, wo er die als
ten Fehden fortfehte. 1531 entfagte er endlich diefem Glaubensfage. (Hottinger und
Wirz Kirchengefd).)
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Zweyte disputation zů Zorich $15
getragen tnb. file uns gebeten hat Efal. LIII. 12, und eroffnet uns bie
gſchrift nit von eim opfer funder von einer widergedächtnuß. Darzuͤ ouch
menglichem ze wüſſen iſt: als ich für einen lebendigen menſchen nit nig *
(pos. ober tranf, daß es jm zu ſtatten fumme, unb er darvon erfättiget werde;
desglychen ſoll ein deber chriſtenmenſch diſes hochwürdig ſacrament ſelber
nieſſen unb empfahen zuͤ einer feſten, ſtäten befeſtigung ſines gloubens, dar⸗
zu es gott, Chriſtus der teſtamentierer, ufaefebet und geordnet hat. Ja, fag
i, et fol es dergeſtalt empfahen als ein mort und zeichen göttlicher vers
beiffung und aüfagung der gnaden, zu verzyhung der (ünben, darzuͤ (mie
iez gefagt). ed. georbnet iſt Mathäi am (esfen. capitel. Als ein ieder für (idy
ſelbe getoufet wirt und feiner. file den andren; alfo:ouch in düffung und ,
empfohung big ſaeraments als eins teftaments Jeſu Ehrifti. Sum andren,
als einer würkenden kraft find der touf und bas facrament des altare, zu alg»
cher 1096 ich für minen vater mit touft mag werden jm zu heil; derglychen
für bie todten wirt das facrament mit genoflen. Daß id) aber leider vor
anderft geleert hab , vergich ich, daß id) nit beffers gewüßt hab; bezüg mich
ouch darby, wenn. ich eins anderen unb befferen ue der gfchrift bericht wurd,
bann fo will ich bife min meinung und halten fallen. Laffen, unb das beſſer
gern bon herzen (mie billich it) annemen. Und gfallt mir die meinung
meiſter Ulrichs unb meiſter Löwen wol. fere burgermeifter, mine gnädigen
herren von Zürich , und lieben getrüwen brüdern in Chrifto Sefu! Darum
min here doctor Joachim von Watt und ich hie find, erfchunend wir ale bie
berorbneten. unferer herren einer (tatt fant Ballen, die ung uf üwer, minec
anädiger herren, fründlich erfüchen zuͤzehören verordnet, und nit befolen
funders ze handlen dann lofen und hören und gegemmürtigkeit zuͤ erzeigen.
- Denn feündlichen und dienftlichen willen üch zu erzeigen ift je will zu aller
sot güt in berglpden und anderem. Summa finer red. Uf ſoͤmliche red
gab jm ber burgermeiſter Roͤuſt antwurt alfo fagende: Mine Beeren von
Zürich werdend ed in gütem unferen lieben Cibano(fen von fant Gallen nit
vergeſſen, und e$ ouch miberum berdienen. Gpradı herr Benedict: Fürſich⸗
tiger sc. bere. burgermeifter! Unſer herzen verſehend fid) gegen üch als item
lieben herren aller fründfchaft und aunft, und wir gefandten mit inen.
Sie vüft und ermant doctor Joachim bon Watt abermalen die pfaffen, daß
fo barfür treten málítinb , und hiewider bie gichrift bringen... Aber bie mas
gar nieman, ber üzid reden wöllte, unb warend fiummender bann bie
ih. Als nieman meer wollt fechten, redt einer (be& namen ich gern ver⸗
ſchwyg): Wo find iez bie pfaften, fo on underlaß gott läfteend und forechend,
6 fo allenthalhen in den wirtshüſeren by dem wyn ſitzend: gott habe für
unſere ſünd nit gnuͤg gethon. Darum fo muͤß man täglichen darfür ufopfren
im amt der meß? Warum ſtond je nit harfür? Es wollt fid) aber keiner
erfchrecken laſſen, der darwider wöllte. Indem ftünb doctor Baltaſſar Grib»
berger uf alfo redende:
Doctoe Baltaflar Fridberger.
Herr burgermeifter, und ander lieb beüder in Chrifto! Uf den geftrigen
tag-ift wol und arunbíid) us der gefchrift an ben tag kummen, daß die Dil»
der nit fon ſoͤllind; unb id) warlich ſelbs wöllte, daß fein bild in bie chri⸗
3) genieße:
516 Zweyte bilputation zü Zürich.
ſtenheit nie Eummen wäre. Daun der tert Erod. XX. 4. ift heiter und
Mar, er (tat. ouch feft wie ein iur, der dann mit zweyen unberfchiblichen
verboten eigenlich verbüt nit allein bie anbetung ber. bilden funder ouch jr
machung. Noch Härer wirt e$ an ben tag bradyt Deut. V. 6. ff., da gott
mit dry underfchidlichen verboten (agt: Ich herr, bim gott, der bid) usgefürt
us bem (anb S(egupti, bon dem bus der dienftbarkeit. Sun anderen: Du folft die
nit ein bildnuß ober einigerlen aeftalt machen aller. deren dingen, fo-da find
oben im himmel unb unden uf erden. Zum deitten: Du follt inem. nit
ete. enbieten ned) inen dienen: dann ich bin der herr, bin gott, ein friget
gott. Dan findt ouch, daß gott nit allein bie eerenbietung , fo bfchicht ben
bilden, haffet, finder die machung ber bildung; derhalb er fü heißt verbren-
nen, unb ben, ber fo macht, verflücht ee Deut. Vit. 25. und XXVII. 15.
, Und alles vel£ foll. fagen: Amen. |
Hie ſagtend etlich in der ſtuben: Amen.
Darzuͤ milf id) ouch thuͤn ein moyſiſch argument, weliches mit finm
zweyen hörneren die bilder faft umftoflet, und das: eintweders die bilder ze
halten: it geboten, oder nit. Sind fn geboten, fo zeig man bie gefchrift an!
fo endet (id) alle (rag. : Sind f aber nit geboten, fo follend (9 müte.
Daun alles das, fo gott weder. mit worten noch werfen uns geleert, — (oll
nüt unb ift vergebenlih. Dann, wie gott allein güt iſt, alfo müß alles bag,
fo gut ift, allein von gott harflieflen. Welcher anders fagt, der lugenſtraft
gott, den vater, den fun Chriftum, und den heiligen Paulum. Gott patre
redt: Was ich dir gebüt, das thuͤ allein, nikt bar, nüt barbon! Deut.
XII. 32. Gott, der fun, bat gefagt: Ein iedliche pflanzung , fo nit gepflanzt
bat min bimmlifcher pater, wirt usgerütet Matt. XV. 13. Item Paulus:
‚Das nit aefchicht us dem glouben, buwt zum ewigen tal der verdammnuß
Röm. XIV. 93. Noch eins ift vorhanden: Eins mü fon, bitter find une
nüß oder nü in ber fien. Sind (9 unnüß, mas will man irn? Sind
fy nit, fo bat gott die warheit gefpart, fo er fpeicht duch Efajam XLIV. 9:
dag die bilder nienarzuͤ nüß foenb. Es ift ouch ein gottslüfterung, fo man
dem: bo(f fürgibt, die bilder berufind, bewegind, ladind unb ziehind uns zuͤ
andacht. Dann Chriſtus beruͤft ben ſünder, er bewegt jn ſelbs allein zu gütem,
et [abt jn uf bie hochzyt; gott, bet vater, zücht die, fo zu Ehrifto kummend.
So aber ie die bilder in die kilchen kummen find, das mir von herzen
leid it. bon wegen der vilfaltigen mißbrüchen, bie ba gefchehen.: ba iſt wol
. wunb eben ufzelägen , bag man recht damit umgange, uf bag nieman bere
ärgret, nod) brüderlicher, chriftenlicher frib betrubt werde. Dann bil- men»
fien find, bie ben bilden noch beftiglichen anhangend. — Dgrum fof man
das Mar, heilig wort gottes wider bie bild und gößen im alten und im nü⸗
wen teftament ernftlich unb oft dem polf mit forg unb (ipf anzeigen. Das
wirt fin fra(t unb gewalt äben und. mit der. zut alle bilder zuͤruckſtoſſen.
Dann -es ift unmóglid), fo das wort gottes gepredget wirt, bag e$ nit
würfe und feucht bringe Cíaj. LV. 10, 14. in bem, barum es bon gott
aefande ift. — Alſo hat Paulus gethon zu Athen unb. in anderen orten, mie
mans findt in den gefchichten der heiligen boten. &o das befchicht, wirt
ein ieder chrift by jm felbs erfinden und erkennen, daß die bilder gar nit
nü& fyend und barnad) ein ganze fild)menge, verfammlet, on allen ufcür
einhelliglich befchlieflen, daß man die bilder hinweg thüg und fchlafen lege.
coo — -—— 0 3 9
Zweyte bidputation zu Zürich. 517
Alsdann fat das gewaltig gotté mort fin feucht gewürkt, darum ed von E
gott usgangen. |
‚Do nun bifee doctor fin red ‚geendet hatt, fragt ‚doctor Joachim bon
Watt den doctor Hans Zwicken von Coſtenz, a) ob er ouch etwas. darzuͤ res
den wollt. Der faat die meinung: Es wäre faft zuͤ berwunderen, ja e$
wäre ein überus groß wunder, daß ung der Liftig tüfel mit fülchen närri-
fhen Dingen in ein ſoͤlichen, geoflen, fchäblchen iretum ungefürt hätte; iebod)
(o wäre das ein (traf gottes geweſen. Und lobt gott, daß folic) artikel, bie
vor eft gemeldt, fo überflüffiglichen mit der gefchrift erhalten modvinb, und
geflel im die fach us herzen mol. 04
Jit fragt doctor von Watt: ob ieman under den chorherren wäre, ber
etwas darzu mwöllte reden. Do ftünd here Antoni Walder b) dar und redt:
Er wäre ganz der meinung, der götzen unb der meflen halb, mt «in güte
aut gſyn; iedoch fo verftünde er «8 iezund vil klärer us ber. gefchrift bann
vorhin. Er wöllte fómlid)$ Helfen handhaben, fo fer im (96 und güt lan-
gen möchte. Dann wir find zu dem dickeren mal, ſprach er, bes artikels
halb von meiſter Ulrichen underricht und gemieget worden, bag ich daran
keine zwyfel mee hab. Das redet ec mit geoffem ernſt. Desglychen vebt
ouch here Heinrich Utinger, Euftor: c) Es wäre im oudy ein befunbere,
groffe fröud, bag ed den weg bon gottes anaben ergriffen hätte, unb wöllt ed
ouch mit allem finem vermögen helfen befchirmen. Meiſter Hans agno»
wer d) was der fady oud) wol, ale er fprach, züfriden, und begnügt jm an
der harfürgetragnen gefchrift wol, und wollt nit barmiber fámpfen. Dem
nad) ward oud) doctor Nießli, fchülherr, e) gefeaget, was er zu dem artikel
reden wólíte. Der fchlüg an und fagt: Es wöllte jn bunfen, bie fachen
a) D. Hang Zwick, erft Pfarrer zu Ruͤdlingen, vermuthlich bey Schaffhaufen,
dann Pfarrer zu Eonflanz, gab Smingli 1522 Nachricht von den verläumbderifchen
Oerrlichten, die über ihm verbreitet worden, und fland feither mit ihm in Verbindung.
Ct war einer der geiftreichften Oteformatoren. Dieß beweifen zwey zwar wenig 6e:
kannte, aber vorzugliche Schriften. „D. Johannes Swid 9Sefenntnif der 12 Artikel
des Glaubens von Jefus Ehriftus zu dem ollmächtigen Gott im Himmel, durch den
man bie in Zeit feomm und nad) dieſer Zeit felig wird. In Frag » und. Gebetweiſe
füt junge und einfäktige Leute. Frankfurt, bem 6. Juny 1531. 63 Blätter 80.
Und: „Neues Gefangbitd)lein von vielen Pfalmen und geiftfid)en Liedern durch
etliche Diener der Kirche zu Eonflanz und anderswo gemehrt, gebeffert und in gefchickte
Drdnung zufammengeftelt zu Uefung und Brauch ihrer, auch anderer chriftlichen
Kirchen. Zürich, Froſchauer 1540, mit einer vortrefflichen ?Berrebe von Zwick zu
Vertheidigung des Kirchengeſangs. Außer Eonflanz befürderte er vorzüglich bie Mes
formation des Thurgaus, und flarb 1542 als Pfarrer zu Biſchofzell, wo er die Spar:
teg der Oteformitten wieder befefligt hatte. (Bwids Briefe und Schriften.) b) Ans
ton Walder, Cantor, ein für Zwingfi günftig gefinnter Ehorherr begm GOroßmün⸗
fier, und Mitarbeiter an der Reformation feines Stiftes; fiel zu Eappel 1531.
c) Heinrich Utinger, Chorherr am Großmünſter und Enstos desſelben, Doctor
der echte, der erſte Befürderer beffern Unterrichts in Zürich. Er war's, der Zwingli
vorzüglich an bie Keutpriefterfielle nad) Zürich befürderte, und immer fein ftanóBafter
Freund und eifriger Beförderer der Reformation blieb. Er flarb ben 6. Sept. 1536.
d) M. Hans Hagnauer, Chorherr und Kellermeifter des Großmünſterſtifts, ges
ftorben den 11. Oct. 1539. e) D. Johannes Niefli, Schutherr — Scholasticus
des Großmünſterſtifts, Gegner Swinali’s und der Reformation; af$ diefe entſchieden
war, zefignirte er feine Chorherrenſtelle, und zog 1525 von Zürich weg.
$18 — Zweyte bisputation zů Züri.
wärind zu fruͤ angehebt. Dann es zimmte ch nit, daß man mit fällchen
ſchweren fadben alfo mwöllte ylen on erkanntnuß eines gemeinen cencili
ums. Er rebt ouch: Wie meiftee Ulrich angezeigt hätte, was ein concl-
lium märe, und hätte bie fil) wol erklärt im fchruben und im prebaen.
Es füllte oud) kein zefammenberufung der bifchofen, catbindlen und pádpften
ein concilium genämt werden; e$ wäre bann, daß fo nüt handietind bann
allein das war wort gottes: funft wäre ‚es nit ein concilium funber ein
coneiliabulum. Dee Zwingli ‚föllte noch eins thuͤn, und föllte fine artikel
der kitchen zuͤſchicken, und ſöllt fy‘.zü Iatin machen und pro et. contra
ſchryben. Er hätte felbs ouch geptebget von der kilchen, und hätte den um
derfcheid anzeigt, welches ein concilium oder ein conciliabulum wäre: bann
es wär fein concilium, es wäre im heligen geift verfammiet. ‚In fumma:
€t vermeint, ie e$ gezimmte weder dem Zwingli nod) andren nit ctas on
. ein ganz conciligit a'banblen. - Das fagt ec mit til mee worten, bie mir
bie 3d erzaͤlen nit müglich if. Sin red dient oud) gar nit s ber fad:
dann ſoͤmlichs tbt ev on allen anzug der geichrift, "
| Do ftünb Swingli uf und fprad): Er hätte difer finer red wol mögen ge
zaten,t unb verantmurtet diefelbigen dergeftalt: Sere ſchuͤlherr! bas je bit
angezogen hand, e£ foe zu feit, daB man mit denen fachen fölle handlen:
dann fo ſyind ſchwer; bas ift es nit, funder es zimmt fid) allweg und alles
aot, daß die chriften mit dem mort gottes handlind; obgiych ein concilium
til ein anders erkannte, das bann oft gefcheben ift. Ich halt gar nüt uf
bie concilia; es find oud) der meerteil nit concilia funder conci(iabufa, das
ift, des tüfels gemeinden: bann da wirt (tel mit dem wort gottes gehandiet.
Das jt fagend: e$ (pe fein concilium, es fog im heiligen geift berfantmlet; me»
mit wöllend je das probieren? ja der minder teil iſt im Geiligen geiſt verſamm⸗
let. Warum machet iez das concilium diſes; glych bald fo fummt ein anders,
das macht das widerfpil, und thut ab, das das vordrig angenommen bat?
So hör id) mol, der geift gottes i(t wider fid) felbs. Exempli gratia: Das
concilium ze Eoftenz bat den feommen mann, Hanfen Huf, verbrennt unb
für ein ketzer ecfennt; darum (ift, als fg fagend) daß er aríagt bot, man
félíte den layen das ſaerament nad) der ufíayung gottes under beeden gefta
ten geben, des wyns unb des brots. Jat er bad. geleert und gfeit, fo hat
er tedyt geleert. Ich red und leer das ouch: e$ ift cheiftenfich unb mol ge
leert. Und ift ec barum verbrennt worden, fo ift er cin jämerlicher matt.
ret bor gott, und ift um unfchuld getöbt worden. Miner artitien halb faq
id) alfo: Herr fhülhere! machend ir fo zü katin, und fchidends bann üwrem
gott, dem papft! Ir fólfenb contra ſchryben! Ich hab pro gefchriben. Ich
bab ſy ouch der kilchen zügefchicht, bas ift, allen frommen cheiften. Syd) will
ouch erwarten, ob ieman darwider wölle ſchryben, und will den mindften®
chriſten zü eim richter haben 3c.
Sölch erhuͤbend (id) hie, aber nit 3d der fach dienende, deßhalb en
not bie ze ſchryben. Jedoch fo wollt der fchülherr für und für reden. Do
rebt der burgermeifter, der mol ermeſſen konnt, daß (n veb nit zü der (ad
dienen wollt (e$ was oud) zyt ze morgen eſſen: bann die halb fund gegen
den zwölfen hatt fid) verloffen), unb fagt, er füllte die (pdn ein ander fort
1) entrathen, (id) — enthalten. 3) geringfics, uledrigften.
Zweyte disputalion zü Zürich. 519
usrichten. Redt Zwingli: Es gfallt mie mof, bag er ſchwyg; er wölle dann
mit der gfchrift fechten. So er aber in finem ungeſchickten tanden fürfaren
wöllt: fo möchte td) mich nit enthalten , ich müßte e verantiwurten. Dann
ich weiß wol, wie er ein hadermet 1 ft; ich hab félid)$ vor bedacht, daß
e$ mir mit üch gefchehen wurd: iſt mir vormals oud) oft vor üd) begegnet.
Des bezügt fid) der Zwingli uf ein ganj capite. Sölich reden ze berbüten
tebt bet burgermeifter: Es wäre fpat im tag; deßhalb möchte wol iedermann
an fin herberg gon zuͤ morgen effen; unb gebot, wie bor, ben räten und
burgern ouch andren wider uf das rathus, fo e$ eins fchlüge. Do (tünbenb
alle menfchen uf, unb gieng man hinweg. So bil vormittag des andren tage.
Nach bem eſſen fam iedermann, mie der burgermeifter geboten hatt, finffig mie
ber ufdas rathus, einen usgang bif angebebten artikels ze vernemen, bon der me.
As (id) nun ein ieder gſetzt ober aftellt hatt, Hüb herr Marr Röuft, burgermeifter
en ze reden bie meinung.
Burgermeiſter Röuft.
- Se mine herren, die präfidenten! je habend tool gehört, wie es bliben
ift des iez fürgenommenen artikel halb; alfo bag er nad) minem bunfen
gnügfamlich mit der göttlichen gfchrift erflärt ift. Damit fid) aber nieman
möge lagen, er habe nit ftatt gehebt 30 reden: fo mögend jr, die präfidenten,
bie fach mol wider anheben im namen gottes. Demnach find. D. Chri⸗
ftoffel Schappeler von fant Ballen uf, der einer ber präfidenten was, unb
ermant mit enit der geſtalt.
Doctor Schappeler.
Eerwürdigen herren, und fründlichen, geliebten bruͤderen in Chriſto Jeſu,
unſerm ſeligmacher! Wie jr hüt vor eſſen und geſtern den ganzen tag gnuͤg⸗
ſamlich ja überküffiglich gehört habend, wie das mort gotte$ mit fo ernſt⸗
lider vernunft? und groſſem ffpg, der götzen und der meh halb, harfür ges
tragen. Ir habend oud) gefehen und gehört, wie es bishar überwunden
bat, eud) on zwyfel in ewigkeit unübermunden fton biybt. Hiemit fid) aber
‚nieman (rad) mines heeren burgermeifterd red) Magen möge: Im fhe nit
geftattet nach luft zu reden: fo erman ich üch bie im namen miner herren
mitpräfidenten, je mwöllind tapferlich, unerfchroden darwider mit dem mort
göttes fechten. Dann miner herren mandat von Zürich (utet allein uf bie
heilig göttlich afchrift, bie fülfenb jr zu bifem (trot oder kampf bruchen.
Hüt vor e(fen iſt es an den chorherren btiben; barum ift ieman wyter bon
jnen übrig, der Hiewider wölle reden, fo trete iezund harfür unb bringe die
pfyl der göttlichen gfcheift mit im. — Dif fagt er mit ffügem und fänften
tworten. Nach der ermanung (tünb meifter Conrat Hofmann uf, und fing
ein faft unnüBen tand an, mie ec bon einem etwas gehört hätte, das fid)
gefter verloffen hatt; beg mwöllt er (id ieg berantwurten: dann er gehörte
übel; damit er nit. ouch in bad gureneupfen a) käme sc. Desglychen hub ee
au u$ eint geſchribnen zedel ze leſen. Man loſet, ob es us der gſchrift ſyn
woͤllte; dag mas ed nit. Do hieß in der burgermeiſter unb bie präſidenten
ſchwygen; er wöllte dann mit der gſchrift gottes harfür kummen. Doch ſo
für er für, unb vermeint, die von Zürich ſoͤlltind mit den adgenoſſen unb.
4) Zänker. 9) Ueberlegung.
a) Die Spottfihrift der ficben Bürger oon Bü gegen Faber. ©. oben bey
der erſten Disputation Seite 108.
520 Zwegte büputátion zu Zürich.
mit dem legaten von Rom an den papft um ein concilium erwerben, bof
Pasfelbig in kurzem gebalten wurde: die eidgenoffen vermöchtind wol fo bil
am papft, bag ef geſchehe. Man gab jm antwurt: Er füllte ruͤwig fon;
mine berren wurdind iegmal das tbün, und ſoͤlichs wüßtind fg ze berant-
wurten bor menglichen. . Sagt Hofmann: Run fo geb dd) gott glück!
Redt Smingli: Das wirt er on forg thin.
Als num bift red Überhin‘ fam, unb von ben horherren nieman mee
was , dee da wöllte fechten, fragt D. Schappeler : ob neißwar von den caplä-
nen güggen wäre, ber hiezuͤ reden wellt; der möchte bad on entgeltnuß an»
zeigen. Do ftünd Wolfgang Brüter, ein cap(an, uf, unb fagt die meinung:
Herr burgermeifter, eecíamen sc. lichen brüdern in Ehrifto! Die mol nun
nieman meer under ung ift, ber zu diſem artikel reden wöll, fo mug id
(die wyl die caplän hie erforderet find) etwas darzı fagen. Dig artifels halb
und anderer bin ich mol zefriden ; iebod) in funders der meh bald. Dann
es mir oft miner conícieng ein bfunderen fchmerzen geborn hat das
meflen und das mezgen; wiewol ich oft (bere propft merfend!) darzü gend
tiget worden bin. Die wyl fid) nun fómlid)s bon gottes anaben mit bet
gſchrift erfunden hat, bie meß nit ein opfer funder ein widergedächtnuß fon,
alfo daß ber [ag wie der pfaff under beiden geftalten das empfahen foll:
befbalb fo will bie offenlich anzeigt haben, daß ich binfür allen mienfchen,
fo id) erforderet wird, das facerament, das ift, den feoniychnam und das
bluͤt Ehrifti, under beeden geftalten geben will nad) ordnung und ynſatzung
gotteé, unfers herren. Und wie fid MM. Eonrgt Hofmann hie bezügt bat, er
wölle des pav(te eid halten; alfo will ich hie widerum den eid gottes Halten,
und by finen mort (ob er wilf) beinben. Er fagt ouch , wie er etlich pfaffen
heimfüchen mwöllt, unb da hören, was f bod) jren underihonen predgetind.
Diemul fo, offenlid) bie erfordret, nit reden móllenb: fo wöllt er (eben, daß
et inen die hand im fach erwütſchte.“ Namlich, fagt er, er wöllte zu dem
erften gen Wädiſchwyl, gen Pfeffiten, gen Wetziken, gen Elgg x. it
tebt jm ber burgermeifter brgn; bermeint, fin red mwöllte nit zu der fach bie
nen, unb bieß in ſchwygen. Dee-peopft wollt fid) ouch verantwurten des
anzugs halb von herr Wolfgangen ‚befchehen. Do ward jm ouch baron
geredt: er füllte es uf fin aot (parens dann fo fölltinde mit einanderen nad)
notdurft darvon reden. Das geſchach. Als nun nieman under den capía:
nen was, ber darwider reden mwöllt: fraget doctor Stoffel Schappeler, ob
neißwar under den chorberren von Embrach máre, fo etwas hiezüu reden
wöllte. Do ftünd here Jos Has dar und fagt: «$ gefiel im wol. Dann
die artikel von der meß und bon. den gößen márinb wol und gefchichlich er⸗
kläret, alfo daß er nüt dartwider wüßte; er wäre ouch darzuͤ gerüft, fo fer ec
vermöcht ale, fo mibereebenb, mit der gefcheift ze wiberfechten. In fumma:
es gefiel im wol. Fragt doctor Schapyeler: ob keiner mec wäre, fo barmiber
oder darzü wöllte reden; der füllte das thün! Stuͤnd meifter Wilhelm Kel-
ler dar, und entfchuldiget fid) finee jugend, daß er bie reden füllte; und ge
fiel im der handel oud) us herzen wol; ee melfe oud) by denen artiklen
b(gben fin leben (ang, mie bann eim frommen chriften zuftat, und welle ber
herren von Zürich gehorfamer fon nach allem finem. vermögen. Hie fragt
Doctor Schappeler, o6 doctor Engelhart, lütpricſter zu dem Frowenmünſter,
1) vorüber ging. 9) erwifchte.
Zweyte bisputation zü Zürich. 521
etwas darzuͤ möllte' reden. Der redt bie meinung: d find in alfer heiligen
gefcheift nit, ba. die mef ein opfer foe, funder allein sin widergebächtnuß
des teftamente und pacté gottes, unfers herren. fo ouch der götzen halb
find ich, daß fp ouch allenthatben (wie bie oben anzeigt) in der gefchrift
gottes verboten und nit fon fólíenb. Darum fo will ich nit darwider
funder darmit fgn: dann ich vormals mit meifter Ulrichen deren und ans
deren artiklen halb abgeredt hab. Hie fragt doctor Schappeler here Han
fen Conrat Irmenſee, euftoe! des gottshus Allerheiligen zu Schaſſhuſen ja) .
was er darzü fagte? Der ftünd uf alfo (agenbe:
Euftor von Schafthufen.
. Herr burgermeifter rꝛe.! Uf ſoͤlichs, fo id) angefragt bin der zweyen
artikten halb, zuͤ dem erſten antreffend die bildnuß gottes und ſiner heiligen,
antwurt id), daß ſoͤlicher ber erſt artikel, fo fer unb. id) mich ber geſchrift
verſton, grundlichen halt, daß die bildnuß gar in keinerley weg under den
chriſten ſollind gehalten werden; wie dann deß Eundfchaft genuͤgſam bie oben
anzeigt ift, daß nit wyter not i(t dDiefelbigen zu melden; welche zügnuß bet
aefchrift mich vormals und iez nod) grundlicher fülcher meinung underricht
band, an welcher ich feinen zwyfel gar nit hab. Des andren artitels halb
die meß antreffend halt ich ouch grundlich. us luterer gefchrift, wie und
bann deß grundlich unb- genügfamlich underticht der heilig Paulus zu ben
Hebräern am IX. und X. cap. oud) an anderen bil orten mer; desglychen
ouch ander grundlich gefchrifter., fo hie oben anzeigt find. Us melde ich
geundlichen halt, bag bie meß kein opfer nit fólfe noch möge fun. Dann
wie Chriftus nun einmal geftorben ift für unfer fünb, alfo bat er fich felbs
nun eineft ufgeopfret. Dann fo er tee bann einmal ufgeopfret wurde (als
lange zyt bon vilen ift gehalten worden), fo müßte er ouch mec dann ein⸗
mal fterben, das doch (uter wider die wort Pauli it Röm. VI. 10. Dann
focrificare, das dann opfren heißt, befchlüßt in (id) ſterben. Sölich unb
ander vil mee. bemwärt gefchriften urfachend mid) oud) fümlichen artikel.
grundlichen 3ü halten, ouch bife iez zween obgemeldten artifel dem volf an
der kanzel fürzebalten, fo wyt mir gott anad berínd)t, und mid) von den-
felbigen nit laſſen abfüren von ieman, fo lang bis ich durch bewärt ges
fhriften (das ich nit geloub müglich fun) eing befferem bericht: werd. Und
obglych wol min gnädiger herr von Schaffhufen mir ein anders gebutte-,
wurd ich jm in fóldyem nit fchuldig fort gehorfame ac halten nad) (ut der
worten des heiligen Petri: Oportet beo sc. Man foll gott met. gehorfam
fon bann den menfchen Act. V. 29. Wiewol derfelbig min gnädiger
bett. bon Schaffhuſen b) mid) keines andren in fölichem und anderem nie
underricht bat zu predigen, dann das göttlich und chriftenlich ift.. Ich weiß
eud) minen gnädigen herren der meinung, daß alles das, fo zu dem glou⸗
ben und üfnung der göttlichen gefchrift fid) ziehen möcht, er allwegen uns
1) füfler, (aus Custos gemacht.)
a) Einer der Abgeordneten vom State zu Schaffhaufen auf die Disputation,
Anhänger des alten Glaubens, aber gemäßigt. (Kirchhofer.) b) Der Abbt des Als
Ierheiligenfliftes zu Schaffhaufen, Mihaelvon Eggenflorf, war ein zugleich
frommer und aufgeflärter Mann, der mit weiter Mäfigung die Kirchenverbefferung
förderte, und fchon 1524 der Stadt fein Klofter mit deffen Gütern — freplich zu
kirchlichen Zweclen und nicht als Staatsgut, übergab. (Kicchhofer, Schaffh. Jahrb.)
523 Zweyte disputation zů Zurich.
geſpart fuͤrderen wurde. Das ift min meinung von diſen zweyen artiklen.
Will mid) hiemit did) allen lieben bruͤderen in Chriſto befolen ban. DE
redt er mit ſchöneren worten; iedoch fo ift das fumma barbon.
Do fragt doctor Schappeler von (ant Gallen: ob ieman mee wäre, Ve
etwas barmiber reden wötlte, der füllte das anzeigen; und ermannt ieberman
chriftenlich und brüberlid), daß man on fordyt hiewider mit den pfylen gött⸗
licher gefcheift harfür fummen mwöllte: bann (wie vormalen oft gemeldt)
des menfchlichen tands und eines jeden gütdunfen wölltind mine herren von
Zürich nit haben; unb rüft fiemit dem doctor von Bremgarten; a)
der was nit da. Sagt einer under den burgeren babinben in der ftuben:
er fälle daheim, und effe zinparten. ? Etlich fagtend: er wäre uf der firaß
geweſen, und fid) da einer franfbeit angenommen, ? damit er fich ſelb⸗ von
diſem kampf losmachen möchte: bann es jm on zwyfel übel entſeſſen? bat
ſiner bochpöchigen * beruͤmung ſtatt und nachkummung ze thuͤn; indem ſo er
ſich zum dickern mal offenlich beruͤmt hat den Zwingli unb ander zu Zürich
mit dryen worten ze ftellen. Da ruft man bem pfarrer pon Appenzell; b)
der was oud) nit da, wiewol er (als etlich warlich fürgebend) in der (tatt
ift gewefen.
So nun uf das vilfaltig erforderen nieman meer war, der üzid bar.
wider wollt reden, ſtuͤnd meiſter Leo Jud uf, und ruͤft herr Heinrichen
Goldſchmid bon Winterthur, c) daß er anzeigte, wer die pfaffen wärind, fe
uſſerthalb die ketzer ſchultind, ſo da ſagtind die meß nit ein opfer ſyn. Do
ſtuͤnd herr Heinrich uf unb redt:.er hätte ein jar zu Hetlingen gepredget
us befelch ſiner herren; da hätte er von der bycht, von fürbitt der heiligen
unb von dee meß geſagt; deß bab jn bere. ſtattſchryber zu Winterthur, ja
Mud) andere, fo ſoͤmlichs predgend, ein Leber geſcholten. Nun möchte er
wol lyden, daß er ſoͤlichs offenlich vor menglichen anzeigte, unb bat jn
darby als (inen bruͤder in Chriſto, bag ee fümlichs an jn nit wöllte zürnen.
Sagt Leo Jud: Herr Hans, ftattfchruber! Cyr börend wol, mas difer bie
offenlich von üch (tit. Was redend jr darzu? Sind wir ketzer: fo wyſend
uns be£; fo möllend mir ung gern be(feren.. Sind wirs bann nit: fo fa
gend har, marum je uns dann fcheltind ? Hieruf gab er antwurt: Es wäre
war; vermeint aber, diewyl ander mit im bishar der meinung gſyn wärind
der mef, der güßen, der heiligen, und andrer artiklen bab, fo bann nüw⸗
1) kleine Pflaumen. 2) bíe Anwandelung einer Krankheit vorgegeben. 3) entfegt,
gefürchtet. *) prahleriſchen.
a) D. Fridolin Lindauer, Pfarrer zu Bremgarten. Er ſchimpfte auf die Re⸗
formatoren von der Kanzel als Ketzer; prahlte, daß er Zwingli und feine Gebilfea
mit drey Worten zum Schweigen bringen wollte, ward darum auf die Disputation
geladen, unb erſchien nun nicht unter dem Vorwande, daf er nur parteyifche Michter
finden würde, und es auch nur mit Erlaubniß des Bifchofs unb der Eidgenoffen thus
dürfte; die Anklage läugnete ee. (Wirz.) b) Theobald Hutter, feit 1511 fot:
tct zu Appenzell, ein heftiger Eiferer wider die Reformation; von bem Abbt von
€t. Gallen fel6ft ein ehrfüchtiger, unruhiger Mann genannt. Er hatte die Ber:
nemen im Lande auf feiner Erite. 1524 verließ. ee feine Bfarzftelle zu Appenzell.
1528 war et wieder Pfarrer daſelbſt, unb befand fid) auf der Disputation zu Bern,
als einer der vier vom Math zu Appenzell dahin verordneten Sprübifanten. (Klarer
bey Simmler I, 3, 812 ff. Hott. Kiechengefch. III, Wirz.) c) Der eigentliche Pfar⸗
sev bon Winterthur, nad) bui II, 155; aber ohne Beweisftelle.
. Ziwente disputation zů Jurich. 623
fid) geleert, ſoͤllt jm das nit zu nachtell dienen. Er hätte geirret; deß be
kannt er fid. Wo er ‚aber bienad) ſoͤmlichs reden wurde nach erfanntet
warheit, bann fo wäre es nit unbillich, fo e$ im zu fchaden und unftatten
erſchuſſe“ Wir. wärind bishar alf bee meinung gemefen; er mólite (id)
befferen unb. nit meer darwider reden. Antwurtet Leo: Es wäre war; wie
hättind all geirret. So mir nun die marbeit gottes erfanntinb, und nit
defter minder fürhin muͤtwilliglich mwölltind irren: fo märind wir des enche
gette$ nit wert. Und lobt bifen, daß er fid) des irrtums begeben hätte.
foit fragt doctor Schappeler: ob neißwar under den barfüfleren wäre,
fo etwas hiewider reden wöllt, der möchte das iezund on alle engeltnuß, en
allen ſchaden und nadteit , offenlich vor menglichem offnen! 9tebt der here
burgermeifter: Syd) mein nit, daß mine nachburen üzid darwider rebinb
oder dab nüms machind. Do (nb Enoch Mezger, ein barfüffermündh,
bat, und beklagt (id) ernftlichen, wie jn der gardian allein um des Iuteren
worte gottes willen funft on alle urfach us dem kloſter vertreiben hätt.
Nun begerte ee Anfligtih und mit hohem ernft an in um gottes willen,
bof er offentich hie möllte reden, us was urfachen er oder andre ketzer waͤ⸗
rind. Do ftünb der gardian uf, und wollt (id) entfchuldigen beg, fo Enoch
über in geredt Hätte; vermeint, fömliches wurde ünbilfid) von jm gefagt 1c.
‚Stich fpin und zwitracht ze fürkummen als nit zu der fad) dienende,
Künd doeter Sebaſtian von. Schaffhuſen uf unb redt alſo: Pater gardian,
jt ſoͤllend ſchwygen! Herr Enoch, ir fólfenb ouch ſchwygen! Vater Gar⸗
dian, redend nit meer! man weißt wol, was die urſachen ſind. Sagend ant
Öllend jr wider difen artikel reden, fo fagenbe bie offenlid) ; wenb je. das
‚ fe fagend mit fuesen worten, urb. machend nit eil gefchren darus! ch
will nit Darwider. Darum bitt ich üch, lieber vater gardian! Sömlichs
hab ich müflen thün, d'wyl je oud) mines ordens find. Cs redt ouch der
burgermeifter: Hättind fo etwas mit einandren ze ſchaffen, das eintwedrer
nit erlyden möcht, fo ſoͤlltind fg tag erwerben für die herren, und dafelbft
jt fadyen dartbun nad) notburft. Urſach: «8 wöllte fich nit gezimmen, bag
man ein föliche eerfame menge mit fölichem zank ufbübe. * Und barum,
bere. gardian , wöllend je hiewider , fo fagends! Redt der garbian: er wöllte
und wüßte gar nüt darwider. Hie fragt doctor Schappeler den prior. zuͤ
den predarren: ob er bie wider den obgemeldten artikel reden mwöllte, bae
föllte ee Hie um der warheit willen anzeigen! Uf ba redet der prior zü den
prebgeren. die meinung: Diewyl ich bie erforderet wird oud) zu difem artie
fel ze reden: fo gebürt e$ fid) nit, ba ich ganz ſchwyge, und nüt darzı
fage als ein Diener bes ordens; fo (ag ich alfo: Wider difen artikel weiß
id) nüt, und mag nit bartviber, ich foll ouch von göttliche rechts wegen nit
darwider fechten; funder , wie büt unb geftern anzeigt ift, alfo bin id) ganz
ber meinung. Wie das mine herren machend und orbnenb, alfo gefallt eg
mir wol, unb mill jnen gehorfam fon. So ift dennoch nit minder, unb
möcht das wol raten, daß je, mine herzen, eben fürfdbinb und Anffiglich .
mit qutem ernſt ratſchlagtind: bann die ſachen find groß und se. Das tft
fumma finer red. Do ftünd Uleich Zwingli uf alfo redende: Herr ‚prior!
jt ſoͤllend zu bifen fachen feinen rat geben, funber dasfelbig minem herren
9 Nachtheil gereichte. 2) aufpielte.
62:6 Swegte titputation zü Zürich.
Diewyl wie nun. ſoͤmlicht nieman har bann us bee göttlichen afchrift erfü-
hen wöllend, fo füllte ein bifchof von Eoftenz billih darby fon. Diewyl
ex aber fürgibt, er babe be nit gwalt: fo vernimm ich gwüßlich, wie bof
des wychbiſchofs caplan von Eoftenz bie foe, damit er Lofe, was bod) gehand⸗
[et werd. Hat er nun gwalt eigen. lüsler harzeſchicken (will nit (agen , daß
et in gſchickt habe); und bat nít galt einen harzefchidlen, der etwas zů diſen
fadyen rede: das wäre mir ein recht ftudf us der fammer von Rom. Und
batum, ie berren präſidenſen! fo-fragend jn, ob er barmiber mólfe reden,
oder was er bie ze thlin habe. Do ruͤft im doctor Schappeler: wäre er in
ber vtuben, fo füllte er harfür gon unb fagen, was et hie ihäte; oder ob er wiber
difen artikel reden wöllt, das möchte er oudy wol thin! Nach langem er-
fordren redt der caplan: wie er vernommen hätte, «in diſputation aüfünftig
fon zuͤ Sürid), dep ew (id) verwundret, mas bod) da ſollte gehandlet merben;
us bent er dann bewegt urloub von (inem bereen, bem wychbiſchof, etlich
tag erfurderet und genommen hab etwas ze fchaften; unb hab finem Beeren
nit anzeigt, wohin er im (inn babe, gen Züridg-oder anderswohin. Das hab
er jm bergönnt, ünb hab in weder fin.heet nod) fut nieman bargefchidt,
funder (og er us finem eignen willen on menglichs wyſen harkummen,
und wölle nit darwider in feinen meg nit. Das gloubt man. m.
. 9f($ nun meman meer was, bee biewider wöllte reden, ünb Ulrich
Awingli uf und fagt, wie er gebeten wäre worden von einem ftontmen, ge
leeeten mann; fo ouch in der (tubm wäre, daß er das ort, fo im Malachia
I. 10, 11. gfehriben (tat, erfiärte, alfo (utenbe: Ich bab fein. herz zuͤ üch,
fagt der bert der heerzügen, und die gab wird id) nit nemen bon. ümer hand.
Dann von ufgang der fonnen bis zu nidergang i(t min nam groß under
den heiden ; und an allen orten wirt minem namen ein rein (oblatio munda)
opfer ufgeopfret. Dant min nam iſt groß under den, heiden, fpricht der
here der heerzügen. Diß it nun bee tert des propheten, us welichem fd
ouch bil der gleerten underftond 3e bewären die meh ein opfer fun. Dies
finns find ouch etlich hochſchuͤlen, fo eigenlich vermeinend, difer tert Malachiä
möge in feinem andren weg verſtanden oder erfüllt werden dann int. epfe
zen des altars; wie bann der pfarrer bon. Schaffhufen büt such angezogen
bat. SGo man aber difen tert eigenlichen beficht, unb bie bor und nachfolgen-
den swort wol ermeſſen find, fo befindt fid) bann klarlich, daß bifee ſpruch
falſchlich und unrecht zu difer meinung gebrucht wirt. Es befindt fid) oudy,
daß bie an difem ort bie uf den haben fchülen den propheten nit verſtond
odes nit verſton mólfenb. Dann gott will an difem ort nüt anders, - dann
denn Juden unb den jüdifchen pfaften ire mißtrüw und falfch , fo fo. ins opfe-
zen bruchtend, verwyſen; wie dann flarlidy us dem tert bewifen wirt: ba
wie in unferem tert habend, munda, da bat der hebraifch, thehora, bas ii
ald vil by uns als gfunb, friſch, nit grindecht, nit fchäbecht * 1c. Dife
meinung wirt Mar us ben nachgehnden worten, die glych bie nachfolgend:
Berflücht ift der, ber ein betrug brucht im opfren, fo er ein kranks under
der herd bat, und dasfeldig bent herren opfeet!. Di. erfidet der Zwingli mit
fchönen morten, bie nit not zu ſchryben; bie mot bie bor dasſelbig oud
gnügfamlid) sum teil anzeigt und befchriben ift. Er fagt, e$ wäre ein ſpruch
3) tünbíg , Erägig.
Zweyte bilputation y Zürich. $27
in bre bibli, den nun eim fange sot nieman verfianden hätte; der (tünbe
Erod. XXIII. 15: Non apvarebis in confpeetu meo vacuus, das ift: Du
follt vor minem angeficht nit (ee erfchunen! Alfo habend mir in verftanden.
* &o man nun über den bebraifchen tert Pummt, fo findt man arab bas tie
derfpil : daß gott nit will, ba& man nit mit (erem händen vor jm erſchynen
wöll; funder gott wölle ba den Juden ein herz oníteden, daß fo fröulich *
zu jm fummen wöllind one fordbt: bann fin angficht werde niemar one
frucht geſehen ic.
Hie ftünb M. Seir Fey, vropft zum münfter, uf, und begert an bert
Sivingli, daß er den ſpruch, Malachiä III. 1. gſchriben, interpretierte und
uslegte , alfo (utenb: Nimmt war! ich wird minen engel fchidlen, unb er
wird zürüften den meg bor minem angficht ; und der herrfcher, den je ſuͤ⸗
chend, wirt balb zu finem tempet kummen, und der engel des teftaments, beg
jt begerend. Nimm mar! er fummt, fagt der herr der heerzügen. Und wer
mag gedenken den tag finer zukunft? Und wer mag in anfchen? dann er
ift glych wie ein fchmelzend für, und ale ein Brut der walcher. Er wirt
fid) feßen, unb wirt bas filber zerlaffen ? und führen, und er wirt bie fün
Levi reinigen. Difen fpruch wellend etlich nun uf bas fegfür ziehen von
des einigen wörtlins wegen, fo bie gichriben flat, purgabit, er wirt reinigen
oder füberen. Darum, meiftee Ulrich, fo bitt ich üch, je wöllind uns big
erfcheinen: fo Hörend oud) andere priefter bie gegenwürtig, bag difer locus
nit uf das fegfür reicht 2c. Antwurt Zwingli: Herr propft, jr thuͤnd mie
ein bienft und ein funder mwolgefallen daran, daß je mir hie ein urfach unb
ein anzug gebend von dem fegfür ze reden. Und hub an alle ding zu erklä—
ten. Namlich fagt er, daß gott an bifem ort burd) den propheten nüt an
ders möllte anzeigen bann bie zukunft fines. funt, unfers erlöfers Chriſti.
Das wurde heil, fo man die mort am anfang bif capite($ wol. thäte beſich⸗
tigen. Denn der tert fagt Hlarlich von Cyobanne, dem töufer , den Ehriftus
ſelbs Matth. II. Marc. I. Luc. VII. anzüdt. Alſo will gott bie fagen:
€o Ehriftus kummt, den ich fenden wird, derfelbig wirt niderfiken (bas ift
nun nad) der eigenfchaft der (prad) grebt), und wirt das filber reinigen und
die fün Levi, das ift: Gott, fo er menfch wirt, fo wirt er bie pfa(fen der
Juden verwerfen, das ift: purgabit filios Levi. Der gftalt fat'$ oud) Hie⸗
ronymus berftanden, ders ouch nit uf das fegfür gezogen bat; das er on
zwufel gethon hätte, fa e$ ienen hätte mögen fon. Dis erklärt der Swingll
ouch mit vil fchönen mworten und anzügen.
Nachdem (tünb Ulrich von Stephen a), lütpriefter dafelbft, uf, und begert
an den Stvingli, er füllte den (prud) : Dominus ducit ad inferos et vebucit,
bas it: Gott, der fere, fürt in die böL und wider hinus, 1. Sam. II. 6.
pud) erklären. Damn vil wärind deren pfaffen, fo mit bifem (prud) das
fegfür zuͤ bewaͤren unber(tünbinb, deßhalb daß, reducit, ba flat. Antwurt der
Smingli: daß dife afchrift nüt wöllte bebüten, dann daß alle ding an dem
einigen gott bangtind. Er fagt ouch, es wäre ein fchema, das ift, ein figür-
liche red, als o6 (9 fagte: Nimm war! gott macht einen zu eint herren,
ieg macht ee in widerum zu einem bettler; iez ſetzt ev einen hinuf, glych fo
1) freudig. 2) ſchmelzen.
a) Stäfa, eine febr. große zerſtreute Pfarrgemeinde am Bürichfee.
528 Zweote bifputation zů Zürich.
ftoffet er in wider hinab, ie nad) finem wolgefallen. Wie dann aluch nad)
diſem ſpruch gefchriben ftat: Dominus bitat et pauperent facit, bunsiliat et
fublevat , das ift: Gott, der macht arm und euch, er nibret und erhöcht,
wie es finem göttlichen willen gefällig ift. Sierum fo mag difer fpruch
ouch nit uf das fegfür dienen. Dann, als wenig als ung müglich ift einen
fernen an den himmel ze beften, als wenig (t und müglich das fegfür ws
der heiligen gfchrift zii probieren. Diß erklärt er. oud) mit langen unb
Hügen morten.
Do (tnb doctor Sehaftian uf und fprady: Er wöllte das amt eines
. neäfidenten iegunb j'mal von jui thün, unb möllt oud) chvas vom feafür
reden fagend : 9tad) der leer Ehrifti will mich anfehen, Daß die feel nit von
fund an gi gott fumme. Darzü urfachend mid) bil gfcheiften. Dann ie
gott ít rein. So nun ieman by im monen will, der müß oud) rein foit.
Das Aſchicht aber nit, diewyl wir im fleifch lebend ic. Hierum fo muß die
feel zuvor gereiniget werden ; e$ foe dann bie oder dört. Darzu fo fterbend
die menfchen unglych sc. Das mit bil worten um der unerfarnen willen.
Swingti antwurtet: Gin meinungen wärind ufferthalb der gífrift aber nit
innerthalb gegründt. Kurz, ed wärind zween meg, einer zu der feligfeit,
der ander zu der verdammnuß. Diß probiert ec fchön us der gfchrift gottes
Cyo. III. 16: So lieb bat gott bie welt gbebt, bag er (inen eignen fun für
fy geben hat, uf daß alle, fo an in gloubend, dag ewig Leben habind. Hie
rum, welcher im glouben, das i(t, in einer ficheren ungezwyfleten hoffnung
zu gott ſtirbt, bag Cbriftus jn erlöfet bab, ber ift fchon felig; welcher nit
im glouben ftirbt, der i(t (con iegunb des tüfels. Der reinigkeit halb (aat
der Smingli ouch: Die gflien am himmel márinb vor dem anaficht gottes
niit rein; gott wurde bie finen wol durch den glouben reinigen sc. Diß hat
fid) (ang verzogen. So tft es dennoch nit not hie darbon ze (dyrpben, fo
e$ nit zu dem artikel der meg dienet. Alſo vermeintend etlich, e$ wurde net
fon und wol zu der fad) dienen, fo man ein befundere ftund fakte, in deren
man bon dem fegfür red hielte us der gfchrift, diewyl doch ſuſt bil pricftet
da zügegen wärind. So müßte man fü bienad) nit nod) einmal befdyrgben:
dann etlid) hättind wenig gelts , unb: käme jnen übel, fo fb fo oft befchriben
wurdind. Darum ftündend etlich uf, und begertend an ein eerfamen rat,
bag man wider züfammen käme nad) jrem gütdunfen. Sagt der burger
‚ meifter: Im namen gottes! fo bann difee artikel überhin ift, fo werdend
mine herren gern lofen. Und fraget alfo in der gmeind; bo was jedermann
willig. Deßhalb gebot er morn, fo ed zwölfe fchlüg, wider by dem vordri⸗
gen gebot uf das rathus; fo wurde man (ob gott will) von dem fegfür
nad) notburft reden.
Hie (tünb Conrat Grebel uf, und vermeint, man föllte den priefteren
ein befcheid geben , diewyl fy noch by einandren wärind, mie man fid) nun
binfür mit der meg wöllte halten: bann es wäre vergeben, fo man nit ein
-anders mit der meg anbüb. Man hätte bil von der meh gefagt; es wäre
aber darum nieman, bee bon dem groflen geümel gottes (ton wöllt. Zu
"dem fo wärind noch vil groſſer mißbrüchen in der me; von denen müuft
man oud) fagen. Redt Zwingli: Mine herren, bie werdend erkennen, mit
was fügen nun hinfür die meß fölle gebrucht werben. uf das redt Simon
Zweyte deiputation zuͤ Zurich. 529
Stumpf: 2) Meifter Uleich, je hand deſſen nit gwalt, taf je mine herren
das urteil in je band gebind; funder das urteil if (dem geben: der geiſt
gottes urteilet. So bann mine herren etwas erkennen wurdind und
Das wider das urteil gottes waͤre, fo will ich Chriſtum um finen geiſt bitten,
und will darwider leeren und thün. Antwurt Smingli : Das ift recht. Ich
wilt ouch darwider prebgen und tbün, fo ſy ein anders erfanntind. Ich
gib inem dag urteil nit in je hand; fo föllend ouch über ba$ wort gotteé
ganz nit urteilen, nit nun allein. fo, ja ouch afle welt nit. Dife zuͤſammen⸗
berufung ift ouch nit barum gefchehen, daß fü darin mwöllind urteilen ; funes -
ber ein wüſſen haben und us der gfchrift erfaren, ob bie meg ein opfer foq
oder nit. Dannethin fo werdend fü ratichlagen: mit was fügen das zu dem
aller kommlicheſten on ufeür gefchehen máóg sc. |
Als (id) nun bit fado bis uf bie nacht verzogen hatt, unb nit wyter ſtatt
was des tags halb $8 bandlen: fagt ber here burgermeifter, man föllte .
morn zu den zwölfen nachmittag (dann e$ mas ein fortag) wider uf das
zathus kummen; fo wurd man wyter bon denen fachen reden. C4 möchte
kzmal wol iedermann an fin berberg gon. Das gefchach.
So til den andren tag.
Handlung des dritten und (ester tage.
Wie der burgermeiſter geboten hatt, baf alle menfchen wider zů den
zwölfen uf das rathus kämind, alfo ward ce flyſſiglich gehalten. Do fid) nun
abermalen icder nach ftatt *-g(et hatt, bb der burgermeiſter an ze reden deraftalt:
Burgermeilter.
Lieben gndbigen herren, je präfidenten! je mögend nun bie (ad) wider
dm namen gottes anfahen der meß bald. Dann ich verfich mid) deſſen
wol, wir werdind hüt nit vil vom fegfür reden. Do redt doctor Joachim
von Watt von fant Gallen, und ermant bie, fo gefter etwas wyters der mif»
brüchen halb angezogen hättind, bag fg iez dasſelbig wiber mit andrer
gſchickligkeit und zu dem fürzeften wölltind anzichen.
Nachdem ftünb ber burgermeifter widerum uf und rebt die meinung :
Günftigen lieben herren und güten fründ! je band gehört, u$ mae gmüt
dife fad) anghebt ift, wie es oud) mine herren zum allerfürzeften im manbat
begriffen hand, daß hiewider (id) nieman vermeflen foll ze reden, bann
allein us dem nümen und alten teſtament. Hierum, lieben herren, fo erman
und bitt id» dd), jt wellind by dem mandat beinben und nüt haryn ziehen,
fo nit zu diſem artikel ghört. Will man blenad) vom fegfür reden oder von
1) Ordnung, Rang.
a) Simon Stumpf, Pfarrer zu —* 152, fot aus Franken gebũrtig
ſeyn; war ſchon 1519 in Briefwechſel mit Zwingli; "verbreitete Luther’s. Schriften
in der Schweiz; unterzeichnete mit demfelben die DBittfcheift um Aufhebung des
Cölibats, und heirathete alsbald darauf. Ihn übernahm bald die Schwärmerey;
e begegnete fine Eollator, bem Abbt von Mettingen ungebübrlih; tobte gegen
die Prieſter („die man todtfchlagen ſollte,“ meinte. er), und fliftete Unruhe untee
dem Landvolk ducch feine Predigten, worin er demfelden fagte: daß fie Zinſe und
Behenten nicht mehr ſchuldig ſeyen; et trat in Verbindung mit ben Wiedertäufern,
nnd ward den 25. Dec. 1523. vom Mathe zu Zürich abgefeht und des Landes ver.
wiefen; bat Zwingli dann niedrig demüthig um gnädige Fürbitte, ohne 6nd - _
und -flreifte bann in Deutfchland umher. (Pott. und Wirz.)
Zwinglis fümmtl. Schriften L 285, 34
530 | Zweyte dieputation zü Zürich.
andren dingen, (o fe man-demfelbigen ein befunderen tag; fo merbenb mine
herren allwegen üdy dasfelbig gern vergönnen und: lofen. Iſt nit minder:
: €8 habend bishar üwer etlich nun fachen haryn wöllen ziehen, die aber bifen
artikel nit Deteeffenb. Basfelbig laß ein ieder uf fin aot fon! Summa bar-
von. Dife meinung tebt ouch doctor Joachim von Walt, e$ möchte ein
. Weber, et wäre geiftlich oder melttid), noch hütbytag wider diſe artikel reden,
doch allein us der gſchrift gottes. Deßhalb, jr ſo vermeinend, es ſyend noch
sit mißbrüch der meh , bon denen man ouch red halten muͤſſe, mögend das
feib iezmal wol wider anziehen unb offen !
De ftünd Conrat Grebel uf, und redt dife meinung: Lieben brüber in
Gbrifto, unfeem ſeligmacher! Diewyl bie meß nit ein opfer ift, als fid) be-
funben und gnügfamlich us der göttlichen gſchrift erflärer it; fo find ben-
nody noch bil der mißbrüchen, bie dee tüfel oud) herz getragen bat, von
denen man oud) billichen reden müß: bann ümer, miner "herren, mandat [utet
uf alle migbrüd) der meſſe. Hierum fo will id) bie bas beredten um got»
tes willen gebeten haben (bann ich nit wol beredt bin, und cin böfe gedächt-
suf bab), fy wöllind dasſelbig bic eroffnen. Indem ſtuͤnd doctor Baltaſſar
Fridberger uf alſo redende:
Doctor Baltaſſar.
So etliche mifbrüd) in bee meß (die id) bod) lieber ein teftament Cfrifl
oder ein mwidergebächtnuß (ined bitteren tobs nennen will): fo müß on zuunfel
bifer der houptartikel fon bes mißbruchs, daß wir bie meh file ein opfer us
ruͤfend. Darmit ich aber das ouch rede, fo mir anligt, und ich in demſciben
von ‚allen: chriftglöubigen durch gottes willen begere, doch durch bie gfchrift,
ze underwifen werden, bin dd) iey ze mal nit anderft underricht, dann baff
id) mit minm lieben brüdeen in Ehrifto, Huldricho Zwinglin und Leone 2m
bekennen muf, daß die meß nit ein opfer fne, funder ein -vetfünbnng des
teſtaments Ehrifti, in dem gedacht, wirt fines bitteren Indens und Einer ib
ufopferung,, fo ec (id „ein mal“ ufgeonfret am früs, und fürhin nimmer
geopfeet wirt, unb Pag. durch ein uswendig fichtbarlich warzeichen und figill,
burd) das wir gänzlich vergwüßt werdend ber verzuhung unferer fünde. Und
welicher anderft meß halt, der verfiglet ein brief, der da noch nit it geſchriben.
Die zügnuß, fo mich (éticos bewegt ze reden, findt man Matthai X X VI. 26—25,
Que, X XII. 19, 20. Marc. XIV. 2 — 2%. 1. Eos. X1. 23—26. Hebr. VII.
unb IX. Chriſtus fpricht: Hoe facite; er ſpricht nit, boc offerte.
VUs dem erfolgt erftlich:: daß ble me als ein opfer weder todten noch feben-
digen nüß ift. Dann wie ich für ein andren nit glouben kann, atfo ‚mag
id) nit für in meß halten; [o doch die meß ein zeichen von Gorifto ufgefeht,
dardurch befeftiget wirt der aloub bed gloubenden menfchen.
Zum andren: diewyl der Iyb und das bluͤt Ehrifti warzeichen umb:figill
find der wort Gbrifti, fo in der meß gefprodyen; derhalb fülle der yeicher
nüt anders in der meß verfünden, dann das put, Inter, fíar mort gott,
deß die zeichen ſyend. Welcher anberft meflet, der halt nit recht mef.
'— Sum britten: welcher nit verkündet das mort gottes, der halt nit meh.
Das bezügt Chriftus und Paulus, der e$ von jm gelernt; Matthät. uelis.
wie oben: Das tbünb in miner gedähtmuß! Als oft je das thünd, fo bte
Lündend den tob des herren! Der nachfolger muß war fon, oder Cbriftut
müß wochen.
Zweyte disputation su Zürich. 531
- Sum Bierten: wie den Rutineren die meg. Catinifd) (off. gelefen werben,
alſo den Walen wälſch, den Zütfchen tütfh. Dann on zwyfel Chrifius nit
calecutiſch mit (inen jüngeren ob dem nachtmal geredet bat, funder [ut
nnb verftändlich. So oud) meß halten ift ein teſtamentbrief lefen. Spöttlich t
ifs einem Zütfchen , der nit latin fann, ein Latinifchen brief vorlefen: dann
das ift des herren verſchwygen, ben in der fill meßhalten und nit verfün-
den. Paulus will, daß man verftändlich rede in bee Eilchen, und begert
meer fünf wort mit ter(tanb 3e nut der kirchen, bann zehentufige, bie nit
aeellanden werdend; damit das volf undertongt werde, und möge fagen: Amen.
$. Cor. XIV. 19.
Sun fünften: welcher recht meh haltet, ſoll nit allein fich felbs funder
ouch bie andren aeifthungerigen und durftigen ſpyſen und tränfen, fo. e$
bratrenb; und das mit beiderley gſtalten. Das hat uns Chriftus mit worten
unb werten gleert fprechende: Trinkend us dem alle! Welcher nun anders
leert oder tbüt, der fticht Chrifto ein fod) in finen teftamentbricf. Welches
weder eim engel vom himmel zu thin gebürt, nod) weniger einem menſchen
uf erden. Sat. I. und IIT.
Lieben frommen chriften! Das find min meinungen,- fo ich iezmal us
‚der gfcheift bericht bin, namlich bon den bilderen und von der mefle. Wo
die nit recht und dyri(tentid) wärend, bitt ich dd) all durch Jeſum Chriſtum,
unferen einigen feligmacher, ich bitt und erman üch durch das jüngft gericht,
wellend mid) bruderlich und chriftenlich undersonfen mit der gfchrift. Dans -
ich mag irren, ich bin ein menfch; aber ein ketzer mag ich nit fon. Ych will
id) (und beger das bon herzen) underrichten (affen, will ouch das von
menglichem 3e hohem dank annemen, min irrſal bekennen ; und mich üch nach
dem mort gottes williglich und in aller ghorfame underiverfen , oud) üch als
den nachfolgeen Chriſti trürvlich nachfolgen. Syd) bab geredt: urteilend je, unb
sonfend mich! will ich Ehriftum bitten, daß er uns fülichs ze thin fin gnad
verlyhe. Ex fagt oudy, er wäre eins ganzen jars nit bas erfröumt worden, bani
do er vernommen hab, man mwölle hie bon den mißbrüchen der meß reden,
deren noch bil find, wie Conrat Grebel anzeigt bat. UF füliche ftünb Ulrich
Swingli uf, und redt bife meinung:
Smingl. - —
' Conrat Brebel hat von uns erforderet bee mißbrüchen halb, daß mir bie.
ſelbigen anzugind; ſag ich alſo: Alles, ſo on ynſatzung Chriſti yingeriſſen iſt und
$ügetragen das iſt ein warer mißbruch. So man aber dieſelbigen nit einsmals
ab weg thuͤn mag, fo wirt not fon , daß man wider dieſelbigen bag mort gottes
. uf umd handlichen predige. Namlich fo ift es ein närrifch, unnütz, ja ein bine
derzügigs ding bon dem waren gottébien(t, das nüt föllend afang, fo man alfente
halben in ben tempfen rüchlet,? das nit allein der gmein mann nit per(tat fune
der ouch vil der pfaffen. Run fagt Paulus 1. Cor. XIV. 19. klarlichen, et
wölle lieber fünf mort reden, mit denen ex andere.erbume , dann ſuſt schen«
tufig allein mit der zungen bladren. Nun füllte man de nüt in der gmein
handlen, dann das von allen verſtanden möcht werden. Das ift ein mißbruch,
der wol zit änderen wäre. Der zyt halben: das teftament foll an kein aut
gebunden fon, funder, zit welicher fund einer deß begert, fo mag er basfele '
€) lächerlich. 9 röchelt, plártt.
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big empfahen. Alſo ouch der Heideren bald, die der pfaff anbat; fo er me.
(tt; wiewol ich von er(t, do ich vom canone gfchriben hab, biefelbigen nad»
gelaffen um der fhwachglöubigen willen vermeinend , fy ein amjeigung fun
des udens Ehrifti, wie bann im felbigen büchli wyter erklärt iſt. Diemul
ich nun bon etlichen eind andren bericht wurd, dife bekleidung fog abgesogn
.bon der fíeibung des priefters im alten afa, dannethar ein groffe uríad)
£nt(tanben bie meß für ein opfer ze halten: deßhalb ich diefelbig min bordrige
meinung der fleiber halb verwandlet und widerruft hab: Diewyl bann vo
der bad gfang meder die Kleider nienarzuͤ gut ift anderft dann zu eim
abzug des rechten waren gebetes , das i(t, der ufbebung des gmuͤts zu gott:
fo müß dasfelbig bin und abmweg gleit werden, ja zü finer apt, damit nil
ufrüren noch einigerley uneinigkeit under den chriften .entftande. Dann ta
tüfel facht und binbergat ung oft mit fpöttlichen Dingen , mie dann boctor
Sans Zwick gefter geredt hat. Das voll mug aübor mit bent wort gott
underricht werden , bag weder die fleibet, noch das. gfang zu der mef bimr.
Dann , füllte einer ieg on ein.meßgwand meg haben, fo wurde ein uflout.
Deßhalb, getrüwen, userwälten , lieben beübeen in Chriſto Jeſu, erman id
üdy um gotted willen, je wellind das wort gotte$ an die hand nemen, umd
dasfelbig ümeren unbretbonen zu dem allerflarlichften. fürhalten und predgen
darus fo erlernind, was bie meß foe, oudy daß man on die Eleider bilkichen
möchte mefhaben. So das volk alfo erbumen wirt, bann fo mögend diſe
ding on empórung hinglegt werden. . Diß vebt nun der Zwingli mit ei
ahdren morten, Uf das redt Eonrat Grebel: es wärend nod) ander mifbrüd)
ouch on die, namlich fo mwöllte er gern ein wüſſen haben , ob das brot
geheblet oder ungeheblet fun müßte: dann in mwöllte. anfehen Chriftus Gab
geheblet brot gnommen, demnach ouch die. heiligen boten. Antwurt Smingli:
«t .möchte dag nit probieren, welcherley beot e8 gemefen wäre , e$ läge nit
vil daran, ein. iede kilchhöre möchte (id) beB ‚vereinbaren, was brot fü bruchen
wöllte, ghebleis oder ungheblets. Vermeint Grebel: es wäre wol zuͤ geden
fen, dann es ſtuͤnde, panis, im tert, unb füllte nit finmwel * (un. Redt Zwingli
wie vor: aber der gftalt halb, daß's eben finmel fun müßte, das wäre unrecht;
“er möchte wol Inden, man näme amont brot bata , bod) fo wär. daran nit
afündet. Redt Grebel: alfo. (tünbe es alles an der kilchhoͤre. Antwurt
Swingli: ja e$ ftat alle an der kilchhöre was mit dem hellen mort gott
nit i(t usbrudt, fo fer, bag bas mefentid) nienen gednbret werde; als mi
ahebletem oder unghebletem brot verbandlen Eit. allein an der kilchhoͤre
bruch: denn daran (iit wenig. Sprach Grebel: das ift auch ein gründ
gottes, bag man in das b(üt Ehrifti waſſer fchüttet on grund unb anzug
aller göttlicher a(d)rift. Run hat gott, der allmächtig, ftof verboten, das alle
chriſten (tát unb feft halten föllend, daß wir nüt darzü ober darvon tbiimt.
. ibt Zwingli: Eonrat! du redſt recht, man foll das waſſer mit bargü bru⸗
chen. Sagt Grebel: bif ift ouch ein mißbruch, das ynſtoſſen, ſo die prieſter
den layen thuͤnd, glych als ob wir nit händ habind, und uns nit zimme den
[6 Chriſti fo wol anzerüren als ben pfaffen. Redi Zwingli: daran iſt gar
nüt gelegen; wir habend fein heitere gſchrift darum. Darum bat man die
conos, das iſt, diener, ghebt, die dasſelbig usgeteilt habend. Der Grebel
Semmel.
Zweyte biiputation zu Zürich. $33
drang machtig baruf, es füllte ein deber bas fefbS nemen. Sagt einer in
bet. (tuben: fo wir aber. allefammen lam wärind, fo müßtind mie einen ba:
ben, ber ung das facrament bute unb unftich. Zwingli fagt wie vor: wir
möchtind das nit us bem wort gotted müflen, ob Ehriftus fin (nb den jün⸗
geren in d'hand geben hab oder nit. Denn obfchon accipite, das tft, nemenb,
ba (tat: fo mag bod) barué nit eigenlich verftanden werden, daß fy es in
b'banb genommen habind. Dann e$ (tat oud) gichriben: accepit. acetum
Chriſtus in cruce, das ift Chriftus bat ben effid) am erüz empfangen. Nun
bat Ehriftus den eflich. ie nit in d’händ empfangen: denn fy marenb im ange⸗
naglet. Deßhalb es einer ieden kilchhöre heim gſetzt werden magi wie f)
das wölle bruchen. Conrat Grebel zoch wyter an: man wöllt jm den geiſt
gottes an die zyt binden; indem ſo man nun am morgen vormittag und
dasſelbig nuͤchter das ſaerament empfahen muͤßt, das aher Chriſtus im nacht⸗
mal gebrucht und ufgeſetzet hätte. Es wäre ouch zu erbarmen, daß die
mefienden pfaften allein den geift hättind an denen, tagen, fo in jrer vfeünb
botationbrief be(timmt mürinb; ud bem mol zü ceme(fen, daß fg allein von
der pfrünb und allein um gelts wegen meß haltind. . Zwingli antwurtet:
das farrament wäre nienan an das zut gebunden; das fähe man wol: denn
büt hätte man zu den achten meß, morn zu den zechnen. So er aber alfo
ängftiglich hieruf bringen mwöllte, bag e$ der aftalt und apt halb gebruchet
wurde , wie es Chriftus gebrucht bat: dann fo wärind wir an bas apt qte
bunden und müßtind eben die kleider anhan,. die Chriftus anghebt bat, unb
müßtind vorhin einandren bie füß mwäfchen. . Hierum fo wäre das oudy (tb
£iner ieden Lilchhöre in funderheit gelaflen. Uber das facrament follte man
allen menfchen under beiden gftatten geben wie Ghri(tus. Der pfaften batb,
fe allein uf bfimmt und gwüß tag meß hättind, bad wäre jm von herzen
leid, daß ieman das zytlich gut fo lieb wäre, daß er darum gott verkouft.
Ich bin in hoffnung redt Zwingli, je mine herren werdind bie meßknecht
abſtellen und ſy in guͤtem friden abſterben laſſen. Urſach: wäger und beſſer
iſt, man geb einem ieden noch ein pfruͤnd, daß er nit meß hab; dann daß
er meſſe. Ein ſoͤlicher grüwel iſt das gott mezgen und verkoufen. Conrat
Grehel vermeint: es. füllte kein pfaff fich felber foyfen. Antwurt Zwingli:
es möchte ein ieder nach yngebung des heiligen geiſts ſich ſelber wol ſpyſen
und tränken. Dann Chriſtus, der büt uns das ſelbſt, von dem wir es emp⸗
fahen. Diß it fumma diſes zanks, ſo hie entſtanden. Als ſich nun Eon»
tat Grebel vernügen Ließ, (tünb meiftee Conrat Schmid, conimentut zu Küß⸗
nach am Zürichfee, uf, alſo mit. großen ernft redende:
Here commentur.
D. Wiewol die zween bemeldten artikel, namlich bag man die bilder nit
ſolle machen, haben: oder eeren, ouch bag die meß fein opfer ſyge, fo heiter
und klar ſind erlütret und durch das göttlich wort ſo feſtiglich erhalten von
meiſter Ulrichen unb meiſter Löwen, daß darwider mit worten nik mag, at»
fochten werden. Darus etlich ſo hitzig find worden, daß ſy vermeinend, man
ſolle ouch mit der that in ſoͤlich fachen gryfen unb dnbrung machen on ver⸗
$ug. Weliches mid) anſicht, nit fruchtbar, fon fo ylends üsid umzeftoffen,
us bem grund, daß die menfchen find zu dem meeren teil allenthalb fo mot.
kummen in den mißbrüchen chriftenlicher dingen , daß fo Inchtlicher zuͤlieſſind,
man tbdte bie meg, ouch gar nad) Ehriftum ſelbs hinweg, weder die fürbitt
534. Siete bitputation zu Zürich.
der heiligen mit jere bildnuß. Dann (o find bero Blindheit, tof. fg Das bib
Ehrifti ndmenb gott, unb das bild 9Dtarid nennenb -unfere Liebe (com, unb
andere bild oud) den beiligen nad, das ift €t. Peter, St. Niclaus, Et.
Gertrut sc. glych ale ob fülche bild bie heiligen fuend. Darum fo von bel
unb (tein fprechend: der befig an. dem oder an difem ort bat mir geholfen;
das ift ein gnadenruch heilig bild: fo ed bod) nun ein holz it. Und mof
der bildhoumer darab gefchnitten bat, ift verbrennt und baby gekochet. Das
ander teil achtend fg alfo heilig und göttlich, als ob e$ gott (9g. Go man
ſoͤlichs abthät on wyter unbermofung, deren noch bil menschen manglend,
wurdend ſy ſprechen: man bat bie heiligen abthon, zu dem unſere (rom,
die würdig muͤter gottes; ouch iſt gott am kruͤz nit ſicher vor dem voll.
Dardurch das evangelion mee wurde gehindret dann gefürderet. Darum,
bere. burgermeiſter! frommen, fürſichtigen, wyſen herren! geiſtlichen, geleer⸗
ten, licben vätern unb bruͤdern in Chrifto! bedunkt mich not fot, daß man
zuvor ben chriften ein wyteren bericht gebe: wie fo Chriftum in jren herzen
fóllinb bilden und machen, wofür fg in föllind Halten und achten, was fo
jm fól(inb verteumen, meg (o (id) zu jus verfehen folfinb; oud) wofür man
die heiligen (ó((e Han, desglychen ire bilbnug, wie ſolchs alfo Mar uswyet
dad göttlich wort, das uns Chriſtum au einen zil (et, bg bem wir alle
Ding féllinb finden, und bie heiligen anzeigt, fo babind ouch alle Ding fum
ben by dem zil und ouch überfumnten jnen felbe, nit mir oder eim andren.
Darum ich by inen das nit füchen fol. Dann, hätte mic gott bilf und troft
an ein ort gefekt, und fein. weg darzü gezeigt: wäre er: nit cin färfichti-
ger trümwer gott. Darum wie Paulus uns das anzeigt Epheſ. X. 10, gibt
uns hierin guten bericht, fo er fagt: baB gott uns habe fammenbaft werfaffet
alle ding, die im himmel find und uf erdrych, in Jeſu Chriſto, glych ale ob er
foräche : : Se find zerſtrowt geweſen zu vil abgöttiſchen bilden: einer ift um
ein not in das oberland geloffen zu dem heiligen, der ander um ein andre
not in das niderland zu jenem heiligen, der Tutſche in Wälfchtand , der Walſch
in Zütídanb. Iſt fürhin nit meee not alfo Hin und bar um üwer net zü
koufen. Gott bat üch alle ding zuͤſammen geſetzt in Chriſto Jeſu; da ſindend
jt alles bas, fo je bebürfenb, bu einanbren ſammenhaft. Stond ab von dem
ſtuckwerk! loufend zu dem rechten vollkummnen brunnen! loufend on den
rechten hufen des trofts unb bilfs! Welcher nun Gbriftum in fin herz vet
faffet, als ob nit alle ding by int funden merbinb, der macht ue im cin
abgott. Dann ee jm ein andre febmbe geftalt gibt; unb welicher bie Geilie
gen verfaßt in (inem herzen, ale ob er by inen. finde, das alkin Bg gott
funden wirt, der machet us den Heiligen abgött, Welcher dann by ben bit
den föliche fücht unb vertruwt ze finden, dem ‚find bie bild rechte abeött:
dann alfo laßt man Chriſtum Jeſum nit Gere unb. meiftee fon im fenem
rod, Go nun jr lieben herren habend genügfam gehört göttliche gefcheift,
darus jt gott recht erkennend: find je fchuldig gebot Laffen usgon in dint.
gen acbieten, baf man jn allein eere, anbete und anruͤfe, wie bee fünig
Rebukadnezar, als im büch Danielis gefchriben fat. So bald er geit
erfennet durch das, do Sadrach, Meſach und Sibebnego in dem brünnenden
ofen unverfeert blibend: ließ von fund an ein aebot usgon in ſinem vy,
bag iedermann den waren gott füllt eeren; unb. weicher den (d(teete mit ci
nem wort, der füllt berberbt werden umb. fin bus serftört. On zwyfel durch
^ Bwente biiputation zuͤ Jarich. | £35.
-fétidy verbote ſielind ſelbe Hin alle andre abgöttifche bild. Ouch der fünlq
Darius im felbigen bid), to er erkannt, ba gott Dantelem hat befchirmt
in der grüb bor den- geimmenden bungerstodten? Löwen, und jn us. ber
löwengrüb erlöfet: Lie ev ylende ein gebot usgon in fin ganz euch: daß
tedermann föllte den einigen waren gott fürchten und eeren, bee den Danies
lem erlöst hätte: dann fin vod) ift ewig, und er wäre ein erlöſer und bee
halter. So die heidenfchen regenten habend', fo bald fg gott erfanntend ,
gebot laffen usgon, man föllte jn allein eeren und fürchten: mie bil meer
fólfenb bann die chriſtenlichen regenten, fo ie; den chriftenlichen namen tra«
gend, als bald fy Ehriftum ecfennenb, usgon laſſen gefchriftlich gebot unb -
underricht: daß man in jren land und gebieten nieman ſoll anbeten, anrüs
fen und ceret dann allein Chriftum , ben für ein einigen tröftee. und note
helfer erkennen und ein herren über alle ding; ouch daß man bie bilder
erkenne holz und fein, bag barin fein Eraft oder heilinkeit foe; wie bann
Paulus fürgibt: So wir, fpricht er, göttlicher art find, föllind mit nit
meinen, bie gottheit foe aluch bem gold oder dem filber oder dem. fteinin
bildwerk der menfchlichen funft und dichtung Act. XVII. 29. Und fo man
bericht wurde, baf in den bilden fein gnad noch Heiligkeit ift: füllte Danach
denen nieman fein cer tün, fein büt abziehen, Bein knüw bucken, feine
liechtee brennen, fein opfer bringen, fein fart verheiffen, nit zü dem holz
oder fein fagen: hilf mir! Dann allein zu dem namen Chriſti follenb (id)
biegen alle knüw, bimmelifche , irdifche und hölliſche; das ganz berg ſoll
jm anfangen, dag ganz gemüt (elf (id) in in verſenken, alle kräft follend
fid) an jm üben umb bruchen. Und feli) underrichtlich gebot in gefcheift
klarlicher, bann id) barbon fag, allen pfarreren befoten finffiglich dem polf
zu verfünden zu den bideren malen by verlierung jrer pfeünben, batus
bann heimifch und fromd fo sif bericht werdend und evfennenb, bog fy kei⸗
ntt heiligen bedörfend zu fürmündern, nod) sit minder jrer bildren notwen⸗
big find — nach ſolichem gebot wurde dann güt darin handlen mit ber that;
möchtind bann on unruͤw und widerwillen alfe mifbrüd) gebeflert und ge⸗
Ändert werden. Duch mengem das wurd gefallen und von jm gelobt, dem
es on fBlichen bericht mißfallt und das übel (dift. Darum zu einem ane
fang, daß chriftenliche leer in aller landfchaft üwer miner herren glychför⸗
mig geprediget werd von allen pfaffen, wirt not fort, bag man das in ein
buͤch verfaffe und uf das (anb fchicke, den priefteren gebiete, daß fo Fliche
verküpdind. Sy ſchryend ſuſt in emiafeit, ſy babind das evangelium ge»
predget; fo fo (don bon menfchentand gfeit band und- des heiligen evange⸗
Kong nie gedacht. Alſo kummt die [eee Chrifti nit recht barfür. Ir (6C
lend alle pfaften heiffen predigen, das Ehriftus finem jüngeren empfolen bat
ze predigen, im adanug ze geben, daß ee file uns geftorben foe und wider⸗
um uferfianden: weiche das aloubinb für fy gefcheben, bie werdind ſelig 1c.
Wiewol die bifchof fülltind ſoͤlich befelch tbün und geben allen prieſteren
jves biftums: fo weerend fy unb verfolgend bie; fo bad enangelium predgend,
wertend (9. in afdngnuf. Sy wülſſend villycht unb empfindend jres hohen
yomps ein abgang. Dann, foll der arm, bemütig, blütig Chriftus dem votf
verfündt werden, fo müflend bie rychen bochfärtigen guldinen bitum ze '
4) Hungeröfterdenden.
$36 Zweyte tifputation gi Zürich.
grund qon. Söollend fo dann ufrecht binben, fo muͤß Chriſtus gat aw den
suggen fallen. Dann es mag den ftich nit länger enthalten; e$. muß eins
' Bas ander umfte(fen. Da mig die weltlich hand fet -beben, bag Ehriſtus
ufrecht blyb unb ufgericht werd; ich mein, fin mort und leere. Es gieng
wot zyten auch alfo, baf bifchof den enangelifchen predgeren weertend, und
nienan lieſſend blyben; aber bie weltlichen befchirmtend fu, wie wie dann
Act. XXIII (efen.. Do Pahlus, für den hoben bifchof geftelft ward, umb
da erzält, wie jm Chriftus befolen hätte in zit verkünden: ſagt der biichof
zu denen, die um den Paulum (tünbenb, (y fölltind jn uf das mul ſchlahen.
Und ein vott, des bifchofs (uppenfrefier, fchmürend sefammen dem bifchof zu
wolgrfallen,, f$ wölltind füchin nit meer e(fen oder trinfen, bie (9 Paulum
umbrächtind. Aber die weltlichen bſchirmtend jn; ber oberfi boubtmann
geleitet in in das heerlager, unb (didt in mit eim reifigen züg dem Lande
berren Selig, daß et ju vor den bifchofen beſchirmte. Die geiftlichen präla«
sen babenb bie priefter utgefenbt uf die pfründen, glycherwys mie ein
bouptmann fine földner us uf die lifrung ſchicket: (o ſoͤllind (id bebeifen
mit ſpys unb tranf. Go fg aber wuter grufend bann uf ſpys und teant,
beroubenb bie armen [üt gae, fummt flag für ben feldherren: fo meeret ec
jnen nüt; ee be(orget, fo er (b Darum ftrafte, wurdend fo ein gröfferen folb
forderen, bag, (9 by jm im feld blyben möchtind. Alſo hand bie bifchof,
äbbt, próp(t und die ftift bie prieter uf bie lifrung gſchickt, bag fo fib bes
beifind, wie fy mögend. Sy zühend den zehnden gar dannen, und faffenb
den priefteen arm, Klein underhaltung; bo habend bie pfaffen müffen erden
fen votiva, meſſen verfoufen, und guldin meflen erdacht, bie noch mec
guítenb; babend erfunden Librum vitä, mwuchenbrief, fchabrödel, ſchindzedel
und derglychen vif. Do babenb fo in den predginen der warheit müflen
verfchonen , bag difen dingen fein. fchaben befchech. Wo bann Mägde* file die
prälaten fam: fu félftinb bie priefter u$ den gehenden genuͤgſamlichen verſe⸗
^ ben; fo wärend ber welt überlegen,? daß (9 den gehenden ſölltind geben
und darzuͤ den priefter us jrem eignen fedel ouch erziehen; zu dem fo werde
jnen das evangelium nit gepredget: bo habend die prälaten jnem das nit
wellen weeren und das ebangelion 3e predgen befelen. Urſach: wann fü das
sdangelion recht erwutfchtind und barfür zugind heiter und Har: fo wurde
Chriſtus widerum dadurch in fin herrſchaft afeßt und ufgericht. Denn fo
möcht ec die fünd? nit by jm dulden; er wurd e$ alles ze hufen ſtoſſen.
So die geiftlichen nit darzuͤ wöllend helfen, daß Chriftus widrum ganz unb
ufgericht werde: wirt not fun, ba bie weltlichen das unberftanbinb. . Jr
babend bishar , lieben herren! mengem weltlichen fürften geholfen mmibeum
in fin herrſchaft um gelts willen. So heifend nun um gotts willen Ehrifte,
unſerm berren, wiberum in fin berrfchaft, daß er in üwren gebieten allein
werde angebetet, geeret und angerüft, und in uns chritten allein herrſche
unb vegiere, und werde darfür geachtet und gehalten von den üwren, darzüͤ
$n fin vater gefeßt hat und uns geben als für den einigen wuren mitiler,
erlöfer unb nothelfer! Und nemenb die fach tapfer und chriftenlich in bit
bänd! Dann bif ift die recht ecc der heiligen, bag man Chriſtum lafle- herr
(on über fo und über alle ding im himmel unb uf erben. . Es klagend ſich
%y age. 9) überläfiig. ) Erfindungen, Lifte.
Biwehte bifputation zü Zürich. $31
vit, man wölle die Heiligen nit laſſen blyben, und fo zu nfft machen. 936
Hag mid) vil meer, baf man Ehriftum Jeſum zu nüt macht; bag er. das
nit meer gilt, darzuͤ er. geben ift von (im vater; daß er fol. vergeben. geftor-
ben fon, ımd gar us dem mittel! geworfen it, und man bis heiligen über
jn bat erhebt wider jren willen und wider bae .göttlidy gebot; das die gröſ⸗
fe erzücnung ift der heiligen und ein aeiftlicher diebſtal, gott (in eer fielen
und den heiligen geben. Liefle man Ehriftum allein here und meifter fort
über alle ding! unb fo er uns alfo ruͤwiglich möchte regieren und fin wert
in uns verbringen: fo hättind wie- under cinanderen brüderliche ruͤw, chri⸗
ftentichen .feiden , göttliche hulde und gnab bie im zyt unb darnach das ewig
Ieben. Das verlych üch gott und allen chriften! Amen.
. Gind) uf dife ved (prad) Sebaftianus Hofmeifter , doctor und vradicant
von Schaffhuſen: Gebenedyet ift bie red dines munds!
Demnach ſtuͤnd D. Joachim von Watt uf ernſtlichen ermanende: ob
jeman meer in bee ftuben wäre, dem nit genüg beíd)eben , daß ec iegunb
um gottes willen und um ber warheit willen harfür mólíte treten unb bate
felbig offnen. Hie was nieman überall, der üzid biewider wöllte. Als
num iedermann ſchweig, ftünb Smingli uf, unb ermant ein eerfamen cat
Dergeftalt: inaf.
wingl
Zw
Eecrſamen, gnadigen, lieben beer unb getrüwen userwälten bruͤder
in Chrifto ! Ih ermanen üch zu dem alferfinfligeften, bafi jr gott wellind
laſſen walten in denen dingen , die der geifk gottes Leert und heißt. Dann
ie alles, das gott, unfer einiger teoft und ſeligmacher, (eert und undermwifen
bat, dem ſollend billich affe chriften gefölgig fon. . Laflend (d) nit erſchre⸗
den, gndbigem lieben beeren ! Gott ftat an unfer foten; der wirt bas fin wol
beſchirmen. Sd) kann wol erkennen, daß üch, minen herren, bil zü: handen
ftot, das aber wenig bedenkend, allein um des lutren worts gottes willen.
Mun im namen gottes! man müß den herren laffen walten; ber. wiet. bie
(nen in emigfeit in feinen. nöten nit, verlaflen. Hab wol vernommen, wie
daß gefter ze nacht etlich bin unb wider geloffen find und gefagt, man wölle
kesund bas blüt und ben Iychnam Chriſti in ‚die ſchlaftrünk sieben. Der
meinung it nieman. .
Diß redt der Zwingli mit ſo groſſem ernſt und mit ſo getrüwem ge⸗
muͤt zů chriſtenlicher einigkeit, daß er ſich felbs mit vi andren bewegt zık
weinen, alfe daß er nit wyter vermocht zu reden. Do flünd Leo Sub uf,
und redt nit mit minderem eenft die meinung:
Leo Jud.
«Lieben mine bruder in Chriſto! je habend gehört, wie daß uns mine
herren von Zürich anfangs diß handels gſetzt habend menglichem amwurt
ze geben der gegenwürf bald, fo von üch harfür getragen. tum erman ich
(id) um gottes willen, je wellind miner unzucht,? fo ich villycht brucht,
überfehen, unb wöll ein iedlicher dasſelbig dergeſtalt und mit ſoͤlichem ge⸗
müt von mit ufnemen, in dem es bon mir geſchehen iſt. Ich erman dá
hieby ouch, je wöllind bem wort gottes on underlaß obligen, und dasfelbig
Aweren undertbonen fef prebgen unb fürhalten nad) der einfaltigen mei
*) Mittelung, Vermittelung. 3). Unbeſcheidenheit.
rj
338 Swente diäputatian zü Zürich.
sung Chriſti ii beſſerung unb mit 38 böſerung. Alſo mill ich, ob qeu
will, unbereudt by dem wort gottes blyben unb min Ichen darby laffen.
Stieman mag der feel (daben, bem lyb mögend alle menfchen fchaden. nd
jt, fo der gefchrift verftändig find, wöllend dasfelbig nit zü 3anf (als bann
etlich tbünb), nit zu hochmuͤt, ſunder ad. einigleit und beflerung ümerer
fittet unb des nächften menfchen bruchen! Ir mine berren von Zürich fel.
lenb ouch (tof , wie cheiften gebürt, by bet (eer gottes biyben und beg wori
befchiemen. Ir föllend ouch fchaffen, bag big in üweren gebieten den üwe
sen gepredget werd, und man dem mandat nachlumme von üd), minm
bereen, usgangen. So das. befchicht, fo wirt gott gewüller fad) in ewigkeü
by üch (ton ale by (inem userwälten. Summa finer reb.
Zwingli begert ouch, man füllte jm finer ungeſchickten morten verspben;
ermant such bie, (o fid) bep gefchrift unberneminb, daß (9 nit meer möllind
wüſſen, dann gut foe. Dann er füntliche arbeit habe zü üfnen Das mort
gottes, bie nieman bekannt (ge dann gott und jm allein. Ermant oud
, hieby, e$ wölle nieman von fin felbs gewalt üzid handien, wie dann ic
mit den göben befchehen.: Summa. |
Nach difem allem ſtuͤndend bie dry boctored, bie präfidenten, uf, unb redt
Doctor Joachim alfo:
Doctor Joachim. |
Herr burgermeiſter! edlen, geftwengen, frommen / lichen, terfanten, wo:
fen und gnädigen herren, von Heinen und groflen räten bifee Ioblichen fat
Zürich! Als bann ümere cerfame wysheit ung, wiewol Heinfügen, in a»
gang des anfichtigen,* treffenlichen? und cheiftenlichen bandels 3d präfden-
ten unb (diiblütem verordnet und beftimmt bat: befelend mie mine herren
bectoren unb. mitpräfidenten, (d der eeren halb, ouch geneigte unb. and»
Dias willens, uf das höchft unb obreft ze danken; enbietend fid) Desfelben
halb, und id) mit (ammt inen, ſoͤlichs um ümer eerſam wysheit zu beſchul⸗
den und zu verdienen; wöllend oud) unfer anädig herren gebeten ban, ven
uns unfers beften vermögens nach, fo wir nit gefpart, für güt zu haben.
Zu dem, als jc min gnädig herren fammenlich und funberlich die bitp
tation der zweyen bouptattifíet, namlichen von den bilbnuffen oder
götzen, ouch von unfeßung der meß und mißbrüchen der felbigen, iez uf
dritthalben tag ernftlich und fiyffigtich gehandlet, gehört, vernommen und
verſtanden band, wie und in was maß bie mit urfachen und mit vermein⸗
ten gefchriften angefochten, ouch mie (y bon den geleerten, meifter Ulrichen
Smwingli und mei(tee Leo Jud, tmeren wächteren und predgeren, befchirmel
und behalten find: will uns bebunfen, und band deß marlid) nit zwyfel, bie
heilig gefchrift, das göttlich wort, werde. nach finem inhalt (tuf und umüber-
wunden biyben. Daß aber uns in difee fach zimmen und gebüren wölle
üsid zu (precben ober urteilen, das will es nit: wie band ouch deß bon üd
nod) ieman anders feinen. befelh. Lind erfennend wol, daß wir füliche on
argivon eines frefels und vermefienbeit nit fürnemen möchtind. — Hierum,
anädigen: herren ! -feßend wir deg gehörten handel zü üwer cerfanen wot
beit, den zu ermeflen unb den zu bewägen, ? mit großer hoffnung, gott, bet
allmächtig , werde üch, als den obren, ouch geneigten und willigen aii 6e
Q anfehnlichen. f) wichtigen. 3) emmögen.
/
Zwedte bibyntatlon zü Zurich | $39 °
doiemen bit warheit, yngeben und fürfchlahen mittel unb weg, durch die
- das wort gottes, bas- fin ſelbs richter ift und fun will, gehandhabt unb ges
yrediget, bargd die mifbrüd), fo lange zut us berbängen des zorns gottes
yngewachſen find, ou verletzung der blöden in üwer landſchaft abgeftellt
und Hingethon merbinb. Wyter befelend mir mine herren und bruͤder mib
preäfidenten ze reden mit geiftlichen und weltlichen bie gegenmwürtigen, fq
wöllind alles das, fo wir gehandlet, im beften annemen und berfton, und
nit für übel Ban, daß wir nad) erheifhung ber ordnung, ouch us befelch
eins. burgermeifters und räten, etlich mit irem namen anzogen, und nen
zü bifputieren plat) gegeben: mann das nit ug baf ober uffat , als villycht ete
[i habend wellen verfton, funder us ‚güter meinung zü erkunden den grund
und warheit beſchehen ift; und wol zü berfton, daß mit us unbeefeónem zuͤ⸗
fatf zuͤ bifem amt erwält, denen der meerteil difer menge unbefannt, üzid
gfärlichs handlen nit Habind mögen. Wöllend die fad) alfo mit befchloflen
haben. Demnach ſtuͤnd der herr burgermeifter uf, und rebt alfo:
Burgermeifter.
Bnädigeh lichen herren! und güten feünd in Chriſto Jeſu! Es habend
üwer etlich fachen haryn gezogen nit zu der fach dienende, die ich Hab gheiſ⸗
fen ſchwygen und abfton. Bitt ich dd, jr wöllind mir dasfelbig verzyhen
unb nit 44 argem rechnen. Je mine herren präfidenten! Mine herren von .
Sürid) dankend üd) zu dem allerhöchften, fo fu vermägend, baf jr jnen zuͤ
sollten worden find. Sy erbietend fich ouch föliche gegen üd) allen und
gegen tim ieden infunders zu verdienen, wo ſy das Lönntind. Desgiychen
out je, mine herren von Zürich! follemd das wort gottes tapferlichen, manne
lichen , on alle forcht annemen. Gott, der allmächtig, wirt üch glüd geben.
Ich fann nit wol von ben fachen reden: ich veb eben barbon wie der blind
ton den farben; iedoch fo muß man das wort gottes redlichen an die hand
nemen. Und bittend gott allfamımen , bag e$ wol gang! Diß tebt der bure
germeiſter 9tóuft mit groſſem ernſt mit lügeren und mit meer worten.
Diß it aber fumma.
Die fnb doctor Joachim wider uf alfo (agente:
Doctor Joachim.
Speer burgermeifter und gnädigen herren! Mine herren mitbeübder unb
vráfibenten befelend mir, üwer eerfame wysheit teümlid) ze bitten um gottee
willen: Ir wöllind der armen gefangenen bie fo lange aot ſchwerlich gele⸗
gen, gndbiglid) gnaebenf fon in maß und geftalt;, wie am möntag zuͤ
abend vergangen doetor Sebaſtian von Schaffhuſen in unſerem namen
met wusheit fürgehalten bat.
| Do ftünd der abbt von Cappel uf, unb ermant die herren von Zürich,
daß fo die fachen des evangelii unerfchrocden anneminb , und dasfelbig (wie.
der commentur gſagt hat) verfchaffind gepredget werden. Dann pil der pfafe
fen wärind ungeleerter, bann daß ft fónntinb ober möchtind das ebangelium
predgen. Was in (inem vermögen wäre, das wöllt er nit fparen finder
mit ftóuben eigner perfon barftrefen: bann es müßte gepredget werden, wöllt
man ächt chriften genämt werden. Der gfangnen halb begert er ouch, bag
mar (9 um gottes willen der afängnuß, fo min ein güte eot gewärt hätte,
' $40 Bivegte bifpulation zuͤ Jarich.
wu Das begertend ouch der prop und der eommentur won Sj.
nad.a).- ' U
*, dit ift zů bem allerkürzeſten bie ganz ſumm unb. inhalt difer bifputation
oder gefpräche, der göben unb bee meß halb, begriffen, fo voe eim eerfamen
chriſtenlichen aefeßnen vat der Loblichen ftatt Zürich oudy funft ver menali
. chem verloffen und gebanbiet;: obglych wol vil andere reden, von etlichen
bſchehen, nit ofcheiben ſtond. Iſt bie urfad, baf fu nit zu der fach gedient
babend , deßhalb id) fo -ungefchriben verlafien hab. Beſchehen uf zut 1m)
' tag, wie bor gemeldt. Hiemit befild) ich mich allen getrümwen dieneren Chrii
^ in je gebet mit begern erledigung jeer gwüßnen. b) Anno MDXXII.
a) Niklaus Hottinger. ward auf zwen Jahre aus dem Gebiet von Zürich
verbannt; eben fo der Weber Hochrutiner; Hans Ofenfuf erhielt einen Ber:
weis vor Kleinem und Grofem Rath. Sie mußten alle gemeinfchaftlich bie Koften
bezahlen. Die ernfte Strafe billigte Zwingli um der Umftünbe willen. — Sottinger
begab fid ín die Landvuogtey Baden, wo er an mehreren Orten eifrig wider Bilder
und Meſſe ſprach; deßwegen ward er vom Zandvogt Fleckenſtein von Luzern gefangen
genommen, und, als das Landgericht zu Baden ihn nicht zum Tode verurtheilen
wollte, ben Eidsgenöffifchen Gefanbten, auf einem Zage zu Luzern verfammelt,
Iberantwortet, die ihn bann zum Tode verurtheilten und enthaupten liefen. (Bullinger.)
b) Bullinger beruft fich bey feiner ‚ganz kurzen Erzählung von die ſer Disputatien
auf diefen ausführlichen Bericht Hetzers.
4
9
Ein Kurse dristenlide anleitung
| die ein eerfamer rat der ftatt Zürich
ben feelforgern unb praͤdieanten in jren flätten landen und gebieten .
teonbaft zügefandt habend
damit fy die evangelifche warheit einhellig fürhin berfündind -
- unb jeen underthonen predigind .—
Usgangen uf den 17. tag novembris
MDXXIIL .
Shriftliche Einleitung -
Ohne Auffchub ward nun nad) der Disputation von dem Rathe
zu Zürich die Anbahnung getroffen: bag dad Kirchenwefen in feinem
"Gebiete (id allmaͤhlig entwidelnd fo gefaltet werde, daß ed den
Orimdfägen entfpreche, welche von Zwingli und feinen Freunden ald
ichriftmäßig behauptet wurden‘, und von ihren Gegnern nicht wider
legt werden fonnten. Zwingli erzaͤhlt ſelbſt in einem Brief an Va⸗
blan (11. Nov. 1523), wie dieß unternommen ward. Die Berathung
ward vier Gliedern des Kleinen, vier des großen Raths, Joner, Abbt
von Eappel, Brennwald, Propſt ju Embrach, Schmid, Commthur gu.
Kuͤßnacht, und den drey Stadtpfarrern, Zwingli, Engelhard und Leo
Sub übertragen. — Cinmütfig befchloffen fie: durch eine kurzgefaßte
Einleitung auch bie bisher unwiſſenden oder wibriggefinnten Pfarrer
von bet chriftlihen Predigt unb Gottedverehrung zu unterrichten.
Denn — fagt Bulinge — „in dem gefpräch und ouch fuit hat
man vilfaltig verflanden, voie meerteild bie pfarrer uf dem land un⸗
belefen und unberichtet gotted wortd, Darum ward angefihlagen, einem
kurzen bericht zu flellen, voie fo dem gemeinen mann möchtind komm⸗
lich und einfaltig die warheit verfündigen.“ Zwingli verfertigte dieſe
„Einleitung“ aufs ſchleunigſte. Schon am 9. Wintermonat ward fie
vot Rath gelefen und genehmigt; den 17. erfchien fie gebrudt, und
ward allen Pfarrern ded Gebietes zugefandt. Dann ward verordnet:
baf der Abbt von Eappel jenfeits des Albis; ber Commthur von Kuͤß⸗
nacht in der Zuͤrichſeegegend und in der Landſchaft Gruͤningen; Zwingli
aber im Landſtrich gegen Schaffhauſen und Thurgau predigen ſollten,
2 ihnen nöthig feinen möge, der Reformation eingang zu dere
affen.
£43 Qig kurze chriſterliche ynleitung
Yım wolllen aber der groͤßte Theil bee. Geifſtlichen it der Ein
möcht mehr Meß Halten, unb ein großer Theil bed Volks an derſelhe
nicht mebe Theil nehmen. Der Rath befchloß: die (Gemaͤhlde⸗) Zeikı
ſolllen verfchloffen unb die Bilder nicht mehr herumgetragen vota;
e$ ſolle einem jeden freu (leben, ob er Meß halten wolle oder nikt,
Mespriefter aber nicht befchimpft werden; die „chriftliche Einleitung:
fole den Bifchöfen von Con(tany, Ehur unb Baſel, ber Univerfit
Bafel, unb den Eidgenoffen mit dem Anfuchen überfandt werden, die
aus der Schrift zu machenden Einwendungen gegen biefelbe mityutto
(en: bann fol, nach einem halben Jahre, die Sache moieber zu m
fcheidendem Entichluffe vorgenommen werden. Diefe woeife unb milk
Anbahnung der Reformation mise den Schwärmern. Der Muri
fiftenbe Simon Stumpf ward bed Landes vertiefen. Dem Konrad ih
mann, bee noch immer im Widerfpruch gegen Zwingli beharrte, wid
eine befondere Disputation mit demſelben vor Rathaͤgliedern unb &—
lehrten geſtattet. Immer allgemeiner drang nun die Reformation
das Voll, Myconius vertheidigte bie Dieputation unb bie derſelin
folgenden Verfügungen in einer Drudichrift mit bem Titel: Ad Sacer
dotes Helvetiae, qui Tigurinis male loquuntur, suasoria, ut mk -
loqui desinant, Tig. in aedibus Chr. Froschoveri 1524. Mense Fe.
Er frügt bie Gegner: Warum man der Aufforderung bed Rathes om
Zurich „mit der heil. Schrift fie eined Beſſern zu belehren“ von Ci
der Bifchdfe unb der Beiftlichen nicht entfprochen babe?
Bon der „chriſtlichen Einleitung“ if mut eine Ausgabe Bann.
Gwalter gab eine Satiniiche Ueberſetzung derfelben in Zwingli Ope
T. L Fol 264, a — 278, a.
Mandat.
Wir der burgermeifter, vat und der groß vat, fo man ndmt die put
hundert der ftatt Zürich , enbietend allen und (eben, geiftlichen und mil
(ben, prälaten, abbten, bedyanten , lütprieſtern, feelforgeren, pfarrern un
des göttlichen wortes verfündern, in unfern flätten, landen "und adit
wonenden,, unfeen arüß, aunft und alles güts zuvor. Und als je im (titt
son uns an üd) usgangnem manbat unfer befeldh vernommen , und dam
verfianden, wie wir (id) (fo bald das (gn mög) verheiffen habend ein furi
pnleitung , burd) die geleerten us der göttlichen gfchrift gezogen, in DM
brud ze ſchicken: a) it uf unfer verordnung fölich afchrift aftelít, die wit
ady) „Uf das gefpräch Tief ein eerfamer rat von Zürich ein manbat usgon, darin
allen pferreen wiberum geboten ward, allein das göttlich wort ge prebigen, uud v
der die artikel, die fo in dem gefpräch mit erhalten mögend, nit fchmächkic ned ai
ruͤriſch Azid Handien ; fo werde man inen in kurzem ein pnleitung fenden, nad bet
ein ieder fid) voüffe ac Halten. (Bullinger.)
Ein kurze Apriftenliche pulcitung. ‚688
derhoͤrt, und unfers bedunkens us göttlicher ebangeliſcher gſchrift des nüwen
und alten teſtaments alfo kräftiglich gegründt, daB mir. (id) bie nach unſerm
gheiß nit verhaltend, ſunder üch gmeinlich und iedem inſunders hiemit gl»
geſchickt wöllend haben ꝛe. Hierum fo ift unfer erfordrung und meinung:
daß ir dem jüngſten ob angezeigten mandat nachkummind, und diſe unſer
iesige üch zuͤgeſchickte anleitung und ynfuͤrung trüwlich verleſind, bie evan⸗
geliſchen gſchriften, darin angezeigt, in bero original mit fiyß nach der
tänge befehind; güter Hoffnung , fo werdind dd) und menglich in erkanntnuß
warer 'göttlicher gafchrift roter. füren. Zu bero wie üch mit’ allem ernſt
und um gottes willen vermanend, mie dann eins ieden amt u$ gottes orbe
nung und befeíd) Cbri(ti erforbret; damit die war erkanntnuß und eer gottes,
heiftenliche liebe und einigkeit, oud) befferung unferer fitten us dem mort
gottes gelernet werdind, oud) für und für zünemind. Dann ie unfee mel»
nung ft, bag ümer (ere mit dem evangellum in unfeen gebieten allenthalb
dahin ernftlicy reiche und einhellig 49e. Ob aber under did) ieman wäre,
der fümig oder widerwärtig fun wöllte, und das on grund ber heiligen gött⸗
tichen und evangelifcher gſchrift handlete, wurdend wir wider Piefelben bee
maffen uns .erzeigen, barmit fy befundind unrecht und wider bie (eee Chriſti
gethon haben. Und wie wir bor in gmeiner verfündung und üwer aller
güfammenberüfung beeder actif(en, der bilden und der meg, halb unfer ande»
big herren , die bifchof von Coſtenz; Chur und Bafel, oud) bie univerfität
dafelbs , desglychen unfer getrüw lieb eidgnoſſen von den zwölf orten, ouch
ander fründlich befchriben und erfordret habend, daB f uns burd) je gleerten
botfchaften in denen artiklen durch die war göttlich ebangelifd afchrift bee
richt ze geben Gulfinb sc; alſo find wir nachmals begierig, wer ung durch |
die waren göttlichen gfchrift beſſers oder anders berichten fann, daß wie
fötiches mit funderm dank unb fröuden von inen gütwillig ufnemen wöl⸗
(tmb. Wir dHittend ouch hieby abermaln alle und debe, fo uns ienbert *
befundind wider gott und fin wort des heiligen ebangelit geirret haben,
oder unrecht daran ze fon; daß (9 das um der eet aotteg, der warheit und
chriſtenlicher liebe willen fründlich us bem rechten mort gottes unb ebangetit
wöllind anzeigen. Sdliche werdend wir qd hohem dank annemen und emofahen.
Ein kurze chriſtenliche ynleitung.
Anfangs, fo ein ieder wol merken mag, daß bie hütigen fecit allein u$
etlicher unverſtand entfpringend; unb aber alles ntenfchlich leeren vergeben
ift, e$ foc denn, daß gott den menſchen inwendig erfüchte und ziche: fo (otf
ein ieder chriftenmenfch befunber unb, fo man gmeinlich. betet, gott dnaftig-
lid) ? antüfen, baf er das liecht fines wortes harfür lüchten, unb ung ar⸗
men unmwüflenden menfchen mit finer grad ziehen melíe, bag wir jn vedi
lernind erkennen; und fo wir jn. erkennt, rechtlich gewünnind, und demnach
us liebe fin alle unfere händel nach (inem gefallen richtind, und nach bifem
zyt jn dört emwiglich gnneminb, nieffind und befiginb. € wirt ung gott
ſoͤlicher bitt gewären. Denn er bat ung verheiffen, morum wir jn anrüfinb,
2) irgend worin. 3) angelegentlich.
544 Ein kurze chriſtenliche vuleitung
welle er geben Diattb. X VIII. 19. Oud, foridgt ec Que. XI. 13: So je, %
bös find, gute gaben üweren Einden könnend geben, wie bil met wirt üme
bimmelfcher vater ein beligen ober frommen geift geben denen, bie in anrüfm,
Es fpricht ouch der heilig Jacob I. 5.6: Ob üwer since wusheit mangia,
fo. begere die von gott! der gibt allem menfchen (utere und einfaltiglid wx
ufheben: fo wirt fg jm gegeben. Er foll aber im gleuben oder verteumm
begeren nüts zwyflende 1c,
Demnach gebürt fid) one zwyfel die leer gotteg, der maß Chriſtut e»
arfangen bat, anzeheben. Nun hat Chriftus alfo angehebt: Beÿrend üt!
das rych gottes ift genahet Matth. IV. 17. Marc. I. 14. Alſo föllend eud)
wir one zwyfel in difer fündigen melt (drgen: Beßrend üch! Ja als Sebannd
tönfer darzu hat getbon Matth. III. 10: Die ar ift fion in bie wurzen da
bóume gethon. Ein ieder boum, fo nit güt feucht bringt, wirt abgehoume
. and in das für geworfen, Damit aber ein icber wüfle, warum er fid) doch hr
ren (ólfe: ift not, daß er fin fchuld erkenne. Darum ift not am erften den ur
fprung der fünbe ze wüſſen; und nachdem wir den findend, fo wirt cin iederbg
jm felbs (id) für einen fünder verurteilen und (id) an bie erbärmd gottes eracden.
Die ſünd leenet man zwifaltiglich erfennen, einift von der geburt bar;
zum andren findend wie fo in unferen anfechtungen: Bon der geburt ba
find wie alle finder: denn wir find alle von Adamen geborn. . Run ik
Adam, et er ie gebar, in die fünd, breften und tob gfallen; alfo folgt cud
taf alle, bie von jm fummenb, fülchen bre(ten von jm erbend. Denn di
wenig ein menfch einen engel gebären mag, alfo wenig mag ber gralia
fündig Adam einen unfündlichen menfchen gebären. Adam ift alfo gefallen
Gen. II. 17: 9((d jm gott im paradise das holz der funft* bet qutm und
böfen verbot, ſprach ex: Welches tage du davon effen wirft, fo wirft bu dei
tobé oder ze tob fterben. Nun mag gott nit liegen. Und bat Adam bit
verbotnen ſpys geſſen, fo ift ev oud) ze tod gitorben. Hie fabenb mir den
sobten Adam. So aber ghein todter einen lebendigen gebären mag: fo if
oud) funbbar, daß alle, fo von Adamen har geborn , tob find. Adams td
ift nit allein Inblich, wiewol derfelbig oud) mit der aot barnadı fam; (ur
der heißt er an dem ort („fo wirſt bu ze tod fterben“) dag verlieren der bol
und fründfchaft gotted, das verlieren des inwonenden und herrfchenden oder
fürenden geiſts gottes, das verlieren der wolgethonen onfa&ung * menſchlicher
satur, unb den fall in die find, das ift, bag Adam und alle fine nad
kommen tad) der zerbrocdhnen natur nüts guͤtes vermögend: denn (o find
brefthaft; und heißt hie find nüt anders meber den breiten des falls und
. bie onmacht unfers fleifche. Röm. VIT. 17: Syd) würk dasfelb nit ſunder
die fünd, die in mir monet, Das ift der breſt, der mir anerborn if. Uf
welchem fall der fünd barnad) der tod in und gngangen i(t. Röm. V. E:
Die fünb ift durch einen menfchen in alle menfchen ungangen , unb der ie
durch die fünb. Alſo ift der erft tod Adams, daß er die huld gottes berlorm
hat. Wo bie nit ift, ba ift ghein heil funder ganze verzwyflung; das cut
fin (dam der nadende ? Debüt. "De jm der herre züft, forach ee: ft ich
han din ſtimm gbórt, und han mir geförcht, daß ich nackend maf, und bd
mich verborgen. Sich, was ift bife blöffe Adams, (o jn bod) gott nadim?
*) Erkenntniß. 9) wohlgemachten Einrichtung. 3) Nadtheit.
Cin kurze chriftenliche gnfeitung. 3143
geſchaffen hat, und vor jm alſo gwandlet? Rüts anders, dem daß er in
ben tob, fünb, übertreten, jamer, breſten und onmacht gefallen was, unb
an jm felbs nüt$ gütes fach, under welches ſchirm oder mantel er bórfte für
gott fummen, Welcher Inblicher tob, meinft bu, hätte Adamen fo mec ge»
. ton, der jn. fehnell hätte us bee fcham genommen , als bee tob des wurfbeil&y
(anb und brefteng, in bem ce vor gott bat müflen fton und alle fine nach⸗
Lommen? ‚Und habend einigerley gütes nit, damit fy fid) bedecken oder fchir-
men möchtind; darum ift diſer erfte tod pif bee fchwerer. Der ander tod ift
ber Inblich; derfelb i(t ale ein ftraf der fünbe uns von gott angethon. Und .
ſo gwuß alfe menfdyen, die in fünden empfangen twerbenb , fteeben müffend:
fo gwüß find (o oud) Adams find des übertretens, fünd, onmacht und naf«
fente halb. Denn wir find ein [uter fleifch, ale gott vedt Gen. VI. 3: Din
geiſt wirt by dem menfchen nit biyben: denn er ift ein fleifch. So mir aber
alle wüflend, bag fleifch nüts fol, * nüts vermag, nüts gütes gebirt, unb
aber wir nüt anders denn ein fleifd) find: fo folget, daß mir von natur bar
nüt vermögend, das weder recht noch aüt fot, als wenig als Adam; funder
alle unfere neigung häldet ? fid) num zu büfem, «als gott felbs am vorigen
ort redt: Aller gedankt des herzens was 3ü dem böfen gericht zü aller zyt.
Und barnad) Gen. VIII. 21. (prit ee: Die verftändniß und ratfchlag des
menfchlichen herzens ift bó$ von jugend uf. Iſt fo nun bös von kindswe⸗
fen har: fo müß es von dem erb har ue Adamen kummen. Und ift das
bie recht erbfünd der fall, bae überteeten, die onmacht, ber verlurſt aottes, .
der breft, bie fünb, ober wie bu' e$ nennen will. Alſo it. Har, wie wit
alle fammen von natur bar Binder des zorns find Eph. II. 3; ouch mie
wir alle fammen gefündet habend Röm. III. 12; ouch wie wir alfe fammen
unnüt find, unb gheiner gutes würkt fa. XIV. 1. Denn wir find von
natur. har alle fammen Adams fün, unb ftond an ber übertretenben party,
unb mag gbeiner der natur halb nüt gutes noch verfünliche ? weder für fid)
nod) für ander: denn wir find all fächer. 5 - |
Zum andren mal, fo mögend wir der fünb, bas $t, des breſtens, bee
onmacht :c.. in uns innen werden: denn wir empfindend an uns felbs, daß
fy in uns wonet. Denn alldiewyl wir in dem lychnam monenb, fo gebiet
der ererbt breft für unb für böfe frächt. Nun ift ber breft und faul kummen
us unordenlicher begird; namlich, do Adam oud) wollt wüflend unb arof ,
ja gott glych werden. Alſo nod) hütbytag ift ein iebee menfch eigennüßig ,
zühet jm ſelbs füree * zu eee, namen, gmwalt, egdytag, tüm; gefallt jm felbe -
bae, denn er wert iftz Bat fid) darfür, anbree menfchen arbeit fölle im die»
nen, unb fiht darnach. Da hilft ahein [dugnen. Verhör ein ieder menfch
fin eigen begitb: (o find ſy fo groß, dab fy nieman erfättigen mag. Wo
aber bee. menfch in den (tuden nit verbergt, 5 ift nit finer funder gotted
fraft. Darvon mitt 5arnad) fummen; mir vedend bie von dem menfchen
und finee vernunft, anfchlag.und kraft; bie fehend nad) jrer natur. allmeq
uf (id) felbs zum erften, zühend inen felbe zum erften zuͤ. Kurz: fo tbünb
nüt rechts funder ptel eigennübias. Alſo fpridót Paulus Röm. VII. 18:
Ich weiß, daß in mir, das ift, in minem fleifch, nüt güte$ monct. Lis das
3) nichts taugt. N) neigt, fenft (von Halde). 9) verföhnendes. *) Schuldige,
rei. 5) fürher, Besin, vorwärts. 6) verderbt, verwüſtet.
Zwingli's ſammtl. Schriften I. 255.
546 Ein furye chriftenliche ynleitung.
ganz capitel! wirt bil. verftanbé ber Dingen gebären. Darum widerfirn ie
will des fleifche, bas i(t, des zecbrochnen menfchens, allweg mider gott. Sik
ung gott fterben , Inden, dulden , fo befindend wir alfe wol, wie füß uns id
bunft, Kummt alles von dem beeften des erften falls und eigermüßige he.
Sie forid)ft du: Ich weiß nit, ob eigennüßige recht oder unrecht ik
Wie fann ich denn empfinden, daß die find in mie it? . Warum folk x
nit zum erften mie ſelbs züzichen? bie natue Icert mido? Doch. Es verfehm:
bod) bie unbernünftigen thier zum erften inen felbs. Antwurt: ‘Du e
recht , daß die unbernünftigen thier jnen felbs züziehind; aber damit bemirt
bu nüt anders, denn, fo bu es oud) thüft, bag du nüt anders cthüſt im
ouch die thier , die nüt denn ein fleifch find. Daran du denn fichft, tih
für dich felbs oud) nüt denn ein fleifch bift, mie Chriſtus Yo. IH. 6. nit:
Was von dem fleifch geboren wirt, das ift fleifch. Und finneft nüt ander,
denn das fleifch ift. Hie offnet fid) erft Har din brefl. So dur vernünftig
bift, föllteft bu wol merken, daß du one zwyfel vil anders finnen und fir
nemen. follteft denn bie unbernünftigen thier. So bu aber in ben anító
tungen inen glych bift, Pſal. XLIX. 13: Do der menfch in eeren nu,
bat et es nit ber(tanben, funder ift er den unwyſen thieren glych merda:
fann(t bu wol merken, daß der breft neimann ? von einer frantbeit artum
men mug, bie ung eigenlid) anliit unb anerborn iſt, das ift der fall Atımt.
Sytmal aber unfer finn von jm ſelbs das recht und göttlich nit erfem,
bat uns gott bad gſatz acoffnet, darin wir fehind, mas recht oder unrecht wär.
Denn, als Paulus 9tóm. VII. 7. ſpricht: Syd) fan die fünb nit alum
denn allein durch das afa&. Denn id) müft nit, bag bie begirb fünb m;
das afa vebte denn alfo: Du follt nit begeren. Damit aber bi(e menu
heller werd, i(t not, baf mir oud) von bem gſatz redind.
. Das gíab ift nüt anders denn ein offnung des willeng gotied. Dt
nun der will gottes ewig it, alfo i(t ouch das afak ewig. Alſo redend mi
bie allein von bem afaß, das zuͤ frommfeit des inneren menfchen dient. 2d
tft ja nüt anders denn ein offnung bes ewigen göttlichen miffens. — up:
Diß gſatz: bu follt binen nächften als lieb haben als dich felbe! iſt nit m
ders denn das afa der natur, das alfo fpricht: Was bu millt dir quiet
werden, thü eim andren ouch! und barmider: was du nit milít, t6 end
‚nieman! Ja bif afa der natur, das gott ſuͤß hat gemadyt mit ber lieh,
müß allein von gott fummen. Und ob es giych die heiden oudy annemied
dennoch, fummt e$ nit von des menfchen peenunfts fy faginb, mas fp well:
bann diefelb fiht nun fid) felbs an, und halt fid) nit darfür, dag fü anden
fölfe fon, funder andre föllind jro fom und dienen. Darum alle gfab, M
den inneren menfchen fromm gftaltend, mügenb von nieman fon denn mi |
gott. Verftand aber alfo, baf bie gſatz nit macht habend den menfchen from
oder gerecht ze machen; funber fü zeigend jm allein an, mie der men
fon (of, fo. et nach dem willen gotteg lebende, fromm werden unb zu 99
kummen welle. Röm. VII. 12: Das gfat ift heilig, und dag gebot ouf
heilig. Nun mag e£ nit heilig fon, ed kumme denn son eim heiligen.
ftt e$ bon uns füme, fo wäre e nit heilig: denn mie find nit heilig. Dr
rum fpricht wideum Paulus bald barnad) v. 14: Wir müffenb, daß's geh
en nu
1) forgen — für. 2)irgendwann, irgenbmo.
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Ein kurze chriſtenliche ynleitung. 547
geiftlich it. So aber wir eii fleiſch find, i(t oflenbar, daß's gſatz nit den
uns (on mag. Diß reicht alles dahin, bags gſatz, bas die waren inneren
frommkeit (cert, allein us dem göttlichen willen flüffen muͤß.
Fürer: So mir nun das gfaß hand, (o find wir barum nit grecht.
Denn, die das gſatz hörend, merbenb nit für fromm erkennt, funder bie, fo
Das gſatz thünd, merdend fromm gerechnet. Wozu ift denn das gſatz güt?
Antwurt: Röm. III. 20: Daß man die fünd erkennt durch das gſatz. Ver⸗
ftanb das alfo mit dem bufpil: Du follt niemans$ aut noch eegmahel bege-
ten! zeigt bir on zwyfel an, daß, fo bu die ding begerft, fündeft. Und wär
bod) bie begird nad) binem bunfen nit fünd: denn du meinft, fo bu bid) bor
ber that bütift, fo babift bu nit gefündet. Sich aber unferen (alf! * Wir
find allein der üfferen that halb ftomm, unb ift ober das herz inmenbig
ſchon eebrüchig , fd)on zu eim dieben, müchrer oder röuber worden. Denn
dörſt er, fo thät er. Nun ift unfer. gott nit blind: er ficht bie herzen der
menſchen; findt er bie begirb oder anfchlag darin, fo i(t er vor gott ſchon
verfallen. ? Es ift ung batgegen nit möglich, bag mir one anfechtungen und
begirden fyind, alle bie wyl wie den Adams balg tragend: denn bas fleifch
gebiet für und für fine frücht. Alfo folgt, bag wir alle an unferer frommteit
verzwyflen müflend. Denn das gſatz (tat (tof, laßt (id) nit ftürzen noch bie
gen: „Du follt niemand güt begeren!“ Und mögend aber wir us unferer
kraft on die begird nit (pn, fo find mit oud) übertreter und in den zorn unb
büß gottes gefallen, Diß alles wirt in ben worten Pauli 9tóm. VII. 8 ff.
flat: Die fünd mas on das gſatz tob (das ift, man weißt nüt von der fünb,
wo gbein gſatz (D. Ich hab auch etmann gelebt on das gſatz (bas i(t: die⸗
wyl wir noch nit mit bem mort gottes bericht find, als bie Linder find: fo
lebend wir on das gíat). Als aber das gebot kummen ift (das ift: nachdem
aber uns das gebot geoffnet wirt), bo ift bie fünd Lebendig worden (das ift:
do bab id) gfehen, was fünb ift); unb bin aber ich geftorben (das ift: do id
das afa erkennt, hab ich wol gſehen, bag id) des todes afyn bin). Alſo ift.
das gebot, das mir zu gütem gegeben ift, mir zum tob worden (das ift: baf
' ich daran afehen hab, mie ich des tode würdig bin, fo ich es nit erfüllen
mag) 10. Bald barnad) v. 14 (f: Wir wüflend, daß's gſatz geiftlich it; unb
bin aber ich fleifchlich. Denn ich bin under dem breften oder fünd (verftand,
den wir von Adamen harbringend) hingeben ober verkouft. Denn das, fo
ich fdyon thün, das gefallt mir nit. Denn ich thün nit, das ich will, funder
ich thin, bas ich fag (das i(t: für daß? ich das gfa unb mort gottes gehört
bab , fo will ich denn die find myden, und laßt aber mich das brefthaft
fleifch nit dahin fummen). So ich nun das thin, das ich nit will, fo
mithell ich * dem gſatz, bag e$ zwar güt ift. Das aber ich darwider tbün,
das tout bie fünd, das i(t, der breft, ber in mir ligt ober monet sc. Bald
batnad) v. 21 (f: Alſo befind ich, fo id) gütes oder recht will thün, us bte
richt des afakes, bag mir das bös anligt. Denn id) hab ein luft an dem
gſatz gottes nach dem inneren menfchen. Ich fid) aber in minen gliden,
das ift, in minem Inchnam, ein ander afa; dasſelb widerftentet dem gſatz
des gmuͤts, unb fürt mid) gefangen hin under das gfaß der fünb (bas ift,
1) Bosheit, Schelmerey. 2) in Strafe gefallen. 3) von dem an, daß —
4) ſtimme ich überein mit, barmoniere id mit.
648 Ein: kurze. chriftenliche ynleitung.
des breſtens), das in minem. Inchnam wonet. Ich armfeliger. menſch! wer
wirt mich erlöfen us dem fórper des tods. Ich fag gott dank, baf ib er
löst wird durch Jeſum Chriftum , unferen herren. Cid) ! in der meinung
Pauli erfebenb wir und empfindend unferen eignen breften und onmadıt. €
aber nieman 3d gott fummen mag, denn der ghein mafen bat Pfal. XV.1f.
unb wir nit one mafen fon mögend: fo folget, ba wir an uns felbs yi
gott ze fummen verzwyſſen müflend. ie wirt fid die grab gottes, durch
Cfriftum uns bewifen, uftbün. Und folgt iez bon dem evangelio. Demnach
wellend wir widrum anzeigen , welchen weg das gſatz abgethon für.
Evangelium.
Als nun der allmächtig gott mit finem voll von ie welten bar vi
gehandlet und geredet bat, unb aber baby bie onmacht und breft Adams f
groß iſt geweſen, bag finem. mort nieman bat mögen nadfummen; darıs
oud) folget, daß nieman zu gott hat mögen fummen. Denn wiewol «
barmherzig , ift ee bod) baby grecht D(al. CXII. 4: Der herr i(t ein milde
erbarmer; ec ift ouch grecht. Deßhalb, fo wir glych in bifem zyt fine gebei
bolffummenlid) möchtind erfüllen, bórftinb * wir nüt beB minder finer (ut
ren anaden, ba er und das ewig rod) unb fröud gebe. Dann wie aroj
jod) der verdienft wär, hätt ev dennoch ghein rechnung ? gegen bem ewigen.
Röm. VIII. 18: Die Inden difes zyts find nit würdig gegen der Eünftigen
ett, bie in und eroffnet wirt. Wir wöllend pie der gröſſe der eeren und
ftóuben gſchwygen. So wir aber nad) dem allem bas, fo fin grechtigkit
erforderet , nit allein nit erfüllen mógenb, funder gar nit erreichen vor ben
böfen anfechtungen und breften, unb muͤß bod) der grechtigkeit gottes quie
befchehen: nimm war, wie einen wyſen rat bat die aóttlid) monsheit fürge
nommen, der fo wunderbar ift, bag er menfchlichem verftand nit begrufid
noch glöublich i(t; gott erlüchte denn des menfchen verftändnuß, und nme
- jm fin herz , unb mache. das glóubig. 1. Adam bat us hochmut gefündd,
der aber durch die göttlichen wysheit, bie der fun gottes ift, gefchaffen war.
2. Und wie er in den ſchwereren tod der ungnaden gottes unb breftend, ouch
‚in den Inblichen tod gefallen, darum daß ct das gebot gottes übertreten bat:
alfo find wir alle, die fine kinder find, brefthaft, in ungnab gottes unb it
weders ? tods als eigen als er. 3. Und ob wir glych (tomm wärind und
ene unfere gebreften, unb bientinb gott allen unferen lebtag nad) finem 9^
fallen: nod) it des. menfchen Iebtag der langen ungemefinen ewigkeit nit mit:
big. 4. Oud, ift himmelfche (róub fo wunderbarlich groß und heilig und
ſchön, daß die gbein bieig* leben verdienen könnt, ob wir glych guͤte nl
Tnechte waͤrind. id), wie warlich hat Chriſtus geredt: es foe den menſchen
wnmóglid) felig ge werden. — Cid) aber dargegen, wie wyslich gott alle um
fere breiten in Chriſto Jeſu erfeßt hat: 1. Chriſtus iſt gedemütiget bi M
den fchmächlichen tob des krüzes Philipp. II. 8; unb bat der dag getragen
durch den wir gefchaffen find, um unfert willen. Alſo find wir durch tv
wysheit gottes, durch die wir gefchaffen find, unb wider die Adam gefündtt
bat, widerum erlöst. 2. Hat Chriſtus ghein fchuld einigerley übertretend
nie uf jm gehebt. Denn er hat. gbein fünd nie gethon, unb ift ghein ur
trüm in finem mund nie erfunden 1. Pet. II. 22. Er bat oud) gheinen
——— —— — ——— — — — — —
1) bedürften. 2) Vergleichung. 9) beides. *) hieſig.
Ein furge chriftenliche ynleitung. 549
fündlichen breften der gerbrochnen natur an im abebt: denn er nit in fünden
und Adams vermasgen , funder bon dem heiligen. geift empfangen it in ben
reinen lychnam der jungfeowen Maria. Darum. fo er, durch den wir ge-
ſchaffen find, (id) für ung gegeben hat, fo bezalt er der göttlichen grechtig-
Zeit für den ſchweren tod des falls, des Dreften8. und ungnab gotte$, unb
macht, daß fine vertruwten den Inblichen tob frölich ufnemend um ſinetwil⸗
len. 3. Ewige feligteit bat et allen menfdyen erworben. Denn fy find alle
durch ín gefchaffen, durch in erlöst. Und wie ev ein emiger gott ift, alfo it
et tür und wert gnüg , aller menfchen fünde in bie emigfeit hinzenemen und
in ewig feligkeit unzefüren Hehr. IX. und X. 4. Er i(t oudy die fchöne
und anbild ? bed vaters Heb. I. 3. Und bat fid) aber fo jämerlich (affe
verſpüwen, verfpotten, verbergen um unfertwillen; das Iſajas LIII. ?
rebt: Er hat. weder aftalt nod) zier. Und fat bod) er unfer brefien und
krankheiten mar(id) getragen; der oud) bas heil ift, deß (id) die engel erfröu⸗
wend anzefehen 1. Pet. I. 12. Ya alfo ift ee um unfee. willen Derjameret,
bag er ung die ewigen fröud und zier erwurbe. Dife wenigen (tud. gebend
ein ynleitung , die ewigen mysbeit gotte, die ee um unfer erlöfung willen
verhandlet bat, anzefehen unb ze berwundren. Denn fuft mag die nieman
ergründen oder uefpred)en , Röm. XI. 33,
Als nun ber heiland aller menfchen ; Chriftus, von der heiligen unbe⸗
fledten magd Maria geborn iſt, wie Luc. II. 10. (tat: bo hat der engel zu
den hirten geſprochen: Sehend! ich verkünd üch groſſe fröud, die das ganz
volk haben wirt: Denn üch iſt ein heiland geboren, der iſt Chriſtus, der
herre sc. Dannen bar wirt der gnädig handel gottes, den er mit ung durch
finen fun vollendet hat, evangelium genennet: daß in aller unfer not, on⸗
macht und verzmuflung der fun gottes ung verkündt if kummen fon ein
beiland, der all unfer breiten arznete. Und i£ darum Jeſus genennet, bad
it, ein Heiland, bag er die menfchen afund gemacht hat von jren fünden
Mattb. I. 21. Hie band mir fursjlid) den ganzen grund des evangelii ,
namlich das: Nachdem uns armen menſchen us unſerem verdienſt unmöglich
was zuͤ gott ze kummen, bat gott finen fun für und menſchliche natur ver=
orbnet annemen und für uns hinzegeben in den tod: denn er, der allenthalb
vollftummen und. on alle mafen mas, mocht all unfer maſen hinnemen.
Welcher den handel feftiglich aloubt , und fich in die türen frudytbarfeit bed
lydens Chriſti verlaßt, ber. fat iez bem evangelio gegloubt, der wirt felig;
der fid daran mit (aft, der wirt verloren Marc. XVI. 16. Denn es ift
bor gnüg anzeigt, daß wir nüts güts vermögend. Alſo mógenb oud) ung
die wert des gebotes nit felia machen: denn mit mögend fy nit erfüllen, wie
gott erforderet. Gal. II. 16: Alles fleifch wirt nit grecht erkennt us ben
werten des afatsed.
Difen anädigen handel, ? namlich daß wir us unferen werfen nit felig
werdind, funder us der Lutren qnab gottes durch den bezalenden herren Je⸗
fum Cheiftum, band wir grundlich im wort gottes. uc. XVII. 10. fpricht
Chriftus : Wenn je die ding alfe tbünb, bie did) geboten find, fo forechend
denn: wir find unnüß fnedbt 1c. ohann töufer ſpricht Yo. I. 29°; &ich das
lamm gottes! (ib! bag ift, der ba hinnimmt bie fünd der welt. Nimmt ce
*) Ebenbild. 9) Anordnung.
550 Ein kurze chriftenliche gnleitung.
fo hin: fo nimmt fy bre verdienft unferer werten nit bin. Chriſtus (prid
Cyo. X. 11: Ich bin fummen, daß die menfchen das (eben babind, und eud
ruchlich habind. Yo. V. 24: Warlich fag ich dd: welcher in mid m
truwt, der hat ewige leben. Jo. III. 14: &o ich erhöcht wird von dem
erdrych, wird ich alle ding zu mir ziehen. Jo. VI. 50: Das ift die (vut
oder brot, bie von himmel herab kummt (verftand die (pod des worte Is
ebangelii) , und gibt der welt das leben sc. tati. XI. 28: fummenb ji
mir alle sc. Die wort Chrifti find der meinung voll allenthalb. Dani
bat jn für andre all Paulus in der epiftel zun Römeren und in bero jm
Galatern unb in andren heiter fürglegt unb erfochten; * bie ſoll bilfid) cin
icder pfarrer ernftlich erduren.
Hie find aber bil falfcher oder blöder ? chriften,, bie (pred)enb: So m
unfere wert uns nit felig machend, funder die einig gnab gottes, die um
gegeben und verfichret ift in finem fun: fo dörfend mit nüts gutes mee thun;
funder laflend ung fünden! oder, wie Röm. III. 8. (tat: laſſend uns vil bölr
tbün, daß gott bil gütes thüje mit verzuhen durch Jeſum Chriftum! ode,
wie Röm. VI. 1. (tat: faffenb ung in der fünd biyben! Antwurt: Melk
alfo redend, habend noch nit empfunden, mic füß der herr iſt; Babenb ouh
bie himmelfchen gab der teilfyafte ? des heiligen geiſtes nit verfücht Hebr. VI.
Dann , welche jren breften von Adamen bar unb den eignen inneren falſch
den ein ieder menfch 69. im felbs wol weißt, erfennend, die fehend jren jome
und onmadjt zur feligfeit. Und fo fo bargegen die gnab und heil in Ox
Ehrifto fehend, und verlaffend fid) daran , die find ie3 us gott geboren %.
I. 13. Sind fo nun (ün gotted, fo merbenb fy die art der fünen Gabe;
bte flyſſend fid) des willens jres vaters, nachdem ſy mibrum ug der ungid
zu gnab fummen find. Der verlorne fun Quc. XV. 21. (prad) nit: tu
id) weiß, ba du mir verzychſt; darum will ich fünden und muͤtwillen, fr
der: vater! id) han wider gott und bid) gethon, daß id) nit würdig bi,
din fun genämt werden. Sich! im fummt nit ín (inn, daß er fid Mt
borbrigen mißthat widerum vermeſſe,“ in bero er.fid) mibee den vater ic
ſchuldet hat. Alſo vedend ouch, bie (id) under die fün gottes feftiatid) al»
bend gezält fun. Water! fo ärmlich ftat .es um mich, daß ich mit würd
bin din fun genämt werden. Aber , fo bu binen fun für mid) gegeben bafi
zwar dag höchſte güt, bas in himmel und uf erden ift, fo mag ich gedenken,
daß bu mir nüt abfchlähft Röm. VIII. 32. Dann wie? bat ung gott nt
alle ding mit jm geben? So bu nun ben für unfer fünb gegeben haft: mt
id) mof, daß ich in den fünden nit mee (eben mag. Denn, fo ich vorhin in
den fünden fo verzwyflet geftanden bin, marum wollt id) mee darin wand
len? So ich fto bin, bag ich us bem fat gelupft 5 und gemäfchen bin, ve
rum mollt ich mich mibrum baron werfen? Das ift die meinung Paul
9tóm. VI.2: Wir, die in ber fünb tod find gſyn, mie wolltend mir fürt
darin leben? Und zücht demnach gar ſchön haryn , daß, wie Chriſtus ge
ftorben unb uferftanden ift, alfo ouch wir, nachdem wir in dem touf aid
als mit jm vergraben (inb, oud) wir barnad) uferftandind, und ein nüm Ir
ben fürind ꝛc. Denn, find wir uf Chriftum gelaffen, fo it bag mit gott
fraft zügegangen. Wo gott ift, ba ift alle arbeit, wie man von den ſünden
—
—
1) erwieſen. 9) ſchwachſinniger. 7) Gemeinſchaft. *) erdreiſte. 5) gehoben.
Ein kurze chriſtenliche ynleitung. /—— $51
fumme. (fo folgt, daß bie, fo alfo rebenb, in Chriftum nit glaſſen find,
ob fü glgd) mit dem mund vebenb, fü ſyend chriften. Denn, welches einiger
teoft unb. züverficht gott ift, bee mag nit er(pben nun zu gedenten, bag gott
übelt&at gefalle.
So man aber hie fpricht: der aftatt möcht aber nieman 3d gott kummen.
Denn, ob der menfch glych in gott gelaffen ift: fo fallt er dennoch täglich
in fünb, fo verfchüttet ec batnad) die gnad gottes widerum. Antwurt: Das
i(t war! Diewyl wir lebend, fo laßt und der (dye(m, der Iychnam , niemar
mee. (rommtid) leben der . anfechtung halb. &o wir aber in. gott‘ durch
Chriſtum vertrumt find, fo mógenb uns die frücht des ſieiſchs nit in btt»
dammnuß fällen , funder , wie Ehriftus zuͤ Petro ſprach: Nimm mar! der
tüfel Dat üch erfücht, * bag er üd) rotrete ?. wie den weisen; aber ich hab
für bid), Petre, gebeten, daß din atoub nit fällig oder brefihaft werd; alfo
müflend wir fet in dem glouben bipben, bie. fünd werde uns alle durch
Chriftum berzigen, ob ung g(nd) der tüfel unb dag fleifch rytret, unb mit
bet fünb zu verzwyftung reíget; und mie Peters usroenbig ? berlöugnen in
nit in verdammnuß gebracht hat: alfo mag uns oud) fein fünd 3ü bees
dammnuß bringen benn die einig ungloubnuß. Hie fprechend aber die wa⸗
ren unchriften: Syd) aloub. feftiglich in Chriftum , und thünd aber nüt chris
ſtenlichs; daran man fiht, baf fü nü hriften find: denn man erkennt ben
boum by der feucht. Darum merk zu eigenlichenem verftanb : Welcher fich,
wie, vor oft.anzeigt ift, nad) evfanntnuf fines breftens an die grab gottes
dur Ehriftum ficher verlaffen hat, der mag nit one die (icbe gottes fou.
Wer wollt den nit lieb haben, der im (inen breften fo andbig(id) hinnimmt,
und jn zum erften hat anahebt lieb haben 1. So. IV. 20, unb zu jm ait»
hen? Wo nun die liebe aotteg ift, ba ift gott: denn gott ift die liebe ſelbs
und welcher in bee liebe gottes i(t, der i(t in gott und gett in jm 1. So.
IV. 17. Iſt nun gott in dem rechtaldubigen, und fündet nüt be(t. minder:
fo folgt; daß es zügat, wie Paulus Röm. VIII. 10. ſpricht: So nun Chri⸗
(tus in dd) ift, fo ift bee Iychnam tob pon der fünd wegen, und lebt aber
ber geift oder bie feel pon ber rechtwerdung wegen. Dife rechtwerdung iſt
nüt anders, banu daß fid) bee menfch iu bie gnab aotted gelegt unb ergeben
bat, unb ift ber war gloub. Alſo ift bie meinung Pauli, bag unfer lych⸗
nam allweg tod iſt und tödliche oder fündliche werk gebiet; aber diefelben
fünb mögend und nit verdammen , fo wir im glouben grecht (inb, bag wir
ber grad gottes gwüßlich vertruwend durch den herren Jeſum Shriftum.
Wir wellend hie green menſchen zu eim byſpil fehen, damit mon verſton
könne, mie ed doch mög zügon, bag der glöubig, fo er glych fündet, nit vera
dammt wirt, funder die fünd find jm ein fall 30 einer urftände und beſſerung.
Dann, welche gott Lieb habend, denen mitwürfend alle ding zu gütem 9tóm.
VIII. 28. Dargegen, bic fid) fromm fchägend us jren merken, denen die
nenb jre gute werk zu argem. Nimm den pbari(der und ben publicanen Qucd
XVIII. 10, Der pharifäcr fdyabt fine eigne werk, unb, wie. ex fich befach, meint,
er wäre gerecht , und fagt gott dank, bag er nit wäre wie die andren mens
(den. Der publican bat an aller finer frommkeit verzwyſtet, aber an gott
nit; funder (prad) ev: Gott, bis barmherzig mir fünder! Difer ift von Gbri(to
— nachgeſtellt. 2) reiterte, fiebte. 2) äußerliches.
652 Ein kurze chriftenliche onleitung.
frömmer 'geueteilt denn bee pharifäer, nit, baf er ordenlicher gelebt hätk,
funder, daß er gott für fo barmbergig und warhaft hielt, daß er jm erhörm
wurde, wie er ung hätte zuͤgeſeit. Sich, hie wirt bie war gerechtigbeit bu
gloubens erfchunen. Der pharifder verteumt in fine werk: barum redt eod
denn bare bodyfart, und Gurt uf erdrych. Here! ich fag dir dank, bafid |
wit bin wie andre menfchen. — Sich, wie unfere gerechtigheit zu hochmuͤt die
net! bannenbar fy nit ein gerechtigheit funder ein grufame fchuld ik: dem
eigenſchatz' ift bie recht fündig art wider gott. Sich aber baby die gerechtig
heit des gloubens! daß fo nüt anders denn fid) ſelbs bermirft, ſchlächt fid
hinder fich, und (aft fich allein an die erbärmd gottes, und buwt uf ben (ela.
Jez nimm mir difen publicanen, der fo trülich in gottes barmherzigkeit ve
trumt, und laß jn nod) [ange aot in dem Inchnam leben: fo ift ec der anfıd-
tungen des fleifche nit on; er verzwyflet aber nit an jnen, funder, fo oft im
(ünb zufallend , fe bemütigenb fo in, unb fpricht allweg: O bere! wie Ich id
(o fchndd in binem anaeficht; nod) Halt id) mid) diner erbärmd. Diß emiu
zu gott loufen unb Magen weert allen laftren mee denn fein andre hüt ote
gewarfame.?_ Dann gotteshoffnung zeigt alle fünd an, verras den heimlichen
ſchalk im herzen innen, daß er (id) nit für fromm gedar usgeben, macht m
ic mee und mee fchamhaft, daß er mit den alten laftren für gott fterd fummt,
Eich den emfigen nötigen wächter, den glouben! Dife meinung find in
: Rom. VI. 12. Da leert Paulus, dag wir warnemen fólfinb, daß die fün)
in ung nit herrſche; bag wir nit beri. fündlichen anfechtungen underworfn
werdind. Dann herrfchend bie anfechtungen des breftens, wenn wir ſy un
gehindert, ungerechtfertiget, ? unabgefchnitten: (a(fenb. müten, und wellendf
barnad) mit unferen werfen bezalen. Wo fölich fürnemen ift, ba verhänd
man den fünden, und fücht man andre wert; bie will man baenad) gott uf
ftoffen, ^ ev fölle fo für unfer fünd nemen. Wo aber der trüme waͤchter
ber gloub, ift, der in jm gottshuld und forcht begryft: da ftrotet man für
. anb für mit dem fleifch; da wacht man und krüzet das fleifch mit finem a»
fechtungen Sal, V. 24. Sich! alfo gat es zu, daß den glöubigen die (im
nit fchadend. Und mag oud) der allein felig werden, der föliche zuͤverſiht
zu gott hat. Hieby erltenet man ouch, daß nieman geneigter wirt fid) ben
tag ze tag ze befferen, denn der all fin züverficht 3d gott hat. Der wählt
büt 5 unb manet ftets on underlaß; fo bab der felbsgerecht fine fünb «v
ſchrybt und abrechnet, wie er will, unb ift ein ytele gottlofe. Der gloͤudig
ift ud dem geift gottes glöubig; mo nun gott ift, ba wirt immerbar guid
gemeeret und madyét. Und ob mie glyich eid fehind, bie bent mort gott
glouben gebend, unb beflerend aber (id) nit: fo befchicht bae eintweders, tj
(y nit glöubig find, unb glychſend fid) * aber vor ben menfchen, als fügind I
gibubig; oder fn find nod) Hein im glouben, werdend aber zünemen um
wachen, bis ba fo das vollkommen alter nach der ſtärke Cheifti erlangen).
Ephef. IV. 3. Denn das ift urs: wo Die liebe gottes ift, da ift fu al
wenig ungethon ^ als ouch die unzüchtig lyblich Liebe.
. 96 meerer erklärung und feftung des gloubens fpricht Damus tóm. VII.
31: So gott uf unfer foten ift, das i(t: fo ung gott fo günftig ift: wer v
1) große Meinung von fid) ſelbſt. ?) Vorſicht. 3) ungerügt. *) auſdringen.
5) hütet. 9) heucheln. 7) unwirkſam. |
- Ein furge chriſtenliche ynleitung. $53
soider ung fon? Und daß mir fehind, mie ec ung günftig ift, fpricht er wy⸗
ter: Er fat (im eignen fun nit überſehen,! funber jn für uns alle Hingegeben.
Wie hat er uns nit alle ding mit jm gegeben? Als ob er fprdd): Wie wär
Daseins, daß er den höchften ſchatz, fin eignen fun, hätte für ung geben,
unb wöllte ie demnach uns etwas abfchlahen? Damit leert uns gott duch
den mund Pauli, ftólid) und vertruwt zu jm kummen. Sind wir einfal-
tig, fónnenb nit mit gott veden: fo iſt es gnüg, daß wir nım unfer vertrumen
zu gott durch Jeſum Chriſtum im herzen anzeigend; der fürmünder für un
bor gott mit füfzen, bie mir nit eeme(fen könnend Röm. VIII. 34. Er
ift wys gnüg: denn er i(t die göttlich wysheit; unb ift aber unfer worden;
barum i(t er unfer mosbeit. Sind wir ungerecht und wüft, fo ift er grecht
und rein, unb bat für unfer ungerechtigheit bezalt. Sind wir unbeilig
und fündig, fo ift ee heilig, unb ift aber unfer. Sind wir um fünden
willen verfeßet,? (o ift er unfer ranzung unb losgelt. Cid) alfo, was
uns anligt, das erwirbt ung Chriſtus bor gott: denn was er jod) i(t, (o ift
er unfer. Darum aber Paul. 1. Gor. I. 30. feit: Er ift ung von gott
gemacht oder gegeben, daß er unfer wysheit, unfer gerechtigheit, unfer beiligfeit
und unfer erlöfung ift. Johannes fpricht 1. I. 2: Mine fün! ich ſchryb
fid) dife ding , bag je nit fünbinb. Ob aber einer fündete, fo babend wir
einen fürftänder? oder fürfpeecher by bem vater, den gerechten Jeſum Chri⸗
fun, und der ift die gnábigung für unfer fünd, und nit allein für uns
fee funder für bre ganzen melt fünd. — foie ficbt menglich, daß alle zuͤver⸗
ficht zu gott durch Chriftum Jeſum gwüß it. Jez wellend mir. das mort
Gbrifti felbs hören Matth. XI. 28: Kummend zu mie alle, die befchwert und
beladen find! id) will dd) ruͤw geben. Sich, mit fo hellen leeren und fund»
ſchaften werdend wir eigenlich bericht, bag wir in allem teübfgl, kummer
unb anligen zu gott fidyer und vertruwt föllind Loufen, und er wirt ung
alle ding leiften burd) den herren Ehriftum Jeſum. Darum alle, die bui)
andre mittler leerend zu gott kummen, die Leerend wider gott. Denn ber
züft ung zu jm, ja er fpricht: Welcher ein andeen meg. weder durch mich
pngat, ber ift ein bieb und ein mörder Sob. X. 7; widerum: Es mag zum
vater nieman kummen bann durch mich Sob. XIV. 6. Er ift oud) ein
siniger mittler 1. Zim. II. 5: Es ift ein einiger gott, unb ein mittler gottes
und bee menfchen, Jeſus Chriftus. Was wellend wider dife wort gottes alle
menfihen mögen harfür ziehen? Ya, id) gebat nit für gott kummen: ich bin
torecht, fündig, (d)nób, ungerecht. Hörſt du nit gott? daß Ehriftus unfer
wusheit, unfchuld, ſchöne, gerechtigheit und begalung ift? Hörſt bu nit,
baf er uns rüft, fo wir ſchwer beladen find? Sa, ich mig ein andren mitte
lee ban: ich gedar nit richtig zu gott fummen, foór(t bu nit, daß nit mee
denn der einig Chriftus Jeſus unfer mittler fon mag? Ja, id) mif ein fürs
ſprechen han. Hört du nit, daß Ebriftus alles tbüt? Das gebeift dir, daß
du in noch nit erkennſt. Denn bu verfichft dich nit 3 jm als zu eim vater, unb
tüff jm aber bater ;. funder bu rechneft jn füt einen tyrannen und grufamen wuͤ⸗
teich. Darum alle, bie leerend, man adör nit zu gott fummen on ander mittler,
bie (hmähend gott und fälfchend ım fin wort, und verfchühend die glöubigen
herzen von dem unferem barmherzigen gott und vater... Das find die ted):
Grm dp o —
3) werfdjont. 2) verpfändet. 2) Vertreter.
554 Ein furge chriftenliche nfeitung.
ten waren antchriften. Denn alles, bae fg Jeſu Chriſto, unferut erlöfer zů⸗
legen und züziehen folltind, bas nemenb (5 im, unb gebends. andren creatu-
ten. zu falfch unb Iugenhaftiglich, one allen grund der gefcheift, wider das
bell wort gottee.
Kurz ab! bie ſoll fich nieman abfüren Laflen, bag er by ieman ana
füche denn by gott felb. Darum hand wir das heiter wort gotte$; ber (id
deß nit halt, der i(t nit ein chrift. Dee unbefledt gloub mag nit erinden,
daß man 559 cim andren teoft füche weder by dem gmahel der glóubigm
feele, gott.
Don abthün des afabet.
Vil find, bie gar ungeſchicklich redend von abthün des geſatzes; darus
eewachst, daß demnach bie unverftändigen, ober eigenlicher die mittwilligen,
(o unbeſcheidenlich vedend, bag «8 ein fdymad) gottes ift. Darum, mie
oben verbeiflen i(t, bad abthün bed gſatzes bie folget. Ehriftus fpricht uc.
XVI. 16, 17: Das gía& und propbeten hand bie uf Siobannfen. gereicht
Dannethin wirt das rych gottes verfündt, unb ein ieder brudt gwaltiglich
bargn. Uber es ift ringer, dag himmel und erd vergang, weder baf tet
gſatzes ein büchftab oder tüpflin! binfalíe. Hie bórenb wir zum erften her
tee das gía& nun bis uf Fohannfen gereicht haben. Darnach: es möge
vom gfa nit ein büchftab oder tüpflin binfalfen. Weliche zwo meinungm
ung bebunfenb richtig mider einandren fon, und fat fü aber der mund got
tes felb geredt unb zemmen gefeßt; daran wir wol fehend, daß es nit ver-
geben gefchehen ift. Hie ift nit not, bag man anzeige, mie die ceremonia
altes teftaments, das i(t, die üijer(id)en opfer, wäfchen, röufen, ? brennen
abgethon fygend mit den fleibungen, geſchirren, form ber tempeln. etcetera.
Meliche ding nun ein bedütnuß geweſen find uf Chriftum; darum fp cud
ale der fchatt, fo das liecht fummt, bingefallen find, ale Chriſtus Eummen
if. Sunder man müß bie fagen, wie das gefaß, das den inneren menfchn
antri(ft, abgethon foe; als: Du folft gott us ganzem herzen, feel, gmüt und
kräften liebhaben; unb: du follt den nächften als Lieb haben als dich felbe'
So die gfat abgethon wärind, fo wär doch. der gloub abgethon, ber nüt
anders denn ein unabgemwendt anhangen gottes. Darum iſt ze merfen: Das
gſatz ift ein gut ding für fid) felbs. Denn es .zeigt den millen gottes an,
wie vor gefagt ift; noch fo tóbt c8 ung, nit bap'$ gſatz von jm felbs uns
töden mög, funder daß wir daran erlernend, fo wir jm nit nachlummend,
baf wir des tode würdig find. Alſo tóbt ung der büchftab des gſatzes
2. Gor. III. 6. Röm. VII. 10. Alſo erleenend alle menfchen an dem ge:
fa: bu folft gott us allen fráften lieb haben! bag fy des tode würdig find.
Denn nieman ift, der nit eintweders andre ding lieber hab weder gott, oder
qotted nit zu meerem zyt vergeffe. Deßhalb ein ieder empfinbt, daß er bil.
Iich verdammt wirt nad) der grechtigkeit gottes. o aber derfelbigen Gbri-
ſtus genüg thüt vor gott (denn er ift unfer. geecdhtigkeit): fid, fo find: wir
vom gfab erlöst; bas ift, mir find entfchütt,? bag ung das afa nit töden
mag; noch blybt das gfak in die ewigkeit ſtyf. Alſo bat das gſatz, bis baj
Ehriftus ift fummen (wiewol Chriftus us gucht* uf Johannſen bebiit), ale
menfchen verdammt. Denn e$ was noch Feiner fummen, der, fo wir des
1) Tüpfel, Pünktchen. 2) räuchern. 9) Geftegt , entlaftet. 9) Beſcheidenheit.
Ein kurze chriftenliche ynleitung. 555
tobé fehuldig marenb, für ung bezalte. Und ift die red Ehrifti giych, als ob
er ſpräch: Die propheten habend vorgfeit von minec. zukunft und me(en;
bas bat gereicht bis uf Fobannfen, an welichem und an mir alles erfüllt
i(t, das bot bon uns bedüt ift gíon. Das gfaß Bat alle menfchen des tods
fchuldig gemadyt. Aber, nachdem Johannes mid) hat anzeigt den heiland
fon, bat e8 alle, bie in mich gloubt hand, nit mögen zum tod bringen:
denn ich bin die bezalung und erlöfung. Noch fo biybt alles afag, fo bil e$
den inneren menfchen anficht, in die emwigkeit unabgethon. Die wirt mit
einem byfpil Mar. Du follt nit ftelen! ift ein ewig gebot. Noch fo bat.
einer gftolen, umb du erlösft den by dem richter vom galgen; iez ift er vom
afa, das ift, ton der ftraf des afabed, erlöst. Noch ift er nit erlöst, daß
jm fürhin wider das gſatz zimme ze fielen; und ob man in glych, fo bid
er (tit, vom galgen erlöst: dennoch wirt ec nimmer fro gemacht, daß er
das afaß nit (ólfe halten. Alſo, oba(od) Chriftus für unfer fünd in bie
ewigkeit bezalt, (tat dennoch allmegen das afats ftof; aber, fo wir in Chri⸗
ftum verteumend , fo mögend mie nit vom afaß verdammt werden. Diß dft
ein teil des abthüng bes afa&ed; ba wir bon der ftraf des gfakes erlöst find,
ja fo wir in den herren Jeſum Chriftum, unferen beifanb, vertrumend.
Zum andren mat ift bas gíat allein dem frommen abgenommen, ja
e$ ift im nie gegeben 1. Tim. I. 9. Welicher Heißt aber in der gfchrift
fromm? Nit, der nit fünder: denn keiner ift on fünd 1. ob. I. 85 funder
der glöubig, wie gefchriben (tat Habak. II. 4, Röm. I. 17: der glöu⸗
big wirt im glouben Leben. Der ift allein lebend, ber (id) felbs tob unb
ptel* weißt, und verlaßt fich allein an die gnad gottes: in dem lebt iez gott;
und .et ift tob. Der ift allein fromm oder grecht, der fin ungredhte erkennt,
und laßt (id) allein an den grechten Jeſum Chriftum. Das gat alfo zu,
wie Paulus Gat, II. 19 leert: Syd) bin dem afa durch bas gfak abgeſtor⸗
ben, barum bag ich gott lebe. Ich bin mit Chrifto krüzget, unb (eb aber
id) fürhin nit, funber Chriftus lebt in mir: denn, das ich iez Inblich (eb,
das [eb id) in dem glouben und verteumen des fung gottes. Wie fann
einer burd) das afak dem gſatz fterben? Antwurt: mie vor oft afeit ift,
daß er das gſatz eigchlich anficht, unb befindt jm dasfelbig unmöglich
— fen ze halten und erfüllen. Und bemnad) folgt, daß er finer werten halb
verzwyflet felig ze werden, und fummt dahin, daß er fid) allein an bie -
anad gotted ergibt. Jez ift er der anabe gottes; unb. ift durch bie erfannt-
nuf des gefaßes dem gefaß geftorben; unb barum lebt er iez in bem einigen
teoft der anabe gottes. Jez ift er mit Ehrifto gekrüzget, fo ee am verzwyflen
fin (e(b3 by jm (ebd geftorben iſt. Jez lebt ec nümmen: denn ec ift by int
ſelbs am afa tob erfunden. Daß er aber lebt (dag ift, troft unb ficherheit
bat der hulde gottes), bas ift nüt anders, denn daß er in. verteumen Jeſu
Chrifti allen finen troft gefeßt bat; der Lebt deg in Chrifto, und Chriftus
tbt in jm. Denn lichen glouben haben, ift nit menfchlicher vernunft
oder Präften funber der hand und gewalt gottes. € id, melicher ein ſöli⸗
cher glöubiger i(t, der darf keins gſatzes, funber alf. fin eben ficht allein
uf Chriftum, der in jm lebt und fin troft ift; wie ein rechtfinniger, banf-
barer .menfch uf ein andren -menfchen, der im all fin Ichen und notburft
1) leer, nichts vermögend.
556 Ein kurze chrißtenliche onfeitung.
erfeßt, in allem thin unb faffen anficht. Weliche einen fölichen geift Chriki
babenb, die find fin 9tóm. VIII. 9. Und ob, wie uns gluch noch fer von
der vollkummenheit mü(fenb: befindend mit doch eigenlich, Daß in unt die
moß des güten mwachst nad) der maß des aloubens und verlailens in
Ehriftum. Und wie der gloub verfücht wirt für und für, alfo gibt cud
das fleifch für und für fine feddbt. Die erleidend? uns keinen weg ce mete
durch fefte bed gloubend, ber. nüt anders ift weder ein vereinbaren unfer in
gott durch (tete zünerficht und zulouf zu im. Alſo find, die ie im afoubm
(inb, das ift, in der gewüſſen züperficht bee anabe gottes, nümmen under dem
gſatz funder under der gnab Röm. VI.13. Welicher in bero lebt, ber Ich
in gott, und gott lebt in im. Denn alles, das gott von im erfordret, ift im
füß, gnem und gefällig nady bem inneren menfchen, ob ers glych us biö-
Digheit nit erfüllen mag. Denn er halt (id) der gnab gottes, unb, was gott
gefallt, das gefallt oud) im; obglych das fleifch nit nahin gefolgen maa:
denn alfo hat jn das afaty des lebendigen geiftes erlöst von dem afat& der
fünd und des tods Röm. VIII. 2. Welchs ift das gſatz des lebendigen
geiftes? Antwurt: das füren und berichten, das ung gott, fo wir an jn ae:
la(fem find, fürgibt us rechtem verftand (ineg worts, ben wir bon nieman
erlernen mögend weder von gott Joh. VI. 45. 1. Joh. II. 27.
Jez band wir zwo erlöfungen vom gſatz. Eine ift von ceremonia,
das ift, zünſelwerken oder Lilchengefpenften ; die ander ift von der ſtraf un
fer mißthat. Und fo wir gar in gott gelaflen find, (o dörfend wir feines
gſatzes mee. Dann da ift gott felbs, der ung fürt; und mie gott Feines
gfates bedarf, al(o, in welchem gott wonet, der bedarf ouch Feines gſatzes:
denn gott füret in. Denn, wo gottes geift it, ba ift feyheit 2. Gor. III. 17.
Alſo ift der, fo in gott gelaffen i(t, ouch bon den gefaßen, bie den inneren
menfchen betreffend, fry. Er würkt aber (ry und frölich alle ding, bie cim
chriftenmenfchen- züftond. Welche dergeftalt (rp. foginb, fibt man an jren
früchten. Sind fo bemütig, befchicht ud bem inwonenden göttlichen geift;
Gbriftue ift oud) alfo afon. Sind fy forafältig für anderer menfchen heil;
fo it Ehriftus oud) alfo gſyn; fo muͤß ouch die forg allein us Chrifto fum.
mean. Sind fy bu(big: deraluchen: denn Chriftus ift ouch duldig gſyn.
Sind (9 fridfam, ift oud) ugs gott: Chriſtus ift ouch alfo gſyn. Sind (y
fápfer um bie eer gottes: Chriftus ift ouch alío gſyn. Kind fo frölich in
widerwärtigleit um der eec. gottes willen: ift alles von gott 1c. a) 9fber bie
findend wir ein aroffe zal falſcher chriften, die fid) verfoufend,* als ob fy
wol in gott erbuwen? unb feo fugind; bie bod) fein demut an jnen Babent,
funber wellend ſy dadurch groß, tod) oder hoch werden. Da (p für andre
menfchen forg tragen folltind, tragenb fu allein forg für. (id) ſelbs; fü mö⸗
gend nüts erlyden um gottes willen, aber um jres nut und namens willen
alle ding; find unfeibfam; je ding ift nüt denn mit allen menfchen zerle
gen,* Fechten, zerrütten, da jod) die urfach ber eer gottes nit trefienlichen
nötet; jte thaten zu befchirmen, wie letz iod) die foginb, find fo gleert
und tapfer; aber die eer. gotted ze meeren und den nächften feünblid) ze lee
1) erleiden. 2) ausgeben. ?) erbaut, gegründet. *) fid) verumeinigen.
a) Von bier an. bis zu Ende des Abfchnitts werden die Wiedertäufer ernſtlich
beſtritten, welche mit ihren aufrüprifchen Grundfägen das Wolf zu beivegen anfingen.
/
Ein furge chriftenliche ynfeitung. |J $8'l
ren, (inb fy nüt (wiewol man den och zu zyten mit rüche angenfen ma);
unb um ein feine widerwärtigfeit, ba jnen ein Klein zutlich nügli abgat,
fallend fo gar hin x. Aber andre menfdyen ze rechtferggen, * feinem. blö⸗
ben nüt vorgeben, ire funft rümen, und je aber ungluch? fon, pochen,
wie man die pfaffet ze tob fchlahen, münchen brennen, nonnen ectednfen
fölle, wie man die ding ftrafen fölle, bero fo (id) Los bermeinenb, kurz
alle üfferliche ding Augg unberaten anzenemen, ja bie find fo güt chriften.
Aber endlich, befindft du nit, bag fo ‚zum erften by inen felbs (pginb doris
ſten worden: fo erfennft du fo denn us jren früchten wol. Darum wirt
bie von vilen ſchandlich gemacht? bie [ter gottes und übel verherget, bie num
darin güte chriften find, das ben Iychnam und üfferlichen fchyri anteifft; mite
wol man der dingen mißbrüch mit der apt oud) mug hinlegen. Aber die
inneren breften wellend fy nit anruͤren; miemol 3€ hoffen i(t, fo (et (9 ans
ahebt hand dem mort glouben geben, (o werdind fid) mit der apt recht leiten.
Sum dritten find wir chriften oud) bon allen denen gſatzen fe, bie man
uns bat ufgelegt dergeftalt, als ob wir (tomm oder güt darin merbinb. Als
bann find. alle päpftliche afa, bie in dem mort gottes nit gründet find, verbot
ber ſpyſen, gebot der reinigfeit, der glübden, der Lüfelbucht, der opften,
der geltbuͤſſen, ablaffes und das ganz zütter.* Wir find oud) fro der leeren
halb, die von dem menfchen erdacht find, als bon bem fürbitt ber heiligen,
ton dem fegfür, bilderen, tempelzier, meßbftellen, vigilienfouf und anbret
Dingen se: denn fy find in dem mort gottes nit gründt. Deß alles grund
ift das einig wort Chriſti Matth. XV. 9: &y eerend mich vergeben, fo fo
[eerenb. leeren und geböt der menfchen. Kurz alles, das (id) us dem leeren
der menfchen laßt für qut anfehen, das ift vor gott eit grüwen Luc. XVI. 15.
Sum (esten wellend (id) etlich us der gehorfame ber waren oberktit, bie
wir mweltlich nämend, ausziehen mit dem (don, daß fo chriften ſygind; unb
big find bie allerſchädlichſten foenb der leer gotted. Denn zu dem, daß fy
wider das hell wort gottes tbünb, ber(ümbenb f ouch por andren menfchen
die (eec Ehrifti, und machend ſy unmwert. Gott hat im alten teftament den gwalt,
der die menfchlichen byronung und grechtigheit zu friden und ruͤw ufenthalt,
ufgeſetztẽ Erod. X VIII. Im nüwen fat Chriftus gheiffen bem kaifer (under -
welchen wir ein iebe oberhand verfton (ó((enb) geben, das man jm fchuldig
fo. Das beißt ec ouch durch den mund Pauli 9tóm. XII. Lis das
ganz capite! Durch den mund Petri 1. II. 13. ff: Ir föllend dem regieren
und finen vögten oder houptlüten gborfant fgn sc. Bald darnach v. 16: Ir
föllend bie chriftenlichen fryheit nit zu eim fürmölben ber bosheit rechnen ic.
Kürchtend gott! und habend ben regenten in eeren 2c! Hebr. XIII. 17: Sind
ahorfam üwren fürgefeßten sc! Der tundfchaften ift anüg, daran man ficht,
baf wir us göttlichen gheiß der oberfeit, bie das (dymert treit, füllend abore
fam fon. Es foll oud) ein oberfeit nüt ‚gebieten, bas wider bie cec gottes iít
unb wider fin mort; oder aber der mare chrift wurd fprechen: man mug
gott mee. ghorfam fon weder den menfchen Act. IV. unb V. Darum zimmt
jnen nit wider dag mort gottes üzid ze gebieten, fo fee fg chriften fun mel-
(end. Welche nun zu difen zuten fid) underftond von aller ſchuld der zinfen
3) rechtfertigen, richten, tadeln. 2) nicht mächtig. ?) gefchändet, entehrt. ) Ges
fprenge. 5) unterhält. ©) aufgeſtellt, eingefeßt.
558 Ein kurze chriftenliche ynleitung.
und handkdufen oder zehenden (dann die in einen ſteten gang kommen ſind,
alſo daß ein ieder den boden, den er verzehendet, um fo bil der betrifft,
ringer fouft; wiewol man die migorüd) der gehenden Dannen! thün mig ; obe
e$ gat alles ze ſchytren) und andren redlichen fchulden udminben: ?_ die find
alle fällig? in bem gebot: bu follt nit ftelen! Und find (o bif böfee Dieb benz
andre, fo bil fy jrem diebſtal Chriftum zu eim deckmantel machend. €»
fer e$ darzu fummen füllte, daß man under den chriften eim frommen Pat
fin nit geben füllte unb danebend der.oberfeit nit gbor(am fon: fo wäre by
den Türggen wäger 3€ monen denn by eim fölchen voll. Dan fann gen
geöffere läftrung nit anthün, weder fölche fchalkheit mit (inem namen be
firmen. Lüge aber baby oud) ein iebe oberkeit, bag fo falfch, wuͤcher
und farlichheit* der zinfen hinnemind; unb fo jnen gott das (dymert in die
band geben bat, bag ſy nit um jres nubes willen fechtind, funder ein böfen
damit frafind, den güten fchirmind! Suſt wurde gott glych ale wol ma
finden, mie or jro gebiet ze nüten brächt als der vfaftheit gebiet. An me
eher pfaffheit (id) oud) die muͤtwiller verftoffend:5 dann befunder perfona
für (id) felds die ſchmähen, erärmen® und ze tod fchlahen unberftonb, das
olfes unchriftenlich i(t. Man folf jren handel? alfo anheben: fo jrer im
tumen berichten und diefelben bannen tbün, unb fy in feiden Laffen fterbe,
wie fo bar find fummen, fo bif ufrechte® fchuld antrift.e Dann fy barum
ouch von unferer, das ift, weltlicher, oberfeit verfichrung habend, bie men
nit brechen mag an denen, die batuf gewidmet? find; aber demnach fe
widme man nieman mee daruf! Ob aber etlich fo halsſtarch 1% find, baj
(à bem tort gottes nit wychen mellenb, unb fónnenb bod) gründlich nit
barmiber, mit denen fol. ghein befundrer handlen, funder die oberfcit; tk
wirt fid) denn mol gefchicklich halten us 90tatt. X VIII. unb Deut. XIII.
Kurz, die tvütrid), bie anders nüt fónnenb denn rouben und ftelen, find fo -
(hädlich (üt, fo (y es mit bem namen Chrifti verkluͤgenn underftond, dafs
mwäger wär, wir hättind an jro ftatt fo vil Zürggen. Derglychen find wol fe
(didblid) die üppige pfaften, die alle ding mit jrem gepöch und gwalt bin
durch bruden wellend. Darum muͤß (id) ein oberfeit in den Dingen ernſtlich
halten, daß der beederley unfrommen mütwillen nit zu nachteil ber eee gott
‚ tidy. Denn kurz, fo foll ein ieder chrift ein ieden geben, bag er jm
(du(big ift Röm. XIII. 7. Das ift ein fchuld, das ein oberhand für ein
ſchuld erkennt und halt (daby ſoll (9 aber eigenlich fehen, daß (p bie fchulden,
fo vor gott nit redlich find, verbietind oder vermanb(inb). 2 Und fo man
die pfaffheit glych ynziehen will bis uf ein notdurftige zal: noch bört ir
güt, das (t) iez befigend, nit die oder bem, funder den armen; und dag nad
verordnung einer oberfeit und einer ieden kilchhöre. Hierin iſt ie3 nit ftat
pon einet!? ze ſchryben. So fer ein verfünder bes gottsworts ein (uter ein
faltig oug bat, wirt ee nit gefarlich faren.
Dife kurze ynleitung, für die unberichten harfür getragen, mag ein ich
wol erkennen vergebens fun, mo bie leerenden nit mit ernft zum erften an
gott begerend, daß er jnen gnab verighen welle; und demmach fioßlich die
1) Hinmweg. 2) befreyen, entziehen. ?) firaffältig. *) Gefübrbung. ^5) verfün:
digen. 9) arm machen. 7) Angelegenheit. 9) rechtmäßige. 9) gefeßt. 19) Halsftarrig.
11) Gefchönigen. 12) ändern. 12) vollfländig. |
Ein kurze chriftenliche ynleitung. 559
afchrift erdurend, * unb tag und nacht darin manb(enb ; unb zum (esten. ein
. amtüt habind die waren Hierufalem 3e bumen. So fü aber bie cer gottes
und nußbarkeit der feclen, mie jnen züftat, ze fürdren vor inen hand, unb
ſehend nit uf das zutlich funder uf dag ewig: fo wirt inen. gott das wagt
der warheit rychlich züudienen. ? Er macht den hirten Amos zu eim pred-
genden propheten. Darum föllend fo im mort gottes vod) fun und dag
evangelium , dag one das gíats nit verftanden mag werden, der aftalt harfür
tragen, daß güt und bós müffinb, welchen meg man zu gott fumme. Es
find ouch vil unzamer, ? bie müß man fd)arf beſchälken; die vümenb fid)
bon dem ofa ftp fon, und dörftind aber nod) vil härterer gſatzen, damit
man fo im meg behalten möcht; und in gemein leeren, melche werk gottam
Alfergefälligften foginb, namlich, bie et (tert Matth. V. VI. VII. Syobannié
XIII — XVII ; oud) den überfluß des ſpilens, ſufens, Eleidens, ſchwörens,
kriegens, zanggens, guted zam ‚und tud) * niderlegen. ° Das find föliche
beftien, daß man mit inen gnüg a£ ſtryten bat; und darf man an den fanje
(en. weder fablen nod) fophiftenlämpf prebgen. So vil von dem ynleiten
der (eer. gottes.
: Bon den bilden.
Der bilden halb, wie fich befunden Bat, bag die bild von gott verboten
find , foll bas billich ouch ein ieder leeren, damit die blöden und unwüſſen⸗
ben, bericht und ermachfen , bald bad erfinden mögind, tad man mit jnen
handlen fol. Darzuͤ wirt wol dienen das büchlin, das kurzlich iſt usgangen
von abthün der bilden: a) dann eg. bi( funb(dyaften der gfchrift hat. Welcher
aber das nit hätte, der (efe an difen orten Erod. XX , dafelbft am end von
den filberinen götzen. Erod. XXXIV. epit. XIX. und XXVI. Deut.
IV. unb V. 1. Sam. VII. Num. XXV. Deut. IV, VII, XI, XIII,
XXVII. Joſua XXVII. 1. Richt. X. Pal. XCVI. und CXV. Iſaj.
XLII. unb XLIV. Hierem X. unb XIIE Cae. VI. und XIV. Mich. I.
Habak. II. 2. Kön. X, XVIII, XXIII. 2, Ehron. XXXI. 1. Cor. V.
Yet. XV. 1. Cor. VIII, X, XII. Gal. V. 1. Theſſ. I. 1. Bet. IV.
1.%0. V. Difer angezeigten orten verbietend etliche bie bild oder götzen;
etliche ber(pottenb fo, etliche (cerenb, wie man die abthün fol. Darin aber
gefarlich © ze faxen ift; bag nit übele darus entfpringe. Denn, für daß die
heiftenmenfchen recht bericht werdind, mie man inen fein cer. enbieten foll,
fo mag man bemnad) def bas geduld haben, bis daß die blöden ouch hate
nach fummenb, bag man ſölichs mit meerer verbellung 7 vollbringen mag.
Etliche ort. rumend, die f abgethon habend. Hie widerfechtend etlich fölicher
gftalt: Die gebot beruͤrt allein die Juden und uns chriften nit. Denen
man alfo antmurt geben foll, bag bife zwey teil: Du follt nit frömd gött
babe! unb: bu follt tein bild noch giychnuß haben! glych als ein büt und
erflären find des erften gebotes: Du follt in einen gott vertrumen! Beſich
Deut. V. 6. Go fpricht gott: Ich bin din herr gott, der bid) us Egypten
gefürt hab sc. Sich, das i(t das erft gebot, darin fich gott harfür ftellt für
unferen gott. Jez verbüt er die ding, bie ung möchtind bon jm abfüren,
V) erforfihen. 3) darreichen. 3) ungezogener. *) fanft und firenge. 5) verwehren.
6) forgfältig. 7) Uebereinftimmung. |
a) Ludwig Hetzers.
$60 Ein kurze chriſtenliche unleitung.
und foricht glych baruf: Du follt nit ander gött nach mir ober in minem
angficht Haben! Und das i(t ein weg, burd) den die kinder Iſraels oft ind
abgefürt und wir chriften derglychen. Denn, welcher bilf und tro& bt einer
erratur gſuͤcht hat (die der glöubig allein by gott füchen fol, ber bat jm
. felbs ein frómben gott gemacht: denn ie das ein gott eins jeden ift, zů dem
ee fin züflucht bat. Alſo ift bad ein fuck, das uns von gott ziehen mag,
ftómbe gött. Das ander (tud, das ung abfüren mag, find bilder. Darum
verbüt fo gott zum erften: Du follt bir fein gefchnizt bild machen noch afye-
nuß oder contrafactur der Dingen, die im himmel, uf erd oder in bem maf
fer find. Sich! man foll fchlechtlich nit machen. Und ob mir fo etlichen
weg ie müftinb bor uns haben, als Danielen und andren beſchach Dan. III:
fo fpricht er: Du follt inen fein zucht *' (weder mit biegen, neigen, eecenbie
ten: denn das heißt big wort fchahah) enbieten, unb ouch kein dienftbarkeit
bewyſen. Diß zeigend die latinifchen mort ouch gnuͤg an: „Du follt fg ni
anbeten ; ouch inen fein eec. besoufen! Daß man fy in den templen Bat, bof
4t ie den bilden eec mboten. Und ba man (prit: id) bet (o nit an; f
leerend mid) und manend; das ift alles ein fabel. Gott rebt bie nit von dem
anbeten, das wir verfton mwellend: er ift Darüber ; * batum bag er wol weit,
baf kein wyſer ein bild anbetet. Er verbütet aber bie alle eere, alſo daf
man bor jnen nit neigen, biegen, knüwen, zünden noch röufen folf. eet
man fy nit: was tbünb fo denn uf dem altae? Fa man eeret (9 nüt minder,
denn die heiden jre bilder der abgötten: die Hand fy genämt nad) bens namen
: bed. abgotts; alfo hand oud) wir gethon. Wir nämend die hölzer mit bex
tamen ber feligen. Ein holz nennend wie unfere frowen und bie muͤter
gotte$ , das ander ndmenb wir (ant Niclaufen sc. Und (dyrpenb, die (lids
tbünb: man welle bie eec der heiligen vernüten: und fo vernütend- bie heili⸗
gen, fo fo die gößen mit jeem namen nermend. Daß aber bie bilb ung fecerint,
if ouch le: wir föllend allein us bem wort gottes geleert werden. Aber
die trägen pfaffen, die ung on underlaß folltind geleert haben, bie habend
ung bie leer an die wänd gemalt; und find wir armen einfaltigen der leer
damit beroubt, und find an die bild gefallen, und hand fg geeret. Wir band
oud) angebebt by den creaturen füchen, das wir allein by gott folltind p
Und ba fg uns oft (ol(tinb geleert haben, band fy die leer Laffen fon, unb
habend oft darfür meß gehalten, das mir cinfaltigen nit verftanden Babenb
“und íro der meerteil ouch; bis daß es darzuͤ it fommen, daß wyt ber mee
rer teil ber chriftenmenfchen nit gwüßt bat, in welchen mefenlichen ſtuck bod
der menfch felig werd. Ya etlich habend uns erbärmlich mit jren fableu
von den heiligen bom waren gott an die creatur. geivendt.
Da man aber ynredt, die bild foginb ung im nümen teftament nit ber
boten, ift oud) (e&. Denn, wo man findet im nüwen teftament idofum oder
fimulachrum , da follt man im tütfd) Iefen: bilder oder giuchnuffen. Laß
fi) bie nieman irren, ob er in dem nüwlich usgangnen nümen teftament
an den vorgezeigten orten findt big wort, abgótt oder frómbe aótt: es follt
allweg darfür fton, bilder oder glychnuſſen. Idolon, bomoion, fpricht Hefg
chius; ift ben Latinern ſimulachrum; tütfch ein bild oder glychnuß. Jez bfich
1) Ehre, cultus. 3) er ift darüber weg, über das Anbeten, fo daß ex nicht ba:
von fpricht. |
Ein kurze heißenliche huleitung. ss
2. 9yo. V. 21: Lieben Einder, Bütenb üch vor den bilden! und andre ort;
und lüg demnach, ob die bild oud) im nümen teftament verboten fogind oder
nit! Act. XV. 20. ift ein bericht der chriften zu Hieruſalem, bag fid) bie
chriſten föllind hüten vor vermasgung der bilden.
Darzuͤ fo wie fpred)enb, der heilgen bilder zeigend uns an, was fü ge⸗
tbon und gelitten habend, bag wir oud) alfo thügind:. hie fol man une
fragen; wenn bod) unfer werk geecht ſygind? Muͤſſend wir ie forechen: fo (y
ins glöuben, der ouch die Liebe. gottes if, beſchehind, fe aefatfinb fü gott
2. Cor. XIII. Wyter fragt man und: ud was grund hand die heilgen fülche
gethon ? werdend wir fprechen: us warem glouben. Jez foll man ung zeigen,
wo man jten glouben gemalet oder gebildet hab: fo fónnenb wir jn nit
zeigen denn in jren herzen. So mig ie folgen, daß ouch wir lernen muͤſ⸗
(eb, den glouben notwendig in unferen berzen fon, wellinb wir daib aottée
gefätligs tin; den mögend wir ab den wänden nit erlernen, funder wie
muͤſſend in allein von dem gndbigen ziehen gottes ud finem eignen. mort [eve
nen. Sich, hie erfindend wir, baf uns die bild nun an uswendige biödigkeit
fürend , und mögend das herz nit glóubig machen. Alſo fehend mie wol
üfferlih , was bie heiligen gethen habend; aber den glouben, barus alle ding
bfchehen müffenb, mögend ung die bild nit machen. So wir nun den glou⸗
ben (uter und urbefledt habend, (id), (o werdend wir unfer ſelbs fpotten,
taf wir fo einen unmüflenden blöden glouben Hand gehebt, daß wir gewänet,
fy manind uns; fo ed bod) alles stel ift on den glouben.
- Hie that man noch einen gegenwurf: Alfo zimmte (i einem nit ein
gſchicht ze malen in finem bue, nod) einigerley gſtalt, geb(ümt* oder usgeſto⸗
hen. Run febenb wir die zwey dyetub unb die gewürkten oder geftichten tüs
cher ouch mit den cheruben und den eerinen fchlangen unb. die fnópf und
gilgen? und phialen an dem liechtftod und geblünt am ephod im alten tefta»
ment; ouch 1. Kön. VI, dag Salomon cherubin, palmen und menigerley
gemäldes im tempel bat (a(fen machen fo ſchön, a(8 ob ed us den wänden
harus gewachfen wäre. Darum uns one zwyfel ouch simmt ſölche gemäld
oder bilder haben. Antwurt: Das ift gwüß, daß gott alle gftalten unb bile
ber nun darum verboten hat, bag man nüts anhebe eeren nebend im oder
keiner creatur eec embiete nebend im, als man Deut. IV. mol verftan kann.
Darus wir nun wol merken mögend, daß (oli) geftalten , bie nimmer für
gött und Helfer angenommen werden mögend als geblüm und Löwenköpf,
Aligel und derglychen, nit verboten find. Dann Salomon hätte fölche böum
und geblüm in'n tempel nit (affe machen, nod) gott an den liechtſtock gheiffen
Machen, wo fo báttinb bie gefärd der abgöttery mögen gebären. Aber bie
bilder , bie gemálb, bie wir in den tempien babenb , ift offenbar, bag fb bie
gefärd der abgöttery geborn habend. Darum folf man fy ba nümmen Laffen,
nod in’ binem qmad) nod) an dem mátft nod) denen, ba man jinen eini
gerley eer anthüt. Vorus find fy in den temple unlydenlich: denn alles,
(o wie darin habend, ift ung groß. Wo f) in gefchichtesiugg ? ieman hätte
one anleitung der eerenbietung ufferthalb den templen: möchte geduldet were
den. So fer aber man (id) anhübe darvor buden unb eee enbieten, find fg
3) mit Farben gemahlt. 2) Lilien. 9) in Darfiellung einer Hiftorifchen Eegebendeit.
Zwingfi’a fámmtf. Cchriften I. Ed. 36
562 Gin fure chriſtenliche vuleitung.
nienen uf bem erdrych ze dulden: denn fp kurzlich cin bilf bee abgättern find
oder die abgöttery gar.
Don der meh.
So man ton der meg reden will, foll. man. zum erſten anzeigen, damit
meman verleßet werde, daß nieman der meinung foe, daß er den fcontod)nam
und blüt Chriſti abthuͤn welle oder fchelten,, oder leeren, wie e8 nüt foe, fun
der ba die meß ein ander filrnemen babe, weder nun den (ronigd)nam und
bit Chriſti niefen. Namlidy: fo babe man alfmeg geleert, bie lagen und
pfaffen nieflind ein ding, fo fo den lychnam und. blut Ehrifti nieflind; das
nun war ift: denn Chriſtus hat darin nun ein ordnung und uffeen getheu.
Hoch nüt deß minder fo habind die Irrigen pfaffen vor vil hundert jaren cia
opfer barus$ gemacht , das e$ aber nit ift. Denn fein [ag halte e$ für ar
Ders denn für ein (pud ber feel! das ift e$ ouch, und hut es gott barfür vf.
gefeßt, und nit anders, wie eigentlich barnad) fummen wirt; fa mag es euá
Aüt anders fun. — foie müß man anzeigen, was man damit gemeint bak,
dab man ed ein opfer genennet hat, und mas ein opfer fpe. Kurz, fo mi
big wort, opfer , int alten teftantent verfianden für ein gab, die einer qot
. bracht. Diefelbigen nam darnach der priefter, und (upft fo uf den altar, un)
aünbt fy an, oder Dub fo uf, oder bewegt fo hin und her, ie nad) dem e
ein opfer was; damit reinigetend ft dozemal jre fünd. Welichs bod) alla
nun ein bildnuß ift gſyn, daß Cbriftud funtmen werd, der ware prieker;
und werd nit ein vihiſch noch vermasget opfern für alfer welt ſünd ufopferen,
funder ein rein unbefledts. Das mocht aber under allen menfchen,, on jn
(cbe , nit erfunden werden. Darum opferet er fid) felbs uf, bo er an Ka
krüz den tob für uns leid, unb reiniget mit dem einigen tob und bezalt der
‚ganzen welt fünd in bie emigfeit. Difer marbaften meinung grumd fink
‚man in der epiftel zu den foebr. vorus im VI — X. capite. Wie nun Gri tu
nun einift den tob am fria erlitten bat, alfo ift er ouch nun einift ufgeopfret:
. fin fteeben ift fin ufopfren für ung, unb fin ufopfren ift fin fterben ; fin ufopfren
. d die reinigung unfer fünd, unb fin tob ift ouch die reinigung unfer fünd. De
rrum wie er nun einift ift geftorben Röm. VI. 10, alfo hat er oud) nun einift ben
tob erlitten , und i(t nun eineft ufgeopftet. Und darum wo man in der gfchrift
finde, Chriftus tob babe unfer fünd hingenommen; und findt barnebenb, fin
opferen babe unfer fünd hingenommen, unb fin blütvergieflen bab unfe
fünd hingenommen, als Gol. I. 22: fo ift e$ alles fammen nun ein meinung
namlich bag ung Ehriftus erlöst Hat und fir unfer fünd bezalt; barum baf
' et fid) für ung in den tod beg krüzes geopfret und hingegeben bat. Wie er
nun einift geftorben ift, alfo ift ee num einift ufgeopfret.
Daß aber bemnad) bie pfaffheit (id) darfür usgibt, (9 opfre Chriſtum
für andre menfchen uf, das hat fo us je felbs erfunden one grund Des morts
gottes; us telid)em amo tee(fentidye fchmachen gottes und zween grofle bre
fien. erwachfend. Die erft fchmach gottes i(t, bag die türe! unb. fdyat des
lydens Ehrifti damit verdunflet wirt. Alfo Chriftus, der war gott unb menſch,
ift fo tür, bod) unb wert, bag fin tob, nun einift ufgeopfeet, rych unb tür
anüg ift, für aller welt fünd in bie ewigheit zu begalen. Denn er ift ein
3) der Werth.
Ein kurze chriſtenliche ynfeitung. 563
ewiger gott; fo it ouch fin Inden in bie ewigheit unabläßlich fruchtbar.
Wenn nun bie pfaffheit (id) für bie fünd opfrend usgibt, fo müß e$ ie dahin
langen, daß es Chriftus mit dem einigen [oben nit vollkummenlich vollendet
bab, oder daß e$ nümmen kräftig (0g. . Denn fo wir aleubend, daß er, ei⸗
nift ufgeopfeet, und, bas ift, die glóubigen, in die emigfeit erlöst und bezalt
babe, fo müß ie ein ſchmach fun, welcher das widrum underftat, glych ale
obs vor nit usgemacht ? (oe. Die ander ſchmach und grümwen ift, daß nie⸗
man db höhers mag ufopferen weder fich felbs; welche onfren Paulus
Otóm. XII. 1. leert: Ich bitt üch, Lieben beüber, durch die barmherzigkeit
Sotte$ , daß jr ümere Inchnam embietind zu eint (ebenbigen opfer, ad einem
heiligen opftt, 3ü eint gottsgefälligen opfer, und daß üwer dienft us der
beenunft und amüt kömme. Cid), das i(t bas Höchfte onfer, das dee menfch
ufovfren mag, (id) felbs! Wenn er fid) nun undernimmt‘ gott ufzeopferen,
fo fchmächt er in. Denn ee macht fid) fo groß, als ob er in ufopfren mög;
und hat aber Ehriftum nieman mögen ufonfren weder er fid felbs. Denn
wie das opfer müßt rein fun; alfo müßt ouch dee pfaff rein fon. Go wir
nun keinen vfaften in allem menfchlichen afchlecht Habend , der one (ünb (ne,
weder den einigen Chriftum: fo mag oud) jn nieman ufopfren weder er fid)
felbs. Und barum, welcher (id) für ein opferer usgibt, der nimmt Gbri(to
fin eee, und gibt fo im felbs; ift ein unlydenlicher grüwen.
Die zween breften find die: Der er(t ift, bag die irrig meinung des opfe⸗
rens alle Lafter getröft und gepflanzet hat. Dann alle röuber, wüchrer, ver»
väter, blütvergieffer, eebrecher habend vermeint, fo fo für jte mißthat Laflind
meßhalten, fo werde je (ad) richtig. Und mag nit anderft fon, denn bag fo
daruf gefündet babenb. Das ficht man an jren p(rünben, ftiften und meß⸗
verdingen mol, bie fo nit (tiftetinb, wenn e$ nit je (este zuflucht wäre: fo Lieb
band fü das güt wol! Der ander breft ift, bag man mit der mef fo aroß
zytlich güt bat zemmen geleit, und es um das erdicht opfer genommen. Und
ob fy glych ein opfer gſyn, wäre es. dennoch ein grüwen, gelt und (on ber
zytlichen güteren barum nemen. 9tod) ift es nit gnüg gſyn: man hat. mit
den güteren erſt oud) gemütwilfet, unb den armen gar verfchlagen, 3 das jnen
vor allen gehört: bann man den meerteil aller. almüfen dahin aeroenbt hat.
Zu ſoͤlchem fürnemen hat man gedruckt, mie man hat mögen. Zum
erſten hand fy bag jto nie(fen ein meg genämt, das ift ale bil ale ein opfer
oder ein gefandtes opfer; das ed aber nit fun mag mie obftat. Denn Chri⸗
ftu$ hat e$ nun einift und einen meg ungefeht, und bat e$ nit ein opfer oder
meß funder ein te(tament und mwidergedächtnuß genennt; darum dem frons
lychnam und bluͤt Ehrifti diſer nam unbillich ift ufge(egt. Man Bat oud)
darnach die einen afta(t, des blütes, abgefchnitten, bag man fy dem gemeinen
menfchen nit ‘gegeben bat, bie bod) Chriſtus fat yngeſetzt, als ge beforgen
it, allein barum, bag man das ein für ein opfer hätte unb das ander nit,
mit bil andren ceremonien, Heiden, krüzen unb feltíamen meinungen.
Damit aber menglichem offenbar werde, wie doch Chriftus bife ſpys der
feel babe yngeſetzet, fo folf man die wort Ehrifti Matt. XXVI. 26 ff. _
Marc. XIV. 22 (f. qucd. XXII. 19 ff. eigenlich befehen und dem volf zu
verfton geben. Diefelben werdend barnad) vil Härer us den mworten Pauli
4) unternimmt. 2) ausgerichtet, vollbracht. >) entzogen.
564 Ein kurze chriſtenliche gnfeitung.
1. Cor. XI. 23 (., welche wir ouch Hie file ung nemen wellend. Ich tá
es üch angegeben, das id) bon gott genommen oder gelernet hab; namiió,
daß bet herr Jeſus der nacht, an bero er hingegeben ward, das brot ous.
men bat; und nachdem er dank gefeit, bat ers gebrochen und geredt: Stemol,
efiend! das ift min lychnam, der für üd) gebrochen wirt. Das tbünb zů g
dächtnuß min! Die (imb die mort des fronlychnams. — foie fehend wir ;m
erſten, bag Chriſtus forid)t: der Inchnam, der für üch gebrochen wirt; tu
it: wie ich üd) ie3 das brot fürbrich, alfo wird ich verhergt unb aet fü
(dj Darnach fpricht er: das thuͤnd zu gedächtnuß min! Sich, er nimi
felbs ein gedächtnuß, und des mald, bo er eg ſelbs unfakt! Daran wir (e,
daß Chriſtus felbe nit geopfret bat nad) bem nachtmal, bo ee ben jüngm
fin fleiſch und b(üt geben bat; funder erft morn beg, do er am krüz far.
Und folf aber fin fleifch unb blüt qd einer widergedachmuß deß geſchehen
. das er getbon bat, mie harnach kummen wirt. Jez folgend Die wort d
blütes: Derglychen oud) bas trinkgefchire nady bem nachtmal, ſprechende
Das teinkgefchier, bas nüm teftament, i(t in minem biüte. Das thumb; à
oft je es immer teinfinb, zu gebád)tnu min! Dann fo oft se efien wel
bae brot und das trinkgeſchirr trinken: fo verfündend ben tob des feum,
bis daß er fummen wirt! Diß find die mort des blütes Chriſti, in mida
wir zum erften verftan fólfenb, bag bif mort, teinkgefchire, für das mer,
tranf, hie wirt genommen. Darnach ndmt er das tranf das nio. teftamnt,
das ift, den nümwen bund und gemächt. 1 Denn Ehriftus bat ung, wie obíu,
mit (inem: blütvergieffen widerum mit finem himmeliſchen vater gefribet, m
ein ewigen bund gemacht durch in zu gott ze fummen. And fo wir ik
- tigenfchaft des teftaments beſehend, fo ift ein gemächt erſt denn ufgericht, mem
der ftirbt, ber es geordnet hat. Alſo ift bas tetament Chriſti erft am Irij
in finem tod ufgericht. Als wenig nun ein menſch ſolch teftament ma
ufeichten, als Chriſtus bat ufgericht: als wenig mag er ufopfren; aber ml
mag er widergedenken, was Chriftus gethon hat. tnb fo er (id) in fin ir
den unb erlöfen verlaßt, wirt er heil. Deß bat er ung ein gmüß (ioa
zeichen gelaſſen fined fleifchs unb blütes, und heißt bie beede effen und tr |
fen 4d gedächtnuß fin. Und wie die gedächtnuß fälle verhandlet werben, ted
Paulus hie eigentid) us und (pricbt: Denn. fo oft je das brot effe werden) |
und das tranf trínfen, föllend jv den tob des herren verkünden! ifo alc
nend mir, daß bif facrraments eelicher? bruch alfo befchehen folf: Man (tli |
fo oftes der kilchhöre gefallt im jar, verfünden unb prebigen dag Inden un
tob Ehrifti, ba erzäien, was e$ ung gütes unb frideng gebracht fat, Uu |
3d feftigung beg mit dem Inchnam und blüt Cbrifti alle glöubigen, det
begerend, ſpyſen. Diß i(t kurzlich ber einfaftig handel und meinung Che
So wir nun fehend, ba bie meß keinen befundren ynſatz hat, funkt
von den menfchen für ein opfer angefehen (dann big facrament nüt an |
ift, weder das nieſſen bed Iychnams und bluͤts Chriſti): fo follenb alle mir
fchen daran fun, daß fölicher mißbruch, da fid) einer für den andren uf
opfren fürgibt, hingelegt werd; bod) mit fölichem ernft und fügen,’ de
nit ufcüren barum befchehind: denn man güt weg finbt ſy hinzelegen. Dar?
föllend die predgenden die gemeinen megpfaffen alfentbafb entfchufdigen. Dem
——— — — — ————— —
1) Vermachtniß. 2) rechtmäßiger, geſetzlicher. 9) Klugheit.
Ein kurze hriftenliche ynleitung. 565
diſer irrtum nit bon. jnen entſprungen iſt: fo ſöllend fiy ouch deß nit entgelten.
Söllend ouch alle menſchen ermanen, daß ſy die im friden wellind laſſen
binfunmen,* mie ſy harkummen find: denn der meerteil bero. find verſumt,
ba fo zu der arbeit nümnien gezogen mögend werden. Und ſoll kein chriſt
von ber ſpys wegen das werk gottes entledigen? Röm. XIV. 20. Wo aber
etlich baby fid) fo gar ungebürlich halten wurdind mit widerbäfzen one grund
des gottzworts; folí aber nieman befunderlich wider (9 handien , finder bie
einer oberfeit verlaflen: ? die wirt wol mit inen handlen, das gichicht? ift.
Denn kurz, fo der allmächtig’ gott fin wort offnet, fo mug der menfch fehen,
baf er jm nadjfumme; ober er wirt den zorn gottes uf (id) kaden.
Und fo je bas, wie vorftat, von üch, -als jr fchuldig find, unb mir ton -
dich erforbrenb, volí(teedt: fo fabenb wir zu gott gwüſſe hoffnung, er werde
fin wort fruchtbaren und fin eec mit unfer befferung und fridlichem [eben
meeren. Das geb ung gott durch Jeſum Chriftum, unfeen erlöfer und be⸗
balter! Amen! Datum uf den 17. tag novembris, anno MDXXIII.
1) abzichen,, abfterben. 2) aerftóren, vernichten. 9) überlaſſen. A) (id) geziemt.
s
$66
Ratſchlag von den bildern und Der megs.
Die nächte Folge der Disputstion unb der vom Rate a
die Pfarrer zu Stadt und Land gefandten „chriftlichen Einleitung,
oder Anweifung zur evangelifchen Predigt war, dag bie Helfer u
Kaplane in ber Stabt nicht mehr Meſſe halten wollten. Unter da
Ehorherren und Prieftern hingegen waren etliche, „die fid) mela
lieſſend, fo möltind by der mef binden, ald die noch mit umkeen
waͤre.“ Propſt und Kapitel brachten bie Sache vor Rath, unb bike
trug den drey Gtadtpfarrern auf, ihm ein Gutachten — vorgulega:
was nun in Betreff der Dieffe vorzunehmen ſey. Zwingli werd
, bann im Namen der GStadtpfarrer
Unfer meinung von der meg
doctors zum Gromenmünftee, Leonis Cyub, Huldrych Zwinglis. a)
Zum erften ift unfer meinung nit, bag dem fronlychnam und bluͤt Ori
Ehrifti bie üzid gemindret oder abgezogen werd, funder daß der nad km
uffag Chrifti und mit anberft gebrucht werd: bann es nit ein ding if mm
dem (ron(pd)nam und blüt Ehrifti reden und bon der meß. Denn der nd
namen und bruch wirt im mort gottes nienen erfunden; aber der byud) ld
feonigchnams und blüts Chrifti bat grund in dem offnen wort gottes unl
brud) Wo oud) bet frontod)nam und b(üt Chriſti unb bie mef ein bus
tedte, fo folgte, daß ein iebee, fo den fron(gd)nam unb bluͤt Chriſti nufkı
ouch meß hielt, das aber nit ift.
Zum andren: So nun die meß fürgegeben wirt, ale ob (y für ande
menfchen mit ufopften - begale, und aber klarlich erfunden wirt, bag e$ mi
alfo ift (denn das ein befundre ſchmach des Indens Chrifti wäre, alu di
ob er nit, einift ufgeopfret, für der ganzen welt fünd gnüg gethon hätt); f
müß ie ein ieder chrift gereizt werden, das, fo one grund bes göttlichen mort
ja mit fd)mad) gottes us menfchlicher vermefienheit angefeben ift, abzethin,
hinzenemen und gar zu vernichten.
Sum dritten: Darum ift unfer meinung by dem lutren wort gotitf 1
binden, und bemnad) in laffen walten: denn mie man immter ein. mein
anfı dt. mif bod) biefelb, (o fer fy wider das tort gottes if, abgethon werden:
dann ein iede pflanzı fo nit vom himmlifchen vater genfanzt, wirt utar
Und ob glych anbre orbnungen murbinb angefefen ; ? müßtind wir bod (i
unb für miber biefelben , fo fer (9 wider gott, mit dem wort gottes (riti
us welchem täglich unrümen entfpringen wurdind.
1) widerlegt. 2) getroffen.
a) Es iſt hier aus der authentifchen Handfchrift Zwingli's felbft gegeben.
— — — —
Ratſchlag von den bildern und der meß. 567
Zum vierten: Und ift big bie (unum der meinung us bem mort gottes:
baf man den fronlychnam und blut Ehrifti mit beiden (gftalten), wyn unb bros
tes , bem chriſtenvolk reiche zu einer widergedächtnuß des (pbens Chrifti. Alfo
Daß wir ben tob des herren usfünbinb und befennind, fo oft wir bie ſpys
und tranf gebruchend , wie dann fdlche meinung Mattd. XXIV. Mare.
XIV. Luc. XXII. 1..Cor. XI. klarlich usgedruckt ift.
Zum fünften: Embütend wie ung desfelbigen gebruchs ein übung, offen»
Lich uf den heligen mobnadyttag ze thün fchlechtlich nach dem ynſetzen unb
Bruch Ehrifti: bann mit fe ber welt den ufrechten gebruch nümmen verhalten !
mögend. Und ob man ung den glych nit erlaubte; müffend, wir beide lych⸗
nam und blüt, muon und brot, den begerenben reichen, oder aber (ugenbaftig
buy bem mort gottes (ton.
Sum fecheten: So aber die mienfchlich feel täglich mit (ünben befedntt?
wirt, ift ouch not, bag fo täglich mit dem mort gottes geftärkt werd. Darum
ift unfer erbieten, daß mir anfehen wellind under einandren, daß man alle
tag zu kommlicher tagzyt ein viertel oder halbe (tunb ein (tud. und teil us
der göttlichen gfchrift predige; und demnach, ob ieman begerte, benfelbigen -
fpyfen und feánfen nad) inhalt des morts gottes.
Sum fibenten: Und ob fid) hie ieman meinte befchwert (9n mit der grofs
fen menge der müffigen pfaften , foll derfelb gedenken, bag es vil wäger ift,.
wir laſſind ſy nach jrem harkommen im friden abſterben, weder daß man
fo zwinge ze thin wider bie ordnung gottes: bann ed ift wäger muͤſſig ae»
gangen weder le? und übel gewerchet. Es wäre ae beſorgen, mo mari
jnen gewonete jre beſtätungen ze brechen * a) by jrem leben, man mwurbe
mit der zyt ouch andre ding underfton anzegrufen, welches ein bärliche® aer»
rüttung wider gott und cheiftenlichen friden bringen möcht. So man aber
feine vfaffen bon nüwem annemen, wirt die iegig (umm, ee unb wir felbe
wänend, © abgon: dann bil der chorherren und caplanen uf pfarren gewidmet?
werdend; oud) find bit mee andrer wegen, durch die man täglich ſy minbren mag.
Demnad), ob üwer liebe und wysheit fülchen meg nit wöllte annemen,
wüſſend mir feinen andren weg, der dem wort gotted fo mithellig fe. Dos
rum bittend mit üwer eerfam wusheit: die weile bod) zum aller wenigeſten
anfehen, daß man feinen. vfaffen zuͤ meßhalten melle zwingen: dann it bifes
ſaeraments nun ein ynfaß 9. it. Nun Lieffe aber fid) fein lay zwingen fo bid?
oder fo bid zum tifch gottes ze gon; alfo folf man ouch billich feinen chri-
ftn, fo der fchon pfa(f ift, darzız zwingen: dann wir fehlechtlich big und
andre facrament nad) dem inhalt des morts gotted bruchen genötet merbenb.
Darum iſt unfer ernftlich ermanung um ber eec gottes willen: üwer wys⸗
brit wellte fich teümlich und uner(d)rodentid) an das wort gottes laflen: dann
alle, bie fid) beg ie gehalten hand, find von gott nit verlaflen. Ir band
1) nicht mehr vorenthalten. . 2) betrübt. ?) verkehrt. 9) wo man ben ihnen es
gut Gewohnheit werden ließe, die (ihnen) gegebenen Zuficherungen zu brechen. 5) ſchwere.
6) meinen; 7) beſtimmt, geſetzt. 5) nur eine (Art) Einſetzung. 9) oft, manches Mal
a) Dieſe Zuſicherungen beſtanden darin: ‚daß alle die, welche nicht auf Pfarreyen
oder auf andere Weiſe für ihren Lchensunterhalt verforgt wurden, eine jährliche Pen= -
— ſollten. Nonnen konnten mit einer ſolchen Penſion beyſammen in einem
er leben.
668 Ratſchlag von ben bildern unb bee me.
ümers ratfchlags ein grund, namlid) das hell wert gottes; umb die darwider
fedytenb, :hand nüt bann das mort des menſchen. So num gott uf-uner
ſyten ift, wer will wider uns fon? Laffend gott in finem gſinde Susbalia,
und, was. er Heißt; bem. gand mad) als die ghorſamen fün, fo werdenb jr nit
mögen irren noch überwunden werden. Amen. Sind hiemit gottes gnab befolen.
Sierauf ward von dem Rathe den 19. Ehriftimonat an den Propft zum
groffen Münfter nachfolgende €rtanntnig gefanbt: 1. €? follend alle Deich
in der flatt, uf der Eindlinen tag, zu feujer ratssyt, uf bem rathus, ber
minen herren, burgermeifter, Beinen und geoflen räten, erſchynen und daſelbe
miner herren red und meinung bernenten; und welcher nochmalen wider
das, fo in der bifputation nächft ift gehandlet, fon wöllte, und Dasfelb mit
der waren göttlichen gfchrift niderlegen, ? der foll uf angezeigten tag mit
gemeldter gfchrift unb buͤchern verfaflet fon! dem wirt man ftatt geben
und lofen. Item alle taflen a) in der kilchen foll man 3ütbün unb bis uf
wyteren befcheid nit offnen. tem die filbernen, vergüldten und ſuſt zierlichen
bib fol man nit harfür tragen weder zu hochaytlichen ? noch andern to
gen, funder (olf man den höchften ſchatz, das mort gottes, in bie berzm
der menfchen (unb nit die götzen in die geftcht) ftellen. Stattſchryber. Zürich.
An diefem Tage erklärtt dann Conrad Hofmann mit vier andern Prieſtern:
Sie erkennen bie Gürbitte der Heiligen, bie Bilder und bie Mefle für redi.
Hofmann fagte: Wo ich aber in ermeldten artilen texte, will ich mich gem
sonfen laſſen geleerte Lüt, bie nit mit Interifchem oder ketzeriſchem glouben
befiedt find. Oder verordnnend jr M. Hrn. etlich Ümers rats und gelert
[üt, die min meinung bórinb: fo will id) kummen uf die (dom und mid
laſſen befchowen 10.“ Der Rath befchloß nun eine Difputation zwiſchen
Hofmann unb den drey Stadtpfarrern, zu welcher 6 Gelchrte und 6 9tatbe
glieder geordnet wurden, melche dann von dem Erfolg dem Rathe Bericht
et(tatten follten. Die Difputation ward den 20ten jan. 1524 gehalten.
„Wie nun menglid) uf den beftimmten 20. tag verfammiet was, meiſter
Conrat Hofmann mit etlichen, unb die drey Lütpriefter gegen einanbern ftündend,
zeigt junker Jacob Grebel b) an: Es wäre eins eerfamen rats will und
meinung, daß meifter Contat unb andere herren, denen in bergangnem ge:
foräch nod) nit wäre genüg befchehen, iezund fólfinb jre artikel offen, und
Die bartfün und bewären us grund allein der göttlichen gſchrift nũws und
alts teſtaments, hindan geſetzt alle menſchliche leeren unb guͤtdunken. as
2) Haushaltung, Hausweſen. 3) widerlegen. >) feſtlichen.
a) Wandgemählde mit Thürchen, zum Verſchließen derſelben. b) Junker Jakob
Grebel, Rathsherr, war der Water des berüchtigten Konrad Grebel, der bind
feine Schwärmerey und Liederlichfeit Serrüttung in das väterliche Haus Bradhte, und
wahrfcheinlich dadurch den Water in die Werfuchung brachte, Penfionen zu verſchie⸗
dener Zeit vom päpftlichen £egaten, vom Kaifer und vom König in Frankreich M
nehmen. Es half ihm nichts, ba er von vornehmen Gefchlecht, des Bürgermeiſter
Vadian's Schwäher unb Freund der Reformation war. Üäthe unb Bürger ver:
theilten ihn zum Tode; er ward den 30. Oct. 1526 enthauptet. „Wil bebauerten
finen tob, fagt Bullinger, dann ee (uft ein alter, eerbarer, voter, und ber fett
Siri ein anfehnlicher und wolgeachter mann gſyn was. * (Bullinger. Weiß.)
Rotichlag von ben bildern und der meß. £69
ſich nun hieruf bifputierlider wys gügetragen hat, wirt am beften verftanden
iwerden us nüchfolgender gſchrift oder derzeichnuß, weiche von ‚den vererduc⸗
ten obtendinten? geleerten einem eerſamen cat ze Zürich fürtragen worden, alfo:
„Herr burgermeiſter! ſtrengen, feften, feommen ,. fürfichtigen, wyſen,
anädigen, tieben herren?! Nachdem unb üwer eerſam wysheit uns nachbenäm-
ten verordnet babend zu verhören, mas meifter Contrat. Hofmann a) unb
Die andern perbanflid)s ? fürbringen und bewyſen wöllind: zeigend wir alfo
«m. Und des erften meifter Conraten halben, womit er- fin meinung beftäte,
' wnb meifter Ulrich Sminglid und der anderen pfarreren leer widerfechte: wie
bann fl. €. W. mol yngedenk ift, mas er (id) bat erboten, und man jm ift
zu willen worden: alfo fat meiftee Eonrat fin meinung im gefchrift bat»
gethan, wie bie verfafiet it in’ einem büch, deren wir all im gütlich bie
zu end gelofet hand. Und a(2 er die mit etwas gefchriften vermeint ze bes
wären, bat jm meifter Ulrich diefelben gnügfam verantwurtet. Und bo ung
bedücht, meifter Eonrat hätte fin meinung mit (inen fürgemenbten gefchriften
nit befeftnet; habend wir ſoͤmliche ved Laffen (ton, unb jm fürgehalten: ob
et die artife[ der mef, bildern, anrüfung der heiligen u. a. wöllte wider
fechten? Gab er zur antwurt: Er wöllte da nüt difputieren, gar nüt: er .
mwöllte mit dem Smingli nüt 3e fchaffen haben, ee fónne mit jm nit nabin
tummen, er wöllte allweg recht haben. Und do meifter Ulrich Zwingli batuf
antwurtet: Wenn ich recht will han oder us minem kopf reden, fo fóllenb ir
mir nit glouben. &o jr aber us ber heiligen gfchrift nüt harfür bringend,
fo fann ich üch nit recht (on. Das, fo ich in den fchlußreden gefchriben ,
ban,ich nit mit minem, fündee mit gotts wort befeftnet. Dann wo e allein
mit minem wort gefeftnet wäre, füllte dem nieman glouben. Darum, vermö⸗
gend je mit göttlichee gfcheift, fo (toffenb um, das ich gefchriben Hab. Da»
tuf gab meifter Contrat antwurt: Er mólle mit Smingli nit bifputiren, man
wurde jn in kurzer zyt wol gefchweigen. ? Doc fo wöllte er U. €. 99.
warnen, baf fy fid) zween mann nit laffind verfüren: bann ed foe zu before
gen , daß ein (tatt Zürich barburd) um feel, eer, lyb unb güt kummen wer⸗
de. Und bat ſoͤmlichs von jm im beſten ufzenemen.
Demnach iſt ouch erforderet meiſter Erhart Battmann, b) was er wider⸗
fechten woͤllte wider die obgemeldten artikel. Der that fin bedunken der meß
1) obgenannten. 9) Triftiges. 9) ſchweigen machen.
a) Bon ihm bey der zweyten Disputation. b) Erhard Battmann von Neuen⸗
burg im Breisgau gebürtig, aber zu Luzern erzogen, moo er Unterſtützung von wohl⸗
thätigen Familien, und 1463 eine Wartnerftelle auf das Ehorherrenftift zu Beromun⸗
fier erhielt. 1489 — 1493 widmete er fid) den höhern Studien zu Bafel, und ward
Biectot der Univerfität daſelbſt. Er folgte Konrad Hofmann 1515 in der Seutpricfites
ftelle zu Sürid) , unb erhielt Hey dem Tode des Propfies D. Joh. Manz die erledigte
Stiftspfrunde beym Grofmünfter, und Bwingli fam an feine Stelle. In Zürich hatte
et fid) durch Erwerbung von Ablaß (1515, 1517) Verdienſte zu erwerben gefucht.
Hott. Hist. Eccl. VII. $7 ff. Er mat eifeiger Gegner Zwingli's und der Refor⸗
mation; 309 befroegen 1525 von Zürich auf feine Stiftepfrunde zu Münſter. Er
machte Stiftungen zur Beförderung der Studien junger Geiſtlichen, und für ein Con:
vict. auf der Hochfchule zu Freyburg im Breisgau (1531) , vorzüglich für Münfterifihe
Junge Geiſtliche, das St. Hieronymi Collegium genannt (Böll. Konr. Scheuber
2, 73. 77. 138. 143 — 159.).
$10 Ratschlag von den.bildern und der mef.. -
halb dar, inb wollt die bewären mit gefchriften uffer der bibli. Die vo.
benb jm mit göttlicher gefchrift fo foͤrmiglich verantwurt, bag cr abkim,
und (cit: Er fabte es minen herren heim; was bie hierin machtind , ta
(ieffe ec beiyben. Und damit wöllte ex fid) abfolviren und fill flan und m
ter kein artikel mee berüren.
Zum dritten ward 9. 9tobotf Koch a) gefraget. Der fleng am dia
uf mitwochen an, und mornbeg uf donſtag ein lang twiderfechten wide v
gemeldten artikel, die vor zweymalen in beiden geſprächen gnüafam tw.
antwurtet warend , und lag fin meinung us finer verfaßten gefchrift, ii
aber lang ift; und unber(tünb die mit menfchenleeren zu teil und zum ki
mit göttlicher gefchrift zu bewären. Die menfchlih marb jm vermork.
€» bat er die göttlichen alfo zogen und gebrucht, daß er nach unfer «&
tung fin meinung gar nit beftät hat; als ouch in alle dry pfarrer 4
vollkommenlich berichtet. Uber wollt von jnen weder geleert nod geek
werden, funder ben pap(t, cardinal, bifchof unb concilia ze. für fin dri
liche kitchen halten, unb alfo uf dem (den ee ndmt) finem glouben (tát ir
ben; und was er redte, das redte ec us (inem und nit us Zwinglis gloukı
Sum vierten ward bere. Unshelm Graf b) gefraget: ob er wöllte etud
widerfechten ? Gab er Antwurt: Es bebunfe jn ein frefel und vermeſſenbet
bie die ding zu verhandlen, die ein ganze chriftenheit anted(inb, umb bé
bil hundert jaren gemäret habind. Es zimmte ouch weder int nod ms
man babon zu reden. So ſygend vit geleerter [üten, bie e8 bad Lönnit,
bie es oud) antreffe. So mwölle er nit wider fin oberen ſyn noch miber ts
fo deren dingen ein urfprung wärind, unb bie bibli bag erlefen? und te:
ftanden bann bie, fo des find. Hierum wöllte er nit bifputieren, bert
ouch bat3ü nit bezwungen zu werden. Was aber ein eerfamer rat adios
oder fatte, das wöllte er halten, diewyl er hie ze Zürich wäre; wyhter wem
er anderswo wäre, meinte er, daß jn fömliche nit füllte binden. Und nl
mee worten, die wir lafiend biuben. — Meifter Ulrich antwurt under ante
rem hieruf: Es zimmt nit allein einer gmeinb oder kilchhöre, finder cin
ieden chriftenmenfchen in fonderheit, im zwyfel finer confcienz zuͤ dem qiti
an wort zu loufen, unb fid) deß berichten laſſen, unb desfelbigen bericht
zu halten.
Und zum (estet. gab M. Heinrich Nüfcheler c) (da er gefragt ward) i
antwurt: Er habe etwann vormals fin gutbebunfen ouch geredet: aber (ite
1) erforſcht. |
a) Ein Verwandter Hofmanns (Hottinger). Weiter ift nichts von ifm &tant;
wahrfcheinlich war er ein Kaplan. b) Anshelm Graf, 1510 Pfarrer zu Aude
in Uri, unb 151€ Chorherr in Zürich, einer der eifrigſten Gegner bee Reformelin
Er proteſtirte mit einer Meinen Minderheit der Ehorhersen gegen die mit dem eiit
1523 entworfenen Veränderungen, und flanb in Correfponbeny mit bem pápfiliót
Zegaten. Er wußte für fid) unb feine Kinder zu forgen. Gegen Zwingli Dott d
Beftigen Haß; er beklagte fid) Über den Legaten, bafi er micht fchärfer gegen berita
verfahre. (Wirz IT. 241. 242.) Als er nachher feine früheren feindlichen Umtriek
fortfegte,, ward er gefangen genommen und nur wegen der Fürbitte der Eidgensfts
ward ihm eine Geldſtrafe zuerkannt, dabey ihm aber alles Schreiben auswärts wi
boten, unb er fe(6ft ins Haus gebannt. Doch blieb er in Zurich; wo er noch 159
lebte. (Nach-Heine. Hott: Hist. Eccl. VIII. 89. wäre er (den 1527 geſtorben
e) M. Heinrich Nüſcheler, Ehorhere zu Zurich, farb den 7. May 1558.
Ratſchlag von ben bildern unb bee meß. $71
bar unb M. $e. babind gebot lafien usgan, Babe ec fid) daran gehalten,
und wüfle nüt zu difputieren.
Dife obbenannten herren habend etlich. (mie obftat) in 'gefchrift (ble hie
zügegen if) je meinung dargetban, und all mee und länger geredt, bani
wir Habend mögen behalten. Wir achtend aber, Die eerſamen herren von'n
rdten, die hieby afon find, wällnd fl. €. W., ob e$ not ift, bas! zu
berichten. Doch ift das die fumm barbon. Aber das habend wir mol
gemerkt und verftanden, daß alles, das fu in gefchrift batgetban habend, jr
meinung zu bewaren, eintwebers menfchenleeren warend, denen wie kein
adyt gebend. Und wo f göttliche gefchrift gebrucht, habend fo die nad)
jrem bedunken gedruckt, gezogen und verftan wöllen. 2e. inen alle drey
pfarrer nit geftanden,? funder widerfprochen, unb us den waren — ter»
ten der bibli bas erklärt und den rechten verftand harfür gebracht habend;
ben fiy bod) an vil orten nit annemen noch von jnen geleert werden ges
wöllen, funder uf jrer kilchen, das ift, papſt, cardinal, bifchof unb concilia,
unb was die gemacht babenb, wollen verbarren; bie bod) in der göttlichen.
gefchrift gar keinen grund bat. Und alfo us allem handel babenb mir nit
mögen ermeſſen, bag fo etas wider bie obgemteldten artitel oder fuft wider
fochten oder behoupter habind, funder bie drey pfarrer allweg by der gütte
Lichen gefchrift ftof umb wol foenb beftanden. Deren meinung wir ouch
find und mit gotts hilf wollend blyben. Uwer eerfam wysheit underthänige,
Wolfgang abbt zü Cappel, Contat Schmid Comtur zu Sügnad), Felie
Fry zu Sürid) und Heinrich Brennwald zu Cmbrad) própfte, Antonius
Walder Sänger, und Heinrich Utinger Guítee.* Die SBerorbneten bon den:
Räthen waren: Junker Jakob Grebel, M. Rudolf Binder, Hans Berger,
Miclaus Schftab vom Heinen Rath; Conrad Aefcher und Heinrich Werdmüls-
lee vom großen Rath.
Der Entfcheid des Rathes war: Hofmann mit den Prieſtern feiner
Partie follen nun nicht langer dem oberkeitlichen Mandat zumider reden
oder handeln: fonft werde man fie aus der Stadt weifen und ihre Pfeunden
abnehmen ; für (id) mögen fie übrigens den Glauben frey haben.
Obwohl die Eidgenoffen auf einem Zage zu Luzern (i mit einander
verbunden hatten, bie Reformation auf alle Weife zu bindern, und Zürich
(21. März) durch eine Geſandtſchaft aufs eifrigfte davon abmahnten: (o
ward die Einführung der Reformation (aut des nad) der Difputation erlaffes
nen Mandates ohne Störung durdy das ganze Gebiet von Zürich begonnen.
Mit Entfchloffenheit ward die Zumuthung der eidgenöſſiſchen Orte abgewie⸗
(m, und dieß in der Druckſchrift: „Antworten, die ein Burgermeiſter umb
Kath bee. Stadt Zürich ihren ©. 2. Eidgenoffen der eilf Orte auf etliche
ihnen vorgehaltene Artikel gegeben hat, * — gerechtfertigt. “Der Rath erfldete:
Mir wollen die Bünde an Euch, Eidgenoflen, treutich halten. Was aber
das Wort Gottes und das Heil unferer Eeelen und Confeienzen antrifft,
davon Fönnen wir nicht weichen. Wiederbolt bitten wir Euch, nicht allein
als unfere Eidgenoſſen, funder als Glieder und Brüder in. Chriſto Jeſu,
daß ihr, mic wie den Bifchöfen zu Conftanz, Chur unb. Daft, aud) der
! beſſer, umfländlicher, 9) augeftanben.
572 Ratſchlag von den bildern und bee mef.
hohen Schule daſelbſt, unb Euch allen, unb jedem Ort befonbe x
legt gefchrieben haben, ob wir wider das wahre Wort Gottes bait
und nad) ber. evangelifchen Lehr nicht wandleten, uns foldyes bit m
foem Pingften burd) euere Geelforger oder fonft gelchrte Männe m
dem waren Gotteswort anzeige. Und wo und, aud) unſern Tui
ten Beſſeres gezeigt und erwiefen wird, wollen wie uns allzeit nad ia
Willen und rechten Lehre Gottes weifen laffen.“ Smina(t ließ aud d
Ermahnung an die Eidgenofien druden: „daß fie nicht durch ihre (dida
Propheten verführt, fid) der Lehre Ehrifti widerfehen“ (26 Mär). %
Laufe des April und May wurden nun Beſchlüſſe gefaßt unb antarfüt,
welche bewiefen, daB man unaufbaltíam in der Reformation foriſcheera
wolle. Die Prozeflionen überhaupt und befonders der nad) der €diatig
Tätwyl im Sy. 1331 angeordnete, jährliche Kreuzzug nach Einfiedeln, t
eine Perfon aus jedem Haufe begleiten follte, wurden abgefchaftt. Sao
‚beging feyerlich feine Heiratb mit Anna Reinhart (2. April. Das Ira
leichnamsfeft betreffend — meldet Bullingee — „Iegtend prop(t unb cad
durch verordnete ſammt den den Lütpriefteren difen zedel vor rätm s
burgern 9n: „„ Sytmal Ehriftus, unfer beer, redt: Wer min fleifch isl
trinket min blüt, ber fat emigs leben, das er von dem mort oder ba
fines Indens, (o ein troft und ficherheit der feel ift, geredet, und widern
Effend und trinfenb von dem alle! bat aber hierby nit geredt: Belrhak
oder befchomwends! Und fo bann auch bas (e(t des fronlychnams Ehriki m:
ein ufeüften? und fchoumfpil ift, bann eim mibergebdd)tnug, wie vut
pngefebt: fo wäre unfer meinung, das feft mit der octava (hieß die able
wuchen) ganz und gar zu underlaflen, unb am bonftag ftü, mie man gem
ift, in der pfarrlilchen das wort gottes zu verkünden, unb demnach ida d
zu fier arbeit oder foren fügen zu La(fen, was jn gott eermant. "^ — Eis
liches i(t ſamſtags in bee pfingſtwuchen von räten unb burgern beftätign ul
darzuͤ erfennt, bag man die monftranzen nit meer ftellte uf den altar.
Run fam ed an bie Hauptfache, den Entfchluß über Bilder und Ak
zu faflen. „Und wie fid) bie zyt der pfingften — erzählt Bulfinger, — he
uf man fid) der bilderen unb ber meß endlich zuͤ entſchlieſſen beſchloſſen k:
erloufen,? ouch bie prädicanten anm kanzlen heftig anhieltend, und (üt
und burger keertend: ward erkennt, daß die dry lütprieſter, Zwingi
Löuw unb Engelhart, ſammt dem abbt zu Cappel, Comtur zuͤ Küfnd
und beeden pröpſten, dem zum groſſen münſter und bem von Embrad, #
byſyn etlicher von räten unb burgern fölltind ſtellen ein ratſchlag, mir à
ein oberkeit hieryn ſchicken,“ unb wie fy bie ſachen ftellen möchte. Da i8
get iezund der ratſchlag, deſſen bie verordneten fich vereint, welicher allı #
ſtellt iſt, wie die oberkeit jn möchte, fo er jren gefllig, laſſen usgon.“
Der ratſchlag von den bildern und der meß.
Im namen gottes. Amen. Als dann menglichem wol wüſſend if, ®
pit unfer gemeinen priefterfchaft in nád)ft vergangnem herbſt zefamma
brüft, a). darby andre ouch fründlich und um gotts willen gebeten, zu m
Ratſchlag von ben bildern und der meß. 573
um erfareg der gſchrift des göttlichen worts kummen welltind, damit die
göttlich mwáafbrit bre meg unb bilder halb, barum dozemal nit kleiner (pan,
barfür getragen unb wir arme menfchen, was bierin ze thün, bericht mure .
binbs; unb als man da under der Merklichen 3a( der gleerten unb gottsfördh«
tigen mannen us fraft des góttl worts die migbrüd) der meß unb bil⸗
ben klarlich erlernet: habend wir nit deft minder bet ánbtung bero dingen
halb ung noch ein zyt verzigen; und damit allen menfchen iedweders gnuͤg
befchäche oder doch gefchichte verantwurt geanete, Daß weder mie nod) die
feommen gleerten, die wie der Dingen wegen verhört, überdacht! möchtind
|! werden, fam mie als bie eigenfinnigen dag wort gottes gewaltigen ? und nad)
unſern köpfen verſtan, und demnach ſtryten und gachen wellind: habend wir
: einen gnügfanten verzug, namlich länger bann ein halb jar, angfehen unb
; Dazmüfchend die hochwürdigen 1c. herren bifchofen. 34 often), Cur. unb
3 Bafel, ouch Bode ſchuͤl dafelbs, unb unfer getrümwen lieben eibgeno(fem, ja
‚alle chriftenmenfchen um gottes unb der mwarheit willen gebeten, daß fy
„ung, wo wir fanımt unferer leerenden prieſterſchaft irrtind fründlich undere -
wyſen und, als chriftenlichen brüdern vor allen dingen zimmt, nit irren
. taffen wellinb, und habend inen fölich ail von S. Simon⸗ und Judas⸗tag
[om bis an den pfingfitag geftredt; a) darzmwüfchend alle tag unfere pfarree
" gefpannen unb mit martende geftanden, ob ung doch ieman mündlich oder
2 Zſchriftuich mit dem gottswort irrtums oder mißverſtands underrichte, wel⸗
ches wir zuͤ groſſem dank allweg ufzenemen grüſt gſyn. Iſt in ganz ver⸗
ruckter zyt nieman erſchinen, der uns anders oder wägers zuͤ berichten habe
. unber(tanben; wiewol ſich etlich bee biſchofen usgethon, daß jnen nit aimme
üßzid ze verändern on ein concilium, mit welchen ouch etlich hellende bet»
meinend, ein fürwitz unb frefel (om für fid) ſelbs etwas se änderen oder wi»
derum ufrichten. Welch fürnemen doch weder uns noch ieman, ob gott
will, irren ſoll: dann das wäre nit anders, dann das fry göttlich wort und
*! des menſchen conſcienz an ein concilium der menfchen binden unb jrem
gait und bebunfen underwerfen unb aber bas göttlich mort über alle mene
* ſchen heerfchen, ueteilen und alle confeienzen berichten, ouch allen verftand
5 geben foll; es fólfenb ouch alle menfchen hören ı was das gottswort inem
:f (ag, und foll bae gottswort nit hören, was jm die menfchen faginb; oud)
3: fonb? alle menfchen, fo fo das gottswort gbórt unb ber(tanben, on ftunb
** an jt leben nad) dem richten unangfeben, mags bil oder wenig nad) langen
5 gutem darbon halten wellind. So gott fpricht: bu follt niemang güt bes
at geren, ſoll dem mort von fund an gloubt und gefolget werden, nit geachtet
5X oder gewartet, was mienfchliche wysheit darzuͤ fage: dann diefelb fid) wot
s vergan dörfte bermeinenbe, ber menfch wäre fromm gnüg, wenn. er bas
"9
dl od —
S fremd mit der that nit an (id) zogen hätt. Deßhalb das gottswort nit ug
os dem urteil der menfchen, funbee us (inem eigenen liechte verftanden werden
í fell: alfo bag alle, fo gottsförchtig find unb begird fines morte habend ,
pi dasfelbig berfton werdend, ob ſy glych niemeer zuͤ bee menge der menfchen
d kämind. Darum ouch wir uns (lids verzichen, ieà um die achtzig jat
_ .;
di 1) verdächtigt. 2) zwingen, drehen. 3) ſollen.
a) Die „chriſtliche Einleitung“ ward ihnen zugeſandt.
mu
[
674 Katfchlag von ben bübern und der mef.
fütgbalten a) und bod) nie alei(tt, nit habend wellen binderftellen (offen,
funber nieman gu nachteil oder ieman verächtlich zefürloufen, us gütem ver⸗
trumwen, fo wir zu gott babenb, uns dem hellen wort gotteé mit der that
nachzekummen verwegen. Und nachdem ung nieman, mie borgemeldt, a»
berft b’richt, babenb mir bilfich gedacht: wo mir irrtinb, möchtind fid die,
fo fid der göttlichen (eee. annemend, nit gerächen, 2 funder müßtind uf
brüberlidyer lieb das irrig ſchäfli? füchen unb widerum heimtragen. Und
verftand bie fach deßhalb im beften alfo: daß unfer fürnemen bem gottswort
fo eigenlich alychförmig , daß die genannten gleerten und bermalter bet gotti-
worts darwider nüzid wöllind Garfür bringen; das bod) jnen unb ala
hreiftenmenfchen nit allein uf big zil und zyt funder für umb für zu alle
aut gegen uns gänzlich gezimmen foll, wo wir iretind, ung ge warnen und
binber (id, doch allein mit bee ftimme unfere herren gotts, ze vüfen. - Und
(o wir das gottswort 3ü dem end börend, daß wir ins ouch glouben gebind
und nachlummind; ouch der zorn gottes trefienlich über bie brüft wirt, die
fin wort 6órenb, unb bent nit glouben gebend und nachkommend: hoffend
wir ficherlich, ed werd (id) ab unferm fürnemen (das nit unfer finder geh
tes gheiß und uffatg * ift) nieman verärgern. Dann on zwufel mit allen e
nee ganzen ſtatt, funder einen ieden befunderen menfchen zimmt, all fin
irrtum oder mifbrud) täglich, unb fo bald in gott ermanet, nad) ber form
des göttlichen worts one menglichs unred, ändern und verbeffeen. Hierum
babend wir die fad) int namen gottes alfo in die band genommen.
Bon der me. |
Der meß halber iſt unfer fürnemen nit, daß mit das facrament Mf
fronlychnams und blüts Chrifti einigen weg anruͤren wöllind abzeftellen
oder an finem uffag ſchwächen. So wir aber dasfelbig fehend anderft von
den pfaffen, anberft von ben (agen gebrucht werden; und hat aber Chris
ſtus, unfer Heiland, big ſaerament nur eineft umd nur in einen weg ufgeleht:
fo muß ie folgen, daß eintwederer bruch nit nach dem worte gottes berhandiet
werde oder beedfammen: bann einiger form und ynſatzes müß ie nur ein’
eigenlicher bruch fun, Uf das find wir zwungen, als bilfich, um des uf
ſatzes willen das einig mort gotte$ zu hören; unb findend by Matth.
XXVI. Luc XXVI. Mark. XIV. 1. Kor. XI. mit einander; daß
Chriſtus big facrament fölcher gftalt bat yngeſetzt: (Syn) der nacht, ale ec mi
den jüngeren das nachtmal geeffen (bero nacht er ouch hingeben ward), hat
et das brot genommen. Und als er gott gelobt und dank gefagt, hat et es
gebrochen, den jüngeren geben unb gefprochen: nemend und effent! das
i min Inchnam, der für üd) hingeben oder gebrochen, "dag ift, getödet
wirt. Thuͤnd das zu widergedächtnuß min! Deßglychen ouch, als fo z'nacht
geſſen, Hat ec das trinkgefchiee genommen, gott globt oder dank geſagt
und geiprochen: Trinkend baru$ alle! das trank i(t das nüw teftament oder
ee in minem blüt, das für bie menge vergoffen wirt zu nachlaß der fünden.
' &bünb das, fo oft jt das thuͤnd, zu widergebächtnuß min.
foie findend wir zum erften, bap er (prit: Cffenbé! daran wir (thenb
1) entfchloffen. 2) beruhigen. 3) irrende Schaf. *) Einfegung. 9 Einer — Ein.
a) Ungeachtet der Eoncilienfchlüffe- von Gonftang und Daft mar ſeither fein Eon
cilium mehr zufammenderufen worden.
Ratfchlag von ben bildern unb ber me. 815
daß der brud) big. facraments iſt eſſen, mit ufheben, zu beſchouwen geben,
berum tragen mit koſtlichem pradıt.
. Zum anderen, daß der lychnam Ehrifti für uns hingeben und getöbet
ift, welches nüt anders ift, bann für ung ufgeopferet. Darus folget, daß kei⸗
ner fid) für uns ufopferen mag, ob er glych ouch den tod für ung Litte;
er foe dann (02 aller fünd, und fye darzuͤ fo volífommen, unendlich und un»
usgeme(fen, baf fin unfchuld für der ganzen melt ſchuld bezaten unb gnüg tbun
möge; welches feinem bann dem einigen gottes fun zimmen mag, butd)
welchen wir gefchaften find und one zwyfel oud) durch nieman andren vibes
tum lebendig gemacht werden mögend, dann durch den wir gefchaffen find.
Sum dritten (ct er diß factament zu einer widergedächtnuß fin, daß
wie, fo oft mit das ſaerament bwichind, yngedenk fugind des tods Jeſu
Ehrifti. Darusnun folget; daß bet bruch big facraments ift: daß, nachdem (id)
das chriftenlich volk erinneret bat In bent. fruchtbaren Iyden und tob Chriftt,
damit wir lebendig ouch füne gottes gemachet find, fid) baruf mit bifent
facrament des Inchnams und blüts Chriftt ſpyſe und tränke. Alſo brucht
allein diß facrament, der damit geſpyst unb getränkt wird. Das aber etliche
redend: mag id) nit das Inden Ehrifti one den bruch des ſaeraments ernü⸗
weren in mie? Antwurt: Ja. Es bat aber einer bif ſaerament nit gebrucht,
ob er gíod) einen andren ficht ſoͤlichs gebrucht haben.
Diß faerament ift eine innerliche und üfferliche vereinbarung der chriften-
menfchen; als f(arlidy erfunden wirt in den worten Pauli 1. Kor. X. 16:
Das tranf der dankfagung oder gnaben, das wir rümend, i(t das nit ein
gemeinfame des bluͤts Ehrifti? Und das brot, bad wir brechend, i(t e$ nit bie
gemeinfame bes lychnams Ehrifti? Dann wir die menge find ein brot und ein
Alychnam: dann wir mitteilend alle von einem brot. Us difen worten Paulk
fibt man eigentid), daß er den bruch bi facraments alfo verftanden hat,
daß die chriftenmenfchen , bero „feligteit Chriſtus ift, vor allen bingen wüſſen
und feſtiglich glouben fótlinb "dag Chriftus finem Inchnam und blüt bingeben
habe in den tod für je (ünb. Und alle die, die dag feftiglich gloubend, bie
^ finb alle kinder gottes, und find cin Inchnam, bero houpt aber Chriſt ift.
Daß aber einem ieden ouch zü wüflen füge, ob ouch fin nächfter ein drift und
fin brüder füge von herzen im glouben: fo e(finb und trinfinb wir ein factae
ment des [ychnams unb blüts Chrifti; damit wir ung allen menfchen bezügind
einen Inchnam und ein brüderfchaft fon. Alſo mag das Inden Chrifti one
die übung des facraments mit gott befchehen; fo fich aber die chriftenbrüder
einandren oud) uswendig offnen und mit einandren vereinbaren wellend,
müß es mit dem bruch des heligen ſaeraments des Inchnams und bluͤts Chriftt
befchehen. Alſo erfindet fich, daß, wenn man-die widergebächtnuß ordentlich
nach dem ynſatz Gbri(ti bruchen milf, man mit chriftenlichem herzen und
beüderlicher vereinbarung herzutummen und felbs e(fen und trinken mi.
Denn fo bedenkend und ernümerend wir alle mit einanderen die brüderfchaft,
die wir gegen einanderen in Chrifto habend, innerlich und fichtbartlich.
Darzü hat Ehriftus dife widergebächtnuß fin ufgefeht. Darum nun aus
(ud widrum 1. Kor. XI. 28. rebt, bag (id dee menfd) erinneren foll,
unb bemnad) bon bifem brot effen und tranf trinken, das i(t: es foll der
mensch fid) felbs erforfchen, was er uf Cbriftum halte unb uf alle bie,
die Chrifti find. Befindet ee bann, daß dife mort: Chriſtus hat den tod
576 Ratſchlag von ben bildern und ber nef.
um unfer erlöfung willen erlitten, und mit finem. bluͤt die maſen unſern
fünden abgewäſchen, fin herz ficherend, bag er feft. aloubt, fi) durch
Ehriftum ein fun gottes gemacht fun: fo hat er den glouben des ebangrii
recht für fid) felbs. — Demnach will Chriftus, bag bie finem eins ſygind,
glych wie er mit bent. vater eins ift; und zuͤ ſolicher bereinigung bat a
uns das (actament (ined lychnams und blüts geben. Alſo ſoll, der bini
gat, (id) felbe erinnern, ob er mit allen chriften ein glid wölle fun in dem
(od)nam Gbrifti, Und befindet er fid) ſelbs alfo gegen gott und bem ni
. fen glöubigen: bann fo gat er recht hinzu. Dann das ift bie wibergebähl
nuß, tag wir uns erinnerind des lydens Chrifti, bag er das um unfe
willen erlitten hab; unb wir fetind feftiglich alle zünerficht unſers beil darin,
Und wie er fid) felbs für ung geben hat: alfo find oud) wir fchuldig cm
füe den anderen fid) 3d geben als für finen brübder, ja als für fin eigen
gib; und zu urfunb effend und trinkend wie mit cinandren das brot und
trant des Iychnams Chrifti, bag wir einhelliglich mit einanderen unb be
derlich (eben. wellind, wie mie oud) in unfren herzen mit gott durch Im
glouben und vertrumen in Ehriftum Jeſum vereinbaret find.
Sum vierten heißt er uns us dem kelch alle trinken; den habend aber ik
menfchen verboten. Nun foll gottes wort für alle wort fürwägen. Darum
müffendalle menſchen den feld) oder das trank hinzuͤthuͤn, ungeacht war bi
menfchen reden merbinb.
Sun fünften: Daß bif facrament ein teftament oder gemädht if. 9
wirt fein te(tament vollendet, bis ba der gftirbt, der ed gemacht bat. Alſo bat
Chriſtus das teftament am nachtmal gemacht: aber die erlöfung ift erf ge
folgt, da er morn be ám krilz geftarb. Darus zum erften folget; bof bij
faerament ein zeichen und berficherung des teftaments i(t; unb aber das telo
ment ift ablaß der fünden, die Gbriftus Jeſus mit finem tod am krüz vollwürk
bero mir teilhaftig mwerdend, fo wir das feftiglich gloubend. Und fo es du
hunger der feel und eenümerung bee cheiftlichen beüderfchaft ecforberet, nem
wir oud) das zeichen unb verficherung des teſtaments. Zum andren folget abe
Daß feiner anders denn Cheiftus big teftament feften und machen ma:
bann es flirbt fein meßhalter; und fo er glych fturb, mag er mit finem it
nieman lebendig machen. Darum die meh halten als ein werk okt
opfer für einen andren nüt ander denn ein frefel ift: dann dag zimmt nit
man denn dem unfchuldigen, heilfamen fun gottes. Es ift oudy ze beforgen bd
bero. bi. fgginb, bic fid) des ufhebens bif factamenté (das ouch von Chriit
nit gebrucht i, ſchwerlich gerüchen merbinb: dann fp fid) zümend. i
fo hinder der .meß aftanden, fir habend unferen herrgott geſehen. 2t
föllend föliche meinung us Eraft des worts Ehrifti fallen laffen. Joh. T 6
Gott hat nie ieman geſechen. Dian fidt in bie mit Inblichen ougen nit.
ſoll ouch ber einig gott angebetet werden. Us difen eignen gründen dee gott
morts babenb mir beede brüch der pfaffen unb gemeinen menfchen befechen und c
funden, daß der pfaffenmeß halten fid dahin leinet, daß fg für andre m
(dem big facrament bruchind, und nemend barum (on unb narung: Mi
baf fo es andren reichind, funder bag fy es felbs nieffinb. Das bod fo Mil
lich ift, als wann einer zi einem gemeinen menfchen fpräch: nimm (2!
und fo bif, und gang für mich zum facrament des fronlychnams und Dit
Ehrifti! Aber bed gemeinen menfchen brudy (fo fer ex im glouben recht V
Ratſchlag von ben bildern und der mef: 577
richtetigt), befunbenb wir für, daß ein ieder für (ich felbs hinzuͤgat, ben glouben, den
et hat in den tob underlöfung Jeſu Chriſti, mit diſem figelund facrament offenlich
ze bezüügen nebend (inen chriſtenlichen bruͤderen; welches feiner für den andren
t&ün fann. Dann feiner mag dem andren mit finem e(fen den glouben feften
oder besügen, fo jm das herz und glouben des andren unbefannt ift; er
mag oud) nieman bann fid) felbs in die gemeinfame der glideren und des
Inchnams Chriſti bringen oder zälen.
Wir abend oud) ben namen, mif, als etlich gleerten zuͤ difer aot
beemeinenb, ein opfer heiffen, befunden feinem menfchen gezimmen. Dant
feiner i(t, beg unfchuld für des andren ſchuld gott möge ufgeopfret wer⸗
ben; usgenommen der einig here Jeſus Ehriflus. Nun ift er nun einift
aeftorben, fo ift er ouch nun einift ufgeopfret; unb wie er nümmen fterben,
alfo mag er ouch nümmen ufgeopfret werden. Dann nieman mag nüt höcheres
ufopfren weder fich felbs. Wie möcht e$ dann fun, baf ein menſch gott, ben fun,
gott, dem vater, ufopfrete? Darum, fo man difen namen, meg, für ein
opfer bruchen mwöllte, ift e$ uniydenlich; wo man aber ben für die erloubnuß
nad) der foyfung nemen. will, als harwiderum ouch die gleerten, unb mit meer
eigenfchaft vedend: befümmerend. wir ung um den namen nit; bod) daß man
anders nüt dadurch verftand mebee die fpyfung mit diſem facrament, das mit
námenb zu dem fderament oder zu unfrem herren gon.
Uf bas alles, fo wir erfindend, den bruch des gemeinen menfchen dem mort
gottes allergluchförmigft fon, und ie bif facrament nun einen nit zween brüch
mag erlyden: merbenb wir genótiget, den bruch des gemeinen menfchen, fotene
mal jm das tranf bif facraments enzogen, den zum erften erfeßen nach bent
wort gotted, unb bemnad) zu demfelbigen brud) fallen, und alles, das
hierin mißgebrucht wirt, ligen laffen; ungeacht , ob mir hierin frefenlich ge»
fcholten werdind. Dann man müß gott mec ghorfam fun, weder ben mens
ſchen; und foll fich , ein chriftenmenfch fchelten , vom wort gottes nit laffen
wenden, funder fo er funden wurd geirret haben. Und wöllend fürobin,
damit ein einiger einfaltiger bruch nach dem mort Ehrifti gehalten werd, und
nit für unb für erfundne gebum abzebrechen genótiget werdind, im namen
gottes alles, fo fich hierin von menfchen ongetragen * hat, abgethan, niderges
brochen und verlaffen haben ; in hoffnung, gott, in bef namen es befchicht, werde
fin wort ouch allenthalb alfo harfürthuͤn, das inen glycherwys werde nachkommen.
Und fo die menfchlich feel von dem wort, das us dem mund gottes
fummt, geſpyst und lebendig wirt; ouch daß ſich nieman flagen mög, bag im
der weg zuͤ dem andacht abgſchlahen ſye: ſo wöllend wir, daß unſre verkünder des
gottsworts täglich an werchtagen zu güter zyt a) ein predig us heiliger bibliſcher
gſchrift haltind uf ein halbe ſtund zum wenigſten, nach welicher zyt den⸗
noch ein ieder zu (inen. gſchäften kommen mög, unb an den fortagen b)
ein ftund ungfarlich foäter; unb fo die ein end genommen, etwer darnach diß
faceaments begirig i(t: fólfenb, die darzuͤ verordnet werdend, benfelbiaen
foyfen und tränken e) nad) inhalt der form im gottswort usgedeudt, welche
ouch in unfer (prad) verftändlich usgefprochen unb gebrucht werden foll. _
1) Hineingeteagen.
a) Statt der- Frühmeſſe. b) Erſt 1526 wurde ein großer Theil derſelben, und
1535 bann noch mehr abgefchafft. c) Ward nachher anders angeordnet, und die
Abendmahlsfener nur auf die Hauptfefte verlegt.
Zwingli's ſammtl. Schriften I. Bd. 37
578 — Ratfchlag von ben bildern unb der mej.
Bon ben bilderen.
. Die bilder verbüt gott zu machen; und mo fo gemacht find, beißt e
fo bannen thuͤn; verbütet ouch inen alle eerenbietung. &o wir nun fedyenb,
bag (9 uf den altaren geeret werdend (dann mo das nit, fo fiellete man fu
nit daruf): habend wir uns Hierin entichloflen , bie bilder oder gößen an
allen orten, wo (9 geeret werdend, hinweg ze thün.a) Dann fid) erfindt,
über bag fy gott verbüt, daß die menfchen unmüflend in abgöttery fallend.
Dann ba man mee zü einem ort louft gnab 3d erlangen, weder zu cinem
anderen, befchicht , bag die bilbnu(jen oder qópen da find; unb mo bic nit
ba wärind: fo hörte alles glöuf uf. Daran eigentlich erkennt wirt, daß wir
u$ dem zorn gottes in den rechten waren dienft der götzen gefallen find.
Darum oud) not wirt (on, wellend toit der (traf gottes entrünnen, daß wit
uns ab den götzen ganz und gar zu dem lebendigen , waren gott feerind: mit
werdind ouch hierin maß halten, damit nit einer bie ushin der ander bórt
ushin bie götzen ryſſe; unb bfunder (üt beftellen ; bie damit, ordentlich bant-
(e werdend. Welches wir wol mü(fenb ein göttlich werk fon: denn binfür
- Die güter, die an föliche zierden der góben gelegt, an die armen, Die ein
ware bildung gottes find, (ob gott will) bermenbt merbenb.
Und fo nieman den andren zum glouben oud) nit barbon dringen
mag, ift unfer meinung nit, dag wir unfte lieben feünd , alles unfres ge
biete? underthonen , gemwaltiglich zu ſoͤlichen artiflen zwingen wöllind. Aber
das wöllend wir geboten ‚haben, daß alle unfere bifchof oder pfarrer das
wort gottes in denen und andren chriftenlichen ftuden trüwlich und ernftlich
predigind; und demnach das laffinb würken, damit bie ect und fig des
göttlichen worts, nit des menfchlichen gebotes foe. Daß wir aber das
wort gottes gebietend zu prebigen, zimmt unfrem amt der oberkeit. Dann
wo die Hirten mit recht mit dem göttlichen mort ſpyſend, foll man fo bannen
thün, ja gar tóben nad) bem geſatz Moyſis. Hierum halte (id) ein ieder hierin,
daß ee vertruwe unfer ftraf 3d. vermyden.
An weldyen orten nun das po[£ berichtet ift, ba foll fid) bie Eilchböre
fammt jrem pfarrer verfammien und mit jm von bifet beeder artikien wegen
bandien, und für das erſt befinnen, zu welchen tagen fü zu dem gottémort
fommen mállinb, und demnach, fo fer under inen ieman des facramente
bungerig , gefpust werden; und der bilden halb, wie Hh die zum aller⸗
kummlicheſten hinweg thün wöllind. Und fol[ das meer * fürgon, unb bem
sadfommen werden. Wo aber das volk nit berichtet it. (bero wir wenig
boffenb nod) ze for), da ſoll der pfarrer für und für trüwlich und ernſtlich
leeren mit dem gottswort, bis ſy in die erkanntnuß kommend, daß fo es (id
regieren unb wyſen laſſend.
Wir wöllend ouch, daß zwüſchend denen, die ſich iez des gottsworts von
ſtund an haltend, unb ienen, fo nod) nit bericht (inb, alle mütwilliae
. (hmüß » ober traßwort bermitten binbind; alfo bag bie berichten mellinb
den unberichten verftand geben, ſoͤlichs nit mit fchelten funder mit chri-
1) die Stimmenmehrheit vorgehen, vernommen und nach derfelben verfahren werden.
a) Sn der Stadt wurden fie in Beyſeyn der drey Leutpriefter und einiger Raths⸗
glieder von den Stadtwerkieuten weggeſchafft; auf bem Lande in Beyſeyn des Pfar⸗
vers und ehrbarer Bürger. |
Ratſchlag von dem bildern unb der mef. 679
ftenlichen, bruͤderlichen, fründlichen und gefchickten worten fürnemende; harwi⸗
berum, bag die unberichten, fo fy von denen dingen reden wöllend, ſoͤlichs
mit veritand der gfchrift tbüginb, oder aber fid) ze reden und kämpfen ouch
feheltens und fchmüteng * verzuchind. Dann mo (id) beeder teilen hierin
ieman vergon wurde der geftalt, dag barus unrat entítünbe, wölltend wie
denfelben mit der (traf. fölicher maß füchen, daß fid) die andren daran ftoflen
wurdind. Hierum (gae menglich gewarnt! Gott hat uns zum bimntelifdyen
feiden beruft; den laffend uns gegen einandren teüm(id) halten, den irrenden
nit fpöttlich verwerfen funder zu uns ziehen und mec und mee berichten, big
in gott oud) zücht. Iſt einer recht und tapfer? glöubig: der fage gott dank
darum, unb keere demnach mit (ree und that allen Auß an, daß er finem
brüber oud) in bag liecht der warheit bringe! Wo ſolichs fürnemen tft, ba
wirt nüt dann friden und guts geboren: bann die liebe duldet und thüt alle
ding ufzebumwen, verhüt alles, was brechen mag. Shlich fürnemen geofenb
wir im namen gottes an, in hoffnung, er werde mit ſiner band fin (diff
(cbe füren. Dem füge Lob und dank in die ewigfeit! Amen.
Run fügt Bullinger folgende Nachricht bey: „Difer oberzäft und gefebt
eatfchlag gefiel, als er fürtragen ward, der oberfeit mol; body daß difer apt
man anfübe an den bilderen , und diefelben dannen thäte; mit bee nef noch
ein zytli ſtill ſtuͤnde, mithin zübefähe? wie man kommlich handlen möchte;
ja wann dag bon den bilderen , das menglich der unberichten und eidgnoffen
p irren wurde, verrochen wäre; a) bod) ſöllte man angehnds bie bilder
abthuͤn.“
Die ander meinung. b)
Die vordere meinung, durch bie dry lütprieſter angezeigt, iſt one zwyfel
die allerrichtͤgeſt und dem wort gottes bie allerglychfoͤrmigeſt: dannenhar
hierin nüt ſoll fürgenommen werden, dag nit dahin lange, daß man mit der zyt
fhledht uf den bruch des lutern morts gottes fomme. So aber nod) zü difer
aut die herzen und gloub der menſchen unglych: denn pile noch fo blöd
find, als wie allgemein vor unlanger zyt oudy afyn find; wirt not fon, daß
man etmag den blöden nachgeben werd, bis daß ſy zum alter und ftárfe der fe-
fen foys fommen mögend. Hierum hat ung nit ungüt bedücht eine meinung
anzezeigen, bie den feften nit nachteilig und den blöden nit vorteilig oder
ärgerlich wäre, folcher gftalt, in hoffnung, der allmächtig gott werde unfer
gmuͤt gndbiglid) anfehen, bag wir zu bumwen und nit abzebrechen geneigt
-
(inb :— Daß die lütprieſter allen denen, die big heilige facrament des fronlych⸗
namé unb blüts Cbri(ti mit bem wyn unb brot begerend, geben ſoͤllind: denn
der mund gotte$ hat es felbs fülcher meinung angegeben und ungefest; deß⸗
halb man ed nad) der ordnung gottes nieman abfchlagen kann. And mie
jod) ie und mit der ant in dem meßhalten gehandlet werde, foll doch nie
man der bruch des facraments nad) dem ynſatz Chrifti abgefchlagen werden.
1) Schmähens. 2) früftig. >) zufähen, überlegte.
a) Der Anftand dauerte bis Oſtern 1525. b) Von 3wingli fef6ft aufgeſetzt, tole
feine Handſchrift im Original zeigt. -
550 | Ratſchlag von ben bildern unb der meg.
So wirt bod) der fron(gd)nam unb blüt Ehrifti allweg harren, und (eit nad
dem ynſetzen Ehrifti müffen gebrucht werden. Wiewol nun die meß nit ein
opfer fon durch bie heilige afchrift hell und Mar ift; und bod) der blöden,
untvü(feriben noch fo bife, daß man die meß on ärgernuß der blöden nit
gäch* abfteiden mag, oud) dargegen bie, fo meßhalten bishar gebrucht, wel
twü(fenb find, daß der fronlychnam und biut Cfrifti nüt anders bann ein
foys der alóubigen feelen ift, fo habend wir bie beeden gebreften gegen einan-
der erwägen. Der eine will bie meg nit (a(fen; der ander fanm fo nit bal-
ten. Und uf das i(t unfer meinung, daß man hierin nieman zum meßhal⸗
ten zwingen ; ouch Dagegen bie, fo meß haltend, nit mit (d)mddymorten bro
den fülle; funder alle den allmächtigen gott ernftlichen bitten, taf er alle ma
ſchen an das liecht der warheit füren wölle, damit man fürderlich uf den
(uteen einfaltigen bruch Cheifti fomme. Hieby ift aber unfer eenftliche bitt
und begeren an alle prälaten und lütvriefter und an alfe pfaffheit, das fo
fid mit dem meßbalten dergeftalt haltind, daß ſy nieman bärlich ? urfad zu
unfrid und unrüm gebind, funder ernftlich uffehind, bag das wort gottes (tf,
. Oud) etwann anftatt des meßhaltens gefürt werde, unb 3d- dem kleinſten ji
funntagen noch ein aot bie mef nit unterlaflen werde: ed wäre denn fad), Nf
die fild)Górinen fo wol bericht rdrinb, daß fo frin verärgernuß davon empfien⸗
aind; unb dag, wo nun einer oder menig priefter find. Wo aber etliche zal if,
boffenb wir, fg werdind (mie Paulus fpricht: die Liebe bulbet alle ding) us liche
chriſtenlichs fridens nieman zu billiger flag und mangel fommen (a(fen, und
fid) be. fürer us gutem glouben zu fölichem fchiden. Und bif alles mit
mit dem einigen wort gottes ring gemacht, unb alle befchwerden zu beeden
foten alfo gemindret, bag mit hoffend, bag nüt denn fride und fün undet
uns gepflanzet werd. Wie man aber meß halten fälle, ſetzend wir eim ieden
feelforger heint, ber fid), nachdem er. von dem fürbitt bet feligen, unb mie bi
meß nit ein opfer iſt, us der heiligen-gfchrift wol bericht, mol weißt 3c halten.
Von der bilden wegen ift bif ein einhellige meinung alfer zügefehten
afun: bag man ie angehnds die taflen zu und nümmen ufthüge uns uf m
teren bfcheid. Man thüt fo doch in der faften zu und verhenkt die antem
bild; aber die filbrinen , guldinen ober fu(t zierlichen bild, bie foll man
it mee barfürteagen weder zu hochzytlichen nod) zu andren tagen; fund
man foll den höchften (hat des worts gottes in bie herzen der menfchen und
nit die gößen im bie gficht tragen. Demnach laflend wirs bu nächſtusge⸗
. gangnem gebot blyben, alfo daß nieman kein bild weder in nod) us bm
templen thün (off: er babe fy dann zuͤvor darın gethon, oder fo ein gat
kilchhöre fg mit meerer hand erfannte darus ze thün; und das alles ont
ſchmach/ (pott und alefanz unb alles, das mütwilliglich ieman berärgren nag.
Sum lezten: Sytenmal es (id) iez oft erfunden bat mit bem mort ade
tes, bag die meß nit ein opfer ift, ouch ber bilden halb, bag man bic tlt
haben foll; und aber baby etlich pfaflen in unfer ftatt für und für mit uf
rürigen , ierigen und ungegründten worten dawider fechtend, ouch vif dtart
nuf unb zwitracht gebärend, unb aber us ber waren göttlichen gfehrift, rt
obftat, nüt harfürbringen wöllend nod) mögend sc: iſt der ratfchlag und
meinung, daß man fo berüfe oder botfchaft zu inen. (dide mit jnen ernſtlich
— —— ——— — —— —— —— — — — —
1) jühlings. ?) ſchwere.
^
Katfchlag von ben bildern unb der mef. $81
zu reden unb zu verfchafen, daß fo hinfür rümig und wider das klar qoi
teswort mit fo groſſer verärgernuß, als ob es nit gottes wort fpc, ganz
nüt mee redind noch bandlind; ober aber jre reden mit dem gottswort des
alten und nümen teſtaments bewärind by verlieeung jrer pfrüunden oder funft
einer ſtraf, wie es ü. W. guͤt ſyn bedunken will.
Uf diſe ratſchläg habend (id) mine herren, rät unb burger erkennt: Daß
es der meß halb ſolle blyben, wie mine herren ſich zuͤlezt habind erkennt.
Desglychen bed communicierens und ſaeramentgebens halb, ob ieman das
wöllte empfahen, ſolle es blyben, wie bishar gebrucht ſye. Und ſoll man
all pricftec in der ftatt für edt unb burger befchidden und mit jnen reden,
daß ie einer den andren feündlich und brüderlich halte, wie miner herren
gebot das uswyſe, und Feiner den andren fchimpftere! weder mit worten. noch
merken , es (ne welcher party oder meinung er mwölle; und ob einer nochmals
wider das, fo in der difputation ift gehandlet, wölle fon, und bermeinen
dasſelb mit der rechten göttlichen afchrift zu widertryben, daß er e$ thüge,
oder es by bifem Lafle blyben. Das wöllind mine herren gehebt haben. Des—⸗
glych fülle dem bifchof von Eoftenz , dem bifchof von Gbur, bem bifchof von
Bafel, der univerfität zu Bafel unb unferen cibgnoffen von allen orten geſchri⸗
ben merden mit züfendung des usgangnen büchlins von minen herren, ob.
fo nochmals befbatb üzid mit der gſchrift abzewenden, bag fg e$ tbüginb, -
und ung deßhalb jre feündliche antwurt züfchenbind. Und fo man föliche ante
wurten hab unb febe, mie (id) bie Händel und [óuf bargn Ca(finb ,. bag bis
pfingften der handel wider werde an bie hand genommen und befchlofien,
bas gott gefällig und finem heligen wort erftattlich ? fon möge. Und bag der
biben halb werd gebrudyt, wie der artikel in diſen ratfchlägen zülest us⸗
wyſe. Actum famftag vor Thomd ap. MDXXIU. Präſ. Gere burgermeifter
Rouſt und rät und burger.
Bedenken der bildern und meß halb.
(Bon der ratscommiflion.)
uf bit zween artikel, einer der bilden halb, bag bie nit föllind fon ,
und dee ander der meß halb, daß darin bíl und mengerley mißbrüch ges
brucht merbinb, barum bann mine herren habend laffen gfchriften usgan
und verfammlungen und gefpräch gehalten und zulest die fachen bis uf
pfingften nächfthin angekellt, alfo daß man erwarte, wer dazwüſchen bericht
geben mwöllte, daß nach handlung mince herren darin wurde geiret, ift für
ein meinung geratfchlaget aífo :
1. Der bilder halb, diewyl nit not ſyg deßhalb vil zu bifputiven,
angefeben, dag man darum (utere gefcheift hab im alten und nümen tefta»
ment, unb ouch mü(fenb, daß fölichen bilden mee eee erboten fog, bann aber
(on füllt, unb bod) wol zu beraten fpe, nachdem füliche bild pi. bunbert
jar unb unlang nach den heiligen apoftien unb jüngern Chriſti under ben
chriſten angefangen fnend, daß die mit lieb on ärgernuß und zwitradht
mögind abgeftellt werden — ift alfo geratfchlaget:
1) beſchimpfe. 3) förderlich.
582 .. Btatíójtag von ben bildern umd bee mef.
Daß fundere per(onen, wo bie bilder gemacht oder habend laſſen mata
unb in bie kilchen thün, Diefelben bilb in acht tagen wider us den fida
ſoͤllind nemen unb inen felbs behalten; und ob fu die im acht tagen mit w
den kilchen nämind, bann follind die figriften bie us ben kilchen thün m
zu andren bingen der Eilchen bebalten.
Wo aber bilder, taflen ober deraluchen us bee kilchen oder gemeine
titchgenoffen gt wärind gemacht, ba fólfinb fein funbere perfonen, weht
wenig noch bil, heimlich noch offenlich , ſolichs bannen thuͤn, funder a
gmeinen kilchanoſſen ober dem meerteil (tan, ob fy das wellind lofa
biyben- oder nit, und meg fid) bie Lilchanoflen alfo darum einhelliglic ete
Der meerteil bereinbarenb, darby ſoͤll e$ blyben, fo (ang unb es inen gefallt,
Und weß fid) ie ein kilchhöre deßhalb vereinbart, baby (Gl ct bir
ben, unb darum fein Tilchhöre nod) fundere perfonen den anderen bari
nüzid reden, fo deßhalb anzühen, ſchmützen nod) reifen weder mit workn
noch werten keinswegs, funder friblih unb ruͤwig fon; unb wer bat ni
thäte, den wölle man härtiglichen fteafen.
Darzu ſoͤll oud) nieman fein bild mee laffen machen, bag er bat inty
kilchen wölle thün, unb Bein bildhower die machen, by (ditverer. (traf.
Und ob ein kilchhoͤre fid) vereinbarte, bag ſy jre bilder unb tin
in der Tilchen welltind laſſen ftat und blyben, föllind (9 doch darvor kein fe
zen brennen, oder einich zünſelwerk da Haben, und fölichen bilden. mit zünsa
noch funft kein eee. anthün, funder ſoͤlichs alles bewenden allein uf diem
gottes und unfers erlöfers Jeſu Chriſti.
Und diewyl das Erucifig unfers berven fein gottheit Debüt, beſunde
allein bie menfchheit und das Inden Chrifti, und oud) cin zeichen if de
chriftenlüten unb der ganzen chriftenheit, ſoͤll ſoͤlich kruciſix Chrifti alat
balb in ben kilchen und an den ſtraſſen, in den bilbftóden und, wo dat it,
blyben, und dasfelb nieman frefenlich dannen brechen, zerryſſen oder cinida
müttvilfen damit bruchen, by ſchwerer fraf.
2. Dee meg halb ift geratfchlaget: Diewyl das focrament des altarı
ein. widergebächtnuß des Indens Chriſti, und fin war fleifch unb blüt ix:
damit er ung alle von dem ewigen tob bab erlöst und felig ‚gemacht, und
aber in handlung und wandiung föliche faerraments, das mah die v6
nennt, vil mißbruchs befchehen (na, al(o daß die priefter über je gewidme
pfeünden habind gelt genommen und verlönt meß gehalten um 1 oc?
baten, desglychen gräbd fibent, broffigft und jarzyt gehebt, ouch ſeelzedel
guldenmeflen, ouch mefíen von ben heligen ſeelen unb. für big unb vw
anligen , unb jnen diefelben faffen verdingen unb verlönen, unb dann ou
in föliche meſſen ſyend zogen gebet, gſang, leſen, opfer unb derglnchen
wider die cer gottes und ſoͤlichs ſaeraments. Daß um ſoölichs namens der
meß, ob e$ ein abſchüchlicher unzimmlicher nam ſyg, desglychen angezeigt!
mißbrüchen willen bae hochloblich ſaerament des altars, bas als wol als das ge
mein empfahen desſelben ſacraments ein widergedachtnuß oder widerdanb
ſagung der guͤten gnad des lydens Chriſti fog, das man in aller dift
beit halt, nit ſolle abgeſtellt unb vernütet werden, damit nit ärgere head
folge; ſunder folle man in handlung des ſaeraments des altars, das man bittet
———————— À— m |
1) Hinwenden.
— — — — — —
— — — — —
Ratſchlag von ben. bildern und der mef. 583
babe genenmt die meh, die mißbrüch damen thin, unb fotid) amt die
prieſter hinfür laſſen haben mit fingen, leſen und gebeten und allem bem,
fo dazu gehört, das allein uf gott, ben allmächtigen, und Chriſtum, (inen
eingebornen fun, unfern erföfer, bienet und der glöubigen ferien beil,. us
der heiligen afdyrift, als ba ift dag Introit, Kyrie eleison, Gloria in
excelsis, colíecten, epiftien, ebvangelien, práfation, canon u. a. unb fut
von nieman anderem. Und bag die prieftee mit jrer kleidung und Dabit
föliche widergedächtnuß babinb, mie fy bishar ob dem altar angethon meg
habend gehabt; und zu félid)em, zu haben unb darby zu fon, nieman gezwun⸗
gen foe, weder pricfter, (ap, mann nod) mob, bann fo bil. 3n. fin andacht
darzuͤ reizt, wie bann min herren bad vormals oud) habend nachgelaffen.
Doch habend mine herren hierin vorbehalten, diewyl bie priefter alfo füllend fry .
fon, unb aber ftiftungen der pfründen wyſend uf meßhaben, fingen, leſen,
beten und gottesdienft, bag fo mit fülichen pfrünben mögind handien nad
geftalt und gelegenheit berto, fo die befikend unb ouch der löufen und fachen
und jrem güten bebunfen, unverhindert menglichs.
Und als dann in ratfchlagung beeder obgefchribnen actif(en it. geredt
worden von einem dritten und nüwen artitel, namlidy ynſatzung und ges
meinem brud) des facraments fleifches unb bluͤts Ehrifti, mie man das bin:
für ſoͤllte Halten: ift geratfchlaget, bag derfelb artikel dißmal fölle ruͤwen
und gebrucht werden wie von alter har: diewyl davon nie nüzid usgefchriben
nod) bifputiert (pe und beg gar nüzid gedacht, funder nun der zweyen
obgefchribnen; denn difer dritter artikel mee red und diſputierens erfordere,
als der on alles mittel den glouben betreffe und feinen mißbruch.
Und zuͤlezt iſt wyter davon geredt und geratfchlaget, bag die Lütpriefter
in der ftatt und uf dem (anb fid) hinfür félfinb ſiyſſen, das (uter mort aot.
tes nad) rechten göttlichen verftand ernſtlich zuͤ peebigen, alfo bag föliches
liebe gottes unb des näcyften mürfe und bringe, unb undermwegen laſſen rei⸗
zend fchmüßmort unb das, fo ufrür unb widerwärtigkeit möge bringen, es
foc den gmeinen mann wider ein oberfeit, oder fuít funder perfonen wis
der einanderen; baburd) man in erfenntmuß gottes, fin unb des nächften liebe
kummen , und nad) difem (eben das ewige leben befiken möge. Amen.
Und ob etwas in dem canon ftünde, das nit mit der heiligen gfchrift
uf die eer gottes und Chrifti diente, baefelb (lle man ouch beſſeren ober bans
nen tbün.
Und baf bife obgefchriben meinung allein um der ſchwachen willen,
und die noch nit in bem wort gottes fyend gegründet, werde an die hand ge⸗
nommen. '
584
€yristentis auttourt burgermeisters
und rates zu Zürid
dem hochmürdigen 1e, herren Hugen, biihofen zu Coftan
über bie undereicht beider artiklen bec bilder und mej
jnen zuͤgeſchickt.
Alſo in goͤttlicher warheit gegründt
daß menglich erſehen mag was davon under chriſtenem voll
. à
billich fólfe gehalten werden,
Antwort an ben Bifchof.
Während der Berathſchlagungen des Rathes von Zürich übe
Dilder und Meß fam endlich folgende Zufchrift des Biſchofs von &m
ſtanz: „Nachdem ihr und vergangener Tagen ein Büchlein (den Gd
forgern euerer Landſchaft zugefandt) überfdyidt Gabet mit Begehren,
basfelbige zu ermeffen, * und auch der Artikel halber darin gemelkt,
die beil. Meß und Bildnuſſen betreffend, wahren Bericht zu tbun;
baben wir, wie es dann die Nothdurft und obliegender Ernft merk:
fid) erheiſcht, biefelbigen Artikel an etliche Univerfitäten und Gets —
ten gelangen fafen mit ernfllichem Anfuchen, und darin ihre Rat-
ſchlaͤge und Meinungen mitzutheilen. Diefed haben fie gethan, aber ii
Latein und fo verzüglich ,* daß wir dasſeldige nochmahld> nicht eniti,
noch darauf eine befchließliche + Meinung in teut(d verfaffen lan,
unb die auf Pfingſten von euch beftimmte Zeit zufenden mögen. Die
"weil wie aber in fleter Uehung® find, begehrten Bericht zu verfaſen
bei Willens euch denfelbigen in acht Tagen ungefährlich zu uͤberſenden,
fo ift unfere freundliche Bitt an euch, ihr wollet in Anfehung erzähl
ter Urfachen biefen zugetragenen Verzug unferthalb arger Meinung
nicht annehmen, noch verftehen , fonbern unferen Bericht in beftimmiet
Zeit gütlich erwarten, deflen wollen wir zu euch ungezweiflet getroͤſten
und freundlichen Willens ecfennen, Datum Eonflanz auf Mittwoch
vor: Corporis Chriſti anno 1524.4 (Fuͤßli Beytr. IV, 163. 164)
RREERREERESREEBAIEREEEDEEREREERREEEE GREEN
i) prüfen. 2) verzögert. 3) für jebt nod) nicht. 5) embliche. 5) Arbeit.
— —
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb tabe$ zü Zürich, . 585
. Die Begenfcheift auf bie „chrifliche Einleitung“ ward num titt
lich ungefäumt überfandt unter dem Titel: „Ehriftenliche underrich⸗
tung des hochwürdigen fürften unb herren, herren Hugo, bifchofen zu
Coſtanz, die bildnuffen und das opfet bee meg betreffend, burgermei⸗
fer und vat zu Zürich uf den erften tag junii bed 24. jars überfanbt."
Alsbald nachdem der Bifchof diefe Antwort dem Rathe von Zürich in
Handſchrift uͤberſchickt Hatte, lief ex fie mit einer Zufchrift an die -
Beittlichkeit feined Bisthums begleitet abbruden und verbreiten, wor⸗
über der Rath ihm in der Antwort feinen Unwillen zu erfennen gab.
„Bisher, fagt bie 3uídyrift, fey Bilder und Meſſe betreffend, befon- .
derd der Diefie wegen, ben allen chriklichen Ständen nie kein Mißver⸗
(anb geweien; oder fo einer wegen der Bilder entſtanden, fey ex von
der bei, Kirche allweg als irrig erfannt und verworfen worden, unb
daher die Epriftenkeit in einmüthiger Gleichheit geweien; deßwegen
auch nie ein Zweifel geflattet worden und keineswegs als zweifelhaft
geachtet werden ſollte. Da nun aber bey denen von Zürich ein Zwei⸗
fel darüber feyn will, unb biefelben um Bericht darüber gebeten a»
ben, fo babe er (ber Bifchof),, um folchen Zweifel audzureuten , Abfall
chriſtlichen Verſtandes und Haltung der Schrift vorzulommen , einen
folhen Bericht aud Grund ber göttlichen Schrift und deren bewähr-
ten angenommenen Verſtand auf Rath etlicher en und
anderer der heil. Schrift Verftändigen verfaflen laſſen, und folchen dem
Mathe von Zürich zugefandt. And weil der benannten Artikel halber
aud) bey andern, leider! Zweifel und Irrungen entſtanden, fo fen er
dadurch bewegt worden, biefe „Interrichtung“ im Drud ausgeben zu
laſſen, um jedermann zu belehren, dag Bilder unb Meſſe in der heil.
Schrift genugfom gegründet, unb deßhalb von der Kirche biöher chrift-
fid) uud wohl gebraucht worden.“ „Nachdem ouch difer bericht
allein nf göttlich afchrift und bero von der heil. kilchen und chriften-
lichen leerern gemeinen*vereinten verfand und von anfang der kilchen
und chriftenheit allweg harkummener haltung gegründt ift: fo wöllend
wie gud) denfelbigen der heiligen kilchen unb allen chriftenlichen lees
reen underwprfen haben, ber züverficht, dag funderer felbgeträfter '
und unerhoͤrter verftand ber gichrift und ander nümerung darwider nit
ftatt haben (dNind.“ Der Rath, nachdem er diefe Schrift empfangen,
wies bieíelbe zur Prüfung an eine Eommiffion von neun Praͤlaten,
Pfarrern und Gelehrten , vier Gliedern des Kleinen und vier bed Gros
camem
1) beſonderer willfürlicher.
.
$86 Cheiſtenlich antwint burgermeiſtert unb rates zu Züri;
ben Naths, vor welcher fie ganz verliefen ward; beſonders abet ver:
ordnete ee Mittw. nad) St. Vitustag (nad 15. Sump. „Ei f
auch Meifter Ulrich Zwinglin fammt andern Gelafrten dad Buch uw
ferd anädigen Heren von Eonftanz, bie Meß unb. Gögen betreffend,
zu Handen nehmen, und über alle Artikel fchriftliche Antwort, tá
mit freundlichen Worten, füllen. Dasfelbige foll dann wiederum ın
meine Herren Raͤthe und Burger gelangen, fid) barauf zu beraten,
oder was man darmit handlen wolle.“ (Fuͤßli IT, 61.) Eben im
auch eine Antwort bed. 9tatà von St. Galle: dag ihre Prieſterſchaſt,
weicher er die chrifliche Einleitung zur Prüfung übergeben, (oit,
als volltommen auf die heil. Schrift begründet, bilfige unb hoch rühme“
Andefien ward des Biſchofs Antwort unverzüglich mit der Tat ie
antwortet, Schon am Veitstage (15. Juny) erging die Werorduum
zu Abichafftung der Bilder auf der Landfchaft; ben 20. warden ji
aus den Kirchen in der Stadt genommen; die Reliquien» Behdlnik
wurden geöffnet und die Gebeine begraben; auch die Drgeln aud 1a
Kirchen gefchafft, dag Todten« unb Wettergeläute, das Gegnen ww
Balmen, Salz, Waller, Kerzen, bie Tegte Delung ward mit cina
aufgehoben. — Alles dies ging zu Stadt und Land ohne die mi
befte Unruhe vor fich, „dag menglich fagt, deß hätte fich Fein meníd vo
feben.“ (Bullinger). — Nachdem die SBerotbneten die bif
Gegenfchrift geprüft, verlangten fie, bag folche auch nod) vor Kälte
und Bürgern verlefen werden folle, was auch geſchah. „Harnach bt
9. auguſti lief ber rat ein antwurt (auf den) durch ben drud übe
gebnen bericht usgon, welchen meifter Ulrich meerenteild befchriben ul
gerüftet hat“ (Bullinger.) Den 18. erfchien fie im Drud. a)
Auf den Tag der jährlichen Huldigung , welcher der St. Sopannt
tag (24. Juny) war, überfchicte der Rath den ganbobgten cing
„Bericht, was fid) num ein aut bae in änderung ber religion gue
tragen. habe,“ welcher allen Gemeinden des ganzen Gebietes vorgeleſe
werden jolle. Kurz und Har wird darin jeder Schritt in dem dtt
mationswerk aufeinanderfolgend dargeſtellt. Zuerft bad Mandat: b
ale Seelforger zu Stadt und Land nichts anderes predigen folen, di
was fie mit bem heil. Evangelium und fonft rechter göttlicher Grit
bed Neuen und Alten Teftaments beweifen und bewähren „möge;
dann die Didputationen, wozu bie Biſchoͤfe unb die Eidgenoffen eingeln
den worden, die Streitpunkte mit der Schrift zu eroͤrtern; die dri
— ⏑
a) Die Rathserkanntniß ift vom 9. Auguſt, unb die Zuſchrift an ben Biſchof un?
der Schluß der Drudfchrift Hat das Datum des 18. Augufis.
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** UL UC ou GÀ LL U- € o: JO me ou)
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb voted jd Zürich. 587
liche Einleitung an die Seelforger; ber Beſchluß, in Betreff bee Bil
ber unb Dieb den Enticheid bis auf Tehtverflofiene Pfinaften zu ver
tagen, um während diefer Zeit zu erwarten, ob man fie von etwas
Beſſerm und Goͤttlicherm berichten könne. Statt. eines folchen Berichte
Babe der Rath vernommen, wie Zürich überall, . befonderd aber bey
den Eidgenofien , verleumdet worden, unb. bintoiebee von dorther, auch
mát Unwahrheit, vernommen, bag die Cibgenofen mit Leib unb
Gut wider fie (die von Zürich), ſeyn wollten. Hierauf (eg eine Ge
fandtichaft in alle Orte mit mündlichem und fchriftlichem Bericht über
den ganzen Handel gefanbt, unb von benfelben bie Verſicherung ger
geben worden, daß fie feine Gewalt brauchen und die Bünde treulich.
an und halten wollen, aber dabey gebeten, fich ihnen in Artikeln, die —
fie vorlegten,, gleichförmig zu machen. Auf welche Artifel der Rath.
ben Eidgenoffen in einem gedrudten Büchlein Antivort gegeben, wel
ches vor jeder Gemeinde nun fol vorgefefen werden. In einem Ab
ſcheid zu Luzern fen nachher audgedrüdt worden, wie fie (die Eidge
offen) ihr Leib, Leben, Ehr und Gut daran fegen wollen, fold)
neu Weſen zu unterdrüden; als Zürich auch barüber Erklärung forderte,
(en die Antwort erfolgt: ba bie& nur von dem Gebiete eines jeden Ortei
zu verfichen ſey. „Wyter fo hat vorgenämter unfer gnädiger herr von
Eoftanz ein buͤch von band gefchriben ung zügefchickt,, darin er bie goͤtzen
binben zu lafen, unb die me wie bishar für eim opfer ze halten,
bat wellen probiren se. Und fo wir nun das alles ghoͤrt und eigenlich
gegen der rechten göttlichen afchrift Hefichtiget und erfannt, habend wie
nit fo vil erfunden, bann dag wir ung erkannt, wie wir gott meer (dul:
big foginb ghorſam zu fun denn ben menfchen, und habend daruf in
unferen kilchen in der (att die bilder unb gógen, wie jr im lezten mare
dat (15. Juny) erfunden, alfentbalb hinweggethon, und ung aberma-
fen erboten , ob etwas mit warer göttlicher gichrift befferes, denn bids
bar gbbrt ift, darbringen mög , demfelben gütlich zu lofen.“ Von ben
Gibgenoffen wollen fie fid) nicht trennen — doch unbefchadet göttlichen
Morts und bed. Heild der Seele. Auch in den nächfivergangenen Ta»
gen feoen fie (die Zuͤricher), befonders ald wenn fie bie Cacramente
vernichten twollten, zu Quzern verleumdet worden; der befivegen nad)
Luzern zur Verantwortung gefandten Botſchaft fey von Raͤthen unb
Bürgern bafefb(t gegen die Verleumder dad Recht zugeflanden worden. —
Der 9tatb (dyliegt mit bem Ausdruck des Vertrauend, daß das Landvolf
mit ihm in treuer Anhänglichkeit an das Evangelium übereinftimme,
1) Heweifen.
588 C(Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb rates zu Zürich.
und weist anf dad Heil fin, welches das göttliche Wort ihrem Lande
durch Entfagung der fremden Kriegsdienfte in Bewahrung fo „menge
frommen, redlichen manns by (eben, wyb und finden“ gebracht Babe. 2) —
„Darum — beißt es am Schluffe — (o woͤllend üd) frünblid) unb tu. |
genlich unberreben , unb üch üweres willens unb gmuͤts gebürlich,
weß wir uns zü üch verfeben ſoͤllind, antwurt geben." — „Hieuf
erfolget die antwurt einhellig atfentbalben , daß bie landfchaft jre be
ven bat, ba fü fürobin wie bishar wöhtind fid) fridens flyflen. Vo
man fü aber über ſoͤmlichs drängen wöllte, wölind (o zur flatt troflih
Inb und güt fegen, und fich aller dingen als bie aborfamen erzeigen.‘
(Bullinger.)
Bon der Antwort an ben fBifdyof zu Eonftanz fennt man zwey Aut:
aaben vom gleichen Sabre; die eine von 9Ys Bogen bey Froſchauer;
bie andere von 9 Bogen bey Hand Hager gedrudt. Sie bieten fein
bemertenswerthe Verſchiedenheit dar. Gwalters Iatinifche Weberfekun
fibt in Opp. Zw. I, 205, a — 226, a.
Obwohl diefe Schrift chronologifch nad) bem „Hirten“ folgen (olt,
fo fordert bod) der Zuſammenhang derfelben mit der „chriſtlichen Ein
leitung“ unb dem Rathſchlag“ diefe Stellung.
Dem hochwürbdigen fürften und herren, heren Hugo, bifchof zu Coſten;
unferem gnädigen lieben herren und bunbgnoffen, b) enbütenb mir burg
meifter, rat unb der groß rat, fo man nämt die zweyhundert der ftatt Sürid)
unfer fründlich willig bienft, und mas wir eeren, liebe und gütes vermögen,
zuvor 2c. Und als wir zu U. ©. 3d meerem mal um unbereidyt der oit
a) Bürich ward in diefem Jahre von den Eidgenoffen angeſucht, mit ihnen ins
franzöfifche Bündniß zu treten; das Anfuchen ward abgefchlagen. b) Hugo vei
Breitenlandenberg flammte aus einem uralten Adelsgeſchlecht, deſſen Stamm:
ſchloß an der Töß im Zurbenthale nod) ficht. Er war 1457 auf dem Schleffe Hegi
bey Oberwinterthur, das mit der dazu gehörigen Herrſchaft durch fine Mutter a
fein Haus fam, geboren. Im Jahr 1496 ward er Biſchof zu Gonftang , unb ſhien
fid) eifrig feinen Pflichten widmen zu wollen; ließ bald Sittenmandare an die Oil:
lichkeit feines Sprengels ergehen; verbot ben von Leo X. burd) Samſon auch in
feinem Sprengel angebotenen Ablaßkauf; er wünfchte Verbeſſerung der Geiftlihfeil,
unb befonders aud) Aufnahme der Künfte und Wiflenfchaften, obwohl er ſelbſt tt
nig gelehrt war, und zeigte im feiner Amtsführung viel Milde und Befcheidenktil:
Aber, weich in Charakter und Lebensart, ließ er fid leicht beherrſchen durch Faber
und, nad) der 9feuferung des teformirten Predigers Wanner zu Eonftanz , duch das
weibliche Gefchlecht im Privatleben. Erſt war er durch Faber gegen Zwingli, bes
fonders in der Sache des Ablaffes, freundlich geftimmt,. den er zum Widerſtand
gegen Samfen ermuntern und flärken ließ. Zwingli hinwieder bewies ihm viel Der
frauen, und ermahnte ihn, bic Reformation der Kirche felbft zu beginnen, und de
mit fein Haus und fein Vaterland (Zürich) aufs Höchfte zu chren. Nach Fabers
— — — — —
Chriſtenlich antwurt burgermeißterd und rated zu Zürich. 589
lichen warheit, fo fer wir daran itríd(ig, * gefchriben, a) bag die ung münt-
(id) oder mit gfchrift widerum brächte; welche doch alles fo vil geholfen,
baf id. G. gfchrift und fendboten vorhar allweg tür bezüget , wie bero keines
wegs bifputieren (meld)$ oud) mie nit gebrucht, funder die gfchrift gegen
einandren eigenlich verhört habend) zimme: iez zulezt bat (id) bie mit einer
langen underrichtung von der beiden artiffen , der bildnuffen und meß, halb
enchlich jrer meinung [affen merken und gegen ung ufgetbon, ? darum mir
bero. bil. dankes wüflend. One zmufel, mo man ie und ie ín allen dingen
fragen und zwyflen mee antwurt geben hätte us göttlicher afchrift weder ug
bedunfen und etwann us gmwalt, oud) harwiderum die mißverftänd bero,
Die die afchrift nach jrem anfechtungen und etwann den gewaltigen wol je
gefallen brudenb, ? hätte laſſen harfür ziehen und amm tag legen: e$ márinb
bie irrſaͤl, mißbrüch, falfcher geiſt, böfe fitten zu (lidem ufwachs nie fon
men. Und habend von einet fölch gefchrift, bie fid) in die fünfzig bogen ®
zücht, zweymal verlefen; einift vor nün der geiſtlichen prälaten , Lütprieftren
unb geleetten , baby oud) vier unfers tates und vier der burgeren geſeſſen;
anbre(t bor ganzem gefeßnem rat der amepbunberten, &o nun Ü. ©. ire
an uns überfchichte bericht durch den brud (bef wir nit wartend warend)
bat laffen usgan: werdend ouch wir gendtiget dife unfer antwurt glycherwys
uskündig und allen chriften gemein ze machen; wiewol wir uns‘ vormals
deß nit erwägen 5 hattend, funder Inchtlich fid) arfügt, bag wir bie allein
fchriftlich t. ©. zügefandt báttinb. Und fotmal üwer gnad zu befundrem an»
(eben verzeigt, fdlche meinung vor etlichen hohen fchülen verhört fun; welche
bod) wir fammt unferen eebeftimmten prälaten und gleerten widerwyſen 9
wellend, bag fo an vil orten, und befimder ba die bdft? find, mißverftanden,
die gſchrift druckt, und geirrt babenb: i(t unfer verding ® bie, bag (1. ©. bie
red verftande uf ſoͤlche gleerten reichen, ? nit uf (id, bie wir allweg jrer
geburt, als u$ unferem (anb und gebiet, und amts halb unverfeert wöllend
haben, und gegen bero, als (id) getrümen bundsanofien und nachburen
zimmt, alfmeg gebürlidy halten. Wir find oud) fammt unferen leerenden
erbüttig. fölchen ſchuͤlen, ob fo fid) namlich ofinen melfenb, nach bifer unſer
widerfcheift winter bericht ze geben fchrift um (drift (doch alles mit frünb-
lidem, fänftmütigem geift), bis daß fo erfehend, uf was grund wir gebu⸗
Stüdfer von Rom 1521 änderte fid die Gefinnung des Biſchofs ſchnell in eine
feindliche gegen Zwingli und die Reformation um. Die Uebertretung des gaften:
gebots und Zwingli’s Lchre von Freyheit der Speifen gaben den Anlaß, durch eine
Gefanbtfd)aft nad) Zürich die erften entfcheidenden Schritte gegen die feimenbe Re⸗
formation zu tun; von da an dauerte der befländige Kampf, den er befonders in
Verbindung mit den katholiſch bleibenden eidgenöffifchen Orten. mit den Freunden
der Oteformation in der Schweiz führte. Die Reformation vertrich ihn und feinen
Hof aud) aus feiner Hauptfladt, Conſtanz. Im Jahre 1530 danfte er ab; als aber
fein Nachfolger bald wicder flarb, übernahm er nochmals die Biſchofswürde, ſtarb
aber aud) bald, den 7. Januar 1532, 76 Jahre alt. (Füßli Beyte. IV.S.IX—
XV. V.G. XII, Gímmítt Urk. 1,3, 765 ff. ott. Geſch. der Eidg. I, 247. 248.)
a) Seit der erften Disputation.
. 3) irrend. 2) eröffnet. 9) drehen. *) in Handfcheift nämlich, da die Schrift im
Drud 5 Bogen oder 59%, Blätter enthält. 5) erfühnt. ©) widerlegen. 7) Haften,
Schwierigkeiten, 9Inftbfe. 8) Worbehalt. 9) fid) beziehen.
$90 Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb rated 40 Zürich.
wen und verteöft find. In hoffnung, e$ werdind alle chriftliche herzen ei:
fenlich befennen, daß wir anders nüzid denn bie waren gottes eee, fürdrung
fines morts und verbeßrung unfer armen confcienzen fürnemind; und da
nit mit unferem fint, bernunft oder gwalt, funder mit bem helfen, cio
— blybenden gottswort, an dem in bie emigfeit aller gwalt, vernunft und Hi:
heit brechen und abgon müflend. Hierum nene dife unfer miderantwur
fi. ©. im beften und fründlichften an} bann fg us fründlicher chriftliche
meinung befchicht. Und ift uf ſoͤlche gftalt gemäffiget,? bag wir nach ordnun
der puncten , was in denen mißverftanden wirt, allein das aller notmendigf
anzeigen , und befunberd arguierens oder us menfchlichen handlungen i9
gene peryoben 8 wellend. Dann in aller difer Ü. ©. geleerten gfchrift nit
heftige ? haryngezogen wirt, beB afüd) unb ecburen ^ normal 69 uns nit ke
(eben. ſye. Sye die (d. ©. gott befolen mit erbietung aller feündfhe
und- liebe! Geben und verlefen Zürich zc. 18. tags augufti nad) der unk
fleckten geburt unfers heilands Jeſu Gbrifti MDXXIV.
Ehriftenlich antwurt burgermeifterd und vated zu Zürich
dem hochwürdigen sc. herren Hugen, bifchof zu Coſtenz, über die underrich
beeder artikien der bilder und meß, inen zügefchicht. Alſo im göttliche mar:
heit gegründt, bag menglich erfehen mag, was baton under chriftenem
volk billich fälle gehalten werden.
Für den erften artikel, ben (1. ©. geleerten in 7 puncten gefeht, mit
fürnemlich gefraget, ob die bildnuſſen (bie Laffend wir us bas, fo zu torti;
dienet) wider die heiligen gfchrift des nümen unb alten teftamenté , und Mj
bald abzethün foenb. Und zu ufófung difer frag für ben erſten puni
babenb (n fürgenommen, mofür idola unb fimulacra by Juden und kim
genommen fogind, unb gebend inen. felbs antwurt -
Uwer gnad geleerten.
Diewyl nun dag mwörtlin fimulacra sc. vertütfchend wie alfo: Die qe
tee oder abgötter der Heiden; nit, wie etlich fürgebend: fimulacra, die bilbrif
fen, welches tütſch das Latinifch mörtlin wol zügäb, wo ed allein om zuͤſatz funk.
Unfer antwurt.
Unfere geleerten verwundrend fid) ſeer, wannen? denen geleerten die nd
fómme, daß jnen in difer materi fimulgera götte oder abgötte heiffe, un
befennend bod) hieby, ba die art des Latinifchen wortes fimulacra heiſſe bil»
nuffen. Vermeinend, wo e$ alfo gelte antwurt ze geben, fo werde ein icht
fored)en, warum er gefragt wirt: Das wort heißt wol von im felbs alit,
aber an dem ort-(da es jn betrifft) bei(fet es nit alfo. - Und bemärend dei
ſchön mit jrem bunfen, fprechende unlang vor bifen worten: Wie wir dan
1) eingerichtet. 2) verzichten. 3) Streitiges. 5) Unterfuchung und Prüfung. 5) moht.
a) Die Worte: „hie laffend wir us das, fo aii vorteil dienet,“ heißen fo vid
als: was parteyiſch ausgebrüdt if. Die Frage ſteht nämlich in der chriſtlichen Ur
tereichtung alfo: „Ob die bildnuſſen, fo uns anzeigend und bediitend die heiligſt mend:
beit Chriſti, unfers erlöferd und feligmachers, finer allzyt gebenedyten mute und
jungftom Maria, oud) aller userwälten Heiligen gottes (dishar vif Hundert jor v
der heiligen fild)en gewäret), wider bie heiligen gfchrift des nüwen und alten tt
ments (und deßhalb abzethun) ſyind t |
Ehriftenlich antourt burgermeiiterd unb rated zu Zürich. — 591
gloubend :c., [in difee materi müfle und folle vertütfcht merben.] Iſt
ein argument, (am einee frräh: Es ift war, der brief, den bu uf
min Bus und hof haft, ber usbrudt hundert guldin: aber hie heißt guts
bin nun frowenguldin oder vecbenpfennig. Alſo wurd ced dahin kommen ,
dag ein ieder alle fragen und zwyfel fónnte ufldfen: dann warum ber
Daft des göttlichen mortes wäre, wurde es fpred)en: es bebüt Bie nit alfo.
Da Ehriftus (inen apoftlen verbüt, fo ſoͤllind nit herrfchen nach gemonbeit
der weltlichen fürften 90tattb. XX. 25 — 27. fprechende: Aber under üch
wirt es nit alfo fon; möchte einer reden: Diß wort, üch, bedüt hie nit, üch,
die apoftel, funder es heiflet an bi(em ort, gend, * und ift die meinung: Die
gäns fólfinb nit herefchen wie die fürften sc. Wie hand fg der regel fo gar
vergefien, bie von tbeologid und juriften gebrucht mitt: Termini significant
idem, ubicunque ponantur, sed non eodem modo; daß ift: bie wort heif
fend alí(meg ein ding, gott geb mo fü ftandind, aber nit glycher maf. — Alſo
müffend fimulacra allweg gößen oder bildnuffen, eigentlich ze reden, heiffen;
unb mo fo für die abgött genommen, werdend fy gezogen von jr eigenfchaft.?
Als oud) by uns befcyicht , ba wir den góben fant Petern, ja unfern herr:
gott nennenb, der bod) nüt denn ein götz ift: und habend wir im ben
namen gegeben nit one fchmach unfers herren gottes. So nun Exod.
XX.1— 5. im erften gebot gottes fo eigenfich «er ware gott fid) felbs Bats
für tbüt, die frómben gótt verbüt mit befundren worten; barnad) bie bild»
nuflen und giychnuffen ouch mit be(unbren worten: wie fónnenb fy reden,
bag fimulacra in difer materi, frömd? oder abgött, fól(inb bertüt(d)t werden?
Wüſſend fg nit us jres rechten reglen, daß die mort, vorus in bem gſatz, fal»
(eb nad) jrer natürlichen eigenfchaft genommen werden? fo tütfchind diſe
wort Erod. XX. 3. 4. Non babebis deos alienos coram me. Non facies
tibi sculptile etc! (Sculptile nemend fy hie on zwyfel pro simulacro, spe-
ciem pro genere, [oder fo möchtind erft gar nit antwurt geben]; und big
um verſtands willen.) So merbenb fo eg nad) jrer meinung alfo müffen tütfdyen :
Du wirft nit ftómb ober abgótt vor mir haben. Du wirft die nit frömd
oder abgótt machen 2c. Alfo wurde under andren und andren mworten ein ding
uf einandren zwenmal gerebt. Und da bie möchte geredt werden: haben
und machen ift zweyerley, hilft nit: denn alfo härtind ouch die Juden mögen
reden: Wir machend nit gótt, funder bilder. Darus vermertenb, daß die bil»
der bie, nit. gött verboten find ze machen. Aber damit wir nit in den
fiechtag * des. wortkampfs fo Eindlich falfinb, darus nit frucht funder nob,
zanga, fchmad) , argwon, unnüßer tand verfeerter menfchen kummt: wellend
wir dag hell mort gottes Erod. X X. unb Deut. V. berbóren, welche doch
bie (d. ©. geleerten allweg überfchritten, unb, das am nötigeften was anze⸗
zeigen, wie bod) dem wäre, daß's götzenverbot im erſten gottsgebot (tat, und
aber veracht- wirt, usgelafien habend.
Alfo (tat Erod. XX. 1— 7: der berr hat alle dife mort geredt: Sch
bin der herr, Din gott, der bid) us Egypten gefürt bat, us bem hus bee
Enechtfchaft. Du wirft nit andre gótt vor mir haben. Du wirft die fein
gefchnißlet bild machen , noch einigerley glychnuß, bie oberhalb am himmel
fot, oder unbertgatb uf dem erdrych, noch der Dingen, die in dem waſſer
1) Gänſe. 9) eigentlichen Bedeutung. 3) falfhe. 9) Sucht.
$92 C(Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb. vated zů Zürich.
find under der erden. Du wirt fo. nit anbeten noch eeren. Ich bin din
herr gott, der ſtark yfrer, bee da ufficht oder heimfücht- bie bosheit der sátes
ten bis in die fün in das dritt unb vierte gfchlecht bero, bie mich baffenb;
und (harwiderum) barmhberzigkeit thün in tufend, die mich lieb band, und
mine. gebot haltend. Du wirft den namen dines herren gottes nit üppiglich
nämen? ıc. Und barnad) die zehen gebot.
Hie ftat für das erſt: Der herr Hat alle bife mort oder gebot geredt.
Wer will nun barmiber, denn allein der unglóubig, der dem gottswort nit
gehellen ? will? Zum andren ftellt (id) gott barfür, daß et unfer bere und
gott für. Sum deitten verbüt er in einer gmeind alle aótt, fy werdind prt»
bildet oder nit. Zum vierten verbüt er eigenlich alle gefchnitten bild und
alychnufien: oud) bag man jnen feineríeg eer embiete. Welches alles in den
bebraifchen , griechifchen und Latinifchen morten mit eigenfchaft der puncten,
finn unb worten underfcheiden ift: ander gött, gefchnißte bilder und glych⸗
nu(fen. Oud) heißt big mort, (d)abab , eet embieten mit neigen, kniebucken
und dergigchen , bag alles verboten ift. Sum fünften brówet er übele denen,
fo fin gebot übertretend; unb verheißt gnab denen, die (9 Baltenb. So nun
Die vorgezälten mort alle der tenor. und inhalt des erften gottsgebotes under
den zehnen find, darfür wie fy feftiglich baltend: folltind ſy bilfich nie u
gelaffen fun; ober U. G. gekeerten folltind fy nit überfchritten funder anzeigt
baben, us was urſach man dife wort dahinden gelaflen hätte. Dann ie ad-
‚ tend die geben gebot by uns, und wirt nit ein büchftab vom afaß hinfallen,
der nit erfüllt werde. So find ware fygend gottes, bie fin mort nit börend,
mindrend, abfchnydend oder fälfchend. Denn bie gehen aebot werdend in der
heiligen forach bie geben wort genennet. Und redt aber die gfchrift bie, bag
gott dife wort, bas ift, gebot alle gegeben bab: fo füllend fo oud) alle gehal-
ten und feinen meg underlaflen werden.
Es hilft ouch die yneed hie nit: Es foginb ceremonifche ding, bie im
nüwen teftament nit geltend: dann bie göten ouch im nümen teftament ver-
boten find; daß (9, wie bie unb mee harnach gehört wirt, zu ſchmach
gottes reichend.
Nun fiat gat nad)? der ganz ſtryt, den bife geleerten thuͤnd, in bifem
fundament, bag fimulacta bie abgótt beiffinb.. Und melíenb doch barnad
in. jren eignen mworten anzeigen, "daß (9 fprechend, die Heiden unb. Syuben
habind jre bilder für gött gehalten; wie (y us dem Palmen CXV. 4 — 8.
anzeigend. a) Hand (9 nun die bilder für gött gehebt, da doch fimufacra
.. 9 feichefertig nennen. 9) folgen. 2) fall.
a) Hier die beantworteten Stellen aus der chriſtlichen Unterrichtung: „Söllte
das wörtlin fimulachra an difem ort vertütfcht werden, die Silbnuffen: was wär dann
not gfon dem füruserwälten propbeten David, fo eigenlich unb fo mit vil worten ac
beſchryben fimulachra gentium sc. Die bildnuffen der Heiden mwerdend nit reden , nit
feben, nithören :c ; fo doch fein fo klein verflánbiger menſch ift, er weißt ſölichs. Darımz
offenbar ift, daß er hie die Heiden flraft, daß fo die für götter aufiwarfend, unb in die jre hoff:
nung und vertrumen fattenb , weliche weder sehen, hören, fehen Funtend; auch gar fein
einig zeichen des lebens in jnen hattend. — Damit ganz fein zwyfel fog , was der Heilig
David burd) bift wort hab wöllen zu vesflon geben, fo er fpricht under anderen:
Inen werdend glych, die fo machend, und all, die vertrumen in fo fegend. Nun vocli-
der menſch ift fo blind oder foret, der fin hoffnung oder vertruwen fee im ein
Corifenfíd) antwurt batgceineiüericanly vates dürid 693
ftonb : was bedörfend (9 denn Bie. bee fidt: * ſimulachra Bel(fenb nit bilder,
funder abgótt, fo fu felbe mit bil worten erfechten meinend, die bilder ſygind
der Heiden und Juden gótt gſyn? Denn bieby al(meg biybt, bag bie bilder
verboten fogind, gott geb wofür (y bie heiden gehebt habind. Dahin kummt
einer, der wider die warheit fidt, daß ee fid) mit tu. red verfürt und fid)
felbs abrennt.? So wirt us jren eignen mworten erfunden, bag fimulachre
fürnemlich bilder Heiffind: bann fy dahin fldbenb, die Juden und beiden ha⸗
bind die bildnuffen für gött gehalten. Sunſt muͤßtind fy nach bifem ver.
tütfchen (fimulachra, abgött) forechen: Sy band jre (imulad)ra das i(t; abgött,
für abgött gehalten: als eigenlich &armady fummen wirt. Und denn fo fallt
der underfcheid Hin, da (y fprechend: Sy babind die bilder für jre abgött
gehebt. Da bilft nit faft loufen, wenn einer ab dem meg kommen ift: ie ferer
ee louft, ie mec er von dem weg kummt. Alſo wäre mit bifen wenigen
worten gottes bie meinung, die bilder abzethuͤn fon, ftarf gnüg, unb tórfte
nit mutet arbeit. Denn welche glöubig fun wellend, bie werdend den gotts⸗
geboten [ofen: fo findend fü heil darin, bag (9 (die góben) als wol als
ſchwören ja zevor verboten find. Noch wellend wir etlichen onjdgen, bie
fo vermeinend heften,? antwurt geben , damit ouch ben ſchwachen gnüg beſchehe.
Sum dnderen mal werdend ‚die bilder oder götzen oft für die abgött ge-
nommen: aber denn ift das wort fimulachrunm uneigenlich genommen, unb
ift der nam des verginchten bee glychnuß und bildnuß gegeben; als da man
bie contrafactur oder ſtude des künigs einen fünig nennet: nun if fo nit
der fünig, noch nämt man fy ben fünig. Alſo babend bie beiden bie bild»
nuß Jupiters nit für den Jupiter gehalten, funder f babenb den Syupiter
unb andre gött vermeint in dem himmel wonen. Als Homerus Sy(íabos I.
bat, das Chryſes alfo ſpricht: Die gött, die in den himmelifchen bófen woe
nend, gebind üch, daB je Troja gewünnind! mag nit uf bilder berftanden
werden: bann bie wonend nit in den himmlen. Wie oft fpricht Cicero:
Dü inmortales, die ewigen untödlichen gótt? Und alle geleerten beiden find
dep voll. Us dem Marlich erfehen wirt, daß fg jre góBen giychermaß mit
den namen. jrer götter genennet habend, als oud) wir tbünb: nennend cin
bild fanct Petern, das ander fanct Gertruten 2c.; nit baf fü das holz für
Martem und GSaturnum hieltind, funder namtend die bildnuß nach dem
namen deflen jres gottes, den ſy vermeintend in dem himmel wonen.
Wie wie ouch alle wüllend ba der götz nit fanct Peter, nit ein herrgott
(t. Welches alles dahin reicht, daß dife geleerten fehind, wie fy bie un⸗
warheit fürgebind, unb umfunft aller je bum ufgericht foe: bann big alles
nit bil(t. Die bilder find für und für mit dem hellen gottswort verboten,
wie man fid) joch winde
Oud baf f sd feftung difer meinung bie wort Pauli Röm. I. 22—24.
barfür zühend, ift ſchnuͤrrichtig wider fg. Paulus ſpricht al(o: Do fy ac;
meint hand 15$ ze fon, find fo zu narren worden, und babenb bie cet
1) Ausflucht. 9) entweicht, 3) teeffend, haltbar fegn. 9) Bildſaͤule, columna.
anders, das er nit höher, ftärfer oder mächtiger achtet unb gleubt, denn er an im ſelbs
ift. Darum dieropl die heiden in fo ghofft, und je verteumen in fo gfeht habend,
muß von not wegen darus folgen, bag ſy diefelben nit allein fire bilder ghalten ha:
6inb, funder für jre götter.“
Bwingli’s fámmtf. Schriften 1.38. ^ 38 *
593. Ghriftenfid) antvoutt burgermeiſters und rates zu Zürich.
(ofer Harbeit) des unzerbrüchlichen (das it ewigen) gottes verwandlet mit-
der giychnuß bes bildes eins tödlichen ‘oder zerbrüchlichen menfchen unb.
(mit bildnuß) der poglen sc; barum fy gott bingeben- bat sc. Sie verwirft
der heilig Paulus der beiden wysheit, bie dennoch etas habe gehebt gott
zu eeren, und habind jn angehebt ze verbilden und glychen: etlicher babe
jn mit einer menfchengftatt verbildet, etlicher mit eines bogels oder vierfüſ⸗
figen thieres: darus fo fid) felbs wys gefchäßt und beemeint, ſy babinbs
ja wol teoffen; foginb bod) fo fer von wysheit geweſen, daß fo damit zu
narren fnginb worden. Dann ct afud) davor fpricbt: Sy habend gott er⸗
kennt; fo babent jn aber nit geeret als einen gott, noch. dankbar afgn 1c.
funder babenb jn nad) jrer torheit verbildet. Us welchen morten am tag
ligt, daͤß Paulus bie jr torheit darum fchiltet, baf fy gott mit bildnuſſen
vergiuchet habend. Was wurd er zü unferen zyten veden, ba mie mec-benn.
bundert malen mee góbenbienfte$ gehebt hand denn feine beiben?
Zu wägerem* verftand werdend mir bon ben geftirnkünftleren bericht,
ba die erfanntnuß des geftiens alfo habe angehrbt, daß ein iedlich Lamb die
gſtirn, die jm allerfichtbareft gſyn, einenlich erfehen und behalten; * habe
ouch demnach demſelben jm gelegnen gflien einen namen geben nach ber
geftalt, die fo dem geftich meint glych fon. Us bem batnad) 'gefolget, bag
fü dasfelbig geftien für einen gott geeret, unb ein bilbnug nach: dem namen
und gftalt des geftieng ufgericht, unb den aott, ben fo vermeintend ſoͤlich
gſtirn verwalten, ? an demſelben vereeret. Byſpil: Die Aegypter wonend un-
der dem ſtier, den habend fy für andre gſtirn erfaren.“ "Und fotmaf jt land
fürs alle. land fruchtbar it, habend fü einen (tiec für einen gott gehebt,
und in einer geftalt eines ftieres den jren gnábigeu gott vereeret und Anis
áenennet; nit daß der Anis oder ein ander ftiersbild jt gott' wär: bann fo
die Fruchtbarkeit jrs landes nit von feinem bild funbet bor bem gefiien
bar oder bon bem gott, der des geftiens groattig wäre, erfanntenb. Aber
zu bereerung mwolltend fü denfeiben gott demnach ouch-verbildet haben. . Dar»
uf (dmügt fo nun Paulus, daß fo ie dahin fummen foginb, baf fo der
göttlichen fraft und würkung foginb innen worden; ſygind ‚aber demnady
in die torheit gefallen, daß fü bic mit bildnuffen verglycht habind. Darus
aber heil gemerkt, daß fp die bilder nit für gött funder für gftalten, denen
die gött giych fehind, bic(tenb: das nüts anders denn ein mare torheit ift:
denn wer hat gott ie gefehen? Und folgt alfo Hell, daß frömd gött verbo-
ten find; cs find ouch die bilder und glychnuſſen verboten im funberbeit.
Deßhalb bif comment und flucht: fimulachra und idola heiffind abgótt, un-
frdítiq und wider alle eigenfchaft der worten und finnes erdicht ift.
Noch wellend wir bie ein helle funbídyaft u$ der Heiligen gefchrift
anzeigen, daran man heil erficht, daß bie beiden jte gößen nit für gött
funber für bildnuſſen der bimmelifchen (als (b wontend)* gótten gehalten has
benb. Als Elias den opferfampf thät mit den baalifchen und waldpfaffen
1. Reg. XVII. 19. (f, befchach der uf dem berg Garmel, und bie ſy
Helias jeem gott baal rüfen. Das thatend ſye rüfende: Baal, etbór ams!
Und als ſy das. getriben bid zu mittem tag, berfpottet (i Helias ſpre⸗
U —
1) richtigerm. 2) im Gedächtniß behalten, fid) gemerft. °) regieren. *) 6cob-
achtet. 5) vor — aus. ©) wähnten.
Chriſtenſich antwurt burgermeiſters und cated zu Zurich. 395-
chende: Schryend fefter! denn er it üwer gott: und bat villucht se reden,
oder ift an der herberg oder uf dem meg, oder ec ſchlaft, fo wirt cr erwa⸗
hen. Hie erfindet fid), daß oud) bie baalspfaffen, bie fuft fin bilbnug am
vil enden Battenb, das bild nit anrüftend, funder den- baaf, den fg einen:
himmeliſchen gott dermeintend fon. Es erfindt (id) oud) an den morten
Heliä, daß ce felbs bie Heiden nit darfür gehebt, bag ſy den güben für cie
nen gott habind dngerüft; ſuſt hätte ec verdingt, * bag fy ba fölltind den
baalsgötzen haben; und hätte demnach nit geredt, wie er villncht fer wäre;
und hätte Feine ftimmerbebens dorfen ıc.: denn der götz máte gegenmwürtig
afon. Daß aber die gößen ouch harwidrum gótt gendmt werdind bon gott,
bewärt nit, dab man an diſem ort des gefahes fimulachra , gött, fölfe vertüt-
(chen: dann man muͤß die mort des gſatzes nad) jver eigenfchaft beuchen ;
von dem wirt harnach kummen. So vil von. dem erſten puncten, bet wol
eben lang, aber zuͤ kürze der nachkummenden dienen wirt.
Der II. punct.
Uwer gnad geleerten. | |
PUE für ben anbren. puncten wellend wir us bee. gefchrift erfaren, wie
und in was geftalt (n ſoͤliche götter bereeret fabenb ıc. Zum erſten, fo ha⸗
bend jnen dient. Sum andren habend fo hoffnung und vertruwen in fü ge⸗
ſetzt. Zum dritten habend fg die geſchnitzleten gotzen um künftige oder ver»
borgne ding rats gefragt, und us jnen wysgeſagt. Zum vierten habend fg
A fteinen und bólginen gößen anbetet. Zum fünften habend ſy jnen ge.
opfert 10. —
Uf bifen puncten bórftinb tuit gar ahein antmurt geben, denn er ift
alfo an jm felbs. Daß bie Juden und heiden. fölcher gftalt jre abgött ver⸗
eeret habend. Was bienet aber das hiehar? da wie von bee aóben wegen
handlend, nit von der abadtt wegen. Wiewol bie bil beftimmt ift, das mir
glychermaß den götzen embi:tend, wie oud) die heiden jren götten actbon has
benb, welches aber im fünften und fechsten puncten. widrum fummen wirt.
Darum muß man fehen, bag der gefchrift nit gwalt befchech. - Sie babenb
fo den gebreften, bag fy nit febenb, daß bie frömden gött ein befunder ver⸗
bot habend; oudy buf bie bildnuffen ein befunder verbot habend. Duch
wellend (o nit fehen, daß bie góben nit vor den gótten oder erftlich zuͤ göt⸗
ter gemacht find, funder, für da ein volk vermeint hat (idy einen gott er»
funden haben, ber jm helfe oder nutzlich foe, denn Bat e$ erft demſelben
gott ein bildnuß ufgericht. Und ift alfo der gà& um des gottes willen ge⸗
macht, und ghein göß ber gott Afyn, ben f$ bermeint: habend ouch ben
gögen nit für den jren gott gehebt, funder jren gott in imt vereeret. Di
wirt iez für und (üt mit kundſchaft offenbar. Erod. XX. 3—5, ba bif geſatz
von abgótten unb goͤtzen grundlich ftat, verbütet gott frömde gött mit ei⸗
nem eignen namen, elohim aharim. Und darnach verbütet er mit eigenen
worten und mit underſcheid der reden und ſinnen die bildnuſſen und galych⸗
nuſſen mit beſundren puneten eins nüwen gebotes: Mit mach bir ein ge⸗
ſchnitzt bild noch einigerlen glychnuß sc. Paäſel und themunah.
Als (y nun die kundſchaften us Judic. TI. 11, 12. haryn ziehend: Sy ha⸗
V bedingt, gefordert.
‚596 Chriſtenlich antyourt burgermeiſters unb rated 3d Zürich.
hend gedient bem abgott Baalim unb habend verfaflen jeen herren 20: Latet alle
dabin , daß fo den Baal für einen gott gehalten, und im gebient babend. IR
wol für ung, denn man gheinem anber(t, weder bem einigen waren gott bie»
nen (oif. Wie wellend ſy aber hierus bewären, baf fo. den -göken für ben
gott gehebt habind ? als fy.in dem vorigen artikel (und met mecbenb) fürne-
men: eg foe dann, daß fo fagen .wellind big wort: Abgott Baalim Heißt
einen gößen. Und menn e$ alfo foll gelten, fo wirt (mie vor im erſten
puneten gemeldet) ein ieder können alle ding berantwurten mis einem tvort :
denn ein wort wirt jm alle ding heiſſen wie er will. Wirt ouch gut ſyn
fprachen ze lernen: menn einer ein wort kann, wirt ec forcchen, e$ beifle
alfe ding. Als, wenn man fo bie fragt: was heißt fimulacheum? merbenb
fo antwurten: es heißt ein bilbnug. Und fo man (prit: €o nun gott
bildnuffen verboten hat, foll man fg nit haben: fo merbenb fy reden: mus
lachra heißt daſelbſt nit bildnuffen, es heißt abgött. Und fo man bie fpricht:
Sy band dem abgott Baalim gedienet; hie feit ex nit von eim gößen oder
bild funder von cim abgott ; unb redend aber je, fo habind bie bilder für
abgótt aehebt: fo müflend je ie reden: abgott Baalim heiffe ein bildnuf.
Was .ift aber denn bae für ein ſchwanken und walen, ſo man anderſt
funbt, weder jr fürgebend, daß je denn den worten ein andre bedütnuß uf⸗
ſetzend? foll man alfo mit gotte$ wort umgon? .
foierum wellend wir das wort gottes burd) Moyſen Deut.. X X XH.
‚16, 17. hören: Sy hand jn (gott) gereizt mit frömden götten, unb mit
iren grüwen zu z0en bewegt. Sy babend den tüflen ufgeopfret. und mit
gott; den götten, die ſy nit fanntenb 1c. Hie hört man für das erft, daß fu
(die kinder Iſraels) gott gereist hand mit frömden götten. Sum andren,
ba (9 den tüflen ufgcopfret hand. Wie beftat aber hie, daB bife gelcerten
fagend: f habind bie götzen für gött gebebt; fo ex hie ſpricht: fü babent
den tüflen ufgeopfret: heißt oud) tüftl und göh ein ding? Oder hand fü ge»
wüßt, daß es tüfel (inb afun? fo wäre ie ein torbeit gſyn, bag fg. inen
ufgeopfres hättind: fo (9 gewüßt, bag es tüfel wärind. Darum eigenlich
ufzeſehen ift, daB ung nit unfer gfüch? von der marbeit abfüre. Die ab.
gotterer band (id) nit fürfehen, baf fy bem tüfel ufopfretind; ſunder fg
hand ben, dem fo opfretend, für einen gott gebebt. Roch find. fü aber ire
gangen : denn der tüfel bat f in irrfeligem won gelaffen, ja mit aller kraft
darin gehalten, jnen ud den bilden, bie fo jrem vermwänten gott zu eeren
ufgericht hattend, antwurt geben, glych als ob es von bem gott käme, ben
fu eeretend. Gott aber bat jnen oft fölche irrtum, und wie fü der tüfel
betrog, anzeigt durch die propheten, denen ſy aber mit glouben gegeben.
Das alles zü verſtan gibt, baf ſy jte gört nit tüfel, nit den gößen habend
vermeint ge fon, funder einen gott, ber jnen unbefannt was: der was aber
nüts , denn bag (y der tüfel blandt. ? Das erfannt gott, und fchalt oft jre gött
tüfel. Glycherwys nämt das göttlich mort oft den güßen einen gott: nit
daß das gemein volk den aóben für ein gott hielte, ſunder daß «8 finem gott
under bes gößen gſtalt bereeret. Aber by gott und (inen alóubigen was es
fiher, daß der gott, den abgötter eeretend, nüts was: denn fo wußtend wol,
daß nur ein gott iſt; befbalb fo demnach jre abgöttern verfpottetend, bag fg
3) toü[gen. ' 9) eitle Grübeley, Spitzfündigkeit. 3) verblendete.
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters und rates zu Zürich. 597°
nüts anders eeretind weder den göben: denn der gott, def der adl maf, der
wäre nik. Das wußtend aber die abgöttier nit, funder rüftend fee ewigen
bimmelifchen gött an, die fy body nit hörtend: denn fü warend müte. Und
wo jnen troft oder antwurt geben ward, befchach e$ durch den tüfel. Dane"
nenhar fummen ift, daß gottes mort oft redt, (o opfretinb den tüflen, umb
ſy hieltind die gößen für gótt: barum bag by gott offenbar was, daß ghein
gott was weder er, unb die antwurten vom tüfel famenb. Diß wirt alles
fíat in den worten Pauli 1. Cor. VIII. 4, da er in der perfon der wol⸗
wüflenden , die ſich vermeintend one verletzung vom götzenopfer eſſen, redt alfo:
Wir wütend, daß der götz in alle welt nüts ift, und baf ahein gott iſt
weder ber einig. Hat die meinung: Syd) weiß glych ale mol als jt vilwüſ⸗
ſenden unb geleerten (redt aber zu den chriſten, bie geleert warend unb
meintend, ſy möchtind one ſchaden jrer conſcienz miteſſen im götzen⸗
opfer: bann fü wüßtind wol, daß nun ein gott wäre, deßhalb die abgön
nüzid denn das bloß bild; darfür aber bie abgöttler den abgott nit hieltend,
i49 er nun der göB mdo), ja ich weiß glych als mol, bag ber götz nüt
(ft, das ift, daß der gbein gott it, bem der götz gemacht ift: denn es if
nun ein gott sc. Und demnach folaet im X. cap. 20: Darum, das bit hei⸗
den .epfrenb, das tóünb (o ben tüflm unb nit gott. €» meintend aber,
es wärind gótt; darum rüftend (9 bie an als gött, namtend fo gött unb nit
tüfel. Hie wirt ie bie ganz ſumm difes mißveritands erklärt. Fa, fprechend
fo, gott ndmt ſelbs bie götzen gött; aber bit abgöttler hieltend die götzen
nit darfür. Gon ndmt fy tüfel; aber bie abgöttler hieltend (p nit für tüi«
fel .funder für gött. Noch it ati Imeg nit umgeſtoſſen, daß die bilder nit
verboten fugind. Zum dritten fpricht er: Sy opfeetend den aótten, die fy
nit fanntenb. Diß ift der grund der. ganzen meinung. Qdttenb. (o die
bitder für gött gehebt, fo Gdttinb fy die bilder mol erkennt. Aber die bilder
warend unerkannter gótten, bie aber nüts warend, (unber daß ber tüfel fid)
in jnen anftatt jrer berwänten gütten offnet: denn monttnb fo, Jupiter,
Apollo, Apis oder Aefculapius hätte mit jnen burd) das bild geredt. Darum
nun heil gmüg, daß diſer punct nit bewären mag, daß man bie bilder ha⸗
ben mög: denn ec nüt anders leert, denn wie bie abgöttler jre gött ver⸗
eeret habind, bie aber von gott iez feómbe gött, denn zu verſpottung götzen,
ibd "à genämt werdend. Diod) find beede, (rümb gött und götzen,
Herboten. a
Der II. punct.
Für den dritten puncten zeigend uwre geleerten urfachen an, warum
bie chriftenlich kilch die bilder babe zügelaflen tnb. verordnet 1c.
Antwurt.
Das ift die chriftenlich fildy, bie gottes wort einigen ? Tofet, und fich
das allein fuͤren und wyſen laßt. Als Chriſtus Joh. X. 1. ff. eigenlich leert
1) einzig, allein.
a) Ueber die vier Schlußreden in der chriſtlichen Unterrichtung vom Teufel, und
beſonders von ſeinem Einfluß auf die Menſchen, wird — als eine in der That unnö⸗
thige Abſchweifung — nicht geantwortet. Der Teufel, heißt e$ dort, bewirke durch .
feine Kraft die Schwarze Kunft oder Zauberey, und habe, in ben Bildern verborgen,
Wunderwerke gethan.
$98 „Chrifenlich antwurt burgermeißers unb rates zü Zürich.
under ber alychnuß des Hirten unb der fchafen : baf die ſchaf den frbmsben
nit nachfölgind, ouch je (timm nit. erfenninb, ſunder allein bem redyten Bie»
ten. Run bat die ftimm des- rechten birten gottes alfo gehellet: Du. felit
dir fein. gefchnißt bild machen noch einigerley giuchnuß 1c. Alſo folgt, daS
fin fid) bie bilder nit haben wirt. Es folgt oud) demnach, daß bie Pid,
bie bee. widerftimm lofet, nit ein kilch Chriſti ift; denn fo bat der (rómben
flimmen glofet. So gott redt: du follt fo nit haben; unb die. fromden
band geredt: du follt fu haben : uf das hand fo den frómben arlofet; fo
find fo nit der fchafen Ehrifti: denn bicfelben (ofenb den frömden nit. . Hierum
laſſend wir ung die kilchen, bie hie wirt fürgemendt, nit teren: bann Die kilch
gottes feht nüts gn, das wider gott iſt. Heiſſe bie mer gnad jet gelcerten
den vorigen follogismum und das confeauene uftbün: fo werdend (9 fchen,
9b fos cud) verftandind, wenn fo von ber Lilchen vedend. Darum bilft
gheines leerers züanuß mee, fo wir gottes wort habend.
Daß fo von dem concilio zu Conftantinopel, das 700 jar nad) Ehrifte
aſyn, haryn zühemd, thuͤnd fy uns ein treffenlichen dienft: bann man bar .ı
fibt, daß die vorigen chriſten, bie mit aller unfchuld unb warheit uns tot
übertroffen babenb, noch nie erkennt hattend, daß man bie bilder füllte haben;
one zwyfel, daß fo wol im göttlichen wort (dem (o ſtyfer anhangtend weder
wir) fabenb, bag man fy nit halten follt.
Uwer gnad. geleerten.
Die bilder ermanend ung, mie bie lieben heiligen gelebt habind, reizend
. 30 andacht, meerend den glouben, fürend über. fich , entzündend uns,
ſtarkend uns. in widerwärtigleit und in Inden: reizend uns zu verachtung
. bet. welt.
Antwurt.
. Mie wot vit hierüber ghein antwurt, als über menfchentand, geben
dörftind: noch, fo etlich ſchwachen glych fölicher maf unredend, fo dermer⸗
kend Lieben geleerten:: Wenn jm alfo wär, als jr anzeigend: fo bätte Chriftus
übel verſumet, bag er nit befolen hätte bilder ae machen, wo fölicher nuß
Darin ſteckte Aber je nemenbé hinder (id) an d’hand. Man müf bon dem
wort gottes geleert werden unb. nit von ben bilden. 9temenb. ein find (ale
etlich vedend: Womit foll man die Linder leeren?) und ftellend es für eim
bild, und leexend e$ nit ein wort bom bild, und lafiend fehen, ob e$ ab bem
bilb weile erleenen, bag Chriftus den tod für e$ gelitten hab! Gprechend
jr: Ya man müß es darzuͤ leeren mit bem wort. So hört man wol, baf
«$ vom mort mug geleert werden und nit vom bild. Jez febenb ir, was
je hund: Ir fürend ab bem mort, das bor recht im herzen geleert hat,
ert hinus an die bild, von dem inneren menfchen 3d bem üfferlichen. Das
wort müf uns leeren., nit des menfchen, wie wol ers vebt zu finem bruͤder;
funder das mort, das gott mit finem geift in unferen herzen ufthüt tmb ze
verftan gibt, daß wir es befennind und jm anhangind. Die ding, die wir
empfindend und febenb, bie zühend uns miberunt darvon. Und da gefpre-
chen wirt: Das ift war, aber man hat die bilbnu(fen zü gedächtnuß des wor-
tes? antwurt: Sich, alfo fallt des menídyen wort bin unb har. Erft mii.
tend die bilder leeren; deg ifts babin kommen, bag fo nun yngedenk machend.
Aber alfo ſoll jm gefchehen. Gott hat (o verboten; darum foll man fo nit
haben ; ntan foll aber an ir ftatt ernftlich das mort gotte$ und on underlaß
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rates zu Zürich. 549
fuͤren. Wir ſehend leider felbs wol, daß die fulen pfaffen das Inden Chriſti
ringer an die wänd habend laſſen malen (daran man nüts meber die .gefchicht
erinneret), weder bag. (9 von einet unfern breften, den alten ſchalkhaften Adam,
uns bor den. ougen anzeigtind; und bemnad) die griad gottes, bie er ung ze
bif in zufenden fing eignen fune erzeigt hat, lartind. Heiſſe man ſy das
"wort allenthalb trülich fuͤren und ofter denn vormals: fo wirt man ſchen,
daß die bilder allenthaib hingenommen werdend: denn man darf jres ma
nens nét, ba man (tete ial man foll) mit dem wort manet. a)
Der IV; punct.
In dem wirt anzeigt, wie lang die bilder gemäret habind.
Hie ſoͤllend diſe geleerten allweg denken, daß, wie nach ſy ſich ruͤmend
hinzu bie zu ber apoſtel zyt ze reichen, daß es allweg ze wenig iſt, ſo es
‚gott nit geredt bat. Chriſtus hat zu den jungern geſprochen: Der geiſt ber
warheit wirt tid) alle warheit leeren. So fy num alle warheit geleert find,
wie hand (o denn die bilder verboten, fe je meinenb, man möge fü baben?
Es müß ein teil unwar fon, üwer fürnemen ober aber der göttlich geift,
der fu füliche ‚geleert bat. Run mag der nit bredben: fo müffcub je unb
'alíe,. bie-ümee meinung find , brechen.
Das bemnad) üwer anab ‚geleerten anzeigend , wie (one zwyfel der
fromm) kaiſer Philivpinus nach bee. geburt Chriſti 700 jar, unb mad)
im der mannlich kaiſer Leo 721 jar, und uf den fin fun Conſtantinus
mit cm concilio 330 bifchofen , und nad) dem Leo, fin fun, unb nad
denen ouch Nicephorus Scaurotius, Michael und Leo Armenicus die Bil»
ber babind abgetbon: zeigt uns an, daß gott allweg fin wort offnet, unb
laßt das herrfchen : bann (p ſelbo erkennend, e$. babe bas berwerfen der
bilder bis in bie 100 jar gewäret. Aber wir fehen oudy hierin, mie ſtark
fih der tüfel vntegt. Darum habend die römifchen pänft fo lang geiufet,*
bis fü die bilder widerum yngebracht habend. FR ein verhängnuß gotte?
über: bie, fó bad (iet fehend und nit annemen wellend. Hättind aber bie
römischen faifer den römiſchen bifchof von der finer groſſen macht usgezogen,
fo twäre die -gefärd der bilden nit. widrum bracht. Daran wir nun mol erler⸗
nend: will man das gottswort für und für in eeren unb in den fchranfen
behalten, daß man bit widerbäffzenden »faffbeit müß a6 laſſen ſterben uner⸗
fett, denn allein fo vil jro zuͤ dem amt bed wortes not ift; oder aber fü
wurdind aber ale lang grynen und guklen ,?. bie etwann ein Irene kam,
ein närriſch wyb, das inen widerum hulfe.
Wir erlernend ouch hie, was groſſen gwalts glych by achthundert jaren
har der papſt von Rom gebrucht hat. Denn als der kaiſer Conſtantinus
330 biſchof in eim concilio gebebt, bat ber papſt bem concilio nit gefolget.
Aber ale bie Cyrene, die faiferinn, oud) ein concilium biet, das jm acfict,
das hielt er. Warum galt bed faifers concilium nit als mol als ber kaifes
sinn? Darum, daß e$ bent papft nit gefiel. Nun was bod) jenes ein mann
"o^ 5) auf den Anlaß gepaſſet. 9) jammern, werben, zudringlich ſeyn.
a) Die chriſtliche Unterrichtung hatte fi im 3. Artikel auf Zeugniſſe von Augu⸗
fiin, Damascenus, des 6. Eonciliums zu Eoufiantinope! und Papſt Öregor H. be:
rufen.
600 Cbdriſtenlich antwurt burgermeißters und tutes zü Zurich.
und bif ein mob. Und Hilfe nit reden: Ja der papft fol, ein. concilium
berufen, nit der faifte: denn der papft bat darnach das wyb (offen ein con-
cilium berüfen und dem gefolget. Us bem erlernet wirt, daß bejemat die
weltlichen obren die concilia berüft habend.
Es habend ouch dozemal etfich faifee (als die geleerten anzeigend) die an
jeem (eben. geftraft, bie fi bie bilder binsethün gewidret habend. Aber deg
tóbt man, die fy bennen thünd. Hie müß die ein that wider gott fon. Wer
will aber darin richten? Nieman denn das göttlich wort. Das heißt fy aber
dennen thin. Darum lügind die, fo die brecher inb, u us was grumb f9
das tbüginb. a)
De V. punet.
Hie eedend üwer gnad geleerten alfo: Im bifem fünften puncten wei
lenb. wir fehen, was groſſen underfcheids foge zwüfchend unferen und jren
bildnuffen bee bebütung halb. "
ntwurt.
Hie if nit not über diſen puncten antwurt at aeben , denn er gar nüt
begroft weder menfchlich bebunfen. Und habend aber wir das göttlich ber»
bett: Du follt die kein gſchnitztes machen nod) einigerley alychnuß :c. Es
verfuͤrend fi) ouch felbs bie ümer gnad geleerten, alfo ba (n wider fid
felbs redend mit offnem hellen worten. Denn im erſten puncten Babenb fy
geſtritten: ſimulachra und idola (él(inb in bifee materi. vertütichet werden ,
abgótt : denn bit abgöttler habind jre bilder für abgótt gehalten; bas tbüginb
wir chriften nit. ie aber fprechend fo, bif fog ein underfcheib zwüſchend
jren und unferen bildnuſſen, daß jre bilder abgött Debüt &abinb, aber unfere
nit: bann jre bilder habind den Jupiter, Catutnum ꝛc., ander gótt, bie
fünbige menfchen geweſen, bebütet. Us welchem eigenlich erhört wirt, daß
fo die bilder nit für gött, funder für bilder und gedächtnuflen der menſchen,
hie etwann gelebt battenb, oder der bingen, bie (9 im himmel meintend
leben, gehebt babenb; bas doch ganz und gar wider jren erften puncten. ift,
wie ie; gebört. Doch wellend wie jr eigne wort hiehar (eben, damit fg
fehind , wie wol fü bie fach befehen habind. Glych im anfang bij punctene
redend fo alfo:
Was Catutnut, Yupiter, Apollo, Mars, Mercurius, Hercules, Bes
nus, Lupa, Flora unb der ginchen für ein unverfchämt, fchändlich, fündig
leben habind gefuͤrt, diewyl fo menfchen warend uf erdrych, zeigend alle ge»
ſchichtſchryber, chriſten und beiden , oftenlich an. .Sölche menfchen nad) icem
abfterben Habend die beiden, für jre götter ufgeworfen, bero bildnuflen ufge⸗
sicht, fo anbetet und in mancherleg meg. vereeret. Und eb fo fchon bie
allein für bilder Hättend gehebt (als nit if), was nu& ober feucht hat bee
menfch mögen empfaben, fo ee (9 angefchen at ic. ?
a) Auf die Zeugniffe,, daß Bilder Bird) Wunder entflanden (3. 3. wie Ehriftus
fir den König Abgarus fein Geſicht in ein Tuch abdruckte), und hinwieder, daß Wilder
Wunder gewirkt (das von der Kaiferinn Helena gefundene Kreuz u. a.), die aus
Euftins, Athanaflus, Damascenus genommen wurden, wird nichts —A
Nicht einmal die Blöße wird benutzt, daß das Frankfurter Concilium 794 für Bil⸗
derverchrung angeführt wi:d. Kannte man die Geſchichte desſelben nicht 3
Gicifentid entre burgermeiſters und rates ii Süri$, 601.
Sumſt hand fy bie jren (verſtand bilder) für götter gehalten se; - Sche
man, wie dife wort zemmen (tanbinb! Mor befennenb. (n, bag die heiden den
götten zu gedächtnuß habind bilder gemacht zc. Hie fprechend fy widerum
(in einem puncten), fü habind bie bilder für gótt gehebt. Alſo fol es zügon,
teo man wider bie warheit firntet. Das übrig, das in difem punkten möchte
ein. anfehen bon, kummt im nächſten. a)
De VI. punct.
Uwer gnad geleerten.
Wir wöllend in diſem vuneten beſehen, was underfcheids unfere bild in
dem fall gegen jren gößen habind se. Bald darnach bon unferen bilden vedenb
fü alfo: Wir dienend jnen nit; mit fegend fein vertruwen in (o; wir fragend
fy nit rats um verborgne ding; wir opfrenb oud) jnen nit ıc.
Antwurt. |
Bishar fabenb mir gefpart, das wir im 2. puneten ufaefenft * hattend,
namlich das veralnchen der beiden, Juden unb unferer bildnuffen. Doch -
müffend wir abermals fl. ©. geleerten vermanen , daß fg im nächften punc⸗
ten felbs und vormal ouch oft verjähen habend, daß die heiden jte abgött
in den bildnuffen geeret babinb, und bie bildnuflen nit für ble abgött felbs
gehalten , wie dann grrügfam über den erften und andern puneten geredt iſt.
Nun haltend wir die bildnuß glycherwys nit für den, brf fu ift; ob wire
alych alfo nennend, den gößen (ant Ehriftoffel, bifem fant Klaren sc. Aber
wie bruchend vor den góten, glych als ouch die heiden gethon habend; und
füchend by denen, dero bie bitdnuffen (inb, glych fólibe hilf, ale oud) bie
‚beiden bn den götten gefücht babenb, bero die bildnuffen warend.
d fy foredjenb: wir dienend jnen nit; wellend fg (inen) verſton dem
(dis. fo tebenb. fü nit recht. Denn wir dienend inen mit offnem gfang und
worten in den templen. Alſo hand ouch die heiden dem Jupiter, den f
im himmel vermeintend fon, gedienet. Aber das volf gottes hat e$ im ale —
sen teftament unb im nümen by den alten chriften nit gethon. Wellend fy
aber (jnem) verfton den gößen: fo dienend wir inen glycherwys ale ouch
die abaöttler. Wir legend Eoften an je ufrichten; nennenb bie tempel und
altar nad) inen ; richtend inen. feld» wald» und bergkitchen uf; und mo Die
bitb an denen orten nit wärind , luffe nieman dar. Und fann man föliche
nit in ben mifbrud) bed gemeinem menfchen fchrnben: dann päpft, bifchof -
und cardindl gebend ab(ag darzü. Und redt aber gott: Dinen herren gott.
wirft bit anbeten und dem allein dienen. Er fpricht: allein.
Wyter fpredyenb fy: Wie fehend kein vertruwen in fg. Das ift aber
der warheit ganz unglych (der feligen halb): dann wie menger tit, der fin
vertruwen felig ae werden in ein creature. (et, der in fant. Kathrinen , bifee
in fant Jacoben, fant Barbaren sc. Und fpricht aber gott: Verfluͤcht fot der
menfch , der in den menfchen vertrumt, und ber das fleifch finen arm oder
Härte macht: Und harwiderum Deut. X. 20: Dinen herren gott wirft du
fürchten, unb. im allein dienen, jm anfangen ıc. Es hat ouch ein icder
1) aufgefchoben.
A) Die chriftliche Unterrichtung führt hier nämlich den Grund an: daß bie Sif: -
" lehrreiche wohlthätige Erinnerung an Ehriftus, Maria, die Apoftel unb Heiligen
gen.
602 ¶ Cbrigenlich antwurt bucgermeißert unb rates ji Zürich
gebreſt finen heiligen, den bie pfaffen offenlich leerend anrüfen, (ant Apollo⸗
nien für das zanwee, fant Erafmus fürs buchwee, fant Antonien- für bas
“wütend für, fant DBatentin für den fallenden ſiechtag, fant Bindelin (one
zwyfel ein erdichter nam, oder aber sen den heiden in uns geſtoſſen) * etieas
wider ze finden, fant 9totbuct, daß fo Getfe gebären. Daran man erficht,
ba wit ouch wie die heiden bie gebreften geeret babenb: bann o ift ein
ſoͤlicher Vindelin ie geweſen ober dife 9totburt? Es find erdicht namen,
Damit man gelt ervoglet ? hat... Alfo babenb bie heiden das fieber, bas fat.
sen und andere gebreften geeret, bag ſy jnen nit fehaden möchind. Der
gönen halb habend ouch die heiden nit in bie götzen vertruwt funder im
bic, bero. fy warend; miewol diefelbigen nüts marenb , wie gehört ift; bue
aloubtend aber ſy nit. Es find oud) die einfaltigen chriften dahin gefallen,
daß fy ín bie bilder vertruwt hand, und fo heilig gefchäßt, und etwas bec.
mögens zügegeden mit fülichen worten: es ift ein gnadrych bild. nd
find dahin gefürt bon den pfaffen, die inen die bilder- groß gemacht band im
iren ougen mit befundeem pracht, afang, aut und fudentücher , mit beſund⸗
etn ceremonien, neigen, gegrüßt-und andrer z0uberg? harfürgeſtellt und ſchwer⸗
(id) laſſen (eben, ouch nit on befundre berfolbung. * Was fölltend bie eitt«
faltigen tbün: bo ſy atfe gefürt werdend, unb jnen aber das göttlich wert
tom gotzenverbot nit fürgehalten 7 aber baby bie góben mit fölichem flog
unb gefvenft 5 fürgeftellt? ſy Gabenb mit gwalt müflen in den gößendienkt
fallen. Es ift in zwänzig jaren bil zuloufs zu (ant Annen bild geweſen.
Hie iſt garnach kein capell. oder tempel gewefen, man hat ein altae und bild
in fant Annen ece ufgericht; und ift demnach der pfaf oder münch bargftan-
den: Ir loufend fant Anna nach in fere land. Nun habend body wir hie
ein eigne fant Anna ꝛe. Wer mas aber bie fant. Anna anders weder der
905? denn die mar ift im himmel... Sehe iedermann zu, ob nit das in den
rechten waren gögendienft ungefürt ſye. Sy, bie geiftlichen , habend die gö—
Ken ouch nit laflen anruͤren, damit Der einfaltig deſter mee in je eer gezo⸗
gen wurde, ſijtmal fo fo tür márinb.
- Demnach ſprechend ſy: „Wir fragend f nit raté um berborgne ding.“
Wie vil fagt man fablen, das oud) die bilder gerebt, gemeint und bi6 oder
jens geheiſſen habind? Wir weilend gſchwygen, daß garnad) ein ieder zu
finem vatronen (id atfo verichen bat, bag er, wo jm im zwyfel oder gefar ein
kommlicher ratſchlag ungefalfen, geſprochen bat: Do gab mic der fieb. belg
in’n (inn 26; unb ob wir glych nit toic die abgöttler die berfürifchen unb bunt;
len. antwurten gfücht habend.
Für bud (egt forechend fy: Wir ovfrenb oud) inen nit: ba wir doch bor
ouaen fehend, bag men fo vil zügetragen ift, bag feine unglöubigen jren
abgötten fo bil ie zemmen gelegt babenb, oder daß fo bil gütes in jrem dienft
verzeert ſye. Wir Benfenb an ſy gold, filber, edelgſtein fo bil, daß, fo man
allein die ſchätz ber fleibern nnb Meinoden anficht, wir inen mee habend
anghenkt, denn alle fpitdl der armen bermógenb; denen bod) gott heißt se
bif kommen. Sicht man aber den andren ſchatz und bab an: fo ift nit
allein alle barfchaft, funder der boden felbs über das halb binus- bee geiftli-
(ben, unb aber alles under dem namen ber götzen. Das i(t (ant Peters ecb,
1) zu uns gelommen. 3) erhafchet. >) Blendwerk. *) Bezahlung. 5) Prumf.
-—— "He ET nn
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd und rated zů Züri. 603
DIE unſer lichen frowen, ein anders eins andeen götzen. Und fprecbenb
Denn: Der lieb helg it arm; teagend bars! Meinend fy den im Himmel:
wie fann ec denn arm geſchätzt werden? Alfo i funbbar, bag fg nun von
bens gósen redend: denn wie ann bie hochwürdig jungfrom Maria atm
fott , bie iez in dem bimmel i(t? Es hilft oud) hieby nit unreden: Wir hen⸗
Send fölich güt nit an die götzen, funder ben lieben heiligen, die im himmel
(ind, 46 eeren. Dann fo man jnen mit zytlichem ait will eee anthün: ſoll
man es an die ort geben, da gott geheiffen bat, unb bie lieben heiligen ouch
gethon babenb: den armen. Mit denen, bie mit jeem aublen die büfee
Der arınen witwen frefiend, unb vebenb, bym gold des tempels unb bym opfer
bes altars (ge. böfer ſchwören weder bum tempel oder altar. Duch nit bes
wem, bie das gebot: du follt vater und müter eere, alfo bredyenb, daß fü
zu den kinden fprechend: Gib uns! "und fo der vater us mangel höufchen
wirt, fo (prid) ich: id) habs in binem namen in’n tempelfchaß aciegt sc. Alſo
ift Lundbar , daß die geiftllichen zu den götzenopfer (denn die feligen im bim»
mel dörfend keins opfers des zytlichen güts) gereiset babenb um jres nutzes
willen, bis fy damit mee gutes überkommen, denn feine abgött oder göken
de acbebt babenb; aber mit ben namen: Es ift nit min, e$ ift (ant Peters,
fant Othmars (nit bero im himmel, denn die bedörfend unb möllend fin
nüts, funder daß es den armen gegeben werd; alfo folgt, baf'e dem göben
fant Peters oder Othmars zügefchriben wirt) habend fy die unfaglichen rych⸗
tag zemmenzogen; und fprechend demnach, mir opfrind den güßen nit.
ir wellend eud) bie gſchwygen der lehenden opferen, die jnen gebracht,
wachs, werk, form, filber, gold, Eeinod sc, die für (9 gehenkt merbenb.
Welches . aber alles zu nachteil der cer gottes reicht, welche denn verceret
wirt, fo man in in den armen erret; und it die welt allenthalb fölcher
gſtalt erärmt worden.
Daß fo bieby redend: wiewol bero vil foginb, bie das gottswort fd»
fdinb, zwingind und biegind, den gemeinen mann betrügind, um gwinns
oder nude willen predaind, zu rächen und unghorfame ziehind , fölle barum
das gottswort nit underlaflen werden, erfröwt ung (eer: dann etlich uns
um def willen fcheltend, daß wir es ftof laffend by ung füren; bie doch nüt
barmiber künnend , noch zuͤgegen? kommen gdörend ; denen ouch diſe geleer⸗
ten nit unglych (inb, bie einift forechend: ſimulachrum fölle in difer materi
ein abgott vertütfchet werden: denn bie heiden habind die góben für gött
gehebt. Bald demnach redend fy: die bilder foginb dem Jupiter, Saturno,
andrem gſtirn gemacht. So (5 nun ben morten gottes andre bebütung zuͤ⸗
legend, weder fy von eigenfchaft hand, Mer fy us heliger gichrift bemdren
mögend; unb meinend aber von unferem fürnemen uns Damit abzefüren:
banfenb wir U. ©. hoch, baf uns die zu flandhafte ermanet.
Demnach zeigend fy an, daß der mißbruch der bilder babar fómnte,
dag der tüfel bie einfaltigen menfchen damit bon der rechten inmwendigen ber-
eerung abzücht, damit aller andacht, gloub unb vertruwen in die bildnuß
zogen werde. Dig achtend wir das wareſt, bas (9 under aller jrer leer ge⸗
tebt habend. Darum bat fu ouch gott verboten, daß er wol weißt, daß ab.
göttery alimeg darus entfpringt: barum foll man fo oud) dennen tbün. Oud
13) Rache. 2) in unfte Oegenwart, hieher auf den Rampfplot.
*
-
604. Chriſtenlich antwurt burgermeiſtert und rates sü Zarich
dahar, daß die hinläſſig find, bie das gottewort fuͤren ſolltind; if ond
war: denn hättind (9 das erſt gebot gottes allweg verkündt, wie es Exod.
XX. 3— 5. (tat, wie Bein götz under chriftenem volk nie worden. Ab
zeigend ſy den got an; ift ouch war und unlang davor von uns felbs an
zeigt: bag der got dargfianden iſt; unb das er an bie bilder unb an fma
nutz ergußlet, bat er uf bie feligen gelegt. Demnach zeigend fg der abgöttern
der bilden aber ein urfad) an, bie ungehorfame des gemeinen meníden, die
innen die wallfart nit weeren laflind und umordenliche eet. der bilden. Das nit
nit zülaflend: denn hätt man fü (e mit dem mort recht gefürt,: fo wärind
(9 in fütche eigenrichtige nie kommen; das (idt man an bent, daß fü it
(o bald fy der waren (eee gottes bericht werdend, bie erften find, Die verfi»
rung ber bilbnu(fen abzethün. Darum find des falls im volk urfad) dr
böfen pfaffen, als die afchrift vedt. Die Uppigkeit, bie an die bilber gelegt,
wirt ouch nit fehaden mögen, fo man die bilder überall nit haben mitt; a)
bie man aber billich dennen thün foll, fo ſoͤlch groß gefärd der abgöttery
(als bife geleerten felber veriähend) an inen (tat: denn abgöttery (ft die gróft
fünb, unb mógenb die nußbarkeiten; bie fü in den bilden anzeigend, bit
Schwere difer fünd nit abmágen. Darum bórenb ouch jr, o lieben geleerten,
das gottswort! das i(t nit liederlich, nimmt nit findenfpil für fid funder
gwüſſe ding; und (otmal gwüß it, daß der götzendienſt fo ſchwer, oud fo
nwüß folget, wo man die bilder bat, darum verbütet e$ die. Dem on zwufel
alle die folgen (ólfenb, bie (id) dyriten und glöubig rümenb. b)
EM Der VIL punet. |
Im fibenten puncten weerend fo (id) vor den afchriften ,. die bildnuſſen
fo heil und ſtark verwerfend, bod) mit feiner anderen widertveer, denn taf
fy forechend, wo bilder verboten werdend, es werdind nun bie abgött vr
a) 9n der chriftlichen Unterrichtung Heißt ed: „Die viert (urſach des mißbruchs)
ift, bag die, fo die Bild ſchnitzlend oder molenbic. zum öftern mal git vil kunſt daran
fegenb, dadurch bann der gemein men(d) meer finnet und betrachtet, was kunſt an
dem bild fgg, dann. wen es bedüte ober anzeig. tem es werdend auch etwann durch
jre werchmelfter die bilder fo üppig und fd)nób gemadjet, daß die, fo ſy üſſerlich an:
fehend, in üppig und unzimmlich gedanken fallend. Deßhalb ſölich üppigleit wt
büt unb verboten werden fol, mit den bildren der Heiligen ze bruchen — wie der chriſt⸗
lid) leerer Gerſon anzeigt.“ b) Eprifkliche Unterrichtung: „Wiewol dife uswendigen
zeichen, als neigen, knieen, beten ac. vor diſen bildern lyblich gſchehend, blybt doch
unſer gmuͤt ba nit kleben, funder e$ erhebt (id) über (id) in die himmelſchen, unſicht⸗
baren bildner, bedenkt, betrachtet und. ſchowet geiſtlich am alles bas, fo durch die uf
erdrych gſchehen ift, welche die bildnuſſen bedütend unb anzeigend.“ — „Bit ordnend
und leitend im herzen alle vereerung in gott, und durch jn in fine Heiligen, nit in
bie bild. Mir betend vor den bildren gott an; fg aber (die Heiden) habend gottes vers
gen, ja verlaffen und die bilder anbetet!“ — „Wir werdend durch die bilder un:
ermifen und ermant ze beten.“ — „Es föllend oud) die ding (fo an jnen ſelbs
guͤt und fruchtbar ſind), darum nit abgethon werden, daß ſy diſer oder jener *
beudst: funft wurd weder ſacrament nod) anders in der kilchen blyben. Was iſt iezun
in der chriſtenheit, das man meer und übler mißbruch und verkeere, denn das wort
göttes, die Heilige gſchrift ? Wie vif find prebiget zu unfeen guten, die das wort
aettes fülfyend, zwingend und. biegend uf. jren Eopf, damit ſo den gemeinen meufſchen
betriegend ? | Ä
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb rated zü Zürich. - 605
. beten; und fehend doch, daß vil gichriften barget&on find, die alfein bie ab»
gött verbietend, weiches das fürnemeft if. Das doch fo (dyupfenb, unb. (pres
hend allweg an benfelben orten: hie wirt der bilden nit gedacht. Sind nun
"bilder und abgött ein ding, warum ſchupfend (y bann die gfchrift, bie allein
von abgötten (utet? Sy fehend ouch, bag noch mec afchriften dargethon find,
bie bilder perbütenb, damit man fehe , daß. iedweders in fonderheit perbasen
(foc. Wiewol das war ift, daß gott, bet wol weißt, bag frin abgott nüt ift,
jre abgött nun ſtummend gößen nennet: fo wußtend doch fölichs bie unglöu⸗
bigen nit, unb vermeintend, der abgott wäre etwas twyter weder nun ein höl⸗
sin ober (ieinin bild. Deßhalb fy fid) nit eines octe, us bem gottswort bars
fürgezogen , band mögen erweeren. Denn ouch das wort des heiligen Jo⸗
hannfen 1. V. 21: Ir fün, bütenb üch vor den bildnuffen oder götzen, nit
in anbang der vordrigen meinung geredt wirt; funder ift e$ by den griechi⸗
fehen biblinen und alten latinifchen ein abgefündrete veb, Die ee zum Testen
als ein geoffe, ſtarke, nußliche meinung geredt bat, von bero et nit wutee
wöllt reden, denn bag (9 (id) kurz darvon vergoumen fälltind. a)
Beſchlußred.
Sierum, gnädiger bere! onangefehen, was diſer oder jener fchunlichen *
fürgeb , wie bie bilder uns glycherwys als die afd)rift leerind: bann Fein
aichrift das menfchlich herz erleeven mag, es werde denn inmwendig bon bent
göttlichen Liecht erlüchtet und gezogen; nod) bit weniger die bilder: bann der
fun gottes, Jeſus Gbriftus, heißt uns die gfchrift erfaren , auch Moſen und
. propbeten lefen; aber zu feinem mal (prid)t er: Machend bilder , oder erfüs
chend ? die bilder! Deßhalb es U. ©. gelerrten fürforg ouch nüt bedarf, ba
fü meinend (darum bag fg die bilder gfchrift nennen): thüge man die bilder
hin, fo werde man ouch die gíd)rift des göttlichen mortes underftan abzethuͤn:
dem afchrift ift ung geboten ze erfaren,? und die bilder verboten ze haben;
funder angefeben , * daß’s göttlich wort unbetrogentid) ein liebt unb troft
des glöubigen menfchen ift; barmiberum, fo e$ veracht und überftben wirt,
ein gwüſſe urfach der geöften üblen it; ouch angefehen, daß es in bie
ewigkeit ftät blybt, unb ed fein creatur mag dennen thün, funder daß alle,
fo fidy be& undernemend, zu fpott fommend; batus: wir ouch gefolget: fte
hend, daß bie verlaßne 5 im göttlichen wort ze hundert malen mee. göken
under den chriften geboren fat, weder under den heiden ie geweſen (ge; da
- mit ben armen nit zügangen, 9 als aber gebürt hätte under chriftenem volk;
unb dargegen die hochfart und gefpenft in den templen mit fchilden 7 unb
zeichen fo unverfchamt ufgangen , bag e$ ein (pott ift: fo habend wie uns
im namen gottes erwägen, ® und die bilder in den templen, unb wo (o zuͤ
1) ſcheinbar. 2) betrachtet, erforfcht. erkundigen. *) befonders in Betrachtung ,
" baf — 5) Verlaſſenheit. 6) e$ nicht zuging. ) Wappen. ®) bewogen gefunden.
a) Chriſtl. Untere.: „Die gfchriften, burd) weliche iid) fütgeben wirt, daß bie
6ildnuffen der Heiligen under den cheiften nit follind nod) mögind geduldet werden —
dienend nit uf unfere bild — dann wir haltend unfere bild nit fire gotter; wir bienend
jnen nit wie den göftern — funder wie faftenb unfere bilder nit anderſt, Höher oder
geöffer denn für güte nützliche zeichen, durch weliche iedlicher chriftenmenfch (wie
durch bie gfchrift, bie fg leſend) underwyst, erinnert und ermant wirt deren ding,
bie Chriſtus in menfchlicher natur uf erdrych burd fid, fin userwälte müter und
andere lichen heiligen gewürkt hat.“
*
606 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rated zuͤ Zürich.
abaöttern (die nit-alfein i(t, fo man gögen anbetet, funbre fo oft mar anders.
wo troft und hilf fücht weder by dem einigen gott unferen Herren) und von
dem fchöpfer zu der gſchöpfd habend mögen reisen oder sieben, mit ige
fchoßnen befcheidnen * unfer ftatt burgeren verfchafft hingetbon werden ont
geichren und muͤtwillen, damit mit feinen ſchwachen verärgerlich wärind; qoi
fee Hoffnung , wir gott daran gedienet babinb, und.obgiych fein anders, taf
body bifes. gut binfür darus folgen werd, bag der Loft, fo bishar an den
gétenbienft gelegt, fürbin den armen züflieffen wirt; welches ein ungezwnfe
tee gottsdienft iſt. Habend oud) nüt mindre züverſicht zu finee erbärmd und
kraft, et werde, das, fo er angefangen, feften und bewaren: dann er, bie in jn
verhoffend , feinen weg verlaßt. Verſtande Ü. ©. alle ding im beſten! a)
Von bet meh.
Bon des anderen artikels der meh wegen fragend üwere gelcerten alfo:
Ob unfere müter, die heilig fid), im facrament des altars durch jet
Diener , die prieter, etwas ufopfere gott, bem himmelifchen vater? b)
1) ehrfamen.
n) Aus der Beſchlußrede in der chriftl. Untere: „Hierum vermanenb wir ich in
der liebe unfers berren I. C., jr wölliad bife unfee väterliche underrichtung (mie
fid ghorfamen fünen wol geblrt) zu ‚Herzen fallen, ud) in ben und andren artifía
von chriftenlihen verftanb tnb einigkeit nit fo Igchtiglich trennen und abfündern laſſen:
bie gfchrift (tat nit im leſen, funder im verftand , nit im 6nd)ftaben, aber im gríft.
Darum, wann bie gicheift vom ieman anders darthon und ynzogen mitt, dann f
von anfang ber kilchen His uf uns der Heilig geift durch bie lichen dyriftenlidyen leerer
usgelegt, unb in gemeinem bruch gehalten bat: foll fy mit als vlend angenommen,
funder vorhin wol erfücht unb bewärt werden, ob difer geift us gott fog oder mit.
Diewyl dann die heilig gfchrift (fo fo recht ermeſſen und ergründt wirt) nad) altem
hriftenfichem verftqtb mit wider unfer bild funder mit jnen ift, wann fo nit an:
ders ſyind denn dir layen gfcheift: fo ermanend wie üch nochmals als itor. dii:
ftenficher vater und oberer, je wöllind fy Laffen blyben unb alfo behalten, wie fo
chriftenlich und focf von der gemeinen kilchen geordnet find.“ — Hierauf folgt
nod) eine Ermahntng : der Verfpottung und Schmähung der Bilder zu wehren, und
bie Prediger zu weiſen, bag fie das Volk von denfelben unterrichten. b) Die dyifif.
Untere. hebt von der Meſſe affe zu reden an: „Wiewol die chriſtenliche kilch von su:
fang bis uf uns vif erlitten hat von jren widerwärtigen foenben umb. verfolgen,
weliche fid) (f menglicherley weg Habend underflanden, die heiligen gfdrift, das
lebendig worf gottes (uf voclídjes fo vertróft und ggrünbt ift), ze fálfd)en und ze
verfeeren: - fo ift bod) under jnen allen noch nie feiner fo frefenfid) unb fe wr:
meſſen gfof, der das hochwürdig ſacrament des altars hab dörfen fo offenlich antaſten
unb ſagen? daß es nit eis? facrificium oder ein opfer ſyg. Die gſchrift von ber über⸗
gebenedyeſen gottheit, bit gſchrift von ber heiligeften menfchheit Thriſti, von ber ped:
gefobterf Fünginn Mariä ic. ift nit ſicher vor jnen gfon: fo habend darin grüblet und
fid) unberftanden dieſelbigen zu fälſchen. Aber das überheilig ſacrament des altars
ift aUe: für ein dyfer gehalten und ggloubt worden bis uf icy, vier jac verſchinen,
fo in fütfder natíon etlich verfolger unb durchächter aller priefterfchaft umb drift:
licher tellgion uferſtanden find, weliche bif allerheiligft und fruchtbarſt opfer wit
fanunt den dieneren unberftanben, underdenden und abzethün.“
Nun felgen vier Schlußreden: J
.. 3) „Ehriſtus Hat uns zu einer legen geben unb. gelaſſen finem lyb und blüt
uider bed gſtalt des brots umb des wyns.“
3) Si6[djitbémabl.
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LCdhriſenlich autwurt burgermeiſters und wat ji Zürich. 6OT
Unſere frag iſt vormals nit alſo fürgehebt,! ſunder alſo: ob die meß ein
ovfer foe; ouch daß bie meß, als fo ein lange zyt gebrucht, groſſe mißbrüch
bab. Aber wir ſehend mol, daß fy mit ſolichem ufrüſten? der frag big an»
vidytenb, ? daß (o bie kilchen zu opften bringinb , unb ben vfaften. Doch wie
fo je fürnemen fürend, fommenb fo zum lesten dahin, daß fg fprechend:
Chriſtus (ge, der fid) felbs da ufopfere. Warum hand fo denn die frag nit
alfo geſtellt? Ob Chriſtus (id) felbs ufopfere, wenn bie kilch und der priefter -
ufopfere? Dife frag fähe jrem fürnemen glych. Aber formal fo jres fürs
nemens abeinen heitren grund: habend (o füliche ränk der fünften füllen mote
ten gefücht, unb ein füliche (ange reb gefuͤrt, daß die länge billich by eim
ieden argwönig werden muß: bann, hättind (n ein hell wort gottes, ſo be»
dörft ed nit vil kluͤgens.“ Doch damit üwer gnad nit gedenken möchte, uns
mee us unberichte ° der ſach ſchwygen weder us (dtdyaditung bero jrer
vilfaltigen anfebtungen: wellend wir jen. mißunderfländen © gern antwurt
geben; damit die warheit für unb für zu der eer gottes harfürbracht werde,
und die finfternuß (ammt der unwarheit verjagt. Und wiewol alles, das hierin
haften möchte (fo fer ed. Eräftig wär, ats cd gefehen will fun), vormals ouch
in den gefpräcyen eigenlich aebórt und verantwurt ift: wellend wir nüt def
minder uns nit beduren (affen, was notwendig und fruchtbar fun mag,
widerum ze banb(en, damit das liecht bef bas erkennt merbe.
Und fo alle gichriften im nüwen te(tament beitee gnüg find, baf fo bif
ſaerament abein opfer funder ein widergedächtnuß unb gemeine bereinung
nennenb: fo Ecerend fy (id zü dem fchatten dee alten teſtaments und wel⸗
lend mit dem etwas bewären in dem liecht, das wir aber in dem liecht nit
findend; zühend alſo Gen. XIV. 18—20, den handel. Melchizedeks, unb die
ſtrafred des propheten Malachiä I. 6 fi. barfür. Darum wellend wir in
denen geundlich erfehen, was je natürlicher (inn foe; unb demnach difen
geleerten anüg than haben; denn hierin all je gebüm gründt it. Wir wel
end ouch die groffen verbrüß, 7 die wie mol gedenken mögend mit befundrem
flyß yngefürt fon, gern burd) d’hand loufen laflen; als mit dem proferens
unb offerens, das bie unferen uf dem geſpräch nit uf d'ban gebracht habend,
fimder bit, fe us der mef ein opfer mwellend machen; ouch daß cohen nit
allein ein peicfter funber ouch ein obreften, herren oder fürgefeßten heiffe:
bann ſy fölihe nit us jnen. funder us dem Eapnione habend unb dergin-
chen vil. Oud) wellend wir unfer veb, nyc im erſten actife( bee bilden halb
anzeigt ift, gegen diſen geleerten gericht haben, und üwer gnab darzwü—
fchend gern fehen zuͤloſen.
: 3) vorgelegt. 3) Stellen. anbahnen. *) Klügelns. 9 Untenntniß. ©) falfchen
Hypotheſen. 7) ermũdenden Weitſchweifigkeiten.
2) „Under diſer gſtalt iſt warer gott und warer menſch. “
3) „Bu nieffen ben Heiftglöubigen zu einer gedächtnuß. «6
4) „Ehriftus Hat fin (96 unb blut ber kilchen au eim opfer aefaffen, daß h durch
jte diener dasſelb ufopfere gott bem vater“ — aus zwey Urſachen:
a) „Bit cim gebüditnuf fines todes.“
b) „Bü einer ernũwerung dee feucht nnb. güttfaten, weliche u$ finm Beiligen
Inden gefloffen ſyend.“ — Diefe find:
| „Es werbend nnd unfer (tmb verpiben;
„der zorn gottes wirt abgeſtellt; “
„wir zelangend das, (o wir begerend. *
608 Chriſtenlich antwurt buvgyeHe fs und rates yit Zürich.
Dee urforünglich , das it, ber hebraiſch tert, hat Gen. XIV. 18—2.
alfo: Und Melchizedek, ein künig zu Schalem, hat hinus geſchafft! tom.
men brot und mon. Der mas ouch ein priefter des hoben gottes. Under
bat in (den- Abraham) gebencdyet (das ift gottlobet, ale wir forechend) und
bat getebt : Gebenebyet (das ift hochgelobt) it Abraham dem hohen gott,
fchöpfer der himmlen und erden: und gebenedyet (das ift hochgelobt) (ae der
hohe gott, der bine fogenb in din hand gaeben hat. Und er (Abragam, ett
Hebr. VII. 4.) hat im den gehenden ggeben von allem.
Hie mwellend mir für das erft üwer afüch der umftänden mit bem klaren
tert umkeeren, und demnach anzeigen, was Dielchizedek in Ehrifto bebüt hab,
nit us uns funder us gotted wort. Die afchicht it bie Har, bag, wachen
Abraham über die fünig gefiget, widerum heim keert; und als «c für 8o
lem bingesogen, hat Melchizedek verfchaftt binus kommen brot und wm.
Da forechend aber je: Abraham hat fin fpys nod) fo balb nit verzert;
barum er Melchizedeks ſpys nit dorft. Darus nun vermerkt wirt, daß di
nit ein handreichung funder ein opfern gewefen if. Antwurt: Stat eud m
einigent ort, bag Abraham (pps habe mit jm 30 der reis genommen? Und
diß fagend wir nun darum, daß je erfenninb, wie je die umſtänd ber. ge
Schrift fo ſchelb? anfehind. "Dag aber Abraham dem künig von Gobona ty
gott ſchwört: er welle alles des finen nüté nemen ic, nfgenommen, daß bv
jugend geeffen hätte, bat nit bie meinung, daß Abraham welle fagen; Wir
hand bie ſpys, bie bu zur reis gerüftet batteft, wider gewunnen, und barben
geeflen; die Lönnend wir die nit widergeben. Denn das wäre unfty? an
Abrahamen gewefen , baf ec den fünig ven €oboma fo nachgättig* hätte ge»
fchäßt, ats ob er (ólid)em num füllte nachfragen; ſunder die meinung Abra-
. fame ift, ev welle biebon nüzid nemen, usgenemmen, bas die finen in (pef
verzeert habind.. Wofür i(t aber diſer Bindlichee umftanb , gott. geb, wie
. mans bon der ſpys ber(tanbe ? Warlich nitnenfür, 5 denn bag man lang
unnüß reden fpinne. Sehend hiehar, daß man ouch den allergröften und
enchften herren mon und: brot ſchenlt, fo fo In reifen oder funft fürwandlend,
ob ſy glych bero ghein mangel hand. Alſo bat jm oud) Melchizedek geihen;
als er des figes Abrabams innen worden, bat ee in mit (dyenfung wellen
vereeren. Und. die pfligt man nod) hütbytag im alle welt gegen dem reifen
den mit wyyn und brot und anderer (pus fürharteagen. Was mwellend jr bet
Inoví$ bie, da e$ fo heiter ift. Darzuͤ mocht Melchizedek nit wüflen, mir
wol Abraham gefaffet® wär mit wyn und brot. Dife meinung zeigt das einig
mwörtli hozi an (ben Griechen derweyad); das rymt (id bo den Hebraͤeren
qud) Griechen gar nit zu gheinem opfren; da ſy sabad) oder karab bruchend;
funder heißt e$ eigenlich: bat gemacht oder gefchafft binu$ kommen, hat hinuf
getragen; doch ift das erft das eigenlicher. Iſt klar, daß hierus dag opferm
nit mag gesogen werden, daß Melchtzedek Abrahamen geopferet hab.
Darnady zühend jr haryn: Es werde hie nit verfianden, daß Abraham
von bem mun und brot genoffen hab.: Ach, lichen geleerten, marum zühend
jr doch big wort fo unfürfehenlich ? harfür? bann darus folgete, daß, wit
Abraham davon nit geeffen hätte, alfo wir das facrament des altars oud) nit
1) faffen. 2) ſchief. ?) nachrechnend, geizig. 9) gering. 5) gu gichts. . 5) wt
. sehen. 7) unvorfichtig. D.
Chriſtenlich aanwurt burgermeiſters und vates.zlı Zürich. — 609
effen füt(tinb, das ghein chriſtenmann reden ſoll. Man muͤß doch ſehen, daß
jt dahin gericht (inb, * nun bag ir redind; goit geb was je redind.
Demnach ftentend ir ſtark, daß in dee latinifchen fprad) enim ftande, fyg
ein particula caufalis. Was ligt daran? Die Hebräer babenb fo aber nit; Oud)
fo band fo die-Briechen nit. Die wäre int »ào; fo babenb (9 92. Moy⸗
(t$ hat hie den Melchizedek wellen von? aller finer würde beſchryben, baf er
ein fünig und prieſter fie. Und i(t befeeiptio verfond, beſchrybung ſines
weiens von den Amteren bar. Darzuͤ fo dt. ec eim prieſter des hohen, das
it, des obreften waren gottes geweſen, deßhalb ex aheiner creatur bat gmö« -
gen ufopfren.“ Wie hätte et dem Ubrahamen ufgeopfret? Dder wie hätte .
Abraham das gelitten, der wol wußt, daß allein dem böchften gott (olf
ufgeonfret werden? Oder wie wäre Melchizedek ein figure Gbrifti gemein,
fo er eim. menfchen (welches abgoͤttiſch if), und aber Ehriftus dem einigen
gott (id) felbs ufacopftet ? Us bem je wol merkend, bag. Melchizedek ein be=
bütung Ehrifti des opfrens halb geweſen ift, barum. dag ce dem höchften
gott geopfret hat, nit barum, bag er Abrahamen geopfret hab. Denn das
wäre nit ein prieſter des höchften gottes funder der creatur. Und ob je glych
broad) oft alfo arguierend: Meichizedel bat Abrahamen wyn und brot uf
geopfeet; ergo, barum fo ift das factament des altars ein opfer: fo iſt
bed) unwüſſender, ungegründter, ungefölgigee argument nie gehört ober
gemacht. Denn zuͤ eim teil dt das adfumptum oder antecedens, das ift,
das fürgenommen, falfch: denn das göttlich wort, das war fon mif, das
da ſpricht: Melchzzedek (og ein pricfter des höchſten gottes gſyn, mag nit
erinden ,* bag er Abrabamen ufgeonfret hab. Alſo máf demnach alles das
falfch fom, das baruf gebumen wirt. Zum andren fo zeigend an, wo diſe
confequenz oder (elg grund hab. Melchizedek hat Abrahamen mon unb
beot ufgeopfret. Ergo fo folgt: Das facrament des wyns und brots it
ein opfer. Wo if bie ümere (ogica? je hand jt wüft vergefien. Noch
fe teybend je dife ungründte confequeng durch bie ganzen gefchrift us und
8, bruchend das funfiftud deu xedneren, die, das fu nit bewären més
gend, ſtets unberſchamt eebenb; Damit ber, fo gegen redt, zum testen ſoͤlichs
unverantwurt laſſe, daß bee vichter etlichen weg in vergefien kömme, unb
denn wäre, e$ fog. unberantiwurt. Alſo teybend je. bife ungründte, unfols
gende confequenz , glych als ob je$ mit vite des flapprens erobren föllind.
Und verdrüßt uns übel 5 mit den confequenzen umzegan. So aber üwer
fof aller nüts denn confequenzen und ghein hell göttlich wort bat, máffenb
wie wider unferen willen füldyem tand -antwurt geben. So ir aber ie
überein gut gefölgig confequenzen wellend haben, fo müffend je mit Mel⸗
chizedek des opfrens halb atfo umgan. Und zürnend nit, daß wir üch
leerend. Für das ert aftand wir zu beeden teilen einandren (denn es it
das göttlich wort), daß Melchizedek ein vrieſter des höchſten gottes gſyn ift.
Zum andren, daß er ein ſigur Cbrifti il. So nemenbe iez alfo in d'hand.
Eins ieden prieſters amt ift opfren. (Sie redend wir von bem einen teil
des peicfterlichen amté, namlich opfeen: dann von des leerens wegen ift bie
nüt uf der ban. tnb im nümen teftament it ahein opfrender prieftee denn
1) darauf ſehet, bedacht feyd. 3) nach. 3) fümnen Opfer bringen. ^) zugeben,
vertragen. 5) wir find iberdrüffig.
Zwingli's ſammtl. Echriften 1. 255. 39
610 Chriſtenlich antourt burgermeißerd unb rated zu Zürich.
der einig Chriſtus) Melchizedek dft ein weicher. Jez folgt: fo mi er cud
opfeen. UF bifen follogiémum folgt: Chriſtus it ein prieſter nad) der ord⸗
nung Melchizedel: fo müg ev ouch opfren. Uber big folgt nit: Diekhize
det hat Abrahamen mon und brot geopfert. So mig oud) Chriftus wy
und brot opfren. Denn das erft ift-nit war, bag Melchizedek Abrahamen
mon und brot geopfret hab, als der nachgehend ſyllogismus bewären wirt.
Denn die gfcheift underlaffend wir bie barum, bag jr fehind, daß oud) nad
üwrem rechnen?! nit erlitten werben mag, bag Melchizedet 9(brabamen acsi
tet hab, alfo: Ein ieber priefter des obreften gotted wirt Darum alfo genánt,
Daß er dem obreften gott ufopfret. Melchizedek ift ein priefter des obreſten
gottes. Jez folgt: Melchizedek opfeet dem obreften gott. Von Gbri&o mine
alfo: Chriſtus it ein prieſter des obreften gottes: fo opfret er oud) bent obre
. fien gott. Das bat ec einift am krüz gethon. Aber von 9Dtéfcbisebef , bap er
Abrahamen nit hat mögen opfren, oder aber er hätt nit ein prieſter bdf
böchften gottes mögen genennet werden , funber ein priefter AUbrahams. Denn
ed mag einander ald wenig erlyden, als glöubig und unglöubig fon, golttf
priefter fon und. Abrahams priefter fon: denn alle, fo der creatur opfram,
find nit prieſter des ſchöpfers. Us weichem allem erjagt wirt, baf je oud)
mit üweren confequengen wychen müflend und nachlaflen, daß's barfürtragm
Melchizedeks nit ein opfer gewefen ii. Darum alles gebüm, das jr dem
nach baruf buwend, binfallen-müß; wiewol je fo bid redend: Suit
bat wyn und brot ufgeopfret; fo opfret ouch Chriſtus täglich (id) ſelbs in
won und brot uf.
^ . Oud) zeigend jr üwer funft der zungen und fprachen flüg? an, da jr
in der vierten bewärnuß, dab Melchizedek als ein priefter wiyn unb brei
barfür getragen hab, alfo vebenb: Daß Melchizedek als cin prieſter brot
und wyn hab berfür tragen, den gehenden empfangen 2c. nit als ein boglı
verweſer oder weltlicher amtmann, zeiget uns das nüm teftament (uter und
Har an, in kurzen jaren erft us dem hebraifchen und griechifchen verdoll⸗
metſchet und ernüwret ꝛc. Dan. hört wol, daß je bie ſchinbein übel im
bebraifchen nüwen teftament zerſtoſſend. Wo babend jrs ie gelefen in kb
zaifcher (prad) geicheiben fon? Und o6 glych das enangelium Matthäi in
bebraifcher (prad) erftlich gefchriben wär, als stlich us Hieronymo wellend
bewären, fo ift es doch in gheinen tufend jaren in hebraifch nic eriehen
worden, derglychen oud) die epiftel zu den Hebräern.
Doch redend je im fünften puneten dafelbft: bag Chriſtus, nachdem alf
Melchizedek ein fünig foe, mit ein priefter nad) finer ordnung: fge; ſunder
nachdem als Melchizedek ein vriefter foe: dann Chriſtus rod) (nc nit bit
dannen. Warum leerend je ſoölchs nit bie, fo fid) vicarien und ſtatthalter
Gbrifti-vümenb, daß ſy nit herrſchind als die regenten difer melt? Sind fo
ftatthalter: warum thünd (o denn, bas inen Ehriftus nit befohlen, ja dad
ce inen verboten bat? | |
Das aber David im CX. Palmen 5. 4. ſpricht uf ben herren Ehre
. ftum: Der bere Bat geſchworen, und wirt jn nit rüwen (mas er geſchworen):
Du bift ein priefter in die ewigheit nach der ordnung Melchizedek; nemend
— — ——— —— —————— — —— — — —
1) Raiſonnement, Beweisart. 2) ſchön, fein.
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb vate zu Zürich. — 611
fe affo in d'händ mit bif worten: Gbriftus tft ein prieſter nad) der ort»
nung Melchizedel. Melchizedek hat wyn und brot geopfret. Jez folget:
Ehriftus opfret under wyn und brot fich (e(6d ewiglich. Hie ift bie mittelred
ganz und gar brefthaft. Zum erften, daß fy nit war fun mag; deßhalb ghein
wares us jró fummen mag. Sunt andren, fo fo glych war wäre, als aber
nit möglich ift, fo müßte fy alfo (ton: Melchizedek bat wyn und brot in
die ewigheit ufgeopferetz wenn darus folgen füllte, bag Chriftus fich ſelbs
etviglid) under wyn und brot müßte ufonferen. Wie aber Chriſtus ein prie-
fter foe nach der ordnung Melchizedek, darf nieman in ümeren confequenzen
erlernen : er findt e$ wol bym Paulo zu den Hebräern. Wirt bald barnad
fummen, da wir ein fumnt us derfelben epiftel dife materi. betreffend von
einet anzeigen wellend.
Ir föllend ouch zu meererem ber(tanb. von uns in gütem ufnemen,
taf gheiner in der nacht jm uüzid laßt zeigen, bag er dem gloube, fo ers
im liecht nit finbt. Ob einer etwas möfchiner! ober füpfrinee pfennigen
für guldin by der nacht wöllte Hingeben, nimmt man e$ nit an; man finde
denn im (iedyt, ba fy gulbin fugind. Alſo bat das afa& ein fchatten ges .
bebt der vinaen, die in Chriſto erfüllt find Hebe. X. 1. Was (y aber be
diit Habind, muß mar allein im (ied)t, das tt, in Chrifto (eben: finde man
es im [echt mit, fo hat es nit dahin gereicht, ba wir gemeint habend.
Alfo: Der eerin ſchlang Hat Chriſtum, am kruͤz erhöcht, bedütet: mer bat
aber das ie gewüßt, ee Chriftus dasfelb anzeigte, und mit der that erfüllte?
9f(fo wyst Chriftus die Juden über die afchrift, unb zeigt jnen an, daß
fo undfchaft von jm darin finden werdind fölicher meinung, bag, wie ee
leere unb mürfe; werdind fo bebütung davon in der gfchrift finden. So
wirt offenbar, bag die fiquren fo bil. bewärend, fo bil wir im liecht, bas ift,
in Chriſto, fehend mefentidy verwürkt? fon: dann Chriftus iſt das mefentidy,
und jené find allein fchatten gſyn Eolofl. IT. 17. Und fo Ehriftus ein ding
nit verwürket hat, fo iſt gewüß, bag bie bedütung das nit bedüt bat, das
wir in dem ſchatten meinend bebüt fon. Wirt alle‘ mit heller afchrift fund. ^
Daß Abrahams zween fün, Iſmael und Syfaac, bebüt habind (Gal. IV.
22—24.) das alt unb nüm teftament, bat nieman gemüßt, big bag mir (t
hend Chriftum das alt te(tament hingelegt haben. Desglychen, daß Jacob
us Mefopotamia zwen wyber, Lea und Rahel, mit bif finden unb ' 6ab
heim gebracht hat, i(t ein bedütung gewefen beg, bag Chriftus fin Eilchen,
das it, fin voll us den Juden, bie durch Ken bebüt find, unb us den
beiden, die durch Rahel bebüt find, zemmen gebracht hat. Wer bat aber
das gemüßt, bis bag wir am tag unb liecht febenb, daß Chriſtus beede
völker in einen ſchafſtall zemmen gebracht fat? Joh. X. 16. Harwiderum,
was im alten teftament eine dunkle oder fdyattechte form hat nach unferem
bebunfen, und aber in Chrifto ghein udgebrudted mit wort oder that darum
erfunden wirt, das mag im liecht, bas ift, im nümen teftament nüzid bes
wären. Als wenn einer melíte reden: es zimmte nieman zum gebencdyeten
brot des altar 3€ gon denn allein dem künig mit (inem. gfind; darum daß
David 1. Sam. XXI. 4 ff. mit (inen dieneren von den fürgelegten' heiligen
broten geeflen bat, unb aber das ander gemein vol£ nit; fo gilt fin red nt:
3, meffingener. 9) gewirkt, erfüllt.
| 612 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rated. zuͤ Zurich.
bann wir findend ſoͤlichs im Chriſto nit usgedruckt, ſunder das wiberfoil,
daß Chriſtus ſpricht: Trinkend darvon alle! Alſo bie in der geſchicht 9a.
chizedeks. Ob alych erlitten * möchte werden, bag Melchizedet Abrahamen
wyn und brot hätte ufgeopferet, und ba Abraham fo unbericht des opfrens
geivefen wär, daß er jm ſoͤlichs hätte Laffen anthün; dennoch fo möchte das
bebüten im alten tetament nimmer erkennt werden denn in dem liecht. Sa
wenn Chriftis das facrament des altars hätte für ein opfer yngeſetzt, denn
fähe man erft, bag Melchizedeks that ein bedütnuß der that Chriſti wär ge
wefen; und mo das nit, fo möchte man alle ceremonifche wert des alten
teftamentes widrum ynfuͤren. Es magé ouch das wort Chriſti nit erlyden,
ba er fpribt: Ich bin das licht. It er das liecht, fo mug man die
warheit allein in jm erfehen. Und findt man in jm ale int liecht ein ding
nit usgedrudt, fo mag mans ie in der finfteenug nit finden: denn fin licht
erlüchtet bie fchatten des alten teſtaments. Uber bie fchatten im alten teft
ment mögend nüts in im bewären, das wie In jm felbe nit erfindend; oder
aber das liecht, Chriftus, ndme Klarheit von den fchatten des alten tefte,
mentes, Ein Eindlichee Byſpil. Die afteologl fagend oft feltfame_ ding
künftig. Wer. ift aber fo torecht, daß, nad) dem er ficht nit gefolget fon jr
totíagen,. ec dennoch (tryte, e foe ja gefolget: denn der ajtrologus habe
es vorgefagt, . Alfo, ob Melchizedeks that ginch ein opfer wäre gſyn, maj
es darum ‚aheinen weg bemdren, daß's facrament des Inchnams und bluͤtes
Ehrifti ein opfer (pe: denn Chriſtus druckt e$ weder mit wort nod) wys uf,
daß e$ ein opfer, ſunder daß e$ cin (pos der glöubigen fye. Dann er fpridt
nit: Opfeends, oder ich opfers, funder fpeicht er: Eſſends.
Daß. jr aber bie überein vermeinend ein bedütung diß faframente beſche⸗
hen fon, der glychen oud) bie mengerlen kuͤchen im alten teftament big facto:
ment.bebüt haben, folgend jr ſelbs ben alten leereren nit, die durch das
ungcheblet brot nit opfren des gebenedyeten brots im nüwen teftament t
ftonb,. funder (y verſtond die unvermasgeten menſchheit unſers erlöſers Jeſu
" Cbrifti, daß bie rein von der ewig reinen magd Maria on allen menſchlichen
oder fünb(icben bebe( geborn, unb er nad) bero am crüz geftorben ein un
bermasget opfer für unfer fünd fpe. Ir findend Oud) 69 den alten leereren
allenthaib, daß alle opfer im alten teftament ein bedütnuß gewefen find der
einigen opfers, das Chriftus, fich fts, für uns geopfret hat.
Die II. zügnuß.
Die andren zügnuß zühend jr lieben geleerten (dann wir iez mit üch
redend) us dem propheten Malach. I. 10 ff., ba er alſo ſpricht:
Uwer eigen dollmetſchung von mort zuͤ wort.
Ich hab ghein willen ober gefallens gegen üch, ſpricht ber ferr ber bett:
zügen: unb die gab oder das opfer wird ich nit nemen von ümren handen
denn von ufgang bis zu nidergang der fonnen i(t groß min nam by bet
beiden: unb an allen orten oder ftátten wirt facrificiert und geopfeet minem
namen ein vein opfer xc.
Sie (predyenb je für das er(t, daß bif ort des propheten ton gheinen
heiftlichen leereren anderft verftanden fye, weder daß der prophet habe vot
T nnd
2) zugegeben.
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd und rates zü Zürich. 613
geſagt, ba ed barsü kommen werd, daß man Chriſtum in aller welt under
dem. facrament des wyns und brotes werde ufopfren; und zeigend fölchs zum
dritten mal an, bag'$ nie gheiner andreft verfianden hab; und zühend doch
gheinen haryn, der (dfc aefchriben hab: denn Yuguftinus, den ie haryn
zühend , ift hell nit mit dd); doch Laffend je in unbetrachtet (tan, ba jr fin
meinung feft möchtind fehen. Als Auguftinus de cibitate deilibe. XV TIL. cap. 33.
dife mort des propheten haryn zücht , will ev erfechten, daß bie opfer im alten
teftament binfallen müffind: denn e$ werde an allen orten finem namen ein
rein opfer, Chriſtus, ufgeopfret. Hie berftat Auguſtinus Chriftum bas felbig
opfer fon, i(t war; aber nit fölcher meinung, daß er alfentbalb wefenlich
ufgeopfret werd, funber daß er an einem ort, namlich zu Hieruſalem, einift .
weſenlich ufgtopftet , an allen orten, bas ift, in der ganzen welt, fruschtbar
und tür gnüg fye alfee menfchen fünd zu bezalen. Denn er fpricht alfo:
Sy mögend nit löugnen das opfer der Juden, ad denen geredt ift: Ich hab:
min willen nit 3d. d), und wird oud) von uͤwren händen ghein gab nemen,
. ufgebórt haben. Was wartend fy nun uf einen andren Gbriftum, fo das,
fo vorgefagt ift, das ſy (e(enb und fehend ecfülfet (9n, nit hat mögen erfüllet
werden weder durch in (berftat bie Ehriftum)? Dife wort zeigend heiter am,
daß Auguftinus von dem opfer, bad Chriftus am cri; gethon bat, vebt: denn.
et fpricht: fig fehind es erfüllet fon. Nun ift das opfer des altacé, als jr
tebenb, nit erfüllt noch vollendet: denn fo es vollendet wär, müßte man e$
nit für und für ufopfren. Aber big ift alles unfrd(tig: denn 9fuguftinus vedt
bie von dem einigen opfer, das Ehriftus einift am cris gethon hab, das aber
fo tür unb mwyurpräch, ! bag es in allen enden ber welt fruchtbar foe. Und
gedenkt Auguſtinus an diſem ort bed. facramenté des aítar? nit mit einem
wort. Derglychen redt er ouch, adverſus Judäos cap. 9; gedenkt ouch diß
ſacramentes nit mit einem wort ſunder des einig geopfreten Chriſti, der aber
in die ewigheit wär? unb bezaler für unfer, ſünd i, ale in ben kurzen mote
ten daſelbſt gemerkt wict , da ee foricht: Aarons priefterfchaft it iz in ghei⸗
nem tempel nüß; aber die prieſterſchaft Chriſti wäret ewiglich im himmel,
Das it, bag er vor gott üt bie ewigheit für aller welt fünd besalt. 1. Joh HI. 2.
Sie füchend iv aber ein Flucht und forechend: Chriſtus opfret (id) felbs uf
und der prichter nit. Es fölle oud) ahein priefter fo vermeflen fon, dab er
meine , daß er Ehriftum ufopfee, funder Chriftus opfte fid) felbs. Sagen)
hie an, us was geund der göttlichen afcheift redend je: daß fich Chriſtus
ſelbs ufopfre, fo der pricfter ufopfret? Oder, mie wellend der helgen afcheift
ſchwygen; zeigend uns üwer eignen (eever darum an oder mere. päpftliche
recht! das mögend de aber nit. So fehend iez zu! welcher ſoͤlches ie geredt
hätte, was hättind jr von jm gehalten? wofür fdttinb je jn usgeben? Auqu⸗
ſtinus redt hie nit: Er opfret allweg im himmel (wie es nuͤts bewärte, ob er
glych ſoͤlchs redte: denn ed hat nit grund in gottes wort), ſunder: Chriſtus
prieſterſchaft wäret ewiglich im himmel, das iſt, daß er einiſt getödt, und
einiſt ufgeopfret, in die ewigheit tor gott tvdret unſer ſünd zuͤ bezalen; nit
daß er ſich für und für ufopfre, das wider ſin eigen wort iſt und wider die
offnen mort Pauli zu den Hebräern. Darum umſehend üch wol mit bent
. wort! Denn, mo wir hie unſers gnädigen herren eeren nit hättind wollen ver⸗
1) weiter verbreitet. 9) Buͤrge.
614 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters und rates zü Zürich
ſchont, unb mit dd) fruündlich unb bruͤderlich geredt haben, fo Hättind üd)
unſere geleerten gröber angriffen über das wort, ba je ſprechend: fo der prie⸗
fet. opfte, fo opfre er nit, ſunder Chriſtus opfre denn ſich ſelbs. Ded) fo
wirt die falſch farb diſer meinung eigenlich offenbar, ſo wir die gründ diſes
opfers, das Chriſtus ift, us der epiſtel zun Hehraͤeren anzeigen werdend.
Sagend ouch an, rarum band je die erſtlichen frag alfo geſtellt: ob unfer
muͤter, die heilig Fil), im ſaerament des altars durch jre diener, bie prit-
fee, etwas ufovfre gott, dem himmelifchen Pater; ſo bie prietee nad) üwer
lese nát ufopfrenb? So Eummend je aber mit einem comment ober. fund,
unb ſprechend: Chriſtus opferet (id) felbs fürnemlich. Zum anderen mal opfe⸗
tet bie gmein fid) Chriftum, je hount. Zum dritten opferend die prickter als
diener. Wo wir bie üwer nit verfchontind, wölltind wie germ fragen, was der
figeift * tbt? Daß gott erbarm, daß jr mit. fölichen fablen umgenb one
geund der afchrift, ouch one bilf üwer eignen leereren in einer fo ernſtli⸗
chen fach. Jez furcchend jr: Chriſtus wirt von finem prieſtertum ufacopf-
tet; unb verftand aber durch das pricftertum bie gefalbeten ‚nfaften. Bald
fliebend jr bicbannen und fpred)enb: die kilch opfre, als die geftalt ũwer
frag inhalt. Und zum lesten enteünnenb je babin, da jr dem Inden unb
wort Chriſti die allergröften fchmach antbünb, fo jr fprechend: Chriftus opfret
fid) ſelbe, fo oft et bon dem priefter wirt ufgeopfret. Denn fin Inden, einig
getitten und für ung ufgeopfret, besalt der ganzen melt fünd in die ewigheit.
Das bezügt fin eigen wort Job. XTI. 32 : .&o id) von der erd erhöcht wird,
(verftand bie erhöcht für: an das krüz gehenkt werden, wie Job. III. 14.),
fo wird id) alle menfchen zu mir ziehen. chend jr, daß er do für alle
menfchen besalt hat, bo er ans früs erhöcht ward, Warum ftellend ir in
denn erft für unb für an ze opfren? Doc, von dem wirt mec harnadı kummen.
Jez wellend wir wideum an den meg, von bent wir abgangen find. Ja
jt babend zum dritten mal geredt, bie wort Malachid habe ghein chriſtlicher
leerer ander? verftanden , weder dab fo vorgeſagt babinb, wie bas factament
des Inchnams und blütes Chrifti ein opfer werde fon; und zühend bod) abris
nen haryn, der Bundfchaft barum fag, denn Auguftinum, der DIE ſaerament
mit einem wort, an den orten je in anzeigend , ‚nit anrürt. Wir melfenb
aber dd) nod) mee [ceret anzeigen, die ed anderft verſtond, weder jr fürge-
bend. Und febenb jr demnach uf üwer red, wie je by bero befton werdind!
Zertullianus redt adverfus Mareionem libr. III. alfo von difen mworten:
Ich wird üwre opfer nit nemen:? dann von uígang der funnen bis zu nider⸗
gang ift min nam vereeret in den nationen der ‚beiden, unb an allen orten:
wirt ein rein opfer minem namen ufgeopfret; das ift, verfündung miner ceren,
profe, (ob und dank. GSchend jr bie, daß Zertullianus bem propheten da=
bin verftat, daß ed bargtt kommen werde, ba man für die vihifchen opfer,
bero man im alten teſtament genflogen hat, innerliche opfer des geiftes gott
werde ufonfren , gott in dem geift und marbeit anbeten, finen namen profen,
toben und im dank fagen; weiche opfer der heilig Saulus. Röm. XII. 1.
anzeigt. Uber fpricht Tertullionus coutra Mareiouem libr. IV: Und man
opfret minem namen allenthalb ein opfer , unb ein rein opfer; das if, das
' einfaltig gebet us reiner ober gerechter confeienz. Hieronymus ſchrybt über
1) Kufter, Sacriftan. 7) annehmen.
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rates zuͤ Zürich. 615
diſe wort des propheten alſo: Und darum gſchicht die red des herren iez
eigenlich zuͤ den prieſteren der Juden, bie blinbé, lams unb blöds! bringend
ufzeopfren, damit ſy wüſſind: bag den fleifdylichen opfren geiſtliche opfer
nachkummen werdend, und daß man gheinen weg rinder⸗ und bocksbluͤt opfren
wirt, ſunder das anzündt geröuk, welche ba find der chriſtglöubigen gebet,
wirt man ufopferen, unb dasſelb nit in eim einigen land der melt, im jü⸗
diſchen (anb, nod) in der einigen jüdiſchen ſtatt zu Hieruſalem, ſunder allent⸗
halb. Diſe mort Hieronymi habend jr one zwyfel vor allen andren geleſen,
denn wir gheinen andren der alten habend, der von dinet über die prophe⸗
ten geſchriben hab; barum je üch mit gwalt habend muͤſſen daran ſtoſſen,
unb ob jr fy glych nie hättind gſuͤcht. Und fo eigenlich zu vermeſſen? iſt,
daß ir diſe wort Hieronymi gſehen habind: wie hand jrs bod) dören gwagen,
daß jt im namen unſers gnädigen herren ſprächind: e$ hätte ghein leerer die
wort des propheten nie anderft bee(tanben; denn daß fü dahin reichtind, daß's
factament des lychnams und blütes Ehrifti ein opfer fue? und aübenb aber
nit einen harfür der alten, der mit dd) mit einem wort belle. tnb. fo jr
tteffentid) fchmüßend, wie geleert die alten: gegen den iezigen ſygind, ouch
baf man nit eins icben Topf. fölle folgen .funber dem uslegen der alten lee⸗
reren: warum verſchwygend jr denn hie, ba e$ gelten foll, bie mort Tertul⸗
liant und Hieronymi? ba nit zween ander in den zungen under latinifcher
kilchen geleerter aemefen find.
Und bif alles habend wie nit harfürtragen , daB wir bermeininb, bie
wort Malachiä zu ber(ton fon, als fy joch die teeffenlichen? leerer ze verfton
gebend: denn die heitren wort des propheten mögend difen verftand nit ertt»
ben; funder daß mir anzeigind, bag üwer uslegen beg. propheten nit gerecht,
und dasfelb eintweders ug unmwüflenheit oder 9 floB bie warbeit ze vermant⸗
(et, befchehen foe. Dann je funft ouch wol wüllend, daß bie leerer fo vit
gloubens 65 uns haben fólfenb, ſo vil (o dem heiligen gotteswort glychför⸗
mig redend, ale (mere eigne recht Diſt. 9. cap. Ego.folis. anzeigend. Darum
müß man allein das wort.in dem wort erlernen. Dies diei eructat berbum.
Deßhalb uf bent geſpräch der finn bifer mortem Malach. I. 8. recht unb
warlich i(t harfürtragen : daß gott durch den propheten die jübdifchen pfaf⸗
fen beſchilt (fo bit hiehar not ik), daß fy das brefihaft, blinde, lame, blöde
opfretind, welches ein irdiſcher fürft nit von inen nämezc; unb barum fo
aefallind (y im nit, unb fpricht: Min will oder. gefallen ift nit: in üdy,
und wird von ümwer hand bie gab nit nemen: dann min nam ift under den
beiden groß von ufgang bis zu nidergang der ſunnen; unb an allen orten wirt
ein rein opfer minem namen ufgeopfert: bann. min nam ift groß under den
beiden, ſpricht dee here der heerzügen. Hie verftoffend jr üch an dem wort,
rein, das den Hebräern ift taberab, und heißt fuber, unbefledt und gang»
bellig.. Und fobatb man mit dd) us hebraifcher (prad) redt, fo mellenb jv
bie Latinifchen dollmetfchung haben. Wolan; fo findend je Erod. XXV. 11:
Du wirft bit ard) mit aller reiniftem gold überziehen. Sehend je bie, daß
wein an difem ort nit heißt one fünd: denn das gold fann nit fünden ; fun.
der heißt hie rein (uber, umvermifcht, unbediedt, Inter; da ouch bie 9e
beider babend tabor. Hierum fo redt gott: man opfre jm. under den hei⸗
1) fiedyes. 9) ermeſſen, gedenken. 2) aud) die großen.
616 Chriſtenlich antwurt burgermeiſtert unb rated qi. Zürich.
den fuber, ganz unbefledt opfer. fole verlcht?! aber Ach, daß dem waren out
under den beiden geopfret wurde, auch baf fin nam groß foe under den id
den. Was fünnenb aber wir für (mer verlegung? Bott redt alfo; fo mag
er oud) nit liegen: barum. müffenb je üwere verfiändnuß gott zit gefangen
neben. Aber damit üch anüg gſchehe, fo mertend, daß gott oud) burd
andre .propbeten bezügt Gat, daß fin nam groß foe under ben beiden. Mal.
VIII. 1: O herre, unfer Bere, wie ift din nam fo wunderbar in bem gan
zen umfreid der welt! Und im XLVIII. 11: O Gott, bin (o5 (edt (id
in bie ende der welt, nad) dinem namensc! Wir merkend ouch, baf jr nit
verftond, daß der nam gottes oft in bee. a(drift genommen wirt für die
fraft, gwalt unb majeſtät, als bie unb Mare. XVI. 47: Sn minem na
men, das ift, in miner fraft, werdend fo bie tüfel ustenben. Und Act. IV.
12: €s ift ghein nant under der funnen, in dem man felig werden mög,
weder im namen Jeſu. Hie beißt ouch nam kraft. Denn bífe folben 3e
fue machend nieman felig, funber bie fraft Syefu, des funs gotte$. Daß abt
ouch bie beiden alfentba(b gott habind ufgeopferet, iit (onefbodhifos geredt,
als wenn man (prit: Es it iez alle weit vod); unb ift aber ber Heime
teil rych. Alfo has man oud) vor Chriftus zukunft an bil orten dem wart
gott ufaeopferet. Joſephus zeigt an, bag ber groß Alexander, oud) de
groß Pompejus ieder zuͤ finer zyt dem waren gott ze onfeen gem Hieruſe⸗
(em kommen fgginb. Die künginn von Gaba, die kommen ift ze hören die
wusheit Salomons, bat ouch (inen gott erfennet. 1. Reg. X. 1. ff. Unl
das allerfräftigeft it, fo hat Melchizedek mee denn tufenb jar vor bifem yre
pheten dem hächften- gott-ufgeopferet; mie wol ex von dem ftaumen bre uim
nit was: denn Judas was noch nit geborn. Es Babenb ouch bie Chan
nder und Samariten bil gemeinfame gottes halb mit den Juden gebebt;
wie wol (5 von denen allweg verachtet wurdend. Es babend ouch die bibe
fchen wyſen erkennet, daß nun ein gott fon müßt, unb ouch ben verre,
als in den gfchichten X VII. 28; ftat, und Origenes. contra Celſum anzeigt.
Und ob gliych die Heiden jren abgótten -ufgeopfret, babend ſy body die ding
geopfret,- bie gottes marenb, als er fpricht Pſal. L, 10: Die gwild der wäl
deren find alle min, unb das veh in dem gebirg und bie rinder. Und mma
fo geonfret, habend fg das beft genommen, als oft im Homero unb andem
afehen wirt. Es ift ouch ze vermerken, daß die einfaltigen bee. heiden bit
göttlichen fraft geteilt babenb, und nit Lönnen erkennen, daß alle kraft det
böchften gütes allein was; funder habend bie felben kraft vermeint biler fo,
und demnach die göttlichen Exaft, wie wol abgöttifch, in bilem vereertt. S6
bod) fo tebt gott bie mit gegenwürtigen emſigen? worten, die (id) mec uf tt
gangnes zühend weder uf fünftige: mülter müggafch, an allen orten if mi
nem namen angezündt und geopfert sc. Daß aber (8658 die meinung 09^
‘tes fe, acigenb die wider geredten wort an, bie bernach Eummtend , die FE
aber hand usgelaffen. Als er einift gefprochen hat: Min nam ift groß unte
ben beiden von ufgang bis zu nidergang der funnen, unb demnach gemdt:
und an allen orten wirt minem namen ein, rein, das ift, unbefledt onftt
ufgeopfret: bat bie göttliche wucheit wol gervüft, bag ſich das iſraeliſch ve
barab verwunderen würt, bag oud) die beiben jm opfretind. Und darum
3) nehmt ihr Anſtoß daran. 2) gefliſſentlichen.
"um - WE GE „WE nn ams GE GE 0 5€ ww—- — -——A 9 — — —
Chriftenlich antwurt burgermeiſters und rates zü Zurich. 617
feat fo widerum zuͤ eim gewüſſen Enopf* daruf unb ſpricht: Dann min nam
ift groß under den Heiden; fam (n foräch: Ir verwunderend üch, daß
man mir eud) under den beiden fülle ufopfren. Das wunder? laffend fnt!
bann min nant, das i min gwalt, Eraft unb. höhe i(t ouch avof, das ift,
‚wol erkannt under din Heiden. Und wirt hie gar nüt in fünftigem geredt.
Darzü wirt vil in der gefchrift Quvsgrixes, ib eft potentialiter, geredt, als ouch
bife reb ein befundere güte gſtalt bat.
Daß aber die feerer dife mort des propheten geteilt habend , unb die vordri⸗
ege wort (als Hieronymus anzeigt) nf bie pfaffen des alten teftaments ber»
fanden bis uf die: Won ufgang bis zuͤ nidergang 1€, und demnach die per»
fon und zyt verwandlet one hilf der gefchrift, dafür fónnenb wir nit; noch fo .
ertragend die mort des propheten föliche nit. Sy habend gethon, als (mit
erloubnuß) ouch jt gethon habend. Sy hand bif wort: An allen orten wirt
eminem namen ein vein opfer ufgeopfret, feect in künftigs: Es wirt minem
namen ein rein opfer allenthalb ufgeopfeet werden; das doch bie mort nit
ertragend. Und habend mit eint. teil gereicht uf Ehriftum: der merbe das
' weit opfec fon, das für alfe fttt, ort unb welt ufgeopfret werde am krüz.
Als Auguftinus. Dee ander teil hat uf bie opfer der confeienz gereicht: ? e$
werde darzuͤ kommen, ba man bie vihifchen opfer unberfaffen, und opfee
bes inneren andächtigen menfchens , gottsforcht, (ob und dank, ufopfeen werde;
als Zertullianus und Hieronymus bebütenb. + Alſo kummend jr ie zum lege . -
tet, unb rebenb ouch us ümret fópfen: es beiffe offeretue , das tft, es wirt
ufgeopfret werden, das ift, als jr vebenb: das facrament des altars i(t ein
opfer; unb thünb das on alle afchrift, ouch on allen byſtand üwer väter.
Und fo man üd) in üwre meinung vebt, fo wellend jr ble, fo mit der gſchrift
fónnenb umgan, mit antüren 5. (mer worten verdacht madyen, fam fy jüdes .
(inb; unb heiffend doch ümer eigne vecht zu den Hebräeren züflucht haben,
fe fer etwas im alten teftament. unheiter fe. Dift. 9. cap. UÜtveterum. Und
wie wol Auguftinus und Zertullianus mit difem wort Malachid, wider bie
Juden geftritten: habend fo es bod) ganz und gar mit eigentlich aebrudt, —
und defhalb deß weniger wider die Juden geſchafft, bie wol gefehen hand,
baf der afchrift an bem ort je natürlicher finn genommen warb. Und bedarf
aber gottes wort unfers färwens nit, als ouch üwre recht heiter anzeigend. Diſt.
9.cap. Ad ferinturae. Darum muß man die rechten waffen in die haͤnd memen,
wenn man mit den Juden kämpfen will, bero man überfüffig bat; alfo bag
man jnen nit mif füchalten, das fu usfchlahen und abwenden könnend. Als
Gm. HI. 15. Dee (om wirt bít den kopf serfniften; und: In dinem ſomen
werdend alle gefchlecht der erden gebencbyet. Gen. XXII. 18. und Iſaj.
LIII. 12: €t it ufgeopfret darum, dab er e$ gemwellen bat. Und Hierem.
XXIIL unb XXXIII, Esch. XXXIV. und XXXVII, Pal. CX;
weiche ort fo Geiter uf Chriftum reichend, daß (y barmiber nit könnend. Uber
die ding, fo mit Chriſto ín (inem Inden verhandlet, find nienen Härer denn
in den pfalmen allenthatb und in Iſaja utgebeudt ; alfo daß man dem gött«
lichen wort abeinen andren hüt darf uffesen, finder es biyben Laffen folf. by
finem rechten natürlichen finn. Und wer den ergenft, der bat den finn des
9) Befeftigung , Beflätigung. *) die Werwunderung. ?) ſich bezogen. *) andenten,
5) angreifen. ! . . |
)
618 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rated zü Zurich.
geiſtes ergriffen: bann das göttlich wort kummt nit son menſchen har, (un.
der die, fo e$ geredt habend, find von gott underricht. Darum nieman fo
gleert nod) helig ie marb, bag denfelbigen (Ue gloubt werden, fo fer er us
finer kunſt und vernunft redt; funder fo bil er das wort gottes vedt. Hierum
werdend wir uns an diver uslegen, das je-über ‘des propbeten mort arthen,
nit keeren: dann jr den heilen ſinn teilend ,. der doch nun uf ein meinung
reicht. Und nachdem ir jn geteilt, habend jr den väteren nit gefolget; nit
bag ung dieſelbigen bil ierend , wo f wider den natürlichen fimm des adt.
lichen geiftes fubtilicy vedend, funder bag ich für ümer angeficht gelegt werd,
baf jr fehind, bag je felbs nit baltenb, das jr allen menfchen mellenb zuge
mütet haben. So vil bon den beeden Eundfchaften us dem alten teftament,
darüber mir mee, denn uns lich foe, antwurt geben zwungen worden find.
Das jr demnach vom ofterlamm haryn zühend, dasiclbig fog ouc uf
geopfret, und (e järlich midernommen, Das ift, wiergebrucht , fummt clie
babar, daß jr die epiftel zu den Hebräcen mit fing nit gelefen babenb; funk
bättind je eigen(id) darin (unten, wie harnach kommen mirt, baf die ovftt
im alten teftament barum järlich widernommen (inb, daß fp fo unfkräftig
warend. Darum mirt aber Ehriftus nit gemidret , * daß er einift ufgeopfret
in die emigfeit ſtark und tür anüa ift. Und barunt, wer jn wider meint nf»
acopfren, der glycht in ie den opfren dm alten teſtament, und (dmádt in,
ba$ er jn nit anderft Eräftig fchäßt, denn fo ee jm gemwidret bab, als bite
barnach kummen wirt. Es hilft oud) nit, daß je aber ein gefärbt wort
Baron fürenb, fpvedynbe: Wir opfeend jn in miyfteriis; und zühend bai
wort Pauli 1. Cor, IV. 1. batgn, ba er fpricht: Der menfch foll. und ad»
ten als diener Chrifti und usteiler oder hushalter dee heimlichkeiten gott.
Da fprechend je für und für: Wir opfeend jn in myſteriis. Was if in
myfteriis ? Alfo underftond je ung fchlechten mit den worten ze blenden.
Paulus redt hie nit vom heimlichkeit bee ſaeramenten funder von der heim⸗
lichkeit des evangelii oder heils, das der menfchlichen wysheit verborgen und
unverftändlich i(t; in bero bezügt er fid) ein harfürtrager, hushalter unb uf
teilee fon. Warum hand jr nit bas davor befehen 1. Gor. TI. 7? To hättend
je gſehen, wofür et bif wort mofteria brucht; ba er alfo. fid) felbs Har
macht: Wie rebenb bie wysheit gottes in myſterio (das i(t, ble musbeit, die
zu finet zyt verborgen gemwefen, und zu ſiner zyt harfür getragen foll werdm:
das heißt eigenlich, mysterium) die verborgen geweſen ift sc. Hie fehend ft
daß Paulus und andre, darzuͤ verordnet, föllend die verborgnen mueheit des
evangelii-und göttlichen wortes ufthün, tas ift, Pifpenfatores mufteriorum
dei fun; welches wort ouch bie alten leerer, in funders Ambrofius unb Zheo⸗
phylaktus, bie von einet in bie epiftien Pauli geſchriben habend, nit anderſt, denn
wie wir anzeigend, verſtond, unb gedenkend des opfrens in myſſeriis nit mil
einem wort. Warum legend jr die gſchrift nit us nach dem verſtand der
bäteren, fo jt doch bas wellend von allen menſchen gehebt han?
Darnach zühend je die nüwen interpretation Act. XIII. 1— 3. an, bit
babe facrificantes , bas it, opfrende, da Lucas alfo redt: In der kilchen
zu Antiochia sc. bo (9 aber opfretenb dem herren und faftetend. Hie fitt
chend je mit bil umfänden: fü babinb nüt können opfeen weder das ſa⸗
|.)
1) wiederholt, wieder geopfert.
-— — — — — — — — — — wu — — — -
Chriſtenlich antiourt burgermeiſters und rated zuͤ Zürich. 619
etament des altars. Darüber müffenb mir üd) erfordren, daß ir nach melts
tidem. rechten einem burger vichtind mie dem andren. So habend je im
alfo geben: Wo jr gafeben Hand etliche geünd us hebraifcher unb. griechi-
ſcher fprad) harfür gezogen werden , band ir geredt: bie alten leerer ſygind
wol das geleert geweſen in den fpradym, bann die zu diſer aot damit ums
gangind , oder fülcher aluchen; hierum fo biybind je by jrer interpretation
oder dollmetfchung. Alſo habend jr gericht. So thund jm iez aber alfo,
und fprechegd: die alt dollmetfchung babe alfo: Do fy aber dem herren dien»
tend und faftetend; oder aber je werdend der unbil( bilfich gefcholten. Uber,
das alles binban geſetzt, Ligt nüt an der nümen dollmetfchung? Wir wellend
den brunnen des nriechifchen wörtling Aeerspyóvrom befehen , fo findend wir
bom Guiba, daß Aurspyio heiffe ein offenlich amt ober dienſt; deßhalb dife
wort alfo möchtind vertüt(dyet werden: Als f aber dag amt (das mag vred⸗
gen) des herren verwiehtend. * Darum fpricht der alt interpres: Do fü
aber dem herren bientend. Heſychius fpricht mol litores bierid, bas ift
pfaften. Er foricht aber barnad) Asırspyeiv, uoydeiv, Öulsverv, das ift,
Asızsoyeiv heißt übel gut haben oder dienen. Deßhalb diß ort mol hätt
alío mögen vertütfcht werden: Do fo aber mit bil arbeit dem herren bien:
tend; barum der alt dollmetich aber nit unrecht hat gefprochen: mini(ttane
tibus. ErvpoAoyixóv hat alfo Asırapyeiv TO Unnpereiv, das it, Aerspyei»
heißt dienen; begbalb aber der alt dollmetfch recht geredt hat: Do fy dien:
tend, miniftrantibus ꝛc: dann wir findend be& feinen aftand ? in allem
nümwen teftament, daß big facrament ienen für ein opfer genämt werd.
Ir findend oud) big wort Asızspria eben in derfelben nümen. interpretation
nit für cin opfern gedollmetfchet 2. Cor. IX. 12. Hebr. I. 14. und im alten
oft Joſ. I. 8. sc. Daß je aber hie bon tito als eim griechifchen mort. res
dend, (tat üch glych an, als bo je von dem bebraifchen conjunctibo tebenb,
alych «als ob (9 bero vil habind. Die recht natürlich meinung big ortes iſt
bas: Do bit gezäften männer ernftlich je amt zuͤdienetend mit abbruch? und
zimmliche * 3c. Sat das nüt an, bag die meg ein opfer (or.
Vergriff der eviftel jü den Hebräern.
es folgt der vergriff der epiftel zu den foebrderen, fo vil dife materi
antrifft, darin man eigenlich erſehen maga, was bed) die kraft des lydens
Chriſti ſye; und demnach ermeſſen, daß es ein ſpott und ſchmach Chriſti iſt,
fo man jn wyter ze opfren underſtat.
Paulus will in diſer epiſtel den Juden Chriſtum ze erkennen geben, bag
ee der einig heiland ſye, darum ſy fid) mit unglouben nit félfinb in ungnab
gottes werfen: denn gott babe finen fun barum laſſen menſch werden, daß
ee unfere brefien erkannte; und fo er die firafen der fünden an jm felbs um
unfert willen getragen babe, ſyg et one zwyfel der einig priefter, ber fir
der welt fünbe gnüg thüge unb bezale. Und bewärt zum erſten, daß er der
ſun gottes ſye; darnach, daß er ein ewiger prieſter ſye, alles us dem wort
gottes. Und hebt bie bewärnuß im cap. V. 1-(f. an, in welchen er zum
erſten ein glychnuß nimmt von dem obreſten prieſter des alten teſtaments;
unb zeigt demnach an, worin im Chriſtus glych foe, unb worin unglych.
Das erſt iſt, daß er ſpricht: Ein ieder obreſter prieſter, der us den men⸗
4) verwalteten. *) Geſtändniß, Beyſpiel. 7) Enthaltſamkeit. *) Anſtändigkeit.
. 620 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rates zü Zürich.
ſchen angenommen wirt, dee wirt file bie menfchen gefeßt in den Dingen,
die f9 gegen gott antreffend. Alſo fog oud) Chriſtus cin obrefter priefter:
denn er ftande für unſer fünb ze bezalen cap. VII. 27, da er alſo foricbt:
Dannen har er oud) in die emigfeit heil machen mag die, fo durch jn zit
gott gond. Er iſt allweg lebend , daß er für fo ftanb oder fürmünbe.
Zum andren: fo werde ein obrefter priefter userkiest under den menfchen.
Alſo fye der ewig pritfter Ehriftus von bem himmelfchen vater userwält , be
ee geſprochen bat: Du bit min fun, ich hab bid) Hüt geborn Pſal. IL. 7.
und Dal. CX. 4. |
Zum deitten: fo werde der obreſt prieſter des alten teſtaments u$ dem
afchlecht Levi und nad) der ordnung Aarons erwält. Aber Chriſtus fog us
eim andren gfchlecht , welches das priefteramt' nüt angieng , namlich us dem
ofchlecht Syuba; daran erfehen wurde, bag, fotmat das prieftertum ver-
wandlet wurde, daß oud) das teftament und afa verwandlet wurde: benz
das voll nam verftand des gfabes us bem mund des prieſters. Alſo redt er
baton im VIL. cap. 11. Darzu fo fye Chriſtus nit ein prieftee nach der
ordnung Aarons funder nad) der ordnung Melchizedeks, wie burd) den
propbeten vor im Pfal. CX. 4. arfeit ift: Der herr bat geihworn , unb das
wirt in nit gerüwen: du bift ein priefter in bie ewigfeit nach der ordnung
Melchizedeks. Welcher Melchizedek lang bor geweſen dt, ce Levi geborn
ward. Wie aber Chriſtus Meichizedet nachfchlahe, zeigt er im cap. VIL?.
an: Zum erften, fo bei(fe ee Melchizedek, das. ift, ein fünig der gerechtigfeit;
demnach fo fog er ein Melech, bas ift, fünig zu Salem, das ift, ein fünig
des fridene. Alſo fog oud) Ehriftus der fünig ‚der gerechtigkeit: bann er ik
bie gerechtigkeit, und iſt unfere gerechtigleit 1. Cor. I. 30. Er fog ouch ein
Zünig des fridens: denn er bat zwüſchend gott und uns gefridet mit finem
eignen b(üt und tod „Col. I. 20. Das aber jr gleerten baryn werfend: "Mel
chizedek habe wyn und brot Abrahamen ufgeopferet, darum muͤſſe ouch Gbri-
ftus wyn und brot ufopften, ift vor gnüg berantwurt. Das je aber bent
nach (predyenb: Sunſt [cfenb mie nit, bag Melchizedek üzid ufgeopferet Gab,
if kindiſch: denn Mofes bat hie gnüg gehebt , bag er anzeigt, daß er cin
prieftee des höchſten gottes wär; barus demnach wol vermerkt ward, daß cr
bie boftien, bie andre beiden jren abgötten ufopfretenb, dem höchften gott
ufopfret: denn Melchizedek was ein pricher des obreften gotte$, ce und er
Abrahamen mon und brot fchankt. Darum, fo jr fprechend: Melchizedek
ift ein priefter des obreften gottes gſyn; fo fprechend mir: Das i(t oud) Chri⸗
ftue. Melchizedet hat etwas ufgeopftet; das hat ouch Cbri(tu$, fid). felbs
ufgeopfret. Darnach ift Melchizedeks gfchlecht nit erkannt geweien, ouch fin
tob verborgen; alfo ift oud) Chriftus göttliche geburt nit zu ermeſſen Iſaj.
LIII. 8, und die menfchlich über alíe kraft bet natur und über allen ver
fland der menfchen. Darus nun die ewig priefterfchaft Cheifti ermeſſen mitt;
ouch daß die priefterfchaft nach der ordnung Aarons abaetbon werde: fo gott
bie ewigkeit der priefterfchaft Chrifti nad) der ordnung Melchizedeks geſchwo⸗
ren bab, und nit nad) der ordnung Aarons. |
Zum vierten zeigt er an, bag der priefter des alten teſtaments darım
us ben menfchen userlefen werde, baf er möge mitlgden tragen mit den
ireenden und unmü(fenben; deßhalb er ouch mit blödigkeit umgeben foe, cap.
V.2. Alſo babe oud) Chriſtus unfere blödigkeit an fid) genommen, damit
\
Chriſtenlich antwurt,burgermeißerd unb rates zu Zürich. 621
ec unt verglycht 1 wurde, und in allem trübfal angefochten, daß er mitlyden
mit uns truͤge, und ein getrüwer obreſter prieſter für uns die ſünd bezalte,
eap. II. 17. und IV. 15.
Sum fünften: ber andren, das dft, bee obreften ofaffen des alten teſta⸗
mentes, ſygind vil gemacht, darum bag fo tobs halb nit barre möchtend,
dag nun einer bliben wär. Uber Chriſtus, darum daß er ewiglich wäret, ift
ouch fin priefterfchaft ewig, cap. VII. 24. Sehend ir, wie ed um Chriftus.
prieftertum (tat? bag fein anders opfrends prieftertum ift denn Chriſtus ſelbs?
Von der leerenden prieſterſchaft babenb wir kein zwyfel: denn Chriſtus hat
Diefelben felbg verordnet und yngeſetzt; aber kein opfeender priefter mag nüm⸗
mer mee fon. Denn die peiefterfchaft Chriſti i(t damit underfchiden zwü⸗
fchend der vricfterfchaft des alten teftamentes, bag jene für und für um be
abgangs willen widerſetzt muͤßtend werden. Aber Chriſtus, der allweg blybt,
denn er iſt ein ewiger gott, mag erſetzen nit erlyden: denn er nit abgänglich
iſt; darum zuͤ ſchmach Chriſti reicht, wo man opfrend prieſter hat, die ſich
an ſtatt Chriſti opfren vermeſſend. Iſt denn Chriſtus gſtorben, daß man
jn erſetzen muͤſſe? ober vo hat er bie opfrenden prieſterſchaft ungfegt? Alſo
erfindet (id), daß bie opfrenden prieſter Chriſium weder als ein ewigen prieſter
kennend noch als ein ewig opfer.
Sum ſechsten: fo foginb die obreſten pfaffen (durch den obreſten ſoll man
die ganzen pfaffheit des alten teſtamentes verſton: denn von dem obreſten
kamend die andren all; und was dem obreſten abgſchlagen wirt, das iſt noch
vil ee dem undren abgefchlagen : denn Paulus nennet oft in diſer epiftel om
underfcheid Zepsig und apzzepeig) , ja bie pfa(fen des alten teftamentes ſygind
alle fünder gewefen ; deßhalb (y zum erften für fid) felbs hand müflen opfren,
unb barnad) erft für das voll, cav. V. 3. und VII. 27. Aber Ehriftus Hat
kein mafen der fünd an jm gehebt, darum ec für fid) felbs kein opfer bat
müffen t6ün, funder alles, fo er geopfret Hat, ift allein unfer, VII. 27. Da»
rus nun Harlich folgt, bag wir feinem andren opferpriefter mögind haben,
denn der one find iſt; der ift aber der einig Chriſtus. Und welche die fünd-
lichen opferpfäften ſetzend, die jüdelend und fürend das aaroniſch prieftectunt
wider haryn, welchs one ſchmach Ehrifti nit fon mag.
Zum fibenten: die pfaffbeit des alten teffamentes iſt täglich in ben ge⸗
meinen vorderen tempel gegangen , und ba(e(b(t ufgeopfret. Aber in das in⸗
ner heligeft ort (t fein andrer denn der obreft bingn gegangen, und dag
im jac nun einift, und gar nit one blüt. Welches bebüt hat, daß der einig
Chriftus mit (inem eignen blut ung in dem allerheligſten ort, das iſt, in bent
himmel, mit finem vater verfünet bat: bann wie nientan zu dem bater fom»
men mag denn der fun, ber allmeg by int i(t (und die durch in hinyn gond)
Cyo. XIV. 6; alfo mag ouch nieman ein opferpriefter fon für unfer fünb
denn der einig fun gottes. And das leert Paulus mit groſſem ernſt und
hohen finnen im IX. capitel.
Us denen orten difer epiftel erlernet man heiter, ivie alle opfrende pfaff⸗
heit um je brefthaftige willen Hat müflen tob unb ab fon, bo der emigmde
rend priefter Chriftus kommen iſt; ouch daß kein opfeepriefter nimmer mee
fon mag denn der einift opfrenbe und geopfret Chriftus. Und alfo babenb
9) gleich, ähnlich.
-
Chriſtenlich antrouet burgeemeiferi unb rated zu Zürich.
wir den ewigen vpriefter, in dem je geleerten mit ung einbellig find mit wor⸗
ten befennende, tag er ein emiger priefter foe; mie wol je mit der that ein
anders befchirmend und bruchend. Und ift difer obrefter priefter nit in eim
zytlichen zergänglichen tempel ein priefter, funder an der grechten Des bin»
melifchen allmächtigen vaters; dannen er gmwalt hat über alle gſchöpfden
Hebr. VIH. 1. Des opfers halb wellend wir iez ouch fehen.
Dom opfer.
Zum erſten ift das fürnemft amt des prie(teré, daß er opfre (dann wir
bie allein von der alten opfrenden pfaftheit redend, die aber affe in Chriſto
ufahört hat). Darum ift oud) not, bag Ehriftus ufopfre Hebr. VILLE. 3.
Alſo opfret Chriſtus (id) felbs; und mie er ein ewiger priefter, unabgänglich,
unerfebt ift, alfo ift ouch fin opfer unabgänglich und unerfeht, atfo bag man
. e8 nit widren oder ernümren müf: denn das nüm teftament, das-in dem
opfer fines lydens ftat, ift erbig: bann e$ nimmer mee mag abgethon werden
wie das alt, bas (don hingenommen ift cbr, VIII. 6 ff. Hierem. XXXI.31(;
darum muß eud) bas opfer ewig fon.
Sum andren: die fünd wirt nit verzigen on blütvergieffen Hebr. IX. 7.
Nun werdend aber uns täglich unfer find verzigen durch das blut (bas ik
opfer) Chrifti 1. Io. I. 7. unb II. 2, und Hebr. X. 12. Und wirt aber
fin b(dt nit täglich vergoffen. So folgt, daß fin blüt, einift vergoffen, im Die
ewigkeit aller welt fünd bezalt. — Es folgt oud), daß t6 nit gewidret werden
mag; oder aber das teſtament wäre nit. ewig, das ce enit mit finem blüt
ufgericht hat Hebr. IX. 12. Chriſtus iſt einiſt mit fim eignen blüt in bas
allerheligeft ungangen , und bat ba ewige erlöſung oder bezalung erobret.
Behaltend ung bie bie zwey mort, einiſt und ewige erlöfung! fo wer
benb jr denn üwer, in myſteriis opfren, dahinden laſſen.
Sum dritten iſt klar, dab, wo man in der gſchrift von dem -opfren
Chriſti redt, daB man ba nüzid überall verftat weder fin fteeben. Und Bae
widerum: Wo man von (inem blütvergieflen, fterben unb Inden vebt, werftat
man allweg, bag er damit für uns ufgeopfret i(t, und für unfer fünd bezalt
bat. Hie am IX. 24. fpricht Paulus alfo: Góriftus ift felbs in ben bim»
mel hinyn gangen, daß er da erfchune dem angficht gottes für uns, und nit
daß er fid) felbs oft opfte 16; oder aber er hätte von anhab der welt oft maf»
fen Inden. Nun aber it er in der festen zyt einift erfchinen die fünd durch
fin opfer abzeftellen. Zum erften hörend je bie, dag Chriftus vor bem an.
aficht gottes für uns erſchynt; nit fid) felbs da’ täglich opfret, als jr on grund
redend: funder ift er einift geftorben für uns ein fo tür pfanb für unfer
fünd, baf gott um finet willen ung ewiglich unfer fünd vergibt, alfo erſchynt
er fie uns. Sum andren hörend je hell, daß er fpricht: 9tit daß et fid)
felbs oft opfte: fo folgt, daß üwer in mufteriis von üch ſelbs erdichter ift.
Sum dritten fehend jr, bag Gbri(tum ufgeopfret werden nüt anders ii
weder Ehriftum (terben, fo ex fpricht: Dder aber er hätte oft müflen fterben:
fo folgt, bag Góri(tus nit mag ufgeopfret werden, denn mo er flirbt. Nun
ftirbt ec nun einift (tóm. VI. 10.); fo ift er ouch nun einift ufgeopfret. Zum
vierten fehend jr, daß, wie er in dem (esten aut, das ift, im nümen teftament,
oder in der (esten. welt nun einift fommen i(t, alfo bat er in derfelben einis
gen fart die fünd abgeſtellt. 1. Pet. II.21.24. ftat alfo: Chriftus i(t für uns
oftorben. Iſt er nun für uns gftorben, und ift für uns ufgeopfret, unb
— — — - > uA——— Um u wu ap | COP u PT --
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd unb rated zu Zürih. 623
bat mit. (inem opftz die fünd abgeſtellt, unb bat. fo mit finem fterben abge-
ftelít: fo mug fterben und opfren ein ding fun. Alſo erlernend, wo Chriſtus
flirbt, daß ev da ufgeopfret wirt funft nienen Röm. VI. 9, 10. Cheiftug,
— ber uferftanden ift von den tobten, ftirbt fürer nit, ber tob beherrfchet in fü⸗
rer nit: dann, bag ee um der fünden willen g(torben ift, das it einift bſche⸗
ben. Sie febenb ir, bag et, einiſt bon ber fünd wegen .aftorben, iro jr kraft
genommen hat. Warum wellend je denn jn fürer machen fterben,- fo er nit
geopfret wirt, denn wo er ftirbt?
Zum vierten find bie opfer des alten teftamentes darum mibergenommen, ?
baf es unmöglich . was, daß die confcienz. durch fg gereiniget und ruͤwig
wurde. Hebr. X. 1 ff. So aber Chriſtus, für ung geftorben , unfer confcien«
zen rein unb des ewigen heils gewüß macht, ale ec fpricht Joh. VI. 35:
Welcher zu mie kummt (dag ift, welcher mich ergryft zuͤ ſinem heiland), bert
wirt nit bungeren ; und welcher in mich vrertruwt, den wirt in bie. emigteit
nit dürften: fo folgt, daß ec nit mee denn einiſt foll oder mag ufgeopfret
werden; oder aber er wurde den breſthaften hoſtien verglychet, die man im
alten teſtament widren? mut.
Zum fünften: ſo kummt die nüre des einiſt erlittnen todes Chriſti babarj
daß der prieſter Chriſtus ein ewiger unabgehnder priefter it: dann ec ift der
ewig gott. mit bem vater unb heiligen geift, von bem. gnüg vorgeſeit it in ſiner
priefterfchaft. Darnach oudy, daß das opfer eben derfelb ewig gottes unb
Mariä der. ewigen. jungfrouwen fun if. &o nun ber für ung geopferet,.
der ewig gott ift, fo ift auch bie fraft (ined opfers ewig. Denn ginch, burd)
ben alle menfchen gefchaften find, durch denfelben find wir ouch alle miberunt
zu Eindren gotte$ gemacht. Das bebüt Paulus cbr. IX. 13, 14: &o bag
blüt ber (tiere und böcken unb bie äfchen der kuͤ, angeſprengt, die vermas⸗
geten fübret ober ‚heiliget zü reinigung bed. fleifche; mie bil mee wirt das blut
Chriſti, der (id) ſelbs unbefleckten durch den ewigen geift gott ufgeopferet bat,
uunfere gemügne reinigen von ben tobten ‚merken ꝛe. Der ewig geift, von dent
bie (tat, ift fein andrer benn er felbe, der emig gott, durch den ift Ehriftug,
bas ift, durch fich ſelbs, ufgeopfeet; fo ift ouch das opfer ewig wärend. Denn
er hat, ale am X. 14. (tat, mit einem opfer die frommen alóubigen in die
ewigkeit usgemacht und gebollfommnet, ale gítd) barbor (tat: Wie find in
finem willen geheliget durch das opfer des lychnams Chrifti, ber einift uf»
geopfret if. Ouch ftat im VII. 26, 27. alfo: Uns ghört ein fólid)er obres
ſter prieſter, ber. Helig, one alles übel,. unvermasget und von den fünderen
abgefchiden was und höher bann die himmel, der nit täglich müßte wie
die obreften priefter zum erften für fine fünd, und demnach für des volfes,
opfer ufopfren: denn et hat das cinift gethon, (id) ſelbs ufgeopfeet. Sehend
jt lieben gleerten, was wellend jt hellers hören?
Summa.
Das nio teffament, das ewig ift, mug mit dem emigen bluͤt Cbrifti
gemacht und ufgericht werden.
I. Das blüt Chriſti nimmt unfer ſünd hin: dann die ſünd wirt nit on
bluͤt hingenommen.
1). wiederholt. erneuern.
624 — Gbrigentid) antwwurt burgermeiſters unb rated zü Zürich.
II. Nun wirt das bluͤt Chriſti nit mte denn cineft ufgeopfeet: tem
es iſt ein ewig bit. |
. IH. So folgt, daß das eineft ufgeopferet bluͤt Chriſti in die ewigbdi
wäret, unfer (ünb ze bezalen.
Zum andren.
1. Chriftus wirt allein ufgeopftet, ba er ſtirbt, (obet, fin bluͤt vergüft;
iſt alles eins,
II. Chriftus mag nümmen fterben, Inden, fin blüt vergieffen.
IH. &o folgt, bag Chriſtus nümmer mee mag ufgeopferet werden,
funbee er waäret, eineft ufgeopferet, in ble ewigheit, aller meníden fünd ji
bezalen. Iſt alles vormals rychlich bemäret.
Die find die grünb des Iudene und opfers Chrifti, bie Paulus in diſer
epifiel usgeftrichen hat. Da aber jr alles, das uf die opfrenden pfafibet
des alten teftanıentes geredt. wirt, uf die iezigen irrigen pfaffbeit ziehend,
und da jr fo ſtark fehend zum vierten mal (ton, bag. Ehriftus nun endi
ufgeopferet ſye, und nit mee denn eineft hab mögen ufgeopfret werben: da
erdenkend je andre mort und meinungen, fprechende: Wir opfeend jn is
myſteriis. Wo hand je be grund im göttlichen wort? &o fallend jr
denn an üwer kilchen: ja biefelbig halte e$ alfo. Und merfend fir unb fir
nit, daß bie kilch, das i(t, volk, gottes it, die bem gottswort lofet, unb nil
bie ein wort us je felbs machet, und demnach dasfelb für gottes tort tt
Eouft. Denn das gottswort macht die fien, und bie Eilch mag nit hd
gottswort machen. Ouch forechend je eineft: die kilch opferet; anderf:
dee prieſter opfeet, und zum (esten. fallend je dahin: dag Chriftus fid) ſelb⸗
ufopfere. So müßte er vi unmüß haben, fo er fid) alle mat im himmel
ufonfrete, menn ee bie von den prieſteren, als ſy beemeinenb, geopfret wurd,
jed) nach üwren worten in myſtertis. Und thuͤnd ſolchs one grunb bd
göttlichen wortes, oud) one grund uwerer leereren. TN
Doß jt demnach für den lezten puncten die (eerte haryn ziehend, M
e$ für ein opftr gehebt babinb, ift zum erften nit unfte meinung, üzid 1m
dero wegen ze antwurten, als ob fg etwas ba geltind, ba fg wider das bel
wort gottes find (als oud üwere vedyt anzeigend) , funder das anzezeigen ı def
etlich under inen bif facrament ein opfer nennend, glych wie wir nod) bib
bytag ben tag der urftände und uffart und andre nennenb; nit daß Cürifit
mee uferfiande und uffare. Das wirt oft im Xuguftino erfunden. 2
nach mwellend wir üch ouch anzeigen, das je etlichen zügefchriben banb, bd
(id) mit einem wort nit erfindt.
Bon Dionyfio wüflend je wol, ob er der foe, den Paulus zu Atın
bat zum glouben fert, u$ den annotationen Erasmi. ber one den I
Iefend den Suidam in Dionyfio unb Hieronymum de viris iüuftribufi
fo werdend je in erfanntnuß des Dionyfii ungefürt. Von Syrendo fogmd
je, aber je zühend fine wort nit harfür. Tertulliano tbünb je gwalt M
allen den bücheren, be corona militis (warum band je in bifem bud n!
befehen , was er bon den góten oder bilden haltet, do je doch die leerer bo
bend haryn gezogen?) de velandis birginibus, Ad urorem Libro II. Dem
als wenig, als der tag bie nacht ift, nennet er bif. facrament ienen cin onftt-
ie babenb je dann ſolchs ie gdören fürgeben im namen eins herren DH
zuͤ Eoftenz? Lefend aber Auguftinum in der vorred des Pſalm IV: 6
— — — — — —
- — — 0 N -—A- 0 -— — — — — — — ——
Chriſtenlich antwurt burgermeiſters nnb rated zü Zurich. 625
traetatu in Jsannem unb darnach 48. und Tertullianum abverfus Mar⸗
cionem libro I. Origenem in Matthäum homil XXXVI. Chryſoſtomum
ad Hebräos homil XVI: fo werdend jr erlernen, mas verſtands ſy von
diſem facrament habind, ungeacht was ſy an andren orten ſchrybind.
Bſehend ouch, wie wol jr daruf aſehen habind von dem vapſt Gelaſio
ſprechende: Diſer papſt bat den canonem in ein ordnung gfeßt, bie wir noch
bruchend; fo bod) Gregorius nach jm geweſen, das Dies noftro gemacht,
und das Pater noftee gn das ort, ba ed iez gebrucht wirt, geordnet, unb
Gregorius II. das Intra quocum nos confortium, und Cergius bas Agnus
der Hinzügethon habend, iod) nach üwer fchenberen anzeigen. a)
R
a) Ucher die Beugniffe von Kirchenlehrern, welche angeführt werden, fagt die
hriftliche Unterrichtung: „Daß bif hochwũrdige ſacrament nit allein ein widergedächt⸗
mug oder teſtament fog, ſunder ein factificium, ein opfer, bezũgend die fuͤrnemen
chriſtenlichen leerer einhelliglich allſammt, als vil jrer in griechiſcher und latiniſcher
kilchen von den apoſtlen har über die bibei geſchriben habend.“ — Nun werden eine
Menge angeführt, und dieſe Zeugniſſe mit folgenden Bemerkungen begleitet: „Nit
daß wir das hochwürdig ſacrament ein opfer ſyn gloubend, darum daß ſy es geſagt
habend; oder daß unſer fundament in dem oder andren artiklen uf jnen ſtandind.
Nein! unſer fundament iſt die heilig gſchrift, welche aber die leerer chriſtenlich und
recht (glych wie wir iezund) verſtanden und usgelegt habend. Aber darum ziehend wie
fg ſammt der gſchrift an:
1) Daß das hochwürdig farrament zu jren zyten in griechiſcher und latiniſcher
kilchen allenthalb für ein opfer ze halten gegloubt und gebrucht ſyg, und deßhalb
en grund geſagt wirt von den meßfgenden, daß die irrigen pfaffen erſt in 100 oder
509 jaren von jres gyts wegen ein opfer darus gemacht habind; fo bod) offenbar ift
«u$ jrem ſchryben, daß es von den apoſtlen har alſo an uns kummt.
2) Ziehend wir fy an für zügen. Dann wir achtend , itt gloſſen unb uslegung über
die Heilig gfcheift foll als vil gelten als bero, die zu unfern zuten fid) unberftonb
die bibel anberft ze gloſſi eren und uszelegen, denn ſy von den apoſtlen har von keinem
chriſtenlichen leerer ie gloſſiert und verſtanden iſt.
3) Für zũgen der kunſt balb: bens nieman, wer ächter fee bücher, fo fo us gus
— des heiligen geiſts zu chriſtenlichem verſtand der bibel hinder jnen gelaſſen
abend, hört leſen ober list, mag e$ widerſprechen, daß ſy (oud) hindan geſetzt je
heilig leben) als gleert foend afon, hebraiſch und griechiſch als wol habind verſtan⸗
ben; diewyl od) etlich us jnen geboren Griedyen fyend gſyn; auch daß die Bibel in
bebraifcher, geiechifcher und latinifcher zungen dozemal als wol emendiert und corri⸗
giert gſyn, als (id) zu unſern zyten immer erfinden wirt. Wie und mo iez hebraifch
und griechiſch gleeret wirt, iff offenbar; fonderlich des hebraifchen halb ligt am tag,
baf e$ von den Juden gleert. wirt, von ben fyenden des krũzes Epriftit Go fragend
wir ſy bennod) , wir gloubend jrer verbollmet(d)ung und uslegung, als 06 fu nod) das
userroält volt fogind, und den geift gottes hättind, bie gichrift allein recht verftändind sc.
Und darnebend der lichen, ftommen, heiligen, erlüchten leerern und feribenten, der
geoffen liebhaberen und fründen unſers chriſtenlichen gloubens, verſtand unb uslegung
(mie wir leider zu unſer aot von vilen frefenlich hörend), wirt verſpottet unb verworfen :
es iſt menſchentand; ſo, muͤſſend geirret han. Ob das chriſtenlich ſye, und mit
der P unſerm glouben zu gutem dienen werd: gebend wir allen chriftenherzen zuͤ
'ermeflen.
4) Gfou6enb wir jeem verftand, gloffen nnb uslegung Über bie gſchrift, bo fg
ſchrybend wider die eher: warum follt inen denn in dem artikel, betreffend das
hochwũrdig factament, nit oud) gegloubt werden? Iſt fe gloß uno derſtand (n diſen
Zwingli's ſaͤmmtl. Schriften I. Bd. 40
626 Gheißentich antwurt burgermeiſters und rates zü Zürich.
- Die Testen underfiänd ,* bie je aber thuͤnd mit den werten Ehrifti, def
er verbeiften hat by uns ze blyben bis zuͤ end ber welt 16, und bemnad
darus ſtrytend: hätte man geieret fo ift nit je glouben, daß gott (olde
irrung fo lange geduldet hätte, find bor Langeft berantwurt. Daum Chri⸗
ftue hat fin kilchen nie verlaffens ee hat ouch die irrung in fin Pide nie
laſſen kummen. Welche i(t aber fin fid)? Die fin wort hört. Dieſelbig
bat bif facrament nie für fein. opfer gehebt, als jr eigentid) in den vorzeig⸗
ten leereven ‚Anden merdend, und in der ganzen gmein des chriftenlichen volle,
das fid) nie darfür gebebt bat, ſo es big facrament brucht, ba es ibi
opfere; bie alfo us munberbarlid)em urteil gottes berbüt find, bof ſy
bierin feinen nut& ober wücher gefücht; ale aber die geiftlichen gethon bo
bend, barum, als zu beforgen, zu eim opfer gemacht, bag es jnen um len
berdingt wurde ac opfren. Und thuͤnd ung fchlechten (agen. nit met beau
fo vil 3e gütem, bag je uns anzeigind, ob bod) Ehriftus bif ſacrament
zwürend babe yngeſctzt, einift den layen unb andreft den pfaffen! fo ud
aber das nit. möglich ift, warum beuchend jrs bann andreft, denn Chriſtu
bat yngeſetzt? Alſo (inb one zwyfel und forg! Chriſtus verlaßt fin voll, ſu
litchen, fine fchaf nit, wirt (n emiglid) wufen, fürbeingen? unb. figbaft me
chen; und obalych aller gwalt der Höllen wider fo ftan wirt. . Das sil
et zu unferen zyten wol an, ba ec fin wort fo klar und unilberwindlih
offenbart. |
Der hebraifchen leer halb ift by uns nieman, bee von den Juden (cmt
bod) ift üch wol ze müflen, daß üwre eigne recht zügebend, daß man um
der zwifpalten willen, fo (id) im alten teftansent begábinb, den hebraiichen
zuloufen foll, wie. vor angezeigt ift. Das bat oudy der belig Soicrongmuf
gerhon , felbs von den Juden geleenet und ander meer; ait bag die unſeren
üsid von jnen eriernind, bann by uns in keiner nähe feine. Sube. ft
die üzid fürnems? vermögind in ‚hebraifcher ſprach.
Der leereren bald, die bie Leer überwunden hand, find je angfthaft
daß, wo man’denen in difem (tud, daß die mef ein opfer foe, fiit gloube
fo werde das ouch brechen, das (o wider bie ketzer erobrei hand ze. Ein
* t .
onc forg! Alle ketzer, die ie Übermunden, find mit dem. gottswort überwun
den nit mit ben morten ber menſchen, mie algext. fo joch geweſen lhaind.
Und habend fo bie ketzer mit dem gottswort nit überwunden, fo iſt jr M
d » d , 2-7 .
1) Einwürfe. — 9) fördern. 5) vorzũgliches. |
unb andren artiklen menfchentand: ſo muͤß ie folgen, daß im jren artiffen wider Ui
ketzer ouch menfchentand gſyn; unb damit find fchon wiberum lebendig und eet
alle ketzerven, welche bod) mit groſſer máj unb arbeit von difen leerern, concilii und
der kilchen find usgerüt und hingelegt worden. Das wär aber chriftenlich gehandklı
ee man der heiligen leerer uslegung verwürfe, oder ein. troum unb menfchentaud hielt,
daß vorhin wol und ermftlich die tert durch die gleerten beſichtiget wurdend und = |
meſſen, ob jr uslegung bem text giychfürmig oder wider wäre. Misdann wär Kl
zwofel: e wurd zum. öftern mal funden, daß je uslegung bem tert als gemäß wi
oder. meer denn dero, „die fi) des geiſts vil berämend; such murb alfo nit citt ich:
lichen fin frefel und mütwill, in ber gfdrift ze grüblen, geſtattet; es wurd "d
alsdann meer einigkeit chriſtenliches verfiands in der gfcheift fon, denn wir fre
für ougen fehend.“
|
Ehrifenlich antwunt burgermeiſters und rated zü Zürich. 627
falſch: denn gott it, der uns allenthalb fiabeft macht in Chriſto 2. Cor.
II. 14. un, babend wir das gottswort allweg, fo mögend wir oud) bat.
ſelb aupes bruchen, unb mit jm alle gottefyend beſtryten, nit mit menſchen⸗
leer, a ' |
Beſchluß.
Demnach, hochwürdiger, gnädiger here! wellend wie 11. G. unſers glouben⸗
rechnung gern und guͤtwilliglich geben: Daß wir das göttlich mort über alle
wort haltend , denn dasſelb allein heilig , ftuf, ewig, on alles felen if. Darus
nun folget, bag alle bie, fo aller unbetrogenlicheft faren wellenb, dem allein
anfangen föllend; fo mögend fo nit verfürt werden. Wir find oud) gwüß,
Daß der verftand des göttlichen willens unb wortes nit von menfchen kummt
funder bon dem göttlichen geift bar: dann das göttlich wort nit vom men
fchen hargebracht ift finder von gott, in deß gwalt man alle berftändnuß
ergeben und gefangen legen müß, und in rechtem warem glouben in in ver⸗
- trumwen. Denn, als der vrophet fpeidyt, je werdend nit verfton, je aloubinb
denn. Go ift offenbar, daß der verftand des göttlichen morte$ nit von wys⸗
heit der menfchlichen vernunft kummt; wirt ouch von den wyſen bifer welt
nit ergründt, als unfer lieber here Jeſus Chriftus felber geredt at; batum
wir aller leereren mort dem göttlichen wort underwerfend, und Das adttli -
wort nit us unferen köpfen ermeflend, ſunder deß verftand us jm (elo eve
lernend mit glöubigen forchtfamen herzen. Denn gott redt felbs: Allee,
das jt bittenbe begeren werdend, fo bertrumenb! fo werdend jes empfahen.
Und Jacob heißt uns in vertrumen one zwyfel bitten. Uf das bittenb wie
in allen predigen gemeinlich mit einander, daB gott fin heilig ewig mort
uns armen menfchen offnen, und bie irvenden widrum an den vechten wea
wyſen welle. Aber bishar hat uns nieman fölcher geftalt underricht, daß
wie nit eigenlich fehind im göttlichen wort bit einen höheren heiligeren finn
erfchunen , denn alle menfchliche wysheit fürgebe , die (oe wie kluͤg fy weile.
Der unfichtbar gott will nit verbilder fon; bie menfchliche wysheit beredt
(ib felbs, ſy neme andacht von einer fichtbaren biftnuß, fo bod) göttlich
erfanntnuß und liebe allein von gott fummt, und die höchften fründ gottes
nit ab gemälden oder bilden funder ab dem wort gleert und bericht wor»
den find; nit ab dem wort, das in den oren ertönet, funder ab bent, das in
bent. herzen fid) kundbar macht und es befikt, das allweg nad) it im her»
zen und mund, als gott (prit. Darum muß alfe menfchenvernunft bie
a) Enriftliche Unterrichtung: „Obſchon der meß und andrer artiffen halb, den
gleuben beruͤrend, welche die gemeine kilch in fe langwiriger groonbeit und fletem
bruch Hat gehebt, fein gſchrift uberall für augen umd für handen wär, wit ouch nit
alle ding usdrudlichen explicite gefchriben find; oder fein ‚bewärter leerer nie darfür
oder darwider gefchriben Hätte: fo Tollte dennoch unſer müutte, bie allgemeine fid
(eeciefla catholica), gegen jren yngelybten, jren Finden, tant anctoritati$, eines fols
chen gloubens fon, daß jt srönung, fa&ung und ceremonlas, fe fo us unforechung
gottes, des heiligen geifté, jres unverfürenden gubernators, bishar gebrucht bot, (ib
fo lychtlich nieman underfton felit ze wibderfechten, verfpotten oder verwerfen, damit
fe nit urſach hätte gegen fofdyen fib je beflagen und ze fprechen: gilios enutrivi et
eraftaví, ipfi autem fpreverunt me.“
628 Chriſtenlich antwurt burgermeiſters unb rated zü Zürich.
abfton und wuchen. Dann gott will unverbildet fon, und ung die abt nit
geflatten: dann fo ein meg find bon gott an bie create. ae füren; das ik
klar und richtig, gott geb- was der menſch fag. Alſo oud) von bem (aco
ment oder teítament des Indens Gbrifti. Das bat gott nit für ein opfer ym
arfeßt: denn er i(t ert bo geopfret, do er (tarb, unb ift aber big ſacrament
am nadıtmal bor finem tod ufaefebt; funder für ein ewig teftament, taf
alle, die gloubtind, bag Chriſtus Jeſus für fo den tob am Erüz erlitten
hätte, fich under einander für bruder Hieltind, und für ein Iychnam Chriſti,
deß hount er felbs ift, und zu erfanntnuß ſölcher einigbeit fid) ouch mit cim
ſaerament, teftament oder ſichrung Init einanbren vereinbartind. Alfo Gat tij
teftament der heilig Paulus verfianden 1. Gor. X. 16, 17: Iſt bas trank der
benedyung , das wir benedyend, nit bie gemeinfame bes blüteg Chrifti? und
das brot, das wir brechend, nit bie gemeinfame bed, Inchnams Chrifti? dann
wir, die menge, find cin brot, ein Iychnamı: dann wir witteilend all von
einem brot. In welchen morten. er (agent will: bag alle, fo fid) mit dem
bluͤt Chriſti abgewäfchen fun gloubend, ein gemeinfame des gloubens halb
ſogind; desgiuchen oud), fo fy giycher meinung fugind, baf Chriſtus für [y
den tob erlitten hab, fo (nginb fp die gmeind, die des Inchnams unb tM
Eheifti teilhaft (9e; und barum ſygind fo ein brot unb ein lychnar,
bann fu mittellind mit einandren bon einem brot unb mon. Gind net
Pauli. So fummt hiegegen der men(d) und fpricht, es (9g ein orc,
aluch als ob Chriftus Jeſus einift geftorben und geopfret nit. im die etie
heit bod), tür und wert gnüg foe für allee menfchen fünd ze bezalen in ie
ewigheit, der bod) der ewig gott it. Us welchem gefolget iit, dab allt
houptlaſter, wuͤcher, ecbrudy, todfchlag, verraͤtery zc. fi vertröſt babnb
in difem Opfer heil und verfünung ze finden, barburd) (9 bemnad), den opfer⸗
pfaffen einen teil jres roub$ unb nam mitgeteilt, bis bag bie rychtag der
geiftlichen alle rychtag, die uf erden ie geweſen find, überteoffen babenb; und
find die fünder nüt deß minder by jren anfechtungen und fünden bliben,
glychſam (n fürhin zimmlich* foginb. Aber das göttlich mort halt folis nil
in, funder sil ein bóbers unb heiligerg, weldyes ouch die glöubigen coníciti:
zen vil mee. verbefret und nach gott geftaltet. Chriſtus bat alle (inen vr
trumten oder glöubigen nit allein mit im felbs funder oud) fg under ein⸗
anbreg wellen vereinigen, daß fü num einen geift, liebe und gmuͤt zeſammen
hattind, als ev foricht Job. XVII. 11: O heliger vater, behalt fp, die du
mir geben haft, in dinem namen, ba fg eins fogind wie wir. Und bo0
darnach: Ich bitt ouch nit allein für fü (bas ift, für bie jünger, die dogmal
* by jm warend) funder ouch für die, fo durch je wort in mich glouben
werdend, daß fü alle ein ding foginb, mie du vater in mir, unb ich in dir
daß oud) fy in ung eins foginb. Hie fehend wir die einigbeit, die Gbriftul
will zwüſchend uns under einanbren und in jm fom,. daß, mie alle (int
glöubigen mit finem tod erfouft und erlöst find, fp ouch bannetbin gl0d
als ein Inchnam, ber aber alle glider einhelliglich begryft, einbelfig we
. tjnb, unb itber des andren brüder; darum daß bie bimmelifd) geburt, dA
uns Chriftus fün gottes gemacht hat, uns vil türer unb härter zemmen
, bunde bann die lyblich. . Und fülche einigheit under den chriftglöubigen zu
A) geziemend, erlaubt.
fl
5
Chriſtenlich antwurt burgermeifterd und rated zu Züri... 629
beftäten , Bat er, ee und er in'n tod aleng, ein gmaͤcht oder facrament ufgericht,
damit wir chriften ung ewiglich zefammen pflichtind gegen einandren, and)
wie ung Ehriftus mit gott verpflicht hat: daß alfe die, fo (id) erfanntind mit
bem Inchnam und tob Eheifti erlöst (9n und mit (inem blüt abgewäſchen, fid)
zu urkund fölcher that unb widergedächtnuß, oud) zu einer pfliót, bag fy
ein lychnam und gemeine brüderfchaft fon mwellind, in diſem factament mit
einandren vereinbarind, bag, mie Chriftus (id) für ung geben Dat, fid) oudy
ein ieder für finen brüder als für fin glid an einem Inchnam bingeb, für⸗
Rande, erlöfe.. Diß it alles gründet in den mworten Cbrifti und Pauli
1. Cor. X. und XI. Wo nun bif facrament by allen chriften zu fólem
fürnemen für und für gebrucht, wäre eim ieden alib ober brüder ein grüwen
gſyn (inen brüder ze übernieffen, (inen gmahel ze eebrechen, in se tod ſchla⸗
ben oder verraten, fo er in dem pflicht, das Chriſtus yngeſetzt bat, fid)
offenlich mit im verbunben hätte; unb mo er fölchs übertreten, hätte er das
facrament , bas ein ftät peridben i(t, daß Ehriftus für ung geftorben ift, zu
einer verdammnuß geefien und trunfen. Dann welcher bif facrament nüffet,
der fünbt ud, bag er gloube, daß Ehriftus Jeſus den tob für in erlitten
bab. Und fo er dag mit (inem breüder ißt, unb der brübre mit jm, verzde
gend ſy beed, bag ſy erlöste Linder gottes find, und befbalb finblid) unb
beüderlich mit einandren föllind (eben. Darum es Paulus fónoniam
nennet, das ift, ein gemeine bereinbarung. Und welcher bip ſaerament ſoͤl⸗
cher aftalt nit brucht, der ift und trinkt jm felbs ein verdammnuß. Ja fo
wie big facrament in fölcher meinung hättind gefürt,? wärind alle Lafter
minder under den chriften ufgangen, weder fo man es für ein opfer usgeben,
daran die lafter ein ſchirm gefücht habend. Denn e$ gar argwönig ift, die
pfaffheit foe, wie gleert und helig fy melle, geweſen, bag (y e$ für ein opfer
usgeben, unb aber daby (id) felbs für ben onfrer dargeftellt, und sutlichen
gnuß barum genommen, und aber darnebend des gemeinen cheiften bruch
nit für ein opfer, wiewol e$ nun einer ordnung ungefeßt iſt, aebebt hat.
Serum, G. herr, foa imer arbeit gedanket, bero wir, fotmal fo nit ftärker
im göttlichen mort gegründt, mol hättind mögen gerüchen: ? denn, hättend
wir wider das wort gottes wellen menídyenfeeren. hören, mdre ung der
meinung ümer$ ganzen büche ghein mangel gemwefen: dann mir de der meis -
nung find dem hellen mort gottes unabgelaffen nadjsefummen, fo bil gott
gibt, und alles, fo (íd) darwider ufgericht bat, mit gottes hilf widrunt abze⸗
brechen; nit us unferen funder us aotte$ rat und kräften. Qd dem wie
ung gwüßlich verfebend, er werde, das er angefangen hat, 38. eet und (ob
fines namens vollenden. Im foe (ob und dank in die ewigheit gefagt! Amen.
fl. G. ſyg oud) hie fammt iren gleerten gebeten, daß je nüzid anders von
uns hoffen welfind, denn, zu welcher ftund man uns mit dem göttlichen
wort erwyst unrecht berftan, daß mir ung bom iretum geen wellind laſſen
wyſen; daß mir aber menfchenleeren annemen wellind, bie richtig mit
dem gottewort ſtrytend, meinend wir nit allein uns funder allen chriſten⸗
menfchen fein$ wege gezimmen. Vernem U. ©. alles im beften! Desgiy-
1) geũbt. 2) überhoben feyn.
630 — Ghriftenfid anwurt burgermeiſters und rated sa Zuͤrich.
den ouch je gleerten, mit denen wie oft in funberheit geredt habend! umb
wo jr meinend dd) unbillich geſchehen ſyn, zeigend das mit offnung üwe
namen! wellend wir gebuͤrlich antwurt geben. a) Sygind hiemit ſamm
anferem gnädigen herren bevor gott befolen! Geben Zürich x. 18. tagt
augufti nad) der unbefledten geburt unfers heilande Jeſu Chriſti im
MDXXIV. jar.
| a) Die „chriftliche Unterrichtung“ fchließt mit der Ermahnung: bas Opfer be Ref
wicht zu unterlaffen ader-abzuthun, ober dieß jemand zu geitatten; ans Schuldigkei
darob zu Halten, daß die alten Stiftungen und letzten Willen (von Kaifern, Deren,
eud) ihrer , der Zürcher, Altvordern), fo fid) auf die Meß beziehen, durch die
Vriefterfchaft Halten und voufteeden zu laſſen. „Daran werdend je thün, das ba
abgeſtorbnen troöͤſtlich, Ich und Ümweren nachkummen gegen gott und der welt ! ufa,
irſchießlich unb unverwoslich wirt fon.“
v
] 631
Der —birt
wie man die waren chriftenlichen hirten unb. widerum
bie falfchen erkennen
ouch wie man (id) mit jnen halten fölle
durch Huldrych Zwingli beſchriben
im MDXXIV. jat.
| E. et Hir t | j
Die ben. Gelegenheit der letzten Disputation. an die gefammte
Chriſtenheit gehaltene Predigt Zwingli's erbat ih Jakob Schur⸗
tanner, Pfarrer zu Teufen im Appenzellerlande, durch Vadian;
und 3wingli, fowohl um bem Appenzefifchen Reformator ein Foͤr⸗
derungsmittel in bie Hand zu geben, als auch überhaupt feine Vor⸗
ſtellung von der wahren Beſtimmung, ſo wie von der Verderbniß
bed geiſtlichen Standes oͤffentlich bekannt zu machen, entſprach gern
dieſem Wunſche durch den Druck dieſer, ohne Zweifel ſehr erwei⸗
terten, Predigt. In einem Briefe an Vadian (28. Maͤrz) bedauert
e$ Zwingli, daß ec feine Schriften nie recht ausarbejten koͤnnte, weil
ec immer zu ſehr gedraͤngt ſey. „Noch nie konnte ich eine heraus⸗
geben, bie ich vollendet gehabt hätte, ehe ber Druck anfing; daher
öftere Wiederholungen , Auslaſſungen, weil ich e$ früher (don ge.
ſchrieben glaubte.“
Bon diefee Schrift find bem $etaudgeber zwey Ausgaben zu
Geſichte gekommen, welche beide bey Froſchauer gedruckt worden.
(Uſteri Bat nur eine verzeichnet.) Sie find auf dem Titel nur dadurch
verfchieden , ba in a der Altern das Wort: „Hirt“ mit großem, in
b der jüngern Ausgabe, dasfelbe mit einem Anfangsbuchitaben ges
brudt fieht. Son find fie fih, auch in der Verzierung, auf bem.
Titel ganz gleich; a bat die Blätter der Zufchrift mít be(onberm Eus-
t08 bezeichnet; b mit a — f forigehend; a hat 9, b 9v, Bogen
in 40. Die Rechtſchreibung ift in b weniger abbrevirt. Diefe neuere,
bey Uſteri verzeichnete Ausgabe enthält aber einen wichtigen Zuſatz.
A bat nur einen „Beichluß an bie falihen;“ b aber auch einen fol
chen „an die getreuen Hirten“ gerichtet. Go haben wir hier gerade
eine Beftätigung deflen, was Zwingli an Vadian fchrieb. Gwalters
Iatinifche Weberfegung in Opp. I, 283, a — 304, b Bat nur bai:
jenige, was die Ausgabe a enthält; er kannte hiermit b nicht.
632 ‚Dee. bit,
Jaeobo Schurtanner Eeraunelateo
biſchof, das ift, waͤchter unb hirten zu Tüfen in Abbtzell a)
ſinem lieben in gott bruͤder embüt Huldrych Zwingli
Gnad unb frid von gott, bent vater, unb finem fun, unſerem herren Seu
Gbrifto! Beliebter brüder! Als doctor Joachim von Watt, der molfónnant!
Ind» und feelenarzet , der nit allein bee Loblichen ftatt (ant Gallen unb gan
zer eidgnoffchaft funder allen chriften zierlich unb certi, * aum legten by
mir gemwefen ift: hat er mich von dinetwegen um die prebge gebeten, die id
uf lest gehalten g(pedd) uf Simon und Judastag mit gott zu den bie
- fen, birten oder wächteren gethon hab. Wie wol nun min fürnemen, eine
wyl? nüt$ ze fchriben funder diſes halb jar ganz in gegeneinander (eben* tdt
bebraifchen , geiechifchen und Latinifchen alten teftamented ze verzeeren; b) hab
sch doch weder im noch dir daib können abfchlahen. Und wiewol ich (pite
kumm von cil feltfamer mwinden wegen, die bif jar unverfehner , weder gno
if, 9n&ar fallende mich se land fare verhindret; c) kumm ich bod) zum
legten, aber gänzlich nit mit (o vollee hand, als id) gern Piimmen willt
Denn, als bu wol weiſt, wie Hieronymus von Herma bezügt, baf bei
gricchifcher fprach ein büd) gemacht und den hirten genennet, das gar m
by den alten chriften verwänet fye:°d) alfo hab ich oft gewünſcht, baf m
barfür träte (fo doch zu bifee apt fo bi( gotteförchtiger und geleerter mir
ner), der ung denfelben abgangnen birten widerum mit warer trüm erfogk;
damit ein ieder rechte hirten vor den falfchen erkiefen möchte. Und (t
gheiner harfür kommen , bin ich fo frefel® afgn : dann ich , wiewol unmif-
Lich,” mit Paulo oud) wagen darf 2. Cor. XI. 6, und föliche und»
ſtanden. Nun ift e$ fchlechtlich geraten, e$ wirt aber villycht beg mer frucht
bringen: denn gott bat ein luft daran, daß er die wyſen unb hoben ding
diſer welt mit den fchlechten und blöden überwind. Alſo mir( bu in dem
seiten teil bie farwen und gftalt eins rechten hirten finden mit gwüſſer ge
ſchrift usgfteichen. * Welche warlich nit ein Iuftbarlich reizung des feiiht
ift, funder ein ewiger unabläßlicher ſtryt mit allem fleifch, mit pater und
müter 2c. mit jm felbe, mit allem hochmuͤtigen gwalt, mit allem, das nit
mit gott dran ift. Daran wir wol fehend, daß fölichs ſchwer dmt unbefcdt
*) geſchickte. 3) zur Sierde und Ehre gereicht. >) einſtweilen. *) Mergleichung.
€) in Achtung fiche. ©) fühn. Munwilfend, mit meiner geringen Weisheit. 9) dargeſtell.
a) Jakob Schurtanner (latinifirt Ceraunolateus) war ſchon ein alter Manz,
als bie Reformation begann. Er ward ihr eifriger Freund unb. kämpfte für fie ge
gen Theobald Hutter, Pfarrer zu Appenzell, und Mag. Safo6 Schenkli,
Pfarrer zu Hundweil. Im Jahre 1525 bekamen die Wiedertäufer die Oberhand In
feinee Gemeinde und bewirkten feine Abfehung; bald nachher ftat ex. Sinmlers
Urk. T, 1, 121. 133.) b) Mit Ceporin, den Zwingli zum Profeſſor der hebräl:
ſchen und griechiſchen Sprache berufen hatte, und ven dem er erſt gu vertrauter De
kanntſchaft mit der hebräifchen geführt ward. (Miſc. Tig. III, 347.) Wahrſchein⸗
lich meint pier Zwingli die Vorbereitung zu der im folgenden Jahre eingeführten
Prophezey oder den von unb für bie Gelehtten gehaltenen Auslegungsfinnden i
Chor des Orofmünfieté. c) Der Stimm, der von den Eidgenofien im Anzug vt,
Deren. Gefanbte den 21. März nad) Zürich famen, um von der Sieformation ofi
mahnen; die beforglichen 8tegungen der Wiedertäufer und (pre. Mermehrung a 4
d) Es Hatte das Anfchen eines apoſtoliſchen Buche.
Der hirt. 633
verwalten nit des menſchen funder göttlichen kraft iſt. Im andren teil wirft
ouch die falfchen wolf, bie fid) under dem fchaffell verfoufend, fehen mit jeent
gbiß unb Hawen tan, die das fchaffell nit vetbeden mag; wirft oud) taby
empfinden , daß ich Hierin nit faft tad) fründen difer welt geftellt hab. Dann
wenig find, bie das evangelium, mit der zucht unb fchnürt e$ galeert
follt werden , predgend, under die ich mid) felbs oud) zäl. Gott welle e$
beßren! Alſo merbenb (id) diefelben ab der ftrenge Magen. Aber die andren
wolf merdend ie; nit allein ketzer wie bishar fchryen fonder mórber, dich,
verräter, und was fü gröſſers erbenfen könnend. Als bann der doctor unb
duͤmherr von Eoftenz , der int. vordren afpedd) in der roten ſchlappen? faf, a)
fdyon angebebt, mid) einen mörder us verdachtem mütwillen gefcholten hat;
(inen namen laß ich fton. Damit er doch nüt anders erlangt, denn daß die
firengen , feften und frommen, fo das gehört, finem vihifchen zorn, ale ich
hoff, erlernet habend: denn ich aller mördren fugend erfterben will, totus
der ſeelen⸗ mördren. Ya, fo übel merbenb fo mich fchelten, aber mit bee
warheit werdend mid) ouch die portet. der höllen nit darzuͤ mögen machen.
Gott fye (06b und dank afeit, daß fg mit dem göttlichen wort nüts vermögend,
und fíd iez an bas Läftren keeren muͤſſend giych mie bie zornigen wyber.
Sy mwerdend oudy, als ze beforgen, fid) barab nit beßren: denn Jeroboam
beßret fid) nit, wiewol jm bee arm erftabet;? noch Pharao, wie jm gott
duch Mofen feit, und zeigt. Wiewol min einig ail ift, baruf id) fid), fg
ab item fürnemen ze füren. Das tft vormals von bilen mit fänfte unb güte
underflanden; aber fo bil hand ſy drab gethon als die ftettigen * voß, fo man
nen züfpricht. An diefelben müß man mit (porn, geißlen, rüten und ſpar⸗
ven, 5 bis man fo zum gang bringt. Alſo müß man ouch denen den gafthüt
abziehen und die marbeit bloß harfür legen, daß, ob fy giych nüts barab
fbünb, bod) das fromm chriftenvolf vor inem fid) wüfle ze vergoumen, unb
jnen alfo mit der zyt der pracht und mißbruch des gwalts durch den abgang
bingenotttmen werd. Darzwüfchend aber die Diener gottes one underlaß ängſt⸗
(ich arbeiten muͤſſend: bann fy mit nüwen fünften die fürften und regenten
gnítilenb, 5 daß inen die jren abgang mit gwalt ynziehind. Die gebietend
ie, man fölle dem pfarree zwürend bychten; und mögend aber die päpftlichen
recht fe(66 nit.mee denn zu einer bucht zwingen. Sy gebietend, man (tfe
opfren; das i(t in aller welt (ty gſyn: man fölle an unfer frowen bum uf
der duͤmkilchen geben; ift ouch ie welten bae fry gſyn. Darzuͤ dörftind deß
die armen (üt 6a8 an jre kilchenbüw und ander notdurften. Verboten (pus
fen effen hand fo um 6 oder 9 krüzer nachgelaffen; leg verhetzend ſy bie oben,
daß fo e$ mit gefängnuflen und ſchwerer büß firafend. Ja (dy hör von zweyen
fürften , die babinb nod) eil unfinnigee getobet. Dahin find fü iez kommen,
bag ſy das güt 50$ fcheltend unb bas bös güt. Iſaj. V. 20. Hand such
baby die torechten fürften verfürt,, bie doch das recht ungezwuflet wüſſen foll-
tnb, baf fü bad güt haffend unb das bös Licbhabend. Mich. III. 2. Doch
(o muß jt boeheit anüg(amtid) erfüllt werden. Ye art ift die welt über ein«
ander zu jrem ſchirm ze heben. Das band fü ein lange apt gethon, mers
— —— — — — — — — — — — — — ——
1) Geſchicklichkeit und Richtigkeit. 2) Hut. 3) ſtarr, ſteif wird. flugigen. -
5 Schiebflangen. .©) verfiriden.
8) Der Generalvicar Faber ín der erſten Disputation.
634 Der. fitt.
benb e$ wyter thuͤn; aber ie zum legten wirt gott meifter werden. Und fe
inen täglich wirt abgon, daß fu nit fo rychlich se mieten Band: werdend oud
bie fürften unb regenten laß werden mit jrem gutzelwerk umzegan. Und m
ſoͤlichs den fürften unb regenten nit mißfalfen wirt, fo werdend fü jrem vet
anheben mißfallen. Und fo das befchicht, werdend ouch fo mit fammt ta
bifchofen veracht werden; obfchon nit ärgere harnach folget. Bott binbt in bi
ewigheit einer art. Er bat gefehen , wie die Linder Iſraels in Aegypten verhergt!
warend, und bat fü erlöst. So fehend wir zu diſer apt das gäch? ufthün un
annemen des mort$ gottes, beg zunemen gheiner in fo kurzer zyt berhofft hätt,
Muͤß allein Die gſchickte? gottes fon , der abermals die füftigung fines volks ak-
ben hat und erlöfung zügefendt. Erod. III. 7. 8. Pſal. CXI. 9; damit wir fe
bínb, daß er unfer nit vergefien hab; und hat fin wort gefendt und uns gfun
gemacht und erlöst von unferem fchaden des umfummens,* als er burd) Im
propbeten verheiffen hat. Pfal. CVII. 20. Was bat dem chriftenlichen voll
jämerlichers mögen gegnen weder fülche Bieten, bie um gelt verkouft habend
Pas (9 nit gehabt; unb, ob fü es aluch báttinb, fid) um gelt nit Laßt erfoufe
Und band baby alle confeienzen hungrig und zwyfelhaft hingelaflen. Dam
felbs nit gloubt Hand, das fo der welt fürggeben: dann hättind fü e$ gleudt,
fo hättind anderft gelebt. €o (id) nun das bimmelifdy liecht fo bell vitu,
werdend fü nieman in die nacht mögen zwingen. Hierum, gelichter Sas
bis mannlich, [af bid) nit überwinden, damit bu Iſrael genennet mati:
ir müffend mit bem fyend bis an den morgen fechten; bid, als ouch Srt
9. I. 19. redt, bee morgenftern in unferen herzen uferſtänd, unb die be
ner der finfteenuß (id) in jte nacht verbergind. Diß red ich nit, baf id ij
zwyſte, baf du abtreten werdift, fonder daß ich bit züfprech, Damit bu höre,
daß cud) by den glöubigen menfchen din trüwer fig. ein leblicher gſchmad
ift. Denn dep ift gott min züg, daß ich wundergroſſe fröud empfangm
bab: als die red'zuͤ uns kommen ift, wie die frommen von Abbtzell das won
gottes angenommen habind.a) Bär ouch darzuͤ ängſtig geweſen / wie fu fek
gemacht wurdind; wo mir bin gloub, trüw unb liebe, bie bu zü gott bal
nit erfannt wär, mit denen ich gheinen zwyfel bab, du werdift das güt wert
das gott by jnen angefangen hat, mit gott vollenden. Es ilt mol ze verbefity
daß, mie ſy under den orten der Loblichen eidgnoßfchaft bag (egt find, im alo
ben nit die Beinften noch (esten. mwerdind : dann fy nit in der mitte Ink
barlicher landen, da die gefärd eigens nußes und wolluſts allergröſt find:
fonder an einem ruchen ort liegend, da die fromm einfaltigheit bae mag wt
büt werden. Welche unfchuldige einfaltigheit (ammt vernünftiger fcommltt
ein befundrer fit unb ruͤw des gloubens iſt. Dann cheiftenlich Leer und leben
wirt nienen ringer gepflanzet denn by den bülferen, die allerwenigſt um die
MN MMMMMMMERMENMMEdM
p unterbrüdt. 2) ſchnelle. 3) Kunft, Weisheit. *) Verderbens. 5) Lebenege:
ſchmack.
a) Bwingli an Vadian den 16. May: „Ich freue mid) über bie gortforilt
der Meformation in 9fppemaeU. Heß unb Schurtanner follen nur fefen, bof nidi
etwas Derderbliches (die Miedertäufer) im Anfang feime. Um diefe Zeit oder bald
hernach reformirten fchon, außer Schürtanner zu Teufen, und $e zu Sot
ürnüfdr, aud) Kaplan zu Appenzell, Klarer zu Hundweil und Herifau; DUM
zu Heriſau, Mathias Kebler und Bernardin Benz zu Gaif und andere nidl mt
mentlic Bekannte.
Dee Hirt. | 633
betrognen liſt diſer welt wäflend; nit daß den feommen abbtzelferen diio
abgang an aller vernunft und wysheit, fonder daß je ungefpiegleter! wandelt
ung noch etwas alteidandffifches anzeigt, zu welchem das gottswort fummenbe
wunderfromm gottsförchtig (Ut ziehen wirt one zwyfel, und ben eignen muß,
den oud) brüder G(aut von LUnderwalden vorgfeit hat a) fchädlich werden fon,
niderlegen. Denn wo berfelb nit nidergelegt wirt, ba mag ghein regiment
beftan. Es bat in Zürich, (tatt unb gebiet, das verlonet kriegen by fremden
herren ghein andre anfechtung ? (als aber ettid) meinend) nibdergelegt denn
Das einig mort gottes. Dag wirt fid), ob gott_will, erfinden mit für und
für zünemen im glouben und allem guͤtem. Darum hab fürhin wie bishar
forg (über bine fün, bie du geboren haft, und leer f ab gheinem fchmeichlen
der falfchen Hirten nod) drömwen von der gefundmachenden (eer. gottes abfton !
Stand du oud) baby ben fräffigen wolfen veblid) in die adn, unb laß dir die
ſchäflin nit verzuden!? Vorus (id) eigenlich uf das pápfti(d) füchsli ,b) das
auch gern, mo ed bórft, freffen wollt voie die wolf! Ich hör, er foe gefchickt
ze hindern und abzewenden. Dem gang manntid) nad), bis bu in pon der
ireung und, mo das nit, von den fchafen brinaift! Halt dich mannlich, und
foe din herz (tat in gott, deß byſtand du ficher bift! Gruͤz mir dine getrüwen
mitarbeiter im ebangelio Eheifti, bifchofen uf G46, c) Bernardinen R., und alle,
fo gott trüm Ga(tenb, ale wir von dem meerteil üwrer bifchofen hörend, gott
foe banf, bero namen mir unbefannt (inb, Die zwo tochteren von Trogen!
Bis gott befolen mit dem ganzen vol zu Abbtzell! Geben Zürich MDX XIV.
26. tags märzens. Bitt gott für mich mit allem dinem volk!
. Der Dt.
Es babenb im alten teftament die propbeten und int nüwen vil from.
mer fürnemer chriften warnungen und ermanungen an bie hirten gethon, ale
man noch heil in jren gefchriften ficht, o allerliebften in gott brüder unb mite
diener in dem afind gottes! Darum ich hoff oud) mir zimmen ernftlich unb
teülich mit (d) pon unferem amt ze reden, vorus in difer göttlichen bete
ſammlung, , darin fo bi( hundert birten und bochgleerter männer ſammt der
groſſen fehar des mortgottsdürftigen volks zefanımen fommen find. d) Nun
wolan! gott gebe gnad! Ein hirt und die fchaf, bie er meibet, tragenb ein fo
flare aluchnuß gottes und unfer, bag die gfchrift des alten teſtaments allent-
halb das "göttlich fürfehen unb. hushalten über ung arme menfchen under
der bildnuß des bieten, darunder gott, unb der bildnuß der fdyafen, barum
der mit berftanben werdend, harfür bringt. Ouch bat fidy unfer feligmacher,
Jeſus Ehriftus , ſelbs einen Hirten genennt, Joh. X. 11; barum daß er die ware
weid und (pps, darzü der fürmann * oder birt ift, der und us dem finfteren
1) ungeheuchelter, einfacher. Luft, Neigung, Begierde. entziehen. 9) Fütterer.
a) Zwingli beruft (id) auf diefe Worherfagung des Niklaus von Flüe aud) in
finer einige Wochen fpäter an die Eidgenoffen gefchriehenen Bermahnung wider die
Penfionen. „Nun weißt immer wysheit für das erſt wol, was der fromm bruder Claus .
bon Underwalden ernfilid) gerebt Hat von einer eidgenoßfchaft wegen: daß die fein
herr noch gewalt gewünnen mög benn der eigen nun.“ b) Hier ift der Pfarrer Hut:
ter von Appenzell gemeint. c) Bernardin N. ift Bernhardin Benz, Pfarrer
zu Gaiß. d) Bey der zweyten Disputation in Zürich waren nämlich bey 600 Geifl: -
liche anweſend. (Hott. Kirchengeſch. 3, 136.)
636 Der fiet,
ftalf der unmäffenbeit und banden bee mienfchlichen leeren In das ledit ta
göttlichen wysheit und feyheit der fünen ungefürt hat.
Dannen har oudy not ift, daß alle, fo under fine fchaf zu bieten geſendt
werdend, jt amt unb emipfelch! ab gheinem andren vorbild lernind verwalten,
bann ab dem einigen waren gottesmwort, das fich in de herren Syeftt Ehrife,
warem fun gottes, fichtbarlich und aller eigenttidyeft usgedruckt hat iez zu dm
lesten zyten, unb boc dem im alten tetament (doch ringer) in vilen vátea
und propheten. Alſo wöllend wir zum erften das mort gottes us dem mund
und that Ehrifti, des waren gotted, befehen, batnad) der propbeten unb apefe
len, und darus erlernen, mas und wie groß das amt Des Hirten, ben wir
ein bifchof, pfarrer, lütpriefter, propheten, evangeliften oder prädicanten ne
nend , ſye. Sum anderen teil wöllend wie ouch die falfchen propheten usſtry⸗
hen, damit man fü kennen möge, und baby ir (traf anzeigen , daß fü m
bero. erfanntnuß eintweders gebegret oder , fo das nit, abgefeßt werdind.
Damit mir aber uns nit lang mit heimlichen verfiänden? ber menfchwerdung
und geburt Gérifti finminb, wöllend mit an den Dingen anheben, die « gr
würkt unb geleert, nachdem er (id) in bife welt geoffnet Hat. Als et von
Simeon in die arm genommen, und angezeigt, daß er das heil der welt wär,
ward bald durch Simeon zu finer müter geredt, Luc. IL 34: € id tei
geſetzt zu eim fall und 30 einer ueftände vilee in Iſrael und zu einem we
Derfprochnen zeichen, unb ein ſchwert wirt din eigne feel dDurchgan; ba W
gedanken us viler herzen geoffnet werdind. Alſo mug (id) ein ieder Hiet ver
wägen haben ?, dag us (inem meiden etlich noch ärger, etlich aber von
fünden uferftan merbinb; oud) daß jm allweg von ben unglöubigen midr-
ſprochen werde: bann der fleifchlich menfch nimmt das geiftlich wort gottet
nit an, fonder widerſicht es mit allee macht; bannen bar bee. bier in gefärd
unb uffag aller fugenden des gottswortes zu aller zyt fan müß. Es müflen
(id) ouch bef fin vater und müter und alle verwandten verwägen haben, Mj
fü verfpottung und verwerfen dee welt an jren finden ſehen muffind: den
de das fleifd) laßt (id) nit fo gemeinlich tüfchen,* daß ed nit usbrech, und
fine anfchläg nit für die hand nem. Da werdend denn die verwandten mi
kummer und ang(t in jren herzen gepyniget, glych als oud) bie jungrros
Maria je fchwert erlitten bat. Die eltren tragend ouch ſoͤliche liebe aca
jeen kinden, daß fy nit allein mit inen, fo fo gerecht, fonder ouch, fo fo un
gerecht (inb, in jrem truͤbſal mitlyden 6abenb, als David thät über den unge
horſamen fun Abfolon. 2. Sam. XVIII.
Dargegen müß (id) ouch bre Dirt vater und müter verzyhen,* unb bit
unangefehen in dem merk gottes verharren, als Ehriftus dafelbe bewärt fur.
II. 48. 49. Do jn Joſeph unb fin müter nach dem dritten tag mit (imc
zen gfücht, in mitte ber leereren funben, und bie müter jn geftraft: O futi
wie haft bu ung alfo getbon? ich und din vater hand dich mit ſchmerzen glüdt:
bat ex jnen geantwurt: Was ift es, bag je mich füchtend? mußtend je niti
baf ich in ben afchäften, bie minen vater anteeffenb; fon müßt? Alfo müß (d
ouch der Hirt dem (dymersen vaters unb müteré nit teren (offen. an dem (it
faren'be$ göttlichen werke, nit Pinb, nit mob, nit ſchwöſter, bruͤder nod
(tünb: 6 denn der gehorſam fun Marid, Jeſus Ehriftus, bat e$ ouch gethon.
1) Gebot, Anordnung. 2) geheimer Unterfuchung. 3) darauf gefaßt gemacht (5t
uberzeugt feyn. *)’zähmen, unterbrüden. *) entfagen. ©) Verwandte.
Der Birk. | 637
Darum fpricht et zü den jüngeren, als ec fü usſchicket ze prebgen. Matth.
X. 37: Welcher vater und muter, den fun und tochter licher halt weder
mich , der ift min nit mürbig, oder eigenlicher, der fügt mir nit.‘
Er müß jm oud) vater noch muter nit laſſen yngryfen, daß er das wort
nad) jrem willen mage? oder Leite: denn Chriftus bat (imer werten muͤter
qat ein teußliche antwurt geben, als ſy in wollt manen dem volt uf dem
bochzut mit wyn ze helfen: Wyb, was nimm(t bid) min an? Sich, fo fof.
muͤß der biet die weid fürlegen, daß ee im gheines menfchen fürwig, nit des
vaters, nit bee muͤter, laffe yngryfen.
Und fo fy das überein thün wöllend, unb (id) bem mort gottes nit ete
geben: müß ber Dirt jt fygend werden, fg verlaffen und haſſen. Denn
Ehriftus fendt bie jünger Matth. X. 34. mit félid)em befcheid bin: Ir fül«
kend nit meinen, bag ich kommen foe (ciben uf die erd ze fenden. Ich bin nit
kommen froben ze fenden fonder bae (dert: denn id bin fommen, den mene
ſchen zü teilen wider (inen vater, und die tochter wider je müter sc. Luc. XIV.
26: Ob einer zu mir fummt, unb haßt nit (inem vater und bie müter, das mb
tnb die kind, bie beüder unb die (dymó(tren , unb barsd fin eigne feel: fo mag
er nit min jünger fon. So eigen müß ber hirt gottes fun, daß er oud) vater
unb müter, bie gott funft heißt lieb haben und eeren, fo (o jm hinderftellig
machtind , baffen muß. Und find dife gebot alle nit allein der birten funder aller
menfchen; bod) fürnemtid) und zum erften reichend fu uf den hirten. Alſo
band wir gefehen, wie der. hirt unberfenft? fon muß von vater und müter 165
unb- wie (id) bie verwägen müflen, ba fg an jrem kind irdiſch eec nit erle⸗
ben hoffind; und ob fo us Iren anfechtungen den bieten, jeen fun, tüfchen
wölltind, bag er krieg, fuendichaft und zertwennung mit inem annemen mu.
Jez wöllend wir feben, mie er mutet in im felbs fon müß. Chriftus
ferid)t Matth. X VI. 24, 25. uc. IX. 23, 24: Welcher mir nach will
fummen, der verlöugne (id) felbs, unb neme fin Erüz täglich uf fid, und
folge mit nad)! dann, welcher fin fec will bhalten, bet wirt fo verlieren ober
verderben; welcher aber fin feel verlieren oder verderben wirt um minet mil»
fen, der wirt ſy afunb oder behalten * machen. Zum erften muß der menſch
fid) felbs verlöugnen: denn der will allmeg etwas fon, vermögen, können.
Hie mif er glych als ein eigen mann 5 und verpflichter knecht verfeht und
berworfen by jm felbs fon, unb allein uffehen, was in gott Heiß, nüt us finen
teäften noch wüflen thin, funder bie einigen form, 9 gott, anfehen und fin
wort. So das befchicht, fo gat e& er(t an das krüz; das muß er täglich
uf (id) nemen: denn int wirt alle tag widerwaͤrtigkeit züfallen, bie mif er
für fid) tragen, fich nit uszichen.” Hat ein menfch fid) felbs verlöugnet, unb
ſicht allein uf gott: fo finbt er tdglid) bil ein gröffere gal bero, bie fid ſelbs
nit verlöugnet, weder Die (id) veridugnet hand. — Zwüſchend meldyen bemnad)
als gwüſſer (teot ift als zwülchend für unb waſſer: denn bas fleifch begert
allweg miber ben geift, unb bet geift wider das fleiſch Gal. V. 17. Das
flf nimmt fid) des waren und rechten ouch an, will och mitfónnet,
ouch redlich darin fon. Und fo es fin weſen gficht num ſpengelwerk? (on gegen
bem werk gottes, fo wycht ed gott nit; wie wol es bor den menfchen ouch
) ift für mich nicht tüchtig, geeignet. 2) beſtimme. 2) nicht nachgebend. *) felig.'
5) Leibeigener, clave. 5) Vorbild, Mufter. 7) entziehen. 9) Scheinwerk, Kinberfpiel.
=
638 Der bit.
will gottsfördhtig gſehen fun, unb mag aber darby nit. verborgen blyben ver
Wen, der recht verlöugnet fin felbs it: denn ec ſchmeckt, glych, wo Ach tà
eigenträchtige * empört. Und fo bald er dem fleifch fin falſchheit und tid
anzeigt, fo fallt es an fine waffen, und fchiltet den, bee es angerürt bat,
füret ? jm für unb für zu mit alfer macht bis zu umbringen dei, ders o»
geruͤrt. Darum leert Chriſtus fid) verwägen das krüz täglich ze teagm:
denn durdchtung machst, ie mec das göttlich twort rvad)st: bann ie nut das
wadyst, ie mee das fleifch erzüenet wirt. Alſo ierend, bie da meinend, W
werdind bald rum überfommen, bag fy nit geoß durächtung erlyden müſſind
um des morté gottes willen. Dann, obglych das voll Hufechtig zu bm
wort gottes treten, wirt bod) bon den hoben difes zuts miberítanbé gnuͤg ac
thon. Und obglych die ouch nit wärind, fo werdend fid) denn erſt bic ſal⸗
ſchen leerer, bie mee wüflens denn liebe hand, ufrichten, unb ums einer be
feínug willen alle blöden und ftillen verließen, nun dag man fehe, taf in
cud) gleert fugind; darvon das früg aber feer befchweren wirt und nüm
kraft erfordren: denn berärgernuß der blöden gfchicht nit on gro(fe angk br
ftavfen, die übel von der blöden wegen bekümmret werdend ; ale opch 3o»
(u$ (prit 2. Cor. XI. 29: Wer wirt verärgeet, daß ich nit gebrennt i
be? Kurz, alltag ein nüw krüz har; e$ müß bod) fun: Cbriftus lügt nd M
et fpricht 9Dtattb. VI. 34: Der tag wirt eigner muͤj und arbeit gnüg km.
Welcher fin feel behalten will sc. Sie wirt bie feel nit allein für das hw
(eben: funder für das menſchlich gmuͤt, fürfak ober ratfchlag genomma.
Welcher nun um bif zergänglichen lebens willen von dem mort gottes mid,
der wirt bad leben verlieren ; welcher aber uf fin wüſſen, ratfchlag oder gmät
haftet, ? damit fid) felig werden vermeinend, der wirt fir feel verderben.
Alſo muͤß der biet fin felbs verlöugnen , fin eigentracht binmerfen, und ſich
gwüß alle tag ein nüw krüz ze teaaen rüften. Alſo hat jut Ehriftus dul
felbs gethon, allweg finen willen des vaters willen underworfen, und alk
. früg tragen, bi daß er zit der eer fommen, daß er zu der gerechten gotteh fl
Wenn nun bee hirt (oder ein irder menfch) fölicher oftatt usgelert:" 4
iſt das nächft, baf er mit gott widrum gefüllt werde, das ift, all fin zUnerhät
unb troft zü gott habe. Das hat Ehriftus an finen jüngeren udgebrudt, de
et verforgt (nachdem ſy jm anhangtend) nit allein mit zytlicher narung Nh
do er fü fragt, ob. jinen etwas gebroften hätte, bo er fu on fad unb fedeluf
gefchickt hatt, fo jm antmurt gabend: jnen hätte nüt gebroften; funte bat
er fo ouch gheiſſen on forg fon, wo ſy fürgeftellt wurdind, wie fu antun
gäbind; bann zur felben fund werde jnen geben, mas (9 antwurten ſollu
Math. X. 19. Chriftus hat fo ouch ankucht, ee und ct jnen das ant M
predgens befolen Yo. XX. 22, hat zuͤ inen gefprochen: Stemenb hin I
heifigen geift! darum daß feiner ze weiden fommlid) 5 it, ec foc dann v
im ſelbs nit daheimen, funder gott wone in jm und vede ut jn. Wie a
nun demnach jnen gebot ſich bon Hieruſalem nit ze wegren,es bis bof fo M
verheißnen geiſt empfienginb ; unb als (t bem mit vil frolockens unb fröu"
empfangen: band fy von fund angehebt ze predgen. Alſo muͤß ber hirt ín
ſchaf in fein andre weid füren, weder in bero. er vorhin gemeibet ift, Do
— — — — — — — — —
1) der Eigeßwille, Selbſtſucht. 2yfdhrt gegen ihn. ) fid) verläßt. Vvernichni
verleugnet. —2 6) zu entfernen.
nn 7
Der fitt. 639
. in erfanntnuf unt vertruwen gottes: ſo muͤß er ie vorhin ouch gott erken⸗
nen und all ſin troſt zuͤ jm haben.
Demnach ſoll er anheben ze predgen, wie Chriſtus hat angehebt Matth.
IV. 17: Beßrend üch! der gſtalt ouch ber, vorlöufer Johannes angehebt hat.
Nun beßret ſich feiner, der nit weißt, wie bös ce ift: barum mug bie bee
breften, unb bemnad) das heil gepredget werden. Und Lag fid) bie nieman
irren , bag Chriftus Matth. X. 7. Marc. XVI. 13. allein beißt bas heil
oder evangelium predgen: dann ie fo muß der breft erkennt merden , ce einer
bie arzny annene. Es nämt oud) Chriftus an den orten das wort bes heile
nach dem teil der anaden: denn das evangelium ift die botfchaft der (iren
gnaden gottes; aber die erfanntnuß der fünb, die ouch not ift, bringt nüt
anders denn verzwyflung an ung felbs, und jagt ung mit gwalt zu der et»
bärmd gottes; bero find mir aber fiher: denn gott bat (inem fun für ung
gegeben. Und darum nämt ec den handel der erlöfung an ben orten bee
arıny nach. Uber Luc. XXIV. 47. nämt er den rümen oder befrung
und die nachlaffung mit einander, alfo tebenbe: Alfo hat in finem (das ift,
in Chriſti) namen der rüwen oder befrung und nachlaffung der fünd müffeu
gepredget werden under alle völker. Sich, bie ift das enangelium und der
rüwen by einander: denn nieman er(rómt fidy des evangeliums recht, der den
breften der find vorhin nit recht erkennt bat.
So nun der menfch fin elend erfennet hat, und nachdem bas heil in
Chriſto Jeſu erfunden, fo simmt jm nit mee in fünden ae leben: bann füt«
mal wir der fünd in Chriſto abgeftorben find, fo mögend wir nümmen leben
. $n der fünd 9tóm. VI. 2. Darum mug oud) der biet. eigenlich - verbüten,,
daß bie gemwäfchnen fchäflin nit widrum in das fat falfinb, bas i(t: nad) dem
bie glöubigen in erfanntnuß jres heilands kommen find, unb habend dir
fründlichen gnad gottes empfunden, föllend fo fürohin ein unfchuldig Leben
füren, damit (y in’ dem tob nümmen wandlind; glych als ouch Chriſtus, son
den todten uferftanden, nümmen ftiebt ,alfo ſy ouch den alten menfchen bine
gelegt, ein nüwen anlegen föllend, der gott glych ficht, das ift, den herren
Jeſum Chriftum. Denfelben anlegen ift nüt anders denn wandlen, fie et
gewandiet hat. Darum empfilcht er den jüngeren Matth. XXVIII. 19:
Band bin, leerend alle völker, toufenb fo in bem namen des vaters unb des
funs unb des heiligen geiſts; leerend fo ouch halten alfe die ding, blé ich Ach
geboten Hab! Dann , welcher fin (eben nit ändret von tag ze tag / Nachdem
er in Chriſto wiberbracht ift, bee trybt ein fpott mit dem namen Chrifti,
unb macht jn verächtlich und verſchmächt vor den unglöubigen. Darum
Oud) der heilig Petrus 1. IV. 1— 3, fpricht: So nun Góriftue. in dem
fleiſch für uns gelitten bat, fo ſoͤllend ouch iv üch mit gluchem fürnemen
waffnen. Denn, do er im fleifch gelitten, bat ee die ſünd geſtillet, damit je
die übrigen gut nit in menfchlichen begirden funder in dem willen goties le⸗
bind. Dann es ift gnüg, daß wir bie bergangnen apt unftes lebens ben
muütwillen der beiden vollbracht Hand, in unluterfeit wandiend , in begicden,
wonfüchtinen, * feeffen, fufen und unjinunlidem góbenbienft #6. Daran wir
fehend, daß ed nit allein gnüg ift das heil anzeigen, ſunder ouch verhuͤten not
if, daß man e$ nit verfchütte ? noch fchmähe.
*) Saufgelagen. 2 verliere.
640 Ä Der. bist.
Darzü hilft treffenlich, ſo der. Hirt Das smit bem werfen übt, bat er weit
worten leert, welches Chriſtus gar tür! erfordert Matth. V. 19: Welcher
eins der fiein(ten geboten entlöst, unb leert aber bie menfchen alfo, ber wirt
der Heinft genennet in bem euch der himmlen; welcher aber thin wirt
unb (ceren, ‘der wirt groß in dem rych der himmlen. Denn das i£ gwäiß,
wo man (don flüg ? von gott redt, und bas (eben nad) jm nit geftaltet wert,
daß es nun ein glychsnery iſt, als oud) Paulus Zit. I. 16. anzeigt: €58
gebend (i) us, fant fy gott erfennind, aber mit den thaten verlöugnend fg
jn; die find verworfen und ungezäm, ? und föllend nüt zu keinem gutem.
Und mibrum Röm. II. 21 — 24: Du leerft ein andren, aber dich ſelbs leere
nit; bu predgeft, man fólfe nit (telen, und ftileft aber du; bu redft, man fölle
die ee nit brechen, und beichft bu fy; bu verwirfft bie götzen, unb. farft aber
bu untrüwlich in den heiligen bingen; bu ruͤmeſt bid) in dem afag, unb
enteereft aber gott mit übertreten des gſatzes. Darus fummt, daß der nam
gottes übel gefcholten wirt um ümertmillen under den beiden. Alfo muß bee
hirt eigenlich verhüten, bag er mit der that nit bredye, das er mit worten
leert: dann die ſchwachglöubigen faffenb (id) das unglod) * werk (ter. von
dem mort gottes abwenden.
Hieby ift aber eigenlich ze verhüten, daß der birt nit ein glychsnet Meid
für das war anlege, alfo daß er fid) mit fappen und kappenzipflen verhen⸗
fe, und aber inwendig voll gyts fede, als bie münch und theologi zum
meerenteil thünd difer zyt; fich tief Dude, und aber ein hochfärtig amt
bab; ein mof hemd antrag, und aber unküfcher (ge denn ein eber; bod)
ſchuͤch unb but, unb aber voll nyds und haſſes (oe; til pfalmen murmie,
und das Plat wort gottes verlafle ze: bann by fülichen werfen leenet das ein⸗
faltig volk ouch nun glyßnery fürn, unb aber inmenbig biybt e$ by Gne
anfechtungen. Darum muß der birt fid) nit nad) menfchlichen erfundnen
leeren gftalten funder nady dem mort gottes, das et prebget; oder aber ec
pflanzet nüt anders denn glyßnery. Und fo Chriftus ein volllommen vorbild
ift, fo müß er fehen, daß er fid) einig (inet form halte; bat Chriftus giyche-
nerwerk nit beucht, fo zimmt fid) bero gar nit ze nieten. 5 Denn locus ab
autoritate gilt negative by gott: darum daß er ein fo vollkommens qut, bag
jut nüt gebreften mag; alfo mag ouch nieman üzid erfinden, das das att»
lich beßren oder erſetzen mög. Alſo müß er fid) in den Dingen ein bildner
vortragen, 5 bie eim vater zuͤſtand. Der teybt nit böggenfpil,” bag er damit
(inen. finden abgyle; ® funber (ibt ev, daß fo zu einem unvermasgeten Leben
erzogen werdind, fründlich, unſchädlich, zimmlich? foginb in allen Dingen,
und alle unmaß fliehind: darin mu fid) oud) der hirt üben. Darum wirt
er von Chriſto ein husvater oder hushalter genennet, Es Hagt fid ouch
Paulus gegen den Corintbern 1. IV. 15, daß, ob fo alych unzalbarlich
leerer, bättind (9 doch wenig väter. Darus wir eigenlich vermerkend, bag
die, fo nit unfer väter find, ouch nit recht leerer find. Väter find mit der
that unb leer gefliffen on allen vorteil gegen jren Linden ze (eben: alfo find
bic. hirten nimmer grecht, menn fo. nit ein väterlich gmüt gegen jren empfol⸗
nen tragend. — Nietend ?° (id) nun bie leerenden nit in den Dingen, Die fy
1) vor allemaus. 2) fchön. I) ungebotfam. ) nicht ihereinftimmende. damit — a6:
zugeben. S)erweifen. 7)Larvenfpiel. 2) a66ettíe. mäßig, fittfam. 19) bemühen.
Der pir: 64
leerend, fo (inb fo nit vecht; uͤbend fa (iy aber in den Dingen, die fo us
gott leerend, fo (tert das lebendig bufpil mee denn hundert tufend wort;
leesend (o aber nit das wort gottes ſunder menfchenleeren und tanb, unb
lebend glych demfelben nach, fo find fü die waren. falfchen propbeten , bie
gott heißt töden. Don denen harnach foviumen wirt. Darum muͤß (id) ber
birt nit ieder Dingen , bie wir güt (ddgenb, ein vorbild usdeuden, funder
ber dingen alfein, die gott uns leert und erfordret. |
Was aber geptebget werden fölle, mag Harlich gnüg verftanden werden
us dem borbrigen, namlich nüt anders denn das mort gottes. Darus foll
der biet (inem befolnen jeen breften ze verfton geben, und fo fy ben verftanden,
emp(nbenb, dab (o us jeem kräften nit mógenb felig werden, foll ee (y att
bie gnab gottes wyſen, bag fo fid) vertruwt daran laffind: denn gott habe
und zu gwüffer verficheung finer gnaben (inen eingebornen fun gegeben, Ses
fum Chriftum, unferen herren, durch weichen wir in die ewigkeit ein gwüſſen
zügang zu gott hand. Und fo fy die (eligfeit und werfichrung der anaben
gottes gloubt &abenb, unb iez gotted worden find, bie bor des fleifchs und
der verdammnuß warend, fo find fu ouch fchuldig nad) dem willen gottes (des
bin ze Icben: bann fo find ein nüm gefchönfd Gal, VI. 15. Darum fol
der Hirt eigenlich verhüten, daß bie gearzneten fchäfiın nit wibrum in franfe
beit fallind. Die muß alles mit dem wort gottes vollbracht werden; darum
muͤß er deffelben ob allen bingen mol bericht fon. Dasfelbig mif er allein
us der heiligen biblifchen gſchrift erlernen. And ((t das erlernen des büdyfta»
ben nüts, gott ziehe jm denn bas herz , daß ec dem wort glouben gebe, und
es nit nad) (inen. anfechtungen ziehe, funder fen la(fe, mie das göttlich un»
Hafen angibt. Diß wirt kurzlich in den morte Pauli alles vergriffen
2. Zim. III. 16.17: 9tlfe gſchrift, die von gott yngeblafen ift, die (ft oud)
nußlich zu leeren, zu ftrafen, zu rechtwyſen, ‚zu der zucht der feommfeit; ba»
mit bee menfch, der gottes ift, ganz foe, zu allem guten wert usgemacht f
und gevolífommnet. Darum ſoll alle weid des bieten uf dife gattung drin»
gen. Welche bücher biblifch fogiub, welche aber nit, gibt fid) bie nit ze
fügen: denn e$ wüſſend dasſelb alle wol, die in den fprachen geübt find.
So nun der birt finee permanbten, (inet lebens unb der leer halb (die
göttlich liche wirt harnach kommen) fertig ? it, fo wirt demnach not fon,
daß ec wüſſe, mic er (id) gegen den andren üfferlichen Dingen halten, unb
was lons er. hoffen ſoͤlle: Alſo findend wie, bag der Dirt bie allerfchädlichen
ſten laſter zum erften unerſchrocklichen angenfen mug, unb fidy ba nit laſſen
fehredden den ufgeblaenen amat difer welt nod) feinen uffa. Als gott zu
Hieremia redt I. 9, 10: Nimm war, ich hab mine wort in dinen mund
gethon, und hab bid) uf den hütigen tag über bie völker oder Heiden unb
ryche verordnet, baf bu usrütiſt unb brechiſt, entledigift und entfügift, ?
und mibrum buwiſt und pflanzit. Darum müß der hirt alle gedüw, (o
fogind wie hoch fo wöllind, bie fid) wider das göttlich mort ufgericht hand,
angenfen und abbrechen 2. Cor, X. 5. Deß Hat Chriſtus ein war vorbild
getragen. Denn als er under dem jüdifchen volk gſehen Bat bee. pfaffen
alußnery unb qot ein urfach (on, daß alles volk von gott abtrete, und üt
der pfaffen ant, fagungen und mütmwillen gfangen gelegt was, do hat ex
3) Bereit, fertig, gerüſtet. 9) wohlgefaßt, oder belehrt. 2) trenneſt.
Bwingii’s ſammti. Schriften I. 38. 41
642 Der pitt.
näts ernftlicher angerüct weder fü, bie dipfnery und at. Cr hat mil dem
verfuͤrten volE groß erbaͤrmd gchebt, bag fo des morte. gottes beraubt, und
keinen väterlichen bieten battend Matth. IX. 36. Er hat e zum mercem trí
fründtich geleeet. Und fo er fy ie máffen fchelten, bat et fo Pod) nit fo
" tud) angriffen als die verfürenden vfaffen ; die bat er unwüſſend, blind,
hecknatren atüfelskind, glychsner, goler, ? gutzler? und derglychen geſchol⸗
ten, mie bann allenthalb in ben evangeliſten geleſen wirt. Kundſchaſt ik
fit nit not. Go nun zuͤ unferen zyten bie glychenery bis dahin kommen,
daß fu .fo rych unb ſtark ift, daB fü fid) nit mee verbergen darf, ſunder fo
gdar ſich offenlich mit gwaltiger hand ſchirmen: was meinſt bu, o (tom
mer diener gottes, daß dir ze thuͤn ſye? Schwygſt du, ſo wirt das bluͤt der
umkummenden von dinen händen geſuͤcht Ezech. III. 18. Rum ſichſt h
aber, daß ber päpſtleren (das iſt das ganz zütter * bero, bie man geiſtlich
neimet, one bie bas gottswort luter verfündent) glychsnery fo vil * über:
fommen bat und gwalts, daß fy fid) nünmien verhelen darf, als bennod
bg den Juden beſchach; funder gdar fp fid) offenlich deſchirmen mit mit,
gaben, kriegen, brennen, fchleizen, 5 töden unb allerhand übels , alfo toj
bie fieilifchen tyeannen unmenfcylicher nit Eönntind wüten. Denn die felbigen
dennoch nit unverhörter fach’ fo bärlich * mit ieman gemuͤtwillet; aber bf
Habend den gröften fof, daß (9 Bit regente allenthalb mit miet unb goa
dahin bringind, daß fo meinind, fy tbüginb der fach ganz recht, fo fou»
verhörter fach bie, fo das gottswort verfündend , durächtind. Wo abt &
felbs gwalt des ſchwertes hand, wütend (y über alle unfdyulb. wie bie tit
. ffier unb crocobilen. Und fo fer (o nit entſäſſind,“ daß mit jnen gebruch
‘wurde, fo fer man binder fo fim, als ouch (y gebrucht bättind: fo wurdind
fp an gemeinen töden nit vergüt * han, funder wie Phalaris tdt, nie
vongungen und tób erdenken über bie knecht gottes.
Du Ach ouch, o frommer Diener gottes! wie der meerteil des gwalid,
ber das (divert halt, mec ug gut, mütivillen , frefel und allein zu böhung
und wolluſt, weder us liebe ober forct gottes bie grechtigkeit zübienet; ob
‚mans jod ein grechtigkeit billich nennen darf. Gegen jren underthonen if
t$ nüt denn podyn, ftrafen, fehinden, ſchaben, berzinfen, verfeen; un
den üßren nüt anders denn friegen, vouben, —* ; under jnen felbs nil
denn fufen, foilen, huͤren, (teen, tanzen. eid, (o übel ftot es um
bie höupter, frommer birt! barum (o umfich tid) eigenlich, wie jm ge -
foe: bani, redft du nit, fo wirt das untfommenb bluͤt von bie erſucht / m
obftat; redſt aber, fo fallſt in jen gwalt. Dann der pdpftifd) buf —* ſch
under vil der fürſten yngeſchirret * mit verfchung jrer finben , bete fo dem
ein fun 3d eint cardinal, eim. andren zu eim bifchof, abbt, commenti,
pronft, pfleger, berwefer, coabjutor aemacht; daß fo jnen mit wenig t
pflicht; find ouch zu meeren malen in dem ablaßgelt, von jrem armen
eefchunden, teilhaft!! geweſen. Alfo daß, fo bu bie tott der glychsneren nad
dem vorbild Ehrifti willt angenfen, fo fpringenb dife harfür als borfchiemt. "
Willt bu aber ben fchilt unb ſpeer hinwerfen, unb bid) des amte verzyhen“
—————
1) Buſchnattern. 3) Habgierige. >) zudringliche Schleicher. *) Haufen. 9 bk
fen, verheeren, zerſtören. 5) fehe, ſchrecklich. 7) fürdtepen. 5) begnügen, 9) cite
gedrungen. 19) Werforgung. 1%) Tpeil nehmen ließen. ^ 12) Befchüger. 13) entziehen.
Der hirt. 643
fo wirft under die untruͤwen bieten gezält, bie, fo fo ben wolf erichen, die
ſchaf verlaffend und flichend. foie lernet man an eint fürgen, was des glou⸗
ben$ kraft unb abren fogind: denn, fo der menfch alfenthalben in zwyfel ges
felt, ift er glöubig, fo weißt ev zit nieman anbrem, weder zü gott und
finem mort ze foufem und dafelbft bericht ze nemen, unb. fid) an denſelben
demnach ungezwufelt laffen. ' ;
Alſo kumm bae zu Ehrifto , dee foricht Yo. X. 12: Der güt Hirt fett
fin feel für fine (dyaf ; batum wilft dus 3d den güten hirten gesd(t. merden ,
fo mif bu din [eben für bine ſchaf fehen. Er wedt uns oudy mit andren
worten Mattb. X. 27: Das ich üch in der finfternuß fag, das redend am
liecht; unb das üd) in das ot gfeit wirt, das fünbenb uf den dachen us.
"Und förchtend- nit, die den Inchnam tóbenb: dann bie feel mögend ſy nit t$»
ben; ſunder förchtend ee ben, der feel und lyb mit ewiger pyn verderben
mag. Hie Bórenb wir heiter, daß wit das wort nit verſchwygen ſoöllind,
funbee offentid) harfür bredjen one forcht aller bero, bie ung fchaden mö⸗
gend. Dann wie jr fchuldig find wider alle die 3€ handlen und reden, bie
do fündend , ale er widerum durch den propbeten fpricht Hier Y. 7: Du
wirft alfenthafben hin gan, zu mem ich bid) ſchick; und durch €(aj. LVIII. 1:
€ dro, hör nit uf, erheb din (timm als ein teumeten, und verkünd minent
volk jte (aftee: alfo merfenb wir wol, bag ber hirt ſchuldig it wider alle
fegenb harfür ze treten 3d. (diem der fchafen ; ouch daB ec die fehaf us bent
wüft der fünden hebe: dann wo das nit, fo beddrft man feins Bieten. Denn
alldiewyl den fchafen nüt gebrift, fo dörfend (o Penes wächters, fonder dör⸗
fenb fü des Hirten für die gefärd. Wenn aber der biet in der gefärd lichen
will, fo wirt e der fchafen halb aluch gelten, ob f (dyon feinen Hirten hand.
Darum i not, daB man uf Ebriftum febe, der foricht Yo. X. 12:
Ich (e min feel für mine ſchaf. Er bat bat nit allein geredt, funder mit-
den werfen erfüllt. Dann als et gen Hieruſalem gieng , feit ee den jünge⸗
ren fin gefärd offenlich harus Matth. XVI. 23. Und do in Petrus abs
wenden wollt, fprach ee: Gang binbee (id), Satan! dur Hinderft mich: bann
bu fichft nit an bie ding, bie gottes find, fonder bie der menfchen. tnb Bat
demnach er gen Hierufalem kommen, die fóufee unb verföufer us bem tem
vel geſchlagen unangefehen der gytigen pfaffen, gleerten und gmaltigen
uffap ; oud) jnem jre (after des gyts, cerbegied und glychsnery offenlich
ter alfem volk rud) unb härt ufaebebt * Matth. XXIII. Und ale bie
sot fam, daß er (id für ung alle ftelfen wollt, unb jn die feaenb füchtend
zu faben, ift ee inen entgegen gangen; unb bag ee ze verfton gebe, daß ein
bitt ouch die Inblichen fchaden finer fchafen verhuͤten foll, bat er fid nit
affein für uns gegeben, funder oud) den jüngeren das lyblich (eben -gefriften,
und mit göttlichen Praft geredt: Süchend je mich, fo Laffend die darvon
fumme; und alfo fin leben für uns arfteedt.? Darum oud) ein itber biet,
fo fer ev ein hirt under den ſchafen Chriſti ift; wider alle, die in um aote
tes unb um fief waren mwortes und um die trüm, die er für fine fchaf
bat, durächtend , harfür (ton foll, unangefehen ob er wider den groſſen
Alerander , Julium, pap(t, fünig, fürften oder gwalt reden muͤſſe; oud)
nit allein fo fy bent mort gottes widerbäffzend , funder.ouch fo fy je fromm
1) vorgehalten, vertiefen. 3) bargeftted t, dargegeben.
644 Dee bit.
ect mit zutlöcher beſchwerd ae vil und über billicht aberladend. Diß wit
alles mit byſpilen und gichrift harnach kommen.
Do soit die, ungemeflen! befchwerb der kinder Iſraels under dem künig
Pharaon und dem dgopti(ben volk gefehen, Gat er Moſen geſchidt fa ài
erledigen und- hinzuͤſͤren: dann ee nümmen Inden wollt bie unbillichen be
leidigung fines volks, Erod. III. 11. Und wiewot fid) Moſes mit fine
ſchlechte? undernam uszereden; hat ec dennoch wider den Pharaon ein (o
groſſe ungehande bile? bee menichen hinfüren muͤſſen burd) waſſer, wit,
fugenb, hunger, durſt, (trafen. und plagen, bag eim ieden grufen möcht,
(o er bie erlittnen arbeit nun hört zäfen. Noch bat gott (inen. gheiſſen und
worten allweg fraft geben, unb. Moſen mit den finen figbaft gemacht. Alle
foll oud) ein hirt, fo die tyrannen jre befolnen * fo unbillich und ungöttlich
wider gemonliche zimmlichkeit 5 druckend, (dy harfür fiellen unb den fchaim
ſchirm tbün, Dann die regenten föllend güttbátee fon nit beleibiger, bídu»
der, b(d)aber Luc. XXII. 25. Es nämt ouch Seneca cegnum beneuium
das it, das euch oder oberfeit (ne ein amt der gutthat. Man weißt mew,
baf man der oberfeit etwas fchuldig ift Röm. XIII. 73 wie redend abt
bie wider. die tyranniſchen beleidiger, in denen fein forcht gottes und kin
liebe,. je anfehen des nächſten ift. Meinſt du nit, o frommer cheift, Mj
gott mit befunbrem fiyß zu difer fündlichen- aot fin wort fo ſtark offne? bai
ſolcher mütwill und aer(tórung bee feommfeit, des rechten, der jungfremi,
der. trüw und gloubens , und baby das unverfchamt nemen, rouben, mid»
ren, wechsien, münzmindren und alles, Darum bie publicanen etioann h
den Römeren verfchupft find, bg eim groffen ‚geil bee. fürften uferwachſen if.
€ wir nun (bt dem anbab chriftenen gloubens zu feinen zyten befinden)
ba ſich das wort gottes fo ſtark ufgethon hab .ag allen enden als zu bim
zyten: ift güt ze vermerken, daß ed unt allen ad. heil dienen , und die (alid
glychenery der menfchenleeren hingenommen werden foll.. Darum wer dem
hirten, bee zu bi(em zyten, darin oud) die kinder und toredhtigen ze reden
bericht. find, ſchwygt, und das (iet under das mäß veritellet, unb dab
wert aottet teüglich thuͤt, und das volf gottes nit hilft erledigen.
Bott hieß Saul durch den propheten Samuel die Amalechiten jungs uni
alts mit allem veh erfchlahen, unb je hab aheinen weg beruͤren ober begerer.
Do vergieng (id) Saul, und erfchlüg ben amalechiſchen küng Agag nit, be
bielt ouch pil bebé zu eim opfer und büt gottes, unb mas koftlicher kleideren uud
Heinoden was. Diſe fürmit 9 überfach jm der prophet Samuel nit; mi
Saul der küng und nüwlich fighuft worden mad, unb trat zü jm unb ſorach:
Warum bift bu bem mort und ſtimm gottes nit ghorfam gon? fonder du
haft dich zu dem roub feert, und übel gethon vor bem herren gott. Soeranb
wurt fid). Saul: Er wäre ghorſam gſyn: denn er hätte bie Amalechiſchen
erſchlagen, unb jren küng AÄgag lebendig gefangen; es hätte ouch das vol
baby etlich hab behalten unb tef, das fy gott ufopfren wölltind. Darum
befchalt in Samuel widrum , und redt: Meinft bu, bafi gott die ganz gebrenn⸗
ten unb, funft opfer gefällig fugind; ^ und nit mee erfordre, daß man fint
aheiß gehorſam fye? Gehorſame ift beffte bann die opfer: bann gott wider⸗
a — — —
1) une, übermäßige. 9) Schwäche, Untauglichkeit. 2) uuzählige Menge. eV
vertrauten. S)ubermäßig. 6) Anmaßung. 7) verbrannten.
Der biet. 643
ſtreben iſt glych ein fand wie Las zoubren und warſagen, unb. Im nit ge⸗
borfam fin a(6d) ale götzen anbeten. Darum aber bu das wort gottes hin-
geworfen haft, fo hat dich sott ouch verworfen, baf bu nummen der fünig
ſygiſt ꝛc. 1. Sam. XV. 19—96. Und Hat demnach den gefangnen fünig Yang
der prophet Samuel 30 fiin zerhouwen. Diß Icert ung Far, daß der birt
Oud) denr fünig, fürften ober obeen nit überfehen (otf, fonder, fo bald er ben
ficht ab dem weg gan, im fin iretum anzeigen. Darum ift der prälat (def
namen dd) um gottes willen fie verſchwyg) fürmi&ig gfyn: ale der in kur⸗
zen tagen eim priefter ein pfarr geliben, bat ev jm ongebunben: ev fölfe finem
orden mit einem mort nit (dyelten, er fölle ouch das esangetium fülicher maß
predgen , baf er darin nieman ſchelte. Sich, mas wirt der arm pfarrer pred⸗
gen. Die ganz welt ligt in bosheit, umb er foll fu aber nit befchelten. Was
bedörfend (n denn des Hirten? Weiß ich wot, baf der gut here geredt bat,
das evangelium fchelte nieman. Lieber herr, thuͤnd Die ougen bas uf, unb
befebenb Matth. X XTII. 3. Joh. VIII. 3. und funft an vif orten, wie Gbri-
Aus und Johamnes geredt und gethon habind! Wirt mir oudy wol wyter
entwurt geben: Ja der pfarrer fólfe bie buren fchelten und von lafteen Sie»
ben. Denn er hat fih baby gerumt, er mölfe nit wider bad Evangelium fon,
funber er fgg ouch daran. Hie ligt der breit. Die hohen difer welt möchtind
mol Inden, dab man die marbeit predgete, fo fer man jr tyranny daran nik
lernete erkennen, und ſy nit anrürte, ouch baby nift abgienge. Der bict ler⸗
net aber hie ein anders, namlich dem fünig, dem vegenten nit ze überfehen,
und forechen: Man müß gott ntee gehorfam fun weder den menfchen. |
^. € 6 aber der päpftleren vott jre achorfame ouch mit bifen motten befeftet,
mwöllend wir wyter von jro reden. As Giant mee nach finem gen bedune
ft hat mölfen fantíen weder nad) dem mort gottes, bo hat ex die höchſten
unghorfame begangen. Darum fpricht Sammel zu jm: Daß bem nit nach»
kummen, das gott gheiffen bat, ein gößendienft foe und (djdblid) unb betrug»
lich, glych a(d die zoubrer und warſager mit erdichten fablen betriegend. On⸗
zwufel, baf, fo der menfch us finer bernunft etwas für guͤt bilder, unb aber
das recht unb. gut nit alícin von gott unb finem mort (emet, einen abgott in
im felbs ufricht, namlich (inen eignen verftand und aütbunfen. elcher
abgott ſchwerlich umgeſtoſſen wirt: bann er hebt ſich giych uswendig such an
mit zouberwerk, bas ift, mit glychenendem ſchyn bor den menfchen, für war
und grecht verfoufen. Und mie ouch der Affinnen jee jungen wolgefallend,
alfo gefallend bem mienfchen ouch fine erfindungen. Glych mie Saul meint,
e$ zimmte (id) zwar wol, daß ein fünig den andren nit töden fonder gefangen
nemen ſoͤllte; wäre ouch nit nüglid) , bag die Eöftlichen kleider und fteinob
berderbt, und das veh getödt wurde; darum ließ ec dem tolf, was koſtlich
was, als ob dasfelb in dem gebot der nächſtenliebe ggründt wär, und ber»
ordnet ein groß opfer gott ze tbün u$ bem veh, als eb dasfelb in dem gebot:
bu folft anbeten und eeren den einigen gott, gründe wär. Uf das fhricht Sa⸗
mut: Ghorſame ift beffer denn die opfer. Welche ghorfame? nit die Saul
geordniet bat, ben Püng nit ze töden, das foftíid) dem votf; und bas veh
gott 33 eins opfer ze behalten, wie wol fu ein bübfch anfehen hat; fonder bie
ghorſame, ba gott will, bag man finf finent wort nachkumme, dem ouch Saul
gelofet follt Ban, unb mit finem anfchlag. Alſo befindend bie bie päpftler,
münd), pfaffen, nonnen, daß bife$ wort: gehorfame übertrifft bie opfer ,
646 Dee fiet.
nit wit jnen ſonder richtig wider fg di: bann fo intenb. Bahn, tef ta
menſch ghein geöfferen gottedienſt nit tbün mag, benn. ben cinia med
gottes ungeändret nachgan, unb fid) gheines andren menſchen ja ſin tigm
guͤtdunken Lafle verfüren. Go nun die ganz rott der väpſtleren us jren fotun.
gen, leeren und bedunken redt, welche dem gotiemort ungemäß. find, Ql
wie alimegen das wort gottes jnen entgegen fiellen. Und fo fg forchm:
Du follt dem papít gehorfam fon, bem abbt, bem prior ze: fo (cbe man ob
gebietind, das im mort gottes geund babe. And fo dem alfo, fo darf wa
jres gebotee nit; fonder man foll das wort gottes harfür nemen, unb jid
desfelbigen halten, und umder demfelbigen leben, unb e$ it. dem maída
züfchruben. Gebietend (y aber, das nit grund bat im wort geites, und fn
hend darzu: Und ob mir glych ungättliche gebuttind, féllenb je uns ade
fem fon: denn gehorfame ift ob allen Dingen; fo fell man forechen: 2d
bu uf bie ghorfame din züchſt, das [utet richtig uf gott. Alſo foll mane
ben tob Inden, ce man wider bas mort gottes tbüje: denn gott ift mit o»
tcé,* denn daß man jm (ofe, unb fid) niemane bebunfen [affe abfürm.
So jt nun gebietenb, das im mort nit grund fat, fo tbüt man gott den bid
fet dienft, daß man dd) nit gehorfam re.
Als David dem (comme Urin fin liebe husfrowen geſchwächt, brc ied)
fin (eben darzwüfchend für jm gegen gefärd der fogenben truͤg, ſchuͤf «nf
demnach , bag er erfchlagen ward. Do fchict gott den propheten Statba vi
jm , daß er jm fin morblidye ſchalkheit ufbübe,? dag er gott alfo wermchist bat
und (id) vor jm nit gefchämt, fo er nun vor den menfchen fid) verhelen möcht;
und im daby bie (traf gottes trutzlich? verkündt. 2. Sam. XIL 9: Du
haft riam mit dem ſchwert getödt, und bie fin mob zu einer husfeomen
"^ eenommen; darum wirt das ſchwert us binem gfinb nimmer. fumma x.
Sich, fic müß der propbet dem miannhaften* David (inen. eebruch unb tb
ſchlag ja untrüwes morb ufheben. Was thünd nun bie blawen? birtm,
bit an der gwaltigen eebrüch (id) täglich ftoffenb, und dennoch nit were,
fonder oft darzi helfend 20? Was wöllend wie ert von der unſuberen ti
nigleit der päpftleren fagen, die wir täglich müftee denn der Bunben vor unt
febenb , und rümend für und für die giychsneten reinigheit. Und wäre fdimi'
wenn es by etlichen innert der natürlichen fd)nüe? blibe.
Hieroboam , der künig in Iſrael, was fo frefel, bag er zwey guldin Ie
bee, eins in Bethel, das ander in Dan ufeicht, verktert bargü bas (ct de
bütten, bat man in Yuda bruscht, damit das volk nit gen Hieruſalem fechie.'
Was alfo der erft füng, der Iſrael in abgöttern bracht 1. Reg. XI. um
XII. Als num der tag des opfer$. fam, und Hieroboam ob? bem altıt
&ünb unb rouft: nimm mat, fo fummt ein mann gottes (ein provhe)
ton. Juda, und fchrey us das wort gottes, das jm befolen was: Altar, altat:
das rebt ber Bere: Eich uf, es wirt ein fun us dem geſchlecht Davids 0"
born mit namen Joſias, der wirt uf bic die pfaffen bet bergkilchen maa"
oder opfren, die deg den wyhrouch uf die anzündend, unb wirt menſchen⸗
bein uf bir anzünden. Und bat der prophet darzuͤ cin. zeichen gegeben
fpeechende: Nimm war, der altae. wirt zerfpalten und wirt die äſchen bati
—
1) Angenehmeres. 9) mörderiſche Bosheit verwieſe. 9) ſcharf. 5) mächtigen. 9) gleich
gũltigen, kraftloſen. 6) erträglich, eine &feinigteit. 7) Schrauke. — 9) ſtrebe. i
$e Wit. A
t
werfchlttet. — Uf das bat ber künig fin hand usgeſtreckt von dem olor, unb. —
geſprochen: Fahend m! Und i£ jm bon fund an bie anb, bie er wider.
ben propbeten hat usgeſtreckt, erdorret, daß er ſy nänmen zu jm ziehen
konnt, unb ber altae. zerfpaften, und die äfchen:verfallen , wie der vrophet
geredt hat. Und nachdem der prophet gott für in gebeten, ift. jm die. hand
widrum gfund ‚worden ;. ned). hat er fid) von der abgöttern nit gewendet.
Eich, mat thuͤt berſtopfte. Hie erlernet der birt, daß er bie fchaf nit foll .in
abgöttern noch. einigerien unrechts lafien fuͤren; umb obglych bee feefel unb
mütwillig-Sieroboam ſolichs underftüunde , foll er. jm in. das angficht (ton,
ob er ſchon weißt, daß jm nit aefolget wirt. Denn gett wußt wol, daß
Hieroboam nit abfton werd, noch (didt er (mem propbetin. zu im. Wel⸗
ches wider bie bieten ift, die je ſchwygen damit entichuldigend, bap fo wüſ⸗
find, daß jr weben nüts helfe. Dann Chriſtus hat by den unglöubigen Set»
ben. darum mit ufgehört ze leeren, bag er mußt, daß fü in let nit at»
— iſt ouch ein gottloſer frefener küng in Iſrael t giu, glych als
oud) der vordrig, ja er bat alle böfen küng übertroffen: er den göhen
Baal mit vil pfaffen ufgericht bat zü allen andren —— Darum
verhib! gott dry jar allen regen, demnach ſchickt er Heliam die vfaffen Baals
ac geſchanden, unb das volk widerum in erkanntnuß fin ze füren. Alſo kam
et zuͤ dem groſſen gotteböswicht Achab, ber ſprach zu. jm: ibit bu, ber fe
rael unruͤwig macht? antwurt Helias: Syd) bab Iſrael nit unruͤwig gemacht
funder bu und das gfind .dines vaters; jr hand verlaſſen bie. acbot gottes,
unb find den: götzen Baalim nachaangen.- Und hat bemnad) Helias mit im
verdingt, ? die 450 pfaffen Baals unb bie 400 pfaffen der waldkilchen uf den
berg Carmel. ze verſammlen, daß man da ſehe, welches der. recht wor gott
wäre, wie 1. Reg. XVIII. 21. Hat, alfo zit dem volk vedende: Wie fana
wöhend je zu beeden-fyten binten? Iſt ber. bere. üwer gott, fo: folgend jm
nad) ; i(t$ aber ‘der Baal ...fo folgend dem nach! Und wie ec (9 mit bent
anzünden des opfers verdingt, band fü e$ nit vermögen: anzlinden; aber ut
anrufen ‚des waren gottes Iſraels bat es Helias von (tunb anzündt. Was
demnach wyter gefülgt, wirt harnach kummen. Sie legt fid Helias wider
Die gößeneer ? vor bem ungszämten füng, und vor fo wil falfcher pfaffen;
wiewol ex ein einiger propbet überbtiben was, als barnad) im XIX. 10. ftat.
Daran der hirt wol erlernen mag, baf ec bu bem wort gottes mannlich ze
blyben ſchuldig it, unb obglych die ganz weit wider jn ſtuͤnde; ouch daß
et ſich bie groſſen menge der. Baalspfaffen nit ſchrecken laſſe; ouch beni voll
nit geſtatte, daß es zuͤ beeden ſyten hinke, das iſt, nit in dem irrtum laſſe,
ba e$ fpricht: Ya ich vertruw in gott; ich vertruw aber in die ereaturen
ouch, bie ſelig (inb. Gott mag fülich hinken nit erlyden,“ ee wills alles
allein fon. Das iſraeliſch volk eeret nüt deß minder den waren gott ouch
zu etwas zyten; gott will es aber nit Inden.
Eben der Achab begert an ein feommen mann Stabotb, et füllte jm
finen wyngarten, bee int ad. dem palíaft tol gelegen wär, ae foufe geben.
Und do das 9tabot& nit thun wollt, nant er fid) be fo zu groffer müj an,
daß er franf ward. Dem fam aber fin wyb Jezabel mit (lidem meg 5 ze
| 1) verhielt. $) Ibereingefonmen. 3) Obtenverepenne. )dulden. anf fede SIBeife.
‚GAB | De 9t.
bif, (y verſchuͤf/ daß quern falſche slam über Naboth vebetenb: ce hätte aedi
ML ub Lej t ufo abc und hieß bo ben menn ufien unb feitidh
fun: Naboth wäre tob, unb der wungart dem küng gefallen. * Über
täßterlich 2 morb ward Helias aber gefchicht und faricht zu Achab: Du
getödt, unb demnach die geeignet. An dem ort, da bie hund Nabothe
gelecket band, da werdend (9 ouch bin blüt (eden ic. tnb ven Jezabel redt
€t alío: Die hund werdend Jezabel im feld Jezreel fee(iem 1. Reg. AXL 19.2.
Welches alles darnach befchehen iſt. foie lernet der bitt, bag er mit allem
in verdrangꝰ des ganzen volks funder eines ieden beíunbren. menſchens bar
‘für treten (ol. euch wider den größten tyrannen.
Do alte falichen vropheten Syofapbaten, dem füng Cuba, unb oftgemarnirus
Achab wusfehtend , ſy fölltind wider den furifchen küng kriegen; swiberzebt
der einig prophet Micheas, und verfeit * inen alle Ding, bie jnen barred
begeanetend ; und wiewoi ju der Kolz propbet Sedechias an den baggen (diia,
unb fich tür ufqab, 5 ber greift gottes hätte jm als wol redens bericht als
Michtam; dennoch verharret Michens, do man in (fen gfangen leit. Alſo
word in demfelben krieg Joſaphat wund und Achab erfchoflem. Und als
mean den wagen , baru( ee gefaren, müfch in bre mette zu Samaria, led»
tend die hund fin blut batab, wie gott burd) Heliam geredt hat. Hie lernet
ber bist, bag et fid oudy wider bie, fo fid) des worts gottes ruͤmend, uud
aber nit ift, ſunder us jvem gütbunfen ober fchmeichten redend, legen fol.
(b aber einer untrüio bruche am mort gottes, wirt mit dem wort feibs
Zund, Demnach lernet er ouch, daß er das. muͤtwillig kriegen der fürfen
ſcheltin und hindren fell, Wo find bie die nänftler, die hoben bifchef, unb
bit ganz menge dev genannten geiftlichen ? wie hand fo ſich gehalten? €»
band innert 15 jaren die gröften und ſtärkeſten völker wider cinanbren zer
vütt;a) daß fo vil freien, eere, (969 und guͤts geſchleizt ift, baf es nit ge vech⸗
nung kommen mag, ? und find ie bie lesten zyt bie böften. Und fo oft fg
yon friden band angebebt ze reden, ift dasſelbig allıweg uf jeen vortrit 9e.
ſchehen, und deu krieg demnach geöfler worden; daß cim noch bátbulos
ruſen mif, fo bald ev fo hört ten (ribera reden, fo habind aber ein aten,
as ik, ein ſchaden, im finn under bie welt ge fidem. Kurz, wer friden
wölle ban, bey nane von (tnb an das wort gotte$ anı das ich zů diſer
aut belf uftbüt; ober aber ec wirt fridens nimmer nieffen : die ar ftat em baum.
Was foll man bil us den propheten ſelbe bewären, wie der biet. ‚allem
Ablen widerſton fel(? Leſe dee Hirt bie propheten, fo wirt ee nüt anders fin-
den denn ein ewigen kampf mit den gwaltigen und faftren bier weit. Wie
ſchiltet Iſajas bie gwaltigen ? I. 33: Dine fürkten find gottlos, gfellen ber
biben, ſy hand alle die gaben lieb, ganb * gaben und verfolbungen n
richtend bem weisliꝰ nit, unb der handel der witwen mag nit für fg kommen.
Derglychen Hieremias V. 4, 5. (rot ouch: baf bie gwaltigen. die un-
(commfeit'? der gmeind übertroffen babinb. Und unfere gwaltigen ſorechend,
V zugefallen. 3) fchändfichen. 3) Drangfal, *) vorausfagte. 5) aufs höchſte be:
zeugte. 9) bem Teich. 7 zu berechnen iſt. 5) gehen, 9) ber Waife. 19) Gewiſſenloſigkeit.
a) Die sBolitit von Sulius II. unb Leo X. war bie Saupturfade der itafiünis
- (een Kriege, worin Schweiger, Teutſche, Franzoſen, Spanier und Italiäner Ober: '
(talien vorzüglich zu einem großen Schlacht « und -Leichenfelde machten.
— — — — -
DER. 649
ju fg. oeefnüyfenb* nian felle ſh nit améten; evt fummt dach aller bet
von ben quattigen unb höupteren har.. Wie befchiltet bee. bie fatfchen pro»
pheten? Demuach Ezechicl XXXIV. 2 f. wie dedwt er den bieten , bie nan
fich ſelbe weidend? ders“ aller om zwyfel ein überfchwängliche groffe: zal wat;
noch. redend bie pronheten wider fo... Wie befchilter Amos bie gwaltigen , &
feißte Eis nennenbe, und feit jnen demmach, was groſſen jamers inem begegnen
werde? Wie müß Jonas in eine groffe getitofe ftatt gon predgen, fo werde
in 40. tagen undergen? Wie hand alle , fo vor der babyloniſchen gefängnuß
predaet hand, vorafeit unb gwarnet? nod) hat e$ alles nüt geholfen.
Der vorlöufer und töufer Cbrifti, Johannes, bat wol gefchen, tvit (taf
und gwaltig Herodes was, daß jm das vo(f in fin ſchandlich (eben. nüt Bat
gdören reden: nod) fidt ee, daß jm barum nit ze überfehen; und als in
mieman ſtrafet, teitt ee zu jm, und halt im fin (after. uf unb fpricht: Die
zimmt nit das eewyb dines brüders ze haben; bas aber Herodes that. 986
fo ward er gefangen gelegt und tibt Mare. VI. 18. t$ dem wirt erlermet,
daß der bier alles das nieman gdar, anruͤren und weeren muͤß, nieman us⸗
genommen, unb in bee fuͤrſten, volls unb pfaffen angſicht fon, und ſich ba
nit größe, ſtärke, vile, nod) keinerley dutzenwerks? ſchrecken laſſen, unb
von ſtund an, fo gott Heißt uf fon, unb nit nachlaſſen, bie daß ſy bekeert
werdend ; als Hierem. I. 18, 19. und IV. 19, 20: Sy fólfenb zü dir keert
werden, und bu nit zu jnen; unb ich will bid) dem volf zu einer ſtarken
eerinen mute geben, und fo werbend wider bid) ſiryten, und aber nit über-
frardyen:? dann ich bin mit bit.
Und wie by den Spartanen enberl, by den Römeren tribuni geweien,
in vil tütſchen fätten noch obrefte zunftmeifter find, a) baf fü bem houpt,
fe es ze vit. gwalt beucht, ynredind; alfo hat ouch gott under finem volt
emttüt, bie hieten, daß fg zu aller aut wachind: denn ie fo will gott, daß
nieman ze übreteeffenfit) * (oe, dab man im fin miftbat nit gdöre fangen;
umb 95 der gwalt ſoͤliche us falfchheit oder forcht nit thin gbar, bem es bod)
süftunde, fo foll der prophet bod) nimmer fchlafen. Weert dee gwalt mit, fo
mag man die Safer deß mit geöflerem friden hintryben; Hilft ee nit mit, fo
muß ber birt bie fub 5 bean binden, unb kein ander hilf nod) entfchütten *
Denn von gott Heften. Denn fur; e$ müß gewachet und geweeret fon: bant
gott (didit allweg fine propbeten zytlich gnuͤg bie fündlichen melt 3e warnen,
ols Hierem. XXV. und XXIX. Und für baf ^ bie warnung fummt,
fo bitft nüt mee denn Anden und befren: dann, bichicht das nit, fo iM gröſ⸗
ſers übels an der thür, unb das von tag ze tag, bis das ganz volf verderbt
wirt. Byſpil, Sodoma und Btinite, das ifraetifch vol, das in der wuͤſte
das kalb hat angebetet und Begnabrt ward; harmwidrum eben bdaflelb nad)
aller warnung ungebeßret in die babylonifchen gefängnuß gefürt ward.
So nun der hirt wider alle groſſen und "hohen ding biet welt (ton muß,
und mit ine ſtryten, fo ift not, daß er mol gewaffnet foe; barum müffend
wit jn in die waffenkammer Chriſti füren, ba ee (id) dafelbft wol beware,
*) abflriden, verbinden. 2) Schredimittel. 3) überroinden. 9 erhaben über alles
Haut, Leben. ©) Rettung. 7) nachbem.
a) Yu Zürich hatten bie drey werſen Meiſter dieſe Beſtimmung. (Deitter e
ſchwornet Brief von 1495.)
658 Der hirt.
tit denen waffen er fine jünger auch amgeleat * fal. - Er ſchlien fe Diatib.
X. 7 $. Mare. VI. 7 (f. uc. IX. 16. und X. 4: Als je nun bingend,
(o predgemd, fprechende: Dat zuch gottes ift bie! Die kranken machend gfum,
reinigend⸗ die ſunderſiechen, 3 erweckend die todten, vertrybend die tüfel "
predgend: Das rych gottes it bie! Vergeben band jrs empfangen, **
gebends Hin! Ye ſoöllend nit: mod) gelb ned) filber noch münz im iwrr
fefe noch butgen ? bſtellen uf den weg, nit zween röck nit ſchuͤch mit cin
fab! denn der arbeiter ift finee narung würdig x. €id, bie will Chriſtus
gar nit, ba fich der birt mit einigerlen aytlicher narung beware, benm alícia
"mit bem fürnemen der trüwen arbeit. .Dero zwuflet er nit, daß jr etwas not-
butft ober natung gebreften werde: denn, arbeitend ſy trülidb, fo werdind
allweg erfunden , bie inen. nit mangel laflind; bargd fne er ein ſpyſer und
bekleider der vöglen unb blümen; mie könnte ex denn .finen arbeiteren man-
gel laffen? Er heißt ouch fie gaben, bie er fto umerlouft* inten. berfuben
bat ze mwürlen, vergeben wideum hingeben. Der fob, der 65 Mares nad.
gelaffen, if zu hilf des wege, damit fg erfanntind, inen den pracbt Der mde,
nen ® u^ tütery verboten fon, nachgelaffen. - Hie by Matthäo ift er verbo⸗
ten, damit fy nit mit ftreichen handlind; ouch. bag fu erlernind, bag fo fd
Inter. uf dag verfehen 5 jres herren verlaffind, unb fid) nit ufrüftind.
Bald barnad) ſpricht er wyter: Und welcher üd) nit ufnimmt, anb
Ühere wort nit annimmt, fo gand us bemfelben, hus oder (tatt, und erſchãu⸗
lend den ftoub üwer füflen; warlich, fag ich dd, e$ wirt bem. fobomeifchen
unb gomporrifchen volk ringer 7 fon am tag des urteils weder derſelben Kalt.
Wie er vor geheiffen hat die fchlüffel des entbinbent bruchen , indem baf fo
das ehangelium verfündind , namlich das vod) gottes (pe bie: alfo Heißt er
Oud) bie mibrum binden ,. bie je mort nit annemind,.das iſt, iren. ſtoub ab
ben fuͤſſen erfchättten jd eim zeichen, daß die unglöubigen alfo in jrer un-
gloubnuß afangen fugind , baf die glöubigen gotte$ vit jren ſtoub, ber bed
ein verworfen ding ift, mit jnen gmein ‚haben ſollind. Alſo hat end) bem
nad) Paulus Act. X VITI..5, 6, die ſchlüſſel des bindens gebrucht. Als die
Juden zuͤ Corintho Chriſto widerredetend und ſchmachtend, bat-er fine Mei-
der erfchättlet- und zuͤ jnen geredt: Uwers bfütes. fchuld (og über üwerem
opf! Ich wird rein von dd) mich zu den beiden keeren. Alſo chend -wir
bie ouch, daß Chriſtus nit will, mit gwalt teman. zü-dem glouben bezwun⸗
gen werden (als. aber erlich den chriften fürgebend zimmen, die bod» -nüt
anders denn .uf die zuttichen bab. und das itbif rych, als ze beſorgen,
donenb); * damit alle kraft unb eer gott und finem mort heim tómme.
Wyter ſpricht er: Sich, ich fend üd) hin als die fchaf-in mitten ber
wolfen; darum find fürfichtig als bie ſchlangen unb einfaltig .at$ bie tuben!
Huͤtend üch aber vor ben menfchen! bann fg werdend üch hingeben für die
rät, und in jren verſammlungen werdend ſy üch geißlen; und für die fürſten
und küng werdend jr gefuͤrt um minetwillen, jnen zu kundſchaft und ben
beiden sc. Sich, mie er inen allen troſt difer welt entzücht. Was mag zu
dem fleifch erſchrockenlichers geſprochen werden denn: Ir werdend für rät,
fürften und füng geftellet, unb merbenb verraten, und jr werdend geißlet; es
1) ausgerüftet. 2); Ausfähigen (abgefonderten Kranken). 3) Rouen. *) un:
entgeltfih. 5) Wagen. 9) die Fürforge. 7) leichter. 8) nach — ſteeben, gelũſten.
Deu Birk, | | 654
wirt ein brüder den andren in'n tob geben, umb bes vater den fun, haumideuug
bie fün jre väter. Und fpricht aber baby: Ey werdind under denen fyenden
allen bes Inbs halb unbewart fon, glych als die fchaf in mitten under bep.
wölfen. Die fabenb ghein erbärmd mit den fchäflinen, wie ein erbärmtich! .
tugendhaft unb unfdjáblidy thier e$ (oe. Alſo werbind oud) bie hirten ung
Diener gotte$ by den gottloſen menſchen ghein erbärmd finben, ſunder geach⸗
set ala bie (caf, bie zu ber mezg verordnet find; unb cin ieber, (o fo tóben,
y meinen gig gottsdienft begangen haben.
Dife waffen und nod) vil andre: namlich. daß fo nit über den weißen
foginb, wie nun berícib durächt, aKo merbinb oud) fo. durächtet werden, U
bag fo bie welt haſſen werd und berfürer ſchelten ze. möchtend verdacht *
werben, bag ſy met ein verhindrung weder ein bewarung waͤrind; wie wol
fo warlich nüt anders denn waffen find. Denn fo fid) einer dero por. irem
anryten verwägen ? bat, fo ift er gewaffnet, daß fo jm nit ſchaden mögend;
wo nun bie bem hirten nit ſchaden mógenb, muͤß ie (on, ba er cin ſtar⸗
fen harnifcht bartviber bab. Und will aber bie mit zäten* den barnifcht,
Dee Ephef. VI. 11. befiimmt ift, funber den Chriftus mit wenig morte
useicht? Matih. 2X. 26, 28. Glych nachdem er vil ſtucken, die über dem bits
ten gan werdend, gezält bat, feridyt er: Ir füllend fo nit fürchten. ind
bald darnach: Ir föllend die nit fürchten, die den Inchnam tödend, aber die
feel nit mögend töden; funder fürchtend wäger 5 ben, ber (96 und feel in bie
verdammnuß verderben mag. ‚Mit fürchten ift. bee barnifcht. So bu nun
ſprechen willt: Das müßt ich on big wol, ob glych Chriſtus nit alfo geredt
. hätte, daß, wo id) mir nit fürchte, daß ich alle ding tapfer wurd angenfen,
Nenn mir gegeben wurde, daß id) mir nit forchte, denn möcht id bftan;
funft nit, fo mir nun geboten wirt, id) (ólle mit nit fürchten. Darum
zeigt uns Cbrius an, wo wir erlangind , daf wir one forcht fogind Job;
XVI. 33: Dife ding bab id) mit üd) geredt, bag je friben in mir babinb,
Ir werdend in der welt angft oder Drang haben; aber find unerfchroden! idy
bab die weit überwunden. Hie fehend wir den fürſtryter? Chriſtum. Ev
Heißt uns unvermorren® (on, und fürfaren in (inem werk; ob ung glych hie
mit drang wirt zugefügt: bie weit tbüge im nit anber(t. Aber bierin
ftedt unfer gwüfler troft, bag er der überwinder der welt fpe: und fo mix
fine trüwe Diener, werde er diefelben ouch für uns überwinden. Darum
féUinb mie nun frölich fon. Als ouch Moyſes ad ben kindren Iſraels
fpricht Erod. XIV. 14: Der here wirt für dd) ſtryten, und je werdend
fil( darzu (9n, ſchwygen und rümen. Alſo foll der Diet bie, arbeit ſines
herren vollbringen, und demnach jn laflen walten und fchirmen.
So aber der birt hie yneeden möcht: Ja er ſchirmt mid, bif taf id)
getödt wird. Untwurt: Denn bat ee bid) recht unb warlich geſchirmt: dann
gheiner Inder den tod um gottes willen, der nit gottes ift. pie wirft bu bie
erſten geünd des gloubens unb der liche erlernen, wie da vor verheiſſen iit.
Gloubſt bu, bag ein einiger allmächtiger gott ſye? ja. Gloubſt bu ouch,
daß et din gott, herr und vater (oe? ja. Setzeſt du ouch all din zuͤverſicht
in jn? ja. So gloubft bu ouch one zwyfel, baf er bie nüts verheiflen bab,
1) erbarmenswürdiges, unſchuldiges. 3) angefeßen. 3) gefaßt gemacht hat.
4) Sefchreiben. 5) erklärt. ©) mehr. 7) Vorkampfer. 8) unverwirtt unbekümmert.
1
659 Der fitt.
«t werde dir das leiſten? ja. faf bu in für einen vater, fo wirſt da in
ent zwyfel oudy lieb haben, und gefölgig ſyn in allem, das er erſordret? ja.
Du wirft ouch fröud haben, fo du jm gedienen fannft? ja. Alſo folgt us
dem glouben, durch den du in für den höchften gott, für dinen gott, für
binen vater haft, daß Pu zum eeften boit zü jm ze fummen, ja bu ni zũ
jm ze kummen. Oenn haft du jn für dinen bater, fo wirft bu. jn ouch lich
haben. Haſt dus jn lieb, fo wirft dus nit mögen erlyden, daß finem na.
men jb abgang, daß man finem wort nit glouben geb, bag man
fchandlich wider in leb. tnb wie tu ce ben tob weder bine Inblichen
ſchmach, affe vi. mee für den himmeliſchen vater ee den tod weder M
nachteil erinden magſt. Gloubſt bu, daß gottes mort nit felen mög, fo
weit bu ouch mol, daß bie für jn fterben die gröfte ec it, Pie ein fan
finem himmelifchen gott und vater fann anthün. Und ie minder bu den
tob fürchteſt, ie ſtärker der aloub in die iſt; ie mee bu den tob fürchtet,
minder vertrumens und liebe gottes in die it. Wo der recht gloub m
göttliche Liebe ift, ba weißt der menſch, daB um gottes willen fierben ein
gwünn it, und ein anfab des waren lebend. Er weißt oud), daB nit der
überwunden wirt, der by ftetem verjähen des worte gottes ftirbt, finder Ber
fid) bie liebe diß (eben? (aft von gott abwenden. And wirt denn nümmen
forechen: Ya ich wird baby getödt: das ift ein ftimm des fleifche. Wo abre
rechte göttliche Liebe ift, ba mag diefelben ahein uswendig für erlöfchen. Da»
mit muß man die fogend gottes überwinden. Als Paulus Röm. VIII. 38.
anzeigt: Ich bin gemüß, daß weder tob noch leben, engel noch gemalt x.
ums bon der göttlichen Liebe feheiden mag ı. —
So nun dem bieten bie Liebe notwendig ift, müflend wir anzeigen,
warum und wannen fo im verlihen werd. Darum dit bie Liebe notwendig,
baf alle ding nad) jro gericht und gemeſſen werdind. Dann der zimmer
mann ift fo grad mit dem ougenmäß nit, jm ift oud) darzuͤ das richtfchut
not. Alſo ift alle tapferfeit, funt und glouben nüts, (9 merbinb dern nad
Ber liebe gericht 1. Cor. XIII. 4—7: Die liebe ik duldmuͤtig, feündlich, bie liebe
fäher! nit, die Liebe ift nit mülich,? wirt nit ufgeblafen, handlet nit unge-
ſtalt? nod) uneerlich, * fücht nit jren eignen nut, ift nit gächzornig, red
net nit bat. übel zemmen, frömt fich nit uf unbill, (rómt fid) aber mit bee
warheit, treit alle ding, vertruwt affe ding , hofft alle ding. Die liebe emp⸗
falít oder felet nimmer. Sichſt bu bie an der art der liebe, baf fg dent
bieten für alle andren göttlichen tugenden not ift. Gnd als der hirt etliche
ftbaf (dhlächt, ® etliche mit der band, etliche mit bem füß (übt, 7 etliche
aber mit pfyſen? trybt, etliche mit bent afed! zökt,ꝰ aber etliche, fo fy btób
(inb, treit, erliche daheim Laßt, bis fo erftarfend: t6üt ee doch bif alles finem
herren ze alitem, daß jm die fehäflin gemeeret, fuber und afunb werdind.
Alfo der fitt gottes (elf alle bina us liebe thün zu meerung und erbumen **
der fchafen gottes, iez ruch denn härt fun, nad) dem die fchaf erforbeenb,
und gott eriuden mag. Kurz, mo bie liebe ift, ba trifft e$ alfroeeg, ba gat
man nimmer müflig, man wytret ** für unb für bit eer gottes, und mag
1) fehdet, flreitet. 2) ũberläſtig. 9) unartig, ungefittet. *) unanſtändig. 5) ent:
int. 6) ſchlagt. ) ſchiebt, komp. 5) Zifchen, Pfeifen. 9) Salz (s geled) nachzieht.
19) Stärkung, Förderung. 11) erweitert.
De T 653
vm Var ale Dog reiben, Denn on bie liebe fallt der wen (gdutid
in hochmut; ja, two bie liebe gottes nit ift, ba i& es alle nit denn cin
hochmuͤt.
Wo man aber bie liche gottes übectumme,* wirt (nitidi in den worten
Chriſti erlernet Joh. VI. 44: Nieman kummt zů mir, e$ babe jn denn
min. veter gezogen. Alſo fummt, gott anbangen, von dem felbe giehenden
got: bann gott ſelbs ift bie Liebe 1, Joh. IV. 16. Welcher nun in
ber liche blybt, ber blybt in gott; und gott biybt in jm. Alſo wirt not
n, daß der birt gott eenftlich anrüfe, bag er jn mit bem für finer liebe
anjünbe. Wie wirt er jn aber anrufen, ſo et in jn nit vertruwt?
Otóm. X. 14. Datus nun folget, ba das anrufen u$ vertruwen kummt:
denn wir rüfend den nit an, zu dem wir uns bif nit verfehend: oder , fo
wir uns bero verfäbind, und er ung aber nit helfen möcht, rü(tinb wir aber
nit an. DBerfehend wie ung nun zu gott, daß er uns fo trüw (pe, daß ee
unfer mot erfegen wölle, und (o ſtark, daß er föliche vermöge, fo ift gott
(don in uns: denn unfer fleifd) erkennt. gott ſoͤlcher geſtalt nit. S nun
ſoͤlcher verſtand unb vertruwen gottes in uns, fo fummt er nit von une
funder von gott. Der macht uns der beiden dingen baf er mag und will,
bericht? und ficher durch (inen fun, Jeſum Chriſtum. Und welcher den
ennimmt für den fun gottes, ber ift ſchon ficher, daß uns gott mag und
beifen will: denn er bat (inen eignen fun für ung gegeben, das joch by cing
menfchen das höchſt wär. Welcher nun durch Sefum Chriſtum fiber ift,
der ift us gott geboren, unb. gott it in im 1. Job. IV. 15. Dann wie
kummend us unferem vermögen und verfiand nit fo (ec, ? daß wir Chriſtum
alſo annemind; e$ muͤß nun bon gott beſchehen. If nun gott in jm, fo.
if er oud) ficher, daß er jm geben wirt alles, darum er in anrüft. Us
weichem allem folget, daß alle, fo fid) der Lälte göttlichen liche f(agenb , unb
mögend um gottes willen ben tod nit er(gben, Cheiftum Jeſum noch nit an«
genommen habend: denn, welcher den angenommen bat, der (dodmt (id) üzid
hinderſtelligs ze ecbenfen, fo gott (inen (un fo feutig* unb (ry um unfertwillen
bat hingegeben. Darum, welcher die Liebe gotte$ haben will, der bitte gott,
dag er jm rechte erfanntnuß fines (uns handels, recht vertrumen gebe! fo ik
die liebe (don ba. Und wirt bemnad) gott dank (agen, fo er (inen ſchnö⸗
den Inb zu (inet ere. verbruchen will. Und obglych unfer. leí) flüdbt unb
jm füccht (denn Chriſtus bat ouch ſchühen ab dem tod gehebt); dennoch
wirt e$ mit dem flärferen für des vertruwens und (icbe gottes erwecket, daß
es nachhingen * müf. So not ift bie liche, unb da findt man fü.
Alfo erfindt fi nad) allem, daß den hirten zuͤ verldugnen fin ſelbs,
ze verlaflen vater und müter, hinzegan one (ad, ſeckel unb (tab, für bie für»
(tn gezogen, gefchlagen, falſchlich verklagt und getödt werden nüts anders
denn góttlide liche bringen mag, welche aber one das fundament des unge⸗
zwyflelen vertruwens nit fon mag. Jez müffenb wir fcben, was (in Ion fat
und ob er um ben [on trüwlich dienen werde, alfo bag in der (on zu fo
geoffer arbeit reizen mög. Den beſtimmt Gbriftue Marc. X. 28. Als Petrus
im namen der jüngeren gefraget: Nimm war, wir hand alle ding verlaffen,
und find dir nachgefolget. Was wirt unfer Ion fun? Matth. XIX. 2».
1) erlange. 2) unterrichtet, belehrt. >) weit. *) willig, geneigt. 9) nachfolgen.
654. E Dee. Bet.
hat im Chriſtus geantwurt: Warlich, fag id) dd), abeiner Ht, der Fin bes
verlaſſen hat, oder brüber, oder fchwöltren, ober bater, ober müter, ober
fin husfrowen, oder Lind, oder äcker von minets und des evangeliums wegen,
der nit hundertfaltigs in diſem zyt jnnemen werde, hüſer, brüder, fbmó.
ſtren, muͤtren, kinder und äcker, mit durächtungen, und in dee künftigen weit
ewigs leben. Hie verheißt Chriſtus ein groſſen lon, aber er verbittret den⸗
ſelben ſeer, daß er ſpricht, derſelbig werde mit durächtung gegeben. Darum
muͤß man ſehen, mo ber bunbertfattig (on ie geleiftet fye, den er Bie ver.
heißt. Die durächtung findend wir wol in diſem apt, aber bie Hundert bü-
fte, brüder ꝛe. findend wir nit. Merk, ale Petrus Act. II. 41. gepredatt,
$eurbenb 3000 menfchen zu dem glouben befeert. Hie überfam Petrus eins
mals vil ein gröffere zal ſchwöſtren und brüderen, ouch büfee; äder unb
alfeh rat, denn ee vormals ie gebebt: in bem taf er alle, fo in Ehrikum
gloubtend / nüts minder lieb: bann. fine anerbornen brüder Bielt, und jm
die forg für je fab nüts minder an(ag, denn ob fy fin eigen wär, nami
daß "die nit wider gott ge vil Lieb gehalten nod) migbrudyt wurde. Alſo
band im alle getrüwe hirten thon. Nun dient difer fon nit dem Iychnem,
funbee meeret dem Hirten die forg und angft für fine empfolnen. Was
foll man eeft von dem verheiſſen der durächtung reden, der fo gewüß geiei⸗
ſtet ift, daß bie hirten allenthalb ein lange zyt bin getödt find. Daran mir
num wol ſehend, ba die Hirten nit us anfehen des zytlichen (one geriem
habend. So aber hieby das ewig leben ouch verkeiflen ift, müffenb wir
fehen, ob man um desfelben willen das hirtenamt annem. Alſo er
fnbt (id ouch, taf der hirt, fo fer ev recht it, ouch nit Intee um den
eigen [on dienet. Und wirt hiemit von unferem verdienft unb fen erlernet.
Welcher um den eigen. (on bienet, der muß vorhin müffen, wo jm berfetb
derheiffen (oe, unb mer jn jm verheiffen hab, unb ba6, der in im verheiſſen
fab, richtig unb unbetrogen fye. Wenn nun der menfch weißt ben verbeif-
nen (on, fo i(t jm erft not, bag er gewüß foe, bag jm der verheiffer nit
fele. Hat er die ficherheit, fo fat er das recht verirumen unb glouben in
gott. Wo das ift, da it nit möglich, e$ müß göttliche Lich harnach folgen:
denn welcher wollt gott für ein gnábigt, unbetrogliche , höchſtes adt eigen.
lich halten, unb jm nit lieb haben? vorus, fo ee uns fo tür (inre gnaden
durch Jeſum Ehriftum;- finen fun, verfichret hat. Alſo folgt, daß af den fon
gheiner fehen mag, der ein rechter biet ift: dann, trumt er, der (on foe ae
wüß, fo ift der gloub vorhin richtig da: ift der bd, fo folgt bie tiebe mit.
So nun das vertruwen und liebe vorhin ba find, fo wirt ud denen gearbei⸗
tet, und nit us uffeben des lons. Die Enecht fehend allein uf den (on, aber
die fün fehend nit uf den (on, funder arbeitend mit trümen in jre$ Yaters
find, Laffend den (on jren vater beftimmen , ob und wie er will. Stun find
wie fün gottes, Gal. IV. 7, unb miterben Ehrifti 9tóm. VIII. 17. Warum
mwollend wir denn als bie unfryen knecht nun uf den (on. feben, und mit
allein uf die eer gottes, unſers vaters, und demnach den uns laſſen erben,
wie im gefallt? Welcher hirt zu fölcher maß ber Liebe nit kummt, ber wirt
oft ſchwankend werden in dem für der durächtung. Darum bat Chriſtus, e
und er die jünger hat wöllen (affe zu predgen usgon, ſy borbin mit bem
- heiligen geift in dem zeichen der fürinen zungen und getös eins ſtarken winde
gefeftet. Der wind fam vorhin, bie wellen und ungeflüme difer welt anzei⸗
T — de P — —
— — — — — — — — — — — — — -—— | — — — —
u Der hirt. 655
gende, unb demnach dit fürinen zungen, die befeſtigung gottes, durch liebt
ſin in unſeren herzen angezündt, bediltende.
.Jez folgt von den falſchen bieten. |
Falſche bieten. ſind nüts anders denn falfche propheten, weldhe gott oft
mit jrer farb usſtrycht; noch wölfend wir-die nit kennen. Und (belit (9 aber
Chriſtus fo eigenilich Barfüe Matth. VII. 15, 16: Huͤtend üch vor den faf»
fchen propheten, bie zu üch kommend in fleibren der fchafen, aber inwenbig
find fy röubig wolf. . Ir werdend fo an jren früchten erfennen. Samm⸗
lend fo von ben dörnen truben? oder von den diſtlen fogen? Hie fehend wir
ein gemeine (orm, daran wir alle falfchen hirten und propbeten. erfennen
wögend nad) ber. warheit felbs befchriben fon. Sum erften fummenb fg in
einer unmweerlichen ,*. unfchädlichen geftalt, glych als ob fü mie die fchäflin nit
verletzen Tónninb; ale wir iez die päpftler mrit worten fehend Eummen (dann
- mit jtem uswendigen wandel und find, mit bem fo da bar farend mie bie
tyrannen etwann in ganzem küriß,“ zeigend fy wol ouch ntit dem gebiß an,
ba$ (5 wölf find). Wo (y befindend das einfaltig wort gottes gefälet werden,
fummenb fo mit fötchen worten an die oberkeit: Wir fehend, bof der unge»
näjet tod gottes Übel zertvennet wirt, und bie chriftlich kilch, bie Chriſtus
Jeſus jm felbs verordnet, unb mit finem eignen roſenfarben bluͤt gwunnen
und überfummen hat, übel zerrüttet sc. Welchem glöubigen wellend die
ouger nit übergan, fo f den ſchmerzlichen tod und biüt Jeſu Chriſti für
Daütenb? So ſy aber bic red zu end beingend, fo hörſt bu denn, ob inen um
Ehriftum oder um bie kiſten (ne: bann dasfelbig futet alfiveg faft ſolcher qe»
(tait: Man will uf der väter fagungen nüt$ mee halten (baru$ hand fo die
pfeündichen, penfionen , erften feücht, jdetid) Eilchengelt, bannfchäß,? bant
um zytlich güt, den jämerlichen gwalt fred vechtns). Man redt, bie meg
foe nit ein opfer (darus band fy die geöften hufen jrer rychtagen zemmen
gefammie). Man verwirft bie bucht (mit der ſy alf confcienzen gefangen
band, unb nit us der gefängnuß gelaffen, bie bag jnen ein tür losgelt ge⸗
geben ward; fragend aber daby bem rechten bychten nüts nach, wie ber menſch
n rechten rüwen und mißfall fin ſelbs gefürt werde). Man haltet mát uf
bie müter gottes (Parum daß man fy nit meer mit filber, gold und edlem gſtein
umbenfen will, daran der gytwurm alle jar ein befundre ärn gebebt hat,
funder man reicht föliche-den armen, als bee. arm fan Mariä felbs ouch ges
thon bat). Die münd) unb nonnen loufend us den Höfteen. (Sya die gröfte
feftung der pänftleren i(t in den Elöfteen: daryn hand fo der rychen und gwal«
tigen finber gelocket, bag fy die glych als pfanb(üt* bátfinb, dab man fg def
weniger an allen orten angryfen möcht. Das fehend wir 3d difen zyten, wo
in einens volk wenig Elöfteen find, ba wirt dem wort Ehrifti wenig wider
fochten). Die pfaffen nemend wyber (das gott felbs heißt; Hättind fy aber
hüren, und bezaltind alle jar einer 4 guldin für ein kind, und ie ze fünf
jaren einen proceß, oder järtich bie bifitation, damit dem bifchof des jare
4000 gufdin wurdind, fo wurd es alleg quitt). Dan vredget, das zu uf»
rüren dienet (aber daß (a bie welt in jre verginfung und eigenfchaft gebracht,
deß ſy doch gheinen grund habend, das will (y nit bedunten zu ufrüren rei
Siro) unbewaffneten. 3) Küraß. 3) Schäge vom Ablaf für bie Gebannten. *) Geiſel,
ürgen.
656 | Dee hirt.
den; und ift bod) Punb, daß alle utrüren, bie uf erdrych ie geweſen, allein
us überdrang bee gwaltigen erwachſen find)., Und dergiuchen gebreſten vit
fürend fy zulezt Haryn , daran man fibt, daß fy mit erbichtem ſchyn den gnd-
digen Handel Jeſu Cbrifti, unfers herzen, jren anfechtungen filewölbend. Und
ob fü ſchon diſen fchwanz zum lezten nit alfo ufrichtind, fo fidbt man doch
eigenlid) an jrem gfind und pracht, ob fy von gottes oder abgang jres wet
luſts wegen da find. Dann Epriftus hat gbein fölichs afind mee gehebt.
Da fy aber die cheiftenlichen kilchen harfür ziehend, Die Ehrikus mi
ſinem bittren tob gewunnen, und bie er felbs ufgefe&t hat, ba müß mon ie
ein ufichen Gan, * welches die chriftenlich tild) (oc. Wo fol man aber das
felbig anderft finden weder by Chriſto, das ift in finem wort ſelbs? Erindt
fi nun by Chriſto, ba der pdp(tleren zemmenkuchen? bic chriſtenliche kilch
ſye, ſo ſoll man ſy billich darfür halten; wirt ſy aber von Chriſto nit be⸗
ſtimmt, warum thuͤt (9 ſich denn für bie kilchen us? Ey mögend wol cin
päpftlich kilch fon oder verſammlung; aber die chriſtenliche kilch, die ma
gloubend (das ganz glöubig volk) einen gmahel Jeſu Chriſti fon, das find
f ale wenig als bet Belial gott (ge: ober aber unſer gloub von der kilchen
fünbe uf den beteuglichen binfálligen menfchen , bas aber nit fon mag. Die
kilch wirt eineft, fo vil bibat gehört pon jto ze reden, für alle bie ges
nommen, bie all jr zünperficht und fichrung des heils uf Chriftum gebawen
band. Wie er Mattb. X VI. 18. redt: Uf denfelben (bannen er. Petro den
namen Peter, das ift, felfee gab) wird ich win Eilchen bumen , das d:
min volk wird id) darin mit gott vereinbaren, ba ich für je (ünb cin beo
Ind (anm unb opfer bin; unb weicher (id) daran (aft, der wirt heil, um
ift ein glid miner heiligen, das i(t, mines bolf$ unb miner menge. Alſo be.
(ntt (id) in bem mort Chrifti, daß bife chriftgläubige kilch alle die And, bit
in Ehriftum verteumt find. Denn warlich, welcher uf ben felfen gebuwen ift, der
i& in bee kilchen: denn die Fild) ift uf ben felfen gebumen. Zum andren mal
wirt die kilch für ein iede Pild)6óre genommen: alfo heißt bie fid) 3d. Corin.
tbo der teil der allgemeinen kilchen, bee by einander zu Corintbo was, die
fung all glider der kilchen mit allen glöubigen mienfchen warend; noch niti
deß minder Heiflend fo. ouch ein fi(d), bas ift, ein aemeind oder verſammlung.
Alfo heißt die kilch zů Abbtzell bie kilchböre zu Abbtzell: bie find nite dei
weniger glider des ganzen chriſtenlichen volte, weiche bit war tid ift, ven
bero mir gloubend. Als wenig num bie zu Corintho unb bie zu —X
gebot und verbot über bie ganzem chriſtenheit legen mögend, als wenig mag
bie vádpft(idh kilch: dann fo nun ein beſundere kilch iſt (ob fo bem glou⸗
ben Chriſti hat), die ſich ſelbs ufwirft andren menſchen ſatzungen und gebot
uflegen. Diß alles wirt, mit vil kundſchaften der geſchrift bewärt, an andren
orten gnuͤgſamlich anzeigt: bann hie nit ſtatt iſt nad) notdurft davon ge re
den. Und barum, da (id bic päpftler der zerrüttung der Tilhen, klagend
fü fid) num jres abgangs: denn funft, ie mec menfchen in ben waren cheifien-
glouben tretend , ie gröſſer die kilch ift, und obglych ghein papft noch hoher
bifchof uf erden wär. Noch bat es ein fchöne galt, alych als ob jnen um
tie (dyaf foe; fo ift inen um die wollen und um die bfcherer: denn fo fell.
tind funft mol wüſſen, daß bie kilch gottes, oder die fchaf gottes, ober das
3) darauf fehen. ?) Vereinigung, conspiratio,
*
Der Hirt. 657
vo(f gottes, wie du es nennen willt, mit gheiner andren weid weder mit
bem mort gottes geſpyst werden mag. Und fo das allenthalb rychlich harfür
getragen wirt, ſolltind ſy nit klagen, wie zerrüttung entſtuͤnde, ſunder frolo⸗
cken, daß die weid des göttlichen wortes allenthalb ſo treffenlich wuͤchſe. Es
hilft ouch nit, daß fg redend: ya, wenn man e$ dartruͤge nad) der väter
meinung. Dann Chriſtus hat diß wort: Der menſch wirt leben in eim
ieden wort, das da kummt von dem mund gottes Matth. IV. 4, nit in
der väter urteil gſetzt oder mund, ſunder redt er von dem wort, das von
ſinem mund kummt. Oud Deut VIII. 3. Kurz, daß's ein ieder chriſt bets
ſtand: wie iſt es um den chriſtenglouben geſtanden? oder wie hat man den
gepredget, ee daß gheiner dero, die ſy väter nennend, geboren ward? wie
habend die heiligen apoſtel das wort gottes gepredget? Alſo erſindt ſich, daß
(o mit den väteren nüts denn bie einfaltigen brögen! wöllend, unb das wort
gottes mit jnen gefangen legen. Das chriſtenvolk hat frommlicher und un⸗
ſchuldiger nie gelebt, denn bo ghein menſchlicher zuͤſatz oder zwang zuͤ dem
einfaltigen wort gottes nie gethon ward.
Alſo kummend ſy zum erſten mit den worten, damit ſy den einfaltigen
ein männli machind. ?_ Und iſt dennoch ein gottsdank, bag ſy iez alfo an⸗
hebend. Sy habend nun dermalen dry oder vier mandat laſſen usgon, in
denen ſy zum erſten vergeſſen hand ze empfelen, daß man das gottswort
predgen ſoͤlle mit allem ernſt. Und kummend erſt hindennach, als jener den
nachburen (db: Spater Hans, kumm ec ouch! Wir wöllend, ſprechend fo,
nüt deß minder, ba man das evangelium predge. Jez ift es fo vil wäger
worden, daß ſy das ebangelium zum erſten empfelend ze predgen; unb.
kummend denn mit dem harnach: doch nach dem verſtand der väteren und
gmeinem verſtand der glöubigen. Wie iſt gott ſines worts halb ſo wol be⸗
ſchehen, ba väter kummen find; oder aber man hätte jm fin mort nit laſ⸗
fen predgen. Dann ſetz, ob ghein vater bae wort gottes nie mit ſchryben
acbanb(ct ? hätte, wölltind (y e$ Laflen predgen oder nit? Mag e$ nun one
bie väter vechter, Iuteree ober Elärer gepredget werden, warum bindend fü
e$ denn an die väter? fo doch jte eigne recht 8. unb 9. bi(tinct. anzei⸗
gend, daß die väter dem mort gottes, unb das wort gottes nit den väteren
wychen fol. Wannen aber der verftand des göttlichen morte fómme, ift in
dem büdylin ton klarheit des gottswortes gnuͤg gefeit.
Alſo erfindet (id, daB bie, fo Jeſum Chriſtum, unferen herren, und gott
in jrem anmwerben ^ fürwendend, und doch funft nüts an jnen babend, bare
an man fehe, bag fy in Chriftum gloubind, föliche allein tbünb, daß fü
für bitten. werdind angefehen: denn martidy, fo du (y bis uf bie fü beſichſt,
fo ſtechend jnen allwegen die wolfsflawen harfür. Diß reicht nit allein uf
die Hohen bifchof funber uf alle bifhof oder pfarrer, denen man gar bald
anhört, ob fg 3ü gütem ben fchafen leerind oder zuͤ gütem jrer Euche;
weiche die päpftlichen fien bſchirmend: ja, mas diefelb fehe, das
gange nebend dem wort gottes wol hin; welches doch ein fchandliche ab»
göttern ift: denn wie fann die ercatur nebend den fchöpfer gefegt werden ?
welche das Inden Chriſti beenütenb, fo fo fpredenb: Dee menſch müß und
mög durch fine wert felig werden: denn, fo dem alfo, fo wäre doch Chriftus
1) ſchrecken, zum Schweigen bringen. 2) Trugbild machen. 3) erklärt. %) Anforderungen.
Zwingli’s fümmtl. Schriften I. $56. 42
658 Dee bit.
vergeben geftorben Gal. II. 212. Sy redend e$ aber uf ben ft; (9 wüllnd
wol, daß ein icder meníd) an (inen eignen werfen. verzwuflet; unb fo «t
aber an ben werten bangt, fo lügt er um bif der werten; und fret
fid) demnach an das pfaffen⸗ und münchengmürmel der pfalmen, an mei.
halten, an kilchenzier meeren; das bringt alledem falfchen Girten milch und
wollen von den fchafen. Und big ift in ben nachlommenden worten Cbristi
usgedrudt, ba ee fpricht: Sye merbenb (5 an jren früchten erkennen, das if,
je werdend an dem, bas fo füchend, wol fehen, ob f us Liebe gottes die ſchaf
weidend oder us jrem gut; und empfilcht ſoͤlichs allen. driften. Darum mif
fend ouch die päpftler Inden, daß man fo b(dyige,* ja bie allereinfaltig-
fen muͤſſend fy fid [affe bſchetzen: denn Ehriftus vebt big zu ben fchafen oder
gmeind. Alſo müffend fid) bie väter mit den pápften und bifchefen (affe
bſchätzen, ob fo wolf oder hirten fogind. Und erlernet fy die gmeind wolf und |
nit bitten. fon, fo foll fo fid) vor jnen hüten, gott geb was fg pochind.
Wyjter folgt in der prob Chrifti: Ein ieder- guter boum bringt gütt
feucht, aber der ful boum macht böfe (rudbt. Ein guter boum mag nit
böfe feucht bringen, nod) der (uf. boum güte frucht. Ein ieder boum, dr
nit güte feucht bringt, der wirt abgehomwen unb. ins für geworfen. Darum
fo erkennend fy an iren Früchten! Hie ift eigenlich ze merken, mie vor i
dem rechten hirten geredt ift, daß er (id) der bingen flyffe, bie cr im gott
wort finde unb (cert, und nit eigne glychsnerwerk harfür bringe: alfo il
ouch das volk den hirten nit by menfchlich erfundenen werten bfchäßen, fum
der an denen werfen, bie gott geheiflen hat. Darum nun der fict nit bu
fölichen werten befyägt wirt, fo find vi( der unwüſſenden, Die da rend:
Sich, man halt nit meg, man kluͤgt? bie bilder nit, man halt nüts u( bof
fang im tempel, nüts uf den ablaß, man gibt den mündyen, ben nennt
den pfaffen ghein gaben noch opfer mee, man gibt nüts am unſer (tome.
gebet sc. Wenn (o aber wüßtind, bag gott das verlonet mefbalten fo übel
gefallt; und bag man die Lebenden bilder gottes, bie armen chriften , mit die
bölzinen und feininen góten zu ber eer gottes bekleiden ſoll; unb bof in
bem geift und in der mwarheit gott anbeten im das allergefälligeſt gfang iR,
nit das mit jolen;? daß der abla nüt anders denn ein erloubnuß aller
(afteen gſyn i(t: denn uf den bat man geroubt, geftoten, gemüchret, kriegeli
verraten, ja alle groffen übel begangen; ba es fo ſchadlich ift under bem
chriſtenen volk fo vil müffiggdnger, pfaffen, münchen, nonnen halten: denn
fü alles. mütwillens und mwollufts die treffenlichſten anheber find. Dud 10
ſy beteachtetind , daß gheines menfchen werk dem andren fürgefeßt mag Tn
den, weder des einigen herren Jeſu Chrifti, waren gottes unb menſchen
such daß die höchfte eec der jungfromen Marien ift, nit hohe murem uf
richten, unb die bümberren uf fchönen vo(fen reiten, ^ bo hübfchen ftem
äßen, funder allen denen, die in jren fun hoftend, fülcye hilf anhenken und
das, fo an die muren verwendet wirt, zu bemarung der (rommteit^ act
-tochtren und frowen, bero fchöne durch armuͤt in gefärd aefürt; aachen
wirt. Ca, wenn die unberichten sigenlich alfo wüßtind, melches chriſtenlicht
wert wärind: fo murbinb fg den hirten ouch by denen allein Lernen erlen⸗
1) (hät, Geuetheile. 2) achtet (für fchön, ehrwũrdig). 3) ſinnloſes, dem Jeuchnen
ähnliches Geſchrey. *)teiten laſſen. 5) Unſchuld.
4
— Q—. mam nm — — CEP HN — — — — — Am. .
-— -— we — — -—"— -— 0
Der Hirt. - - 659°
nen. Sunft, fo der Hirt autig, unkünfch, verfoften, ein (piter it, unb aber
baby fid) für gottsförchtig mit bif. meßhalten unb. uswendigem fchyn der
kleidung und fitten erzeigt: fo wänend bie einfaltigen fchaf, er fog ein hirt;
fo et bod) nüts anders denn ein röubiger wolf ift.
. .- Mie der beilig Paulus ein waren bifchof, das ift, pfarrer, Zit. I. und
3. Zim. III. beſchrydt, bab ich mit (p bis hiehar gefvart, damit man
nebend dem liecht die finfternuß erkenne, nebenb. dem rechten birten ben
letzen. Ein bifchof oder pfarrer, foricht Paulus, folk unbehaglich fon, ein
eemann eines eewybs, nüchtern, rechtfinnig , wol by im felbs, züchtige man»
beí$, geen beherbergen, geſchickt ze leeren; beg. kinder alóubig unb abor.
fam fygind, denen man nit zumeflen fónne, daß fo geil! oder muͤtwillig
fogind. Es müß der bifchof oder pfarree nit behaglich fon mit laftren:
bann das zimmt cim hushalter gottes. Darum fo müß er nit ungebrochen ?
oder eigenrichtig fon, nit ein zoenmütiger, nit ein wynſufer, nit ein filas
ber nod) fpißler,? nit uneerlichs gwünns begirig. Er müß ouch widerhebig *
oder zäj fun in der leer des waren aloubend, damit er tróften und ermanen
mög in rechter afunbee leer, und bie widerbäfzenden harfür ziehen unb bes
gryfen.“ Sich, in difen morten erlernet man, in mas. ftuden man ein hir⸗
ten erfiefen fol. Alſo müß ouch folgen, daß, bie fölcher maß nit geſitt,
fatídye hirten find unb zu dem amt untougenlih. Dife (tad find ouch alte
in der liebe verfchtoffen, 7 mie vor gehört ift.
Wenn nun ein hirt verklagt wirt oder berlogen, fchadt nit, fo fer e$
warlich® nit uf in gebracht werden mag, als leider iez zu unferen anten
bſchicht; darin alle menfchen fo geneigt find us fuendfchaft des gottswortes
bie vrebgenben mit ungbanbem ? Lügen ze befledden. So fer er aber ein bär⸗
lich (after an jm hat, darin er bebagt werden mag, ſoll er nit das bifchof«
amt verwalten. D mie wöllt ich bie etlichen hoben bifchofen, bie mid) one
bie warheit gto(fer (atre zuhend, doch hinderwärt, müfte mafen!? Tonnen
anzeigen, a) wo mich je närrifch rätfchen!t bekümmrete.
Es wirt ouch erfehen in den worten Pauli, bag ein icder pfareer, der
nit reinlich 2 (ebt, unb aber ghein eewyb nimmt, ein folfcher birt i: denn
e de der fchand nit ſchämt, ja erft mee. ſchanden dem frommen wolf
zufügt.
| Daß die füller unb praſſer falfche Hirten find: man weißt wol, was.
zimmliche notdurft ift.
1) ausgelaſſen. 2) hartnäckig. 9) Spötter. 53 feft. 5 zum Schweigen Bringen,
überwinden. 6) herausfinden, erkennen. "begriffen. 9) mit Wahrheit. 9) ungeheure.
10) Häßliche Flecken. !%) Klatfchen. 12) keuſch.
a) Zum Beyfpiel, wie Bifchof Hugo zu Eonftanz fein Einkommen vermehrte durch
Contubinenſteuer (Wirz N. Helv. Kirchengefch. I, 273. 274) ; Biſchof Ziegler
von Ehur unb die Nonne zu Feldbach (Hott. Eidg. Gef. I, 247); Biſchof Sex
baflian von Montfaucen zu LZaufanne, ber. zweymal durch Verrath fid) der
Stadt bemädhtigen wollte, und ein Leben voll Ausgelaffenheit führte (Ruchat Hist.
Eccl. IL. XXXVI. 96. 339.); ber verabfcheuenswerthe Baflard Johann von
Savoyen und der Feichtfertige Peter be (a Baume, Bifchöfe von Genf (Spon
Hist. de Gen. T. L); und der Kardinal Matthäus Schinner, Biſchof zu Git
sen, bit Kriegsfackel in der Schweiz.
660 Der hirt.
Daß er nit ein (ebfopf,* Bafb toll unb ungemäß in reden unb antem
foe; dannenhar die verlognen vätfcher und fantaften falfche biete (ub.
Die einen unzüchtigen wandel mit Eleidung und andrem fürend, find nit
Hirten funder wolf. Die nit 3€ herberg nemend die armen, find falſche
bieten. Hie find ble gmeinen bitten. zu diſer zyt nit fo feer ze (dim:
bann die prälaten füremd inen die zehenden und feücht hin, und laflend die
Pfarrer an den Hawen fugen. Darum folf ein iede kilchhöre ſehen, da
jnen der pfarrer us jren zinfen und zebenden zimmlich verfehen werd, dej
er ouch den armen ze hilf kummen mög. Und mo das befchicht, fo nit
alles narrenwerk, damit man zu opfeen ae(odt hat, binfallen. Vor alla
Dingen find nit würdig, bag (9 birten genennt mwerbind, bie nit leeren fin |
nend ; ober, fo (9 e$ könntind, nit zäj find, unb ben widerftrebenden mann
lich widerftiand. Des bieten Linder fólfenb züchtig , glöubig , wolerzogen fon;
daran man (idt, daß man nit jung Lappen, * funder bie ieg ein aot bufae
halten unb mwolerzogne kinder habend, zu hirten erwälen foll; ed wär
bann ale Timotheus ein jüngerer mit den gaben richtig ,? die eim. bifef
zughörend sc. Die übrigen ſtuck ermißt ein ieder von jm felbs. Alſo fel
man nad) den mworten Chrifti den falfchen bieten. eigenlich an den frücm
leenen erkennen, unb baby wüſſen, welches göttliche, welches tüfelifdhe ruht
ſygind; damit man nit den vatten * behalte, unb den fernen hinwerfe. Bet
der abgehoumen boum in das für geworfen bedüte, wirt Barnad) fummm.
Die find oud) alf falfch Hirten, die inwendig nit rechtgläubig,, nit lit:
haber gottes (inb, wie vormals us dem bufpil und worten Chrifti klarlich
von bem rechten birten gfeit ift; melchen jren unalouben man heiter an
den werfen fid)t. Im anfang hat man gehört, daß der Dirt vate und
müter , ſchwöſtern und brüder 2c. um gottes und fines worte willen verlaſſen
fol. So muͤſſend ie bie falfch fon, die jte brüder mit jrem birtenamt und
fid) ſelbs erſt euch machend; als wir täglich an ben hoben bifchofen ſehend,
die jte verwandten 3d. groffen rychtagen mit erdichten ablaß⸗ erloubnuf- und
urteilbriefen und derginchen unzalbarlichem alefanz ^ bringend. Sa ef hat
jnen ghein Iychtfäriger bachant in jrer jugend nie fupp(et, er müß ein chorherr
oder rycher pfarrer werden. So nun, die vormals in der’ welt aem martndı
fo fy 3 dem bifchofamt kummend, rychtag inen (ebd und den jren zemmen
fegend: ift ein gwüß zeichen, tag ſy falfch bieten find. Es gehört ben ar
. men; benen leert ung gott güte$ thün, sit denen, die e$ 3d. gröſſerem und
höherem pracht mißbruchend. Chriftus heißt fo, bie ung anghörend, br
laſſen, und die falfchen hirten umfahend fy® erft.
Wir hand ouch gehört, daß fid) der bit verwägen? muͤß das fr
Chriſto täglich nachzetragen; daran wir fehend, daß die bifchof fatí hirten
find, die nit allein den tod nit funder gbeinen abgang ® oder nachted um
gotts willen erinden mögend. &o lieb hand jro vil je feel und (eben in
bifem 39t, bag fg verruͤcht hand, ? ob ft alle völfer wider einandren verhab⸗
tind, damit ſy allein by jrem mütwilligen (eben gefchiemt wurdind. Thund
hie üwre ougen uf, je alle, die in den regimenten fißend! Die falfchen btt
ten band (id) bald zu groffem wüten und rächen gehebt; mas aber demnad)
Ed
1) Querfopf. 3) Laffen. =) verfehen. 9) Lolch. 5) Thorheiten. 6) ziehen ſie
an fid). 7) gefaßt machen. ©) Nachtheil. 9) unbefümmert find.
| Der hirt. 661
folge, zeigend vil. aefchichten zu unferen guten an, barin fo fChäblich krieg
durch bie falfchen hirten angereifet ,* a) bie ſy aber demnach nit hand mögen,
ja nit wöllen wenden; damit ift den fürften und völkeren denn die armüt
und jamer zu bus gefuͤgt,“ unb lachend fy durch bie füſt.“ Daß ouch die
falfch Hirten find, bie fid in aller wys und maß mit haltend, wie die
väter -thjnb, alles anligen der fchafen und angft nit je eigen anligen (af:
fenb fon, funder nun uf das jro fehend, Inrechende: Ich will bae min ha⸗
ben. Was foll mar aber von denen reden, bie mit dem mort nit leerend,
und mit den werfen nüts denn zerbrechend? und habend aber vor anzeigt
us bem wort Chrifti, daß bie, fo wol leerend, unb nit erfüllend mit den
werfen, die allerkleinften im rych gottes, das it, under den dyeiften find.
So nun die (ofen leerer under bie falſchen bieten. billich gezälet: war wel
[end wir mit denen, bie weder (eerenb noch tbünb; unb dennoch den namen
der bieten, bifchofen und väteren tragen wellend, dann fü ie den zytlichen
log der propheten und birten gnnemenb? Nimm Dich nüts an, frommer
mann! Cs find nüts denn röubig wolf. Wir fehend ouch, baf alle, fo
fid) andrer werfen, denn bie. gott gebeiffen bat, nietenb, nüt$ denn falfch
birten unb giychener find. So wir oud) gehört, daß's einig amt des bifchofs
oder birten iſt predgen, unb das predgen bie [after befchelten und meeeen
erfordeet: (o ift offenbar, daß alle, fo nit prebgenb unb den laſtren weerend,
nit bieten nod) bifchof find. Es ift oud) offenbar, bag die bifchof, bie alle
laftee allein um gelts willen firafend, nüts dann röubig wolf find: dann,
trüginb fy fchmerzen von der laſtren wegen, fo möcht inen derfelbig burd)
das gelt nit hingenommen werden, funder arbeitetind fo den fünder mit götte
licher leer abzefüren von den (afteen; fo (9 das nit thund, iſt gewüß, bag
fo nun uf den fedel fehend. Alſo erkennt man (o. an dem früchtfüchen, bae
fb t6ünb, unb ift ein jamer, dad man fy nun hirten nämen fol(, die. doch
nütg anders denn mare wolf find. So dem rechten hirten fin (on mit dur⸗
ächtung verbeiffen it, fo ift heil, bag, die gheiner durächtung warten wel
lenb, nit bieten, funder flüchtig foldner find. Mit was namen foll man
aber demnach die nennen, bie den waren hirten uffátsig find, fo wit aller
macht durächtend , und, mo fo ze kurz find, andren durächteren (on. gebend.
Dero id) etlih mit jren gaben wol wüßte zälen;* es ift aber nod) nit 3t.
Ir bosheit müß dor wol erfüllt werden; demnach wirt (9 ouch an ben tag
kummen: denn nüts i(t fo verborgen , das nit geoftenbart werde Marc. IV. 22.
Es (inb ouch alle bie falſch Hirten, bie den fündenden küngen und völkeren
nit miberítanb, funder laſſend fy mit verärgernuß allee (rommen für und
fie unverfchamt fünden. Und wäre das ein fchimpf, wenn fg nun biefelbis
gen nit überteäfind; jre mütwillen und heimlichen (after ift nun ein ſcham
ge reden b). Epheſ. V.12. Söllte man ouch jre wänd durchgraben und je
heimlichkeit anfchowen, wie gott Ezechielen offnet VIII. 8. (f: fo wurde
man die unbilfidyeften abgöttery (eben. mit fpiten, hüren, feelen verfüren,
und allerhand laſtren, bag mie mit Chriſto wurdind reden: Warum band fy
nun das erdrych in? Noch Haltend wie bie wolf härt® für Birten. Noch
1) angeftiftet. 9) gefommen. 3) Fäufte. *) anzugeben. 5) fteif.
a) Die Legaten Schinner, Ennius, Pucci. b) Das Gefolge bee päpfilichen
Legaten. (Hott. Eidg. Geſch. I, 288.)
663 Dr biet.
band fy an dem nit geüg: fo fchämend fid) ein teil nit, offenlich se tbün,
das fit) bod) der men(d) vor dem tag, ob funkt vor nieman , ſchaͤmen follt.
Eiche euge heißt uns Ehriftus usrüten und hinwerfen; und wir pülon-
gend (9 für und für. &s verbüt oud) Chriſtus, daß die jünger one (tab,
fad und fedet hingangind ze predgen. So folgt, daß‘ die den fab babenb,
bat if, den weltlichen gwalt, mit dem amt des hirtens, nit birten finder
wolf find: dann Chriſtus bat alles regieren nach den fitten der fürſten bifee
weit dem hirten verboten, bo ee Luc. AXII. 26, fpricht: Ir föllend aber nit
alfo regieren, unb Matth. X X. 25. (f: Ir wütend , daß bie fürſten der völke⸗
ven fo beberrfchend se; alfo wirt e$ under Ach nit fon. Habend fo num beu
fab, den jnen Ehriftus verbät, fo find fy falfch Hirten, Habend fo fad unb
(«de ? Ya wartich, (6 Hand e$ alles; und hätte Ehriſtus geredt: Ir ſoͤllend
feben, daß jr alle hab diſer welt ümer eigen machind; (o könntind ſy Dem
feiben gebot nit ſtyßlicher nadfummen. Alſo find fo geiſtlich afon, bis fy
den beften und gröften teil erobret; und laſſend inem ie ble ganzen welt Dies
nen. Ya die fuͤrſten felbs muͤſſend mit (ere 6inbe uf fy aunen.? Eid,
alfo band fy fad und ſeckel dahinden gelaflen; nod) find fy härt file Hirten
unb nit für mare, ryſſende, röubige, audenbe wolf. erkennet: dann fo jew
gut Ehriftum oder fin miter ober den gettstöufer Johannſen oder cina
andren, der die ganzen welt als miſt veracht hat, zu eim deckmantel für:
wendend, fprechende: Es ift gottes, unfer feomen, fant Johannſen. Du
müflend erft nach jrem tob, fo fg bürt felig find, bie beitien, wuüchren,
landeherren fon, fchinden und fehaben, bie, bo fo uf erden warend, alle
Ding verlieffend und den armen hingabend, Das hieß recht am narrenfeil
afürt. Man kennt fy ouch daran, bag Ehriftus fine hirten afendt Gat in
mittes der torannen, glych als ba einer fchaf in mittes dee wolfen fendt, (9
find fo glych als die wolf under den fehafen: denn was ryſſend ſy nit zu
jnen, was roubend (5 nit, was tübenb fy nit, was zeeftörend fu nit? Wirt
das evangelium. Chriſti (mem 59 eim volk angenommen, unb fo febenb, bag
jmen je roub entgan will, fo fid) denn bu, wie fa vo(finb, allenthalb un⸗
friben und zerdreiung fäjind,? und bed) alleweg zebordrikt im mund Ha«
bind: Die predger gebärend unruͤw unb ufruren; unb ift aber das atm bet?
ven gott dennoch fo vil begnabet, bag jm joch bas heil der feel nit abge⸗
ſchlagen wirt, ob es glyoch bet Inbs halb jämerlich verberat ik. Das mb»
aenb fg nit erlyden: denn f erlernend dem nächften ze helfen, unb nit Deus
serfchamten gutzlen? der pápftieren zu mütmillen aebenz; das heißt inen
unruͤwen, wenn man inem nümmen aibt, baf f bie ganzen welt mögend
uͤnruͤwig machen, Kurz bennen, ^. es iſt jinen lang anüg je bref. mit
alimpf bargethon; fo habend ab manen fich nit wellen befeeren: man mi
anheben mit der bloflen ungefärbten warheit fo. tryben, und demnach aott
— walten. Und iſt die ſumm, daran du die falſchen hirten erkennen
mag
Y. Alle, fo nit leerend, find nüts denn wolf, ob fo ſchon bieten , bi⸗
ſchof oder küng genennt werdind. Sich hieby, wie vil ſind der leerenden
biſchoſen?
5 auf ihre Gnade mosten, biare, 2) Groll, Qeinbfd)oft Ren. 9 ſchamloſen Bet⸗
tán, Werben, 9) weg.
eh 663
II. Welche denn (don leerend, und mit das wort gotité, funder fet
trdum leerend, find aber wolf.
II. Welche das wort gottes leerend, doch nit zii bre eee gottes, ſun⸗
Der uf fid) unb jc houpt, ben papft, zuͤ (drm jes erdichten hohen ftanbé
ziehend, find fchädlich wolf kummend in den fteiberen der fchafen.
IV. Welche (don leerend, und Ieerend oud) mit dem wort gottes,
und aber die gröften prydrarer, * bie höupter, nit anrürend, funder je
tyeanny wachfen laſſend , And fhmeichlend wolf oder verräter des volte.
. . V. Welche nit mit den werfen übenb, das fo mit bem mort leerend,
And nüts under dem chriftenen tolf, brechend vil mec mit ben werfen, denn h
mit wert buminb.
VI. Weiche der armen nit achtend, fy verdrucken laſſend und beſchwe
ren, And falſch hirten.
VII. Welche namen der hirten tragend, und aber weltlich herrſchend,
(inb bie böſten wärwolfen.
VID. Welche rychtag zemmen legend, fad, ſeckel, foycher und keller
fül(enb, find ware wärwolf. Und endlich, welche anders mit der (eer we⸗
der erkanntnuß, liebe und kindliche furcht gottes under den menſchen für⸗
W^ ze »flangen, bie find falfche birtem. Und nun bald mit jnm von
den ſchafen, oder aber (9 (re(fenbf^ gar.
IX. Daby ouch Inchtlich verftanden wirt, daß alfe bie fatfche hirten
ſind, die an die ereaturen von dem ſchöpfer fuͤrend.
& nun der allmädhtig gott unfer fünd fo ein lange aot mit falfchen
bieten, bic ung wit finem mort nit gefpnst, unb mit ben mwolfen, die uns
bat zutlich gar nad; abgezogen, ja ung gar jr eigen gemacht, geftraft, unb
aber iez wideum das liecht finee (arbeit angezündt hat, daß man fy allent⸗
halb feben und wol erfennen mag: fo foll hierin das glöubig volt nit bin»
derſtellig (ort, ? us der wolfen gefängnuß fid usfüren ae laflen: dann bie nit
der Inblich (dab anzefehen iſt funder die fälfchung und mange des worte
gottes:. denn eintwebders fo hand (5, bie falfchen Girten, e$ verfchwigen ober
aber gefál(bt. Daruf fu noch ieg mit alfent eenft, mit gwalt unb. betrug
dringend, bag. man eintioebers das ebangelium nit predge, oder aber mit der
beteügtiden falſchen vermiſchung und gwalt menſchlicher leeren predge.
Dann, laſſend wie ung widrum hinder das liecht fuͤren, fo kummt es allein
dahar, daß unſre laſter fo gros find, daß wir das göttlich wort nit erlyden
mbgende bet glaſt? der warheit beſchwert uns. So iſt denn unfer ver⸗
dammnuß, daß wie je joch zwifalt tragind, billich: denn das liecht if im
bie welt kummen, und habend bie menſchen bie ſinſternuß lieber gehebt weder
bat liecht Joh. III. 19. Darum allen fürften, regenten unb völkeren ſoͤli⸗
her widerfall* ze verhuͤten it: dann ſchlechtlich fo it dee erlöſer hie, num
bof wir jm nachgangind. Wellend wir rechte kinder gottes fun, fo muͤſſend
wir finem wort allein loſen, unb ſehen, daß wir bie nit höorind, bie ung von
dent abfüren wellenb, ja diefelben von uns tbügind, nit monung by jnen
babind. Sblichs erforbret ein deber vater an fine find; il mee bee himme⸗
liſch vater am fine fün, bit er mit finem fun jm ſelbs zü eim. usermälten
Welt und and Bat gemacht. Darum wellend wir weg anseigen, wie man
t) Aergernißgeber. 9) Aöerig fn, fid) weigern, widerfeten. 9) Oan. 5) Rüdfekk
664 | Der hirt.
der falſchen hirten abkommen mög; und zum erſten jren Ion anzeigen ob
fo villycht us anſehen des lons ab(tünbinb, und um ſölichen lon nümmen
dienen wölltind.
SGaott redt Deut. XIII. 1—5: Ob ein prophet in mitte under dir uferſton
wurde, oder einer, der ſich usgäbe, wie jm im ſchlaf ein gſicht oder troum
fürtummen foe, unb vorfeit ein wunder oder zeichen, nnb befchäbe oud,
das er geredt hätte, und foräche aber zu dir: Laß uns andren götten nad
gon, bie aber du nit Eennft, unb (a uns jnem dienen: fo follt bu des pte
pheten oder tröumers mort nit hören! dann üwer herr gott. verfücht üd,
damit offenbar werde, ob je in us ganzem herzen und feel Lieb habind. Dam
je ſollend üwrem herren gott nachgon, und jn fürchten ,_ fine gebot halten,
und fin fimm hören. Sym föllend je dienen unb im anfangen. Aber dike
prophet oder troumdichter foll getóbt werden: denn er hat geredt, daß er iid
pon üwrem berren gott abisanbte sc. Cid), o frommer diener gottes, vit
gott bie glöubigen fo ſtark verfücht, baf er falſch propheten laßt voríagm,
das oud) fummt, daran nit allein bie blöden funder oud) die userwältn
Matth. X XIV. 24, in verirrung gefürt werden möchtind; will aber dabp
leeren, bag finen moet mee gloubeng denn den wunderwerken ahalten se
den foll, und uns bewären, ob wir jn recht im herzen unb ber. fed li
babind. Daß aber ſoͤlichs verfüchen nit zuͤ groͤſem ufwachs Lömme (t
beißt er den propheten töden. Cid), bas it der (on, den man den falis
birten geben foll, fo fu uns zu (rbmben götten fürend, ge tob ſchlahen.
Ob fo aber fpreden wurdind: wir leerend nit abgöttern; fo trifft oud) bat
gſatz uns im nürmen tekament nit an. Antwurt für das erſt: Alle, [o an
derswohin hand gleert züflucht haben weder zü dem einigen warm goltı
als. die, fo zu den ereaturen gewendt, babenb zu frömden gótten gefürt:
bann it das eins icben gott i(t, zuͤ dem et finen teoft und zufuct bat.
Darzü hand bie päpftler vil närrifcher uf jren abgort,- den papft, gefuͤrt,
denn ghein anbeter der abgätten: denn diefelben habend die götzen Cyotti,
Cyunoni$, Martis nun als bilder der waren (als fo vermeintend) goͤtten
geeret, und gheinen lebenden menfchen nic für ein gott gehalten. Ich la
bie fton, ba die fchmeichler etlichen als götten ufgeopfert; ift doch bafklb
in verhellung® der wyſen und feommen nie. kommen. Uber bic päpftlet
babend jren abgott, den pap(t, ein irdifchen gott genennet, unb jn mit bi
mee anbetens geeret denn den waren unferen herren und gott; ja bic ate
muͤt unfers gotts unb erlöſers, Jeſu Gbrifti, für ein ſpott gehalten unb nod
hütbytag, fam Cbrétus nit beffere gewüßt; aber. je gott wüſſe, was bari
ghöre, der papſt habe cin anders weſen mit der zut angefehen; darum meal
man nümmen in der armuͤt Gbrifti (eben; Petrus fog ouch ein tor geist
fen. Merk bie! Hat der papſt fülich prachtlicy leben nad) dem mort gottes
angefehen? Nein,, So hat er one ziunfel nüt angefehen weder fin vernuaft
fine teöum, unb fat, von gott abgefürt; darum in das gíat zu bem t9
perurteilt: dann gott mill fdliche tröumer nit dulden. . Hierem. AIV-
13—15. redt der propbet: Ab, ab! here, die propheten fprechend zu nen:
Ir werdend das fchwert nit fehen, und wirt der hunger nit under üch fon
funder wirt üch warer (tib ggeben an bifem ort. Alſo wellend och zit unſerer
LLL
*) allgemeinen Beyfall.
Der hirt. 665
fäntlichen zyt bie falfchen bitten feiden verheiſſen, bem fo nic nachgangen;
unb fo fü des gottsworts bericht wärind , wüßtind (y mot, daß bife fündliche
welt eintweders (id) ändren und begren mü oder aber hunger, krieg, peſti⸗
lenz oder gfängnuß erlyden. Aber ſy ſchryend nad) friden, ba ct nit ze
hoffen it. Möcht jnen nun je rent und yngan biyben: um den friden it
jnen. Do bat der here zu mir gefprochen: Die propheten redend falí in
minem namen, ich hab fü nit aefendt, bab inen nüts empfolen, ? hab ouch
nüt mit inen geredt. Sy fagend üd) verlogen afid)ten oder erfchunungen
unb betrogliche warfagungen und die verfuͤrnuſſen jres herzens. Darum
zedt gott bife ding uf bie propheten, bie in minem. namen cebenb, bie (d)
aber nit aefendt bab, bie bo fprechend: Weber ſchwert noch hunger wirt in
bifem land fon: Die propbeten werdend mit dem (dert und hunger ver⸗
zeert se. Sich, hie dröwt aber gott den falfchen propheten das fdywert. Daß
aber abein andre móginb verftanden werden denn die, fo menichenleexen leerend,
als die päpſtler tbünb, fo ſtrycht er fo noch Härer am XXII 1. (f. us:
Fee denen birten , die das kütt miner meib zerfirömend und zerryſſend (fido,
ob er hie nit von ben ryſſenden mwolfen redt, bie in vilfaltig irrung menſch⸗
licher (eee zeefteßumend), und das bunfen jres herzens redend. Syd) fanbt fü
nit, unb f Iuffend: ich redt nüts mit jnen, und fo wysſagtend. Wie lang
wirt das in den herzen der propbeten, bie lüg und nerfürungen jrs herzens
leecenb, fun? die do verichaften mwellend, bag min volk mines namens ver⸗
ac um jrer tróum willen, die fy jren nächften fagend. Welcher prophet ein
teoum bab, der rede den teoum! und welcher min wort bat, bee rede min
wort! Was hand bie fprümer mit dem weizen ze thün? foie hätt man nun
wol gehört, von welchen propheten gott redt, namlich von ben. tröum⸗ und
märefageren. Was verheißt er aber inen für einen lon? Ir weg wirt als
ein hele oder fip? in der finfteenuß, fg werdend aeftoflen, unb in im
fallen sc. Syd) wird (9 mit wermuͤt foyfen unb mit gallen tränken sc. Sich
den (ipf, den fall in jrer finfteenuf der unmü(fenbeit, unb bie geoffen
ſchweren bitteefeit, die jnen täglich wachst, unb nüt beg minder jr fall
Eummt a( der gefpaltnen mut Iſaj. X X X. 13, 14. Derglychen findend wir vil
Eundfchaft in der gfchrift, daran man bie falfchen propheten erkennt. Vor⸗
us Esch. XX XIV. ba fo zum allereigenlicheften gemalet find, aber ze lang
bie barsefagen; unb ift doch allweg je end, daß man fy abthün ſölle.
Aber des abthüng halb, ob man (t frefenlich erfchlahen ſoͤlle, ift gwüß,
taf aheinem menfchen one recht oder gottsgheig zimmt ieman 3’t0b ſchlahen.
Darum die mwütenden bönen* chriften unrecht daran find, ba fy meinend,
man fölle glych nach bem mort Deut. XIII. 5. in fy ſchlahen; funder folf
man dasfelb gott beimgeben, ce mwirts wol angfchiren, 5 wenn ers alfo has
ben will. Und bis bu darzwüſchend frölich, unb gedent, mat geifts du fnaift,
and halt bid des gnädigeren urteils gottes! der alfo fpricht Matth. VII. 19:
Ein ieder boum, ber nit güte frucht bringt, der wirt usgerütet unb in das -
für geworfen. Iſt der biet. falſch, fo Hör jn nit! unb fo fin falfchheit bie
qan; kilchhöre erlernet, 5 fo tbünb jn einhelliglicy hinweg! mögend ir das
nit, fo 6órenb jn allefammen nit, Indend ee ben tod, ee je den birten oder
1) Einfommen. 2) befohlen. ?)eine glatte oder fhlüpfeige Stelle. *) jäßzernigen.
5) anordnen. 5) fennen feent.
666 Dee hirt.
wolf hörind, der (id) von gott sieben will. DIE if alles Mar gnüg in bm
vordrigen Zundfchaften der gſchrift. Ouch fo heißt uns Chriſtus Matth.
V. 29: ob uns glych unfer rechtes oug berärgee, daß wir das usgrabind
und binwerfind. Alſo wellend wir das oug usgraben und hinwerfen, bas if,
ben fatfchweidenden birten unb den unnüben fulboum usgraben, und jn beu
herren lafien ins für werfen, fo es im gefallt. So et ab bem antt des (ee
zens kommen ift, mwellend wir jn under das gmein unkrut rechnen, das wir
fton (a(fen föllend bis zu der ern sc. Alſo redt gott oud) €3edy. KXXIV.10:
Ich wird min fütt von jrem gwalt oder hand erfordren, und wird fg
ſchaffen ufbóren, baf fü mir mine fchaf nit wyter weidind, ouch fid) felbs
nit wyter weidind. Darum das, fo Deut. XIII. 5. flat, die verwalten föls
Iend, die das (divert teagend: die werdend mol fehen, menm fo ze tóben find.
Und ob diefelben, jrer farb und mafen, ſoͤlichs nit thünb, müffend wir uns
als in einer babylonifchen gefängnuß Inden, bis uns gott mit finer. eignen
hand erlöst: denn, das wir darzwüſchend erlydend, ift nit ein nachteil fun-
der ein utbuten* unferer zier unb fron. Gott mag bif vorgeben: benn jm
mag nieman in bit —5 loufen nod) entrünnen Palm CXX XVIII. 7.
Duch finbenb mir nit, daß weder Ehriftus noch die apoftel ie fo rud) ange⸗
griffen, bag bluͤt harnach gegangen foe; aber dennenftoffen zimmt einer ichen
fitd)6óre, unb gar tóben, fo fy nit darvon laflen wurdind, dem gwalt tef
ſchwerts. Vermasg bu bine händ hierin nit! denn gott der felt nit, «t
wirt, fo fer die wolf nit mit friden us dem land verjagt merbenb, bag fy
nümmen widerfummind, mol einen Heliam erkicken, der uf ein mal 450
baalspfaffen und 400 bergkilchenpfaffen tóben wirt. Er felt nit; lag bic
num nit duren.? Chriftus bat das eebrüchig wyb nit dem tob wellen zü-
ſprechen Job. VIII. 3. (f, das doch nad) dem gſatz den tod verſchuldet bat;
wie bat er aber den jüdifchen pfaffen und ganzem volk fo jämerlich gethon
in der Überwindung Ziti? Alſo föllend ouch wie der bulbmüt? gottet nady-
folgen. Mögend wir, fo föllend mir die wolf nienen laſſen an der &att ber
bieten fon; mögend wir nit, fo müflend mit warten der erlöfung: denn das
enädig bufpit Ehrifti vermag by mir mee weder die rud) (traf. Moyſis.
ffBie wol Ehrifius oud) fummen wirt, fo e$ im gefallt; wirt eintweders bie
regenten oder das volk zuͤ rach bewaffnen.
Beſchluß zuͤ den getrüwen hirten.
Darum, o jr allerliebſten bruͤder und mitarbeiter in dem wyngarten
Chrifti! laſſend ũch ghein angſt noch wellen diſer ungeſtuͤmen welt erſchrecken,
daß dd) Chriſtus nit kleinglöubig ſchelt: denn ec ſchlaft nit, funder bewärt
fid), mie mannlich je fon wellind; unb fo e$ jm gefallen, wirt ee den win⸗
den gebieten, daß fy ftilfmb, unb üch uf bem wafler halten, bag jr nit ver-
(infe werdend. Er laßt üc nit nerfücht werden mee, denn jr geiragen mö⸗
gend; funder zeigt dd) allmeg den usgang, eintweders us dem trübful oder
aber ud der welt, und macht dd) über braden, löwen und bafilifcen gwal⸗
tig, alſo bad ir über f manb(en und treten mögend. Se babend im teüm
und liebe zugfelt in der antwurt Petri, do er in fragt: ob ec jn lieb hätte?
und Petrus forad): Seer, bu weit, daß id) bid) lieb hab. Oder aber je
wärind mit gwalt unb andren weg denn burd) Ehriftum in den ftall dee
4) Ausfhmüdung. 2) die Zeit die nicht zu lange bünfen. 7) Langmuth.
Dee bit. 661
fchafen gnaanaen. So (affenb nun (eben: weicher will der erſt (on, ber ug
— liebe fines herren Inden gdör? Was nutzes mögend jc im bringen, fo je ins
num in der fchöne * arbeitend und das fchiff fürend; und, fo das ungemitter
kummt, fliebenb? Die fürften diſer welt babenb, die für fg ſtrytend unb
den tod Iydend um ein Hein gelt; und foll unſer himmelifcher vater und
here nieman haben, bee um finetwillen (tote und ben tob erlyde; der bod)
nit binfälfigen Ion funder ewige fröud gibt, unb uns zevor mit (inem eig⸗
nen fun entídyütt? und erlöst Hat? Alldiewyl je Ehriftum nun verjdbenb,
diewyl e$ nad) wunſch gat, unb, (o e$ (id) umkeert, flübenb, wirt üch (ümwers
byſpils halb) nieman glouben: denn ein ieder wirt gedenken, fo je by bent
wort, das jr prebgenb, den tod nit gdörind erwarten , je acbinb jm ſelbs nit
glouben. Darum, fo jr fehend, bag fich bie getös und gmürmel bee duräch-
. tungen erbebenb, fo fye fer von üd, daß jr bee. (luct nachfinnind; ſunder
gedenkend, daß üd) gott als arme zu waffen ufgeblafen? hab, unb ſtande
ufzeſehen, wie mannlich ein ieder ſich halte. Pfuch der ſchand dem, der hie
hinder fid) ränken wöllte, und nit für bie fhäflin fürhin an ben ſpitz dringen,
ſo fin Bere ftat unb zuͤſicht. Hierum fo ligend gott mit ernftlichem gebet ob,
bag er das weiblich * werk, das er mit üd) angefangen bat, befefte, daß jr
das zuͤ end bringind, bag fin nam unb mort widerum in erfanntnuß der:
armen verfürten fchäflinen gebracht werd, und nad) (inem willen gelcbt
denn der wirt allein beit, der bo verharret bis ins end.
Beſchluß zuͤ den falſchen.
Dargegen ouch, o je falſchen Hirten! iſt ein fünkli nod) in d, t das
doch meint, e$ (9g ein gott, ift ein tvopf menfchlicher feündliche 5 in üwren
herzen: fo fchonenb um gottes unb menfchlicher gefellichaft willen des armen
volle, das jt fe lange zyt hunger des worts gottes hand laflen Inden, -und
aber baby mit ungefchwungnen® burdinen überfaden, vorus je hoben bifchof!
und laflend ed us aefángnuf, und verwirrend nit die ganze welt um üwers
auts und prachts willen! Gloubend jr, daß ein gott foe, ouch bag er ein
gemein urteil und gericht halten werde über alle menfchen: mie könnend jr
bann immer ruͤwig fon, fo ümer ganzer ftanb nüt anders denn ein unbilliche
befchwerd ift der chriftenmenfchen ? und jr männend ” immerdar für one alle
tüm oder mildrung. Darum wol (don? it, daß je weder gott noch fin ſtren⸗
ges urteil fürchtend: denn wo furcht it, ba iſt ouch beßrung. So nun
üwer gheiner in den unbillichen befchwerden üsid nachlaßt, ift richtig , daß
jt gottes wenig achtend. In welches namen find ir aber funft ba? Aber
je tröftend üch in den vórinen (tab us Capote, das ift, in bie fürften und
gwalt difee weit. Der (tab. wirt did) in der hand brechen, und bie foufien?
übel verlegen. Denn was ift des füngs Eraft anders weder fin volt? wenn
nun das voll dem küng üch nit Hilft befchiemen, als (id) wol ze verfeben, t?
fo e$ allenthalb fo hufechtig dem mort. gottes anhangt: wo ift denn ümer
heil? wo ift des küngs fraft? Alfo werdend je erleben, laſſend je nit nach,
13) bey fhönem Wetter. 9) errettet. ) zum Kampf angetrieben. *) vorteeffliche.
5) Menfchenfreundlichkeit. 6) unerfhwinglichen , unerträglichen. 7) tveibet (Laften
zu ziehen). ®) offenbar. 9) Splitter. 39) zu erwarten.
668 EE Der Hirt.
taf dd) jamee mit inen ze bus kummen wirt. Und ob je aluch darmei
ſchend üwer eigen brief und figel, glouben und trüm brechen, unb die from
men verfünder des evangelii faben, vyngen und tóben: werdend je bot) nus
den zorn gottes darmit über lich brüfen. Das evangelium machst darab ài
lang, bis daß gott fin erlöfung fchidden wirt, wie das israclifch vell in
Egypto: do man fy anfub töden, namend fo erft treffenlich zu rob. 1,
bie (9 Moyſes binfürt. Es hilft ouch nit uf concilia ufziehen. Wurk
ghein concilium niemer mee gebaltenz dennoch füllend je recht thün, un
wider gott fin volk nit befchweren. Helias bat under dem unbillichen wir
cid Achab 850 baals⸗ unb bergpfaften getödt, ein einiger prophet untc
eim fo groffen gottsfygend 1. Reg. XVII. Darnady bat Jehu alle bad
pfaffen mit cim fchönen lift getóbt 2. Reg. X. Joſias, ber fromm küng, te
nad) alle bergufaffen 2. Reg. XXIII. Hierum find gewarnet! Gott bat id
lang gnüg torgaeben, * er wirt zum legten mit der rüten fummen: denn ümr
abgang wirt als wenig mider ufgericht, ale Qucifer ze himmel kumm
Darum feßend ümer hoffnung anderswohin, namlich in gott, ben rümie
macher aller herzen! Der weile üch in fin erfannmuß ziehen, ba je ib |
under die gwaltigen band und früs Cbri(ti bemütiginb, unb mit allen glie
bigen felig werdind! Amen.
1) zugegeben, geſchont.
| HULDREICH ZWINGLTS .
; SÁMMTLIONAE WERKE
* ERSTE VOLLSTAENDIGE ORIGINAL - AUSGABE
» - DURCH
* J. M. SCHULER UND Dn. J. SCHULTHESS. ,
* |
Mi 8 Bände in gr. med. go. 1828 — 31. Subscriptions - Preis R. 19 od. fl. 34 rh.
UR
Mt [Jie erste: Lieferung der sämmtlichen Werke Huldreich Zwingli's ist
%E in der deutsch lateinischen Ausgabe erschienen und enthalt den
T3 ersten Band der ursprünglich deutschen Schriften. —
td Die erste Lieferung der ganz lateinischen Ausgabe wird bald
nachfolgen.
— . Die Einrichtung des ganzen Werkes ist laut unserer früher erlas-
senen Ánzeige folgende :
Die erste Abtheilung begreift alle die ursprünglich deutschen
Schriften; 4. die homiletischen, didaktischen und apolo-
getischen, a) betreffend den Ueberschritt aus dem Papstthum zur
evangelischen Wahrheit und Freyheit; 5) betreffend die Tauferey
und die streitige Abendmahls- Lehre. B. Die übrigen deutschen
. Schriften vermischten Inhaltes, @) die poetischen, 5) die pädagogischen,
c) die politischen. — Die Stücke jedes Faches werden chronologisch
zusammen geordnet.
Als Anhang: 4) Idiotikon der Wortbildung und der Syntax, so viel
dessen, zum Verständnisse der Z wingli'schen Schriften erforderlich, mehr
eine systematische Uebersicht deutlich machen kann, als vereinzelte An-
merkungen an jeder Stelle, wo etwas dergleichen aufstöst; auch Re-
chenschaft zugleich von den Regeln, nach denen man bey der Correktur
verfahren ist. 2) Alphabetische Sammlung der Worterklärungen durch
die bezeichnendsten hochdeutschen modernen Ausdrücke, was besonders
reich an etymologischen Hinweisungen ausfallen wird.
Dieselbe Abtheilung wird aber auch in der gelehrten Sprache parallel
herausgegeben , so wie längst von Zeitgenossen und Freunden des Re-
formators, voa Leo Jud, Megander und Gwalter, die gedachten
Schriften übersetzt. worden. Was diese übrig liessen, und die kleinern
oder grössern Lücken, die bey genauer Vergleichung sich zeigen, wer-
den die Herausgeber auch als Uebersetzer, ergänzen.
Zur zweyten Abtheilung gehören die ursprünglich lateini-
schen Schriften. 4. Die gleichartigen Schriften in derselben Ord-
nung, wie die deutschen, ihrem Gegenstand und Zwecke nach. B. Die
exegetischen über das Alte und das Neue Testament. C. Die Briefe.
-
Als Anhang: die lateinischen Gesammt - Register, 4) der Sachen
und Personen, 2) der übersezten und- erklärten. Schriftstellen, 3) Wer
Anfübrungen aus den Kirchenvätern und Klassikern. 4) Inhaltsver-
zeichniss des ganzen Werkes. .
Die Werke H. Zwingli’s werden in 8 Bänden erscheinen, jeder
circa 40 Bogen stark in gr. med. 8°, Format, Druck und Papier gleich
der Orellischen Ausgabe des Cicero. Alle Jahre erscheint eine Liefe-
rung; — die so eben erschienene erste von 4 Band 1828, die zweyte
von 3 Bänden 1829, die dritte von 2 Bänden 1830 und die vierte von
2 Bänden 1831. — |
Der erste Band der ursprünglich lateinischen Schriften wird nit
dem Bildniss Zwingli's nach dem einzigen übrigen Original in Kupfer
gestochen geziert; und’ demselben auch das Namensverzeichniss derje-
nigen vorgedruckt, welche durch ihre Subscription das Werk beför-
dern wollten. — |
- Der Subscriptions - Preis ist für das Ganze 49 Rthr. sächsisch , welcher
zu 4 Theilen nach Empfang einer jeden Lieferung bezahlt wird.
Friedrich Schulthess,
Buchhändler in Zürich.
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